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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Zur Lage und Regionalgeschichte
Zur Geologie der Kalklager
Zur Bergbaugeschichte
Kalkwerk Wildenau und Neujahr Fdgr. 
Der Hempel'sche Brennofen in Wildenau
Zum Marmorbergbau am Fürstenberg bei Waschleithe 
Kalkwerk Raschau
Die Facius'schen Brennöfen in Raschau
Einige Angaben zur Familie Facius
Die weitere Geschichte des Facius'schen Kalkwerkes
Kalkwerke am Förstelgut und am Tännigthammer
Fester Schlägel Fdgr. am Pökelwald
Bergbauzeugnisse Übertage
Untertage im Besucherbergwerk Herkules & Frisch Glück 
Weiterführende Quellen

Ein Nachtrag zur Grube Neue Silberhoffnung in Pöhla
Noch ein Nachtrag zur Flößzeche Treue Freundschaft bei Obermittweida

Zum Kalksteinabbau am Fuß des Scheibenberges

   

Zum Kalkstein- und Marmorbergbau im Westerzgebirge

Erstellt Januar 2017, letzte Ergänzungen im Juli 2022 zu Schwarzbach und Waschleithe  und
im Juli 2023 zu Fester Schlägel
und Wildenau .

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei unseren Recherchen

  • bei dem heutigen Eigentümer der Hempel'schen Villa, Herrn Dipl.-Ing. Schlesiger, für die Einladung zu einer Besichtigung des ehemaligen Kalkofens in Wildenau sowie
  • bei Herrn G. Rauch von den Raschau'er Ortschronisten für die Bereitstellung historischen Bildmaterials,
  • Bei Herrn J. Stark für Hinweise und Ergänzungen zu den Gruben am Pökelwald und zum Neujahr Stolln bei Wildenau sowie
  • beim Betreiber, der Stadt Grünhain- Beierfeld, und den Bergbaufreunden vom Besucherbergwerk Herkules & Frisch Glück zu Waschleithe für eine ausgedehnte Fototour.

Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom April 2017 vom Qucosa- Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF- Format herunterladen.

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-80271 (Erstausgabe)
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-354264 (ergänzte Nauausgabe 2019)

  

 
  
 

Zur Lage und regionalen Geschichte
 
Die erzgebirgischen Kalkstein- und Marmorlagerstätten konzentrieren sich in einem besonderem Maße in der Umgebung der „Schwarzenberger Kuppel“ im Westerzgebirge. Dieser westliche Teil des Erzgebirges wurde weniger stark herausgehoben, so daß hier große Bereiche des „Dachs“ über dem Erzgebirgsgneis noch nicht der Erosion anheimgefallen sind.

Der Metamorphose während der varistischen Gebirgsbildung sowie nachfolgenden, kontaktmetamorphen Umwandlungen geschuldet, liegen die – besonders in die Raschauer Folge eingeschalteten – Karbonate heute als Marmore und überwiegend als Dolomite*) vor. Sofern sie nicht bereits syngenetisch als Dolomit abgelagert wurden, muß die sekundäre Beeinflussung im Kontakthof der westerzgebirgischen Granite als dafür ursächlich angesehen werden. Teils sind diese Kalklager unmittelbar mit Eisen- und Buntmetall- Erzlagern verknüpft (Bildung von Skarnen), was die pneumatolytische bzw. hydrothermale Beeinflussung unterstreicht (allochem ablaufende Metasomatose).

*) Zum Dolomit siehe auch unseren  Beitrag zum südöstlichen Triebischtal. Zum Abbau des Plattendolomits bei  Geithain gibt es bei uns einen weiteren Beitrag.

In dieser Region haben das Schwarzwasser und seine Nebenflüsse ihre Täler in Quarzphyllit, Glimmerschiefer und Gneis eingetieft, im Zentrum der kuppelförmigen Struktur den grobflaserigen Augengneis freigelegt und eine sehr abwechslungsreiche Landschaft geschaffen.

Die markanteste Höhe im Osten ist der Scheibenberg mit seinen berühmten Basalt- Orgelpfeifen und im Süden liegen der Große und Kleine Hemmberg mit dem weithin sichtbaren Oberbecken des Pumpspeicherwerkes. Beide erreichen über 800 m Höhe. Über den Scheibenberg und den Richterberg bei Schwarzbach verläuft auch die Wasserscheide zwischen dem Schwarzwasser und der Zwickauer Mulde im Westen und der Zschopau im Osten.

Der Oswaldbach bei Haide hat sich bis auf etwa 480 m, der Schwarzbach bei St. Katharina auf 470 m, die Große Mittweida bei Grünstädtel auf 440 m eingeschnitten und das Schwarzwasser liegt in Schwarzenberg auf nur noch 415 m Seehöhe.

  


 Eine anschauliche Übersicht zur Topographie der Region östlich von Schwarzenberg vermitteln uns die hochauflösenden Karten vom Geoportal Sachsen.

      

Zur Frühgeschichte der Region um Schwarzenberg liefert uns der 1823 erschienene, 10. Band des „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungs- Lexikons von Sachsen“ folgende Informationen: „Als ein Haupttheil des ungeheuern Miriquiduiwaldes, nachher die Böhmischen Wälder genannt, war der Bezirk in frühen Zeiten nur schwach bevölkert; nur hier und da mag ein Gasthof oder eine Köhlerhütte an den wenigen Straßen gestanden haben, welche durch den Wald nach Böhmen führten. Wälder achtete man aber damals wenig und so mag gar lange über diese Gegend kein Oberherr geboten haben; die wenigen Bewohner mögen Deutsche gewesen sein, welche sich den Verdrückungen der Serben*) entzogen hatten; wenigstens wurde die Gegend zu keinem serbischen Gau gerechnet. Nur einzelne Orte sind serbischen Ursprungs: Schwarzenberg (früher Czurnitz), Albernau, Bockau, Raschau, Sosa, wahrscheinlich auch Aue. … Im 10. Jahrh. aber, unter den Königen Heinrich I. und Otto I. kamen niedersächsische Familien auch hierher und eine derselben, nach Böckler, die der Grafen von Osterroda am Harz, baute bei Czurnitz ein festes Schloß und bildete eine Herrschaft, die östlich bis zur Pöhl; südlich ein Stück ins heutige Böhmen hinein (nämlich bis zum Hochgebirgskamm bei Abertham), westlich bis zur (Zwickauer) Mulde reichte; Burg und Herrschaft wurde nun häufig deutsch, folglich Schwarzenberg (denn czorny heißt schwarz) genannt. ... Das hiesige kathol. Decanat trans Muldam soll bereits im Jahr 968 errichtet worden sein.“

*) Gemeint sind hier natürlich nicht die heutigen „Serben“, sondern die „Sorben“ als Oberbegriff für die elbslawischen Stämme, in diesem Raum der Stamm der Chutizer. Die mittelalterliche Gaugrafschaft Chutizi mit Siedlungszentren bei Schkeuditz und Zwickau gelangte 974 durch Schenkung König Ottos, des II. an das Bistum Merseburg.

   

Die Region um Schwarzenberg wurde vermutlich schon vor 1200 durch fränkische Bauern besiedelt. Die Stadt Schwarzenberg wurde erstmals 1282 als „civitas Swartzenberg“ urkundlich erwähnt. Man geht aber davon aus, daß bereits deutlich früher eine Siedlung auf dem benannten Gebiet bestanden hat. Die Stadt selbst ist aus einer Befestigungsanlage entstanden, die vermutlich durch Herzog Heinrich II. von Österreich (*1107, †1177) als ersten urkundlich nachgewiesenen Besitzer der späteren Herrschaft Schwarzenberg, zum Schutz des wichtigen Handelsweges zwischen dem Pleißenland und Böhmen in dem bis dahin noch kaum besiedelten Gebiet angelegt wurde. Die Herrschaft Schwarzenberg stand deshalb unter Lehnshoheit der böhmischen Krone.

Bereits 1170 soll die Herrschaft Schwarzenberg in den Besitz von Kaiser Friedrich, des I., genannt Barbarossa, übergegangen sein, der es wiederum seinem Sohn Kaiser Heinrich, dem VI. vererbte. Die Herrschaft wurde damit zeitweise zu einem Bestandteil des Pleißenlandes.

Danach wechselten die Besitzer mehrfach: Im Laufe der Zeit waren die Vögte von Gera und Plauen, 1334 die Familie von Lobdeburg auf Elsterberg und schließlich die Burggrafen von Leisnig mit der Herrschaft als meißnische Lehnsträger von Stadt und Herrschaft Schwarzenberg nachgewiesen. Von diesen erwarb 1488 Wilhelm von Tettau die Herrschaft. Anfangs des 15. Jahrhunderts fielen die Hussiten auch in dieser Region ein und zerstörten 1429 die Burg Schwarzenberg. Schon bald aber kam es wieder zu einem Aufschwung. Auch der Bergbau florierte erneut.

Am 30. Mai 1533 erkaufte Kurfürst Johann Friedrich, I. genannt der Großmütige, die Hälfte der Herrschaft Schwarzenberg von Georg von Tettau für 10.700 Gulden. Am 17. September verkauften auch die Brüder Albrecht und Christoph von Tettau für die Summe von 10.000 Rheinischen Gulden die andere Hälfte der Herrschaft an den Kurfürsten.

Nach der Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg teilten sich der jetzige Kurfürst Moritz von Sachsen (aus der albertinischen Linie) und Ferdinand, I. (der jüngere Bruder des Kaisers Karl, V., seit 1521 im Besitz der österreichischen Erblande, damit auch König in Böhmen, und nach dem Rücktritt seines Bruders 1556 selbst Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) die Herrschaft Schwarzenberg als Kriegsbeute. Das Gebiet um Platten und Gottesgab hatte – damals noch als Herzog von Sachsen – Moritz schon zuvor im Prager Vertrag vom 15. Oktober 1546 Kaiser Karl, V. zugesagt. Im Gegenzug sollte er für seine militärische Neutralität im Schmalkaldischen Krieg Ländereien der Ernestiner und die Kurwürde erhalten, was mit der Wittenberger Kapitulation vom 19. Mai 1547 auch umgesetzt wurde. So gelangte der südliche Teil der Herrschaft Schwarzenberg wieder an die böhmische Krone, während deren nördlicher Teil von nun an endgültig bei Sachsen verblieb.

Kurfürst August, I. ließ von 1555 bis 1558 die Burg zu einem kurfürstlichen Jagdschloß umbauen und erwarb im Jahr darauf das Dorf Sachsenfeld hinzu. Die amtssässige Bergstadt wurde nun Sitz des gleichnamigen kurfürstlichen Amtes, dessen Verwaltung vom Schwarzenberger Schloß aus erfolgte und entwickelte sich im Verlauf des 16. Jahrhunderts zu einem Verwaltungszentrum. Unter dem Stichwort des Amtes Schwarzenberg kann man im Postlexikon dazu lesen: „Schwarzenberg, und zwar das Kreisamt für das königl. sachs. Obererzgebirge, begreift eigentlich zwei Amtsbezirke: Schwarzenberg und Crottendorf, welche auch noch jetzt in Forst- und Jagdsachen getrennt sind, und durch die Pöhl voneinander geschieden werden… Dieser Bezirk, einer der größten und volkreichsten, der rauheste, waldigste und höchste, auch der städtereichste, aber dorfärmste in Sachsen, der südlichste im Erzgebirge, und überdem eine der interessantesten Gegenden Deutschlands, stößt westlich an die Aemter Voigtsberg und Plauen, nordwestlich an Wiesenburg, nördlich an Wildenfels, Stein, Hartenstein und Grünhayn, nordöstlich an Schlettau, östlich und südlich an Böhmen…“

Aus den Bezirken der Gerichtsämter Eibenstock, Grünhain, Johanngeorgenstadt, Oberwiesenthal, Scheibenberg, Schneeberg und Schwarzenberg wurde schließlich 1874 die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg gebildet. 1878 kam die Schönburgische Herrschaft Stein dazu. Die Amtshauptmannschaft unterstand der Aufsicht der Kreishauptmannschaft Zwickau. Die amtshauptmannschaftliche Organisation bestand mit geringen Änderungen noch bis 1945 (30049, 32957).

  


Schloß Schwarzenberg auf einer zeitgenössischen Darstellung (um 1860). Bildquelle: Deutsche Fotothek, Poenicke, G.A. (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen nach der Natur neu aufgenommen von F. Heise, Architect. IV. Section: Erzgebirgischer Kreis.

Link zur Originaldatei  http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90000004

   

Der umfangreiche Eisen- und Zinnbergbau in der Region zog schon bald auch die Bildung eines Bergamtes nach sich. Im heutigen Stadtteil Erla wurde bereits 1380 ein erstes Hammerwerk erwähnt. Ab 1515 ist mit Georg Brosius auch ein Bergmeister in Schwarzenberg nachweisbar. Verleihungen auf edle Metalle fielen jedoch noch in die Kompetenz der kurfürstlichen (ernestinischen) Bergmeister in Schneeberg bzw. in Buchholz. Nach dem Erwerb der Herrschaft Schwarzenberg 1533 durch Kurfürst Johann Friedrich, I. genannt der Großmütige, erhielt der Bergmeister zu Schwarzenberg 1537 auch das Verleihungsrecht auf Silber und andere Metalle außerhalb der Bannmeile um Schneeberg (32957, 40012, 40052).

Bereits 1529 wurden das Bergrevier Gottesgab und 1532 das Revier Platten aus dem südlichen Teil des Bergreviers Schwarzenberg ausgegliedert. Zwar bestätigte Kaiser Karl, V. dem jetzigen Kurfürsten Moritz im jüngeren Prager Vertrag von 1549 die halbe Bergwerksnutzung, jedoch gestaltete sich die Wahrnahme dieser Rechte sehr strittig, weil die böhmische Seite aus dem Erlaß der Bergordnung für die Zinnbergwerke Hengst, Platten und Gottesgab von 1548 durch Ferdinand I. später eine alleinige Ausübung des Bergregals herzuleiten versuchte (40012, Bestandserläuterungen). Die Bergbauerträge aus den nun böhmischen Revieren wurden noch bis 1556 an die sächsischen Kurfürsten abgeführt, danach teilten sich Sachsen und Böhmen den Zehnten.

1579 wird erstmals auch eine Schwarzenberger Knappschaft erwähnt.

  

Zur Bergbauverwaltung der Region um Schwarzenberg können wir wieder im 10. Band des „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungs- Lexikons von Sachsen“ lesen: „Das Schneeberger Revier wurde gleich anfangs sehr bestimmt abgegrenzt, und auf den Radius einer großen Bannmeile gesetzt, so daß es noch Vielau, Zwönitz, Grünhain, Eibenstock, Kirchberg u. s. w. einschloß.

Aus diesem Cirkel fielen zwar in Folge des grimmaischen Machtspruches 1531 alle schönburgschen Orte hinweg; dagegen erweiterte dasselbe der Ankauf von Schwarzenberg 1553, von Ober-Hartenstein 1559 und von den Planitzer Gütern 1563. Nach einigem Zwist mit den Bergämtern Schwarzenberg und Eibenstock machte Kurfürst August das Schwarzwasser und die Griese bei Lauter, so wie die Straße von Sosa über Bockau nach Schwarzenberg zur Grenze. 1591 vereinigte man mit hiesigem Revier den neustädter und voigtländischen Kreis, bis letzterer 1676 wieder davon getrennt wurde. 1673 wurde der Mönchssteig bei Grünhayn und Raschau zur Grenze gegen die Bergämter Annaberg und Scheibenberg gewählt, wodurch Schneeberg bei Raschau treffliche Gebäude erwarb. 1819 wurden die beiden voigtländischen Bergamtsreviere Voigtsberg und Falkenstein mit dem Schneebergischen vereinigt, wodurch letzteres eines der weitläufigsten in Sachsen ward.“

Schon 1772 wurden die Reviere Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt zum Revier Johanngeorgenstadt mit Schwarzenberg vereinigt. 1856 wurde bei der Neuordnung der westsächsischen Bergreviere das Schwarzenberger Revier neu gegründet. Es umfaßte nun das vereinigte Revier Johanngeorgenstadt- Schwarzenberg- Eibenstock, das Schneeberger Revier mit der Voigtsberger Abteilung sowie vom ehemaligen Bergamt Annaberg die Revierabteilung Scheibenberg- Hohenstein- Oberwiesenthal und hatte noch bis zur Auflösung der Bergämter infolge der Inkraftsetzung des 1. Allgemeinen Berggesetzes im Königreich Sachsen 1869 Bestand (40052).

Und ebenfalls im Postlexikon finden wir auch die „Producte des Mineralreichs“ aufgeführt, „…durch welche der Amtsbezirk ein vorzügliches Interesse erhält“: „Ohne allen Zweifel gehört dieser Amtsbezirk zu denjenigen Gegenden auf unserer Erde, welche die meisten Arten von Mineralien aufzuweisen haben. Ausgezeichnet ist schon die Manchfaltigkeit der Gebirgsarten, indem man außer Granit und Gneus, woraus die meisten Berge bestehen, auch Grünstein (in Nordwest), Grauwacke (am Fichtelberq), Sandstein (bei Aue), Glimmerschiefer, Basalt (bei Scheibenberg), Kalkstein und Marmor, Quarz u. s. w. findet…“  

Für das von uns näher betrachtete Gebiet werden u. a. aufgezählt: „…Braunsteinerz (bei Scheibenberg), gediegener Arsenik und Arsenikblüte, …natürlicher Vitriol (bei Markersbach), …Pinit (bei Schwarzenberg, wo auch Diopsid, Sahlit, Kolophonit und Allochroit zu erwähnen sind), …trefflicher Marmor bei Crottendorf, Bärenloh und Scheibenberg), u. s. w. …Das Eisen dagegen ist das Hauptproduct der Reviere Schwarzenberg , Eibenstock und Scheibenberg und ernährt in den Gruben und Waldungen, auf den Hammerwerken, Köhlereien, in den Stab-, Blech , Zain-, Drath- und Schaufelhämmern, auch durch das Bau- und Fuhrwesen mehrere tausend Familien.“   

Unter den „Fabriken für Mineralproducte“ im Amtsbezirk werden 1823 außerdem „…3 große königliche*) und mehrere kleine Kalköfen“ aufgeführt.  

*) Crottendorf und Oberscheibe waren „fiskalische“ Kalkwerke.

  

1215 wird östlich von Schwarzenberg die Burg Grünhain, spätestens 1233 auch das Zisterzienser-Kloster Grünhain gegründet – Keimzelle des späteren Amtes Grünhain, in dessen Verwaltung auch die gewerblichen Gruben standen.

1240 stattete der damalige Klosterstifter, der Burggraf Meinher von Meißen, das Kloster mit umfangreichen Ländereien aus, darunter einige der im Weiteren genannten Orte. Die Meinheringer stellten von 1199 bis zum Erlöschen der Linie 1425 über acht Generationen die Burggrafen von Meißen und bildeten als königliche Beamte gemeinsam mit dem Bistum gewissermaßen einen „Gegenpol“ zum markgräflichen Machtanspruch. In ihrem Besitz waren umfangreiche Ländereien, u. a. die spätere Grafschaft Hartenstein.

1267 wird Grünhain erstmals als Städtchen urkundlich genannt und bereits seit 1339 sind im Gebiet des Klosters auch Erzgruben aktenkundig. Seit der Leipziger Teilung 1485 gehörte Grünhain zur ernestinischen Linie der Wettiner. Nach der Reformation wurde das Kloster Grünhain 1533 aufgelöst. Im Jahr darauf taucht erstmals die Bezeichnung Klosteramt Grünhain auf. Nach der Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg 1547 wurde das Amt Grünhain albertinisch. 1566 erhält Grünhain die Bergfreiheit, die 1694 vom Kurfürsten nochmals bestätigt wird.

Zum Amtsbezirk Grünhain gehörten auch die Dörfer Wildenau, Raschau, Waschleithe und Langenberg. Das Amt Grünhain bestand noch bis 1856 als eigenständiger Teil des Erzgebirgischen Kreises und ging danach in den Amtshauptmannschaften Schwarzenberg, Annaberg (Pflege Schlettau) und Chemnitz (Gebiete nördlich von Stollberg/Erzgeb.) auf.

  

Das Waldhufendorf Wildenau am Ostufer des Schwarzwassers unterhalb von Schloßberg und Bielberg gelegen, wurde 1240 erstmals als Wildenaw“ urkundlich erwähnt, als es mit neun anderen, umliegenden Dörfern an das Kloster Grünhain ging. Am 1. Januar 1920 wurde Wildenau nach Schwarzenberg eingemeindet, mit dessen Bebauung es längst vollständig verwachsen ist.

Der 1826 erschienene, 13. Band des „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungs- Lexikon von Sachsen“ verrät uns zu diesem Ort: „Wildenau, vulgo auch Willenau, ein mäßig großes, jedoch ¼ Stunde lang ausgedehntes Dorf im königl. sächs. Amte Grünhayn des obern Erzgebirgs, ist dem Amte unmittelbar unterworfen und liegt dicht an der Schwarzenberger Amtsgränze,... Nach Leonhardi soll auch eine Vitriolbrennerei hier sein, die aber unsres Wissens nicht mehr betrieben wird. Im Silberemlergebirge bricht man einen marmorähnlichen Kalkstein, der bei Raschau gebrannt wird…“  Hiermit muß der später Facius’sche Kalkbruch auf dem heute einfach Emmler genannten Höhenrücken zwischen Schwarzbach und Mittweidatal gemeint sein.

  

Raschau ist heute mit Markersbach, Mittweida und Unterscheibe zu einem langgestreckten Ort verwachsen, bildete bereits einige Zeit eine Verwaltungsgemeinschaft und seit 2008 eine Gemeinde mit Markersbach. Oberscheibe gehört dagegen heute zur durch Wolf und Ernst von Schönburg am 4. Mai 1522 begründeten Stadt Scheibenberg.

Markersbach gehört zu den sogenannten „Ur-Pfarren im Erzgebirge. In der Chronik des Klosters Grünhain, niedergeschrieben vom Mönch Conrad Feiner am Ende des 15. Jahrhunderts, heißt es: Anno 1249 thaten die Böhmen große Wallfahrten ins Closter zum Heiligen Niclas (in Grünhain) und waren so freigiebig, daß aus ihren Geschenken die Closter-Kirchze erneuert und ausgemalet werden konnten. Um diese Zeit legte der Abt Henricus von Myla den Grundstein zur Peter & Paul Kirche in Markersbach und nach deren erfolgtem Aufbau wurde sie im Jahre 1250 in seiner und vieler Menschen Gegenwart von Bischof Engelhardt zu Naumburg... eingeweyhet, auch dem Abt und Convent das Patronats-Recht darüber gegeben. Dieses Gründungsdatum ist auch durch bauhistorische Untersuchungen an der Kirche belegbar. Allerdings ist davon auszugehen, daß es vor dem Steinbau schon einen schlichteren Vorgängerbau gegeben hat. Insbesondere wird dies durch die siedlungsgeschichtliche Besonderheit gestützt, daß zum Pfarrland hier eine ganze Hufe aus dem Siedlungsgebiet gehörte, so daß man davon ausgehen kann, daß die Gründung der ursprünglichen Kirche tatsächlich schon zusammen mit der Niederlassung fränkischer Bauern um 1200 erfolgt ist. Zu dieser Zeit war das Umland östlich und südlich überhaupt noch nicht besiedelt.

Beim Einfall der Hussiten 1429 wurde die ursprünglich romanische Kirche ihrer Ausstattung beraubt. Nach deren Vertreibung wurde die Kirche neu und nun der Heiligen Barbara geweiht. Dafür ist wohl der inzwischen entstandene Bergbau ausschlaggebend gewesen (Kirchgemeinde Markersbach, 2000).

Das Waldhufendorf Mittweida wird 1286 in einer fragmentarischen Matrikel des Bistums Naumburg erwähnt. Wahrscheinlich ist es aber zur gleichen Zeit wie die benachbarten, direkt an die Mittweidaer Dorffluren angrenzenden Dörfer Markersbach, Schwarzbach und Raschau auch um 1200 entstanden. Anders als die letztgenannten Dörfer wurde Mittweida 1240 jedoch nicht dem Kloster Grünhain verschenkt und gehörte nie zu dessen Besitz. Es war dagegen ein Bestandteil der Grafschaft Hartenstein und wurde als solches 1406 mit an die Schönburger verpfändet. Seit dem Verkauf des oberwäldischen Teils der Grafschaft an das Kurfürstentum Sachsen 1559 gehörte Mittweida danach zum Amt Crottendorf und später zum Amt Schwarzenberg. Besondere Bedeutung hatte das Dorf durch die hier betriebene Eisenerzeugung und Verarbeitung. Zeitweise wurden in Mittweida sieben Eisenhütten betrieben, darunter das noch bis 1860 aktive Nietzsche'sche Hammerwerk Obermittweida, der Pökelhammer sowie ein Drahtwerk.

Der Ortsteil Obermittweida ist weitgehend der Anlage des Unterbeckens des ab 1970 errichteten und 1979 in Betrieb gegangenen Pumpspeicherkraftwerkes zum Opfer gefallen. Mit einer Leistung von 1.050 Megawatt ist es das zweitgrößte seiner Art in Deutschland. Eine Besonderheit stellt seine Anlage als Kavernenkraftwerk (die Turbinen- und Generatoranlagen sowie die Wasserleitungen zwischen Ober- und Unterbecken liegen untertage) dar.

Im 1821 erschienenen Band 8 des „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungs- Lexikons von Sachsen“ kann man zum Dorf Raschau lesen: „Raschau, auch vulgo die Rasch genannt, ein nicht gar großes, aber überaus bevölkertes und in vielen Beziehungen merkwürdiges Dorf des im erzgebirg. Kreise gelegenen Amtes Grünhayn des Königr. Sachsen, dem es unmittelbar unterworfen, und zu welchem es durch Säcularisirung der Grünhayner Abtei gekommen ist. Es liegt, meist vom Schwarzenberger Amtsgebiet umgeben, 2 Stunden südsüdöstlich von Grünhayn, … an der Mittweide, die sich am untern Ende des Orts mit der Pöhl vereinigt; längs der neuen Chaussee von Schwarzenberg nach Annaberg; in einem angenehmen Thale, welches nördlich vom steilen Raschauer Knochen, südöstlich vom sanftern Ziegenberg (an welchem vor 100 Jahren die Fundgr. Christian im Umtrieb war) begrenzt wird, südwestlich hingegen wegen des Zusammentreffens mit dem Pöhlthale zu einer weiten, anmuthigen und fruchtbaren Aue wird…

Auf dem Raschauer Knochen, der Knack, nordwestlich von der Kirche und etwa 100 Ellen über dem Dorfe, steht dicht bei der Allerheiligen Fundgrube (am Schwarzsteig; 1632 baute man daselbst auf Zinnzwitter) das Vitriolwerk, in welchem nicht allein Eisen- und Kupfervitriol, sondern auch Vitriolöl und Schwefel bereitet wird. …

Unter mehrern Eisengruben auf dem Dorfgebiet zeichnet sich die hinter der Allerheiligenzeche aus; ehehin waren deren mehr im Gange, als jetzt, und überhaupt ist der hiesige Bergbau gegen frühere Jahrhunderte gesunken, weshalb auch nur noch 2 Schichtmeister hier wohnen; der Bergbau gehört größtentheils ins Schneeberger Bergrevier; nur der Antoniusstolln am Silberemmlergebirge gehört zum Annaberger, und der Gesellschaftstolln zum Scheibenberger Specialrevier. …

Wichtiger als die genannten Gruben sind die am Graul gelegenen, welche ebenfalls zu Raschau gerechnet werden müssen, da sie im Umfang des großen Raschauer Communwaldes liegen; gleichwohl sind sie ¾ Stunde (nördlich) vom Dorfe entfernt, jenseits des Schwarzbachs nahe bei Wildenau, Langenberg und Waschleithe. In alten Schriften wird der Graul immer Kraul geschrieben, und er enthielt im J. 1433 eine eigne Schmiedegasse, war also wohl beträchtlicher, als jetzt. Hier ist besonders das uralte und immer noch überaus wichtige, aus mehrern Zechen bestehende Bergwerk „Stamm Aßer am Graul“ zu bemerken, welches eine große Menge von Bergleuten beschäftigt, und mit den Wohnungen derselben dem Ansehen nach ein ganzes Dörfchen bildet. Es gehört dem Besitzer des Beyerfelder Vitriol- und Schwefelwerkes, Herrn Köhler, und liefert diesem größten Werke seiner Art in Sachsen die meisten seiner benöthigten Kiese. Außerdem gewinnt man daraus eine Menge Arsenicalkiese, welche bis 1802 nach Geyer gesendet wurden; damals aber legte Herr Köhler neben dem Stamm Aßer ein besondres Arsenikwerk an, welches sehr rasch empor kam, treffliches Product liefert…  

In der Nähe findet sich häufig schöner Wurststein, und der Braunstein des Johannes (unweit der Katharina doch näher nach Langenberg hin) wird meist nach Böhmen verkauft.“

Was der Autor des Postlexikons, August Schumann, hier als Wurststein bezeichnet, ist uns nicht klar. Eine Erwähnung eines solchen Fossils haben wir aber inzwischen noch in anderem Zusammenhang gefunden: Der Dresdner Arzt Christian Friedrich Schulze nämlich berichtete 1796 in einer Zeitschrift unter dem Titel Nachricht von den in der dreßdnischen Gegend vorhandenen Mineralien und Foßilien unter anderem über die Mineralführung der Elbe; wo es über die Gerölle vom Grund des Flusses heißt: Hieher gehöret auch noch ein gewisser conglomerirter Stein, der unter den so genannten Wurststeinen eine Stelle findet, in welchen der Grund entweder roth, oder braunlich ist, da hingegen die Flecke eine weiße Farbe haben, und aus verschiedenen Quarzgeschieben bestehen.

  


Auf einer Mineralienschau haben wir 2019 diese Stücke hier entdeckt. Leider habe ich nicht notiert, woher sie stammen...

   


...aber so etwas könnte C. F. Schulze 1796 beschrieben haben.
Und ein wenig wir Blutwurst sieht der Anschliff schon aus, oder?

   

Am wahrscheinlichsten erscheint uns nach dieser Beschreibung jedenfalls, daß hier von August Schumann die am Emmler ausstreichenden Quarzite (oder „Quarzbrockenfelse“) gemeint wurden, in denen sich so häufig Brauneisenstein und Braunstein finden, daß sie zeitweise recht intensiv bergmännisch abgebaut wurden. Dem gehen wir in einem der Kapitel weiter  unten nur kurz nach, weil der umfangreiche Eisenerzbergbau in der Region natürlich einen ganz eigenen Beitrag verdient.

In seinem geognostischen Untersuchungsbericht aus dem Jahr 1836 (40003, Nr. 146) hat Bernhard Cotta diesem Gestein eigenes, wenn auch nicht langes Kapitel gewidmet (ab Blatt 40):

Brockenfels und Eisensteingänge.

Ein sehr sonderbares und rätselhaftes Gebilde ist der sogenannte Brockenfels, welcher an einigen Orten im Gebiet des Glimmerschiefers auftritt, ohne daß man über seine wahren Lagerungsverhältnisse zu einer klaren (Antwort?) zu gelangen vermag. Gewöhnlich findet man ihn nicht anstehend, sondern es bedecken nur unzählige große und feste Blöcke desselben die ganze Gebirgsoberfläche, so bei Langenberg und am Raschauer Knochen. Doch ist aus mehreren Gründen, besonders durch die darin niedergehenden Grubenbaue, höchst wahrscheinlich, daß er tief zwischen den Glimmerschiefer niedersetze.

Der Brockenfels ist ein Brekziengestein, dessen nuß- bis (?) große Glimmerschieferfragmente durch Quarz, Amethyst und Hornstein fest mit einander verkittet sind. Diese ungewöhnliche Masse ist dann wieder von Eisenkiesel, Eisenoxyd und schwarzem Braunstein durchdrungen und abermals brekzienartig zertrümmert, so daß dann die Schiefer- und Quarzbrockenfragmente durch Eisenkiesel und jene Oxyde aufs neue verkittet sind. Häufig ist der Eisen- und Mangangehalt dieses Gesteins so bedeutend, daß es abgebaut wird, und es scheinen in der That die Rotheisensteingänge der ganzen Gegend eine analoge Erscheinung zu seyn.

Die nicht schmelzwürdigen Theile des hora 2 streichenden, steil gegen West fallenden, über 2 Ellen mächtigen Rothen Löwner Ganges, welche man auf die Halden stürzt, sind meistentheils eine Art Brockenfels, in welchem Quarz und (?) oder Gesteinsfragmente durch Eisenkiesel und Eisenoxyd mit einander verbunden sind. Wo das Bindemittel Eisenoxyd vorwaltet und die Bruchstücke endlich ganz (?), entstehen jene überaus bauwürdigen Eisensteinniederlagen, von denen der Rothenberger Gang ein schönes Beispiel abgiebt.

  


 Raschau, Grube Aller Heiligen am Knochen, Huthaus, Blick nach Osten zum Scheibenberg (rechts im Hintergrund, in den Wolken kaum zu erahnen), Foto: Paul Schulz, 1927, Bildquelle: Deutsche Fotothek.

Link zur Originaldatei  http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002499

 

Auch Schwarzbach gehört zu den Dörfern, die am Ende des 12. Jahrhunderts durch planmäßige Besiedlung, vermutlich durch mainfränkische Bauern, angelegt wurden. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahr 1240, als Schwarzbach (damals Swartzpach) mit einer Reihe umliegender Dörfer dem Kloster Grünhain geschenkt wurde.

Nach einer Feuersbrunst und der Zerstörung des Ortes im Jahre 1322 wurde durch die Unterstützung der Grünhainer Mönche, die dazu einen Ablaß von Papst Johannes XXII. erwirken konnten, Schwarzbach neu aufgebaut. Der Hammerherr Hans Klinger (im Hammergut Tännicht) wird auch in der Ablaßbulle als eine für die Ausstellung des Ablaßbriefes maßgebliche Persönlichkeit genannt.

Nach der Reformation und der damit verbundenen Säkularisierung des Klosterbesitzes kam Schwarzbach 1536 an das aus dem Kloster hervorgegangene Amt Grünhain. Nachdem Anfang der 1520er Jahre in den Dörfern des Klosters Grünhain der neue lutherische Glaube eingeführt worden war, verlief zwischen den nun evangelischen Klosterdörfern Raschau, Markersbach und Unterscheibe und dem katholisch gebliebenen, schönburgischen Dorf Mittweida nicht nur eine Herrschafts-, sondern auch eine Konfessionsgrenze.

Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts verdingten sich immer mehr Einwohner im aufstrebenden Bergbau. Rings um das Dorf entstanden zu dieser Zeit Berg- und Hammerwerke, die die Lebensgrundlage der gesamten Region wurden. Bereits infolge des 30jährigen Krieges und erneut durch den Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 kam der Bergbau immer wieder zum Erliegen. Am Ende des 19. Jahrhunderts verlor der Bergbau endgültig seine Bedeutung, so daß viele Schwarzbacher Einwohner nun ihren Lebensunterhalt in der Holz- und Blechindustrie bestreiten mußten.

   

Im 1825 erschienenen 10. Band des „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungs- Lexikons von Sachsen“ kann man zum Dorf Schwarzbach lesen: „…Es liegt in weitschichtiger Bauart nahe bei Elterlein, welches eine Gasse in südlicher Richtung bis hierher vorschiebt, längs der Straße nach Raschau und Schwarzenberg, auch nach Scheibenberg - in einem oberwärts engen, unten aber freundlichern, tiefen, stark gewundenen, steil abfallenden Thale… Es treibt auf seiner starken, nur mäßig fruchtbaren und höchst bergigen Flur guten Flachsbau, hat nach Südost hin bedeutende Holzung, und nährt sich zum Theil von Holz- und Blecharbeit, Bergbau u. s. w. Zur Kirche geht der Ort nach Markersbach; nur das Tännicht (siehe diesen Artikel) am untern Ende des Dorfes ist nach Elterlein gepfarrt... Das oberste Haus ist die, sehr vortheilhaft bekannte, mit doppeltem Gezeug versehene, durch Blitzableiter gesicherte, schön gebaute Papiermühle; nächst bei ihr steigen einige Felsklippen an. Noch giebt es 2 Mahlmühlen, 1 Bretmühle, ein Erbgericht, welches 1803 auf 10.664 Thlr. (gewürdigt ?) wurde, und im Tännicht ein Hammergut nebst starker Kalkbrennerei.“  

Natürlich sehen wir uns auch den Artikel zum Tännicht an und schlagen dazu den 1826 gedruckten Band 11 des Postlexikons auf: „Tännicht, in ältern Zeiten Tennicht, ein Oertchen im erzgebirg. Amte Grünhayn, am Schwarzbache, zwischen Grünhayn und Scheibenberg, unweit Förstel und am westlichen Fuße des hohen Kräuselbergs in einem schönen tiefen Thale gelegen, wird zur Commun Schwarzbach gerechnet, welches weiter oben liegt, und begreift ein Hammergut mit einigen Häusern, die nach Elterlein gepfarrt sind. Das Gut legte 1500 als ein bedeutendes Hammerwerk der reiche Elterleiner, Caspar Klinger*), an, von welchem der Ablaßbrief in der Markersbacher Kirche herrührt, und dessen Ansehen 1525 die Bauernunruhen hiesiger Gegend dämpfte. Das Gut besitzt einen trefflichen Kalkbruch, wo das Lager 7 Ellen mächtig ist, dessen Product jedoch viel Holz beim Brennen, wozu hier ein Ofen steht, erfordert.“

*) Hier irrt der Verfasser: Zumindest das Hammerwerk Tännicht wurde bereits von dessen Vater Hans Klinger angelegt.  

Das benachbarte Förstelgut finden wir im zweiten Band anno 1815 nur kurz erwähnt: „Förstel, Förstelguth, das; ein amtssässiges Rittergut ohne Unterthanen im Erzgebirgschen Kreise, im Amte Grünhain, ¾ Stunden westl. von Scheibenberg gelegen. Es gehört zu demselben das Dorf Langenberg.“

Bereits 1909 wurden das Hammergut Tännigt und das 1540 gegründete Hammergut Förstel aus dem Nachbarort Mittweida nach Schwarzbach eingemeindet.

Am 1. April 1996 verlor Schwarzbach seinen Status als selbstständige Gemeinde und wurde Ortsteil der Stadt Elterlein.

Elterlein ist – nebenbei bemerkt – auch Stammsitz der gleichnamigen Adelsfamilie. Schon Heinrich von Elterlein (*1485, †1539) war selbst Berg- und Hammerherr in Elterlein und darüber hinaus Zehntner in Annaberg und Marienberg. Wohl das bekannteste Mitglied des Hauses Elterlein war zweifellos Heinrichs Tochter Barbara, verh. Uthmann, die – erst als Witwe – zu eigenem unternehmerischen Erfolg und hohem Ansehen, insbesondere durch die Einführung des Spitzenklöppelns in Annaberg, gelangte.

Auch Johann (Hans) von Elterlein war nicht nur Hammerherr in Elterlein, sondern auch Landvogt, Stadtvogt, Bergamtsverwalter sowie Richter in Annaberg. Er war es, der am 24. Mai 1514 vom Hofpfalzgrafen Wolfgang Steinberger den bürgerlichen Wappenbrief erhielt. Am 28. Oktober 1766 wurde mit Hans Heinrich von Elterlein, Konsistorialrat des Stiftes Meißen, das erste Familienmitglied auch in den Reichsadelstand erhoben.

Von 1997 bis 2008 bildeten dann Elterlein, Geyer und Tannenberg eine Verwaltungsgemeinschaft. Seit dem 01.01.2009 bildet Elterlein mit seinen Ortsteilen Schwarzbach und Hermannsdorf nun eine Verwaltungsgemeinschaft mit Zwönitz und Hormersdorf (erfüllende Gemeinde ist Zwönitz).

  

Zur Verarbeitung der Zinn- und Silbervorkommen im Grünhainer Klostergebiet wurde in der Nähe des Glaßberges eine Erzwäsche errichtet. Für die Arbeiter und ihre Familien entstanden in der Nähe Wohnhäuser. Daraus entwickelte sich der Ort Waschleithe und wird als „Waschleiden“ erstmals 1528 urkundlich bezeugt.  

Der Artikel im Postlexikon (Band 12, 1815) ist recht ausführlich: „Waschleithe, mit dem zugehörigen Oertchen Heide oder Heyde, ist ein unmittelbar königlich sächsisches Dorf des erzgebirgischen Amtes Orünhayn, und liegt ½ bis ¾ Stunde südöstlich von Grünhayn, ¾ Stunde von Schwarzenberg und Elterlein, am Wege zwischen diesen Orten, auch an der Straße von Grünhayn nach dem Dorfe Mittweyde… Waschleithe soll nach Oesfeld den Namen, welcher auch Waschleute geschrieben wird, daher haben, daß daselbst die Waschmägde des Orünhayner Klosters gewohnt hätten, wovon auch noch im Gerichtssiegel die Mägde mit dem Waschfasse stammten; dieß ist aber offenbar unwahr, und der Name kommt wohl von einem, schon in alten Zeiten gangbar gewesenen Erz- Waschwerke her, vielleicht von dem des Qsterlammes … welches die Grünhayner Mönche anlegten. Denn das Dorf kann nicht gar alt seyn, da es nicht unter den Dörfern genannt wird, womit das Kloster 1260 dotirt wurde… Jetzt ist die Bewohnerzahl gegen 250; gleichwohl giebt es hier nicht weniger als 3 Branntweinbrennereien. Dicht hinterm Dorfe beginnt der große königliche Wald, über dessen tiefen Gründen sich wildschöne Felsengruppen erheben, auf welchen man mit Schwindel in das Dorf hinabblickt… Im Walde giebt es eine, 1803 eröffnete Grube, Engelschaar-Erbstolln; bisher wurde sie nicht stark betrieben. Desto berühmter war in früherer Zeit die jetzt aufläßige Grube Osterlamm, über dem linken Ufer des Oswaldbaches; sie besaß ein eignes Poch- und Waschwerk, eine Schmelzhütte u. s. w. Der Bach schwillt hier oft sehr an, und besonders that die Fluth 1661 am 6. Aug. großen Schaden.  

Nur 1/8 Stunde unter Waschleithe liegt das Oertchen Heide, welches bloß 1 Gut und 5 Häuser begreift, und nicht sehr entfernt vom Arsenikwerke am Graul da liegt, wo der Oswaldbach einen westlichen Lauf annimmt… Es läßt sich übrigens wohl noch bezweifeln, daß der Bach den Namen von einem Oswald erhalten habe; vielleicht nannten die eingewanderten Sachsen den hiesigen Wald den Asenwald oder Aswald, d. i. Riesenwald, und daraus hat sich allmälig der Name Oswaldsbach gebildet… 

Unweit Waschlelthe, westlich von Heide, am südlichen Abhange des Fürstenberges (richtiger wohl Firstenberges) hat man auch am 8. July 1822 ein Denkmahl auf des Prinzen Albert Befreiung durch den Köhler Schmidt aus den Händen des Kunz v. Kaufungen gesetzt, indem man gewöhnlich annimmt, daß hier diese Befreiung erfolgt sey…

Die durch den Bergherrn Caspar Klinger für sich erbaute Oswaldskirche (oder anfänglich nur Capelle) soll eine Bußstiftung sein für eine Mordthat, die er und sein Bruder an dem Bergmeister Götterer in Elterlein verübt hatten, und wofür sie – ein charakteristischer Zug damaliger Justiz! – 12 silberne Schocke, 50 Harnische und Krebse, viele Büchsen und Bogen geben, Seelbäder stiften, und nach Rom (was alles gut machte) wallfahrten mußten.“

Waschleithe wurde 1999 nach Beierfeld eingemeindet und ist seit 2005 ein Ortsteil der Stadt Grünhain- Beierfeld.

  


Von der St. Oswald Kirche bzw.
mundartlich „Dudelskirche“ sind nach der Zerstörung während des Hussiteneinfalls 1429 heute nur Ruinen geblieben.

   


Auch Paul Schulz war von den Ruinen beeindruckt und fotografierte sie 1924, Bildquelle: Deutsche Fotothek.

Link zur Originaldatei  http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/33116553 

  

Langenberg ist dagegen ein für erzgebirgische Verhältnisse sehr junges Dorf. Spätestens ab Anfang des 16. Jahrhunderts ging umfangreicher Bergbau auf Kalk- und Eisenstein in Gruben am Emmler, Hutstein und dem Langenberg um. Das Erz wurde laut dem 1559 aufgestellten Amtserbbuch für das Amt Crottendorf in den Hammerwerken im Mittweida- und Pöhlwassertal geschmolzen. Ausgangspunkt für die Entstehung des Ortes war der nördlich von Raschau gelegene Förstelhammer.

Der Hammerherr Rudolph von Schmertzing erhielt am 12. März 1619 in einem kurfürstlichen Privileg zwei als „Holzspitzen“ bezeichnete Waldstücke und die niedere Gerichtsbarkeit über alle seine Grundstücke verliehen sowie die Berechtigung eingeräumt, für die Hammerschmiede und Bergleute zwölf Häuser errichten zu dürfen. Diese bildeten den Ursprung des Parzellendorfs Langenberg, das sich in der Folge nur spärlich weiter entwickelte. Auch im Postlexikon finden wir nur eine Notiz (Band 5, 1818): „Langenberg, ein Dorf in dem Königr. Sachsen, in dem Erzgebirgischen Kreise, im Amte Grünhain, ½ Stunde westl. von Scheibenberg, auf dem Wege nach Grünhain gelegen. Es hat 15 Häuser und 190 Einwohner, gehört amtss. zu dem Rittergute Förstel, und ist nach Markersbach eingepfarrt.“  

Langenberg verlor bereits 1924 seine Eigenständigkeit und wurde nach Raschau eingemeindet.

   

 

 

Zur Geologie der Kalklager

  

Zu den bergrechtlichen Besonderheiten des ursprünglich grundeigenen Bergbaus auf Kalkstein und Marmor haben wir in unserem Beitrag zum Kalkbergbau im  Triebischtal schon Vieles aufgeführt.

Hinsichtlich des Abbaus der Marmore und Dolomite des Erzgebirges ist dazu zu ergänzen, daß sie (nicht immer, aber vor allem im Westerzgebirge sehr häufig) Skarne und Kalksilikatfelse darstellen, welche in ihrem Mineralbestand metasomatisch verändert wurden und daher auch oft in Verbindung mit Erzvorkommen (buntmetallführende Skarne und Eisenerzlager) entdeckt und abgebaut wurden. Daher überschneiden sich hier regalrechtlich geregelter (Erz-) Bergbau und grundherrschaftlicher Bergbau (auf Eisen, Kalk und Werkstein).

  


Übersichtskarte zu den darin beschriebenen Kalkstein- und Marmorvorkommen im Erzgebirge, aus: Bergbau in Sachsen, Bd. 16 der Bergbaumonographie „Marmore im Erzgebirge“, 2010, von uns ergänzt. Darin rot markiert die im Weiteren betrachteten Lagerstätten und Vorkommen Wildenau bei Schwarzenberg, Fürstenberg bei Waschleithe und am Emmler bei Raschau am Nordostrand der Schwarzenberger Kuppel.

  

Vor allem ab der Regierungszeit von Kurfürst August, I. (*1553, †1586) stieg der Bedarf an Dekorationssteinen für die repräsentativen Schloßbauten erheblich an, wohingegen der Marmorimport aber teuer war. Der Kurfürst hatte am „Marmelstein“ aus dem eigenen Lande folglich ganz besonderes Interesse und 1573 mußten thüringische Stuckateure und Steindrechsler versprechen, sich nach Marmorstein- und Kalkbrüchen im Lande umzusehen. 1574 hat Kurfürst August dann den Bildhauer Hans Walther beauftragt, „mit Fleiß nachzuforschen, ob er etwa beständige Anbrüche von Marmorstein… finden könne.“  In diese Zeit fällt auch die Ersterwähnung des Kalkvorkommens bei Wildenau. Im Jahre 1574 nämlich meldete: „der Bildhauer H. Walter … dem Kurfürsten, daß er im Amte Schwarzenberg beim Städtl daselbst einen schönen Marmorsteinbruch, roth und weiß geädert, angetroffen und entblößen lassen habe.“ (Bergbaumonographie, Bd. 16, 2010)

Wie auch von P. R. Beierlein (Jahrbuch d. staatl. Museums Mineralogie, Dresden 1963, S.163ff) richtig bemerkt wird, kann es sich bei diesem Fund nicht um die Marmorlager am Fürstenberg bei Waschleithe gehandelt haben. Nicht nur, daß der Marmor am Fürstenberg überwiegend reinweiß und nicht gefärbt ist, gehörte Waschleithe dazumal gar nicht nach Schwarzenberg, sondern zum Amt Grünhain. Auch handelte es sich bei den Gruben am Fürstenberg um Erzgruben, die ohnehin der Aufsicht durch die kurfürstlichen Bergämter unterlagen. Hier hätte Nosseni sein Privileg nur schwer durchsetzen können.

Im Jahr 1575 erhielt der aus dem Tessin stammende Steinmetz, Bildhauer und Architekt Giovanni (Johann) Maria Nosseni das kurfürstliche Privileg, im Lande nach Marmor zu suchen. Mit diesem Künstler beginnt die Nutzung der metamorphen Kalksteine Sachsens als Werksteine. Ab 1585 folgte Nosseni systematisch den Spuren Walthers und entdeckte wie Marmor polierfähige Kalksteine, Skarn- und Dolomitlager in den Kalkbrüchen bei Lengenfeld, Kalkgrün bei Wildenfels und in Crottendorf.

Zur Erschließung der Marmorvorkommen bei  Wildenfels und in  Crottendorf durch Nosseni und zu deren weiterer Nutzung haben wir inzwischen weitere Beiträge in unserem Fundus.

Nach einer ersten „Konjunktur“ dieser Materialien sorgte der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges jedoch dafür, daß diese Brüche, zumindest aber die Gewinnung edler Werksteine, wieder zum Erliegen kamen. 1620 verstarb G. M. Nosseni. Ein gleichartiges Privileg erhielt nach ihm kein anderer mehr, vielmehr wurden die noch genutzten Marmorbrüche nach dem Ende des Krieges unter fiskalische Aufsicht gestellt.

  

Im Jahre 1650 wurde dazu von Kurfürst Johann Georg, I. ein Marmorinspektor eingesetzt. Dazu findet man in den Akten des „geheimen Rates“ (Bestand 10024) unter Loc. 04514/07 noch Unterlagen zur „Wiederaufrichtung der Marmorsteinbrüche in den kurfürstlich sächsischen Landen und wie selbiger außerhalb des Landes auf der Elbe nach Hamburg zollfrei gebracht, auch dann ferner in England, Holland oder sonst gehandelt werden möge“.

1659 befahl Kurfürst Johann Georg, II. dem Architekten und Kunstkammerinspektor Oberstleutnant W. K. Klengel die bekannten „nunmehr über 40 Jahre erlegenen Marmorbrüche... in Augenschein zu nehmen“. Klengel lieferte daraufhin u. a. eine erste Beschreibung des Crottendorfer Marmors und auch Hinweise auf seine Verwendung als Bildhauerstein.

In den Akten des Bergamtes Schneeberg (Bestand 40015) unter Nr. 718 findet sich noch eine Anzeige des Johann Christoph Flemming über „Funde von weißem Marmor und anderen Mineralen auf der Gelbe Birke Fundgrube am Fürstenberg“, datiert auf 1716 bis 1719.

Eine weitere Intensivierung der Suche nach einheimischen Vorkommen erfolgte aufgrund des Werkstein- Bedarfes für die barocke Umgestaltung der Residenzstadt Dresden am Ende des 17. Jahrhunderts. In diesen Jahren wurde in vielen erzgebirgischen Marmorvorkommen der Abbau aufgenommen: So in Zaunhaus- Rehefeld 1625, in Oberscheibe 1630, in Grießbach vor 1675, in Neunzehnhain 1740, in Hammerunterwiesenthal 1741, in Heidelbach 1746, in Herold 1752.

Noch im Jahr 1798 erging (vgl. Bestand 10036, Loc. 35930, Rep. 08, Nr. 0014) ein „Befehl zur Untersuchung des Marmors von den Klostergrundstücken in Grünhain“.  

  


Topographischer Atlas des Königreichs Sachsen, Ausschnitte aus Section XIX: Schwarzenberg (unten) und XIV Zwickau (oben), J. A. H. Oberreit, datiert 1836 -1860. Während die Erzgruben eingetragen wurden, nahm man es mit den gewerblichen Gruben - die ja nur auf
„banale“ Rohstoffe, wie Kalk und Eisen bauten - nicht so genau. Westlich der Straße von Raschau nach Langenberg über den Emmler hinweg ist immerhin ein Steinbruch ohne nähere Bezeichnung, aber am Standort des später Facius'schen Kalkwerkes eingetragen.

    


Topographischer Atlas des Königreichs Sachsen, Ausschnitt aus der an die obige Grafik östlich angrenzenden Section XV: Elterlein, dat. 1836. Die Kalkbrüche am Tännicht sind schon eingezeichnet.

  

Mit der „Petrographischen Charte des Churfürstentums Sachsen“ legte Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier dann 1778 erstmals eine Übersicht zur Geologie Sachsens vor. Wir entnehmen daraus folgenden Auszug:

Vorzüglich muß ich hier der vielen und verschiedenen Kalk- und Marmorlager gedenken, die an mehrern Orten in dieser Gegend, wie auf dem Hahnrücker Gebürge bey Ehrenfriedersdorf und einigen andern vorher schon genanntem angetroffen werden. Die bekanntesten Orte sind Bärenloh (Bärenstein ?) bey Wiesenthal, Rothe Sehma (Kretzscham-Rothensehma), Crodendorf, der südwestliche Abhang des Scheibenberger Hügels, in Ueberschaar bey Großpöhla, auf dem Emler Gebürge, in dem Neuenjahre bey Wildenau, bey Langenberg, bey Tannigt und Schwarzbach, auf dem Grauler Gebürge, über den Oswaldbach gegen Westen, in dem Fürstenberge, in der gelben Birke hinter Beyerfeld und auch noch einigen andern Orten des Gebürges gegen Norden und Westen.

An der südlichen Seite des Scheibenberger Hügels (Oberscheibe) ist ein Marmorlager entblößt, das 200 und mehrere Fuß im Durchmesser haben kann. Der Marmor ist von einer halbgrauen Farbe und feinem Korne, außerdem aber durchgängig von keiner besondern Härte und überall sehr zerklüftet, daß bisher nur Kalk daraus gebrannt werden ist.

Von ganz gleicher Beschaffenheit und zu gleichem Gebrauch findet man große Brüche auf dem von Scheibenberg gegen Westen gelegenen Langenberger Gebürge; keiner aber von allen hier beschriebenen kommt an Schönheit und Güte dem bey, so ehedem auf dem Fürstenberge und zwar in der Grube Himmlisch Heer genannt, wovon man nur noch alte Schächte und Halden antrifft, ist gebrochen worden. Da die Schächte nicht mehr zu befahren sind, so muß ich mich mit der Erzählung, die man mir davon machte. begnügen.  

Man will hier den Marmor in einer Tiefe von 28 Fuß unter dem Gneuße (Gneis) erbrochen haben, als man einen Schacht zum Behuf der vorhin genannten Grube abgesunken hatte. Die Stärke des Lagers konnte man mir nicht angeben: als man es aber durchbrochen hat, soll man auf seiner Sohle Bleyglanz, 1 bis 2 Zoll stark, und wovon der Centner 8 Loth Silber gehalten, gewonnen haben. Aus den noch am Tage herum liegenden Stücken erkennt man seine natürliche Beschaffenheit. Er ist von dem allerfeinsten Korne, von der schönsten milchweißen Farbe und vorzüglicher Härte, an den Kanten halb durchscheinend, und kann allemal mit dem schönsten italienischen weißen Marmor um den Vorzug streiten. Es ist zu bedauern, daß das aufliegende Gneußgebürge eine genauere Untersuchung und die Vorrichtung eines ordentlichen Marmorbruches verhindert, der wegen seiner Schönheit gewiß gesuchet werden würde.“

  


Ausschnitt aus der Geognostischen Charte des Königreichs Sachsen, Blatt XV, Ausgabe 1836. Die „Urkalke“ sind hier dunkelblau, „Strahlstein-, Kies-, Erz- und Kalklager“ hellblau eingezeichnet. Die orangen Eintragungen bezeichnen Lager von Quarzbrockenfels, die häufig durch Brauneisen- und Mangan- Mulm- Vorkommen gekennzeichnet waren und besonders am Emmler auch in Abbau gestanden haben.

 


Der obere Sauerwiesengrund nordöstlich von Schwarzenberg und die Grube Gelbe Birke inmitten ihrer Halden, Blick nach Nordwesten, Foto: Paul Schulz, 1924

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002048

  

Kalksteinbrüche in dieser Region werden 1788 auch von Prof. M. F. G. Leonhardi in der Erstauflage seiner „Erdbeschreibung der churfürstlich und herzoglich sächsischen Lande“ erwähnt: „…(In) dem Amtsd. Wildenau werden viel Spitzen geklöppelt, vorzüglich aber wohnen hier viel Klempner, Spohrer, Löffel- und Nagelschmiede, … bey Wildenau im Emlergebürge gute Kalk- und Marmorbrüche…“ 

Erwähnung findet bei Leonhardi auch im Band 3 der 3.Auflage von 1804: „Schwarzbach bey Elterlein, ein Amtsdorf von 375 Einwohnern, das von dem hier durchfließenden Schwarzbache, der bey den Kutten, einem Berggebäude, entspringt, seinen Namen erhalten hat. Von diesem Dorfe und an dem Schwarzbach liegt auch eine Papiermühle und zwei Mahlmühlen mit 3 Gängen, desgleichen ein ergiebiger Kalksteinbruch, das Tännigt genannt.“

Wenige Jahre später genügten diese Karten aber schon nicht mehr den Anforderungen der Ressourcenerkundung. Besonders die zunehmende Verknappung von Brennstoffen veranlaßte 1788 die sächsische Regierung, die Suche nach Steinkohle anzuordnen. Nachdem bereits 1786 vom Bergrat Abraham Gottlob Werner eine genaue Untersuchung der erzgebirgischen Erzlagerstätten gefordert worden war, erweiterte das Oberbergamt den Befehl auch auf mineralische Rohstoffe und organisierte eine geognostische Landesuntersuchung. Den offiziellen Auftrag für diese Aufgabe erhielt Werner im Jahre 1791. Zwanzig Jahre nach Beginn der Arbeiten wurde im September 1811 der von Werner gemeinsam mit Carl Amandus Kühn erarbeitete Hauptbericht vorgelegt.

Nach Werner's Tod wurde Bergkommissionsrat Kühn Direktor der Landesuntersuchung; er führte die geologische Erforschung bis 1835. Zu dieser Zeit erfolgte eine Überarbeitung der Karten durch Carl Friedrich Naumann und Bernhard Cotta. Im Ergebnis waren bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts alle erzgebirgischen Marmorvorkommen bekannt.

Im 1845 erschienenen, zweiten Heft der „Geognostischen Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen“ haben wir folgende Beschreibung gefunden:

  

Geognostische Skizze
der Gegend zwischen Gößnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach.

Bearbeitet von Dr. Carl Friedrich Naumann

(S. 200ff):

B) Untergeordnete Glieder des Glimmerschieferterrains.

Uebersicht derselben.  

Als untergeordnete Bildungen sollen hier nur die kleineren, meist lagerartigen, zuweilen auch wohl gangartigen Gebirgsglieder betrachtet werden, welche innerhalb des Glimmerschiefers auftreten, und dabei selbstständig genug erscheinen, um nicht als bloße Modificationen und untergeordnete Gesteins- Varietäten des Glimmerschiefers gelten zu können. …  

Von denjenigen Massen aber, welche in dem hier angedeuteten Sinne als untergeordnete Bildungen zu berücksichtigen wären, verdienen besonders der SchörlfeIs, der Quarz- Brockenfels, die Porphyrgänge, die Grünsteine, die aus Strahlstein, Kiesen, Erzen und Kalkstein zusammengesetzten Lager, sowie die reinen Kalkstein- und Dolomit- Lager eine etwas ausführlichere Erwähnung. …  

Strahlstein-, Kies-, Erz- und Kalklager der Gegend von Breitenbrunn
und Schwarzenberg

Grünsteingebilde mit körnigem Kalkstein und
Dolomit zusammen vorkommend.

d.) Die Lagergruppe am Fürstenberge.

