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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Unser Beitrag zum Kalksteinabbau zwischen Wildenau und Raschau

Zur Lage und regionalen Geschichte
Zur Geologie
Zur Montangeschichte
Aus der Vorgeschichte
Zur Entdeckung des Kalklagers und zum Abbaubeginn (1791)
Zum Kalksteinabbau unter denen von Elterlein (1809-1846)
Zum Kalksteinabbau unter Nestler & Breitfeld (1846-1869)
Erinnerungen aus jüngerer Zeit
Verbliebene Zeugnisse
Die Flößzeche
Der Basaltsteinbruch am Eisensteinberg
Schurfstellen östlich vom Eisensteinberg ‒ Die Christbescherung Fundgrube
Schurfstellen nördlich vom Eisensteinberg
Ein paar Sätze zum Schluß...
Weiterführende Quellen 

  

Zum Kalksteinabbau bei Obermittweida ‒
die
„Flößzeche Treue Freundschaft unter der Mittweidaquelle“

Erstellt März bis Juni 2022, online ab Juli 2022, letzte Ergänzungen im  Dezember 2023.

Wir bedanken uns für die Unterstützung mit Informationen und Bildmaterial bei
Herrn J. Stark, Bernsbach.

Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom August 2022 vom Qucosa- Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF- Format herunterladen.

https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-811033

  

 

 

Zur Lage und regionalen Geschichte

 

Diese Kalksteingrube liegt so einsam und abgelegen, tief in den Wäldern nördlich des Fichtelberges, daß sie uns tatsächlich erst durch Zufall bei Recherchen nach einem ganz anderen Objekt „über den Weg gelaufen“ ist.

Vom Fichtelberg aus gesehen liegt sie etwa 7,1 km gerader Entfernung nach Nordwesten entfernt; bis zu den Kalkbrüchen bei  Hammerunterwiesenthal sind es etwa 8,6 km, bis zum einstigen Facius’schen Kalkwerk bei  Raschau sind es etwa 7,9 km, bis zum ehemaligen Kalkwerk in  Oberscheibe sind es rund 6,4 km. Wir sind uns deshalb etwas unsicher, welchem unserer bisherigen Beiträge zum Kalksteinabbau in der Region wir diesen Beitrag als Nachtrag beifügen sollen: Territorial liegt dieses Kalksteinvorkommen nämlich an der Gemarkungsgrenze zwischen Raschau und Crottendorf. Der Lauf der Kleinen Mittweida bildete hier auch die Grenze zwischen dem Mittweida'er und dem Crottendorf'er Forstrevier und ist in gerader Entfernung nur etwa 3,2 km vom Marmorbruch in  Crottendorf entfernt. Von dort aus ist der Ort jedoch schwer zu erreichen, da man das Tal der Großen Mittweida durch- und die dazwischenliegenden Höhenrücken überqueren muß. Den Ortsteil Obermittweida, der schon lange in der Gemeinde Raschau- Markersbach aufgegangen ist, gibt es heute aber nicht mehr – er ist dem Bau des Unterbeckens des Pumpspeicher- Kraftwerks Markersbach zum Opfer gefallen. Oberhalb des Staupegels liegen nur noch die einstige Dittrichsmühle, die Wolf‘ner Mühle und die frühere Weber’sche Holzschleiferei im Tal der Großen Mittweida; diese gehörten jedoch verwaltungsmäßig schon zu Oberscheibe.

Da man nun am besten vom Unterbecken bei Markersbach aus, das Tal der Kleinen Mittweida flussaufwärts, dorthin gelangt, soll dieser Beitrag daher unserem vorangegangenen über den Kalksteinbergbau zwischen  Raschau und Wildenau als Nachtrag angegliedert werden.

  


Übersichtskarte zur Lage der Flößzeche Treue Freundschaft (roter Kreis). Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Geographisch befinden wir uns hier im höchstgelegenen Teil unseres Freistaats, am Nordwestabhang des Fichtelberges, dem mit 1.214 m höchsten Gipfel Sachsen’s. Die nördlichen Abhänge des Fichtelberges sind durch die Täler vieler hier noch kleiner Flüsse – neben der Großen und Kleinen Mittweida etwa des Pöhlbachs, der Sehma und der Zschopau, die alle hier entspringen – fächerförmig zertalt. Unterhalb des Staudammes des Unterbeckens liegt das Mittweidatal nur noch rund 506 m über dem Meer, das Zschopautal unterhalb des Schlettau‘er Schlößchens auf etwa 551 m Höhe. Zwischen den Tälern ragen einige Bergrücken, etwa der Große Hemmberg oder der Kalkberg bei Crottendorf, aber noch deutlich über 800 m hoch auf.

Das gesamte Gebiet zwischen Oberwiesenthal im Südosten, Neudorf und Crottendorf im Osten, Raschau und Markersbach im Norden sowie Pöhla und Rittersgrün im Westen ist bis heute geschlossen bewaldet und – der Höhenlage entsprechend – vorwiegend von Nadelwald bestanden. Seit 1559 waren diese Wälder stets in fiskalischem Besitz.

   

Südlich des Unterbeckens trennen sich der Lauf der Großen und der Kleinen Mittweida; letztere fließt westlich um den Großen Hemmberg (zirka 828 m) herum, ihre Große Schwester an dessen Ostseite. Vom Unterbecken ausgehend etwa 5 km nach Süden das Tal hinauf findet man dann die Steinbrüche der ehemaligen „Flößzeche“ Treue Freundschaft am rechten Gehänge des Tals der Kleinen Mittweida unterhalb des Eisensteinberges (zirka 829 m). Der Talgrund liegt hier bei etwa 755 m Seehöhe, wird also vom Eisensteinberg um rund 75 m überragt.

Auch wenn ein Waldweg am Talhang unterhalb des Gipfels den Namen „Eisengrubenweg“ trug, hat es an diesem Berg nach unserer Kenntnis nie bauwürdige Eisensteinvorkommen gegeben. Dagegen weisen die auf alten Karten noch zu findenden Wegbezeichnungen „Rittersgrüner Flößbahn“ und „Großpöhlaer Flößbahn“ ziemlich sicher darauf hin, daß die Besitzer der dortigen Eisenhämmer den hier gebrochenen Kalkstein – die „Flöße“ – als Flußmittel und Zuschlagstoff benötigt und ihn von hier aus vor allem in die beiden westlich liegenden Orte dieser Namen transportiert haben. Da der Kalkstein für diese Zwecke ungebrannt verwendet wird, hat es hier keine Brennöfen gegeben.

  


Die Lage der Flößzeche Treue Freundschaft am Westabhang des Eisensteinberges,
Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

   

Die Region war ursprünglich Bestandteil der reichsunmittelbaren Gebiete im Besitz der Meinheringer, der Burggrafen zu Meißen. Deren Reichslehen wurde 1157 erstmals bezeugt. Unter dem Namen Grafschaft Hartenstein wurde es am 20. März 1280 erstmals urkundlich erwähnt. Damals umfaßte diese Grafschaft ein geschlossenes Gebiet vom Mülsenbach bei Zwickau bis zum Fichtelberg. Schon 1173 traten die Besitzer jedoch Gebiete an das Kloster Zelle (bei Aue) und 1240 von der oberen Grafschaft an das Kloster Grünhain ab. Aus Geldmangel und aufgrund von Streitigkeiten mit den wettinischen Markgrafen wurde die Grafschaft 1406 von Burggraf Heinrich I. von Hartenstein an Veit von Schönburg verpfändet. Da Burggraf Heinrich I. die Grafschaft Hartenstein bis 1416 aber nicht wieder auslösen konnte, fiel sie daraufhin zunächst an die Schönburger und wurde ein Bestandteil ihrer Herrschaften (wikipedia.de).

Allerdings kam es danach noch zu lange anhaltenden Besitzstreitigkeiten zwischen den Schönburgern und den Wettinern. Mit dem sogenannten „Preßburger Machtspruch“ erhielten die Wettiner dann 1439 indirekt die Lehnshoheit über die Grafschaft Hartenstein. 1456/57 wurde der Übergang in ein kursächsisches Afterlehen von Kaiser Friedrich III. nochmals bestätigt.

1559 verkauften die Brüder Hugo und Wolff von Schönburg dann den östlichen Teil der Grafschaft Hartenstein, den sogenannten „oberwäldischen Teil“, für 146.000 Gulden an die Wettiner (siehe 30584, Nr. 1638 und 10036, Loc. 37341, Rep. 22, Nr. 0011). Damit gelangten auch die Wälder und die umliegenden Orte nun endgültig an das inzwischen albertinische Kursachsen.

  

Der Ort Obermittweida befand sich unterhalb des Zusammenflusses von Kleiner und Großer Mittweida. 1546 wurde ein Hammerwerk in Obermittweida als Eisenhütte mit einem Zerrennfeuer erstmals urkundlich erwähnt. Dem damaligen Besitzer Matthes Schumann gehörte außerdem eine weitere Eisenhütte, die sich flussabwärts, an der Mündung des Roßbachs, befand. Den Obermittweida'er Hammerherren stand im Gegensatz zu vielen anderen erzgebirgischen Hammerwerken keine niedere Gerichtsbarkeit zu. Sie waren nur mit der niederen Jagdgerechtigkeit privilegiert.

Nachdem sie wieder einmal abgebrannt war, übernahm 1588 Wolf von Elterlein den Eisenhammer, für den er 1594 auch die Konzession zur Errichtung eines Hochofens erhielt. Ihm verdankt der Hammer außerdem seine Beinamen „Wolfshammer“ oder „Hammer Löwenthal“, denn die Familie von Elterlein trägt einen Löwen in ihrem Wappen. Auch die Bezeichnung der „Wolf’ner Mühle“ geht darauf zurück.

Nachdem die Anlagen mehrfach durch Hochwasser (u. a. 1661) und Brände (u. a. 1613, 1667, 1673 und 1724) zerstört worden waren, erwarb 1731 Dr. Andreas Nietzsche das Hammerwerk, das bald darauf die noch heute gebräuchliche Bezeichnung „Nietzschhammer“ erhielt. 1788 bestanden in Obermittweida ein Hochofen, zwei Frisch- und Stabfeuer, ein Blechfeuer und ein Zinnhaus (Zainhammer). Das Eisenwerk war noch bis 1860 in Betrieb. Danach wurde der Besitz dismembriert. Bis 1878 arbeitete noch eine kleine Schaufelhütte, bevor der enge Talgrund sich zu einem Zentrum der Holzschleiferei und Papierherstellung wandelte (wikipedia.de).

  


Der einstige Nietzschhammer bei Markersbach im früheren Ortsteil Obermittweida, rechts das Herrenhaus.
Foto: Walter Möbius, 1929. Bildquelle: Deutsche Fotothek.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72004060

 

Der Standort des Hammerwerks ist heute durch das Unterbecken des Pumpspeicherwerks Markersbach überflutet. Pläne für den Bau einer Trinkwassertalsperre an diesem Ort gab es wenigstens schon ab 1948 (11394, Nr. 1879 und 30402, Nr. 503). Anfang der 1960er Jahre wurde dann das Pumpspeicherwerk geplant (40131, Nr. 386 und 33113, Nr. 548). Die Bewohner von Obermittweida wurden ab 1968 ausgesiedelt und die im Überflutungsraum stehenden Gebäude abgerissen (wikipedia.de).

Die Gemarkung Obermittweida reicht allerdings nur bis etwa 2,3 km unterhalb der Kalkbrüche das Tal der Kleinen Mittweida hinauf, dann schließt sich südwärts die Gemarkung Raschau am Westufer der Kleinen Mittweida an.

Raschau ist seit 2007 Teil der Gemeinde Raschau- Markersbach. Mit ihren Ortsteilen Langenberg, Raschau, Markersbach, Mittweida und Unterscheibe sowie dem weitgehend erloschenen Ort Obermittweida und mit fast 5.000 Einwohnern bildet sie heute eine der größten dörflichen Landgemeinden im Erzgebirge.

  

Das Ostufer des Bachs, auf dem sich diese Kalksteinbrüche eigentlich befunden haben, gehört dagegen schon zur Gemarkung Crottendorf. Das Gründungsjahr von Crottendorf ist nicht überliefert; man geht aber davon aus, daß der Ort Mitte des 12. Jahrhunderts als Erblehen der Meinheringer innerhalb der Grafschaft Hartenstein gegründet wurde. Ursprünglich war Crottendorf als bäuerliches Waldhufendorf mit 16 Hufen angelegt. Wie oben schon zu lesen stand, wurde die Grafschaft Hartenstein im Jahr 1406 von den Meinheringern an Veit von Schönburg verpfändet. Diese Verpfändungsurkunde vom 2. Juli 1406 ist zugleich die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Crottendorf.

Der sich über mehrere Kilometer entlang der Zschopau erstreckende Ort ist (heute zusammen mit dem Ortsteil Walthersdorf) ebenfalls eine eigenständige Landgemeinde (wikipedia.de).

 

 
 
 

Zur Geologie

  

Da die Kalksteingewinnung grundsätzlich grundeigen war, folglich, wenn überhaupt, nur dem niederen Bergregal unterlag (es sei denn, die Kalklager befanden sich auf fiskalischem Grund, was hier im Staatsforst ja gegeben war) und da der Abbau zudem oft im Tagebau erfolgte, interessierten sich die kursächsischen Bergbehörden dafür über lange Zeit überhaupt nicht. So ist es wenig verwunderlich, daß dieser Bergbau auch erst im Zuge der geognostischen Landesuntersuchung verstärktes Interesse der Geologen fand.

Die älteste geologische Beschreibung dieses Kalklagers, die wir bislang aufgefunden haben, geht auf den damaligen Bergamts- Protokolisten Wilhelm Fischer (*1796, †1884) im Bergamt Annaberg, ab 1826 zunächst Bergmeister in Altenberg, ab 1827 als solcher in Johanngeorgenstadt tätig, zurück. Dieser unternahm 1823 eine ausgedehnte geognostische Revisionsreise durch die Region. Am 26. Januar 1824 faßte er dann im folgenden Aufsatz für die Geognostische Landesuntersuchungskommission beim Oberbergamt in Freiberg (40003, Nr. 78) seine Reiseergebnisse zusammen:

Geognostische Beschreibung
der Gegend zwischen
Groß- Pöhla, Schlackenwerthe,
Klösterle und Bärenstein

nebst
einer petrographischen Charte.
 

Wie es durch die Landesuntersuchungskommission einheitlich festgelegt war, begann der Autor seinen Bericht mit dem Kapitel:

Erster Theil.
Aufstellung der gemachten
Beobachtungen in localer Folge.

Hierin beschrieb er ‒ gewissermaßen als Reisebericht ‒ zunächst in räumlicher Abfolge, was es an geologischen Besonderheiten unterwegs zu beobachten gab. Jeder der Paragraphen umfaßte ein zusammenhängendes Gebiet und wir fanden dann im:

§4. Gebirgsjoch zwischen der Friedrichsbach und der kleinen Mittweyda, mit Einschluß des Roßbachthales. Glimmerschiefer mit Urkalkstein in Gneus.

(ab Blatt 13 der Akte) folgende Notizen zur uns hier interessierenden Flößzeche:

Ohngefähr ½ Stunde unterhalb des Anfangs des kleinen Mittweyda Thales bauen die Eigenlöhner von Treue Freundschaft gevierte Fdgr. am rechten Ufer des Bachs ein schönes Lager von Kalkstein ab. Es liegt in Glimmerschiefer, ist im Durchschnitt 3 Ltr., bisweilen aber, und zwar besonders in der Thalsohle, selbst bis zu 5 Ltr. mächtig und fällt Std. 11,4 in Süd ein.

Der hier als Flöße gewonnen werdende Kalkstein ist theils von gelblich, theils von graulich- weißer, etwas ins bläuliche fallender Farbe und meist von kleinen, seltener feinkörnig abgesonderten Stücken. Auf Klüften erscheint er mitunter braun gefärbt und dann bisweilen mit groben dendritischen Zeichnungen. Darf man nach den derzeitigen Versuchen gehen, welche zu weiterer Ausschürfung des Kalklagers unternommen worden sind, so ist es von keiner sonderlichen Extension. Denn gegen Ost wird es ziemlich schal und mag sich vielleicht gar auskeilen.

Gegen West dagegen, und namentlich auf dem linken Ufer der kleinen Mittweyda, hat man bis jetzt vergeblich dessen Fortsetzung aufgesucht; fast sollte ich aber meinen, daß man entweder nicht auf der wahren Streichungslinie, oder nicht tief genug niederging, da dies Lager doch gerade in der Thalsohle, wenn schon am rechten Ufer, am mächtigsten ist.

Von hier zieht sich das Thal noch 1 Stunde gegen Nord hinunter bis zur Vereinigung mit dem der großen Mittweyda. Es hat zwar hohe, aber nicht eben steil aufsteigende Gehänge, welche ganz mit Nadelwald bewachsen sind und seine Sohle fällt ziemlich stark ab. Bis an seinem Ausgange findet man nichts als ausgezeichneten Glimmerschiefer, meist aber nur in losen Blöcken und Stücken.

Unterhalb der Vereinigung beyder Mittweyden und zwar am linken Thalgehänge beym Obermittweyder oder Nitzschhammer, stößt man theils auf Stücke, theils auf anstehende Parthien von Gneus, der gelblichen Feldspath und schwarzen Glimmer in ziemlich dünnflaseriger Textur mit nur wenig Quarz wahrnehmen läßt und mit dem eingangs dieses §. Bemerkten, beym Roßbach vorkommenden dem Streichen nach zusammenhängt.“

Natürlich suchen wir auch nach der betreffenden Eintragung auf der dem Bericht beiliegenden petrographischen Charte“...

  


Petrographische Karte von der Gegend zwischen Groß- Pöhla, Schlackenwerthe, Kloesterle und Baerenstein, entworfen im Jahr 1823 von Wilhelm Fischer, gezeichnet von Carl August Lange. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Geognostische Landesuntersuchung), Nr. 78, Blatt 170, Gesamtansicht, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

   


Ausschnitt aus obiger Karte mit dem Oberlauf der Kleinen Mittweida in der Bildmitte, ganz links das „Pöhlaer Waldhaus“, rechts oben, ebenfalls blau markiert, der Crottendorfer Kalkberg. In der Mitte des Ausschnitts, am rechten Talhang der Kleinen Mittweida, haben Fischer und Lange das oben vom Ersteren beschriebene Vorkommen mit blauer Farbe eingezeichnet.

   

Von Bernhard Cotta (*1808, †1879) liegt ein weiterer Reisebericht über die Region um Schwarzenberg aus dem Jahr 1836 vor (40003, Nr. 146), welcher sich inhaltlich jedoch vorrangig auf die westlicher liegenden und meist ihrer Erzführung halber bebauten Grünstein- Lager konzentrierte. Immerhin erwähnte er, freilich erst in einem Nachsatz ganz am Schluß dieses Kapitels, auch die Flößzeche an der Kleinen Mittweida:

4. Körniger Kalkstein und Dolomit.

„Obwohl der körnige Kalkstein und Dolomit in Schwarzenberger Gegend meist mit erzhaltigem Grünstein zusammen vorkommen, so finden sich doch auch selbständig von jenen... (unleserlich?) Begleitern und zwar auch ziemlich parallel zwischen den Glimmerschiefer eingelagert. Das schönste Vorkommen dieser Art (ist) hier das im Nitzischen Kalkbruch bei Raschau…“

____________________________

„In der Arbeit No. 61*) sind ferner folgende vielleicht hierher zu ordnende körnige Kalksteinlager beschrieben, welche meist außer dem Bereich der zu benutzenden Kopie der Ingenieurkarte liegen:

  1. In Meiers Kalkbruch bei Schwarzbach (reiner feinkörniger Kalkstein)

  2. Im Kalkbruch bei Förstel (feinkörniger Kalkstein, 28° hora 4 gegen NO fallend)

  3. Auf der Flößzeche Gelbe Birke bei Beierfeld (weißer körniger und dunkler (?) ähnlicher Kalkstein)

  4. in Jllings Kalkbruch zwischen Schwarzbach und Elterlein.

  5. im sächsischen (fiskalischen) Kalkbruch südlich von Scheibenberg.

  6. im alten Crottendorfer Kalkbruch.

In der Arbeit No. 78**) sind ferner erwähnt und beschrieben:

  1. der neue Crottendorfer Kalkbruch

  2. die Flößzeche Treue Freundschaft unterhalb der Mittweidaquelle

  3. das Kalklager an einem Felsen am rechten Pöhlathalgehänge bei Klobenstein.

Als ähnliche Gebilde hat man endlich hierher noch mehrere Kalk- und Dolomitlager des Erzgebirges zu rechnen, so z. B. die von Augustusburg, Lengefeld und Heidelbach bei Wolkenstein.“

*) Gemeint ist eine Arbeit des späteren Professors für Mineralogie an der Bergakademie zu Freiberg, Johann Friedrich August Breithaupt (*1791, †1873), auf welche sich B. Cotta in seinem Bericht 1836 mehrfach bezieht (40003, Nr. 61).

**) Auch diese Archivaliennummer des Bergarchivs ist immer noch dieselbe: Aus dem Bericht W. Fischer’s haben wir eingangs zuerst zitiert (40003, Nr. 78).

    

Schließlich faßte Carl Friedrich Naumannn (*1797, †1873) dann 1837 in einer ersten Übersicht zu den Kartierungsergebnissen der Landesuntersuchung zum Blatt XV recht knapp zusammen (S.4):

Der Glimmerschiefer des Erzgebirges umschließt viele untergeordnete Lager, von welchen besonders die in der Gegend von Schwarzenberg und Breitenbrunn so zahlreichen Grünstein-, Strahlstein und Kalkstein-Lager (mit Blende, Bleiglanz, Kies) großes Interesse darbieten... Von den vielen Kalksteinlagern sind neuerdings einige, und namentlich die von Lengefeld und vom Forsthause im Heidelbachthale, gleich dem... Memmendorfer für Dolomitlager erkannt worden.“

  

Etwas ausführlicher wurde Naumann in den von ihm herausgegebenen Erläuterungsheften zu den einzelnen geognostischen Kartenblättern im Jahr 1845. Hier gibt es (Heft 2, S. 15ff) im Kapitel

Viertes Capitel,
Das Erzgebirgische Schieferterrain.

den Abschnitt (S. 200ff):

B) Untergeordnete Glieder des Glimmerschieferterrains.

und ab S. 252 wird auf das uns interessierende Thema eingegangen:

Kalk- und Dolomit-Lager zwischen Scheibenberg und Zschopau.

In diesem Abschnitt wird das Vorkommen am Eisensteinberg nun immerhin erwähnt, wenngleich auch erst im wirklichen allerletzten Satz dieses Abschnittes: Endlich gedenkt noch Fischer eines 3 bis 5 Lachter mächtigen Kalksteinlagers am rechten Ufer der kleinen Mittweida, auf welchem die Flößzeche Treue Freundschaft baut.“

Auch von Naumann wird wieder auf den geognostischen Bericht Fischer's aus dem Jahr 1824 verwiesen.

