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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Teil 1: Bergbauzeugnisse zwischen Schmiedewalde und Miltitz 

Zu Lage und Regionalgeschichte
Zur Geologie
Zum Dolomit
Zur Bergbaugeschichte
Zu den Kalkwerken in Blankenstein (von Schönberg, Hahn und Faust, später Zschalig)
Zum Kalkwerk Steinbach (Beyrich & Kayser, später Kluge)
Zum Abbau bei Helbigsdorf (u. a. an der Kirsten- Mühle)
Zu den Kalkwerken bei Grumbach und Braunsdorf 
Die Anfänge und der Abbau bis zum 18. Jahrhundert (Auenmüller, Seidewitz u. a.)
Der Abbau bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (Krumbiegel und Wätzig)
Der Abbau im 20. Jahrhundert (
Vereinigte Braunsdorfer Dolomitwerke GmbH)
Zum Abbau nach 1945 (VEB im KWU des Landkreises Dresden)
Relikte und Bergbaufolgen
Erhaltene Zeugnisse
Blankenstein
Steinbach
Helbigsdorf
Grumbach und Braunsdorf
Weiterführende Quellen

Ein Nachtrag zum Kalkabbau in Tharandt 

Noch ein Nachtrag zum Marmor- Abbau rechts der Elbe bei Radebeul 

Noch ein Nachtrag zum Kalkabbau in Blankenstein vor 1850
Noch ein Nachtrag zum Wiederaufbau des Brennofens in Blankenstein

  

  

 

Zum Kalkbergbau im Nossen- Wilsdruffer Schiefergebirge: 
Teil 2: Von Blankenstein bis Braunsdorf

 

Online seit Juni 2016,
letzte Ergänzungen
zur Geschichte der geologischen Erforschung sowie
zu Braunsdorf / Grumbach
im März 2024, im Dezember 2021 zu  Blankenstein,
zu
Steinbach und  Helbigsdorf.

Sie können diesen Beitrag vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen.

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-78810 (1. Auflage vom August 2016) oder
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-354695 (Neuausgabe 2019)

 

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei unseren Recherchen zur Erstellung dieses Beitrages und für zahlreiche weitere Informationen und Ergänzungen bei

  • Herrn E. Richter in Munzig,

  • Herrn L. Wernecke in Blankenstein,

  • Herrn H. Zimmermann, Bergarchiv Freiberg,

  • Herrn M. Fischer, Grumbach, sowie bei

  • Herrn Torsten L., Dresden und Herrn A. Rüthrich, Freiberg, für Bildbeiträge.

   

Zur Lage und Regionalgeschichte des mittleren Triebischtals

 

Mit dem zweiten Teil unseres Beitrages wenden wir uns dem mittleren Abschnitt des Triebischtales zu. Es verläuft von Herzogswalde an der B 173 bis Rothschönberg in einem steilwandigen, teils recht engen und stark gewundenen Sohlental nach Nordwesten. Von Helbigsdorf bis zur Damm-Mühle unterhalb der Brücke der BAB 4 sind es zirka 6,4 km.

Am Ende dieses Beitrages verlassen wir das Triebisch- Tal und wechseln hinüber nach Grumbach und Braunsdorf, heute Stadtteile von Wilsdruff. Südwestlich von Grumbach entspringt in Pohrsdorf das Flüßchen mit dem schönen Namen Wilde Sau, das nach etwa 13 km Gesamtlänge nordöstlich von Klipphausen ebenfalls der Elbe zufließt. Südlich von Braunsdorf verläuft dabei eine lokale Wasserscheide. Der Schloitzbach unmittelbar südlich des ehemaligen Kalkwerkes fließt bereits nach Süden ab und mündet bei Tharandt in die Wilde Weißeritz.

Die Region des mittleren Triebischtales bildete schon immer eine Art „Zwickel“ am Rand der heutigen Landkreise Meißen, Mittelsachsen (Freiberg) und Sächsische Schweiz- Osterzgebirge (Freital). Sie gehörte im 19. Jahrhundert teils zur Amthauptmannschaft Meißen (der Abschnitt nördlich von Blankenstein), teils zur Amthauptmannschaft Freiberg (u. a. Steinbach), teils auch zur Amthauptmannschaft Dresden (Braunsdorf). Dies geht noch auf die unterschiedliche und sehr oft wechselnde Besitzzugehörigkeit im späten Mittelalter zurück. Die Dörfer gehörten verschiedenen Rittergütern an.

Unter den Besitzern spielte in dieser Region die Familie von Schönberg eine herausragende Rolle, doch begegnen wir noch anderen Namen, die Spuren in der sächsischen Montangeschichte hinterlassen haben.

Um die historischen Verhältnisse etwas aufzuklären, müssen wir mit Hilfe der Bestandserläuterungen des Sächsischen Staatsarchives zu den einzelnen Rittergütern sowie unter Nutzung der Informationen über die historischen Personen aus dem Internet weiter ausholen.

 


Zur Veranschaulichung der Lage der mittleren und oberen Triebischtäler sowie der Kalkwerke bei Grumbach und Braunsdorf nahe Wilsdruff nutzen wir wieder die Reliefkarten vom
www.geoportal.sachsen.de.

  

Wir beginnen im Norden: Der Ort Rothschönberg, gelegen auf einem Bergsporn nördlich der heutigen BAB 4, dort wo die Große Triebisch ihre Fließrichtung der Elbe zu nach Meißen wendet, gilt als der Stammsitz der Familie von Schönberg. Wenigstens seit 1254 und noch bis 1945 waren das Rittergut und das Schloß im Besitz der Familie. Viele der im weiteren Text genannten Orte kamen auf verschiedenen Wegen zumindest zeitweise an die von Schönberg, so daß wir hier näher auf diese in der sächsischen Geschichte bedeutsame Adelsfamilie eingehen wollen.

Die Familie von Schönberg, meißnischen Stammes, hat ihren Ursprungssitz auf der Feste Schönberg bei Naumburg. In den Urkunden der Bischöfe von Naumburg wurden Mitglieder der Familie von 1157 an als Edelfreie und als Ministeriale genannt. Die 1218 geweihte St. Michaelskapelle im Zisterzienserkloster Altzella bei Nossen gilt als die erste bekannte Grablege der Schönbergs. Mit dem 1282 bis 1284 wiederholt in Urkunden des Klosters Altzella genannten Sifrid von Schönberg beginnt die genealogisch gesicherte Stammreihe. Seit dieser Zeit waren die Schönbergs vor allem in der Mark Meißen und in der Lausitz ansässig und blieben es bis 1945.

Erste bekannte Besitze waren Rothschönberg und Zschochau, nach denen sich die beiden Hauptäste der Familie nennen. Im 14. Jahrhundert kamen die Herrschaften Sachsenburg (bis 1610) und Purschenstein hinzu. 1377 erwarben die Schönbergs Schloß Reinsberg. 1473 bis 1564 gehörte ihnen die Herrschaft Stollberg, danach fast 100 Jahre lang die Herrschaft Pulsnitz in der Lausitz. Noch 1945 sind die Schönbergs ansässig auf Rothschönberg, Purschenstein, Ober- und Niederreinsberg, Wilsdruff, Limbach, Herzogswalde, Niederzwönitz, Krummenhennersdorf, Thammenhain, Bornitz, Tanneberg, Reichstädt, Kreipitzsch mit der Rudelsburg, Pfaffroda, Dörnthal (seit 1917 im Besitz der Familie Diener von Schönberg) und Mockritz (seit 1916 im Besitz der Familie Camp von Schönberg).

    


Im Örtchen Rothschönberg steht noch immer das Schloß der Schönbergs.

   

Angehörige der Familie bekleideten über Jahrhunderte hinweg hohe Staats- und Verwaltungspositionen in verschiedenen Ländern. Zwischen 1542 und 1761 leiteten u. a. sechs Mitglieder der Familie von Schönberg die sächsische Bergbauverwaltung als Berghauptmann bzw. Oberberghauptmann, darunter:

  • Wolf von Schönberg (Amtszeit 1518 – 1584), Oberhauptmann,
  • Lorenz von Schönberg (1584 – 1588), Berghauptmann,
  • Heinrich von Schönberg (1588 – 1616), Oberhauptmann,
  • Caspar Rudolph von Schönberg (1616  – 1628), Berghauptmann,
  • Georg Friedrich von Schönberg (1628 – 1650), einer der Verteidiger Freibergs vor den Schweden im Dreißigjährigen Krieg,
  • Caspar von Schönberg (1650 – 1676), erbaute das Schloß in Pfaffroda und hinterließ die Grablege in der Annenkapelle in Freiberg,
  • Abraham von Schönberg (1676 – 1711) gilt als der bedeutendste unter den Oberberghauptleuten. 1693 erscheint seine „Ausführliche Berginformation“. Er war Initiator der Freiberger Stipendienkasse und gilt damit als einer der „geistigen Väter“ der Bergakademie Freiberg, deren Gründung 1765 er aber selbst nicht mehr erlebte. Den Gruß „Glück Auf“ führte er offiziell ein.
  • Curt Alexander von Schönberg (1734 – 1761), kursächsischer Kammerherr, Oberberghauptmann und russischer Generalbergdirektor.

  

Für Pfaffroda, südwestlich von Sayda gelegen, wurde erstmals 1512 ein Ritterhof und 1696 ein altschriftsässiges Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Pfaffroda zählte seit 1696 zum Amt Freiberg. Ab 1856 unterstand der Ort dem Gerichtsamt Sayda und seit 1856 der Amtshauptmannschaft Freiberg. Das vom Zisterzienserkloster in Osseg (heute Osek in Tschechien) und deutschen Siedlern urbar gemachte Gebiet, in dem die Herrschaft Pfaffroda lag, gehörte seit 1307 endgültig zur Markgrafschaft Meißen und war seit 1332 im Besitz der Familie von Schönberg.

Bis 1650 war das Gut Pfaffroda Bestandteil der Herrschaft Purschenstein. Danach wurde aus Pfaffroda mit seinen Dörfern Dittmannsdorf, Schönfeld, Reukersdorf, Hallbach und den neu gegründeten Orten Nieder- und Oberneuschönberg eine selbständige Herrschaft unter Caspar von Schönberg aus der Linie Sachsenburg- Mittelfrohna gebildet. Der Erwerb des Rittergutes Dörnthal 1569 mit Helbigsdorf, Kleinneuschönberg und Hutha brachte dieser Herrschaft einen nicht unerheblichen Gebietszuwachs.

Für Dörnthal wiederum, westlich von Sayda gelegen, ist belegt, daß es 1551 zum Rittergut Frauenstein und anteilig zum Rittergut Großhartmannsdorf gehörte. Erst 1696 wurde es als schriftsässiges Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Auch Dörnthal gehörte 1696 zum Bezirk des Amtes Freiberg. Seit 1856 unterstand es dem Gerichtsamt Sayda und ab 1875, wie Pfaffroda auch, der Amthauptmannschaft Freiberg.

Ursprünglich war das Rittergut Dörnthal jedoch im Besitz der Familie von Alnpeck, die im 15. Jahrhundert aus Regensburg eingewandert war, um sich am Bergbau zu beteiligen. Der Name begegnet uns im Weiteren noch öfter, so daß wir zu dieser Familie hier ebenfalls ein paar Informationen einfügen. Die Alnpecks waren vorher Regensburger Ministeriale und hatten ihren Stammsitz nachweisbar ab 1290 im heutigen Oberellenbach (Niederbayern) in der Gegend von Landshut.

Stephan von Alnpeck (der Ältere), Handelsherr zunächst in Landshut, dann in Passau und Regensburg, zog Mitte des 15. Jahrhunderts nach Freiberg in Sachsen und engagierte sich im Silberbergbau. Er war dort 37 Jahre lang Ratsherr und Bürgermeister.

Seine Nachkommen blieben im 16. Jahrhundert im Freiberger Raum ansässig und stellten mit Stephan Alnpeck (dem Jüngeren) im Zeitraum 1490 bis 1501 auch den Landeshauptmann zu Freiberg. Stephan Alnpeck war außerdem Besitzer von Lauenstein und Oberlockwitz.

Auch Peter Alnpeck wurde um 1529 Bürgermeister der Stadt  Freiberg und von 1546 bis 1556 folgte ihm Andreas Alnpeck (*1492, †1563) in der Funktion des Münzmeisters und des Bürgermeisters der Stadt Freiberg nach.

Den Alnpecks gehörte zeitweise auch das Rittergut Tanneberg südlich von Rothschönberg.

  


Das um 1500 erbaute, spätgotische Wohnhaus der Alnpecks mit seinen prächtigen Vorhangbogen-Fenstergewänden im ersten Obergeschoß steht noch heute in Freiberg. Standesgemäß wohnte man als Münzmeister und Ratsherr direkt an der südöstlichen Ecke des Obermarktes zur Korngasse.

  

Der Ort Helbigsdorf wird erstmals 1334 als Waldhufendorf Helwigsdorf erwähnt. Bereits 1411 kauft Caspar von Schönberg das Dorf von der Stadt Wilsdurf ab. Im Jahr 1569 ging das Gut Dörnthal in den Besitz der Familie von Schönberg über. Auf diesem Weg kam Helbigsdorf erneut an die Familie von Schönberg.

Im „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“, Band 3, Ausgabe 1816, liest man dann zu diesem Ort: Helbigsborf, in der Volkssprache Helsdorf, Dorf in dem Königr. Sachsen, im Meißner Kreise, im Kreisamte Meißen, unweit Herzogswalde, 1 Stunde südwestl. von Wilsdruf entfernt gelegen. Es hat 150 Einwohner mit 8 ½ Hufen, und eine Filialkirche von Plankenstein. Ein Theil der Einwohner ist auch nach Herzogswalde eingepfarrt. Die eine Hälfte des Dorfs gehört schrifts. zum Rittergute Weistropp, die andere zu dem Rittergute Roth-Schönberg. In der Gegend dieses Orts, so wie auch an andern Orten der meißnischen Pflege, findet man bergsaftige Alaunerde, Mergel und Erdschmalz.

Der hohe Anteil von Pyrit (Schwefelkies) in verschiedenen Schiefern und Kalksteinen ist bekannt und machte seine Verwendung zu Bau- oder Düngezwecken schwierig oder ganz unmöglich. Solche Schiefer stehen an mehreren Stellen im Triebischtal an. Ob diese Gesteine tatsächlich auch auf Alaun verarbeitet wurden, ist uns noch nicht bekannt. Was hier mit Erdschmalz gemeint ist, müssen wir auch noch ermitteln. Jedenfalls ist an dieser Stelle auch vom Mergel die Rede also kalkreichen, tonigen Gesteinen, die man wie Kalkstein zum Herstellen von Branntkalk verwenden kann. Leider sagt uns diese Quelle aber nichts darüber, ob der Mergel zu dieser Zeit auch abgebaut wurde und von wem...

Helbigsdorf wurde am 1. Januar 1974 mit Blankenstein (siehe unten) vereinigt und diese Gemeinde am 1. Dezember 1994 in Helbigsdorf- Blankenstein umbenannt. Seit 1994 gehörte die Doppelgemeinde zum Landkreis Meißen. Am 1. Januar 1996 wurde sie schließlich nach Wilsdruff eingemeindet.

  

Für Steinbach, südwestlich von Wilsdruff gelegen, wurde erstmals 1551 ein altschriftsässiges Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Steinbach zählte seit 1547 zum Erbamt Meißen. Im Zuständigkeitsbereich des Amtes Meißen lag es 1843. Seit 1856 unterstand der Ort dem Gerichtsamt Wilsdruff und kam daher ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Meißen.

Das Gut Steinbach war mehrmals mit dem Rittergut Neukirchen kombiniert. Für dieses Gut, südöstlich von Nossen gelegen, wurde erstmals 1465 ein Rittersitz, 1519 ein Vorwerk und 1696 ein altschriftsässiges Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Es zählte nachweislich 1378 zum castrum Meißen und seit 1547 zum Erbamt Meißen. Ab 1856 unterstand der Ort dem Gerichtsamt Wilsdruff und seit 1875 der Amtshauptmannschaft Meißen.

Im 14. Jahrhundert gehörte das Gut zusammen mit dem Ort Steinbach der Familie von Born, dann der Familie von Brand und später der Familie von Maltitz. Im Jahr 1547, als es noch amtssässig war, gehörte es Peter von Alnpeck.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war Wolf von Morgenthal Herr auf Neukirchen. Von 1670 bis 1680 war das Gut im Besitz der Familie von Pantzschmann. Dann gehörte es dem Kammerherrn Hans Otto von Ponikau. Anschließend erwarb es die Familie von Mörner. Durch Verheiratung der Tochter des Majors von Mörner ging Neukirchen 1759 in den Besitz der Familie von Schönberg auf Reinsberg über. Im 18. Jahrhundert gehörte es außerdem noch dem Hofmarschall von Erdmannsdorf und später der Familie von Zedwitz. Um 1860 war der Geheime Rat Ludwig Friedrich Ferdinand von Zedtwitz Herr auf Neukirchen.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Hans von Loß als Besitzer von Steinbach genannt. Die Familie von Erdmannsdorf, die auch mit Neukirchen beliehen war, besaß das Rittergut von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1740. Anschließend erwarb es der dänische Generalmajor von Mörner, der es wiederum seinem Schwiegersohn, einem Herrn von Schönberg auf Reinsberg überließ. Dann ging das Gut in den Besitz der Familie von Miltitz über, die es der Familie von Gersdorf überließ. Anschließend erwarb es der Hofrat von Zedtwitz, dessen Familie es um 1860 noch besaß.

Zum Ort Steinbach liest man im „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“ im Band 11, Ausgabe 1824: „Steinbach, bei Herzogswalde, auf einigen Charten Obersteinbach (wahrscheinlich zum Unterschied von jenem bei Kesselsdorf) ein mäßiges Dorf im Kreisamte Meissen, gehört zum dasigen altschriftsässigen Rittergute, jetzt also denen v. Gersdorf, an welche es von denen v. Miltitz kam. Der Ort liegt 4 1/4 Stunden südlich von Meissen, 3 Stunden von Freiberg, 1 3/4 Stunden von Willsdruf, in einem flachen, dem Trübische- Thal in nördlicher Richtung zufallenden, kurzen Grunde, worin sich Steinbach, obgleich nur in 40 Häusern gegen 200 Bewohner fassend, doch ziemlich lang ausdehnt. Es besitzt 5 Hufen, auch eine kleine Mühle, und ist nach Neukirchen gepfarrt. Südlich steigt der Steinberg an ...und in Westen ist die Waldung des Sonnberges. ... Das Rittergut ... war 1547 noch amtsässig, und gehörte damals dem Peter Allnbeck, 1612 dem Hanns Loß, 1726 und noch 1740 dem Hofmarschall v. Erdmannsdorf auf Neukirchen, später dem dänischen Major v. Mörner, seit 1759 aber dessen Schwiegersohn von Schönberg auf Reinsberg.“

Steinbach wurde am 1. Juli 1950 nach Neukirchen eingemeindet, was der historischen Entwicklung folgte. Mit Wirkung vom 1. März 1994 wurde Neukirchen dann der Gemeinde Reinsberg angegliedert. Steinbach gehört somit dem heutigen Landkreis Mittelsachsen an.

   

Dagegen gehörte der unter den genannten am weitesten nördlich gelegene Ort Blankenstein früher immer zum Rittergut Rothschönberg, wie man u. a. wieder im „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“, jetzt aber im Band 8, Ausgabe 1821, unter „P  nachlesen kann: „Plankenstein, auf Schents K. Blankenstein, ein Dorf im Meißner Kreise des Königr. Sachsen, im Erbamt Meissen, 3 ½ Stunden südlich von Meissen, links von der Freiberger Straße nach Dresden, gelegen. Der Ort hat eine Mutterkirche und Schule, die unter der Insp. Meissen und Kollatur des Ritterguts Rothschönberg stehen. Eingepfarrt hieher sind Helbigsdorf (das sonst als Filial galt) zur Hälfte und Schmiedewalde. ... Das Dorf gehört schrifts. zum Ritterg. Rothschönberg. Die Einwohner besitzen 38 Hufen.

Die weitere Entwicklung im Zuge der letzten Gemeindegebietsreformen war dagegen nicht unkompliziert: Am 1. Januar 1974 wurde der Ort nach Helbigsdorf eingemeindet. Diese Gemeinde wurde dann am 1. Dezember 1994 in Helbigsdorf- Blankenstein umbenannt. Seit 1994 gehörte die Doppelgemeinde zum Landkreis Meißen. Am 1. Januar 1996 wurde der Ort schließlich nach Wilsdruff eingemeindet. 1998 wurden Wilsdruff und somit auch Helbigsdorf- Blankenstein in den Weißeritzkreis eingegliedert. 2008 kam Helbigsdorf- Blankenstein zum neugebildeten Landkreis Sächsische Schweiz- Osterzgebirge.

  

Last not least: Wieder ganz anders sah es im Südosten unseres Gebietes bei den heutigen Ortsteilen der Stadt Wilsdruff Grumbach und Braunsdorf aus.

Die Stadt Wilsdruff wurde erstmals 1281 als oppidum erwähnt. Ein altschriftsässiges Rittergut wurde zuerst 1551 genannt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Erster bekannter Besitzer von Wilsdruff war der 1260 genannte Meißner Domherr Wigand von Wilandesdorff. Im Jahr 1323 kam der Besitz schon einmal an die Herren von Schönberg. Im Jahr 1357 wurde der Ort an Nicol Monhaupt verkauft. Vom frühen 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren Vertreter des Adelshauses von Schönberg Erb-, Lehn- und Gerichtsherren der Stadt. Wilsdruff zählte seit 1696 zum Amt Dresden. Ab 1856 unterstand der Ort dem Gerichtsamt Wilsdruff und seit 1875 der Amthauptmannschaft Meißen.

Der heutige Ortsteil Grumbach von Wilsdruff zieht sich über etwa zwei Kilometer südlich von Wilsdruff entlang des Tals der Wilden Sau. Grumbach bildet die flächengrößte Gemarkung der Stadt Wilsdruff und entstand in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. In einer beschöflich- meißnischen Urkunde vom 9. Februar 1223 wird es als Villa Grombach erstmals urkundlich erwähnt. Grumbach war ursprünglich als Waldhufendorf angelegt und ist bis heute durch die Landwirtschaft geprägt. Einen eigenständigen Herrensitz gab es hier nie. Der Ort gehörte teils zum Amt Meißen, teils zum Amt Dresden und teils zum Amt Großenhain. Seit dem 9. Juli 1998 gehört Grumbach zur Stadt Wilsdruff.

Den Ort finden wir ebenfalls im „Vollständigen Staats- Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“, im Band 3, Ausgabe 1816: „Grumbach. Dorf in dem Königr. Sachsen, in dem Meißner Kreise, im Erbamte Meißen, an der Hauptstraße von Dresden nach Frelberg, 3 westlich von ersterer Stadt entfernt gelegen. Der Name des Orts mag entweder aus krummer Bach, oder Grundbach entstanden seyn; er liegt in der That an einem Grunde, den ein Bach, die wilde Sau genannt, durchfließt. … Ackerbau und Viehzucht sind Hauptnahrungszweige; außer einigen Professionisten findet man hier auch eine Mahlmühle und 2 Kalkbrüche. Grumbach hatte, wie man aus Urkunden ersieht, einst Marktrecht, das aber nach und nach einging.

Unter den in diesem Teil unseres Beitrages betrachteten Orten ist dies der einzige eindeutige Verweis auf die Existenz von Kalkwerken aus dieser Quelle und aus dieser Zeit ! 

Der Stadtteil Braunsdorf befindet sich im Südosten des heutigen Wilsdruffer Stadtgebietes und stellt die flächenmäßig kleinste Gemarkung der Stadt dar. Braunsdorf soll 1210 der 1206 erstmals genannte Hermannus de Worganewiz im Auftrag des Meißner Bischofs Bruno II. von Porstendorf gegründet haben, nach dem der Ort als „Brunos Dorf auch benannt ist.

Braunsdorf wurde 1411 als zur Pflege Dresden gehörig beschrieben. Für die amtssässige Grundherrschaft Braunsdorf wurde erstmals 1515 ein Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erbgerichtsbarkeit aus. Der Ort gehörte ab 1551 zum Rittergut Limbach und ab 1764 zum Rittergut Wilsdorf sowie anteilig zum Hospitalamt Dresden. 1696 gehörte es zum Bezirk des Amtes Grillenburg. Die Zuständigkeit ging 1764 anteilig auf das Amt Dresden und das Hospitalamt Dresden sowie 1816 anteilig auf das Amt Grillenburg und das Amt Dresden über. Seit 1843 war allein das Amt Grillenburg zuständig, seit 1856 das Gerichtsamt Tharandt. Ab 1875 unterstand Braunsdorf dann der Amthauptmannschaft Dresden.

Im Postlexikon begegnen wir zwar den Ortsnamen Bräunsdorf und Braunsdorf mehrfach und finden das richtige auf Seite 481 des ersten Bandes, wo es heißt: Dorf im Meißnischen Kreise, im Amte Dresden, in Hinsicht des einen Theils, im Erzgebirgischen Kreise aber, und im Amte Grillenburg hinsichtlich des anderen Theils; 1 ½ Stunde westl. von Dresden, links ab von der Straße nach Freiberg gelegen... [Der] größere Theil des Dorfes gehört schriftsässig zum Rittergute Wilsdruff... Endlich gehört das hiesige amtsässige Rittergut ohne Hufen und Dorfunterthanen unter das erzgeb. Amt Grillenburg.“  Deshalb wird der Ort in dieser Quelle auch unter dem Stichwort Wilsdruff erwähnt: „Zubehör des hiesigen, sehr bedeutenden Rittergutes sind die Dörfer Porsdorf, Saalhausen, Lotzen, das Lohenvorwerk, und Antheile an Grumbach, Braunsdorf, Niederhermsdorf, so wie an den im Amte Meissen gelegenen Dörfern Birkenhayn, Herzogswalde und Röhrsdorf.“

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts (wenigstens 1853 – 1855) war das Rittergut Braunsdorf im Besitz von Rudolph Woldemar von Seydwitz. Diese Familie ist im Staatsarchiv in Zusammenhang mit der Familie von Wiedebach zu finden. 

Braunsdorf wurde am 1. Januar 1973 den bis dahin eigenständigen Gemeinden Oberhermsdorf und Kleinopitz angegliedert und damit eine neue, größere Gemeinde Braunsdorf gegründet. Am 1. März 1994 wurde Braunsdorf zunächst nach Kesselsdorf eingemeindet. Kesselsdorf wiederum wurde am 1. August 2001 mit Wilsdruff vereinigt, wobei Braunsdorf, Oberhermsdorf und Kleinopitz wieder von Kesselsdorf losgelöst wurden und als drei eigenständige Ortsteile zu Wilsdruff eingemeindet wurden. Heute gehört Wilsdruff dem Landkreis Sächsische Schweiz- Osterzgebirge an.

  

  

 

Zur Geologie der Kalksteinvorkommen im mittleren Triebischtal

 

Wir befinden uns jetzt im südlichen Teil des Nossen- Wilsdruffer Schiefergebirges, welches hier nach Süden durch die Caldera des Tharandter Vulkans und nach Südosten durch das Döhlener Becken begrenzt wird. Einen Überblick zur Geologie haben wir bereits im ersten Teil dieses Beitrages gegeben. Im Weiteren konzentrieren wir uns nur auf die Kalksteinvorkommen.  

Einen Zwischenbericht mit Datum vom 20. August 1818 zu der am Ende des 18. Jahrhunderts begonnenen, geognostischen Untersuchung des Königreiches Sachsen, namentlich über die dabei „aufgefundenen Lagerstätten gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien,“ verfaßte „auf allerhöchsten Befehl“ der damalige Obereinfahrer Carl Amandus Kühn (40003, Nr. 59). Darin notierte er im zweiten Kapitel über den zwischen der Elbe und der Freiberger Mulde gelegenen Teil Sachsens (Blatt 63ff), im Abschnitt D. über Lagerstätten nicht brennlicher nutzbarer Fossilien (Blatt 98ff) seines Berichtes, über die hiesigen Kalksteinvorkommen (Blatt 103ff):

§37.

d. Dergleichen im Triebischthale bei Miltitz, Burkerswalde und Kottewitz, Schmiedewalde, Grötzsch, Blankenstein pp.

Eine große Anzahl z. Th. mächtiger Kalklager setzt hiernächst in dem Triebischthale, oberhalb Meißen auf...

Ein 8tes und 9tes dergleichen Lager setzt bei Blankenstein auf.

Die Mächtigkeit dieser Lager kann man noch nicht bestimmen, da Dach und Sohle mit den darauf angelegten Brüchen noch nicht erbrochen sind; auf jeden Fall muß dieselbe aber beträchtlich seyn.

Endlich setzt oberhalb Blankenstein, an der Thümmelsmühle und zwischen dieser und der Adlersmühle ein 10tes, 11tes und 12tes Kalklager auf.

Von denselben ist das 100 Schritt unterer ersterer Mühle gelegene 10 – 12 Ellen mächtig, führt aber nicht durchgehend (?) reinen Kalkstein. Das etwa 800 Schritt unter der Adlersmühle aufsetzende hat 7 Ellen Höhe, ist aber wegen seiner fast durchgängigen Beimengung von Glimmerschiefer überhaupt nicht mit Vortheil abzubauen.

Endlich hat das oberste, 300 Schritt über der Adlersmühle befindliche, dieselbe Beschaffenheit wie das 10te, jedoch eine ansehnlichere Mächtigkeit als jenes.“

Weiter heißt es über die Kalksteinlager bei Braunsdorf im nachfolgenden Paragraphen seines Berichtes (Blatt 105):

§38.

e. dergleichen bei Tharand, Hintergersdorf und Braunsdorf.

Nächstdem finden sich auch bei Tharand und den in der Nachbarschaft gelegenen Dörfern Hintergersdorf und Braunsdorf nicht unwichtige Lagerstätte von Kalkstein.

Was letztere anlangt, so ist dieselbe ein in Thonschiefer eingelagerter, liegender Stock, oder eine mächtige, jedoch sich nicht weit erstreckende Steinmasse.

Die Mächtigkeit besagten Stockes ist bedeutend, denn bei 30 Ellen Tiefe hat man seine Sohle noch nicht erreicht. Auf ihm sind 2 Brüche gangbar...“

   

Im Ergebnis der geologischen Landesuntersuchung entstand um 1845 die Geognostische Karte des Kgr. Sachsen, auf deren Blatt X, Riesa bis Stolpen, auch dieses Gebiet zu finden ist. In dieser Karte wurden die damals bekannten Kalkvorkommen festgehalten.

   


Ausschnitt aus der geognostischen Karte, Blatt X, Ausgabe 1846.

 

K. Pietzsch bearbeitete 1914 bis 1916 u. a. das Blatt 64, Tanneberg- Deutschenbora, neu und ordnet in seinen „Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, 2. Auflage 1916, die hier vorhandenen Kalksteinvorkommen in folgende Kapitel und Alterstufen ein:

III. Die phyllitische Schichtengruppe ...

2. Die Abteilung der tonschieferartigen Phyllite ...

b) Kalkstein

„Einlagerungen von Kalkstein sind an zwei Stellen (auf dem Blatt Tanneberg) bekannt, sie liegen beide im tieferen Teile der Zone, im Hangenden des Chloritgneises. Das eine dieser Lager ist mit dem Rothschönberger Stollen bei etwa 320 m nordöstlicher Entfernung vom 1. Lichtloche übergefahren worden…

Das andere Lager liegt in der Nähe der Kirche von Blankenstein und wurde unterirdisch abgebaut, mit Hilfe eines etwa 35 m tiefen, bis zur Triebischtalsohle hinabreichenden Göpelschachtes, von dem aus ein meist in Chloritgneis stehender Querschlag in nördlicher Richtung nach dem 80 m entfernten Kalklager getrieben war. Die westlich von diesem Querschlag gelegenen Baue sind längst zu Bruch gegangen, was über Tage Anlaß zur Entstehung einer großen Pinge gegeben hat. Der zuletzt noch betriebene, gegenwärtig aber auch schon längere Zeit auflässige Bruch liegt etwa 60 m östlich vom Querschlag.

  


Ausschnitt aus der Geologischen Karte No. 64, Ausgabe 1916. Dunkelblau sind die Kalklager eingezeichnet.

 

Weiter bei Pietzsch: In ihm sah man dunkelbläulichgrauen, mitunter weiß oder lichtrötlich gebänderten Kalkstein teilweise bis 5 m hoch, rein und ohne Schieferzwischenlagen anstehen. Auch zwischen diesem Bruch und dem Querschlag hat man mehrfach inmitten von tonschieferartigem Phyllit Kalkstein angetroffen. Diese Vorkommen sind jedoch wahrscheinlich nur die durch Verwerfungen verschobenen Teile des im großen und ganzen ost-westlich streichenden Hauptlagers, zumal man überall in den Bauen des Kalkwerkes sehr verworrenen und gestörten Lagerungsverhältnissen begegnet ist. Ebenso dürfte der westlich vom Blankensteiner Friedhof durch einen alten auflässigen Bruch aufgeschlossene Kalkstein mit dem Hauptlager in unterirdischem Zusammenhang stehen.

Die chemische Zusammensetzung ergibt sich aus…folgender Analyse:  

  CaO MgO Fe2O3 und Al2O3 Unlösliches
Heller Kalkstein

44,0

0,7

3,4

16,2

Dunkler Kalkstein

52,6

Spuren

2,8

1,5

  

Die anderen Vorkommen weiter südöstlich im Triebischtal wurden von Pietzsch überwiegend dem Silur zugeordnet:

IV. Das Altpaläozoikum
1. Das Silur

d) Kalkstein

Hier liest man: Der als silurisch aufzufassende Kalkstein hat eine feinkristalline bis dichte Beschaffenheit und besitzt graue bis dunkelgraue Farbe. Häufig ist er auch infolge einer mehr oder minder dünnschichtigen Wechsellagerung von helleren und dunkleren Lagen grau und weiß gestreift. Die weiße Farbe und die z. T. grobkristalline marmorartige Beschaffenheit, durch die sich das Burkhardswalder Vorkommen auszeichnet, ist auf kontaktmetamorphische Beeinflussung von seiten des Meißener Syenits zurückzuführen. Sehr wechselnd ist die Beteiligung von grauen und schwarzen Tonschieferhäutchen und Flasern. Bald fehlen jene völlig, bald stellen sie sich in so beträchtlicher Menge ein, daß sich das Gestein nicht mehr zum Brennen eignet; insbesondere in dem großen Bruche bei Groitzsch lassen sich alle möglichen Übergänge von reinem Kalkstein bis zu einem Kalkschiefer (Kalktonschiefer) verfolgen.

Die …ausgeführten chemischen Analysen von Proben der verschiedenen silurischen Kalksteine des Blattes Tanneberg haben übereinstimmend ergeben, daß diese durchweg nur geringe Mengen Magnesia enthalten…

  CaO MgO Fe2O3 und Al2O3 Unlösliches
Steinbach

37,8

1,0

1,3

26,5

Groitzsch

52,7

0,6

0,5

3,9

Munzig

52,4

1,0

1,2

3,0

Schmiedewalde

53,3

1,0

0,9

1,5

  

Die Mächtigkeit des Kalksteins beträgt in der Regel nur wenige Meter, nur bei dem Groitzscher und Schmiedewalder Lager ist sie bedeutender. Über die Lagerungsverhältnisse und die Beschaffenheit der Kalksteinvorkommen im einzelnen läßt sich folgendes sagen: …

Endlich sind aus der Gegend zwischen Steinbach und Helbigsdorf noch eine Anzahl von Kalksteinlagern bekannt. Das bedeutendste ist dasjenige, welches nordwestlich von Steinbach am linken Gehänge des Triebischtales zutage tritt und sich hier 300 400 m weit am Hange entlang verfolgen läßt. Der Kalkstein ist von dunkelgrauer Farbe, dichtem Gefüge und enthält ziemlich viel schwarze Tonschieferhäutchen eingeschaltet, weshalb auch die chemische Analyse … nur 69% kohlensauren Kalk ergab. Der daraus gewonnene Ätzkalk eignet sich daher vorwiegend nur für Düngezwecke. In ziemlich ausgedehntem Maße hat früher der Kalkstein in den Freiberger Hütten als Zuschlagmittel bei dem Flammenofenprozesse Verwendung gefunden.

Seine Gewinnung erfolgte anfänglich im Tagebau, sodann durch einen umfangreichen Stollenbetrieb; gegenwärtig ist das Werk schon längst auflässig.

Der Kalkstein schneidet mit einer NNW streichenden Verwerfungskluft an Diabastuff ab. Zwischen beiden findet sich im südlichen Teile des Bruches eine Scholle von meist weichem, schwarzen, reichlich Eisenkies enthaltenden Alaunschiefer eingequetscht. ...  

  


Die geologische Struktur des nahezu parallel zur Triebisch in SO- NW- Richtung streichenden Steinbacher Lagers illustriert auch ein vom Markscheider Richard Heuchler im Jahr 1894 gezogener Grubenriß (Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40050 (Bergamt Dresden mit Vorgängern), Nr. 061: Kalksteinbruch von Carl Kluge in Steinbach bei Mohorn).
  


Am linken Bildrand ist darin ein Saigerriß quer zum Triebischtal (etwa in West-Ost-Richtung) enthalten. Das hier braun gezeichnete und mit „1894 zusammengebrochener alter Abbau" bezeichnete und, wie oben beschrieben, einige Meter mächtige Kalklager fällt mit steiler Neigung in westliche Richtung ein.

   

Südwestlich von Helbigsdorf trifft man in der Nähe von Böhm’s Mühle*) einen alten, ganz verwachsenen Kalksteinbruch, in dem …ein sehr feinkörniger, dunkelbläulich und schwärzlichgrauer, dickschiefriger, mit Lagen von Tonschiefer und Alaunschiefer durchzogener Kalkstein gebrochen worden ist. Auf der Südseite des Bruches, also im Liegenden des Kalksteinlagers steht schwarzer Alaunschiefer an, der mit etwa 40° nach NW einfällt und nordöstlich streicht; an der Nordseite des Bruches steht Diabastuff an. Dieses Kalksteinlager soll in westlicher Richtung unter der Talsohle fortsetzen und auch am gegenüberliegenden Triebischtalhange nachgewiesen worden sein.

Das letzte Kalksteinvorkommen weiter talaufwärts findet sich einige hundert Meter nordwestlich von der Semmelmühle am Wege von Mohorn nach Helbigsdorf im Hangenden eines Diabaslagers. Es ist fast völlig abgebaut, bestand aus dichtem, im unteren Teile des Lagers graulichweißen bis aschgrauen, von kleinen Eisenkieswürfeln durchsprengten, im oberen Teile dunkelaschgrauen bis schwärzlichgrauen und von dünnen Tonschiefer- und Alaunschieferlagen durchzogenen Kalkstein, dessen Schichten ein annähernd ost-westliches Streichen (hora 7) und 25° nördliches Fallen aufweisen…“

*) Der Name „Böhm’s Mühle“ begegnet uns auf den historischen Flurkarten nur Anfang des 20. Jahrhunderts (Meßtischblatt Nr. 64, Ausgabe 1911, Ausschnitt folgende Abbildung). Es handelt sich dabei um die heutige Leuthold- Mühle. Auf dieser Karte finden wir noch weiter südöstlich auch die Semmel- Mühle und zwischen beiden die Konturen kleiner Steinbrüche im östlichen Talhang.

  


Ausschnitt aus dem Meßtischblatt No. 64 Deutschenbora, Ausgabe 1911, mit der Lage der oben erwähnten Mühlen im Triebischtal.

  

Schließlich verweist Pietzsch noch auf ein weiteres Vorkommen, das er folgendem Kapitel zuordnet:

3. Der Kulm

„Kalkstein ist im Kulm (also im Karbon) des Blattes Tanneberg außer demjenigen, der als eine kalkreiche Abart der Kalkgrauwacken zu betrachten ist, noch in Form eines kaum mehr als 3 m mächtigen Lagers vorhanden, welches sich etwa 200 m westlich von der Kirsten-Mühle (westlich Helbigsdorf) am rechten Triebischtalhange dunklen kulmischen Schiefern einschaltet. Dieser lichtgraue Kalkstein ist vielfach von grünlichen Schieferflasern durchwachsen. Daneben ist auch noch dunkelgrauer dichter Kalkstein vorhanden, welcher weißlich oder auch ockerig anwittert und mehr in Form von langen flachen Linsen dem hangenden schwarzen Tonschiefer eingeschaltet ist. In diesem dunklen Kalkstein liegen zahlreiche bis 1 cm lange Mandeln von grobspätigem Kalkstein, welche nicht selten auch vollständig ausgewittert sind.“

  


Ausschnitt aus der Geologischen Karte No. 64, Ausgabe 1916. Auch das vormals Kayser’sche, dann Kluge’s Kalkwerk war zu dieser Zeit bereits eingestellt. 

  

Für den Bereich um Grumbach und Braunsdorf müssen wir das geologische Kartenblatt wechseln. Das östlich anschließende Kartenblatt No. 65, Wilsdruff, wurde in erster Auflage 1894 von K. Dalmer und R. Beck geologisch bearbeitet. Bei ihnen können wir folgende Bewertung dieses Kalksteinvorkommens nachlesen:

IV. Das Cambrium

„… Dem Cambrium dürfte höchst wahrscheinlich auch das nördlich des Keiles von erzgebirgischen Gneissen gelegene Braunsdorfer Kalklager angehören. Dasselbe wird durch zwei Kalkwerke, das Krumbiegel'sche und Wätzig'sche, unterirdisch abgebaut. Sein Gestein ist ein grauer bis röthlich oder gelblich grauer, meist feinkrystalliner, nur in kleineren Partien gröberes krystallines Korn aufweisender, dolomitischer Kalk, der bald ziemlich rein, bald mehr oder weniger kieselig oder mit Thonschiefersubstanz gemengt erscheint.

Die tektonischen Verhältnisse des Kalklagers sind höchst unregelmässige. Streichen und Fallen seiner Schichten wechseln rasch; zahlreiche Verwerfungsklüfte durchsetzen und dislociren die letzteren, so dass die abbauwürdigen Theile des Lagers höchst unregelmässige Form und gesetzlose Verbreitung erhalten, wodurch naturgemäss deren Abbau sehr erschwert wird. Auch die Grenzen des Kalksteinlagers werden von Verwerfungen gebildet, auf welchen dasselbe an cambrischen Thonschiefern abstösst. 

  


Di
e „höchst unregelmässige Form und gesetzlose Verbreitung“ illustriert sehr schön ein 1894 von Markscheider Richard Heuchler unter Benutzung älterer Risse gezeichneter und bis 1908 nachgebrachter Grund- und Saigerriß des Wätzig'schen Kalkwerkes. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40050 (Bergamt Dresden mit Vorgängern), Nr. 046: Kalkwerk von Oskar Wätzig in Grumbach bei Wilsdruff
  


Der Saigerriß am unteren Rand des obigen Risses illustriert die Abbaumethodik im Tiefbau mit unregelmäßigem Weitungsbau: Grau sind die Abbaukammern dargestellt. Man versuchte dabei, die Pfeiler auf den Abbausohlen übereinander zu belassen, damit die Last des Hangenden nicht auf die Schweben über offenen Kammern darunterliegender Abbaue übertragen wurde. Zur verbrochenen „
oberen Etage“ hielt man respektvoll Abstand.

  

Die zweite Auflage des Blattes 65 wurde 1914 bis 1916 ebenfalls durch K. Pietzsch neu bearbeitet. Die dolomitischen Kalkvorkommen südlich von Grumbach und südwestlich von Braunsdorf ordnet er nun wie folgt ein:

III. Das Altpaläozoikum

2. Das Devon

„Dem Devon gehört wahrscheinlich auch das Lager von Kalkstein an, welches südlich von Braunsdorf durch die jetzt (seit 1911) vereinigten, ehemals Krumbiegel’schen und Wätzig’schen Kalkwerke unterirdisch abgebaut wird. Das Gestein ist ein blaugrauer bis rötlich oder gelblichgrauer, meist sehr feinkristalliner, nur in kleineren Teilen gröberes Korn aufweisender dolomitischer Kalk, der bald ziemlich rein, bald mehr oder weniger kieselig oder mit Tonschiefersubstanz gemengt erscheint. Die chemische Analyse des Kalksteins ergab: ...“ 

  CaO MgO Fe2O3 und Al2O3 Unlösliches
Nach E. Mylius

32,54

18,26

0,85

3,09

Nach F. Mammen

30,89

15,62

3,66

7,97

Nach Wunder, Herbrig und Eulitz

28,40

18,73

2,43

7,27

Theoretische Zus. 
(nach Rößler) *
30,41 21,68 - -

*) Diese Angabe aus dem Lehrbuch für Mineralogie bezieht sich auf das reine Mineral Dolomit ohne Beimengungen von Eisen (Ankerit) oder Mangan (Kutnahorit). Der Rest der Prozentsumme entfällt jeweils auf das Karbonat. Doch weiter im Text von Pietzsch:  

Die tektonischen Verhältnisse des Kalklagers sind verwickelt. Streichen und Fallen seiner Schichten wechseln rasch; zahlreiche Klüfte durchsetzen und verwerfen sie, so daß die abbauwürdigen Teile des Lagers höchst unregelmäßige Form und gesetzlose Verbreitung erhalten, was naturgemäß den Abbau sehr erschwert.“

    


Ausschnitt aus der Geologischen Karte No. 65, Ausgabe 1916. Die Vorkommen von Dolomit bei Grumbach bzw. Braunsdorf wurden um die Wende zum 20. Jahrhundert noch durch zwei Werke abgebaut. Südöstlich vom Krumbiegel’schen lagen aber noch die „Friebel’schen Abbaue“.