Die Gruben Himmlisch-Heer, Familienglück und Frisch GIück am Fürstenberge im Oswaldsthale bauen auf Lagern, welche ebenfalls theils aus Hornblendgestein, theils aus körnigem Kalkstein bestehen. …  

Das Lager von Himmlisch-Heer besteht zum größeren Theile aus schönem, weißen, körnigen Kalksteine (oder Dolomit); doch bricht auch auf ihm Strahlstein, Tremolit, Steinmark, Quarz, Prasem, Flußspath, Blende und Bleiglanz. Sein Streichen ergiebt sich aus dem Pingenzuge ungefähr hor. 6.  

Auf Familienglück hat man besonders schönen Salit und Strahlstein mit Blende und etwas Bleiglanz, daneben aber auch reinen, körnigen Kalkstein gefunden. … 

Die Frischglücker Erze liegen in einer, der eben erwähnten ganz ähnlichen Lagermasse; doch paßt die Lage des Grubengebäudes nicht in die Streichrichtung des Pingenzuges von Familienglück. …

 

e.) Die Wildenauer Lagergruppe.  

Oestlich von Wildenau liegen die Gruben Zweiglers Fundgrube und Neujahr, welche beide auf erzhaltigem Grünstein und Flößlagern bauen, die denen von Unverhofft Glück in ihrer Zusammensetzung sehr ähnlich sind. Die einbrechenden Mineralien sind besonders: edler Serpentin, Jaspopal, Strahlstein, Diopsid, Vesuvian, Allochroit, Granat, Kupholith, Peponit, Faserkalk, Metaxit, Pikrolith, Schalstein, Gyps, Flußspath, Magneteisenerz, Kupferkies, Eisenkies, Blende und Bleiglanz, meist mit dem Grünsteine verwachsen. Der körnige Kalkstein ist sehr rein, enthält auf Zweiglers Fundgrube sehr scharfkantige Bruchstücke von Grünstein und wird auf Neujahr stark abgebaut.  

Das allgemeine Streichen dieser Lagergruppe ergiebt sich aus der Lage der Gruben und Halden (mit Einschluß eines südostlich gelegenen, längst verlassenen Pingenzuges) zu hor. 10 bis 11, mit östlichem Fallen. Das Lager von Neujahr streicht jedoch hor. 9, womit auch die Lage des, mit dem Treue Freundschaft Stollen etwa 400 Lachter vom Mundloche herein überfahrenen Kalksteinlagers übereinstimmt…

 

Körnige Kalksteine und Dolomite.

Obwohl der körnige Kalkstein und der Dolomit in der Schwarzenberger Gegend meist mit erzhaltigen Grünsteinen zusammen vorkommen, so finden sie sich doch auch selbständig ohne jene Begleiter, und zwar auch dann ziemlich parallel zwischen dem Glimmerschiefer eingelagert.

Das schönste Vorkommen der Art ist das im Nitzschisch'en Kalkbruche bei Raschau. Reiner, weißer, feinkörniger Kalkstein ist in dem Bruche gegen 5 Lachter mächtig aufgeschlossen, ohne daß man sein Liegendes erreicht hätte. Er scheint hor. 1,4 zu streichen und etwa 40° gegen Ost zu fallen; doch ist diese Beobachtung ziemlich unsicher, weil sie nicht an der Gränzfläche gegen den Glimmerschiefer, sondern nur an gewissen Parallelklüften des Kalksteines selbst angestellt werden konnte. …  

Unter dem Namen Fester Schlägel baut ferner südöstlich von Raschau eine Eigenlehnerzeche auf schönem, weißen, feinkörnigen bis dichten Kalkstein, welcher 1 bis 6 Fuß mächtig, im Ganzen parallel zwischen den Glimmerschiefer eingelagert ist, im Einzelnen aber so unregelmäßige Verzweigungen in denselben hinein bildet und so viele eckige Bruchstücke desselben einschließt, daß man hier, wie an einigen andern Orten, geneigt werden muß, an der Gleichzeitigkeit beider Gesteine zu zweifeln. Es liegt dieser Kalkstein, wie der Glimmerschiefer, beinahe horizontal, nur 5 bis 10° gegen SO. geneigt; da aber dieses geringe Fallen nach seiner Richtung sehr unsicher und schwankend ist, so läßt sich auch das Streichen des Lagers nicht genau und sicher bestimmen. Merkwürdig ist in dieser Grube noch eine eigenthümliche, schwarze, sehr glimmerreiche, auf den ersten Anblick einigermafsen an Basalt erinnernde, aber wohl eher mit Grünstein verwandte Masse, welche das Kalklager scharf abschneidet, bis jetzt aber noch nicht durchfahren worden ist…  

Außerdem sind noch in der Gegend von Schwarzenberg mehre andere Lager oder Stöcke von Kalkstein bekannt, auf denen z. Th. nicht unbedeutende Kalkbrüche betrieben werden. Dahin gehören z. B. Meiers Kalkbruch bei Schwarzbach, Jllings Kalkbruch zwischen Schwarzbach und Elterlein, der Kalkbruch bei Förstel und Tännigt, welche fast alle auf der Charte eingetragen worden sind…  

Aus diesem Allen geht hervor, daß das jüngere Alter der erzführenden Grünsteine im Vergleich zum Glimmerschiefer zwar nicht unmittelbar nachgewiesen werden kann, aber dennoch sehr wahrscheinlich ist, und daß man sonach die Grünstein- und Kalkgebilde dieser Gegend als ziemlich gleichzeitige Bildungen anzusehen habe, welche kurz und wechselnd aufeinanderfolgend, die im Glimmerschiefer der Schichtung parallel aufgerissenen Spalten erfüllten. Die Aufspaltungen erfolgten theils nur ein Mal im frischen Gesteine, theils zu wiederholten Malen an derselben Stelle. Man würde demnach diese plattenförmigen Gesteinsmassen ihrer Lagerung nach Lager, ihrer Natur nach Gänge, überhaupt also wohl am passendsten lagerförmige Gänge zu nennen haben. Nach Formationen unterscheiden sie sich, wie folgt:  

  1. Zinn- und andere Erze führende Grünsteine;

  2. Erzführende Grünsteine ohne Zinn, gewöhnlich mit scharf abgesonderten kalkigen Nebengliedern;

  3. Gemenge von Grünstein und Kalkstein, Erlan;

  4. Körniger Kalkstein und Dolomit; und

  5. Grünstein (Wacke) ohne Erze.

Naumann zitiert zum Teil wörtlich einen Bericht aus der Feder von Bernhard Cotta über dessen Untersuchungen, die er im Auftrag der Geognostischen Landesuntersuchungskommission beim Oberbergamt in Freiberg im Frühjahr 1836 unternommen hatte. Wir kommen an einigen Stellen in unseren montanhistorischen Kapiteln zu den einzelnen Standorten noch darauf zurück.

 

Auf einem angewachsenen Kenntnisstand behandeln dann die um 1900 gedruckten Geologischen Karten für das Königreich Sachsen auch unsere Region. In seinen Erläuterungen zum Blatt 137: Section Schwarzenberg-Aue, schreibt F. Schalch 1869:

Von der auf Blatt Schwarzenberg-Aue… (erlangt die) archäische Formationsgruppe die geringste oberflächliche Verbreitung. Sie beschränkt sich lediglich auf die nächste Umgebung der Stadt Schwarzenberg, wo sie ein flache, …und auf ihrer Westseite größtentheils durch den Granitstock des Rackelmannes unterbrochene Kuppel darstellt, um welche herum sich die Gesteine der Glimmerschieferformation concordant angelagert haben. …Sehr mächtig und reich an den verschiedenartigsten Einlagerungen ist die Glimmerschieferformation …entwickelt. Als das vorherrschende Gestein erscheint, wie gewöhnlich, der normale helle Glimmerschiefer oder Muscovitschiefer…

II. Die Glimmerschieferformation

Abgesehen von ihren an die Nähe des Contactes mit dem Granit gebundenen Umwandlungsproducten baut sich die Glimmerschieferformation …aus folgenden Gesteinen auf: normalem, hellem Glimmerschiefer (Muscovitschiefer) als Hauptgestein, Quarzglimmerschiefer und Quarzitschiefer, feldspathhaltigen …, biotitführenden, dunklen Gneissglimmerschiefern, grauen, rothen und dichten Gneissen, Amphiboliten, krystallinischen Kalksteinen und Dolomiten sowie eine grossen Anzahl theils mit Kalkstein, theils mit Pyroxen- und Hornblendegesteinen verknüpfter Erzlager…

Die bei den tektonischen Störungen in grosser Zahl aufgerissenen Spalten verrathen z. Th. ihre Entstehung durch die sie ausfüllenden Reibungsbreccien (Rother Kamm), z. Th. aber wurden sie durch tauben Quarz oder erzführende Gangmittel ausgeheilt. Die so entstandenen Erzgänge bildeten neben den Erzlagern der Glimmerschieferformation den Gegenstand des einst blühenden, jetzt leider nahezu erloschenen Bergbaus der Schwarzenberger Gegend.“

   


Der westliche Teil im Ausschnitt aus der Geologischen Karte No. 137 Section Schwarzenberg- Aue, Ausgabe 1896. Dunkelblau sind die Kalkstein- und Dolomit- Lager, dunkelgrün erzführende Skarne eingezeichnet. Die Eintragung eines Kalklagers an der Nordwestspitze des Knochens aus der Geognostischen Karte (Zweigler's Fundgrube) ist hierin verschwunden, stattdessen sind hier zwei parallele Gänge der BiCoNi- (grün) und der Eisen-Mangan-Formation (gelb) eingetragen.

  

Bergbau auf Kalkstein und Dolomit erwähnt Schalch gar nicht mehr. Das östlich angrenzende Blatt No. 138: Elterlein-Buchholz, hat A. Sauer bearbeitet. Dessen zweite Auflage wurde von C. Gäbert 1900 revidiert. Der Kartenausschnitt grenzt östlich bereits an die Annaberger Kuppel an. Gäbert ordnet die Kalksteine ebenfalls in die Glimmerschieferformation ein und beschreibt sie noch etwas ausführlicher wie folgt:

7. Krystallinischer Kalkstein

Im Glimmerschiefergebiete der Section Elterlein-Buchholz werden mächtigere Kalklager angetroffen bei Oberscheibe, am Zachensteine (zwischen Crottendorf und Scheibenberg) am Tännicht, sowie östlich und westlich vom Förstel bei Langenberg; ferner finden sich eine Reihe kleiner Kalkflötzchen im Walde südlich vom Pökelgute zwischen Mittweida und Raschau. …

c. Das Kalklager am Tännicht bei Schwarzbach

Das Hauptgestein dieses Lagers ist ein meist ziemlich feinkörnig-krystallinischer Kalkstein von graulich-weisser Farbe, mit nicht selten vollkommen ebener Schichtung und plattiger Absonderung. In Folge einer senkrecht zu letzterer stehenden Zerklüftung erhalten die Bruchstücke eine parallelepipedische*) Form. Spärliche Biotit- und Muscovitschüppchen, faserig-strahlige Tremolitaggregate erscheinen bisweilen auf den Spaltflächen. Die grössere Härte und Festigkeit, sowie das höhere specifische Gewicht dieses Kalksteins lassen von vornherein einen bedeutenden Magnesiagehalt vermuthen, den auch die chemische Analyse …bestätigt. Auf 100 Theile kommen 31,4 CaO; 20,8 MgO; 47,0 CO2; 0,5 Al2O3 und Fe2O3; 0,3 Unlösliches, wonach das Gestein aus einem Gemenge von 56% Calciumcarbonat und 43% Magnesiumcarbonat bestehen würde. Auch hier hat vielfach eine pseudomorphe Bildung von Speckstein, der außerdem noch von Quarzadern durchtrümert ist, stattgefunden. Seine bisweilen violblaue Färbung ist auf eine Imprägnation mit Flussspath zurückzuführen, der sich auch auf den Wänden von Hohlräumen in zierlichen Würfeln auskrystallisiert findet.

*) Ein Parallelepiped ist ein von sechs Parallelogrammen begrenzter Spaltkörper, quasi ein in aller Raumachsen verschobener Quader. Man sagt auch Rhomboeder dazu.

d. Die Kalklager beim Förstel nördlich von Langenberg

Dieselben sind jetzt nicht mehr aufgeschlossen. Nach Haldenbruchstücken zu schliessen, scheint der Kalk auch hier ziemlich feinkörnig und magnesiareich gewesen zu sein.

e. Die Kalklager im Walde südlich vom Pökelgute bei Mittweida-Markersbach

Eine Reihe kleiner Kalksteinflötzchen haben hier Veranlassung zu einem längst auflässigen Abbaue gegeben. Nach den Haldenbruchstücken zu schliessen, wird die Mächtigkeit des reinen Kalksteines nicht sehr bedeutend gewesen sein. Ja, es scheint fast, dass der Kalk hier nur kleine Schmitzen und Flasern im Gneisse gebildet habe, denn selten findet man Bruchstücke von Kalkstein, mit welchem nicht zugleich noch dessen Nebengestein zusammenhinge. Der Kalkstein der östlichen Flötzchen ist körnig- krystallinisch und weiss, oder fast dicht und von graulich- weisser Farbe, meist frei von accessorischen Mineralien, nur vereinzelt sind Muscovitschüppchen und Schwefelkiespartikel eingesprengt. … In einem der westlichen Flötzchen treten Strahlstein und Magnetit so massenhaft auf, dass der Kalkstein ganz in den Hintergund gedrängt wird. … Accessorische Zinkblende ist nicht selten. …

Von den Kalkeinlagerungen der Glimmerschieferformation giebt allein diejenige am Zachensteine Aufschluss über deren Verbandsverhältnisse zum Glimmerschiefer. Granatführender Glimmerschiefer, der hier ungefähr N. 80° W. streicht, mit 20-30° nach SW. einfällt, bildet das Hangende und Liegende des Kalklagers. Nur im Hangenden trennt eine etwa metermächtige Bank eines gneissähnlichen biotitreichen Gesteines den Kalkstein vom Glimmerschiefer. Nach seinen Grenzen zu wird ersterer durch parallele Einlagerung von Muscovitschüppchen deutlich geschichtet, so dass ein Kalkglimmerschiefer als Uebergangsglied entsteht.“ 

  


Der östlich an oben gezeigten Ausschnitt angrenzende Teil der Geologischen Karte No. 138 Section Elterlein-Buchholz, Ausgabe 1900. Auch hier sind dunkelblau die Kalkstein- und Dolomit-Lager eingezeichnet.
Die Grube Fester Schlägel war auch unter dem Namen ihres älteren Vorgängers Goldener Regenbogen Stolln aktenkundig.

  

Die Entstehung der Skarnlager war für die Vorfahren nicht einfach zu durchschauen und beschäftigte die Geologen sehr lange. Im Jahrbuch für das Bergwesen im Königreich Sachsen, Ausgabe 1902, widmete sich ein ausführlicher Bericht diesen Erzlagern, aus dem wir einige Auszüge bezüglich der mit ihnen verknüpften Kalk- und Marmorvorkommen entnehmen:

Über die Erzlager der Umgebung von Schwarzenberg im Erzgebirge.

Von Professor Dr. E. Beck in Freiberg i. S.

I. Theil.  

Eingehende Beschreibung von einzelnen Erzlagern.  ...

Die Lager am östlichen Gehänge des Fürstenberges. 

Am östlichen Gehänge des Fürstenberges trifft man in der Richtung von SW. nach NO. nacheinander auf die erzführenden Gesteinslager von Himmlisch Heer, Herkules mit Familien Glück und Frisch Glück.

Am eingehendsten bekannt sind die Verhältnisse von Frisch Glück Fdgr., die H. Müller untersucht hat. Dieses Lager streicht WNW. Und fällt unter 30° nach N. Es besitzt eine Mächtigkeit von 0,6—2 m. In seinem Hangenden, nur durch eine 0,5 m mächtige Glimmerschieferbank getrennt, folgt ein zweites Lager von 1 – 1,4 m Mächtigkeit. Die Lager von Frisch Glück bestehen nach F. Schalch ganz vorherrschend aus einem lichtberggrünen, stark seidenglänzenden, schmal- und divergentstrahligen bis krummfaserigen asbestartigen Strahlstein, der von Prasem und feinkörnigem Pistazit begleitet wird. Unter den Erzen walten braune Blende und Kupferkies vor, auch etwas Eisenkies und Bleiglanz sind betheiligt. Die Erze fanden sich nach H. Müller in abbauwürdiger Menge jedoch nur in einem Erzfall, dem man mit dem Schachte bis auf eine flache Tiefe von 100 m (bis auf den Frisch Glück Stolln) gefolgt ist. …  

Ganz ähnlich sind die Verhältnisse des auf der noch in letzter Zeit in Betrieb gewesenen Grube Herkules abgebauten etwa 0,5 m mächtigen Lagers. Wir besitzen von dort eine größere Anzahl von 1891 von F. Kolbeck gesammelten Probestücken, aus denen sich Folgendes ergiebt: Das Liegende des Erzlagers bildet ein Lager von lichtgrauem oder rein weißem krystallinen Kalkstein, der zahlreiche schmale parallele Lagen von Glimmer und Chlorit enthält. Unter dem Mikroskope zeigt sich der rein weiße Marmor aus polygonalen, in ihrer Größe ungleichen, nur wenig durch gegenseitige Ein- und Ausbuchtungen der Nachbarflächen untereinander verschränkten Körnern zusammengesetzt. …

Das Lager von Himmlisch Heer endlich hat bereits eine eingehende Beschreibung bei F. Schalch gefunden. Es besteht nach ihm aus einem ausgezeichnet reinen, feinkörnigen Kalkstein, über dessen Zusammensetzung folgende beiden von O. Herrmann mitgetheilten Analysen Aufschluß geben. I wurde von Wunder, II von K. Caspari ausgeführt.
  

  

  I II
Kalkerde 54,0 52,0
Magnesia 1,3 1,5
Kohlensäure 43,0 42,9
Eisenoxyd, Thonerde, Manganoxydul 0,3 0,1
Unlösliches  0,9 4,35

  

Anhangsweise möge hier das Kalksteinlager von Wildenau erwähnt werden, obwohl die Erzinprägnation hier nur eine sehr geringfügige ist. Es wurde schon vor längerer Zeit unter dem Namen Neujahr Fdgr. am Rautenstöcker Gebirge auf Kalkstein und Flösse gebaut und mit dem unterhalb von Wildenau im Schwarzwasserthal mündenden Treue Freundschaft Stolln überfahren. Der Kalkstein bildet nach F. Schalch eine Einlagerung im hellen Glimmerschiefer. Seine Masse besteht nach einer technischen Analyse aus einem stark dolomitischen Kalkstein von folgender Zusammensetzung:
 

 

Kieselsäure 2,93
Thonerde 2,25
Eisenoxydul 0,89
Kohlensaurer Kalk 55,65
Kohlensaure Magnesia 37,46
Kohlensaures Strontium 0,12
Alkalien 0,14

   

Anmerkung: Im Gegensatz zum magnesiumarmen Marmor vom Fürstenberg handelt es sich bei den Lagern am Schloßberg also um Dolomitmarmor.

Das Gestein enthält außer Glimmerschüppchen vielfach Tremolit, selten Vesuvian, eingesprengt. In gewissen Partien stellen sich serpentinartige Massen und solche von einem Pyrosklerit oder Pseudophit ähnlichen Mineral ein. Auch Talk und Chlorit sind zugegen.  

Als sekundäre Bildungen haben die von Schalch beschriebenen Ausscheidungen von grobspäthigem Calcit und die Trümer von feinfaserigem Strontianit zu gelten. Von dem letzteren wurden mehrere Zentner in den Handel gebracht. Von Erzen erwähnt Schalch nur vereinzelte Körnchen von Magnetkies und Eisenkies sowie Blende.

  

Das Lager am Graul nebst den Erzgängen daselbst
und den Mulmlagerstätten.

Das Gebirge am Graul setzt sich in der Hauptsache aus NS. streichenden und durchschnittlich unter 30 ° nach 0. einschießenden Muskovitschiefern, Gneißglimmerschiefern und aus Quarzglimmerschiefer zusammen. …

Den Glimmerschiefern concordant eingeschaltet sind erzführende Gesteinslager, die hauptsächlich auf Eisenkies und Arsenkies abgebaut worden sind. …

Die Mehrzahl der Erzgänge am Graul gehört der Kobalt-Silbererzformation an. Meist sind es Flache und Stehende, die meist steil nach 0. einschießen. Ihre Mächtigkeit geht nur selten über 0,9 m hinaus und erreicht dann bis 2 m. Die beiden bedeutendsten, der Gottes Geschick Steh. und der Teubner's Hoffnung Fl., sind auf über 400 m streichende Länge und bis etwa 200 m unter Tage verfolgt worden. Sie neigen sehr zur Trümerbildung. …

Die eigentümliche Vertheilung und Ausbildung der Kobalt und Wismuth haltenden Mulme am Graul geht am klarsten aus dem Profil im Tagebau von Gottes Geschick hervor, das wir nebenstehend abbilden und beschreiben (Textfigur 5).

  


  

Unter dem viele Blöcke von taubem Quarz (t) und Hornstein enthaltenden Haldenmaterial bemerkt man von oben nach unten:

  • l eine Schicht gelbbraunen Lehmes mit eckigen Bruchstücken eines kieseligen Gesteins (0,5 m),

  • em (darunter) deutlich geschichteter eisenschüssiger Mulm mit eckigen Fragmenten von taubem kieseligem Gestein (t) und solchen von kieseligem Wismuthocker (dunkel schraffirt, w) bis 0,5 m im Durchmesser,

  • mg (in Vertretung von em) dunkelbrauner kobalthaltender Manganmulm,

  • wm gelbbraune, sehr unregelmäßig verlaufende wismuthreiche (5 - 7 % Bi) Mulm- lagen mit Fragmenten von kieseligem Wismuthocker, zum Theil wechsellagernd mit em eisenschüssige wismutharme Mulme mit eckigen Fragmenten von taubem oder wismuthhaltigem kieseligem Gestein,

  • pa sogenannte „Wacke", ein stark zersetztes Quarz-Feldspathgestein (0,5 m),

  • kn größtenteils in Braun- und Rotheisenstein zersetztes Kieslager (1 - 2 m), auch mit Quarz- und Eisenkieselausscheidungen, sowie mit zellig-zerreiblichen quarzigen Zersetzungsrückständen,

  • k Kieslager (Eisenkies und Arsenkies) (1 - 2 m) mit ganz zersetztem Strahlstein (Abraham-Lager),

  • p sogenannte „Wacke", ein stark zersetztes Quarz- Feldspathgestein.

...

Ähnlich, wie im Nossen- Wilsdruffer Zwischengebirge sind auch hier mit den Skarnlagern Eisen-Mangan-Erzvorkommen verknüpft, die ab 1830 und in der Gründerzeit nochmals auch Gegenstand des Abbaus waren. Vom oben erwähnten Tagebau von Stamm Asser am Graul ist in der Deutschen Fotothek eine Fotographie erhalten geblieben.

  


  Stamm Asser Fundgrube, Alter Tagebau mit Schrägaufzug, Aufnahme P. Schulz, 1927  

Link zur Originaldatei:  http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70003418

  


Raschau, Grube Gottes Geschick am Graul, Huthaus auf der Höhe des Grauls über dem Alt Gottes Geschicker Kunst- und Treibeschacht, Foto: Paul Schulz, 1924

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002500

  


Raschau, Grube Gottes Geschick. Treibehaus über dem neuen Kunstschacht (links) und die Erzwäsche im Schwarzbachtal, der spätere „Fröhliche Bergmann“. Blick nach Osten zum Emmler, rechts am Bildrand am nördlichen Hang des Emmlers der Riedelschacht, Foto: Paul Schulz, 1924

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002046

Bis zum Neuen Kunstschacht von Gottes Geschick führt der Treue Freundschaft Stolln, Flügelörter wurden teils noch von der SAG/SDAG Wismut weiter vorgetrieben. Welche komplexe Technik einst unter dem Treibehaus zu finden war, haben wir in diesem Beitrag gezeigt.

 

Während der Kalkstein- und Marmorabbau in vielen kleineren Lagerstätten des Erzgebirgsvorlandes zumeist Anfang des 20. Jahrhunderts zum Erliegen kam, ging im Erzgebirge ein Konzentrationsprozeß vonstatten und setzte sich nach dem 2. Weltkrieg noch bis in die 1990er Jahre fort (Schließung des Kalkwerks Raschau- Langenberg 1965, in Crottendorf 1973, Schließung des Kalkwerks Herold 1985).

Nach 1990 war nur noch der Weiterbetrieb von drei Lagerstätten für die Produktion von hochwertigen karbonatischen Zuschlagstoffen (Dolomit) wirtschaftlich möglich, nämlich in Lengefeld, Hammerunterwiesenthal und in Hermsdorf (heute GEOMIN - Erzgebirgische Kalkwerke GmbH).

   

 

 

Zur Bergbaugeschichte

Kalkwerk Wildenau (Neujahr Fundgrube)

 

Wir beschreiben diese Grube zuerst, da sie nach unserer Kenntnis als erste der noch Folgenden aufgeschlossen wurde. Wie oben schon zu lesen war, fällt die Entdeckung vermutlich bereits auf das Jahr 1574, als „der Bildhauer Hans Walter … dem Kurfürsten (meldete), daß er im Amte Schwarzenberg beim Städtl daselbst einen schönen Marmorsteinbruch, roth und weiß geädert, angetroffen und entblößen lassen habe.“

In der Bergbaumonographie, Bd. 16: Marmor im Erzgebirge, wird dieses erloschene Vorkommen unter Nr. D 21 wie folgt beschrieben: Die Lager sind konkordant in die Schieferfolge eingebettet, die stratigraphisch im Grenzbereich der Raschau- Formation und den Gneisen der Niederschlag-Gruppe steht. In seinem Liegenden geht der Dolomit mit einer Wechsellagerung von Marmor und dolomitführendem, flasrigem, glimmerschieferartigem Gestein in den Glimmerschiefer über. Der hangende Teil ist in Grünstein umgewandelt. Daher gab es vermutlich zwei Dolomitvarietäten:

  1. Fast reinweißen bis weißgrauen, fein- bis kleinkörnigen, kristallinischen Dolomitmarmor mit sporadisch auftretenden Glimmerschüppchen und vereinzelten Tremolitfasern, sowie
  2. Grünlichweißer Dolomitmarmor, verworrenfilzig von Tremolit durchwachsen oder mit lagigen Tremolitpartien, diese oft in talk- oder specksteinartige Partien umgewandelt.

Für die chemische Zusammensetzung werden in der Bergbaumonographie folgende Werte (Auswahl) angeführt:

  Kalkwerk
Hempel
Haldenfunde Neujahrstollen Haldenfunde Neujahrstollen

CO2

45,1%

48,3%

44,0%

CaO

30,5%

29,4%

35,1%

MgO

19,0%

19,5%

16,2%

MnO

n. b.

0,03%

0,23%

Al2O3, Fe2O3

1,8%

1,3%

2,8%

SiO2

2,5%

1,5%

0,9%

Verkarstung ist nicht bekannt, nur gelegentlich fanden sich Schlotten. Stellenweise traten aber bis zollmächtige Trümer von feinfaserigem Strontianit auf, von denen mehrere Zentner gewonnen und verkauft wurden. Ferner war ein etwa 0,3 m mächtiger Gang der kiesig- blendigen Bleierzformation mit Sphalerit und Galenit Anlaß für die Mutung des Neujahr Stollns.

   


Geologische Situation der Kalklager (blau) bei Wildenau östlich von Schwarzenberg, nach Bergbaumonographie, Bd.16, 2010; darin: G... Augengneis, PTn... Gneise der Niederschlag- Gruppe (Neo- Proterozoikum), Era... Raschau- Formation (Unter- Kambrium), Eom... Gneis-Glimmerschiefer der Obermittweida- Formation, Efi... Quarzitschiefer und Muskovit- Glimmerschiefer der Fichtelberg- Formation, Ej... Glimmerschiefer der Jachymov- Gruppe (Mittel- Kambrium), Qp... Pleistozän, Qh... Holozän. 

    

Die früheste Erwähnung der Neujahr Fdgr. bei Wildenau in Bergamtsakten des Bergreviers Schwarzenberg haben wir bislang für das Jahr 1729 gefunden (40169, Nr. 1381). Im Aufstand auf das Quartal Luciae 1729 „von der Neuen Jahr Fundgrube und tiefen Erbstolln, auf Abraham Stiehler´s Erbguth und unter Schneebergischem Bergamts Revier gelegen…“, kann man lesen, daß in jenem Quartal nur ein Lachter aufgefahren worden sei, denn man sei schon „gegen die alten Gebäudte aufgefahren, in welchen ab 1716… man von oben wieder einen Versuch gethan…“  Die Grube ist also mit Sicherheit noch älter und vor 1716 aufgenommen worden.  

Eine weitere, schon etwas genauere Beschreibung des damaligen Abbaus haben wir in den Registraturen über Generalbefahrungen des Oberbergamtes gefunden (40001, Nr. 1790). Dort heißt es (Blatt 48f dieser Akte):

den 8. Juny, Freytags No. 10. W. Quartal Trinitatis 1753

Neu Jahr Fdgr. zu Wildenau.

„Diese Zeche bestehet gegenwärtig in einem saygeren Schachte, so 15 Lachter offen, bis auf ein 3 bis 4 Lachter mächtiges, weißes Kalck- Flöße- Flötz, welches 6 Lachter in Morgen erlänget, und mit Schüßen aus dem Ganzen gewonnen wird. Der Herr Eigenlöhner Rudolph auf Auerhammer gebrauchet diese Kalck oder Marmor Arten für sich und andere Hammer Wercke zum Eisenschmelzen.

Und der allhier anfahrende Bergmann, Steiger Ernst Friedrich Arnold von Langenberg erzählete, daß, wenn er hier nicht Kalck Flöße zu gewinnen habe, Herr Rudolph ihn auf seinen andern unter Schwarzenbergischer Berg Amts Refier habenden Eisenstein Zechen gebrauche; im übrigen referirte dieser Arnold, daß derselbe nebst noch einen Mann des Gewinnen derer Kalck Flöße in Gedünge vom Hammer Herrn Rudolph habe, und für iedes Fuder inclusive des halben Pulvers 9 (unleserlich: Groschen?) bekomme, hingegen die andere Hälfte des Pulvers, das Holz, Gezähe, Materialien und Königl. auch Berg Amts Gelder habe Herr Rudolph zu tragen.

Gefahren sind Herr Bergmeister Bochmann, Endesbenannter, Herr Geschworener Süße, Steiger Arnold, den 8. Juny 1753.“
  

Zacharias Bochmann Bergm.
Johann George Conradi Berggeschw.

Adolph Beyer  
Berg Schreiber.  

Nach den Akten des Bergamtes Schneeberg (Bestand 40015, Nr. 1510) waren auch noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (1776) die Besitzer des Auerhammerwerks, nun aber die Gebrüder Reinhold, Eigenlehner der Neujahr Fundgrube. Nach Angaben in der Bergbaumonographie, Bd. 16: Marmor im Erzgebirge, ging der Abbau des Kalkes dagegen erst um 1780 nach Untertage.

Im Protokoll auf das Quartal Luciae anno 1834 (40169, Nr. 1381) liest man dann, daß die Neujahr Fdgr. wenigstens seit 1832 im Besitz von Carl Heinrich Nitzsche gewesen ist. C. H. Nitzsche war Hammerwerksbesitzer in Erla, konnte also den Kalk als Zuschlagstoff ebenfalls selbst gut gebrauchen. Der Name dieses Besitzers wird als „Berg Commissionsrath“ auch im folgenden Bericht genannt.

  

Im Zuge der geognostischen Landesuntersuchung wurde der spätere Professor für Mineralogie an der Bergakademie, Friedrich August Breithaupt, im Jahr 1818 ins Westerzgebirge entsandt. Seinen ausführlichen Reisenotizen (40003, Nr. 61, Blatt 98f) kann man zu diesem Standort entnehmen:

Wildenau. Nitzsche’scher Kalkbruch. Karl Haidinger Stolln.  

Von hier weg ging ich am Gehänge hin bis nach Wildenau, alsdann auf dem Wege nach Grünhayn in Std. 2 NO den Berg hinauf, wo man an einem Kalkbruch kommt, der dem Herrn Berg Commissionsrath Nitzsche gehört, und dessen Stein als Flöße beym Eisenschmelzen verwendet wird. Von Farbe ist dieser gelblich und graulich, übrigens mehr fein als kleinkörnig. Die Schichtung war damals nicht aufzunehmen, weil der (schwer leserlich: Stolln ?) mittelst welchem man hier das Kalksteinlager abbaut, verstürzt war.

Über dem Kalkbruch fand ich einen Glimmerschiefer Felsen, unter 25° Std. 12,5 NO geschichtet. An einzelnen Stellen lagen verwitterte Granate darin. Von diesem Felsen erkundete ich die Halde der Grube Guckäuglein in NO liegend...“

Nach dieser Angabe ist zu vermuten, daß der Neujahrstolln Anfang des 19. Jahrhunderts auflässig und verbrochen gewesen ist.

  

Dem in unserem einleitenden Kapitel zur Geologie der Kalklager schon kurz erwähnte Bericht von Bernhard Cotta über dessen Untersuchungen im Jahr 1836 (40003, Nr. 146) ist hierzu im Abschnitt

E. Wildenauer Lager- Gruppe.

(ab Blatt 27) noch zu entnehmen: „Östlich von Wildenau liegen die Gruben Zweiglers Fdgr. und Neujahr, welche beide auf erzhaltigen Grünstein und Flößlager bauen, die denen von Unverhofft Glück in ihrer Zusammensetzung ähnlich sind. Die einbrechenden Mineralien sind: edler Serpentin, Smirgel, (?), Strahlstein, Diopsid, Vesuvian, Allochroit, Granat, Kupfer, (?), Faserkalk, (?), Pikrolith, Schaalstein, Gyps, Flußspath, Magneteisenstein, Kupferkies, Schwefelkies, Blende und Bleiglanz, meist mit dem Grünstein verwachsen. Der körnige Kalkstein ist sehr rein, enthält in Zweiglers Fundgrube sehr scharfkantige Grünsteinbruchstücke und wird auf Neujahr stark abgebaut.

Das allgemeine Streichen dieser Lagergruppe ergiebt sich aus der der Gruben und Halden (mit Einschluß eines südöstlich gelegenen längst verlassenen Bingenzuges) hora 10 bis 11 bei östlichem Fallen. Das Lager von Neujahr streicht jedoch anders: hora 9, womit auch die Lage des mit dem Treue Freundschaft Stollen etwa 400 Lachter vom Mundloch herein überfahrenen Kalksteinlagers übereinstimmt, in dessen Liegenden man dort ein höchst eisenschüssiges Gestein beobachtet.“

B. Cotta nennt in seinem Bericht aus dem Jahr 1836 auch den Namen Nitzsche in seinem Kapitel (auf Blatt 32):

4. Körniger Kalkstein und Dolomit.

Obwohl der körnige Kalkstein und Dolomit in Schwarzenberger Gegend meist mit erzhaltigem Grünstein zusammen vorkommen, so finden sich doch auch selbständig von jenen (?) Begleitern und zwar auch ziemlich parallel zwischen den Glimmerschiefer eingelagert. Das schönste Vorkommen dieser Art (ist) hier das im  

Nitzischen Kalkbruch

bei Raschau. Reiner, weißer, körniger Kalkstein ist in dem Bruche gegen 5 Lachter mächtig aufgeschlossen, ohne daß man dann sein Liegendes erreicht hätte. Es scheint hora 1,4 zu streichen und etwa 40° gegen SO. zu fallen, doch ist diese Beobachtung ziemlich unsicher, weil sie nicht an der Oberfläche gegen den Glimmerschiefer, sondern nur an gewissen Parallelklüften des Kalksteins selbst angestellt werden konnte.“

Auch C. F. Naumann erwähnte 1845 einen Nitzschisch'en Kalkbruch bei Raschau. Möglicherweise hat sich der damalige Besitzer also auf den am Emmler noch im Tagebau und somit wesentlich einfacher zu gewinnenden Kalk verlegt, denn am 7. Januar 1846 sagte Nitzsche die Neujahr Fdgr. in Wildenau los.

    


Bruillonkarte mit eigenhändigen Eintragungen Bernhard Cotta's aus seinem Bericht im Jahr 1836. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Akten der geognostischen Landesuntersuchung), Nr. 146, Blatt 55 (Kartenbeilagen), Gesamtansicht. Wir haben sie bereits gedreht, so daß Norden jetzt rechts oben zu liegen kommt.

Link zum Digitalisat  archiv.sachsen.de

  


Ausschnittsvergrößerung aus obiger Karte mit der Lage von Neujahr und Zweigler's Fdgr. bei Wildenau. Kalklager sind dunkelblau eingetragen, wo - wie es in Cotta's Legende heißt - die Lager von ihm wirklich beobachtet werden konnten, lichter eingetragen diejenigen Punkte, wo das Vorkommen nur nach den vorhandenen Karten und Beschreibungen eingetragen wurde.

  

Am 3. Juli 1848 hält das Bergamt Schneeberg fest: „…daß von dem Eigenlöhner Heinrich August Zweigler zu Raschau mündlich angezeigt wurde, daß von einem gewissen Waigel, Eigenlehner der Neujahr Fundgrube neuerdings aus dieser Grube Kalkstein gewonnen und als Eisensteinzuschläge an das Erlaer Eisenhüttenwerk geliefert und verkauft worden sind. Da jedoch Neujahr Fdgr. dermalen im Freien liegt, …also von keinem mit Mannschaft beleget sein müßte, …jedoch weder Quatembergelder noch Zehnter und Erbgeld von diesen Flößen entrichtet worden“ und weil „folglich eine versuchte Hinterziehung dieser… Gefälle geräsoniert werden muß“, wurde der Berggeschworene Hoffmann sogleich am 5. Juli beauftragt, der Sache nachzugehen.

Leider endet die Akte mit dieser Beauftragung, so daß wir nicht erfahren, was dabei herausgekommen ist… Ein Herr Weigel wird aber auch von Wunder, Herbrig und Eulitz noch im Jahre 1867 als Besitzer dieses Kalksteinbruches erwähnt.

  


Ausschnitt aus den Stollnkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Der Treue Freundschaft Stolln und der Neujahr Stolln am Rautenkränzer Gebirge sind verzeichnet. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I61, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

    

1845 führt C. F. Naumann Zweigler‘s Fundgrube und Neujahröstlich von Wildenau“ noch gemeinsam auf. Auf der geologischen Karte von 1896 entdeckt man Zweigler´s Fdgr. jedoch weiter südöstlich von Wildenau am Nordhang des Knochens am linken Gehänge des Schwarzbachtals. Die geologische Karte enthält dann aber keine Eintragung eines Kalklagers östlich von Wildenau“ mehr, stattdessen von zwei parallelen Erzgängen der BiCoNi- und der Eisen-Mangan- Formation.

Unter dem Namen Zweigler’s Fundgrube wird diese Grube wenigstens schon 1840 aktenkundig (40169, Nr. 355), als sie zunächst unter dem Namen „Zweichlers Fundgrube“ von Friedrich August Zweigler gemutet wurde. Als Eigenlehner der Grube wird später Heinrich August Zweigler genannt. Aufgrund der vergleichsweise frühen Erwähnungen dieser Grubengebäude in den Bergamtsakten ist naheliegend, daß sie als Erzbergwerke verliehen wurden und Kalkstein nur als Nebenprodukt gewonnen wurde.

Die Zweigler’s scheinen auch ein Beispiel für eher spekulative Aktivitäten in der Zeit der beginnenden Gründerzeit zu sein. Bereits 1830 kaufte ein Herr Ernst Zweigler die Hausteins Hoffnung Fundgrube bei Langenberg (40169, Nr. 160). 1856 kaufte der Fabrikant Ernst Erdmann Zweigler außerdem die Grube Gott segne beständig Erbstolln bei Langenberg und 1860 darüber hinaus die Juno Fundgrube am Förstelgut bei Langenberg (40169, Nr. 174); letztere konsolidierte später mit Riedel’s Fundgrube am Emmler.

Spätestens ab 1857 besitzt Zweigler‘s Fundgrube (die bei Langenberg ?) einen Oberen (Bernhard Stolln) und einen Tiefen Zweigler Stolln (Julius Stolln); letzterer war seit 1839 im Besitz der Gewerkschaft „Wilkauer vereinigt Feld bei Langenberg und am Tännigt“ (zu dieser Zeit im Besitz der Eisen- Aktien- Compagnie zu Wilkau), wurde 1859 aber losgesagt und um 1862 von Zweigler als Beilehn erneut gemutet. Aus dem Titel einer anderen Akte (40169, Nr. 173) geht ebenfalls hervor, daß zumindest das Grubengebäude Julius Stolln am Förstel bei Langenberg – also weit östlich und talaufwärts am Schwarzbach – gelegen hat. Dieses Grubengebäude wurde spätestens 1886 an die Frisch Glück Sächsische Gewerkschaft wieder veräußert.

Unklar ist somit, ob hier der Grubenname „Zweigler’s Fundgrube“ nicht an mindestens zwei verschiedenen Stellen – nämlich in Wildenau und am Tännicht bei Schwarzbach – mehrfach auftaucht.

Noch nicht recherchiert haben wir, ob die Zweigler’s das Kapital für ihre bergbaulichen Aktivitäten aus dem Bergbau (auf Kalkstein ?) in Wildenau erworben hatten und welche Absichten sie mit ihren bergbaulichen Aktivitäten in Langenberg verfolgten. Zwar wurde auch bei Förstel ein Kalklager abgebaut, aber die anderen, oben aufgeführten Gruben östlich am Emmler bauten sämtlich im Quarzbrockenfels auf Brauneisenstein und Manganerze.

Zugleich ließ sich 1858 Ernst Erdmann Zweigler außerdem noch die Rautenstock Fundgrube am Schloßberg bei Schwarzenberg verleihen, wo er aus den Grubenwässern den Eisenocker gewann (40169, Nr. 1513). Hier treffen auch die Zweigler’s und die Besitzer der höher am Talhang des Schwarzwassers angesetzten Neujahr Fundgrube wieder zusammen.

Die Ockerschlämmerei am Mundloch des unterhalb von Rautenstock am Hang angesetzten Treue Freundschaft Stolln wurde um 1906 an die Gewerkschaft Gottes Geschick vereinigt Feld am Graul (also ans feldwärtige Ende des Treue Freundschaft Stollns) verkauft. Von dort kam sie später aber wieder zurück an die jetzigen Besitzer des Kalkwerks am Schloßberg (ab Ende der 1880er Jahre die Familie Hempel), welche die Ockergewinnung vermutlich noch bis 1922 fortführten (30049, Nr. 4820).

Die Familie konnte es aber mit dem Bergbau einfach nicht lassen und 1873 ließ sich Ernst Erdmann Zweigler aus Wildenau die Eisenzeche am Wernsbach bei  Großpöhla verleihen ‒ auch dies aber ohne wirtschaftlich durchschlagenden Erfolg, denn schon zwei Jahre später wurde diese Akte wieder geschlossen... (40169, Nr. 590).

   

Obwohl später auf Eisenerze neu verliehen, ist der Neujahr Stolln zu Wildenau in den Jahrbüchern für das Bergwesen in Sachsen zu dieser Zeit nie erwähnt.

Erst ab 1882 werden gesonderte Akten über die „Betriebsangelegenheiten bei dem Kalksteinbruch zu Wildenau“ geführt, die sich jetzt im Bestand Gewerbliche Gruben des Landesbergamtes finden (40024-12, Nr. 421). Nach der Umorganisation des Bergwesens im Königreich Sachsen führte etwa ab 1890 die Berginspektion Zwickau (noch später dann wieder die auch für die Kalksteinbrüche zuständige Berginspektion Freiberg III) Akten über „Hempel‘s Kalkwerk und Richard Hempel- Stolln in Wildenau“ (40054, Nr. 155). Parallel wurden aber – weil Neujahr Fdgr. ja immer noch als Erzgrube gemutet war – auch beim jetzigen Bergrevier Schwarzenberg weiterhin Akten über die „Betriebsangelegenheiten bei dem Berggebäude Neujahr Stolln bei Wildenau“ geführt (40169, Nr. 1382). Versuchen wir also, daraus die Geschichte der Grube in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bis zur endgültigen Einstellung Mitte der 1910er Jahren zu rekonstruieren…

Zunächst einmal ist festzuhalten, daß es sich beim Kalkwerk und beim Neujahr Stolln eigentlich um ein und dieselbe Grube handelte. Irgendwann in der Vorzeit hatte man beim Vortrieb des Stollens das Kalklager angefahren und seitdem wurde der Stolln als Zugang zum untertägigen Kalkbruch benutzt. Und zwar als der einzige ( !! ), denn alle späteren Versuche, das Kalklager von übertage aus im Tagebau aufzuschließen oder dauerhaft fahrbare Tagesschächte niederzubringen, gingen mehr oder weniger schnell und gründlich daneben.

Aus der Akte des Bergamtes (40169, Nr. 1382) erfahren wir zunächst, daß die Neujahr Fundgrube am 9. Januar 1884 auf dessen Mutung hin an Carl Friedrich Engler und gemeinsam mit diesem an Gottlieb Hermann Beyer, Kaufmann aus Wildenau, verliehen wurde und zwar insgesamt 10 Maßeinheiten mit 37.543 m² Grubenfeld „auf alle metallischen Mineralien“. Bei einer späteren Besichtigung notierte man, daß sich „in Höhlungen Ocker und möglicherweise Braunsteinmulm fänden“, von welchen „mindestens 100 bis 200 Zentner aufgefunden“ worden sei. Das Bergamt selbst bemerkt zur Mutung, daß „das Grubenfeld sich theilweise mit dem Abbaufeld des Kalksteinbruches zu Wildenau deckt, welches ebenfalls unter bergamtlicher Aufsicht steht“ – nämlich, weil es sich dabei um einen „untertägigen Kalkbruch“ handelte.

Anmerkung: Herr Karl Friedrich Engler war schon ab 1857 auch in Oberberthelsdorf bei Hainichen im  Steinkohlenbergbau sowie ab 1859 auf der Robert Fdgr. in  Wahlen bei Crimmitschau (40169, Nr. 1455 und 40024-10, Nr. 775) als Bergbautreibender aktenkundig.

    

Der Kalkbruch dagegen war zeitgleich und mindestens seit 1882 im Besitz von Heinrich Eduard Teichmann, seinerseits Gutsbesitzer in Wildenau, was man in den betreffenden Akten des Landesbergamtes (40012-12, Nr. 421) und der Berginspektion (40054, Nr. 155) nachlesen kann. Bis in die 1880er Jahre erfolgten die Revisionen der Kalkwerke noch durch die örtliche Gewerbeaufsicht, hier durch die Fabriken- und Dampfkesselinspektion zu Zwickau.

In einem ausführlichen Bericht des Inspektors Harbrig vom 20. Mai 1882 wird der Kalkabbau folgendermaßen beschrieben: „Das Teichmann’sche Kalkwerk besteht aus einem unterirdischen Kalkbruche, auf den Fluren des Gemeindevorstands Stiehler gelegen… mit einer geneigten Förderbahn oder einem Bremsberge, einem Stolln (Neujahr), einem Flucht- und Wetterschacht und einem Kalkofen, der früher für Holz- und Torffeuerung, jetzt für Steinkohlenfeuerung als sogenannter Schüttofen (ein Trichter- oder Kesselofen) eingerichtet ist. Das Kalksteinlager streicht von Südost nach Nordwest bei einem Fallen von etwa 40° bis 45° nach Nordost.“  

Harbrig verweist ebenfalls darauf, daß es früher schon Abbau „im Tagebruch“ gegeben habe, tatsächlich ist dies aber anhand dieser Akten nicht belegbar. Auch der hier genannte Flucht- und Wetterschacht war nur einer von mehreren, die der Reihe nach zubruch gingen. Das Lager werde jedenfalls „jetzt durch den 242 m langen Stolln, der schon auf etwa 10 m Länge in ganzen Türstock gesetzt war, angefahren und in Abbau genommen. Dessen Mundloch liegt 35 m unterhalb der Mündung des Wetterschachtes und 60 m oberhalb der Thalsohle (des Schwarzwassers). Der Abbau erfolgte nur in der Stollnsohle und war etwa 40 m vom Liegenden zum Hangenden fortgeschritten, von dort im Steigen des Lagers weiter gebaut.“

Harbrig beschwert sich bereits damals, daß „mangels Risses nicht bekannt ist, wie weit der gewöhnliche Weitungsbau, nicht mehr wie zeither in unregelmäßiger Weise, sondern planmäßig, noch höher und weiter getrieben werden darf. Der Riß ist sofort anzufertigen unter Angabe der stehengebliebenen Pfeiler, die nicht geschwächt werden dürfen…“  Das war eine einfache Erkenntnis angesichts eines vorgefundenen Weitungsbaus, der 55 m lang, 35 m breit und 8 m hoch gewesen und in der Mitte nur durch einen einzigen Pfeiler mit einem Querschnitt von 6 m x 2,5 m gestützt worden sein soll.

Folgerichtig kam es denn auch am 15. April 1884 zu einem ersten, dokumentierten Tagesbruch von rund 4 m Durchmesser und ebenso großer Tiefe auf Stiehler‘s Grund. Glücklicherweise war die Entschädigung des Grundbesitzers vorab vertraglich geregelt worden, auch die Einzäunung sei durch den Kalkwerksbesitzer umgehend erfolgt (40169, Nr. 1382). Danach wurde der Kalkwerksbesitzer aufgefordert, den naheliegenden Kommunikationsweg zu verlegen und „die leeren Räume des Abbaus durch Mauerpfeilerbau zu stützen“.

Doch zurück zu der Beschreibung des Kalkwerkes von Harbrig: Die Gewinnung erfolge durch Schießarbeit mittels Dynamit, welcher im Pulverhaus des Bauunternehmers Waigel gelagert werde. Ob es sich bei diesem um denselben, 1848 schon einmal erwähnten „gewissen Waigel“ handelte, wissen wir noch nicht. Der Zugang erfolge durch den Stolln, ein zweiter Fluchtweg bestehe seit dessen Aufgewältigung über einen „alten Tagesschacht“, mit einem Profil von 2 m x 1,14 m, in halber Schrotzimmerung ausgebaut. Allerdings fehle der Schachtdeckel.  

Die Förderung im Stolln erfolge auf Eisenschienen mittels englischen Hunten, welche ein Fassungsvermögen von 12 bis 13 (Liter ...unleserliches Kürzel ?) hätten, bis zu einer „oberen Rolle“; von da aus über einen etwa 8° geneigten, ebenfalls schon mit Eisenschienen belegten Bremsberg unmittelbar neben dem als Wirtschaftsweg von Stiehler und anderen Anwohnern benutzten, alten Grünhainer Kommunikationsweg. Die eisernen Förderwagen auf dem Bremsberg sind vierrädrig und fassen etwa 25 (Liter ...?). Die Bremsvorrichtung war in einem besonderen Häuschen untergebracht und bestand aus doppelten Bremsbacken mit Gegengewicht. Das Förderseil war ein Drahtseil aus 35 Drähten und in gutem Zustande.

Bei dem hier angegebenen Fassungsvermögen der Hunte ist ziemlich sicher, daß wir das Kürzel in dem alten Bericht nicht korrekt gedeutet haben ‒ etwas mehr als anderthalb Wassereimer wird auch in den 1880er Jahren wohl schon hineingepaßt haben. Harbrig´s Zusatz, es sei mit „englischen“ Hunten gefördert worden, meint sicherlich, daß sie nicht mehr, wie früher üblich, überwiegend aus Holz, sondern ganz aus Eisenteilen gebaut waren.

Als der Stolln Ende der 1980er Jahre verwahrt worden ist, standen noch zwei mehr oder weniger gut erhaltene Hunte im Stolln. Sie stammen zwar möglicherweise aus späterer Zeit (deshalb wohl auch der einseitige Nachriss der Stollnkontur), aber sie liefen ‒ genau so, wie sie hier schon beschrieben worden sind ‒ mit vier Rädern auf Eisenschienen. Sie besaßen einen rechteckigen Ladekasten von zirka 80 cm x 110 cm Grundfläche und 80 cm Höhe (Information von J. Stark). Das nun würde einem Fassungsvermögen von rund 700 Litern (0,7 m³) entsprechen oder ‒ bei gebrochenem, stückigem Material ‒ von vielleicht einer halben Tonne Zuladung. Da mußte ein Huntestößer schon ganz schön schieben, aber es klingt für das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts erstmal durchaus plausibel.

  

Allerdings hatte Inspektor Harbrig negativ anzumerken, daß der Bremsberg – besonders ob seiner Nähe zum Wirtschaftsweg – nicht eingezäunt war, was umgehend nachzuholen sei. Auch fehlten Fangvorrichtungen an den Rädern der Förderwagen, Schlagbäume als Schutz sowie Signaleinrichtungen zwischen dem Anschlagpunkte und dem Bremshäuschen, weswegen ein Arbeiter ständig dafür zu sorgen hatte, daß der Weg frei ist. Auch der Brennofen sei mit einem neuen Ziegelfutter zu versehen, die obere Förderbrücke abzustützen und mit einem Geländer zu versehen.

Momentan sei die Grube jedenfalls mit 22 Mann, einem „Oberarbeiter“ Hilbert als Aufseher und dem Steiger Roth belegt, wovon „10 bei der Steingewinnung beschäftigt und 12 bei der Förderung im Schichtlohn“ stünden. Die tägliche Förderung betrage zur Zeit 700 bis 800 Liter. (Die hier von Harbrig mehrfach notierte Maßeinheit ist nicht besonders leserlich, es scheint aber tatsächlich „Liter“ zu heißen. Damit hätte die Tagesförderung gerade einmal 7 bis 8 Scheffel betragen. Bei 6 Arbeitstagen die Woche resultiert daraus eine jährliche Förderung von gerade mal rund 250 t.)

Ferner erfahren wir aber noch, daß nicht nur Beyer und Engler, sondern auch Teichmann und Engler verbandelt waren: Der erste nämlich besorgte die Leitung des Bruches, Engler dagegen wird von Harbrig als „Direktor“ bezeichnet. Harbrig notiert weiter, daß weder „der Steiger Roth ein Bergman ist und Engler ebenfalls nur ein praktisch gebildeter Bergmann (ist)…, weswegen eine regelmäßige Revision auch durch das Bergamt angeraten sei. Dem hat das Finanzministerium dann im März 1884 auch zugestimmt.

  

Aus den Fahrjournalen der Berginspektion Zwickau erfahren wir daraufhin etwas später, daß man im Sommer 1884 tatsächlich versucht hat, das Kalklager im Tagebau aufzuschließen und bereits einen Einschnitt von 30 m Länge und 6 m Breite angelegt habe. Man stehe aber in dessen Tiefstem immer noch wenigstens 5 m oberhalb des Kalklagers. Dieses Projekt blieb in der Folgezeit wieder liegen.

Ganz im Gegenteil zu den vielen Kritikpunkten des Fabrikinspektors notierte die Berginspektion am 5. Juli 1884, daß „der Betrieb nunmehr …wie bei der Befahrung constatiert wurde, umso rationeller und vorschriftsmäßiger ist, daß zu Erinnerungen eine Veranlassung nicht gefunden wurde. Auch hat man sich allenthalben so gesichert, daß die Beschaffung eines zweiten Fluchtweges nicht mehr dringlich erscheint…“ – dieser Satz aus der Feder der zuständigen Bergbehörde?!

Während man einerseits den technischen Betrieb lobte, notierte man andererseits, daß „im allgemeinen die rechtlichen Verhältnisse zwischen Engler und Beyer einerseits (die Eigner der Neujahr Fundgrube) und wieder zwischen diesen beiden und dem Grundbesitzer Stiehler von solcher Art seien, daß an eine baldige Lösung nicht zu denken ist…“  Tatsächlich scheint K. F. Engler auch bei seinen Bergbauunternehmungen in Schwarzenberg keine glückliche Hand gehabt zu haben. Die Akten geben nun Auskunft über einige Streitigkeiten zwischen Engler und seinem „Compagnon, Schuhmachermeister Hermann Gottlob Beyer aus Zwickau“ (Obwohl in der Inhaltsangabe dieser Akte jetzt anders bezeichnet, wird es aber wohl noch immer ein und derselbe Gottlob Hermann Beyer gewesen sein.)

Wie sich Engler dann 1884 beim Bergamt beschwert, habe nämlich dessen Bruder Eduard Beyer das Grundstück des Kalkwerkes bei einer Versteigerung erworben, nicht aber das Abbaurecht. Anschließend aber habe er seinem Bruder Gottlob Hermann Vollmacht „zum selbständigen unbeschränkten Betrieb“ erteilt, woraufhin die Gebrüder Beyer das Kalkwerk in eigene Regie übernahmen und „Beyer und seine Leute sich gewaltsam des mir persönlich verliehenen Neujahr Stollns und meines Inventars bemächtigt hätten.“

Aus diesen privatrechtlichen Streitigkeiten hielt sich die Bergbehörde aber heraus, der Inspektor notierte bei der Befahrung nur lakonisch, daß am 11. Juni 1885 das „Beyer’sche Kalkwerk von mir befahren wurde, dessen Betrieb aber durch den Besitzer bis auf Weiteres eingestellt worden ist.“ Ab November 1885 lief der Betrieb wieder, man versuchte nun erneut, einen neuen Tagesschacht (ein tonnlägiges „Fluchtüberhauen“) im Liegenden des Lagers von untertage aus hochzubrechen. Weiterer Kalksteinabbau fand nicht statt, nur die schon früher hereingeschossenen Massen wurden zutage gefördert.

Dieser „Raubbau“ war wohl nicht lange rentabel, denn schon ab 24. August 1887 hatte das Kalkwerk dann einen neuen Besitzer. Berginspektor Neukirch aus Zwickau notiert in seinem Fahrjournal vom Februar 1889 (40024, Nr. 421) über den „Kalkbruch von Franz Louis Matthes“, daß man in zwei Feldern baue, die aber Anfang der 1880er Jahre und am 30. Juli 1888 zu Bruch gegangen seien. Der am Ende der vorderen großen Weitung befindliche und nach Angabe des Besitzers schon vor 2 ½ Jahren (also um 1886/1887) zu Bruch gegangene Fluchtschacht war dadurch nicht mehr fahrbar.

  

Schon am 3. August 1889 teilte Matthes dann der Berginspektion Zwickau einen erneuten Besitzerwechsel mit, das Kalkwerk habe nunmehr Carl Heinrich Hempel erworben. Rund zwanzig Jahre früher (1868) haben wir im Rahmen anderer Recherchen einen „Kalkarbeiter Carl August Hempel in Crottendorf“ in einer Gerichtsamtsakte (33035, Nr. 9) gefunden. Ob es sich dabei um einen Vorfahren jenes Carl Heinrich Hempel handelt, wissen wir zwar nicht; eine gewisse familiäre Vorbelastung mag aber durchaus ein wahrscheinlicher Grund sein, warum man auf die Idee kommt, selbst ein Kalkwerk zu erwerben…

In dessen Betriebsplan auf die Jahre 1889 bis 1892 wird jedenfalls beschrieben, daß man entsprechend der Empfehlung der Bergbehörde nordöstlich des Neujahr Stollns in noch unverritztes Lager einschlagen und zu einem regelmäßigen Kammerpfeilerbau übergehen wolle, dabei Pfeiler von 4 m x 4 m Querschnitt stehenlassen und dazwischen bis 6 m breit den Kalk aushauen werde. Statt der Aufwältigung des Fluchtschachtes beschäftigte man sich mit der Auffahrung eines zweiten Fluchtweges auf der Stollnsohle, in Getriebezimmerung quer durch die Bruchmassen hindurch. Dieser war im November 1890 fertig.

Zugleich faßte man nun erstmals den Plan, das Kalklager von der Sohle des Rautenstock Stollns*), der sich seit 1858 aber im Besitz von Ernst Eduard Zweigler befand, auf tieferer Sohle anzufahren. Wie oben schon zu lesen war, betrieb Zweigler hier eine Ockerschlämmerei; erklärte 1891 jedoch seine Zustimmung zur Nutzung des Stollns unter einigen Bedingungen, u. a. war zu gewährleisten, daß der Wasserablauf bestehen bliebe.

*) Für den Rautenstock Stolln wird auch die Bezeichnung Oberer Treue Freundschaft Stolln verwendet, weil beide Stolln auf demselben Gang einschlugen.

Das Projekt war clever gedacht, hätte man bei Erfolg doch die Förderung über den Bremsberg sparen und komplett nach untertage verlegen können. Auch erschöpften sich die in der Neujahrstolln- Sohle anstehenden Vorräte. So nahm man es auch sofort in Angriff. Die Fahrjournale der Berginspektion berichten, daß der „Richard Hempel Stolln“ vom Kalkwerk unterhalb des Schloßberges aus angesetzt sei, da der Mundlochbereich des Rautenstock Stollns schon damals verbrochen war. Bereits 1891 habe er eine Länge von 70 m erreicht und werde auf den Rautenstock Stolln zu vorgetrieben. Parallel arbeiteten 9 Hauer und 2 Förderleute im Kalkbruch. Die tägliche Förderung läge bei etwa 5 Hunten.