   


Ausschnitt aus der Geognostischen Charte des Königreichs Sachsen, Blatt
XV, gedruckt 1846. Der blaue Fleck weiter rechts im Kartenausschnitt markiert das Crottendorfer Marmorlager, dasjenige der Flößzeche Treue Freundschaft liegt ziemlich genau in der Bildmitte. Der Eisensteinberg wird durch den Rest einer Nephelin- Basaltdecke geformt (hier dunkelgrün markiert). Eisensteinvorkommen hat es hier dagegen nicht gegeben.

      

Das Vorkommen wird auch rund 30 Jahre später in der bekannten, umfassenden Abhandlung zum Kalkwerksbetrieb in Sachsen der Autoren Wunder, Herbrig und Eulitz aus dem Jahr 1867, und zwar in der tabellarischen Übersicht (S. 21) mit folgenden Analysenergebnissen aufgeführt:
  
Ort Probe Kalk Magne-sia Kohlen-säure Eisenoxyd, Mangan, Thonerde Unlös-liches
Rittersgrün, Treue Freundschaft Erbstolln I

54,7

1,3

43,2

0,1

0,9

II

53,8

0,5

42,1

0,5

3,5

III

55,2

0,9

42,5

0,2

1,2

IV

46,8

0,7

35,7

0,7

14,5

Es ist hier der Formation des krystallinisch- schiefrigen Gebirges zugeordnet. Wie diese Analysenergebnisse illustrieren, handelt es sich bei diesem Vorkommen um einen fast reinen Calzit- Marmor. Zu dieser Zeit stand der Kalksteinabbau offenbar noch in Betrieb.

  

Genauer schrieb dann K. Sauer in den Erläuterungen zur Geologischen Karte, Blatt 147/148: Sektion Wiesenthal, 1. Auflage vom Jahr 1884, zu den Einlagerungen innerhalb der metamorphen Gesteinsfolgen (S. 29):

7. Krystallinischer Kalkstein.

Von den neun im Glimmerschiefergebiete der Section WiesenthaI auftretenden Lagern von krystallinischem Kalksteine ist gegenwärtig nur noch eines, zugleich das mächtigste und geologisch interessanteste in Abbau begriffen, nehmlich das von Alters her schon in Ansehen stehende

Kalklager von Crottendorf…“

Über dieses berichteten wir bereits ausführlich in einem anderen  Beitrag und wenden uns deshalb hier gleich den von Herrn Sauer außerdem noch erwähnten Kalksteinvorkommen zu:

2. Nördlich von vorigem im Untergrunde des südlichsten Hofes von Crottendorf ein kleines Kalklager.

3. An der Flößzeche beim Eisensteinberge zwischen der grossen und kleinen Mittweida. Die Bruchstücke der Halde weisen auf eine mittel- bis feinkörnige, selbst dichte Beschaffenheit des hier vertretenen z. Th. ganz rein weissen, z. Th. mit Chlorit, Glimmer und Hornblende durchmischten, hie und da auch etwas serpentinösen Kalksteines hin.

4. Bei Kretscham Rothensehma zwei kleine Kalklager, deren Masse mittel- bis grobkörnig, lagenweise vollkommen rein oder stark von Glimmerlagen und gneissartigen Streifen durchzogen.

5. Südlich von vorigem Punkte treten bei der Eisensteinzeche sich an das Magneteisenerzlager anschließend mehrere kleine Kalklager auf: In den auflässigen Tagebauen findet man hier einen ausgezeichnet dick- bis dünnplattigen, mittel- bis grobkrystallinen Kalkstein, der ziemlich frei von fremden Beimengungen ein technisch gut verwerthbares Material darbietet. Die Kalkschichten streichen nahezu NW.-SO. und fallen mit 30-40° in SW. ein.“

Leider werden von Herrn Sauer nur diese fünf von den eingangs von ihm erwähnten, neun Kalkvorkommen innerhalb des Sektionsgebietes etwas näher beschrieben, aber das in diesem Beitrag von uns behandelte ist ja unter Nummer Drei immerhin dabei. Über die hier auch erwähnten Vorkommen bei Kretscham- Rothensehma siehe unseren Beitrag zum Kalksteinabbau bei  Hammerunterwiesenthal.

  


Ausschnitt aus der Geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Blatt 147: Section Wiesenthal,
2. Auflage gedruckt 1914. Hinsichtlich der Eintragung des Kalklagers an der Kleinen Mittweida unterscheiden sich die beiden Auflagen des Kartenblattes von 1883 und 1914 nicht.

      


Ausschnittsvergrößerung aus der Geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Blatt 147: Section Wiesenthal, 2. Auflage gedruckt 1914, mit der Lage der Flößzeche Treue Freundschaft.

      

Im Erläuterungsheft zur 2. Auflage der Geologischen Karte aus dem Jahr 1917 wird von dem Geologen R. Reinisch zu demselben Thema festgehalten (S. 26):

IV. Einlagerungen in den kristallinen Schiefern

1. Kristalliner Kalkstein und Dolomit

Gegen 20 Lager von kristallinem, meist mehr oder weniger dolomitischem Kalkstein bis fast reinem Dolomit treten im Glimmerschiefergebiete des Blattes Wiesenthal auf:

1. An der Flößzeche beim Eisensteinberge zwischen der großen und kleinen Mittweida. Die Bruchstücke auf den Halden weisen auf einen mittel- bis feinkörnigen bis dichten, teils rein weißen, teils mit Chlorit, Glimmer und Hornblende gemengten, hie und da auch etwas serpentinösen Kalkstein hin.“

Die Anzahl der inzwischen bekannten Kalkstein- Dolomit- bzw. Marmorlager rund um Schwarzenberg hat in der Zwischenzeit offenbar beachtlich zugenommen. Das Vorkommen im oberen Tal der Kleinen Mittweida ist darunter nun sogar an die erste Stelle gerutscht. Die geologische Beschreibung dieses Vorkommens allerdings ist noch fast wörtlich dieselbe, wie schon 31 Jahre zuvor. Da der Abbau hier nach 1871 auflässig geblieben ist, ist auch nicht verwunderlich, daß keine neuen Erkenntnisse mehr hinzugekommen sind: Vielmehr schreibt er schon nur noch von „Bruchstücken auf der Halde“.

  

Auch in der Bergbaumonographie Marmor im Erzgebirge (Band 16 der Rehe aus dem Jahr 2010) wird das Vorkommen nur knapp behandelt. Das Lager streiche demnach zwischen 52° und 72° (NO- SW) mit einem Einfallen von 15° bis 20° nach Südost. Die Mächtigkeit sei nur gering und reiche von einigen Dezimetern bis maximal 10,4 m, letzteres allerdings in einer rund 1 km südsüdwestlich angesetzten Erkundungsbohrung (mit der Nr. 3017/1983). Ob der großen Entfernung ist freilich fraglich, ob diese Bohrung tatsächlich eine Fortsetzung dieser Kalksteinlinse getroffen hat.

Es ist in Zweiglimmerschiefer eingebettet, die zum Teil stark feldspatblastisch ausgebildet und grünschieferfaziell überprägt sind. Stratigraphisch wird dieses Lager in die Grießbach- Formation der Jachymov- Gruppe (Mittelkambrium bis tiefes Ordovizium) eingeordnet.

  


Übersichtskarte über die in der Bergbaumonographie Marmor im Erzgebirge behandelten Vorkommen, rote Markierung links unten: Nr. D68: Flößzeche Treue Freundschaft und Äquivalente. Nach Hoth et. al., 2010.

   

Auf der aktuellen Geologischen Karte im Geoportal haben wir dann sogar noch ein zweites Kalkstein- Vorkommen entdeckt. Die in unserer Grafik unten hinterlegte Reliefkarte zeigt uns, daß die Alten auch dort geschürft und kleine Tagebaurestlöcher hinterlassen haben.

Dieses Vorkommen ist auf den älteren geologischen Karten Anfang des 20. Jahrhunderts nicht dargestellt. Wann diese Schurfarbeiten erfolgt sind, haben wir auch anhand der Aktenstudien noch nicht herausbekommen können.

   


Lage der Flößzeche Treue Freundschaft am Westabhang des Eisensteinberges, der Nephelin- Basaltkuppe (hier violett dargestellt), sowie eines weiteren Kalklagers (blau dargestellt) nördlich davon am Eisengrubenweg. Die kleinen Pingen, die in der Reliefkarte  nordöstlich des Eisensteinberges zu erkennen sind, könnten mit der Christbescherung Fundgrube in Zusammenhang stehen. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

   


Einige Fundstücke: Muskovit führender Gneis, Lesesteinfund aus dem ehemaligen Tagebau der Flößzeche. Sammlung und Foto: J. Stark.

  


Calzit- Marmor, Lesesteinfund aus dem ehemaligen  Tagebau. Sammlung und Foto: J. Stark.

   


Scharf ausgebildeter Kontakt zwischen Schiefer und Marmor mit kleinen Zwickelräumen, Lesesteinfund aus dem ehemaligen Tagebau. Sammlung und Foto: J. Stark.

  


Dasselbe Stück noch einmal näher betrachtet: In den Zwickeln finden sich selten kleine Pyrit- Würfel.
Lesesteinfund aus dem ehemaligen Tagebau. Sammlung und Foto: J. Stark.

  

Wie oben schon erwähnt, wird der Eisensteinberg selbst von einer Nephelinit- Kuppe, einem basaltischen Gestein, gekrönt, welches zeitweise auch als Baustoff abgebaut worden ist.

  


Ein sechseckig- tonnenförmiges Biotit- Kristallpaket in einer Vakuole des Nephelin- Basaltes. Lesesteinfund aus dem ehemaligen  Steinbruch. Sammlung und Foto: J. Stark, 2017.

  

Die in der Bergbaumonographie genannten historischen Daten sind aufgrund der fachlichen Ausrichtung dieser Monographie wie immer recht knapp gefaßt und werden deshalb mit den folgenden Kapiteln von uns ergänzt.

  

 
 
 

Zur Montangeschichte

Aus der Vorgeschichte

  

Wie wir auch in unseren vorausgegangenen Beiträgen zur Region berichtet haben, ist der Kalksteinabbau hier schon sehr alt und untrennbar mit der Geschichte der Eisenerzeugung verknüpft. Die Gewinnung von Kalkstein im Westerzgebirge wurde unter anderem Ende des 17. Jahrhunderts schriftlich erwähnt (Lehmann, 1699), dabei das tief im Staatsforst liegende Vorkommen am Oberlauf der Kleinen Mittweida freilich noch nicht explizit genannt.

Neben dem Eisenhammer in Erla im Schwarzwassertal, der bereits 1380 erstmals erwähnt wurde, zählt auch der „Raschauer Hammer“ im Mittweidatal zu den ältesten, urkundlich nachweisbaren Standorten der Eisenverhüttung im Obergebirge. Er wird zum ersten Mal in einem am 3. Advent 1401 ausgestellten Gunstbrief des Abtes Johannes von Lukau aus dem Zisterzienserkloster Grünhain für Veit von Schönburg urkundlich erwähnt (Richter, Frank). Ein zweites Mal findet ein Hammerwerk bei Raschau in einem Kaufvertrag zwischen dem Burggrafen Heinrich von Meißen als Verkäufer und dem Abt Nicolaus des Klosters Grünhain im Jahre 1402 Erwähnung (30570, Nr. 4).

Eisenhämmer bestanden überall in der näheren Umgebung; genannt seien hier nur der oben schon einmal erwähnte Nietzschhammer in Obermittweida, der Pfeilhammer in Pöhla oder der Arnoldshammer in Rittersgrün. Das Eisenerz bezogen sie gewöhnlich aus ihrer unmittelbaren Umgebung, wo es in zahlreichen, allerdings meist kleinen und geologisch verschiedenartigen Lagerstätten vorkam. Den Brennstoff für die Hüttenwerke lieferte der dichte Wald und in den wasserreichen Tälern stand auch Wasserkraft für den Antrieb der Blasebälge und der Schwanzhämmer zur Verfügung.

  

Zur Vorgeschichte zitieren wir aus Louis Oeser's Album der sächsischen Industrie, wo über die ‒ damals allerdings schon im Besitz der Firma Nestler & Breitfeld in Erla befindlichen ‒ Eisenhütten zu lesen steht:

„Die Entstehung der Eisenwerke Erla, Groß-Pöhla und Rittersgrün ist unbekannt, aber mit Sicherheit kann man annehmen, daß sie mit der Auffindung der heutigen Tages noch sehr reichhaltigen Eisensteingruben am Rothenberge (Hier ist der Rothenberg zwischen Erla und Crandorf gemeint.) in innigstem Zusammenhang stehen. Diese Gruben liegen auf Erlaer Grund und Boden, etwa fünf Minuten von dem dasigen Hohofen entfernt, sind zur Zeit mit einhundert achtzig Mann Bergleuten in Betrieb und können, menschlichen Dafürhaltens nach, noch viele Jahrhunderte mit gleich gutem Erfolg betrieben werden, da ihr Reichthum unerschöpflich scheint.

Viele Thatsachen ergeben, daß die Entstehung dieser Gruben sowohl, wie die der genannten Eisenwerke, wenigstens bis in das fünfzehnte Jahrhundert zurückreicht und mögen sie wohl den Grund zur vermehrten Cultur und Bevölkerung der damals durch Rauhigkeit und Unwirthlichkeit gewiß nicht sehr einladenden Umgegend gelegt haben, da in der Nähe der Eisenwerke außer den Berg- und Hüttenarbeitern, sich stets noch eine größere Anzahl Bergarbeiter, Löffelschmiede, Nagelschmiede u.s.w. ansiedelten.

Diese Werke sind seit der ganzen Zeit ihres Bestehens in fortwährendem, mehr oder minder lebhaften Betrieb gewesen, welcher wohl bisweilen stockte, aber nie ganz zum Erliegen kam, obgleich um und neben ihnen im Laufe der Zeit eine größere Anzahl eisenhüttenmännischer Etablissements eingegangen sind, so daß oft nur noch der Name, bei manchen sogar nur die Sage auf die ehemalige Bestimmung hindeutet. Die Betriebseinrichtungen dieser Hüttenwerke, als auch der Betrieb selbst, war, wie bei fast allen anderen Zweigen der Industrie, bis zu Anfang dieses Jahrhunderts nur sehr einfach; der Betrieb beschränkte sich bis dahin auf die Anfertigung von geschmiedetem Stab- und Reifeisen und geschmiedetem Schwarzblech, welches zum Theil verzinnt und selbst bis an die Gränzen Frankreichs verfrachtet wurde.

Zu den frühesten Besitzern der genannten Eisenwerke sind die Glieder des einst so mächtigen Geschlechts der Berkas von der Duba zu zählen, von denen sie 1430 an Wilhelm von Boskowitz und 1434 an das Geschlecht von Tettau kamen, denen überhaupt diese ganze Gegend gehörte; als erster Besitzer aus diesem Geschlecht wird Apel von Tettau genannt...

Indessen blieb, wie auf den übrigen Werken, auch in Erla die Gußeisenproduction aus dem Grunde nur eine äußerst beschränkte, weil der Hohofen stets nur in den Sommermonaten betrieben wurde und mit dessen zeitweiliger Sistirung auch die Gießerei aufhörte. Die Blechfabrication mußte gänzlich aufgegeben werden, da mit Einführung der Walzwerke das geschmiedete Blech nicht mehr gesucht war, und es bei seiner kostspieligen Erzeugungsmethode mit dem gewalzten Blech auch nicht mehr concurriren konnte...

Rittersgrün war ebenfalls eine Besitzung der Familie von Tettau und wurde 1533, sowie die ganze Herrschaft Schwarzenberg, „mit allen Hammerwerken“ von den Gebrüdern von Tettau an den Kurfürsten Johann Friedrich, den Großmüthigen verkauft.

Am 20. Juli 1584 erhielt Nicolaus Klinger zu Elterlein Concession zur Anlegung eines Hammerwerks in Oberrittersgrün, welches später in Besitz einer Familie Escher kam und zeitig einging; aus dem Hammerhause entstand dann die Kirche, welche 1693 geweiht wurde. – Die Familie Schmerzing scheint um Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts in Besitz des Hammerwerks gekommen zu sein, welches heute noch ihren Namen führt. Erster Besitzer war Rudolph von Schmerzing. Hannibal von Schmerzinger, Oberstwachtmeister bei den Ritterpferden des Defensionerwerks, erhielt 1670 die Erbgerichte über sein Hammerwerk und die von ihm erbauten siebzehn Häuser. Später kamen der Schmerzingshammer und der Arnoldshammer in Besitz der Familie von Elterlein auf Rittersgrün und Groß-Pöhla; die beiden Werke wurden nun vereinigt und später legten die Gebrüder von Elterlein eine Eisengießerei an, welche aber unter denselben Ursachen wie die in Erla zu leiden hatte und deshalb nie in flotten Betrieb kommen konnte.

Das Hammerwerk Groß-Pöhla war im siebzehnten Jahrhundert im Besitz der Familie Siegel, von welcher es bis heute den Namen Siegelhof geführt hat; später kam es ebenfalls an die Herren von Elterlein...“

  

Diese Hammerwerke verhütten das Erz ursprünglich in sogenannten „Rennherden“ (von Georgius Agricola wurden sie 1556 als „Rennfeuer“ oder „Rennofen“ bezeichnet, was vom „Rinnen“ der Schlacke abgeleitet ist, bzw. als „Zerenn-“ oder „Zrennherd“ vom Zerrinnen). Das Roherz enthielt gewöhnlich noch ausreichend Begleitmineralien, so daß bei diesem Verfahren ein Zusatz von Flußmitteln zur Schlackebildung nur in geringerem Umfang erforderlich war.

In solchen Rennöfen wurde das Erz nach einer drei- bis vierstündigen „Zerenne“ zu einem bis zu 175 kg schweren, glühenden Klumpen aus rohem, weichem Eisen und Kohleresten verschmolzen. Dabei wurde die flüssige Schlacke, die noch bis zu 50% Eisen enthielt, immer wieder abgelassen. Das Eisen wurde bei diesem Prozeß gar nicht flüssig, sondern blieb ein „teigiger“ und poröser Klumpen. Dieser Klumpen wurde „Luppe“ genannt, wegen seiner porösen Konsistenz auch als „Eisenschwamm“ bezeichnet, und wurde dann zunächst per Hand mit dem Vorschlaghammer verdichtet. Danach wurde das Eisen mit gewöhnlich durch Wasserkraft angetriebenen Schwanzhämmern mehrfach ausgeschmiedet, bis sämtliche Schlacke und Kohlereste entfernt waren. Dazu mußte das Eisen in einer Esse, einem Löschfeuer bzw. Schmiedeherd oder Wellfeuer genannt, immer wieder erhitzt werden. Auf diesen Schmiedeprozeß geht die Bezeichnung „Hammerwerke“ zurück.

Das ausgeschmiedete Eisen konnte anschließend als weiches Schmiedeeisen direkt weiterverwendet werden. Zumeist wurde grobes Stabeisen erzeugt, das dann in gesonderten kleinen Zainhammern zu dünnen Eisenstangen (bzw. starken Drähten), dem sogenannten „Zaineisen“, ausgeschmiedet wurde, wie es beispielsweise von Nagelschmieden benötigt wurde (wikipedia.de).

Die anwachsende Nachfrage führte sukzessive zur Einführung der „Hohen Öfen“, in denen ein kontinuierlicher Schmelzprozeß bei höherer Temperatur realisiert werden konnte. Der älteste noch erhaltene dieser ‒ damals noch mit Holzkohle befeuerten ‒ Hochöfen in Sachsen steht noch in Brausenstein (1693 errichtet), zwei weitere solcher frühen Hochöfen blieben in Schmalzgrube (1819) und in Morgenröthe (1822) erhalten (wikipedia.de). Ein Nachteil der Hochofentechnologie bestand jedoch darin, daß das dabei entstehende Roheisen sehr spröd ist und ein nachfolgender Vergütungsprozeß erforderlich ist, um dem Roheisen den größten Teil des aufgenommenen Kohlenstoffs, sowie Schwefel und Phosphor zu entziehen und schmiedbaren Stahl daraus zu erzeugen. Das erfolgte durch das „Frischen“.

Mit der Einführung dieser Technologie und dem Anwachsen der Produktionsmenge stieg natürlich auch der Bedarf an Zuschlagstoffen, wie dem Kalkstein, mit denen die Dichte und Viskosität der Schlacken reguliert wurde, damit sie sich im flüssigen Zustand vom Roheisen leicht abtrennen, schnell an.

Die Industrialisierung gab dieser Entwicklung nach 1830 noch einen kräftigen Schub, infolgedessen große Eisenhüttenwerke, wie etwa die  Königin Marien- Hütte in Cainsdorf entstanden sind. Die industrielle Roheisenerzeugung machte die Hammerwerke natürlich zunehmend unwirtschaftlich und brachte diese Kleinindustrie letztendlich zum Erliegen.

  

Wie schon oben bei L. Oeser zu lesen war, spielte die Familie von Elterlein eine bedeutende Rolle als Hammerherren. Ab dem 16. Jahrhundert machten sich die von Elterlein durch den Betrieb von mehreren Hammerwerken in der Region einen Namen. Der erste ihrer Eisenhämmer war der in Obermittweida, welcher nach dem von Elterlein'schen Wappen auch als Hammer Löwenthal (und später nach dem letzten Besitzer als Nietzschhammer) bezeichnet wird. Von hier aus breitete sich die Familie über das Erzgebirge bis in das Fichtelgebirge aus.

Johann („Hans“) von Elterlein zählte seinerzeit als Hammerherr im Städtchen Elterlein, Landvogt, Stadtvogt, Bergamtsverwalter und Richter von Annaberg zu den einflußreichsten Männern im westlichen Erzgebirge. Er erhielt am 24. Mai 1514 vom Hofpfalzgrafen Wolfgang Steinberger einen bürgerlichen Wappenbrief. Auch Johann's Sohn Heinrich von Elterlein (*1485, †1539) war Berg- und Hammerherr in Elterlein sowie Zehntner in Annaberg und Marienberg. Das wohl bekannteste Mitglied des Hauses von Elterlein aber war wohl Heinrich's Tochter Barbara Uthmann (* um 1514, †1575), welche als Witwe eines Geschäftsmanns in Annaberg mit der Klöppelspitzenherstellung zu unternehmerischem Erfolg und hohem Ansehen gelangte.

Am 28. Oktober 1766 wurde mit Hans Heinrich von Elterlein, Konsistorialrat des Stiftes Meißen, das erste Familienmitglied auch in den Reichsadelstand erhoben (wikipedia.de).