  

  

 

Zum Dolomit

 

Weil uns der Dolomit im  nördlichen Teil unserer Wanderungen im Triebischtal noch nicht begegnet ist, aber vielleicht nicht jeder Leser mineralogisch vorgebildet ist, sollen im Folgenden einige Anmerkungen zu diesem Gestein eingefügt werden.

Der Begriff „Dolomit“ bezeichnet sowohl das Gestein, als auch das Mineral, aus dem das Gestein Dolomit im Gegensatz zum Kalkstein vorwiegend aufgebaut ist.

Als eigenständiges Mineral wurde Dolomit 1792 durch den Schweizer Mineralogen Horace Bénédict de Saussure (*1740, †1799) erstmals beschrieben. Dieser benannte das Mineral 1796 nach dem französischen Geologen Déodat de Dolomieu. Früher verwandte man für das Mineral auch die Bezeichnung „Bitterspat“, dabei hat er gar keinen bitteren Geschmack.

Das Gestein hat der französische Geologe Déodat de Dolomieu (*1750, †1801) bei einer Reise durch die damals als „Bleiche Berge“ oder „monti pallidi“ bezeichneten Berge der Südalpen erstmals beschrieben. Er fand heraus, daß sich das Gestein dort eben nicht nur aus „Kalkerde“ (CaO), sondern zu gleichen Anteilen auch aus „Magnesiaerde“ (MgO) zusammensetzte. Auch wenn das Gestein von seinem äußeren Anschein und in seinen physikalischen Eigenschaften dem Kalkstein sehr ähnlich ist, ist doch leicht festzustellen, daß es sich, anders als der Kalkstein, in schwacher bzw. verdünnter Säure nur sehr langsam auflöst.

Dolomieu wollte das neue Gestein eigentlich nach seinem Lehrer, dem Mineralogen und Mont Blanc- Besteiger Horace- Bénédict de Saussure, benennen; aber bald darauf starb er selbst, und die Wissenschaftler benannten nun das Mineral und das Gestein nach ihm. Seitdem tragen auch die „Bleichen Berge“ der Südalpen den Namen „Dolomiten“. In älterer Literatur findet man gelegentlich auch noch den Namen „Saussurite“. Dabei muß man beachten, daß mit dieser Bezeichnung von den Mineralogen heute ein polymineralisches, metamorphes Umwandlungsprodukt von Plagioklas gemeint wird (wikipedia.de).

Während Kalkstein und Marmor gewöhnlich zum größten Teil aus dem Einfachkarbonat des Kalziums CaCO3 (dem Mineral Calzit) bestehen, besteht das Gestein Dolomit (man spricht bei metamorph überprägtem Gestein auch von Dolomit- Marmor“) überwiegend aus dem Doppelkarbonat mit den zwei Kationen des Kalziums und des Magnesiums CaMg(CO3)2. Man kann die chemische Formel des Minerals Dolomit auch CaCO3 • MgCO3 schreiben. Im Schichtgitter wechseln sich die beiden Kationen ab, wodurch die Symmetrie abnimmt. Im Gegensatz zu den trigonal- skalenoedrisch kristallisierenden Einfachkarbonaten tritt beim Dolomit deshalb vorwiegend trigonal- rhomboedrischer Habitus auf.

Aufgrund des kleineren Ionenradiusses des Magnesiumions gegenüber dem des Kalziumions ist die Packungsdichte im Gitter beim Dolomit etwas höher. Noch höher ist sie beim reinen Magnesiumkarbonat MgCO3, welches als natürliches Mineral den Namen Magnesit trägt. Demzufolge nehmen auch die Dichte (Calzit 2,7 g/cm³, Dolomit 2,85 g/cm³, Magnesit 3,0 g/cm³) und die Mohs'sche Ritzhärte (Calzit 3, Dolomit 3,5 bis 4, Magnesit 4) mit dem Magnesiumanteil zu.

Das Gestein Dolomit ist wie der Kalkstein im petrographischen Sinne ein Sedimentgestein, welches sowohl durch primäre Ausfällung des Doppelsalzes aus einer übersättigten Lösung, als auch durch eine sekundäre Dolomitisierung von Kalksedimenten entstehen kann. Es handelt sich also primär um ein chemisches Sedimentgestein, das sich unter ariden Klimabedingungen in abgeschlossenen Meeresbecken oder abflußlosen Beckenseen aufgrund der verdunstungsbewirkten Übersättigung des Wassers mit gelösten Mineralien absetzt.

Aufgrund seiner sehr niedrigen Löslichkeit (bei Abwesenheit von gelöstem Kohlendioxid gerade einmal 14 mg/l unter Normalbedingungen) fällt bei ansteigender Konzentration das Kalziumkarbonat stets als eine der ersten Verbindungen aus der Lösung aus. Da nun aber die meisten Magnesiumsalze demgegenüber sehr gut löslich sind, fallen sie eigentlich gar nicht zusammen mit dem Kalziumkarbonat aus der Lösung aus, sondern finden sich normalerweise erst später in Paragenese mit Steinsalz und Kalisalzen bei den echten Evaporiten (Eindampfungsgesteinen), z. B. als die Sulfate Kieserit und Epsomit oder als die Chloride Carnallit und Bischofit.

Es ist allseits bekannt, daß zahlreiche Kalkgesteine biogenen Ursprungs sind („Muschelkalk“, Kreide). Aktuelle Forschungen zeigten an rezenten Beispielen von Lagunen in Brasilien nun auch, daß für die Dolomitgenese Schwefelbakterien und Fäulnisprozesse von Bedeutung sein können. Durch die biologischen Abbauprozesse wird das leicht lösliche Magnesiumsulfat (Löslichkeit 300 Gramm pro Liter unter Normalbedingungen) dabei unter Bildung von Schwefelwasserstoff zum wesentlich schwerer löslichen Magnesiumkarbonat (Löslichkeit nur 106 Milligramm pro Liter) umgesetzt bzw. als Doppelkarbonat gebunden.
  

Der Prozeß läuft etwa so ab:

gelöstes Kalziumkarbonat und Magnesiumsulfat, Zersetzung organischen Materials 
  

 

Ausfällung von Dolomit und Ausgasung von Schwefelwasserstoff
 
 

Ca2+ + (CO3)2- + Mg2+ + (SO4)2- + CH4

 CaMg(CO3)2  + H2O + H2S

Methan (CH4) steht in dieser Gleichung stellvertretend für organische Substanzen. Der entstehende Schwefelwasserstoff führt daneben häufig zu einer syngenetischen Anreicherung solcher, unter euxinischen Bedingungen gebildeter Sedimentgesteine mit Schwermetallsulfiden.
  

Relativ häufig sind (ebenfalls biogene) Riffkalkgesteine sekundär dolomitisiert. Daß diese Gesteine dafür prädestiniert sind, mag teils an der hohen Porosität des Kalks der einstigen Korallenriffe liegen, wodurch selbst in größerer Versenkung (unter regionalmetamorphen Bedingungen) eine Zirkulation von Lösungen noch lange möglich bleibt; teilweise auch daran, daß überwiegend biogene Kalkgesteine nicht aus Calzit, sondern zum großen Teil aus dessen instabiler, rhombischer Modifikation (aus dem Mineral Aragonit) bestehen, wodurch deren sekundäre Umwandlung leichter vonstattengeht.

Ein weiterer Prozeß, der zu einer sekundären Dolomitisierung führen kann, ist die sogenannte Metasomatose (von griechisch: μετα (meta) ‚mit-, nach-, um-‘; und σῶμα (sóma) ‚Körper‘). Die Metasomatose stellt einen Grenzfall der Metamorphose dar, da sie nicht isochem abläuft. Im Unterschied zur isochemischen Metamorphose wird bei der Metasomatose die elementare chemische Zusammensetzung des Gesteins verändert (allochemische Metamorphose). Metasomatische Prozesse finden vor allem in der durch pneumatolytische und hydrothermale Prozesse geprägten Endphase der Magmendifferenzierung also gewöhnlich unter kontaktmetamorphen Bedingungen statt.

Die Mineralien im Gestein werden dabei durch heiße und unter hohem Druck stehende, aggressive und höchst mobile Fluide gelöst; sie reagieren mit den in den Fluiden gelösten Stoffen und es bilden sich neue Mineralen. Durch Zufuhr von gelösten Magnesiumionen kann es dabei u. a. auch zur Dolomitisierung von Kalksteinen kommen.
  

Bei diesem Prozeß findet einfach ein anteiliger Austausch der Kationen statt:

Magnesiumionen und Kalkspat
  

 

Dolomit und Kalziumionen
 

Mg2+ + 2 CaCO3 

 CaMg(CO3)2 + Ca2+  

Da diese heißen Lösungen natürlich nicht nur Magnesiumionen enthalten, können bei diesem Prozeß auch sogenannte Skarne gebildet werden, welche abbauwürdige Gehalte von Magnetit, Kupferkies, Zinkblende, Zinnstein und anderen Erzen aufweisen können. Solche Eisen- und Buntmetall-Komplexerze wurden besonders häufig im Westerzgebirge (Breitenbrunn, Pöhla u. a.), aber auch bei Munzig im unteren Triebischtal („Strahlsteinlager“) vorgefunden und auch abgebaut.

   


Dolomitkristalle mit rhomboedrischem Habitus. Die rötlich-braune Farbe der Kristalle bei dieser Stufe aus Paitzdorf/Thüringen kommt durch Schüppchen von Hämatit auf den Kristallflächen zustande. Bildbreite zirka 5 cm. (Sammlung Boeck)

Vergleich mit dem  Calzit.

   


Als Gestein sieht der Dolomit – hier der Plattendolomit aus Geithain – etwa so aus (Handstück aus einem ehemaligen Tagebau bei Geithain).

  

Dolomit wird im Vergleich zu anderen Karbonaten nur sehr schwer von Säuren angegriffen. Die Reaktionsgeschwindigkeit mit Säure beträgt weniger als ein Tausendstel der von Calzit. Als eigenständiges Mineral wurde Dolomit 1793 durch den Schweizer Mineralogen H. B. de Saussure erkannt, der ihn nach dem französischen Geologen D. de Dolomieu benannte. Früher gab es für den Dolomit auch die Bezeichnung Bitterspat, obwohl er überhaupt keinen bitteren Geschmack besitzt.

Anwendung findet Dolomitgestein in der Bauindustrie als Pflaster- und Mauerstein, für Bodenplatten, Mauerabdeckungen, Trittstufen, Gestaltungssteine, Wasserbausteine und Edelsplitte. Dolomit ist auch Zuschlagstoff für die Stahlherstellung und Rohstoff für die Glasindustrie. Darüber hinaus ist er ein Hauptbestandteil von Mineralwolle. Dolomit wird zur Bodenstabilisierung sowie als Düngekalk in der Landwirtschaft eingesetzt. Pulverisierter Dolomit wird als „Wiener Kalk“ bezeichnet und als Scheuermittel verkauft; da seine Härte gerade richtig ist, um Kalkbeläge abzukratzen, aber Glas und Porzellan unberührt zu lassen.
  

Außerdem ist es ein Ausgangsstoff für die Herstellung verschiedener Chemikalien. Dolomit kann dazu genau wie Kalkstein gebrannt werden. Bei langsamer Erhitzung von Dolomit wird aber zuerst nur das an Magnesium und erst danach – bei höherer Temperatur – auch das an Kalzium gebundene Kohlendioxid abgespalten. Das Produkt nach der Abspaltung von nur einem Molekül CO2 wird „Magno“ oder „halbgebrannter Dolomit“ genannt. Durch vollständige Kalzinierung entsteht gebrannter Dolomit.

Dolomit
  

 

Kalziumkarbonat, Magnesiumoxid und Kohlendioxid (halbgebrannter Dolomit)

CaCO3  MgCO3  

CaCO3 + MgO + CO2

   
Kalziumkarbonat und Magnesiumoxid
 

 

   
Kalziumoxid, Magnesiumoxid und Kohlendioxid (gebrannter Dolomit)

CaCO3 + MgO 

CaO + MgO + CO2

In der Trinkwasseraufbereitung ist Magno ein wichtiges Filtermaterial, das zur Entsäuerung (Kohlendioxid- bzw. Kohlensäurebindung als Hydrogenkarbonat) eingesetzt wird. Auch bei der Restaurierung von Büchern wird es zur Bindung von Säureresten im Papier verwendet.  Aus dem gebrannten Dolomit wird unter Verwendung von chloridhaltigen Restlaugen der Kalisalzaufbereitung das Magnesiumhydroxid (Brucit) hergestellt.

gebrannter Dolomit und  Magnesiumchloridlösung

 

Kalziumchlorid und Magnesium- hydroxidlösung

CaO + MgO + MgCl2 + 2 H2O  

CaCl2  + 2 Mg(OH)2

In Feuerfestwerkstoffen, wie Schamotte, erhöht sich durch Zusätze von Magnesiumoxid (Periklas) deren Temperaturwechselbeständigkeit. Es ist außerdem Bestandteil von besonders druckfesten Spezialzementen (z. B. Sorel-Zement), die u. a. für Estriche in Industrieanlagen und im Kalibergbau Verwendung finden. Deren Vorteil besteht im Salzbergbau darin, daß sie mit gesättigter MgCl2 - Lauge angemischt werden und dadurch keine Lösungsprozesse im Salzgestein provoziert werden. Das Abbinden des Sorel-Zements erfolgt laut Wikipedia durch Bildung des wasserhaltigen Oxychlorids:

Magnesiumoxid und 
Magnesiumchloridlösung

 

Magnesiumoxichlorid
 

5 MgO + MgCl2 + 13 H2O  

5 Mg(OH)2 MgCl2 8 H2O

Wo außerdem in Sachsen Dolomit abgebaut wurde, berichten wir u. a. in unserem Beitrag zu
 Geithain
.

  

 

 

Zur Geschichte des Abbaus

Zu den Kalkwerken Hahn und Faust (Zschalig) in Blankenstein

 

Über den Beginn des Kalksteinabbaus in Blankenstein kann man nur mutmaßen. Der Name des Ortes könnte darauf hinweisen, daß schon zu seiner Gründungszeit das Kalklager bekannt war, denn blankmeinte ursprünglich auch „hell“ oder weiß“. Zu beachten ist dabei aber, daß einerseits der hier anstehende Kalkstein überhaupt nicht weiß war, sondern grau und bunt gefärbt; und daß die Schreibweise des Ortsnamens auf historischen Karten oft „Planckenstein“ lautete. Der Ortsname könnte also durchaus auch einen ganz anderen Ursprung haben.

Nach Angaben in der bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 065) sei ein Kalkbergwerk in Blankenstein bereits 1723 erwähnt. Die bisher älteste, von uns recherchierte Nachricht über den Kalkbergbau in Blankenstein nennt den Bau eines Kalkofens durch Hans Dietrich von Schönberg, Besitzer des Ritterguts Rothschönberg und datiert auf das Jahr 1733 (20014, Nr. 4503).

Hans Dietrich von Schönberg baute um 1750 westlich der Kirche Kalkstein im Tagebau ab. Die noch heute offene Pinge ist, wenn man die Treppe hinter der Kirche zum Abstieg ins Triebischtal benutzt, rechter Hand gut einzusehen. Das bei der Förderung anfallende taube Gestein wurde neben dem Schloßberg abgekippt. Dieser Talhang wurde aus diesem Grund früher mit dem Flurnamen Haldensturz bezeichnet. Bis zur Wende wurde die Pinge als Müll- und Schuttloch zweckentfremdet. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Blankenstein beräumten 2002 den Müll und renaturierten das Gelände teilweise mit dem Aushub für die Bodenplatte des zu dieser Zeit errichteten neuen Gerätehauses.

Über einen Verkauf des Kalkhauses an Heinrich Wilhelm von Schönberg gibt es Akten aus dem Jahre 1793 (10527, Nr. 348). Abrechnungen des Kalkbruches und der Kalkbrennerei aus dem Zeitraum von 1801 bis 1812 haben wir im Nachlaß der Familie von Schönberg gefunden (12614, Nr. 341 und 342). Auf Grundlage dieser Quellen konnten wir einige Angaben zum frühen Bergbau durch die von Schönbergs in einem  Nachtrag präzisieren.

In der nach 1836 gedruckten Oberreith‘schen Karte von Sachsen ist bereits nur noch der Kalkofen beim Faust'schen Kalkwerk eingezeichnet. Ob die 1884 von Faktor Lorenz gelobte Schachtausmauerung im Faust'schen Kalkbruch bereits auf die von Schönberg’s zurückgeht, da diese Familie durch die Berufungen als sächsische Oberberghauptleute natürlich umfangreiche bergbautechnische Erfahrungen besaß, wissen wir nicht. Jedenfalls lag der erste urkundlich nachweisbare Kalksteinbergbau in Blankenstein im 18. Jahrhundert in den Händen der von Schönberg's.

  


Ausschnitt aus dem Meilenblatt, Berliner Exemplar, angelegt um 1790. Zu dieser Zeit ist nur der von Schönbergische Kalkbruch verzeichnet. Kalkofen und Kalkhaus standen nach den Forschungen der Heimatfrunde aus Blakenstein im Tal der Triebisch, nahe der heutigen Brücke an der Niedermühle.

 


Ausschnitt aus dem Meilenblatt, Freiberger Exemplar, angelegt um 1790, Nachtragungen bis 1870. Pinkert‘s Mühle im Triebischtal (die heutige Niedermühle) sowie Reif‘s Mühle (später Obermühle, heute Krille-Mühle) sind zu sehen. Der Faust‘sche „Kalk Bruch u. Ofen“ wurde hierin mit inzwischen verblaßtem Rotstift nachgetragen.

  

In den „Geognstischen Wanderungen“ von Bernhard Cotta aus dem Jahr 1836 findet sich eine kurze Beschreibung des Schönbergischen Kalkbruches. In der Zweiten Abtheilung: Geologische Wanderungen in die nähere und entferntere Umgegend von Tharandt liest man im §53. Körniger Kalkstein im Schiefer des Triebischthales: „Bei Herzogswalde kommen wir wieder in´s Gebiet des versteinerungsleeren Thonschiefers, der aber von vielen Grünsteinmassen und von Porphyr durchsetzt ist. … Bald hinter Herzogswalde zieht sich das Triebischthal von der Freiberger Straße gegen Nord hinab und in ihm wandern wir zunächst nach Plankenstein. Außer den Dioriten, die als kleine Felsen in das Thal hineinragen, enthält der Thonschiefer häufig Kalklager, welche hier und da abgebaut werden.

Unter den letzteren verdient besonders das bei Plankenstein eine nähere Betrachtung, weil es auf eine recht sehenswerte Weise unterirdisch bebaut wird. Ein hoher Pfeilerbau öffnet sich als weite Höhle in das Thal; man befährt ihn mit der größten Bequemlichkeit, denn man wandert darin umher wie in einer Säulenhalle, in welcher der Schein mitgenommener Fackeln eine ähnlich imposante Wirkung hervorbringt wie in den Höhlen der Dolomitberge. Der hiesige Kalkstein gehört auf ganz dieselbe Weise dem Thonschiefer an, wie der bei Tharandt, d. h. er ist gleichzeitig mit ihm fest geworden.“

  


Über den Blankensteiner Heimatverein gibt es gelegentlich noch die Möglichkeit, einen Teil der alten Weitungsbaue zu befahren. Foto: E. Richter, 2014.
   


Die „hohen Pfeilerbaue“ befährt man - im Vergleich zu anderem Altbergbau - tatsächlich mit „der größten Bequemlichkeit“, wie es B. Cotta 1836 beschrieb... Foto: E. Richter, 2014.
  


Und auch diese Flattertiere freuen sich über diese geräumige Wohnung. Foto: E. Richter, 2014.

    

Aus dem „Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen“ und zwar der Zweiten Lieferung, den Dresdner Kreisdirectionsbezirk enthaltend, von Albert Schiffner, gedruckt 1840 in Leipzig, erfährt man unter der Nummer 193 (S. 415f) über das seinerzeit dem Amt Meißen zugehörige Dorf: „Plankenstein, auch Blankenstein (wahrscheinlich nach dem Geschlechte der Blank, die vielleicht die hiesige Burg angelegt) (unterm Rittergute Rothschönberg, kirchlich unter Meißnischer Ephorie und herrschaftlicher Collatur, 1834 = 48 Häuser, wobei 1 Schule und 400 E.) liegt 3 Stunden südlich von Meißen, 1½ Stunden westlich von Wilsdruf, nicht fern südlich von der Dresden- Waldheimer Straße, und dehnt sich aus sehr hoher Gegend 3/8 Stunde westwärts bis nahe an die Triebsche herab, deren reizendes Wiesenthal zwischen steilen buschigen Bergen 2 isolirte Mühlen, so wie in SW. das Kalkhaus bei den Brüchen und 1 wichtigen Ofen beherberget…

Zwischen der Kirche und dem Triebischthal ist endlich auch die Stätte der Burg, davon noch Keller- und Substructionsreste zeugen, deren Geschichte aber völlig unbekannt ist. Vielleicht kamen die von Blankenstein – unter welchen 1254 ein Hanns und 1313 ein Ritter Konrad, 1461 ein Capellan Burkhard zu Meißen genannt werden – hierher aus Böhmen, wo bei Aussig ebenfalls eine Burg des Namens lag. Auf der Burgstätte hat man einen Schacht auf Kalkstein abgeteuft, und beim Dorfe bricht man auch guten Dachschiefer.“

Einige Jahre später faßte A. Schiffner in seiner „Beschreibung der sächsischen und ernestinischen Lande“, gedruckt 1845, kürzer zusammen: „Das rechts über der Triebische gelegene reiche und lange Dorf Plankenstein (410 E.), Stammort eines alten Geschlechtes, hat 1 schöne Kirche, 1 Lehn - G., 2 Mühlen, Schiefer- und Kalkbrüche, 1 Kalkofen, auch 1 Burgstätte.

In den Erläuterungen zu den Geognostischen Karten von Sachsen, Heft 5, erschienen ebenfalls im Jahr 1845, beschreibt auch Carl Friedrich Naumann dieses Kalklager: „Bei Plankenstein liegt ein Kalksteinlager unmittelbar im Hangenden des dasigen Gneiskeiles. Der Kalkstein ist gewöhnlich dunkel aschgrau und bläulichgrau, auch dunkel röthlichgrau bis schmutzig fleischroth, feinkörnig bis dicht, bisweilen von Kalkspathadern durchtrümert oder mit Thonschieferlagen versehen. Der jetzt gangbare, an der Spitze des Gneiskeiles liegende Kalkbruch wird unterirdisch betrieben, wobei hier und da im Kalksteine Höhlungen mit einer Ausfüllung von gelbem Thone aufgefunden worden sind.

Der Thonschiefer im Hangenden des Kalksteines streicht hor. 6 und fallt 15 bis 20° in Nord. Etwa 400 Schritt westlich von diesem Kalksteinbruche liegt eine große Pinge im Thonschiefer, dessen Schichten dasselbe Streichen mit 30 bis 40° nördlichem Fallen zeigen; in der Tiefe dieser Pinge befindet sich ein alter verlassener Kalkbruch, wo ebenfalls theils grauer, theils violettbrauner Kalkstein gebrochen worden ist, in dessen Liegendem der Gneis ansteht.“ 

  


Das Farbspiel von dunkelgrau bis fleischrot kann man an den anstehenden Resten des Kalklagers noch heute gut beobachten. Foto: E. Richter, 2014.

   


Auf dem recht großformatigen Atlas von Sachsen, erstellt unter Leitung von Jakob Andreas Hermann Oberreit, Blatt 9, gedruckt 1843, ist nur der Faust'sche Kalkbruch südlich der Blankensteiner Kirche eingetragen.

 

Das Kalkwerk im südöstlichen Teil des Lagers war 1851 im Besitz von Carl Ernst Faust. Über die Familie Faust haben wir noch nicht viel herausbekommen können, zumal der Name auch im Staatsarchiv mehrfach auftritt und Namensgleichheiten nicht so einfach auszuschließen sind. Im Bestand der Grundherrschaft Rothschönberg (10527, Nr. 241) taucht jedenfalls ein Hans Georg Faust als Käufer eines Fünfviertelhufengutes im benachbarten Helbigsdorf 1747 auf. Einige Jahre später wird er als Gärtner in Helbigsdorf bezeichnet, ist aber verschuldet und seine Gartennahrung wird versteigert (10642, Grundherrschaft Weisstropp, Nr. 069 und Nr. 165). Die Familie scheint aber in Helbigsdorf ansässig geblieben zu sein, denn ein Johann Georg Faust in Helbigsdorf wird 1780 in einer weiteren Akte des Bestands 10642 (Nr. 145) genannt. Der Name Carl Ernst Faust in Helbigsdorf tritt erstmals 1844 in Erscheinung, als Parzellen seines Eineinviertelhufengutes verkauft wurden (10527, Nr. 016). Zur gleichen Zeit kauft auch ein Johann Gottlieb Faust in Helbigsdorf Parzellen des Erblehngerichtes (10642, Nr. 186).

Herr Faust betrieb den Kalkabbau offenbar mit großer Intensität. Neben dem Tagebau im Bereich des Lagerausstrichs auf der Talschulter legte auch er einen Stolln aus dem Triebischtal heraus an und errichtete zwei Brennöfen.

Eine Akte, die im Jahre 1857 ergangen ist (40024-12, Nr. 020), lehrt uns weiterhin, daß zu diesem Zeitpunkt die Schulgemeinde zu Blankenstein bei der Kgl. Schulinspektion um Erlaubnis zur Veräußerung des unter dem Schulgrundstück befindlichen Kalksteinlagers anfragte: „Zum Schullehn in Blankenstein gehört der Garten, Flurbuch Nr. 49a, welcher nach Mitternacht (Norden) mit Herrn J. A. Hahn’s, nach Mittag (Süden) mit Herrn C. E. Faust’s Grundstücken, nach Abend mit der Schule und nach Morgen mit dem Dorfanger gränzt. Unter diesem Garten liegt, wie vorlängst und noch in den Jahren 1851 und 1852 durch eine beim Kgl. Gerichtsamte Wilsdruff anhängig gewesene Erörterung über die unterirdische Grenze des Schulgartens nach Hahn’s Kalkbruche zu, constatiert wurde, ein sehr bauwürdiger Kalkstein.

Es wäre unverantwortlich, diesen unterirdischen Besitz länger unausgebeutet im Schoße der Erde ruhen zu lassen, zumal sich einerseits durch die Kauflust der beiden unterirdischen Grenznachbarn Faust und Hahn zu seiner guten Verwerthung günstige Gelegenheit bietet und andererseits die Baufälligkeit der zum Schullehn gehörenden Gebäude die Erlangung eines Baukapitals in nicht zu großer Ferne recht wünschenswert machen dürfte.

Aus diesem Grunde erlaubt sich daher die Schulgemeinde den Verkauf des unter dem oben erwähnten Schulgarten unterirdisch liegenden Kalksteinlagers zu beantragen…“

Der Schulleiter war offenbar nicht dumm und versuchte, sich eröffnende Geldquellen zu nutzen, um sein Schulhaus auf Vordermann bringen zu lassen. Schon damals aber arbeiteten die Behörden ziemlich langsam, zumal zu dieser Zeit bergrechtliches und grundherrschaftliches Besitzrecht noch unzureichend voneinander abgegrenzt und miteinander verquickt war. So wanderte diese Anfrage bis vor das Kgl. Sächs. Ministerium für Kultus weiter.

Die muß sie am Ende doch positiv beschieden haben, denn um 1850 begann der damalige Guts- und Brauschänkenbesitzers Johann Adolph Hahn tatsächlich mit dem Abbau (40010, Nr. 2577). Da aufgrund des Einfallens des Lagers in östliche Richtung die Abraummächtigkeit bereits bei rund 25 m lag, konnte Hahn dabei nur untertägig abbauen. Sein Förderschacht erreicht zirka 34 m Teufe.

Bis zum Jahr 1858 ist nachweisbar, daß auch dieser östlichste Lagerstättenteil parallel durch das Kalkwerk des Herrn Hahn abgebaut wurde. In der Folge kam es aber zu einem Rechtsstreit zwischen dem Schullehn und Herrn Hahn um die Zahlung des Kalksteinabfindungs-Quantums.

Für Streitigkeiten sorgte insbesondere Hahn's intensiver Abbau unter Tage, der auch nicht an den Grundstücksgrenzen halt machte. Zudem bestand die Sorge der Nachbarn, daß der Grundwasserspiegel sinken und anliegende Brunnen trocken fallen könnten. Deshalb mußte sich das Bergamt in Freiberg auf Veranlassung des zuständigen Gerichtes in Rothschönberg mit der Sache befassen. Dabei wurde festgestellt, daß Hahn das Schulgrundstück bereits auf zirka 150 m² und das seines Nachbarn Philipp auf zirka 100 m² unterminiert hatte. Ihm wurde ein Bußgeld von zweihundertfünfzig Talern auferlegt, mit dessen Bezahlung er sich jedoch ausgiebig Zeit ließ.

   

1861 gingen das Gut und die Grube an die Witwe von J. A. Hahn über, die offenbar aber das Bergbauabenteuer nicht mit der gleichen Intensität wie ihr verstorbener Gatte fortbetrieb. Die Grube wurde 1866 stillgelegt und der Schacht mit einem Gewölbe verschlossen.

Im August 1867 bereiste der spätere Lehrer für Mineralogie und Geognosie an der Bergschule zu Freiberg (1881-1889), Friedrich August Frenzel, das Triebischtal und berichtete darüber an die Geognostische Landesuntersuchungskommission in Freiberg: „In Blankenstein, am rechten Gehänge der Triebisch, befindet sich wieder ein Kalkbruch. Bevor man zu dieser Stelle gelangt, wechseln die anstehenden Schiefer mehrfach... Der Blankensteiner Kalkstein ist von dunkler, grauer bis schwarzer Farbe, derselbe wird unterirdisch abgebaut...“ (40003, Nr. 285)

Frenzel sprach hier seltsamerweise nur von einem Kalksteinbruch, eigentlich waren es aber zu dieser Zeit doch zwei...?

Auf seiner Reise im Sommer 1867 ist er auch in  Steinbach vorbei gekommen.

   

Das Faust’sche Werk muß dann nach 1884 an den Gutsbesitzer Oscar Zschalig gekommen sein, der es – wie weiter unten zu lesen steht – aber höchstens bis zu seinem Tode 1896 betrieben haben kann.

Der von uns schon im Teil 1 mehrfach zitierte Faktor des Miltitzer Kalkwerks, Carl Heinrich Lorenz, befuhr Ende 1884 auch die südlicher liegenden Kalkwerke und gab bezüglich Blankenstein 1885 den folgenden Bericht ab:

„Kalkwerk Blankenstein, Besitzer C. E. Faust, daselbst, Befahrung am 27.12.1884.

Das hier im Glimmerschiefer aufsetzende, 8 bis 10 m mächtige Kalklager wird unterirdisch durch Streckenbetrieb in einer 27,4 m saiger unter der Hängebank des Förderschachts liegenden Grundstreckensohle abgebaut. Zur Abführung der Grundwasser ist dieses Kalkwerk durch einen Stollen gelöst.

Der vorbenannte Förderschacht ist nach den bergmännischen Regeln für Ausbaumauerung von Schächten auf seine ganze Teufe solide in Mauerung gestellt. Die Förderung in den Strecken erfolgt mittels Förderhunt und Grubenlaufbahn, die Schachtförderung mittels Kübel. Als Sprengmittel dient gewöhnliches Schwarzpulver.

Für den Kalkbrennereibetrieb sind 2 continuirliche, sogenannte Schneller vorhanden.

Die durchschnittliche Belegung beträgt 8 Mann.

Da bei diesem Kalkwerk über die Lage und Richtung der in Betrieb befindlichen  Abbaustrecken ein Grund- und Saigerriß gänzlich fehlt, ferner in unmittelbarer Nähe des Kalkbruchs alter zu Bruch gegangener Abbau vorhanden ist, so empfiehlt sich im Interesse der Sicherheit der Arbeiter die markscheiderische Aufnahme des neuen …und des alten Abbaus, insoweit derselbe noch zugänglich ist.“

Wie wir im Bergarchiv gesehen haben, wurden sowohl zum Hahn’schen, als auch zum Faust’schen, zuletzt Zschalig’schen Kalkwerk tatsächlich Risse angelegt.

  


Ausschnitt aus Blatt XXVI: Herzogswalde der C. W. Weinhold'schen Gangkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Bei Blankenstein (rechts oben) und bei Steinbach (links unten) sind hier die Kalksteinbrüche eingetragen, leider aber keine untertägigen Abbaue. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-2 (Generalrisse, Gangkarten), Nr. K18, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

  


Grund- und Saigerriß von dem Kalkwerk des Gutsbesitzers Herrn Carl Ernst Faust in Blankenstein (jetzt Gutsbesitzerin verw. Zschalig), gezogen am 14. Mai 1886 und zu Risse gebracht, sowie nach dem Zuge vom 14. April 1869 vervollständigt... von Richard Heuchler, Markscheider in Freiberg. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K17592, Gesamtansicht, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:   archiv.sachsen.de/archiv

  


Ausschnitt aus obigem Riß. Links unten sind das Kalkhaus und der Brennofen angerissen. Ganz oben hinter einem Wirtschaftsweg und der Gartenmauer ist auch der „1869 ausgehobene Grund für das neue Schulhaus“ eingezeichnet. Die kreuzschraffierten Abbaue waren zwischen 1869 und 1886 bereits zubruchgegangen.

  


Auf diesem Ausschnitt aus der gedruckten Äquidistantenkarte, Ausgabe 1881, ist zwar die „Pinker Mühle“, jedoch kein Stollen „rot bezeichnet“. Der ehemals Faust’sche, jetzt Zschalig’sche Kalkbruch und die Kalköofen nördlich des Neukirchen- Blankensteiner Weges sind hier eingetragen.

   

Bereits 1876 kam es beim Faust’schen Werk zu einem Einbruch der untertägigen Weitungsbaue. Deshalb schreibt Lorenz auch: „insoweit derselbe noch zugänglich ist“. Wie man auf einer Informationstafel des Bergbaurundweges um Blankenstein lesen kann, wurde die Pinge noch bis in die 1990er Jahre als Schutthalde genutzt.

Einer der zwei von Lorenz noch gezählten Kalköfen des Faust'schen Kalkwerkes wurde 1903 abgebrochen.

Auch im Bereich des Schönberger Tagesschachtes ist ein Bauer mit seinem Gespann eingebrochen, zum Glück ohne Schaden davonzutragen. 1896 wurde daraufhin der Schönberger Schacht überwölbt und oberhalb des Gewölbes verfüllt.

Wie die Bergbehörde in Sachsen schon vor hundert Jahren gearbeitet und die Sicherheit wieder hergestellt hat, darüber haben wir bei unseren Quellenrecherchen die folgende Geschichte gefunden:

Gelegentlich einer Dienstreise am 25. diesen Monats (im Juni 1904) entdeckte man in der Nähe des an der Großen Triebsche von Blankenstein nach Groitzsch führenden Fußweges durch Zufall das in seinem oberen Drittel noch offene Mundloch eines alten Stollns. Bei demselben aufgefundene kleine Kalksteinstücken sowie Angaben der geologischen Karte ließen einen alten Kalksteinbruch vermuten.

Durch den Besitzer Arno Busch der in der Nähe gelegenen Mühle, Brandkataster Nr. 53 von Blankenstein (auf der topographischen Karte Pinkert Mühle*) genannt), erfuhr man Folgendes:

Busch ist vor ungefähr 2 Wochen mit 3 Bekannten in den Stolln, welcher dicht hinter dem Mundloche wie man sich auch überzeugte normalen Querschnitt hat, gekrochen und weiter hinein gefahren. Die Länge des Stollens übersteige 100 m, links und rechts zweigen mehrere Strecken ab, die anfänglich nordnordöstliche Richtung des Stollns böge sich bald mehr nach Nord und Nordnordwest. Auf dem Stolln gelange man in zwei 20 bis 30 m lange und ebenso breite Räume (Weitungen), welche mit wunderschönen Tropfsteingebilden (Stalaktiten und Stalagmiten) erfüllt seien. Diese Weitungen seien unten zirka 4 m hoch, steigen aber an und besäßen an ihrem oberen Ende noch 2 m Höhe.

Der alte Kalksteinbruch soll, wie Busch früher gehört hat, in den 50er, vielleicht auch in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts (also um 1860) in Betrieb gewesen sein und soll ebenso wie das Stollnmundloch auf Rothschönberger Rittergutsflur liegen.

Auf der (hinzugezogenen) Section 64 der topographischen Karte ist das Mundloch des Stollns rot bezeichnet, westlich und östlich des Kirchhofs von Blankenstein ist nach der geologischen Karte mit blauer Schraffur je ein Kalksteinlager eingezeichnet. Nach der Busch’schen Beschreibung führt der Stolln zu dem westlichen Lager. In den Erläuterungen zur geologischen Karte ist auf Seite 63, Absatz 3, dieses Kalksteinlager, nicht aber der Stolln erwähnt. Man drang gegen 20 m in den Stolln ein, sah aber von einem Weiterfahren ab, weil sich im Stolln, in welchem sich noch einige alte, morsche Stempel befinden, viele bruchgefährdete Stellen zeigten und die Stollnsohle gegen ein Fuß hoch mit außerordentlich kaltem Wasser bedeckt war.

Busch wurde gewarnt, in den Stollen wegen seiner Bruchgefahr nicht mehr hineinzukriechen und soweit möglich, andere Leute, die hineinkriechen wollen, davon abzuhalten.

Man schlägt dem Kgl. Bergamt vor, sowohl von der kgl. Amthauptmannschaft Meißen, als auch von dem Rittergutsbesitzer von Schönberg des Ritterguts Rothschönberg, etwaige Akten des alten Kalksteinbruches herbeizuziehen und die dauernde Verwahrung des Stollnmundloches dem betreffenden Grundbesitzer, dessen Person sich aus den amthauptmannschaftlichen Akten ergeben müßte, aufzugeben.

Berginspektion III, Freiberg, Roch, Berginspektor  

*) Anmerkung: Die bereits auf dem Meilenblatt von Sachsen (also um 1790) und auch noch auf der ersten Ausgabe der topographischen Karten von 1881 unter diesem Namen eingetragene „Pinkert“ oder „Pinker Mühle“ ist die heutige „Niedermühle“ westlich von Blankenstein.

Einmal ins Rollen gebracht, ist eine deutsche Behörde nicht aufzuhalten und so findet man noch heute in der betreffenden Akte (40024-12, Nr. 007) den nachfolgenden Schriftverkehr bis anno 1915. Bei Befahrungen 1905 wurde die Anwohnerschaft konsultiert und eruiert, daß der Stolln zu dem Kalkwerk des vor neun Jahren (demnach also 1896) verstorbenen Oscar Zschalig gehört habe und neben dem Stolln auch Tagesschächte vorhanden gewesen sind.

Daraufhin wurde von der Behörde (doch immerhin schon) im Jahre 1908 die Witwe des vormaligen Besitzers, Frau Anna Liddy Zschalig, in die Pflicht genommen. Während man bis 1910 aber zunächst noch festzustellen hatte, daß die Schachtkaue auf dem Zschalig’schen Tagesschacht noch „in gutem Zustande und die Türen vernagelt“ waren, folglich für den Moment keine Gefahr von ihm ausginge, entschied man sich dann 1911 doch, die Witwe zur dauerhaften Schachtverwahrung aufzufordern, weil Vandalen die Türen der Schachtkaue immer wieder aufbrächen und eine Wiederaufnahme des Kalksteinabbaus nicht zu erwarten sei.

Man fand 1911 anläßlich einer Schachtlotung den Schacht auf seiner vollen Teufe von 26,5 m offen und die schon von Lorenz gelobte, elliptische Mauerung „tadellos erhalten“. Die anderen, zum Teil einst zum Hahn’schen Kalkwerk gehörigen Schächte wurden „mit hölzernen Schranken eingefriedet“ vorgefunden.

Der Zschalig’sche, vormals Faust'sche Tagesschacht wurde schließlich 1912 überwölbt.

1915 wurde das Kalkwerk noch einmal näher betrachtet, wobei die Bewertung aber zu dem Schluß kommt, obwohl „die Tiefbaue zum Teil unter dem Neukirchen- Blankensteiner Weg lägen, (daß) bei einem maximalen Pfeilerabstand von 22 Ellen, sowie 46 Ellen Schwebe zwischen Firste und Oberfläche, welche theils aus Urkalkstein, theils aus Urtonschiefer besteht, zwei Gesteinen, die wegen ihrer Festigkeit ganz unwahrscheinlich erscheinen ließen, daß sich ein Bruch durch diese 46 Ellen fortpflanzen könne…“, daß also eigentlich nichts passieren könne.

Und da man nicht weiß, ob die Tropfsteine die Weitungen inzwischen gänzlich ausgefüllt haben, hat sich 1979 bis 1980 die damalige Bergsicherung Dresden, heute Bergsicherung Freital GmbH, im Auftrag der Bergbehörde der Schächte noch einmal angenommen. Das Mundloch des Faust'schen, ungefähr 235 m langen Stollns hat man geöffnet, zu dieser Zeit jedoch den Stolln nicht mehr bis zu den alten Weitungen befahren können.

In diesem Zusammenhang wurden auch der Faust'sche und der Schönberg’sche Schacht und Stolln überprüft, gesichert und verwahrt. Der Schönberger Stolln dient heute Fledermäusen als Winterquartier.

  


Ausschnitt aus der topographischen Karte, Ausgabe 1911. Die Konturen der Tagebaue südöstlich (Kalkwerk Faust, dann Zschalig) und westlich (ehemals von Schönbergischer Bruch) der Kirche sind noch deutlich zu sehen. In dieser Kartenausgabe wird die heutige Krille- Mühle (unterer Rand des Kartenausschnitts) als „Ober- M.“ bezeichnet.

   


Eine weitere historische Karte aus der Zeit um 1935. Hinterlegt ist das heutige Geländerelief. Wir haben noch einmal hervorgehoben, wo sich im Laufe der Geschichte die Kalksteinbrüche und Brennöfen befunden haben. Nur einer der einstigen Brennöfen des Faust'schen Kalkwerkes ist bis in unsere Tage erhalten geblieben. Kartengrundlage von Geoportal.Sachsen.de.

    


Der letzte noch vorhandene Kalkofen in Blankenstein auf einer Aufnahme von P. Schulz, 1944. Ein weiterer Abzug liegt auch im Sächsischen Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg (Bestand 40176, Nr. 662). Den heutigen Zustand zeigen wir hier.

Wir verwenden das Digitalisat aus der Deutschen Fotothek. Der Link zur Originaldatei:

http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87711090

  

 

 

Zum Kayser'schen (Kluge'schen) Kalkwerk zu Steinbach 

  

Bei der Erstellung der bergschadenkundlichen Analyse 1974 (40073-1, Nr. 065) scheint man nicht viel mehr herausgefunden zu haben, als daß erste urkundliche Nachweise des Kalkwerkes bei Steinbach auf das Jahr 1874 zu datieren seien.

Der Schlußstein im Gewölbe des Kalkofens trägt demgegenüber aber schon die Jahreszahl 1798. Auch auf den um 1790 gezeichneten, jedoch zum Teil noch bis in die 1870er Jahre nachgetragenen Meilenblättern ist das Kalkwerk schon dargestellt (und nicht mit Rotstift nachgetragen).

  


Ausschnitt aus dem Meilenblatt, Berliner Exemplar, um 1780, mit der Eintragung von „Kalk Bruch“ und „Kalkofen“ am Osthang des Sonnenberges. Die heutige Dietrichmühle wird hier mit „Adlers M.“ benannt.

   

In einer Akte des Oberbergamtes (40001, Nr. 2974) ist folgende Zeichnung aus dem Jahr 1813 zu finden. Auf der Zeichnung ist der vorüberführende Bachlauf als „Striegisbach“ bezeichnet, was nach dem Kontext aber nicht zutreffend ist. Die Lage des Bruches zum Gewässer, der Wegeverlauf und der Standort des Kalkofens in der Zeichnung stimmt jedenfalls mit der örtlichen Situation in Steinbach vollkommen überein.

 


Grundriß des Kalkwerkes und geologischer Schnitt des Kalksteinbruches bei Steinbach. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40001 (Oberbergamt), Nr. 2974, Blatt 246, Gesamtansicht, Norden ist im Grundriß rechts oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

    

Die Beschriftungen lauten:

a. Kalksteinbruch
b. Kalkofen
c. Steigerwohnung
d. Pferdestall
e. Vorrathsschuppen
f. Striegisbach
(vom Zeichner verwechselt mit der Großen Triebisch) und
g. hier hat vormals ein Kunstgezeug gehangen und es soll daselbst bis
   18 Ellen unter die Thalsohle das Kalklager abgebaut worden sein.

Im Schnitt ist unter der „Dammerde“ zuerst „Thonschiefer“, dann eine schmale Lage „gemeiner Alaunschiefer“ (schwarz markiert) und unten der Kalkstein bezeichnet.