Um 1893 ist das Kalkwerk dann auf den Sohn Heinrich Richard Hempel übergegangen. Im März 1893 hatte auch der Richard Hempel Stollen auf den Rautenstock Stollen durchgeschlagen. Dieser sei aber auch weiter östlich weitgehend verbrochen und vorerst nur auf 80 m Länge aufgewältigt. Man rechnete mit weiteren etwa 160 m Länge, die man auffahren müsse, um das Kalklager – etwa 55 m tiefer als die Neujahr Stollnsohle – zu erreichen. Wegen des hohen Aufwands dafür befuhr man nun auch den noch etwa 18 m tiefer ansetzenden (unteren) Treue Freundschaft Stolln, fand ihn „überwölbt und in gutem Zustande vor“ und wollte als zweiten Fluchtweg vom Richard Hempel Stolln aus einen Durchschnittsschacht zwischen dem Treue Freundschaft- und dem Rautenstock Stolln herstellen. Dieser Durchschlag wurde dann im dritten Quartal 1896 tatsächlich fertig.

Am 1. Juni 1894 wurden der Berginspektion Zwickau wieder einmal Senkungen „unmittelbar an dem öffentlichen Fußweg von Wildenau nach Grünhain“ gemeldet. Der Gemeindevorstand äußerte dazu die Vermutung, daß „im Hempel´schen Kalkwerk Raubbau getrieben würde.“ (40054, Nr. 155)

Bei einer Befahrung durch das Bergamt Schwarzenberg (40169, Nr. 1382) im Dezember 1895 liest man dann, „der ganze Betrieb zeuge von Planlosigkeit… Bei den Weitungsbauen wurde der Verdacht geweckt, daß behufs Kalksteingewinnung die Pfeiler geschwächt wurden… Auch die Tagesbrüche ließen ein Fortschreiten der Senkungen erkennen.“ Die begonnene Fallstrecke zwischen dem Neujahr und dem Rautenstock Stolln habe man wegen Wasserandrangs wieder aufgeben müssen.

Da über diese ganze Zeit K. F. Engler einerseits zwar formal noch immer das Abbaurecht an den „Eisenerzen“ im Neujahr Stolln innehatte, von denen freilich bis dahin noch gar nichts gefördert worden ist; andererseits das Kalkwerk inzwischen jedoch von anderen ausgebeutet wurde, mußte er schon 1887 erstmals Antrag auf Fristhaltung stellen. Dies wiederholte sich mehrfach, bis 1891 das Bergamt zur Mitteilung aufforderte, wann denn der Betrieb wieder fortgesetzt werden solle. Engler wies in seiner Antwort darauf hin, daß der Stollen vom Kalkwerk genutzt werde und somit gar nicht außer Betrieb gewesen wäre und das Bergamt ließ daraufhin weitere Fristhaltung zu.

Nachdem aber schon 1884 die Schwarzenberger Hütte den Betrieb eingestellt hatte, schloß zehn Jahre später auch noch die Königin Marienhütte in Cainsdorf. Bei erneuter Nachfrage nach der Wiederaufnahme der Grube konnte sich Engler nun herausreden, daß es ihm dadurch noch schwerer falle, das (freilich nach wie vor vollkommen fiktive) Erz zu verkaufen. Das mußte die Behörde einsehen und verlängerte die Betriebsfrist nochmals bis 1896.

Bei der nächsten Aufforderung zur Wiederaufnahme beruft sich Engler dann darauf, daß schließlich trotz seiner Beschwerde von 1884 das Bergamt ihn nicht in den ihm verliehenen Grubenbesitz versetzen konnte (oder wollte) – gibt aber dann schlußendlich am 26. Mai 1897 das Abbaurecht doch auf.

Das nun wieder bergfreie Grubengebäude sicherten sich umgehend jeweils anteilig William Zweigler und der Kalkwerksbesitzer Richard Hempel, der den Neujahr Stolln ja als Zugang und Förderstrecke brauchte. Letzterer ließ sich aber nur noch mit 2 der ursprünglich 10 Maßeinheiten und zusammen mit etwa 8.000 m² beleihen, was vom Bergamt am 16. Oktober 1897 bestätigt wurde. Weil Hempel den Stolln aber auch nur als Zugang zu seinem Kalkwerk brauchte, beantragte auch er sofort wieder Fristhaltung.

Da wegen Hochwassers der Untertagebetrieb 1897 ohnehin abgesoffen war, versuchte Richard Hempel es 1898 nochmals mit einem Aufschluß des Lagers im Tagebau, während man das Projekt des Anfahrens auf tieferer Sohle inzwischen wohl aus Kostengründen gänzlich aufgegeben hatte. Auf dem Richard Hempel Stolln befand sich jetzt ein eigenes Dynamitlager.

 

Im Jahre 1899 ging die Belegschaft von 7 Mann auf nur noch 3 untertage und einen am Kalkofen zurück. Auch verunglückte der als Betriebsleiter mitwirkende Bruder Heinrich Oswald Hempel, als „nach dem Bereißen der Firste noch eine Wand Kalkstein aus 3,5 m Höhe heruntergekommen ist.“

Inzwischen ist die Berginspektion Freiberg III als Aufsichtsbehörde für die gewerblichen Kalksteingruben gegründet worden. Der uns schon von anderen Orten bekannte Bergmeister Seemann notiert in seinem ersten Fahrbericht vom Juni 1900 über das Hempel’sche Kalkwerk, daß man in diesem Jahre hauptsächlich Strecke durch die alten Brüche getrieben habe, um östlich noch ziemlich unverritzt anstehendes Lager vorzurichten. „Die Brüche sind wohl durch Belassung einer zu geringen Anzahl von Pfeilern und zu großer Schwächung derselben entstanden… Den durch die Trümmermassen getriebenen Strecken ist, wenn sie auch in möglichster Anlehnung an die noch vorhandenen Pfeiler angelegt werden, kein allzu großes Vertrauen in Bezug auf die Sicherheit beizulegen, weil eine etwaige Bewegung in den Bruchmassen deren … Zimmerung bald zerdrücken würde. …Bei diesem Zustande muß es bedauerlich erscheinen, daß die unterirdischen Baue nur einen Tagesausgang besitzen.“

Die Forderung der Bergbehörde nach einem zweiten Zugang wird daraufhin eindringlicher und 1901 mit einem Beschluß der Bergbehörde aktenkundig, daß künftig „in jedem betreffenden Fahrbericht über die Fortschritte der Fluchtwegherstellung …eingehend zu berichten ist.“ Außerdem sei „der Fluchtweg zum Richard Hempel Stolln sofort in Angriff zu nehmen und bis spätestens 1. Oktober 1903 fertigzustellen.“  Im Gegenfall wird eine Geldstrafe von 100,- Mark angedroht.

Der Plan, vom Rautenstock Stolln aus das Lager anzufahren, wird daher von Richard Hempel nochmals aufgenommen, weil ein neuer Schacht in den Tagesbrüchen kaum billiger werden könnte. Einige Jahre später nämlich notiert Berginspektor Roch zum Zustand der Oberfläche, daß „das Tagesbruchgebiet bei dem jetzigen Ausgange des Fluchtweges umso mehr einer Einfriedung bedarf, als daselbst Öffnungen vorhanden sind, welche bis in die Grubenräume reichen.“ Daher fand auch der Bergmeister Seemann diesen Plan gut, denn „Hempel gewinnt dadurch 53 m Bauhöhe und hätte in einigen Jahren, wenn er in der jetzigen Bausohle keinen Kalkstein mehr antrifft, zu dieser Arbeit sowieso schreiten müssen…“

In der  Auflistung der aktiven, gewerblichen Gruben in der Jahrbuchausgabe 1901 wird das Kalkwerk Wildenau, allerdings noch angegeben im Besitz von Carl Heinrich Hempel, aufgeführt. Einer in dieser Form unveröffentlichten Zusammenstellung der Berginspektion Freiberg III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 ist zu entnehmen, daß Hempel in den genannten Jahren 800 t bzw. 950 t Branntkalk erzeugt und zusätzlich 300 bis 350 t Rohkalk abgesetzt habe (40024-12, Nr. 15).

Die statistischen Fragebögen geben dann Auskunft, daß Hempel in den Folgejahren mit 6 bis 8 Arbeitern mehr oder weniger kontinuierlich Kalk abgebaut hat. 1904 ruhte erstmals der Betrieb (40054, Nr. 155).  

  


Ein seltenes Bilddokument findet sich in der Bergamtsakte: Bildpostkarte mit der Ansicht des Kalkwerkes Wildenau aus der Zeit um 1900. Hinter dem Zaun ist der sechseckige Schachtofen noch zu erkennen. Er besaß zu dieser Zeit offenbar schon keinen Aufsatz mit Schornstein mehr, wie der vom Hoffmann’schen Typ in Raschau. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40054 (Bergamt Zwickau), Nr. 155: Kalkwerk Wildenau, Aktenbeilage.

Der frühere Zustand.
Der heutige Zustand.

 

Je nach Witterungsbedingungen über- oder untertage war man bis 1908 damit beschäftigt, entweder „im Tagebruch“ zu arbeiten oder den Richard Hempel Stolln weiter voran zu bringen. Letzterer soll nach dem Fahrbericht vom November 1907 jetzt schon zirka 500 m lang sein, jedoch ohne das Kalklager angefahren zu haben. Der Durchschlag nach unten auf den Treue Freundschaft Stolln soll sich bei 450 m Länge vom Mundloch befinden. Aufgrund dieser Längenangabe ist zu vermuten, daß man den benötigten Querschlag nach Norden gar nicht begonnen, sondern in der Hoffnung, daß sich das Lager in der Tiefe ausdehne, den Rautenstock Stolln weiter nach Nordosten aufgewältigt hat.

Das alte Baufeld machte dabei immer wieder große Probleme, denn am 11. April 1907 und dann erneut am 24. März 1908 kam es zu schweren Verbrüchen der Weitungsbaue. Dabei wurden auch zwei Arbeiter verschüttet. Der Weg von Wildenau nach Grünhain wurde wieder einmal beeinträchtigt und mußte von der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg gesperrt werden.

Berginspektor Bachmann trägt daraufhin am 2. April 1908 ins Zechenbuch ein: „Infolge des …erfolgten Zusammenbruchs einer Abbauweitung, wodurch der Fluchtweg mit verloren gegangen ist, wird hiermit der Betrieb des Tagebaus bis auf Weiteres und in der Grube auf solange untersagt, als bis ein zweiter Tagesausgang geschaffen worden ist.“

Diese Stillegung der gesamten Grube war eine fast beispiellose, aber endlich konsequente Maßnahme der Bergbehörde… Allerdings meinte man auch, daß die Senkungen „auf den Stiehler’schen Parzellen 94 und 95 zur Annahme etwaiger wesentlicher Vergrößerung keinen Anlaß geben, da unter ihnen Abbauweitungen nicht vorhanden sind und die seitlich davon gelegene Weitung, auf deren Einsturz die Senkung zurückzuführen ist, vollständig ausgerollt ist.“

Mit jetzt nur noch 3 Arbeitern hat R. Hempel im Laufe des Jahres 1908 den ebenfalls mehrfach bemängelten Neujahrstolln auf 20 m Länge „in Beton gesetzt“ (40024-12, Nr. 422) und versucht, einen neuen Fluchtweg über das schon von den Brüdern Beyer begonnene, tonnlägige „Fluchtüberhauen“ nach übertage herzustellen, als es, angeblich infolge eines Erdbebens, im Dezember 1908 zu neuerlichen, schweren Verbrüchen kam, bei denen auch der bisherige Fluchtweg durch die alten Baue wieder einmal verbrochen ist.

Im Aktenbestand 40054 (Bergamt Zwickau), Nr. 155 haben wir den schon von Harbrig geforderten Riß, 1885 vom Markscheider Hünich auf Leinwand gezeichnet und nachgebracht bis 1910, als Beilage der Akte schließlich gefunden. Eine Kopie findet man auch im Bestand 40037-1 (Deponierte Risse der Steine- und Erdenindustrie) unter Nr. K22939. Außerdem gibt es eine weitere Kopie vom bekannten Rißarchivar H. Gretschel beim Oberbergamt zu Freiberg (40044-1, Nr. K17584).

 


Grund- und Saigerriß über das Kalkwerk des Herrn E. Teichmann & Engler, später C. H. Hempel nebst Neujahr Stolln in Wildenau bei Schwarzenberg, aufgenommen durch L. Hünich, Markscheider, für die bergamtliche Rissammlung copirt von H. Gretschel, nachgebracht bis April 1910. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K17584, Gesamtansicht, Norden ist rechts.

Link zum Digitalisat:   archiv.sachsen.de/archiv

  


Grund- und Saigerriß über das Kalkwerk des Herrn E. Teichmann & Engler, später C. H. Hempel nebst Neujahr Stolln in Wildenau bei Schwarzenberg, aufgenommen im August 1885 durch L. Hünich, Markscheider, nachgebracht bis 26. Juni 1910, Gesamtansicht. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40054, Nr. 155, Norden ist oben.

  


Der Saigerriß aus obigem Grund- und Saigerriß über das Kalkwerk des Herrn E. Teichmann & Engler, später C. H. Hempel nebst Neujahr Stolln in Wildenau bei Schwarzenberg. Links der Abbau im Niveau des Neujahr Stollns, ganz links die begonnenen Kammerpfeilerbaue, rechts unten das Niveau des Rautenstock bzw. R. Hempel Stollns.

  


Ausschnitt aus obigem Grund- und Saigerriß über das Kalkwerk von C. H. Hempel nebst Neujahr Stolln in Wildenau bei Schwarzenberg. Die reichlich „wirren“ Weitungsbaue der Vorfahren sind gut zu erkennen. In der letzten Betriebsphase (die hellblau kolorierten Strecken im Norden) versuchte man es mit einem etwas systematischeren Kammerpfeilerbau. Rot: Verlauf des Neujahr Stollns; dunkelblaugrün: Niveau des Rautenstock bzw. R. Hempel Stollns. Wie man sieht, verlief letzterer mehr als 60 m südlich der alten Abbaue.

 


Ausschnitt aus obigem Grund- und Saigerriß über das Kalkwerk von C. H. Hempel nebst Neujahr Stolln in Wildenau bei Schwarzenberg mit der Lage des zirka 250 m langen Bremsberges zwischen Mundloch des Neujahr Stollns und Kalkwerk am Schwarzwasser (links am Bildrand).

  

Inwieweit es in den nachfolgenden Jahren noch zu einem geregelten Betrieb kam, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen. Die Bergbehörde hält dann jedenfalls am 6. November 1911 fest, daß man anläßlich der Befahrung „…den Kalkwerksbesitzer nicht angetroffen habe. Nach Angabe des Arbeiters Hahn, der allein übertage arbeitete, ruhe der Betrieb seit etwa 6 Monaten. Wie Frau Hempel erklärte, habe sich ihr Mann entschlossen, den Grubenbetrieb vorläufig, wenigstens jedenfalls den ganzen Winter über ruhen zu lassen.“ 1912 wurde von Hempel die Sistierung der Grube auch der Berginspektion angezeigt.

Im August 1913 stellt die Berginspektion fest, daß der Betrieb „in den nächsten Jahren nicht wieder aufgenommen wird“, weil inzwischen selbst Teile des Richard Hempel Stollens, der ja eigentlich im Quergestein steht, wieder verbrochen waren. Parallel tritt jetzt auch das Bergamt wieder an Hempel heran, der daraufhin am 29. Mai 1915 sein Grubenfeld auf der Neujahr Fundgrube lossagt. Damit endete auch der Kalkabbau in Wildenau.

Obwohl sich diese Darstellungen nicht nur topographisch, sondern auch inhaltlich mit jeder Ausgabe verändert haben, kann man die Entwicklung mit Hilfe historischen Kartenmaterials nachvollziehen, das wir wieder im Kartenforum der Deutschen Fotothek gefunden haben. 

  


Ausschnitt aus dem Meilenblatt (Freiberger Exemplar) Blatt 243: Schwartzenberg (Schwarzenberg/Erzgebirge), 1:12.000, Grundaufnahme 1790, Nachträge bis 1876. Der Maßstab ist fast viermal größer als bei der Aufnahme von 1840 oben. Im Oswaldtal ist das Huthaus der Erzgrube Treue Freundschaft Stolln (im Bereich des 1. Lichtlochs und des Carl Haidinger Stollns) rot nachgetragen, vom Kalkwerk nordöstlich von Wildenau findet man dagegen keine Spur.

 


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte von Sachsen, Blatt 137: Section Schwarzenberg, gedruckt in Leipzig von Giesecke & Devrient,1876. Gegenüber der ein Vierteljahrhundert älteren Karte hat sich inhaltlich kaum etwas verändert, nur den Namen Treue Freundschaft finden wir nun vor. Dieser Stolln wurde in den 1830er Jahren bis Gottes Geschick fortgebracht.

 


Dito, Ausgabe 1908. Nördlich des Hochbehälters sind jetzt erstmals die Konturen der Tagesbrüche des Hempel'schen Kalkbruchs und im Tal der Standort des Kalkofens (K.O.) eingezeichnet. Der Erzabbau im Grubenfeld von Neujahr Stolln ist schon wieder Geschichte und man hielt ihn den der Eintragung nicht für wert. Nur ein kleines Symbol nordwestlich des Hochbehälters verweist auf die Lage seines Mundloches und die Weiternutzung durch das Hempel’sche Kalkwerk.

 


Ausschnitt aus der Topographischen Karte Sachsen, Blatt 137: Schwarzenberg, Ausgabe 1925. Auch bei Treue Freundschaft wurde Schlägel und Eisen umgedreht, die Pingen des Hempel'schen Kalkbruch haben dagegen einige Ausdehnung gewonnen. Auch der alte „Kommunikationsweg nach Grünhain“ ist jetzt von dem Pingenzug unterbrochen. 

 


Dito, Ausgabe 1943, (Meßtischblatt 5542). Am Ort der Gelbe Birke Fdgr. (rechts oben) ist nur noch ein "Denkst." zu finden. Die Pingen an Hempel's Kalkbruch haben hier ihre heutige Ausdehnung erreicht.

 

Der Treue Freundschaft Stolln zählt mit etwa 2.600 m Länge vom Schwarzwassertal in Wildenau bis zur Grube Gottes Geschick am Graul zu den großen Wasserlösestollen des Erzgebirges. Er wurde von 2005 bis 2009 durch die Bergsicherung Sachsen GmbH im Auftrag des Sächsischen Oberbergamts aufwendig saniert.

Dabei wurde mit einer Bohrung auch ein Wasserabflußweg zwischen dem Neujahr Stolln und dem  Treue Freundschaft Stolln hergestellt, so daß die aus dem ehemaligen Kalkstein- Tagebau auf dem Neujahr Stolln zusitzenden Wässer nun ebenfalls über den Treue Freundschaft Stolln geordnet zum Schwarzwasser ablaufen können. Zu diesem Zweck wurde während dieser Arbeiten auch der Neujahr Stolln noch einmal geöffnet. Da sein Mundloch in den1980er Jahren verplombt worden ist, mußte dies über eine Hilfsteufe hinter der Betonplombe erfolgen.

Aus der Zeit vor der Verwahrung des Neujahr Stollns stammen die folgenden Aufnahmen, die uns dankenswerterweise Herr J. Stark zur Verfügung gestellt hat.

  


Das Mundloch des Neujahr Stollns vor der Verwahrung. Foto: J. Stark, 1986.

   


 Blick vom Mundloch aus in den Stolln. Das betonierte Profil entstammt wohl der letzten Betriebsperiode.
Foto: J. Stark, 1986.

   


Zustand des Stollns zirka 20 m feldwärts, Blick zurück zum Mundloch. Das Gebirge war schon damals
recht gebräch und zeigte zahlreiche Ablösungen. Foto: J. Stark, 1986.

  


Bei etwa 30 m Länge ab Mundloch fand sich noch dieser schon ziemlich rostige Hunt.
Foto: J. Stark, 1986.

  


 Der Neujahr Stolln bei zirka 40 m Länge; hier streicht ein Kersantitgang (bzw. Trümer desselben) quer durch
(erkennbar an der Abstützung und dem Schuttkegel). Foto: J. Stark, 1986.

  


 Bei zirka 54 m durchfährt der Neujahr Stolln ziemlich standfestes Gebirge. Foto: J. Stark, 1986.

  


Im Neujahr Stolln bei zirka 120 m Länge ab Mundloch, links das originale, geschlägelte Profil,
der rechte Stoß ist dagegen nachgerissen. Foto: J. Stark, 1986.

   


Im Neujahr Stolln bei zirka 145 m, nochmals der Unterschied zwischen dem alten und dem nachgerissenen Profil, im Bildhintergrund ein noch ganz intakter Hunt mit einem ungewöhnlichen Kippmechanismus. Der Hunt ist ziemlich breit und paßt - wie man hier gut sieht - gerade so hindurch, was wohl auch den einseitigen Nachriß des Stollnprofils erforderlich gemacht hat. Foto: J. Stark, 1986.

  


So ungefähr könnte der Mechanismus funktioniert haben: Wird die Verriegelung an der Stirnseite geöffnet, konnte man den Kasten nach vorn auskippen. Die Achse der „Heck- Klappe“ diente wahrscheinlich zugleich als Schubstange. Vergleichbare eiserne „englische“ Hunte sind bereits  1882 in den Grubenakten beschrieben.
Foto: J. Stark, 1986.

  


Neujahr Stolln bei zirka 170 m, nach rechts zweigte die neue Förderstrecke zum Kalkstein- Lager ab.
Foto: J. Stark, 1986.

  


Blick vom Streckenabzweig geradeaus: Die Strecke mit noch original geschlägeltem Profil ist etwa 25 m lang, steigt nach zirka 20 m stark an und besitzt drei Anschürfe. Foto: J. Stark, 1986.

   


 Neujahr Stolln, Blick vom letzten Einhieb zurück zum Abzweig der Förderstrecke. Foto: J. Stark, 1986.

   


Der dritte Anschurf mit Bohrpfeifen. Foto: J. Stark, 1986.

  


Die bei 170 m nach rechts abgehende Förderstrecke zum Kalklager endete an einem Vollverbruch.
Foto: J. Stark, 1986.

  

  

 

Der Hempel'sche Brennofen in Wildenau

  

Spätestens 1867 wurde auch im Kalkwerk in Wildenau ein „Kesselofen“ errichtet. Dieser Brennofen ist in seinen  Grundmauern erhalten geblieben, recht eigentümlich und nachdem wir ihn 2018 besichtigen durften, ist er uns folgende Ergänzungen wert.

Tatsächlich besitzt er die typische sechseckige Grundform eines Rumford'schen oder Rüdersdorfer Brennofens. Der erhaltene Teil besitzt nach den Umbauten ab dem Jahr 1905 heute allerdings nur noch etwa zwei Drittel seiner ursprünglichen Höhe. Unterhalb des teilweise auf den Ofen aufgesetzten Gebäudes ist er jedoch noch weitgehend erhalten geblieben.

Der ursprüngliche Brennschacht besitzt auf Höhe der damaligen Feuerungen ‒ im Niveau des Betriebshofes auf halber Höhe am Hang ‒ reichlich 2 m Durchmesser und ist mit Schamottesteinen ausgekleidet. Die Feueröffnungen wurden aber später zugemauert und nur einige Stoßlöcher zum Lösen verkeilter oder versinterter Kalksteinblöcke belassen.

Stattdessen hat man den unteren, zirka 2,5 m breiten und im Scheitel des Gewölbes knapp 2,0 m hohen Umgang, wo sich eigentlich die Abzüge für den gar gebrannten Kalk befunden haben, zu einem Ringbrandofen umgebaut.

In der Gewölbedecke darüber findet man noch etliche der Schürlöcher, über die der Brennstoff vom oberen Umgang aus eingefüllt wurde. Auch im Untergeschoß wurden die Abzüge des älteren Schachtofens bis auf eine Revisionsöffnung vermauert und stattdessen im Sohlbereich fünf bzw. sechs Füchse für den Rauchabzug und die Steuerung des Brandes belassen. Der ursprüngliche Brennschacht diente zu dieser Zeit offenbar nur noch als Schornstein.

Glasige Silikatschmelzen an der Gewölbedecke im unteren Umgang belegen eindeutig, daß dieser Ringbrandofen wirklich in Betrieb gewesen sein muß. Auch das Natursteinmauerwerk weist ziemlich erhebliche Schäden auf, die nur auf die Hitzeeinwirkung während des Brennens zurückgeführt werden können.

Allerdings stellen wir uns das Beschicken dieses Ringbrandofens äußerst schwierig vor, denn er hatte ja nur sechs Zugänge von seinen Außenmauern, respektive auch nur sechs Brennkammern. Der Zwischenraum zwischen dem sechsten Zugang und der Hangseite war zudem spätestens 1905 beim Umbau zu einem Wohnhaus mit Abraum aufgefüllt worden. Die Arbeitsbedingungen der Kalkbrenner, die diesen Ofen beschicken und ausräumen mußten, sind kaum vorstellbar, denn der Umlauf des Feuers muß hier recht schnell gegangen sein, so daß das Mauerwerk und der gebrannte Kalk kaum Zeit zum Abkühlen hatten.

Wie uns die Rißunterlagen zum Kalkwerk verraten, muß es in späterer Zeit deshalb einen zweiten, größeren Brennofen gegeben haben, der im Gebäude des späteren Sägewerkes gestanden hat. Wie dieser Ofen ausgesehen hat und wie lange er überhaupt noch in Betrieb gewesen ist, konnten wir noch nicht herausfinden.

  


Grund- und Saigerriß über das Kalkwerk des Herrn E. Teichmann & Engler, später C. H. Hempel nebst Neujahr Stolln in Wildenau bei Schwarzenberg, aufgenommen im August 1885 durch L. Hünich, Markscheider, nachgebracht bis 26. Juni 1910, Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40054 (Bergamt Zwickau), Nr. 155 (Aktenbeilage); Ausschnitt mit dem Standort des Kalkwerkes, der „unteren Rolle“ des Bremsberges vom Kalksteinbruch (rechts) und dem Ansatzpunkt des Richard- Hempel- Stollns (links). Der sechseckige Brennofen vom Typ der Rumford- Öfen mit einer Abfangmauer oberhalb am Hang und einer Förderbrücke zur Ofengicht ist gut zu erkennen. Er wurde zu dieser Zeit aber offenbar schon nicht mehr genutzt, denn auf diesem Riß ist schon das spätere Sägewerk als „Kalkofen“ beschriftet.

   

Wahrscheinlich wurde das Kalkbrennen zumindest in dem älteren Ofen 1905 endgültig eingestellt, denn danach wurden die noch immer massiven Mauern des Ofens als Fundament des Wohnhauses benutzt. Die Zugänge zum Untergeschoß vom Niveau des früheren Betriebshofes aus wurden verfüllt und vergessen.

Glücklicherweise hat dieses eigenartige Haus mit dem sehr interessanten Brennofen darunter heute einen fachkundigen und engagierten Besitzer gefunden, so daß wir guter Hoffnung sein dürfen, daß dieser Ofen auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt.

Weiter zu den erhaltenen  Zeugnissen.

 

 

 

Zum Marmorbergbau am Fürstenberg bei Waschleithe

  

Als ausgebeutete Lagerstätte wird der Fürstenberg bei Waschleithe in der Bergbaumonographie Marmore im Erzgebirge unter Nummer D 52 aufgeführt. Auch hier werden zwei Marmor-Varietäten unterschieden:

  1. Ein reinweißer, feinkörniger, nahezu dolomitfreier Kalzitmarmor mit wenig Akzessorien und

  2. ein grau bis bräunlich gefärbter, oft gebänderter meist dolomitischer Marmor mit Akzessorien, vor allem Glimmer, Chlorit, Titanit u. a.

Die drei bis vier Lager streichen parallel annähernd in Ost- West- bis Südwest-Nordost-Richtung und fallen mit etwa 45° nach Norden ein. Besonders die nördlichen Lager bestehen dabei in erhöhtem Maße aus (verskarnten) Kalksilikatfelsen, Pyroxen-Skarnen und Epidot, Prasem und Pistazit führenden Strahlsteinen. In den Skarnen treten Sphalerit, Chalkopyrit, seltener Galenit, Pyrit und Arsenopyrit auf.

Für die chemische Zusammensetzung werden in der Bergbaumonographie folgende Werte (Auswahl) angeführt:
  

  Kalzitmarmor,
sehr rein
Kalzitmarmor,
grau gebändert
Kalzitmarmor,
grau, grobkörnig

CO2

43,0%

42,0%

40,8%

CaO

54,0%

54,3%

51,9%

MgO

1,3%

0,1%

0,4%

Al2O3, Fe2O3

0,3%

0,6%

0,2%

SiO2

0,9%

3,1%

6,6%

Im Gegensatz zum Lager bei Wildenau ist dieser Marmor also nahezu frei von dolomitischen Anteilen. Stratigraphisch wurden die Kalklager ursprünglich in die Obermittweida-Formation eingeordnet, anhand neuerer Untersuchungen jetzt aber den tieferen Schichten der Jachymov- Gruppe im Grenzbereich zur Fichtelberg- Formation zugeordnet, sie sind also etwas jünger, als die in Wildenau.

Die einzelnen Lager waren zwischen 2,2 m und bis zu 6 m mächtig. Zwischenmittel ist meist ein flaseriger, biotitführender Glimmerschiefer. Die metasomatische Beeinflussung wird hier auch durch einzelne Gänge der BiCoNi und der Eisen-Mangan-Formation deutlich. Bei Himmlisch Heer setzten als Besonderheit Gänge durch das Lager, die Quarz, Fluorit und Scheelit führten. Der Scheelit wurde 1869 auch gezielt abgebaut.

 


Geologische Situation der Kalklager (blau) bei Waschleithe östlich von Schwarzenberg, nach Bergbaumonographie, Bd.16, 2010; darin: Era... Raschau- Formation (Unter- Kambrium), Eom... Gneis-Glimmerschiefer der Obermittweida- Formation, Efi... Quarzitschiefer und Muskovit- Glimmerschiefer der Fichtelberg- Formation, Ej... Glimmerschiefer der Jachymov- Gruppe (Mittel- Kambrium), Qp... Pleistozän, Qh... Holozän. 

 

Der Bergbau um Waschleithe begann – wie man aus dem Ortsnamen schließen kann – vermutlich mit der Gewinnung von Zinnsteinseifen. Ältere Gruben wie Osterlamm bauten vorallem auf Eisen-, Kupfer- und Silbererze. Dabei wurden auch die Erzlager am Fürstenberg entdeckt. Eine sehr ausführliche Darstellung der Montangeschichte findet man in Hahn, J.: Herkules Frisch Glück und Co, 2007. Demnach ist anhand eines Antrags der „Gewerken vom Fürstenberg um Befreiung vom Zehnt wegen des Ungewitters“ wenigstens seit 1491 Bergbau in dieser Region urkundlich belegbar.

Die Grube Himmlisch Heer wird 1654 als Grünhainer Communzeche erstmals genannt. Schon zu dieser Zeit wird mit der Auffahrung des „Gemeinstollns“ (des späteren Khiesels Hoffnung Stolln) von den Gewerken begonnen. Zugleich erwirbt man die Grube Segen Gottes. 1667 wird mit der „Marmel-Zeche diesseits des Mönchsteigs“ erstmals auch Kalk- und Eisensteinabbau genannt. 1684 bleibt die Communzeche wegen Geldmangels liegen.

Bis 1734 hatte der Gemeinstolln bereits 90 Lachter Länge erreicht, ohne jedoch auf die Lager von Himmlisch Heer und Segen Gottes durchschlägig zu werden. 1756 wird ein eigenes Pochwerk im Ortsteil Haide errichtet.

Die Grube Frisch Glück am Fürstenberg ist im Bergamt Annaberg als Silber- und Schwefelkiesgrube seit 1688 aktenkundig und 1708 an das Schwarzenberger Bergrevier übergegangen (vgl. Bestand 40169, Nr. 79). 1711 wird ein Frisch Glück Erbstolln genannt. Die Gewerkschaft Frisch Glück wird 1720 aufgelöst, ohne daß ihr Stolln bis dahin ins Baufeld durchschlägig gemacht werden konnte.

Die Grube Herkules wird nach Hahn, 2007, erstmals 1711 genannt. Spätestens seit 1793 werden im Bergamt Schneeberg Akten zu dieser Grube geführt (Bestand 40169, Nr. 161).

  


Grube Herkules, Huthaus samt Frisch-Glück-Stolln auf einer Halde, Foto: Paul Schulz, 1924

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002509

    

Der Siebenjährige Krieg führte auch hier zum völligen Erlöschen des Bergbaus. Erst 1770 nimmt eine neue Gewerkschaft die Grube Frisch Glück wieder auf. Bis 1778 wurde der Frisch Glück Stolln auf 137 Lachter fortgebracht und 1781 hatte er bereits 180 Lachter Länge erreicht. Abgebaut wurden Kieslager und die Erze an die Vitriolhütte in Lößnitz geliefert. Schon 1781 (Bestand 40169, Nr. 77) wurde erstmals vorgeschlagen, die beiden benachbarten Gruben Frisch Glück und Herkules zu konsolidieren.

Die einstige Communzeche Himmlisch Heer wurde dagegen 1783 durch Carl Heinrich von Elterlein, Hammerherr des Pfeilhammers in Pöhla, übernommen. Trotzdem fiel sie 1788 erneut ins Freie.

Von 1808 bis 1809 wird der Herkules Stolln von Eigenlehnern neu gemutet, auf 109 Lachter Länge aufgewältigt, danach aber doch wieder aufgegeben. Dagegen wird 1818 mit dem Frisch Glück Stolln endlich das erste tiefe Stollnort bei zirka 219 Lachter (zirka 438 m) Länge bis auf die Lager im Fürstenberg durchschlägig.  

In den Jahrbuchausgaben in der Auflistung der Gruben, denen gnädigst Grubenvorschüsse bewilligt wurden, ist auch Frisch Glück ab den 1830er Jahren zu finden. Das sächsische Fürstenhaus versuchte zu dieser Zeit, den westerzgebirgischen Bergbau neu zu beleben und investierte unter anderem in die Errichtung der König Antons- Hütte (Inbetriebnahme 1831) im heutigen Antonsthal südlich von Schwarzenberg. Damit sollte besonders kleineren Gruben der Verkauf der Erze erleichtert und deren Transportkosten gesenkt werden. Dies führte zu einem neuen Berggeschrei und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen schnell nacheinander mehrere Gewerkschaften:

  • 1830 Familienglück gevierte Fdgr.,

  • 1830 Vier Geschwister Fdgr. samt Engelschar Stolln als Beilehn,

  • 1832 Fürstenberg Fdgr.,

  • 1833 Gute Hoffnung Fdgr. (nur bis 1841 im Feld),

  • 1834 Khiesels Hoffnung gevierte Fdgr.

  • 1834 Himmlisch Heer Fdgr. und Stolln,

  • 1846 Segen Gottes Fdgr.,

  • 1858 Richard III. Fdgr. (nur bis 1861).

Unter dem Namen Khiesels Hoffnung wurde 1834 auch die einstige Grünhainer Kommunzeche Himmlisch Heer wieder aufgenommen. Der schon von den Vorfahren begonnene Gemeinstolln erhielt nun den Namen Khiesels Hoffnung Stolln.  

Wir sind uns noch nicht ganz sicher, ob bei jener Akte ein Schreibfehler in der Verzeichnung besteht, aber im Jahre 1834 reichte auch ein „Baukonduktens Karl Ferdinand Knießl zu Waldenburg“ ein Gesuch zum Bau eines Kalkofens am Fürstenberg beim Amt Grünhain ein (30011, Nr. 767). Vielleicht hieß er aber richtig Karl Ferdinand K-h-ießl… Dann wüßten wir jedenfalls, daß sich schon zu dieser Zeit auch auswärtige, kapitalkräftige Bürger hier im Bergbau versuchten.

   

In einem Zwischenbericht von Carl Amandus Kühn, damals noch Obereinfahrer in Freiberg, über erste Ergebnisse der geognostischen Landesuntersuchung, namentlich über die dabei „aufgefundenen Lagerstätten gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien,“ aus dem Jahr 1818 (40003, Nr. 59) findet man im Kapitel III. Zwischen der Freyberger und Zwickauer Mulde gelegener Theil des Königreichs Sachsen (Rückseite Blatt 112ff) eine kurze Notiz über die hiesigen Kalksteinvorkommen unter dem Anstrich a) Urkalkstein (Rückseite Blatt 145):

§66.
7. Kalksteinlager zwischen Langenberg und Beierfeld.

Ferner soll vormals am Fürstenberge zwischen Langenberg und Beierfeld (in Schwarzenberger Gegend) durch das Berggebäude Himmlisch Heer in 15 Ellen Teufe ein mächtiges Lager von schönem Kalkstein, welches des mit einbrechenden Bleiglanzes halber bebaut wurde, ausgerichtet gewesen seyn, daher hier wohl auch Kalkbrüche anzulegen seyn könnten. Vermuthlich ist dieses Lager wieder die Fortsetzung des, dem vorigen §. gemäß, zu Förstel gedachten.“

Daß die einzelnen Kalksteinvorkommen ein zusammenhängendes, nur noch nicht überall erschlossenes Lager bilden könnten, war eine schon zu Pfarrer Lehmann's Zeiten verbreitete, leider allerdings falsche Hoffnung. In unserem Abschnitt zu den Kalkvorkommen im Schwarzbachtal zwischen Langenbach und Elterlein kommen wir auf diesen Bericht noch einmal zurück.

   

Der schon erwähnte Bericht Bernhard Cotta's über seine geognostische Revisionsreise im Frühjahr 1836 nennt uns ebenfalls einige Gruben, bei denen zu dieser Zeit ‒ mehr oder weniger zumindest ‒ Abbau umgegangen ist. In seiner Beschreibung der „mit körnigen Kalksteinen“ (also Marmor) zusammen vorkommenden „Grünsteingebilde“ führte Cotta auf (Blatt 26, Rückseite):

D. Lagergruppe am Fürstenberg.

Die Gruben Himmlisch Heer, Familien Glück und Frisch Glück am Fürstenberge bauen auf Lager, die ebenfalls theils aus Hornblendegestein, theils aus körnigem Kalk bestehen, doch war hier die gegenseitige Lage der einzelnen Gesteine, sowie der ganzen Lager nicht genau zu ermitteln, da die beiden zuerst genannten Gruben auflässig und aufgehoben, die letztere aber wenigstens für den Augenblick nicht fahrbar war.

Das Lager von Himmlisch Heer besteht größtentheils aus schönem weißem körnigem Kalkstein (oder Dolomit), doch bricht auch Strahlstein, Tremolith, Quarz, (?) Blende und Bleiglanz. Sein Streichen ergiebt sich aus dem Bingenzug ungefähr hora 6.

Auf Familien Glück hat man besonders schönen Sahlit und Strahlstein mit Blende und etwas Bleiglanz, daneben aber auch reinen körnigen Kalkstein gefunden. Der deutliche Bingenzug auf dieser Lagermasse streicht ungefähr hora 8 bis 9.

Die Frisch Glücker Erze liegen in einer ganz der eben erwähnten ähnlichen Lagermasse, doch geht die Lage des Grubengebäudes nicht in die Streichrichtung des Familien Glücker Bingezuges.“

  


Bruillonkarte mit eigenhändigen Eintragungen Bernhard Cotta's aus seinem Bericht im Jahr 1836. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Akten der geognostischen Landesuntersuchung), Nr. 146, Blatt 55 (Kartenbeilagen), Gesamtansicht. Wir haben sie bereits gedreht, so daß Norden jetzt rechts oben zu liegen kommt.

Link zum Digitalisat  archiv.sachsen.de

  


Ausschnittsvergrößerung aus obiger Karte mit der Lage von Himmlisch Herr und Frisch Glück am Fürstenberg bei Waschleithe. Kalklager sind dunkelblau eingetragen, wo - wie es in Cotta's Legende heißt - die Lager von ihm wirklich beobachtet werden konnten, lichter eingetragen diejenigen Punkte, wo das Vorkommen nur nach den vorhandenen Karten und Beschreibungen eingetragen wurde.

  

Wie dann in der Jahrbuchausgabe 1844 zu lesen steht, versuchte man sich zu dieser Zeit erneut an den Kieslagern: „Der Grube Frisch Glück Erbst. am Fürstenberge wurde durch die neuerlich in Zwickau versuchte Zugutemachung der Zinkblende auf Zink eine neue Quelle zur Erzeinnahme in Aussicht gestellt, indem man über die Qualität der dahin abgelieferten Blende sich sehr günstig aussprach.“

Gleichzeitig gründete sich 1846 die Segen Gottes und Himmlisch Heer Marmor- und Kalkbruchsgesellschaft.

Bereits ab 1838 kam es sukzessive zu Zusammenlegungen, zunächst von Vier Geschwister und Segen Gottes samt Tiefer Engelschar Stolln, 1851 dann von Khiesels Hoffnung Geviert, Segen Gottes sowie Freude und Glück Stolln. Auch die schon früher empfohlene Konsolidation der beiden älteren Gruben erfolgt dann tatsächlich 1854 (Bestand 40024-12 Landesbergamt, gewerbliche Gruben, Nr. 0480) unter dem Namen Herkules Fdgr. samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberg. Neben bergtechnischen Überlegungen für einen günstigeren Betrieb der Gruben waren jedoch vorallem das schwankende Ausbringen und die erhöhten Kosten für den Erztransport nach der Stillegung der Antonshütte im Jahr 1858 für dieses „Zechensterben ursächlich.

Wohl in diesem Zusammenhang legte auch die Kalkbruchgesellschaft Mutung auf Khiesels Hoffnung Stolln – jetzt unter dem Namen Himmlisch Heer Erbstolln – ein. Dies führte zu einem längeren Rechtsstreit, der erst 1860 durch einen Vergleich beendet wurde. Die Kalkbruchgesellschaft und die Gewerkschaft von Herkules samt Frisch Glück einigten sich auf eine gemeinsame Nutzung von Khiesels Hoffnung Stolln und auf die gegenseitige Belieferung mit den abgebauten Erzen bzw. dem Marmor.

Über den Fortgang bei Herkules samt Frisch Glück kann man dann in der Jahrbuchausgabe von 1859 nachlesen: Zunächst machten neue Anbrüche wieder Hoffnung – zugleich aber war jetzt mit der Stillegung der Antonshütte eine wichtige Grundlage für ein wirtschaftliches Arbeiten der kleineren Gruben im Westerzgebirge weggefallen:

XXI. Die wichtigsten neuen Anlagen, Ausführungen, Betriebspläne, Anbrüche und dergleichen im Jahre 1857.
A. In den verschiedenen Bergamtsrevieren.

„… Zu

C. der Scheibenberger, Hohensteiner und Oberwiesenthaler Revierabtheilung

ist zu erwähnen, daß …

3) Bei Hercules s. Frischglück Stolln am Fürstenberge wurde beim Ausschießen einer Hornstatt über dem Abteufen auf dem Frischglücker Lager in 196 Lachter Entfernung vom Stollnmundloche, das hangende Haupttrum dieses Lagers aufgeschlossen und solches 1,2 Lachter mächtig, meist aus Blende bestehend, bloßgelegt.

Mit dem Querschlage bei 118 Lachter vom Stollnmundloche, welcher 40 Lachter in West getrieben war, wurde bei 1,5 Lachter mehrerer Erlängung ein h. 8 streichendes, 30° bis 35° in NO. fallendes, 2 Fuß mächtiges Magnetkieslager, wahrscheinlich das Familienglücker, angefahren, von welchem eine erfreuliche Production, welche jedoch mit dem Betriebe der König Antonshütte leider sistirt werden mußte, erzielt worden ist.“  

Im gleichen Abschnitt der Ausgabe des Folgejahrs 1860 ist wieder Positives zu vermelden:

2) Bei Hercules sammt Frischglück Stolln am Fürstenberge wurde das mit dem 117 Lachter vom Stollnmundloche gegen West abgehenden, 40 Lachter langen Stollnflügel Querschlag überfahrene Lager etwas aufgeschlossen, dabei circa 1,5 Quadratlachter ausgehauen und 23,5 Centner Arsen-, ingleichen 108 Centner Magnetkies- Stufwerk gewonnen. Das Lager zeigte sich hierbei 0,5 Lachter mächtig, bestand aus compactem Magnet- und Arsen- Kies, hatte ein mittleres Streichen von h. 7 und ein durchschnittliches Fallen von 45° in Nord.“

1861 wird durch die Marmorbruchgesellschaft anstelle der 1756 errichteten Pochwäsche der Kommunzeche Himmlisch Heer eine Schmiede und eine Schleifwerkstatt errichtet, um den Marmor zu Werksteinen und Grabplatten verarbeiten zu können.

Und 1862 lesen wir:

XXI. Die wichtigsten neuen Anlagen, Ausführungen, Betriebspläne, Anbrüche und dergleichen im Jahre 1860.
A. In den verschiedenen Bergamtsrevieren.

Im Bergamtsrevier Schwarzenberg.

„Was

A. die Gruben der Scheibenberger, Hohensteiner und Oberwiesenthaler Revierabtheilungen

anlangt, so wurde…

2) bei Hercules sammt Frischglück Stolln am Fürstenberge wird in der Frischglücker Stollnsohle das bei 210 Lachter vom Mundloche angefahrene Kalksteinlager auf Kosten der Fürstenberger Marmor- und Kalkstein- Bruch- Gesellschaft, unter Leitung der Lindheimschen Grubenverwaltung abgebaut, und wurden aus 5,5 Quadratlachter Lagerfläche 10 Quadrat- Ruthen*) Kalkstein gewonnen.

Ferner wurde zur Entwässerung des Marmor- Abbaues am Fürstenberge, der Khiesels Hoffnung Stolln bis zu 88 Lachter vom Mundloche aufgewältigt und erweitert, auch der Khiesels Hoffnunger Tageschacht auf 14,4 Lachter Teufe regulirt und mit neuer Fahrung versehen.“ 

*) Hier begegnet uns noch eine weitere Variante der „Kalk-Ruthe“. Es ist allerdings  reichlich unklar, ob in diesem konkreten Fall tatsächlich eine Flächenangabe gemeint war, da man ja schrieb: „aus 5,5 Quadratlachter…“ des Kalklagers wären die „10 Quadrat-Ruthen“ Kalkstein gewonnen worden. Wieviel damit gemeint gewesen sein könnte, haben wir in unserem Beitrag zum  Triebischtal einmal abzuschätzen versucht.

Danach zieht aber wieder einmal Ruhe ein und auch Herkules Frisch Glück wird in Fristen gehalten. Die Frisch Glück Fdgr. wird währenddessen 1864 auf Erz neu gemutet (vgl. Croquis im Bestand 40040, Nr. K06850 und Bestand 40169, Nr. 162). Im Jahr 1877 wird sie als Gewerkschaft Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberg neu formiert.

1889 wird die Kalkbruchsgesellschaft zunächst an C. O. Härtel, Besitzer des Kalkwerks Crottendorf (eigentlich bei  Walthersdorf gelegen), verkauft. Dieser beginnt umgehend mit dem Vortrieb des Marmor Stollns – dem heutigen „Ausgang“ des Besucherbergwerkes. Da der Stollnvortrieb jedoch nicht vorher bei der Bergbehörde und den Grundeigentümern angezeigt wurde, mußte Härtel schnell wieder aufgeben. Daraufhin gründet sich 1890 die Gesellschaft Marmorbruch und Kalkwerk Fürstenberg Reinhold & Co. im Besitz von Hugo Reinhold und Moritz Sarfert aus Zwickau und erwirbt die Abbaurechte.

Erst 1892 gibt es wieder etwas vom Erzbergbau am Fürstenberg in den Jahrbüchern zu vermelden, wobei man sich zunächst aber über die ausländische Konkurrenz zu beschweren hat:

VIII. Allgemeine Mittheilungen über den Bergbau.
(Auszug aus dem bergamtlichen Jahresberichte.)

A. Wirthschaftliche Lage des Bergbaues.

1. Erzbergbau  

Nur wenig ungünstiger fällt eine Vergleichung der Zinkpreise aus. Die fiskalischen Hüttenwerke erzielten für den Meterzentner Zink einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 43,255 Mark gegen 45,89 Mark im Jahre 1890. In London wurde für den Meterzentner schlesischen Zinkes im Berichtsjahre 44,50 Mark als niedrigster, 46,287 Mark als mittlerer und 47,75 Mark als höchster (in deutsche Währung umgerechneter) Kurs verzeichnet. Im Handel wurde das Kilogramm chemisch reines Zink mit 0,50 – 0,60 Mark angeboten.  

Die Versuche, die auf den obergebirgischen Lagern auftretenden Zinkblenden durch die Aufbereitung lieferbar zu machen, haben in dem verflossenen Jahre bei der Grube Herkules sammt Frisch Glück am Fürstenberge bei Schwarzenberg zu günstigen Ergebnissen, nämlich zu einer Produktion von 1.170 Meterzentner Liefergut geführt. Die Erzbezahlung für den Meterzentner betrug ab Zinkhütte durchschnittlich 6,59 Mark, im Ganzen also 11.563,41 Mark, eine Einnahme, welche allerdings durch die Fracht bis zur Hütte, nämlich der Rosamundahütte in Oberschlesien, eine Abminderung in Höhe von fast 2.500 Mark erfahren hat.  

Daß aber das bei Herkules sammt Frisch Glück bis jetzt erzielte Resultat nicht gerade Entmuthigung hervorgerufen hat, beweist der Umstand, daß im verflossenen Jahre nicht nur große Grubenfelder hauptsächlich auf Zinkblende gemuthet und verliehen worden sind, sondern, daß auch die Besitzer der ebenfalls am Fürstenberge gelegenen und auf demselben Lager wie Herkules sammt Frisch Glück bauenden Grube Gelbe Birke behufs Gewinnung der dasigen Zinkblenden einen lebhaften Grubenbetrieb eröffnet und damit begonnen haben, betreffs Erbauung einer großen, nach den neuesten Erfahrungen eingerichteten Zinkblende-Aufbereitung das Erforderliche zu veranstalten. …“

 

IX. Wichtige Ausführungen, Betriebsvorgänge u. s. w. bei den Gruben im Jahre 1890.
(Auszug aus dem bergamtlichen Jahresbericht.)

A. Erzbergbau.

I. Neue Aufschlüsse, sowie geognostisch oder bergmännisch bemerkenswerthe Vorkommen und Betriebe.

Im Schwarzenberger Bergrevier ist von den verschiedenen Abtheilungen … Folgendes zu bemerken:

8) Endlich ist noch der bei der Grube Herkules sammt Frisch Glück am Fürstenberge bei Schwarzenberg unter Aufwendung bedeutender Kosten stattgehabten Veranstaltungen zur Gewinnung von Zinkblende auf dem dortigen Lager, beziehentlich der Erzeugung möglichst hochhaltigen zinkischen Lieferguts durch eine zweckmäßige Aufbereitung zu gedenken. Hat dieser Gegenstand bereits weiter oben bei der Besprechung der wirthschaftlichen Lage des Bergbaues im Allgemeinen Erwähnung gefunden, so sei dem hier nur noch Folgendes hinzugefügt. Bei der fraglichen Aufbereitungsmethode wird jetzt ein wesentlicher Vortheil gegen früher dadurch erzielt, daß das bei der Zerkleinerung des Stuffwerks fallende zinkreiche Mehl von jeder Behandlung mit Wasser ausgeschlossen bleibt und einfach abgesiebt zur Lieferung gebracht wird. Die gröberen Sorten gelangen auf Setzmaschinen zur Anreicherung.“   

Über die Entwicklung einer verlustarmen Aufbereitungsmethode für die obergebirgische Zinkblende durch Martin Neuerburg in Köln kann man in der Grubenakte von Herkules Fundgrube (40169, Nr. 161) oder in Hahn, Bergmännischer Pitaval nachlesen. Der Besitzer, Generaldirektor Rudolf Wiester aus Katowice (Kattowitz) suchte demnach um staatliche Unterstützung für den Bau einer Aufbereitungsanlage nach. Zur Umsetzung kam es aber nicht mehr, denn Rudolf Wiester verstarb 1896.

Inzwischen war auch der Marmor Stolln über zwei Querschläge mit dem Frisch Glück Stolln zum Durchschlag gebracht. Daraufhin wurde Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolln auf die Erben von Rudolf Wiester in Swierklaniec (Neudeck) in Schlesien überschrieben und später sämtliche Kuxe an den nunmehrigen Besitzer des Marmor Stollns am Fürstenberg, die Marmorbruch und Kalkwerk Fürstenberg Reinhold & Co. verkauft.

Da zudem der Preis für Zinkerze im Keller war, schwenkte man um, wie 1899 zu lesen ist:

„7. Der Betrieb bei Herkules Fundgrube sammt Frischglück Stolin am Fürstenberge wurde in Hinsicht darauf, daß der Preis der Arsenikalien bedeutend gestiegen, wieder aufgenommen.“

Einer (oben schon einmal erwähnten) Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 zufolge ruhte der Abbau 1902 ganz und im Jahr 1903 wurden gerade einmal 408 t Rohkalkstein ausgebracht (40024-12, Nr. 15).

Im Jahr 1905 wurde Reinhold & Co. in die neue Gesellschaft Marmorwerk Fürstenberg Kästner & (Rudolf) Sarfert umfirmiert. Nach einem Brand der Schachtkaue des Himmlisch Heer Tagschachtes 1906 wird dieser zwar nochmals gewältigt, danach kommt es 1907 aber endgültig zur Übernahme der Erzgrube Herkules & Frisch Glück durch das Marmorwerk. Daraufhin kann man (Jahrbuchausgabe 1911) nachlesen: 

III. Gewinnungsarbeiten.

„2. Die bei der Grube Herkules samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberge im Jahre 1907 in Betrieb genommenen Preßluft- Handbohrhämmer haben sich im allgemeinen gut bewährt und die Untersuchungs- und Abbaukosten verbilligt….“  

IV. Betrieb der Baue. 

„3. Bei der Grube Herkules samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberge wurden die Versuchsbaue auf Erz fortgesetzt. Abbauwürdige Erzlager wurden noch nicht angefahren….“  

VI. Förderung. 

„4. Bei der Grube Herkules samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberge wurde zur Förderung aus dem Fallorte im Frisch Glücker Lager unter der Stollnsohle ein Zwillings-Lufthaspel aufgestellt und in Betrieb genommen. …“  

VII. Wasserhaltung. 

„Bei Grube Herkules samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberge wurde eine durch Preßluft angetriebene Hülsenberg- Pumpe aufgestellt, die das den Bauen unter Stöllnsohle zusitzende Wasser bis zum Frisch Glück Stolln hebt.“   

Der Himmlisch Heer Schacht wurde 1907 ebenfalls bis zur Sohle von Khiesels Hoffnung Stolln verteuft. 1908 wurde das Kalkbrennen eingestellt, stattdessen wurden jetzt Edelsplitte, Terrazzokörnungen und Putzsand hergestellt. Mit einem weiteren Querschlag wurde 1909 auch noch die Verbindung zu Segen Gottes Tagschacht hergestellt.

Infolge der Einberufungen und des kriegsbedingten Materialmangels kam es bereits während des 1. Weltkrieges nahezu zur Einstellung des Abbaus. Im Kalkwerk wurde zeitweilig eine Stanzerei eingerichtet.

1919 erwarb die Schwarzenberger Eisenerz AG die Grube, hielt sie jedoch nur in Fristen, um sie anschließend an die Schulz & Sackur Eisenerz AG in Berlin weiter zu verkaufen. Noch versuchte man, neue Vorkommen an Kies und Marmor zu erschließen, wie in der Jahrbuchausgabe 1920 nachzulesen ist:

„11. Auf der Grube Herkules s. Frisch Glück am Fürstenberg wurde vom 1. Stollnflügelort in Nord ein Steigort zur weiteren Aufschließung des Khiesels Hoffnung und des Himmlisch Herr Lagers in Angriff genommen und außerdem auf dem Fürstenberg mit der Abteufung eines Versuchsschachtes zur Aufschließung dieser beiden Lager begonnen.“

Schließlich mußte in der Ausgabe 1921 aber doch das endgültige Aus verkündet werden:

„7. Der Betrieb der Grube Herkules samt Frisch Glück Stolln (Marmorwerk Fürstenberg) erstreckte sich, wie im vorhergehenden Jahre, in der Hauptsache auf die Gewinnung von Kalkstein und dessen Verarbeitung zu Düngemehl, Futterkalk, Terrazzo. Die Kalksteinlinsen wurden im Laufe des Jahres völlig ausgebaut und Aufschlußarbeiten auf neue Kalksteinmittel im größeren Umfange unternommen, die beträchtliche Kosten verursachten, aber leider bis zum Jahresschluß erfolglos blieben. Auf dem Fürstenberge wurde ein neuer Schacht bis 25 m Teufe niedergebracht, da man hoffte, hier ein neues abbauwürdiges Kalksteinmittel des Himmlisch Heerlagers in der verlängerten Streichrichtung in N. W. festzustellen. Eine Kalksteinlinse wurde bei 25 m Teufe mit etwa 25 cm Mächtigkeit angetroffen; es wurden dann Bohrversuche auf der Sohle des Schachtes einige Meter tiefer hinein ausgeführt, Kalkstein wurde dabei aber nicht festgestellt. Die Weiterverteufung des Schachtes mußte daher als aussichtslos eingestellt werden.  

Das Zinkblendelager bei Frisch Glück wurde 32 m im Streichenden weiter verfolgt, in der tiefsten Sohle wurde ein Querschlag ebenfalls bis zum Frisch Glücker Lager aufgefahren. Dabei wurde aber nur ganz spärliche Zinkblendeführung angetroffen, und da hiernach Aussicht auf Zinkblendegewinnung ebenfalls ziemlich aussichtslos erschien, wurden die Aufschlußarbeiten auf Zinkblende ebenfalls eingestellt.  

Unter diesen Umständen entschloß man sich, die Grube mit Ablauf des Jahres vorläufig gänzlich still zu legen. …“  

Wie uns die Nachbringung der Rißunterlagen (vgl. Bestand 40037-1 Landesbergamt, gewerbliche Gruben, Nr. K23018), die Akte Nr. 163 im Bestand 40169 sowie die Angaben in den Jahrbüchern verraten, währte der Abbau der erschlossenen Restvorräte durch die letztgenannte Gesellschaft bis 1921.

Nach der Stillegung der Gruben wurden sie für 1.650 Reichsmark an den Gemeindeverband „Erzgebirgsverkehr“ zur Hebung des Fremdenverkehrs verkauft, der jedoch ganz andere Pläne verfolgte...

  


Das Ausbringen der (Erz-) Grube Herkules Frisch Glück bis zu ihrer Einstellung 1921 nach Angaben in den Jahrbüchern für das Bergwesen in Sachsen und weiteren Quellen.

  

Wir machen noch mal dasselbe, wie schon oben und schauen uns den Ausschnitt in den historischen Kartenwerken an.

  


Ausschnitt aus dem Meilenblatt (Freiberger Exemplar) Blatt 243: Schwarzenberg, Grundaufnahme 1790, Nachträge bis 1876. Es sieht noch ziemlich „jungfräulich“ aus im Wald am Fürstenberg, lediglich „das frische Glück“ ist schon eingetragen... 

 


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte Sachsen Blatt 137: Section Schwarzenberg, bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes. Leipzig, Giesecke & Devrient, 1876. Die Gewerkschaft von Gottes Geschick am Graul hat inzwischen ein Arsenikwerk errichtet, wo die Kiese verarbeitet werden können.

 


Dito, Ausgabe 1908. Im Oswaldtal gegenüber der „Dudelskirche“ hat die Fürstenberger Marmorbruchsgesellschaft das Kalkwerk errichtet. Oben auf der Anhöhe sind ein paar Betriebsgebäude von Himmlisch Heer hinzugekommen. Am Graul neben der Straße von Waschleithe nach Langenberg ist jetzt die Kontur des Tagebaus eingezeichnet, von der wir oben bei Prof. Beck schon gelesen und ein Foto von Paul Schulz gesehen haben.

 


Ausschnitt aus der Topographische Karte Sachsen, Blatt 137: Schwarzenberg, Ausgabe 1925. Nördlich der Oswaldkirche ist hier das erste Mal der Grubenname Herkules eingetragen, dafür ist Frisch Glück wieder verschwunden. Bei Gottes Geschick und Stamm Asser haben die Halden und Tagebaue zwar noch erheblich zugenommen, jedoch wurden Schlägel und Eisen inzwischen umgekehrt eingezeichnet. 