  

Den Pfeilhammer in Pöhla hatten die von Elterlein bereits 1620 erworben; im 18. Jahrhundert übernahmen sie auch den benachbarten Siegel'schen Hammer. In dem 1856 von Louis Oeser herausgegebenen Album der sächsischen Industrie findet sich folgende Beschreibung des Hüttenwerkes, welches zu dieser Zeit allerdings schon in den Besitz der Firma Nestler & Breitfeld mit Sitz in Erla bei Schwarzenberg übergegangen war:

Das Eisenwerk Groß- Pöhla,

auch der Siegelhof genannt, befindet sich in dem romantischen Pöhlathal, am Zusammenfluß des Luchsbaches und der Pöhla, zehn Minuten südlich von dem Dorfe gleichen Namens, drei Viertelstunden von Erla, eben so weit von Rittersgrün und eine Stunde vom Bahnhof Schwarzenberg entfernt, und an der von Raschau über Rittersgrün, Tellerhäuser nach Gottesgab und Wiesenthal führenden Straße. Gärten, Felder, Wiesen und hohe mit Nadelholz bewachsene Berge, unter denen sich der Hainel und der felsenreiche Zigeuner auszeichnen, umgeben das Werk, dessen Grundbesitz aus 90 Acker Garten, Wiese, Feld und Waldung besteht.

In Verbindung mit diesem Werk steht

der Schaufelhammer in Mittweida,

drei Viertelstunden von Scheibenberg und fünf Viertelstunden von dem schwarzenberger Bahnhof entfernt.

1704 hatte Johann August von Elterlein (*1669, †1725) das Hammerwerk Arnoldshammer erworben und kaufte, nachdem er es zuvor bereits von der Witwe des vorherigen Besitzers gepachtet hatte, 1710 auch noch den vormals Schmerzing'schen Hammer in Rittersgrün hinzu. Aus beiden entwickelte sich im Verlaufe des 18. Jahrhunderts ein großer Eisenhammerwerksbetrieb. Dazu gehörte im 17. Jahrhundert auch eine eigene Eisensteinzeche am Rothenberg (womit aber der bei Rittersgrün und nicht der bekanntere gleichen Namens zwischen Erla und Crandorf gemeint ist).

1856 beschrieb Louis Oeser das Rittersgrüner Eisenwerk mit folgenden Worten:

Die beiden vereinigten Eisenwerke Arnolds- und
Schmerzings-, auch Rothenhammer genannt, zu Rittersgrün
.

Die Werke liegen in dem Dorfe Rittersgrün, drei Viertelstunden von Erla, ebensoweit von Groß-Pöhla und eine und eine halbe Stunde von Schwarzenberg entfernt, von mächtigen Bergen und Nadelholzwaldungen umschlossen. Die herrschaftlichen Gebäude, mit Garten, Feldern und Wiesen, liegen mit ihren Werken theils am rechten, theils am linken Ufer der Pöhla, an der von Schwarzenberg über Raschau, Groß-Pöhla, Tellerhäuser nach Gottesgab und Wiesenthal führenden Straße. Das Thal, in welchem Rittersgrün fast eine und eine halbe Stunde lang sich hinzieht, gehört zu den romantischsten, das Kaffgebirge, der Bielefels, das Haueisen, der Ochsenkopf, der Altenberg, der Klötzerwald, die hintere und vordere Kohlung, der Forstwald und der Härtensberg umschließen es und an mehreren Stellen steigen thurmhohe, den Einsturz drohende Gneus- und Glimmerschiefermassen empor.

Zu diesen vereinigten Eisenwerken gehören 145 Acker Garten, Feld, Wiesen und Wald.

Wie man aus diesen Beschreibungen ersieht, waren die Eisenhütten zugleich mit nicht unbedeutendem Grundbesitz ausgestattet. Tatsächlich bildeten die Eisenhämmer zusammen mit den Wohnungen der Arbeiter oft ansehnliche, teils eigenständige Ansiedlungen. Häufig (aber nicht immer) waren die Hammerherren deshalb auch mit grundherrschaftlichen Rechten, etwa der niederen Gerichtsbarkeit, privilegiert (vgl. etwa 30786 und 30016, Nr. 683).

    


Eine Darstellung des Pfeilhammers aus dem Jahr 1856, zu dieser Zeit war er allerdings schon in den Besitz der Firma Nestler & Breitfeld mit Sitz in Erla bei Schwarzenberg übergegangen. Quelle: L. Oeser: Album der sächsischen Industrie, Band 2, S. 13ff

   


Eine Darstellung des Rittersgrüner Eisenwerks aus dem Jahr 1856, zu dieser Zeit ebenfalls schon in den Besitz der Firma Nestler & Breitfeld mit Sitz in Erla bei Schwarzenberg übergegangen. Quelle: L. Oeser: Album der sächsischen Industrie, Band 2, S. 13ff

   

Wolf von Elterlein hatte 1588 das gerade wieder einmal abgebrannte Hammerwerk in Obermittweida übernommen, für das er 1594 auch die Konzession zur Errichtung eines Hochofens erhielt. Ihm verdankt der Hammer außerdem seine Beinamen Wolfshammer oder Hammer Löwenthal, denn die Familie von Elterlein trägt einen Löwen in ihrem Wappen (wikipedia.de).

Neben dem Obermittweida'er Eisenhammer gehörten den von Elterlein's im Umkreis der uns hier interessierenden Flößzeche aber schon damals noch mehrere Eisenhütten, die natürlich alle auch Kalkstein als Flußmittel benötigten. Da Kalksteinlagerstätten in dieser Region nun aber nicht eben reichlich vorhanden sind, werden die weiter unten noch zu erwähnenden Streitigkeiten verständlich. Ob die Hammerherren dabei auch selbst auf die Suche nach neuen, abbauwürdigen Kalklagern gegangen sind, wissen wir nicht. Sehr wahrscheinlich haben aber neben dem Obermittweida'er Hammer auch die nahegelegenen Rittersgrün'er Eisenhämmer zu den Abnehmern des im oberen Mittweidatal gebrochenen Kalksteins gehört.

Dazu mußte das Flößlager aber erst einmal entdeckt werden. Auf den ab 1780 entstandenen Meilenblättern von Sachsen findet man nun noch keinen Hinweis auf zu dieser Zeit an diesem Ort schon umgehenden Bergbau...

  


Ausschnittsvergrößerung aus den Meilenblättern des Königreichs Sachsen, Berliner Exemplar, Blatt 270, georefenziert (Norden ist oben), entstanden ab 1780, mit der Lage des Eisensteinbergs am rechten Hang des Tals der Kleinen Mittweida. Bildquelle: geoportal.sachsen.

  


Ausschnitt aus den Meilenblättern des Königreichs Sachsen, Freiberger Exemplar, Blatt 268, datiert auf 1785, Norden ist rechts oben. Zu sehen sind im Ausschnitt die Täler des Mittweidaer Forstrefiers mit dem Eisensteinberg. Das rechte Gehänge der Kleinen Mittweida, wo die Kalksteinbrüche lagen, gehörte bereits zum Crottendorfer Forstrevier. Im oberen Drittel, etwa in der Mitte dieses Ausschnitts, findet man das später noch erwähnte Pöhla'er Waldhaus, welches hier als Friedrich Kiels Waldhaus bezeichnet ist. Bildquelle: deutschefotothek.de.

  


Ausschnittsvergrößerung aus den Meilenblättern des Königreichs Sachsen, Freiberger Exemplar, Blatt 268, datiert auf 1785, mit der Lage des Eisensteinbergs am rechten Hang des Tals der Kleinen Mittweida. Von Flößzechen und Steinbrüchen ist hier noch nichts verzeichnet, nur die im Namen der Zeche später noch auftauchende 4te Rundung - ein Forstweg - ist hier zu finden.

  


Die Bezeichnungen ,Rundung´ für die hiesigen Forstwege gehen - nebenbei bemerkt - auf einen sogenannten ,Jagdstern' zurück, den wir doch auf den zwischen 1614 und 1634 entstandenen Öder- Zimmermann'schen Karten von Sachsen entdeckt haben. Dieses System ist auf dem Bildausschnitt leicht erkennbar.

Bildquelle: Deutsche Fotothek. Blatt XXII: Gegend um Annaberg und Oberwiesenthal, Ausschnitt,
Norden ist in diesem Blatt ungefähr die Richtung des 6. Flügels.

  

Was wir hier aber auch entdeckt haben, ist ein ,Flös Haus´, am Oberlauf der Kleinen Mittweida und just zwischen der 4. und 5. Rundung gelegen. Da uns die Kleine Mittweida als Gewässer zum Flößen von Holz schlicht zu klein erscheint, könnte das vielleicht ein Hinweis auf einen noch älteren Ursprung des Kalksteinabbaus an diesem Ort sein ?  

In einer Akte über alte Verleihungen durch das Bergamt Scheibenberg (40014, Nr. 15) haben wir jedenfalls eine Eintragung folgenden Wortlauts in dieser Auflistung gefunden (Film 0005 des Digitalisats, 4. Eintragung auf der rechten Seite):

Wolf Samsohns von Elterlein verliehen den 23. April 8 Lehn uf 4 Posten uf der Kleinen Mittweida zwischen der 4 und 5 Rundung auf Eisenstein und alle Metalle, wo frey felt ist, bestätigt den 7. Maii.“

Diese Verleihung erfolgte im Jahr 1656, also in einer Zeit, nur wenige Jahrzehnte nach der Eintragung des ,Flös-Hauses´ in der Öder- Zimmermann'schen Karte oben.

Tatsache ist folglich erstens, daß die Hammerherren auch selbst in ihren und den umliegenden Ländereien auf die Suche gegangen sind, wo man denn die benötigten Rohstoffe herbekommen könnte und dies möglichst aus der Nähe, denn ‒ man vergesse das nicht ‒ zu dieser Zeit war das Pferdefuhrwerk mit einem bis bestenfalls vier PS das überhaupt einzige Transportmittel.

Zweitens folgt hieraus, daß der Name des ,Eisenbergs´ sicherlich auf eben diese Suche nach Eisenerz zurückgeht, obwohl Herr Wolf Samson von Elterlein an dieser Stelle eigentlich nur Eisenstein- Flöße gefunden haben kann. Aber die brauchte er ja auch !

Drittens war hier ‒ zumindest zum Zeitpunkt dieser Verleihung ‒ ,freies Feld´. Es hatte also vor ihm noch niemand hier eingeschlagen, oder, falls dies der Fall gewesen sein sollte, war dieser wieder aus dem Feld gegangen...

   


Faksimile der Eintragung in der Auflistung ,einiger alter Verleihungen´ über eine Verleihung auf Eisenstein an der 4. und 5. Rundung an der Kleinen Mittweida vom 3. Mai 1656 an die von Elterlein, Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40014 (Bergamt Scheibenberg), Nr. 15: Einige alte Verleihungen, Film 0005 des Digitalisats, 4. Eintragung auf der rechten Seite.

Digitalisat archiv.sachsen.de

  

Eine zweite, fast gleichlautende Verleihung ist auf dem Blatt dieser Auflistung aus dem Jahr 1665 zu finden (40014, Nr. 15, Film 0021 des Digitalisats, 4. Eintragung auf der linken Seite):

Wolff Samsohn von Elterlein verliehen den 19. Dec (Monatsangabe schwer leserlich ?) 6 lehn (durch Heftfalz verdeckt ?) zwischen der 4. und 5. 6. Rundung zur Kleinen Mittweyda (wo ...durch Heftfalz verdeckt ?) frey felt ist, auf alle Metalle, best. den 31 eigd.“

Eines ist hieran nun aber seltsam: Nämlich, daß sich Wolf Samson von Elterlein die Lehne nicht nur noch ein zweites Mal, sondern auch nach wie vor auf Eisenstein und nicht auf die Flöße ‒ die er doch hier gefunden haben muß ‒ verleihen ließ. Diese Vermischung zieht sich freilich auch Jahrhunderte später noch durch die Sekundärliteratur. Und vielleicht hatte es auch noch einen ganz anderen Grund: Die Mutung erfolgte ja schließlich auf fiskalischem Boden im Staatsforstrevier Crottendorf. Der Erzbergbau genoß nach wie vor gewisse Vorrechte, auch, wenn es hier nur um einen trivialen Rohstoff, wie Eisenerz (oder eben Kalkstein), gegangen ist. Aber eine Flößzeche hätte der Fiskus vielleicht selbst einkassiert (und wie wir vermuten, ist genau dies zwischen 1792 und  1797 auch geschehen).

Ein Jahr später ließ sich Herr Wolf Samson von Elterlein dann sogar noch zusätzliches Feld verleihen, wie folgende Eintragung in derselben Akte zeigt (40014, Nr. 15, Film 0022, 5. Eintragung auf der rechten Seite):

Wolff Samsohn von Elterlein verliehen den 10. (des Monats?) 8 lehn auf 2 posten an der Kleinen Mittweyda, seinem vorigen felt allda zum besten auf Eisenstein und alle metalle, best. den 24. dito.

1668 vergrößerte er sein Baufeld an eben dieser Stelle nochmals (40014, Nr. 15, Film 0025, 4. Eintragung auf der linken Seite):

Wolff Samsohn von Elterlein verliehen den 9. Aug (im Heftfalz verdeckt) auf 2 posten auf Eisenstein und alle metalle auf der Kleinen (Mittwei... im Heftfalz) ...da, seinen vorig felt zum besten, und wo frey felt ist, best. (im Falz)

Und dasselbe erfolgte noch einmal 1670 (40014, Nr. 15, Film 0028, 1. Eintragung auf der rechten Seite):

Wolff Samsohn von Elterlein verliehen den 9. Aug. (...)

Item ihm dem 14. eigd. verliehen 12 lehn auf 3 posten zwischen der großen und kleinen Mittweyda an der 4 und 5 rundung auf Zwitter, Eisenstein und alle Metalle, best. den 20. d. ao.“

Bei dieser letzten Eintragung ist es freilich unsicher, ob sich diese Verleihung tatsächlich noch auf denselben Punkt bezog, auch wenn die Große Mittweida nicht weit entfernt ‒ östlich des Eisensteinbergs ‒ talwärts fließt.

Eine Eintragung aus dem Jahr 1673 besagt dann, daß Wolf Samson von Elterlein nun von ganz anderer Stelle seine Rohstoffe bezog (40014, Nr. 15, Film 0032, letzte Eintragung auf der linken Seite):

Wolff Samsohn von Elterlein verliehen den 23. Nov (?) 2 lehn auf 1 posten auf des Richters Christoff Schuffenhauser zu oberscheibe, wo vor dies Kalchstein gebrochen, solchen zu Eisenflößen zu gebrauchen, auch sonst alle Metalle und Minerale, wo frey felt ist, best. den 6. Dec (?)

Über den Kalksteinbergbau bei  Oberscheibe kann man bei uns in einem weiteren Beitrag nachlesen. Eisenerz bezogen die von Elterlein auch von anderen Orten, u. a. aus dem Tännigt bei Schwarzbach.

  

Wie oben schon zu lesen stand, wurde das Hammerwerk Obermittweida mehrfach durch Hochwasser (u. a. 1661) und Brände (u. a. 1613, 1667, 1673 und 1724) schwer beschädigt. Das führte sogar dazu, daß das Bergamt zu Scheibenberg verliehene Baufelder (nach Einholung der Erlaubnis von höherer Stelle) wieder an Dritte vergeben konnte, wie folgende Notiz aus dem Jahr 1660 zeigt (40014, Nr. 15, Film 0013, linke Seite):

weil die Eisenstein Lehne zum (?) Hammerwergk gehörig nicht erblich, nur lehne (sind), solchen Hammer vorbehalten worden sind, weil der doch in grund abgewüstet, auch in viel langen iahren (?) eisen allda gemachet worden ist, darneben (?) wegen holz mangel es (nicht?) iede gangbar gemachet werden könne, also ist (?) unterthänigster bericht an Ihre Churf. Durchl. de dato 25. Jan ergangen, worauf am 28. Febr ein gnäd. Befehl eröffnet dahin, (daß) solche lehne iedem andern für frey verliehen und bestätigt (werden können) was den 2. und 9. April zu Schwarzenberg und Scheibenberg mäniglich subliciert worden,“

Georg Dietrich, B. M.     

Neben Verwüstungen (durch Feuer und Naturereignisse) wird hier vom Scheibenberg'er Bergmeister Georg Dietrich auch Mangel an Brennholz als ein Grund dafür angeführt, daß die Eisenhämmer gar nicht mehr so viel Eisenerz verarbeiten konnten und deshalb die verliehenen Baufelder unangegriffen liegenließen. Schließlich erwarb dann 1731 Dr. Andreas Nietzsche das Obermittweida'er Hammerwerk, das bald darauf die bis heute noch gebräuchliche Bezeichnung Nietzschhammer erhielt (wikipedia.de).

Die von Elterlein's hatten ihre Tätigkeitsschwerpunkte dagegen an andere Orte verlagert. Im 18. Jahrhundert hatten die von Elterlein'schen Eisenwerke ihre wirtschaftliche Blütezeit erreicht. In den Händen der Familie waren zu dieser Zeit nicht nur die beiden Pöhla'er Hammerwerke Siegelhof und Pfeilhammer, sowie in Rittersgrün der Arnoldshammer und der Rothenhammer (Daher ist hier später oft von einem ,Doppelhammerwerk´ die Rede.) vereinigt. Außerdem waren auch Hammerwerke in Breitenhof (bei Breitenbrunn), Hammerunterwiesenthal, Neidhardtsthal und Wittigsthal sowie der Draht- und Zainhammer in Mittweida zumindest zeitweise im Besitz der Familie. Im Preßnitztal unterhalb Jöhstadt besaßen sie weitere Hammerwerke in Mittel- und Oberschmiedeberg sowie in Schmalzgrube (wikipedia.de).

Um 1790 war Herr Carl Heinrich von Elterlein im Besitz des Pfeilhammers in Pöhla. Er bezog die benötigten Flöße u. a. von einer Gottes Friede Fundgrube samt Glücksburg bei Breitenbrunn (40169, Nr. 812). Da der Lehnträger dieser Grube sie aber wegen Unwirtschaftlichkeit stillegen wollte, machte C. H. von Elterlein seinen Bedarf beim Bergamt geltend. Zwar erklärten sich die Lehnträger anderer in der Umgebung liegenden Flößzechen, wie Brüder Lorenz, Vier Gesellen, Unverhofft Glück an der Wilden Taube und Treue Freundschaft (alle bei Breitenbrunn), Christbescherung und Johannes am Hohen Rad (bei Grünstädtel) sowie Weißer Adler am Halsbach, Getreue Einigkeit und David zur Erhöhung ihrer Fördernis bereit, doch Herr von Elterlein war wohl die Abhängigkeit von Dritten zu unsicher. So nahm er die Angelegenheit selbst in die Hand, entließ den Steiger und die Bergleute und ließ eine neue Mannschaft aus Tagelöhnern auf der Grube anfahren, um den Kalkstein kostengünstiger fördern zu können.

Offenbar war aber der Bedarf der Eisenhämmer an Flößen von dieser einen Kalksteingrube nicht zu decken, denn ab 1798 ließ C. H. von Elterlein auf Grundstücken des ‒ längst säkularisierten ‒ Klosters Grünhain Marmor und Kalkstein brechen, worüber sich deren jetzige Besitzer beim Justizamt in Grünhain beschwerten. Das Bergamt Annaberg mußte daraufhin für eine ordnungsgemäße Verleihung des Abbaus sorgen (40001, Nr. 2072).

Sicherlich war man froh über jeden neuen Fund des begehrten Materials...

  

 
 
 

Zur Entdeckung des Kalksteinlagers und zum Abbaubeginn (1791)

  

Wahrscheinlich ist das Vorkommen im oberen Talgrund der Kleinen Mittweida nur wenige Jahre vor der Wende zum 19. Jahrhundert ‒ zumindest wieder ‒ entdeckt worden. In den Erzlieferungs- Extrakten des Annaberger Bergreviers ist die Flößzeche unter dem Namen Treue Freundschaft gevierte Fundgrube jedenfalls erstmals 1791 aufgeführt. In diesen älteren Extrakten wird sie näher mit am Mittweidaer Wasser (40166, Nr. 22, Blatt 210, Rückseite und 211), in den Jahren ab 1801 dann mit an der 4ten und 5ten Rundung Crottendorfer Refier gelegen bezeichnet (40166, Nr. 26, Blatt 86ff) ‒ nach diesen Ortsangaben muß es sich zweifelsohne um die uns hier interessierende Grube handeln. An gleicher Stelle wird im Zeitraum zwischen 1800 und 1817 auch eine Zeche Treue Freundschaft gevierte Maßen separat aufgeführt, später jedoch nicht mehr.

Dieselben Quellen haben sicher auch die Autoren der Bergbaumonographie Marmor im Erzgebirge eingesehen und in ihren wie immer recht knappen historischen Angaben die Jahreszahl 1791 für den Abbaubeginn angegeben. Der weiter unten im Text von uns noch ausführlich zitierte  Grubenaufstand nennt uns dagegen die Jahre 1796/1797, in welchen das Lager erschürft worden sei. Auch der Special Extract (40166, Nr. 22, Blatt 210, Rückseite und 211) führt zunächst nur für die Jahre 1791 und 1792 ein Ausbringen an Eisensteinflößen auf.

  

Den Namen desjenigen, der die Grube 1791 gemutet hat, haben wir in den Protokollen des Bergamtes Scheibenberg über Mutungen und erteilte Bestätigungen (40014, Nr. 153, Blatt 94) finden können. Dort nämlich wurde ‒ wie es damals üblich gewesen ist ‒ folgendes zu den Akten genommen:

Auf Sr. Churfürstl. Durchl. zu Sachsen gnädigst verliehene Bergfreyheit muthe und begehre ich, Endesbenannter, eine gevierde Fundgr. nebst der 1. Oberen Maaß unter der Benennung Getreue Freundschaft auf einem auf churfürstl. Waldung zwischen der 4ten und 5ten Rundung an der Morgen Seite des Kleinen Mittweyder Waßers erschürften Flößlager, der Anhaltungspunct gedachter Fundgrube wird genommen in dem Schurf, welcher von (unleserlich ?) Mittweydaer Waßer ohngefähr 30 bis 40 Ltr. in Morgen am Fuß des ansteigenden Gebürges geworfen und wird die ganze Länge in Morgen sowie die Breit halb in Süd und halb in Norden gestrecket.

Mit gehorsamster Bitte, solche auf alle einschlagende Metalle und Mineralien bergüblich zu verleihen und zu bestätigen, gemuthet im churfürstl. Wohllöblichen Bergamt zu Scheibenberg, sigl. Rittersgrün, den 5ten Sept. 1791.“

Christian Friedrich Häcker   

Aha: Ein Herr Christian Friedrich Häcker (später meist mit einem ,e´ statt dem ,ä´ geschrieben) aus Rittersgrün also hatte das Abbaurecht im Herbst 1791 beantragt. Nach erfolgter Inaugenscheinnahme durch den zu dieser Zeit als solcher im Bergamt Scheibenberg amtierenden Berggeschworenen, Johann Samuel Körbach, wurde ihm durch den Bergmeister Johann Ehrenfried Körbe auch das Abbaurecht erteilt und ein Lehnschein ausgestellt. Die Verleihung wurde am 8. Oktober im Lehnbuch des Bergamts Scheibenberg eingetragen und unter dem Grubennamen Getreue Freundschaft bestätigt (40014, Nr. 43, Blatt 146b). Darin ist aber auch der Vorbehalt „älteren und beßren Rechten jedoch unbeschadet“ getroffen...