Der Vermerk g. weist darauf hin, daß schon vor 1805 ‒ vermutlich zur Zeit der Errichtung des Brennofens ‒ Kalkstein auch untertage abgebaut worden ist.

    

Das zu dieser Zeichnung gehörige Gutachten datiert auf den 18. August 1813 (40001, Nr. 2974, Blatt 244ff). Leider ist es nur mit schwer lesbaren Initialen unterzeichnet, so daß wir den Verfasser nicht benennen können. Es ist jedoch an den Hochwohlgeborenen Oberberghauptmann von Trebra höchstselbst adressiert, so daß man davon ausgehen kann, daß der Verfasser in hohem Auftrage unterwegs gewesen ist. Der Bericht besagt das Folgende:

Zur gehorsamen Befolgung des von Ihnen mir ertheilten Auftrages, den Kalksteinbruch zu Steinbach zu besichtiigen und über den daselbst in Vorschlag gebrachten Stollnbetrieb ein Gutachten zu geben, habe ich, mit Zuziehung des Reviergeschworenen Heimann (der Name ist schlecht zu lesen) und des über den Kalksteinbruch die Aufsicht habenden Steigers Krecht's, am 2ten August a. c. den fraglichen Kalksteinbruch besichtigt.

Zur Ergänzung meiner weitläufigen Beschreibung habe ich beiliegende Handzeichnung nach dem Augenmaße entworfen, wovon sub. A. der Kalkbruch im Grundriß und sub. B der Gebirgsdurchschnitt nach der Linie α - β des Grundrisses darstellt.

Die Zweiteilung der Zeichnung in Grundriß und Schnitt ist oben ersichtlich; nur die Linie α - β hat der Zeichner leider aus der Handzeichnung zu übertragen vergessen. Doch weiter im Text:

In der Handzeichnung sub. B ist die Vertheilung der Gebirgsschichten angegeben, und ist daraus zu ersehen, daß, um das Kalklager von Tage nieder wie zeither abbauen zu können, eine beträchtliche Höhe (Sie beträgt 20 bis 30 Ellen) Dammerde und Thonschiefergebirge abgefüllt werden muß.

Bei i. des Grundrisses (den Buchstaben findet man in der Zeichnung oben am linken Rand des Steinbruches) hat der Kalkstein am Thonschiefer eine Begrenzung und ist daher die Endschaft des Bruches. Bei a. wird jetzt der Kalkstein gebrochen und es können daselbst und im Umfange nach k. ohne weitere Beschränkung noch 50 bis 60 Ruthen Kalkstein gebrochen werden, dann aber wird es nothwendig, entweder das anstehende, von Tage nieder auf dem Kalkstein lagernde Gebirge weiter abzufüllen, oder man wird sich auf Abbauung des Kalksteins unter der jetzigen Sohle des Bruches einlassen.

Das Abräumen von Tage nieder ist jedoch überaus kostspielig und wird wegen des Einfallens der Gebirgsschichten in der Zukunft noch kostbarer, besonders, weil der (Abraum?) weit weggetragen werden muß. Nach einem ohngefähren Überschlage wird das Abfüllen und Beräumen noch einer 6 Ellen Breite im Umfange des Bruches einen Aufwand von wenigstens 1.500 Thaler, vielleicht noch mehr, erfordern, und dann könnten ohngefähr weitere 300 Ruthen Kalksteine gebrochen werden. Es kommen also jetzt auf eine Ruthe Kalkstein 5 Thl. Abräumungs- und Beräumungskosten.

Nebst der Kostspieligkeit der jetzigen Art und Weise der Gewinnung des Kalksteins ist solche auch gefährlich, da bei der großen Zerklüftung und Losigkeit des über dem Kalkstein liegenden Thonschiefers es leicht möglich (ist, daß) Stücken abbrechen und ihr unvermuthetes Herabfallen die Arbeiter beschädigen könnte.

Nach meinem ohnmaßgeblichen Erachten möchte es vortheilhaft und zweckmäßig sein, wenn man statt der zeitherigen Abbauungsart des Kalksteins durch Abräumung des Gebirges über dem Kalklager, den Abbau des Kalklagers in der Teufe errichtete. Hierzu aber wäre der in Vorschlag gebrachte Stolln zur Wasserlösung nöthig.

Würde dieser Stolln bei k. angefangen und in die Richtung h. getrieben (nach der Zeichnung oben müßte es gerade andersherum sein, denn der Punkt h. liegt am Flußufer und würde das Mundloch markieren.) so müßte man mit selbigem in Kürze das Kalklager abfahren und könnte dann den Stolln bis l. auf dem Lager selbst betreiben. Bei l. wäre ein Schacht bis in die Stollnsohle abzusenken, welcher Schacht ohngefähr 20 Ellen tief werden würde und dann kann man das Kalklager aus diesem Schacht nach allen Seiten vortheilhaft, zugleich ohne Wertherhaltungskosten, abbauen.

Die LÄnge des von k. bis l. zu treibenden Stollns ist ohngefähr 20 Lachter, welche aufzufahren, der Lachter zu 20 Thl. gerechnet, nicht mehr als 400 Thl. kosten dürfte. Das Absinken des Schachtes bei l. bis Stollnsohle kann höchstens 100 Thl. kosten, mithin betragen die Kosten des Stollnbetriebes und Schachtabsinkens nicht mehr als 500 Thl., welche sich auch durch den Ertrag des dabei zu gewinnenden Kalksteins wesentlich vermindern müßten.

Daß mit dem Stolln das Kalklager unterfahren werden sollte, bezweifle ich deshalb, weil bei g. das Kalklager bis 18 Ellen unter die Thalsohle untertage gesetzt haben soll, mithin mithin selbiges seiner Vertiefung nach bei l. noch tiefer einsetzen muß.

Die Vortheile, welche durch die Einbringung eines Stollns von k. nach l. und die Absinkung eines Schachtes bei l. bis Stollnsohle erlangt werden, sind folgende: Erlangt man dadurch

1.) mehre Kenntnisse über die Erstreckung und Beschaffenheit des Kalklagers in die Tiefe und

2.) Gelegenheit. das Kalklager niedriger, wo der Kalkstein tiefer unter dem Thonschiefer ist, vortheilhaft abbauen zu können.

3.) Würden durch die Abbauung des Kalklagers untertage die berechneten Beräumungskosten erspart. Schließlich

4.) Wenn man in Zukunft den oberen Theil des Kalklagers abbauen will, wird man mit leichtern Kosten als zeither einen Theil des Gebirges über dem Lager beräumen können, weil man das Gestein nicht weit wegfahren, sondern in die untertage ausgehauenen Räume hineinkippen kann.

Freyberg, den 18ten August 1813.

Aus diesem Gutachten erfahren wir also, daß zumindest zu dieser Zeit der Kalkstein wieder im Steinbruchbetrieb übertage gebrochen worden ist. Leider berichtet uns der Verfasser überhaupt nichts über die Besitzverhältnisse des Kalkbruchs.

Der weitere Inhalt der Oberbergamts- Akte sagt auch nichts darüber aus, ob der Besitzer dem Rat gefolgt ist und in der nachfolgenden Zeit mit der Aus- und Vorrichtung des vorgeschlagenen Untertage- Abbaus begonnen hat. Erst aus  Rissen weit späterer Zeit ersieht man, daß bis 1894 tatsächlich sogar zwei Stollen angelegt worden sind.

  

1816 befaßte sich aber die Landesregierung Sachsen mit dem Bau eines zur Abfuhr des Kalks aus dem Steinbacher Kalkofen dienenden Wegs von Mohorn nach Steinbach (10079, Loc. 30785/45). Dies sagt uns zumindest, daß der Abbau in Steinbach auch nach dem Ende der Napoleonischen Kriege und dem Wiener Kongreß 1815 weitergegangen ist.

 

Auch auf den nach 1836 gedruckten Oberreit’schen Karten von Sachsen ist das Kalkwerk bei Steinbach eingezeichnet.

Carl Friedrich Naumann führt es in den Erläuterungen zu den Geognostischen Karten, wieder Heft 5 von 1845, ebenfalls an: „Nordöstlich von Steinbach liegt am linken Gehänge des Triebischthales ein zu diesem Dorfe gehöriger, sehr sehenswerther Kalkbruch. Der Kalkstein soll an 40 Ellen mächtig nachgewiesen und desungeachtet noch nicht durchsunken worden sein; er ist meist dunkelgrau gestreift, höchst feinkörnig, dickschieferig und mit Schieferlagen durchflochten, sowie von weißen Kalkspathadern durchsetzt. Er scheint im dasigen Grünsteinschiefer einen fast horizontal liegenden, mächtigen, linsenförmigen Stock zu bilden, dessen obere Hälfte im Steinbruchstoße durchschnitten ist und in seinem Durchschnitte eine ganz flache Kuppel mit sanft wellenförmig gebogenen Schichten darstellt, welche in der Mitte horizontal liegen, nach den Seiten aber etwas abfallen.

Wie schon zwischen den Kalksteinschichten Lagen von stark glänzendem Alaunschiefer vorkommen, so wird der ganze Kalkstock nach oben durch ein bald bauchig angeschwollenes, bald fast verdrücktes und daher abwechselnd 1 bis 6 Ellen mächtiges, übrigens sehr verworren schieferiges Zwischenlager von glänzendem Alaunschiefer bedeckt und von dem überliegenden Grünsteinschiefer abgesondert. Kugeln und andere Concretionen von Eisenkies sind in dem Alaunschiefer nicht selten.“

  


Ausschnitt aus Blatt XXVI: Herzogswalde der C. W. Weinhold'schen Gangkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Genau am braunen Fleck auf dem Original in der Bildmitte sind die Kalköfen und rechts oberhalb die Steinbrüche verzeichnet. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-2 (Generalrisse, Gangkarten), Nr. K18, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

  

Die Autoren des „Kalkwerksbetriebs in Sachsen“, Wunder, Herbrig und Eulitz, führten dann schließlich  1867 die damals bestehenden Kalkwerke im Gebiete des „Urthonschiefers“ entlang der Triebischtäler auf und erwähnen darin ein Kalkwerk „in Steinbach bei Nossen“ im Besitz der Herren von Zedtwitz. Hier ist nun erstmals einer der Besitzer des Kalkwerkes namentlich angeführt.

Die Familie von Zedtwitz entstammt der Herrschaft Zedtwitz im Bayerischen Vogtland (Regnitzland). Zedtwitz ist heute ein Ortsteil von Feilitzsch im Landkreis Hof in Oberfranken. Die fränkische Adelsfamilie kam wahrscheinlich im Gefolge der Vögte von Weida während der Bildung reichseigener Territorien unter Friedrich Barbarossa nach Westsachsen. Als reichsfreie Ministeriale unterstanden sie damals unmittelbar dem Kaiser und gehörten der vogtländischen Reichsritterschaft an (wikipedia.de).

Mit einem Ritter Georg von Zedtwitz wurden die Zedtwitzer erstmals 1235 urkundlich erwähnt. Ein Konrad von Zedtwitz bezeugte im Jahr 1304 eine Urkunde der Vögte von Plauen über den Verkauf des Dorfes Loch an den Deutschen Orden (10001, Nr. 01756). Die ununterbrochene Stammreihe des Geschlechts begann 1377 mit dem Burggräflich Nürnbergschen Rat Peter von Zedtwitz auf Asch/Aš, Krugsreuth/Kopaniny, Grün/Doubrava, Schönbach/Krásná und Neuberg/Podhradí u Aše. Bekannt ist besonders ein Sittich von Zedtwitz, der ab 1481 das kurfürstlich- sächsische und herzögliche Hilfskorps der Brüder Ernst und Albrecht zu Sachsen im Krieg gegen die Ungarn und die Türken befehligte (siehe z. B. 10005, Loc. 4377/02, Bl. 244 und Loc. 4375/03, Bl. 081).

Anfang des 19. Jahrhunderts nahm ein Friedrich von Zedtwitz ‒ wohl als Student der Bergakademie ‒ an der geognostischen Untersuchung der Gegend zwischen Gera, Borna und Zeitz teil (40003, Nr. 100002). Um 1810 war derselbe dann Bergamtsassessor geworden, 1815 Bergmeister in Marienberg (40013, Nr. 1196), ab 1828 im benachbarten Bergamt Annaberg (40007, Nr. 619). Bereits als Bergkommissionsrat verkaufte er seine „zu besonderen oryktognostischen und geognostischen Vorkommnissen angelegte“ Mineraliensammlung, bevor er 1834 verstarb (40007, Nr. 780 und 861).

Etwa um 1826 hatte dann der Geheime Rat Ludwig Friedrich Ferdinand von Zedtwitz das Rittergut Neukirchen erworben (10409, sowie 10079, Loc. 14213/06). Die beiden benachbarten Güter Neukirchen und Steinbach waren in ihrer Geschichte mehrmals kombiniert und auch die Familie von Zedtwitz war gleichzeitig im Besitz des Rittergutes Steinbach (10577).

Ob es sich bei diesem Geheimen Rat um denselben Bergkommissionsrat und Bergmeister handelte, wissen wir nicht genau ‒ die weitverzweigte Adelsfamilie gliederte sich inzwischen in mehrere gräfliche und freiherrliche Linien. Besagter Ludwig Friedrich Ferdinand von Zedtwitz muß jedenfalls 1838 noch auf Steinbach gelebt haben (10057, Nr. 1815). Da die von Zedtwitz erst im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts das Gut Steinbach erwarben, kommen sie auch nicht als die Erbauer des Schnellerofens am Kalkwerk in Steinbach (Baujahr nach dem Schlußstein 1798) infrage.

Genauer weiß man es also nicht, wer mit dem Abbau in Steinbach eigentlich zuerst begonnen hat.

  

Als im August 1867 der spätere Lehrer für Mineralogie und Geognosie an der Bergschule zu Freiberg (1881-1889), Friedrich August Frenzel, das Triebischtal herab wanderte, kam er auch am Kalkwerk zu Steinbach vorbei und berichtete darüber an die Geognostische Landesuntersuchungskommission in Freiberg: „Bei Steinbach wird ein Kalkstein stark (schwer lesbar ?) abgebaut, der Kalkstein ist von schwarzer Farbe, wird aber von weißen Kalkspatadern durchzogen, auf den Klüften des Kalksteins findet sich Thonschiefer.

Schwefelkiesknollen, zuweilen bis Faustgröße, kommen häufig vor, auch eine Alaunschieferlage von 1 Fuß Mächtigkeit befindet sich im oberen Theile des Stollens, der Alaunschiefer wird nicht gewonnen...“ (40003, Nr. 285)

Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging demnach hier Abbau um...

 

Setzen wir unseren historischen Rückblick auch hier wieder mit der Zustandsbeschreibung von Faktor Lorenz aus dem Jahre 1884 fort:

„Kalkwerk Steinbach bei Mohorn, Besitzer Herr Leutnant Beyrich in Leipzig, Rittergutsbesitzer Hugo Kayser auf Neukirch(en), Befahrung am 27.12.1884.

Der unterirdische Abbau des auch hier im Thonschiefer aufsitzenden 6 bis 8 m mächtigen Kalksteinlagers erfolgt mittels Stollen- und Streckenbetrieb in einem … Bruch von cirka 120 m Ausdehnung in der Länge bei geringer Breite. Der alte Abbau ist zu Bruch gegangen. Über die Länge und Ausdehnung desselben ist nur eine Skizze vorhanden.

Die Förderung erfolgt von Hand... von den Abbauörtern nach dem (Lager-?) Platz vor dem Ofen.

Da sich der Abbau in unmittelbarer Nähe des alten Kalkbruches befindet, so ist die markscheiderische Aufnahme beider Brüche erforderlich.

Die Sprengarbeiten werden mit Natron-Sprengpulver vorgenommen.

Dieses Kalkwerk besitzt 2 continuirliche Kalköfen, welche sich wechselseitig in Betrieb befinden.

Die Belegung beträgt 4 Mann.“ 

  


Noch einmal der vom Markscheider Richard Heuchler im Jahr 1894 gezogene Grubenriß (Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40050 (Bergamt Dresden mit Vorgängern), Nr. 061: Kalksteinbruch von Carl Kluge in Steinbach bei Mohorn, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben), zeigt uns einen oberen und einen unteren Stollen, die unter Umfahrung des alten Tagebaus das Kalklager im Süden und Norden anfuhren. Ein Tageschacht, wie
 1813 empfohlen, wurde aber von keinem der nachmaligen Besitzer angelegt. Die beiden Stollnsohlen sind nur durch einen Durchschnittsschacht im Abbaufeld verbunden.
  


Ausschnitt aus dem Riß oben: Grundriß der untertägigen Baue mit den beiden Stolln und mit ausgedehnten Weitungsbauen - besonders im Nordwesten des Kalkbruchs. Die grau schraffierten Flächen kennzeichnen alte, bereits verbrochene und nicht mehr zugängliche Abbaue. Einige der Verbrüche im vormaligen Steinbruch scheinen bis nach übertage durchgegangen zu sein...

   

Nach Angaben in der bergschadenkundlichen Analyse soll Kayser das Bergwerk seit 1878 besessen, nach 1888 aber aufgegeben haben.

Im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen, Ausgabe 1901, wird als Besitzer dann Herr Kluge, C., Rittergutsbesitzer in Steinbach, genannt. Er soll es 1892 (40024-12, Nr. 401) wieder aufgenommen und noch bis 1907 – allerdings mit vielen Unterbrechungen – in Betrieb gehalten haben.

Nach einer Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903, die nur zum Teil veröffentlicht worden ist, hat Kluge im Jahr 1902 noch 462 t Kalkstein abgebaut (40024-12, Nr. 15).

Im Jahr 1902 untersagte ihm die Bergbehörde (40050, Nr. 061) sogar die Betriebsaufnahme, weil kein Betriebsplan eingereicht sei. Bereits 1901 hatte sie nämlich die Wiederherstellung eines zweiten Fluchtweges gefordert: „Das Werk ist bereits früher im Besitz eines oberen Stollns gewesen. Dazu kommt, daß die Altungen des Werkes so ausgedehnt sind, daß plötzliche Gebirgsbewegungen nicht unmöglich sind, die bei Vorhandensein nur eines Fluchtweges verhängnisvoll werden könnten.“  Die Reparaturen des Mundlochs und der Einbau von Stahlausbau im Stolln dauerten aber ihre Zeit, da auch jetzt maximal drei Arbeiter beschäftigt wurden. Ein Riß aus dem Jahr 1894 weist zudem ein bereits damals weiter nördlich neu angeschlagenes Stollnmundloch aus (40050, Nr. 061). Erst im Dezember 1903 wurde von Herrn Kluge die Aufhebung dieses Betriebsverbotes beantragt, welchem 1904 auch stattgegeben wurde.

In der oben schon genannten Zusammenstellung ist folglich für das Jahr 1903 kein Ausbringen verzeichnet.

Im Dezember 1908 teilte der Betriebsleiter dem Bergamt dann aber mit: „…der Betrieb müsse eingestellt werden, wenn es nicht bald gelänge, abbauwürdigen Kalkstein zu gewinnen. An den jetzigen Abbaustößen habe sich Phyllit in derartiger Menge eingestellt, daß die Mulden-Hütten den Kalkstein – zumal er noch reichlich Schwefelkies enthalte – nicht mehr abnehmen wollen.“

Zur Verwendung des Kalkes in den Hüttenwerken lese man auch im folgenden Abschnitt über den Abbau der Vorkommen bei Helbigsdorf nach.

Am Rande einer anderen Akte (40024-12, Nr. 007) erfährt man nebenbei, daß das Kalkwerk in Steinbach im Jahre 1911 im Besitz eines Herrn Neuling gewesen ist. Bei der Nachsuche fanden wir heraus, daß Herr Kluge in Konkurs gegangen ist und der Rittergutsbesitzer Neuling aus Magdeburg das Rittergut mitsamt dem Kalkwerk aus der Konkursmasse erworben hat. Dieser scheint jedoch an einer Fortführung des Abbaus kein Interesse gehabt zu haben, denn bereits im März 1909 sei der Betrieb „bis auf Weiteres eingestellt“ gewesen und „gelegentlich einer am 18. November 1909 vorgenommenen Besichtigung bei (vormals) Kluge’s Kalkwerke traf man die Zugänge verschlossen an.“  

Im Juli 1911 teilte Herr Neuling schließlich dem Bergamt mit, daß er die Betriebseinstellung beabsichtige. Die Bergbehörde entließ daraufhin das Werk 1915 aus der bergpolizeilichen Aufsicht.

  


Auch auf diesem Ausschnitt der Äquidistantenkarte von 1881 ist der „Kalkbr.“ eingezeichnet.

 


Ausschnitt aus der topographischen Karte, Ausgabe 1911. Die Tagebaukonturen sowie einige Gebäude sind noch zu erkennen, jedoch ist nur noch die Mühle im Talgrund bezeichnet.

  

In einer Akte des nach dem Kriegsende schnell erst einmal gegründeten Technischen Büros des Bergbaus und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen (40064-1, Nr. 0143) findet sich Schriftverkehr über die Anlage von Luftschutzanlagen während des Krieges und deren Verwahrung nach Kriegsende. Als die alliierten Bomberverbände auch Sachsen erreichten, bekam man es vielerorts mit der Angst zu tun und verfiel in Aktionismus. Bezeichnend dafür ist ein Schreiben des Schwarzenberger Bürgermeisters, in dem er das (damals noch) Landesbergamt um Bereitstellung von Unterlagen bat, denn nach den Bombenangriffen vom März 1945 sei ...jetzt die ganze Stadt ... um Schaffung von Luftschutzräumen mobil geworden und schweben schon die verschiedensten Projekte wegen Aufmachung alter Bergwerksstolln...“

Dabei wurden tatsächlich die widersinnigsten Projekte geplant. Die Akte enthält eine längere Auflistung des Bergamtes Dresden vom 29. Juni 1945 über Anlagen der Untertageverlagerung und Luftschutzstollen, in der unter Nummer 17 auch das Kalkwerk Steinbach aufgeführt ist. Die hier vorgesehene Anlage wurde aber so überhastet geplant, daß nicht einmal mehr für einen der sonst üblichen Decknamen Zeit blieb. Im ehemaligen Kalkwerk sollten zirka 950 m² Fläche hergerichtet und durch die Maschinenfabrik Brückner, Kanis & Co. in Dresden genutzt werden. Zu Ausbauarbeiten kam es im Gegensatz zu Braunsdorf oder Miltitz jedoch nicht mehr. In einer Mitteilung des Bergamtes Dresden an das Oberbergamt vom 30.9.1946 heißt es dazu lakonisch: Die meisten dieser Luftschutzstolln sind nicht über den Baubeginn hinausgekommen.“  

 

 

 

Zum Kalksteinabbau an der Kirsten- Mühle bei Helbigsdorf 

  

Der Abbau an der Kirsten- Mühle muß nur relativ kurze Zeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieben und dann wieder aufgelassen worden sein.

Als im Sommer 1867 der spätere Lehrer für Mineralogie und Geognosie an der Bergschule zu Freiberg (1881-1889), Friedrich August Frenzel, das Triebischtal herab wanderte, berichtete er zwar über die benachbarten Kalkwerke in  Steinbach,  Blankenstein und in  Miltitz, erwähnte aber nichts dergleichen bei Helbigsdorf (40003, Nr. 285).

Auch Herr Lorenz fand offenbar keinen Anlaß, bei seinen Begutachtungen der zu dieser Zeit in Betreib stehenden Kalkwerke im Jahr 1884 ein Kalkwerk in Helbigsdorf zu besuchen. Der hier gebrochene Kalkstein wurde wahrscheinlich auch nie gebrannt, sondern immer als Rohkalkstein verkauft ‒ doch dazu weiter unten im Text...

Die „Kirsten Mühle“ wird auf aktuellen Wanderkarten auch als „Baumann Mühle“ bezeichnet. Unter dem ersten Namen ist sie bereits auf dem Freiberger Exemplar der Meilenblätter von Sachsen (ab 1790) und in der Ausgabe der topographischen Karten von 1880 verzeichnet. Auf dem Berliner Exemplar der Meilenblätter findet sich außerdem der Name „Kinshaus Mühle“.

  


Ausschnitt aus dem Berliner Exemplar des Meilenblattes. Vor 1800 ist demnach kein Kalkabbau nordwestlich der hier als „Kinshaus M.“ bezeichneten Kirsten Mühle (am rechten Bildrand) bekannt gewesen.

 

Im 1845 erschienenen Heft 5 der Erläuterungen zu den Geognostischen Karten erwähnt Carl Friedrich Naumann den Kalkabbau in dieser Gegend noch: „Unweit Helbigsdorf liegt am rechten Triebischufer bei der Tümmelmühle ein Steinbruch in einem Kalklager, welches zwar unmittelbar von Thonschiefer getragen wird, außerdem aber von demselben lichtgrünlichgrauem weichen Grünsteinschiefer umgeben ist, der das Steinbacher Lager bedeckt. Der Kalkstein ist sehr feinkörnig, dunkel bläulich- und schwärzlichgrau, dickschieferig, mit Lagen von Thonschiefer und Alaunschiefer durchzogen, streicht sehr regelmäßig hor. 8 und fällt 70° in Nord.

Der Grünsteinschiefer, welcher etwas oberhalb der Tümmelmühle im Liegenden des Kalksteins ansteht, streicht anfangs hor 7 und fällt 70° in Süd, zeigt aber näher gegen den Kalkstein horizontale und nach Norden eingesenkte Schichten, worauf etwas Thonschiefer folgt; der Grünsteinschiefer im Hangenden des Kalksteins ist in zwei Steinbrüchen entblößt, streicht daselbst hor. 7,2 bis 7,4 und fällt im oberen Bruche 55°, im unteren Bruche 30° in Nord.

Am gegenüberliegenden Ufer der Triebisch steht im Grünsteinschiefer etwas lichter Kalkstein von gleicher Schichtenstellung (mit 30 bis 40° nördlichem Fallen) an.“  

Auch A. Schiffner erwähnt 1845 in seiner „Beschreibung der sächsischen und ernestinischen Lande“ den Ort und den Kalkmergelabbau: „Helbigsdorf (350 E.) mit 2 Mühlen an der Triebische, Gasthof, Märgel- und Alaunerdelagern, gehört, der Weißtropischen Hälfte nach, auch in's Amt Dresden.“

Daneben erwähnt Pietzsch 1916 auch noch erloschene Abbaue bei Böhm’s Mühle (heute Leuthold- Mühle) und „einige hundert Meter nördlich der Semmelmühle“. Dabei handelt es sich um zwei kleine Lager, die wohl bereits um 1830 vollständig abgebaut waren. Hier muß zumindest im Zeitraum der Erarbeitung der Oberreith’schen Karte von Sachsen um 1830 auch ein Kalkofen gestanden haben. Er ist aber weder vorher auf den Meilenblättern von Sachsen (ab 1790) noch später auf den Äquidistantenkarten (ab 1880) noch einmal verzeichnet.  

Auch diese werden schon von C. F. Naumann 1845 erwähnt: „Das letzte Kalksteinlager im Triebischthale befindet sich nahe bei Herzogswalde, unterhalb der Semmelmühle; es wird von grobkörnigem Diabas unterteuft und besteht ans dichtem (unter der Lupe feinkörnigem), im unteren Theile des Lagers graulichweißem bis licht aschgrauen, voп kleinen Eisenkies-Hexaedern durchsprengten, im obern Theile dunkel aschgrauen bis schwärzlichgrauen, von weißen Kalkspathadern durchsetzten und mit dünnen Lagen von Thonschiefer und Alaunschiefer durchzogenen, daher dickschieferigem Kalkstein, dessen Schichten hor. 7 streichen und 25° in Nord fallen. Über dem Kalkstein folgt violettgrauer Thonschiefer.“

In der bergschadenkundlichen Analyse der 1970er Jahre wurde der Abbau bei Helbigsdorf nicht mehr betrachtet.

  


Ausschnitt aus der Oberreith’schen Karte von 1836 mit dem „Kalk Br. und Ofen“ östlich von Steinbach (am linken Bildrand), sowie einem weiteren „K.O.“ im Triebischtal südlich der heutigen Leuthold- Mühle. Am Südhang des Heyneberges ist aber auch hier kein Kalkbruch eingetragen.

  


Ausschnitt aus Blatt XXVI: Herzogswalde der C. W. Weinhold'schen Gangkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Südwestlich von Helbigsdorf - nahe der Semmel- Mühle sind hier Kalköfen eingetragen, ohne daß die Lage der Steinbrüche daraus hervorgeht. Auch nördlich von Helbigsdorf findet man keine Eintragungen von Kalksteinbrüchen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-2 (Generalrisse, Gangkarten), Nr. K18, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

 

Auf der Informationstafel des Geologischen Wanderweges „Oberes Triebisch-Tal“ des Fördervereins Geologie im Tharandter Wald e.V. am Kalksteinbruch westlich der Kirsten- Mühle haben wir gelesen, daß nach einem Bericht von Kersten (in Karsten, 1832) im Zeitraum zwischen 1815 und 1831 der hier abgebaute Kalkmergel für den Bau von Treibeherdsohlen in den Freiberger Hütten verwendet worden sei. Gemeint ist damit die Bodenauskleidung der Saigerherde, in denen das Silber aus dem Werkblei abgetrieben wurde.

In diesem Bericht des Herrn C. M. Kersten zu Freiberg in dem in Berlin herausgegebenen „Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde“, Band 5 von 1832, heißt es dazu: „....fast allgemein wurde die Erzielung reinerer Werke als zuvor eine Aufgabe, deren Lösung die Verbesserung der bleiischen Treibeprodukte und durch diese wieder Vervollkommnung der Schmelzprozesse zur Folge hatte. …so ist denn schon jetzt die Erfindung von Tutschnack, zuletzt Hüttenverwalter auf der Kupfersaigerhütte zu Tajova, welcher das Mergeltreiben in den Jahren 1796 bis 1798 zuerst versuchte, sehr allgemein verbreitet, und in Ungarn, Siebenbürgen, Schlesien, Sachsen und selbst am Altai vollständig in die currenten Arbeiten aufgenommen worden.Nachdem die günstigen Resultate des Abtreibens auf Mergelsohlen auf den niederungarischen Hütten, Schernowitz, Neusohl und Kemnitz, in Sachsen bekannt geworden waren, beauftragte die höchste Behörde im Jahre 1814 einen Officianten und einen Schmelzer, welche eine metallurgische Reise nach Ungarn unternahmen, diesen Prozeß kennen zu lernen, und sich mit seiner Einrichtung und Leitung genau bekannt zu machen. …Sehr bald nach Zurückkunft der gedachten Personen wurde daher im October 1815 auf der Halsbrückner Hütte zur Anstellung von Versuchen, auf Mergelsohlen zu treiben, geschritten. Man wendete zu dem ersten Versuch eine Heerdsohle an, welche aus

  • 5 Theilen Kalktuff aus Robschütz (ach, schau an !) und
  • 1 Theile Thon aus Löthhayn

geschlagen worden war.“

Bis dahin wurden die Herdsohlen aus ausgelaugter Holzasche und Löschkalk hergestellt. Die Versuche erwiesen sich jedoch als nicht von vornherein erfolgreich und jede Mischung besaß ihre Vor- und Nachteile. Die Hüttenarbeiter schilderten u. a. als Probleme „…dass es sich auf einer Aschsohle sicherer, als auf einer Mergelsohle abtreiben ließe, indem bei Letzterer, wegen des auf selbiger oft stattfindenden Kochens vorzüglich in der Nähe der Glättgasse, das Vordringen der Werke in dieselbe, und das Anreichern derselben in Silber nicht gut verhindert werden könnte.“

Deshalb ist der oben pauschal benannte Zeitraum von 1815 bis 1831 so nicht korrekt, denn man begann überhaupt erst 1825 Kalkmergel aus dem oberen Triebischtal zu verwenden: „Im July 1825 machte man den ersten Versuch, die Treibeheerdsohle mit Kalkmergel (Kalkthonschiefer) aus den Kalkbrüchen von Steinbach, ohnweit Freyberg zu schlagen, und es ergab sich auf beiden Hütten, daß dieser Mergel dem früheren von Strehla, welcher der Plänerformation angehört, bei weitem vorzuziehen sey, indem er zu Ende des Treibens in der Glättgasse die beim Wegtreiben der Glätte hinderlichen und das Treiben sehr aufhaltenden Blasen, nicht verursachte.“

Bis zu Anfang 1829 wurde nun auf der Halsbrückner Hütte fortwährend auf Heerdsohlen von Steinbacher Mergel getrieben. In letztgedachter Zeit nahm jedoch der Gehalt desselben an eingesprengtem Schwefelkies so sehr zu, daß man sich genöthigt sah, von seiner ferneren Anwendung abzustehen.

Dieses war schon früher auf der Muldner Hütte geschehen. Auf beiden Hütten wurde daher Kalkmergel von einem Lager bei Helbigsdorf, welches in geringer Entfernung von dem vorigen liegt, mit vielem Erfolg angewendet; allein bald trat der früher bei dem Steinbacher Mergel eingetretene Uebelstand, der Gehalt an Schwefelkies, ein, und auf beiden Hütten sah man sich in die Notwendigkeit versetzt, den Kalkmergel von Helbigsdorf zu verlassen. … Auf der Muldner Hütte kehrte man daher wieder zur Anwendung des Mergels von Steinbach zurück. In demselben findet sich zwar zuweilen auch Schwefelkies, aber in grösseren derben Massen und in Kugeln, so dass er mit Leichtigkeit ausgeschieden werden kann.“

Wie wir oben schon festgehalten haben, klagte dann im Jahre 1908 der Betriebsleiter des (jetzt) Kluge’schen Kalkwerkes bei Steinbach erneut, daß man bei den Muldenhütten den Kalk des hohen Schwefelkies-Gehaltes wegen nicht mehr abnehmen wolle.

Herr Kersten hinterließ uns bei seinem Unterfangen, die Vor- und Nachteile der Verwendung der verschiedenen Baumaterialien darzulegen, noch eine chemische Analyse der Kalksteine und Mergel aus dem südlichen Teil der Region, die wir der Vollständigkeit halber hier noch anführen wollen:

  Kohlensaurer Kalk (CaCO3)   Thonerde (Al2O3) Eisenoxid (Fe2O3) Manganoxid (MnO2)
Helbigsdorf

79,10

19,14

1,70

0,06

Steinbach

82,12

16,61

1,20

0,04

Blankenstein

83,40

13,97

1,72

0,91

Wie man sieht, weist der Kalkmergel von Helbigsdorf unter den hier untersuchten Gesteinen den höchsten Gehalt an Tonmineralen auf.

An der Halsbrückner Hütte wendet man seit dem Ende des Jahres 1830, da man die Erfahrung gemacht hat, daß der Kalkmergel von Helbigsdorf für sich allein zu thonreich ist, bis dato zur Darstellung der Treibesohlenmasse ein Gemenge … eines thonärmeren Kalkmergels von Blankenstein und Kalkmergel von Helbigsdorf an.“

Fakt ist somit, daß der belegbare Abbauzeitraum an der Kirsten- Mühle wahrscheinlich nur zwei bis drei Jahre (nämlich von 1829 bis 1831) umfaßt hat, wohingegen Steinbacher Kalk noch bis 1908 an die Hüttenwerke geliefert wurde. Anhand der heutigen Aufschlußkontur, namentlich des aufgefahrenen kleinen „Stollens“, kann man grob abschätzen, daß bei dessen Profil von rund 3 m x 3 m und höchstens 15 m Länge insgesamt gerade einmal rund 135 m³ Material gebrochen wurden, respektive (bei einer Dichte von 2,6 t/m³) etwa 350 Tonnen. Diese Menge dürfte für die von Kersten beschriebenen Versuche bei weitem ausgereicht haben.

Dieses Helbigsdorfer Vorkommen steht somit in keinem wirtschaftlichen Vergleich zu den anderen Abbaugebieten im Triebischtal. Es handelte sich wohl eher um eine Art Versuchsabbau in Ermanglung anderer Vorkommen gleichartigen Materials in der näheren Umgebung der Hüttenstandorte bei Freiberg.

  

 

 

Zu den Kalkwerken bei Grumbach und Braunsdorf

Die Anfänge und der Abbau bis zum 18. Jahrhundert

  

Die erste Erwähnung des Kalkabbaus bei Grumbach soll schon auf das Jahr 1611 zurückgehen, in dem ein zum Gut Braunsdorf gehöriger Kalkbrennofen genannt wurde. Aus dem Jahr 1621 sei der Verkauf eines Kalkofens überliefert. Zunächst erfolgte der Abbau im Tagebau, erst später ging man zum Tiefbau über (Informationstafel am Wanderweg). In dieser Zeit um 1610 wurde auch die Grumbacher Kirche umgebaut, dazu brauchte es natürlich Kalk und Mörtel.

Über diesen frühen Bergbau ist kaum etwas bekannt. Möglicherweise war durch den kleinen Taleinschnitt des Schloitzbaches das Kalklager freigelegt, so daß es dort zuerst entdeckt und durch die Grundeigentümer für den Eigenbedarf genutzt wurde. Während des 30jährigen Krieges kamen dann auch die Kalkbrüche und Brennereien zum Erliegen und verloren an Bedeutung. Über die Jahrhunderte hat es sicherlich zunächst viele kleinere Kalksteinbrüche gegeben, die erst nach und nach zu größeren Bergbauunternehmen vereinigt wurden. Die in den Quellen genannten Zahlen nennen daher manchmal zwei, manchmal auch vier Kalksteinbrüche (Informationen von Herrn M. Fischer). Dies mag aber auch der zersplitterten territorialen Verwaltungszugehörigkeit geschuldet sein und dem Umstand, daß die Kalksteinbrüche genau an der Gemarkungsgrenze zwischen Grumbach und Braunsdorf gelegen haben.

Das nächste Mal werden Kalköfen erst Anfang des 18. Jahrhunderts (1712) erwähnt, als sich George Rauffuß aus Braunsdorf und Peter Börner aus Grumbach wegen eines gewissen Stücke Feldes und Grasfleckens zu Braunsdorf, insgemein der alte Kalkofen genannt stritten und eine rechtliche Entscheidung herbeigeführt werden mußte (Hinweis von Herrn M. Fischer auf 10025, Loc. 05296/08 und 10084, Nr. 8087). Der Streit zog sich bis vor das Geheime Konsilium und das Appellationsgericht in Dresden, was nahelegt, daß auch das wettinische Fürstenhaus großes Interesse an der Kalkbrennerei in Braunsdorf hegte, wurde doch in dieser Zeit die Residenzstadt Dresden im Stil des Barock umgebaut.

Der erstgenannte Herr Rauffuß war dazumal örtlicher Erb- und Gerichtsherr sowie Steuereinnehmer des Amtes Grillenburg. Verheiratet war er mit Johanna Sophia, geb. Schuster. Aus dieser Ehe ging auch Catharina Sophie Rauffuß hervor, die wiederum einen Johann Seyffert heiratete. Deren gemeinsame Tochter Sophie Catharina Seyffert kaufte 1764 der Erbengemeinschaft ihrer verstorbenen Mutter das Rittergut Braunsdorf ab. Möglicherweise hieß sie zu diesem Zeitpunkt schon Auenmüller, belehnt wurde sie aber laut Urkunde noch unter ihrem Geburtsnamen Seyffert (Hinweis von Herr M. Fischer auf gw.geneanet.org und auf 10161, Nr. 16 und Nr. 17).

    

Dabei fällt auf, daß über lange Zeit zumeist Frauen Erben oder Käufer des Braunsdorfer Ritterguts waren. Üblicherweise traten dann die angeheirateten Ehemänner im Sinne eines Vormunds auf. So kam wohl auch der in Meißen von 1740 bis 1764 als Porzellaninspektor in kurfürstlichen Diensten stehende Friedrich Gottlob Auenmüller (10026, Loc. 01347/07) durch Heirat zum Rittergut, als er nämlich Sophie Catharina Seyffert ehelichte. Auenmüller war 1711 in Bischofswerda geboren, der Vater war dort Rechtskonsulent und zuletzt Bürgermeister (Hinweis von Herrn M. Fischer auf: Lebensbilder aus der Oberlausitz: 60 Biografien aus Bautzen, Bischofswerda...).

Nachdem zunächst also lange Zeit seine Gattin Lehnsträger war, muß das Braunsdorfer Lehen irgendwann auf Auenmüller selbst übergegangen sein. Wir haben noch nicht nachgeforscht, welche Aufgaben denn ein Porzellaninspektor gehabt hat, aber wir wissen, daß die Meißener Manufaktur seit 1765 in Seilitz bei Löthain eine staatseigene Grube zur Gewinnung von Kaolin betrieben hat und bis heute betreibt. F. G. Auenmüller hat folglich mit Sicherheit eine gewisse Bergbauerfahrung mitgebracht, denn mit seinem Erscheinen gewinnen die Braunsdorfer Kalkbrüche wieder an Bedeutung: J. C. Freiesleben beschrieb sie 1791 als „sehr gut vorgerichtet“ (vergleiche: Beobachtungen auf einer Reise durch einen Theil des meißner und erzgebirgischen Kreises zu Anfange des 1791. Jahres). Es liegt auch nahe, daß Auenmüller gerade wegen des Meißner Porzellans nach Braunsdorf gekommen ist, denn schon Georg Rauffuß hatte im Schloitzbachtal zwischen Grumbach und Tharandt einen Petunsebruch betrieben.

Die Bezeichnung Petunse (oder Petuntse) war uns nicht geläufig. Man findet sie in der Ausgabe von Meyer's Konversationslexikon aus dem Jahr 1888 als ein aus dem Chinesischen entlehntes Synonym für Feldspat. Der Zusammenhang mit der Porzellanfabrikation erschließt sich leicht: Es heißt zu diesem Stichwort nämlich dort im Text: „Die Wichtigkeit der Feldspate und ihrer Zersetzungsprodukte für den Ackerbau, überhaupt die Bodenbeschaffenheit und Ertragsfähigkeit, ist sehr groß und beruht auf dem Gehalt an Kali und der Bildung eines thonreichen Bodens bei der Verwitterung. Technisch sind sie in hohem Grad für Töpferei, besonders Porzellanfabrikation, als Material für Glasuren, Emailles, Glasflüsse, weniger in vereinzelten Fällen (Adular, Labrador u. dgl.) als Schmucksteine von Belang.“ (peter-hug.ch)

Der Petunseabbau wird auch 1836 von Cotta in seinen Wanderungen (S. 86) erwähnt. Dort heißt es im §49. Granit im Gneis des Schloitzbachtales:

Das Schloitzbachthal aufwärts verfolgend, gelangt man bald zur sogenannten Klippermühle, und nicht weit hinter ihr zu einer Stelle, wo mehrere kleine Thäler sich vereinigen; hier findet man nahe am Wege nach Grumbach einen Steinbruch, in welchem grobkörniger Granit und Gneis anstehen. Der Granit ist äußerst ungleich gemengt und enthält oft grosse Ausscheidungen frischen fleischrothen Feldspathes, den man früher abbaute und unter dem Namen ,Betunse´ als Zuschlag bei der Porzellanfabrikation in Meißen benutzte...“

  

Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts also war die Familie Auenmüller im Besitz des Rittergutes Braunsdorf, was ihre Abbaurechte zunächst auf Braunsdorfer Flur begrenzen mußte, sofern sie nicht weitere Hufen hinzugekauft haben.

Herr Friedrich Gottlob Auenmüller war zu dieser Zeit aber nicht nur Porzellaninspektor und Besitzer des Gutes Braunsdorf samt des zugehörigen Kalksteinbruches, sondern auch noch selbst Bergbautreibender auf einer Wunderbare Schickung Gottes Fundgrube bei Braunsdorf, (40174, Nr. 847). Nach den erhalten gebliebenen Einlegeregistern muß diese Grube Herrn F. G. Auenmüller Anfang 1767 verliehen worden sein (40186, Nr. 138658ff).

   

Bereits im Januar 1767 wurde kein Geringerer als der spätere (von 1801 bis 1819) sächsische Oberberghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra (*1740, †1819) ‒ der bekanntlich als erster Student an der 1765 gegründeten Bergakademie zu Freiberg immatrikuliert wurde und zu dieser Zeit noch Student gewesen ist, bevor ihm ab 1. Dezember 1767 die Funktion des Bergmeisters im Bergamt Marienberg übertragen worden ist ‒ wohl vom Bergamt Freiberg nach Braunsdorf gesandt, um diese Fundstelle zu begutachten. In der Universitätsbibliothek der Akademie ist sein Bericht über diese Begutachtung aufbewahrt und inzwischen von der SLUB digitalisiert worden (Hinweis von Herrn M. Fischer).

Da sich vermutlich alle Beschreibungen der nachfolgenden Zeit auf Trebra's Bericht beziehen ‒ zumindest klingen viele Passagen sehr ähnlich und auch die Aufführung der gefundenen Mineralien ist praktisch immer identisch ‒ wollen wir diese erste Beschreibung eines Geognosten hier vollständig wiedergeben, zumal sie auch einige Details zu den Kalksteinbrüchen enthält.

  


Faksimile der Titelseite von Trebra´s Bericht.
Quelle des Digitalisats: Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden.