 

Ab 1921 wurde der „Marmor Stolln“ nun als Besucherbergwerk ausgerüstet und 1926 eröffnet. Diese Art der Nachnutzung der Grube als museale Schauanlage war zu dieser Zeit noch etwas Neues und deshalb hielt man es in der Jahrbuchausgabe von 1926 für der Erwähnung wert, wenn auch nur unter:

X. Sonstiges.  

„Vom Gemeindeverband „Erzgebirgsverkehr" in Lauter wurde zum Zwecke der Zugänglichmachung der Kalksteinweitungen des ehemaligen Marmorwerkes Fürstenberg und der Zinkblendeabbaue des Berggebäudes Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolin und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberge für den Fremdenverkehr der Marmorstolln in seinem vorderen Teile auf 40 m Länge vom Mundloch aufgewältigt und teils in Beton, teils in Zimmerung ausgebaut. Die Wasserseige des Marmorstollns wurde gründlich gesäubert und der Stofln auf seine ganze Länge mit Pfostentragewerk ausgerüstet. Tragewerk wurde auch im ersten Flügelort auf 30 m Länge, d. i. bis hinter die Kalksteinweitung, und im zweiten Flügelort gegen West bis hinter die Kalksteinweitungen und gegen Osten bis an den Frischglücker Tageschacht gelegt, so daß eine sichere Befahrung dieser Strecken gewährleistet ist. Mit dem Einbau einer elektrischen Beleuchtungsanlage zur Beleuchtung des Stollns und seiner Flügelörter sowie der Kalksteinweitungen und Zinkblendeabbaue wurde begonnen.“  

Im gleichen Abschnitt wird im Folgejahr 1927 berichtet:  

„In dem vom Gemeindeverband „Erzgebirgsverkehr" in Lauter im vorigen Jahre für den Fremdenverkehr zugänglich gemachten Marmorstolln des ehemaligen Marmorwerkes Fürstenberg und in den anschließenden Kalksteinweitungen sowie Abbauen und Strecken des Berggebäudes Herkules Fundgrube samt Frisch- Glück- Stolln und Khiesels- Hot'fnung-Erbstolln am Fürstenberg wurde elektrische Beleuchtung eingebaut, die nicht nur zur Hebung der Sicherheit der das Bergwerk besichtigenden Personen, sondern auch zur Erzeugung von malerischen Lichtwirkungen in den verlassenen Grubenbauen beiträgt.“  

Und auch noch 1928:  

„1. In dem vom Gemeindeverband „Erzgebirgsverkehr" in Lauter im Jahre 1926 für den Fremdenverkehr zugänglich gemachten Marmorstolln des ehemaligen Marmorwerkes Fürstenberg und in den anschließenden Kalksteinweitungen sowie Abbauen und Strecken des Berggebäudes Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberg wurden weitere Abbauweitungen aufgewältigt und dadurch neue herrliche Wasserflächen mit wunderbaren Marmorwiderspiegelungen aufgeschlossen. Die elektrische Beleuchtungsanlage wurde weiterausgebaut.“  

Im Jahr 1929 ist Herkules Frisch Glück schließlich selbst unter „Sonstiges“ an die zweite Stelle gerückt: 

„2. In den für den Fremdenbesuch zugänglich gemachten Grubenbauen des ehemaligen Erzbergwerkes Herkules Frisch Glück am Fürstenberge bei Schwarzenberg wurden in den Wintermonaten, wo der Verkehr ruhte, Untersuchungs- und Sicherungsarbeiten ausgeführt und hölzerne Treppen, die der Fäulnis und Verstockung unterlagen, durch massive Betontreppen ersetzt. Ferner wurde durch Aufstellung von Maschinen und anderen ehemaligen Betriebseinrichtungen weiter dazu beigetragen, die Grube für den Besuch von Fremden lehrreich und sehenswürdig zu gestalten.“

Als amüsante Randbemerkung mag dabei gelten, daß sich der Berghauptmann Borchers und der Landesverband Sächsischer Heimatschutz damals genötigt sahen, zur Entfernung von Phantastereien und Kitsch, wie Terrakottazwergen aus dem Schaubergwerk aufzufordern… (vgl. Bestand 40169, Nr. 165).

    


Noch einmal die topographische Karte, jetzt die Ausgabe 1943 (Meßtischblatt 5542). Hier finden wir nun auch das „Schaubergwerk Herkules Frisch Glück“. 

 

1938 wurde der Besucherbetrieb ausgesetzt (vgl. Bestand 40028-1, Nr. 0655).

Nach 1945 und bis 1951 untersuchte die damalige SAG Wismut auch dieses Bergwerk auf Uranerzvorkommen, wurde hier jedoch glücklicherweise nicht fündig. Stattdessen wurde das Bergwerk von 1964 bis 1966 durch Berglehrlinge der Berufsschule der SDAG Wismut in Schlema rekonstruiert und konnte 1966 als Besucherbergwerk wiedereröffnet werden.

In der Deutschen Fotothek haben wir die folgenden Aufnahmen des Fotografen Reinicke aus den 1980er Jahren gefunden.

  


Impressionen aus dem Schaubergwerk Herkules & Frisch Glück“ aus den 1980er Jahren. (Foto: Hans Reinicke, 1983)

 Link zur Originaldatei:  http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70000392

 


Impressionen aus dem Schaubergwerk Herkules & Frisch Glück“ aus den 1980er Jahren. (Foto: Hans Reinicke, 1983)

 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70037620 

  


Impressionen aus dem Schaubergwerk Herkules & Frisch Glück“ aus den 1980er Jahren. (Foto: Hans Reinicke, 1983)

 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70037621 

  


Impressionen aus dem Schaubergwerk Herkules & Frisch Glück“ aus den 1980er Jahren. (Foto: Hans Reinicke, 1983)

 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70037619 

  


Impressionen aus dem Schaubergwerk Herkules & Frisch Glück“ aus den 1980er Jahren. (Foto: Hans Reinicke, 1983)

 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70001064

  


Impressionen aus dem Schaubergwerk Herkules & Frisch Glück“ aus den 1980er Jahren. (Foto: Hans Reinicke, 1983)

 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70001560 

Der heutige Zustand

  

Aus den früheren Übertageanlagen des Kalkwerks entstand dagegen mit Unterstützung der niederländischen Ambulanz 1926 das sogenannte „Hollandheim“ als Kinder-Erholungsheim. Nach der Wende zunächst geschlossen, konnte es 1997 als Familienerholungsstätte durch den Kreisverband Aue- Schwarzenberg des Deutschen Familienverbandes e.V. wiedereröffnet werden.  

  


Raschau, Marmorstolln, Hollandheim am ehemaligen Kalkwerk, Foto: Paul Schulz, 1927. Auch im Bestand des  Bergarchivs Freiberg, Bestand 40167 (Fotos bergmännischer Tagesgebäude), Nr. 557.

Bildquelle: Deutsche Fotothek, Originaldatei unter
 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002501

Der heutige Zustand  

  

 

 

Kalkwerk Raschau

  

In der Bergbaumonographie, Bd. 16: Marmor im Erzgebirge, wird das Vorkommen unter der Nummer D 14 wie folgt beschrieben: Bei dem am Emmler anstehenden Skarn handelt es sich um einen grauweißen bis grauen, nie streifigen, fein- bis kleinkörnigen Dolomitmarmor, der sehr rein und praktisch kalkfrei (vollständig dolomitisch) ist. Besonderheit ist eine intensive mesozoisch- känozoische Verkarstung mit Bildung von Auslaugungsrestlehmen bis in 25 m (max. 40 m) Tiefe unter Gelände. Im Liegenden steht ein stark lettig zersetzter, weicher, ganz in eine talkartige Substanz umgewandelter Schiefer an, der z. T. noch deutlich die wellig- flaserige Struktur des ursprünglichen Muskovit- Schiefers zeigt. Das Lager liegt konkordant im Glimmerschiefer.

Die Vergesellschaftung von „Raschau- Karbonat“ und „Emmler- Quarzit“ ist ein charakteristischer erzgebirgischer Litho- Leithorizont. Hier rund um diese Lagerstätte liegt das Typusgebiet der Raschau- Formation. Dabei handelt es sich um einen Gesteinsverband aus granatführenden Muskovit- bzw. Zweiglimmerschiefern, Quarzglimmerschiefern bis Quarzitschiefern und untergeordnet Feldspatglimmerschiefern, der der Keilberg- Gruppe des Kambriums zugeordnet wird. In diese Gesteinsfolge ist ein stellenweise bis zu 650 m mächtiger, z. T. stark aufgegliederter Karbonathorizont (vorwiegend Dolomitmarmor) eingelagert. In seiner geologischen Altersstellung ist er also dem Vorkommen in Wildenau gleichzusetzen.

Für die chemische Zusammensetzung werden in der Bergbaumonographie folgende Werte (Auswahl) angeführt:
   

 

Bruch Facius 

Bruch Ulbricht & Korb

CO2

46,1%

46,4%

CaO

30,7%

29,3%

MgO

21,1%

21,4%

Al2O3, Fe2O3

1,1%

1,2%

SiO2

1,0%

1,7%

    


Geologische Situation der Kalklager (blau) bei Wildenau östlich von Schwarzenberg, nach Bergbaumonographie, Bd.16, 2010; darin: Gm... hangender Glimmerschiefer, z. T. Granat- führend, Qe... Emmler- Quarzit, Gmm... Muskovit- Glimmerschiefer mit Karbonatlagern, Gmq... quarzitischer Glimmerschiefer im Liegenden des Emmler- Quarzits (alles Raschau- Formation, Unter- Kambrium), Qh... Holozän. Am Graul wurden einige wichtige Gänge der BiCoNiAg- Formation (grün, co) sowie die Kieslager am Knochen (blau, kb) eingetragen.

    

Nach Nachforschungen Raschauer Heimatfreunde gehörte der Kalksteinbruch am Waldrand zwischen Emmler und Schwarzbachtal zur einer Dreiviertelhufe Land, welches im 16. Jahrhundert der Familie Ficker gehörte. Als erster bekannter Eigentümer wird 1531 in einer Steuerfestsetzung Wolff Ficker genannt.

Sie haben auch eine Urkunde gefunden, die belegt, daß der Halbhüfner Donat Fischer im Jahr 1532 neben Eisenstein auch 50 Fuder Kalk zu den umliegenden Hütten transportiert habe. Seine halbe Hufe Land grenzte nun an die Flur der Familie Ficker unmittelbar an. Diese Nachricht kann daher als der älteste urkundliche Beleg dafür gelten, daß in Raschau Kalk gebrochen wurde. Sonst aber ist über den Kalksteinabbau vor dem Dreißigjährigen Krieg  kaum etwas bekannt.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges war das Ficker'sche Bauerngut an den Schwiegersohn des Hannibal von Schmertzing auf Förstel und Oberrittersgrün, Daniel Schubert gekommen. Über dessen Feldbesitz wird 1672 gesagt, „welches von Berckwerk sehr ist eingenommen worden.“ Ob damit aber tatsächlich nur das Kalkwerk oder auch der Bergbau auf dem ja nur unweit westlich verlaufenden Allerheiligen Gangzug gemeint war, geht aus dieser Nachricht nicht hervor.

   

In seiner erst posthum anno 1699 erschienenen Beschreibung des Obererzgebirges erwähnt der Scheibenberger Pfarrer Christian Lehmann (*1611, †1688) als erster neben anderen Vorkommen ausdrücklich auch Kalkbergbau auf dem Emmler zwischen Langenberg und Raschau. Er schrieb dazu im Kapitel:

CAP. III. Von Kalck- Brüchen.

„… Auff dem alten Emler hats 3 Kalck- Brüche oder Flüsse. Wenn man diese Kalck- Art dem Eisenstein im Schmelzen zusetzet / wird das Eisen schmeltzig und flüssig / wie denn von Alters viel davon zum Zerrenn- Feuer verkauft worden und obgleich das Fuder nur 2 gr. gegolten / hat doch der Possessor (Besitzer) jede Woche davon 6 fl. eingenommen. Dieser Kalck- Fluß ist reich und kaum auszubauen / ist aber aus Mangel des Holzes / und weil harte Kohlen darzu erfordert werden / liegen blieben.“

Offenbar belieferten diese Kalkbrüche im 17. Jahrhundert also, wie die später noch zu beschreibenden Brüche am Tännigt auch, mit dem Kalkstein in erster Linie die umliegenden Hammerwerke und Eisenhütten.

Wenn ein ganzes Fuder für nur zwei Groschen verkauft wurde, der Kalkbruchbesitzer jedoch pro Woche sechs Gulden Einnahmen zu verzeichnen hatte, muß die Fördermenge schon zu dieser Zeit beachtlich gewesen sein. Nach dem Leipziger Münzfuß von 1687 hatte ein Gulden bzw. Floren einen Wert von einem halben Reichsthaler oder 12 Groschen, sechs Floren hielten demnach 72 Groschen. Folglich mußten wöchentlich wenigstens 36 Fuder Kalkstein ( !! ) gebrochen und verkauft worden sein.

 

Der nächste bekannte Besitzer des Bauerngutes, auf dem der Kalkbruch lag, Michael Weigel, stellte im Jahre 1719 den Antrag, einen Kalkofen auf steinernem Grund und Boden errichten zu dürfen. Wahrscheinlich ist es aber zum Bau damals nicht gekommen, da er kurz danach verstorben sein muß, denn 1721 war das Gut bereits Eigentum seiner Erben. Sein Sohn Johann Christoph Weigel (*1685, †1738) ist dann als langjähriger Ortsrichter in Raschau bekannt geworden.

Von den Weigel's kam das Gut mit dem Kalkbruch in den Besitz der Familie Jllig. Als ersten namentlich bekannten Besitzer haben die Raschauer Heimatfreunde Christoph Jllig gefunden. 1765 wird auch der Kalkbruch schon genannt. In einem Kaufvertrag von 1787 steht dann: Auch befindet sich auf dem Felde ein alter Kalkbruch mit seinen Halden, von dem Kalk wegen seiner geringen Qualität nur in dem daselbst schon bestandenen Ofen gebrannt wird...

Ein Kalkwerk am Emmler bei Langenberg wurde in der 1778 erschienenen „Mineralogischen Geographie der Chursächsischen Lande“ auch schon von Charpentier erwähnt.

Nach Christoph Jlligs Tod 1787 folgen Christoph Friedrich Jllig (*1759, †1827) und nach ihm Johann Benjamin Jllig im Besitz des Gutes. 1833 wurde das Gut mitsamt dem Kalkbruch an Johann August Klemm verkauft, von diesem gelangte es an Karl Gottlieb Klemm.

   

Anfang des 19. Jahrhunderts begann die systematische „geognostische“ Untersuchung des Landes. Dazu wurde der spätere Professor für Mineralogie an der Bergakademie, Friedrich August Breithaupt, im Jahr 1818 ins Westerzgebirge entsandt. Aus seinen oben schon einmal angeführten, ausführlichen Reisenotizen (40003, Nr. 61, Blatt 61ff) wollen wir zu diesem Standort zitieren:

Jllings Kalkbruch.

Der Kalkbruch liegt in einer (schwer leserlich?) ... kultivierten Anhöhe des Jochs (zwischen Raschau und Schwarzbachtal), und hat einen bedeutenden Umfang, so dass er bey dem schwachen Betriebe schon lange bekannt seyn muß.

Man baut den Kalkstein zur Zeit noch steinbruchweise ab. Der Kalkstein ist von verschiedenen weißen Farben bis bläulichgrau, im Großen wegen häufig beygemengten Glimmerschüppchen schiefrig, im Kleinen feinkörnig. Übrigens ist er ungemein zerklüftet, wie ich noch nie einen Kalkstein gefunden habe, und leicht spaltbar und zerspringbar, weshalb er auch gern zur Verbesserung des Ackerlandes angewendet wird. Man findet in ihm dünne Lager eines aufgelösten Gesteins, was thonig gewordnener Glimmer zu seyn schien. Seine Schichtung ist unter 40° bis 45° in Stunde 6,6 SO.

Von diesem Bruche in Morgen und also zwischen ihm und der Menge von Pingen, von diesen etwa 300 Schritte, ist ein älterer Kalkbruch der Richtung nach wahrscheinlich auf demselben Lager, der jedoch zusammengegangen und zum Theil eingeebnet ist. Ist jener Bruch mit diesem wirklich auf ein und demselben Lager, dann dürfte dies eins der mächtigsten hiesiger Gegend, ungefähr bis auf 60 Lachter, da der noch gangbare Bruch allein 6 bis 8 Lachter bekannte Mächtigkeit hat. In Abend ist die Fortsetzung des Lagers nicht bekannt, und da unsere desfallsigen Nachforschungen ohne günstigen Erfolg geblieben; so ist es wahrscheinlich, daß es sich nach dieser Weltgegend auskeilt. Der Kalkstein war übrigens ziemlich gleichartig rein, und zeigte nur zuweilen ein Spathflämmchen. Manchmal soll man hier auch hübsche Kalkspathdrusen aufschließen, davon ich nichts zu Gesichte bekommen konnte.

In einem vom Bruche wenig entfernt stehenden Ofen wird der meiste Kalkstein gebrannt.“

Zum Fortsetzen oder Auskeilen des Lagers findet man einige Seiten weiter (Blatt 90f)  in Breithaupt's Bericht noch die folgende Notiz:

Jllings Kalklager scheint sich in West auszukeilen.

Da ich vermuthete, dass das Jlling’sche Kalklager, welches nur etwa 150 Lachter im Liegenden der Grauler und Katharinaer Kieslager liegen kann, bey seiner ansehnlichen Mächtigkeit auch westlich fortsetze, und an den Graul herüber komme, so trug ich die diesfalsige Nachforschung Scheidhauer auf. Vergeblich hatte derselbe an dem ganz waldigen Rücken des Grauls von Gottes Geschick Fdgr. an in Mittag und Abend aufs sorgfältigste begangen und die Steine eingeschlagen, denn hier war auch nicht die Spur von Kalksten aufzufinden. Dem ungeachtet ist wohl das westliche Fortsetzen des Lagers noch möglich, da der Kalkstein am Tage liegend zerfällt, und leicht verwittert, und da auch in der Gegend vieles beraset ist, dass stellenweise kein Stein bloß lag.“

Die Vermutung Breithaupt's, daß sich das Kalksteinlager über größere Distanz noch fortsetze, war gar nicht falsch. Schließlich sind der Emmler- Quarzit und das Raschau- Karbonat bis heute lithostratigraphische Leithorizonte der Geologen. Nur die Richtung, in der er das Streichen vermutete, stimmte nicht. Erst bei Untersuchungen der SDAG Wismut nach 1945 wurde hier statt Uranerzen südlich von Raschau die  Fortsetzung dieses Kalksteinlagers entdeckt.

  

Ein weiterer Bericht des zu diesem Zweck in die Gegend von Bärenstein, Scheibenberg, Raschau, Elterlein und Annaberg entsandten Bergstudenten August Nicolai aus dem Jahr 1833 ist ebenfalls erhalten geblieben (40003, Nr. 159). Darin schrieb er (ab Blatt 19 der Akte) allerdings nur ganz kurz:

Jllingscher Kalkbruch

Zwischen diesem Schacht und dem Knochen liegt der jetzt größtentheils verbrochene Jllingsche Kalkbruch.“

Mit diesem Schacht war einer der zahlreichen Schächte gemeint, die besonders am Nordhang des Emmlers auf Eisenerze bauten. Aus Nicolai's Notiz erfahren wir immerhin, daß der Jlling'sche Kalkbruch vor dem Verkauf an die Klemm's aufgegeben worden war.

 

Unter dem Namen Jlling's Kalkbruch zwischen Schwarzbach und Elterlein findet dieser Familienname auch bei C. F. Naumann 1845 in seinen geognostischen Skizzen Erwähnung, allerdings weiter oberhalb im Schwarzbachtal. Naumann erwähnt an gleicher Stelle aber auch einen Nitzschisch'en Kalkbruch bei Raschau.

Ein Andreas Nietzsche wird nun wiederum im Jahr 1731 als Besitzer des seit 1588 von Elterlein’schen Hammerwerks in Obermittweida genannt (daher später auch „Nietzschhammer genannt).

Carl Heinrich Nitzsche war 1807 Hammerwerksbesitzer in Erla und nahm zu dieser Zeit die „Gnade Gottes Fundgrube am Mönchsteig bei Langenberg“ wieder auf. Möglicherweise handelt es sich um einen Nachfahren jenes Andreas Nietzsche. Von 1832 bis 1846 ist C. H. Nietzsche auch als Besitzer der Neujahr Fundgrube zu Wildenau aktenkundig (40169, Nr. 1381).

Die Erwähnung der Nitzsche'schen Kalkbruchs in B. Cotta's geognostischem Reisebericht aus dem Jahr 1836 (auf Blatt 32) hatten wir oben schon einmal zitiert und fügen sie hier nochmals ein:

4. Körniger Kalkstein und Dolomit.

Obwohl der körnige Kalkstein und Dolomit in Schwarzenberger Gegend meist mit erzhaltigem Grünstein zusammen vorkommen, so finden sich doch auch selbständig von jenen (?) Begleitern und zwar auch ziemlich parallel zwischen den Glimmerschiefer eingelagert. Das schönste Vorkommen dieser Art (ist) hier das im  

Nitzischen Kalkbruch

bei Raschau. Reiner, weißer, körniger Kalkstein ist in dem Bruche gegen 5 Lachter mächtig aufgeschlossen, ohne daß man dann sein Liegendes erreicht hätte. Es scheint hora 1,4 zu streichen und etwa 40° gegen SO. zu fallen, doch ist diese Beobachtung ziemlich unsicher, weil sie nicht an der Oberfläche gegen den Glimmerschiefer, sondern nur an gewissen Parallelklüften des Kalksteins selbst angestellt werden konnte.“

Vermutlich war der Kalkbruch von den Klemm's an den Herrn Heinrich Gotthold Nietzsche auf Obermittweida verpachtet worden. Jedenfalls haben die Raschauer Heimatfreunde eine Notiz im Grundzinsregister von 1840 gefunden, daß die Kalköfen ziemlich unbedeutend“ seien. Die Verwendung des Plurals weist nebenbei darauf hin, daß es zu dieser Zeit mehrere Brennöfen gegeben haben kann. Vermutlich wurde der Kalk damals aber noch in einfachen, periodischen Feldöfen gebrannt.

  


Bruillonkarte mit eigenhändigen Eintragungen Bernhard Cotta's aus seinem Bericht im Jahr 1836. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Akten der geognostischen Landesuntersuchung), Nr. 146, Blatt 55 (Kartenbeilagen), Gesamtansicht. Wir haben sie bereits gedreht, so daß Norden jetzt rechts oben zu liegen kommt.

Link zum Digitalisat  archiv.sachsen.de

  


Ausschnittsvergrößerung aus obiger Karte mit der Lage des damals Nitzischen Kalkbruchs am Emmler zwischen Raschau und Langenberg. Kalklager sind dunkelblau eingetragen, wo - wie es in Cotta's Legende heißt - die Lager von ihm wirklich beobachtet werden konnten, lichter eingetragen diejenigen Punkte, wo das Vorkommen nur nach den vorhandenen Karten und Beschreibungen eingetragen wurde.

  


Auf dieser Skizze zur Lage des 1863 neu zu erbauenden Kalkofens geht hervor, daß ein
Alter Brennofen direkt an der Böschungskante zum Kalksteinbruch gestanden hat. Das Flurstück gehört noch immer den Klemm's, das östlich angrenzende der Familie Schmiedel. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30049 (Amtshauptmannschaft Schwarzenberg), Nr. 2903, Blatt 17 (Ausschnitt, Norden ist oben).

   


Ausschnitt aus den Stollnkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Links unterhalb der Eintragung Langenberg ist der Steinbruch verzeichnet. Unter dem L des Ortsnamens verläuft der Junge Katharina Stolln bis zum Facius Schacht. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I61, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

   


Mangan- und Eisenerz führende Quarzbrockenfelsbildungen bei Langenberg und Schwarzbach, Waschleithe, Elterlein und Unterscheibe, zusammengestellt von C. H. Müller 1866. Am oberen Bildrand liegt Schwarzenberg, rechts unten Scheibenberg. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. k18595, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

  


Ausschnitt aus obiger Übersichtskarte mit der Lage des Facius'schen Kalkbruchs (links) sowie weiterer Kalkbrüche
bei  Langenberg. Dunkelgrün sind hier häufig kieserzführende, sogenannte Grünsteinlager dargestellt, mit brauner Farbe die Vorkommen von Manganerzen im Quarzbrockenfels.

  

 

 

Die Facius'schen Brennöfen in Raschau

  

1863 schließlich erwarben Otto Louis Facius und Rudolf Arthur Facius das Kalkwerk. Noch im gleichen Jahr beantragten sie bei der Amtshauptmannschaft in Schwarzenberg den Bau eines modernen Brennofens. Ein Jahr später ließen sie sogar noch einen zweiten errichten (30049, Nr. 2903) und beide Kalköfen haben bis  heute überdauert.

Die beiden fast gleichzeitig erbauten Öfen waren jedoch von ungleichem Bautyp: Der 1863 zuerst gebaute besaß eine achteckige Grundfläche und war umgeben von einem Einfeuerungshaus“; der ein Jahr später errichtete besaß dagegen einen quadratischen Grundriß.

Dieses Einfeuerungshaus war nicht nur ein Witterungsschutz für die Arbeiter: Zöge man den noch heißen Kalk aus dem Ofen einfach ins Freie ab, würde bei jedem Regenschauer sofort eine heftige chemische Reaktion eintreten, die als „Kalklöschen“ bekannt ist. Die entstehende Calziumhydroxid- Lauge will niemand im Gesicht haben. Der frisch gebrannte Kalk mußte also unbedingt im Trockenen abgekühlt und gelagert werden. Erst, wenn er abgekühlt ist, wird er bei reichlichem Wasserüberschuß zu Baukalk abgelöscht.

Außerdem ließen die Brüder Facius ein Wohnhaus erbauen und 1866 eine Kalkniederlage samt Pferdestall (30049, Nr. 2903). 1877 kam noch ein Kalkvorratsschuppen hinzu.

 


Skizze im Bauantrag vom 4. September 1863 für den neu zu erbauenden Kalkofen, welcher hier noch dreizählig- symmetrisch und somit sechseckig dargestellt ist. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30049 (Amtshauptmannschaft Schwarzenberg), Nr. 2903, Blatt 1.

  


Zeichnung zur Genehmigung des Bauantrages vom 1. Oktober 1863. Jetzt ist der Brennofen tatsächlich achteckig und damit vierzählig- symmetrisch dargestellt; so wie er auch 1867 beschrieben wurde. Die Gewölbedecke mit dem Schornstein wurde zu späterer Zeit durch einen kegelförmigen Aufsatz ersetzt. Der Schornstein stand - sicher aus statischen Gründen - seitlich versetzt. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30049 (Amtshauptmannschaft Schwarzenberg), Nr. 2903, Blatt 17 (Ausschnitt).

  

Wie uns die Akte (30049, Nr. 2903) verrät, hatten es die Gebrüder Facius etwas zu eilig, den Ofen zu errichten und in Betrieb zu nehmen. Bei der am 17. September 1863 behufs der Genehmigung des Bauantrages durchgeführten Localerörterung“ ergab sich zwar einerseits, daß der beabsichtigte Bau ... mit Gefahren ... oder nicht zu duldenden Nachtheilen nicht verbunden“ sei; andererseits aber stellte der Beamte fest, daß man ja mit der Gründung bereits begonnen hatte, ohne daß eine Baugenehmigung schon vorläge...

Die Erstellung der Konstruktionszeichnung, deren baupolizeiliche Prüfung und die Einholung der Zustimmung der Anrainer Klemm und Schmiedel ging für ein deutsches Amt dann trotz allem erstaunlich schnell: Die Baugenehmigung wurde am 24. Oktober ausgestellt.

Am 24. April 1864 vermeldete der Kalkinspector“ Louis Facius dem Bauamt dann die Fertigstellung und erbat die Abnahme. Dabei gab es aber wieder eine neue Diskussion mit dem Bauamt, denn das stellte nun fest, daß die Lage von Ofen und Wohnhaus nicht mit dem Situationsplan im Bauantrag übereinstimmte. Das macht man doch aber auch nicht...

Obige Zeichnung ist mit einem Maßstab in Ellen versehen, so daß wir überschlagen können, daß dieser Ofen bei zirka 8,5 m Außendurchmesser eine Höhe von etwas über 9 m besitzen sollte. Obenauf kam noch der Schornstein mit weiteren etwa 10,2 m Höhe; das Bauwerk hatte also eine Gesamthöhe von knapp 20 m. Der leicht trichterförmige Brennschacht sollte oben 3,4 m lichte Weite besitzen und auf Höhe der Abzüge auf 1,9 m Durchmesser einziehen. Die Höhe des Brennschachtes von der Gicht bis zu den Abzügen betrug nach der Zeichnung zirka 6,2 m, woraus man ein Fassungsvermögen von knapp 68 m³ errechnen kann.

Kaum war der erste fertig, wurde noch ein Bauantrag für einen zweiten Brennofen eingereicht und nach Prüfung durch den Brand- Inspektor Dieze am 6. Juni 1864 bedingungsweise auch genehmigt. Auch diese, unten wiedergegebene Zeichnung hat Maurermeister Fr. A. Jlling aus Raschau, der auch die Bauausführung übernahm, mit einem Maßstab in Ellen versehen. Demnach betrug die Seitenlänge am Fuß des Bauwerkes etwa 10,5 m, d. h. daß die Grundfläche des Ofenbauwerkes über 100 m² betrug. Die Höhe der Ofengicht lag bei 6,2 m über Gelände.

Der Brennschacht im Inneren des Gebäudes war aber deutlich kleiner, als beim ersten Brennofen und besaß nach der Zeichnung auf Höhe der Gicht 2,8 m lichte Weite und über den Abzügen noch 1,2 m Durchmesser. Die Höhe dieses Brennschachtes von der Gicht bis zu den Abzügen betrug zirka 4,3 m, woraus man auf ein weit geringeres Fassungsvermögen von nur etwa 26,5 m³ kommt. Offenbar war dieser Brennofen für die absatzschwächere Zeit im Winterhalbjahr gedacht.

Schon am 24. November 1864 war auch der zweite Ofen fertiggestellt, wurde mit einem Bau- Revisionsprotocoll“ baupolizeilich abgenommen und seine Ingebrauchnahme“ gestattet. Interessant ist daran, daß auf diesem Protokoll für die Besitzer des Kalkwerkes nun aber die beiden Kaufleute Johann Rudolph Facius und Ernst Anton Facius unterzeichneten. Es handelte sich offenkundig um eine weitverzweigte Familie...

 


Entwurf zu einem Kalkofen für das Kalkwerk Raschau, gezeichnet von Maurermeister Friedrich August Jllig aus Raschau im Jahre 1864. Zu sehen ist ein quadratischer Niederschachtofen (auch
Kesselofen oder „Schneller genannt) mit zweiseitig angeordneten Abzügen. Bei dem heute noch erhaltenen Ofengebäude ist nur noch ein Abzug an seiner Nordseite sichtbar; wenn es einen zweiten gab, liegt dieser unter der Halde dahinter. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30049 (Amtshauptmannschaft Schwarzenberg), Nr. 2903, Blatt 39.

  


Auch zu diesem Entwurf gibt es einen Situationsplan, der uns verrät, daß der zweite Ofen tatsächlich der ist, der noch heute an der Nordwestseite des Kalkbruches steht, wo einst die Förderhaspel endete. Außerdem sieht man, daß der Hofmann'sche Ofen inzwischen die Umbauung mit dem
Einfeuerungshaus erhalten hat. Grün markiert hat der Zeichner die Flurstücksgrenzen: Links (östlich) Schmiedel, rechts (westlich) jetzt Hähnel. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30049 (Amtshauptmannschaft Schwarzenberg), Nr. 2903, Blatt 41, Norden ist unten.

 

Auch nach den Angaben in der Bergbaumonographie Marmor im Erzgebirge sei der Abbau am Emmler nördlich von Raschau ab 1860 als Facius’sches Kalkwerk bekannt. Hier sei 1864 ein „Hoffmann'scher Ofen“ errichtet worden. 

Die Beschreibung dieses Ofens in der Bergbaumonographie als: „Schachtofen mit großer Flamme für kontinuierlichen Betrieb“ ist auf den ersten Blick nicht ganz klar, denn als Hoffmann’sche Öfen sind in erster Linie tatsächlich Brennöfen mit einem liegendem, umlaufenden Ofenkanal ‒ sogenannte Ringbrandöfen besonders bekannt, deren Konstruktion sich vorallem bei Ziegeleiöfen bewährt hat (Loeff, 1873).

Wie diese Öfen aussahen und funktionierten, beschreiben wir in unserem Beitrag zum Dolomitbergbau bei  Geithain.

Genau genommen sagt der Bauantrag aus dem Jahre 1863 sogar wörtlich aus, daß die Aufführung dieses Brennofens von einem Maurermeister F. Hofmann aus Döbeln geleitet werden und daß der Ofen nach der dort (in Döbeln) schon bewährten Konstruktion erbaut werden solle (30049, Nr. 2903). Noch eine Möglichkeit, den einen, hier errichteten Ofentyp mit den Ringbrandöfen des Ingenieurs F. E. Hoffman aus Berlin zu verwechseln...

In dem zeitgenössischen Bericht über den Kalkwerksbetrieb in Sachsen (Wunder, Herbrig, Eulitz, 1867) haben wir dann aber die Beschreibung just dieses Brennofens gefunden, auf den auch mit der Bemerkung in der Bergbaumonographie Bezug genommen wird. Die Autoren beschreiben nämlich im Abschnitt:

IV. Oefen zu continuirlichem Betriebe mit großer Flamme

a) den Rüdersdorfer Ofen;
b) den Hoffmann'schen Ofen;
c) den Siemens'schen Gasofen...

Unter b) liest man dort: Der Hoffmann'sche Ofen ist als eine Modification des ersteren (des Rüdersdorfer) anzusehen. Er wurde, dem Hofmann'schen Patente genau entsprechend, nur einmal (in ganz Sachsen) angetroffen, nämlich bei Facius in Raschau, welcher von den Leistungen des Ofens im Jahre 1864, kurz nach der Aufstellung desselben, durchaus unbefriedigt war. Einige unbedeutende Abänderungen am Ofen, namentlich die Ersetzung des auf der Ofensohle angebrachten Kreuzes durch eine stumpfe Pyramide, haben jedoch bewirkt, daß die Leistungen des Ofens den Besitzer neuerdings mehr befriedigen. Ohne Zweifel dürfte durch das Hoffmann'sche Patent eine Richtung angedeutet sein, nach welcher der Rüdersdorfer Ofen eine zweckmäßige, den hiesigen Verhältnissen entsprechende Abänderung erfahren kann.

Der Hoffmann'sche Ofen unterscheidet sich nämlich hauptsächlich in zwei Punkten von dem Rüdersdorfer:
1) dadurch, daß die Feuerungen und Ziehöffnungen, deren je vier vorhanden sind, in einem Niveau liegen;
2) dadurch, daß die Gicht des Ofens, um Steinkohlenfeuerung möglich zu machen
, überwölbt und die Überwölbung mit einer hohen, den Zug wesentlich befördernden Esse in Verbindung gesetzt ist.“

Weiter heißt es in der Beschreibung von Wunder, Herbrig und Eulitz: Der Vorteil der ersten Abänderung dürfte zweifelhaft erscheinen. Sie gestattet zwar, den Ofen etwas zu verkürzen und somit etwas billiger herzustellen, verhindert aber, daß der gebrannte Kalk im Ofen selbst zur Abkühlung gelangt. Dieser muß vielmehr in glühend heißem Zustande gezogen werden und zwar in demselben Raume, von welchem aus die Bedienung der Feuerungen erfolgt, und wird dadurch die Operation des Kalkziehens zu einem für die Arbeiter sehr lästigen Geschäft.

Die durch das Anbringen einer Esse ermöglichte ausschließliche Steinkohlenfeuerung dürfte indessen für die sächsischen Verhältnisse ‒ die des Erzgebirges nicht ausgeschlossen ‒ einen ganz erheblichen Vortheil gewähren. Dies beweisen die ... in Grießbach gemachten Erfahrungen, wo man wirklich den Rüdersdorfer Ofen mit einer Esse, wie sie sich am Hoffmann'schen Ofen findet, versehen hat... Facius in Raschau gewann (im Jahre 1866) im Hofmann'schen Ofen 47 Scheffel Kalk unter Verbrauch von 28 Scheffeln Kohlen, was genau dasselbe Verhältnis von gebranntem Kalk und verwendetem Brennmaterial ergiebt. Der Vortheil der mit Esse versehenen und auf Steinkohlenfeuer berechneten Cylinderöfen gegenüber den auf Holzbrand berechneten ohne Esse liegt also auf der Hand.“

Bei den beiden auf dem Emmler bis heute erhalten gebliebenen Kalköfen handelt es sich also einerseits um einen „normalen“ Niederschachtofen bzw. einen „Schnellerofen“ mit quadratischem Grundriß, andererseits um einen achteckigen Schachtofen vom Grundtyp der Rumford'schen Öfen.

Diese Ofentypen haben wir in unserem Beitrag zum Kalkabbau im  Triebischtal ausführlich beschrieben.

Wie wir nun wissen, ist der erste Kalkofem tatsächlich auch nach einem Hoffmann’schem Patent errichtet und gegenüber den gewöhnlichen Rüdersdorfer Öfen eben durch die Esse modifiziert, die man später auch noch dem anderen Ofen aufgesetzt hat. Der Zusatz „mit großer Flamme“ bezieht sich dabei auf die Art der Feuerung – nämlich mit Steinkohle, die wohl aus dem unweit liegenden Zwickau herangeschafft wurde. Es handelt sich bei diesem aber nicht um einen Ringbrandofen, wie es in heimatkundlicher Literatur gelegentlich kolportiert wird.

   


Etwas besser zu erkennen ist der damalige Ofenaufbau auf dieser Kopie eines Gemäldes aus dem Jahr 1920. Rechts im Vordergrund das Wohnhaus. Ziemlich gut sichtbar ist hier besonders die Fachwerk- Konstruktion des Einfeuerungshauses. In diesem Bau hat sich definitiv kein Ringbrandofen befunden. Kopie des Gemäldes abfotografiert am Tag des offenen Denkmals 2018; des Sonnenscheins wegen ließen sich Reflexionen auf der laminierten Kopie leider nicht ganz vermeiden.

     

   

 

Einige Angaben zur Familie Facius

  

Da der Name Facius doch reichlich ungewöhnlich und nicht so häufig scheint, bestanden ganz gute Chancen, mehr über diese Besitzer des Kalkwerkes herauszufinden. Ob dieser Familienname auf eine Verballhornung des lateinischen Verbs facio = etwas tun, machen oder herstellen, oder der Substantive facies = Form, Gestalt, Gesicht oder gar facinus = Untat, Verbrechenzurückgeht, werden wir wohl nicht herausbekommen. Bei unserer Nachsuche sind wir aber bereits im 17. Jahrhundert auf einen schönburgischen Amtmann zu Hartenstein namens Joh. Philipp Facius gestoßen, welcher sich anno 1662 um die „Abflößung von Marmor auf der Mulde durch das schönburgische Gebiet“ Gedanken machte (30593, Nr. 1134).

Im 18. Jahrhundert haben wir dann einen Pastor Johann Christian Facius in Niederzwönitz gefunden (10024, Loc. 09928/08). Den Namen Eduard Christian Facius findet man ferner 1825 in Weißbach (30861, Nr. 1476). Noch ein wenig später ist ein Rechtsstreit mit einem Ferdinand Christian Facius in Zwönitz in den Akten überliefert (32966, Nr. 29). Als Eigentümer des Kalkwerkes tauchen dann 1863 Rudolf Arthur Facius und Otto Louis Facius in den Akten auf (Bestand 30049, Nr. 2903). Den Namen Louis Facius haben wir in der Zeit vor 1900 außerdem als Besitzer des Kalk- und Marmorwerkes Tharandt (später P. Zschille) gefunden (40024-12, Nr. 405 ff).

Außerdem fanden wir die Initialen des Ernst Anton Facius 1879 in Annaberg als Begründer der Metallwarenfabrik Facius & Schober, später Kupferring- Dichtungswerk Annaberg, wieder (30099, Nr. 343 und Nr. 474 sowie 31050, Nr. 7911).

Wenigstens ein Zweig der Familie Facius hatte sich jedenfalls im 19. Jahrhundert in Lugau ‒ wie schon der erste dieses Namens in der ja ebenfalls schönburgischen Herrschaft Stollberg ‒ niedergelassen. Hier findet man Leberecht Rudolf Facius zusammen mit Constantin Johannes Facius 1878 auch als Geschäftsführer der Kammgarnspinnerei in Lugau wieder (Bestand 33215, 30137, Nr. 445 und 518).

Aus den betreffenden Ausgaben der Jahrbücher für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen geht dann noch hervor, daß der Kaufmann Leberecht Rudolf Facius im Mai 1878 den dazumal gerade in Liquidation befindlichen Niederwürschnitz- Kirchberger Steinkohlen- Aktienverein erwarb (vgl. auch 40024-21, Nr. 469). In den drei Folgejahren firmierte dieses Kohlenwerk dann unter dem Namen R. Facius'sches Steinkohlenwerk in Niederwürschnitz und baute noch Restvorräte an Steinkohle ab (40024-21, Nr. 762).

Ob es sich bei allen diesen um Nachfahren des erstgenannten handelt, wissen wir noch nicht. Versuchen wir aber zumindest in die letzten dieses Namens eine Reihenfolge zu bringen:

Das Kapital für alle diese Erwerbungen entstammte der unternehmerischen Tätigkeit des Vaters Rudolph Arthur Facius, welcher bereits 1858, zunächst gemeinsam mit Otto Mühlberg, ab 1860 dann gemeinsam mit Johann Rudolph Facius in Lugau ein „Handelsgeschäft für Spezialartikel für den Bergbau, verbunden mit dem Handel von Kolonialwaren und Landesprodukten“ begründet hatte. In den folgenden Jahren verlagerte sich dessen Tätigkeitsschwerpunkt auf den Vertrieb von Sprengstoffen. Auf dem Briefkopf des Unternehmens heißt es im Jahr 1899: „Rudolph Facius, Lugau i. S. – Sprengstoffe, Eisen-, Stahl- und Kohlenhandlung, Artikel für Bergwerke und Eisenbahnen“. Diese Firma war Generalvertreter der Dynamit Aktiengesellschaft, vormals Dynamit Nobel zu Hamburg, für das Königreich Sachsen, für Oberfranken und für Thüringen. Außerdem vertrat es die Vereinigten Köln- Rottweiler Pulverfabriken und die Sprengkapselfabrik J. Paulus zu Küppersberg.

Zwar nicht anhand von Unterlagen zu belegen, aber doch mehr als nur wahrscheinlich ist, daß es Herrn R. A. Facius bei dem Erwerb des Niederwürschnitz- Kirchberger Steinkohlen- Aktienvereins 1878 gar nicht um Gewinn aus dem Kohlenbergbau ging, als vielmehr um das abseits gelegene Grundstück am Ostrand von Lugau und nördlich von Niederwürschnitz, das zudem noch über einen Kohlenbahnanschluß zur Bahnlinie Oelsnitz ‒ Wüstenbrand ‒ Chemnitz verfügte. Genau dort richtete er nach 1878 seine Niederlage für den Sprengstoffhandel ein (30137, Nr. 52). Die Sprengstoffgenehmigungen der königlichen Amtshauptmannschaft Stollberg für die Firma Rudolph Facius (30050, Nr. 609) umfaßten 1899 Lagermengen von:

  • 10.000 kg Sprengstoffe (Dynamit u. a.),

  •   7.500 kg Sprengpulver,

  •   5.000 kg Schießpulver,

  • sowie verschiedene Zündmittel.

Seit 1858 belieferte die Firma Rudolph Facius zahlreiche Bergbaubetriebe in Westsachsen mit Sprengstoffen. Neben nur wenigen Konkurrenten, wie etwa der A. v. Herderschen Pulverfabrik in Forchheim, war die Firma Facius seinerzeit wohl der wichtigste Lieferant von Sprengmitteln in Sachsen; nicht nur für den Bergbau, sondern auch für den Eisenbahn- und Straßenbau und andere Zwecke.

Nach dem Tod von Johann Rudolph Facius 1886 wurde die Firma unter dem Namen Rudolf Facius Söhne durch dessen Söhne Leberecht Rudolph Facius und Constantin Johannes Facius (bis 1893 als Kommanditgesellschaft) weitergeführt. Im Jahr 1900 schied die Witwe Erdmuthe Wilhelmine Facius aus der Geschäftsführung aus, woraufhin Johann Arthur Facius, ein Enkel des Firmengründers, das Unternehmen übernahm und bis 1931 fortführte. 1932 verstarb auch Constantin Johannes Facius; an seiner Stelle trat nun Johann Arthur Facius‘ Sohn Rudolph Arthur Facius in die Nachfolge ein (30050, Nr. 609, 30137, Nr. 518).

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Unternehmen zwar zunächst enteignet und von Dezember 1945 bis Juli 1946 treuhänderisch verwaltet (30410, Nr. 563). Auch nach dem Volksentscheid in Sachsen 1946 wurde es aufgrund seiner Bedeutung für zahlreiche Bergbaubetriebe in Sachsen jedoch nicht verstaatlicht, sondern an die Erben zurückgegeben. Diese führten es noch bis 1953. Der letzte Inhaber war Rudolph Hans Joachim Facius. Nach dessen Ableben kam es dann aber doch zur Liquidation, da es im Hoheitsgebiet der DDR keine anderen, lebenden Nachfahren mehr gab. (Ein Zweig der Familie lebte schon vor dem Krieg und noch bis 2006 in Bielefeld.) Mit Wirkung vom 31.12.1956 ist die Firma daraufhin formal  erloschen.

Zu den Nachfolgebetrieben des Sprengstoffvertriebs in der DDR konnten noch keine freigegebenen Akten recherchiert werden. Heute wird das Gelände aber noch immer durch die SSE Deutschland GmbH mit Sitz in Troisdorf als Kundenservicecenter 3: KSC Sachsen/Thüringen/Harz als Sprengstoffniederlage genutzt (sse-deutschland.de).

  

   

 

Die weitere Geschichte des Facius'schen Kalkwerkes

  

Jedenfalls engagierte sich die Familie Facius seit 1863 nun auch im Kalkwerksbetrieb.

Als Geschäftsführer des Raschauer Kalkwerkes wurde ‒ nun schon durch die Söhne der Firmengründer ‒ 1886 Max Heßler angestellt. Dieser hatte schon bei der Firma Facius in Lugau gelernt, danach aber zuerst auf dem Kalkwerk Lengefeld gearbeitet. Im gleichen Jahr wurde in Raschau ein Pulverturm und eine Dynamitniederlage errichtet, welche zeitweise auch als Vertriebslager der Firma Facius diente. Da später aber kaum noch Schießpulver für Sprengungen verwendet wurde, wurde der Pulverturm wieder abgerissen.

Im Bergarchiv findet sich (im Bestand 40037-1, Nr. K23067) ein Grubenriß mit der Bezeichnung „Kalkwerk Facius Schacht, Langenberg bei Raschau“. Dieser Riß wurde 1875 von Markscheider H. M. Reichelt aufgenommen und nachgebracht bis 1893. Er zeigt im Gelände des Kalkwerks ein Lichtloch auf einem Flügel des Jung Katharina Stolln, welches als „Facius Schacht“ auch Eingang in spätere Aufzeichnungen gefunden hat. Dieser Stolln seinerseits setzte südöstlich der Fundgrube Katharina und südlich der Straße nach Langenberg an und war schon bis auf Höhe des Tagebaus nach Südosten vorgetrieben, verlief jedoch eigentlich deutlich weiter nördlich am Tagebau vorbei. Das Auffahren eines Flügelortes bis zum Bruch hätte dem Kalkwerk auf lange Zeit Wasserlösung verschaffen können. Umgesetzt wurde dieser Plan jedoch nicht.

Auch in der Auflistung der gewerblichen Gruben in der Jahrbuchausgabe des Jahres 1901 (vgl. unseren Beitrag zum Kalkbergbau im  Triebischtal) ist die Grube nicht aufgeführt. Trotz des Heranbringens des Flügelortes vom Jung Katharina Stolln kann also davon ausgegangen werden, daß es hier nie untertägigen Kalksteinabbau gegeben hat.

 


Grundriß über Facius Schacht, aufgenommen im Jahre 1875 von H. M. Reichelt, Markscheider, nachgebracht bis August 1893, Gesamtansicht. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40037-1 (Deponierte Risse der Steine- und Erdenindustrie), Nr. K23067, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben. Diese Darstellung entspricht vollkommen der in einem Grund- und Saigerriß über das Berggebäude Riedels Fundgrube aus dem Jahr 1875 im Bestand 40040 (Fiskalische Erzrisse), Nr. L8310.

  


Ausschnitt aus dem Grundriß über Facius Schacht, aufgenommen im Jahre 1875 von H. M. Reichelt, Markscheider, nachgebracht bis August 1893, mit den Anlagen des Facius’schen Kalkwerkes. Charakteristisch ist auch hier wieder die achteckige Form des Hoffmann’schen Ofens nach dem Typ der Rumford-Öfen. Interessant ist auch, daß nach diesem Riß  Wie man auch sieht, verliefen Ende des 19. Jahrhunderts die Feldgrenzen der Erzgruben Gottes Geschick am Graul und Riedels Fundgrube mitten durch den Kalksteinbruch hindurch. Der Flügel des Junge Katharina Stollns hat nach dieser Darstellung den Facius Schacht erreicht. Geplant war offenbar auch, ihn in Richtung des Kalkbruchs zu verlängern und als Wasserrösche nutzbar zu machen. Ob dies tatsächlich erfolgt ist, haben uns die Akten aber noch nicht verraten...

  

Nachdem sich Louis Facius um 1890 aus dem Kalkwerksbetrieb in Raschau zurückgezogen und sich (in Tharandt wieder in einem Kalkwerk ?) neu engagiert hatte, übernahm Max Heßler in Raschau die Geschäftsführung.

Nach 1900 scheint die Gewerkschaft Wettin (eine Tochtergesellschaft von Wilkauer Vereinigt Feld) in diesem Bereich auch noch einmal auf Mangan gemutet zu haben. In der Akte Nr. 144 im Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg) ist dann aber erwähnt, daß die Gewerkschaft Wettin später an die Oldenburgische Eisenhüttengesellschaft zu Augustfehn verkauft wurde, diese wiederum zwischenzeitlich aber auch Heßler’s Kalkwerk in Raschau erworben hätte. Zwischen 1908 und 1920 wurden von dieser Grubengesellschaft noch die Vereinigten Braunsteinzechen im Schwarzbachtal bei Langenberg hinzugekauft, schließlich aber das Bergbaurecht entzogen.

Im Bestand gewerbliche Gruben (40024-12) findet man, datiert von 1920 bis 1922, unter Nr. 355 ebenfalls eine Akte unter dem Titel „Kalkwerk Raschau, vormals Heßler. Aus dieser geht jedoch nur hervor, daß 1920 bei Heßler schon gar kein Betrieb mehr umgegangen und nur noch ein Mann angestellt gewesen sei. Spätestens 1922 war der Abbau ganz erloschen.

  


Raschau, St. Catharina Fundgrube, Neue Wäsche im Schwarzbachtal, Blick nach Südwesten zum Kalkwerk, Foto: Paul Schulz, 1929. Kopie auch im Bestand des Bergarchivs Freiberg, Bestand 40167 (Fotos bergmännischer Tagesgebäude), Nr. 550.  

http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70005583

 


Ausschnittsvergrößerung aus obiger Fotographie mit den Kalkwerksanlagen auf der gegenüberliegenden Anhöhe des Emmler. Der Hoffmann'sche Schachtofen ist anhand des damals noch höheren Schornsteins gut erkennbar, links die Abraumhalde. Der zweite Brennofen ist von der Kalkniederlage verdeckt.

  


Das Kalkwerk auf einer historischen Ansichtskarte von Max Mennicke, Raschau, aufgenommen 1927 vom Südwestrand des Tagebaus in Richtung Nordosten, im Besitz der Raschauer Heimatfreunde. Links im Bild ist der Haspelberg gut zu sehen, im Hintergrund das Werksgelände mit dem Wohnhaus rechts und der Kalkniederlage links hinter dem Brennofen. Kopie abfotografiert am Tag des offenen Denkmals 2018.

     

Weil das ganz anschaulich ist, halten wir auch hier einen Rückblick anhand des historischen Kartenmaterials.

   


Ausschnitt aus dem Meilenblatt (Freiberger Exemplar) Blatt 243: Schwarzenberg/Erzgebirge, Grundaufnahme 1790, Nachträge bis 1876. Im Gegensatz zu den anderen Kalkwerken oben ist ein Tagebau auf der Höhe zwischen Knochen und Emmler Höhenzug schon in dieser Ausgabe angedeutet (unterer Bildrand). Wie wir oben gelesen haben, erwähnte ihn auch Charpentier bereits 1778.

 


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte, Blatt 137: Section Schwarzenberg, bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes, 1876. Einen Tagebau sehen wir zwar nicht, dafür aber steht jetzt explizit „Kalkwerk“ dran.

 


Dito, Ausgabe 1908. Jetzt sieht man auch deutlich die Tagebau- und Haldenkonturen und ein abseits errichtetes Pulverhaus. Im Zentrum der Kalkwerksgebäude fällt der kreisrund dargestellte Hoffmann'sche Ofen auf. Aus dem ehemaligen Pochwerk von Gottes Geschick ist bereits die Ausflugsgaststätte „Fröhlicher Bergmann“ geworden.

 


Ausschnitt aus der Topographische Karte, Blatt 137: Schwarzenberg, Ausgabe 1925. Jetzt ist auch bei Allerheiligen am Knochen Schlägel und Eisen umgekehrt. Der Kalkbruch hat seine größte Ausdehnung erreicht und auch der Gebäudekomplex des Kalkwerkes hat sich nochmals vergrößert.

 


Dito (Meßtischblatt 5542), jetzt die Ausgabe von 1943. Jetzt müssen wir „ehem. Kalkw.“ lesen. Auf der Bruchsohle hat ein Wassertümpel offenbar schon dauernden Bestand, so daß er Eingang in die Kartenunterlagen fand.

 

Nach 1934 hat die staatliche Lagerstättenforschungsstelle beim Oberbergamt Freiberg auch die Kalkvorkommen im Erzgebirge, darunter auch den „Kalkbruch Facius bei Raschau“, neu bewertet (vgl. Bestand 40030, Nr. 1-1063). Die Bewertung erläutert die schon bekannte Geschichte und die geologische Struktur, führt  daneben noch an, daß sich im Liegenden Zwischenschichten von Glimmerschiefer mehren und daß „der Kalk in früheren Zeiten vorallem als Zuschlag an die Eisenhütten in Schwarzenberg und Erla verkauft“ worden sei.  Außerdem finden wir noch folgende „ältere Analysen“:
  

CaCO3

53,85% bis 54,73%

MgCO3

42,0% bis 41,38%

Al2O3

0,82% bis 1,36%

Fe2O3

1,25% bis 1,37%

SiO2

0,79% bis 0,81%

Obwohl man bei Bohrungen bei Riedels Fundgrube in der Nachbarschaft schon 1883 (vgl. 40044-1, Nr. H17628) auch auf (mit) gewinnbare Eisenerze im Liegenden gestoßen sei, würde sich ein Abbau aber nicht lohnen, da der Kalk zwar frei von Übergemengteilen, aber sehr dolomitisch und somit nicht hochwertig sei; umso weniger, als trotz der stark geförderten Bautätigkeit in den 1930er Jahren die Ausnutzung der Erzeugungsmöglichkeiten für Baukalk in Deutschland nur bei 30% bis 35% läge.

Stattdessen interessierte man sich nun wieder für die Eisen- und Manganerze. Die geologische Beschreibung des Erzvorkommens nennt Wad (Manganomelan), Hartmanganerz (Psilomelan) und Weichmanganerz (Pyrolusit, veraltet Polianit) als vorkommende Mangan-Erzminerale und Limonit und Hämatit als Eisen-Minerale. Das Erz sei überwiegend in taschenförmigen Einmuldungen in der Oberfläche des Quarzbrockenfelses, aber auch lagerförmig direkt im Glimmerschiefer vorgekommen; stets jedoch mit nur geringer lateraler Erstreckung. Durch die Bergwirtschaftsstelle wurden daher 1938 noch einmal neue Erkundungsbohrungen veranlaßt (40028, Nr. 344). Durch Versuche am damaligen Institut für Aufbereitung der Bergakademie hatte man nämlich herausgefunden, daß es möglich sei, die Erze durch einfaches Klassieren auf mittlere Gehalte von 14% Mangan und 34% Eisen anzureichern. Tatsächlich sind noch einmal zwei, etwa 50 m tiefe Bohrungen niedergebracht worden, welche die früheren Resultate bestätigten; danach wurde die Erkundung jedoch eingestellt.

   


Überhöhte Profildarstellung der Bohrergebnisse von 1883, gezeichnet 12. Januar 1940. Östlich des Facius'schen Bruches hat man nur eine begrenzte Linse von sandigem Kalkstein angetroffen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. H17628.

archiv.sachsen.de/archiv

   

Gegen Ende des 2. Weltkrieges findet sich die Firma Rudolph Facius Söhne, Lugau, übrigens auch in einer Liste zur „Kriegsbedingten Auslagerung“ wieder (31050, Nr. 2370). Dabei ist aber noch zu klären, ob die Facius’sche Sprengmittelhandlung aus Lugau verlagert werden sollte, oder (entsprechend des Aktentitels liegt diese Vermutung näher) ob die Auto Union AG in Chemnitz an das ehemalige Facius’sche Kalkwerk in Raschau als möglichen Standort für eine Untertageverlagerung dachte.

Nach dem 2. Weltkrieg versuchte sich 1946 zunächst die Ulbricht & Korb KG an der Wiederaufnahme (vgl. Bestand 40064-1, Nr. 0435). Diese Firma war im Besitz von Arno Fritz Ulbricht und Fritz Korb und hatte (zumindest einen) Sitz in Schwarzenberg. Nach eigenen Angaben erzeugte man allerhand „Keramische Rohstoffe“, aber auch „Bleiprodukte“ und anderes. Am 5. Dezember 1946 zeigte sie der Technischen Bergbauinspektion (TBBI) Zwickau die Wiederinbetriebnahme des „seit 1926 stillgelegten Kalkwerks“ an.

Anmerkung: Diese KG war zu dieser Zeit auch in  Groitzsch im Kalksteinbergbau aktiv.

1947 genehmigt das Landratsamt den Bau einer Mahlanlage. Aus einem Fragebogen geht hervor, daß Ulbricht und Korb in diesem Jahr in Langenberg 14 Angestellte und 2 technische Leiter beschäftigten und etwa 20 t Rohdolomit pro Woche förderten. Die Förderung aus dem Bruch erfolgte über zwei Bremsberge.

Nach den oben schon erwähnten, alten Bohraufzeichnungen von 1883 (40044-1, Nr. H17628 und 40171, Nr. 439) betrage die Mächtigkeit des Dolomits hier 14 m. (Wie aus einer Skizze aus dem Jahr 1962 hervorgeht, lag die Abbausohle des Tagebaus jedoch zu dieser Zeit schon etwa 28 m unter der Geländeoberfläche.) Der Lichtschacht auf dem Jung Katharina Stolln war verbrochen, solle jedoch aufgewältigt werden, um den Stollen zur Wasserlösung unter den Tagebau forttreiben zu können. Auch war ein neuer Schachtofen, 14 m hoch und mit Gasfeuerung, geplant. Zur Umsetzung dieser Pläne ist es offenbar aber nur teilweise gekommen.

1949 beantragten die Inhaber bei der Geologischen Landesanstalt einen Zuschuß für die Ausführung neuer Erkundungsbohrungen in Höhe von 25.000,- Mark. Zur Begründung verwiesen sie einerseits auf den Bedarf der Volkswirtschaft, denn der Kalk werde u. a. für den Bau der wichtigen Talsperre Sosa gebraucht. Zum anderen erläuterten sie, daß ein Übergang zum Tiefbau aufgrund der kurzbrüchigen Beschaffenheit“ des Gesteins nicht möglich sei, die aufwendigen Abraumarbeiten aber genauere Kenntnisse über die Fortsetzung des Kalklagers voraussetzten. Ein Herr Dr. Reh verfaßte daraufhin eine Stellungnahme, in der die Ausführung der Bohrungen befürwortet wurde (11384, Nr. 2081).