In den Fahrbögen des Berggeschworenen fanden wir leider keine Notiz über dessen erste Besichtigung, aber unter dem 20. Dezember 1791 dann eine kurze Notiz folgenden Inhalts (40014, Nr. 186, Film 0006):

Über die Getreue Freundschaft Fundgrube, Eisenstein Flößzeche, zu der 5ten Rundung in Churfürstl. Waldung, Crottendorfer Refier, gelegen,

Bey diesem Eigenlehnerischen Gebäude ist in No. 12te Woche dieses Quartals an das Hammerwerk Pfeilhammer in Pöhlau 100 Fuder Eisenstein Flöße á Fuder – 4 Gr – vermeßen worden.“

Johann Samuel Körbach, Berggeschworener   

Daraus geht nun unzweifelhaft hervor, daß der Kalksteinabbau im Quartal Luciae 1791 im Umgang stand und daß der gewonnene Kalkstein an den Pfeilhammer in Pöhla geliefert worden ist. Die Namen der Eigenlehner nennt uns der Geschworene an dieser Stelle nicht, aber zumindest einen kennen wir ja nun schon.

Danach klafft eine Lücke von mehreren Jahren in diesen Quellen, weswegen davon auszugehen ist, daß die eigentlichen Entdecker dieses Vorkommens noch nicht zu einem kontinuierlichen Abbau gekommen sind oder aus anderen Gründen den Abbau schon 1792 wieder aufgegeben haben.

     

Bei unserer Nachsuche in den Bergamtsakten über Mutungen und Bestätigungen aus der betreffenden Zeit fand sich dann der folgende Eintrag (40014, Nr. 191, Blatt 37):

Auf St. Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, unseres gnädigsten Herrn Bergfreiheit, muthe und begehre ich Endesunterschriebener, eine gevierte Fundgrube und eine gevierte Maß Treue Freundschaft genannt in churfürstlicher Waldung Crottendorfer Refier am Eisenberg 30 bis 40 Lachter von Kleine Mittweydaer Waßer zwischen der 4ten und 5ten Rundung befindlich auf Eisenstein Flöße, wie auch auf alle Metalle und Minerale. Mit gehorsamster Bitte bergüblich zu verleihen und durch den Herrn Berggeschworenen freyfahren zu laßen, gemuthet im wohllöbl. Bergamt Scheibenberg, den 5. Mart. 1797.“

Christian Friedrich Hecker   

Herr Johann Samuel Körbach war noch immer Reviergeschworener und nach erfolgter Besichtigung der Grube durch ihn wurde Herrn Hecker vom (der hatte inzwischen gewechselt) Bergmeister Johann Carl Schütz in Scheibenberg am 5. Juli 1797 erneut ein Lehnschein ausgestellt. Auch diese Verliehung ist im Lehnbuch des Bergamtes eingetragen (40014, Nr. 43, Blatt 192b).

Daran ist gleich mehreres wieder etwas seltsam: Die Beschreibung der Lage ist fast identisch zur ersten Mutung sechs Jahre zuvor. Der Grubenname soll (fast) derselbe sein, wie sechs Jahre zuvor. Auch der Name des Muters ist noch derselbe. Aus welchem Grund aber hätte Herr Häcker (oder eben Hecker) nach nur kurzer Zeit das Abbaurecht auf der ihm doch schon einmal verliehenen Grube erneut beantragen sollen ?

Und wieso ‒ dies ist ein wichtiger Unterschied in beiden Protokollen über die beim Bergamt eingelegte Mutung ‒ beantragte Herr Hecker 1791 nur den Kalksteinabbau, nun aber auch das Abbaurecht „auf alle Metalle und Minerale“ ?  Wie es ja im Übrigen mehr als hundert Jahre  zuvor auch Wolf Samson von Elterlein schon getan hatte...

Mit derselben Ortsangabe  an der 4ten und 5ten Rundung im Crottendorfer Refier haben wir nun in den Erzlieferungsextrakten sächsischer Bergreviere einen Churfürstlichen Flößbruch ‒ und dies just in dem dazwischenliegenden Zeitraum von 1795 bis 1797 ‒ gefunden (40166, Nr. 22, Blatt 91). Möglicherweise hatte also die Forstverwaltung namens des Staatsfiskus (wir befinden uns hier ja in kurfürstlicher Waldung) den Entdeckern das Abbaurecht zunächst wieder entzogen und auf eigene Rechnung Kalkstein gebrochen ? Außer der Nennung unter diesem Namen in den Erzlieferungsextrakten haben wir aber bislang keinen anderen Hinweis darauf auffinden können.

Jedenfalls ist ab 1797 (also nach Hecker's erneuter Mutung) dann ziemlich kontinuierlich ein Ausbringen an Flößen in den Erzlieferungsextrakten dokumentiert ‒ nie jedoch eines anderen Rohstoffes, welcher im bergrechtlichen Sinne verleihbar gewesen wäre.

  

Da Herr Körbach als Berggeschworener auch für die Kontrolle des Ausbringens und der Ladegelder zuständig gewesen ist, hielt Körbach in seinen Notizen über seine Befahrungen aus der vierten Woche des Quartals Luciae 1797 (am 28. Oktober) wieder fest: „dienstags habe (ich) bey der Getreuen Freundschaft an der 4. et 5. Rundung Churfürstl. Waldrefier zum Breitenhoffer Hammer 87 Fuder Flöße vermessen lassen.“ (40014, Nr. 196, Film 0064)

Der Geschworene muß zu dieser Zeit jedes Quartal gleich mehrfach hier gewesen sein. So heißt es schon in der 11. Woche Luciae 1797 erneut: „dienstags, mittwochs und donnerstags habe (ich) bey der Treuen Freundschaft an der 4. et 5. Rundung zum Rittersgrüner, Großpöhlauer und Breitenhoffer Hammerwerk 376 Fuder Flöße ( !! ) meßen laßen.“ (40014, Nr. 196, Film 0077) Damit werden hier auch wieder die Abnehmer des gebrochenen Kalksteins genannt.

In der 11. Woche Reminiscere 1798 hatte Körbach schon wieder die Vermessung von „245 Fuder Flöße zum Breitenhoffer Hammer“ (40014, Nr. 196, Film 0102) und gleich in der folgenden Woche von nochmals 185 Fudern, diesmal an das Rittersgrüner Hammerwerk, zu überwachen. In der dritten und siebenten Woche Trinitatis 1798 waren schon wieder jeweils 100 Fuder zu vermessen. Addiert man diese Zahlen, so hatte die Grube bereits in diesem einen halben Jahr die beachtliche Menge von 848 Fudern Kalkstein ausgebracht !

Dieser offenkundig erfolgreiche Bergbau bewog Herrn Hecker denn wohl auch, am 20. Februar 1798 noch eine erste untere gevierte Maß zugunsten seiner Flößzeche Treue Freundschaft zu muten, welche ihm auch am 5. Januar 1799 vom Bergamt Scheibenberg bestätigt worden ist (40014, Nr. 191, Blatt 44 und 40014, Nr. 43, Blatt 198b).

  

Der wirtschaftliche Erfolg zog aber auch unweigerlich weitere Bergbaulustige mit auf den Plan. In den Protokollen über Mutungen und Verleihungen des Bergamtes scheibenberg aus dem betreffenden Zeitraum fanden wir noch das folgende Schreiben (40014, Nr. 191, Blatt 53f):

Hoch Wohlgebohrener Herr insonders höchst zu ehrender Herr Berg- Meister

Auf Eu. Churfürstl. Durchl. Zu Sachsen Berg Freyes muthe und begehre ich Endesunterschriebener eine gevierdte Maaße auf Flöße, von der Treuen Freundschaft gevierdte Fundgrube an der 4ten et 5ten Rundung gelegen, auch andere Metalle und Mineralien, auf churfürstl. Waldung bey Mittweyda und unter die wohllöbl. Bergamts Refier Scheibenberg gehörig, so geschehen im Quartal Luciae No. 12. Woche,
sign. Rittersgrün, den 27. Dezember 1798.“

Johann Christian Schneider, Lehnträger.    

Besagter Herr Schneider bekam am 3. Juli 1799 auch diese Verleihung zugesprochen. Wie  die betreffende Eintragung im Belehnungsbuch aussagt, war Herr Schneider Bermann aus Rittersgrün (40014, Nr. 43, Blatt 202). Am 22. Mai 1799 wurde darin festgehalten, daß „dem Muther, dem Bergarbeiter Johann Christian Schneider in Rittersgrün mit allen einem tiefen Erbstolln eigenthümlichen Rechten... verliehen und bestätigt (wurde), ein über Obermittweida am östlichen Ufer des Kleinmittweidaer Wassers ohngefähr 14 Lr. vom Treue Freundschafter Eisenstein Flößbruche gegen Mitternacht ganz neu angesetzten, mit dem Namen Christian Fortuna Stolln belegten und in das gegen Morgen ansteigende Gebirge ...zu Untersuchung desselben, besonders aber zur Überfahrung und Lösung des Treue Freundschafter Eisenstein Flößlagers zu betreibender Stolln.“

Am 28. Januar 1799 wollte auch Herr Hecker ‒ wohl der unerwartet aufgetauchten Konkurrenz wegen ‒ „zum Besten der Treuen Freundschaft Fdgr. eine gevierdte Maaß, welche gegen Morgen gestreckt“ werden sollte, muten (40014, Nr. 191, Blatt 50f). Just dort aber lag das nun Herrn Schneider zugesprochene Feld.

Letzterer wiederum blieb auch nicht untätig, sondern wandte sich im März 1799 mit einer weiteren Mutung an das Bergamt Scheibenberg (40014, Nr. 161, Blatt 49f):

Hoch Wohlgebohren Welt und Rechts Hochgelahrter wie auch Bergwercks Wohlerfahren besonders hoch zu ehrender Herr Bergmeister,

Auf Sr. Churfürstl. Durchlaucht zu Sachesn, meines allergnädigsten Herrn, Bergfreyen muthe und begehre ich einen Versuchs (gestrichen) Tiefen Stolln auf Eisenstein Flöße auch anderer vorliegender Gänge am Klein Mittweider Waßer an der 5ten Rundung im Scheibenberger Bergamts Refier gelegen, mit gehorsamster Bitte Eu. Hochwohlgebohren wollen mir solches bergüblicher maaßen verleihen. Gemuthet in dem Churfürstl. Sächs. Wohlbestallten Bergamt zu Scheibenberg.
Sign. Rittersgrün, den 22. März 1799.“

Johann Christian Schneider, Lehnträger.   

Auch diesen Stolln erhielt der „Bergarbeiter Johann Christian Schneider aus Rittersgrün“ am 22. Mai 1799 von Bergmeister Johann Carl Schütznach vorgängiger Besichtigung mit dem Namen Treue Freundschaft (gestrichen) Christian Fortuna Stolln“ bestätigt. Der Stolln sei „ganz neu angesessen“, sein Mundloch lag nur ungefähr 14 Lachter mitternächtlich vom Treue Freundschafter Eisenstein Flößbruch und er solle „zur Untersuchung des gegen Morgen ansteigenden Gebirges“, aber auch „zur Überfahrung und Lösung des Treue Freundschafter Eisenstein Flößlagers“ dienen.

Außerdem hatte Herr Schneider am 11. April 1799 auch gleich noch das 1. bis 8. Maß gegen Mitternacht gemutet (40014, Nr. 191, Blatt 51f). Ein bißchen übertrieb er das aber auch jetzt... Das konnte er aber auch nur deshalb tun, weil er finanzstarke Hintermänner hatte, wie folgendes Schreiben vom 30. April belegt (40014, Nr. 191, Blatt 58ff):

Hoch Edelgebohrener hochgeehrter Herr Bergmeister,

auf Sr, Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, unseres gnädigen Herrn Bergfreyheit, muthen und begehren wir Endesunterzeichnete bey der Treue Freundschaft gevierdten Fundgrube am Kleinmittweiydaer Waßer in churfürstl. Waldung, erstens eine gevierdte erste untere Maaß, wobey das Anhalten halb an dem abendl. Ende der Fundgrube und halb an dem Ende des ersten mittäglichen Maß genommen und ganz gegen Abend gestreckt werden soll, zweitens eine gevierdte Maaß, wo das Anhalten an dem mittäglichen Ende der Fundgrube genommen, auch ohngefähr hora 11 gegen Mittag gestrecket werden soll, mit der gehorsamsten Bitte, solches Feld bergüblich zu verleihen, auch freyfahren zu laßen,
Sign. Obermittweydaer Hammer, den 30. April 1799.“

Carl Heinrich Nitzsche, nebst Schneider in Rittersgrün.   

Ach, schau an. Herr Carl Heinrich Nietzsche, Hammerherr auf dem Obermittweida'er Hammer mischte hier mit.

Die hier nun beanspruchten Flächen aber hatte nun Herr Hecker schon rechtskräftig verliehen bekommen und um das Ganze aufzulösen, wurden offenbar am 11. Juni 1799 die Parteien im Bergamt zu Scheibenberg zusammengerufen, wobei Schneider auch namens Nitzsche'ns erklärte, daß sie dann stattdessen das zweite obere Maß gegen Morgen haben wollten. Dieses bekamen sie am 3. Juli 1799 zugesprochen.

Auch Herr Hecker lenkte ein, zog seine Mutung vom 28. Januar 1799 zurück und erhielt stattdessen, ebenfalls am 3. Juli 1799, drei Wehre „von der mitternächtlichen Seite der Fundgrube gegen Mittag gestreckt“ verliehen (40014, Nr. 191, Blatt 50f und 40014, Nr. 43, Blatt 202ff).

  

Während sich das Bergamt nun bis dahin nur in Bezug auf den Zehnten und die Ladegelder für den Abbau des Kalksteins interessierte, so lange er denn im Tagebau erfolgte, so änderte sich das nun sofort, wenn bergmännische Auffahrungen begonnen wurden. Herr Körbach war in der zweiten Hälfte des Jahres 1799 wieder zugegen und setzte diesmal den folgenden Bericht auf (40014, Nr. 199, Film 0072f):

Fahrbogen
über den Christian Fortuna Stolln, in churfürstlicher Waldung an der 4ten und 5ten Rundung an dem Klein Mittweidaer Waßer und am dasigen in Morgen aufsteigenden Gebirge im Scheibenberger Bergamts Refier gelegen, Luciae 1799, 9te Woche

„Solchen Stolln befande (ich) freytags No. 9te Woche mit 1 Mann belegt, war von seinem Mundloch in allem 5½ Lachter in Quergestein meistentheils betrieben, wendet in Stunde 7,6 in Ost.

Von Stollnmundloch herein bey 4½ Lachter östlicher Länge hat man von der Stollnsohle bey ohengefähr 1 Lachter Höhe das in Mittag fallende Kalck- oder Flöß Lager erschrothen, (unleserlich ?) solches Lager hat sich bey 1 Ltr. ferneren Ortsbetriebs förstenweiß mit fortgezogen, alsdann wieder von der Ortsförste abgeschnitten, daß ich bey meiner Befahrung von Flößen nichts mehr sehen konnte. Die Förste war wegen nicht haltbarem Gestein (...?) verzimmert. Bey solchem Betrieb hat man von dem förstenweiß hereinkommenden Lager 14 bis 16 Fuder Flöße gewonnen, theils bey der erforderlichen Stollnhöhe 1¼ Lachter und theils was von dem zerrüttetem Kalcklager selber hereingefallen ist, erhalten, solche Flöße zu Tage geschafft und auf einen Haufen ohnweit vom Stollnmundloch aufgestürzet worden, welche ich auch befunden habe, und liegen noch unvermeßen da.“

Scheibenberg, 16ten Decemb. 1799

Johann Samuel Körbach, Berggeschworener    

Der Vortrieb des Christian Fortuna Stollns muß demnach gerade erste begonnen haben, denn 5½ Lachter Länge (rund 11 m) waren ja noch nicht viel. Offenbar hatte man mit dem Stolln aber aus dem Liegenden des Lagers heraus dasselbe schon angefahren. Es wird aber noch interessanter: Der Stollnvortrieb und der Kalksteinabbau wurde nämlich von verschiedenen Eigenlehnern bewerkstelligt. Das erfahren wir aus folgender Mitteilung Körbach's an seine vorgesetzte Dienststelle in Scheibenberg (40014, Nr. 199, Flim 0073f):

16. Decbr. 1799

Dienstschuldigste Anzeige an das churfürstl. Bergamt zu Scheibenberg  

„In No. 9te Woche dieses Quartals Luciae 1799 mittwochs, dem 11. December a. c. kam der Lehnträger Schreiter von Christian Fortuna Stolln zu mir und melde, es hatte der Lehnträger Hecker von der Treuen Freundschafts Fundgr. mit seinen Mitarbeitern sich übern Christian Fortuna Stolln zwar in seiner (unleserlich ?) eingelegt, das Eisenstein Flößlager Preß abgebaut und in dem Stolln den Durchschlag bewerkstelliget, so daß die Berge von seinem bau dem Stolln zugefallen sind, und hatte der Schreiter dem Orts Arbeiter müßen (?) Ort weg (?) und den fernern Stollnortsbetrieb einstellen.

Ertheilte Schreitern die Anweißung, Heckern (zu) sagen, daß er die Berge aus dem Stolln heraus schaffen solle, die von seinem Bau wären herein gekommen, daß der fernere Stollnortsbetrieb nicht gehindert würde, und solle sich von der Stollnförste weiter in Mittag mit seinem Bau wenden, und überdies, da die Flöße mächtiger wären, befolgte Hecker solche Anweißung nicht, so sollte Schreiter die inliegenden Berge im Stolln auf Heckerns Kosten herausschaffen laßen, oder dem Ortshäuer einstweilen mit in seinem Flöß Bau Treue Freundschaft Obere Maaßen nehmen, bis auf weitere Bergamtliche Anordnung.

Freytags, No. 11te Woche dieses Quartal Luciae a. c. kommt Hecker zu mir und sagt, daß ich ihn hatte durch Schreitern sagen laßen, er solle die Berge, welche von seinem Bau wären, auf dem Stolln hereingefallen, wieder heraus schaffen solle, so sagte Hecker, er würde solches nicht thun. Er theilte solchem die (Anordnung ?), wenn er es nicht thäte, so handelte er auf alle Weise wider die Chuirfürstl. Stolln Ordnung von anno 1749, wie der 12. Artikel besagt. Es half aber alle meine Vorstellung nichts, und sagte mehrgedachter Hecker, wenn das Bergamt den Stollnbetrieb nicht einstelte, so würde er müßen (?) auf Kosten des Schreiters hohe Commission aus zu bewürken suchen, dieser Stolln wäre ein Trug Stolln, solche sind ganz andere Stölln, besagt die oben erwähnte Stolln Ordnung, der 24. Artikel anders. Alle meine Vorstellung war umsonst und half nichts, überlaße Eu. Hochlöbl. Bergamt zu weiterem Ausspruch.“

Johann Samuel Körbach, Berggeschworener   

Hier werden von dem Berggeschworenen nun die Namen zweier Eigenlehner genannt und der eine von beiden ließ den Stolln vortreiben. Ob die Bemerkung, Körbach's, besagter Schreiter solle den Häuer einstweilen „in seinem Flöß Bau Treue Freundschaft Obere Maaßen“ einsetzen, darauf hinweist, daß dieser zugleich auf den oberen Maßen baute, ist nicht ganz eindeutig aus dem Text herauszulesen. Jedenfalls gab es ordentlich Streit zwischen diesen beiden und mit deren Treuer Freundschaft kann es nicht wirklich weit gereicht haben...

  

Einen weiteren Befahrungsbericht des Berggeschworenen Körbach haben wir dann aus dem Folgejahr gefunden (40014, Nr. 200, Film 0008), worin es aber nur knapp heißt:

Fahrbogen über Christian Fortuna Stolln Reminiscere 1800 4te Woche

„war solcher Stolln mit 1 Mann belegt und vom Stollnmundloch 7¾ Ltr. 5 Zoll erlengt, wendet in Stunde 7,6 gegen Ost in Quergestein, wird fernerweit in das aufsteigende Gebirge betrieben.“

Scheibenberg, den 27. Januar 1800   

Was mit dem aus den Bauen des anderen hereingebrochenen, tauben Bergen geschehen ist, wird leider nicht vermerkt. Mit gleichem Datum werden aber auch Treue Freundschaft obere Maßen und Treue Freundschaft gevierte Fundgrube getrennt von Körbach aufgeführt, allerdings befand er dazu nur: „waren die Gruben Gebäude belegt und habe bei solchen nichts veränderliches befunden.“

Daß der Abbau ausgerechnet im Winterhalbjahr (Reminiscere ist das erste Quartal bis 31. März des Jahres) umgängig gewesen ist, ist nicht verwunderlich; sondern eher die Regel gewesen, denn im Winterhalbjahr gab es auf den Feldern der Bauern weniger zu tun, so daß sich Tagelöhner nach anderer Arbeit umsehen mußten... Dagegen heißt es bei Körbach etwa im Quartal Crucis (Juli bis Ende September) 1801 über die Treue Freundschaft obere Maßen (40014, Nr. 202, Film 0047), er habe „solche Flößzeche freytags in der Frühschicht unbelegt gefunden.“

Leider ohne dabei darauf einzugehen, welcher der beiden denn nun in welchem Grubenfeld baute, berichtete Körbach dann im Sommer 1800 wieder nur knapp an das Bergamt Scheibenberg (40014, Nr. 200, Film 0031):

Fahrbogen über die Treue Freundschafter Obere Maaßen an der 4ten und 5ten Rundung in churfürstl. Wald Refuier, Trinitatis 1800 in No. 9te Woche

„Allhier wird der Bau auf dem gegen 7 Ellen mächtigen Eisenstein Flößlager, deßen Streichen (Stunde) 6 und sein Fallen in Süd ist, bey 2½ Ltr. Teufe untern Tag mittels Abteufen und Stroßenaushieb in Morgen von dem Eigenlöhnern verführet.“

Zumindest auf den Oberen Maßen war man demnach also mit dem Abbau aus dem Tagebau heraus bereits nach untertage gegangen, wenngleich man gerade einmal bei 2½ Lachter (rund 5 m) Teufe angelangt war. Die Grube ist auch im letzten Quartal Luciae 1800 von Körbach wieder besucht worden, wobei er aber wieder „nichts veränderliches“ zu befinden hatte (40014, Nr. 199).

Anfangs des nächsten Jahres, in der achten Woche des Quartals Reminiscere 1801, fand der Berggeschworene über „die gevierte Fundgrube Treue Freundschafter Eisensten Flößzeche“ wieder nichts zu bemerken, notierte aber über die benachbarte Grube (40014, Nr. 202, Film 0014f):

Über die Treuen Freundschafter Oberen gevierten Maßen Flößzeche (...)