Link zum Digitalisat  sachsen.digital

  

Das Heft ist oben links mit No. 131 und oben Mineralogie bezeichnet. Der Titel der Schrift lautet:

Beschreibung
des Gebürges bey Braunsdorf ohnweit Kesselsdorf
worinnen der Gang Sophia Catharina in einem Kalckbruche und der
Gang Neu unverhofft Glück im jetzigen Quartale Trinitatis entdeckt
und darauf, auf erstren Wunderbare Schickung Gottes Fdgr.
auf leztren aber Neuunverhoffter Glück Erbstolln in der 5ten
Woche dieses Quartals gemuthet und in der 9ten desselben
bestätiget worden.

Auf der ersten Textseite hinter dem Einband wird der Titel noch einmal wiederholt. Wie damals üblich, hat auch Herr von Trebra die Zwischenüberschriften an den Blattrand gesetzt. Ganz so präzise wollen wir den Text auch wieder nicht übertragen ‒ wer es genau wissen will, kann sich ja über den oben angegebenen Link gern das Original ansehen. Wir geben hier nur den Text wieder, aber so, wie ihn F. W. von Trebra im Januar 1767 aufgeschrieben hat:

Beschreibung des Gebürges der Kalckbrüche,
derer Gänge, Gangarten und
Anreizung auf Steinkohlen

Allgemeine Beschreibung des Äußeren.

„Dieses Stück Gebürge wird gegen Abend durch eine Hauptschlucht von dem übrigen Gebürge abgesondert, die mehrentheils um 12 1) kömmt, sie zieht sich aber gegen Mittag spatweise 2) in ein tiefes Thal gegen Morgen herum, wohin sie auch nach und nach, doch noch sehr merklich abfällt. Das Thal, mitr welchem sie sich gegen Mittag und Morgen vereinigt, ist ziemlich tief, in dieser Gegend das tiefste, kömmt spatweise, mehrentheils um 8 und schneidet das Gebürge gegen Mittag ab. Gegen Mitternacht geht diese Hauptschlucht stehender Gangweise fort, bis an eine andere, die Flach Gangweise, mehrentheils in der Stunde 9,2 vom Rande Braunsdorfs gegen Abend und Mitternacht herunter kömmt, und dieses Gebürge von einem gegen Mitternacht gelegenen, obgleich auch sehr sanft ansteigenden, doch weit höheren Gebürge abschneidet. Auf dem Kalckbruche A 3), in welchem der Gang Sophia Catharina entblößt worden, zieht sich gleichfalls eine kleine Schlucht Morgengangweise um 6 gegen Morgen herauf, wohin sie sich nach und nach sanft erhebet, und endlich gegen das Dorf zu nach und nach verläuft; ihr zu beiden Seiten, gegen Mittag und Mitternacht, steigt das Gebürge mit einer kleinen Erhöhung erst etwas fallend, dann sänfter an. Aus der Hauptschlucht zieht sich, dem Kalckbruche A näher gegen Mittag gelegen, eine sehr schmale Schlucht gleichfalls um 6 Uhr gegen Morgen herauf, steigt dahin sehr sanft an und verläuft sich sehr bald gegen Morgen in das Gebürge.“

1) Zum Verständnis dieser Richtungsangaben muß man wissen, daß mit diesen Zahlenangaben in der Regel ,Stunden' gemeint sind. Der Kompasskreis war damals noch nicht in 360° (oder 400gon) eingeteilt, sondern gewöhnlich in 24 Stunden. Die Angabe ,hora 12' meint hier also Süden, ebenso, wie Trebra's Angabe ,Mittag'; ,Morgen' bedeutet Osten, ,Abend' Westen und ,Mitternacht' Norden.

2) Auch zu dieser Wortwahl muß man wissen, daß Trebra hier im Bergbau übliche Richtungsangaben verwendet hat. Ein ,Spatgang' streicht in Ost- bis Südostrichtung, ein ,Stehender Gang' verläuft dagegen in Nord- bis Nordostrichtung. Näheres hierzu findet man auch in der Fachliteratur.

3) Trebra's Verweise auf kennzeichnende Buchstaben zeigen, daß zu diesem Bericht auch eine Lage- Skizze gehört hat. Eine solche ist leider aber nicht Bestandteil des Digitalisats.

   

Nährer Beschreibung des Ganzen und seiner einzelnen Theile.

Das Gebürge steigt aus der Hauptschlucht, wo sie stehender Gangweise kömmt, nach denen Kalckbrüchen A und B bis an die Schlucht, worinnen das Dorf lieget, sehr sanft von Abend gegen Morgen an und ist gleich von dieser Schlucht aus mit den schönsten Früchten belegt. Aus dem tiefen Thal aber, darin (die) Kalckbrüche gegen Mittag gelegen, steigt das Gebürge erst prallend gegen Mitternacht, wo man auch die Gebürgsart an vielen Orten entblößet sieht, wird aber bald sänfter, doch steigt es bis beinahe an das Dorf herauf. In dieser Hauptschlucht, da, wo sie sich gegen Morgen herum zieht, fließt von Abend gegen Morgen ein kleines Bächelchen, die Grumbach, welches aus dem Dorfe Grumbach kömmt, und hinlängliche Aufschlage Wasser zu einem Kunst Rade führet. Nach diesem Grumbach und dem tiefen Thale zu, solches auch in diesem Thale, liegen Wiesen, die sehr sümpfigt sind. In der kleinen Schlucht, welche sich aus der Hauptschlucht gegen Morgen herauf zieht, und den Kalckbrüchen gegen Mittag liegt, entspringen gleichfalls einige Wasser, die nach der Grumbach herunter fließen. Zu beiden Seiten dieser kleinen Schlucht, gegen Mittag und Mitternacht, wo das Gebürge erst etwas prallend ansteigt, gleichfalls auch von dem tiefen Thal herauf gegen Mitternacht, ist der prallende Theil des Gebürges mit Früchten besetzt. (Schlecht leserliche Passage...) besetzt, gleich aber, wo am Prallhang das Gebürge aufsteigt, gehen die Felder mit Früchten besetzt fort. In der Schlucht, welche aus dem Kalckbruche A gegen Morgen sich zieht, liegen längst hinauf gleichfalls Wiesen, in welchen bis hinauf, wo sie sich verläuft, hin und wieder verschiedene Quellen entspringen.

   

Beschreibung des Innern

a) obere Kalckbrüche

In diesem Gebürge, das von allen Seiten, obgleich von dem tiefen Thale gegen Mittag erst prallend, doch aber bald auch sehr sanft, bis zu seiner aber nicht allzu beträchtlichen Höhe ansteigt, und zwar in dem mitternächtlichen Theile desselben, noch an seinem Fuße gegen Abend, liegen die beiden Kalckbrüche A und B, zwischen welchen die Straße nach dem Dorfe Braunsdorf gehet, nahe dabei liegt der Kalck Ofen C, der Pferde Göpel D, vermittelst welchem der Kalckstein durch ein Maul Thier in 2en kleinen Wagen herauf gefördert wird, und noch ein andres Gebäude E, worinnen Pferde Ställe und neben denen eine Kammer, die zu einer Scheidebank vorgerichtet ist, befindlich. Der Kalckbruch B liegt unbearbeitet, und gehört dem Besitzer des Kalckbruchs A nicht zu.“

An dieser Stelle unterbrechen wir unser Transkript kurz, weil wir auf obige Angaben zu den Kalksteinbrüchen im Rahmen des zentralen Themas dieses Beitrages besonders hinweisen wollen. Der zweite Bruch hatte nach Trebra's Worten also einen anderen Besitzer, stand zumindest Anfang 1767 aber nicht in Betrieb. Doch fahren wir mit Trebra's Text fort:

„Der Kalckbruch A ist derjenige, worinnen nun erst in diesem Quartal ein Gang in Klüften, auf dem sehr viele Derb Erze brechen, entdeckt worden ist. Es mag dieser Kalckbruch in allem 1½ Fahrten 1) tief sein, und sein ganzer Umfang wird ohngefähr 2 bis 300 Schritte oder 100 Lachter betragen. Die Gebürgsart, so wie sie gegen Mittag und gegen Mitternacht zu sehen ist, besteht aus einem rothbraunem Schiefer von No.1 2), dessen Lagen hier gegen Mittag und Morgen einzuschießen scheinen. Der Kalckstein, der sich hier findet, ist weißgrau, zuweilen mit (schlecht leserlich, vielleicht: Sande innen ?) wie No.2 zeigt. Gegen Abend liegen in diesem Kalckbruche Geschiebe, wie No.3, die mir im Durchschlagen wie eine wahre Lava vorkommen 3).

Im Tiefsten dieses Kalckbruches, gegen Morgen, setzen nach der Schlucht zu, worinnen die Wiesen und Quellen, liegen Klüfte, Morgengangweise auf 4. und stehende Gangweise zwischen 2 und 3 gegen Morgen und Mitternacht, und diese sind es, die vor einem Gang angenommen und von dem Besitzer des Kalckbruches, dem Hrn. Insp. Auenmüller, als ein stehender Gang unter dem Nahmen Sophia Catharina zur Wunderbaren Schickung Gottes No.5te Woche des jetzigen Quartals Trinitatis vor dem Berg Amte zu Freyberg gemuthet und durch die Hrn. Geschworenen Göbelt und Schmidt in der 9ten Woche desselben bestätigt worden sind.“

1) Die Fahrt ist ein veraltetes Längen- bzw. Teufenmaß, das besonders im erzgebirgischen Bergbau häufig verwendet worden ist. Das Maß leitet sich von der üblicherweise 12 Ellen langen und mit 24 Sprossen besetzten Leiter (bergmänn. ,Fahrt') ab. Eine halbe Fahrt hatte folglich 6 Ellen und 12 Sprossen. Unter Zugrundelegung einer Leipziger Elle hatte eine ganze Fahrt demnach eine Länge von 6,79 m (wikipedia.de). Das hier von Trebra genannte Maß gibt also eine Tiefe des Kalksteinbruchs von reichlich 10 Metern an.

2) Auch damals schon mußten die Studenten der Bergakademie praktische Übungen, etwa in der geologischen Geländekartierung, absolvieren. Dabei war es üblich, die vor Ort gemachten Beobachtungen den Professoren und Kommilitonen durch Belegstücke der betreffenden Gesteinsarten zu demonstrieren. Zu Trebra's Bericht hat also auch einmal eine solche Gesteinssammlung gehört.

3) Vorkommen von Pechstein, einer amorph und glasartig ausgebildeten vulkanischen Lava, sind in der näheren Umgebung tatsächlich beschrieben. Darauf kommen wir weiter unten noch zu sprechen.

  

„Auf diesen Klüften bricht im Kalckstein Glas Erz No.4, Kupfer Grün im Kalckstein No.5, ein bräunlicher (unleserlich...?) Spath No.6 und ein braunrother, halb durchsichtiger Hornstein Art No.7, der mit Stahl stark Feuer gibt, mit Scheidewasser aber noch braust, auch arsenical Kies mit Spath, in dergleichen Horn No.8. Gleichfalls setzen in diesem Kalckbruche und endlich No.9, auf der einen Seite mit untergemengten Stückgen Sandstein, der nicht braust, auf dieser Seite ist Glas Erz, Kupfer Grün, arsenical Kies und Schwefel Kies, welcher lezterer ein sehr (?) Gold farbigtes Ansehen hat. Auf der anderen Seite ein braungelbes Gestein, das aus erhärteten Letten entstanden zu sein scheint, mit violetten Flüssen, welche den Zinngraupen sehr ähnlich sehen. Gleichfalls setzen in diesem Kalckbruche gegen Mitternacht auf 3 Klüfte hinauf bei a. und gegen Mittag bei b. auf 11 ein wahrer flacher Gang und alle diese Klüfte und Gänge fallen mit einer nicht allzu starken Drehlage (unleserlich...?) rechts. Die Klüfte, die bei a. gegen Mitternacht hinauf setzen, sind, so wie der flache Gang, der auf 11 bei b. gegen Mittag hinauf setzt, noch gar nicht untersucht.Daß die Silbererze bei c., auf denen Morgen und stehende Klüfte entdeckt worden, hat man der Gewinnung des Kalcksteins zu danken, in dem man diesen weg geschafft hat, ist Rothgültigerz, Glaserz, sogar Spuren von gewachsenem Silber unvermuthet mit gewonnen worden, wovon die Proben verschieden als No.9 zu 19 (unleserlich...?) , andrer zu 12 (unleserlich...?) auch gefallen sind.“

Wir unterbrechen wieder kurz, um die hier von Trebra angeführten, historischen, zum Teil aber heute unüblich gewordenen Mineralbezeichnungen zu erläutern:

  • Glasertz = Argentit, das Silbersulfid Ag2S

  • Kupfergrün = wahrscheinlich Malachit, das Kupferkarbonat Cu2(CO3)(OH)2

  • Hornstein = dichter Quarz, das Siliziumdioxyd SiO2

  • arsenical Kies = Arsenkies oder Arsenopyrit, FeAsS

  • Schwefel Kies = manchmal auch Eisenkies genannt, Pyrit FeS2

  • Rothgültigerz = eine Mischkristallreihe zweier Silbererze, bestehend aus den Endgliedern
    Dunkles Rotgültigerz
    = Pyrargyrit, Ag3SbS3 und
    Lichtes Rotgültigerz = Proustit, Ag3AsS3
    Die Mengenanteile von Antimon und Arsen können in weiten Grenzen schwanken, nur bei hohem Arsenanteil besitzt das Mineral seine typische lichtrot durchscheinende Farbe.

  • gewachsenes Silber = gediegen (rein vorkommendes) metalllisches Silber.

  • Mit dem ,bräunlichen Spath' könnte der Braunspat = Ankerit CaFe(CO3)2 gemeint sein und

  • mit den ,violetten Flüssen' Flußspat = Fluorit CaF2.

Die so beschriebene Paragenese spricht für eine Mineralisation, welche der Edlen Braunspat- Formation nahestehen würde. Doch wieder weiter im Text:

  

„Nieder zu in die Teufe erzeigen sich die Klüfte noch edler, und hier stehet besonders das Kupfergrün an, doch kann man nicht sonderlich schwunghaft in die Teufe niedergehen, weil im Tiefsten des Kalckbruches Wasser erschroten worden sind, die durch die Wasser des nicht so tiefen Kalckbruches B. noch mehr vermehret werden. Es steht zwar oben im Kalckbruche von Tage ohngefähr 1½ Lachter tief in d. ein Kunstrad von 12 Ellen Höhe, welches in der Stunde 10 gegen Mitternacht schiebet, und bei e. die Wasser aus dem Tiefsten des Kalckbruchs heben soll, aber es wollen die Aufschlage Wasser, welche aus den Quellen der gegen Morgen gelegenen Wiesen genommen sind, und die bei g. durch eine ganz kurze Rösche gehen, nicht allemahlen reichen, weil durch die ganzen Wissen hindurch kein Graben gehoben, in welchem die verschiedenen Quell Wasser gesammelt werden könnten, auch die Besitzer deren weiter oben in dieser Schlucht gelegenen Wiesen aus der Absicht, ihre Wiesen beständig naß zu erhalten, diese Quell Wasser zurück behalten, und deren Lauf nach dem Kalckbruche auf alle Art verhindern, so daß sehr wenig Wasser in den gleich über dem Kalckbruche angelegten gegen Morgen auf desselben Besitzers eigener Wiese, sehr kleinen Teich bringen können.

Überhaupt würde es weit schicklicher sein, diesen Teich, wo sich die verschiedenen Quell Wasser der Wiesen zu Aufschlage Wassern sammeln sollen, in der Schlucht weiter hinauf gegen Morgen zu verlegen, wozu die schönste Gelegenheit vorhanden ist, auch mehreres Gefälle eingebracht werden wird, wenn nicht die weiter unten gegen Abend in den Wiesen noch entspringende Quelle beträchtlich und nothwendig genug wäre, diese Verlegung des Teiches zu verhindern. Die Verlegung des Teiches höher in die Schlucht hinauf scheint der Umstand noch mehr zu befehlen, da die Morgenklüfte aus dem Kalckbruche nach dieser Schlucht zu streichen, woher dann zu befürchten wäre, daß durch diese Klüfte aus dem Teiche so viel Wasser und vielleicht mehr wieder hinein dringen würden, als das Kunstgezeug zu heben geschickt wäre. Niemand kann leugnen, dass dieses neu entdeckte Bergwerk von der äußersten Wichtigkeit und größten Hoffnung für das Zukünftige ist. Die Erfahrung muß es lehren, ob die reichen Silber Anbrüche auch außer dem Kalckbruche, in dem rothbraunen Schiefer Gebürge gut thun und weiter fortsetzen werden.

Der Kalck selbst scheint nur ein großer Nieren in dem Gebürge zu sein, denn gegen Sept. bei f. und gegen Abend bei k. hört er auf und setztet mit dem rothbraunen Schiefer das Gebürge sichtlich zu Tage aus.

Vor der Hand ist jetzt weiter nichts vorzunehmen, als den Gang Sophia Catharina weiter in die Teufe mit Bebauen zu verfolgen, zu welcher Absicht aber die Aufschlage Wasser erst in Ordnung gebracht und das Kunstgezeug erst zu größeren Absichten besser vorgerichtet werden muß. Das Schönste hierbei ist, daß der Besitzer des Kalckbruches und neuer (unleserlich...?) Eigenlehner der Grube in diesem Kalckbruche alles, was er gewinnt, brauchen kann, denn die Berge sind hier Kalckstein, den er für seinen Kalck Ofen ohnedem mögte gewinnen lassen. Mit größerem Vortheil und weniger Ausgaben sind vielleicht noch wenig Silber Gruben entdeckt und gebaut worden. Salberg in Schweden und die Kalckbrüche zu Annaberg in Nieder Österreich sind ähnliche Beispiele.“

  

2.) des Stollnganges bei F.

„Im tief ersten Thal, den Kalckbrüchen gegenüber in Morgen und Mittag gelegen bei F. hat der Besitzer des Kalckbruches A., der Hr. Insp. Auenmüller, als Eigenlöhner der darinnen gelegenen Grube Wunderbare Schickung Gottes, einen Stolln gegen Mitternacht und Morgen in das Gebürge zu treiben angefangen, und ihn mit dem vorher gefundenen im Kalckbruche zu gleicher Zeit gemuthet. Der Gang, auf welchem dieser Stolln gemuthet ist, und der in der Muthung Neu unverhofft Glück benennet worden, kömmt am Mundloche zwischen 2 und 3 und setzet mit einer bräundlichen Gang Art von weißem Quartz und fleischfarbenem Spath, worinnen ein breitblättriger, auf einander gehäufter Glimmer einbricht, wie No.10 zeigt, zu Tage aus und mit einer Mächtigkeit von ohngefähr 10 bis 15 Zollen. Die Gebürgs Art ist noch Schiefer, wie No.11 beweist, doch gegen den Schiefer im Kalckbruch etwas verschieden, wie denn überhaupt in dem, in diesem Thale hin und wieder am Tage entblößt hier vorstehende Schiefer durchgehend einige Verschiedenheit von jenem, und besonders ein feiner Glimmer untergemischt zu erkennen ist. Dieser Stolln ist in allem nur erst 3 Lachter in das Gebürge getrieben, von da an gerechnet, wo man würklich Gebürge über sich einbekommen hat, und mit dem Stolln untergekrochen ist. Der Gang wird in dieser kurzen Länge mächtiger, bis zu ¼ Lachter, legt sich besser zusammen und zeigt schon Spuren von edlen Geschicken 1), wie No.12, hat auch schon in der Probe etliche Loth Silber Gehalt angezeigt, dabei liegt eine Gilbe, bisweilen auch 1 Finger dick, auf denen Klüften, wie gleichfalls an dieser Stufe etwas davon zu sehen ist. No.13 ist der freundliche fleischrothe Spath von diesem Gange. Bei der Befahrung fand sich zwar, daß das Stollnort um 9 anstand, doch stak noch vieles vom Gange im Hangenden, welches, nachdem es aufgeschlossen worden, gezeigt, daß der Gang würklich als ein stehender in der Stunde 3 fortsetzt. Das Gestein ist sehr gebräch vor diesem Stollnorte, der Stolln steht aber gleichwohl im Gantzen, und von Tage herein ohne Zimmerung.

Der jetzige Eigenlöhner dieses nun gemutheten Ganges hat bisher nach seiner Erzählung noch weiter nichts gethan, als aufgewältiget und den Zugang bis vor das Stollnort ebener gemacht, weil schon vor undenklichen Zeiten hier auf diesem Gange eine Höhlung in das Gebürge gegangen, bei welcher sich eine gewisse Gemeinde bis noch erst vor dem letzten Kriege in der dortigen Gegend auf einen gewissen Tag versammlet hat, um in diesem angenehmen Thale sich Ergötzung zu verschaffen. An Wassern kömmt noch bis jetzt nichts aus dem Stolln heraus und es ist bis zum tiefsten Punkte an der Grumbach, die hier von Abend nach Morgen vorbei fließt, auf 1 Lachter Teufe auch noch zu hoffen. Es sind mehr nebst den vielen, dem Bergmann allemahl zwar sehr angenehmen Wahrheiten, die ich mit eigenem Auge sehen konnte, und die für das Künftige so viel großes von diesem neuen Bau versprechen, auch verschiedene Fabeln von Spukerzen und Ruthengängern = Prophezeyungen erzählet worden, die ich aber ganz weglasse, weil das unleugbare Wahre gewiß und hoffnungsvoll genug ist, alle hierbei vorkommenden und mehrere Hoffnung versprechende Fabeln vergessen zu machen, da übrigens dieser stehende Gang die Anleitung gegeben, mit dem Stolln auf den ersten Punkt in diesem Gebürge anzusitzen, auf welchem man in der besten Linie das Gebürge durchschneidet und aufschließt, zeigt der beigelegte Riß vom Gebürge deutlich.“

1) Die Bezeichnung ,Edle Geschicke' wurde im Freiberger Revier für hier eher seltene Vorkommen der BiCoNi- Formation verwendet.

Trebra selbst spricht hier noch einmal von einem seinem Bericht ,beigelegten Riß', der aber leider eben nicht im Digitalisat enthalten ist. Die optimistischen Hoffnungen, welche Trebra hier zum Ausdruck bringt, bestätigten sich dann freilich nicht, worauf wir weiter unten im Text anhand anderer Unterlagen aber noch ausführlich zurückkommen.

Schließlich folgt in Trebra's Bericht aber noch ein weiterer Punkt, der uns anhand der heutigen geologischen Karte allerdings sehr unwahrscheinlich erscheint:

  

3.) den Steinkohlen bei G.

„Schon diese beschriebenen, 2 neuen vortrefflichen Anweisungen in einem bisher noch nicht untersuchten Gebürge wären hinlänglich, alle Neugier und hoffende Aufmerksamkeit der Bergmänner zu reitzen, aber die Natur hat noch mehr Wunder in diesen kurzen Umkreis gelegt. In einer nähern Entfernung von denen Kalckbrüchen, ihnen selbst gegen Mittag, dem nur eben beschriebenen Stolln aber gegen Mitternacht gelegen, in der kleinen Schlucht bei G. sind Steinkohlen gefunden worden, wovon ich No.14 schwarzen Schiefer mit Abdrücken von Schilf, ein durchsetzendes Trümchen Steinkohle, Kupferkies und weißen Quartz als einen Beweis hierzu von Hrn. Insp. Auenmüller erhalten habe. In dieser Schlucht kömmt ein kleiner Quell Wasser herunter, das auf einem schwarzschiefrigten Boden nach der Grumbach fort fließet. Der ganze Boden in dieser Schlucht ist sumpfigt und bei G. dort nach den Steinkohlen ein Schacht abgesunken gewesen, aus welchem No.14 sein soll, der aber jetzt voll Wasser stehet. Nahe dabei liegt eine kleine Halde, von welcher ich die No.15 schwarze Schieferarten selbst weggenommen habe. In dieser Schlucht wird allemahl ein Versuch in der Teufe unmöglich sein, da ihn die hier sich findenden Quell Wasser allemahl verhindern werden, doch wird es schön sein, wenn ein solcher Versuch nach dem Steinkohlen Flöz weiter zu oben auf dem Gebürge veranstaltet würde, welches der Hr. Insp. Auenmüller seines eigenen Vortheils wegen, zum Behuf des Kalckbrennens, nächstens zu unternehmen Willens ist. Sollte dieses Gebürge künftig auch auf diesem 3ten Punkte angegriffen werden, so bleibt doch allemahl, den Stolln F. am schwunghaftesten zu betreiben, weil er denen Bauen in den Brüchen (und) anderen Punkten vor allem zu Guthe kommt, und würde mit dem stehenden Gange, auf welchem jetzt der Stolln getrieben wird, ein andrer Gang im Gebürge etwa überfahren, welcher einer nähern Linie nach dem Kalckbruche und demjenigen Theile des Gebürges, wo die Anweisung auf Steinkohlen sich hervor thut, zeigte, sonst nichts natürlicher und bergmännischer Absichten gemäßer, als auf einem dergl. nähern Wege auszulängen und mit Schwunge fort zu gehen, denn an beiden Punkten G. und A. ist die Hauptsache, den Wasserweg zu erhalten, die das Niedergehen nach dem Bruche verhindern, oder welches gleich viel ist, sie beide in dieser Absicht mit einem Stolln zu lösen.“

Freyberg, den 16ten Jan. 1767

von Trebra.      

   

Zunächst hatte der frischgebackene Eigenlehner also erst einmal ganz andere Probleme vor sich: Der auch von Trebra beklagte Mangel an Aufschlagwasser für sein Kunstrad mußte behoben werden, welches ja nicht nur für das Erzbergwerk, sondern vor allem auch für die Wasserhaltung in den naturgemäß oben offenen Kalksteinbrüchen benötigt wurde. Schon im Frühjahr 1767 ‒ also eigentlich von Anfang an ‒ stritt sich Herr Auenmüller nach dem Inhalt der Bergamtsakten deshalb mit seinen damaligen Nachbarn, zuvörderst dem Richter Johann Gottlob Kohlsdorf und dem Amtsrichter Johann Gottlob Glöckner, sowie einem Herrn Gottlob Bormann, alle Grundbesitzer in Braunsdorf, sowie vier weiteren Grundbesitzern aus Oberhermsdorf (das östlich von Braunsdorf gelegene Nachbardorf) um die Zuleitung von Aufschlagwasser zu einem Kunstgezeug in seinem Bergwerk (40174, Nr. 847). Schaut man sich die topographische Lage an, wird schnell klar, daß es tatsächlich völlig unmöglich war, Fluss Wasser“ zu einer Grube bei Braunsdorf umzuleiten und daß Herr Auenmüller folglich Quellwasser nutzen mußte ‒ sehr wahrscheinlich das des oberen Schloitzbaches, denn es waren ja auch Grundbesitzer aus Oberhermsdorf in diesen Streit involviert.

Besagter Herr Kohlsdorf nun weigerte sich, den Bau und die Unterhaltung von Kunstgräben sowie eines Aufschlagwasserteichs auf seinen Wiesen zuzulassen. Daraufhin wandte sich Herr Auenmüller an das Bergamt in Freiberg, welches am 4. Juli 1767 zunächst einmal den Vize- Geschworenen Johann Gottfried Göbelt in das auswärtige Refier sandte, um den Bauern Kohlsdorf zu bewegen, die Aushebung der Gräben nicht zu hindern.“

Der aber sah überhaupt nicht ein, warum er das hätte zulassen sollen. Infolge seiner fortbestehenden Weigerung begaben sich am 6. August 1767 der amtierende Freiberger Bergmeister Johann Andreas Scheidhauer, Bergamtsassessor Richter und der Vizegeschworene Göbelt erneut zu einem Ortstermin nach Braunsdorf. Dabei wurde konstatiert, daß in des Herrn Auenmüller´s Kalkbruche die Wasser sechs Ellen aufgegangen sind, und dahero auch (auf den) im Kalkbruch entblösten Gängen kein Versuch gethan werden könne...“ Die versammelte Kompetenz des hochwohllöblichen Bergamtes wies Herrn Kohlsdorf darauf hin, daß er die Führung eines Aufschlagegrabens zum Bergwerk nicht verweigern dürfe, zumal er auch auf die vom Lehnsträger erschrotenen Wasser gar keinen Anspruch habe. Andererseits habe Herr Auenmüller ihn für die ihm entstehenden Schäden zu entschädigen. Wie groß der Schaden eigentlich sei, habe das zuständige Landgericht zu befinden, worauf man sich an diesem Tage einigen konnte.

Nach verschiedenem Schriftverkehr zwischen den Ämtern wurde endlich am 3. Juni 1768 eine neue Localerörterung angesetzt. Im Protokoll des Amtmannes Christian Wilhelm Haberland vom Amt Grillenburg zu diesem Termin steht zu lesen, daß man sich auf dem von mir angewiesenen Grund und Boden, welchen der von dem Herrn Eigenlehner anzulegende Teich und die Wasserleitung einnimmt, versammelt habe, um gemeinsam den Boden auszumessen und zu bewerten. Das geschah dann Stück für Stück: Herrn Kohlsdorf's Wiese wurde als erste durch Ausschreitung als 174 Schritt lang und 54 ½ Schritt breit befunden, was etwa 2 Scheffel Aussaat entspräche. Der Amtmann taxierte diesen Grund nach hiesigem Landwerth auf einen Preis von 80 Thalern.

An dieser Stelle des Verfahrens bot Herr Kohlsdorf einen Tausch von Ländereien an, was nun aber Herr Auenmüller ablehnte. Nachdem alles taxiert war, waren für den Amtmann seine Geschäfte erledigt. Das letzte Schriftstück in der Akte ist ein Schreiben vom Bergamt an Herrn Auenmüller, in dem es um Bescheid bittet, ob das Vorhaben denn nun mit Erfolg umgesetzt sei (40174, Nr. 847). Wir wissen es auch nicht.

 

Wie oben schon erwähnt, existieren zu der Grube Wunderbare Schickung Gottes noch Einlegeregister in den Akten des Bergreviers Freiberg, womit sich deren Betriebszeit über 16 Quartale, von Reminiscere 1767 beginnend, bis Crucis 1770 belegen läßt (40186, Nr. 138658 ff).

Die Einlegeregister enthalten neben Angaben zum technischen Betrieb üblicherweise auch wirtschaftliche Daten zu den Ausgaben und Einnahmen. Daran zeigt sich, daß Herr von Trebra mit seiner höchst optimistischen Einschätzung der Erfolgsaussichten eines Erzbergbaus zusätzlich zum Kalksteinabbau hier sehr weit neben der Realität gelegen hat.

  

 
Titel (links) und Grubenbericht auf das Quartal Trinitatis 1767 (rechts) der Einlegeregister zur Grube Wunderbare Schickung Gottes zu Braunsdorf.
Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40186 (Zechenregister sächsischer Bergreviere), Nr. 138658.

   

Die Register wurden fast alle von Herrn F. G. Auenmüller selbst geschrieben. Auf dem Einband des ersten vom Quartal Trinitatis 1767 ist vermerkt, daß die Muthung sehr optimistisch „eine Fundgrube mit einem 1. bis 6. oberen und einem 1. und 2. unteren Maß auf einem Spatgange, eine zweite Fundgrube mit dem 1. bis 5. oberen Maß auf'm Stehenden, Sophia Catharina genannt, sowie ein Rad Wasser auf'm Kunstgezeug“ umfaßte. Dem Stehenden Gang hat Friedrich Gottlob Auenmüller den Namen seiner Gattin Sophia Catharina gegeben. Der Morgengang erhielt den Namen Wunderbare Schickung Gottes Mgg. und alles lag im „auswärtigen Refier, II. Abtheilung, zu Braunsdorf“. Auswärtig deshalb, weil Braunsdorf eigentlich schon außerhalb des Freiberger Bergreviers gelegen hat. Aber in Altenberg oder in Glashütte fühlte sich wohl auch niemand für diesen Erzfund in einem Kalksteinbruch zuständig.

Von den üblichen 128 Kuxen hielt Herr Auenmüller 124 selbst. Er war also im Wortsinne ein Eigenlehner, der vollkommen auf eigene Rechnung zu bauen versuchte. Die übrigen vier waren Freikuxe und verteilten sich nach Gewohnheitsrecht auf „1 Erbtheil, 2 die Gemeine Stadt, 1 die Knappschaft.“

Der erste Aufstand und Grubenbericht aus dem Frühjahr 1767 berichtet, um was es eigentlich ging: In meinem, des Eigenlöhners Kalkbruch setzt ein Morgengang hora 4 gegen Morgen hin, besteht in verschiedenen parallel streichenden Klüften, so zusammen 15 bis 20 Zoll mächtig sind. Dieser Gang liegt im Kalk Gebürge und dessen Art ist ...von Spath, Quarz mit erhärteten Letten, auf deren Klüften bricht Glas, Rothgülden und Fahlertz nieder mit grünem Beschlag, gegen Abend aber spürt man noch nichts von diesem Gang und muß nach unten im Kalkflötz brechen, die Tiefe von Tage nieder ist 1 ½ Fahrten, wozu in diesem Quartal ½ Lachter abgeteuft worden...“ Also gerade einmal 1 m tief.

Auenmüller führt hier fast übereinstimmend dieselben Minerale an, wie zuvor auch Trebra. Sehr wahrscheinlich hat letzterer nicht nur mit dem Besitzer gesprochen und sich von ihm die Halde des angeblichen Steinkohlenschachtes zeigen lassen, sondern ihm auch seine Beobachtungen mitgeteilt. Neu ist in dieser Aufzählung nur das Fahlerz. Die Fahlerze bilden ebenfalls eine Mineralgruppe, deren Hauptglieder der Tetraedrit (Cu10(Fe,Zn)2Sb4S13) und der Tennantit (Cu10(Fe,Zn)2As4S13) sind. Wo kupferreiche Erze verwittern, erklärt sich leicht auch der grüne Beschlag“.

Nach dieser Beschreibung gehörte die kleine Trümerzone vermutlich der Edlen Braunspatformation an. Daß Herr Auenmüller die Vererzung als solche erkannt hatte, zeugt von seinem bergbaulichen Fachwissen.

Um diese Erzgänge nun näher zu untersuchen, ließ Herr Auenmüller also einen Schacht in seinem Steinbruch absenken, wozu er den Bergknecht George Pohl angestellt hatte. Der hatte allerdings nicht sofort wirklich viel zu tun, denn aus der anderen Akte wissen wir ja schon (und hier erfahren wir´s erneut), daß die winzige Grube samt dem Kalksteinbruch im dritten Quartal 1767 mangels Aufschlagwasser erst einmal abgesoffen war. Ende 1767 vermeldet dann der Grubenbericht, daß man zur Erbauung eines neuen Teiches 1.530 Ellen Gräben (also über 800 m !!) ausgehoben habe. Auch im Winter (Reminiscere) 1768 liest man im Grubenbericht, hat man gar nichts thun können, da die Grube unter Wasser gestanden“ hat.

Ende 1768 (Luciae) hatte Herr Auenmüller einmalig 5 Thaler aus der Gnadensteuer- Kasse des Bergreviers für das Schachtverteufen erhalten. Alle übrigen Kosten zahlte Herr Auenmüller aus eigener Tasche, auch das Quatembergeld (den Abbauzins an den Fiskus) in Höhe von 20 Groschen im Quartal. Herr Pohl war inzwischen schon Lehrhäuer geworden und verdiente jetzt 3 Thaler 12 Groschen nach verfahrenen Schichten im Quartal. Anfang 1769 hatte Herr Auenmüller außerdem einen Herrn Johann Christoph Bünning (der Name ist jedoch schwer zu lesen) als Steigerdienst-Versorger angestellt, wofür dieser 9 Groschen pro Woche erhielt.

So richtig ging es aber nicht voran: Im Sommer 1769 wurden gerade einmal 10 Schichten verfahren, wofür der Häuer Pohl einen Lohn von 1 Thaler, 16 Groschen erhalten hat. Hinzu kamen noch 1 Thaler 12 Groschen für einen zweiten Mann namens Gottfried Burkert, der im Gedingelohn das Kunstrad zu versorgen hatte. Auch aus der Gnadensteuerkasse gab es noch einmal einen zweiten Zuschuß von 11 Thalern, um das Kunstrad zu erhalten. So war der Schacht jetzt ½ Fahrt und ¾ Lachter“ tief geworden.

Wie wir schon wissen, hatte eine ganze Fahrt zirka 6,79 m, eine halbe zirka 3,4 m Teufe bedeutet. Hinzu kommt noch der Dreiviertellachter von zirka 1,5 m. Insgesamt war Auenmüller's Schächtchen nun also rund 4,9 m tief.

   

Dabei hatte man aber leider auch bemerken müssen, daß der Wunderbare Schickung Gottes Mgg. von einem faulen Flötz“ verworfen wurde ‒ einer Störung, die sich von Mitternacht (Norden) hereinzog und für nur „einbrechenden Mulm“ enthaltend befunden wurde. Die Hoffnung auf ein reiche Erzmittel führendes Scharkreuz hatte sich also nicht erfüllt.

Einnahmen aus dem Verkauf von Erzen wiesen die Einlegeregister nie aus. Natürlich versuchte man deshalb nun, Kosten einzusparen. Ab Luciae 1769 erhielt der neue Steiger Johann Gottlob Uhlig nur noch 3 Groschen Wochenlohn. Ab dem Winter 1770 schrieb Herr Auenmüller auch die Einlegeregister nicht mehr selbst, stattdessen zeichnete sie ein Herr Johann Gottlob Müller in seinem Auftrage. Auch die Zuschüsse des Lehnsträgers zu den Betriebskosten verringerten sich stetig. Das Ganze erwies sich letztlich als ein Abenteuer, das nur Kosten verursacht hatte. Die Gesamtkosten seit der Verleihung 1767 hatten sich im letzten erhaltenen Einlegeregister vom Herbst (Crucis) 1770 auf  218 Thaler, 7 Groschen, 11 Pfennige summiert.

  


Wenn wir die Einlegeregister der Grube Wunderbare Schickung Gottes Fdgr. zu Braunsdorf schon in der Hand haben, schreiben wir doch auch ein paar Zahlen heraus: Man erkennt an der Höhe der fast ausschließlich vom Lehnsträger F. G. Auenmüller aufgebrachten Betriebskosten gut, daß sein Interesse an der Erzgrube im Laufe dieser vier Jahre sichtbar nachgelassen hatte.

   

Oder hatte Herr Auenmüller wohlmöglich ganz andere Pläne mit dieser Fundgrube ? 

Ob er in der nachfolgenden Zeit den Neu Unverhofft Glück Stolln zur Wasserlösung für seine Erzgrube ‒ und eigentlich für seinen Kalkbruch ‒ weiter vortreiben ließ, verraten diese Akten nicht. Die Verleihung einer Erzgrube hätte ihm aber zumindest einen gewissen Vorrang gegenüber den anderen Grundbesitzern eingeräumt, um ein solches Vorhaben leichter umsetzen zu können. Wir erinnern uns, daß Auenmüller das Gut Braunsdorf besaß ‒ der spätere Vorläufer Erbstolln jedoch setzte nach allem, was wir bislang darüber wissen, auf Grumbacher Flur an.

Derselbe Stolln wird von Albert Schiffner übrigens noch einmal im 1833 erschienen Band 5 der Supplemente (Ergänzungen) des ursprünglich von A. Schumann herausgegebenen Vollständigen Staats-, Post- und Zeitungslexikons von Sachsen erwähnt, wo es heißt: „Unverhofft Glück heissen mehrere Zechen im Erzgeb., näml. [...] 6) bei Braunsdf. unweit Tharandt, von wo man sonst Petuntse nach Meissen verkaufte, wo man sie aber, da sie Quarz, Eisen und Braunstein enthielt, später abwies.“ Mit der Namensgebung für seinen Stolln hat sich Auenmüller also vermutlich auf den Petunse-Bruch der Vorfahren seiner Frau bezogen (Quellenhinweis von Herrn M. Fischer).

   

Weitere Hinweise über diese Fundgrube und den Kalksteinabbau gibt die zeitgenössische Literatur: Der Dresdner Arzt Christian Friedrich Schulze (*1730, †1775) gab 1769 „Nachricht von den in der dreßdnischen Gegend vorhandenen Mineralien und Foßilien“ (Quellenhinweis von Herrn M. Fischer, Grumbach). C. F. Schulze besuchte auch die Braunsdorfer Kalkbrüche und sein Bericht zeichnet ein recht ausführliches Bild über deren bergbaulichen Betrieb und die Wasserhaltung vor 250 Jahren:

Wir kommen nunmehro zu den bey Braunsdorf befindlichen Kalkbrüchen, welche in Ansehung verschiedener Ursachen eine besondere Betrachtung verdienen. In diesen Brüchen wird ein sehr guter weißgrauer Kalkstein, auf welchem sich bisweilen baumförmige schwarze und bräunliche Zeichnungen befinden, und zwar in einem beynahe zwanzig Ellen mächtigen Flötze, gebrochen. Dieses Flötz, welches im Umfange etliche hundert Schritte beträgt, lieget in einem röthlichen schiefrichten Gebirge. Da nun die Lage dieses Flötzes so beschaffen ist, daß man weder eine Tagerösche, noch einen Stollen anzubringen im Stande gewesen; so hat man sich genöthiget gesehen, das zufließende Wasser aus dem Tiefsten dieses Bruches vermittelst eines angelegten Kunstrades zu gewältigen, und ob dasselbe gleich nicht allzeit das nöthige Aufschlagewasser hat, so leistet es doch in so weit gute Dienste, daß man die an diesem Orte vorhandene Kalksteine noch so ziemlich ungehindert gewinnen kann, welche alsdenn in einem Göpel, durch ein Maulthier, vermittelst zweyer kleinen Wagen, die sich auf einer schiefliegenden Fläche wechselsweise auf und ab bewegen, ausgefördert werden.“

Offenbar wurde also schon vor der Verleihung der Wunderbare Schickung Gottes Fdgr. das Wasser aus den Steinbrüchen ( !! ) durch das besagte Kunstrad gehoben. Antriebswasser dafür kann nur der kleine Schloitzbach geliefert haben, bei dem es durchaus vorstellbar ist, daß er nicht immer ausreichend Wasser führte. Die Förderung dagegen erfolgte ‒ wie schon von Trebra beschrieben ‒ mittels eines Göpels über eine Rampe. Und Schulze schrieb weiter:

In diesen Kalkbrüchen hat man ohngefähr im Quartale Trinitatis 1767 zwey bauwürdige Gänge entblößt. Der erstere, so für einen stehenden Gang gehalten wird, und nunmehro den Namen Sophia Catharina zur wunderlichen Schickung Gottes führet, bestehet aus verschiedenen Klüften, auf welche sich Glaserz, Kupfergrün, ein feiner Spat, ein braunrother, halb durchsichtiger Hornstein, nebst etwas Arsenikalkies einleget. Dieser Gang ist von ohngefähr, und zwar beym Wegschießen der Kalksteine entdeckt worden, und man will anfänglich auf denselben auch rothgülden Erz und Spuren von gewachsenen Silber bemerket haben. Der andere ist ein flacher Gang, bey welchem sich gleichfalls verschiedene Klüfte zeigen, auf welchen Glaserz, Kupfergrün, Arsenikal- und Kupferkies befindlich ist.

In dem ohnweit diesen Kalkbrüchen vorhandenen Thale hat man vor kurzer Zeit einen Stollen, in das daselbst befindliche schiefrichte Gebirge, und zwar gegen Mitternacht und Morgen zu treiben angefangen. Der Gang, auf welchem dieser Stollen getrieben wird, ist ohngefähr zehn bis zwölf Zoll mächtig, und führet einen weißen Quarz nebst einem fleischfarbnen, milden Spate bey sich, in welchem ein weißer Glimmer bricht.“

Die Aufzählung der vorkommenden Erzminerale erinnert wieder sehr an Trebra's Bericht. Die letzte Bemerkung Schulze's kann darauf hinweisen, daß der spätere Vorläufer Erbstolln tatsächlich schon vor der (in den Akten nicht dokumentierten) Aufgabe der Wunderbare Schickung Gottes Fdgr. durch Auenmüller vorzutreiben begonnen worden ist. Oder verweist auch Schulze mit dieser Bemerkung auf den Abbau der Petunse ?

     

Im gleichen Jahr 1767, in dem er die Wunderbare Schickung Gottes Fdgr. aufgenommen hatte, nahm Friedrich Gottlob Auenmüller auch noch einen Stollnvortrieb in Angriff (Fundstück von Herrn M. Fischer). Wie man aus den dazu vorliegenden Einlegeregistern erfährt, hatte er Anfang dieses Jahres eine weitere Fundgrube nebst drei oberen und zwei unteren Maßen auf einem stehenden Gange, genannt Unverhofft Glück, dazu einen Erbstolln und ein Rad Wasser für eine Wäsche, sowie eine dritte Fundgrube und zu dieser vier obere Maße auf einem Spatgang, Friedrich Gottlob genannt, gemutet. Als Lehnträger hielt Herr Auenmüller auch bei diesem Gebäude alle 124 Kuxe selbst und hatte wie üblich 1 Kux als Erbteil, 2 Kuxe für die gemeine Stadt und 1 weiteren Freikux für die Knappschaft reserviert.