Dieser Stellungnahme sind noch einige Details zum vorangegangenen Abbau zu entnehmen: So sei in der Mitte des Bruchs“ ein Stolln in östliche Richtung getrieben gewesen, mit welchem bei 52 m Auffahrungslänge die Hangendgrenze des Lagers noch nicht durchfahren worden sei. Allerdings versteile sich die Schichtung im Lager von zirka 20° in östliche Richtung auf zirka 45°. Der Stolln sei gegenwärtig aber verbrochen und nicht mehr befahrbar. Auch im Junge Katharina Stolln habe man von Norden her ein 12 m mächtiges und mit 3ß° bis 40° nach Ost fallendes Lager überfahren. An der Nordseite des Tagebaus stünden freilich gegenwärtig die Werksanlagen, so daß nur eine Abbaufortführung in östliche oder südliche Richtung infrage komme. Daher seien die Erkundungsbohrungen südlich vom Tagebau sehr begrüßenswert. Ob es damals zur Ausführung dieser Bohrungen gekommen ist, verrät die Akte leider nicht.

Erst im Ergebnis der  Uranerzerkundung durch die SDAG Wismut wurde in den 1950er Jahren die beträchtliche Ausdehnung des Dolomitlagers in Richtung Süden festgestellt.

   

Schon 1949 bemängelte die Bergbauinspektion, daß die Bremsberge ohne Signal- und Sicherungseinrichtungen seien und daß am „neu erstellten und noch nicht benutzten Kalkofen“ die Beschickungstüren unverriegelt seien. Schließlich notiert die TBBI in einem Fahrbericht vom Dezember 1955, daß „der Bruch, in dem 2 Mann arbeiten, vollständig ersoffen ist. Die Förderung soll nach dem Abpumpen im Januar 1956 wieder aufgenommen werden.

Weil aussagekräftige Unterlagen dazu fehlen, ist anzunehmen, daß Ulbricht & Korb den Abbau nicht in die Höhe bringen konnten. Stattdessen wurde im Zuge des Verstaatlichung der Privatunternehmen in der DDR das Kalkwerk ab 1. Januar 1958 vom VEB Bau (K) Schwarzenberg, Betriebsteil des VEB Tiefbau Union Karl-Marx-Stadt, zunächst pachtweise übernommen (vgl. Bestand 40069, Nr. 590 und 591).

Weil die übergeordnete VVB (B) Baustoffe aber keine weiteren Baustoffbetriebe übernehmen wollte, zeigte der Baubetrieb Schwarzenberg erst am 13. April 1961 der Bergbehörde tatsächlich die Wiederaufnahme des Abbaus an. Obwohl man die Vorräte noch auf wenigstens 150.000 t schätzte, wurde aber schon am 22. Oktober 1963 erneut die Stillegung beantragt, da „die weitere Produktion unökonomisch sei.“

Aus dem noch vorliegenden Betriebsplan für 1964 geht zumindest hervor, daß „die Produktion im Jahr 1963 planmäßig, ohne besondere Schwierigkeiten“ abgelaufen sei, jedoch Ende 1963 eingestellt werden mußte, da es „Absatzschwierigkeiten gab.“

Aus diesem Betriebsplan erfahren wir auch, daß der Abraum mittels Bagger „Greifer T170“ abgeräumt, mittels LKW zum Parkplatz Langenberg gebracht und dort aufgehaldet wurde. Die Gewinnung des Kalkes erfolgte durch Schießen in der Bruchsohle und händische Verladung in Loren. Das Schießen erfolgte durch die Niederlassung Schneeberg des Straßenbaubetriebs Karl-Marx-Stadt, ein eigenes Sprengmittellager besaß man nicht, Sprengstoffe wurden aus Lugau geliefert. Für die Wasserhaltung stand eine Pumpe in einem Sumpfloch in der Bruchsohle, das gehobene Wasser wurde „auf´s freie Feld“ abgeschlagen.

Insgesamt hatte das Kalkwerk damals 8 Angestellte, darunter 4 Hauer, 1 Fördermann und 3 „Müller“ für die Mahlanlage. Für das Sommerhalbjahr 1964 war der Abbau von etwa 5.000 t Rohdolomit geplant. Die Brennöfen waren schon seit den 1950er Jahren nicht mehr in Betrieb.

 

Da es der DDR bekanntlich fast immer und an allem mangelte, bekundete – nachdem man von der beabsichtigten Stillegung erfahren hatte – die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, Bäuerliche Handelsgenossenschaft e. G. zu Meerane mit Schreiben vom 14. Mai 1964, daß „unsere Organisation das Kalkwerk zu übernehmen gewillt ist,“ um den Kalk als Düngemittel zu vertreiben. Der Abbau bei den Dolomitkalkwerken im heimischen  Meerane nämlich ging Mitte der 1960er Jahre absehbar seinem Ende entgegen.

Tatsächlich kam es dann mit Wirkung vom 1. Juni 1964 zu einem Rechtsträgerwechsel. Der neue Betreiber stürzte sich zunächst auch mit frischem Eifer auf den Abbau und gründete einen eigenen Betriebsteil „Kalkwerk Raschau“. In dem für 1965 eingereichten Betriebsplan kann man lesen, daß die Tagesproduktion von rund 30 t Anfang des Jahres 1964 auf jetzt 50 t gesteigert wurde. Zur Verladung auf der Bruchsohle wurde jetzt ebenfalls ein „Kran T157/2“ eingesetzt. Zur gestiegenen Förderung trugen wohl auch zwei Großbohrlochsprengungen am 10. und 17. August 1964 bei, die vom VEB Spezialbaukombinat Verkehrsbau, Betriebsteil Bohr- und Sprengtechnik Dresden, ausgeführt wurden. Allerdings fand es bei der Bergbehörde wenig Anklang, daß man – wohl einfach aus Unkenntnis – versäumt hatte, diese Sprengungen derselben vorher anzuzeigen.

Für das Jahr 1965 beabsichtigte man, mit 11 Arbeitskräften inklusive Betriebsleiter eine Förderung von 12.000 t zu erreichen.

Dazu ist es aber nicht gekommen. Schon am 22. Februar 1965 wurde der Betrieb „auf Grund der außerordentlich großen Schneefälle“ wieder eingestellt. Mit Wirkung vom 31. Juli des Jahres wurde der Betrieb dann liquidiert und das Gelände am 25. August 1965 an die Gemeinde Raschau rückübertragen. Daraufhin erfolgte am 9. September die Entlassung aus der bergbehördlichen Aufsicht.

Die Mahlmühlentechnik wurde 1970 für 800,- Mark an das Kalkwerk Oberscheibe verkauft. Haspel und Brecheranlage wurden verschrottet. Auch die Brennöfen sollten abgerissen werden, wozu es Dank des Einsatzes des damaligen stellvertretenden Raschauer Bürgermeisters M. Hetzel aber nicht gekommen ist. Im Jahr 1972 wurden sie unter Denkmalschutz gestellt.

Das Wohnhaus und die Kalkniederlage waren noch lange Zeit bewohnt. Die Ruine des Mahlmühlengebäudes und das frühere Wohnhaus mußten dann Anfang der 1990er Jahre wegen Baufälligkeit abgerissen werden.

Die Gemeinde Raschau wollte den stilliegenden Tagebau 1966 eigentlich als Deponiefläche nachnutzen, wozu es glücklicherweise jedoch auch nicht gekommen ist. Den Teich im Tagebau nutzt heute der Anglerverband und seit 2006 ist das Tagebaurestloch des vormals Facius’schen Kalkbruchs auch als Geotop registriert.

 


Ausschnitt aus der Topographischen Karte der DDR, Ausgabe für die Volkswirtschaft, um 1970. Das Kalkwerk ist längst auflässig; Die Bezeichnung „Lgr.“ weist darauf hin, daß man die Gebäude als „Lager“ genutzt hat. Jedenfalls standen damals noch einige Gebäude des früheren Kalkwerks, die heute längst dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sind.

  


Bereits 1984 waren die technischen Anlagen stark verfallen, wie dieses Foto des Werksgeländes mit der ehemaligen Kalkmühle zeigt. Sie wurde 1991 abgerissen. Historisches Foto abfotografiert am Tag des offenen Denkmals 2018.

 

Der oben schon erwähnten Bohrungen von 1883 wegen schauen wir vom Kalksteinbruch noch nach Osten auf die Nachbargrube. „Im Raschauer Pfarrwald am Schwarzbach unterhalb von Langenberg“ wird zuerst Johann Gottfried Reppel und Co. mit Reppels gevierte Fundgrube ab 1815 aktenkundig (40169, Nr. 274). Allerdings ist diese Akte mit Streitigkeiten mit dem Pfarramt angefüllt und spätestens 1850 ist Reppels Fundgrube „wegen unbezahlter Quatembergelder“ wieder ins Bergfreie gefallen.

Das Landesbergamt registriert dann 1857 eine neue Verleihung von Riedels Fundgrube (40024-10, Nr. 788). Ein Herr August Friedrich Riedel aus Raschau wurde schon in vorgenannter Quelle „wegen rückständiger Gesellenbeiträge“ erwähnt.

Der Eisen- und Manganerzbergbau scheint generell nicht sonderlich einträglich gewesen zu sein, denn der Neuverleihung ging schon eine Zwangsversteigerung „wegen rückständiger Gebühren und Beiträge“ voraus (40169, Nr. 286). Auch besagter Riedel betrieb die Grube als Eigenlehner offenbar mit kleinstmöglichem Aufwand, wobei es so weit kam, daß sich der Berggeschworene Theodor Wilhelm Tröger weigerte, auf der Grube anzufahren, bevor nicht die Fahrten ersetzt worden seien. Die Steigerfunktion wurde daraufhin gemeinschaftlich auf den kleinen Eigenlehnergruben Riedels Fundgrube, Hausteins Hoffnung und Friedrich Fundgrube einem Freiberger Bergschüler übertragen. Offenbar mangelte es dem Betreiber dennoch an jeglichem Gewinn, um selbst wichtiges Material anschaffen zu können, denn der Grubenverwalter Fritzsche von Riedels Fundgrube mußte sich schließlich sogar „wegen der Herausreißung von Fahrten aus dem Kalkschacht beim Facius’schen Kalkwerk“ vor dem Bergamt Schwarzenberg verantworten (40169, Nr. 758).

In diesem Zeitraum wurde aber auch der Jung Katharina Stolln von Nordwesten her in Richtung auf das westliche Grubenfeld von Facius Schacht (hier taucht dieser Name erstmals auf) vorgetrieben. 1876 wird dann schon vom „Facius Stolln“ gesprochen (40036, Nr. C11936). Beabsichtigt war, diesen Stolln bis zu Riedels Fundgrube fortzubringen. Inwieweit Facius als Eigner des Kalkbruches selbst am Stollnvortrieb beteiligt war, ist nicht bekannt.

Anschließend gelangte die Grube durch Verkauf an den uns schon bekannten Ernst Erdmann Zweigler aus Wildenau, von diesem wiederum an Hermann Gruson aus Buckau, schließlich an die Societé anonyme des Mines et Usines de Hof-Pilsen-Schwarzenberg. Auf demselben Weg wechselte auch die Grube Gott segne beständig Erbstolln am Roten Hahn bei Langenberg den Besitzer, diese wurde anschließend aber an Gustav Zschierlich aus Geyer veräußert und von diesem wiederum man die Gewerkschaft Wilkauer Vereinigt Feld verkauft (40169, Nr. 135).

Da die Bohrergebnisse keine Hoffnung auf einträglichen (Erz-) Bergbau machten, erfolgte im April 1885 die Lossagung von Riedels Fundgrube (40040, Nr. B8311). 1885 hat G. Zschierlich dann auch Riedels Fundgrube erworben (40169, Nr. 287). Die Rißnachbringungen enden um 1893 (40036, Nr. D12400 und 40040, Nr. L8310).

Weiter zu den erhaltenen  Zeugnissen.

   

Von 1957 beginnend, zuerst durch die SDAG Wismut, danach bis 1978 durch das GFE Freiberg (40131-1, Nr. 27), erfolgte in der Umgebung von Raschau eine umfangreiche Bohrerkundung. Bei der Uranprospektion im Gebiet Pöhla und Raschau war durch den Geologischen Betrieb (GB) der SDAG Wismut nämlich festgestellt worden, daß der bei Raschau in den skarnführenden Gesteinshorizont eingelagerte Karbonatgesteinskörper wesentlich größer ist, als das aus den älteren geologischen Karten hervorging. Gleichzeitig wurde erkannt, daß das Gestein evtl. die Qualitätskonditionen von Werksteinmarmor erfüllen könne.

Anfang 1977 wurde der Generaldirektor des Kombinats Elbe-Naturstein in Dresden von diesem Sachverhalt informiert. Noch im November 1977 erfolgte daraufhin der Auftrag des Kombinats an den VEB Geologische Forschung und Erkundung (GFE) Freiberg zur Vorerkundung des Raschauer Vorkommens. Das GFE beauftragte seinerseits wieder den GB der SDAG Wismut mit den dafür erforderlichen Bohrarbeiten. Der Auftrag umfaßte noch weitere 11 Bohrungen mit einem Gesamtumfang von 4.342 m (Chronik der Wismut). Dabei wurde das Raschau- Karbonat südlich der Ortslage mit NNO-SSW- Streichen und mit 20° bis 25° Einfallen nach SO nachgewiesen.

   


Die typischen SIL- LKW mit der kippbaren Bohrlafette wurden von der SDAG Wismut überall bei der Erkundung eingesetzt. Dieser stand im Oktober 1977 südlich der B 101 in Raschau. Im Hintergrund das Mittweida- Tal bei Grünstädtel. Foto: S. Hübschmann, Sammlung der Ortschronisten in Raschau.

   


Dieser Bohrturm stand im Juli 1983 in der Forstabteilung 60 südlich von Raschau.
Foto: S. Hübschmann, Sammlung der Ortschronisten in Raschau.

   


Unmittelbar vor der Waldecke am Münzerberg (Bockwald), wo sich der obere Ankerweg und der Viehtriftweg kreuzen, wurde im März 1986 dieser Bohrturm errichtet. Foto: S. Hübschmann, Sammlung der Ortschronisten in Raschau.

   


Fertig aufgestellt im April 1986. Der Blick geht nach Südwesten; im Hintergrund ist der Magnetenberg bei Crandorf zu sehen. Foto: S. Hübschmann, Sammlung der Ortschronisten in Raschau.

  


Der Turm in Raschau oberhalb des Sportplatzes an der Rudolf- Harbig- Straße noch einmal aus anderer Perspektive; im Hintergrund rechts das Mittweida- Tal bei Grünstädtel. Foto: S. Hübschmann, Sammlung der Ortschronisten in Raschau.

   


Geologische Situation der Kalklagerstätte (blau) bei Raschau östlich von Schwarzenberg, nach Bergbaumonographie, Bd.16, 2010; darin: Gm... hangender Glimmerschiefer, z. T. Granat- führend, Am... Amphibolit, Qe... Emmler- Quarzit, Gmm... Muskovit- Glimmerschiefer mit Karbonatlagern, Gmq... quarzitischer Glimmerschiefer im Liegenden des Emmler- Quarzits (alles Raschau- Formation, Unter- Kambrium), Qh... Holozän. In der südlichen Fortsetzung wurde von der Grube Neusilberhoffnung bei Pöhla ein weiteres kleines Kalklager abgebaut.

   


Geologischer Schnitt von West nach Ost durch die Dolomit-Lagerstätte; darin: weiße, unterbrochene Linien... Bohrungen, PTn... Zweiglimmergneise der Niederschlag- Gruppe (Neo- Proterozoikum), Gn... Augengneis von Schwarzenberg, Gr... Eibenstocker Granit, blaue und rote Linien... Lamprophyr- und Rhyolitgänge, Gm... hangender Glimmerschiefer, z. T. Granat- führend, Am... Amphibolit, Qe... Emmler- Quarzit, Gmq... quarzitischer Glimmerschiefer im Liegenden des Emmler- Quarzits (alles Raschau- Formation, Unter- Kambrium), Qh... Holozän.

  

Schon aufgrund der Größe des erkundeten Gesteinskörpers ließen sich hier mehrere Dolomitvarietäten unterscheiden:

  • Grauer Dolomit-Marmor, häufig mit mylonitischem Gefüge, geringe Mengen Muskovit, kaum Quarz, nur verinzelt Sulfidbeimengungen.

  • Rosa Dolomit-Marmor, granoblastisch und ungleichkörnig, wechselnde Mengen Quarz und Muskovit, manchmal drusig-kavernös.

  • Metasomatischer Dolomit-Marmor, braun, vielfach drusig-kavernös, wechselnde Anteile von Quarz und Muskovit, häufig parallel verlaufende Mikrosuturen.

Insgesamt ist der Lageraufbau aber sehr homogen, der Gehalt an Magnesiumoxyd schwankt nur zwischen 19,6% und 20,9%. Der graue Dolomitmarmor ist überwiegend im hangenden Teil des Lagerstättenkörpers zu finden, zum Liegenden hin schließen sich roasfarbene und braune Varietäten an. Im Hangenden ist auch mesozoische Verkarstung mit Bildung von Talk und Auslaugungslehmen durch Bohrungen nachgewiesen. Im Liegenden sind dagegen metasomatische Imprägnationen von Silikaten und Magnetit zu finden, auf Klüften auch Chalkopyrit, Chlorit und Quarz.

Die weitere geologische Bearbeitung erfolgte durch Geologen des GFE Freiberg, die dann auch im Juni 1979 den Ergebnisbericht vorlegten. Der hier bis zu 200 m nächtige Dolomithorizont streicht im Bereich der Tallage zutage aus und erreicht nach Süden bis zu 450 m Tiefenlage. Er enthält zirka 131 Mio t Bilanzvorräte und weitere 93,4 Mio t prognostische Vorräte, bei zu erwartenden Abbauverlusten durch Kammerpfeilerbau und Sicherheitspfeiler zu Verwerfungen von bis zu 60%. Aus ökonomischen Gründen wurde diese Lagerstätte dann aber nicht aufgeschlossen (Bergbaumonographie, 2010).

  

 

 

Kalkwerke am Förstelgut und am Tännigthammer

  

Weiter hinauf im Schwarzbachtal in Richtung Elterlein haben wir sowohl auf der geologischen Karte die Kalksteinvorkommen, als auch im Geoportal Sachsen weitere Tagebaurestlöcher gefunden, die unser Interesse geweckt haben.

Nach der geologischen Beschreibung des historischen Vorkommens in der Bergbaumonographie unter Nr. D 23  finden sich die letzten Spuren des Raschau- Karbonats im Norden und Nordosten westlich der Kirche von Schwarzbach und am nordwestlichen Hang des Richterberges 300 m bis 700 m nordöstlich des Roten Baches. Auch die begleitenden, mächtigen Quarzglimmerschiefer keilen in Nordostrichtung aus. Bis in die Nähe des Zinn- Grubenfeldes von Ehrenfriedersdorf sind bei stark verminderter Mächtigkeit der Raschau- Formation auf 12 km streichender Länge keine Marmore oder Marmorabkömmlinge mehr bekannt. Sie setzten erst östlich der Bundesstraße 95 mit Kalksilikatfelsen wieder ein und sind im Gebiet südlich und nordöstlich des Sauberges dann wieder häufig.

Der am Tännigt abgebaute Dolomitmarmor sei grauweiß und feinkörnig gewesen, nicht selten mit plattiger Absonderung. Der Gehalt an akzessorischen Mineralen war gering und umfaßte Glimmer und etwas Tremolit. Die in der Monographie angeführten Analysenergebnisse belegen eine sehr wechselhafte Zusammensetzung, teils dolomitisch, teils eher arm an Dolomitanteilen:
  

CO2

47,0%

22,5%

CaO

31,4%

35,9%

MgO

20,8%

9,3%

MnO

n. b.

0,26%

Al2O3, Fe2O3

0,5%

6,6%

  

Während aber über den Eisenerzbergbau hier zahlreiche Akten vorliegen, beginnen die Aufzeichnungen über den Kalksteinabbau erst spät Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach der Bergbaumonographie Marmor im Erzgebirge soll die Ersterwähnung des Kalksteinabbaus am Tännigt immerhin bereits auf 1731 datieren. Sowohl im Postlexikon als auch in Leonhardi‘s „Erdbeschreibung der churfürstlich und herzoglich sächsischen Lande“ wird der Kalksteinabbau bei Schwarzbach am Beginn des 19. Jahrhunderts zumindest erwähnt.

Der Bergbau im Schwarzbachtal südwestlich des „Bergfleckens Elterlein“ ist untrennbar mit den Mittweidaer Hammerwerken verknüpft.

Neben dem Eisenhammer in Erla im Schwarzwassertal, der bereits 1380 erstmals erwähnt wurde, zählt auch der „Raschauer Hammer“ im Mittweidatal zu den ältesten urkundlich nachweisbaren Standorten der Eisenverhüttung. Er wird zum ersten Mal in einem am 3. Advent 1401 ausgestellten Gunstbrief des Abtes Johannes von Lukau aus dem Zisterzienserkloster Grünhain für Veit von Schönburg urkundlich erwähnt (Richter, Frank). Ein zweites Mal findet ein Hammerwerk bei Raschau in einem Kaufvertrag zwischen dem Burggrafen Heinrich von Meißen als Verkäufer und dem Abt Nicolaus des Klosters Grünhain im Jahre 1402 Erwähnung (30570, Nr. 4).

Wahrscheinlich waren die Hammerwerksbesitzer, wo sie nicht selbst Eigner der Berg- und Kalkwerke waren, auch die wichtigsten Kunden der Kalkwerksbesitzer und Abnehmer für ungebrannten Kalk. Zum einen kamen hier in dieser Region Eisenerze und Kalkstein nahe beieinander vor, so daß der Handel „auf kurzem Wege“ abgewickelt werden konnte – in Zeiten, da als Transportmittel nur das Pferdefuhrwerk zur Verfügung stand, ein wichtiger Standortvorteil. Zum anderen wurde der Kalk als Zuschlagstoff bei der Verhüttung von Eisenerzen (nämlich als Schlackebildner) unbedingt benötigt.

Die Bezeichnung „Schlacke“ wird sprachgeschichtlich vom Vorgang des „Ausschlagens“ bzw. Ausschmiedens der „Luppe“ abgeleitet, durch den die nichtmetallischen Rückstände nach dem Rennofenprozeß vom reinen Metall getrennt werden mußten.

Durch den Zusatz von Kalk zur Schmelze und die resultierende Schlackebildung wurden störende Anteile gebunden und vom Eisen getrennt. Außerdem verringert sich die Viskosität der Schmelze. Die Hochofenschlacke ist deutlich leichter als das Roheisen, sammelt sich daher im Hochofen oberhalb des schmelzflüssigen Bereiches an und kann getrennt abgestochen werden.

In Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865, kann man zu dem Stichwort lesen: „Schlacke, glasartige spröde Masse, welche bes. beim Schmelzen der Erze u. beim Frischen des Eisens (Frischschlacken) abfällt u. aus erdigen u. steinigen Theilen der Erze, aus den Zuschlägen u. aus oxydirtem Metalle besteht. Die S. schützt das glühende Metall vor dem oxydirenden Einflusse der Luft u. wirkt ganz bes. auch als Flußmittel. Aus der Beschaffenheit der S. kann man auf den richtigen od. schlechten Verlauf der Schmelzarbeit schließen. Beim Schmelzen der Metalle schwimmt die S. als ein Schaum oben auf u. läuft entweder ab, od. wird mit einem eisernen Haken (Schlackenhaken) abgezogen u. in das Schlackenbett geworfen...“

  

Ab dem 16. Jahrhundert machte sich die Familie von Elterlein auch durch den Betrieb von mehreren Hammerwerken in der Region einen Namen. Die von Elterlein vereinigten u. a. die beiden bedeutenden Pöhlaer Hammerwerke Siegelhof und Pfeilhammer sowie in Rittersgrün den Arnoldshammer mit dem Rothenhammer. Im 18. Jahrhundert erreichten diese Eisenhämmer unter denen von Einsiedel ihre größte wirtschaftliche Blüte. Gleich gegenüber vom  Pfeilhammer auf der Großpöhlaer Seite war Carl Ludwig von Elterlein auf der Grube Neusilberhoffnung auch im Bergbau selbst aktiv und förderte Eisenerz und Kalkstein.

Das Hammerwerk Obermittweida befand sich unterhalb der Vereinigung von Kleiner Mittweida und Großer Mittweida und ist als Eisenhütte mit einem Zerrennfeuer erstmals 1546 urkundlich erwähnt. Dem ersten bekannten Besitzer Matthes Schumann gehörte außerdem noch eine weitere Eisenhütte, die sich flußabwärts, an der Mündung des Roßbachs in die Große Mittweida, befand. Wolf von Elterlein übernahm 1588 die dazumal gerade abgebrannte Hütte, für die er 1594 die Konzession zur Errichtung eines Hochofens erhielt (10036, Loc. 36278, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 3802). Ihm verdankt der Hammer seine Beinamen „Wolfshammer“ oder „Hammer Löwenthal“, denn die Familie von Elterlein führt einen Löwen in ihrem Wappen.

Den umfangreichen Besitzungen geschuldet, kam es natürlich auch zu Streitigkeiten mit den Grundbesitzern, z. B. anno 1798, als der Hammerwerksbesitzer Carl Heinrich von Elterlein aus deren Grund und Boden „Marmor und Kalkstein holte“ (40001, Nr. 2072). Die von Elterlein waren also offenbar auch selbst im Kalkbergbau aktiv.

Nachdem das Hammerwerk Obermittweida mehrfach durch Hochwasser (u. a. 1661) und Brände (u. a. 1613, 1667, 1673 und 1724) zerstört worden war, erwarb es 1731 Andreas Nietzsche. Daraufhin kam bald die bis heute gebräuchliche Bezeichnung „Nietzschhammer“ auf. 1788 bestanden in Obermittweida ein Hochofen, zwei Frisch- und Stabfeuer, ein Blechfeuer und ein Zinnhaus. Dieses Eisenwerk war noch bis 1860 in Betrieb. Der Name Nietzsche ist uns auch schon in Zusammenhang mit dem Raschau'er Kalkwerk am Emmler begegnet.

  


Der einstige Nietzschhammer bei Markersbach-Obermittweida. Foto: Walter Möbius, 1929.
Bildquelle: Deutsche Fotothek.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72004060

 


Pöhla, Eisenhammer Pfeilhammer, stark umgebautes Produktionsgebäude des ehemaligen Hammerwerks.
Foto: Hans Reinecke, Zustand 1986.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70061045

 

Auch das Hammergut am Tännigt wird bereits Ende des 15. Jahrhunderts urkundlich genannt. Zu dieser Zeit ist Johann (oder kurz Hans) Klinger aus Elterlein der Besitzer. Der Tännigthammer war mehr als ein Jahrhundert im Besitz der Klinger’s. Auch die Familie Klinger war offenkundig sehr unternehmungsfreudig und im Bergbau der ganzen weiteren Umgebung aktiv. Das Hammergut Tännigt fiel nach dem Tod von Hans Klinger an dessen Sohn Caspar Klinger, für den Hans außerdem 1540 den benachbarten Förstelhammer einrichtete. Für seinen um 1551 geborenen, ältesten Sohn Nikolaus (oder kurz Nicol) Klinger erwarb Caspar Klinger 1569 den Pfeilhammer in Pöhla. Den Tännigthammer vererbte Caspar nach seinem Tod 1546 dagegen seinem Sohn Wolfgang (oder kurz Wolff) Klinger.

Nach 1580 wird Michael Klinger als Hammerherr „am Emmler“ genannt. Auch der bekannte Annaberger Bergamtsverwalter Markus Röhling war hier an den Eisenhämmern beteiligt (10036, Loc. 36278, Rep. 09, Nr. 3809).

Für Nicol erwies sich insbesondere seine Heirat 1583 mit Anna von Elterlein als vorteilhaft, denn mit Hilfe der Kontakte der (seit 1514) adligen Familie konnte er seinen Besitz fortan stetig erweitern. 1586 erwarb er zusammen mit Carl Frey (oder Freier) den Brennerhammer in Hammerunterwiesenthal, um 1590 den Kugelhammer zu Schwarzenberg, 1593 den Sachsenfelder Hammer, 1597 den Eisenhammer Erla und den Höllhammer in Voigtsberg. Auf dem Obermittweidaer Hammer war er Pächter. Daneben betrieb er das Eisenbergwerk St. Sebastian in Böhmen, außerdem Holzflößerei auf dem Pöhlbach. Für das Werk in Hammerunterwiesenthal wenden sich die die Hammermeister Carl Freier und Caspar Klinger, der Jüngere 1586 in einem Schreiben an den Kurfürsten, worin sie unter Bezug auf ihren Nachbarn, den Hammermeister Hans Röhling zu Unterwiesenthal, um ein gleiches Privileg nachsuchten. Dem wurde offenbar stattgegeben, denn zwischen 1586 und 1592 wurde hier der erste Hochofen in der Annaberger Region errichtet.

Der Schwiegersohn des Wolff Klinger, Melchior Siegel, verheiratet mit Barbara Klinger, ist 1591 Bergwerksbesitzer auf der Unruh bei Eibenstock.

1587 übernahm Wolfgangs Sohn Hans Klinger den Tännigthammer, der zu dieser Zeit nur ein Rennfeuer besaß. Das Rennwerk konnte jedoch nicht mehr betrieben werden, da seine Bergwerke „fast kein weichschmelziges Eisenstein, so man zum Zerrennfeuer haben muß“ mehr lieferten. 1613 erhielt auch er deshalb die Konzession für den Bau eines „Hohen Ofens“ und die Zuteilung der benötigten Kohlehölzer (10036, Loc. 32278, Rep. 09, Nr. 3815). Trotzdem ging es wirtschaftlich weiter bergab.

  


Auf den ab 1586 entstandenen Öder'schen Kartenzeichnungen (dem sogenannten ,Ur-Öder´) ist neben ,Hans Klingers Hammer im Thannigt´ seltsamerweise ein ,ZienBergkwergk´ verzeichnet. Am Nordufer des Schwarzbachs (im Ausschnitt rechts oben) ist unterhalb des Förstelgutes aber bereits ein ,Kalckbruch´ eingetragen.

Bildquelle: Deutsche Fotothek. Blatt 10b/11:
Gegend zwischen Elterlein, Schwarzbach, Schlettau und Walthersdorf
, Ausschnitt, Norden ist rechts unten.

   

Nach Wolfgangs Tod 1616 verkaufte die Witwe den Hammer schließlich an Samuel Weigel, selbst Hammermeister in Markersbach, welcher sich damit zumindest unliebsame Konkurrenz vom Halse schaffte. Zunächst wurde das Tännigter Hammerwerk aber noch weitergeführt, denn 1624 wird Samuel Weigel als Hammermeister im Tännigt noch genannt (10036, Loc.36070).

Nach einer Eintragung in den Akten des Bergamtes Scheibenberg war der Tännigthammer 1673 wohl im Besitz eines Martin Merckel; und diese Verleihung bestätigt uns auch, daß bereits zu dieser Zeit auf den zum Tännigthammer gehörenden Gütern neben Eisenerz auch Kalkstein („Flöße“) abgebaut worden ist. In dieser Auflistung von verliehenen Abbaufeldern heißt es, wenn auch nur knapp (40014, Nr. 15, Film 0032, 1. Eintragung auf der rechten Seite oben):

Martin Merckeln zu Tennicht verliehen den 26 Nov (?) 4 lehn auf 1 posten auf seinem Hammergut, in selbig Kalchbruch auf Flöß und alle metalle und minerale, wo frey felt ist, best. den 9. Dec. (?)

   


Faksimile der Eintragung in der Auflistung ,einiger alter Verleihungen´ über eine Verleihung auf Flöße beim Hammergut ,Tennicht´, Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40014 (Bergamt Scheibenberg), Nr. 15: Einige alte Verleihungen, Film 0032 des Digitalisats, erste Eintragung auf der rechten Seite oben.

Digitalisat archiv.sachsen.de

  

Infolge des 30jährigen Krieges kamen Hammerwerke und Bergbau zum Erliegen. Der Tännigthammer  wurde wahrscheinlich 1632 oder 1633 durch die kaiserlichen Söldner des berüchtigten Generals Heinrich Holk zerstört. Danach wechselten die Besitzer des Gutes mehrfach. 1688 war es im Besitz von Johann Ernst Häßler (10036, Loc. 36071, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 0437). Auch zwischen 1711 und 1720 wird dieser noch als „Hammerherr im Tännicht“ erwähnt (30008, Nr. 909).

In der oben schon einmal zitierten, 1699 erschienenen Beschreibung des Obererzgebirges erwähnt der Scheibenberger Pfarrer Christian Lehmann neben anderen Vorkommen auch den Kalksteinabbau am „Dennicht“. In seinem Kapitel Von Kalck- Brüchen schrieb er dazu:

„… Am Schwarzwasser und seinen Einfällen (Zuflüssen) liegen 2 Kalck Brüche / der eine über dem Ursprung und Quell des Marcker Bachs auff der Ober Scheibner / welcher aber nur ein Trum vom Crotendörffer Hauptgang ist / und wegen Mangel des Holtzes liegenblieben / soll zu Marmor versparet werden. Der andere ist am Schwarzbach unter dem Dennicht zu finden / ist grau / und liegt flötzweiß nur 2 Lachtern tieff / hält fester am Wetter als der weiße. Er färbet nicht weiß / sondern dienet nur das rauche zu bewerffen / dahero er auch selten wird gebrant / dieweil man zu iedem Brand muß 10 Schragen Holtz haben / und gilt ein Faß nur 18 gr. …“

1739 schließlich erwarb es Gottfried Heinrich Meyer. Zu dieser Zeit war es längst kein Eisenhammer mehr, sondern – wie Förstel auch – ein Landgut. Nach dessen Ableben übernahm es im Jahr 1774 käuflich sein jüngster Sohn Carl Gottlob Meyer (12613, AG Schwarzenberg, Nr. 167, Blatt 88bf), der es wiederum seinem Sohn Erdmann Friedrich Meyer übergab. Im Besitz der Familie Meyer ist das Gut dann wenigstens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts geblieben. Die Familie Meyer engagierte sich um die Wende zum 19. Jahrhundert auch im Eisenerzbergbau.

Die Familie Meyer war zuvor schon in Schwarzbach ansässig, wo Georg Meyer 1708 die Papiermühle erworben hatte (40014, Nr. 81).

Bis nach dem Siebenjährigen Krieg mit Preußen (1756 bis 1763) lag dann der Bergbau weitgehend brach. Erst 1763 wurde mit dem „Johannes Reicher Segen am Roten Bach“ eine Erzgrube in Schwarzbach wieder aufgenommen.

  

In einer Oberbergamtsakte (40001, Nr. 115, Blatt 93f) haben wir folgende Beschreibung aus dieser Zeit gefunden:

praesentum am 4. Juli 1807

Aufstand und Grubenbericht
Meyers Hoffnung gevierdte Fundgrube im Tännigwalde bey Schwarzbach

„1. sind bey diesem Gebäude 2 Schächte von Tage nieder 6 Lachter abgeteufet, worauf etwas Eisenstein, so lagerweise gebrochen, gewonnen, zu Tage ausgebracht und an das Hammerwerk zu Rittersgrün vermessen und verkaufet worden.

2. ist bey dem ersten Tageschacht, bey 6 Lachter Teufe ein Ort aufgehauen und 20 Lachter in Quergestein gegen Morgen erlängt, so wie auch ein Ort im erwähnten Schacht und Teufe gegen Mittag aufgehauen und 10 Lachter gegen Mittag in Quergestein, einbrechenden Horn und Quarz fortgestellet, an obgedachten Örtern aber, als auch im Schacht selbst ist sowohl von Eisenstein, als anderen Metallen etwas nicht zu bemerken gewesen.

3. Beym zweyten Tageschacht ist nach 6 Lachtern Teufe ein Ort gegen Abend aufgehauen und 3 Lachter in Quergestein erlängt, so wie auch ein Ort gegen Mitternacht aufgehauen und 4 Lachter im Quergestein fortgestellet worden. Bey Erlängung gedachter Örter aber sind 45 Fuder Eisenstein und 60 Centner Braunstein, so nierenweise gebrochen, gewonnen und zu Tage ausgebracht worden, welches beydes sich bey der Grube noch unvermessen und unverwogen befindet.

4. Es ist gedachtes Gebäude mit 1 gevierdten Fundgrube und 3 gevierdten Maaßen belehnt.

5. der Receß beläuft bis mit Schluß des Quartals Reminiscere 1807 auf 455 Th. 23 Gr. 6 Pf.

6. Da von den bey diesem Gebäude ausgebrachten Producten bis gegenwärtig noch keine Abnahme gewesen, so ist zeither solches mit Frist verrechnet worden.

Glück Auf.“

Gottlob Friedrich Müller.       
(unleserlich: Schichtmeister?)      

Diesem Bericht nach zu urteilen, war der Betrieb dieser „Nebenerwerbs- Eisensteinzeche“ ‒ was natürlich auch den Lagerstättenverhältnissen geschuldet war ‒ nicht gerade besonders umfangreich und die Ausbeute nicht unbedingt ertragreich.

  


Ausschnitt aus dem Blatt 250: Elterlein, Scheibenberg, Schwarzbach, Waschleithe, Schlettau, des Berliner Exemplars der Meilenblätter von Sachsen, datiert 1789. Am Förstelgut in Langenberg (linker Bildrand) und auch am Tännigt sind Kalkbrüche eingezeichnet.

  


Etwa gleicher Ausschnitt aus dem Freiberger Exemplar der Meilenblätter von Sachsen, hierin Blatt 244: Elterlein, Grundaufnahme 1789, Nachträge bis 1876. Auch hier sind die Kalkbrüche bei Schwarzbach verzeichnet, rot nachgetragen die Grube Gnade Gottes westlich des Förstelgutes bei Langenberg.

  

Anfang des 19. Jahrhunderts begann die systematische „geognostische“ Untersuchung des Landes. Dazu wurde der spätere Professor für Mineralogie an der Bergakademie, Friedrich August Breithaupt, im Jahr 1818 ins Westerzgebirge entsandt. Aus seinen oben schon einmal angeführten, ausführlichen Reisenotizen (40003, Nr. 61, Blatt 77) wollen wir zu diesem Standort zitieren:

Meier’s Kalkbruch zu Schwarzbach  

Von hier ging ich nun nach Meier’'s Kalkbruch, worinnen man schon seit Jahrhunderten Kalkstein gebrochen haben soll. Er liegt östlich nur einige 100 Schritte vom Dorfe, da wo das Ansteigen des Gehänges etwas merklicher wird.

Der Kalkstein war von dunkelweißer bis licht perlgrauer Farbe, fein, selten kleinkörnig. Er war im Großen ziemlich zerklüftet, und dies Verhalten machte die Bestimmung der Massenstruktur etwas unsicher. Es schien jedoch, als seyen die undeutlichen Schichten unter etwa 20° in Std. 2 bis 3 NO geneigt.“

Wie oben schon zu lesen stand, dürfte der Kalkbruch demnach wohl schon um einiges älter gewesen und von Herrn Meier wieder aufgenommen worden sein. Einige Seiten später (Blatt 101) notierte Breithaupt dann auch noch:

Försteler Kalkbruch. Basalt.

Nun richtete ich mich nach Förstel und kam zu dem gleich darüber, aber noch im Thale liegenden Kalkbruch. Der Kalkstein war von weißer Farbe, feinkörnig und sehr zerklüftet, übrigens häufig und unregelmäßig zerklüftet. Die undeutliche Schichtung zeigte ein Einschießen von etwa 28° in Std. 4 NO.

Am Rande des Kalkbruchs und überall um ihn herum lagen unzählig viele kleine Basaltblöcke...“

 

In dem oben auch schon einmal zitierten Zwischenbericht von Carl Amandus Kühn, damals noch Obereinfahrer in Freiberg, über erste Ergebnisse der geognostischen Landesuntersuchung, namentlich über die dabei „aufgefundenen Lagerstätten gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien,“ ebenfalls im Jahr 1818 verfaßt (40003, Nr. 59), findet man im Kapitel IIIZwischen der Freyberger und Zwickauer Mulde gelegener Theil des Königreichs Sachsen (Rückseite Blatt 112ff)  unter dem Anstrich a) Urkalkstein ebenfalls eine kurze Notiz über die hiesigen Kalksteinvorkommen (Blatt 145):

§65.
7. dergleichen zu Förstel.

„Eine Continuation dieser Lager möchte auch wohl diejenige Lagerstätte von Kalkstein seyn, welche man vor wenig Jahren im Glimmerschiefergebirge zu Förstel ohnweit Elterlein ausgerichtet hat. Man dürfte sich daher auch Rechnung zu machen haben, auf derselben, am bemerkten Orte, einen nachhaltenden Abbau verführen zu können.“

Dem wäre zu entnehmen, daß der Abbau am nördlichen Gehänge des Schwarzbachtales unterhalb des Rittergutes wohl doch erst Anfang des 19. Jahrhunderts aufgenommen worden ist. Die Hoffnung auf einen „nachhaltigen“ Abbau erfüllte sich an diesem Punkt wahrscheinlich aber nicht.

   

Dem oben schon einmal zitierten Bericht des zu diesem Zweck in die Gegend von Bärenstein, Scheibenberg, Raschau, Elterlein und Annaberg entsandten Bergstudenten August Nicolai aus dem Jahr 1833 (40003, Nr. 159) ist dazu etwas mehr zu entnehmen (ab Blatt 20b der Akte):

Kalklager bei Förstel.

Über dem Ritterguthe Förstel liegt am linksseitigem Thalgehänge ein Kalkbruch, wo der feinkörnige, splittrige Kalkstein von graulichweißer Farbe sehr undeutliche Schichtung zeigt.

Das Streichen des Kalklagers mag ohngefähr Std. 9,4 bei 25-28° Fallen in NO. seyn. ...

Kalklager bei Schwarzbach.

Am untern Ende von Schwarzbach liegt der Meier’sche Kalkbruch, in welchem der feinkörnige und flachmuschlige Kalkstein von lichtperlgrauer bis röthlichweißer Farbe ist. Die unregelmäßigen und undeutlichen Schichten zeigen eine ohngefähre Neigung von Std. 12 bis Std. 1 unter 20° in N.“

Über die Betreiber der Kalksteinbrüche erfahren wir aus diesem ebenfalls nur knapp gefaßten Bericht nur, daß der obere Bruch am Tännigtgut bei Schwarzbach in der 1830er Jahren im Besitz eines Herrn Meier gewesen ist.

   

Der wenig später im Jahr 1836 von Bernhard Cotta verfaßte, geognostische Untersuchungsbericht (40003, Nr. 146) führt an verschiedenen Stellen mehrere Kalkbrüche zwischen Langenberg und Raschau auf, welche Cotta allerdings nicht selbst besucht hat, sondern anhand anderer, vorausgegangener Arbeiten, insbesondere aus einer „Arbeit N. 61“ aus der Hand von Johann Friedrich August Breithaupt, anführt (ab Blatt 30):

H. Von früheren Beobachtern angeführte
aus Grünstein und Flößen zusammengesetzte Lager.

1) Guckäuglein Fdgr. bei Beierfeld. Auf den Halden findet man Grünstein mit Granat, Strahlstein, Helvin, brauner Blende und Bleiglanz.

2) Kalksteinbrüche im Nestlerschen Walde bei Raschau (Strahlstein und (Kalk?) brechen zusammen).

3) Lehmgrube im Erlwald (Magneteisenstein mit grauem Kalkstein gemengt).

4) Zwischen dem Schwarzbach und Mittweidathale. (Ein Bingenzug, auf welchem man Kalk, (schwer leserlich?) und Grünstein mit Strahlstein, Granat, Diopsid, Kiesen, Magneteisen, Malachit, Kupfersamterz und Kupferanflug (?) findet).“

Außerdem führte Cotta neben dem schon mehrfach erwähnten Nitzischen Kalkbruch bei Raschau im Abschnitt über die erzleeren Kalksteine und Dolomite (ab Blatt 32) noch auf:

In der Arbeit N. 61 sind ferner folgende vielleicht hierher zu ordnende körnige Kalksteinlager beschrieben, welche meist außer dem Bereich der zu benutzenden Kopie der Ingenieurkarte liegen:

1) In Meiers Kalkbruch bei Schwarzbach (reiner feinkörniger Kalkstein)

2) Im Kalkbruch bei Förstel (feinkörniger Kalkstein, 28° hora 4 gegen NO fallend)

3) Auf der Flößzeche Gelbe Birke bei Beierfeld (weißer körniger und dunkler (?) ähnlicher Kalkstein)

4) in Jllings Kalkbruch zwischen Schwarzbach und Elterlein.

5) im sächsischen Kalkbruch südlich von Scheibenberg. (Damit ist das fiskalische Kalkwerk bei Oberscheibe gemeint.)

6) im alten Crottendorfer Kalkbruch.

In der Arbeit N. 78 sind ferner erwähnt und beschrieben:

7) der neue Crottendorfer Kalkbruch.

8) die Flößzeche Treue Freundschaft unterhalb der Mittweidaquelle.

9) das Kalklager an einem Felsen am rechten Pöhlathalgehänge bei Klobenstein.

Als ähnliche Gebilde hat man endlich hierher noch mehrere Kalk- und Dolomitlager des Erzgebirges zu rechnen, so z. B. die von Augustusburg, Lengefeld und Heidelbach bei Wolkenstein.“

Den Namen Jlling haben wir schon gelesen, der Name Meier (oder Meyer) fiel oben auch schon und folgt weiter unten in unserem Text ‒ allerdings in den Bergamts- Akten als Betreiber einer Eisenerz- und Braunsteinzeche ‒ gleich noch einmal nach.

  

Wie wir im 1826 gedruckten Band 11 von A. Schumanns Postlexikon eingangs schon gelesen haben, besaß „…das Gut einen trefflichen Kalkbruch, wo das Lager 7 Ellen mächtig ist, dessen Product jedoch viel Holz beim Brennen, wozu hier ein Ofen steht, erfordert.“  Der Kalkabbau erfolgte hier im Tännicht also wohl schon immer durch die Hammerwerksbesitzer selbst.

Im Jahre 1836 erwarb Karl Friedrich Horn aus Ehrenfriedersdorf das Dreiviertel-Hufen-Gut von Christian August Seltmann zu Schwarzbach und stellte daraufhin am 28. Oktober dieses Jahres einen Bauantrag an das Königliche Justizamt Grünhain, da „auf dem zu diesem Gute gehörigen Felde Kalksteine lagern, einen Kalkofen zu erbauen und Kalk zum Verkauf zu brennen...“ (30041, Nr. 4154)

Bergleute namens Horn ‒ laut Akten allerdings aus Naundorf gebürtig ‒ betrieben um 1820 auch das Kalkwerk Herold nördlich von Thum. Die Namensgleichheit ist sicher nur Zufall.

Das Gerichtsamt Schwarzenberg bescheinigte K. F. Horn im November 1836, daß ein Brennofen auf seinem Gut von allen benachbarten Gebäuden, vom Meyer'schen Tännichtgut wie dem „Communischen Derrhaus“, wenigstens 400 Ellen entfernt stünde. Dem Schreiben ist ferner zu entnehmen, daß Horn einen „Cylinderofen“ erbauen wolle, der mit Torf befeuert werden solle. Außerdem vermerkt das Amt positiv, daß Horn nicht in der Lage sei, alle Kalk- und Brennstoffuhren selbst zu übernehmen, so daß sich „...mancher Begüterte im Orte etwas hinzuverdienen könne.“

Phillip von Schleinitz im Justizamt in Grünhain sah die Sache auch positiv, wollte den Bau auch genehmigen, legte aber dann noch fest, daß Horn für den Abbau einen „jährlichen Canon“ von 8 Thalern zu entrichten habe. Das wiederum paßte Herrn Horn natürlich gar nicht und er beschwerte sich daraufhin am 28. November 1836 bitterlich, daß das Kalklager schließlich als Zubehör des von ihm erkauften Grundstücks zu betrachten sei, für das er ja schon die ordentlichen und außerordentlichen Abgaben entrichten müsse. Den Widerspruch selbst zu entscheiden, wagte das Justizamt nicht und wandte sich mit dem Fall an das Königliche Finanzministerium in Dresden.

Am 2. März 1837 hatte man dort entschieden, daß die Konzession an Horn zu erteilen sei, allerdings nur bei Übernahme des vom Justizamt veranschlagten jährlichen Kanons. Außerdem aber sei auch noch das Quatembergeld in Höhe von 1 Groschen, 6 Pfennigen an die Staatskasse abzuführen. Horn's Widerspruch ging also nach hinten los...

Er ließ aber nicht gleich locker, sondern widersprach am 14. April 1837 erneut und begründete seinen Widerspruch unter anderem mit den hohen Kosten, die er schon für den Erwerb des Gutes aufbringen mußte und nur durch eine Hypothek habe decken können. Auch sei sein geplanter Kalkofen doch von großem gemeinschaftlichen Bedürfnisse, lägen doch die fiskalischen Kalköfen zu weit entfernt, um die Bauern in Schwarzenberg, Lößnitz oder Stollberg mit Düngekalk versorgen zu können. Deshalb hätten auch die fiskalischen Werke keine Einbußen zu befürchten.

Und außerdem bezahle der sogenante „Tännicht- Kalkofen“ schließlich nur 1 Thaler jährlichen Kanons.

Im Mai 1837 lehnte das Finanzministerium jedoch erneut eine Herabsetzung der Jahresgebühr ab. Nachdem sich am 20. Juni 1837 Horn dann vor dem Justizamt Grünhain doch bereit erklärt hatte, die geforderten Abgaben zu übernehmen und auch der Amthauptmann zu Schwarzenberg im August des Jahres bestätigte, daß der von Horn „...beabsichtigten Erbauung eines Kalkofens ein Bedenken nicht begehrt,“ wurde ihm die Konzessionsurkunde ausgestellt. Leider endet damit der Akteninhalt, so daß wir nicht erfahren, ob K. F. Horn den Brennofen dann wirklich erbaut hat und welchen wirtschaftlichen Erfolg er damit hatte.

Den Eisenerzabbau und Kalkbrennöfen beim Förstel- Gut erwähnt auch A. Schiffner in seiner 1845 erschienenen „Beschreibung der sächsischen und ernestinischen Lande“, wo es heißt:Förstel, das hübsche Rittergütchen (ehemalige Hammerwerk), beim Dorfe Langenberg unweit Raschau (150 E.) an der Grünhain- Wiesenthaler Straße, mit starkem Eisenbau, Kalköfen und den meisten Bernsbacher Gewerben…“

   

1806 nahm Karl Gottlieb Meyer im Tännicht unter dem Namen „Meyers Hoffnung gevierte Fundgrube“ auch den Eisenerzbergbau wieder auf (40169, Nr. 244). Das Hammergut Tännicht gehörte 1835 Erdmann Friedrich Meyer (40014, Nr. 292).

     


Grund- und Saigerriß über das Berggebäude Meyers Hoffnung Fundgrube zu Schwarzbach, gefertigt im August 1859 von H. M. Reichelt, Markscheider, nachgebracht bis Oktober 1863. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fiskalische risse zum Erzbergbau), Nr. k7920, Gesamtansicht, Norden ist links oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

   


Grundriß aus obigem Riß. Das Tännichtgut ist oben dargestellt. Der Meyer'sche Emilie Stolln verlief deutlich weiter südwestlich vom Gut entfernt, als der spätere Dietrich'sche Förder- und Wasserlösetollen und auch nicht auf den Kalksteinbruch zu, sondern zu einem Meyerschacht. Direkt angefahren war daneben ein Neuschacht
und ein Stengelschacht. Der Name des letzteren geht sicherlich schon auf den nachfolgenden Besitzer, Carl Louis Stengel, zurück. Etwa auf halber Länge des Stollns ist ein Eisensteinlager vermerkt, was uns den Zweck dieser Anlage erklärt.

   

1807 folgte die Wiederaufnahme der „Gnade Gottes Fundgrube am Mönchsteig bei Langenberg“ durch den Hammerwerksbesitzer Carl Heinrich Nitzsche aus Erla, möglicherweise ein Nachfahre jenes Andreas Nietzsche, der uns bereits ab 1731 als Hammerwerksbesitzer in Obermittweida bekannt geworden ist.

Ab 1874 war diese Grube unter dem Namen „Gnade Gottes vereinigt Feld am Rittergut Förstel“ an Gustav Zschierlich verliehen. Sie konsolidierte schließlich mit der Gewerkschaft Wilkauer Vereinigt Feld, zu dieser Zeit im Besitz der  Königin Marien- Hütte zu Cainsdorf, welche auch schon westlich am Emmler den Eisensteinbergbau an sich gebracht hatte (40169, Nr. 143).

Wie etwas später auch am Fürstenberg folgte eine „Gründerzeit“ mit einer Reihe von Neugründungen, die aber sämtlich keinen längeren Bestand hatten:

  • 1807 Kraus gevierte Fundgrube am Hasengut
    (zwischen Schwarzbach und Langenberg gelegen),

  • 1807 – 1840 Kästners Neue Hoffnung gevierte Fundgrube im Tännichtwald,
    ab 1835 mit einer oberen, ersten südlichen gevierten Maß,

  • 1807 – 1859 Friedlicher Vertrag gevierte Fundgrube,
    ab 1841 konsolidiert mit Kästners Neue Hoffnung gevierte Fdgr.

  • 1817 Trommlers gevierte Fundgrube im Tännichtwald,

  • 1824 – 1852 Gabe Gottes gevierte Fundgrube im Tännicht,

  • 1832 – 1846 Diestlers gevierte Fundgrube am Hammergut Tännicht,

  • 1835 – 1839 Großzeche gevierte Fundgrube im Tännicht,
    mit den unteren 1. und 2. gevierten Maßen,

  • 1835 – 1843 Beschert Glück gevierte Fundgrube im Tännicht,

  • 1839 – 1855 Roter Stolln bei Schwarzbach.

Unter dem Namen „Rote Fundgrube bei Schwarzbach“ wird letztgenannte Grube durch den Hammerwerksbesitzer Eduard Wilhelm Breitfeld aus Erla 1856 übernommen und noch bis 1864 fortgeführt.

Die Lage der auf demselben Lager bauenden Gruben dicht beieinander führte schon immer fast unweigerlich zu Streitigkeiten, sowohl untereinander wegen „Raubbaus“ im jeweils angrenzenden Grubenfeld, als auch mit den Mühlen- und Hammerwerksbesitzern um die Nutzung des Schwarzbachwassers (vgl. z. B. 10036, Loc. 36070).

Auch wegen der bergrechtlichen Vorrangstellung der Flächennutzung und einer Enteignung von Flächen des Gutes kam es zu Streitigkeiten zwischen der Königin Marien- Hütte als Bergwerkseigentümer und dem jetzigen Grundeigentümer des Tännichtgutes, Carl Louis Stengel (40169, Nr. 143).

    


Ausschnitt aus den Verleihkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Am linken Bildrand ist ein Kalkbruch in Langenberg undsüdlich des Tännigt- Gutes ein weiterer Kalkbruch eingezeichnet. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I62, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

   


Mangan- und Eisenerz führende Quarzbrockenfelsbildungen bei Langenberg und Schwarzbach, Waschleithe, Elterlein und Unterscheibe, zusammengestellt von C. H. Müller 1866. Am oberen Bildrand liegt Schwarzenberg, rechts unten Scheibenberg. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. k18595, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben. Auf dieser Übersichtskarte ist auch das  Facius'sche Kalkwerk dargestellt.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

  


Ausschnitt aus obiger Übersichtskarte mit der Lage von zwei Kalkbrüchen bei Langenberg.

  


Ausschnitt aus obiger Übersichtskarte mit der Lage der Kalkbrüche beim Tännichtgut unterhalb von Schwarzbach.

  

Während die beiden hier dargestellten Kalkbrüche nordöstlich und südwestlich vom Förstelgut nicht bezeichnet sind, lesen wir bei dem mittleren der drei Kalkbrüche gegenüber vom Tännichtgut den Namen Stengels Kalkbruch. Dieser gehörte folglich damals zum Rittergut. Der südwestliche Kalkbruch ist nicht näher bezeichnet. Der nordöstliche ist dagegen als Landgrafs Kalkbruch benannt. Den Namen Landgraf nennen auch Wunder, Herbrig und Eulitz in ihrer Auflistung der im Jahr 1864 bestehenden Kalkwerke als Besitzer eines Kalkbruches am Tännicht.

   


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte, Blatt 138, Section Elterlein, Datierung: 1875. Die Kalkbrüche am Tännigt sind gut zu erkennen, südwestlich des Förstelguts ist die Grube Gnade Gottes eingetragen
, die Eisensteinzechen sind offenbar schon wieder erloschen, jedenfalls hier nicht dargestellt.

  

Das Förstelgut fiel dagegen nach dem Tod Nikol Klingers, des Jüngeren im Jahr 1610 durch Heirat 1611 an die Familie von Schmertzing. Rudolph von Schmertzing begründete auf kurfürstliches Privileg vom 12. März 1619 den Ort Langenberg als Wohnsiedlung für die Hammerwerksarbeiter. Unter ihm wurde Förstel in den Rang eines Rittergutes erhoben. Im Jahr 1622 ließ er einen Hochofen mit Frischfeuer errichten (10036, Loc. 36071, Nr. 0458).

Zwischen 1681 und 1693 war Förstel bereits einmal im Besitz des damaligen Annaberg‘er Bürgermeisters Christian Cronberg (10036, Loc. 38070, Rep. 47, Nr. 0047 und 10084, Nr. 08673). 1790 kaufte es der Annaberg'er Bürgermeister Johann Heinrich Conrad Querfurth (*1747, †1817). Nach dessen Tod fiel das Förstelgut an seinen Sohn, Carl Christian Edler von Querfurth. Dieser erwarb noch Ländereien bis zur Heyde bei Waschleithe hinzu und bewirtschaftete zeitweise auch das Pöckelgut in Mittweida, verlegte seinen Wohnsitz jedoch auf den Schönheider Hammer. Seine Erben verkauften daher das Gut Förstel 1846 an Karl Gustav Flemming, späterer Friedensrichter in Scheibenberg (13888 Nr. 06).

Schließlich erwarb das Förstelgut um 1889 der Leipziger Pharmazeut, Stadtrat und Vorsitzender der Krankenkasse Dr. Willmar Schwabe und ließ es als „Heimstätte für Genesende“ ausbauen (30045, Nr. 33 und 20237, Nr. 27617).

In nationalsozialistischer Zeit wurde Förstel zum Müttererholungsheim umprofiliert. Zu einer Zufluchtsstätte für Frauen und Kinder wurde das Heim ab 1943, als infolge anglo-amerikanischer Bombenangriffe viele Menschen aus den westlichen Landesteilen nach dem Osten evakuiert wurden. Im Sommer 1945 war Förstel überfüllt mit Flüchtlingen aus den Ostgebieten. Im Besitz der Schwabe’schen Heimstättenstiftung blieb das Heim bis 1959. Am 01.09.1992 konnte die Dr. Willmar Schwabe‘sche Heimstättenstiftung ihre Rechte wiedererlangen und das Förstelgut als Alterswohnsitz ab 1998 noch weiter ausbauen.

  

Das Hammerwerk Tännigt samt Meyers Hoffnung Fdgr. gelangte dann 1901 durch Erbfall an die Frau des Zittauer Oberbürgermeisters Herrmann Johannes Oertel, Emilie Thekla Oertel, geb. Stengel. Letztere war offenbar eine Tochter des vorherigen Besitzers des Tännichtgutes, Carl Louis Stengel (40169, Nr. 143).

Schon 1901 hatte jener H. J. Oertel ein Gesuch an das Bergamt Schwarzenberg gerichtet, eine Halde einebnen zu dürfen, um mit dem Material „einen alten Stollen“ am Hammergut Tännigt zu verfüllen, der vermutlich zum südlich an das Tännichtgut angrenzenden Abbaufeld von Meyer´s Hoffnung Fundgrube gehört hat (40169, Nr. 143).  

Im Jahre 1906 hatte sich dann Ernst Oswald Dietrich, Fabrikant aus Obermittweida, entschlossen, den „Marmorbruch im Tännichtwald“ aufzugewältigen (40024-12, Nr. 296). Dietrich besaß (Angabe im Jahr 1915) eine Holzschleiferei in Wiesa bei Annaberg. Der Pachtvertrag mit Herrn Oertel über das Abbaufeld war ausschließlich auf den Kalksteinabbau geschlossen und bei einem Grundzins von 5,- Mark täglich auf zehn Jahre befristet; das Abbaurecht kostete also über die Laufzeit rund 18.000,- Mark. Das Abbaufeld lag unmittelbar an der östlichen Feldesgrenze von Wilkauer Vereinigt Feld.

Den Dietrich'schen Betrieb leitete zuerst ein Herr Rett, später die Herren Ralf Haider und Max Wilhelm Siefert aus Grünhain. Der neue Besitzer stürzte sich auch mit großem Eifer in sein Ansinnen und kaufte Maschinen für eine „Marmor-Zerkleinerungsanlage“ (30049, Nr. 3002) vom Gruson Werk der Friedrich Krupp AG in Magdeburg. Der Walzenbrecher mit Elevator und Siebanlage wurde in einem zuvor als Mahlmühle genutzten, füheren Stallgebäude des Tännichtgutes aufgestellt und zunächst mittels Wasserrad über Transmissionsriemen angetrieben, erst 1912 erhielt die Anlage einen elektrischen Antrieb.