„Es wurde der Bau von Tage nieder auf dem Stunde 6 streichenden und Süd fallenden, gegen 5 Ellen mächtigen Eisenstein Flöß Lager mit 4 Mann niederzu mittels Stroßenaushieb verführet, wollen die Hammerherren als Carl Heinrich von Elterlein und Herr Nüzsche, denen Arbeitern nicht (mehr) nach Schichten Lohn, sondern nach den Fudern á – Thl. 4 Gr. – Pf. bezahlen, wird müßen auf allerweiße in Bergamt niedergeschrieben werden, wer das Inventarium zu halten hat, Bergamtsgebühren bezahlt und wie es mit der Grubenzimmerung gehalten werden soll, wer solche zu machen oder zu bezahlen hat.“

Diese Notiz macht die bergrechtlichen Zusammenhänge nun nicht klarer: Waren die genannten Hammerwerksbesitzer aus Rittersgrün und Obermittweida nun schon Gewerken oder waren sie nur die Käufer des Kalksteins ?  Im zweiten Fall hätte es dem Geschworenen gleich sein können, denn der Verkauf wäre Sache der Eigenlehner, welche die Grube faktisch betrieben, gewesen. Offenbar aber ging die Bezahlung direkt an die Arbeiter !

Der Abbau dagegen ging wieder „von Tage nieder“ um ‒ also im Tagebau.

  

Ende des Jahres (im späten Oktober) 1801 notierte der Scheibenberger Berggeschworene Körbach in seinem Fahrbogen dann (40014, Nr. 202, Film 0051):

Über Treue Freundschafter Maaßen Flößzeche Luciae 1801 No. 4te Woche

„der Bau wird auf dem 4 Ellen mächtigen Kalckstein Lager mit einbrechendem Quarz durch 3 Mann bey 2 Ltr. Teufe unterm Tag mittels Stroßenaushieb in Morgen und Abend verführet.“

Über die eigentliche, gevierte Fundgrube heißt es dagegen an gleicher Stelle nur: „Befande solche Flößzeche No 4te Woche montags in der Frühschicht unbelegt.“

   

Dem Inhalt einer Akte des Finanzarchives (10036, Loc. 41921, Rep. 09b, Nr. 0114) zufolge klagte dann im Jahr 1802 ein Herr Gottfried Neubert im Waldhaus bei Pöhla gegen den Herrn Johann Christian Schneider in Rittersgrün wegen der von beiden erschürften Flößzeche Treue Freundschaft.  Ob der Berggeschworene Körbach sich vielleicht verschrieben hat, als er den Namen Schreiter in seiner Mitteilung an das Bergamt vom Dezember 1799 über den ersten Streit zwischen den beiden Grubenbesitzern festhielt ?

Das Waldhaus hatte dagegen in der Zwischenzeit offenbar den Besitzer gewechselt, denn auf den wenig älteren  Meilenblättern war hier ja noch der Name Friedrich Kiel zu finden.

Der erstgenannte jedenfalls wurde dieserhalb am 18. November 1801 im Bergamt zu Annaberg vorstellig. Da man die Kontrahenten im Bergamte nicht zu einem Vergleich bewegen konnte, wandte man sich am 13. April 1802 an das hochgeheime Finanz Collegio in Dresden. Dieses Schreiben gibt uns zu einigen Details näheren Aufschluß und deshalb wollen wir es hier fast vollständig (Nur die dazumal übliche, langatmige Einleitung lassen wir weg.) zitieren:

Nach Ausweisung beygehender Acten ... hat Gottlieb Neubert auf dem Waldhaus bey Pöhla wider Christian Schneider zu Rittersgrün ... unterm 18. November 1801 bey uns Klage erhoben und deshalb ... angeführet: Dermaßen vor fast drey Jahren erwähnten Schneiders Vorhaben gewesen sey, eine Flößzeche zu erschürfen und da er, Neubert, die nämliche Absicht gehabt habe, so waren sie einig worden, miteinander gemeinschaftlich zu schürfen; welches auch geschehen sey, und es gar nicht lange gedauert habe, als sie Flöße gefunden, und die Zeche auf Crottendorfer Refier am Kleinen Mittweyda Wasser gelegen, die Treue Freundschaft genannt hätten.

Bey ihrer Vereinigung aber habe Schneider zu Neuberten gesagt, daß dieser sich gefallen lassen müsse, dem von Elterlein aufm Pfeilhammer die Hälfte abzutreten, worin auch Neubert ohne weiteres gewilligt hätte, so daß nunmehr genannte Zeche von dem von Elterlein zur einen, und ihnen, nämlich Schneidern und Neuberten, zur anderen Hälfte betrieben worden wäre. Einige Zeit darauf habe sich auch der Hammerwerksbesitzer Nitzsche zu Obermittweyda um ein Viertel Antheil gemeldet, und Kläger Neubert es Schneidern überlassen, mit demselben sich deshalb zu vereinigen, und demselben ein Viertel abzulassen. Schneider wäre auch mit Nitzsche auf 10 Thaler - -  einig geworden, die aber Schneider, ohne ihm, Neuberten, den gebührenden Antheil von 5 Thl. - - heraus zu zahlen, für sich allein behalten habe.

Nun hätten sie beyde zusammen noch ein Viertel gehabt, und von diesem habe Schneider, ohne ihm, Neuberten, darum zu fragen, und ohne dessen Einwilligung zu erlangen, unterfangen, seinem Eydam* N. N. Schneider, ein Drittheil abzutreten. Es bittet daher Kläger ... dahin zu decretiren:

Daß Beklagter Christian Schneider nicht nur Klägern Gottlieb Neuberten die für das von der Flößzeche, die Treue Freundschaft, an den Hammerwerksbesitzer Nitzsche verkaufte Vierttheil erhaltene Kaufsumme von 10 Thl. - - zur Hälfte mit 5 Thl. - - heraus zu bezahlen, sondern auch das beyden annoch übrige ¼tel ohne Klägers Einwilligung in drey Theile zu theilen, nicht befugt und daher die Zugewährung des ihm gebührenden ⅛tels geschehen zu lassen, auch alle dadurch causirten Kosten ab- und zu erstatten schuldig.

Wie wir nun hierauf die Partheyen vor uns geladen haben, selbige auch in dem anberaumten Termin erschienen, jedoch zu einem Vergleich nicht zu bringen gewesen und daher zum rechtlichen Verfahren verwiesen worden sind, auch solches bewerkstelligt haben; also wollen Eure Churfürstliche Durchlaucht wir hiervon allenthalben andurch unterthänigst zur Anzeige thun und bitten:

uns, ob zur Entscheidung dieser Sache bergrechtliche Erkenntnis eingeholt werden, und deshalb die Versendung der Acten in den Bergschöppenstuhl zu Freyberg stattfinden dürfe?

mit höchster Resolution huldreichst zu versehen...

Unterthänigst gehorsamst,
das verordnete Bergamt allda.“

Johann Karl Schütz, Bergmeister,   
Gottfried Schnick, Berggeschworener,   
Friedrich Koch, Bergamts- Assessor.  

*) Da dieser Begriff heute gänzlich ungebräuchlich geworden ist, erklären wir ihn kurz: Der wahrscheinlich schon dem Altgermanischen entstammende Begriff Eidam war seit dem 9. Jahrhundert im Althochdeutschen nachweisbar und bezeichnete den Schwiegersohn (den Ehemann der Tochter).

  

Daß nur aus diesem Grunde aus Dresden Erlaubnis eingeholt werden sollte, charakterisiert die damaligen Zeiten... Und bei dem gewählten Grubennamen war in Anbetracht der erneut eingetretenen Streitigkeiten wohl nur der Wunsch der Vater des Gedankens ‒ so richtig weit her scheint es bei den beiden Betreibern mit ihrer „Treuen Freundschaft“ wohl doch nicht gewesen zu sein.

Das Schreiben sagt uns aber auch ausdrücklich, daß die beiden Herren vor fast drey Jahren ‒ wenn Herr Neubert seine Klage Ende 1801 in Annaberg eingereicht hatte, müßte dies also 1798 gewesen sein ‒ auf die Idee gekommen wären, nach einem Kalksteinlager zu suchen. Sicherlich wußte Herr Neubert, der ja im Waldhaus bei Pöhla, nicht weit entfernt vom Fundort, ansässig gewesen ist, auch schon ganz genau, wo er zu suchen hatte, denn es habe ja gar nicht lange gedauert, bis sie das Lager gefunden hatten. Vermutlich hatten sie ja auch ‒ jedenfalls nach den o. a. Erzlieferungsextrakten ‒ einige Jahre zuvor mit Herrn Hecker schon einen Vorgänger und wahrscheinlich noch  viel früher auch schon Vorgänger...

Nachdem wir so viele Fakten gelesen haben, klingt es jedenfalls ganz so, als habe Herr Schneider im Auftrag des Herrn Nietzsche auf Obermittweida auf der Suche nach Rohstoffen den Wald durchstreift und ist dabei auf Herrn Neubert im Waldhaus getroffen, der ihm wiederum den Hinweis gab, doch einmal in der Nachbarschat von Herrn Hecker´s Treuer Freundschaft Fundgrube nach freiem Feld zu schauen...

Der folgende Grundriß aus dem Jahr 1799 weist jedenfalls schon einen recht ausgedehnten Tagebau und den Wasserlösestolln aus, was natürlich darauf verweist, daß die Grube bis dahin schon einige Zeit in Betrieb gestanden haben muß, was in jedem Fall für den früheren Zeitpunkt 1791 und für einen in der Zwischenzeit unter fiskalischer Aufsicht fortgeführten Abbau sprechen würde.

  


Grundriß von der Treuen Freundschafter Flöß Grube, an der 4ten und 5ten Rundung, ohnweit den Klein Mittweider Bach, in Scheibenberger Bergamts Refier gelegen, ward wegen Streckung und Legung des gevierten Feldes abgezogen und in gegenwärtigen Riß gebracht im Monat May 1799 von Johann Gottfried Schnick, verpflichteter Markscheider, Gesamtansicht, Norden ist links oben. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (Fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. k8734. Die hier hell ocker eingefärbten Flächen hatten noch bis  1851 Bestand.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

    


Ausschnitt aus obigem Riß mit der Darstellung der bis dahin verführten Baue: Der Tagebau ist zu sehen und auch ein Wasserlösestolln existierte bereits. Am Westrand des nördlichen Maßes zur Mittweida hin, östlich oberhalb am Talhang und auch südöstlich sind zudem drei als „Flößschurf“ bezeichnete Schächtchen mit kleinen Halden eingezeichnet.

  

Nach den Anmerkungen des Markscheiders auf diesem Riß war die Grube noch 1799 an die Herren Hecker und Schneider verliehen. Vermutlich also hat sich tatsächlich Herr Körbach verschrieben, als er 1799 den zweiten Schreiter nannte.

Die Anteile beider an der Grube waren dabei nicht identisch, vielmehr

  • gehörten dem ersten 1 gevierte Fundgrube, 2 gevierte Maße und 3 gevierte Wehre,

  • dem zweiten hingegen 4 gevierte Maße und 4 gevierte Wehre.

Bei den Eignern der in den Erzlieferungsextrakten unter den Namen Treue Freundschaft gevierte Fundgrube und Treue Freundschaft gevierte Maße aufgeführten Gruben dürfte es sich folglich um diese beiden Herren gehandelt haben.

 

Während uns der Begriff des gevierten Maßes völlig geläufig ist, trifft man vergleichsweise selten in Sachsen auf die Feldgröße Wehr oder auch Wehe.

Nach F. Nickerl, 2001 war dieses Flächenmaß in Sachsen vor allem im Osterzgebirge gebräuchlich. Wikipedia verrät uns dazu ebenfalls, daß 1 Wehr = 2 Lehen zu je 7 Lachter im Quadrat, respektive also 98 Quadratlachter (392 m²) umfaßte und damit gerade halb so groß war, wie das übliche gevierte Maß, welches dann bei 4 Lehen Inhalt eine Fläche von 196 Quadratlachtern enthielt.

Zu unterscheiden ist dabei aber auch nach der im Gangerzbergbau üblichen Feldfläche, die stets nur einen Streifen von 7 Lachtern Breite entlang des Gangstreichens beinhaltete, und den gevierten Flächen, die immer im Quadrat verliehen wurden. Eine Fundgrube als Flächenmaß enthielt folglich im Gangerzbergbau bei 21 Lachter Länge nach beiden Seiten und 7 Lachter Breite eine Fläche von 294 Quadratlachtern oder 3 Wehr (1.176 m²). Die Fläche einer gevierten Fundgrube von 42 Lachtern im Geviert war dagegen mit 1.764 Quadratlachtern (7.056 m²) sechsmal so groß.

Damit ist nun leicht auszurechnen, daß anno 1799 das gesamte verliehene Feld von Treue Freundschaft Fundgrube

  • 14.504 m² umfaßte, davon
  • Herrn Hecker 9.800 m² und
  • Herrn Schneider 4.704 m² (knapp ein Drittel) gehörten.

Vielleicht, weil die Grube im Staatsforstrevier lag, gibt es über sie bergamtliche Akten. Überhaupt ist es äußerst ungewöhnlich, daß sich das Bergamt zu dieser Zeit um eine Flößzeche kümmerte, da der Kalkstein ja eigentlich schon immer ein grundeigener Rohstoff gewesen ist, der folglich nicht dem höheren Bergregal unterlag. Warum es also überhaupt zu einer bergrechtlichen Verleihung gekommen ist, bleibt unklar...

  

Bleibt aus dem oben angeführten Rechtsstreit zwischen den (Wieder-) Findern der Flößzeche noch darauf hinzuweisen, daß neben denen von Elterlein auf dem Pfeilhammer bei Pöhla, denen schon damals also die Hälfte der Grube gehörte, auch der Herr Nitzsche, Besitzer des Eisenhammers talabwärts in Obermittweida, anfangs des 19. Jahrhunderts zu einem Viertel an der Grube beteiligt gewesen ist. Um das verbliebene Viertel entbrannte dann der Streit zwischen den Betreibern...

Nachzutragen ist dazu ferner noch, daß die Kurfürstliche Kammer auf die Anfrage des Bergamtes hin am 27. April 1802 auch huldreich entschieden hatte, „Wir wollen... geschehen lassen, daß in der Sache bergamtliche Erkenntnis eingeholt werden möge...“ und das zuständige Bergamt zu Scheibenberg solle das eingehende Urtheil gehörig publiciren, auch ferner den Rechten gemäß verfahren.“

Ob der Bergschöppenstuhl in Freiberg dazu später tatsächlich eine Entscheidung getroffen hatte und wie diese lautete, das geht aus dieser Akte zwar nicht hervor (10036, Loc. 41921, Rep. 09b, Nr. 0114), ist für die weitere Geschichte wahrscheinlich aber auch nur noch von geringem Belang.

  

Nach den nächsten Fahrbögen des uns schon bekannten Berggeschworenen Johann Samuel Körbach aus Scheibenberg waren im Winter 1801/1802 dann wieder beide Gruben gleichzeitig in Betrieb. Er notierte (40014, Nr. 202, Film 0075):

über Treue Freundschaft Fundgrube, Reminiscere 1802, No. 8te Woche

„Es wurde der Bau mit 2 Mann bey 2 ltr. unterm Tag auf dem Stunde 5 streichenden und Süd fallenden Eisenstein Flößlager, welches gegen 2¼ Lachter mächtig ist und aus Kalckstein und (mit)führendem Quarz bestehet, mittels Stroßenaushieb in Morgen verführet.“

Und:

über Treue Freundschaft obere Maaßen, Reminiscere 1802, No. 8te Woche

„wird der Bau auf dem Stunde 6 streichenden und Süd fallenden Lager, so gegen 5 Ellen mächtig ist und aus Kalckstein und Quarz bestehet, mittels Stroßenaushieb in Morgen und Abend verführet mit 9 Mann.“

Ein halbes Jahr später (Trinitatis 1802) waren die Notizen Körbach´s fast gleichlautend, nur die Teufe des untertägigen Strossenbaus auf den oberen Maßen hatte sich inzwischen auf 3 Lachter unterm Tage ausgedehnt (40014, Nr. 202, Film 0092).

   

Danach scheint sich der Betrieb der beiden Nachbargruben unterschiedlich fortentwickelt zu haben: Während Körbach bei seinen Befahrungen in der 12. Woche Crucis und in der 4. Woche Luciae 1802 die Treue Freundschaft gevierte Fundgrube jeweils wieder unbelegt vorfand (40014, Nr. 202, Film 0107 und 0111), wurde auf den Treue Freundschafter oberen Maßen der Abbau mit 4 Mann Belegung „auf dem 5 Ellen mächtigen Lager mittels Stroßenaushieb in Ost betrieben.“

Dieselben Verhältnisse fand Herr Körbach auch in den Quartalen Trinitatis und Crucis 1803 vor: Auf den oberen Maßen waren 2 Mann angelegt und brachen Kalkstein, während die Fundgrube unbelegt blieb. Crucis 1803 berichtete er außerdem noch über die Maßgrube (40014, Nr. 209, Film 0048), „habe laßen 520 Fuder Flöße vermeßen.

Befande, daß nun 33 Stück Rainsteine ausgehalten waren, welche auch unverrückt waren. Bitten dasige Eigenlöhner wohllöbl. Bergamt gehorsamst, daß solche Reinsteine baldmöglichst zwischen der gevierten Fundgrube und Maaßen und Wehre möchten gesetzt werden, ist von dem Versorger Schreiter bey den Treuen Freundschafter Maaßen bis dato das Inventar nicht an Versorger Richter übergeben, welches Schreiter schon mit Schluß Reminiscere 1803 hätte sollen übergeben, hat auch die (?) Flöße in Quartal Reminiscere 1803 noch nicht ganz vermeßen laßen, die Quatember und Bergamtsgebühr noch nicht bezahlt. Bitte Eu. wohllöbl. Bergamt, dem mehr gedachten Schreiter darzu zu halten, das Register ist eingelegt, welches ich bereits habe.“

Herr Schreiter (oder Schneider) schied also jetzt aus der Betriebsführung aus und die neuen Gewerken hatten besagten Herrn Richter (er begegnet uns später als zuständiger Schichtmeister) zu diesem Zweck angestellt.

Im Spätherbst 1803 berichtete Körbach von seiner Befahrung im Quartal Luciae, daß wieder in beiden Grubenfeldern Abbau umging (40014, Nr. 209, Film 0055). Es heißt in seinen Fahrbögen über die Fundgrube:

Wurde mit 3 Mann auf dem Stunde 5 streichenden und Süd fallenden Eisenstein Flöß Lager vom Tage nieder abgefüllet, solches Lager ist 2 bis 7 Ellen mächtig, führt Kalkstein und Quarz, habe zum Hammerwerck Rittersgrün 225 Fuder in zwey Tagen meßen laßen.“

und über die oberen Maßen:

Wird der Stroßenbau auf dem Stunde 6 streichenden und Süd fallenden Eisenstein Flöß Lager bey 2 Ltr. Teufe unterm tag mit 2 Mann in Morgen betrieben, solches Lager ist 5 bis 6 Ellen mächtig und führt Kalkstein und Quarz. Habe laßen in zwey Tagen 300 Fuder Flöße zum Pfeilhammer und Obermittweidaer Hammer vermeßen laßen.“

Aha: Die Fundgrube lieferte also an Carl Heinrich von Elterlein auf dem Arnoldshammer in Rittersgrün, während die oberen Maßen Ludwig Heinrich von Elterlein auf dem Pfeilhammer und den Nietzsche'schen Hammer in Obermittweida belieferten.

  

Der neue Betriebsführer, Herr Richter, entfaltete im Auftrag der neuen Gewerken auch gleich neue Aktivitäten, das Ausbringen langfristig zu sichern und mutete erneut vor dem zuständigen Bergamt (40014, Nr. 211, Film 0009):

Auf Ihro Churfürstl. Durchl. zu Sachsen unseres genädigen Herrn Berg Freyheit muthe und begehre ich Endesunterschreibender bey der Treuen Freundschaft Maaßner Flößgrube an der Kleinmittweyda in Crottendorfer Waldrefier

Eine gevierte Maaß

Welche an der mitternächtl. Ecke der 2ten oberen Treuen Freundschafter gevierten Maaß angeschloßen und mit ihrer Länge bis an die morgenl. Ecke genannter Maaß gestrecket, die Breite aber von mehr benannter Maaß gegen Mitternacht geleget werden soll.

Mit gehorsamster Bitte, diese gevierte Maaß zum Besten der Treuen Freundschaft Maaßner Flößzeche (schwer lesbar ?) zu verleihen und zu bestätigen,

22. Januar 1804.“

Christian Friedrich Richter, Schichtmeister     

Auch diese Maß wurde ihm am 9. Februar 1804 bestätigt und im Verleihbuch eingetragen (40014, Nr. 43, Blatt 233).

Anfang 1804 heißt es in Körbach´s Fahrbogen aber, die Oberen Maßen seien unbelegt und würden in Fristen gehalten. Stattdessen waren 2 Mann bei Treue Freundschaft gevierte Fundgrube angelegt. Dort baute man in 2 Lachtern Tiefe in Morgen das dort etwa 2 Lachter (etwa 4 m) mächtige Lager im Strossenbau ab, wobei 180 Fuder gewonnen und „ans Rittersgrüner Hammerwerk vermessen“ worden sind (40014, Nr. 213, Film 0011).

In den nächsten beiden Quartalen Trinitatis und Crucis 1804 war es gerade umgekehrt: Der Geschworene fand die Fundgrube unbelegt und stattdessen baute man wieder in den Oberen Maßen ab. Die Lagermächtigkeit an diesem Ort gab Herr Körbach Trinitatis 1804 mit 4 bis 5 Ellen (etwa 2,1 m bis 2,7 m) an, ansonsten aber ging man beim Strossenbau aber genauso in geringer Tiefe vor und hatte über das Quartal 116 Fuder Kalkstein gebrochen (40014, Nr. 213, Film 0024). Crucis 1804 hatte die Lagermächtigkeit auf bis zu 7 Ellen (rund 3,7 m) zugenommen und von den Oberen gevierten Maßen wurden 260 Fuder an den Pfeilhammer und 130 Fuder nach Obermittweida geliefert.

Den Fahrbögen auf Luciae 1804 zufolge waren im Spätherbst und Winter wieder beide, noch immer nebeneinander bestehenden Gruben mit jeweils 2 Mann belegt. Die Oberen Maßen hatten 60 Fuder ausgebracht, die an den Obermittweidaer Hammer gegangen sind und die Fundgrube 270 Fuder, die allesamt nach Rittersgrün gingen (40014, Nr. 213, Film 0055).

Ähnliches wiederholte sich auch im nächsten Jahr. Nach dem Fahrbogen Körbach´s auf Reminiscere 1805 lagen die oberen Maßen wieder still und man baute wieder nur noch in der Fundgrube ab. Dort wurde mit 2 Mann „in 2 Lachter Teuffe auf dem Stunde 5 streichenden und in Süd fallenden Flößlager, so gegen 3 Ellen mächtig ist, Strossenaushieb in Morgen betrieben.“ Dabei hatte man 130 Fuder ausgebracht (40014, Nr. 232, Film 0008 und 0010).