Auf diesem Stolln hatte er Trinitatis 1767 den Bergmann Johann Christian Binnrich (Name schwer leserlich), sowie die Bergknechte Christian Kust und Esaias Kunze angelegt, die allerdings in diesem Quartal nur einige wenige ledige Schichten hier verfahren haben (40186, Nr. 133478). Im Grubenbericht heißt es: „Der Stolln ist auf einem hora 3,1 (später ist das Streichen immer mit Stunde 2,4 angegeben) streichenden Gange getrieben, gehet in den sogenannten Vier Ruthen an der Krumbacher Bach gegen Abend aus und gegen Morgen ins Gebirge, ist vom Mundloch incl. der Rösche 7 Lachter bis vor Ort, so hora 4,5 bey 30 Zoll mächtig ein Gemenge von Quarz, Spaat, Gilbe und Katzenglimmer anstehet. Dies Quartal ist vor solchem Ort ¾ Lachter lang und ¾ Lachter hoch aufgehauen worden.Der Allerhöchste seegne die Anbrüche und wende allen Schaden und Unglück gnädigst ab. Glück Auf !

Dieses wünschen Johann Gottfried Göbelt, Geschworener,
Friedrich Gottlob Auenmüller.“

Da es in Anbetracht der schwachen Belegung sehr unwahrscheinlich ist, daß die drei Männer den Stolln tatsächlich binnen drei Monate 7 Lachter in den Berg getrieben hätten, ist davon auszugehen, daß mit in erster Linie die Länge der Rösche vor dem Mundloch gemeint war.

Praktisch gleichlautend sind auch die nachfolgenden Einlegeregister für die Quartale bis Reminiscere 1768. Bei durchschnittlichen Kosten von 30 Thalern pro Quartal, welche der Lehnträger allein trug, brachte man in ledigen Schichten das Stollnort um 2 bis 4 Lachter pro Quartal voran (40186, Nr. 133979 bis 133981). Die Kosten wurden zeitweise etwas gemildert, indem Herr Auenmüller bis zu 2 Thaler, 15 Groschen „Gnadensteuer“ zum Vortrieb des Stollns hinzu erhielt.

Bereits Trinitatis 1768 sagte Herr Auenmüller dann das 3. und 4. Obere Maß auf dem Spatgang, sowie das Wassergefälle wieder los. Bis Luciae 1768 war das Stollnort 6⅜ Lachter und bis Luciae 1769 auf 10⅜ Lachter Länge vom Mundloch – wobei sicherlich die Länge der Rösche nun nicht mehr enthalten ist – fortgebracht (40186, Nr. 133982 bis 133987 und Nr. 135265 für Reminiscere 1769). Die Belegung wechselte dabei mehrfach.

Die letzten überlieferten Register datieren auf die Quartale Reminiscere und Trinitatis 1770 (40186, Nr. 133988 und 133989). Sie wurden in Vollmacht für den Lehnträger von Johann Gottlob Müller angefertigt. Als Steiger war nun ein Johann Gottlob Uhlig angelegt, welcher im letzten Quartal 47 Schüsse weggetan hatte, wofür 7¾ Pfund Pulver erforderlich gewesen sind. Das Gestein wurde also härter. Bei Quartalskosten von reichlich 12 Thalern in Trinitatis 1770 hatte sich der Rezeß binnnen der vier Jahre bereits auf über 273 Thaler summiert, „so ich, der Lehnträger entrichtet habe.“

Im letzten überlieferten Grubenbericht heißt es, das Stollnort, „so auf einem hora 2,4 streichenden stehenden Gang gegen Mitternacht getrieben wird, (wurde um weitere) ⅝ Lachter lang bei ¾ Lachter Höhe aufgefahren, beträgt deßen Erlängung 13 Lachter, der Gang 3 Zoll mächtig, von Quarz, Spaath, Gilbe, Katzenglimmer und etwas einbrechende Kieße. Der Allerhöchste seegne… die Anbrüche…“

Aha: Wo sie mit dem Stolln in dessen Ausbiß einschlugen, war der Gang noch 30 Zoll (≈ 75 cm) mächtig. Mehr ist dazu leider nicht überliefert…

  

 
Deckblatt und Grubenbericht des Einlegeregisters von Unverhofft Glück Fdgr. vom Quartal Trinitatis 1770, Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40186 (Zechenregister), Nr. 133989.

  

Der spätere sächsische Oberberghauptmann Johann Carl Freiesleben (*1774, †1846) war von 1790 bis 1792 Student an der Bergakademie Freiberg. Er wurde von Abraham Gottlob Werner gefördert und freundete sich dort mit Leopold von Buch und Alexander von Humboldt an. In dieser Zeit, noch vor dem Beginn der geologischen Landesuntersuchung in Sachsen, veröffentlichte Freiesleben einen Bericht „Mineralogisch- bergmännische Beobachtungen auf einer Reise durch einen Theil des meißner und erzgebirgischen Kreises zu Anfange des 1791. Jahres“. Freiesleben gibt sich darin als Reisebeschreiber zu erkennen und er schreibt in der „Wir- Form“. Es ist deshalb recht wahrscheinlich, daß er zusammen mit Leopold von Buch nach Braunsdorf kam. In seinem Bericht liest man über Braunsdorf:

Von Tharand setzten wir unsere Reise nach Braunsdorf fort, um die dortigen Kalkbrüche zu besuchen; zwischen Tharand und Braunsdorf aber in dem dortigen Walde, vom Wege (rechter Hand) gegen O, fanden wir einen Petunsebruch, der gegenwärtig zum Erliegen gekommen ist. Das dortige, ohngefähr 4 Ellen starke, im Gneise ziemlich söhlig aufsetzende Lager, (oder ist es vielleicht außerordentlich grobkörniger Granat, der mit Gneiße bedeckt ist) besteht aus Fettquarze, fleischrothem Feldspathe und silberweißem Glimmer, so daß der Quarz dermalen vor dem Feldspathe prävalirte; dieser Umstand möchte wohl auch die Ursache seyn, warum man den Bruch jetzt verlassen hatte. Zu Untersuchung dieses Lagers in die Länge ist ein Stolln getrieben, den wir aber nicht befahren konnten.

Der Kalkbrüche in Braunsdorf sind zwey. Sie liegen gleich neben einander. Der Kalkstein, der hier gewonnen wird, ist kaum erkennbar feinkörnig, und geht also schon in dichten Kalkstein über; er ist meist graulichweiß, doch auch häufig röthlich, bräunlich und gelblich gefärbt, aber von keiner angenehmen und ausgezeichneten, sondern vielmehr von schmutzigen Farben. Seine Zerklüftung ist ziemlich beträchtlich und für die Gewinnung vortheilhaft.*) Ueber dem sehr mächtigen Kalksteine liegt eine sehr schöne Abänderung von Thonschiefer, die von einer Mittelfarbe zwischen kirsch- und bräunlichroth, dabey etwas ins violblaue fallend, vollkommen und geradschiefrig und stark seidenartig schimmernd ist. Dieser Thonschiefer ist ohngefähr 6 Ellen mächtig, und fällt 55° gegen SO; am deutlichsten ist er in dem großen Bruche zu sehen, woselbst sich auch ein ziemlich mächtiger Keil von ihm in den Kalkstein hineingezogen hat.

Beyde Kalkbrüche sind sehr gut vorgerichtet, besonders der große, in welchem sich aber, weil er ziemlich tief ist, (ohngefähr 1 ½ bis 2 Fahrten) viel Wasser gesammelt haben, welche durch ein Kunstgezeug, an dem 2 Sätze hängen, gehalten werden. Die Art der Gewinnung des Kalksteins ist Steinbruchbau, doch aber im Gedinge, und zwar die Ruthe zu 15 Gr. Der Stein selbst wird sehr gesucht, und in ebensolchen Steinkohlenöfen gebrannt, als der Tharander.

Nach Freiesleben's Bericht standen 1791 also zwei größere Steinbrüche in Betrieb, möglicherweise sind aber auch mehrere kleinere inzwischen „zusammengewachsen“. Vielleicht wußte Herr Freiesleben aber auch, daß der dritte Steinbruch auf Grumbacher Flur gelegen hat ? 

Einen Stolln hingegen sieht Freiesleben nur in Zusammenhang mit dem Felspatabbau. Als längere Fußnote vermerkte Freiesleben zu seinem Bericht noch:

*) Sehr merkwürdig wäre es, wenn das, was man uns versicherte, seine Richtigkeit hätte, daß nämlich mitten in diesem Kalksteine, ganz ohne Regel, derb eingesprengt und dendritisch angeflogen, Rothgiltig- und Glaserz, zuweilen innen läge, ohne Spur von einem Gange, oder dergleichen zu haben. Dies ist ein neuer auffallender Beweis für das interessante Phänomen, welches die Kalksteingebirge (sowohl Flötz als uranfängliche) in Ansehung ihrer Metallführung, zeigen. Die mir bekannten Erze, welche nierenweise im Kalksteine einbrechen, sind vorzüglich Bleyglanz, Schwefelkies, (Zink-) Blende, Magnet-Eisenstein, Kupferkies, Kupferglas u. a. m. Bleyglanz findet sich im Kalksteine auf die bemerkte Art, in Sachsen sehr häufig... Von Rothgiltigerz ist mir aber nur noch ein Beyspiel bekannt von dem Kalksteinlager auf der Grube Kühschacht zu Bräunsdorf ohnweit Freyberg; doch soll man am letztern Orte auch Spuren von einem durchsetzenden Gange wahrgenommen haben.“

Sicherheitshalber schreibt Freiesleben hier dazu „Bräunsdorf ohnweit Freyberg“, damit spätere Leser das eine Bräunsdorf nicht mit dem anderen Braunsdorf verwechseln.

  


Im Freiberger Exemplar der Meilenblätter können wir sehen, wie „zerpflückt“ die territoriale Zugehörigkeit just dieses Gebietes zwischen 1780 und 1880 gewesen ist: Die alte Hufen markierenden „Zipfel“ und der südöstliche Teil unterstanden der Verwaltung durch das Amt Dresden, der südwestliche dem Amt Grillenburg, der nördliche dem Amt Meißen. Das macht bis heute Recherchen keinesfalls einfacher… Wenigstens zwei Tagebaue südlich und einer nördlich der Flurgrenze wurden aber auch hier schon damals eingezeichnet.

   


Ausschnitt aus dem Berliner Exemplar der Meilenblätter von Sachsen. Es enthält nur wenige Nachtragungen bis 1880 und  zeigt uns gegenüber den anderen beiden Exemplaren wohl am wahrscheinlichsten den Geländezustand um 1790. Der hier als „Fürsten Weg“ bezeichnete Weg von Braunsdorf nach der Chaussee zwischen Wilsdruff und Mohorm verläuft zu dieser Zeit noch zwischen den mindestens drei Tagebauen hindurch. Er mußte infolge des Tagebruches von 1869 und später noch mehrmals verlegt werden.

  


Ausschnittsvergrößerung aus dem Meilenblatt oben. Ob der im Schloitzbachtal aufgestaute Teich damals eine Betriebsfunktion für die Kalkwerke hatte, geht aus den uns bekannten Akten nicht hervor. Vielleicht haben sich Auenmüller und Kohlsdorf ja doch geeinigt. Diese Ausschnittsvergrößerung aus dem Meilenblatt zeigt uns aber, daß die damaligen Steinbrüche von Ficke und Auenmüller mitten im Schloitzbachtal lagen und daß man den Bach damals offenkundig oberhalb der Brüche angestaut und dann südlich um die Tagebaue herum geleitet hatte. Der dritte große Steinbruch nördlich des „Fürsten Wegs“ lag schon auf Braunsdorfer Flur.

   

Nach Friedrich Gottlob Auenmüller's Ableben 1774 war das Rittergut Braunsdorf zunächst im Besitz seiner Witwe Sophie Catharina Auenmüller (10161, Nr. 17), dann ihres Sohnes, Herrn Karl Friedrich Auenmüller (10052, Nr. 7).

Spätestens ab 1810 geriet K. F. Auenmüller jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und beabsichtigte den Verkauf des Rittergutes (10052, Nr. 550). Das Rittergut wurde schon nicht mehr selbst bewirtschaftet, sondern war verpachtet (10079, Loc. 13802/06). Als Pächter wird in einer Akte des Finanzarchivs ein Herr Hellmuth genannt.

Im Jahr 1816 muß er verstorben sein, denn von nun an werden in den Akten die „auenmüllerschen Erben Christiane Louise Concordia Auenmüller und Konsorten“ genannt (10079, Loc. 13808/02 und 13808/03). Die hinterbliebenen Schulden sorgten selbst mit dem Staatsfiskus noch für Streit, denn die für die Brennöfen benötigten und von den fiskalischen Werken im Plauenschen Grund bezogenen Kohlen waren im Jahr 1819 noch Rechnungen offen (10036, Loc. 31984, Rep. 33, Sec. Nr. 1913).

Dieser letztgenannte Name wiederum ist mit einer zweiten Grube, welche in der Zeit zwischen 1796 und 1801 in den Zechenregistern des auswärtigen Freiberger Reviers“ (40186, Nr. 57033 bis Nr. 57051) auftaucht, verbunden: Dem Concordia Erbstolln. Daß die Auenmüller's Gängen und Gruben gern die Namen ihrer Gattinnen gaben, haben wir ja oben schon gelesen und das könnte auch hier so gewesen sein... Der Zeitraum würde auch die zeitliche Lücke zwischen dem Ableben Friedrich Gottlob Auenmüller's 1774 und dem Erscheinen des Vorläufer Erbstolln's bei Grumbach ab 1801 (siehe weiter unten) etwas auffüllen.

  

Der Concordia Stolln jedenfalls wurde im Frühjahr 1796 an K. F. Auenmüller verliehen. In der Belehnungsurkunde steht „Concordia Erbstolln zu Tharandt“, aber schon im folgenden Register hatte man diese Benennung auf „Concordia Erbstolln zu Braunsdorf“ korrigiert. Wie sein Vater auch, hielt Karl Friedrich alle 124 Kuxe selbst. Das Inventarium führt u. a. 1 Karren, 2 Kübel und 71 Bergeisen auf. Tagegebäude besaß die Grube nicht.

Im ersten Quartal des (dokumentierten) Grubenbetriebs waren allein schon 8 Thaler für Pulver und 34 Thaler für Schmiedearbeiten erforderlich. Da sind ganze 3 Groschen für die Steigerdienstversorgung, die sich Karl Friedrich selber anwies, geradezu ein Schnäppchen. Ferner waren noch 2 Groschen Quatembergelder und 14 Groschen Fahrgelder für den Oberbergmeister und den Geschworenen quartalsweise zu entrichten.

Angelegt waren vier Häuer, die im Schichtlohn arbeiteten. Außerdem wurden sechs Tagelöhner beschäftigt, weil „in dasiger Gegend erfahrene Bergarbeiter nicht zu haben sind.“

Die Gesamtkosten, die der Lehnträger über die gesamte Zeit fast allein übernahm, beliefen sich im ersten Quartal auf sage und schreibe 193 Thaler, 17 Groschen und 2 Pfennige. Außerdem steuerte die Gnadengroschenkasse des Reviers eine Summe von 7 Thalern, 21 Groschen „zum Forttrieb von 1 Stollnort und 1 Abteufen“ bei.

Der Grubenbericht erzählt, was mit diesen Mitteln in diesem Quartal erreicht worden ist: „Dies Berggebäude ist mit 1 Doppelhäuer, 3 Lehrhäuern und mehreren ledigen Schichten belegt worden, und mit solchen:

1) Die Stollnrösche nächst dem Tharander Bach weg 67 7/8 Lachter mit 3 bis 6 Ellen Höhe und ½ bis ¾ Lachter Weite bis an das Mundloch ausgegraben und weggefüllt und mit Zimmerung verwahrt worden. Sodann ist

2) Der tiefe Concordia Stollnort von seinem Mundloche, welches von dem Braunsdorfer Gebürge gegen Süd zu Tage ausgeht, 25 Lachter nach Nord, Stunde 12,3 in Quergestein getrieben worden. Endlich hat man

3) Auf dem Gebürge einen neuen Tageschacht in der Stunde 2,2, 1 ½  Fahrten von Tage mit gehöriger Sachkenntnis und Länge niedergebracht und... in Zimmerung gesetzt.“

Ob es sich dabei tatsächlich um einen neuen Tageschacht handelte oder ob vielleicht sogar der alte Schacht seines Vaters, der seinerzeit ja schon „½ Fahrt und ¾ Lachter“ tief gewesen ist, wieder aufgenommen wurde, geht daraus leider nicht nicht hervor... Insgesamt war das Schächtchen von Auenmüller's Vater damals schon rund 4,9 m tief. Wenn es nun also auf 1 ½ Fahrten verteuft worden ist, wären dies nun also ungefähr 10,2 m (reichlich 5 Lachter) gewesen.

  

 
Titel (links) und der oben zitierte Grubenbericht auf das Quartal Reminiscere 1796 (rechts) der Einlegeregister zur Grube Concordia Erbstolln zu Braunsdorf. Inzwischen gab es Vordrucke für die Abrechnung.
Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40186 (Zechenregister sächsischer Bergreviere), Nr. 57033.

  

Der Stolln wurde nach den Berichten zu den folgenden Quartalen mit 1 Lachter Höhe jeweils zwischen 3 und 6 Lachter weiter vorgetrieben. Anfang 1797 hatte der Stolln 43 Lachter Länge erreicht. Auch der Schacht wurde weiter abgesenkt und hatte nun 1 ¾ Fahrten Teufe (rund 11,9 m) erreicht.

Am Ende des Jahres 1797 wird die Stollnlänge schon mit 69 5/8 Lachter angegeben. Statt der ursprünglichen Richtungsangabe (Stunde 12,3) wird nun die Vortriebsrichtung mit Stunde 11 angegeben ‒ offenbar schwenkte man also leicht von NNO auf NNW um. Im dritten Quartal Crucis 1797 erscheint auch die Rechnung eines Markscheiders über reichlich 3 Thaler und im Inventarium die Eintragung „1 St. Markscheiderriß“ als Zuwachs im Bestand auf. Den haben wir leider bis jetzt aber nicht wiederfinden können...

Mit ungefähr gleichbleibender Belegung (1 Doppelhäuer, 2 Lehrhäuer und 3 Tagelöhner) hatte man bis Ende 1798 den Stolln auf nunmehr 83 Lachter Länge fortgebracht. Auffällig ist in den Anschlägen (den Abrechungsbögen), daß kein Pulververbrauch mehr ausgewiesen ist. Möglicherweise war das Gestein ja gut auszubrechen, so daß man auf Bohren und Schießen verzichten konnte. Der Schacht war in dieser Zeit nicht belegt.

Diesen nahm man erst im zweiten Quartal 1799 wieder auf. Während das Stollnort bis Ende Trinitatis bei 90 Lachter vom Mundloch stand, begann man nun, diesem vom Schacht aus ein Gegenort entgegen zu treiben. Dieses Gegenort hatte zum Endes dieses Quartals 2 Lachter Länge vom Schacht aus nach Süd erreicht.

Ende 1799 waren auf der Grube nur noch Tagelöhner angelegt. Der Grubenbericht sagt nichts darüber aus, warum die Häuer die Grube verlassen haben. Die zuletzt angestellten Arbeiter waren

  • Gottlieb Dittrich,

  • Gottfried Rach,

  • Johann Gottlieb Ruther und

  • Johann Gottlob Füßel.

Im Frühjahr 1800 wurde der Durchschlag zwischen beiden Gegenorten zuwege gebracht. Die Gesamtlänge dieses Stollns betrug damit nun 97 ½ Lachter (also rund 197 m) ab Mundloch bis zum Tageschacht. Im Quartal Trinitatis 1800 wird in der Abrechnung erstmals ein Stolln- Neuntel in Höhe von 1 Pfennig berechnet.

Bis zum dritten Quartal 1800 hatte der Stolln über den Tageschacht hinaus eine Gesamtlänge von 100 ¼ Lachter (rund 200,5 m) erreicht. Aus dem Grubenbericht erfahren wir auch jetzt nicht, warum Karl Friedrich Auenmüller die Grube aufgegeben hat; die Register enden abrupt.

Es steht zu vermuten, daß das Unternehmen Concordia Erbstolln zu den folgenden finanziellen Schwierigkeiten maßgeblich beigetragen hat. Nachdem schon sein Vater rund 218 Thaler gewissermaßen „in den Sand gesetzt“ hatte, beliefen sich die aufgelaufenen Gesamtkosten nach rund 5 Jahren Betriebszeit des Concordia Stollens nun erneut auf über 1.020 Thaler, die der Besitzer, abgesehen von den kontinuierlichen, aber recht begrenzten Zuschüssen aus der Gnadengroschen- Kasse in Höhe von 2 Thalern, 15 Groschen pro Quartal, vollständig selbst aufgebracht hat (40186, Nr. 57033 bis Nr. 57051).

  


Die Betriebsaufwendungen der beiden Auenmüller'schen Gruben Wunderbare Schickung und Concordia im Vergleich. Wir tragen sie quartalsweise hintereinander auf - tatsächlich liegt aber zwischen beiden eine Lücke von rund 25 Jahren. Wie schon in unserer Grafik dazu oben im Text wird auch hier das stetige Abnehmen des wirtschaftlichen Engagements bzw. der finanziellen Möglichkeiten des Eigners über die Betriebszeit deutlich...

      

Bei Recherchen zu einem anderen Thema ist uns der Name Auenmüller dann an anderenorts erneut begegnet: Der Geologe T. E. Gumprecht nämlich verfaßte im Jahr 1835 eine ausführliche Beschreibung einiger Gebiete Sachsens und Böhmens, die von kreidezeitlichen Sedimentgesteinen überdeckt sind (dem Elbsandsteingebirge), wobei er besonderes Augenmerk auf deren Liegendes richtete, wo lokal ebenfalls Kalksteinvorkommen auftraten. Ab S. 177 ff berichtet Herr Gumprecht über ein Kalkvorkommen bei Radebeul das Folgende:

g) Zitschewig.

„Der verstorbene Bergamtsactuar Meuder in Freiberg machte meines Wissens zuerst auf das Vorkommen des körnigen Kalkes und der Hornblendschiefer bei Zitschewig aufmerksam, und beschrieb die Lagerungsverhältnisse derselben fast ganz mit den Angaben übereinstimmend, welche ich von dem früheren Besitzer des im Jahre 1824 angefangenen Betriebes, Auenmüller, und seines Steigers Silbermann erfragte. Es war mir ein Räthsel, wie Meuder es vermocht hatte, so genaue Data über das Zitschewiger Vorkommen zu geben, da er in seinem Aufsatze mit keinem Worte das Vorhandenseyn von Kalkbrüchen erwähnt, die Bedeckung der Erdoberfläche aber nur sehr wenig Aufschlüsse über die Lagerungsverhältnisse gestattet, bis ich in dem Reiseberichte Martinis erwähnt fand, daß bereits zu Meuders Zeit gangbare Kalkbrüche hei Zitschewig vorhanden waren, welche Martini jedoch im Jahre 1815 wieder zugestürzt sah. 

Es scheint, als ob die Auenmüller's dem Bergbau treu geblieben wären. Irgendwie scheint sich aber die Geschichte der Unternehmungen in Braunsdorf auch bei Radebeul wiederholt zu haben...

Um welchen Träger dieses Namens es sich bei dem hier genannten Auenmüller handelte, wissen wir noch nicht. Es muß sich aber bereits um einen Enkel gehandelt haben, denn Friedrich Gottlob Auenmüller ist ja schon 1774 und sein Sohn Karl Friedrich Auenmüller um 1816 verstorben. Dem Text Gumprecht's nach hat der damalige Besitzer des Weinberges in Zitschewig aber erst im Jahre 1824 mit dem Abbau des Kalksteins dort begonnen. Was wir darüber herausgefunden haben, haben wir in einem weiteren  Nachtrag zu dieser Beitragsfolge zusammengestellt.

    

Im Jahr 1803 ist dann auch wieder ein Kalkbruch (Man unterschied ja noch immer nicht zwischen Kalkstein und Dolomit) am Tharandter Grundbach oder Schloitzbach, jetzt im Besitz eines Herrn Johann Gottfried Pfützner (oder Fitzner, so ist der Kalkbruch auf dem Grundriß bezeichnet), Anderthalbhüfner in Grumbach, in Zusammenhang mit der Eigenlehnerzeche Vorläufer Erbstolln aktenkundig. Nach den zu dieser Grube erhaltenen Einlegeregistern (40186, Nr. 23857 bis Nr. 23887) war der Vorläufer Erbstolln zwischen 1801 und Ende 1807 in Betrieb. Er schließt schon einmal zeitlich so perfekt an die Grube Concordia an, daß zumindest die Vermutung nicht unbegründet erscheint, daß der neue Muther die vorangegangene Grube übernommen haben könnte. Dieser Umstand könnte auch den Namen erklären: Diese Grube hatte dann ja tatsächlich einen „Vorläufer“, dem man nun nachfolgte.

In einer losen Liste mit regionalen Bergwerksnamen, die der Wilsdruffer Lehrer und Heimatforscher Arthur Kühne verfaßte, findet sich ebenfalls der Name „Vorläufiger Erbstolln“ (Information von Herrn M. Fischer). Ob dies wohl derselbe gewesen ist ?

Natürlich ist es durchaus auch möglich, daß es mehrere Versuche gegeben hat, an die vermeintlichen Erzvorkommen zu gelangen. Der Vorläufer Erbstolln löste jedenfalls am Ende auch die Kalkbrüche vom Grundwasser, wobei es aber zu Streitigkeiten zwischen den Besitzern des Kalkbruches und dem Lehnsträger des Stollens, Herrn Carl Heinrich Ficke, gekommen ist (40010, Nr. 3718).

  

Schauen wir auch noch in den Einlegeregister zu dieser Grube nach (40186, Nr. 23857 bis Nr. 23887), so fallen uns noch etliche weitere Übereinstimmungen zwischen Concordia Erbstolln und dem Vorläufer Erbstolln auf:
  • Der Lehnträger, Carl Heinrich Ficke, hielt alle 124 Kuxe selbst. Wie bei seinem Vorgänger gab es die sonst üblichen vier Freikuxe für Erbteil, Stadt und Knappschaft auch bei ihm nicht.
  • Er zahlte dasselbe Quatembergeld in Höhe von 2 Groschen an das Bergamt.
  • Er zahlte sich selbst den gleichen Betrag von 3 Groschen für die ausgeübte Steigerdienstversorgung.
  • Er erhielt aus der Gnadengroschenkasse ebenfalls 2 Thaler, 15 Groschen Zuschuß für den Forttrieb von 1 Stollnort.
  • Seine Grube besaß, wie Concordia Erbstolln auch, keinerlei Tagegebäude.
  • Er beschäftigte 4 Arbeiter, „allerseits Tagelöhner, weil in dieser Gegend keine recipirten Bergleute zu haben sind...“, wie es im ersten Aufstand vom Quartal Reminiscere 1801 fast wortgleich, wie zuvor schon bei K. F. Auenmüller, heißt.

Es handelte sich allerdings um andere Arbeiter, als diejenigen, die zuletzt bei K. F. Auenmüller angestellt gewesen sind, nämlich um:

  • Carl Gottlieb Adam,
  • Gottlob Voigt,
  • August Lehmann und
  • Gottlob Wußlich (der Name ist schwer zu lesen).

De erstgenannte blieb der Grube lange erhalten und war zuletzt sogar Doppelhäuer geworden. Anders als bei seinem Vorgänger standen die Arbeiter bei C. H. Ficke aber nicht mehr im Schichtlohn. Der Stollnvortrieb war mit 5 Thalern, 6 Groschen pro Lachter im Gedinge vergeben.

Ein weiterer Unterschied findet sich in der Inventarliste, die gerade einmal

  • 12 Eisen,
  •   1 Keilhaue und
  •   1 Auslaufkarren

aufführte. „Das übrige Gezähe ist von mir, dem Lehnträger, gehalten worden,“ heißt es in den Registern.

Über den Grubenbetrieb berichtet das erste Einlegeregister dann das Folgende: „Das Gebäude ist durch Weilarbeit wie folgt betrieben worden:

Auf dem Vorläufer Stolln, dessen Mundloch an dem Tharander Grundbach ohnweit Grumbach ausgeht, und welcher schon 27 Lachter gegen Nord nach vorliegenden Gängen getrieben gewesen, ist dieses Quartal 12 Lachter lang mit 1 Lachter Höhe aufgefahren worden. Beträgt seine sämtliche Länge vom Stollnmundloche weg 39 Lachter.

Für uns ist hier von Interesse, daß dieser Stolln schon eine gewisse Strecke vorgetrieben gewesen ist; die Muthung also erst einige Zeit nach Aufnahme der Arbeiten erfolgt sein dürfte. Auch die angegebene Höhe des Stollnprofils stimmt auf den ersten Blick wieder mit der des K. F. Auenmüller'schen Stollens überein, was freilich auch einfach auf die geltenden Regularien und Vorschriften des Bergreviers zurückgeführt werden könnte.

Nachdem zuletzt in Auenmüller's Aufständen schon ein ‒ noch marginaler Betrag von 1 Pfennig ‒ für das Stolln- Neuntel angerechnet wurde, wird dieses nun im Quartal Crucis 1801 auf 5 Groschen, 6 Pfennige beziffert. Auch dieser Stolln dürfte also bereits auf ein Lichtloch durchschlägig gewesen sein. Die Beträge wurden jedoch nie als Einnahmen verrechnet; können sich also nur auf eigene Lichtlöcher oder Tageschächte bezogen haben.

  

 
Titel (links) und der oben zitierte Grubenbericht auf das Quartal Reminiscere 1796 (rechts) der Einlegeregister zur Grube Vorläufer Erbstolln zu Grumbach. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40186 (Zechenregister sächsischer Bergreviere), Nr. 23857.

  

Was aber gerade in Zusammenhang mit dem hier verwendeten Begriff Weilarbeit (man würde es heute vielleicht Nebentätigkeit nennen) sehr verwundert, sind die angegebenen Vortriebsleistungen: Schon nach dem Bericht auf das erste Quartal des Betriebes habe man das Stollnort in diesem um 12 Lachter ( !! ) fortgebracht; im Quartal Reminiscere 1802 will man sogar 22 Lachter Vortrieb binnen eines Quartales erreicht haben !

In Anbetracht dessen, daß in den Abrechnungen weder Bohrgezähe noch Sprengpulver auftauchen, der Stolln aber doch schon im altpaläozoischen Schiefermantel des Erzgebirges auf ein nicht minder widerstandsfähiges, metamorphes Kalklager zu vorgetrieben wurde, erscheinen solche Zahlen völlig unmöglich.

Bis Reminiscere 1802 ‒ also gerade ein Jahr nach Betriebsbeginn ‒ will man bereits eine Stollnlänge von 96 Lachtern erreicht haben, was schon annähernd der Gesamtlänge des Concordia Stollns (letzte Angabe nach 5 Jahren Betriebszeit: 100 ¼ Lachter) entspricht. Es ist eigentlich nur vorstellbar, daß C. F. Ficke diese ersten rund 100 Lachter gar nicht neu aufgefahren, sondern den Vorläuferbau tatsächlich nur gewältigt hat. Dafür spricht auch die Formulierung im Grubenbericht „...nach vorliegenden Gängen getrieben.“ Dafür kann außerdem sprechen, daß nie eine Stollnrösche erwähnt wurde, die also auch schon vorher bestanden haben dürfte...

Ab einer Stollnlänge von 118 ½ Lachter in Crucis 1802 sinken dann in den folgenden Quartalen die berichteten Vortriebsleistungen auf „normale“ Beträge von 3 3/8 Lachter bis 7 Lachter, gelegentlich auch wieder 11 ¾ Lachter, tendenziell jedenfalls deutlich ab. Im Quartal Luciae 1803 erscheint in der Abrechnung auch eine Position in Höhe von 2 Thalern, 14 Groschen an Ausgaben für Pulver. Im nächsten Quartal benötigte man sogar für 12 Thaler Pulver und hat mit diesem insgesamt 348 Schüsse abgetan. In den folgenden Quartalsabrechungen tauchten diese Positionen dann allerdings nicht mehr auf ‒ das anstehende Gestein scheint offenbar wieder weniger Widerstand geboten zu haben.

   

Nebenbei hatte man im Quartal Luciae 1801 auch noch damit begonnen, einen weiteren Tageschacht „im ganzen Gestein“ abzusenken. Dieser hatte schon am Ende dieses Quartals 8 ¾ Lachter Teufe (was etwa 17,5 m entspräche) erreicht. Er sollte vermutlich als weiteres Lichtloch dienen und mit dem Stollnort angefahren werden, denn in den nachfolgenden Quartalen blieb der Schacht zunächst wieder unbelegt.

Erst ein Jahr später nahm man ihn wieder auf, senkte ihn auf zwei Fahrten Teufe weiter ab (was eigentlich nur rund 13,6 m Teufe entsprechen würde) und setzte ihn in Zimmerung. Auf Reminiscere 1803 wird berichtet, daß man nun neben 40 neuen Bergeisen und 10 Bohrern auch 30 Lachter Seil angeschafft und daß man den Tageschacht auf eine Teufe von nun insgesamt 3 ½ Fahrten (etwa 23,8 m) niedergebracht habe.

Angestellt waren jetzt zwei „richtige“ Häuer, nämlich hat

  • Carl Gottlob Adam seinen Abschluß erreicht, und neu auf der Grube ist nun

  • Carl Gottlob Andreas; beide werden unterstützt durch

  • 2 Arbeiter im Tagelohn.

Um dies alles zuwege zu bringen, hat C. F. Ficke neben diesen beiden Bergarbeitern zeitweise bis zu 6 weitere Tagelöhner angestellt. Jeder der beiden Häuer hat nach den Lohnlisten in diesem Quartal sage und schreibe 91 Schichten verfahren und obendrein noch 22 ledige Schichten abgeleistet...

Bis Crucis 1803 hatte man den Stolln so auf eine Länge von 150 7/8 Lachter fortgebracht. Im nächsten Quartal muß es dann aber zu einem Rechenfehler gekommen sein, denn nachdem der Vortrieb mit 11 ¾ Lachtern beziffert wurde, wird im Grubenbericht vermerkt, daß der Stolln nun 214 5/8 Lachter Länge besäße. Dieser Rechenfehler setzt sich in den folgenden Quartalsberichten fort: Auf Trinitatis 1804 steht zu lesen, daß der Stolln nun eine Länge von 216 1/8 Lachtern „vom Mundloche“ und weiteren 6 1/4 Lachtern „vom 3ten Zugschachte weg“ erreicht habe. Nicht erwähnt ist auch hier, wann man denn die ersten beiden Lichtlöcher angelegt hat, wenn man postuliert, daß der oben erwähnte Tageschacht in Anbetracht der Stollnlänge und der Schachttiefe eigentlich nur das dritte Lichtloch gewesen sein kann. Zumindest einen Tageschacht aber hat auch der Concordia Erbstolln schon besessen...

Vergleicht man diese Zahlen mit den im Grubenriß (40010, Nr. 3718) angegebenen Distanzen, so hätte der Vorläufer Erbstolln sein 3. Lichtloch bei etwa 202 Lachtern Länge anfahren müssen. Von dort verblieben dann noch 25 Lachter bis zu Ficke's Kalkbruch.

Weil uns das „spanisch“ vorkommt, addieren wir für unsere Abschätzung lieber die plausibel erscheinenden, in den Berichten ja ebenfalls angeführten Vortriebsleistungen und kommen so bis dahin auf eine Länge von reichlich 171 Lachtern, wonach das Stollnort gerade zwischen seinem 1. und dem 2. Lichtloch gestanden haben müßte und der ab 1801 neu abgesenkte Tageschacht dann das zweite gewesen sein muß.

Danach sanken die Vortriebsleistungen auf ein niedriges Niveau zwischen 3 Lachter und nur noch ¼ Lachter pro Quartal noch weiter ab. Bis Luciae 1806 will man jedenfalls eine Stollnlänge von insgesamt 237 3/8 Lachtern erreicht haben, womit man in Ficke's Kalkbruch angekommen wäre (oder aber nach unserer Aufrechnung von etwas über 192 Lachtern, womit man kurz vor dem Durchschlag auf das 3. Lichtloch gestanden hätte).

Auf Reminsicere 1807 fiel erstmals auch der Zuschuß aus der Gnadengroschenkasse des Bergreviers ganz weg; im Quartal Trinitatis 1807 gab es noch ein letztes Mal 1 Thaler, 7 Groschen aus diesem Unterstützungsfonds. Die beiden Häuer haben die Grube verlassen und es waren nur noch 5 Tagelöhner beschäftigt.

Der nächste Grubenbericht erstaunt uns erneut, denn es steht darin Folgendes: „1) Vor dem tiefen Vorläufer Stollnorte, welches 337 3/8 Lachter vom Mundloche und 27 ½ Lachter vom 3ten Lichtloch weg erlängt ist, hat man dieses Quartal nichts gethan. Hingegen

2) haben ledige Schichten einen bei 131 Lachtern vom Mundloche hinein entstandenen Bruch ausgesäubert und die Zimmerung daselbst wieder in Stand gesetzt.

Nun sollen zwar Wunder immer wieder geschehen, aber dieser Aufwuchs um glatte 100 Lachter hat mit dem an gleicher Stelle aufgeführten Vortrieb von 1 ¼ Lachtern nichts mehr gemein... Wir glauben unserer eigenen Rechnung mehr und kommen dabei auf eine tatsächlich erreichte Stollnlänge von knapp 193 Lachtern (zirka 386 m). Die Addition der im Grubenriß angegebenen Distanzen führt uns dagegen auf eine um rund 30 Lachter größere Länge von knapp 228 Lachtern (knapp 456 m). Irgendwo dazwischen muß die Wahrheit liegen.

Verbüche im Stollnverlauf hatte man auch im Quartal Crucis 1807 zu beseitigen und zwar gleich drei Stück. Diese Arbeiten bewirkten auch, daß der weitere Vortrieb ganz eingestellt worden ist. Ende des Jahres 1807 war die Grube nicht mehr belegt.

So blieb es dann auch bis zum dritten Quartal 1808. Mit diesem Quartal enden die Register (40186, Nr. 23857 bis Nr. 23887). Das ganze Unternehmen hat C. H. Ficke bis dahin über 1.904 Thaler an Zubußen gekostet und keinerlei Einnahmen gebracht...

Der Vorläufer Erbstolln wurde durch Carl Heinrich Ficke nach einigen Quartalen Fristhaltung Ende 1808 wieder losgesagt (40010, Nr. 3844).

   


Wir machen uns den Spaß und tragen auch die Betriebskosten des Vorläufer Erbstollns noch in unserer oben schon verwendeten Grafik ein. Herr Ficke's Ausgaben schwankten deutlich mehr, als die seiner Vorgänger. Zum Ende hin fielen sie aber auch wieder deutlich ab.

  


Auch nicht uninteressant ist dieser Vergleich, mit welchem Kostenaufwand die beiden Eigenlehner K. F. Auenmüller und C. H. Ficke welche Vortriebsleistung erreicht haben... Wir verwenden für die dargestellte, erreichte Gesamtlänge des Stollns (oder doch der beiden Stolln ?) unsere eigene Zusammenrechnung der pro Quartal in den Registern angegebenen Vortriebsleistungen. Daß Ficke in kaum anderthalb Jahren dieselbe Auffahrungslänge erreicht hatte, wie Auenmüller jun. vorher binnen fünf Jahren, ist hier gut zu sehen.

  

Zwischendurch hatte der Stollnbetreiber Carl Heinrich Ficke gegen Kalkbruchbesitzer Pfützner Anzeige „wegen unbergmännischen Betriebes“ des Kalkbruches erstattet, da sein Stolln von Durchschlägen des Kalkbruches geschädigt worden sei (40010, Nr. 3718). Möglicherweise sind damit die drei, 1807 auch in den Zechenregistern erwähnten Verbrüche gemeint. Der zuerst entstandene und nach dem Grubenbericht etwa 131 Lachter vom Mundloch gelegene Verbruch kann es eigentlich nicht gewesen sein ‒ der lag zu weit südlich von den Kalkbrüchen entfernt.

Tatsächlich ist in dem leider undatierten Grundriß, der offenbar auf Veranlassung des Oberbergamtes angefertigt wurde, um die Rechtslage zu klären, auch ein Tagesbruch in Pfützner´s Kalklager im Bereich des Stollens eingezeichnet. Pfützner baute offenbar schon damals untertägig ab, denn hier sind keine Tagebaukonturen, sondern ist ein Schacht im Grundriß eingetragen.

Der Vorläufer Erbstolln führte nach diesem Grundriß unter Umgehung von Auenmüller's Bruch bis zu Ficke’s Bruch. Aus diesem Grund nun erscheint es auch wieder unwahrscheinlich, daß es sich tatsächlich um ein und denselben Stollen handeln könnte, den vielleicht schon Friedrich Gottlob Auenmüller für die Wunderbare Schickung Gottes Fundgrube, oder aber dessen Sohn Karl Friedrich Auenmüller für seinen Kalkbruch begonnen haben könnte. Den hätten beide natürlich auf kürzestem Wege auf den eigenen Bruch zu vortreiben lassen.

Nach den Eintragungen auf dem Grundriß war der Vorläufer Erbstolln mittels dreier Lichtlöcher bis zum Zeitpunkt der Vermessung auf eine Gesamtlänge von zirka 456 m vom Mundloch an gebracht. Bei zirka 415 m hatte man noch einen Querschlag von zirka 15 m nach Westen getrieben; mit diesem erneut das Kalklager angefahren ‒ jedoch nirgendwo einen Erzgang.

Sowohl Ficke, als auch Pfützner waren jedenfalls Bauernfamilien aus Grumbach (Information von Herrn M. Fischer). Ihre Steinbrüche sollten demnach eigentlich auf Grumbacher Flur nordwestlich des Schloitzbaches gelegen haben. Anders könnte es aber mit einem Stolln gewesen sein, der zum (erklärten) Zweck des Erzabbaus angelegt worden ist. Der Umstand, daß es über die Streitigkeiten zwischen den beiden eine Akte des Oberbergamtes gibt, weist jedenfalls darauf hin, daß dies der Fall gewesen war. Ganz genau wissen wir es aber nicht...

 

Der Grundriß des Vorläufer Erbstollns zeigt uns ferner, daß neben Herr Ficke – unmittelbar südlich angrenzend – auch Friedrich Gottlob Auenmüller's Sohn Karl Friedrich Auenmüller um 1808 noch immer einen Kalksteinbruch besessen hat (Auf dem Riß steht fälschlicherweise Aue-r-müller; aber auch Markscheider sind nur Menschen und verschreiben sich manchmal...).

  


Grundriß über Vorläufer Erbstolln zu Grumbach, Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40010 (Bergamt Freiberg), Nr. 3718: Klage von Carl Heinrich Ficke, Lehnträger der Eigenlöhnerzeche Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, gegen Johann Gottfried Pfützner, Anderthalbhüfner in Grumbach wegen geforderter Stollnhilfe oder Wassereinfallgeld von dem durch den Stolln gelösten Pfützner’schen Kalkbruch, dat. 1803-1806, darin Blatt 41, Gesamtansicht, Norden ist links unten.

  


Unser aktueller Versuch einer Zulage dieses Risses unter der Voraussetzung, daß er „zu Grumbach“ angesetzt war, also westlich vom Schloitzbach. Alle drei Kalkbrüche, die in diesem Riß eingetragen sind, haben demnach auf Braunsdorfer Flur gelegen! Die Gemarkungsgrenze ist violett markiert, dem Geoportal.Sachsen entnommen und mindestens seit 1869 unverändert, denn das spätere Wätzig'sche Grubenfeld im Norden endete zu dieser Zeit exakt an dieser Linie.

Nachsuche im  Gelände 2019.

 


Vergleicht man diese Zulage mit dem Ausschnitt aus dem Berliner Exemplar des Meilenblattes, kann man einige Übereinstimmungen finden: Auch darin waren zwei Steinbrüche auf Braunsdorfer Flur verzeichnet. Pfützner hat entweder zur Zeit der Entstehung der Meilenblätter (also um 1780) noch gar nicht, oder aber schon untertage abgebaut. Der im Meilenblatt verzeichnete, dritte Steinbruch dagegen lag weiter nördlich auf Grumbacher Flur. Über dessen damaligen Eigentümer gibt der Riß von etwa 1808 leider keine Auskunft.

  

   

 

Zum Abbau in Grumbach und Braunsdorf bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

  

Der erste Band von A. Schumann's Postlexikon aus dem Jahre 1814 erwähnt unter dem Stichwort Braunsdorf, das Dorf habe mehrere gute Kalksteinbrüche...“ Auch fände man hier „schönen schwarzen Pechstein mit inneliegendem Feldspath.“ 

Dieser Pechstein ist auf der  Geologischen Karte als orangerote Flecken im nordöstlichen Hangenden des dunkelblau dargestellten Kalklagers zu finden.

Auch der Dresdner Arzt Christian Friedrich Schulze führt 1796 in einem Artikel für eine Zeitschrift unter dem Titel Nachricht von den in der dreßdnischen Gegend vorhandenen Mineralien und Foßilien diese Gesteine auf und beschreibt sie sehr ausführlich: Auf den um Krummbach und Braunsdorf befindlichen Anhöhen und Feldern trifft man ziemliche große, abgerundete Geschiebe an, welche von dunkler schwarzgrauer Farbe, und hin und wieder mit erhabnen rothen Flecken bezeichnet sind.