   


Da wir die Bauzeichnungen in den Akten gefunden haben, können wir diese Anlage hier vorstellen: Grundriß der Marmorzerkleinerungsanlage. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024 (Landesbergamt, gewerbliche Gruben), Nr. 12-296: Dietrich´s Marmorbruch im Tännicht, Seite 25. Links neben dem Gebäude ist das oberschlächtige Wasserrad dargestellt, im Inneren des Gebäudegrundrisses das Vorgelege und die Antriebsscheide der Transmission. Im Erdgeschoß des Gebäudes der Walzenbrecher und der Elevator.

  


Längsschnitt der Brech- und Siebanlage, Bildquelle wie oben, S. 20 der Akte. Am unteren Bildrand ist das sehr tief liegende, oberschlächtige Wasserrad dargestellt. Von links wurde der Rohstein im Erdgeschoß auf den unter dem Fußbodenniveau des Erdgeschosses aufgestellten Brecher aufgegeben, danach mit dem Elevator nach oben befördert und dort der Siebanlage zugeführt.

  


Noch ein Schnitt quer zum Gebäude, Bildquelle wie oben, S. 21 der Akte. Links ist wieder die obere Hälfte des Wasserrades zu erkennen, daneben die Antriebsscheibe der Transmission. Mittig im Gebäude ist die zweistufige Siebanlage mit zwei schrägliegenden, rotierenden Siebtrommeln und den Silos für die einzelnen Körnungen zu sehen.

   

Zugleich setzte man westlich des Tännichtgutes einen Stollen an, um dem Steinbruch Wasserlösung und für die Kalkmühle einen bequemen Förderweg unter der Straße hindurch zu schaffen. Stollen und Grube waren mit insgesamt 4 Mann belegt und bis 1907 hatte man den Stollen schon 102 m weit vorgetrieben; 1908 hatte er bereits 185 m Länge erreicht und das Kalklager angefahren. Allerdings sei der im Liegenden des Lagers angefahrene Kalkstein von grauer Farbe – enthalte also mehr Beimengungen – während der im Steinbruch anstehende Kalk „von ziemlich weißer Farbe“ sei (40169, Nr. 245 und 40024-12, Nr. 296).

Fast von Anfang an klagte der Betriebsleiter Rett gegenüber dem Landesbergamt über Arbeitskräftemangel, obwohl der von ihm genannte Verdienst von 4,- Mark pro Schicht tatsächlich vergleichsweise hoch war.

  


Urriß. Meyers Hoffnung Fundgrube bei Schwarzbach. Angefrtigt im September 1918 von Adolf R´ßberg, konz. Markscheider, nachgebracht bis August 1922. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40036 (deponierte Risse zum Erzbergbau), Nr. k12293, Gesamtansicht, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

    


Grundriß aus obigem Riß. Das Rittergut Tännicht ist wieder dargestellt und auch die Mahlanlage ist verzeichnet. Gegenüber ist auch noch ein „alter Kalkofen“ - kenntlich an der charakteristischen sechseckigen Form - eingetragen. Direkt neben der Radstube der Mahlanlage ist der Tage- und Förderschacht verzeichnet, der restliche Stollnverlauf bis zum Schwarzbach war offenbar schon damals verrohrt. Im Kalklager selbst hat Dietrich eine Art Örterbau ausgerichtet. Der Dietrich'sche Stolln verlief direkt an der Südwestseite des früheren Hammergutes und damit deutlich weiter nordöstlich, als der ältere Meyer'sche „Emiliestolln“. Außerdem gibt es hier noch einen Stolln No. II weiter südöstlich, der wohl mit einem kurzen Fallort direkt aus dem Steinbruch heraus angesetzt war.

    

Allerdings kam es schon 1907 infolge von Starkniederschlägen auch zu einem ersten großen Tagesbruch mit rund 7 m Durchmesser und 4 m Tiefe im Bereich der Unterfahrung des Schwarzbaches auf dem Stolln. Der wurde bis Dezember 1907 wieder verfüllt und im Stollen mittels Getriebezimmerung unterfahren. Trotzdem scheint sich die anfängliche Euphorie des neuen Betreibers schnell wieder gelegt zu haben, denn schon 1909 notierte die Berginspektion, daß sich der Besitzer mit Verkaufsabsichten trage und daher auch um Aufschub hinsichtlich der Erstellung eines Grubenrisses bitte, vielmehr die Grube in ihrem jetzigen Zustand belassen wolle.

1914 notierte die Bergbehörde, daß „der Verkauf noch nicht gelungen“ und „wegen der ungünstigen Lage des Werkes zur Eisenbahn“ auch unwahrscheinlich sei. Der Betrieb ruhe „nun schon seit einigen Jahren“. Stattdessen wurde 1915 ein neuer Tagesbruch an das Bergamt gemeldet.

Damit begann auch ein Streit um die Sanierungskosten, der letztlich bis in die 1920er Jahre andauerte; denn E. O. Dietrich erklärte, daß er „in Geldschwierigkeiten“ sei und deshalb die Sanierung des Bergschadens nicht gleich und nicht im vollen Umfang übernehmen könne. Herr Oertel dagegen war der Meinung, daß „Dietrich ein fauler Zahler sei und ohne behördlichen Zwang nichts unternehmen werde…“ und daß er „seine pekuniären Verhältnisse schwärzer darstelle, als sie seien…“; woraufhin wiederum aber die Behörde Herrn Oertel erklärte, daß sie sich in den privatrechtlichen Pachtvertrag und die daraus resultierenden Verbindlichkeiten nicht einmischen werde. Jedenfalls wurde der Stollenausbau im verbrochenen Abschnitt und unter der Straße noch einmal erneuert, jedoch nur mit Holztürstöcken.

Die hatten natürlich keine lange Lebensdauer und so trat 1917 der nächste Verbruch des Stollens – diesmal nur 4 m bis 5 m hinter dem Mundloch – ein. Jetzt berief sich Dietrich aber auf den abgelaufenen Pachtvertag. Da auch H. J. Oertel inzwischen verstorben war, kaufte schließlich dessen Witwe per 4. Dezember 1917 „die gesamte Anlage, wie es steht und liegt“.

  

Von 1918 bis 1932 liegen dann im Bestand gewerbliche Gruben des Landesbergamtes weitere Akten vor (40024-12, Nr. 374 und 375), aus denen hervorgeht, daß die Kalksteingrube 1918 an die uns vom Marmorwerk Fürstenberg schon bekannte Firma Schulz & Sackur Eisenerz AG, Berlin, übergegangen ist, welche das Abbaurecht, einschließlich des Wasserlösestollens und der 1906 errichteten Mahlanlage, befristet bis 1925 vom Grundeigentümer, jetzt also von Frau Oertel gepachtet hatte.

Zumindest im Jahr 1922 fand aber „nur im Saison- und Gelegenheitsbetrieb“ und nur in Abhängigkeit von eingehenden Bestellungen ein schwacher Abbau statt. Die Eisenerz AG Schwarzenberg, vertreten durch Direktor Keiner, fragte in diesem Jahr bezüglich einer eventuellen Übernahme an, wirklich dazu gekommen ist es jedoch offenbar nicht.

Stattdessen entbrannte in den folgenden Jahren ein erneuter Streit zwischen dem Pächter des Abbaus und dem Gutsinspektor Böhme vom Hammergut um den Unterhalt des Wasserlösestollens, insbesondere dort, wo er die Schwarzenberg- Elterleiner Straße unterquerte. Allein der Schriftverkehr dazu füllt in der Akte 40024-12, Nr. 374 mehr als hundert Seiten…

Im Ergebnis einer bergbehördlichen Befahrung am 4. Juli 1923 wurde jedenfalls entschieden, daß dieser Stollenabschnitt dauerhaft standsicher auszubauen sei, „damit nicht derselbe Zustand eintritt, wie nach der Einstellung des Abbaus durch den Vorbesitzer Dietrich im Jahre 1909 und ständig …Einbruchgefahr besteht.“ Aus dem Protokoll einer weiteren amtlichen Befahrung am 6. November 1924 erfährt man noch, daß ein Stollnschacht von 6,20 m Tiefe sowie der Stolln selbst zu diesem Zeitpunkt fahrbar gewesen sind, der Türstockausbau im Stolln noch gut, nur der Verzug faulig sei. Das Gebirge hinter dem Verzug sei aber gebräch und rollig.

Die Sicherung erfolgte dann gemäß der Empfehlung des Berginspektors Sarfert durch Ausschalung mit Stampfbeton und Verlegung von Rohren in der Rösche Ende des Jahres 1924. Die Arbeiten wurden unter Leitung von M. Hellig durch vier Bergleute der Grube Stamm Asser ausgeführt, welche aufgrund der Stillegung dieser Grube ohnehin freigestellt waren. Das Baumaterial lieferte Baumeister W. Ring aus Schwarzenberg. Da das Bergamt jedoch den Grundbesitzer in der Sicherungspflicht sah und jegliche Kostenübernahme für die Stollnsicherung grundsätzlich ablehnte, zog sich der Rechtsstreit um die Finanzierung der Sicherungsmaßnahmen hin.

Nachdem infolge eines Wolkenbruchs im Juli 1927 erneut Senkungen im Stollnverlauf eintraten, empfahl schließlich selbst das Bergamt, von weiteren Verwahrungsmaßnahmen abzusehen, da durch die Einsenkungen ein Verschluß eingetreten, der Stolln nicht mehr fahrbar und weitere Senkungen nun nicht mehr zu befürchten seien.

Schon der 1. Weltkrieg und schließlich die Wirtschaftskrise 1929 hatten den Abbau vollständig zum Erliegen gebracht. In dieser wirren Zeit hatte auch die Grundbesitzerin Witwe Oertel übersehen, um eine neue Fristhaltung der Erzgrube Meyer’s Hoffnung Fdgr. beim Bergamt nachzusuchen und hatte auch der Aufforderung, den Betrieb wieder aufzunehmen, nicht Folge geleistet. Die Bergbehörde drohte daher den Entzug des Bergbaurechts an. Da auch auf diese Androhung hin seitens Oertel nichts geschah, wurde am 24. Januar 1930 die Entziehung des Bergbaurechts rechtskräftig.

  


Das Schwarzbachtal unterhalb Schwarzbach, Wilkauer Vereingt Feld, Blick über das Tal nach Norden, rechts im Hintergrund Elterlein. Foto: Paul Schulz, 1927.

http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002052

 


Schwarzbach, Grube Wilkauer Vereinigt Feld, Huthaus an der Straße nach Schwarzenberg, Foto: Paul Schulz, 1927. Ein Abzug befindet sich auch im Bestand 40167 (Fotos bergmännischer Tagegebäude) des Bergarchivs, unter der Nr. 657.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002508

  

Frau Oertel ist am 12. 2. 1932 verstorben (400024-12, Nr.375). Der nächste Besitzer des Hammerguts Tännigt, Richard Conrad Böhme, legte zwischen 1928 und 1930 noch einmal eine neue Mutung auf Meyers Hoffnung Fdgr. ein, die jedoch abgewiesen wurde (40027, Nr. 0715).

Die staatliche Lagerstättenforschungsstelle hat in den 1930er Jahren alle Vorkommen nutzbarer Erze und Minerale begutachtet (40030-1, Nr. 0726), interessierte sich hier aber nur für die Eisen- und Manganerze. 1937 wurden die Abbaurechte auf das Land Sachsen übertragen; zu einer Wiederaufnahme des Erzabbaus kam es jedoch auch jetzt nicht (40028-1, Nr. 0762).

Weiter zu den erhaltenen  Zeugnissen.

 


Ausschnitt aus der Topographischen Karte, Blatt 138, Section Elterlein, Ausgabe 1911. Das Förstelgut ist bereits „Genesungsheim“ geworden und die Bahnlinie von Schwarzenberg nach Annaberg umrundet jetzt den Krähenhübel oberhalb des Tännigtwaldes.

  


Etwa gleicher Ausschnitt aus der Topographischen Karte, Ausgabe 1924. Die Tagebaue sind noch eingezeichnet. Auch der oben mehrfach erwähnte Rote Bach ist hierin bezeichnet.

  

 

 

Fester Schlägel Fundgrube am Pökelwald bei Markersbach

  

Die Geognostische Charte des Königreichs Sachsen, Blatt XV, Ausgabe 1836, weist noch ein weiteres Vorkommen von metamorphem Kalkstein, südlich des Mittweidatales am Pökelwald aus; die geologische Karte No. 138, Section Elterlein- Buchholz, Ausgabe 1900 jedoch nicht mehr.

In der Bergbaumonographie Marmor im Erzgebirge wird es als „Vorkommen Goldener Regenbogen am Pökelgut“ bezeichnet (Nr. D 44/45). Diese Namensgebung ist eigentlich falsch, denn der  Goldener Regenbogen Stolln hatte mit dem Abbau des Kalklagers nicht wirklich etwas zu tun.

Das Gestein wird als Kalzitmarmor, „Kalkgneis“ oder „Kalkglimmerschiefer“ angesprochen; der Marmor sei meist weiß bis grau, körnig bis dicht, frei von akzessorischen Mineralen, aber Haldenfundstücke stets mit dem Nebengestein verknüpft gewesen. Es handelt sich wohl um eher schmale und maximal 150 m lang aushaltende „Marmor-Linsen“, die von den Geologen in unterschiedlicher Weise zu nur einem oder auch bis zu drei verschiedenen Lagerzügen zusammengefaßt worden sind. Die Lager waren stets konkordant in körnige bis flaserige, granatführende Gneise und Glimmerschiefer eingebettet und werden stratigraphisch dem Grenzbereich zwischen Obermittweida- und Raschau- Formation zugeordnet. Chemische Analysen sind nicht bekannt.

Die Quelle greift auch die Bemerkung der Kartierer der geognostischen Landesuntersuchung und späterer Zeiten auf, daß im westlichen Teil dieses Lagers die Kalkskarne teilweise in grobblättrigen bis feinfaserigen Strahlstein übergehen würden, welcher Magnetit, akzessorisch Galenit, Pyrit, Arsenopyrit und Sphalerit führe.

Diese in der Literatur angegebene Beschaffenheit des Lagers im Westteil, nämlich als „Strahlstein“ mit Magnetit und Sulfiden, läßt sich aber heute weder übertage bei der Haldenbeprobung noch untertage auch nur in Spuren nachweisen. Es handelt es sich also vermutlich um ein reines Marmorlager und um eine Vermischung von Angaben zu verschiedenen anderen Gruben am Pökelwald in den späteren Beschreibungen. Auch ist die Ausbildung mehrerer paralleler, voneinander getrennter Lagerzüge nicht zu erkennen. Die sichtbaren Zeugnisse sämtlicher Abbauversuche weisen alle auf nur eine Schichtlinie hin (Hinweise von Herrn J. Stark).

 


Reliefbild des fraglichen Bereiches aus dem Geoportal Sachsen. Gelb markiert die Ausbißlinie und die Pingenreihe am Südwest- und Nordwesthang des Pökelberges. (Screenshot: J. Stark, 2020)

  

Allerdings hatte die Grube Fester Schlägel ziemlich viele Vorläufer und es hat fließende Übergänge gegeben; zeitweise gab es auch parallelen Betrieb mehrerer Gruben im Pökelwald und an dessen nördlichem Fuß zum Mittweida- Tal hin.

Als einen der ältesten urkundlichen Nachweise des Abbaus von Kalkstein bzw. ,Flößen´ in der betreffenden Region südöstlich von Raschau können wir folgende Eintragungen in den Akten des Bergamtes Scheibenberg annehmen. Hier heißt es in einer Auflistung alter Verleihungen 40014, Nr. 15, Film 0015 des Digitalisats, 8. Eintragung auf der rechten Seite):

Hans Bock (schwer leserlich, aber die Familie gab´s in Raschau) den 17 July (1660) 2 lehn in Böckelwalt zu Raschau in der alten arbeit, so itzo im freyen liegt, best. den 21 dito.“

Hier ist zwar noch nicht explizit vom Kalkstein die Rede, aber auch besagter Hans Bock hatte demnach auch damals schon Vorgänger. Und aus dem Jahr 1673 stammt die folgende Eintragung (40014, Nr. 15, Film 0032 des Digitalisats, 6. Eintragung auf der linken Seite):

Christoff Andre verliehen den 28. Sep (?) 7 lehn auf 2 posten auf der Hr. Rittmeister zu Mittweyda Erbwalt auf Flöß Eisenstein und Kallich, wo frey felt ist, best. den 11. Oct (?)

Der Ortsteil Mittweida, am gleichnamigen Flußlauf gelegen, ist schon vor langer Zeit im Ortsteil Markersbach der heutigen Gemeinde Raschau- Markersbach aufgegangen. Der Satz sagt uns nicht sofort, wo denn Herrn Rittmeisters Erb- Wald gelegen hat, aber das erfahren wir aus den nächsten Eintragungen in derselben Akte: Die folgende datiert auf das Jahr 1676 (40014, Nr. 15, Film 0032 des Digitalisats, 1. Eintragung auf der rechten Seite):

Christoff Ruder (Name schwer leserlich ?) verliehen den 16. April 8 lehn auf 2 posten auf Kalchflöß in der Mittweyda in des Hr. Rittmeister Fröhlichs walt, wo frey felt ist, best. den 30. dito“

Warum schon nach drei Jahren der Betreiber gewechselt hat, ist nicht ganz klar; es könnte aber an der eigentlich wenig bauwürdigen, nur lokal linsenförmig aufgeweiteten Struktur dieses Lagers und an großer Gesteinshärte gelegen haben, daß die Gewinnung schwierig und daher weniger einträglich war. Ob zu des Herrn Rittmeister Fröhlich's Erbwäldern dazumal freilich auch der Pökelwald auf dem Münzerberg gehört hat, wissen wir nicht sicher. Es erscheint aber wahrscheinlich, denn derselbe Herr Ruder ließ sich (und hier heißt es nun ausdrücklich: ,im Pöckel walt') alsbald erneut mit Abbaufläche auf Kalkstein belehnen (40014, Nr. 15, Film 0044 des Digitalisats, 10. Eintragung auf der rechten Seite):

Christoff Ruder und Christoff Neubert in 2 S verliehen den 2 Oct (?) 1 fundgrub auf ein streichenden Kalchstein auf Hans Beckerts erbgut zu mittweyda in Pöckel walt nach Hänels 4 lehn, wo frey felt ist, best den 16 dito.“

Auch erfahren wir hieraus, daß neben diesen beiden auch einem Herr Hänel noch weitere vier Lehen auf demselben Kalksteinlager zur gleichen Zeit verliehen waren. Die Betreiber ließen in dieser Zeit den Abbau ganz offensichtlich immer wieder ins Freie fallen, denn weitere zehn Jahre später (1686) versuchte sich hier schon wieder ein anderer (40014, Nr. 15, Film 0047, 2. Eintragung rechte Seite):

Christoff Öser verliehen den 2. Febr. 1 lehn in Pöckel walt, itzo Röckers (Name schwer leserlich ?) Erbgut uf Flöß wo frey felt ist, best. den 16 eigdem.“

Nur zwei Jahre später (1688) gab es schon wieder eine solche Verleihung (40014, Nr. 15, Film 0048, 5. Eintragung rechte Seite):

Paul Weigel verliehen den 1. Dec. 3 lehn uf 1 posten uf flöß in Pöckel walt so durch Hrn. berggeschwornen frey gefahren, best. 15. dito.“

Und drei Jahre später (1691) erneut (40014, Nr. 15, Film 0049, 1. Eintragung linke Seite):

Thomas Neubert verliehen den 1. Jan. 1 lehn in Böckel walt uf Borkerts, so Christoff Kendbach (Name unleserlich ?) vorhin in lehn gehabt und ins freye kommen laßen, welches uf flöß gemutet und frey gefahren, auch bestetigt den 15. dito.“

Der oben im Jahr 1686 schon genannte Christoff Öser versuchte sich zur gleichen Zeit (1691) noch einmal am Kalkabbau (40014, Nr. 15, Film 0049, 2. Eintragung linke Seite):

Christoff Ösern verliehen den 7 Jan. 2 lehn uf 1 post in Pökel walt wo vorhin Hr. (Name wieder einmal schwer leserlich ?) zu Mittweyda gebauet und keines wegs verreceßiret hat, ist frey erkand und best. den 21 dito.“

Aber auch Herr Thomas Neubert holte sich im Folgejahr 1692 noch einmal Abbaufläche dazu (40014, Nr. 15, Film 0049, 2. Eintragung rechte Seite):

Thomas Neubert verliehen den 13. Maii 2 lehn oberhalb des felß uf Borkerts erbgut zu Mittweyda uf flöß, ist freyes felt, best. den 1. Juny.“

Daß dessen Name für uns nicht mehr zu lesen ist, ist für denjenigen vielleicht auch besser so, da er doch einfach seine Bergamtsgebühren nicht ,verreceßiret' hat... Es war freilich auch die Zeit, in der Minister Brühl im Auftrage seines Herrn, Kurfürst Friedrich August, das Land ausplünderte, um das nötige Geld zusammenzubekommen, mit dem die polnischen Wojewoden bei der Königswahl bestochen werden sollten.

Bekanntlich ist der Landesherr 1697 tatsächlich als August, der I. König von Polen geworden. Infolge des Nordischen Krieges wurde er dieses Titels allerdings 1706 erstmal wieder verlustig, bevor er ihn von 1709 bis 1733 wieder zurückgewann (wikipedia.de). Es waren nicht gerade die besten Zeiten für wirtschaftliche Neugründungen im Kurfürstentum Sachsen und so scheint auch in den Belehnungen in dieser Zeitspanne eine Lücke zu bestehen.

   

Erst Ende des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts war es dann der Hammerwerksbesitzer aus Obermittweida, der den Abbau des Kalksteins wieder in die Hand nahm. Im Belehnungsbuch des Bergamtes Scheibenberg (40014, Nr. 43, Blatt 9b) steht für das Quartal Reminiscere 1729 zu lesen:

den 9. Februar ist Gottfried Löschern (Name schwer leserlich ?) Hammerwerksbesitzer zu Obermittweyda auf Michael Meyers Erbguth in Mittweyda eine Fundgrube auf Flöße verliehen und zum Flößhübel genennet worden, besage Muthung sub No. 69.“

Wo einer wieder anfängt, versuchen es auch andere. Keine zwei Jahre später (im Quartal Luciae 1730) gab es die folgende Verleihung im Pökelwald  (40014, Nr. 43, Blatt 10b):

den 8. Oktober ist Johann Paul Baumann zu Crandorff 1 Fundgrube auf Flöße über die vorherige Fundgrube noch in dem sogenannten Pöckelwaldt zu Mittweyda auf Michael Meyers Erbguth, 60 Schritte über Hrn. Amts Steuer Einnehmer Loschers (Name nicht besser leserlich ?) Fundgrube verliehen und zum Michael genennet worden, Muthung No. 74.“

Auch diesmal scheint der Abbau nicht lange ausgehalten zu haben, denn Reminiscere 1738 ist schon wieder eine neue Verleihung im Belehnungsbuch des Bergamts zu Scheibenberg verzeichnet (40014, Nr. 43, Blatt 17):

den 19. Martii ist Johann George Heberlein zu Grünstädtel zu seiner in Lehn habenden und in Pöckelwaldt zu Mittweyda gelegenen Flößfundgrube die obere und nechste untere Maaße nach der Fundgrube seinen Herrn Gewerken, Herrn Dr. Andreas Nitzschen zum besten, auf Flöße auch alle anderen Metalle und Mineralia verliehen worden. Muthung No. 127.“

Der Lehnträger, Johann Georg Heberlein, hatte also schon eine Fundgrube (die Mutung haben wir in den Akten bisher wohl übersehen), welcher zum besten er nun die Baufläche um zwei angrenzende Maße vergrößerte, und, wie hier zu lesen steht: Er tat dies im Auftrage seines Gewerken, des neuen Hammerwerksbesitzers in Obermittweida, Andreas Nietzsche.

Anno 1750 sandte Herr Nietzsche als Muter am gleichen Ort den Schichtmeister Christian Heinrich Richter ins Bergamt nach Scheibenberg (40014, Nr. 43, Blatt 34):

Den 1. Aug. ist Hrn. Christian Heinrich Richter, Schichtmeister zu Scheibenberg, im Nahmen seines Principals, Herrn Dr. Andreas Nietzschens, eine ordinaire fundgrube auf Flöße im Pöckelwald unter Mittweyda verliehen und Michaelis genennet worden.“

Eine weitere, aktenkundige Verleihung auf diesem Kalksteinlager datiert dann auf den 18. Juni 1768, als sich Herr Johann Christian Weißflogauf Hrn. Gottfried Meyers zu Mittweyda Grund und Boden am Pökelwald 3 Flöß Lehne“ verleihen ließ (40014, Nr. 129, Film 0004 des Digitalisats, 3. Eintragung). Sie wurden ihm am 9. Juli 1768 unter dem Grubennamen „Hülfe Gottes“ verliehen.  Unter diesem Grubennamen gibt es eine weitere Eintragung im Belehnungsbuch des Bergamts Scheibenberg (40014, Nr. 43, Blatt 67b), nach der demselben am 9. Juli 1771 „auf seine vorstehende Muthung drey Lehen jedes zu 7 Lachter gerechnet (vielleicht drei neue ?) auf Flöße und zwar auf Hrn. Gottfried Meyers Grund und Boden zu Mittweyda, mit dem Nahmen Hülfe Gottes ... und ist der Anhaltungs Punct daselbst genommen, wo gegenwärtig die Flöße ausgeschürfet werden“, verliehen worden sind.

  

Mit der Bezeichnung ,am Pökelwald´ ist In den Archivquellen dann zwischen 1776 und 1794 auch eineGetreue Brüder Fundgrube“ zu finden, die ebenfalls auf Eisensteinflöße baute (Grimm, 2015, sowie 40166, Nr. 22, Blatt 102). Aus der Eintragung der Verleihung im Belehnungsbuch erfahren wir auch den Namen des Muters (40014, Nr. 43, Blatt 93b):

Den 30. Januar 1783 bestätigt Christian Friedrich Leipmann (Name allerdings etwas unleserlich ?) auf einem Flötz auf Hrn. Gottfried Meyers Grund und Boden am Böckelwald 1 Lehn gegen Morgen und ein Lehn gegen Abend auf Flöße Getreue Brüderschaft genannt.“

Ob eine in den Erzlieferungsextrakten unter dem Namen Vogels Flößlager zu Raschau“ (40166, Nr. 22, Blatt 228) in den Jahren 1795/1796 aufgeführte Grube ebenfalls auf diesem Lager gebaut hat, ist mangels genauerer Angaben zu ihrer Lage wohl nicht mehr herauszufinden. 

Am 13. September 1783 (am 26. September bestätigt) muteten die Brüder Christian Gotthold und Christoph Andreas Richterin Herrn Gottfried Meyers zu Mittweyda Erbwaldung, und zwar in allda befindlichen alten Flößbrüchen“ acht Lehn auf Flöße und „sollen obige Lehn halb gegen Morgen und halb gegen Abend, so nicht weit auseinander liegen, gestrecket und mit dem Nahmen Pökelwaldische Flöße ihr Anhalten haben“ (40014, Nr. 153, Blatt 27 und 40014, Nr. 43, Blatt 98b). Auch hier ist wieder von ,alten Flößbrüchen´ die Rede; also sind die Kalksteinlager schon vorher bebaut, aber erneut wieder verlassen worden.

Am 6. Oktober 1789 mutete auch der hier genannte Grundbesitzer Gottfried Meyer selbst „eine Fundgrube und die beiden nächsten Maße auf der Pökelwaldischen Fundgrube“ (40014, Nr. 153, Blatt 75). Nach der Eintragung im Belehnungsbuch ist die Verleihung bereits am 21. Juni dieses Jahres erfolgt (40014, Nr. 43, Blatt 129b).

   

Als „Flöße“ wurden dazumal Flußmittel und Schlackebildner, wie auch der Kalkstein, bezeichnet; es handelte sich also nicht ‒ wie manchmal in der Sekundärliteratur ungenau beschrieben wird ‒ um Eisensteinzechen. Eisen- und Manganerze wurden dagegen nördlich von Markersbach und Raschau am Emmler und am Tännicht in den Quarzbrockenfelsen sowie in den Roteisenstein- Gängen am Graul, bei Vater Abraham Oberscheibe oder bei St. Johannes in Erla und Crandorf abgebaut.

Um den Begriff der Flöße“ oder auch Flüsse“ zu erläutern, zitieren wir an dieser Stelle einige zeitgenössische Quellen. Das Rinmann'sche Allgemeine Bergwerkslexikon z. B. erläutert den Begriff 1808 so: Fluß oder Flüsse werden diejenigen Substanzen genannt, welche beym Schmelzen strengflüssiger Erze zugesetzt werden, um dadurch das Schmelzen derselben zu befördern. Diese Flüsse sind entweder rohe Fossilien, z. B. Flußspath, Kalk, Thon etc. oder vom vorhergehenden Schmelzen gefallne Produkte, z. B. Schlacken. Durch die gehörige Anwendung von Flüssen beym Schmelzen strengflüssiger Erze wird die Arbeit außerordentlich erleichtert, und dadurch vorzüglich an Zeit und Brennmaterial erspart, und ein gutes Metallausbringen bewirkt. … Unter den Flußmitteln ist der Flußspath das beste Flußmittel und schon seit langer Zeit dafür bekannt… Der Kalk ist auch ein sehr gutes Flußmittel, und vorzüglich bey Verschmelzung thoniger und kieseliger Erze anzuwenden, theils wegen seiner auflösenden Kaft, theils weil er mehrere Säuren absorbirt. Auf allen Eisenwerken, wo thon- und kieselhaltiger Eisenstein verschmelzt wird, wird der Kalkstein mit großem Nutzen angewendet…  

Auch die Koryphäe der Hüttentechnik ihrer Zeit, Professor Wilhelm August Lampadius aus Freiberg, widmet sich in seinen Lehrbüchern der Hüttenkunde 1801 und 1827 ausführlich den Zuschlägen beim Schmelzprozeß: „Ich komme nun zu der nähern Bestimmung der Eigenschaften und des Verhaltens der Zuschläge... Zuschläge überhaupt nennt der Hüttenmann diejenigen Substanzen, welche in der Regel nicht mit den Erzen brechen (Es gibt allerdings einige vortheilhafte Ausnahmen dieser Art, wie z. B. das Brechen der Silbererze mit Flußspath oder der thonigen Eisensteine mit Kalk, die jedoch im Ganzen genommen selten sind.), sondern die während der Bearbeitung der letzten erst hinzugesetzt werden müssen… Die Absicht, warum man sich dieser Zuschläge bedient, ist mehrfach. Mit einigen wenigen Ausnahmen können wir sie auf folgende viere zurückführen:

1.) Um das Schmelzen strenger Erze zu befördern. In diesem Falle nennt man die Zuschläge auch Flußmittel. Hierher gehört der Kalk, der Flußspath und andere…

2.) um das Ausbringen der Hüttenware durch Auflösung oder Absonderung zu befördern. Hierher gehört das Kochsalz bey dem Rösten der Amalgamirerze, das metallische Eisen beym Verschmelzen roher Bleyerze…

3.) um die auszubringende Substanz reiner darzustellen. So absorbirt der Kalk bey dem Schmelzen der Erzes manche Säuren, und geht mit ihnen in die Schlacke über. Endlich

4.) wird ein großer Theil der Zuschlage, welcher in Hüttenabfallen besteht, nur um des darin vorhandenen Gehaltes willen wieder mit zugesetzt…

Die kalkigen Zuschläge sind sehr beliebt, und ihr Gebrauch in neueren Zeiten immer mehr ausgebreitet worden, theils weil sie das Schmelzen thoniger und kieseliger Erze sehr befördern, theils weil sie auch zur Absorbirung vieler Sauren auf dem trocknen und nassen Wege vorzüglich geschickt sind. Jedoch gilt das Letztere nur von den kohlensauren Kalkgattungen… Unter den kohlensauren Kalkgattungen kann man die verschiedenen Arten des dichten und körnigen Kalksteins, sowie die Kreide da anwenden, wo es auf einen ziemlich reinen Kalkgehalt ankommt… (Lampadius, 1801). 

Und: „Die am häufigsten theils als Mischungstheile, theils als Gemenge in den zu verschmelzenden Eisenerzen vorkommenden Erden sind: Kiesel, Thon, Kalk und Talk und verschiedene Gemische derselben. Hier muß berücksichtigt werden, daß, wo eine dieser Erden vorwaltend sich einfindet, der Schmelzgang strenge wird, … Es müssen daher bei dem Eisenschmelzproceß alle die schon mehrmals aufgestellten Regeln… in Ausübung gebracht werden, um eine gut geflossene Schlacke… zu erhalten; Kalkspath, Kalkstein, Mergel, Erlan, Thon, Thonschiefer, Schieferthon, Wacke und andere thonige Fossilien, seltener die kieselreichen, sind die gebräuchlichen Zuschläge. Sind sie wie Basalt, Granat, Ferrocalcit selbst eisenhaltig, umso besser. (Lampadius, 1827).

  

Aktenkundig ist am Pökelwald auch der „Goldener Regenbogen Stolln“ am „Münzerberg im Pöckelwald bei Mittweida“ in der Zeit von 1791 bis 1811. Zu dieser Zeit baute er auf Skarnerze (mit Bleiglanz, Schwefelkies, Arsenkies) sowie auf Kalkstein (Grimm, 2015 sowie 40169, Nr. 121 und 40040, Nr. I07244). Der zu dieser Zeit im freien liegende Stolln wurde 1805 durch den Schichtmeister Christian Gottlob Schubert aus Raschau wieder aufgenommen (40014, Nr. 191, Film 0088).

Der Goldener Regenbogen Stolln setzte nach dem Riß des Markscheiders Johann Gottfried Schnick von 1806 (40040, Nr. I07244) ziemlich weit unten im Mittweidatal an und wurde bis zur letzten Nachbringung 1812 wenigstens 167 m weit in den Berg vorgetrieben, wobei drei erzführende Trümer und bei 146 m Stollnlänge zwei Lager im Abstand von 0,7 m angetroffen wurden. Etwa bei 80 m Länge war der Stolln auf einen Tageschacht durchschlägig, von dort aus dann noch weiter ins Feld getrieben. Neben dem Tageschacht ist auch schon eine „alte Pinge“ eingezeichnet.

Die beiden, nach den Angaben in den Grubenakten hier angefahrenen Skarnlager waren zirka 30 cm und zirka 12 cm mächtig und führten neben Letten und Quarz etwas Braunspat, Schwerspat, Bleiglanz und Kiese. Beibrechender Kalkstein wurde als Zuschlagstoff an die umliegenden Hammerwerke verkauft. Die Belegschaft ist von 12 Mann im Jahr 1791 auf nur noch 3 im Jahr 1803 zurückgegangen, da die angefahrenen Gänge und Lager nicht den erhofften Erfolg brachten.

Da nach der Lagebeschreibung am „Münzerberg im Pöckelwald bei Mittweida“ dieser Stolln unten im Tal in der Nähe des Pöckel- Gutes angesetzt war, wäre dies zirka 500 m Lufltlinie entfernt von der in den Kartenwerken aus dieser Zeit verzeichneten Lage des Ausstrichs des Kalklagers (siehe folgende Kartenausschnitte). Da dieses Lager zudem nach Süden bzw. Südwesten einfällt, wären selbige beim Anfahren der jetzigen Lokalität Goldener Regenbogen zudem weit über 100 m tiefer abgetaucht! Neben dem Goldener Regenbogen Stolln wurde zeitgleich auch mit dem „Münzer Stolln“ das vorliegende Gebirge ‒ freilich auch mit wenig Erfolg ‒ untersucht (Hinweis von Herrn J. Stark).

 

Schließlich setzte auch noch der „Junger Himmelsfürst Stolln“ nach dem auch vom Markscheider Schnick 1806 gezeichneten Riß (40040, Nr. I07759) tief unten im Mittweidatal an, jedenfalls noch unterhalb der Straße von Mittweida nach Raschau, und zielte südwärts auf zwei Schürfe am Hang des Pökelwaldes, oberhalb „des Fußsteigs von Mittweida nach Großpöhla.“ Auch dieser Stolln wurde Trinitatis 1802 durch den Schichtmeister Christian Gottlob Schubert und eine Konsortschaft wieder aufgenommen (40014, Nr. 270, Film 0095).

In den oben schon angeführten Fahrbögen des Geschworenen Schmiedel aus dem Jahr 1810 heißt es über diesen Stolln, er sei ebenfalls mit zwei Mann belegt, welche dazumal „bei 51 Lachter Entfernung vom Mundloch ein Flügelort auf einem stehenden Gange gegen Süd, einen nach dem Markscheiderrisse dort vorliegenden Spatgang anzufahren“ betrieben. Der Lachter war hier sogar zu 16 Thaler verdingt (40014, Nr. 245, Filmbild 0025). Die letzte Nachbringung des vorgenannten Risses erfolgte 1814; bis dahin hatte der Stolln etwa 55 Lachter Länge erreicht, ohne jedoch die Schürfe zu unterfahren.

Auch bei diesem ging es also, jedenfalls nicht vordergründig, nicht um das weit oben am Hang des Pökelwaldes gelegene Kalksteinlager.

Bis etwa 1811 waren diese beiden Gruben dann im Besitz des Kommerzienrates Pflugbeil aus Chemnitz. Im Fahrbogen des Scheibenberger Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel aus dem Quartal Reminiscere 1810 (40014, Nr. 245, Filmbild 0025 des Digitalisats) heißt es zum Beispiel, der Stolln sei mit zwei Mann belegt, durch welche der Stolln „auf einem 20 gegen Osten fallenden und Std 2,1 streichenden Schwebenden“ inzwischen 82¾ Lachter weit fortgebracht sei, und dieses „Schwebende ist vor dem Stollnort über ½ Lachter mächtig“ und habe „schwarzen Letten, Gneis, Quarz, Kalkspath und inneliegenden Schwefelkies zur Ausfüllungsmasse.“ Das Lachter Stollnvortrieb war übrigens inklusive Pulver und Gezähe zu einem ordentlichen Preis von 12 Thalern verdingt.

 

   


Ausschnitt aus dem Blatt 249: Schwarzenberg, Pöhla, Raschau, Langenberg, Bermsgrün, Erla, des Berliner Exemplars der Meilenblätter von Sachsen, datiert 1790. Rechts unten im Bildausschnitt ist die Grube Goldener Regenbogen eingetragen.

 


Ausschnitt aus dem Blatt 243: Schwarzenberg/Erzgebirge, des Freiberger Exemplars der Meilenblätter von Sachsen, datiert 1790, noch etwas vergrößert gegenüber dem vorigen Ausschnitt. Südwestlich des hier als Päcke Guth bezeichneten Hofes ist der Grubenname Goldener Regenbogen am Nordwestabhang des Pökelwalds gut lesbar eingezeichnet. Diese Lokalität läge aber weit höher am Hang als das Pöckel- Gut unten im Tal.

  


Ausschnitt aus den Stollnkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Hier ist das Mundloch des Goldener Regenbogen Stollns sehr weit oben am Hang, eigentlich schon oberhalb des Kalklager- Ausstrichs; dagegen unten im Tal südwestlich des Pökelgutes der Münzer Stolln eingezeichnet. Außerdem finden wir hier auch die Gruben Junger Himmelsfürst, Fester Schlägel und Grüne Wiese Stolln. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I61, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

    

In den Akten des Oberbergamtes (40001, Nr. 115) haben wir Grubenaufstände und Generalbefahrungsprotokolle zu diesen beiden Gruben aus dem Jahr 1807 gefunden. Da kein Geringerer als der spätere Oberberghauptmann (ab 1826) Sigismund August Wolfgang Freiherr von Herder (*1776, †1838) diese Revisionen durchführte, wollen wir diese Aufzeichnungen hier vollständig wiedergeben und beginnen – so wie die Revisionskommission im Jahre 1807 auch – mit dem Junger Himmelsfürst Stolln. Die beiden Aufstände wurden einige Zeit vorher– wohl in Vorbereitung ebendieser Revisionen – aufgestellt und zusammen mit den Registraturen zu den oberbergamtlichen Befahrung in der Akte abgelegt (40001, Nr. 115, Blatt 147ff):

pr. am 27ten Juni 1807     

Aufstand und Grubenbericht
über
den Jungen Himmelsfürst Stolln
zu Mittweida
im Königl. Sächs. Bergamtsrefier Scheibenberg
auf Schluß Quartal Reminiscere 1807

1.) Äußere und bergmännische Lage der Grube.

„Dieses Gebäude lieget an der Mittweydabach am Fuße des gegen Mittag Morgen ansteigenden und sich weitverbreitenden Gebirges, welches in Rücksicht des Bergbaus noch zur Zeit wenig untersucht ist, gleichwohl seiner äußeren Lage nach, auch nach den, in älteren Zeiten erschürften Silber- und Zwitter Gängen, welche jederzeit sich mit etwas Silber und Zinn bewiesen haben, aber der Waßer wegen nicht tiefer als ohngefähr 5 Lachter untersucht werden können und wovon noch die Halden zu sehen sind, sich von Seite der Bauwürdigkeit gar sehr empfiehlt.“

2.) Innere oder geognostische Beschaffenheit des Gebirges,
in welchem das Grubengebäude liegt.

„Das Gebürge bestehet aus Glimmerschiefer und verflächt sich 50 Grad in Süd.

Der Stolln ist in selbigem theils spat- theils flachgangweise durchaus in Quergestein bis vor Ort getrieben.

Bey 23 Lachter Länge auf dem Stolln hat man jedoch ein Grauwackenlager überfahren, welches gegen 3 Lachter mächtig ist und 10 – 20 Grad einschießt, Masse führt viele Granaten bei sich.“

3.) Geognostische Beschreibung der Gänge
oder der anderen bebauten Lagerstädten und
Angabe der erzführenden Puncte und der
bemerkbaren Veredlung derselben.

„Da der Stolln blos im Quergestein getrieben ist, so würde sich eigentlich wenig über diesen Abschnitt sagen laßen.

Doch hat man hinter dem Grauwackenlager ein Gangtrümchen angetroffen, welches bei Erlängung des Stollns als Anhalten benutzt worden. Dieses Trümchen ist an beiden Salbändern angewachsen, führet etwas Schwefelkies mit Quarz und gelblichen Letten und hat ohngefähr 1 – 2 Zoll Mächtigkeit. Stehende Gänge, welche dem Stolln vorliegen und übertage erschürft worden, sollen übrigens sehr vielen Silbergehalt gezeigt haben, doch weiß man nichts näheres von ihnen.“

4.) Geschichte der Grube nach ihrem Aufkommen,
Betriebs Plänen, Ausführungen und Metall Ausbringen.

„Der Stolln ist von den Vorfahren vor ohngefähr vor 50 Jahren angeleget worden, welche ihn als Eigenlöhner betrieben, aber wegen der großen Gesteinshärte nicht allein aufrecht erhalten können. Es haben ihn solche daher vergewerket, allein in der großen Theuerung kam derselbe wieder zum Erliegen. Dann hat ihn Herr Pflugbeil in Chemnitz wieder aufgenommenn und einige Jahre betreiben laßen, weil er sich aber zulange mit dem alleinigen Betrieb mehrerer Gruben auf seine Kosten befaßt, so kam dieser Stolln wieder zum Erliegen und lag bis Quartal Trinit. 1802 im Freien, wo ihn Endesgesetzter wieder aufgenommen, das erste Quartal als Eigenlehner betrieben und nachdem eine Gewerkschaft hie eingebracht hat.“

5.) Dermaliger Zustand der Grube.

a) Alte verlaßene Baue.

„Dahin möchten wohl die über Tage befindlichen alten Schürfe gehören. Unter die gangbaren ist dermalen das 48 ¾ Lachter gegen Süd im Quergestein erlängte Stollnort zu zählen.“

b) Zimmerung.

„Solche besteht auf dem Stolln vom Mundloche hinein 3 Lachter (?) Thürstöcke.“

c) Mauerung.

„Vacat.“

d) Wetter und Waßerlösung.

„Wetter und Waßerlösung erfolgt durch den Stolln, resp. Mittelst vom Mundloche weg geschlagenen (unleserlich ?) Tragewerk.“

e) Förderung.

„Die Bergförderung geschieht mittelst Karrenlaufen.“

f) Aufbereitung.

„Vacat.“

g. Oeconomischer Zustand.

„Dieses Gebäude ist belehnt mit 1 Stolln,

belegt mit

  • 1 Steiger und

  • 1 Knecht.

  • 2 Mann in Summa.

Vergewerket sind von den vorhandenen Kuxen

  • 120 Kuxe und

  • 8 Kuxe befinden sich im Retardat.

Die Zubuß Anlage bestehet in – Thl. 14 Gr. – Pf. á Kux.

Der Zubuß Eingang hat im Quartal Rem. a. c. bestanden in 16 Thl. 18 Gr. 6 Pf.

Die Quartals Kosten beliefen sich in gedachten Quartal auf 35 Thl. 12 Gr. 9 Pf.

Der Receß bestehet in 888 Thl. 20 Gr. 6 Pf.

Die sämtliche Grubenschuld bestehet in 130 Thl. 10 Gr. 5 Pf.“

6.) Vorhandene Aussichten, Pläne und Gutachten
über die fernerweit fortzustellenden Betriebspläne.

„Die Absichten des beschriebenen Stollns gehen dahin, nicht nur das Gebirge aufzuschließen, in welches derselbe getrieben wird, sondern auch mehre darinnen aufsetzende, über Tage bereits erschürfte, wegen Waßernoth aber in die Teufe nicht bebaut werden könnende, Silber- und Zwitter- Gänge zu überfahren und ergiebige Anbrüche daselbst zu erlangen. Endesgesetzter hat daher über den dermaligen Betriebsplan so wenig, als an künftige, welcher zuvörderst nach den nähern Umständen der zu überfahrenden Gänge zu reguliren sein dürfte, etwas nicht hinzuzufügen, sondern will nur annoch bemerken, daß durch diesen Stolln ein noch unerschrotenes Gebirge in beträchtlicher Teufe aufgeschlossen werde.

Gefertiget Raschau, den 12. Juny 1807.“

Christian Friedrich Schubert,    
Schichtmeister Versorger     

   

Wie man hieraus erfährt, war dieser Stolln tatsächlich „am Fuße des Gebirges“ angesetzt und entspricht somit wohl dem späteren Münzer Stolln. Angeschlagen wurde er nach diesem Bericht aus dem Jahr 1807 „vor 50 Jahren“, folglich also vor 1760. Es handelte sich offenbar um einen reinen Hoffnungsbau, der nach Gängen getrieben wurde, die allein aus Überlieferungen bekannt waren. Dementsprechend fiel auch die Einschätzung der Revisionskommission aus (40001, Nr. 115, Blatt 151ff):

Registratur
über die auf dem Berggebäude Junger Himmelsfürst Erbstolln zu Mittweida,
montags No. 2te Woche Qu. Luciae, am 12. Oktbr. 1807
abgehaltene commissarische Befahrung.

Praes.

Sr. Hochwohlgeboren, der Herr Bergcommissionsrath von Herder, als hoher Revisions Commissarius, Herr Bergmeister Schütz, Herr Geschworener Schmiedel, Bergamtsprotokollist Schmid, hierüber Herr Schichtmeister Schubert und Obersteiger Neubert, als Vorsteher der Grube.

„Die unter heutigem Dato auf Junge Himmelsfürst Erbstolln zu Mittweida von Sr. Hochwohlgeboren des Herrn Bergkommißionsraths von Herder als hohem Revisionscommissario in Begleitung der ad marginem bemerkten Personen und untezeichneten Protokollistens abgehaltenen Befahrung erfolgte vom Stollnmundloche 19 Ltr. hinein bis an ein übersetzendes Wackenlager, hierauf 31 Ltr. weiter bis vor anstehendes Stollnort, und sodann wieder zutage heraus.

Das Wackenlager strich Std. 3, fiel 18 Grad gegen Mittag Morgen und bestand bei ⅓ Ltr. Mächtigkeit aus graulich schwarzer, sehr fester, basaltähnlicher Wacke.

Was aber das Stollnort betrifft, so war solches auf einer in festem Gneuse aufsetzenden schmalen Lettenkluft in der Std. 9,5 gegen Südost fortgebracht und dermalen mit 5/4 Ltr. Höhe an 2 Mann zu 22 Thl. incl. Pulver und Bergeförderung bis zu Tag verdungen.

Die Hauptabsicht deßelben ging dahin, das vorliegende Pöckelwalder Gebürge, worin bereits früher mehrere Gänge erschürft worden sein sollten, aufzuschließen und zu untersuchen.

Deus Commissarius fanden auch gegen den Betrieb dieses Ortes, da selbiges allerdings zur Aufschließung eines noch ganz unverritzten, höfflichen Gebirges diene, nach abgehaltener Befahrung nichts zu erinnern; als Ihnen jedoch die Grubenvorsteher die beiden vorliegenden alten Schürfe zeigten, und nichts weiter davon anzugeben vermochten, als daß der eine erschürfte Gang 4 Loth Silber und etwas Zinnerz geführt habe, auch in dem unteren Schurfe zugleich ein Morgen und ein stehender Gang ausgerichtet worden sein sollten, so bemerkten hochdieselben und hochgedachter Commissarius, daß man ja bey der Unbekanntschaft der Lage von den vorliegenden, fallenden Gängen gar leicht mit dem Stollnorte in einer ganz falschen Stunde sitzen könne. Sie geruhten daher zu verordnen, daß vor allen Dingen die beiden qu. Schürfe wieder aufgemacht, das Fallen und Streichen der darin getroffnen Gänge vom Markscheider abgenommen und nebst einem zu noch mehrern Aufschlusse über die dem vorliegenden Gebirge zu (?) auch das auf dem Risse über den Kirchenstolln zu Raschau bemerkte Hauptstreichen der Catharinaer Gänge mit der nöthigen Verlängerung auf den Jung HImmelsfürster Riße angegeben werden solle. Das Bergamt werde sodann die Stunde bestimmen, in welcher das Jung Himmelsfürster Stollnort zu baldigsten Einholung der vorliegenden Gänge fortzubringen sey. (...)“

  

Die hohe Kommission befuhr anschließend auch den Goldener Regenbogen Stolln, und auch zu dieser Befahrung ist ein gleichartiger Grubenaufstand in derselben Akte abgelegt (40001, Nr. 115, Blatt 154ff):

pr. am 27ten Juni 1807     

Aufstand und Grubenbericht
über
den Goldenen Regenbogen Stolln
zu Mittweida
im Königl. Sächs. Bergamtsrefier Scheibenberg
auf Schluß Quartal Reminiscere 1807

1.) Äußere und bergmännische Lage der Grube.

Obgedachtes Berggebäude lieget in dem von der Mittweydabach gegen Mittag Morgen ansteigenden und sich weitverbreitenden Gebirge, welches in Rücksicht des Bergbaus noch zur Zeit wenig untersucht ist, gleichwohl seiner äußeren Lage nach, auch nach den, in älteren Zeiten von Eigenlöhnern erschürften Gängen, welche allemahl sich mit etwas Silbergehalt bewiesen haben sollen, aber niemals tiefer als 3 bis 4 Lachter wegen der vielen Zugänge der Waßer untersucht werden können, zu einer bergmännischen Aufschließung sich gar sehr qualificirt.“

2.) Innere oder geognostische Beschaffenheit des Gebirges,
in welchem das Grubengebäude liegt.

„Das Gebirge bestehet aus Glimmerschiefer und der Stolln ist in selbigem theils stehend, theils morgengangweise in Abend getrieben. Er setzet in selbigem in geringer Entfernung von der Kuppe daselbst ein Kalkflötz über, welches Stunde 5,4 streicht und 50 Grad in Mittag fällt, dieses Flötz ist ohngefähr ¼ Lachter mächtig, und führt einen blättrigen Kalkstein mit sich, welcher in mehren nebeneinander aufgeworfenen Schürfen als Zuschlag für die dasigen Eisenhämmer gewonnen wird.

Dieses Flötz ist auch mit dem Stolln dieses Gebäudes überfahren worden, und man hat die Bemerkung gemacht, daß, wo sich solches auskeile, gewöhnlich ein mehr oder minder mächtiges Schwefelkies Lager deßen Stelle einnimmt.“

3.) Geognostische Beschreibung der Gänge
oder der anderen bebauten Lagerstädten und
Angabe der erzführenden Puncte und der
bemerkbaren Veredlung derselben.

„Die Gänge, die in diesem Gebirge aufsetzen, sind meistens flach fallende, von 30 bis 50 Grad, sind 8 bis 10 Zoll mächtig, führen einen lettigen Besteg und bestehen aus Hornstein mit Schwefelkies, Gneis und nierenweise einbrechenden Markasiten.“

4.) Geschichte der Grube nach ihrem Aufkommen,
Betriebs Plänen, Ausführungen und Metall Ausbringen.

„Der Stolln ist von den Vorfahren eigenlöhnerweise aufgenommen und betrieben worden, und haben dieselben zu gleicher Zeit obige Kalkflötz- Lager abgebaut. Späterhin wurde derselbe gewerkschaftlich, kam aber in der großen Theuerung wieder zum Erliegen. Hierauf nahm ihn der Kaufmann Pflugbeil in Chemnitz wieder auf, und betrieb denselben etliche Jahre auf eigene Rechnung, weil er sich aber zu sehr mit dem Bergbau übernommen, so kam die Grube wieder zum Erliegen und ward erst im Quartal Crucis 1805 von Endesgesetzten wieder aufgenommen, anfangs als Eigenlehner von ihm betrieben, nach dem vergewerket.“

5.) Dermaliger Zustand der Grube.

a) Alte verlaßene Baue.

Dahin gehört ein unter den Stolln bey dem Tageschacht niedergehendes, 19 Ltr. tiefes Gesenke, worinne schöne Kobald Spuren anstehen sollen, welches aber unter Waßer steht. Es war solches auch bey Pflugbeils Zeiten gangbar, und ist eine Kunstmaschine darin befindlich gewesen.

Gangbar ist gegenwärtig blos das auf einem Morgengange Std. 3,3 gegen Abend 13 Ltr. vom Mundloche des Stollns erlängte Feldort, vor welchem der Gang 5 – 6 Zoll mächtig ist, und aus Schwärze, Braunspat und Schwefelkies besteht.“

b) Zimmerung.

„Solche ist auf dem Stolln bey 33 Ltr. Länge vom Mundloche befindlich und beträgt in allem 32 Lachter.“

c) Mauerung.

„Vacat.“

d) Wetter und Waßerlösung.

„Wetter und Waßerlösung erfolgt auf dem Stolln und resp. mittelst ganzen Tragwerks vom Orte bis unter den Schacht.“

e) Förderung.

„Die Bergförderung geschieht vom Orte bis unter den Tageschacht mittelst Karrenlaufen und von da zu Tage aus durch Haspelzug.“

f) Aufbereitung.

„Vacat.“

g) Oeconomischer Zustand.

„Dieses Gebäude ist belehnt mit 1 Stolln.

Belegt hingegen mit

  • 1 Steiger,

  • 1 Hauer

  • 1 Jungen

  • 3 Mann in Summa.

Vergewerket sind von den vorhandenen Kuxen

  • 118 Kuxe,

  • 10 Kuxe befinden sich im Retardat.

Die Zubuß Anlage bestehet in – Thl. 16 Gr. – Pf. á Kux.

Der Zubuß Eingang hat im Quartal Rem. a. c. bestanden in 13 Thl. 8 Gr. – Pf.

Die Quartals Kosten beliefen sich in gedachten Quartal auf 32 Thl. 4 Gr. 10 ¼ Pf.

Der Receß bestehet in 318 Thl. – Gr. – Pf.

Die sämtliche Grubenschuld bestehet in 95 Thl. 17 Gr. 11 ½ Pf.“

6.) Vorhandene Aussichten, Pläne und Gutachten
über die fernerweit fortzustellenden Betriebspläne.

„Die Absichten des beschriebenen Stollns gehen nicht nur auf Untersuchung des Ganges selbst, sondern auch überhaupt dahin, das dasige schöne und noch ganz unaufgeschloßne Gebirge zu untersuchen, und mehre darinnen aufsetzende, über Tage bereits erschürfte, wegen Waßernoth aber in die Teufe nicht bebaut werden können, Silber- Gänge zu überfahren und ergiebige Anbrüche auf selbigen zu erlangen, hiernächst in Aufgewältigung des unter Waßer stehenden Gesenkes, wenn die Grubenschuld etwas abgezahlet, und man zu mehrern Kräften gelangt sein wird.

Gefertiget Raschau, den 12. Juny 1807.“

Christian Friedrich Schubert,    
Schichtmeister Versorger.    

   

An dieser Stelle findet auch der Kalksteinabbau Erwähnung. Mit dem Stolln selbst wurden formal aber Erzgängchen verfolgt – ein Vorgehen, das wir schon von anderen Grubenbesitzern kennen und das ihnen einen gewissen Vorrang vor den Grundbesitzern einräumte, auch wenn die Betreiber eigentlich doch mit dem Kalkstein einen grundeigenen Rohstoff abbauten. Der Erzbergbau war auch in diesem Fall ein reiner Hoffnungsbau. Der Vollständigkeit halber ergänzen wir auch hierzu noch die Befahrungsregistratur (40001, Nr. 115, Blatt 158ff):

Commissarische Befahrungs Registratur
über das
Berggebäude Goldener Regenbogen Stolln zu Mittweida in Scheibenberger Bergamts Refier gelegen.
Quartal Luciae, No. 2te Woche, montags den 12. Oktober 1807.

Praes.

Generos. Des. Commissarius, Sr. Des Herren Bergcommißionsraths von Herder Hochwohlgeb. Herr Bergmeister Schütz, Herr Geschworener Schmiedel, hierüber Herr Actuar Scheuchler aus Freyberg, Schichtmeister Schubert, Steiger Christian Gottlob Neubert auf Junger Himmelsfürst Stolln als Versorger.

„In Verfolgen der a. Deo. Commissario an dem heutigen Tage im Scheibenberger Bergamts Refier unternommenen Befahrungen, haben hochdieselben unter Zuziehung des Bergamts und der ad marginem benannten Personen auch oben rubricirtes Berggebäude befahren, worüber vorliegende Registratur aufgenommen worden ist.

Der einzig gangbare Bau bey der Grube ist das dermalen auf einem Schwebenden von 12 bis 15° morgendlicher Verflächung in der Std. 2,7 betrieben werdende, vom Mundloche des Stollns 72 ⅜ Ltr. vom Tageschacht, aber 22 ⅜ Ltr. gegen Mittag Abend erlängte Stollnort.

Ernanntes Schwebende, welches ⅛ Ltr. mächtig ist, besteht aus schwärzlichen Letten und Quarz und setzen dermalen vor Orte mehrere schmale Quarztrümer über, welche, wie das Liegende gedachten Schwebenden, Spuren von Schwefelkies führen. Übrigens war dieses Stollnort bey der heutigen Befahrung mit 2 Mann belegt, und (?) das Lachter Länge bei 1 Ltr Höhe incl. Pulver und Bergförderung bis zu Tage für 10 Thl. – Gr. – Pf. verdingt.

Anlagend nun die Absicht dieses Stollnbetriebes, welche in Aufschließung eines fast noch unverritzten Gebirges besteht, so haben Des. Commissarius solche, der größeren Freundlichkeit der Gänge wegen, hochdero Beyfall, mehr noch als bey dem in dasselbe Gebirge, jedoch ungleich tiefer einkommenden Jungen Himmelsfürst Stolln zu Theil werden lassen.

Da hochdieselben übrigens bereits bei Befahrung wiegenannten Jungen Himmelsfürst Stollns, zu beßrer Übersicht des Gebirges anzuordnen geruht, daß die dem dasigen Stollnorte vorliegenden, über tage mit Silbergehalt erschürften Gänge, welche der Lage nach Stehende sein sollen, ihrem Ausstreichen nach, auf dem über dieses Gebäude gemeinschaftlich mit dem Regenbogen Stolln vorhandenen Markscheiderriße nachgetragen werden sollen, dadurch aber über letztgenannten Stolln und deßen Bauwürdigkeit besonderes Licht verbreitet werden dürfte. Auch haben Generos. Des. Commissarius dießfalls dem Gutachten des Bergamts nach deßen künftigen Erfolge überlaßen wollen, ob es nicht rathsamer sein werde, die Kräfte beider genannten Grubengebäude in Zukunft zu schwunghafterer Verfolgung und schnellerm Erreichen des sich ergebenden beßren Stands auf einen Punct zu konzentrieren.