Trinitatis und Luciae 1805 fanden dann wieder nur die Oberen Maßen bei Körbach Erwähnung. Erst Luciae 1805 baute man auch wieder auf der Fundgrube ab, wobei von dort 200 Fuder nach Rittersgrün, aus den Oberen Maßen dagegen 50 Fuder nach Obermittweida und weitere 150 Fuder an den Pfeilhammer in Pöhla vermessen worden sind (40014, Nr. 232, Film 0039f).

Im nächsten Jahr wurden die Fahrberichte vom damaligen Haushalts- und Generalbefahrungs- Protokollisten im Annaberger Bergamt, welches die früher schönburgischen Revierabteilungen Scheibenberg und Hohenstein nun mit verwaltete, Friedrich August Schmid, unterzeichnet. Er berichtete von den Befahrungen im Quartal Reminiscere 1806 (40014, Nr. 233, Film 0016) unter Punkt:

9. Treue Freundschaft gev. Fdgr. in Churfürstl. Waldung, Krotendörfer Refier.

„Dieses Grubengebäude ist mit drei Mann belegt, durch welche ein 10° nördlich sich verflächendes, Std. 10,4 streichendes, mehrere Lachter mächtiges Urkalklager mittels Abbaus von Tage nieder gewonnen wird.

Es wird jedoch dieser Bau nur im Winter betrieben, wobei den Arbeitern das Fuder incl. Gezähhaltung und Förderung für – 5 Gr. verdingt ist.“

Und weiter:

10. Treue Freundschaft gevierte Maaßen ebendaselbst.

„Wird im Winter nicht betrieben.“

Es heißt hier ausdrücklich, daß man auf der Fundgrube ,vom Tage nieder', respektive im Tagebau und nicht untertage baute. Die knappen Angaben Körbach's könnte man auch dahingehend verstehen, daß man ‒ wenngleich in sehr geringer Teufe von 2 bis 2½ Lachtern ‒ aber eben untertage abbaute. Warum man ausgerechnet im Winter in diesen, doch sehr nah am Kamm des Gebirges gelegenen Gruben im Tagebau arbeitete und warum man die Maßen periodisch liegenließ, erklärt sich daraus nicht und kann eigentlich nur damit zusammenhängen, daß hier Tagelöhner beschäftigt waren, die im Sommer bei der Feldarbeit auf den Bauerngütern bessere Bezahlung gefunden haben.

So notierte auch Herr Schmid, daß er beide Gruben Trinitatis 1806 wieder unbelegt vorfand.

Der Nachfolger Körbach's in der Funktion als Geschworener im Bergamt zu Scheibenberg, Christian Friedrich Schmiedel, hielt in seinen Fahrbögen auf das Quartal Reminiscere 1807 dann fest, es seien in der 9. und 10. Woche (40014, Nr. 235, Blatt 89f):

in meinem Beisein (...) ingl. bei Treue Freundschaft Fundgrube in Königl. Waldung über Mittweida 190 Fuder Eisensteinflöße vermeßen, auch hierüber die gewöhnlichen Maßverzeichnisse von mir gefertiget und an das Rentamt Schwarzenberg, ingleichen an das Bergamt Scheibenberg und an den Hammerwerks Inspector Börner zu Eibenstock übersendet und eingereicht worden.“

Die Aufsichtsfunktion der Geschworenen über das Ausbringen und die Abrechnung blieb also immer bestehen, während sich die Erwähnungen in den Fahrbögen von nun an deutlich reduzierten (vgl. auch 40014, Nr. 236).

  

Der Protokollist Friedrich August Schmid vom Bergamt zu Annaberg setzte im Jahr 1807 auch den folgenden Grubenaufstand zu den Oberen Maßen auf, der uns zum Fortgang des Abbaus ausführlicheren Aufschluß gibt (40001, Nr. 115). Eine Abschrift davon findet man auch in den Grubenakten (40169, Nr. 317, Blatt 1ff). Diese Kopie ist allerdings nur vom Schichtmeister unterzeichnet, während die Oberbergamtskopie vom Protokollisten und späteren Berggeschworenen Schmid gegengezeichnet worden ist.

   


Aufstand und Grubenbericht Von der Flößzeche Treue Freundschafter Maaßen und Wehre an der Kleinen Mittweyda in der Königl. Crottendorfer Waldung an der 4ten Rundung gelegen, Quartal Trinitatis 1807, No. 9te Woche. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40001 (Oberbergamt Freiberg), Nr. 115, Blatt 241.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

    

Das Transkript dieses Grubenberichtes (40001, Nr. 115, Blatt 241ff) lautet:

praesentum den 4ten Juni 1807   

Aufstand und Grubenbericht
Von der Flößzeche Treue Freundschafter Maaßen und Wehre an
der Kleinen Mittweyda in der Königl. Crottendorfer Waldung an der 4
ten
Rundung gelegen,
Quartal Trinitatis 1807, No. 9
te Woche.

1. Beschreibung des dasigen Flößlagers

„Dieses Eisenstein- Flöß- oder Kalcksteinlager liegt in dem von dem Fluß Kleinmittweyda gegen Mittag Morgen in den ersten 60 Lachtern etwas steil, dann aber etwas sanft ansteigenden Glimmerschiefergebürge und hält sein Streichen hora 5 (75° Ostnordost) und das Fallen unter 20 Grad in Mittag (gegen Süden); die Mächtigkeit dieses Lagers läßt sich zur Zeit noch nicht ganz genau bestimmen, indem das wahre Hangende noch bis jetzt nicht hergestellet ist; bisher hat man solches 1 ½ bis 2 Lachter mächtig abgebaut. Seyne größte Mächtigkeit scheint jedoch bey der Fundgrube oder am Fuße des ansteigenden Gebürges zu seyn, als woselbst es mehrere Lachter mächtig ist; dahingegen selbiges weiter in Morgen sich mehr zerklüftet und einschlagende Fäulen darinnen befindlich sind.

Anmerkung des Verfassers an der Seite: Wirklich ist dieses Urkalklager die Fortsetzung des ungefähr in 1 Stunde Entfernung davon gegen Ost aufsetzenden Crottendorfer.“

Anmerkungen von uns: Die Meinung, daß es sich bei den Kalklagern zwischen Hammerunterwiesenthal im Südosten, Kretscham- Rothensehma, Crottendorf und Oberscheibe im Nordwesten um einen zusammenhängenden Lagerzug handele, der nur noch nicht überall erschürft und bloßgelegt worden sei, findet man oft in der alten Literatur.
Mit dem Begriff
„Fäule“ wurden von den Alten Bereiche benannt, in denen Umbildung zu Dolomit oder von Klüften ausgehende, tiefreichende Verwitterung das Gestein zum einen unbrauchbar, zum anderen aber auch weniger standfest und brüchig machten.

 

2. Bebauung des Lagers

„Das vorgedachte Eisenstein Flößlager wird mittels Abfüllung von 2, 5 bis 6 Ellen hoher Dammerde entblößet, und dann stroßweise von Tage nieder abgebaut, und da das Lager selbst sehr zerklüftet ist, so wird die Gewinnung der Flöße größtentheils ohne Schießen bewerkstelliget, die dasigen Geding Arbeiter erhalten pro Fuder zu gewinnen, zu scheiden und zu vermessen, - Th. 4 Gr., 6 Pf. Wobey sie überdies noch für Schmiedekosten, Stahl und Pulver, selbst auch für Anschaffung des Gezähes stehen müssen. Die größte Teufe so bis jetzt auf diesem Bau, oder bey Ende der 1ten oberen Maaß erlanget worden, beläuft sich auf 3 bis 3¼ Lachter, und gegen 30 Lachter lang abgebaut und stehet das Lager unter dieser Sohle bey obgedachter Mächtigkeit an.

Anmerkung des Verfassers an der Seite: „Es ist übrigens (unleserlich: durch den Stolln?) Christian Fortuna gelöset, welcher am Mittweidabach angesetzt, Stunde 10,2 16 Lachter gegen Süd erlängt ist und ganz in Zimmerung steht.“

3. Belehnung

„Dieses Gebäude ist belehnt mit
- 5 gevierten Maßen,
- 4 gevierten Wehren und
- 1 Stolln.“

4. Belegung (Luc. – Rem.)

„2 Mann Geding Arbeiter, welche aber aus Mangel der Flöß Abnahme nur jährlich zwey Quartale arbeiten können und gewöhnlich die übrigen zwey Quartale in Fristen gehalten werden.“

5. Vergewerkung

„Bestehet aus zweyen Eigenlöhnern, wovon zum Hammer nach Obermittweyda 32 Kuxe und zum Hammer nach Pfeilhammer 96 Kuxe gehören.

Übrigens werden die jedesmaligen Quartalskosten von den Eigenlöhnern bezahlet und diese erhalten dagegen die gewonnenen Flöße nach der Bergamts Taxe: - Th. 6 Gr. – Pf. wobey zur Zeit noch keine Grubenschulden entstanden. Der Receß hingegen beläuft sich bis mit Schluß vorigen Quartals Reminiscere a. c. auf

253 Th. 12 Gr. 2 ¼ Pf.“

6. Ausbringen der Eisenstein Flöße.

„Bei diesem seit den Jahren 1796 und 1797 neu erschürften Eisenstein Flößlager sind in allen bis Schluß vorigen Quartals Reminiscere a. c.

6.280 Fuder Flöße, an Betrag für

1.570 Th. - -

ausgefördert worden.“

7. Aussichten pp.

„Da dieses Eisenstein Flößlager nur erst gegen 30 Lachter Länge ganz oberflächlich, und zwar nur bey 1 Lachter Höhe abgebaut, auch die Flöße daselbst, sowohl auf der Sohle, als auch weiter ins Feld gegen Morgen von obbemerkter Mächtigkeit anstehen, so entspringt die Hoffnung, daß hieselbst in der Folge der Zeit noch eine ansehnliche Quantität dergleichen Flöße ausgefördert werden können.“

Bergamt Annaberg im Monat Juni 1807

Friedrich August Schmid, Geschw.       Christian Andreas Richter, Schichtmeister.

   

Der unter Punkt 2 beschriebene Abbau zeigt uns den ziemlich bescheidenen technischen Stand. Aus den Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach wußten wir ja auch schon, daß der erste Wasserlösestolln Christian Fortuna Stolln hieß. In den oben auch schon erwähnten Erzlieferungsextrakten (40166, Nr. 26) wurde dieser Stolln in den Jahren 1804 und 1805 als Christiana Fortuna Stolln zusammen mit den Treue Freundschaft'er Maßen aufgeführt.

Von Interesse ist hier weiter der Punkt 3: Die Feldgröße ist in der Zwischenzeit nämlich gegenüber den Angaben in der Croquis aus dem Jahr 1799 wieder auf knapp 38% ihrer ursprünglichen Größe reduziert worden. An die Stelle der Fundgrube ist nun der Stolln getreten, welcher 1799 zwar schon dargestellt und etwa 32 m lang gewesen ist, aber noch nicht als Zubehör verliehen gewesen ist.

   


Ausschnittsvergrößrung aus dem  oben schon gezeigten Grundriß: Tatsächlich ist das nördliche (hier das linke) Maß hier beschriftet mit: „ist abgebaut und ins freie gelaßen.“

  

Aus dem Punkt 5 von Schmid's Bericht können wir weiter erfahren, daß die ursprünglichen Eigenlehner inzwischen Gewerkschaften gebildet hatten und daß die sämtlich vergewerkten Kuxe nun den Hammerwerksbesitzern in Obermittweida und in Pöhla gehörten; bei letzteren kann es sich zu dieser Zeit nur um Mitglieder der Familie von Elterlein gehandelt haben. Drei Viertel der üblichen 128 Kuxe gehörten dabei zum Pfeilhammer in Pöhla, das übrige Viertel zum Obermittweida'er Hammerwerk, nach 1731 also dem Herrn Dr. Andreas Nitzsche.

Leider nennen uns auch die Verfasser dieses Grubenaufstand wieder nicht die Namen der Eigenlöhner, welche den Abbau eigentlich betreiben haben, so daß wir nicht sicher sein können, ob 1807 immer noch die Herren Hecker und Neubert beteiligt gewesen sind. Herr Schneider war ja schon 1803 ausgeschieden und hatte das Inventar der Grube Treue Freundschafter obere gevierte Maßen an den Schichtmeister, Herrn Richter zu übergeben.

Die Bemerkung jedenfalls, daß die Eigenlöhner sämtliche Ausgaben selbst trugen und im Gegenzug dafür die gewonnenen Flöße nach der Bergamts- Taxe erhalten, weist darauf hin, daß sie jetzt nicht mehr dabei waren, sondern die Kuxbesitzer nun auch die Betreiber geworden sind. Damit waren die eigentlichen Finder des Kalklagers jedenfalls aus dem Geschäft raus.

Da uns diese Angelegenheit auch noch wiederbegegnen wird, sei darauf hingewiesen, daß hiernach alle 128 Kuxe den Gewerken gehörten; Freikuxe gab es ‒ zumindest zu diesem Zeitpunkt ‒ nach Schmid's Bericht anscheinend wohl noch nicht. Dies wurde aber knapp 40 Jahre  später anders dargestellt...

  

Hinsichtlich der im Punkt 6 genannten Fördermenge ist unbedingt anzumerken, daß die hier (und besonders im Eisensteinbergbau sehr häufig) verwendete Mengeneinheit Fuder zwar im Wesentlichen einer Fuhrwerksladung entsprach; sie umfaßte dabei jedoch je nach Dichte des Transportgutes in den einzelnen Bergrevieren und selbst innerhalb derselben stark voneinander abweichende Mengen, zum Beispiel zwischen 25 ⅝ Zentnern bei Henneberg Tiefer Erbstolln zu Oberjugel und 16 ¼ Zentnern bei Holemann Stolln am Steinbache (vgl. Nickerl, 2001). Hinzu kam noch, daß auch das Gewichtsmaß des Zentners vor 1850 nicht vereinheitlicht war und daß der Bergzentner ohnehin mit 112 Pfund (≈ 52,37 kg) noch etwas schwerer, als der heute übliche, metrische Zentner zu 50,0 kg gewesen ist.

Immerhin wurde aber mit einer Verordnung vom 11. April 1823 zumindest innerhalb des späteren Schwarzenberg'er Bergreviers das Fudermaß (als Volumenmaß) auf 25 Kubikfuß = 0,56825 m³ normiert. Innerhalb Sachsens schwankte es dennoch von Revier zu Revier ‒ je nach Verwendung des preußischen oder des sächsischen Fußmaßes ‒ noch zwischen zirka 0,37 und 0,57 m³.

Bei wikipedia.de ist dazu folgende Zusammenstellung zu finden:

Revier /
Revierabteilung
Mengenangabe
 
 
...ergibt in Pfund:
 
...das sind:
Berggießhübel etwa 22 Zentner (zu je 112 Pfund) 2.464 ≈1.152 kg
Johanngeorgen-stadt je nach Bergwerk zwischen 16 Zentner, 7 Stein, 5 Pfund und 25 Zentner, 5 Stein, 7½ Pfund 1.895 bis 2.877 ½ ≈ 886 bis 1.345 kg
Schwarzenberg je nach Bergwerk zwischen 16 Zentner, 7 Stein und 24 Zentner, 3 Stein, 8¾ Pfund 1.890 bis 2.738 ¾  ≈ 884 bis 1.281 kg
Eibenstock je nach Bergwerk zwischen 16 Zentner, 2 Stein, 10 Pfund und 26 Zentner, 1 Stein, 11¼ Pfund 1.830 bis 2.937 ¼ ≈ 856 bis 1.373 kg

Eine Umrechnung der in den alten Akten angegebenen Fördermengen in metrische Massen ist daher bei dieser Maßangabe stets ziemlich schwierig. Während nun Breitenbrunn schon zum Bergamtsbezirk Johanngeorgenstadt gehörte, gehörte Rittersgrün zum Bergamt Schwarzenberg und Crottendorf (auf dessen Flur die Grube lag) schon zum Bergamt Annaberg (bis 1847 noch zum vormals schönburgischen Bergamt, später Revierabteilung Scheibenberg) ‒ auch das ist natürlich zu berücksichtigen.

Nehmen wir daher nun die Schwankungsbreite der Schwarzenberg'er Maße zur Grundlage und bilden deren Mittel, was uns auf 1.082,5 kg oder etwas mehr als 1 t Masse pro Fuder führt, so entspräche das oben genannte Ausbringen für den Zeitraum seit der Erschürfung 1796 bis Reminiscere 1807 also etwas mehr als 6.300 t, respektive einer durchschnittlichen jährlichen Fördermenge von zirka 630 t.

Die in der Bergbaumonographie (Hoth et. al. 2010) getroffene Angabe, daß in dem Zeitraum von 1791 bis 1800 3.783 Fuder ≈ 10.000 t ausgebracht worden seien, erscheint uns in Anbetracht der oben beschriebenen Belegung und Abbaumethodik, außerdem der zeitlichen Lücke von 1793 bis 1797 sehr zweifelhaft. Zumindest ist der verwendete Umrechnungsfaktor nicht korrekt gewählt. Rechnet man wieder rückwärts, wöge ein Fuder dann nämlich 2,643 t; was eher der Rohdichte des festen Kalksteins entspricht, aber die Minderung der Schüttdichte von gebrochenem, stückigem Material nicht berücksichtigt und übrigens: Da hätte man in der gebirgigen Gegend schon einen Vierspänner anschirren müssen...

Weitere Belege dafür, daß das Schwarzenberg'er Fuder tatsächlich mit nur knapp einer Tonne Masse einzuschätzen ist, haben wir in den  Grubenakten aus dem Jahr 1857 gefunden.

Da die Grube in der Phase der Einführung des metrischen Systems in der Bergverwaltung in den 1860er Jahren noch in Betrieb gestanden hat und da der damalige Schichtmeister Schubert seine Jahresberichte immer recht gründlich abgefaßt hat, können wir auch zu dieser Zeit noch einmal  nachrechnen und kommen dabei auf eine noch geringere Masse (nämlich nur 750 kg bis 785 kg pro Fuder). Rechnet man mit diesen Zahlen wieder rückwärts, müßte die Schüttdichte des gebrochenen Kalksteins zwischen 1,356 t und 1,377 t pro Kubikmeter ‒ also gerade einmal der Hälfte des oben errechneten Wertes ‒ gelegen haben.

Da es sich im übrigen beim Fuder um ein Volumenmaß handelte, wurde es immer „vermessen“, während Gewichtsmaße, wie der Bergzentner, auch im damaligen Sprachgebrauch „verwogen“ worden sind.

   

Erst ab 1808 berichtete auch der Berggeschworene Christian Friedrich Schmiedel wieder etwas ausführlicher über den Abbau (40014, Nr. 236, Blatt 40, Rückseite):

Montags, 9. Mai 1808, bin ich auf Treue Freundschaft Maaßen, in Königl. Waldung über Mittweida gelegen, gefahren.

Diese Grube ist mit 2 Doppelhäuern belegt, durch welche das dasige Kalksteinlager vom Tage ieder steinbruchweise abgebauet wird. Es ist dasselbe 2 ½ Lachter mächtig,, streicht Stunde 4,4, fällt 20 Grad gegen Mittag Morgen und wird zu Eisensteinflößen benutzt.

Die Treue Freundschaft Fundgrube eben daselbst war unbelegt.“

Im Juli dieses Jahres folgte eine weitere Befahrung, über die jedoch nichts anderes als zuvor zu berichten war (40014, Nr. 236, Blatt 57). Das Ausbringen hielt in nicht unbeträchtlicher Größenordnung an und die Eintragung Schmiedel's vom August 1808 (40014, Nr. 236, Blatt 65), er habe vom „8. bis 10. August bei Treue Freundschaft Maßen... 504 Fuder vermeßen“ lassen und dieser sei „pro Fuder zu – 6 Gr. – taxirt worden,“ nennt uns auch den dazumal erzielten verkaufspreis für den Kalkstein.

Auch im Quartal Crucis 1808 war Herr Schmiedel vor Ort, fand aber nichts Neues vor ‒ der Abbau ging wie zuvor vonstatten (40014, Nr. 236, Blatt 79). Außerdem notierte er von seiner Befahrung am 23. September des Jahres aber noch: „Sodann habe ich noch einige Schurfarbeiten in dieser Gegend besichtiget.“

Man schaute sich also offenbar schon zu diesem Zeitpunkt auch in der Umgebung nach neuen Abbaufeldern um.

Vom letzten Quartal Luciae 1808 fand der Geschworene vor allem zu berichten, man baue nun wieder bei Treue Freundschaft Fundgrube ab, dort waren am 30. November vier Mann angelegt, und auch dort baute man „vom Tage nieder steinbruchweise“ den Kalkstein ab (40014, Nr. 236, Blatt 96).

   

 
 
 

Zum Kalksteinabbau unter denen von Elterlein (1809 - 1846)

  

Unsere Vermutung oben bezüglich der Eigentumsverhältnisse bestätigt sich anhand der Grubenakten (40169, Nr. 317): Spätestens ab 1809 waren die von Elterlein die alleinigen Besitzer der Flößzeche, denn ein Gesuch vom 21. Juni dieses Jahres (Blatt 30 der Akte) trägt die gemeinschaftliche Unterschrift: Gebrüder von Elterlein.

In diesem Gesuch ging es darum, daß die Bergbehörde normalerweise von den als Schichtmeistern und Rechnungsführern eines Bergwerkes bestellten Personen die Hinterlegung einer Kaution bei der Bergamtskasse forderte. Die von Elterlein baten nun in ihrem Gesuch das Bergamt, dem „von uns demselben aufgetragenen Rechnung (und) Verwaltung“ Schichtmeister Gottlob Friedrich Müller diese Kaution zu erlassen und erklärten sogar, daß sie sich „auch verbindlich (machen), für dessen facta und neglocta (sinngemäß: alles, was er getan oder unterlassen hat) zu stehen und zu halten.“

   


Das im Text oben genannte Gesuch der Gebrüder von Elterlein aus dem Jahr 1809 trägt nicht nur deren gemeinschaftliche Unterschrift; erhalten blieb sogar noch ihr Siegel. Das Gesuch ist seltsamerweise mitten in der Akte abgeheftet und trägt den Vermerk: „Caßiert.“ ‒ es hatte sich also erledigt und sollte eigentlich schon in die Makulatur wandern... Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 317, Blatt 30, Veröffentlichungsgenehmigung vom 10.06.2022, AZ 12-1642/183/22.

   

Der Fahrbericht des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel aus dem Quartal Trinitatis 1809 lautet fast wie der vorige (40014, Nr. 236, Blatt 131). Es standen nun wieder die Maßen in Betrieb:

5ten April 1809 bin ich auf Treue Freundschaft Maaßen in Königl. an der 4ten und 5ten Rundung gelegen gefahren.

Abbau eines Kalksteinlagers.