Wenn man einen solchen Stein zerschlägt, so ist derselbe in seinem innersten Theile einem schwarzen, derben, glänzenden Peche gleich, und mit kleinen und größern rothen Körnern angefüllet. Betrachtet man die Beschaffenheit desselben etwas genauer, so findet man, daß die schwarze, glänzende Masse in einem derben Glase bestehet, von welchem die gemeldeten rothen Körner eingeschlossen und umgeben sind; da hingegen diese Körner in ihrem inneren Theile einen weißgrauen verhärteten Letten enthalten. Ueberdieses entdeckt man , vermittelst des Vergrößerungsglases, in der schwarzen Masse eines solchen Steins, Stücken und kleine Brocken von einem halb durchsichtigen Quarze, und zwar unter ihrer natürlichen glasartigen Beschaffenheit. Diese Geschiebe sind durchgängig von beträchtlicher Härte und Festigkeit, indem sie beym Zerschlagen nicht nur viele Gewalt erfordern, sondern man trifft such an denselben gar keine Löcher, Höhlen, Spalten und Klüfte an, wie sie denn überdieses am Stahle helle Funken von sich streuen, welches jedoch nur von der schwarzen glasartigen Masse zu verstehen ist.

Wenn man von diesen Steinen dünne Platten abschneiden und dieselben poliren läßt, so erlanget die schwarze Masse einen feinen Glanz, da hingegen die rothen Körner insgemein etwas matter bleiben. Hält man eine solche Platte gegen ein Licht, so zeiget sich an der schwarzen Masse die Farbe eines dunkeln Rauchtopases , wie denn die beym Zerschlagen eines solchen Steines losgesprungenen dünnen Splitter, in Betrachtung ihrer Farbe und Durchsichtigkeit , einem reinen Colophonium gleichen.

Dieses alles könnte uns auf die Gedanken bringen, daß diese Steine im Feuer erzeuget worden, und daß sowohl die Eisenkörner, als auch die Quarzbrocken in dieselben gelanget, da die schwarze, glasartige Masse durch das Feuer flüßig und weich gemacht worden ist. So wahrscheinlich dieses ist, mit so weniger Gewißheit läßt sich bestimmen, ob dieselben bey einem entstandenen Erdbrande zusammen geschmolzen, oder, ob sie, bey der Entzündung eines feuerspeyenden Berges, ausgeworfen worden. So viel ist gewiß, daß sich in dem Bezirke derjenigen Gegend , wo man diese Steine findet, die deutlichsten Merkmaale von verschiedenen, in den ältesten Zeiten daselbst vorgefallenen Zerrüttungen von Erdbeben zu erkennen geben. 

Herr Dr. Schulze hat hier völlig Recht: Die Pechsteine sind vulkanische Bildungen und in der Region u. a. auch aus Garsebach im unteren Triebischtal oder als Kugelpechsteine von Spechtshausen bekannt.

    

Unter dem Stichwort Grumbach werden im Postlexikon, im Band 3 aus dem Jahr 1816, ebenfalls zwei Kalkbrüche erwähnt. Letzteres ist aber nicht so ganz korrekt: Einerseits lag nur einer, nämlich das zuletzt Wätzig’sche Werk, tatsächlich auf Grumbacher Flur. Andererseits lagen, wie wir schon wissen, südöstlich vom Krumbiegel’schen Kalkwerk am südlichen Gehänge des oberen Schloitzbach- Tales noch wenigstens zwei weitere Kalkwerke, die zum Rittergut Braunsdorf oder auch Bauern aus Grumbach gehört haben.

Anmerkung: Der Familienname Wätzig ist uns später auch in  Kaltofen als Kalkwerksbesitzer wieder begegnet.

Auf Rissen und in einigen Akten aus späterer Zeit findet sich in diesem Bereich, ganz im Osten des Kalklagers, außerdem noch die Bezeichnung „Friebel’scher Abbau“. Zu diesem Werk haben wir bislang aber im Staatsarchiv keine weiteren Erwähnungen finden können. Nach dem Grubenriß (40069, Nr. 576) war dieses Friebel’sche Baufeld durch einen südlich davon angesetzten und als „Berger- Schacht“ bezeichneten Schacht erschlossen; baute also wie schon Pfützner vorher nur untertage ab.

Auch die Braunsdorfer Ortschronik nennt ein Berger'sches Kalkwerk (Information von Herrn M. Fischer, Grumbach). In einer Sammlung von Schriftstücken des Kammerrats Karl Friedrich August Dathe von Burgk ist außerdem ein Darlehensgesuch eines Carl Friedrich Berger aus Braunsdorf bei Tharandt aus dem Jahre 1867 aufgetaucht (10168, Nr. 1649). Dieser habe seinerzeit „6 Mann praktische Bergleute... gesucht auf das Kalkwerk Braunsdorf.“

Eine indirekte Erwähnung eines dritten Kalkwerkes findet sich ferner im Jahr 1812, als der damalige Lehrer für Naturkunde an der forstlichen Lehranstalt, Dr. Carl Lang, in seiner Beschreibung des Plauenschen Grundes notierte: „Ein anderer Ausflug geht nach Braunsdorf, das drei Viertelstunden von Tharant entfernt liegt. Der Weg ist sehr anmuthig, besonders der untere, der fast ganz über Wiesen unmittelbar zu den drei Kalksteinbrüchen von Braunsdorf führt. Üeberraschend ist die ungeheure Ausdehnung der offenen Schlünde, wo der Kalkstein gewonnen wird…“ 

Lang spricht hier ausdrücklich von drei Kalkbrüchen und verlegt sie damals allesamt nach Braunsdorf.

 

Dem „Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen“ und zwar der Zweiten Lieferung, den Dresdner Kreisdirectionsbezirk enthaltend, von Albert Schiffner, gedruckt 1840 in Leipzig, findet man unter den Amtsdörfern im Amt Dresden unter der Nummer 13 (S. 149f) folgende Beschreibung des Ortes: „Braunsdorf (= Brunos Dorf; mit 6 Gütern ... unter des Dresdner Rathes Hospitalamte, mit 2 ½ Hufen und gut 150 E. unter dem des Amtes Ober- und Wilsdrufischen Erbgerichten; übrigens hinsichtlich der Erbgerichte unterm hiesigen von Seydewitzischen Rittergute, welcher Antheil aber ins Amt Gryllenburg bezirkt ist; gepfarrt nach Kesselsdorf, doch mit eigner Schule; 1834 = 64 Häuser und 531 E.), ist erst im 19. Jahrhundert stark angewachsen, und liegt in bedeutender Höhe... 1 Stunde von Wilsdruf und Tharandt...“

Hinsichtlich der ohnehin schon komplizierten Verwaltungszugehörigkeit vermerkte Schiffner außerdem: „Das Rittergut mit hübschem kleinen Herrenhause ... ist – wohl der einzige solche Fall im Dresdner Directionsbezirke – ein Liebstädtisches Afterlehn...“

Uns interessiert besonders aber folgender Absatz: „Südwestlich unterm Dorfe stehen am Beginn des Schloitzbaches 4 Kalköfen bei eben so vielen sehr tiefen Marmorbrüchen, deren 2 nach Grumbach, die übrigen aber, durch einen Stollen gelöst, der hiesigen Herrschaft gehören. Jeder dieser Öfen vermag täglich 80 Scheffel Kalk zu liefern, und dichter Qualm kündet sie fast immer von weitem schon an; die zahlreichen Arbeiter wohnen zum Theil bei denselben. Das einiger Politur fähige Gestein1) ist meist perlfarbig und weiß oder grauröthlich.

Auch mündet bei der nahen kleinen Ziegelei der Stollen, der von Grumach aus sonst betriebenen Hilfe Gottes sammt Baldglück, wo man, wie auch im tiefen Marmorbruche, reiches, aber nur wenig Silbererz fand...

Übrigens findet man schwarzgraue lavaähnliche u. a. Pechsteingeschiebe mit Feldspath, grünlichgraue mit Sphärulit und Obsidian, selten auch rothe; ferner Pechsteinporphyr mit Chalzedon, ... und südwärts ist im Gneus ein 4 Ellen mächtiges Feldspathlager mit Quarz, Glimmer, Tetartin und Albit. Überhaupt gehört die Gegend für Mineralogen zu den interessanteren...“

Auch Schiffner verwechselte wohl an dieser Stelle wieder einmal Braunsdorf und Bräunsdorf (bei Freiberg) und Grumbach und Krumbach (bei Frankenberg), wo die Grube Hilfe Gottes samt Baldglück wohl tatsächlich zu suchen ist... In der Fußnote ist noch vermerkt: „1) Es (Das Kalkgestein) enthält auch Kalkspathdrusen, nie aber Petrofacte (also Fossilien im heutigen Sinne).

Den Nachbarort Grumbach findet man in dieser Quelle erst ziemlich am Ende des Bandes bei den Grillenburger Amtsdörfern unter Nummer 6 (S. 687f), wo es zu diesem heißt:

Grumbach (unter Dresdner Ephorie und Niederreinsberger Collatur, 1834 = 143 Häuser, wobei damals erst 1 Schule, und 1.132 E.) ist auch mit 21 Häusern und etwa 160 E. nach Wilsdruf gepfarrt, und gehört den Erbgerichten nach mit 36 Häusern, 298 E. und 12 Hufen zum Rittergut Wilsdruf im Amt Dresden, mit 27 Hufen, 200 E. und 8 2/3 Hufen bei 10 Gütern zum Rittergut Limbach im Amte Meißen, mit 35 Häusern und 289 E. zum obern, endlich mit 45 Häusern, 354 E. zum niederen Rittergut Reinsberg im Amt Freiberg. Hinsichtlich der Einbezirkung war der Ort sonst zwischen die Ämter Dresden und Meißen getheilt; 1836 aber kam die am linken Bachufer gelegene Hälfte ins Amt Freiberg und ab 1837 der ganze Ort... ans Amt Gryllenburg...

Es begreift 2 Ziegeleien an der Tharandter Straße in Nord und Süd vor dem Dorfe, 2 Kalköfen3) nebst Brüchen und Öfen bei Braunsdorf (siehe im Amt Dresden)...“

Unter der Fußnote erfährt man noch: „3) Es soll jedoch nur jener des Bauers Winkler gangbar seyn.“ 

  

Fünf Jahre später schreibt A. Schiffner 1845 in seiner „Beschreibung der sächsischen und ernestinischen Lande“ etwas kürzer zusammenfassend unter dem Ortsnamen (S. 466): „Braunsdorf (550 E.), welches ½ Meile nördlich von Tharandt sehr coupirt liegt, 3 wichtige Kalköfen, 1 Silberzeche, Kalk- und Pechsteinbrüche hat, auch zum Theil in's Dresdener Amt und dem Dresdener Rathe, sowie unter's Rittergut Willsdruf gehört... Noch gehört unter dieses Amtes (des Amts Grillenburg im Kreisamt Dresden) Kriminalgerichtsbarkeit seit dem September 1836 das große Dorf Grumbach bei Wilsdruf.“

Über dieses heißt es am gleichen Ort: „Grumbach (1.160 E.), wird durch die Wilde Sau in die Freiberg'sche und Dresden'sche Amtshälfte geschieden, und gehört zu den Gütern Willsdruf mit Limbach (510 E.), Ober- und Niederreinsberg, auch unter dasigen Pfarrer, hinsichtlich der Criminalgerichtsbarkeit aber nun ungetheilt unter das Amt Gryllenburg. Dieser ½ Meile lange Ort hat 1 Lehn- G. mit Gasthof an der hohen Freiberger Straße, 56 Güter, 1 Mühle, 1 Bergwerk, mehre Steinbrüche und Kalköfen, hielt sonst Jahrmärkte, und wurde 1640 von den Schweden eingeäschert...“

Auch L. Fritzsche nennt im Jahr 1866 noch immer drei Kalkwerke: „Außerdem befinden sich in dem nahegelegenen Braunsdorf drei Kalkwerke, welche den Hrn. von Seidewitz, dem Gutsbesitzer Winkler und dem Dresdner Vorschussvereine zugehören.“  Herr von Seidewitz (oder Seydewitz) war also 1866 noch immer Gutsbesitzer in Braunsdorf. Das dritte Werk aber war vermutlich zu dieser Zeit schon aufgegeben oder vielleicht in Konkurs geraten, so daß es ein Bankverein aus Dresden erworben hatte.

Wie wir oben schon gelesen haben, war das Rittergut Braunsdorf ‒ wohl auch infolge von Kriegseinwirkungen während der Napoleonischen Feldzüge ‒ unter Auenmüller's Nachfahren hoch verschuldet und sollte 1817 versteigert werden (10047, Nr. 1347). Auf diesem Weg ist es wohl an den hier genannten Karl Friedrich Kurth von Seidewitz gelangt, welcher später auch um die Belehnung mit dem Gut nachsuchte (Hinweis von Herrn M. Fischer auf 10365, Nr. 2823).

Ein Gutsbesitzer namens Carl Traugott Winkler aus Grumbach wiederum taucht 1834 in einem Streitfall mit dem Gutsbesitzer Claus aus Kohlsdorf auf. Letzterer beabsichtigte damals, einen Querschlag von dem zu Winkler's Kalkbruch gehörigen Stolln aus zu treiben und hatte dazu Mutung auf Eisensteinflöße*) eingelegt (40010, Nr. 3431). Vermutlich handelte es sich bei dem jetzt zum Kalkbruch gehörigen Stolln um den früheren Vorläufer Erbstolln des Herrn C. H. Ficke und bei Winkler's Kalkbruch um den nördlichen auf Grumbacher Flur.

*) In dem Aktentitel steht „Eisensteinflöze“; sicher sind aber in diesem Zusammenhang die „Flüsse“ oder „Flöße“ gemeint, also Zuschlagstoffe für die Verhüttungsprozesse, namentlich Kalkstein. Schon in oben genannter Akte zum Vorläufer Erbstolln sind Protokolle über „Erörterungen wegen des angeblichen Stollnbetriebes zur Aufschließung des Gebirges auf Metalle und Minerale“ enthalten (40010, Nr. 3718). Eine Mutung auf Erze war nicht an die Grundstücksgrenzen gebunden, denn sie bildete ja gewissermaßen ein eigenständiges Lehen. Eine solche erleichterte daher auch die Unterfahrung der (übertägigen) Flurstücksgrenzen. Es ist also durchaus nicht auszuschließen, daß die Stollnbetreiber tatsächlich ganz andere Absichten verfolgten, als Erz zu fördern...

 

Die frühesten geologischen Beschreibungen dieser Kalksteinbrüche stammen von B. Cotta, der 1836 ebenfalls nur noch zwei große Tagebrüche erwähnt.

Die geologische Beschreibung Cotta’s ist in die Erläuterungen zur Geognostischen Karte von C. F. Naumann 1845 eingeflossen, wo es heißt: „Bei Braunsdorf, nördlich von Tharandt, liegt ein durch mehre Brüche aufgeschlossener Kalkstock, dessen Gestein sich von jenem aller bisher beschriebenen Kalklager auffallend unterscheidet. Es ist ein theils röthlichgrauer und licht fleischrother, theils grünlichgrauer, höchst feinkörniger bis dichter, harter und schwerer (Cotta vermuthete bereits, daß der Braunsdorfer Kalkstein Dolomit sei), daher jedenfalls dolomitischer, bisweilen von Kalkspathadern durchzogener Kalkstein, welcher nur selten eine Spur von Schichtung erkennen läßt.

Gewöhnlich, und namentlich im südlichen Bruche, ist er durchaus massig und nur ganz regellos zerklüftet; die im nördlichen Bruche stellenweise angedeuteten Schichten scheinen hor. 11 bis 1 zu streichen und 30° in Ost zu fallen. Im südwestlichen Theile des alten Bruches setzt ein 12 bis 16 Zoll mächtiger Gang von porphyrartigem (aus braunrothem Thonstein und Quarzpyramiden bestehendem) Gesteine auf, welcher hor. 10,4 streicht, 45° in Südwest fällt, und wahrscheinlich mit dem, ganz in der Nähe, nordwestlich von demselben Kalkbruche liegenden und durch einen kleinen Steinbruch aufgeschlossenen, hellrothen bis ölgrünen, sehr harten und quarzreichen Porphyr zusammenhängt.“

  


Auf dem auf 1836 datierten Blatt 10: Section Dresden, des Topographischen Atlas‘ von Oberreit sind dann nur noch zwei Tagebaue nördlich des Schloitzbaches dargestellt.

 

Im Jahr 1847 kommt es im Seidewitz'schen Kalkwerk zu einem Unfall, bei dem der Kalkbrecher Karl Gottlieb Büttner aus Fördergersdorf „durch einen herabfallenden Kübel“ tödlich verletzt wurde. Der Unfallhergang  wurde vom damals zuständigen Amt Grillenburg untersucht (10052, Nr. 647).

Die Akten des Landesbergamtes (40024-12, Nr. 011) nennen als Besitzer dieses Kalkwerks auch um 1870 noch immer den Rittergutsbesitzer von Seydewitz auf Braunsdorf; allerdings dürfte es sich inzwischen um einen Nachfahren gehandelt haben. Als solcher ist im Jahr 1854 ein Herr Rudolph Woldemar von Seydwitz in den Akten des Amtes Grillenburg zu finden (10052, Nr. 1015). Dieses Werk hat dann im Jahr 1877 Franz Ludwig Krumbiegel erworben.

Durch Zufall haben wir in einem Forum der Ahnenforscher den Bergmann Karl Gottlieb Pahlitzsch (oder Pahlisch) gefunden, geboren am 14.2.1794 in Großopitz und Vater von acht Kindern, die ihrerseits zumeist in Cainsdorf und Bockwa bei Zwickau geboren sind. Vermutlich hat ihr Vater also in den Zwickauer Steinkohlenwerken als Bergmann gearbeitet. Warum er danach aber noch im hohen Alter von 65 Jahren wieder im Kalkwerk in Braunsdorf (also wohl auf dem später Krumbiegel'schen) angefahren ist und dabei am 4. März 1859 verschüttet wurde, wissen wir nicht. Man hat den Verunglückten aber offenbar bergen können und am 9. März 1859 in Kesselsdorf beigesetzt.

Zu einem erneuten, besonders folgenschweren Tagesbruch kam es im Wätzig'schen Kalkbruch am 25. Februar 1869. Da es dazu eine sehr ausführliche Akte der Kreishauptmannschaft Dresden gibt (10747, Nr. 2219), können wir dieses Ereignis detailliert nachvollziehen. Der Gendarm Gottlieb Rintzschkus schildert uns in seiner Anzeige über den stattgefundenen Unglücksfall an das Gerichtsamt Wilsdruff vom 27. Februar als erster den Hergang. Demnach hat sich der Tagesbruch früh zwischen Acht und halb Neun Uhr ereignet, bei dem der Kalkmüller Carl August Winkler, 59 Jahre alt und Vater von drei Kindern, verschüttet wurde: Diesen Morgen 8 Uhr stürzte ein alter Kalkschacht im Kalkwerk des Gutsbesitzers Wätzig zu Grumbach zusammen, worauf ein Kalkhaus, das vom vorbenannten Winkler nebst Familie bewohnt war, stand und mit in die Tiefe eingestürzt ist. Man hat den Bruch schon heut gegen 5 Uhr bemerkt und besagtes Haus geräumt, aber die beiden Kühe und zwei Schweine noch im Stall gelassen. Der Winkler hat nun in dem Augenblicke, in dem der Sturz geschehen, das Vieh herausholen wollen und ist mitsamt besagtem Vieh verschüttet. Man glaubt sicher, daß Winkler und das Vieh tot sind. Behufs Rettung des Winkler arbeiten Bergleute von oben herein und zunächst durch die Trümmer des Hauses durch... Trotz ununterbrochener Arbeit bei Tag und Nacht ist noch keine Spur von ihm zu finden.“

Das Kalkhaus sei bereits seit 23 Jahren von Winkler bewohnt worden, also seit 1846. Er könnte daher durchaus ein Nachfahre des 1834 als Kalkwerksbesitzer genannten Carl Traugott Winkler gewesen sein.

Der zur dieser Zeit amtierende Kreisdirektor und Wirkliche Geheime Rath von Könneritz beschied am 28. Februar, daß die Rettungsarbeiten eine Staatsangelegenheit und zu befördern seien und entsandte dazu umgehend den Bergrat Schmiedel aus Zaukeroda nach Grumbach, um sich ...von der technischen Gesetzmäßigkeit der Rettungsarbeiten in Grumbach an Ort und Stelle selbst (zu) überzeugen, auch soweit nöthig deren Leitung und Anordnung in die Hand zu nehmen...“  Eine erste Skizze der Unglücksstelle vom 28. Februar stellt einen Bruchtrichter dar, der zu dieser Zeit etwa doppelt so breit und viermal so lag wie das Wohnhaus war.

Am 1. März nahm von Könneritz die Unglücksstelle selbst in Augenschein und billigte die von Bergrat Schmiedel getroffenen Anordnungen. Jedoch haben sich die Arbeiten zunächst „...auf die Abtreibung gefahrdrohender Bergwände“ beschränken müssen. Insbesondere für die Förderarbeiten wurden zirka 30 Mann in Schichten zu sechs Stunden zusätzlich zu den Bergarbeitern von der Gemeinde Grumbach gestellt.

Am 1. März berichtet auch der Gendarm erneut und schreibt, daß durch schlechtes Wetter und schlüpfriges Gestein die Arbeiten behindert und weitere Nachbrüche befürchtet werden: Dringend anzurathen ist der Kgl. Kreisdirection, die Rettungsarbeiten müßten eingestellt werden... Der Unglücksfall von Winkler, der bereits tot ist, ...hat bereits über die Grenzen des Amtsbezirkes Aufsehen erregt, welches Unglück aber noch geschehen kann, läßt sich unter den vorerwähnten Umständen nicht sagen.“

Noch am 4. März wurde von Bergrat Schmiedel zusätzlich der Steiger Zimmermann aus Zaukeroda abgesandt. Am 5. März berichtet dann aber ein Leutnant Leonhardi an die Kreisdirektion, daß die Arbeiten für die Arbeiter offenbar mit Lebensgefahr verbunden sind... und Schmiedel deshalb „die gänzliche Einstellung der Rettungsarbeiten zur Vermeidung größeren Unglücks für geboten erachtet und die erforderlichen Anordnungen getroffen hat. Es folgt ein langer Bericht von Bergrat Schmiedel, der auch eine weitere Skizze enthält. Inzwischen hatte sich demnach die Pinge deutlich vergrößert und östlich und westlich der noch stehenden Scheune sind zwei kleinere Bruchtrichter hinzugekommen.

Wie man dann in einem weiteren Bericht an die Kreisdirektion vom 9. März lesen kann, hatte man schon seit einiger Zeit befürchtet, daß ein Einsturz des sich unter dem von Winkler bewohnten Hauses befindlichen Schachtes erfolgen könne, da sich bereits am 22. des Monats im Haus Risse gezeigt hätten, welche auf eine allmähliche Senkung schließen ließen. Wätzig habe deshalb Winkler aufgefordert, das Haus unverzüglich zu verlassen, sonst hätte es wohl noch mehr Todesopfer gegeben.

Am 9. März hatte auch das Kgl. Sächs. Ministerium des Innern schriftlich die Übernahme der Kosten für die Rettungsarbeiten zugesagt.

Ein weiterer Bericht vom 15. März enthält eine großformatige Zeichnung, aus der ersichtlich ist, daß sich jetzt noch zwei weitere Einsturztrichter gebildet haben. Die Senkungen haben sich inzwischen weit nach Osten und Süden ausgedehnt und sowohl den Standort der Scheune, als auch Teile der Zuwegung zum Wätzig'schen Kalkwerk erfaßt. Dieses Schadensbild deutet unseres Erachtens keinesfalls darauf hin, daß nur ein alter Tagesschacht zu Bruch gegangen ist.

Als Betreiber des Bergwerks wurde selbstverständlich auch Herr Wätzig befragt, der eine lange Stellungnahme verfaßte, in welcher er schreibt: „....daß bei diesem Unglücksfalle mich auch nicht die geringste Schuld trifft. Zur Begründung führt Wätzig an, daß unter dem fraglichen Bereich seit Dezember 1868 nicht mehr gearbeitet wurde und überhaupt schon seit langer Zeit vorher nur noch auf der zweiten Abteufung (der 2. Sohle) gebaut worden wäre. Folglich könne der Einsturz nicht durch den Abbau ausgelöst sein... Nebenbei wird hierin von Wätzig ausführlich aufgerechnet, welche Kosten ihm durch die Entlohnung der Arbeiter während der Rettungsarbeiten entstanden sind und er stellt gleich noch den Antrag auf Kostenübernahme für die Neuerrichtung der durch die Senkungen beschädigten Gebäude seines Kalkwerkes. Am 1. August beschied das Ministerium des Innern, daß man wohl die Lohnkosten in Höhe von 386 Mark, 5 Groschen, auch von weiteren 60 Mark für Steiger Zimmermann übernähme, der Vorschußantrag aber abzulehnen sei. Mit den Quittungen endet die Aktenlage. Für die Behörde war der Vorgang damit abgeschlossen.

Bereits im Juni 1869 hatte Wätzig einen neuen Kalkmeister eingestellt. Was aus der Witwe und den Kindern des Winkler geworden ist, besagt die Akte nicht.

Ob diese Ereignisse die zur gleichen Zeit erfolgenden Neuregelungen des  Bergrechts mit beeinflußt haben, wissen wir nicht. Jedenfalls waren seit den 1870er Jahren auch die gewerblichen Kalkwerke in regelmäßige Fabrikrevisionen einzubeziehen. Mit einer Verordnung von 1877 wurden die Amthauptmannschaften beauftragt, „sich von Zeit zu Zeit Kenntnis über Betrieb und Besitzer der Thongruben, Kalkwerke und anderen Gräbereien…“ zu verschaffen (40024-12, Nr. 011). Die Verordnung erging wohl auch vor dem Hintergrund zunehmender technischer Probleme. Auch infolge der Inkraftsetzung des Allgemeinen Berggesetzes für das Königreich Sachsen ab 1869 wurde nun dem grundeigenen Bergbau zunehmend behördliche Aufmerksamkeit zuteil.

   


Ausschnitt aus dem oben schon gezeigten Grundriß aus dem Jahre 1894 mit der Lage der Pinge dieses verheerenden Tagesbruches. Die Beschriftung lautet: „Im Jahre 1869 zusammengebrochener alter Abbau, woselbst der Kalkbrenner mit dem Wohnhaus, 2 Kühen und einem Schwein mit versunken ist.“  In dem wirklich reichlich groß geratenen Weitungsbau der „
I. Etage scheint man überhaupt nur drei Pfeiler stehen gelassen zu haben, just den dünnsten davon im Zentrum des späteren Bruchtrichters. Dazu kommt dann noch, daß  man die Pfeiler mit der (rot schraffierten) Strecke auf der III. Sohle unterfahren hat... Der braun dargestellte Wirtschaftsweg zwischen dem Werk und Braunsdorf (im Ausschnitt links und unten) holt jetzt nach Süden - in respektvollem Abstand um die Bruchpinge herum - aus.

   

 

 

Zum Abbau in Grumbach und Braunsdorf im 20. Jahrhundert

  

Das nordwestliche und auf Grumbacher Flur gelegene Werk befand sich also in den 1880er Jahren im Eigentum von Carl August Franz Wätzig, um die Jahrhundertwende dann seines Nachfahren Franz Oskar Wätzig. Es wird in den Akten als „Kalkwerk von Oskar Wätzig in Grumbach“ geführt. Zu diesem Werk gibt es eine technische Beschreibung des uns schon bekannten Faktors Lorenz vom Kalkwerk in Miltitz aus dem Jahr 1885: IV. Kalkwerk in Grumbach, Besitzer Carl August Franz Wätzig, daselbst. Befahrung 27. Dezember 1884.

Der unterirdische Abbau dieses in Thonschiefer aufsitzenden, 40 m mächtigen und durch einen saigeren 54,68 m tiefen Kunst- und Treibeschacht erschlossenen Kalksteinlagers findet als Etagen- und Pfeilerbau sowohl in der zweiten, 43,94 m tiefen, als auch in der dritten, 54,68 m tiefen Abbaustrecke statt.

In östlicher Richtung vom Schachttiefsten aus ist das 40 m mächtige Kalksteinlager in den vorgenannten Sohlen ausgerichtet, ohne daß man weiß, wie weit es sich noch in die Tiefe erstreckt. Das aus Thonschiefer bestehende Deckgebirge zeigt sich auch hier sehr gebräch und wird durch Stehenlassen einer entsprechend starken Kalksteinfirste unter genauer Beobachtung der richtigen Lage der Abbaufelder in beiden Etagen übereinander sichergestellt.

Bei ca. 90 m südöstlicher Entfernung vom Kunst- und Treibeschacht ist der Abbau vom Tage nieder bis in die zweite Abbaustrecke und von da bis in die dritte dergleichen mit einem Wetterschacht, welcher zugleich als Fluchtweg für die Arbeiter dient, in Verbindung gebracht.“

Dieser Wetterschacht war direkt im Tagebau angesetzt und daher nur 26 m tief. Auf der zweiten Sohle setzte er ab und wurde durch ein Gesenk zur dritten weitergeführt. Doch weiter im Text:

„Die Streckenförderung erfolgt mittels Förderhunten und Grubeneisenbahn, während die Schachtförderung hiermit in Verbindung stehend für Gestell- und Gerüstförderung eingerichtet ist. Die im Kalkbruche vorhandenen Grubenwässer werden zutage gehoben, wozu als Antriebsmaschine für Förderung und Wasserhaltung eine zwölfpferdige stationäre Dampfmaschine dient. Zur Ladung der Sprenglöcher wird auch hier wie bei den meisten Kalkwerken das Natronsprengpulver benutzt.

Die Lage des in der Nähe befindlichen, früher zu Bruche gegangenen alten Abbaus ist aus dem vorhandenen und vollständig nachgebrachten Grund- und Saigerriß ersichtlich.

Das Kalkbrennen erfolgt in drei continuierlichen oder „Schneller“- Öfen. Die  durchschnittliche Belegung beträgt 9 Mann.“

Lorenz befuhr 1884 nur dieses eine Kalkwerk. Er betont den unterirdischen Abbau im besonderen Hinblick auf die bergrechtliche Zuständigkeit. Da das Krumbiegel'sche Werk dagegen bereits auf Braunsdorfer Flur und damit im Zuständigkeitsbereich der Kreisdirektion Dresden lag, gibt es leider keinen gleichartigen Bericht von Lorenz zu diesem Werk.

Nach einem Grundriß aus dem Jahr 1955 (40069, Nr. 576) befand sich das Grundstück des Bergwerksfeldes zu dieser Zeit im Eigentum von Georg Gerhard Wätzig. Sofern das Internet Recht hat, ist eine Familie Wätzig bis heute in Grumbach ansässig.

Den Namen Wätzig haben wir auch in Zusammenhang mit Untersuchungsarbeiten im Kalkvorkommen bei  Kaltofen- Berbersdorf gefunden. Um 1899 sei dort einer der Kalksteinbrüche im Besitz eines Herrn Wätzig gewesen. Auf diesen soll ein 58 m tiefer, neuer Schacht zurückgehen, mit dem ein „3. Horizont“ unterhalb der alten Baue erschlossen werden sollte (11384, Nr. 2081).

  

Das zweite Werk gehörte kurz vor der Jahrhundertwende der Witwe des Franz Ludwig Krumbiegel, Amalie Krumbiegel, welche es dann 1902 auf ihre Nachfahren, die Gebrüder Johannes Franz und Franz Max Krumbiegel übertrug. Die Akten aus dieser Zeit benennen es aber noch als „Kalkwerk Amalie Krumbiegel… in Braunsdorf“. Dieses Krumbiegel’sche Werk war folglich das südöstliche, bereits auf Braunsdorfer Flur gelegene, das zuvor im Besitz des Herrn von Seidewitz gewesen ist.

Ab 1900 führte dann die Berginspektion III in Freiberg Akten über die Kalkwerke, die wir heute – da deren Betrieb noch bis Anfang der 1960er Jahre andauerte – im Bestand des Bergamts Dresden und Vorgänger wiederfinden (40050, Nr. 041 und 046). Demnach baute Wätzig um 1900 bereits auf der 3. Sohle ab. Einer (oben schon erwähnten) Zusammenstellung der Berginspektion III für de Jahrbuchausgaben von 1902 und 1903 zufolge erzeugte das Krumbiegel'sche Kalkwerk in den genannten Jahren 1.881 t bzw. 1.855 t gebrannten Kalk. Das Wätzig'sche stand aber dem nur wenig nach: Für dieses sind an gleicher Stelle Produktionsmengen von 1.355 t bzw. 1.472 t Branntkalk dokumentiert (40024-12, Nr. 15).

Aufgrund der üblen Erfahrungen mit schweren Tagesbrüchen (der nächste ist dann im Jahr 1902 dokumentiert und erfaßte den Wätzig’schen Flucht- und Wetterschacht) schrieb die Bergbehörde in der Betriebsplanzulassung für 1906 vor, daß Abbauhöhen über 5 m nicht mehr zulässig sind, daß zu Gebäuden übertage ein Sicherheitsabstand der Baugrenzen von mindestens 10 m einzuhalten sei und daß Weitungen zu versetzen sind „soweit durch sie die darüber stehenden Pfeiler unterhöhlt worden sind.“  Der Abbau erfolgte – wie uns der Grubenriß zeigt – auf der 2. und 3. Sohle nämlich in einem ziemlich unregelmäßigen Weitungsbau, wobei maximale Spannweiten zwischen den Pfeilern von 15 m bis 22 m erreicht wurden. Der Abbau war in diesem Niveau der Lagerstätte bereits bis an die Bauwürdigkeitsgrenzen vorgedrungen. Daher plante Wätzig schon im Jahr 1904, eine vierte Sohle vorzurichten.

Das Wätzig'sche Werk beschäftigte 1900 17 Arbeiter, davon 10 untertage. Im Jahr 1910 waren es noch 11, davon 5 untertage. Mit Wirkung vom 1.1.1911 verkaufte er das Werk an seinen Nachbarn Krumbiegel.

 

Auch dem Krumbiegel’schen Werk wurde infolge des erneuten Tagesbruches mit der Betriebsplanzulassung für 1903 vorgeschrieben, daß die Hohlräume der 2. Sohle abzustreben und auszufüllen seien, „soweit sie unter Weitungen der 1. Sohle liegen und künftig zur Vermeidung ähnlicher Unzuträglichkeiten …die Pfeiler genau unter denen der 1. Sohle zu erhalten sind.“  Falls der Besitzer sich nicht daran halte, wurde ihm eine Strafe von 100 Mark angedroht. Auch er erhielt die Auflage, 10 m breite Sicherheitspfeiler an allen öffentlichen Wegen unverritzt zu lassen.

Die Gebrüder Krumbiegel beschäftigten 1905 17 Arbeiter, 1908 noch 11.

Im Jahr 1909 wurde die Braunsdorfer Dolomit- Cement Kalkwerks- Gesellschaft gegründet, beim Amtsgericht Tharandt ins Handelsregister eingetragen (11101, Nr. 0222) und einiges in neue Technik investiert. So entstand schon 1909 eine neue Aufbereitungsanlage, über die wir im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen, Ausgabe von 1910, im Kapitel

Vl. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge bei den gewerblichen Gruben...

1. Neue Lagerstättenaufschlüsse und geognostisch oder bergmännisch bemerkenswerte Vorkommnisse.

folgende Notiz gefunden haben: „4. Neue Kalkaufbereitungsanlagen, in denen größere Maschinen zur Aufstellung gelangten, sind bei Böhmes Kalkwerke Herold in Herold und bei den Braunsdorfer Dolomit-Zement-Kalkwerken, vorm. F. Krumbiegel, in Braunsdorf errichtet worden. In erstgenannter Anlage werden aus dem daselbst gewonnenen sehr reinen weißen Marmor Terrazzokörner von verschiedener Größe hergestellt, in letzgenannter Anlage wird feinster Zementkalk aus dem Rohkalksteine gemahlen, der sowohl als Düngemittel als auch als Baukalk guten Absatz findet. In Herold ist eine Sauggasanlage zur Aufstellung gelangt, in Braunsdorf dagegen eine elektrische Kraft- und Lichtanlage errichtet worden.“

Über das hier genannte Werk in  Herold gibt es bei uns inzwischen auch einen Bericht.

In den Jahrbüchern wird der Kalk- bzw. Dolomitabbau von 1901 an und bis zu den Bergwerksverzeichnissen 1939 bis 1942 durchgehend als in Betrieb stehend aufgeführt. In der gleichen Ausgabe von 1910 liest man noch im Abschnitt:

5. Schießarbeit.

1. Bei den Braunsdorfer Dolomit-Zement-Kalkwerken in Braunsdorf ist ein kleiner Kompressor aufgestellt worden, der die zur Betätigung der neu eingeführten Bohrhämmer aus der Fabrik Ingersoll-Rand, G. m. b. H. in Düsseldorf nötige Preßluft liefert.“

Auch in der Ausgabe aus dem Jahr 1914 findet sich eine Notiz im Abschnitt

2. Schacht- und Maschinenanlagen.

4. Bei den Vereinigten Braunsdorfer Dolomitwerken in Braunsdorf, die sich neuerdings hauptsächlich mit der Herstellung von Dolomit- Edelputz befassen, wurde eine von der Maschinenfabrik Karl Ningelgen in Stuttgart gelieferte Kalkhydratisationsanlage in Betrieb genommen. Auch hierbei ist elektrischer Antrieb gewählt worden.“

Außerdem wurde ein neuer Kalkofen errichtet und es wurden Generatoren mit zusammen 8,2 kW Leistung angeschafft, um auch die Beleuchtung zu elektrifizieren. Vorgesehen war ferner die Anschaffung elektrisch betriebener Bohrmaschinen. Anstelle von Dynamit und Schwarzpulver ging man zu den Sprengstoffen „Ammon- Karbonit“ und Donarit über.

Auch die Belegschaft stieg bereits 1909 wieder auf 14 Arbeiter an, durch die Übernahme des Wätzig’schen Werkes 1911 sogar auf 24 Beschäftigte, davon 8 untertage. Krumbiegel hatte offenbar die komplette Belegschaft des Nachbarwerkes mit übernommen. Man verkaufte Gasstückkalk, Düngekalk, hydraulischen Weißkalk und Rohdolomit.

Allerdings hatte die Berginspektion auch einiges zu bemängeln: So wurde 1910 geschimpft, daß der Grubenriß „…nicht allenthalben den Bestimmungen …der Verordnung über die Markscheider und das Rißwesen entspricht, indem bei mangelnder Übersichtlichkeit namentlich die Übertagesituation sowie die Grubenfeldgrenzen nicht zur Darstellung gebracht sind.“  Wie im bergrechtlichen Kapitel unseres ersten Beitragsteils beschrieben, steht auch hier die Führung eines „Steigerrisses“ zu vermuten. 1911 forderte die Bergbehörde zum Gesundheitsschutz der Arbeiter den Einbau einer Entstaubungsanlage am Kalkbrecher.

  


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte, Ausgabe 1881, noch mit zwei getrennten Tagebauen.

  


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte, Ausgabe 1904. Die Straße an der Südostseite der Kalksteinbrüche hat man jetzt ebenfalls verlegt.

  


Ausschnitt aus der ersten Ausgabe der topographischen Karten von 1913. Nach einer Zuschrift eines Lesers sind auch uns hierin drei „Windmühlen“ aufgefallen, eine davon direkt im Kalkwerksgelände. In früheren Kartenausgaben waren sie noch nicht verzeichnet.

  

Bei den Windmühlen“ im Kartenausschnitt oben handelte es sich jedoch nicht um Mahlmühlen, sondern um damals sogenannte „Windmotoren“, wie auch am Kalkwerk in  Groitzsch einer gestanden hatte. Der an der Straße von Grumbach nach Tharandt (links im Kartenausschnitt) wurde 1909 errichtet, diente der Wasserversorgung der Gemeinde Braunsdorf und ist bis heute erhalten. Der südlich von Braunsdorf am Schloitzbach gelegene diente vermutlich der Wasserversorgung des Rittergutes und steht heute nicht mehr (Mitteilung von Herr M. Fischer). Zum Zweck des dritten, unmittelbar am Kalkwerk eingezeichneten Windrad, haben wir bisher in den Bergamtsakten leider noch keine Hinweise finden können.

Einem Artikel in Dingler's Polytechnischem Journal aus dem Jahr 1901 kann man zu diesen Anlagen entnehmen, daß: „die in den Luftströmungen unserer Erde sich äussernden ungeheuren Energiemengen an, mehr und mehr Beachtung ... finden, und wenn auch das Bestreben, Teile dieser Energiemengen auszulösen und in motorische Kraft umzusetzen, bereits vor 500 Jahren eine praktische Lösung im Baue der Bockwindmühlen gefunden hat, so blieb es doch erst der neuesten Zeit vorbehalten, einen Windmotor zu erzeugen, der weitergehenden Ansprüchen Rechnung trägt. – Seit auf der Weltausstellung in Philadelphia (Diese fand im Jahre 1876 statt.) der amerikanische Windmotor auf dem Weltmarkt erschien, haben die Bemühungen der Konstrukteure um Vervollkommnung dieser Motorgattung nicht mehr geruht... (E. Lufft, Band 316, S.246ff)

Tatsächlich wurden schon 1880/1881 in dieser Zeitschrift zahlreiche Patente vorgestellt, die sich der Verbesserung der Windturbinen und deren breiterer Anwendung widmen. Unter den Patentinhabern finden sich auch sächsische Ingenieure und Maschinenbauer, etwa K. Reinsch in Dresden (ebenfalls in Dingler's Polytechnischem Journal, anonyme Zusammenstellung, Teil 2, Band 241, 1881, S.81ff). Einige Jahre später liest man dann in einem ebenfalls anonymen Beitrag über „Stahlwindturbinen: „Während sich in Amerika Tausende von Windrädern in Thätigkeit befinden, und ihre Kraft nicht nur zum Wasserpumpen, sondern auch zum Betrieb von Mahlmühlen, Dreschmaschinen, Futterschneiden, Steinbrechern u.s.w. vortheilhaft Verwendung findet, wird bei uns die Kraft der Luftbewegung, von den Windmühlen, deren Zahl ebenfalls keine grosse ist, abgesehen, noch sehr wenig ausgenutzt. Es sind früher bei uns Windmotoren gebaut worden, die aber wenig Gutes boten, da sie aus Holz und wenig vortheilhaft construirt waren und daher nur wenig leisteten und leicht reparaturbedürftig wurden. In neuerer Zeit machen sich die Stahlwindturbinen der Deutschen Windturbinenwerke Heinrich Rother in Dresden vortheilhaft bemerkbar.

Dieselben sind gänzlich aus Stahl und schmiedbarem Eisenguss hergestellt, die Flügel aus Wellblech und schraubenförmig gebogen. Eine vollkommene Ausnutzung der Windkraft wird unterstützt durch Vermeidung aller Reibung, indem sämmtliche Lager auf Rollen und Kugeln laufen; man gewinnt das Zutrauen, dass der Motor wirklich die angegebene grosse Kraft leistet. Für Maschinenbetrieb scheint dies der einzige verwendbare Windmotor zu sein, da durch eine selbstthätige successive Regulirung der Flügel je nach Windstärke ein gleichmässiger Gang herbeigeführt wird, während bei allen anderen Windmotoren die Zahl der Umdrehungen fortwährend je nach Stärke des Windes wechselt und nur die Einrichtung getroffen ist, dass bei zu starkem Wind die Flügel plötzlich ausgeschaltet werden und der Motor dann ganz stehen bleibt. Durch Verschiebung der Regulirung lässt sich der Rother'sche Motor auf eine bestimmte Tourenzahl einstellen, in der er dann constant verharrt. Der Vortheil des Windmotors liegt in dem kosten- und concessionslosen Betriebe, der keinerlei Wartung bedarf, und wird deshalb derselbe vorzüglich zum Wasserheben benutzt; die Rother'sche Windturbine eignet sich ausserdem noch sehr gut zum Betrieb vieler anderer Maschinen. Es dürfte bei dem leichten Gang dieser Windturbine, die auch bei schwachem Winde arbeitet, selten vorkommen, dass die Arbeit wegen Mangel an Wind nicht geleistet werden könnte...