Übrigens haben Des. Commissarius diesfalls annoch angeordnet.

Daß dabey durch Sicht des Markscheiderrißes sich ergebe, daß derselbe unrichtig und fehlerhaft sey, maaßen das unter dem Tageschacht in sehr geringer Entfernung von selbigem gegen Abend befindliche ungangbare Abteufen, in welchem Kobald und Silber Spuren, der Sage nach, verlaßen worden sein sollen, zu weit vom Tageschachte verzeichnet, hierüber aber das anstehende Stollnort von dem Herrn Markscheider fälschlich angegeben worden auf einem Gange stehend angegeben worden, dadurch selbiges ganz auf dem aufsetzenden Schwebenden sich befände, diesfalls von ernannten Herrn Markscheider ein neuer Zug unternommen, und dieser gemäß des nur (?) auf dem Markscheiderriß abgeändert werden solle, ob mit dem jetzend bebaut werdenden Schwebenden der in obigen ungangbaren Abteufen ehedem mit glücklichem Erfolg bebaute Gang eingeholt werden möge, als welche besondere Aussicht, in (?) nicht die bey Junger Himmelsfürst Stolln angeordnete nähere Untersuchung der vorliegenden stehenden Gänge, über dieses Gebirge und deßen Bauwürdigkeit ein noch größeres Licht verbreite, dem Bergamte bey künftiger Regulierung dieses Grubenbetriebes zum fernern Wegweiser dienen werde.“

In Anbetracht der oben angeführten Betriebskosten pro Quartal ist leicht verständlich, warum die Besitzer die Ausgabe für die – von den Bergbehörden sehr oft bemängelte – Anfertigung von Grubenrissen scheuten. Daß es zu diesen beiden Gruben überhaupt Risse gibt, ist sicherlich dem Umstand zu danken, daß nach dem Kaufmann Pflugbeil mit dem Schichtmeister Schubert und dem Steiger Neubert bergbaukundige Eigenlehner die Stolln wieder aufnahmen.

  

Von der geognostischen Landesuntersuchungskommission beim Oberbergamt wurde dann im Jahr 1818 der spätere Professor für Mineralogie an der Bergakademie, Friedrich August Breithaupt, in Begleitung der damaligen Bergakademisten Schütz und Scheidhauer zu einer geognostischen Revisionsreise in die Gegend zwischen Schwarzenberg und Schlettau entsandt. Über seinen Besuch der zu dieser Zeit gangbaren oder auflässigen Gruben berichtete er im Abschnitt (40003, Nr. 61, S. 176ff):

Glimmerschiefer, Gneis bei Raschau.

„Wir gingen nun nach Raschau hinein und in dem Dorfe aufwärts, wo sich allenthalben Glimmerschiefer, nicht selten mit Granaten und wenig Gneis fand. Sodann stiegen wir nach dem linkseitig gelegenen Nestler’schen Walde auf, woselbst Flößzechen liegen sollten. Hinter dem Gute von Karl August Neubert steht ein kleiner Felsen Glimmerschiefer zu Tage aus, von Allerheiligen in Std. 9,1 gelegen…“

Kalksteinlager im Nestler’schen Walde.

Nachdem ich nur wenig im Walde aufgestiegen, erreichte ich auflässige Flößbrüche, die halb steinbruchweise und halb bergmännisch in Betriebe gestanden haben müssen. Ich fand nach dem Ausstreichen eine Menge von Brüchen, der Zahl nach 13 bis zu einem dermalen noch gangbaren. Sie liegen sämtlich dicht neben einander. In allen war in dem sehr feldspatharmen Gneise, den man wohl schon zum Glimmerschiefer zählen sollte, ein Kalksteinlager sichtbar, doch von verschiedener Mächtigkeit. In dem noch betriebenen Bruche betrug sie nur etwa 1 Lachter und wenig darüber, in einigen verlaßnen Brüchen gar nur gegen ½ Lachter. Dahingegen mußte sie auf bisweilen bis zu 2 Lachter gesteigert seyn, wie sich dies nach den alten Ausbauen beurtheilen ließ. Der Kalkstein war meist feinkörnig dunkel gelblich, röthlich und graulichweiß; sehr selten bläulichgrau. Von beibrechenden Fossilien fand ich nur Spuren gemeinen Strahlsteins. An der dermalen betriebenen Stelle war zur Sohle bis wie zum Dache des Lagers ein Gestein, das mehr zum Glimmerschiefer als zum Gneise zu zählen ist, indem es zur Zeit bisweilen Körner von Feldspath enthielt...

Hier nahm (unleserlich?) ich von dem Steiger Neubert (unleserlich?), (welcher) von Allerheiligen aus uns heute begleitete, daß ehedem der Nestler’sche Wald auch Pögelwald gehießen habe.“

Wie hier erneut zu lesen steht, hatten die Alten die Ausbißlinie des Kalklagers schon früher ausgiebig untersucht und, wo es ergiebig gewesen ist, auch abgebaut. Nur eine einzige Grube stand auch 1818 noch in Betrieb. Die Bemerkung Breithaupt´s, daß er – so wie wir später auch – von Raschau aus den linken Talhang hinauf gestiegen sei, bezieht sich auf den links des Nebentälchens, in dem der Pöckelbach der Mittweida von Süden her zufließt, gelegenen Abhang, denn läuft man von Raschau aus entlang der Großen Mittweida talaufwärts in Richtung Markersbach, liegt der Pökelwald ja rechterhand.

    

Ab 1823 hatte der Scheibenberg'er Berggeschworene Johann August Karl Gebler das Ausbringen der ,Flößzechen im Pökelwald' zu überwachen und laut seinen Fahrbögen auch schon am 14. August 1823 ebendort „10 Fuder Eisensteinflöße“ zu vermessen (40014, Nr. 267). Dasselbe hatte er nochmals am 9. September und am 4. Dezember des Jahres 1823 zu tun, was wahrscheinlich auch das Ausbringen der Eigenlehnerzechen eines Jahres zusammenfaßt.

Am 23. November 1823 legten dann die Bergleute Carl Heinrich Riedel und Christian Gottlieb Kräher Mutung auf die „in dem Hrn. von Querfurth gehörigen Pöckelwalde vorhandene Pöckelflößzeche“ vor dem Bergamt Scheibenberg ein. Am 9. März 1824 hielt Herr Gebler daraufhin in seinem Fahrbogen fest (40014, Nr. 271): „Desselben Tages habe ich im Pökelwald bey Raschau eine alte Eisensteinflößgrube besichtiget und freygefahren, auch die Lage des von neuem gemuteten Feldes (unleserliche Passage ?) vermeßen.“ Einen Monat später war er von neuem dort und notierte: „Dienstags, den 6ten April habe ich die im Pökelwald bey Raschau befindliche alte Flößzeche nochmals besichtigt und freygefahren.“

Damit stand einer Neuverleihung nun nichts mehr im Wege und die Muter erhielten sie unter dem Namen „Fester Schlägel gevierte Fundgrube im Pöckelwald bei Raschau“ (Mittweida und Markersbach sind längst mit Raschau zu einem Ort verwachsen) am 7 April 1824 im Bergamt Scheibenberg bestätigt (40014, Nr. 43, Blatt 299 und Nr. 270, Blatt 11). Im Verleihbuch des Bergamtes zu Scheibenberg ist eingetragen, daß „den Mutern Karl Heinrich Riedel und Christian Gottlieb Krehern aus Raschau die alte Eisensteinflößzeche im Pöckelwalde, und zwar 1 gevierte Fundgrube unter dem Namen Der feste Schlägel“ bestätigt worden ist.

Der Name soll auf das besonders harte Gestein zurückgehen (vgl. Hahn, 2014). Diese Grube lag am östlichen Ende des nördlichen Ausstrichs des Kalklagers am Pökelwald (40040, Nr. I06952).

Die neuen Eigenlehner Riedel und Kräher sind uns auch aus dem Eisensteinbergbau am Emmler bekannt, nahmen den Betrieb offenbar auch schwunghaft in Angriff und so hatte Herr Gebler schon am 23. April des Jahres 1824 hier 40 Fuder Flöße (40014, Nr. 271, Film 0025) und am 6. September erneut 20 Fuder, 3 Tonnen zu vermessen (40014, Nr. 271, Film 0056). Bis zum 9. Dezember 1824 waren nochmals 29 Fuder, 2 Tonnen Eisensteinflöße ausgebracht (40014, Nr. 271, Film 0074).

In nächsten Jahr war der Geschworene dagegen nur einmal hier, um am 19. August 1825 alles in allem 63 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 273, Film 0055).

Nicht anders war es im folgenden Jahr 1826. Herr Gebler war zwar insgesamt dreimal auf der Grube zugegen, nämlich am 2. Juni dieses Jahres, um 54 Fuder Flöße zu vermessen, am 11. August wurden 10 Fuder vermessen und schließlich wurden am 5. Dezember nochmals 40 Fuder vermessen (40014, Nr. 275, Film 0044, 0060 und 0093). Da der Kalkstein unter die grundeigenen Rohstoffe fiel, interessierte sich das Bergamt und der Geschworene als dessen Vertreter allerdings offenkundig wenig für den Grubenbetrieb; Fahrbögen zur Flößzeche gibt es deshalb aus dieser Zeit leider nicht.

Am 11. September des Jahres 1827 hatte der Geschworene hier 27 Fuder, 1 Tonne Kalkstein zu vermessen und am 5. Dezember diesen Jahres war er erneut zugegen, um weitere 21 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 278, Film 0070 und 0088f). An diesem letzteren Tage fand auch eine Befahrung statt, über die Herr Gebler notierte:

Auch bin ich desselben Tages auf diesem Grubengebäude gefahren und habe gefunden, daß daselbst das auf einigen Punkten etwas mächtiger gewordeene Lager wieder auf seine gewöhnliche Mächtigkeit von etwa 16 bis 20 Zoll zurückgekommen war und glaubte der hier bauende Eigenlöhner fernerhin (auf ?) die Kosten (?) zu kommen.“

Grünsteinlager mit Blende.

„Ein anderer merkwürdiger Umstand verdient indessen hier Erwähnung. Auch hier findet sich, wie auf der Neuen Silberhoffnung bey Pöhla unter dem Kalkstein ein Grünsteinlager mit Blende, zur Zeit aber sehr sehr wenigem, kaum bemerkbarem Bleyglanz von etwa ¼ Lachter Mächtigkeit. Dieses schon vor vielen Jahren entdeckte Lager hat man nicht für bemerkenswerth gefunden, nunmehro aber, aufgeregt durch die hoffnungsvollen Aussichten bey Neue Silberhoffnung wieder aufgesucht, aufgeschlossen und Probe davon eingereicht. Es verdient dieses Lager auf jeden Fall Berücksichtigung und Untersuchung. Nur möchten die leichten (?) Kräfte eines armen, als Eigenlöhner bauenden Bergarbeiters hierzu viel zu unzureichend, eine Unterstützung (?) desselben durch (?) kleinen Vorschuß aber hier gar sehr am rechten Orte seyn.“

Zur Grube Neue Silberhoffnung bei Pöhla gibt es einen weiteren  Beitrag.

  

Einige Zeit darauf müssen die beiden oben genannten Bergleute aber aus dem Feld gegangen sein, denn am 21. Januar 1828 legte der Bergmann Carl August Krauß neue Mutung auf die Grube ein. Am 31. März des Jahres fuhr der Geschworene die Grube frei (40014, Nr. 270, Blatt 74). Im Jahr 1828 war Herr Gebler nur einmal, nämlich am 14. Oktober, auf Fester Schlägel anwesend, um 6 Fuder, 3 Tonnen ausgebrachter Flöße zu vermessen (40014, Nr. 280, Film 0076). Der Geschworene hatte mit dem neuentdeckten, silberhöffigen Erzvorkommen in Pöhla alle Hände voll zu tun.

Am 20. und 30. November 1829 war der Geschworene wieder auf Fester Schlägel zugegen, um diesmal insgesamt 22 Fuder, 2 Tonnen Kalkstein ordnungsgemäß zu vermessen (40014, Nr. 280, Film 0181 und 0184).

In diesem Jahr wird in den Fahrbögen auch eine Schuberts Flößzeche erwähnt, die 50 Fuder Flöße ausgebracht hatte, leider jedoch ohne eine Ortsangabe (40014, Nr. 280, Film 0109).

Auf Fester Schlägel hatte Geschworener Gebler am 26. Oktober 1830 erneut 24 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 280, Film 0268). Im Jahr 1831 hatte Herr Gebler hier Ende November und Anfang Dezember insgesamt 75 Fuder Flöße zu vermessen (400014, Nr. 281, Film 0075 und 0076).

Fahrberichte über die eine oder die andere Grube findet man in den Fahrbögen des Geschworenen aus der gesamten Zeit hingegen nicht.

  

Letzteres änderte sich allerdings schlagartig, sobald es um edle Metalle ging. Ebenfalls am Pökelwald, jedoch ganz im Südwesten des Ausbisses des Kalklagers hat nämlich außerdem der „Grüne Wiese Stolln“ angesetzt (Grimm, 2015 und 40040, Nr. K06951).

Nach den Akten zur Grube beabsichtigte man die Erschließung eines „Bleiwackenlagers“ – eventuell desselben, das man schon mit dem Münzer Stolln anfahren wollte – und verfolgte einen Gang mit Spuren von gediegen Silber. Aufgrund der Lage des Stollns steht hier aber eher zu vermuten, daß mit diesem Stolln ursprünglich das Marmorlager im Pökelberg angezielt werden sollte (Hinweis von Herrn J. Stark).

Dieser Stolln wurde am 21. Januar 1828 ebenfalls durch oben schon genannten Bergmann Carl August Krauß gemutet (40014, Nr. 270, Blatt 76) und stand wenigstens noch bis 1834 belegbar in Betrieb. In den Fahrbögen des Geschworenen Gebler vom Februar 1829 liest man dazu (40014, Nr. 280, Film 0110):

18ten Febr. gefahren auf 

Grüne Wiese Stolln im Pökelwalde bey Mittweyda.

Belegt mit dem Lehnträger (ein Herr Krauß), 1 Lehrhäuer, 2 Knechten und 1 Grubenjunge, also 5 Mann in Summa.“

Auf einem 35 Lachter vom Mundloch herein überfahrenen Gang hatte man gegen Südwesten 3½ Lachter ausgelängt und auch ein Gesenk angelegt. „Der Grüne Wiese Morgengang ist 6 bis 8 Zoll mächtig, besteht aus Quarz, Eisenocker und aufgelöstem Glimmerschiefer und führte fein eingesprengten Arsenickkies.“ Man habe aber auch „einzelne Stüffchen gediegenes Silber vorgefunden.“

Beim Abteufen wurden starke Wasser erschroten, deren Niederhaltung mittels Pumpe für den Lehnträger aber zu teuer wird. Dem aber, schätzte der Geschworene ein, „fehlt es an Erzkenntnis und an dem Wissen der zweckmäßigsten Methode für die Behandlung dieser Stelle. Nun habe ich zwar bestimmteste Anweisung (...) gegeben, zweifle aber an genügender Befolgung des Gesagten.“

Ein Jahr später war Herr Gebler erneut auf dieser Grube und berichtete, man treibe nun das Flügelort gegen Süd weiter und sei inzwischen 13 Lachter vom Streckenkreuz aus fortgerückt. „Man hat mit demselben auch das in der nähe befindliche, aus dem Pökelwalde bekannte Bleywackenlager angefahren. Von Erz ist indessen auf diesem noch nichts zu bemerken.“ (40014, Nr. 280, Film 0211)

Ein weiterer Befahrungsbericht aus der Feder des Geschworenen datiert auf den 19. März 1832 (40014, Nr. 281, Film 0106). Jetzt heißt es, auf dem bei 36 Ltr. vom Mundloch herein überfahrenen Morgengang treibe man ein Ort gegen Nordosten. Der Gang ist nur 2 bis 4 Zoll mächtig, führe Quarz, aufgelöstes Gestein und Kalkspat. Um Wetterzug zu erreichen, hatte man begonnen, einen Schacht abzusenken und ist damit ungefähr 3½ Ltr. niedergekommen. Das Abteufen war jedoch gerade nicht belegt und daher ersoffen.

Auch in der Jahrbuchausgabe von 1836 ist dieser Stolln (als einzige Grube dieser Region) nur einmalig, nämlich mit 100 Thaler Zuschuß erwähnt.

 

Das Pökelgut befand sich eine Zeitlang im Besitz des Rittergutsbesitzers Karl Edler von Querfurth auf Förstel bei Langenberg, der es aber weiter verpachtet hatte. Dieser beschwerte sich mehrfach beim Bergamt zu Scheibenberg über die Flächeninanspruchnahme durch den Bergbau auf seinen Gutsländereien, namentlich in Langenberg. Dabei kam er aber auch auf den Kalksteinabbau im Pökelwald zu sprechen und formulierte etwa in seinem Brief an das Bergamt vom 4. Juli 1832, der Eigenlehner „Krause haust abermahls gewaltig auf meinem Grund und Boden, macht nur unnöthige Wege und die Flößfuhrleute fahren meinem armen Pächter eine Menge Feld zu Schanden...“ (40014, Nr. 260, Blatt 40ff)

Zur Klärung der Sache wurde wieder der Geschworene ausgesandt, der im betreffenden Fahrbogen festhielt, am 8., 9. und 10.10.1832 „habe ich auf dem Langenberger und Pökelwalder Reviertheil die Besichtigung und vorläufige Prüfung der von dem Herrn Rittmeister von Querfurth bey dem Königl. Bergamte allhier über die in dem angegebenen Bezirke Bergbau treibenden Eigenlöhner eingereichte Beschwerde vorgenommen.“

 

Außerdem war Herr Gebler 1832 auf dem Hammer in Obermittweida (40014, Nr. 281), der offenbar den hier gebrochenen Kalkstein abnahm. Er notierte jedenfalls in deinem Fahrbogen unter dem 8. November 1832, an diesem Tage „habe ich mich auf das Hammerwerk Obermittweyda, theils in Betreff der Erörterung von Differenzen wegen zu berechender Flöße von der Grube Fester Schlägel, theils wegen Rücksprache mit dem Herrn Besitzer in Ansehung eines freywilligen Beytrages vom Vater Abraham Fdgr. zu Bezahlung des Überrestes von Kurkosten für den vor einiger Zeit durch einen Schuß verunglückten Eigenlöhner, Bergarbeiter Weigel aus Krandorf, begeben.“

Die nächsten Notizen in den Fahrbögen des Geschworenen betrifft dann wieder das Vermessen der Förderung, was er zunächst am 27. November 1833, dann wieder am 3. Dezember 1834 vornahm (40014, Nr. 281 und 289). Beim letzten Termin war eine in Anbetracht der Art des Betriebes beachtliche Menge von 72 Fudern, 2 Tonnen Kalkstein ausgebracht. Ungefähr dieselbe Menge wurde auch im Jahr 1835 ausgebracht und am 8. Dezember dieses Jahres vom Geschworenen vermessen.

Auch jetzt gibt es aber nicht einen einzigen Fahrbericht zum eigentlichen Grubenbetrieb.

  

Bernhard Cotta erwähnte dann in seinem geognostischen Bericht aus dem Jahr 1836 (40003, Nr. 146) das Vorkommen ebenfalls. Zunächst führt er das Vorkommen ab Blatt 32 in seinem Kapitel an:

4. Körniger Kalkstein und Dolomit.

Obwohl der körnige Kalkstein und Dolomit in Schwarzenberger Gegend meist mit erzhaltigem Grünstein zusammen vorkommen, so finden sich doch auch selbständig von jenen (?) Begleitern und zwar auch ziemlich parallel zwischen den Glimmerschiefer eingelagert. ...

Unter dem Namen

Fester Schlägel

baut ferner südöstlich von Raschau eine Eigenlöhnerzeche auf schönen weißen, feinkörnigen Kalkstein, welcher 1 bis 6 Fuß mächtig im ganzen genommen parallel zwischen den Glimmerschiefer eingelagert ist, im Einzelnen aber so unregelmäßige Verzweigungen in denselben hinein bildet, und so viele eckige Bruchstücke desselben einschließt, daß man hier wie an einigen anderen Orten geneigt werden muß, an der Gleichzeitigkeit beider Gesteine zu zweifeln.

Es liegt dieser Kalkstein wie der Glimmerschiefer beinah horizontal, nur 5° bis 10° gegen SO. geneigt, da nun dieses geringe Fallen sowohl in der Richtung, als Neigung sehr schwankend ist, läßt sich das Streichen desselben durchaus nicht genau und sicher bestimmen.

Merkwürdig ist in dieser Gegend noch eine schwarze, basaltähnliche Gesteinsmasse (?), welche das Kalklager plötzlich und scharf abschneidet, bis jetzt noch nicht durchfahren ist.“

Danach kommt Cotta in seinem Kapitel (Rückseite Blatt 34):

Betrachtungen über die Art der Einlagerungen und
über die Altersverhältnisse dieser Lagermassen.

auf dieses Lager noch einmal zurück: „Schon oben wurde erwähnt, daß in den Grubenbauen von Fester Schlägel bei Raschau der körnige Kalkstein mannigfache Verzweigungen in den Glimmerschiefer bildet, von dem er zugleich deutliche Bruchstücke einschließt. Auch dort scheint also die Einlagerung nur aus im Allgemeinen, nicht aber im Speciellen der Schieferung des Glimmerschiefers parallel zu seyn.“

  


Bruillonkarte mit eigenhändigen Eintragungen Bernhard Cotta's aus seinem Bericht im Jahr 1836. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Akten der geognostischen Landesuntersuchung), Nr. 146, Blatt 55 (Kartenbeilagen), Gesamtansicht. Wir haben sie bereits gedreht, so daß Norden jetzt rechts oben zu liegen kommt.

Link zum Digitalisat  archiv.sachsen.de

  


Ausschnittsvergrößerung aus obiger Karte mit der Lage der Grube Fester Schlägel am Pökelwald südlich von Raschau. Kalklager sind dunkelblau eingetragen, wo - wie es in Cotta's Legende heißt - die Lager von ihm wirklich beobachtet werden konnten, lichter eingetragen diejenigen Punkte, wo das Vorkommen nur nach den vorhandenen Karten und Beschreibungen eingetragen wurde.

  

Schon im Jahr 1838 teilte der Obersteiger Schubert dann dem Bergamt Scheibenberg mit, daß „der Berghäuer David Heinrich Schenk (Familienname aber unleserlich) in Raschau schon länger als drei Jahre in Fester Schlägel geviertem Felde am nördlichen Abhange des Gebirges Eisenflöße abgebaut und an die Hammerwerke Obermittweida, Pöhla und Rittersgrün abgeliefert hat.“ Der Besitzer des Pökelgutes habe jedoch weiteren Abbau untersagt und verlange für einen Weiterbetrieb nun 6 Groschen Grundzins. Bis dahin seien für 18 Groschen je Fuder jährlich 5 bis 6 Fuder Flöße verkauft worden (40169, Nr. 87).

Herr Gebler ist Mitte 1838 aus seiner Funktion in Scheibenberg ausgeschieden. Als neuer Berggeschworener wurde, aber erst ab Reminiscere 1840, Herr Theodor Haupt bestellt. Dieser hatte am 14. April 1840 hier die Flöße zu vermessen und hat anschließend am 16. April die Grube Fester Schlägel auch befahren. In seinem Fahrbogen liest man darüber (40014, Nr. 300):

Auf dieser Flößzeche haben 2 ziemlich rechtwinklich sich durchkreutzende Gänge aus schwarzem Letten bestehend, das Flößlager abgeschnitten, das in 20 Lachter östlicher Entfernung vom Stollnmundloche abgebaut wurde. Wahrscheinlich ist das Lager nun verworfen worden. Der Eigenlöhner beabsichtigt jedoch nicht, das Lager hier wieder aufzusuchen, sondern statt dem einen der naheliegenden alten verfallenen Stölln, darin noch bedeutende Flößanbrüche anstehen sollen, aufzugewältigen und wird darauf eine besondere Muthung einlegen.“

Auf vorgenannte Beschwerde des Obersteigers hin erfolgte am 25. April 1840 auch wieder eine bergamtliche Befahrung durch Bergschreiber Friedrich Wilhelm Lange, über die wir nachlesen können, daß der „Hauptgang“ 4 Zoll (etwa 10 cm) mächtig sei und aus schwarzen Letten bestehe, er streiche hora 12 und fällt mit 45° in Morgen, im Hangenden stehe Glimmerschiefer an. Der Eigenlöhner wolle das Ort aber nicht verfolgen, sondern einen „alten Stollen“ (von denen es – nach dem Riß zu urteilen – hier schon einige gab) aufgewältigen, wo noch bedeutende Flöße anstehen.

Am 3. Juli 1840 hat auch Herr Haupt wieder die Grube Fester Schlägel befahren und einen gemutheten Stolln nebst Flößlager im Pöckelwalde besichtigt.

Da der Bau auf Fester Schlägel gev. Fdgr. aber ziemlich gefährlich jetzt ist, so habe ich dem Lehnträger aufgegeben, denselben bis er nicht erst mit Holz oder Steinen sich versehen hat, um das Dach überall, wo er darunter zu fahren hat, gehörig zu unterstützen, einstweilen zu verlaßen.“ (40014, Nr. 300)

Zwischenzeitlich hatte Carl August Krauß aus Raschau eine gevierte Fundgrube auf einem alten Stolln unter dem Namen Neuer Fester Schlägel gemutet und erhielt diese nach der Befahrung durch den Berggeschworenen am 15. Juli 1840 auch bestätigt (40014, Nr. 43, Blatt 343b und Nr. 298, Blatt 40).

Die neue Grube hat Schichtmeister Schubert in Vertretung des Geschworenen am 8. Oktober 1840 besichtigt und in seinem Fahrbogen notiert, er habe an diesem Tage die Grube Neuer Fester Schlägel gev. Fdgr. im Pögelwalde bei Raschau befahren. Diese bauet gegenwärtig auf einem hora 4,4 streichenden, gegen 0,5 Ltr. mächtigen und 45 – 50 Grad in Südost fallenden schwarzgrauen Eisenflößlager; etwa 3,2 Ltr. unterm Rasen, in einem von Vorfahren verlassenen Tagebruche von 3 Ltr. Länge. Wird betrieben durch 2 Häuer und 2 Knechte, Summa 4 Mann als Weilarbeiter.

Fester Schlägel gev. Fdgr. daselbst war verschlossen und unbelegt, daher nicht zu befahren.“

Am 30. Oktober und am 11. Dezember 1840 war Herr Schubert erneut zugegen, um die ausgebrachten Flöße zu vermessen. Eine ausführliche Beschreibung beider Gruben enthält dann sein Fahrbogen Januar 1841 (40014, Nr. 300), nachdem er am 13. des Monats die Flößzechen im Pökelwald befahren hatte:

1.) Neuer Fester Schlägel baut gegenwärtig auf einem hora 4,4 streichenden und 30 – 40 Grad in Süd fallenden, gegen 0,4 Lachter mächtigen, schwarzblau und graulichten Eisenflößlager etwa 9,6 Ltr. unterm Rasen in einem alten Tagesbruch. Hierbei ist nicht allein über die Gewinnung zu bemerken, daß nicht die geringsten bergmännischen Regeln angewendet werden, sondern auch in Betreff der Förderung zu berichten, daß in Ermangelung einer dazu dienenden gemeinen Haspelförderung die gewonnenen Flöße nebst den Bergen in Bergtrögen zu Tage hinaus gelangt werden. Ich verfehlte nicht, die Eigenlöhner aufmerksam zu machen, wie erstlich ein regelmäßiges Vorgesümpfe und dann von selbigem nach dem Streichen des Lagers Örter und eine Haspelförderung am zweckmäßigsten anzulegen und einzuführen, von bedeutendem Nutzen sein würde.

Hierauf erwiderte die Eigenlöhnerschaft, daß nicht allein zur Herstellung vortheilhafter Förderung, insbesondere auch zur Wasserlösung in Fluthzeiten, ein bereits schon 8 Ltr. lang hora 10,4 gegen Süd von Vorfahren erlängter Stollen wiederum in Angriff genommen und zur Beseitigung beredter Nachtheile sobald als möglich herangetrieben werden soll. Dieser Stolln dürfte ohngefähr nur noch 3 bis 4 Ltr. in Glimmerschiefer aufgefahren werden, so könnte das untere oder angeblich nächst vorliegende Flößlager erreicht sein, jedoch um jetzigen Abbau im oberen Lager zu lösen, dürfte wohl noch über 10 Lachter aufzufahren sein. Es wäre zu wünschen, daß dieser Plan mit allem nur möglichen Schwunge verfolgt würde.

Diese Grube ist belegt mit 4 Weilarbeitern.“

Nachdem

„2.) Festen Schlägel gev. Fdgr. befahren, hierbei habe ich zu berichten getroffen, daß das Flößlager hora 2,6 streicht und in Südost 20 – 30 Grad fällt, wie auch gegenwärtig 0,3 bis 0,4 Ltr. mächtig ist. Da wahrzunehmen gewesen, daß sich auf mehrern Punkten das Hangende in großen Kästen gezogen hat, so habe ich dem Eigenlöhner aufgegeben, sobald als nur möglich, solche mit gehörigen Stempeln und aufzuführenden Bergpfeilern zu unterstützen.

Die Belegung besteht in 2 Mann.“

  

Im Sommer 1841 ist Herr Haupt dann nach Scheibenberg zurückgekehrt und hat die Gruben am 13. Juli des Jahres auch wieder befahren. Er berichtete darüber, daß auf Neuer fester Schlägel jetzt kein Betrieb stattfinder, weil der Bau unter Wasser steht und es zur Vollendung des Stollens an Holz fehle. Auf der Nachbarflößzeche Fester Schlägel werde jetzt an 3 Puncten über dem Stolln auf die früher übliche Weise Kalkstein gebrochen.

Bei seiner nächsten Befahrung am 17. August 1841 fand der Geschworene auf Fester Schlägel ein und zwei Mann angelegt, die etwas unterhalb der Stollnsohle Flöße brachen, einmal 24 Lachter vom Mundloch, wo der Kalkstein 2¼ Lachter mächtig ist und einmal bei 17 Lachter östlich vom Mundloch, wo der Kalkstein nur ½ Lachter mächtig ist.

Auf Neuer Fester Schlägel ging noch nicht wieder Betrieb um, wozu Herr Haupt die nicht gerade freundlichen Worte fand: „Am rathsamsten ist übrigens auch, den dasigen Betrieb nicht wieder zu beginnen, da die Waßerhaltung unnöthige Ausgabe macht, da der ganze Bau zu liederlich und das Stollnort, womit der Bau gelöst würde, nur noch 6 Lachter von dem jetzigen Baue zurückstehen dürfte, indem der Stolln bereits 6 Lachter südlich ins Feld gebracht worden ist.“ Mit dem Stolln hatte man schon bei 3 Lachter Länge Kalkstein angefahren (40014, Nr. 300).

Im Sommer des folgenden Jahres war Herr Haupt zweimal zugegen, um die Flöße zu vermessen. In seinem Fahrbogen gebrauchte er dabei die Bezeichnung ,Alter Fester Schlägel' zur Unterscheidung von der neueren Grube. Am 12. Dezember 1842 hat er dann auch wieder eine Grubenbefahrung durchgeführt, wobei er allerdings in seinem Fahrbogen festhielt, an jenem Tage habe ich die Flößzechen Alter und Neuer Fester Schlägel im Pökelwalde befahren. Auf letzterer (auf Neuer Fester Schlägel) fand ich aber niemand von der Gesellenschaft und die Strecke, worauf man früher ortweis Flöße gebrochen hatte, war unter Wasser.“

Über die andere Grube heißt es: „Auf Alter Fester Schlägel hält man den Hauptbau in 25 Lachter östlicher Entfernung vom Stollnmundloche, wegen Mangel an Holz, um das Dach abzustützen, noch unbelegt, obschon die Flöße hier am reinsten und mächtigsten sind. An einem anderen Punct circa 5 Lachter davon zurück in West stehen die Flöße nur von sehr geringer Qualität an; man baut daher, bis man Holz herbeigebracht haben wird, einstweilen nur in einigen alten Löchern über Tage, von dem Stolln in NNO. gelegen, um nur in den Lieferungen nicht gänzliche Stockung eintreten zu lassen. Sehr nützlich wäre es, aus beiden Flößgruben eine einzige zusammen (zu bilden) und ich werde daher suchen, eine Vereinigung der Eigenlöhner zu Stande zu bringen.“

Bei der nächsten Befahrung durch den Geschworenen am 1. Februar 1843 war die Sicherung des Abbaus erfolgt: Auf Alter Fester Schlägel ist der Lehnträger darauf bedacht gewesen, den Grubenbau mit Holz und trockener Bergmauer zu unterstützen und hat sowohl im Hauptbau, als in dem davon 5 Lachter zurück niedergehenden Schleppschachtartigen Bau Flöße gewonnen, wo die Flöße ziemlich mächtig anstehen, aber sehr fest sind, während in jenem Bau die Flöße in zwei nur etwa 1½ Elle mächtigen Trümern vorkommen...“

Auf der anderen Grube wurde dagegen nur übertage gearbeitet: „In dem Felde von Neuer Fester Schlägel fand ich 3 Mann in einem kleinen Tagebruch an der Grenze des Feldes von Alter Fester Schlägel ebenfalls bei der Flößgewinnung.“ 

Herr Haupt war noch einmal am 13. Dezember 1843 zugegen und berichtete über diese Befahrung, daß Neuer Fester Schlägel außer Betrieb stehe, „indem beide Eigenlöhner sich dahin vereinigt haben, die Grubenfelder zusammenzuschlagen und als nur eine Zeche fortzuführen.“ Sehr vernünftig. Über die gemeinsame Grube unter dem alten Namen heißt es in diesem Fahrbogen (40014, Nr. 321):

Auf Fester Schlägel arbeiten 2 Mann in circa 14 Lachter Entfernung vom Stollnmundloch in hora 4 NO. wo man die Flöße 1½ Ellen mächtig bricht. Den alten Bau, der noch 7 Lachter weiter in NO. liegt, hat man gelassen, weil eine flach streichende und östlich fallende Kluft das Flößlager abgeschnitten hat. Außer diesem Puncte wird noch in der 4 Lachter nördlich vom Stolln hora 3 in NO. gehenden Tagestrecke in circa 12 Lachter Entfernung vom Mundloche ein kleiner Bau auf Flöße (...) betrieben, die hier 2 Ellen mächtig sind, wobei man zugleich beabsichtigt, die beiden Baue durchschlägig zu machen.“

Im Jahr 1844 war der Geschworene nur einmal am 28. Februar zugegen (40014, Nr. 322). Seinem Fahrbericht zufolge bauten die zwei Mann zum einen in 14 Lachter Entfernung vom Stollnmundloch hora 4 NO, zum anderen unter der 4 Lachter nördlich vom Stolln in hora 3 NO gehenden Tagestrecke bei circa 12 Lachter Entfernung von deren Mundloch, Flöße ab. „Die Anbrüche sind aber an beiden Puncten durch Verschmälerung und Zertrümmerung des Lagers nicht besonders,“ fügte Herr Haupt hinzu.

  

Eine weitere Befahrung erfolgte am 30. Januar 1845. Jetzt sei „das Fester Schlägel Eisensteinflößlager mit dem Grüne Wiese Stolln in 15,7 Lachter mittagsmorgendlicher Entfernung vom Mundloche überfahren worden.“ Offenbar hatte der Eigenlehner tatsächlich an ganz anderer Stelle weiter gemacht. „Das wenig mächtige Lager ist vor dem Orte 3 Ellen mächtig, besteht aus grauem Quarz, gelben Letten und 6 Zoll bis 1 Elle (zirka 0,53 m) mächtigen Kalksteinen, das Streichen ist hora 1, das Fallen 25° in Morgen.“

Im Juni 1845 kam es zu einem Schießunfall, infolgedessen der Bergarbeiter Carl Heinrich Krauß erblindete. Den folgenden Rechtsstreit um die Bezahlung der Arztrechnungen hat J. Hahn (Bergmännischer Pitaval, 2014) literarisch aufgearbeitet.

Tatsächlich war die Rechtslage in diesem Fall nicht so ganz eindeutig, denn erst am 23. Juli 1845 war die bergamtliche Bestätigung der Verleihung dieser Grube an Carl Ludwig von Elterlein auf Pfeilhammer erfolgt. Der Hammerherr baute natürlich nicht selber ab, sondern hatte den Abbau offenbar schon vorher, nämlich im Juni 1845 an den Eigenlehner C. H. Krauß für 25 Tlr. verkauft oder verpachtet und der Unfall „habe sich bei dessen eigener Arbeit ereignet“, wie Herr von Elterlein argumentierte.

Eine weitere bergamtliche Befahrung erfolgte am 9. November 1846. Danach sei „das obere Stollnort (das von Fester Schlägel?) zur Anfahrung des dasigen Eisensteinflößlagers“ mit 2 Mann belegt, 18 Lachter vom Mundloch getrieben und brachte 4 Lachter Teufe ein. „Das Liegende des Lagers wurde bei 14 Lachter vom Mundloche in der Firste des Ortes erreicht und zieht sich jetzt bis auf 0,3 Lachter über Stollnsohle herein, wobei es durchbrochen wurde, weil es ja nur 3 Ellen mächtig ist. Es besteht aus weißem und blauem Kalkstein mit inliegendem Gneis.“   

Nach Aktenlage (40169, Nr. 87) hatte das Bergamt Annaberg am 4. November 1846 eine neue Mutung des Hammerwerksbesitzers Porst auf Pfeilhammer auf die Neuer Fester Schlägel gevierte Fundgrube bestätigt. Das Grubenfeld umfaßte jetzt das 3., 4. und 5. obere Maß sowie zwei nächstuntere Maße zu je 28 Lachter im Quadrat auf dem schon bekannten Eisensteinflößlager.

 


Für die Gruben Getreue Brüder, Fester Schlägel (bis 1850) und Neuer Fester Schlägel haben wir in den Erzlieferungsextrakten sächsischer Bergreviere (40166, Nr. 22 und 26) einige Angaben zum Ausbringen an Kalkstein bzw. an "Eisensteinflößen" gefunden. Die darin enthaltenen Angaben in Fudern rechnen wir nach Erfahrungen aus anderen Recherchen in dieser graphischen Darstellung mit dem Faktor 0,5 in metrische Tonnen um. In Anbetracht der eher bescheidenen Dimension der genannten Gruben sind Spitzen von rund 100 t Förderung im Jahr durchaus beachtlich.

   

Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes über den Regalbergbau in Sachsen am 22. Mai 1851 war eigentlich eine genauere Trennung zwischen dem grundeigenem Bergbau auf bergfreie Bodenschätze, wie dem Kalkstein, und dem Erzbergbau, welcher der bergbehördlichen Aufsicht unterlag, beabsichtigt. Während diese Änderung eine Vielzahl von Kalksteinbrüchen in der Region überhaupt nicht betraf, weil sie ohnehin nie bergrechtlich verliehen worden sind und sich ihre Eigentümer (wo es nicht die Besitzer des Bodens selbst gewesen sind) schon immer mit den jeweiligen Grundeigentümern über die Bodennutzung und den Abbauzins selbst einigen mußten, war das bei Fester Schlägel anders: Wie oben zu lesen stand, hatte man in den Randbereichen des Kalklagers offenbar auch erzhaltige „Grünsteinlager“ und  „Wackengänge“ angetroffen. Daher erfolgte hier jedesmal wieder eine bergamtliche Verleihung des Grubenfeldes an die Betreiber, obwohl die Grube eigentlich nur den Kalkstein abgebaut hat.

Aus diesem Grund mußte man sich 1852 auch im Königl. Sächs. Finanzministerium in Dresden mit dem Ausscheiden der Flößzechen aus dem Bergressort befassen (10036, Loc. 41747, Rep. 09b, Abt. A, Sect. 1, Cap. 2, Lit. F, Nr. 0008). Nach Prüfung der Aktenlage erwies sich dann aber, daß im Bergamtsrevier des hier zuständigen Bergamts Annaberg insgesamt drei Kalksteingruben tatsächlich eine bergamtliche Verleihung aufweisen konnten. Neben Fester Schlägel waren dies:

Dem Schriftverkehr bezüglich einer Festlegung, wie denn nun mit diesen Gruben zu verfahren sei, verdanken wir folgende „zeichnerische Darstellung“ des 1846 bestätigten Grubenfeldes von Fester Schägel gevierte Fundgrube.

   


Anlagen zum Bericht des Bergamtes Annaberg vom 9. März 1852 an das Oberbergamt in Freiberg: Zeichnerische Darstellung des bergamtlich verliehenen Feldes von Fester Schlägel gevierte Fundgrube (oben) und Neuer Segen Gottes gevierte Fundgrube (unten) von Markscheider H. M. Reichelt. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10036 (Finanzarchiv), Loc. 41747, Rep. IXb, Lit. F, Nr. 8, Blatt 11, Gesamtansicht, Norden ist hier links unten, Veröffentlichungsgenehmigung vom 7. Juni 2022, AZ 12-2642/183/24.

 


Ausschnittsvergrößerung aus obiger Zeichnung. Das Feld umfaßte damals eine gevierte Fundgrube und fünf gevierte Maße. Als Bezugspunkt hat Markscheider Reichelt rechts das Mundloch des Grüne Wiese Stollns angegeben.

  

Porst sagte am 7. Februar 1852 diese Grube aber wieder los und reichte stattdessen einen neuen Betriebsplan für die Grube Fester Schlägel, jetzt zusammen mit Grüne Wiese Stolln, beim Bergamt ein. Dieses Grubenfeld besaß nunmehr 6 Maßeinheiten (zirka 6.400 Quadrat- Lachter). Mit 3 Mann Belegung baute man auf einem „5 Fuß (zirka 1,5 m) mächtigen und mit Glimmerschiefer durchsetztem Kalksteinlager, hora 3 bis 4 streichend und 5° bis 10° nach Südost fallend.“ Der Stolln habe inzwischen eine Länge von 29 Lachter (58 m) erreicht.

Auch der Grüne Wiese Stolln war jetzt 27 Lachter ins Feld getrieben, aber nicht belegt. Allein in diesem Jahr hatte man eine Zubuße von insgesamt 315 Thaler verbaut.

Eine amtliche Befahrung vom 30. April 1857 sagt uns, daß das Flößlager inzwischen „6,5 Lachter lang, 4,5 Lachter breit und 1,5 Lachter hoch abgebaut und mit Bergen versetzt“ worden sei. Mit 4 Mann Belegung habe man 181 Fuder gewonnen und ans Hammerwerk Pfeilhammer verkauft. Trotzdem wurde im Juli 1857 um Friststellung nachgesucht, da „wegen der mehrfachen Unglücksfälle keine Arbeiter zu bekommen sind.“ (Im Jahr 1858 verunglückte auf dieser Grube nämlich auch noch Krauß’es Sohn Carl August Krauß.)

Obwohl dem so war, holte sich Porst im November desselben Jahres noch einmal 2.610 Quadratlachter Grubenfeld hinzu, so daß es jetzt 8.294 Quadratlachter (etwa 33.180 m²) umfaßte. Die zugehörige Croquis ist erhalten geblieben (40040, Nr. I06952).

  


Grundriß von Fester Schlägel Stolln, nachgebracht im August 1859 von H. M. Reichelt, Markscheider, Teilansicht. Die Halde im oberen Teil des Ausschnittes könnte zum Tageschacht von Goldener Regenbogen gehören. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (Fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. K06951, Gesamtansicht, Norden ist oben.

  


Ausschnitt aus dem Grundriß von Fester Schlägel Stolln, nachgebracht im August 1859, Bildquelle wie oben. Die am Stollen angeschlagenen, unregelmäßig bauwürdigen Abschnitten des Lagers folgenden Weitungsbaue sind grau dargestellt. Nach Reichelt´s Vermessung lag das Mundloch 9,262 Lachter oberhalb von Grüne Wiese Stolln. Die Schachtpinge in der Haldenreihe, die wir im Gelände noch gefunden haben, lag hiernach 12,509 Lachter höher. Das Fallen des Lagers ist mit 40° nach Südost angegeben, der Abbau erfolgte also nur oberhalb der Stollnsohle (jeweils an der Nordwestseite des Querschlages).

 


Ausschnitt aus dem Grundriß von Fester Schlägel Stolln, nachgebracht im August 1859, Bildquelle wie oben. Hier der Verlauf des Grüne Wiese Stollens – ein Hoffnungsbau ohne ersichtliche Abbauflächen im Lager… Sein Mundloch diente als Höhenbezug für die übrigen Angaben im Grundriß (hier mit „0.“ bezeichnet).

  

Schon im Jahr 1858 aber war die Grube nicht mehr belegt. Porst´s Sohn sagte dann am 1. Juni 1859 die Grube endgültig los und verlegte sich auf die Grube Neusilberhoffnung in Pöhla.

Über die vom Bergamt veranlaßte, letzte Befahrung bei Fester Schlägel berichtet Berggeschworener Theodor William Tröger am 22. September 1859: „Das Lager ist jetzt vom Hauptstolln nach Nordost bis 3 Lachter Höhe abgebaut, bis zu 1 Lachter (zirka 2 m) mächtig, besteht aus Gneis und ist nur von Kalkstein- Trümern durchzogen. Es besitzt große Festigkeit und ist daher kostspielig abzubauen.“ Der Steiger Hartmann wurde beauftragt, das Mundloch auf 2 Lachter Länge zuzusetzen. Die Grubenakten schließen endgültig 1863 (40169, Nr. 87).

  

Im Zeitraum von 1824 bis 1850 habe die Grube Fester Schlägel 1.142 Fuder Eisensteinflöße geliefert und sei damit wohl die bedeutsamste südlich des Mittweida-Tales gewesen (vgl. Grimm, 2015). Da alle diese Gewerkschaften aber eben keine Erze, sondern „Flöße“ förderten, sind sie in diesem gesamten Zeitraum nie in den Jahrbüchern für den Berg- und Hüttenmann erwähnt (mit der o. a. einmaligen Ausnahme).

Weiter zu den erhaltenen  Zeugnissen.

  


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte, Blatt 138, Section Elterlein, Datierung: 1875. Das Pökelgut gibt es noch immer, Gruben am Pökelwald sind jedoch nicht mehr eingezeichnet.

  

 

 

Bergbauzeugnisse Übertage

  

Nachdem wir so viel gelesen haben, wollen wir auch mal schauen, was noch erhalten geblieben ist. Unsere Rundfahrt beginnen wir im Ortsteil Wildenau bei Schwarzenberg...

  


Die hochauflösenden Reliefkarten vom Geoportal Sachsen erlauben uns einen Blick auf die heutige topographische Situation. Das Restloch des zuletzt Hempel'schen Kalkbruchs ist noch gut zu erkennen. Von einem Zweigler’schen Kalkwerk an der Nordwestspitze des Knochens ist nichts zu sehen, vielleicht ein paar winzige Pingen auf der Höhe des Knochens im Streichen der Erzlager nach Südosten.

  


Am Schloßwald haben Bergbaufreunde einen Bergbaulehrpfad angelegt. Den nehmen wir auch…
  


Von hier oben hat man einen schönen Ausblick: Nach Westen auf Schwarzenberg…
 


… und nach Süden ins untere Schwarzbachtal.
 


Am Bergbaulehrpfad finden wir am oberen Ende des Klempnerwegs zuerst das Mundloch des Neujahr Stollns.
 


Der tagesnahe Stollnabschnitt ist aufgrund der geringen Bergefeste und Tagesbruchgefahr voll versetzt, das Mundloch aber denkmalgerecht saniert.
  


Einen alten Hohlweg hinauf erreicht man von hier aus das Restloch des Hempel’schen Dolomitbruchs.
  


Die Pingen des einstigen Kalkwerks sind stark verwachsen und heute eher ein Biotop.
 


Die ersten stehen auch schon – es ist eigentlich die falsche Jahreszeit für solche Wanderungen…
(Foto J. Weidner) 
 


Im Geröll findet man vereinzelt auch noch Stücke des dichten bis feinkörnigen, hellgrauen Dolomitmarmors.
  

Noch ein Blick vom Südostrand der Pinge, dann drehen wir um. Mehr gibt es nicht mehr zu sehen…
  

Wieder in Wildenau findet man in der Straße am Schloßwald noch das Fundament des einstigen Kalkofens, über das später das Obergeschoß dieser Villa „geschoben“ wurde (Privatgrundstück). Der frühere Betriebshof befand sich oberhalb der im Foto rechts zu sehenden Abfangmauer, dort wo heute das Gewächshaus herüberschaut.

Der Zustand um 1900.
  


Das im Vergleich zu anderen Öfen gleicher Bauart ziemlich mächtig erscheinende, sechseckige Fundament des Kalkofens bildet das Untergeschoß des um 1905 aufgesetzten Gebäudes. Die auskragenden Ecken der Obergeschosse ruhen auf Stahlträgern und Stützen. Der Brennofen war ursprünglich noch etwa ein Drittel höher und die Gichtebene lag etwa im Niveau der seitlichen Dachtraufen.
  

Weil die Welt doch ein Dorf ist, haben wir eines Tages im Staatsarchiv Chemnitz den heutigen Besitzer dieses auch als „Hempel- Villa“ bekannten Gebäudes kennengelernt und seine Einladung zu einem Besuch natürlich gern angenommen. Unsere Besichtigung des Inneren des Brennofens beginnen wir auf halber Höhe im Niveau des früheren Betriebshofes - dort, wo heute die oben halbrunden Fenster eingebaut sind. (Die folgenden Fotos entstanden im Juni 2018.)
 

Natürlich dient dieser Gebäudeteil inzwischen ganz anderen Zwecken... Aber der sechseckige Umgang ist in seiner Bauform noch heute gut zu erkennen. Der Fliesenboden stammt aus der Zeit des Umbaus um 1905.
 

Diese später zugemauerten Durchgänge an der Innenseite müssen die einstigen Feuerungen des Rumford'schen Brennofens markieren. Sie ähneln denen des Hoffmann'schen Schachtofens bei Raschau, sind jedoch deutlich größer, als bei jenem.
 

Im Gegensatz zur lotrecht aufgeführten Außenwand des Brennofenschachtes ist die Außenmauer des Ofenbauwerkes leicht nach außen geneigt, so daß die Gewölbedecke bei genauem Hinsehen eine asymmetrische Form bekommen hat.
 

Um genügend Frischluft für die Feuerungen zuführen zu können, waren die Fenster früher größer.
  

Einer der vermauerten Zugänge ist - zumindest heute wieder - offen und man kann in den einstigen Ofenschacht hineinschauen...
 

Obenauf liegen Betonplatten als Unterbau des Fußbodens des Obergeschosses des Wohnhauses. Auf den ersten Blick sieht die Schamotte- Auskleidung noch ganz gut aus...
 

Am Durchbruch durch die Außenmauer des Ofenschachtes sieht man aber genau, daß hinter der Schamotteauskleidung der Mörtel zu einer glasigen Masse geschmolzen ist.
 

Auch innen, etwas weiter oben, sieht man deutlich Hitzeschäden in der Auskleidung...
 

...und an einigen Stellen findet man sogar kleine Stalaktiten geschmolzener Silikate.
 

In den Brennschacht wurde irgendwann, als man ihn nicht mehr benutzte, diese Gewölbekuppel eingesetzt. Knapp darüber sieht man eines der Stoßlöcher.
 

Gegenüber befindet noch eines der kleinen Stoßlöcher.
 

Begeben wir uns zum Ofensockel. Vor uns liegt die einstige Außenmauer des Brennofens.
 

Die Zugänge wurden vom heutigen Besitzer vom Schutt beräumt und wieder instandgesetzt.
 

Der erste Blick in den unteren Umgang...
 

...und nach der anderen Seite. Am Gewölbe kann man noch rippenförmige Spuren der beim Brennen eingesetzten Trennmauern erkennen.
 

Wenn man etwas genauer hinschaut, dann findet man in der Gewölbedecke nach und nach immer mehr dieser Schüröffnungen. Auch sind glasige Silikatsinter gut zu sehen - dieser Raum ist also tatsächlich als ein Ringbrandofen betrieben worden.
 

Da ist noch eine...
 

...und hier sind gleich zwei dicht nebeneinander.
 

Ein Blick zurück durch den Ofenumgang. Wie schon im mittleren Niveau fällt auch hier die asymmetrische Gewölbeform auf, die durch die sich nach oben konisch verjüngenden Außenmauern bewirkt ist.
  

An allen Außenmauern haben sich früher Zugänge befunden, die heute bis auf den einen an der Frontseite alle zugemauert sind.
 

An der Rückseite liegt hinter dem Zugang das Füllmaterial unter dem ehemaligen Betriebshof.
 

Zur Mitte hin sieht man die zugemauerten Zugänge zu den Abzügen für den gar gebrannten Kalk. Nur schmale Rauchkanäle hat man offen gelassen. Bei einem von vornherein als solchem gebauten Ringbrandofen haben diese „Füchse“ gewöhnlich unmittelbar auf oder sogar unter der Sohle des Brennraumes gelegen.
 

Dieser hier ist noch besser erhalten. Alle Öffnungen zum Brennraum liegen bei diesem Ofen etwa einen halben Meter über der Ofensohle und sind zum Schornstein hin geneigt.
 

Der Blick hindurch zum Innenraum des früheren Schachtofens, der nun als Schornstein genutzt wurde.
 

Oberhalb entdeckt man jeweils einen weiteren, schmalen, gemauerten Schacht, dessen Zweck nicht auf den ersten Blick klar wird.
 

Die Konstruktion wiederholt sich an den Innenmauern des Ofens... An dieser Stelle sieht man im Mauersockel beiderseits des Fuchses gut die infolge der Hitzeeinwirkung ausgebrochenen Stellen.
 

Auch hier führt ein Schacht nach oben. Für eine Schüröffnung ist er aber zu groß...
 

Zwar verjüngt sich der Schacht nach oben. Nach ein wenig Kopfkratzen leuchtet es uns dann ein: Natürlich brauchten die Füchse Regelmechanismen, die man von der Schürebene aus bedienen konnte. Wahrscheinlich führten hier also Schieberstangen hindurch, mit denen man die Füchse öffnen oder schließen konnte, um den Ofenzug und damit den Brand zu steuern.
 

An der sechsten Innenseite gibt es einen Revisionszugang zum inneren Ofenschacht. Hier unten wurde früher der gar gebrannte Kalk aus dem Rumford'schen Schachtofen abgezogen. Im Vergleich mit ähnlichen Rumford'schen Öfen dürften ursprünglich wenigstens drei solche Zugänge vorhanden gewesen sein. Wie man rechts am Rand noch erahnen kann, wurden diese beim Umbau zum Ringbrandofen wahrscheinlich vermauert und dann nur gelegentlich aufgebrochen, um Ruß und Asche aus dem Schornsteinschacht zu entfernen.
 

Aber schauen wir hinein...
 

An der Innenseite sieht man noch die Gewölbe über den zugemauerten Abzugsöffnungen.
 

Diese ist besonders gut zu erkennen und ganz unten...
 

...sieht man die Einmündungen der Füchse in den Schornsteinschacht.
 

Hier die auf der anderen Seite. Manche Ziegel sind noch heute schwarz vom Ruß.
 

Nun sind wir herum und verlassen den Ofen unten wieder.
 

Hinter dem Gebäude findet sich noch diese schon mehrfach reparierte und schließlich durch eine neue vorgesetzte Abfangmauer gestützte Geländestufe am Hang. Dort oben dürfte einst eine Brücke hinüber zur Ofengicht auflegen haben, über die man die Hunte der Feldbahn zur Ofengicht schieben konnte.
 

Das Gebäude des Sägewerkes steht heute bereits im Nachbargrundstück (
Privatgrundstück). Auf der Postkarte aus dem Jahr 1900 war es schon zu sehen. 2016 haben wir einmal einen Blick hineinwerfen dürfen...
(Foto: J. Weidner)
 

Auch dieses alte Fabrikgebäude wäre es wert, als Technisches Denkmal erhalten zu bleiben
(Foto: J. Weidner).

  

Unmittelbar hinter dem Sägewerk setzte der Richard Hempel Stolln an. Dieser Stolln wurde während der Sanierung des Treue Freundschaft Stollns zwischen 2005 und 2009 als Zugang zum Oberen Treue Freundschaft oder Rautenstock Stolln genutzt und wurde dazu aufgewältigt und saniert.
   

Der bruchgefährdete, tagesnahe Abschnitt erhielt dabei eine Betonschale, um diesen Zugang auf das Grubengebäude dauerhaft zu sichern.
  

Das Mundloch des schon in den 1960er Jahren verbrochenen und daraufhin verwahrten Rautenstock oder auch Oberen Treue Freundschaft Stollns im gleichen Niveau ist entlang des Bergbaulehrpfades ebenfalls zu finden…
  

…steht aber nicht mehr am originalen Platz, sondern heute als Nachbildung hangaufwärts oberhalb des Wanderweges.
  

Wo wir schon einmal da sind, schauen wir natürlich auch am Mundloch des Tiefen oder Unteren Treue Freundschaft Stollns vorbei...
  

…wo heute neben dem Grubenwasser von Gottes Geschick in Langenberg auch das über den Neujahr Stolln eingeleitete Wasser aus dem Hempel’schen Kalkbruch geordnet in das Schwarzwasser abläuft.
  

Etwas bedauerlich erscheint aber der von uns im Mai 2016 beobachtete Zustand der Außenanlagen, welche nach der Stollnsanierung erst 2009 unter musealen Gesichtspunkten wieder hergerichtet wurden.
  

Das damals ebenfalls erneuerte Ocker-Schlämmbecken neben dem Mundloch ist völlig verwildert und sein hölzernes Geländer höchst wacklig geworden. Vermutlich ist längst auch die „Stollnwasserumleitung“ verschlammt, denn das Becken ist trockengefallen und deshalb natürlich auch nichts mehr vom Eisenocker zu sehen…
  

Zum Vergleich Impressionen des Zustands von 2009: Die Zuwegung war frisch geschottert...
  

Das Stollnmundloch war freigeschnitten...
  


...und in dem Schlämmbecken hatte sich knallgelber Eisen-Ocker abgesetzt.

  


Schwarzenberg, Absetzbecken für „Goldocker“ am Mundloch des Treue Freundschaft Stollns.
Foto: Siegfried Bregulla, 1999. Auch damals war der Zustand noch erheblich besser gepflegt...

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70006087

  

 

 

Natürlich gibt es in Schwarzenberg noch mehr zu sehen, wir interessieren uns heute aber für den Kalkstein- und Marmorabbau und fahren deshalb von Wildenau aus zunächst das Schwarzbachtal hinauf. An der heutigen Gaststätte St. Catharina südöstlich des Grauls biegt die Staatsstraße in Richtung Langenberg ab. Gleich hinter den ersten Häusern führt spitzwinklig rechts die Straße über den Emmler hinüber nach Raschau ab. Oben auf dem Höhenzug in der Doppelkurve gibt es einen Wanderparkplatz...

   


Neben dem Tagebaurestloch des Kalkwerkes auf dem Höhenzug des Emmlers fallen uns besonders die Pingenzüge von Johannes und Allerheiligen am Knochen im Reliefbild auf. Auf dem Höhenzug des Emmler sieht man die verstreuten kleinen Halden einiger Braunsteingruben. Die großen Halden am Talhang nördlich von Grünstädtel entstammen der Zeit der Uranerzerkundung durch die SAG Wismut.

  


Die Zufahrt zum einstigen Kalkwerk von der Straße zwischen Raschau und Langenberg aus.
  


Hier stehen noch zwei recht gut erhaltene Brennöfen unterschiedlicher Bauart.
 


Von den einstigen Betriebsgebäuden ist dagegen nur noch die ehemalige Kalkniederlage auf unsere Zeiten überkommen.
  


Schauen wir uns zunächst den freistehenden Brennofen vom Typ der Rumford-Öfen näher an…
  


Oberhalb der Feuerungen kragen einige größere Steine und eiserne Anker aus dem Mauerwerk aus, auf denen früher die Holzkonstruktion des Dachs des Einfeuerungshauses aufgelegen hat.
 


An den acht Seiten des Unterbaus findet man abwechselnd Feuerungen …
  


… und Abzugsöffnungen für den fertiggebrannten Kalk. (Foto J. Weidner)
  


Rundherum also je vier Stück, fast alle aber vermauert. Oberhalb der Feuerung ist hier noch gut ein Zug- und Stoßloch zu sehen. Mit diesen konnte man einerseits den Ofenzug regulieren, andererseits verkeilte Kalkblöcke mit Stangen losschlagen.
  


Nur in einem der Gewölbe ist der Abzug noch vorhanden…
 


…und man kann die Kamera hindurchschieben und einen Blick in den einstigen Brennraum erhaschen. Oben sorgen außer der Schornsteinöffnung die beiden seitlichen Zugänge zur Aufgabe des Rohkalks für Tageslicht. Diese kegelförmigen Aufsätze sind wahrscheinlich erst in den 1950er Jahren gebaut worden.
  