„Diese Grube ist mit 2 Mann, als 1 Doppelhäuer und 1 Knecht belegt, mit welchen das dasige Kalksteinlager vom Tage nieder steinbruchweise abgebaut wird. Es ist dasselbe 2 ¾ Lachter mächtig, streicht Stunde 4,4 und fällt etliche 20 Grad gegen Mitternacht Abend. Der hier gewonnen werdende Kalkstein wird als Zuschlag beim Eisensteinschmelzen benutzt.

Sodann habe ich noch einige im Gegengebirge dieser Grube im Umtriebe stehende Schurfarbeiten in Augenschein genommen.“

Erneut fanden damit auch Untersuchungen im Umfeld der Kalksteingrube Erwähnung; diesmal ist zudem näher erwähnt, daß sie zu dieser Zeit am Gegenhang, also westlich der Kleinen Mittweida stattfanden.

Der Fahrbericht Schmiedel's vom Juli 1809 besagt nur, es sei keine zu vermeldende Veränderung vorgefallen und der Abbau gehe wie zuvor vonstatten (40014, Nr. 236, Blatt 165, Rückseite). Seine Notiz über das Ausbringen im Quartal zeigt wieder die beachtliche Förderung (40014, Nr. 236, Blatt 180). Es waren immerhin volle vier Tage erforderlich, um die Menge von 780 Fudern ordnungsgemäß zu vermessen.

Im Oktober des Jahres 1809 war offenbar wieder die Fundgrube mit 3 Mann belegt, auch dort baute man nach wie vor im Tagebau ab (40014, Nr. 236, Blatt 193). Nicht anders ging es auch in den Folgejahren ab (vgl. 40014, Nr. 245, Film 0051 und 0075).

    

Im Oktober 1810 hat man offenbar wieder die Fundgrube belegt, wie der betreffende Eintrag des Geschworenen Schmiedel in seinem Fahrbogen vom 24. Oktober dieses Jahres zeigt (40014, Nr. 245, Film 0112). Hier waren jetzt 3 Häuer und 1 Knecht angelegt. Ansonsten aber hatte sich nichts verändert: Man baute wie zuvor „vom Tage nieder steinbruchweise“ ab.

Regelmäßig überwachte Herr Schmiedel auch das Vermessen der geförderten Flöße, woraus wir erfahren, daß es im November 1810 wieder volle zwei Tage gedauert hat, bis 160 Fuder, vermessen waren (40014, Nr. 245, Film 0124). Das Ausbringen muß zu dieser Zeit beachtlich gewesen sein, denn am 6. und 7. Dezember war Her Schmiedel erneut zugegen, um dem Vermessen weiterer 240 Fuder beizuwohnen, und am 17. und 18. Januar 1811 hatte man schon wieder 150 Fuder zum Vermessen aufgehaldet (40014, Nr. 245, Film 0128 und 0144).

Bis zum Dezember dieses Jahres blieb man dann auf der Fundgrube tätig (40014, Nr. 245, Film 0269) und auch im Januar 1812 war die Fundgrube belegt (40014, Nr. 250, Film 0013). Das nächste Mal war der Geschworene erst wieder im November 1812 zugegen, um das Vermessen von 300 Fudern Kalkstein zu überwachen (40014, Nr. 250, Film 0118).

Für das Jahr 1813 fanden wir nur einen Befahrungsnachweis durch den Geschworenen ‒ es war aber eben auch nur ein Steinbruch und außerdem zogen zu dieser Zeit französische, wie alliierte Truppen durch Sachsen... Der Geschworene notierte dazu in seinem Fahrbogen auf die erste Woche Luciae 1813, daß er „wegen der durch hiesige Stadt gegangenen starken Truppen Durchmärsche und übrige militärische Ereignisse keine Berggebäude befahren“ konnte (40014, Nr. 251, Film 0099).

Erst am 8. November dieses Jahres war Herr Schmiedel wieder einmal am Oberlauf der Kleinen Mittweida, fand dort die Fundgrube mit 4 Häuern und 1 Knecht belegt, ansonsten aber alles wie zuvor auch vor (40014, Nr. 251, Film 0113). Außerdem hatte er am 16. und 17. November 1813 dem Vermessen von 150 Fudern Kalkstein beizuwohnen, damit auch wieder alles seine Ordnung hatte (40014, Nr. 251, Film 0123).

Auch bei seinen nächsten Befahrungen am 28. März und am 24. Öktober 1814 war alles bei diesem Stand geblieben (40014, Nr. 252, Film 0029 und 0088). Am 1. Dezember 1814 war er noch einmal dort und notierte über die Treue Freundschaft Fundgrube, daß „das allhier aufsetzende, gleich unter Tage befindliche, 2 bis 3 Lachter mächtige Kalcksteinlager durch die hier in Arbeit stehenden 5 Mann ... vom Tage nieder steinbruchweise abgebauet wird.“ (40014, Nr. 252, Film 0098)

Nichts anderes hatte er auch nach seiner Befahrung am 21. Februar 1815 zu bemerken, nur wurden Sodann (...) noch 100 Fuder Flöße vermessen und á Fuder – 8 Gr. – taxiert.“ (40014, Nr. 254, Film 0016) Auch den Verkaufswert des ausgebrachten Kalksteins legte dazumal die Bergbehörde fest.

   

Offenbar nach einem dieser regelmäßigen Besuche der Berggeschworenen auf der Grube wandte sich dann Johann August von Elterlein mit folgendem Schreiben vom 14. März 1815 an das Bergamt in Scheibenberg (40014, Nr. 211, Film 0106):

Lieber Herr Geschworener,

durch Ihren heutigen Discour aufmerksam gemacht, daß für die Zukunft die Flöße gesucht werden können, so will ich anstatt eine Maaß zu verkaufen, zu der Treuen Freundschaft Flößzeche noch zwey Maaßen hiermit muthen und die Legung derselben mir, bis ich die Grube im Beysein Ihrer zu befahren das Vergnügen gehabt habe, mir vorbehalten. Ich bitte diesen Brief als förmliche Muthung legal anzunehmen und habe die Ehre mit aller Achtung zu seyn,

Ihr ganz ergebenster Johann August von Elterlein, Major“   

Bei dem Verfasser dürfte es sich um einen der Söhne Hans Heinrichs von Elterlein aus der Rittersgrüner Linie gehandelt haben. Aus dem Brief geht jedenfalls hervor, daß die von Elterlein zu diesem Zeitpunkt ‒ Sachsen hatte an der Seite der napoleonischen Truppen gerade die Befreiungskriege verloren und in Wien tagte 1815 der nach dieser Stadt benannte Kongreß der Siegermächte ‒ eigentlich beabsichtigten, die Förderung einzuschränken. Der Hinweis des Geschworenen auf eine möglicherweise bald steigende Nachfrage bezog sich wohl nicht nur auf die Beseitigung der Kriegsschäden, sondern auch auf die zu erwartende Übernahme der Preußischen Reformen im Königreich Sachsen und die damit verbundene Stärkung der Gewerbefreiheit.

Die Gebrüder von Elterlein teilten jedenfalls am 17.4.1815 dem Bergamt die von ihnen beschossene Lage und Unterteilung der zusätzlichen Maße mit (40014, Nr. 211, Film 0108f) und erhielten diese am 29.4.1815 zugunsten der Treue Freudschaft gevierte Fundgrube auch bestätigt (40014, Nr. 211, Film 0107 sowie 40014, Nr. 43, Blatt 269). Anstelle der zuerst gedachten zwei ganzen Maße wurden es aber nun acht gevierte Wehre, davon fünf auf der mittägigen Seite, zwei auf der abendlichen und eins an der südöstlichen Ecke der bereits in Lehn habenden Maßen.

Ein Jahr später, am 25. Juni 1816 mutete auch Carl Ludwig von Elterlein auf Pfeilhammer (in Pöhla) noch einmal Abbauflächen hinzu (40014, Nr. 211, Film 0120), nämlich: „die im Freien gelaßnen eine gevierte mitternächtliche Maaß nebst zwei an de Morgenseite derselben im Freien liegenden gevierten Wehre zugunsten der Treue Freundschaft gevierte Fundgrube.“ Diese Flächen wurden ihm am 7. September 1816 dann auch bergüblich verliehen (40014, Nr. 43, Blatt 274).

 

In der Zwischenzeit fanden auch weiter regelmäßig Befahrungen statt; bei seiner nächsten Befahrung am 26. Oktober 1815 fand der Scheibenberg'er Berggeschworene Christian Friedrich Schmiedel freilich wieder alles unverändert vor (40014, Nr. 254, Film 0091). Und am 22. und 23.11.1815 waren dann wieder 250 Fuder Kalkstein zu vermessen (40014, Nr. 254, Film 0099).

Dasselbe liest man über seine Anwesenheit auf der Treuen Freundschaft Fundgrube am 12. Januar 1816 (40014, Nr. 257, Film 0005).

Im August 1816 liest man im betreffenden Fahrbogen des Geschworenen dann, er habe am 2. August „in Königl. Waldung Mittweidaer Revier in der Nähe der Treuen Freundschaft Ffößgrube einige gangbare Schürfarbeiten besehen“ und am 6. August 1816 „bin ich wiederum, und zwar auf beschehenes Ansuchen des Hammerwerksbesitzers Herrn von Elterlein auf Pfeilhammer in Königl. Waldung Mittweidaer Revier, woselbst ganz in der Nähe der Treuen Freundschaft Fundgrube, nach Eisensteinflößen geschürft wird, gewesen und habe, damit nicht die neuen Schürfer das Grubenfeld jener Fundgrube berühren, verschiedenes expediert.“ (40014, Nr. 257, Film 0068 und 0069) Erneut hat Herr Schmiedel am 15. Oktober 1816 „einige in Königl. Waldung über Mittweida gangbare Schurfarbeiten besehen“ (40014, Nr. 257, Film 0090).

Es suchten also zu dieser Zeit noch andere ebendort ziemlich intensiv nach abbauwürdigem Kalkstein... Leider nennt uns Herr Schmiedel deren Namen nicht, aber da wir in den Verleihbüchern aus dieser Zeit keine Eintragungen neuer Grubenfelder Dritter gefunden haben, dürften alle diese Schurfarbeiten wohl erfolglos geblieben sein.

Am 12. September 1816 war dann turnusgemäß auch wieder eine Befahrung der Treuen Freundschaft Fundgrube fällig, über die er notierte, es stünden hier 4 Mann in Arbeit, „als 1 Versorger, 1 Häuer und 2 Knechte, durch welche das dasige, Std 5,0 streichende, ungefähr 10 Grad gegen Mittag fallende, 1 Lachter mächtige Kalksteinlager vom Tage nieder steinbruchweise abgebauet“ wird (40014, Nr. 257, Film 0081).

Die Eintragung in seinem Fahrbogen vom Quartal Luciae 1816 ist fast gleichlautend, nur wird die Mächtigkeit des Lagers nun wieder mit 2½ Lachtern angegeben  (40014, Nr. 257, Film 0103). Am 9. und 10. Januar 1817 waren dann wieder 160 Fuder und am 3. Februar des Jahres erneut 140 Fuder ausgebrachter Kalkstein zu vermessen (40014, Nr. 258, Film 0004f und 0013). Anfang März hatte man schon wieder insgesamt 190 Fuder Kalkstein zum Vermessen bereit (40014, Nr. 258, Film 0023 und 0028).

Auch bei seiner Befahrung am 3. März 1817 lief der Abbau in gleicher Weise fort und bemerkenswert war für Herrn Schmiedel zu diesem Tag nur noch, er habe „sodann (...) noch einige unterhalb dieser Flößzeche, jedoch ebenfalls in Königl. Waldung auf Eisenstein betrieben werdende Schurfarbeiten besehen.“ (40014, Nr. 258, Film 0022) Oh, diesmal nicht auf Kalkstein... Die dürften aber gleichwohl erfolglos geblieben sein, denn auch jetzt folgen keine neuen Eintragungen in den Verleihbüchern aus der betreffenden Zeit.

Während sich auch bei seiner Befahrung noch am 18. Juli 1817 (40014, Nr. 258, Film 0065) nichts wesentliches verändert hatte, fand Herr Schmiedel dann am 14. August 1817 auch wieder die Treue Freundschaft'er Maaßen belegt vor, woselbst 4 Mann in Arbeit standen. Das Lager sei hier allerdings nur ½ bis ¾ Lachter mächtig und werde, wie im benachbarten Feld der Fundgrube auch, „vom Tage nieder steinbruchweise“ abgebaut. Sodann waren hier noch 30 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 258, Film 0073).

Ob Fundgrube und Maße tatsächlich zeitgleich parallel betrieben worden sind, oder ob man die Belegschaft nur an verschiedenen Stellen der beiden Grubenfelder ‒ die ja beide inzwischen dieselben Besitzer hatten ‒ einsetzte, ist nicht so richtig klar, denn bei seinen Befahrungen am 9. September und am 9. Oktober 1817 fand der Geschworene wieder die Fundgrube und just ebenfalls mit 4 Mann belegt vor... (40014, Nr. 258, Film 0080 und 0087) Dasselbe liest man auch von seiner Befahrung am 5. November des Jahres, nur hatte sich die Mächtigkeit des Kalksteinlagers im aktuellen Aufschluß nun wieder auf 3 Lachter vergrößert (40014, Nr. 258, Film 0097).

Luciae 1817 hatte man offenbar eine besonders hohe Förderung erzielt, denn Herr Schmiedel hatte bereits vom 17. bis 19. November 350 Fuder Flöße zu vermessen, wovon 200 Fuder nach Rittersgrün und 150 an den Breitenhof'er Hammer bei Breitenbrunn gingen, und vom 15. bis 17. Dezember 1817 waren schon wieder 355 Fuder zum Vermessen bereit (40014, Nr. 258, Film 0101 und 0107).

  

Folgende Anzeige an das Bergamt Scheibenberg vom 5. Januar 1819 (Blatt 3 der Akte) über die vorgesehene Neubesetzung der Schichtmeisterstelle trägt die Unterschrift der gegenwärtigen Besitzer:

Gebrüder von Elterlein
Hans Heinrich und Elterlein´s Erben.
Rittersgrün und Großpöhla.

Man ersieht daraus noch einmal, daß auch die Rittersgrüner Linie der von Elterlein Anteile an dieser Zeche gehabt hat. Dagegen taucht Herr Nitzsche in Obermittweida nun nicht mehr auf.

In dieser Anzeige heißt es, daß wir in der Anstellung des jüngeren Müller´s, Sohn des zeitherigen Schichtmeisters Müller, unsere Wünsche erfüllt sehen würden.“ Dessen Vater Gottlob Friedrich Müller trat offenbar aus Alters- und Krankheitsgründen von dieser Stellung zurück und verwendete sich in einem von ihm an das Bergamt gerichteten Brief ebenfalls für die Anstellung seines Sohnes August Heinrich Müller, obwohl dieser eigentlich nicht über eine entsprechende Ausbildung verfügte (Blatt 4f der Akte): Darin lobte er den Sohn, „welcher mich in meiner letzten Krankheit nach allen seinen Kräften unterstützt und welcher auch die mir anvertrauten, dem Erliegen nahe gewesenen Gruben durch seine Mühe und Fleiß besser vergewerkt und jetzt wieder zur Gangbarkeit gebracht hat...“

Offenbar lag der Abbau zwischendurch tatsächlich zur Gänze brach, denn der Bergschreiber August Christian Mathesius hatte am 20. September 1817 schon einmal zu Protokoll genommen, daß Ludwig Heinrich von Elterlein zu Großpöhla die Flößzeche Treue Freundschaft Maßen über Mitweide losgesagt und ins Freie gegeben (habe), weil das dasige Feld nunmehro abgebaut ist. (40169, Nr. 317, Blatt 6 der Akte)

Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang, daß es ursprünglich zwei andere Besitzer (Schneider und Hecker, sowie später Neubert) gegeben hat. Hieraus folgt nun wohl, daß der Besitzer des Pfeilhammers den einen und der Besitzer des Rittersgrüner Hammers den anderen Teil des Grubenfeldes übernommen hatte. In den oberen (nordöstlichen) Maßen keilte nach den geologischen Beschreibungen das Kalklager aber aus.

  

Der Scheibenberger Berggeschworene Christian Friedrich Schmiedel war auch in der folgenden Zeit regelmäßig vor Ort und notierte etwa in seinem Fahrbogen vom 6. September 1819, daß mit 4 Mann Belegschaft „das 1 Lachter unter Tage aufsetzende (...) Lager vom Tage nieder steinbruchweise abgebaut“ werde (40014, Nr. 261, Film 0077). Der zu entrichtenden Ladegelder halber war der Geschworene jedesmal dabei, wenn der ausgebrachte Kalkstein vermessen wurde. So waren am 15. Oktober des Jahres durch den Geschworenen 636 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 261, Film 0088).

Hinsichtlich der Art und Weise des Abbaus hat sich zu dieser Zeit kaum etwas geändert, denn auch im Fahrbogen vom 8. September 1820 heißt es, daß die Grube Treue Freundschaft mit 5 Mann belegt sei (40014, Nr. 262, Film 0078). Durch diese werde „das gleich unter Tage aufsetzende 2½ bis 3 Lachter mächtige, aus dichtem Kalkstein bestehende Lager vom Tage nieder steinbruchweise“ abgebaut. Der Kalkstein wurde nach Rittersgrün, nach Großpöhla, an den Pfeilhammer und den Hammer Breitenhof geliefert. Bei seinem nächsten Besuch vor Ort am 5. März 1821 fand der Geschworene demgegenüber erstmal keine bemerkenswerten Veränderungen im Betrieb vor (40014, Nr. 264, Film 0026).

Am 10. Mai 1821 notierte Herr Schmiedel in seinem Fahrbogen (40014, Nr. 264, Film 0049):

Treue Freundschaft Fundgrube in Königlicher Waldung über Mittweyda betreff.

„Diese Eigenlöhnerzeche ist mit 5 Mann belegt, durch welche das allhier gleich unter Tage aufsetzende, Stunde 4,4 streichende, ungefähr 20 Grad gegen Mittag Morgen fallende, gegen 3 Lachter mächtige, aus dichtem Kalkstein bestehende Lager, vom Tage nieder steinbruchweise abgebaut wird. Der hier gewonnen werdende Kalkstein wird auf den Hammerwerken Rittersgrün, Großpöhla und Breitenhof als Zuschlag beym Eisensteinschmelzen verbraucht.“

Fast gleichlautend ist auch sein Fahrbericht vom 10. August dieses Jahres, nur war ein Mann abgegangen und nur noch 4 Mann auf der Grube angelegt (40014, Nr. 264, Film 0079). Vom 29. bis 31. Oktober hatte der Berggeschworene dann die ausgebrachten 480 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 264, Film 0104) und am 5. und 6. Dezember des Jahres standen noch einmal 400 Fuder zum Vermessen an (40014, Nr. 264, Film 0115).

Das Ausbringen an Kalkstein dürfte in dieser Zeit vergleichsweise stabil bei mehreren hundert Fudern gelegen haben, denn wir fanden wir in den Fahrbögen von Herrn Schmiedel aus dem Jahr 1822 die Eintragungen, er habe vom 9. bis 11. Oktober dem Vermessen von 450 Fudern und am 6. und 7. November dieses Jahres von noch einmal 228 Fudern Flößen beigewohnt (40014, Nr. 265, Film 0070 und 0075). Darüber hinaus aber fand Herr Schmiedel keine bemerkenswerten Veränderungen im Grubenbetrieb vor.

   

Herr Schmiedel wurde in seiner Funktion als Berggeschworener in Scheibenberg im Dezember 1822 durch Herrn Johann August Karl Gebler abgelöst (40014, Nr. 265). Auch der neue Geschworene hatte das Vermessen des ausgebrachten Kalksteins zu überwachen und notierte in seinen Fahrbögen aus dem Jahr 1823, er habe am 7. und 8. Oktober des Jahres dem Vermessen von 250 Fudern Eisensteinflößen und nochmals am 19. und 20. Oktober von weiteren 200 Fudern beigewohnt (40014, Nr. 267, Film 0069 und 0074).

Dieselben Vermerke findet man in den Fahrbögen des Berggeschworenen aus dem Jahr 1824, als er am 15. Oktober das Vermessen von 101 Fudern, am 28. Oktober von 200 Fudern und nochmals am 1. November 1824 von 70 Fudern Flöße überwachte (40014, Nr. 271, Film 0063.und 0065).

Auch in der zweiten Hälfte des Jahres 1825 war Herr Gebler auf der Grube zugegen, um am 20. Oktober dem Vermessen von 100 Fudern, am 16. November von weiteren 125 Fudern und am 10. Dezember von noch einmal 150 Fudern Flöße beizuwohnen (40014, Nr. 273, Film 0070. 0077 und 0082).

Auch im Jahr 1826 war Herr Gebler behufs der Überwachung des Vermessens der ausgebrachten Flöße wieder vor Ort und zwar waren am 16. August nur 15 Fuder und am 11. September 25 Fuder zu vermessen (ungewöhnlich geringe Mengen, aber vielleicht bedurfte einer der Abnehmer mal kurzfristig eine Lieferung, 40014, Nr. 275, Film 0061 und 0070). Die übliche Menge fiel dann wieder im Winterhalbjahr an: Herr Gebler benötigte volle drei Tage vom 16. bis zum 18. Oktober 1826, um 430 Fuder zu vermessen und war nochmals am 29. November des Jahres zugegen, um weitere 100 Fuder zu vermessen (40014, Nr. 275, Film 0082 und 0093). Die Jahresförderung belief sich also hiernach auf 530 Fuder Kalkstein.

Nicht anders war es im Jahr 1827. Herr Gebler war viermal vor Ort (am 13. September, am 26. und am 30. Oktober sowie am 26. November) , um dem Vermessen von jeweils 100 Fudern (am letzten Tag von 150 Fudern) Eisensteinflößen beizuwohnen (40014, Nr. 275, Film 0070, 0080, 0082 und 0086). Die Gesamtförderung lag demnach 1827 bei 450 Fudern.

Im Folgejahr 1828 war der Geschworene nur zweimal vor Ort (am 30. Oktober und am 25. November), um insgesamt 220 Fuder ausgebrachten Kalksteins zu vermessen (40014, Nr. 280, Film 00080 und 0089).

1829 war Herr Gebler am 7. und am 9. November zugegen, um 650 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 280, Film 0165). Aus dem Jahr 1830 liegen keine solchen Eintragungen in den Fahrbögen vor.

  

Wieder einige Zeit später, am 8. Juli 1830 protokollierte der damalige Bergamts- Assessor Bernhard von Fromberg, daß „auf Vorschlag des Eigenlehners von Treue Freundschaft gevierte Fundgrube Flößzeche im Crottendorfer Forst, Herrn Hans Heinrich von Elterlein in Rittersgrün,“ die Funktion des Schichtmeisters dem Herrn Christian Carl Gottlieb Schubert übertragen werden solle. Dessen Vergütung sollte 1 Thl. 8 Groschen pro Quartal betragen (40169, Nr. 317, Blatt 6b). Die Anstellung des Herrn Schubert wurde vom Bergamt am 7. Oktober des Jahres auch genehmigt.