Die Stahlwindturbine „Germania“ wird in 18 Grössen von 4 bis 15 m Raddurchmesser mit Leistung von 3 bis 40 PS gebaut, und zwar System A mit Windfahne für Pumpenbetrieb und System B mit Windrose für Maschinenbetrieb. Für kleine Anlagen zum Wasserpumpen baut diese Firma den Stahlwindmotor „Komet“, dessen Flügel feststehend sind. Diese Räder, auch durchweg aus Stahl und Eisen hergestellt, werden in Grossen von 2 ½ bis 4 m Raddurchmesser mit einer Leistung von 1 ½ bis 3 PS gebaut. Auf der Wanderausstellung der Deutschen Landwirthschaftsgesellschaft zu Dresden 1898 stellte die Firma eine solche Windturbine von 7 ½ m Raddurchmesser für Maschinenbetrieb, System B Nr. 26, mit einer Leistung von 10 PS aus. Dieselbe war auf einem eisernen Thurmgerüst von 22 m Höhe aufgestellt und betrieb gleichzeitig eine Rohrpumpe von 400 mm Cylinderdurchmesser mit einer Förderung von 80.000 Litern in 1 Stunde, eine doppelt wirkende Saug- und Druckpumpe von 120 mm Cylinderdurchmesser mit einer Förderung von 10.000 Litern in 1 Stunde auf 120 m Höhe, ferner eine Futterschneidemaschine.“ (Miszelle, anonym, Band 309, S. 179, 1898)

Heimatfreunde, die sich für die Geschichte dieser Anlagen interessieren, haben herausgefunden, daß der Windmotor am Kalkwerk bereits im Jahr 1904 gebaut worden sein muß. Er fand Erwähnung in einem Artikel, worin es dazu hieß: „Zur Entwässerung von tiefen Steinbrüchen, Tongruben wird der Windmotor oben aufgestellt und mittels geeigneten Gestänges, etwa eines Kunstkreuzes, Drahtseiles oder dgl. mit der Pumpe verbunden; diese wird so tief aufgestellt, daß ihre Saughöhe nur etwa 6 m beträgt. Auf dem Kalkwerk in Grumbach bei Wilsdruff fördert ein 6,5 m- Rad 2 cbm Wasser bei 4 m Wind ...[und] 5 cbm Wasser bei 7 m Wind aus 60 m Tiefe, wobei gegen die frühere Dampfpumpenanlage ein Mann Bedienung und die Kohlen gespart werden.“ (Regierungsrat W. Gentsch: Die Windkraftmaschinen und ihre wirtschaftliche Bedeutung, in: Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes. Dreiundachtzigster Jahrgang, 1904, Mitteilung von Herr M. Fischer)

Noch im frühen 20. Jahrhundert galt die Windkraft als die billigste Energiequelle, wenngleich sie nicht immer stetig zur Verfügung steht. Auch im Kalkwerk Groitzsch wurde deshalb parallel zur Windkraftanlage auch eine Dampfmaschine für die Förderung und für die Wasserhaltung bei unzureichendem Wind betrieben. Wo immer möglich, wurde dennoch darauf gesetzt. Noch im Jahr 1931 hieß es in einem weiteren Artikel in Dingler's Polytechnischem Journal: „Die Frage, ob Windmotoren gegenüber anderen Kraftmaschinen wettbewerbsfähig sind, ist im Prinzip durchaus zu bejahen. In der althistorischen Windmühle sieht man gewissermaßen den technischen Grundgedanken verkörpert, der in seinem weiteren Ausbau zu den heutigen recht leistungsfähigen Windmotoren geführt hat, die auch gelegentlich als Windturbinen bezeichnet werden. Wenn auch der Windmotor in der Großindustrie kein eigentliches Betätigungsfeld hat, so steht ihm anderseits im Kleingewerbe und vornehmlich in der Landwirtschaft ein großes Arbeitsfeld offen, das er sich mit immer größerem Erfolge erobert...

Windmotoren pflegen eine mittlere Leistungsfähigkeit bei 4–5 m Wind in der Sekunde zu entwickeln; die Höchstleistung tritt bei 8 m Wind ein. Ein stärkerer Wind wird durch die Selbsttätigkeit des Windrades ausgeschaltet. Für Windmotoren guter Bauart lassen sich einige Grundsätze für den Beginn der Tätigkeit aufstellen, und zwar gilt für Pumpenbetrieb gewöhnlich 1 ½ bis 2 m Windgeschwindigkeit in der Sekunde, für elektrische Stromerzeugung 3 m, für Kraftbetrieb 3 bis 4 m, für Dreschbetrieb 4 bis 5 m. Für die Wasserversorgung von Gütern, Dörfern, Gemeinden ist der Windmotor für den Betrieb der Pumpenanlage ausgezeichnet geeignet und haben sich derartige Anlagen überall bewährt... (L. Arndt, Band 346, S. 150ff, 1931)

Erst der flächendeckende Ausbau der Stromnetze ab den 1920er und 1930er Jahren drängte diese Windkraftanlagen damals wieder zurück. So hat man im Jahrbuch  für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen, Ausgabe von 1918, im Kapitel

Vl. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge bei den gewerblichen Gruben...

2. Schacht- und Maschinenanlagen

auch über diese Anlage notiert, daß „3. Eine der Wasserhaltung im Grumbacher Schacht der Vereinigten Braunsdorfer Dolomitwerke in Braunsdorf bei Tharandt... dienende Windturbine... außer Betrieb gestellt und durch elektrischen Antrieb ersetzt wurde.

Heute kehren modernere Windkraftanlagen ‒ zur Erzeugung von Elektroenergie ‒ allerorts in der Landschaft wieder zurück. Die Grumbacher Heimatfreunde bemühen sich um den Erhalt des imposanten und ziemlich einzigartigen  Technischen Denkmals in ihrem Ort.

    


Windturbine Braunsdorf. Foto: Klaus Dreßler, um 1986.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90100734

  


Braunsdorf, Pumpwerk mit Windturbinenantrieb, Foto: B. Einert, 1999.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70011601

  

Im Jahr 1912 hatte man erneut finanzkräftige Investoren gefunden und teilte dem Bergamt mit, daß man gemeinsam mit der „Interessengemeinschaft Wünschmann & Rosenthal mbH zu Rabenau“ die Vereinigten Braunsdorfer Dolomitwerke mbH gegründet habe. Die neue Firma ist ebenfalls beim Amtsgericht in Tharandt ins Handelsregister eingetragen worden (11101, Nr. 0166). Zusätzliches Kapital war auch nötig, denn noch in einem Betriebsplan auf das Jahr 1921 liest man, daß das Werk immer noch auf der 2. Sohle baue, obwohl sowohl Wätzig, als auch Friebel (am Berger Schacht) schon tiefer gewesen wären. Nach der Zulassung dieses Betriebsplans durch die Bergbehörde begann nun auch das vormals Krumbiegel‘sche Werk zwischen den beiden ehemaligen Nachbarn, weiter in die Tiefe zu gehen.

Wir erfahren aus der Jahrbuchausgabe 1925 im nun schon mehrfach erwähnten Kapitel

Vl. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge auf den gewerblichen Gruben...

2. Schacht- und Maschinenanlagen.

3. Bei den Vereinigten Braunsdorfer Dolomit- Werken in Braunsdorf wurde zu Anfang des Jahres 1924 der Ende 1922 von 2. bis 3. Sohle abgeteufte und später ersoffene Schacht endgültig ausgebaut. Das Füllort wurde ausgehauen und der anschließende Querschlag von 45 m Länge aufgefahren, so daß nunmehr die 3. Sohle aufgeschlossen ist.“

Die Konsolidation der beiden letzten Werke 1911 und die technische Modernisierung von Abbau und Verarbeitung schützte im weiteren Verlauf jedoch nicht vor neuen Unglücksfällen. So wird in der Jahrbuchausgabe von 1927, wieder im Kapitel

Vl. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge auf den gewerblichen Gruben...

7. Wasserhaltung.

mitgeteilt, daß „...durch die anhaltenden und besonders infolge der plötzlich niedergehenden heftigen Niederschläge im Laufe des Sommers am 15. Juni die 3. Abbausohle vollständig (ersoffen ist). Erst am 12. September gelang die völlige Gewältigung des in die Grubenbaue eingedrungenen Wassers.“

Und im Jahre 1933 liest man im gleichen Kapitel, wieder im Abschnitt

2. Schacht- und Maschinenanlagen

Am 28. Mai 1932 ging der bisher als Fahr- und Fluchtschacht verwendete saigere Fluchtschacht infolge anhaltenden Regenwetters zu Bruch. Unweit dieses Schachtes wurde ein neuer flacher Fahr- und Fluchtschacht hergestellt.“

  


Blatt 1 (oben) und Blatt 2 des Rißwerkes der Braunsdorfer Dolomit- Cementwerke. Nach dem der Grube gehörenden Exemplar kopiert 1911 von H. Gretschel, Rißarchivar. Nachgebracht bis August 1928. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K17595 und Nr. K17596, Gesamtansicht, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat (Blatt 1): archiv.sachsen.de/archiv
Link zum Digitalisat (Blatt 2): archiv.sachsen.de/archiv

   


Aus den beiden Blättern montierter Grundriß des Werkes. Im Norden das vormals Wätzig'sche, im Süden das vormals Krumbiegel'sche Werk.

  


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Riß mit den Tagesanlagen des vormals Wätzig'schen Werkes (im Grundriß oben in der linken oberen Ecke). Es verfügte über zwei Kesselöfen und einen Ringofen.

   


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Riß mit den Tagesanlagen des vormals Krumbiegel'schen Werkes (im Grundriß oben im Mittelteil links). Es verfügte über drei Kesselöfen und zwei größere Schachtöfen. Die bauliche Situation fand Paul Schulz im Jahr
1944 noch ebenso vor...

    


Schnitt (oben; aus beiden Blättern montiert) in Süd- Nord- Richtung und Kreuzschnitt in Ost- West- Richtung (unten) aus den beiden Rißblättern. Im Saigerschnitt oben ganz rechts der Wätzig'sche Treibeschacht mit Abbausohlen in knapp 17 m Teufe („
alte obere Etage, bereits verbrochen), 35 m (II. Etage), 45 m (III. Etage) und 54,7 m Teufe unter Rasensohle (IV. Etage). Ganz rechts die Pinge des Tagebruches von 1869. Links Krumbiegel's Treibeschacht und ganz links außen der verbrochene Berger Schacht“. Die kürzeren Tageschächte sind Flucht- und Wetterschächte im Tagebau.

Im Kreuzschnitt unten ganz rechts wieder der „verbrochene Berger Schacht“. In knapp 38 m Teufe hatte Krumbiegel in die alten Baue am Berger Schacht durchgeschlagen. Über den Ursprung der im Grenzbereich der beiden Werke verzeichneten Pinge, die offenbar bis auf Krumbiegel's dritte Sohle hinabreichte, ist uns nichts bekannt. Links Krumbiegel's Förderschacht mit vier Abbausohlen in knapp 17 m („alte obere Etage, bereits verbrochen), 35 m (II. Etage, ebenfalls schon verbrochen), 45,2 m (III. Etage) und 54,7 m Teufe unter Rasensohle (IV. Etage).

 


Ausschnittsvergrößerung aus obigen Rissblättern mit den vier Abba
usohlen am „verbrochenen Berger Schacht“ (hellblaugrün: I., dunkelgrün: II., rot: III. und gelb: IV. „Etage“). Die Abbausohlen waren in jeweils rund 7 m Teufenabstand am Schacht angeschlagen, die oberste 40,2 m; die unterste 67,2 m tief unter Rasensohle.Im Norden scheint ein weiterer Wetterschacht bis auf die 2. Sohle hinunter angesetzt gewesen zu sein. Offenbar fiel das Kalklager in nordöstliche Richtung ein, denn am Berger Schacht gibt es weder alte Tagebaue noch höher liegende Abbausohlen.

  

In der Zwischenzeit ist Herr Krumbiegel als Betriebsleiter ausgeschieden. Diese Funktion nahm ab 1931 F. G. Leonhardt wahr, ab 1933 war er auch Geschäftsführer.

In diese Zeit fällt auch ein Bericht der Lagerstättenforschungsstelle (40030-1, Nr. 1082) über die Dolomitvorkommen in Sachsen vom 5.10.1934. Aus diesem erfahren wir, daß die oberste und mittlere (die 2.) Sohle jetzt „schon lange verlassen“ sind und nur noch die 3. Sohle in Betrieb stehe. Insbesondere sei „…im früheren Wätzig’schen Werk der Dolomit so gründlich abgebaut worden, daß in den meisten Bauen der 2. Sohle nur noch Schiefer anstand.“  Der Abbau „schreite in Rundgängen vor“ (wohl um die Pfeiler herum), zur Zeit sei jedoch nur ein Betriebsort untertage mit zwei Mann belegt. Insgesamt habe das Werk 17 Beschäftigte. Die tiefsten Baue hätten schon 70 m Teufe erreicht.

Zum Gestein notierte man, daß zur Zeit ein feinkörniger, kristalliner Dolomit abgebaut werde, der im allgemeinen grau gefärbt, hart und kompakt sei. Partienweise treten Kalkspat mit idiomorphen Kristallen sowie Lagen von Ocker auf. Die Förderung habe 1933 45.000 Zentner (also 2.250 t pro Jahr oder bei 250 Arbeitstagen etwa 9 t/Tag) betragen. Der Bericht kommt auch zu der Einschätzung, daß eine Förderung von 150 t/d keinesfalls geleistet werden könne ohne eine baldige Erschöpfung der Lagerstätte. Er enthält ferner eine weitere chemische Analyse, die wir den früheren aus der Zeit bis zur Konsolidation gegenüberstellen:
    

  CaO MgO Fe2O3 und Al2O3 Unlösliches
Theoretische Zus. 
(nach Rößler) *)
30,41 21,68 - -
Angaben im Firmen-prospekt 1909

26,20

19,90

keine Angabe 

keine Angabe 

Mittelwert nach Pietzsch 1916

30,61

17,54

2,31

6,11

Rohdolomit- Analyse
1934

29,00

15,00

3,90

11,50

*) Angabe für das Mineral Dolomit. Aus der zeitlichen Aufeinanderfolge der Analysen scheint anhand der Abnahme der Magnesia-Gehalte von knapp 20 % auf jetzt nur noch 15 % und der Zunahme der störenden Bestandteile eine Qualitätsabnahme ablesbar zu sein.

  

Ab 1937 befindet sich das Werk im alleinigen Eigentum des vormaligen Investors der Wünschmann & Rosenthal mbH, Karl Wünschmann, Baumaterialien- Händler in Rabenau, welcher offenbar aber dann 1939 verstorben ist, denn jetzt werden K. Wünschmann’s Erben in Rabenau“ als Eigentümer genannt.

Im Bergwerksverzeichnis 1941-1942 wird schließlich als Eigentümer die Girozentrale Sachsen benannt. Das Werk besaß zu diesem Zeitpunkt „1 Förder- und 1 Fahrschacht, sowie 3 Kalkbrennöfen“. Nach einem Bericht der Lagerstättenforschungsstelle des Oberbergamtes aus dem Jahr 1944 besaß das Werk tatsächlich sogar fünf Brennöfen, von denen jedoch nur drei in Betrieb standen (40030-1, Nr. 1061). Die Beschickung der als veraltet bewerteten Öfen erfolge noch von Hand. Bereits zu dieser Zeit erging die Empfehlung, die Brennöfen durch einen neuen, effizienteren zu ersetzen.

  


Ausschnitt aus der topographischen Karte, Ausgabe 1926, mit der größten Ausdehnung des Werksgeländes. Teile der Kalkstein-Tagebaue sind inzwischen rückverfüllt und die Straße südöstlich hat man sicherheitshalber noch weiter nach Osten verlegt.

 


Ausschnitt aus der topographischen Karte, Ausgabe 1938. Während in der Ausgabe von 1926 noch alle drei Windkraftanlagen enthalten sind, ist die dritte am Kalkwerk ja schon 1918 außer Betrieb gesetzt worden und nun auch nicht mehr in der Karte dargestellt.

    

In den Bergwerksverzeichnissen auf die Jahre 1939 bis 1942 sind auch Angaben zum Ausbringen vor dem 2. Weltkrieg enthalten. Demnach hatte man die Förderung zeitweise noch deutlich gesteigert. Mit dem Beginn des Weltkrieges fiel die Produktion aber infolge der Einberufungen und des Personalmangels wieder. Die Angaben für das Jahr 1943 haben wir in dem o. g. Bericht der Lagerstättenforschungsstelle gefunden.
 

  1937 1938 1939 1940 1941 1943
mit einer Gesamt-
belegschaft von (Mann)
21 18 15 14 14 k. A.
Förderung Rohdolomit, t 8.519 10.070 7.644 6.615 5.760 4.790
Rohdolomitverkauf, t 294 147 71 107 0 126
Produktion Branntkalk, t 6.141 6.538 5.418 4.536 3.588 3.653

   

In der Zeit vor dem 2. Weltkrieg wurden gelegentlich auch Besucher in das Braunsdorfer Kalkwerk geführt. Als besonderer Spaß für die Gäste fanden dabei auf einem kleinen See untertage Kahnfahrten statt (Information von Herrn M. Fischer).

Etwa zur gleichen Zeit besuchte auch der Markscheider und Fotograf Paul Schulz das Braunsdorfer Kalkwerk und hinterließ uns die folgenden Bilddokumente ‒ leider nur von Übertage.

 


Offenbar eine Ansicht aus der Ferne, vielleicht von einem der Brennöfen des benachbarten Wätzig'schen Werkes?
Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924405

   


Die charakteristische Anordnung der drei Brennöfen in einer Reihe und der größeren Öfen daneben entspricht der Darstellung der Übertagesituation des vormals Krumbiegel'schen Kalkwerkes aus dem Jahr
1928.
Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924406

 


Der Fotograf steht jetzt offenbar im Niveau der Förderbrücken zu den Gichtbühnen. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924407

  


Der große Schachtofen von den Förderbrücken aus gesehen... Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924409

   


...und die drei kleineren, in einer Reihe angeordneten Öfen. Auch das Brennmaterial wurde über die Brücken mit Kipploren auf Gleisen bis zu den Gichtbühnen herangeschafft. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924408

  


Nun der große Brennofen von der Abzugsebene aus betrachtet. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924410

  


Die drei kleineren aufgereihten Öfen sind an ihrem Fuß zu einem Baukörper verbunden. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924411

  


Über die zwischen dem Förderschacht (das turmartige Gebäude mit demDachreiter im Hintergrund) und den Öfen unterhalb der Förderbrücken liegenden Schütten wurde wahrscheinlich Abraum und unbrauchbares Material verladen. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924415

  


Natürlich interessierte sich der Markscheider aus Freital auch für die Schachtausrüstung: Hier die Hängebank...
Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924430

  


...und hier die Seiltrommeln der Fördermaschine. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924429

  


Die Förderbrücke von unten und von der anderen Seite gesehen. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924416

 


Auch hier werden dieselben, nach vorn zu kippenden „Front- Lader“ zum Transport verwendet.
Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924418

   


Schauen wir auch einmal auf einen der Brennofen- Abzüge. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924413

   


Kalkmühle und Abfüllanlage. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924419

  


Der gemahlene Dolomit wurde als Sackware verkauft. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924420

  


Noch einmal ein Blick entlang der Förderbrücke... Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924421

   


...und auf das Verwaltungsgebäude. Foto: P. Schulz, 1944.

Digitalisat http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71924431

  

Auch für das Dolomitwerk bei Braunsdorf plante die Organisation Todt Untertageverlagerungen kriegswichtiger Produktionsanlagen. Auf zirka 20.000 m² Fläche der drei Sohlen sollten u. a. die Zeiss-Ikon A. G. Dresden, die Anschütz & Co. GmbH Kiel (Kreiselgeräte) sowie die HASAG (Hersteller von Panzerfäusten) Platz finden.

Unter dem Decknamen „Schill“  begannen ab 1943 die Ausbauarbeiten. In diesem Zusammenhang wurde 1944 sogar ein schmalspuriges Anschlußgleis vom Bahnhof in Kesselsdorf aus gebaut, 1947 aber wieder komplett demontiert.

Bis Kriegsende konnten die Ausbauarbeiten nicht mehr beendet werden. Tatsächlich wurden nur etwa 3.000 m² realisiert, auf denen schließlich ab 1944 Anteile der Reifenproduktion der Continental A. G. Hannover untertage Platz fanden, wie man u. a. in der oben schon erwähnten Akte (40064-1, Nr. 0143) nachlesen kann.

  

 

 

Zum Abbau in Grumbach und Braunsdorf nach 1945

  

Nach dem Weltkrieg sollte der Abbau gemäß Befehl Nr. 9 der SMAD eigentlich bis 15.8.1945 wieder aufgenommen werden. Bereits am 9. August 1945 fand eine erste Grubenbefahrung durch das neugebildete Bergamt Dresden als jetzt zuständiger Bergbehörde statt. Unmittelbar nach Kriegsende herrschte jedoch an allem Mangel, wie unsere Leser auch über das Neue Kalkwerk in Miltitz im ersten Teil unseres Beitrags lesen konnten: Es gab kein Karbid für die Lampen. Es gab kein Ausbauholz. Nach Maßgabe des Gesetzes Nr. 2 des Alliierten Kontrollrates vom 10.10.1945 waren alle ehemaligen Organisation- Todt- Anlagen beschlagnahmt. Die vorhandenen Sprengstoffe hatte schon vorher die sowjetische Kommandantur beschlagnahmt. Die inzwischen ausgerichtete 4. Sohle war abgesoffen, die Pumpen aber defekt…

Unter diesen Umständen hatte der letzte Geschäftsführer, Herr Leonhardt, trotzdem den Mut, die Produktion wieder aufzunehmen. Immerhin war am 27.8.1945 ein dritter Wagen Koks angekommen, so daß man die Kalköfen wieder befeuern konnte. Für die Jahre 1946 und 1947 wurde der neue Betriebsplan genehmigt.

1949 förderte das Werk mit 37 Mann Belegschaft, davon 10 untertage, bereits wieder bis zu 50 t pro Tag (das wären also bei rund 250 Arbeitstagen etwa 12.500 t im Jahr und damit mehr als 1938!), woraus etwa 25 t gebrannter Dolomit pro Tag hergestellt werden konnten. Dazu waren vier Kalköfen wieder in Betrieb. Auf der 3. Sohle erfolgte noch Abbau von Restvorräten, unter anderem durch Hereingewinnung von einigen Schweben zwischen der 2. und 3. Sohle. Die 4. Sohle war noch immer gestundet. Mangels einer Brecheranlage mußte der Rohdolomit von Hand zerkleinert und anschließend mittels Schalenförderung nach Übertage gezogen werden. Die Bergbehörde bekundete 1949 in ihrem Fahrbericht aber auch: „Beanstandungen in technischer Hinsicht waren nicht erforderlich.“

1949 ließ man unter Hinweis darauf, daß die stilliegenden, vormals Friebel’schen Baue östlich noch 10 m mehr Teufe erreicht hätten, als die 3. Sohle – folglich noch Dolomit anstehen müsse – fünf Erkundungsbohrungen von der Abbausohle aus niederbringen, welche bis in 80 m Tiefe das Liegende des Dolomits noch nicht erreichten. Obwohl stark tektonisch gestört und allseitig durch steilstehende Störungen scharf begrenzt, reicht der Dolomit also offensichtlich noch weit in die Tiefe.

 


Ein Blick nach untertage, der regelmäßigen Pfeilerabstände wegen vermutlich auf der 5. Sohle. Bildquelle: Abfotografiert von der Informationstafel des Bergbaupfades Oberhermsdorf- Braunsdorf- Kleinopitz.

 


Noch ein Blick nach untertage. Die Helme sind schon recht neuzeitlich und das Foto stammt daher wohl vom Ende der 1950er Jahre kurz vor der Einstellung. Bildquelle: Informationstafel des Bergbaupfades Oberhermsdorf- Braunsdorf- Kleinopitz.

 


Die Werksanlagen, vorn links ein Verladebunker. Bildquelle: Informationstafel des Bergbaupfades Oberhermsdorf- Braunsdorf- Kleinopitz.

  


Ein Blick über die Förderbrücke zu den Gichtbühnen der drei kleineren Brennöfen des vormals Krumbiegel'schen Kalkwerks. Bildquelle: Informationstafel des Bergbaupfades Oberhermsdorf- Braunsdorf- Kleinopitz.

  


Die Werksanlagen aus der anderen Blickrichtung, in der Bildmitte die zwei Schachtöfen des vormals Krumbiegel'schen Kalkwerkesam unteren rechten Bildrand die Schrägförderanlage. Bildquelle: Informationstafel des Bergbaupfades Oberhermsdorf- Braunsdorf- Kleinopitz.

  

Mit Wirkung vom 15.7.1950 wurde das Werk verstaatlicht und als VEB dem Verband KWU (Kommunale Wirtschaftsunternehmen) des Landkreises Dresden angegliedert. Die neue Betriebsführung hatte von Bergbau offenbar keine Ahnung und erste Vorschläge zur technischen Modernisierung, wie etwa der vorgeschlagene „Trichterkammerbau“ wurden von der TBBI abgeschmettert. Auch die Prognose, daß die Vorräte noch mindestens 60 Jahre reichen würden, erwies sich in Anbetracht der Gestehungskosten als falsch.

Aber die neue Betriebsleitung war „linientreu“ und man beschwerte sich sogleich bitterlich über die mangelhafte Arbeit des vorangegangenen Betriebsleiters Leonhardt. Im Protokoll einer Befahrung am 24.7.1950 kann man lesen, man habe „das Werk in einem unglaublich verlotterten Zustand vorgefunden. Der Schacht ist stellenweise so stark ausgebrochen, daß die Zimmerung nur noch von den Spurlatten gehalten wird. …Einen Betriebsplan gab es nicht…“  Diese Aussagen stehen in krassem Widerspruch zum oben Zitierten und in den vorhandenen Unterlagen noch heute Nachlesbaren.

Immerhin kam es nun zu Investitionen. Auf der 1. Sohle wurden ein Steinbrecher und ein Rohkalkbunker errichtet, der über einen 25° geneigten Fahr- und Förderberg von der 4. Sohle aus beschickt wurde. Von der Rolle an dessen Fußpunkt auf der 2. Sohle führte der „50°-Skipberg“ direkt weiter zu dem nun tatsächlich errichteten neuen, 22 m hohen Kalkofen.

Diesen Ofen wollte man zunächst in den 1943 von der Organisation Todt geteuften Schacht untertage einbauen, entschied sich aber dann aus Standsicherheitsgründen doch für eine komplette Neuanlage. Der Brennofen wurde daraufhin im Niveau zwischen der Tagesoberfläche neben dem Pingenrand und einem Zugangs- und Gebläsestolln an seinem Fußpunkt im Niveau der Tagebausohle errichtet. Von diesem aus führte eine dritte Schräge mit Trogkettenförderer nach Übertage zu der in die drei alten Kalköfen jetzt eingebauten Bunker-Anlage.

Die Sohlenhöhen betrugen (nach Rissunterlagen von 1955) bei einer übertägigen Geländehöhe zwischen 292 und 301 m NN:

  • Tagebausohle: zirka 276 m NN,
  • 1. Sohle: zirka 257 m NN,
  • 2. Sohle: zirka 249 m NN,
  • 3. Sohle: zirka 239 m NN,
  • 4. Sohle: zirka 226 m NN (Schachtsumpf zirka 216 m NN).

Eine 5. Sohle war 1955 noch geplant, wozu der 25°-Fahr und Förderberg nach Südosten verteuft wurde. Von dort aus war eine Erkundungsstrecke in nordwestliche Richtung vorgesehen. Sie wurde aber aufgrund der Betriebseinstellung nicht mehr aufgefahren (40069, Nr. 576).

In Anbetracht des notwendigen Gefälles paßt das Höhenniveau der Tagebausohle von zirka 276 m NN interessanterweise recht gut zum Höhenniveau, in dem der einstige Vorläufer Erbstolln um 1800 in diesem Bereich einkam (Höhe des Mundloches etwa bei 273 m NN)...

   


Veranschaulichung der Förderwege auf dem Stand von 1952. Die zweite Sohle haben wir der Übersichtlichkeit halber weggelassen und die Sohlenabstände wurden überhöht dargestellt (Nach Rissunterlagen von 1908 bis 1955).

  

Angestrebt wurde zunächst eine Monatsleistung von 650 t, respektive 7.800 t pro Jahr. Die hatte man 1951 mit 7.845 t sogar knapp überboten, was zu dieser Zeit aber sogleich dazu führte, daß die Planvorgabe für das folgende Jahr auf 11.000 t und für 1953 sogar auf 12.500 t angehoben wurde.

Aber Reparaturen und unumgängliche Sicherungsarbeiten untertage hielten die Produktion immer wieder auf, so daß man 1952 mit 43 Mann Belegschaft, davon 15 untertage, nur 8.469 t Rohdolomit förderte. Unter Einsatz von 1.361 t Koks wurden daraus 5.637 t gebrannter Dolomit erzeugt, die als Stückkalk, (ungelöschter) Zementkalk, Hydraulkalk und Düngekalk, nach wie vor neben einer kleineren Menge Rohdolomit, verkauft wurden.

Die Gestehungskosten lagen 1952 bei 50,68 DM je Tonne gebranntem Dolomit bei einem durchschnittlichen Verkaufserlös von 36,50 DM je Tonne...

Alle Maßnahmen zur Modernisierung führten letztendlich nur dazu, daß die schon im Bericht von 1934 getroffene Einschätzung, daß die wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte zu Ende gehen würden, nur schneller erreicht wurde. Da die Aus- und Vorrichtung der 4. Sohle noch andauerte, erfolgte weiterhin Abbau von Restvorräten, sogar noch einmal auf der 2. Sohle, denn auch auf der 3. Sohle waren inzwischen die Grenzen des Lagers erreicht.

Die 4. Sohle wurde schließlich auf einer Fläche von knapp 5.000 m² im Kammerpfeilerbau- Verfahren mit regelmäßig in einem schachbrettartigen Muster angeordneten, quadratischen und 2,6 m breiten Pfeilern zwischen ebenso breiten Kammern noch abgebaut. Die Ausrichtung der 5. Sohle hatte man zwar noch begonnen; zu einem nennenswerten Abbau kam es hier jedoch nicht mehr. Zuletzt wurde nur noch aus Abfällen der Branntkalkproduktion Düngekalk hergestellt.

Als der weitere Abbau der ausgerichteten Lagerstättenbereiche endgültig unwirtschaftlich wurde, wurde mit Wirkung vom 31.12.1964 die Produktion eingestellt.

 

 

 

Relikte und Bergbaufolgen in Grumbach und Braunsdorf

  

Das Restloch des Krumbiegel’schen Tagebaus war etwa 20 m tief, darunter lagen die alten Tiefbaue aus der Zeit bis 1900 (z. T. als „0. Sohle“ bezeichnet). Danach folgten in etwa 5 m bis 11 m Abstand die insgesamt fünf Sohlen der Nachfolgebetriebe. Im Mittel lag die 5. Sohle 78 m unter Gelände. Die alten, saigeren Schächte wurden schon vor 1964 sukzessive mit Abraum verfüllt und 1964 mit Betonbühnen abgedeckt. Da das Versatzmaterial nicht ausreichte, wurde der 50°-Skipberg zu Bruch geschossen und schließlich das gesamte Gelände weiträumig eingezäunt.

Weil insbesondere der das Lager umgrenzende Phyllit äußerst unbeständig gegenüber der Verwitterung und sehr bruchgefährdet war, kam schon 1964 ein Gutachten des damaligen Instituts für Grubensicherheit in Leipzig zu dem Ergebnis, daß Tagesbrüche auch zukünftig nicht ausschließbar seien, zumal man bis Anfang 1965 alle Tagesöffnungen verschlossen habe und somit eine Kontrolle der Abbaufirsten nicht mehr möglich sei. Im Ergebnis der Berechnungen fielen mehrere Wohnhäuser in den unmittelbar bruchgefährdeten Bereich und insgesamt acht Familien mußten umziehen. Das war zu dieser Zeit ein fast unlösbares Problem, denn die „wohnraumlenkenden Organe“ der DDR hatten einfach keinen Ersatz... Die behördliche Abnahme der Schließung ist dann mit Datum vom 13.6.1967 erfolgt.

Unter Mineralogen war das Werk besonders durch Kalkspatkristalle mit skalenoedrischem Habitus, die bis über 10 cm groß waren, bekannt. Bis in die 1990er Jahre hinein war das Bergwerk noch auflässig, so daß kleinere Funde noch möglich waren.

  


Calzit xx, Braunsdorf, Fund aus den 1980er Jahren im Tagebau, Bildbreite zirka 4,5 cm,
Sammlung und Foto: Torsten L., Dresden.

  


Auf der topographischen Karte der DDR war das Restloch des Tagebaus in den 1980er Jahren noch verzeichnet, das Gebiet jedoch schon als Bergschadensgebiet ausgewiesen und eingezäunt.

  


Einen letzten Blick in den Tagebau in seinem damaligen Zustand erlaubt uns eine Fotographie von B. Einert aus dem Jahr 1991, die wir in der Fotothek gefunden haben. Der Link zur Originaldatei:

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002612

  

Seit 1993 wurde das Gelände als Erdstoffdeponie genutzt. Dabei wurde auch der frühere Tagebau komplett aufgefüllt.

Die folgenden Fotos aus dieser Zeit stellte uns Herr Dipl.- Ind. Arch. A. Rüthrich vom Freiberger Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte 2017 zur Verfügung. Die ersten Bilder sind 1993 entstanden, als man mit der „Sanierung“ (respektive Verfüllung) des Tagebaus begann. Zu dieser Zeit waren im Tagebau noch einige kleinere Hohlräume befahrbar.

  


Impressionen aus dem Tagebau in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993.

  


Impressionen aus dem Tagebau in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993.

  


Impressionen aus den noch fahrbaren Grubenbereichen in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993.

  


Impressionen aus den noch fahrbaren Grubenbereichen in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993.

 


Impressionen aus den noch fahrbaren Grubenbereichen in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993.

  


Impressionen aus den noch fahrbaren Grubenbereichen in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993.

 


Impressionen aus den noch fahrbaren Grubenbereichen in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993.

   


Impressionen aus den noch fahrbaren Grubenbereichen in Grumbach. Foto: A. Rüthrich, 1993. Wahrscheinlich der Zugang zum Abzug des untertage eingebauten Kalkofens.

  


Vermutlich der untertägige Abzug des Kalkofens. Foto: A. Rüthrich, 1993.

   


Vermutlich der untertägige Abzug des Kalkofens. Foto: A. Rüthrich, 1993.

  

32 Jahre nach der Stilllegung des Kalkwerkes kam es im Jahr 1996 erneut zu einem großen Tagesbruch. Dabei brach die ganze Verfüllmasse auf die unteren Sohlen durch. Der Einsturztrichter erreichte einen Durchmesser von etwa 40 Metern. Daraufhin wurden alle noch verbliebenen Hohlräume verfüllt und das Gelände renaturiert.

Von einem weiteren, kleineren Tagesbruch konnte man in der Sächsischen Zeitung noch im Mai 2011 lesen.

Wo außerdem in Sachsen Dolomit abgebaut wurde, berichten wir zum Beispiel in unserem Beitrag über den Plattendolomitabbau in  Geithain.

   


Der große Tagebruch von 1996. Foto: A. Rüthrich.

  


Da staunen selbst alteingesessene Grumbacher... Foto: A. Rüthrich.

  


Noch einmal der große Tagebruch von 1996. Foto: A. Rüthrich.

  


Noch einmal der große Tagebruch von 1996 mit einem Größenvergleich. Foto: A. Rüthrich.

  

 

 

Erhaltene Zeugnisse 

Blankenstein

  

Wir beginnen unsere Wanderung in Blankenstein. Hinter der Kirche auf dem Schloßberg gibt es nämlich einen geeigneten Wanderparkplatz. Die Zufahrt dorthin ist zwar ziemlich eng, dafür entdecken wir gleich nach dem Aussteigen die ersten Hinweistafeln auf die Bergbaugeschichte…

 


In der aktuellen Topographie in Blankenstein sind anhand der hochauflösenden Reliefkarten vom geoportal.sachsen.de die Reste der Tagebaue in Blankenstein noch zu entdecken.

         


Zunächst genießen wir aber die Aussicht: Die reicht gleich vom Wanderparkplatz hinter der Dorfkirche auf dem Schloßberg aus nach Norden bis zur Autobahnbrücke bei Tanneberg.

  


Direkt hinter der Informationstafel blickt man in das Restloch des Schönberg’schen Tagebaus.

  


Nach wenigen Schritten um die Friedhofsmauer herum erreicht man die „Blankensteiner Aussicht“, gebaut auf Initiative des ehemaligen Lehrers Alfred Wetzig.

 


Die kann man sich nicht entgehen lassen: Hier der Blick nach Süden das Triebisch-Tal aufwärts…

  


…und der Blick „nach unten“ zur heutigen Niedermühle, der einstigen Pinkert- Mühle, von der in unserem bergbaugeschichtlichen Abschnitt schon die Rede war.

  


Wir sind natürlich aber wegen der Zeugnisse des Kalksteinbergbaus hier. Ein steiler Steig führt uns direkt hinab in die Pinge des Schönberg’schen Abbaus.

 


Obwohl die Bruchkanten heute mit Hangschutt überrollt sind, sind die Dimensionen noch ganz eindrucksvoll. Die Informationstafeln hat der Blankensteiner Heimatverein mit Unterstützung des Fördervereins Montanregion Erzgebirge aufgestellt.

 


Durch diesen Einschnitt im Fels führte einst vermutlich eine Transportbahn oder eine Rutsche zum Schönberg’schen Kalkofen, der unten im Triebischtal gestanden hat.

  


Wir klettern auch bergab und haben dann zunächst die Qual der Wahl… Um unseren Lesern die Übersicht zu erleichtern, bleiben wir mit unserer Bildergalerie aber bei der Reihenfolge und umrunden zuerst Blankenstein.

  


Am Weg flußauf finden sich auch Pingen des Faust’schen Abbaus...

  


…und die nächste Hinweistafel am ehemaligen Mundloch des Faust’schen Wasserlösestollns.

  


Genau: Den Kalkofen wollten wir sehen. Gar nicht so weit, aber es geht den Schloßberg jetzt wieder hinauf! 

  


Das Kalkhaus des Faust'schen Werkes ist bewohnt und frisch saniert. (Privatgrundstück !)

  


Auf diesem Foto von J. Kugler, Kleinvoigtsberg, sieht man den Zustand vor der Sanierung und rechts den erhaltenen Kalkofen. (Bildquelle: google.maps)  

  


Dies ist etwa der Blick auf die Ofenfront, den P. Schulz schon einmal im Jahr 1944 fotografiert hat.

Zum Vergleich zurück zum alten Foto.

  


Die Bauweise des Brennofens mit den massigen Eckpfeilern und den überwölbtem Zugängen zu den Abzügen der Brennkammer entspricht der uns aus Groitzsch oder Burkhardswalde bereits bekannten Konstruktion eines Trichter-Ofens, regionaltypisch auch „Kalk-Schneller“ genannt.

 


Die Beschickung erfolgte über die Rampe an der Rückseite des Brennofens. Die Arbeitsplattform auf der Höhe der Beschickungsöffnung war auch bei diesem Ofen offen und nicht überdacht, wie man es im Gegensatz dazu aus dem Kalkwerk Niederrabenstein bei Chemnitz kennt.

 


Die nächste Hinweistafel oberhalb des Brennofens verweist auf den Standort des Faust’schen, zuletzt Zschalig’schen Tagesschachts und die inzwischen mit Schutt aufgefüllte Pinge des Tagesbruches von 1876.

 


Der Rückblick auf das eben umrundete Ensemble: In der Bildmitte auf der Wiese der Tagesschacht, direkt vor dem darüber hinausragenden Satteldach des Kalkhauses der Brennofen, rechts im Wald die früheren Tagebaue. Der Standort erlaubte dem Faust’schen Kalkwerk, alle Förderwege vom Tagebau und vom Göpelschacht bis zur Beschickungsbühne des Brennofens in einer Ebene anzulegen.

 


Und noch ein Blick nach vorn wieder hinauf zum Parkplatz an der Kirche. Das hell verputzte Haus mit dem Walmdach hinter dem neuen Feuerwehrgerätehaus könnte nach der Beschreibung des Lehrers von 1857 die ehemalige Schule gewesen sein.

  


Am Abzweig des Mühlwegs vom Kirchweg steht heute ein Brunnenhäuschen, daß wir bei unserem ersten Besuch völlig übersehen haben, weil es so neu erscheint. Das Brunnenwasser stammt aber aus dem Hahn'schen Tagesschacht.

  


Fährt man Richtung Tanneberg talwärts, fallen beim zweiten Mal auch diese Gewölbereste an den Zugängen einstiger Bergkeller auf. Hier muß das Kalkhaus von J. A. Hahn gestanden haben.

  


Der Standort des Brennofens des Hahn'schen Kalkwerkes könnte sich hier im Bereich dieser Geländestufe befunden haben. Mehr als diese Stufe im Hangprofil und ein alter Zufahrtsweg sind aber nicht erhalten geblieben.

 


Auf dem Rückweg von Helbigsdorf haben wir uns aus Neugier und ein bißchen aus Versehen für einen anderen Weg entschieden und dabei noch dieses fast ganz verschüttete Mundloch entdeckt (Waldgrundstück in
Privatbesitz!). Ob dieses ebenfalls mit früherem Kalkabbau in Verbindung steht, ist uns aber nicht bekannt.

  


Man kann ein Stück weit über den Massehaufen hineinschauen. Weil aber zu sehen ist, daß auch hier - wie in der Beschreibung des Berginspektors Roch anno 1904
...die Stollnsohle gegen ein Fuß hoch mit außerordentlich kaltem Wasser bedeckt war" (oder noch höher) - sahen wir von einer Befahrung ab.

  

 

 

Steinbach

  

Man kann unsere den drei Orten zugeordnete Bildabfolge sehr gut zu einer längeren Wanderung verbinden, so wie wir es natürlich auch getan haben. Wer dies auch tun will, biege also vor dem (Wieder-) Aufstieg zum Parkplatz auf dem Schloßberg zunächst im Triebischtal in Richtung der Hotelpension „Krille- Mühle“ ab. Immer östlich entlang des Flusses erreicht man recht bequem und mit nur wenig auf und ab die „Dietrich- Mühle“, heute Bauernhof- und Reittouristik- Hotel.

Wer diese Tour zur selben Jahreszeit macht wie wir, dem sei allerdings wasserfestes Schuhwerk nahegelegt, denn stellenweise sind nicht nur die Talauen, sondern auch Abschnitte des Wanderwegs recht sumpfig und werden außerdem von den Huftieren benutzt...

  


Unser nächstes Wanderziel: Die Lage der Kalksteinbrüche östlich von Steinbach ist im Relief des südwestlichen Triebisch-Talhanges noch heute gut auszumachen.

 


Auch im zeitigen Frühjahr hält das Triebischtal für den Wanderer so manches Fotomotiv parat…

  


…und schöne Ausblicke auf die in ihrem breiten Sohlental fröhlich mäandrierende Große Triebisch.

  


Zwei Kilometer weiter und kurz vor der Dietrich- Mühle lesen wir erfreut: Noch einer ist es bis zum nächsten Kalkofen.

  


Dazu geht es einmal quer durch die Talaue und am anderen Ufer in Richtung Steinbach bergauf.

 


Dabei entdeckt man noch eine Informationstafel des Geopfades Oberes Triebischtal.

  


Dahinter muß man etwas aufpassen, daß man den richtigen Weg nimmt. Dieses Schild ist im Gegensatz zur sonst ganz ausgezeichneten Wanderweg-Beschilderung etwas verblaßt und aus unserer Richtung eigentlich nicht zu sehen. Aber das werden die Vereine sicher bald noch verbessern.

  


Am anderen Triebisch- Ufer führt uns ein Wanderweg in teils steiler Hanglage wieder in Richtung Norden.

 


Aus der Höhe erhascht man wieder schöne Blicke auf den naturbelassenen Flußlauf.

  


Aber man findet um diese Jahreszeit auch prächtige Bestände des den kalkhaltigen Boden bevorzugenden Hohlen Lerchensporns (Corydalis cava)…

 


…oder die in Weichholzauen und auf kalkhaltigem Boden in Buchenwäldern beheimatete Gewöhnliche Schuppenwurz (Lathraea squamaria).

  


Dann ist er erreicht. Vor uns liegt der eine erhaltene Schneller-Ofen des Kayser’schen Kalkwerkes.

 


Wir haben zunächst das obere Wegniveau genommen und gelangen deshalb zur Beschickungsöffnung.

 


Nach den schematischen Darstellungen auf der Informationstafel unten soll das „Obergeschoß“ des Kalkofens nur mittels Erdstoffen aufgefüllt gewesen sein, die natürlich in den letzten 100 Jahren wieder weggespült wurden. So schaut man jetzt an der Spitze der Rampe direkt in die Ofen- Röhre…

  


Wo wir also schon mal hier oben sind, beachten wir die Einzäunungen der Privatgrundstücke und klettern ein wenig bergauf.

 


Der Aufstieg ist nicht gesichert und man kann eigentlich nur den Wildwechseln und den Trampelpfaden einheimischer Pilzsammler folgen, um sich eine Übersicht über die einstigen Tagebaue zu verschaffen. Das ist ohne geeignetes Schuhwerk überhaupt nicht und auch nur bei trockener Witterung zu empfehlen.

  


Steht man dann aber einigermaßen oben, ist man doch von den Dimensionen des Steinbruchs recht beeindruckt.

  


Noch der Blick in den nördlichen Tagebau oder was heute davon noch zu sehen ist. Der langgestreckte Einschnitt entspricht der Ausbißlinie des Kalklagers im Talhang.

  


Doch zurück zur unteren Arbeitsebene am Kalkofen: Im Vergleich mit anderen besichtigten Anlagen – zum Beispiel in Blankenstein, Burkhardswalde oder Groitzsch – fällt die Kegelform des „Obergeschosses“ auf. Da es sicher früher auch schon geregnet hat und eine aufgeweichte Lehmaufschüttung dann nicht nur rutschig, sondern auch plastisch wird und abrutscht, erscheint mir die auf die Informationstafel übernommene Idee zur Rekonstruktion von Professor Wagenbreth, man hätte das Oberteil nur aus Erdstoffen errichtet und planiert, nicht nur unter heutigen Arbeitsschutzaspekten reichlich unwahrscheinlich. Die Außenmauern waren gewiß höher aufgeführt, was auch die Funktion der sehr massigen Eckpfeiler als Schwergewichtsstützen erklären würde. Vielleicht hat also einfach ein Häuslebauer der Umgegend in den vergangenen 100 Jahren Bruchsteine benötigt und sie sich hier geholt.