Bauweise eines vergleichbaren Schachtofens vom Typ der Rumford-Öfen im Grundriß und Schnitt nach Otto, 1840. Der Ofen auf dem Emmler besitzt zusätzlich noch Rauchfang und Schornstein mit seitlichen Zugängen von der Gichtbühne. Nach dem Hoffmann’schem Patent kam noch eine Esse obenauf, um den Zug zu erhöhen und dadurch eine Feuerung mit Steinkohle zu ermöglichen.

Bauzeichnungen dieser  Brennöfen sind oben im Textteil erläutert.

  


Der andere Ofen steht neben einem Privatgrundstück und ist an seiner Rückseite mit dem einstigen Haspelstandort zur Bruchsohle durch eine Rampe verbunden. Auch diesem Ofen hat man einen Rauchfang und Schornstein aufgesetzt. (Zustand 2016)
  


Das mächtige Fundament hat quadratischen Grundriß und entspricht auf den ersten Blick in seiner Bauweise tatsächlich den aus dem  Erzgebirgsvorland bekannten Trichter- oder „Schneller-Öfen“.
  

Über dem Abzug entdeckt man auch hier Zug- und Stoßlöcher im Mauerwerk.
  

Beim genauen Hinsehen sieht man am Mauerwerk auch, daß das Fundament mindestens einmal aufgesattelt wurde.
  

Bauweise eines Ofens vom Typ der Schneller-Öfen im Schnittbild nach Otto, 1840. Auch der quadratische Ofen auf dem Emmler bekam spätestens in den 1950er Jahren zusätzlich noch Rauchfang und Schornstein mit seitlichen Zugängen im Niveau der Gichtbühne.

  


Aus Anlaß des Tags des offenen Denkmals wurde 2018 der Bewuchs auf der Gichtbühne dieses Ofens entfernt.
 

Einen Besucherzugang herzurichten hatten die Heimatfreunde, die zur Besichtigung eingeladen hatten, noch nicht geschafft. Aber mit ein bißchen Klettern kam man von der Feldseite her schon hinauf...
 

Die Gichtebene mit dem Schornsteinaufsatz im Jahr 2018. Die seitlichen Sockelmauern waren zwar noch vom Gestrüpp verdeckt, aber dort haben wir keinen Gewölbebogen entdeckt, der auf weitere Abzugsöffnungen hingewiesen hätte. Dieser Ofen hatte also nur eine an seiner Frontseite.
 

Alles Gestrüpp ist auch noch nicht weg. Die Wurzeln werden weiter am Mauerwerk nagen...
 

Aber an der Ostseite kommt man noch ganz gut heran...
  

...und kann in den etwa 3 m Durchmesser aufweisenden Brennschacht hineinschauen. Die Schamotte- Auskleidung ist noch ganz gut und wurde sicher immer wieder erneuert.
  

Auf den ersten Blick sieht auch das Ziegel- Mauerwerk der Esse noch ganz gut aus.
  

Auf den zweiten Blick sieht man dann doch schwere Schäden.
 

Der eiserne Ringanker ist glatt durchgerissen und auch der durchgehende Riss im Mauerwerk ist offensichtlich.
 

Zwischen der äußeren Umfassungsmauer und dem Brennschacht klafft eine riesige Lücke. Das Füllmaterial ist wohl durch den Zusammenbruch des Gewölbes über dem Abzug unten hinausgerutscht und verstopft die Abzugsöffnung.
  

Auch das Gebäude der ehemaligen Kalkniederlage - das als einziges der früheren Betriebsgebäude noch steht - sieht trotz vergangener Renovierungsbemühungen ziemlich schlecht aus.
 

Jedenfalls haben die örtlichen Vereine und die Gemeindeverwaltung noch eine Menge Arbeit vor der Brust, um das Gelände wieder in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen.
 

Schauen wir noch in den Kalksteinbruch: Das Gelände ist zwar privat, aber so geht es doch auch…
  

Das Restloch wird offenbar vom Anglerverband genutzt, ist als Geotop aber öffentlich zugänglich. Nur trittsicheres Schuhwerk ist – besonders bei feuchtem Wetter – tatsächlich angeraten, aber das haben Angler selbstverständlich…
  

Der Fußpfad folgt dem oberen Bremsberg und führt hinunter zum Angelteich. Irgendwo hier setzte der untere Bremsberg an, der bis auf die Bruchsohle hinab führte...
 

…wo man einen Überblick über das heute wassergefüllte Tagebaurestloch bekommen kann.
  

Die meisten Bruchstöße sind noch immer sehr steil, mit losem Hangschutt überrollt und dicht bewachsen.
  

Aber an einigen Stellen stehen noch Restklippen des einst hier geförderten Dolomits an.
  

Die schauen auch wir uns genauer an und stellen fest, daß die Bankung des Lagers mit etwa 30° nach Osten einfällt.
  

Der Dolomit an dieser Klippe ist von fast weißer Farbe und von dünnen Schiefer-Bändern durchzogen. Unser Handstück reagierte recht heftig mit verdünnter Salzsäure, was auf einen hohen Kalkanteil hinweist.

  

 

 

Noch ein Stück weiter in Richtung Elterlein erreicht man Schwarzbach. Hier finden sich ebenfalls noch einige Zeugnisse des ehemaligen Bergbaus, nur mit Parkplätzen sieht es schlecht aus. Wer will, kann aber auch von unserem letzten Parkplatz aus den Wanderweg entlang des Höhenrückens auf dem Emmler den Wanderweg nehmen. 

   


Im Schwarzbachtal aufwärts Richtung Elterlein: Während am einstigen Förstelhammer in den Reliefkarten des Geoportals keine Relikte des Bergbaus mehr zu erkennen sind, fallen uns weiter nordöstlich die vglw. großen Tagebaurestlöcher am Tännigt bei Schwarzbach ins Auge. In den Waldstücken zwischen Schwarzbach und Langenberg finden sich außerdem zahlreiche kleine Halden und Pingen des Braunsteinbergbaus.

  


Der Blick vom Wanderweg ins Schwarzbachtal Richtung Westen – unterhalb des Ortes Schwarzbach beginnt sich im flachen Kerbtal eine breitere Talsohle auszubilden. Am Horizont grüßt schon der Auersberg.
  


Beim Blick talauf ragt in der Ferne schon die Kirchturmspitze von Elterlein über den Wald.
  


Neben dem Wanderweg fallen uns im Waldstück die ersten kleinen Abraumhalden auf…
  


Und dahinter kann man in das westliche Tagebaurestloch hinunterschauen.
 


Die einstigen Kalkbrüche sind stark verwachsen und die Konturen nur noch in den Reliefbildern des Geoportals zu erkennen. Die beiden östlichen Tagebaue liegen in eingezäunten Privatgrundstücken. Deshalb drehen wir um…
  


…nehmen an der Weggabelung den anderen Feldweg nach Südwesten und erreichen im Wald das Pingenfeld der einstigen Eisen- und Braunsteingruben.
  


Durch die zahlreichen kleinen Halden und Pingen erinnert das Geländerelief an Raithalden. Es handelt sich aber um zahlreiche kleine Schurfschächte, die auf dem Quarzbrockenfels-Lager bauten.
  


Auf Lesesteinhaufen und am Wegrand findet man noch das typische Material des "Quarzbrockenfelses" mit zelligem Quarz…
  


…und gelegentlich auch noch den Schwarzen Glaskopf (Kryptomelan).
  


Unter Mineralsammlern waren besonders die Quarzstufen bekannt…
 


…meist milchweiß, nur sehr selten auch als blaßblauer Amethyst.

   

 

 

Auf dem Rückweg biegen wir in Langenberg noch einmal rechts ab, überqueren den Emmler und fahren zum Freibad hinauf. Hier gibt es unmittelbar an der B 101, in Richtung Scheibenberg hinter dem Freibad, wieder einen Parkplatz.

   


Übersichtskarte zur Lage der Kalklager am Pökelberg und der umliegenden Gruben am südlichen Hang des Mittweida-Tales, an der Nordseite des Pökelwaldes baute im 19. Jahrhundert die Grube Fester Schlägel auf Kalkstein und Marmor. Nach der Eintragung im Meilenblatt hat der Goldener Regenbogen Stolln an der Ostseite des Gehänges angesetzt, andere Stolln weit unten im Mittweida- Tal. Im Ausbißbereich des Kalklagers findet man beim Pilzesammeln noch heute zahlreiche Pingen.

 


2008 fiel unmittelbar auf dem Wiesenweg, gleich neben dem Freibad und nur wenige Schritte von dem Parkplatz für die Badegäste entfernt, bei Forstarbeiten ein Tagesbruch. Bei der Sicherung und Verwahrung fand man hier einen weiteren, risskundlich nicht dokumentierten Stolnn vor. Er war im Glimmerschiefer in Schlägelarbeit aufgefahren und besaß ein rechteckiges und zirka zwei Meter hohes Profil, das den Normen des 18. Jahrhunderts entsprach.
  

Er folgte zusammen mit einer etwa 3 m höher liegenden Abbaugasse einer eisenschüssigen Kluft etwa 50 m weit in östliche Richtung. Ob damit bereits in früherer Zeit eine Unterfahrung der Stolln am Hang zur Wasserlösung im Kalklager beabsichtigt war, ist nicht bekannt. In diesem Stolln standen jedenfalls weder Kalkskarn noch Strahlstein oder gar sulfidführende Gänge an.

  


Da von diesem Stolln außer einem Kanaldeckel auf dem Weg heute nichts mehr zu sehen ist, folgen wir dem Wiesenweg östlich am Freibad vorbei. Er führt zunächst gemächlich bergan und oberhalb des Weges neben einem etwas verwilderten Forstweg im Wald beginnt dann die Pingenreihe. Mit diesem Foto sind wir ganz unten am südlichen Ende des Pingenzuges. Unterhalb am Bachlauf im Taleinschnitt muß hier auch der Grüne Wiese Stolln angesetzt haben.
 

Offenbar haben die Vorfahren an sehr vielen Stellen entlang der Ausbißlinie des Skarnlagers kleine Schurfschächte und Stolln angelegt.
  

Die Pingenreihe zieht sich zunächst in nördlicher Richtung am Hang des Pökelwaldes bergauf.
  

Füchse passen vielleicht noch immer in einige dieser verbrochenen Stollnmundlöcher hinein.
  

Vor einiger Zeit und mit reichlich Wagemut konnte man einzelne der hier angeschlagenen Stolln halb kriechender Weise noch befahren - eine Sache, die allerdings heute nicht unbedingt mehr zum Nachmachen empfohlen werden soll... (Foto: J. Stark)
   

Weit ging es auch damals schon nicht mehr hinein. Der an den stoß gelehnte Geologenhmmer verdeutlich die Höhe der Baue. Links Versatz im Fallen des Lagers. (Foto: J. Stark)
   

Der Blick in Vortriebsrichtung zur Endschaft dieses Stollns. (Foto: J. Stark)
   

Eine Bohrpfeife im Stoß der Abbaukammer. (Foto: J. Stark)
   

Auf den kleinen Stollnhalden findet man noch gelegentlich Stücke des (schlecht verwendbaren, weil meist mit Glimmerschiefer verwachsenen) dichten bis feinkörnigen und meist weißen, seltener grauen Marmors. Diese Stücke reagieren recht heftig mit verdünnter Salzsäure, weisen also keinen besonders hohen Dolomitanteil auf. Strahlstein, Magnetit oder Sulfide haben auch wir bei unserer Exkursion dagegen hier gar nicht gefunden.
   

Die Pingenreihe zieht sich immer am Berghang entlang…
 

Ein weiteres Stollnmundloch. (Foto: J. Stark)
  

Eine im Glimmerschiefer liegende, rechts oben gänzlich vom eigentlichen Lagerzug gänzlich abgequetschte Marmorlinse. In Tagesnähe scheint der Kalkstein hier - gut an der bräunlichen Farbe zu sehen - zu Dolomit umgesetzt zu sein. (Foto: J. Stark)
   

 Sehr weit ging es auch hier auch früher schon nicht mehr hinein. (Foto: J. Stark)
   

Die früheren Weitungsbaue zeigten sich als mit dem ja reichlich angefallenen, unbrauchbaren Material ziemlich vollständig ausgesetzt. (Foto: J. Stark)
  

Die Endschaft dieses Abbaus mit noch anstehendem Dolomit- Marmor. (Foto: J. Stark)
  

Diese Detailaufnahme des im Stoß noch anstehenden Marmorlagers zeigt gut dessen tektonisch stark beanspruchte und linsenförmig zerrissene Struktur. (Foto: J. Stark)
  

 Detailaufnahme einer nur wenige Zentimeter breiten Kalk- Schmitze im Glimmerschiefer. (Foto: J. Stark)
  

Die meisten der Stollnmundlöcher sind heute jedoch völlig verbrochen.
  

Nur an der Nordwestspitze des Hanges ist auch heute noch ein ganz kleiner Hoffnungsbau offen...
  

…besitzt aber auch nur wenige Meter Tiefe (Foto: J. Weidner).
  

Immerhin stehen an der Firste noch Reste des hier nur geringmächtigen Kalkskarns an…
  

…und wenn man ganz genau hinschaut, entdeckt man sogar noch ein Bohrloch.
  

Um die Bergspitze herum…
  

…setzt sich die Pingenreihe nun nach Nordosten immer weiter fort.
  

Die meisten Pingen besitzen keine große Ausdehnung.
  

Schon weit östlich macht ein Blick zurück am Nordhang des Pökelwalds entlang die vor die Mundlöcher verstürzten Bergehalden im Geländerelief sichtbar. Unterhalb der Ausbißlinie muß hier auch der Fester Schlägel Stolln angesetzt haben... Allerdings ist in dem von vielen Halden geprägten Gelände nur schwer zu erkennen, welche vielleicht einst zur Grube Fester Schlägel gehört haben mag.
  

Die östlichste Pinge, die wir gefunden haben.
  

Auch diese ist nur noch ein „Fuchsbau“…
   

… und heute längst nicht mehr fahrbar.
 

Bei früheren Befahrungen entstand diese Aufnahme des nur einige Dezimeter mächtigen, auch hier eher bräunlich gefärbten und auffällig gebänderten Marmorlagers. (Foto: J. Stark)
  

Die nordöstliche Spitze der Ausbißlinie mit kleinen Pingen oder Schurfgräben. (Foto: J. Stark)
  

Ortskundige finden noch weiter im Osten auch noch den verschütteten Tageschacht von Goldener Regenbogen... (Foto: J. Stark)
  

...und im schon wieder nach Osten abfallenden Gelände die Stollnhalde. (Foto: J. Stark)

  

 

 

Untertage im Besucherbergwerk Herkules & Frisch Glück 

  

Wo wir schon mal da sind, fahren wir natürlich auch auf Herkules & Frisch Glück mal wieder an... Dieses Bergwerk gehört zu den ältesten Bergbauschauanlagen Sachsens, feierte im Jahr 2016 bereits sein 90. Jubiläum der Eröffnung als  Schaubergwerk und immerhin 60 Jahre durchgehenden Besucherbetrieb, nachdem die damalige SDAG Wismut die zuletzt als Lehrbergwerk genutzte Grube 1966 wieder an die Gemeinde übergeben hatte.

  


Besonders an der Ostspitze des Grauls ist noch ein ausgedehntes, halb verfülltes Pingengelände verblieben. Am Südosthang des Fürstenbergs erkennt man das ausgedehnte Abbaufeld anhand einer Unzahl meist winziger Halden und Pingen. 

   


Schematisches Raumbild des heutigen Besucherbergwerkes: Für die Besucher wurden der Frisch Glücker Tagesschacht und die beeindruckendsten Baue der Marmor Stolln-Sohle erschlossen. Über den Marmor Stolln fährt man aus.  

 


Der heutige Eingangsbereich neben der alten Bergschmiede auf Höhe des längst verbrochenen Mundlochs des Herkules Stollns.
    


Den eigentlichen Zugang zum Besucherbergwerk bildet der oben am Hang tonnlägig im Fallen eines Eisenerzganges geteufte Frisch Glücker Tagesschacht.
  


Die rund 250 Betonstufen bis in etwa 90 m Tiefe haben in den 1960er Jahren die Lehrlinge der damaligen SDAG Wismut eingebaut.
  

Im Füllort des Schachtes auf der Sohle des Marmorstollns. (Foto: J. Weidner)
  

Unterhalb der Stollnsohle wurde der Schacht verfüllt und ist heute wie alle tieferen Baue abgesoffen.
(Foto: J. Weidner)
 

Natürlich gibt es für die Besucher von heute auch Technik von damals zu sehen… (Foto: J. Weidner)
 

Dem Flair der Untertagewelt kann man sich als Besucher nicht entziehen… (Foto: J. Weidner)
  

Kleinere Abbaue unterhalb der Stollnsohle mit winzigen „Pfeilern“… (Foto: J. Weidner)
  

…stehen heute sämtlich unter Wasser. (Foto: J. Weidner)
 

Weihnachtsdekoration im „Großen Marmorsaal“ (Foto: J. Weidner)
  


Stimmungsvolle Beleuchtung… (Foto: J. Weidner)
  


Aber natürlich fasziniert auch der strahlendweiße, allerdings hier etwas rissige Marmor. (Foto: J. Weidner)
  


…besonders im Kontrast zu mehrfach aufgeschlossenen, schwarzen Skarnerzen oder zum rotbraunen Eisenerz.
(Foto: J. Weidner)
  

Hier erfolgte offenbar die Lehrlingsausbildung mit dem Bohrgerät…
  

Den umfangreichen Holzausbau im Marmor Stolln zu unterhalten, wird dem Betreiber, der Gemeinde Beierfeld, einige Arbeit machen…
  


Den Ausgang bildet der einstige Marmorstolln der Fürstenberger Kalk- und Marmorbruchsgesellschaft (Foto: J. Weidner). Von hier muß man nun aber wieder bergauf bis zum Parkplatz…  

    

 

 

Ein neuer Besuch im Bergwerk Herkules & Frisch Glück

  

Weil dieses Bergwerk wirklich auch mehrfach sehenswert ist, sind wir Anfang 2020 noch einmal mit neuer Fototechnik hingefahren. Da einige Stellen aus dem obigen Abschnitt schon bekannt sind, verzichten wir im folgenden zumeist auf Bilderläuterungen und lassen die Fotos einfach wirken...

  


Unsere Bilderstrecke beginnen wir im Kleinen Marmorsaal...

   


...und versuchen, ihn mit unserer Aufnahme- und Beleuchtungstechnik von allen Seiten auszuleuchten.

   


Foto: R. Gumprecht.

   


Ganz oben eine kurze Strecke.

  

  

   


Im Großen Marmorsaal. Hier ist ohne die installierten Scheinwerfer nichts auszurichten.

  

   

   


Ein unbenannter Abbau...

   


Nicht ganz so groß - hier kommen wir mit unseren Lichtquellen ganz gut klar.

   

   


Die in den Pfeilern stehengelassenen Teile des Marmorlagers sind sehr interessant...

   

  


Von Nahem betrachtet. Punktuell weiten sich die glimmerreichen Lagen zu "Knollen" auf, die wie Quarzknauern im Tonschiefer aussehen, auf die alten Geologen aber vielleicht auch wie Xenolithe gewirkt haben mögen...
Foto: R. Gumprecht.

   


Foto: R. Gumprecht.

  


Foto: R. Gumprecht.

   


Foto: R. Gumprecht.

  


Wir gehen weiter...

  


Außer in den Pfeilern ist der Marmor bis auf wenige Reste an der Firste komplett ausgehauen.

   

   

  


Ganz unten. Wir fahren nun zum Herkulesstollen.

  

   


Von dem aus fahren wir noch bis zu einem Abbau auf dem Herkules- Lager, der nicht in den normalen Besucherrundgang eingeschlossen ist.

   

  


Man sieht gut, wie steil dieses Lager am Nordostrand der Schwarzenberger Kuppel aufgerichtet ist.

  

   


Wieder etwas für die Geologen: Die eigentlich allgegenwärtigen, schwarzen Mangan- Dendriten fallen auf Kluftflächen im weißen Marmor natürlich besonders schön auf...

   


Auch hier ist in den Stößen und an der Firste vom Marmor praktisch nichts mehr zu sehen.

   


Da sind noch ein paar Pfeiler, die die Firste stützen.

  

  


Wieder zurück auf dem Querschlag und auf dem Weg zum Blindschacht 2.

  

 

   


Diese lange Bohrpfeife entstammt vermutlich der Zeit der Lehrlingsausbildung durch die SDAG Wismut.

   


Foto noch einmal von R. Gumprecht. Dann fahren wir wieder aus...

    


Auf dem Rückweg vom Bergwerk halten wir noch einmal kurz am Parkplatz an der Dudelskirche und laufen ein paar Schritte talabwärts. Unterhalb des Besucherbergwerkes im Oswaldtal steht heute auf den Fundamenten des früheren Kalkwerkes das Hollandheim.
  


Auf dem heute völlig mit Efeu umrankten, einstigen Brennofen steht dieser Anbau.
 


Bei unserem Besuch stand die Tür gerade offen...
  


...und da wir ganz nett gefragt haben, durften wir auch mal hineinschauen. Hinter der engen Tür verbergen sich heute aber nur noch Abstellräume. Die niedrigen, überwölbten Umgänge, in deren Mitte der einstige Niederschachtofen stand, vermitteln noch einen kleinen Eindruck von der Ofenanlage.   

Der frühere Zustand  

  

Neben dem viel berühmteren Erzbergbau sind auch eine ganze Reihe von Zeugnissen der Steine-, Erden- und Bindemittelindustrie im Erzgebirge auf unsere Zeiten überkommen. Mit unserem Beitrag wollen wir an dieses Kapitel der Montangeschichte Sachsens erinnern.

Wenn wir uns in diesem Beitrag auch wieder auf eine begrenzte Region beschränken, so ist es doch fast unmöglich, alle Quellen wiederzufinden, zu sichten und auszuwerten. Die nachstehende Liste wurde überwiegend online recherchiert und nur einen Teil der darin aufgeführten Quellen haben wir bisher selbst eingesehen. Wenn Sie also mehr wissen, als wir, schreiben Sie uns bitte! 

Wenn wir Sie neugierig machen konnten, finden Sie bei uns Sie noch weitere Beiträge zum Bergbau auf Kalkstein, Dolomit und Marmor im Erzgebirgsvorland.

Glück Auf!

J. B.

  



 

Weiterführende Quellen

  

Wo wir außerdem schon nach der Geschichte des Kalkbergbaus und der Kalkverarbeitung recherchiert haben, haben wir einmal in einem  Sammelband zusammengestellt. Sie finden diesen auch in unserer Rubrik Technik unter Baudenkmale.

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

  

         Allgemeine Quellen  

  1. beierfeld.de

  2. waschleithe.de

  3. schaubergwerk-waschleithe.de

  4. elterlein-stadt.de

  5. gutfoerstel.de

  6. chronik-raschau.de

  7. arzgebirgskumpel.de

  8. wikipedia.de

  9. litholex.bgr.de

  10. geomin.de

  11. sse-deutschland.de

  12. Chr. Lehmann: Historischer Schauplatz derer natürlichen Merckwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober- Ertzgebirge, Leipzig, 1699 (Digitalisat: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt)

  13. books.google.de, u. a.:
    - D. J. H. Jung: Versuch eines Lehrbuchs der Fabrikwissenschaft…, Nürnberg, 1785;
    - Dr. F. J. Otto: Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirthschaftlichen Gewerbe, Braunschweig, 1840;
    - P. Loeff: Entwürfe zum Bau von Kalk-, Cement-, Gyps- und Ziegelbrennereien…, Leipzig, 1873
    - W. A. Lampadius: Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde in theoretischer und praktischer Hinsicht, Erster präparativer Theil, Göttingen, 1801,
    - Swen Rinmann’s Allgemeines Bergwerkslexikon, nach dem schwedischen Original bearbeitet und vermehrt, Zweyter Theil, Leipzig 1808,
    - W. A. Lampadius: Grundriß einer allgemeinen Hüttenkunde, Göttingen, 1827

  14. C. F. Schulze: Nachricht von den in der dreßdnischen Gegend vorhandenen Mineralien und Foßilien, in: Neues Hamburgisches Magazin oder gesammlete Schriften aus der Naturforschung der allgemeinen Stadt- und Land- Oekonomie und den angenehmen Wissenschaften überhaupt, Hrsg.: Hermann Heinrich Holle, Hamburg und Leipzig, im Verlag bey Adam Heinrich Hollens Witwe, Nr. 6, Dreyunddreyßigstes Stück, 1796

  15. Jahrbücher für den Berg- und Hüttenmann bzw. für das Bergwesen in Sachsen, Onlineausgaben der Bibliothek der TU BAF, 1827 - 1938

  16. Bergwerksverzeichnisse, Onlineausgaben der TU BAF, 1939 - 1942

  17. Deutsche Fotothek, historisches Bildmaterial sowie Ausschnitte aus dem Kartenmaterial:
    - Topographischer Atlas des Königreichs Sachsen 1:57.600, Section XIX: Schwarzenberg und Section XIV: Zwickau, auf Befehl weiland Sr. Majestät des Königs Friedrich August aus der großen topographischen Landes-Aufnahme reducirt und bearb. bei der Königlichen Militair-Plankammer von Jakob Andreas Hermann Oberreit, sächsischer Offizier und Kartograph (*1777, †1856), gestochen von Bach in Dresden, dat. 1836  bis 1860;
    - Meilenblatt (Freiberger Exemplar) 1:12.000, Blatt 243: Schwartzenberg (Schwarzenberg/Erzgebirge), Grundaufnahme 1790, Nachträge bis 1876
    - Äquidistantenkarte Sachsen 1:25.000, Blatt 137: Section Schwarzenberg, bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes, Leipzig, Giesecke & Devrient, Ausgabe 1876 und
    Ausgabe 1908
    - Topographische Karte (Meßtischblätter) Sachsen, 1:25.000, Blatt 137: Schwarzenberg, Hrsg. wechselnd: Abteilung für Landesaufnahme des sächs. Generalstabes; Reichsamt für Landesaufnahme, Landesaufnahme Sachsen, Ausgabe 1925 und Ausgabe 1943, (Blatt 5542)
    - Geognostische Charte des Königreichs Sachsen, Blatt XV, Ausgabe 1836
    und Blatt No. 138: Section Elterlein-Buchholz, Ausgabe 1900 einschließlich der Erläuterungen
    - Geologische Karte No. 137: Section Schwarzenberg-Aue, Ausgabe 1896
    - A. Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Gesamtausgabe, 13 Bände und 5 Ergänzungsbände von 1814 bis 1833
    - G. Wunder, A. Herbrig und A. Eulitz: Der Kalkwerksbetrieb Sachsens und die Ursachen der verschiedenen Kalkpreise in Sachsen, Verlag W. Engelmann Leipzig, 1867

  18. P. R. Beierlein: Geschichte der erzgebirgischen Marmorbrüche, insbesondere des Schwarzen Bruches zu Kalkgrün bei Wildenfels, in: Jahrbuch des staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden, Verlag Theodor Steinkopff, Dresden und Leipzig, 1963, S.163-248

  19. Wagenbreth, O., Wächtler, E. (Hrsgbr.): Bergbau im Erzgebirge - Technische Denkmale und Geschichte, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig, 1989, ISBN 3-342-00509-2

  20. Kirchgemeinde Markersbach (Hrg.), Chronik der Kirche zu Markersbach, aus Anlaß des 750. Jubiläums, Eigenverlag, Markersbach, 2000

  21. Wismut GmbH: Chronik der Wismut, digitale Ausgabe, 2002

  22. Jens Hahn: Herkules  Frisch Glück und Co. - Berggeschrei am Fürstenberg, Eigenverlag Obererzgebirgischer Silberspiegel Zwönitz, 2007, ISBN 978-3-00-020069-4

  23. Klaus Hoth, Norbert Krutský, Wolfgang Schilka: Marmore im Erzgebirge, in: Bergbau in Sachsen, Bd. 16, Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und Sächsisches Oberbergamt, Dresden 2010, ISBN 978-3-9812792-2-1

  24. Stadt Lugau (Hrsg.): Vor 80 Jahren: Führungswechsel bei Firma Facius, in: Lugauer Anzeiger, Amtsblatt für Lugau und Erlbach-Kirchberg, Nr. 01, 2011, S. 36

  25. Jens Hahn: Bergmännischer Pitaval aus dem sächsischen Erzgebirge - Sagenhaftes aus 1001 Bergmannsschicht, Eigenverlag Obererzgebirgischer Silberspiegel Zwönitz, 2014, ISBN 978-3-00-047712-6

  26. Gerd Grimm: Markersbach - Die Geschichte eines Dorfes von 1240 bis 2015, Band 1, 6. Auflage 2015 anläßlich der 775-Jahr-Feier

  27. Karsten Richter (Chemnitz), Toni Frank (München): Der Wasserstreit im Mittweidatal – ein Kampf um Wasser, Macht und den rechten Glauben, TU Chemnitz, Onlinepublikation als PDF
     
     
    Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden
     

  28. Bestand 10024 (Geheimer Rat), Loc. 04514/07: Kanzleiacta: Wiederaufrichtung der Marmorsteinbrüche in den kurfürstlich sächsischen Landen und wie selbiger außerhalb des Landes auf der Elbe nach Hamburg zollfrei gebracht, auch dann ferner in England, Holland [Niederlande] oder sonst gehandelt werden möge, dat. 1650-1673

  29. Ebenda, Loc. 09928/08: Am 21. April 1779 bei Johann Friedrich Günther, Bauern in Niederzwönitz, entstandene gählige [schnelle] Feuersbrunst mit abgebrannter Kirche, Pfarrwohnung, Wirtschaftsgebäude und Schule, sowohl des Herrn Pastors, Magister Johann Christian Facius', und Schulmeister Carl G. Bauers dabei erlittene mobiliarische Verluste (1881 von der Amtshauptmannschaft Chemnitz abgegeben)

  30. Bestand 10036 (Finanzarchiv), Loc. 35930, Rep. 08, Grünhain, Nr. 0014: Befehl zur Untersuchung des Marmors von den Klostergrundstücken in Grünhain, dat. 1798

  31. Ebenda, Loc. 37682, Rep. 43, Gen. Nr. 0020a, Bl. 119b,120: Konzession zum Bau eines Kalkofens auf dem Tännichthammer im Amt Schwarzenberg, dat. 1734

  32. Ebenda, Loc. 33444, Rep. 32, Grünhain, Nr. 0039: Anlegung eines Kalkofens ohne Konzession durch Christian Friedrich Teubner in Raschau, dat. 1757-1794

  33. Ebenda, Loc. 36278, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 3809: Privileg für den Bergamtsverwalter Marcus Röling zum Bau eines Hochofens im Amt Schwarzenberg unterhalb des Hammerwerkes von Michael Klinger am Emler sowie Konzession zur Umsetzung von Klingers Hochofen nach Rittersgrün an den Cunnersbach, dat. 1580-1669

  34. Ebenda, Loc. 36278, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 3798: Privileg für den Bergamtsverwalter Marcus Röling zum Bau eines Hochofens im Amt Schwarzenberg auf drei Jahre, dat. 1580

  35. Ebenda, Loc. 36278, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 3797: Privilegien und Lehnbriefe für die Hammergüter im Amt Schwarzenberg, Privileg für Karl Goldstein und den Kammermeister Roligk über das Hammerwerk Pöhla sowie Bergeisenordnungen, dat. 1575-1597

  36. Ebenda, Loc. 36278, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 3802: Konzession für Wolf von Elterlein aus Elterlein zum Bau eines Zainhammers sowie eines Hochofens, dat. 1592-1628

  37. Ebenda, Loc. 36063, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 0230: Verzeichnis der ungefähren Wochenproduktion an geschmiedetem Eisen aus den Hammerwerken der Ämter Grünhain und Schwarzenberg, dat. 16. Jhdt.

  38. Ebenda, Loc. 36278, ep. 09, Sect. 1, Nr. 3815: Konzession für Hans Klinger zum Bau eines Hochofens anstelle eines Zerrenwerkes bei seiner Hammerhütte Tännicht im Amt Schwarzenberg, dat. 1613-1736

  39. Ebenda, Loc. 36071, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 0458: Bau eines Hochofens und Frischfeuers in Förstel, Amt Grünhain, durch Rudolf von Schmerzing (Faszikel), dat. 1622

  40. Ebenda, Loc. 36070, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 0430: Streitigkeiten zwischen Samuel Weigel, Hammermeister im Tännicht, und Andreas Kreusel, Erbrichter in Schwarzbach wegen eines Wasserwehres, dat. 1624

  41. Ebenda, Loc. 36135, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 2072: Konzessionen für die Hammermeister in Mittweida, Obermittweida, Tännicht und beim Kugelhammer zum eisernen Ofentopfen- und Kesselgießen (Faszikel), dat. 1676

  42. Ebenda, Loc. 36071, Rep. 09, Sect. 1, Nr. 0437: Schreiben von Johann Ernst Häßler, Besitzer des Hammerwerkes Tännicht im Schwarzenberger Revier wegen der Verlegung seiner beiden Frischfeuer bei Kleinolbersdorf am Schwarzwasser im Amt Chemnitz wegen Holzmangels, dat. 1688-1690

  43. Bestand 10084 (Appellationsgericht), Nr. 04149: Lic. Joh. Philipp Facius, Schönburgischer Amtmann zu Hartenstein gegen die Untertanen zu Wildbach und Langenbach wegen einiger gegen ihn erhobener Beschwerden, dat. 1675

  44. Ebenda: Nr. 05468: Johann Gottfried Krafft zu Schwarzbach b. Schwarzenberg . /. Joh. Gottlieb Meyer, Besitzer des Hammergutes Tännicht, wegen Wegestreitigkeiten, dat. 1762

  45. Ebenda, Nr. 05469: Johann Gottfried Krafft zu Schwarzbach b. Schwarzenberg gegen Joh. Gottlieb Meyer, Besitzer des Hammergutes Tännicht, wegen Wegestreitigkeiten, dat. 1762

  46. Bestand 11384 (Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft), Nr. 2081: Kalk- und Schieferwerke, dat. 1946-1952
     

     
    Staatsarchiv Chemnitz
     

  47. Bestand 30008 (Justiz- und Rentamt Chemnitz), Nr. 909: Johann Ernst Häßler, Hammerherr in Tännicht gegen Christian Hunger, Lehnrichter in Olbersdorf wegen Verunreinigung des Fischbaches, dat. 1711-1720

  48. Bestand 30011 (Amt Grünhain), Nr. 767: Gesuch des Baukonduktens Karl Ferdinand Knießl zu Waldenburg zum Bau eines Kalkofens am Fürstenberg, dat. 1834-1845

  49. Bestand 30016 (Kreisamt Schwarzenberg), Bestandserläuterungen

  50. Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4154: Kalkofen unter Kat.-Nr. 56 für Schwarzbach, dat. 1836-1837

  51. Bestand 30049 (Amtshauptmannschaft Schwarzenberg), Bestandserläuterungen

  52. Ebenda, Nr. 2903: Bau eines Kalkofens durch Rudolph Facius auf den Grund und Boden des Gutsbesitzers Schmiedel & Klemm in Raschau, dat. 1863-1867

  53. Ebenda, Nr. 3002: Marmorzerkleinerungsanlage im Tännichtgut (Hammergut Tännicht), dat. 1906-1907

  54. Ebenda, Nr. 4820: Verunreinigung des Schwarzwassers durch das Ockerwerk Hempel in Wildenau, dat. 1913-1922

  55. Bestand 30050 (Amthauptmannschaft Stollberg), Nr. 609: Sprengstofflager der Firma Rudolf Facius in Lugau, dat. 1910-1932

  56. Bestand 30137 (Amtsgericht Stollberg), Nr. 52: Justizrat Advokat Böhmig, Chemnitz als Aktor des Staatsfiskus gegen Kaufmann Johann Rudolph Facius, Lugau wegen Dynamittransport, dat. 1879-1880

  57. Ebenda, Nr. 445: Firma Rudolph Facius, Lugau, dat. 1862-1951

  58. Ebenda, Nr. 518: Firma Rudolph Facius Söhne, Lugau, dat. 1893-1963

  59. Bestand 30410 (Kreistag / Kreisrat Stollberg), Nr. 563: Treuhandverwaltung der Firma Rudolf Facius (Inhaber Arthur Facius), Großhandel mit Sprengstoffen und Baumaterialien, in Lugau, dat. 1945-1946

  60. Ebenda, Nr. 523: Rückgabe der nicht durch Volksentscheid enteigneten Betriebe („B- Liste“), dat. 1946-1948

  61. Ebenda, Nr. 1001: Rittergut Oelsnitz und landwirtschaftlicher Besitz der Fa. Arthur Facius, Lugau, dat 1945-1948 

  62. Bestand 30570 (Urkunden der Hauptlinie Schönburg- Glauchau), Nr. 4: Kaufvertrag zwischen Burggraf Heinrich von Meißen als Verkäufer sowie Abt Nicolaus und dem Kloster St. Nikolaus in Grünhain über einige Güter im Dorf und der Flur Scheibe, den Hammer im Dorf Raschau und das Dorf Glasberg mit Zubehörungen, dat. 17. Dezember 1402

  63. Bestand 30593 (Herrschaft Waldenburg, zusammengefaßter Bestand),
    Nr. 1134: Abflößung von Marmor auf der Mulde durch das schönburgische Gebiet, dat. (1607, 1625) 1662

  64. Bestand 30861 (Standesherrschaft Wildenfels), Nr. 1476: Kammersekretär Eduard Christian Facius gegen Branntweinbrenner und Gastwirt Johann Christian Tautenhahn zu Weißbach wegen Entrichtung des Branntweinblasenzinses, dat. 1825-1826

  65. Bestand 31050 (Auto Union AG, Chemnitz), Nr. 2370: Kriegsbedingte Auslagerung von Produktionszweigen (nach Orten: L - P), dat. 1944-1945 

  66. Bestand 32957 (Stadt Schwarzenberg), Bestandserläuterungen

  67. Bestand 32966 (Stadt Zwönitz), Nr. 29: Ferdinand Christian Facius gegen Friedrich Wilhelm Tauscher, beide zu Zwönitz, wegen Abdämmung eines Wassergrabens, dat. 1838-1841

  68. Bestand 33035 (Gerichtsamt Scheibenberg), Nr. 9: Immobilienbrandschaden beim Kalkarbeiter Carl August Hempel in Crottendorf, dat. 1868

  69. Bestand 33215: Firma Rudolf Facius Söhne, Lugau / Erzgeb., Bestandserläuterungen 

  70. Bestand 33259 (Gerichtsamt Schwarzenberg), Nr. 12: Vermessung eines Grubenfeldes für die Fundgrube Fester Schlägel bei Raschau, dat. 1857 
     

     
    Bergarchiv Freiberg
     

  71. Bestand 40001 (Oberbergamt Freiberg), Nr. 1790: Registraturen über abgehaltene Generalbefahrungen auf den Gruben des Bergamtsreviers Schneeberg, dat. 1745-1758

  72. Ebenda, Nr. 115: Hauptrevision des Bergamts Annaberg mit den kombinierten Revieren, dat. 1807-1808

  73. Ebenda, Nr. 2072: Streitigkeiten zwischen dem Justizamt Grünhain und dem Bergamt Annaberg, die durch Klage von zwanzig Kloster-Grundstücksbesitzern gegen Hammerwerksbesitzer Carl Heinrich von Elterlein entstanden, weil letzterer aus dem Grund und Boden ersterer Marmor und Kalkstein holte sowie Verleihung der Eisensteinflöße, dat. 1798-1853

  74. Bestand 40003 (Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission), Nr. 59: Zusammenstellung sämmtlicher, in dem Königreiche Sachsen bei dessen geognostischer Untersuchung aufgefundener Lagerstätte gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien, auf allerhöchsten Befehl entworfen von C. A. Kühn, Obereinfahrer, dat. 20. August 1818

  75. Ebenda, Nr. 61: A. Breithaupt: Geognostische Untersuchung des Gebirgsteils zwischen Aue, Grünhain, Elterlein, Schlettau, Crottendorf, Pöhla und Schwarzenberg, dat. 1818

  76. Ebenda, Nr. 146: Die erzhaltigen Grünstein-, Kalkstein- und Dolomitlager in der Gegend von Schwarzenberg, Resultate einer Revisionsuntersuchung im Mai und Juni 1836 von Bernhard Cotta

  77. Ebenda, Nr. 159: A. Nikolai: Geognostische Untersuchung der Gegend von Bärenstein, Scheibenberg, Raschau, Elterlein und Annaberg, dat. 1833-1834

  78. Bestand 40012 (Bergamt Johanngeorgenstadt), Bestandserläuterungen

  79. Bestand 40014 (Bergamt Scheibenberg mit Hohenstein, Oberwiesenthal und Elterlein), Nr. 153: Protokoll über Mutungen und Bestätigungen, dat. 1781-1794

  80. Ebenda, Nr. 245: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1810-1811

  81. Ebenda, Nr. 250: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1812

  82. Ebenda, Nr. 251: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1813

  83. Ebenda, Nr. 252: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1814

  84. Ebenda, Nr. 254: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1815

  85. Ebenda, Nr. 257: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1816

  86. Ebenda, Nr. 258: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1817

  87. Ebenda, Nr. 259: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1818

  88. Ebenda, Nr. 261: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1819

  89. Ebenda, Nr. 262: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1820

  90. Ebenda, Nr. 264: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1821

  91. Ebenda, Nr. 265: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, fortgeführt für das Quartal Luciae von dem Berggeschworenen Johann August Karl Gebler, dat. 1822

  92. Ebenda, Nr. 267: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1823

  93. Ebenda, Nr. 271: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1824

  94. Ebenda, Nr. 273: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1825

  95. Ebenda, Nr. 275: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1825-1826

  96. Ebenda, Nr. 278: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1827

  97. Ebenda, Nr. 280: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1828-1830

  98. Ebenda, Nr. 281: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1831-1833

  99. Ebenda, Nr. 289: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1834-1836

  100. Ebenda, Nr. 292: Klage von Erdmann Friedrich Meyer, Besitzer des Hammerguts Tännicht bei Schwarzbach, gegen einige auf seinem Grund und Boden Eisen- und Braunstein abbauende Eigenlöhner wegen dadurch entstandenen schweren Schäden an seinen Waldungen und Äckern, dat. 1835-1836

  101. Ebenda, Nr. 294: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1836-1838

  102. Ebenda, Nr. 300: Fahrbögen des Berggeschworenen Theodor Haupt, von dessen zeitweiligem Stellvertreter Friedrich Wilhelm Schuberth sowie des Rezessschreibers Lippmann über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1840-1841

  103. Ebenda, Nr. 321: Fahrbögen des Rezessschreibers Lippmann sowie des Berggeschworenen Theodor Haupt über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1842-1843

  104. Ebenda, Nr. 322: Fahrbögen des Berggeschworenen Theodor Haupt sowie des Markscheiders Friedrich Eduard Neubert über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1844-1847

  105. Bestand 40015 (Bergamt Schneeberg), Nr. 718: Funde von weißem Marmor und anderen Mineralen auf der Gelbe Birke Fundgrube am Fürstenberg durch Johann Christoph Flemming, dat. 1716-1719 

  106. Ebenda, Nr. 128: Auf verschiedene Gänge und Gruben eingelegte Mutungen sowie dabei getroffene Maßnahmen, dat. 1746-1827, darin u. a.: Auf Christoph Illings Grund und Boden zu Raschau gemutete Eisensteine und Flöße.

  107. Bestand 40024 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 10-0480 und 10-0482: Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberg bei Waschleithe -  Berechtigungs- Angelegenheiten, dat. 1857-1951

  108. Ebenda, Nr. 10-788: Riedels Fundgrube bei Langenberg, Verleihung der Grube, dat. 1857-1893

  109. Ebenda, Nr. 21-469: Niederwürschnitz-Kirchberger Steinkohlen-Aktienverein, (späterer Besitzer: Rudolph Facius, Niederwürschnitz), dat. 1869-1892

  110. Ebenda, Nr. 21-762: Lugau-Niederwürschnitzer Steinkohlenbauverein, ab 1896 Gewerkschaft Carlschacht, Berechtigungsangelegenheiten, dat. 1883-1900

  111. Ebenda, Nr. 12-405 bis 12-407: Tharandt, Kalk- und Marmorwerk des Herrn Paul Zschille vormals Scholz und Facius, dat. 1900-1912

  112. Ebenda, Nr. 12-15: Kalksteinbrüche, Ton-, Kaolin- und sonstige Gruben, dat. 1901-1905

  113. Ebenda, Nr. 10-775: Robert Fundgrube bei Wahlen, dat. 1858-1862

  114. Ebenda, Nr. 12-421: Wildenau bei Schwarzenberg, Kalkwerk Wildenau, dat. 1882-1908

  115. Ebenda, Nr. 12-422: Wildenau bei Schwarzenberg, Kalkwerk Wildenau des Besitzers Heinrich Richard Hempel, dat. 1908-1919

  116. Ebenda, Nr. 12-355: Raschau, Kalkwerk Raschau vormals Hessler, dat. 1920-1922 

  117. Ebenda, Nr. 12-296: Akten, Betriebsangelegenheiten bei Dietrich’s Marmorbruch im Tännicht betr., dat. 1906-1922

  118. Ebenda, Nr. 12-374 und 375: Schwarzbach, Kalksteingrube des Hammergutes Tännicht der Eisenerz-Aktiengesellschaft in Schwarzenberg später Firma Schulz & Sackur Eisenerz Aktiengesellschaft in Berlin, dat. 1918-1932

  119. Bestand 40027 (Oberbergamt Freiberg), Nr. 0715: Zurückgenommene und abgewiesene Mutungen, dat. 1928-1930

  120. Bestand 40028 (Oberbergamt, Bergwirtschaftsstelle), Nr. 1-0344: Bodenforschungsarbeiten in Langenberg, dat. 1938-1939

  121. Ebenda, Nr. 1-0655: Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberg bei Waschleithe, Berechtsamswesen, dat. 1938

  122. Ebenda, Nr. 1-0762: Meyers Hoffnung Fundgrube bei Schwarzbach, dat. 1937

  123. Bestand 40030 (Oberbergamt, Lagerstättenforschungsstelle), Nr. 1-0719: Raschau-Langenberg, Stamm Asser, Gottes Geschick Vereinigt Feld am Graul, Eisenerzlager, dat. 1942-1947

  124. Ebenda, Nr. 1-1063: Kalkvorkommen, dat. 1934-1949

  125. Ebenda, Nr. 1-0726: Schwarzbach bei Elterlein, Meyers Hoffnung Fundgrube, Hammergut Tännicht, Eisenerzlager

  126. Ebenda, Nr. 1-0344: Sachstandsberichte über den Stand der Bodenforschungsarbeiten, Bodenforschungsarbeiten in Langenberg, dat. 1938-1940

  127. Bestand 40036 (Deponierte Risse zum Erzbergbau), Nr. C11936: Gelber Zweig, Riedels und Gott segne Beständig Fundgrube bei Langenberg, dat. 1876, enthält u.a.: Karl, Köhler, Riedel, Friedrich und Facius Stolln

  128. Ebenda, Nr. D12400: Riedels Fundgrube bei Langenberg (Raschau) sowie das Gebirge östlich des Faciusschen Kalkwerkes, dat. 1875-1893

  129. Ebenda, Nr. 1-K12293: Meyers Hoffnung Fundgrube bei Schwarzbach, dat. 1918-1922

  130. Bestand 40037 (Deponierte Risse der Steine- und Erdenindustrie), Nr. 1-K22939: Wildenau bei Schwarzenberg; Kalkwerk von C. H. Hempel, früher H. E. Teichmann und Engler, einschließlich Neujahr Stolln, dat. 1882-1910

  131. Ebenda, Nr. 1-K23067: Langenberg bei Raschau; Kalkwerk Facius Schacht, dat. 1875-1893, kopiert 1948

  132. Ebenda, Nr. K12981 Zweigler Fundgrube bei Wildenau (Schwarzenberg), dat. 1857

  133. Bestand 40040 (Fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. K06847: Frisch Glück Stolln und Herkules Fundgrube am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1754

  134. Ebenda, Nr. K09122: Zweigler Fundgrube bei Wildenau (Schwarzenberg), dat. 1857-1858

  135. Ebenda, Nr. I07922: Grubenfeld von Meyers Hoffnung, Friedlicher Vertrag und Wilkauer Vereinigt Feld Fundgrube bei Schwarzbach, dat. 1851

  136. Ebenda, Nr. I07759: Junger Himmelsfürst und Goldener Regenbogen Stolln über Raschau, dat. 1806-1814

  137. Ebenda, Nr. I07244: Goldener Regenbogen Stolln über Raschau, dat. 1806-1812

  138. Ebenda, Nr. I06952: Grubenfeld von Fester Schlägel Fundgrube bei Raschau, dat. 1857

  139. Ebenda, Nr. K06951: Fester Schlägel Fundgrube und Grüne Wiese Stolln bei Raschau, dat. 1855-1859

  140. Ebenda, Nr. H9711: Tagegegend von Riedels gevierte Fundgrube, Bau auf Gott Fundgrube, Köhlers Fundgrube und Neujahr gevierte Fundgrube bei Langenberg, dat. 1851

  141. Ebenda, Nr. K8299 und K8300: Riedels Fundgrube bei Langenberg, dat. 1859-1867

  142. Ebenda, Nr. L8310: Riedels Fundgrube bei Langenberg, dat. 1875-1893

  143. Ebenda, Nr. B8311: Grubenfeld von Riedels Fundgrube bei Langenberg, dat. 1885

  144. Ebenda, Nr. K7920: Meyers Hoffnung Fundgrube bei Schwarzbach, dat. 1859-1863

  145. Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K18595: Mangan- und Eisenerz führende Quarzbrockenfelsbildungen bei Langenberg und Schwarzbach, Waschleithe, Elterlein und Unterscheibe, dat. 1866

  146. Ebenda, Nr. K17584: Grund- und Saigerriß über das Kalkwerk des Herrn E. Teichmann & Engler, später C. H. Hempel nebst Neujahr Stolln in Wildenau bei Schwarzenberg, aufgenommen durch L. Hünich, Markscheider, für die bergamtliche Rissammlung copirt von H. Gretschel, nachgebracht bis April 1910, dat. 1882-1910

  147. Ebenda, Nr. H17628: Kalkwerk Facius am Schwarzbach, Gebirge östlich des Werkes entsprechend der Bohrungen von 1883, dat. 1940

  148. Bestand 40052 (Bergamt Schwarzenberg), Bestandserläuterungen

  149. Ebenda, Nr. 362: Mutung von Wasser des Schwarzbaches für Zweigler Fundgrube bei Wildenau, dat. 1856-1868

  150. Bestand 40054 (Bergamt Zwickau und Vorgänger), Nr. 139: Kalkwerk Fürstenberg in Grünhain, dat. 1903-1908

  151. Ebenda, Nr. 051: Herkules Fundgrube, Frisch Glück- und Kiesels Hoffnungs Stolln am Fürstenberg bei Grünhain, dat 1923-1938

  152. Ebenda, Nr. 155: Kalkwerk C. Heinrich Hempel, vormals H. C. Teichmann und Engler in Wildenau bei Schwarzenberg, dat. 1900-1914

  153. Bestand 40064 (Technisches Büro des Bergbaus und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen), Nr. 1-0435: Kalkwerk Raschau-Langenberg, Inhaber Ulbricht & Korb, dat. 1946

  154. Bestand 40069 (Bergbehörde Freiberg), Nr. 590 und 591: VEB Kalkwerk Raschau, Betriebsplan und Werksakte, dat. 1946- 1965 

  155. Bestand 40131 (VEB GFE), Nr. 1-27: Raschau, bei Schwarzenberg, Kalk- und Dolomitvorkommen, dat. 1952-1957

  156. Bestand 40166 (Erzlieferungsextrakte sächsischer Bergreviere), Nr. 22: Extrakt über das Eisenstein-, Eisensteinflöße-, Zinn-, Braunstein-, Kupferkies-, Arsenikkies-, Kohlsteinkies- und Arsenikalien-Ausbringen in der Zeit von 1654-1800 im vereinigten Bergrevier Annaberg, dat. 1838-1842

  157. Ebenda, Nr. 26: Extrakte über das Eisenstein-, Eisensteinflöße-, Zinn-, Kupfernickel-, Braunstein-, Arsenikkies- und Kohlsteinkies-Ausbringen im vereinigten Bergrevier Annaberg mit Scheibenberg und Oberwiesenthal für die Zeit von 1801-1850, dat. 1851

  158. Bestand 40167 (Fotos bergmännischer Tagegebäude), Nr. 557: Raschau, Huthaus am Marmorstolln, dat. 1927

  159. Ebenda, Nr. 550: Raschau, neue Wäsche der Grube Katharina mit Gebäude vom Kalkwerk im Hintergrund

  160. Ebenda, Nr. 657: Schwarzbach; Huthaus der Grube Wilkauer Vereinigt Feld, dat. 1927

  161. Ebenda, Nr. 656: Schwarzbach/Langenberg; Tagegebäude (Bergschmiede) der Grube Wilkauer Vereinigt Feld, dat. 1927

  162. Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg mit Eibenstock, Hohenstein, Johanngeorgenstadt, Oberwiesenthal, Scheibenberg, Schneeberg und Voigtsberg), Nr. 79: Frisch Glück Fundgrube am Fürstenberg unterhalb von Waschleithe, dat. 1708-1709

  163. Ebenda, Nr. 78: Frisch Glück Erbstolln am Fürstenberg unterhalb von Waschleithe, dat. 1711-1718

  164. Ebenda, Nr. 1381: Neujahr Fundgrube bei Wildenau (Schwarzenberg), dat. 1729-1848

  165. Ebenda, Nr. 77: Frisch Glück Erbstolln am Fürstenberg unterhalb von Waschleithe, dat. 1781-1856

  166. Ebenda, Nr. 161: Herkules Fundgrube, ab 1855 Herkules samt Frisch Glück Stolln, ab 1860 Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberg unweit der Oswaldkirche bei Waschleithe, dat. 1793-1890

  167. Ebenda, Nr. 121: Goldener Regenbogen Stolln am Münzerberg im Pöckelwald bei Mittweida (Markersbach), dat. 1791-1811

  168. Ebenda, Nr. 87: Fester Schlägel gevierte Fundgrube im Pöckelwald bei Raschau, dat. 1838-1863

  169. Ebenda, Nr. 274: Reppels gevierte Fundgrube im Raschauer Pfarrwald am Schwarzbach unterhalb von Langenberg, dat. 1815-1850

  170. Ebenda, Nr. 286: Riedels Fundgrube im Raschauer Kommun- und Pfarrwald bei Langenberg, dat. 1820-1883

  171. Ebenda, Nr. 758: Gottes Geschick vereinigt Feld am Graul bei Raschau, dat. 1871-1883

  172. Ebenda, Nr. 143: Wilkauer vereinigt Feld bei Langenberg und Tännicht, dat. 1859-1901

  173. Ebenda, Nr. 135: Gott segne beständig Erbstolln am Roten Hahn bei Langenberg, dat 1851-1909

  174. Ebenda, Nr. 244: Meyers Hoffnung Fundgrube im Tännichtwald bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1806-1901

  175. Ebenda, Nr. 128: Gnade Gottes Fundgrube am Mönchsteig bei Langenberg, ab 1808 Gnade Gottes obere Maßen sowie Gnade Gottes Fundgrube samt untere Maßen und Stolln, ab 1819 Gnade Gottes gevierte Fundgrube, ab 1874 Gnade Gottes vereinigt Feld am Rittergut Förstel bei Langenberg (Raschau), dat. 1807-1895

  176. Ebenda, Nr. 196: Kraus gevierte Fundgrube am Hasengut bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1807

  177. Ebenda, Nr. 186: Kästners Neue Hoffnung gevierte Fundgrube im Tännichtwald bei Schwarzbach, dat. 1807-1840

  178. Ebenda, Nr. 185: Kästners Hoffnung obere 1. südliche gevierte Maß im Tännicht bei Schwarzbach, dat. 1835-1840

  179. Ebenda, Nr. 86: Friedlicher Vertrag gevierte Fundgrube, ab 1841 Friedlicher Vertrag samt Kästners Neue Hoffnung gevierte Fundgrube, im Tännichtwald bei Schwarzbach, dat. 1807-1859

  180. Ebenda, Nr. 307: Trommlers gevierte Fundgrube im Tännichtwald bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1817

  181. Ebenda, Nr. 119: Gabe Gottes gevierte Fundgrube im Tännicht bei Schwarzbach, dat. 1824-1852

  182. Ebenda, Nr. 42: Distlers Freundschaft gevierte Fundgrube am Hammergut Tännicht bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1832-1846

  183. Ebenda, Nr. 100: Großzeche gevierte Fundgrube im Tännicht bei Schwarzbach, dat. 1835-1839

  184. Ebenda, Nr. 101: Großzeche untere 1.-2. gevierte Maßen, ab 1838 Großzeche untere 1. Maß, im Tännicht bei Schwarzbach, dat. 1835-1839

  185. Ebenda, Nr. 23: Beschert Glück gevierte Fundgrube im Tännicht bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1835-1843

  186. Ebenda, Nr. 272: Roter Stolln bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1839-1855

  187. Ebenda, Nr. 1459: Rote Fundgrube bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1856-1864

  188. Ebenda, Nr. 84: Familienglück gevierte Fundgrube, bis 1834 samt Vier Geschwister Fundgrube, am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1830-1846

  189. Ebenda, Nr. 180: Vier Geschwister Fundgrube samt Engelschar Stolln am Fürstenberg bei Waschleithe, Beilehn von Familienglück gevierte Fundgrube, dat. 1830

  190. Ebenda, Nr. 648: Fürstenberg Fundgrube unweit des Fürstenbrunnens am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1832-1864

  191. Ebenda, Nr. 96: Gute Hoffnung Fundgrube und Maßen am Oswaldbach bei Waschleithe, dat. 1833-1841

  192. Ebenda, Nr. 192: Khiesels Hoffnung gevierte Fundgrube am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1834-1846

  193. Ebenda, Nr. 151: Himmlisch Heer Fundgrube und Stolln am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1834-1835

  194. Ebenda, Nr. 60: Engelschar Stolln samt Vier Geschwister Fundgrube, ab 1838 Segen Gottes samt Tiefer Engelschar Stolln und Vier Geschwister Fundgrube, ab 1851 Tiefer Engelschar Stolln, am Oswaldbach oberhalb Waschleithe, dat. 1836-1895

  195. Ebenda, Nr. 296: Segen Gottes Fundgrube am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1846-1855

  196. Ebenda, Nr. 1491: Richard III. Fundgrube am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1858-1861

  197. Ebenda, Nr. 160: Hausteins Hoffnung Fundgrube bei Langenberg, dat. 1830-1925

  198. Ebenda, Nr. 135: Gott segne beständig Erbstolln am Roten Hahn bei Langenberg (Raschau), dat. 1851-1909

  199. Ebenda, Nr. 174: Juno Fundgrube bei Langenberg (Raschau), dat. 1860-1897

  200. Ebenda, Nr. 173: Julius Erbstolln an der Förstelschänke bei Langenberg (Raschau), dat. 1862-1865

  201. Ebenda, Nr. 355: Zweigler Fundgrube, ab 1857 samt Julius Erbstolln, am linken Hang des Schwarzbachtales bei Wildenau (Schwarzenberg), dat. 1840-1886

  202. Ebenda, Nr. 1513: Rautenstock Fundgrube am Schwarzwasser bei Wildenau (Schwarzenberg), dat. 1868-1906

  203. Ebenda, Nr. 162, 163, 164 und 165: Herkules Fundgrube samt Frisch Glück Stolln und Khiesels Hoffnung Erbstolln am Fürstenberg bei Waschleithe, dat. 1890-1938

  204. Ebenda, Nr. 1382: Neujahr Stolln bei Wildenau (Schwarzenberg), dat. 1884-1929 

  205. Ebenda, Nr. 144: Wilkauer vereinigt Feld bei Langenberg und Tännicht, dat. 1901-1920

  206. Ebenda, Nr. 245: Meyers Hoffnung Fundgrube im Tännichtwald bei Schwarzbach (Elterlein), dat. 1901-1930

  207. Ebenda, Nr. 590: Eisenzeche am Wernsbach [Wernitzbächel] und Friedrichsbach bei Großpöhla , dat. 1873-1875

  208. Ebenda, Nr. 1455: Robert Fundgrube bei Wahlen (Crimmitschau), dat. 1859-1962

  209. Bestand 40171 (Grubenvorstände und Mannschaftsbücher verschiedener Gewerkschaften), Nr. 439: Bergwerksangelegenheiten, darin: Bohrungen bei Riedels Fundgrube, später Gott segne beständig am Roten Hahn, dat. 1883