  


Vermutlich hat man zuerst den zylinderförmigen Brennschacht vor der Rampe errichtet, ...

 


... anschließend die Außenmauern und die Gewölbe der „Windkanäle“ aufgezogen und zum Schluß den nicht benötigten Zwischenraum – dies sicherlich des geringeren Aufwands wegen – mit gestampftem Lehm und Abraum aufgefüllt.

 


Wahrscheinlich hat deshalb auch dieser Kalkofen einmal so wir in unserer Skizze und damit ganz ähnlich wie die anderen erhalten gebliebenen Kalköfen in der Region ausgesehen.

Wie die Öfen funktioniert haben, erklären wir im  1.Teil unseres Beitrages.

  


Unsere Interpretation wird auch von älteren Quellen unterstützt: Am unteren Rand des oben in unserem geologischen Kapitel schon gezeigten Risses und schon halb verdeckt vom Saigerriß hat der Markscheider Richard Heuchler hier nämlich den Kalkofen dargestellt und zwar mit drei umlaufenden Außenmauern. Leider geht aus diesem Grundriss nicht hervor, wie hoch die Mauern ursprünglich gewesen sind.

  


Der Schlußstein im Gewölbe der Ofenfront ist noch gut erhalten. Die geschwungenen Initialen vom Ende des 18. Jahrhunderts könnte man als F V L lesen, was aber zu keinem der uns aus den Akten bekannten Eigentümern des Kalkwerkes oder des Ritterguts Steinbach paßt.

  


Der gesamte Innenausbau ist zwar schon ziemlich gebräch und deshalb zurecht mit den Bauzaunfeldern abgesperrt, aber im Gegensatz zu den anderen bisher besichtigten und zumeist nachgenutzten Öfen insgesamt noch gut erhalten. Von vorn schaut man auf den Boden der mit Ziegelmauerung ausgekleideten Brennkammer, der zu den beiden seitlich liegenden Abzugsöffnungen hin gewölbt ist. Darunter wurde die Asche abgezogen.

  


Die Westseite des Ofens geht in die Anböschung zu den oberhalb liegenden Tagebauen über, von der aus wir vorhin schon hinunter geschaut haben.

  


Der Blick durch den Bauzaun zeigt uns hier die halb eingestürzte Ziegel-Ausmauerung der Brennkammer oberhalb der Abzugsöffnung. Wozu die äußerst schmalen Durchgänge (hier rechts im Bild) dienten, erschließt sich nicht.

  


Die der Triebisch zugewandte Ostseite des Kalkofens.

  


Auch hier gibt es einen äußerst schmalen Durchgang zur Frontseite (links im Bild). Die Öffnung der Abzugsöffnung ist hier besser erhalten, dafür stimmt der Zustand des Gewölbes bedenklich. 

 

 

 

Helbigsdorf

  

Es wäre sicher wünschenswert, dieses Denkmal zu restaurieren, um es auch für die nächsten Generationen noch zu erhalten. Aber allein die Zuwegung wird das zu einer Herausforderung machen. Man kann heute eigentlich nur in trockenen Sommern von den gegenüberliegenden Weideflächen durch die Triebisch hindurch Baumaterial heranschaffen…

Deshalb wenden wir uns nun dem dritten Abschnitt unserer Tour zu. Der Rückweg auf dem linken Triebischufer ist ohnehin entweder über Steinbach ziemlich lang oder am steilen Hang entlang völlig unwegsam. Deshalb kehren wir um, überqueren an der Dietrich- Mühle wieder die Triebisch und wandern am Ostufer weiter in Richtung Helbigsdorf.

  


Bei Helbigsdorf sind in den Reliefkarten keine Reste früheren Kalkmergel-Abbaus östlich der Kirsten-Mühle mehr zu entdecken. In dem im Relief noch gut sichtbaren Steinbruch an der Leuthold- Mühle wurde dagegen – vermutlich noch zur Zeit des Schmalspurbahnbaus um 1899 – Diabas gebrochen.

  


Ein Fußweg verläuft entlang des Abzugsgrabens der Kirsten Mühle mitten in der Talsohle.

  


Etwa einen Kilometer hin und schon kurz vor der Kirsten Mühle erreicht man diesen unscheinbaren Steinbruch, der uns wieder durch die Informationstafel des Geopfads Oberes Triebischtal ins Auge fällt.

 


In der nördlichen Bruchwand stehen Tonschiefer und Grauwacken an. Das eingeschaltete Kalkmergelflöz ist weitgehend abgebaut.

  


An der Südseite des Tagebaus haben sich die Vorfahren im Flözstreichen in den Berg gegraben.

  


Der kleine Abbau ist höchstens 15 m lang.

  


Im Hangenden des Abbaus stehen stark durchbewegte Schiefer an, die von den Geologen heute als Olistostrome – also untermeerisch am Schelfrand abgerutschte und daher schon syngenetisch so stark wie hier im Bild „durchgeknetete“ Sedimente – interpretiert werden. Vertrauen in die Standsicherheit der Firste gibt das Gestein nicht.

  


Ein von vielen Füßen inzwischen blankpolierter, graublauer Kalkmergel-Block liegt noch im Zugangsbereich zum Steinbruch.

 


Wir sind jetzt also 3,5 km südlich von Blankenstein. Des herrlichen Frühlingswetters wegen entscheiden wir uns dafür, noch eine Runde in Richtung Herzogswalde zu drehen…

  


…und wählen dazu die alte Schmalpurbahntrasse.

  


Gegenüber der einstigen Leutholdmühle informiert uns wieder eine Tafel des Geopfads Oberes Triebischtal über die durch den Bahnbau bewirkten Veränderungen der Auenlandschaft.

  


An der nächsten Brücke wechseln wir das Ufer, laufen wieder in Richtung Helbigsdorf und schauen nach, ob von dem auf der Oberreith’schen Karte eingezeichneten Kalkofen noch Reste geblieben sind; entdecken aber nur noch ein paar kleinere Steinbrüche im Talhang. Links der Straße nach Helbigsdorf im Bild die Leuthold Mühle.

  


In den in der Reliefkarte hier noch sichtbaren Steinbrüchen wurde jedoch Diabas abgebaut. Wie die langen und dicken Bohrpfeifen in der Steinbruchwand verraten, noch in jüngerer Zeit – vermutlich beim Bau der Schmalspurbahn. (Privatgelände !)

 


Aha, Die Straße entlang sind es nur zwei Kilometer. Der Weg durch´s Tal zurück gefällt uns trotzdem besser…

  


Der Bequemlichkeit und der Abwechslung halber nehmen wir diesmal die Straße am anderen Talhang.

 


Gleich links hinter der Triebischbrücke finden wir noch einen kleinen Steinbruch mit hübschen Quarz-Bändern im Schiefer.

  


Ein Rückblick zur Kirsten- Mühle...

 

 

 

Grumbach und Braunsdorf

  

Der folgende Abschnitt läßt sich eher schlecht zu Fuß an den oben vorgestellten anknüpfen – liegen Grumbach und Braunsdorf doch einige Kilometer weiter südöstlich. Also haben auch wir an einem passenden Tag das Auto genommen und uns die verbliebenen Zeugnisse des einstigen Dolomitwerks Braunsdorf angeschaut…

  


Heutige Topographie südwestlich von Braunsdorf. Im Bereich des Kalkwerkes ist nach der Sanierung nur noch die ebene Fläche der verfüllten Tagebaurestlöcher und der heutigen Erdstoffdeponie zu finden. Links der Straße von Grumbach nach Kesselsdorf sieht man die heutige Ausdehnung der Lehmgrube.

 


Wir haben einmal versucht, die Grubenrisse in die heutige Topographie einzupassen: Braun unterbrochen: ehemalige Straßen, violett: Außenkontur der Auffahrungen der 4. Sohle, darin weiß: Pfeiler (Stand 1955), grün: 3. Sohle, blau: „1. Etage“ des Wätzig’schen Bruches. Schwarz: Oberer Pingenrand 1955. Interessanterweise ist die Pinge des Bruches von 1869 (im Bild links oben) noch heute in den Reliefkonturen wiederzufinden.

  


Aha! Das schauen wir uns doch mal an. Die Anhöhe im Bildhintergrund bildet die Wasserscheide zwischen Wilder Sau und Schloitzbach. Dort liegt links der Straße die Tongrube Grumbach.

  


Der Straßenname bewahrt die Erinnerung an das Kalkwerk. Im Hintergrund am Waldrand der Standort des einstigen Dolomitwerkes.

  


Kommt man von Tharandt die Straße im Schloitzbachtal bergauf, fällt hier rechterhand zuerst der noch immer imposante Mast der
 Windkraftanlage ins Auge. Foto: M. Fischer.

   


Heimatfreunde bemühen sich um den Erhalt des Technischen Denkmals. Derzeit liegen der Rotor und der "Schwanz", der den Rotor in den Wind drehte, zu Rekonstruktionszwecken unten. Foto: M. Fischer.

   


Wir marschieren weiter die Straße hinauf. Die Werksanlagen wurden nach 1964 sämtlich abgerissen. Heute stehen hier überwiegend Wohn- und Gartenhäuser.

  


Hinter den Wohnhäusern liegt die Erdstoffdeponie. Weil das Gelände aus der Bergaufsicht entlassen ist, muß sich die Stadt Wilsdruff um die Absperrung und Beschilderung kümmern.

  


Die Heimatfreunde Braunsdorf haben sich ihrer Bergbautradition erinnert.

   


Der Bergbaulehrpfad verbindet das ehemalige Kalkwerk mit zwei alten Silb
erbergbaugebieten östlich und westlich von Kleinopitz. Und auch hier erfüllt noch ein alter Wismut-Hunt einen guten Zweck. Im Niederwald im Bildhintergrund lag die Pinge des Tagesbruches von 1869.

  


Folgt man vom Standort der Informationstafel des Bergbaulehrpfades aus wieder südwärts dem „Mittelweg“, gelangt man ins Tal des Schloitzbaches.

  


Hier entdecken wir das letzte authentische Bergbauzeugnis: Das untere Mundloch des Schloitzbach-Stollens.

  


Da die Einzäunung ohnehin schon niedergetreten ist, gehen auch wir mal ein paar Meter näher heran...

  


...und halten mal unser „Kamera-Auge“ hinein: Man sieht eine elliptische Ziegelmauerung, die eher an einen Abwasserkanal erinnert. Da wir aber nicht wissen, wieviel Wasser am anderen Ende angestaut ist, sehen wir vom weiteren Hineinschauen lieber ab.

  


Der Mittelweg endet zwar am Südufer des Schloitzbaches, aber weil die Felder noch nicht bestellt sind und auch kein Großvieh auf der Weide steht, laufen wir mal am Waldrand um das Deponiegelände herum. Im Bild vor uns der östliche Teil des Schloitzbachtales und dahinter auf der Anhöhe die Häuser von Braunsdorf.

 


Hier entdecken wir noch einige schon sehr verwitterte Warntafeln, auf denen man noch „Kalkwerk Borna“ (bei Pirna) lesen kann, das mit den Verwahrungsarbeiten in den 1960er Jahren beauftragt war. Im Hintergrund der stark verlandete Teich oberhalb der Halden des einstigen Kalkwerkes. Den oberen Einlauf des Schloitzbach-Stollens haben wir hier nicht entdecken können.

  


Im Frühjahr 2019 sind wir gemeinsam mit Herrn M. Fischer, Grumbach, einmal das Schloitzbachtal hinunter gelaufen, um nach Überresten des
 Vorläufer Erbstollns zu suchen. Hier stehen wir am Zusammenfluß mit dem namenlosen Bachlauf, der von Westen her eimündet. Das linke Ufer des von rechts kommenden Schloitzbachs ist noch Grumbacher, das rechte Ufer schon Braunsdorfer Flur.

   


In obigem Foto im Hintergrund schon zu erahnen, mündet hier eine Drainage in den Schloitzbach. Heute liegt hier zwar ein Betonrohr drin, aber darüber hat man eckig zugerichtete Sandsteinblöcke aufgeschlichtet, obwohl wir aus den alten Kartenwerken wissen, daß hier unten nie ein Gebäude gestanden hat. Dahinter deutet eine Baumreihe einen alten Graben an.

  


Rechterhand von diesem Graben steigt das Gelände in Richtung der Kalksteinbrüche schnell an. Diese alte, aber vielfach zurückgeschnittene Esche steht in einer kleinen Einsenkung am Fuß des Höhenrückens...

  


...und schaut man sich das von Nahem an, so klemmt doch auch hinter diesem Stamm ein behauener Sandsteinblock. Ob hier das Mundloch des Vorläufer Erbstollns gelegen hat? Wir wissen es nicht.

  


Nur wenige Schritte oberhalb am Grumbacher Hang des Shloitzbachs findet man diesen alten, schon umgefahrenen Grenzstein. Der trägt die Jahreszahl 1802 - ein Datum, kurz bevor es zum Streit um den Betrieb des Vorläufer Erbstollns gekommen ist...

  


Die Gegenseite des Steins trägt ein schön geschweiftes
T, dessen Bedeutung wir noch nicht klären konnten... Vielleicht handelt es sich bei diesem Grenzstein auch um einen „Lochstein“, der einst die Grubenfeldgrenze markierte.

  

Wir hoffen, daß wir unseren Lesern auch dieses Kapitel der Montangeschichte näher bringen und mit unserem Beitrag Interesse für die Erhaltung der noch verbliebenen Sachzeugen wecken konnten. Wir würden uns darüber hinaus sehr freuen, wenn sich unsere Leser an uns wenden, falls sie weiteres Material zur Geschichte oder historisches Bildmaterial finden.

Wer es nicht schon gelesen hat, kann diese Wanderung Triebisch- abwärts fortsetzen: Wir haben dazu bereits einen Beitrag zu den Kalkwerken zwischen Schmiedewalde und Miltitz verfaßt. Darin finden unsere Leser auch weitere Angaben zu den bergrechtlichen Besonderheiten des (grundeigenen) Kalksteinabbaus, zur Geologie des Nossen- Wilsdruffer Schiefergebirges sowie zu Verarbeitung, Produktionsmengen und Absatz der Produkte.

Einen haben wir dabei aber vergessen: Das Nossen- Wilsdruffer Schiefergebirge reicht nach Süden über die Wasserscheide zu Weißeritz hinweg. Bei Tharandt gab es ebenfalls Kalkwerke, die schon Gegenstand einer Publikation sind (Gürtler, 2006). Inzwischen gibt es dazu bei uns einen Nachtrag.

Zum Dolomitabbau im Erzgebirgsvorland gibt es bei uns noch weitere Beiträge.

Glück Auf!

J. B.

     

 

Weiterführende Quellen

  

Wo wir außerdem schon nach der Geschichte des Kalkbergbaus und der Kalkverarbeitung recherchiert haben, haben wir einmal in einem  Sammelband zusammengestellt. Sie finden diesen auch in unserer Rubrik Technik unter Baudenkmale.

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

  

Allgemeine Quellen  

  1. wilsdruff.de

  2. reinsberg.de

  3. mineralienatlas.de

  4. sz-online.de

  5. wikipedia.de

  6. peter-hug.ch (historische Lexikonausgaben)

  7. books.google.de, u. a.:
    C. N. Kersten, Uebersicht der Versuche und Erfahrungen bei Einführung der Kalkmergelsohlen bei dem Abtreibeprozeß, auf den Königl. Freyberger Hütten, vom Jahre 1815 bis 1831, in: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Hrsgbr. C. J. B. Karsten, Band 5, Berlin, 1832
    - A. Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Zweite Lieferung, den Dresdner Kreisdirectionsbezirk enthaltend, bei Friedrich Fleischer, Leipzig, 1840
    - A. Schiffner: Beschreibung von Sachsen und der Ernestinischen, Reußischen und Schwarzburgischen Lande, 2. Auflage, Verlag von H. H. Grimm, Dresden, 1845

  8. ahnen-forscher.de

  9. gw.geneanet.org, dort u. a. Stammbaum der Familien Stoltze und Werner

  10. sachsenschiene.net

  11. Dingler's Polytechnisches Journal (Digitalisate unter polytechnischesjournal.de), darin u. a.:
    - Anonym: Über Neuerungen an Windrädern, Band 235, S. 249ff, Druck und Verlag  J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Augsburg, 1880
    - Anonym: Über Neuerungen an Windrädern (Patentklasse 88. Fortsetzung des Berichtes S. 249, Bd. 235), Band 241, S. 81ff, Druck und Verlag  J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Augsburg, 1881
    - Anonym: Über Neuerungen an Windrädern (Patentklasse 88. Fortsetzung des Berichtes S. 81 des Bandes), Band 241, S. 413ff, Druck und Verlag  J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Augsburg, 1881
    - Anonym: Stahlwindturbine, Miszelle 1, Band 309, S. 179, Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1898
    - E. Lufft: Windmotoren auf der Pariser Weltausstellung, Band 316, S. 246ff, Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1901
    - L. Arndt: Windmotoren, Band 346, S. 150ff, Verlagsbuchhandlung Richard Dietze, Berlin, 1931

  12. Deutsche Fotothek, u. a.:
    - Geologische Karten:
    Blatt No. 64: Section Tannenberg- Deutschenbora, bearbeitet 1914-1916 durch K. Pietzsch und Blatt No. 65: Section Wilsdruff, geologische Bearbeitung bis 1894 durch K. Dalmer und R. Beck, bis 1916 durch K. Pietzsch.
    - Meilenblätter von Sachsen:
    Hier: Berliner Exemplar, aufgenommen vom Sächs. Ing.-Korps 1780-1806 unter Ltg. von Friedrich Ludwig Aster, Blatt 234: Wilsdruff, Grumbach, Braunsdorf, Herzogswalde, Pohrsdorf, Fördergersdorf und Blatt 208: Neukirchen, Dittmannsdorf, Tanneberg, Hirschfeld, Steinbach, Reinsberg sowie Freiberger Exemplar, Blatt 198: Taubenheim, Grundaufnahme 1786, Nachträge bis 1876, Blatt 197: Neukirchen, Grundaufnahme 1786, Nachträge bis 1876 und Blatt 225: Herzogswalde
    sowie Dresdner Exemplar, Blatt 250: Taubenheim, Handzeichnung, 1786, Nachträge und Ergänzungen bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts und Blatt 249: Neukirchen, 1786.
    - Topographische Karten / Äquidistantenkarten, zuerst bearbeitet im topographischen Bureau des Königlichen Generalstabes, Ausgabe von 1881, Abteilung für Landesaufnahme des sächs. Generalstabes, Reichsamt für Landesaufnahme, zuletzt Landesaufnahme Sachsen. Blatt 64: Tanneberg, Deutschenbora (MTB 4946) und Nr. 65: Wilsdruff (MTB 4947), Ausgaben 1887 bis 1938 
    - Topographischer Atlas des Königreichs Sachsen: Auf Befehl Weiland Sr. Majestät Des Königs Friedrich August aus der grossen topographischen Landes-Aufnahme reducirt und bearbeitet bei der Königlichen Militair-Plankammer, bearbeitet von Oberreit, gestochen von Bach, Krille, Knoebel, Köhler, Hofmann und Trendelenburg seit dem Jahre 1821. Blatt 10: Section Dresden, 1836
    - A. Schumann, fortgeführt von A. Schiffner: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Gesamtausgabe, 13 Bände und 5 Ergänzungsbände von 1814 bis 1833
    - F. W. H. von Trebra: Beschreibung des Gebürges bey Braunsdorff ohnweit Kesselsdorff worinne der Gang Sophia Catharina in einem Kalckbruche und der Gang Neu Unverhoft Glück im jezigem Quartal Trinitatis entdecket und darauf, auf ersten Wunderbare Schickung Gottes Fdgr. auf lezten aber Neuunverhoffter Glücker Erbstolln in der 5ten Woche dieses Quartals gemuthet und in der 9ten derselben bestätiget worden, 16. Januar 1767

  13. C. F. Schulze: Nachricht von den in der dreßdnischen Gegend vorhandenen Mineralien und Foßilien, in: Neues Hamburgisches Magazin oder gesammlete Schriften aus der Naturforschung der allgemeinen Stadt- und Land- Oekonomie und den angenehmen Wissenschaften überhaupt, Hrsg.: Hermann Heinrich Holle, Hamburg und Leipzig, im Verlag bey Adam Heinrich Hollens Witwe, Nr. 6, Dreyunddreyßigstes Stück, 1769, u. a. S. 195–232

  14. J. C. Freiesleben: Mineralogisch-bergmännische Beobachtungen auf einer Reise durch einen Theil des meißner und erzgebirgischen Kreises zu Anfange des 1791. Jahres, in: Bergmännisches Journal, Nr. 5, Achtes Stück, August 1792, S.122-156

  15. C. Lang: Beschreibung des Plauenschen Grundes, des Badeorts Tharant und seiner Umgebungen, Dresden, 1812

  16. Thaddäus Eberhard Gumprecht: Beiträge zur geognostischen Kenntniss einiger Theile Sachsens und Böhmens, Verlag E. S. Mittler, Berlin, 1835

  17. L. Fritzsche: Tharand. Ein Führer durch seine Umgebungen, ein Abriss seiner Geschichte und eine Beschreibung seines gegenwärtigen Zustandes, Dresden, 1866

  18. B. Cotta: Geognostische Wanderungen, I. Geognostische Beschreibung der Gegend von Tharandt, II. Geologische Rückblicke und Wanderungen in die nähere und entferntere Umgegend von Tharandt, Arnoldische Buchhandlung Dresden und Leipzig, 1836

  19. C. F. Naumann: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen, Fünftes Heft: Geognostische Skizze der Umgegend von Dresden und Meißen, Arnoldische Buchhandlung Dresden und Leipzig, 1845

  20. Kalender für den Berg- und Hüttenmann bzw. Jahrbücher für das Bergwesen in Sachsen, Onlineausgaben der Bibliothek der TU BAF, 1827-1938

  21. Bergwerksverzeichnisse, Onlineausgaben der TU BAF, 1939-1942

  22. J. Ruscher: Bericht über das Kalkvorkommen in Braunsdorf i. Sa., in: Hauptverband Deutscher Höhlenforscher (Hrsg.): Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde ‒ Mitteilungen der Forschungsstätte für Karst- und Höhlenkunde, der Forschungs- und Lehrgemeinschaft "Das Ahnenerbe", des Reichsbundes für Karst- und Höhlenforschung und des Bundes der Deutschen Höhlen- und Schaubergwerke, Berlin, 1928, Seite 24-25

  23. H.-J. Rößler: Lehrbuch der Mineralogie, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1980

  24. W. Schanze: Vom frühen Kalkabbau im Triebischtal, mehrteilige Fortsetzungsreihe in: Triebischtal- Bote, Hrsg. Gemeinde Triebischtal, 1994 - 2003.

  25. W. Schanze: Längst ist die letzte Schicht gefahren - Altbergbau zwischen Triebisch- und Elbtal, Hrsg. Gemeinde Klipphausen, 2013.


    Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden
     

  26. Bestand 10001 (Ältere Urkunden), Nr. 01756: Heinrich [III.] und Heinrich [II. Reuß], Vögte von Plauen (Plawe), verkaufen den Brüdern des Deutschen Ordens in Plauen das Dorf Loch, das Johannes de Marchneye und dessen Vorfahren von ihnen und ihren Vorgängern zu Lehen hatten und das durch den Tod des Johannes heimgefallen war (per fata quondam Johannis de Marchneye vacantem). Bezuegt von von Naulitz (Nulitz); Konrad von Zedtwitz (Czedewitz) und Luppold der Böhme, dat. 18. Mai 1304

  27. Bestand 10005 (Hof- und Zentralverwaltung, Wittenberger Archiv), Loc. 4377/02, Bl. 244: Bestallungsbrief Kurfürst Ernsts zu Sachsen, des Administrators Ernst zu Magdeburg und Herzog Albrechts zu Sachsen für Sittich von Zedtwitz wegen eines dem Kaiser zustehenden Hilfskorps. Dresden, dat. 2. April 1481

  28. Ebenda, Loc. 4375/03, Bl. 081: Schreiben des Kaisers an Herzog Albrecht, worin er bittet, dem ihm zu Hilfe gesandten Sittich von Zedtwitz zu befehlen, dass er nicht weniger gegen den König von Ungarn als gegen die Türken helfe, indem die Bekämpfung des Königs von Ungarn für den Kaiser dringender als der Krieg mit den Türken sei. Wien, dat. 27. Mai 1481

  29. Bestand 10025 (Geheimes Konsilium), Loc. 05296/08: Die zwischen George Rauffuß zu Braunsdorf und Peter Börnern zu Grumbach wegen eines gewissen Stücke Feldes und Grasfleckes zu Braunsdorf, insgemein der alte Kalkofen genannt, entstandene Streitsache und deren rechtliche Entscheidung, dat. 1712-1729

  30. Bestand 10026 (Geheimes Kabinett), Loc. 01347/07: Des gewesenen Inspektors der Porzellanmanufaktur zu Meißen, Auenmüllers Porzellanmanufaktur Rechnungswerk auf die Jahre 1760 bis mit Juni 1764, dat. 1774

  31. Bestand 10036 (Finanzarchiv), Loc. 31984, Rep. 33, Spec. Nr. 1913: Fiskus gegen die Erben des Besitzers des Rittergutes Braunsdorf, des verstorbenen Karl Friedrich Auenmüller und den ehemaligen Pächter dieses Gutes, Hellmuth, wegen rückständiger Kaufgelder für Kohlen aus den fiskalischen Werken im Plauenschen Grund, dat. 1819

  32. Bestand 10047 (Amt Dresden), Nr. 1347: Schätzung und Versteigerung des Rittergutes Braunsdorf zur Schuldenregulierung des verstorbenen Carl Friedrich Auenmüller (Kommissionsakte), dat 1817-1841

  33. Bestand 10052 (Amt Grillenburg), Nr. 7: Bauer Johann Friedrich Pfützner aus Grumbach [s. Wilsdruff] gegen Carl Friedrich Auenmüller, Besitzer des Rittergutes Braunsdorf, wegen eines strittigen Fahrweges bei Fördergersdorf, dat. 1803-1810

  34. Ebenda, Nr. 550: Klärung der Lehnsverhältnisse des Rittergutes Braunsdorf hinsichtlich des Rittergutes Liebstadt [nw. Gottleuba] wegen des geplanten Verkaufs des Rittergutes Braundorf durch den Besitzer Karl Friedrich Auenmüller, dat. 1810-1841

  35. Ebenda, Nr. 647: Untersuchung des von einem herabfallenden Kübel verursachten tödlichen Unfalls des Kalkbrechers Karl Gottlieb Büttner aus Fördergersdorf im Kalksteinbruch Braunsdorf des Rittergutsbesitzers Seidewitz, dat. 1847-1848

  36. Ebenda, Nr. 1015: Zinsablösung beim Rittergut Braunsdorf, Enthält u. a.: Rezess zwischen Rudolph Woldemar von Seydwitz und Grundstücksbesitzern in Braunsdorf über die Ablösung von Lehngeldern und Erbzinsen, dat. 1853-1855

  37. Bestand 10057 (Kreisamt Meißen), Nr. 1815: Ablösung der Holz- und Wilddeputate sowie der Frondienste bei den Rittergütern Neukirchen und Steinbach, Enthält u. a.: Rezess zwischen Ludwig Friedrich Ferdinand von Zedtwitz und Grundstücksbesitzern aus Neukirchen über die Ablösung von Frondiensten und Naturalzinsen vom 31.8.1838, dat 1838-1840

  38. Bestand 10079 (Landesregierung), Loc. 30785/45: Die Herstellung des zur Abfuhr des Kalks aus dem Steinbacher Kalkofen dienenden Wegs von Mohorn nach Steinbach, dat. 1816-1817

  39. Ebenda, Loc. 13807/02 und 13807/03: Die auenmüllerschen Erben, Christiane Louise Concordia verwitwete Auenmüller und Konsorten, gegen Johann Gottlieb Hellmuth und den mitbeklagten Johann Gottlieb Schuberth wegen Pachtdifferenzen und Differenzen um Kriegsschäden bezüglich des Ritterguts Braunsdorf (Kanzleiakten), dat. 1816

  40. Ebenda, Loc. 13802/06: Die Ökonomiepächter des Ritterguts Braunsdorf, Johann Gottlieb Hellmuth und Konsorten, gegen die Besitzer des besagten Ritterguts, Christiane Louise Concordia verwitwete Auenmüller und Konsorten, wegen Pacht- und Kriegsschädendifferenzen (Kanzleiakten), dat. 1814-1817

  41. Ebenda, Loc. 14213/06: Die Gerichtsherrschaft in Neukirchen, der Hofrat und Justizrat Ludwig Friedrich Ferdinand von Zedtwitz, gegen die dortigen Untertanen und Anspanner, Gottfried Teichmann und Konsorten, wegen der Baufrondienste (Vorbeschiedskanzleiakte), dat. 1826-1827

  42. Bestand 10084 (Appellationsgericht), Nr. 08087: Peter Börner zu Grumbach gegen den Amtssteuereinnehmer zu Grillenburg wegen eines streitigen Grundstücks, dat. 1718

  43. Bestand 10161 (Grundherrschaft Braunsdof), Bestandserläuterungen

  44. Ebenda, Nr. 17: Verkauf des beim Rittergut Liebstadt zu Lehn gehenden Guts Braunsdorf an Sophie Catharina Auenmüller, geb. Seyffert, dat. 1767-1771

  45. Ebenda, Nr. 18: Gesuch von Sophie Catharina Auenmüller, geb. Seyffert, Besitzerin des Erb- und Allodialguts Braunsdorf, um Bewilligung eines Konsenses, dat. 1773-1811

  46. Bestand 10168 (Grundherrschaft Burgk), Nr. 1649: Sammlung von Schriftsätzen, Privatangelegenheiten des Kammerrats Karl Friedrich August Dathe von Burgk, Besitzfolge des Rittergutes Burgk von 1699 an, dat. 1699-1867

  47. Bestand 10201 (Grundherrschaft Dörnthal), Bestandserläuterungen

  48. Bestand 10365 (Grundherrschaft Liebstadt), Nr. 2823: Hypotheken von Karl Friedrich Auenmüller, Besitzer des Rittergutes Braunsdorf, und Gesuch von Karl Friedrich Kurth von Seidewitz um Belehnung mit dem Rittergut Braunsdorf, dat. 1811-1849

  49. Bestand 10409 (Grundherrschaft Neukirchen bei Wilsdruff), Bestandserläuterungen

  50. Bestand 10475 (Grundherrschaft Pfaffroda bei Sayda), Bestandserläuterungen

  51. Bestand 10527 (Grundherrschaft Rothschönberg), darin u. a. Nr. 348: Verkauf des Kalkhauses bei Blankenstein von Johann Gottfried Clauß, Pächter des Rittergutes Rothschönberg, an Heinrich Wilhelm von Schönberg und Berufung von Christian Küntzschner gegen seine Räumung aus dem Haus, dat. 1793-1795

  52. Ebenda, Nr. 016: Verkauf von Parzellen vom Eineinviertelhufengut von Karl Ernst Faust in Helbigsdorf an Karl Samuel Lorenz, dat. 1844

  53. Ebenda, Nr. 241: Verkauf des Fünfviertelhufengutes von Hans Porsdorf in Helbigsdorf an Georg Faust, dat. 1747

  54. Bestand 10577 (Grundherrschaft Steinbach bei Meißen), Bestandserläuterungen

  55. Bestand 10588 (Grundherrschaft Tanneberg bei Meißen), Bestandserläuterungen

  56. Bestand 10642 (Grundherrschaft Weistropp), Nr. 069: Schulden von Hans Georg Faust, Gärtner in Helbigsdorf , dat. 1750-1763

  57. Ebenda, Nr. 165: Versteigerung der Gartennahrung von Hans Georg Faust in Helbigsdorf, dat. 1750-1751

  58. Ebenda, Nr. 145: Johann Georg Faust in Helbigsdorf gegen Johann Gottlieb Kleber als Vormund der von dem dortigen Mahlmüller Gottlieb Dietrich hinterlassenen Kinder wegen einer Schuldforderung, dat. 1780

  59. Ebenda, Nr. 186: Kauf einer Parzelle des Erblehngerichtes von Johann Gottlieb Faust in Helbigsdorf, dat. 1844-1849

  60. Bestand 10655 (Grundherrschaft Wilsdruff)

  61. Bestand 10747 (Kreishauptmannschaft Dresden), Nr. 2219: Acta, den am 25. Februar 1869 erfolgten Einsturz eines Theiles des Wetzigschen Kalkbruchs nebst Huthaus zu Grumbach, ingleichen die Verschüttung des Kalkmellers Winkler betreffend, dat. 1869

  62. Bestand 11384 (Ministerium für Wirtschaft und Arbeit), Nr. 2081: Kalk- und Schieferwerke, dat. 1946-1952

  63. Bestand 12614 (Familiennachlaß von Schönberg), Bestandserläuterungen

  64. Ebenda, Nr. 341: Kalkbücher, geführt von Johann Gottlieb Pappert, Rechnungen.- Aus- und Eingaben beim Schönberger Kalkbruch, dat. 1801-1811

  65. Ebenda, Nr. 342: 11 Kalkbücher, Rechnungen über Einnahmen und Ausgaben des Schönberger Kalkofens, dat. 1801-1812

  66. Bestand 12849 (Gemeinde Grumbach), Bestandserläuterungen

  67. Bestand 13522 (Familiennachlaß von Wiedebach), Bestandserläuterungen


    Staatsarchiv Leipzig
     

  68. Bestand 20014 (Amt Nossen), Nr. 4503: Bau eines Kalkofens in Blankenstein durch Hans Dietrich von Schönberg, Besitzer des Ritterguts Rothschönberg, dat. 1733


    Bergarchiv Freiberg
     

  69. Bestand 40001 (Oberbergamt Freiberg), Nr. 2974: Kalksteinbruch im Pressenberg im Amt Moritzburg und Kalksteinbruch zu Hermsdorf bei Frauenstein sowie Untersuchung anderer Kalksteinlager, dat. 1805-1814; darin u. a. Blatt 246: Grundriß und Schnitt des Kalksteinbruches bei Steinbach, 1813

  70. Bestand 40003 (Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission), Nr. 100002: Geognostische Untersuchung der Gegend zwischen Gera, Borna, Zeitz und Leipzig (durch Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg, in Begleitung von F. T. M. Haupt und Friedrich von Zedtwitz), dat. 1800

  71. Ebenda, Nr. 59: Zusammenstellung sämmtlicher, in dem Königreiche Sachsen bei dessen geognostischer Untersuchung aufgefundener Lagerstätte gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien, auf allerhöchsten Befehl entworfen von C. A. Kühn, Obereinfahrer, dat. 20. August 1818

  72. Ebenda, Nr. 285: Bericht über eine geognostische Reise in die Umgegend von Meißen, dat. 1867

  73. Bestand 40007 (Bergamt Annaberg), Nr. 619: Wiederbesetzung der Stelle des Bergmeisters nach der Versetzung des bisherigen Bergmeisters Johann Carl Schütz zum Bergamt Schneeberg durch Bergmeister Friedrich von Zedtwitz aus Marienberg sowie dessen Einweisung in das Amt, dat. 1828

  74. Ebenda, Nr. 780: Tod von Friedrich von Zedtwitz, Bergkommissionsrat und Bergmeister, am 4. Februar 1834, dat 1834

  75. Ebenda, Nr. 861: Zu besonderen oryktognostischen und geognostischen Vorkommnisse angelegte Sammlungen, einzusendende Minerale und Stufenhandel, Enthält u. a.: Ankauf der Mineraliensammlung des Bergkommissionsrates v. Zedtwitz., dat. 1831-1853

  76. Bestand 40010 (Bergamt Freiberg), Nr. 3718: Klage von Carl Heinrich Ficke, Lehnträger der Eigenlöhnerzeche Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, gegen Johann Gottfried Pfützner, Anderthalbhüfner in Grumbach wegen geforderter Stollnhilfe oder Wassereinfallgeld von dem durch den Stolln gelösten Pfützner’schen Kalkbruch, dat. 1803-1806

  77. Ebenda, Nr. 3431: Beschwerde von Carl Traugott Winkler, Gutsbesitzer aus Grumbach, gegen die vom Gutsbesitzer Claus aus Kohlsdorf eingelegte Mutung auf einen Stolln und den daraus unternommenen Querschlag nach Winklers Kalkbruch, dat. 1834

  78. Ebenda, Nr. 2577: Dienstadministrationes und andere Sachen über die keine besonderen Akten geführt werden, dat. 1847-1856, darin u. a.: Kalkschacht des Brauschänkengutsbesitzers Jahn zu Blankenstein, Stolln bei dem Kalksteinbruch in Burkhardswalde.

  79. Ebenda, Nr. 3844 (Akte noch unverzeichnet), Bl. 17, Nachricht von H. Zimmermann, Bergarchiv Freiberg

  80. Bestand 40024 (Landesbergamt Freiberg, Gewerbliche Gruben), Nr. 12-020: Gesuch der Schulgemeinde zu Blankenstein um Erlaubnis zur Veräußerung des unter dem Schulgrundstück befindlichen Kalksteinlagers, dat. 1857-1912  

  81. Ebenda, Nr. 12-015: Kalksteinbrüche, Ton-, Kaolin- und sonstige Gruben, dat. 1901-1905

  82. Ebenda, Nr. 12-011: Kalksteinbrüche, dat. 1858-1884

  83. Ebenda, Nr. 12-017: Überwachung des Kalkwerkbetriebes, dat. 1876-1899

  84. Ebenda, Nr. 12-095: Braunsdorf bei Tharandt, Braunsdorfer Dolomit-Zement-Kalkwerke vorm. Krumbiegel GmbH, dat. 1868-1909

  85. Ebenda, Nr. 12-096 und 12-097: Braunsdorf bei Tharandt, Braunsdorfer Dolomit-Cement-Kalkwerke, vorm. Krumbiegel GmbH, dat 1909-1920

  86. Ebenda, Nr. 12-098: Braunsdorf bei Tharandt, Berechtigungsangelegenheiten der Braunsdorfer Dolomit-Zement-Kalkwerke vorm. Krumbiegel GmbH, dat. 1901-1948

  87. Ebenda, Nr. 12-452: Steinbrüche im Bezirk der Amtshauptmannschaft Meißen, dat. 1890-1899

  88. Ebenda, Nr. 12-401: Steinbach bei Mohorn, Kalkwerk des Rittergutsbesitzers Carl Kluge, dat. 1892-1915

  89. Ebenda, Nr. 12-143: Grumbach bei Wilsdruff, Kalkwerk des Herrn Oscar Wätzig, früher C. A. F. Wätzig, dat. 1893-1910

  90. Ebenda, Nr. 12-007: Acten, außer Betrieb befindliche unterirdische Gruben und Brüche sowie Schachtverwahrungen im Allgemeinen betreffend, dat. 1900-1912

  91. Ebenda, Nr. 12-461: Verschiedene Tongruben und Kalksteinbrüche sowie Bohrungen, dat. 1900-1931

  92. Bestand 40030 (Oberbergamt, Lagerstättenforschungsstelle), Nr. 1-1082:  Dolomitvorkommen, dat. 1934-1951

  93. Ebenda, Nr. 1-1061: Kalkwerke, gutachterliche Bewertung, dat. 1943-1944

  94. Bestand 40037 (Deponierte Risse der Steine- und Erdenindustrie),
    Nr. 1-I22824: Grumbach bei Wilsdruff; Kalkwerk des Gutsbesitzers Wätzig, Baue in der 2. und 3. Sohle, dat. 1894-1908

  95. Ebenda, Nr. 1-I22938: Braunsdorf bei Tharandt; Vereinigte Dolomitwerke mbH (Tageriss), undat.

  96. Bestand 40044 (Generalrisse), Nr. 2-K18: Neukirchen, Steinbach, Tanneberg, Blankenstein, Helbigsdorf, Herzogswalde, Mohorn, Grund, Herrndorf, Hetzdorf, Haida, Erlicht, Niederschöna, Oberschaar, undatiert 

  97. Ebenda, Nr. 3-I083: Seeligstadt, Taubenheim, Lampersdorf, Sora, Lotzen, Limbach, Helbigsdorf, Blankenstein, Schmiedewalde, Burkhardswalde, Groitzsch, dat. 1825

  98. Ebenda, Nr. 4-I193: Seeligstadt, Taubenheim, Lampersdorf, Sora, Lotzen, Limbach, Helbigsdorf, Blankenstein, Schmiedewalde, Burkhardswalde, Groitzsch, dat. 1826

  99. Ebenda, Nr. 1-I17267: Kalksteinbruch Hahn bei Blankenstein, dat. 1858

  100. Ebenda, Nr. 1-K17592: Kalkwerk von Frau Zschalig, ehemals Carl Ernst Faust, in Blankenstein, dat. 1869-1886

  101. Bestand 40050 (Bergamt Dresden mit Vorgängern), Nr. 046: Kalkwerk von Oskar Wätzig in Grumbach bei Wilsdruff, dat. 1900-1911

  102. Ebenda, Nr. 041: Kalkwerk Amalie Krumbiegel, später Braunsdorfer Dolomit-Cement-Kalkwerke GmbH, dann Vereinigte Braunsdorfer Dolomitwerke GmbH, in Braunsdorf, dat. 1900-1913

  103. Ebenda, Nr. 061: Kalksteinbruch von Carl Kluge in Steinbach bei Mohorn, dat. 1900-1915

  104. Bestand 40064 (Techn. Büro des Bergbaus… des Landes Sachsen),
    Nr. 1-0143: Nutzung alter Stolln zu Luftschutzzwecken und Errichtung unterirdischer Verlagerungsbetriebe, dat. 1945-1946

  105. Bestand 40069 (Bergbehörde Freiberg), Nr. 568 bis 571: VEB Kalkwerk Braunsdorf, Betriebspläne und Werksakten, dat. 1945-1953

  106. Ebenda, Nr. 575 bis 578: VEB Kalkwerk Braunsdorf, Schließungsmaßnahmen, dat. 1963-1967

  107. Bestand 40073 (Bergschadenkundliche Analysen), Nr. 1-065: Kalk- u. Eisensteinabbau in den Kreisen Meißen, Freital und Freiberg (Messtischblatt Mohorn Nr. 4946), dat. 1975-1977, zugehörige Risse: 40073-2, Nr. 1553-1565

  108. Bestand 40168 (Grubenakten des Bergreviers Marienberg), Nr. 910: Vater Abraham Fundgrube am Stadtberg bei Marienberg, Enthält u. a.: Vorschussgesuche.- Zubußanschläge.-  Vortrag des Bergamtsassessors von Zedtwitz über den Vortrieb des nördlichen 60-Lachter-Streckenorts auf dem David Flachen zur Lösung des alten Lautaer Bergbaus…, adt 1807-1814

  109. Bestand 40174 (Grubenakten des Bergreviers Freiberg), Nr. 847: Acta, das Berggebäude Wunderbare Schickung Gottes Fundgrube zu Braunsdorf gelegen, samt was dem anhängig, betreffend, dat. 1767-1768

  110. Bestand 40176 (Sammlungen des Bergarchivs), Nr. 662: Blankenstein, alter Kalkofen, Foto, dat. 1944

  111. Bestand 40186 (Zechenregister sächsischer Bergrevier), Nr. 138658 bis 138660: Wunderbare Schickung Gottes bei Braunsdorf, Einlegeregister und Zechenregister von Trinitatis (April) bis Luciae (Dezember) 1767

  112. Ebenda, Nr. 138661 bis 138664: Wunderbare Schickung Gottes bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1768

  113. Ebenda, Nr. 138665, 138666, 139625 und 139626: Wunderbare Schickung Gottes bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1769

  114. Ebenda, Nr. 138667 bis 138669: Wunderbare Schickung Gottes bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Crucis (Oktober)1770

  115. Ebenda, Nr. 57033 bis 57035: Concordia Erbstolln bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1796

  116. Ebenda, Nr. 57037 bis 57040: Concordia Erbstolln bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1797

  117. Ebenda, Nr. 57041 bis 57044: Concordia Erbstolln bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1798

  118. Ebenda, Nr. 57045 bis 57048: Concordia Erbstolln bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1799

  119. Ebenda, Nr. 57049 bis 57051: Concordia Erbstolln bei Braunsdorf, Einlegeregister von Reminiscere bis Crucis 1800

  120. Ebenda, Nr. 23857 bis 23860: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1801

  121. Ebenda, Nr. 23861 bis 23864: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1802

  122. Ebenda, Nr. 23865 bis 23868: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1803

  123. Ebenda, Nr. 23869 bis 23872: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1804

  124. Ebenda, Nr. 23873 bis 23876: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1805

  125. Ebenda, Nr. 23877 bis 23880: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1806

  126. Ebenda, Nr. 23881 bis 23884: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Luciae 1807

  127. Ebenda, Nr. 23885 bis 23887: Vorläufer Erbstolln bei Grumbach, Einlegeregister von Reminiscere bis Crucis 1808