Die Anzeige hierüber datiert auf den 7. Juli 1830 (40169, Nr. 317, Blatt 7). Herr Müller hatte wohl inzwischen neue Aufgaben, denn es heißt darin, er könne unsere von ihm administrierte Eisenstein- Flößgrube... fernerhin nicht mehr administrieren. Unterzeichnet ist diese Anzeige interessanterweise jetzt nur noch von Hans Heinrich von Elterlein in Rittersgrün. Möglicherweise hatte sich Ludwig Heinrich von Elterlein in Großpöhla demnach aus dem Betrieb dieser Flößzeche also ganz zurückgezogen. Wie wir in unserem  Beitrag zu dem dortigen Kalksteinabbau schon recherchiert hatten, besaß dieser ja mit der Grube Neusilberhoffnung in Pöhla selbst eine Kalkstein- und Eisenerzgrube, quasi direkt vor seiner Haustür.

Am 11. November 1831 war Herr Gebler dann wieder auf der Grube, um dem Vermessen von diesmal nur 100 Fudern beizuwohnen (40014, Nr. 281, Film 0072).

Dagegen interessierte sich das Bergamt (und der Geschworene als dessen Vertreter) für den Grubenbetrieb offenbar in dieser Zeit gar nicht mehr, da der Kalkstein eigentlich ja unter die grundeigenen Rohstoffe fiel. Fahrberichte zur Grube gibt es in den Fahrbögen des Geschworenen aus dieser Zeit jedenfalls nicht.

    

Schließlich beabsichtigte Hans Heinrich von Elterlein in den 1830er Jahren dann aber, seinen Hammer in Rittersgrün zu verkaufen. Dazu sollte eine Versteigerung (Subhastation) angesetzt werden. In Vorbereitung derselben hatte Hans Heinrich von Elterlein das Kreisamt in Schwarzenberg um eine Taxation seines Hammerwerks gebeten. Dieses wiederum wandte sich am 22. Mai 1832 zwecks Bewertung der unter die Zubehörungen des Rittersgrüner Doppelhammers zu rechnenden Flößzeche an das Bergamt und bat um dessen Bewertung. Man solle doch den Werth der Bergtheile der Zeche aus den vorhandenen Grubenregistern, iedoch ohne besondere Befahrung, ermitteln.

Das Bergamt Scheibenberg sandte daraufhin den uns ja schon bekannten Berggeschworenen Gebler aus, der in seinem Fahrbogen auf den 6. und 7. Juni 1832 festhielt, er habe sich an diesen Tagen „in Betreff der von Eu. Wohllöbl. Kreißamt zu Schwarzenberg gewünschten Taxation der Flößgrube Treue Freundschaft Fdgr. in Königl. Waldung Krottendorfer Revier, zu dem Hammerwerk Rittersgrün gehörig, die nöthigen Erforschungen und Erörterungen unter Grundlage eines Extraktes aus der Receßstube angestellt und die an das Königl. Bergamt deshalb erforderliche Abzeige gefertigt.“

Dieser Anfrage verdanken wir dann auch die  folgende Aufstellung des Bergamtes Scheibenberg vom 4. Juni 1832 über das Ausbringen und den Ertrag der Flößzeche in den zuvor vergangenen zehn Jahren ab 1822.

  


Extract, was bey der Grube treue Freundschaft gevierte Fdgr. in königlicher Waldung im Criottendorfer Refier in den letzten 10 Jahren von 1822 bis mit 1831 an Eisenstein Flößen ausgebracht worden und die Bezahlung dafür betragen hat, ingleichen was Ausbeute ausgefallen ist. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 317, Blatt 11, Veröffentlichungsgenehmigung vom 10.06.2022, AZ 12-1642/183/22.

  

Es heißt hier unten noch ferner: Belehnt ist diese Grube mit 1 Fundgrube und 1 unterem Maß geviertes Feld nebst 11 gevierten Wehren. Gegenüber der letzten Aufstellung aus dem Jahr 1807 hat sich die Feldgröße folglich wieder verändert, wohl auch in Zusammenhang mit der Lossagung des Ludwig Heinrich von Elterlein gehörigen Anteils im Jahr 1817. Tatsächlich ist die hier angegebene Feldgröße aber wieder auf 12.152 m² angewachsen, was etwa 84% der schon 1799 verliehenen Fläche ausmachte (40169, Nr. 317, Blatt 11ff).

Für die eigentliche Taxation der Flößzeche vom 10. Juni 1832 rechnete deren Verfasser, dessen Unterschrift leider kaum leserlich ist, mit 400 Fudern mittlerer Jahresfördermenge, dafür 146 Thalern Bezahlung, wobei im Schnitt 31 Thaler Ausbeute verblieben. Unter der Voraussetzung, daß sich der Abbau noch auf eine Dauer von 20 Jahre erstrecke, schätzte er den Kaufpreis für die Flößzeche auf 300 Thaler ein. (Genau diese Summe hat der  Käufer später auch gezahlt.)

Allerdings wies er noch darauf hin, daß die Flößzeche nach der Eintragung im Gegenbuch beim Bergamt anteilig auch der Gattin Christiane Caroline von Elterlein gehöre.

Zu der beabsichtigten Versteigerung ist es aber wohl doch ‒ zumindest noch nicht gleich ‒ nicht gekommen, denn volle zwei Jahre später, am 5. Oktober 1834, erbat das Kreisamt in Schwarzenberg vom Bergamt in Scheibenberg eine Ergänzung der Taxation, denn die Subhastationspotenten wollten die Immobiliarbesitzungen ad nastam (für diese Formel haben wir bisher keine Entsprechung finden können) gebracht wissen und man solle doch bitte noch eine Beschreibung der Zeche beifügen.

Es folgte noch einiges Hin und Her zwischen den beteiligten Behörden und erst am 10. Februar 1835 schickte dann das Kreisamt ein Blanquett für die öffentliche Ankündigung der Versteigerung zwecks Mitzeichnung durch die Bergbehörde zum Bergamt. Dem stimmte diese auch 14 Tage später zu (40169, Nr. 317, Blatt 28, Rückseite). Ob es aber zu dieser Zeit wirklich schon zur Veräußerung des Doppelhammers einschließlich der Flößzeche durch die von Elterlein gekommen ist, verraten uns zumindest die Bergamtsakten nicht... So weit wir in Erfahrung bringen konnten, dauerte es noch einmal weitere zehn Jahre bis zum Verkauf (s. u.).

   

Die oben gezeigte Aufstellung reichte logischerweise nur bis zum abgelaufenen Jahr 1831. Im Jahr 1832 war der Geschworene Gebler danach noch zweimal auf der Grube anwesend, nämlich am 2. Oktober und am 15. und 16. Oktober 1832, um insgesamt 400 Fuder Flöße zu vermessen (40014, Nr. 281).

Auch Luciae 1833 war Herr Gebler zum Vermessen des ausgebrachten Kalksteins vor Ort, welcher sich diesmal auf die Menge von 330 Fudern belief (40014, Nr. 281). Bereits im Jahr 1834 war der Geschworene einmal ‒ ausweislich seiner Fahrbögen ‒ überhaupt nicht auf der Grube. Erst am 1. September 1835 hat er dann hier wieder 169 Fuder Flöße vermessen (40014, Nr. 289). Auch im Jahr 1837 war Herr Gebler überhaupt nicht auf dieser Grube zugegen und Trinitatis 1838 schied er aus dem Dienst in Scheibenberg ganz aus (40014, Nr. 294).

Ab Reminiscere 1840 wurde die Funktion des Berggeschworenen dort dann mit Theodor Haupt neu besetzt (40014, Nr. 300). Herr Haupt war am 2. September 1840 aber nur einmal zugegen und notierte in seinem Fahrbogen nur kurz: „Auf Treue Freundschaft gev. Fdgr. werden wie früher die Flöße steinbruchmäßig gewonnen.“

Weil Herr Haupt zwischenzeitlich andere Aufgaben übertragen bekam, vertrat ihn ab Luciae 1840 dann der Schichtmeister Friedrich Wilhelm Schubert aus Raschau in seiner Funktion als Geschworener. Als solcher war letzterer am 6. Oktober 1840 hier und hinterließ uns in seinem Fahrbogen wieder einmal eine etwas ausführlichere Beschreibung:

Treue Freundschaft gev. Fdgr.

 Eisensteinflöß Tagebruch beaugenscheiniget und bemerkt, daß dieser Flößbruch gegen 80 Schritte hora 5,4 in Ost vom Kleinen Mittweider Fluße entfernt liegt, am südl. langen Stoße die Flöße über 3,0 Lachter hoch 9 Lachter lang am Tage heraus anstehen. Nächstdem 25 Ltr. weiter gegen Süd entfernt, befindet sich auf eben diesem Eisensteinflößlager ein zweiter Tagebruch, in welchem die Formation der Flöße gleich deren im untern Bruch ist: nehmlich das Lager streicht hora 3,6 und fällt 15 – 20 Grad in Südwest, bei 0,7 Ltr. über der jetzigen Sohle im untern Bruche ist gegen 0,2 Ltr. stark noch ein parallel streichen und fallendes Lager eine Einlagerung im Glimmerschiefer befindlich. Im Laufe dieses Sommers sind im untern Bruche 357 Fuder Flöße und im obern Bruche 156 Fuder, in Summa 513 Fuder Eisensteinflöße gewonnen worden. Die Arbeiter beabsichtigen künftig nicht im Sommer in den ersterwähnten Tagebrüchen Flöße zu gewinnen, sondern im Winter das Mittel zwischen beiden Tagebrüchen mittelst Ort und Förstenbau abzubauen, um dadurch im Winter Beschäftigung zu erlangen, weil außerdem dort nichts zu verdienen sein soll. Obgleich der Plan nicht zu verkennen wäre, so ist doch der Zweck der Tagebrüche vorzuziehen, indem die Flöße billiger und ohne Holz gewonnen werden können. Drey Mann, welche als Weilarbeiter zu betrachten, gewinnen auf Verlangen des Hammerwerks Rittersgrün die erforderlichen Flöße.“

Außerdem war Herr Schubert vom 13. bis 15. Oktober 1840 auf der Grube, um die oben schon genannte Menge Kalkstein zu vermessen.

Die Akte des Bergamts Schwarzenberg enthält dazu den Fahrbogenvortrag des Schichtmeisters Schubert und des Geschworenen Schütz, worüber Bergschreiber Friedrich Wilhelm Lange am 24.10.1840 in Annaberg protokollierte (40169, Nr. 317, Blatt 30, Rückseite), daß man bei Treue Freundschaft gevierte Fundgrube beabsichtige, nicht mehr nur während des Sommers in den dasigen, hora 3,6 streichenden (54° Nordost) und unter 15° bis 20° in Südwest einschießenden Flößlagern vorhandenen, beiden Tagebrüchen Flöße zu gewinnen, sondern auch während der Wintermonate das zwischen beiden Tagebrüchen vorhandene, circa 25 Lachter lange Mittel mittelst Ortsbetriebes und Förstenbaues abzubauen, um sich dadurch für den Winter Beschäftigung zu verschaffen.

Das Bergamt wollte sich damit jedoch nicht einverstanden erklären, da einmal der Eigenlöhnerschaft das zu dem projectirten Abbau nöthige Holz nicht bewilligt werden kann, zum anderen, weil die Flöße dadurch ungleich theurer werden müßten. Erst 13 Jahre später wurde dann doch ein neuer, tieferer Wasserlösestolln aufgefahren.

An dieser Stelle ist auch zum einzigen Mal ausdrücklich von zwei Tagebrüchen die Rede.

Als Herr Schubert am 2. Dezember 1840 die Grube noch einmal besuchte, fand er sie unbelegt vor (40014, Nr. 300). Wer will auch schon im Winter im Freien arbeiten...

  

Auch im Jahr 1841 war Theodor Haupt von höherer Stelle mit anderen Aufgaben betraut. Diesmal vertrat ihn in seiner Funktion als Berggeschworener der Rezeßschreiber Lippmann aus Annaberg. Derselbe war im ganzen Jahr 1841 aber nur einmal, und zwar am 3. November 1841 hier, um die ausgebrachten Flöße zu vermessen.

Aus den beiden folgenden Jahren gibt es ebenfalls nur die eine Notiz in den Fahrbögen der Berggeschworenen, daß Herr Lippmann am 8. Juni 1842 hier gewesen ist, um die geförderten Flöße „an das Großpöhlaer Hammerwerk“ zu vermessen (40014, Nr. 321). Obwohl der Aktenbestand der Fahrbögen noch bis Reminiscere 1847 reicht (40014, Nr. 322), ist in diesem Zeitraum keine einzige Befahrung der Grube durch die Berggeschworenen mehr dokumentiert.

  

Ab 1842 forderte das Oberbergamt in Freiberg genauere Angaben über die Ausbeute und Verlagserstattung einzelner Gruben von den Revierbergämtern ab. Von 1842 bis 1848 enthält die Akte daraufhin mehrere Schreiben aus Annaberg an das Oberbergamt, welche uns zumindest über Ausbeute und Verlag (Rückerstattung aufgewandter Kosten) der Flößzeche weitere Angaben liefern (40169, Nr. 317, Blatt 32-38). Wir fassen sie der Einfachheit halber tabellarisch zusammen.
  
Abrechnungszeitraum Ausbeute Verlagserstattung
Luciae 1842 96 Thl. 25 Ngr. 6 Pf. 22 Thl. 17 Ngr. 1 Pf.
Reminiscere 1843 25 Thl. 18 Ngr. - Pf. keine Angabe 
Luciae 1843 78 Thl. 18 Ngr. - Pf. 13 Thl. 4 Ngr. 5 Pf.
Reminiscere 1844 93 Thl. 26 Ngr. - Pf. 32 Thl. 28 Ngr. 6 Pf.
Luciae 1845 106 Thl. 20 Ngr. - Pf. 18 Thl. 12 Ngr. 6 Pf.
Luciae 1848 128 Thl. - Ngr. - Pf. keine Angabe

  

Wie man aus dieser Tabelle ersieht, brachte der Kalksteinabbau den Eignern durchaus ziemlich konstant einen Gewinn und zwar zwischen 6 Neugroschen 1843 und 1 Thaler 1848 pro Kux und Jahr. Da die Kuxe fast vollständig in den Händen der von Elterlein lagen, gingen also die in der Tabelle genannten Summen an sie. Ab 1845 ist in dieser Abrechnung auch angegeben, daß es nun drei Freikuxe gegeben habe (ohne daß hier angegeben ist, zu wessen Gunsten diese vergeben waren), auf welche keine Zubuße zu entrichten war, folglich aber auch kein Verlag erstattet worden ist. Nur der Gewinn wurde auf alle 128 Kuxe zu gleichen Teilen aufgeteilt. Die tatsächliche Ausbeute verminderte sich für die von Elterlein´s dadurch um drei Hundertachtundzwanzigstel.

Dies war knapp 40 Jahre  zuvor wohl noch nicht so. Ob überhaupt und wann diese Freikuxe eigentlich vergeben worden sind, darüber gab es  später noch langes Hin uns Her und leider haben wir die Grubenregister, die in diesem Schriftverkehr erwähnt werden und die uns darüber Aufschluß geben könnten, noch nicht wiedergefunden...

    

Wie oben schon zu lesen stand, war im Jahr 1835 schon einmal eine Subhastation des von Elterlein'schen Doppelhammerwerks in Rittersgrün beabsichtigt (30016, Nr. 1274 und 1275). Im Jahr 1842 ist dann aber dessen Besitzer, Hans Heinrich von Elterlein, verstorben (12613, 200, Blatt 344). Als seine Erben nennt eine Verkaufsurkunde des Gerichtsamts Schwarzenberg (12613, Nr. 200, Blatt 353-362b),

  • den Herrn Appellationsgerichtssekretär Carl Heinrich von Elterlein in Zwickau,

  • das Fräulein Ida Amalie von Elterlein zu Rittersgrün, sowie

  • den Herrn Hermann Moritz von Elterlein in Zwickau.

Diese verkauften nach Ausweisung dieser Akte am 7. Oktober 1846 dann wirklich und nun endgültig

A. das Arnoldische Hammerwerk und
B. den Rothen oder Schm
ertzingischen Hammer

für den stattlichen Gesamtpreis von 40.500 Thalern an die damaligen Besitzer der Erla'er Eisenhütte, Carl Gotthilf Nestler und Eduard Wilhelm Breitfeld. Die Erben behielten sich allerdings noch das Wohnrecht im zugehörigen Gutshaus auf Lebenszeit vor. Die Flößzeche Treue Freundschaft machte von dieser Gesamtsumme nur die früher taxierten 300 Thaler aus.

Ebenfalls im Jahr 1846 verkaufte dann auch Carl Ludwig von Elterlein auf Pfeilhammer das letzte, noch im Besitz der Familie befindliche Hammerwerk an die Firma Gebr. Porst & Co. Sechs Jahre später gab er den Erzbergbau auf und verkaufte auch die bis dahin noch von ihm betriebene Flöß- und Eisenerzgrube Neusilberhoffnung in Pöhla an die Gebrüder Porst (40022, Nr. 404).

Die späteren Nachkommen der von Elterlein wandten sich dem Kaufmannsstand zu, wurden Beamte oder Offiziere; andere verließen die deutsche Heimat gleich ganz (wikipedia.de).

   

 
 
 

Zum Kalksteinabbau unter Nestler & Breitfeld (1846 - 1869)

  

Nach einem Gerichtsbuchauszug des Gerichtsamtes Scheibenberg, den wir in einer Akte der Forstverwaltung (30316, Nr. 266) gefunden haben, hatten die Besitzer des Eisenwerkes in Erla bei Schwarzenberg, Carl Gotthilf Nestler und dessen Schwiegersohn Eduard Wilhelm Breitfeld, die Grube Treue Freundschaft erst am 14. September 1850 für die Kaufsumme von 300 Thalern erworben. Aus der Firmenleitung ist Herr Nestler allerdings aus Altersgründen 1856 ausgeschieden; seitdem leitete sein Schwiegersohn Breitfeld auch den Betrieb auf dieser Flößzeche allein.  

Nur ein Jahr darauf, am 22. Mai 1851, wurde das Gesetz, den Regalbergbau für das Königreich Sachsen betreffend, verabschiedet. In diesem (und zwar speziell im Abschnitt I. § 9) war die Trennung zwischen grundeigenem Bergbau und Regalbergbau klarer als bisher geregelt. In Umsetzung der neuen Regelungen faßte man am 5. Januar 1852 in der Finanz- Ministerial Canzlei in Bergsachen Entschließung, daß nun auch die Forstbehörden über das Ausscheiden der Flößzechen aus dem Bergressort in Kenntnis zu setzen seien (10036, Loc. 41747, Rep. 09b, Lit. F, Nr. 8). Diese Regelung betraf fast ein Dutzend ausschließlich oder zum Teil auf Kalkstein bauender Gruben, die teils dem Bergamt in Johanngeorgenstadt (etwa die Zwölf Lehen Zeche bei Rittersgrün), teils dem Bergamt Schneeberg (Weißer Adler bei Antonsthal) und teils dem inzwischen vereinigten Bergamt in Annaberg (mit Marienberg, Scheibenberg und Oberwiesenthal), wie es bei der Treuen Freundschaft gevierte Fundgrube der Fall war, zugeordnet waren.

Man betonte allerdings, daß „deren auf Grund der bisherigen Verfassung durch gültige Beleihung reguliertes Rechtsverhältnis zwar hierdurch keine Änderung erleidet,“ wies aber zugleich darauf hin, daß dies dann nicht mehr gelte, wenn es zu einer etwaigen Ausdehnung ihres Betriebes über die Grenzen der bisherigen Beleihung hinaus käme.

Im Zuständigkeitsbereich des Bergamtes Annaberg betraf dies nun folgende drei Gruben:

  • Fester Schlägel gevierte Fundgrube im Pökelwalde bei Raschau,
  • Neuer Segen Gottes gevierte Fundgrube am Eisenberg und Stümpfel im Wiesenthaler Forst gelegen, und eben die uns hier interessierende
  • Treue Freundschaft gevierte Fundgrube am Eisenberge in Crottendorfer Waldung.

Bei den zahlreichen anderen, dazumal im Bergamtsrevier bestehenden Kalksteingruben (etwa in Oberscheibe und Crottendorf) gab es demzufolge nie eine bergamtliche Verleihung, so daß diese auch nie bergamtlicher Verfügung unterlegen haben, sondern sich schon immer mit den jeweiligen Grundbesitzern ins Benehmen zu setzen hatten.

   

Bevor das Oberbergamt hierzu in Dresden Bericht erstattete, holte es bezüglich der einzelnen Gruben Stellungnahmen der örtlich zuständigen Bergämter ein. Dazu aufgefordert, mußte das Bergamt Annaberg dann am 9. März 1852 nach Freiberg berichten, man könne die Originale der Beleihungsurkunden besagter Zechen nicht mehr auffinden; auch nicht bei deren Besitzern. Na, so was...

In Anbetracht dessen, daß es sich eigentlich nur um Flößzechen handele, habe jedenfalls eine „Verlochsteinung“ (also eine amtliche Berainung) und eine „Croquirung“ (also eine markscheiderische Aufnahme) gewöhnlich gar nicht stattgefunden.

Nun ‒ diese offenkundige Unkenntnis bei der Bergbehörde war ganz gewiß nur den erst kurz zurückliegenden Umstrukturierungen geschuldet, denn wir haben ja wenigstens einen Riß mit Eintragung der verliehenen Maße und Wehre aus dem Jahr  1799 schon gesehen... Auch hatte Markscheider Neubert diesem Bericht des Bergamts einige „zeichnerische Darstellungen“ beigesteuert, die ja schließlich auch auf irgendeiner, und eigentlich auch beim Bergamt abgelegten Rissunterlage beruht haben mußten.

   


Anlagen zum Bericht des Bergamtes Annaberg vom 9. März 1852 an das Oberbergamt in Freiberg: Zeichnerische Darstellung des bergamtlich verliehenen Feldes von Treue Freundschaft gevierte Fundgrube von Markscheider H. M. Reichelt aus dem Jahr 1852. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10036 (Finanzarchiv), Loc. 41747, Rep. IXb, Lit. F, Nr. 8, Blatt 12, Gesamtansicht, Norden ist oben rechts, Veröffentlichungsgenehmigung vom 7. Juni 2022, AZ 12-2642/183/24.

   


Ausschnittsvergrößerung aus obiger Zeichnung von Markscheider Reichelt aus dem Jahr 1852. Das hier dargestellte Grubenfeld entspricht noch genau dem auch schon auf dem Grubenriß von 1799 dargestellten Feld, jedoch ohne die ursprünglich noch ostwärts anschließenden Maße. Im Vergleich mit dem älteren Riß irritiert diese Darstellung etwas: Die Kleine Mittweida fließt in dieser Darstellung links der Felder und Norden ist (fast) schon oben, während die mehr als 50 Jahre ältere Darstellung quasi nach links verdreht ist.

    

Am 10. April 1852 protokollierte man in Dresden nach Vortrag des Oberbergamtes, daß die im Zuständigkeitsbereich des Bergamtes Annaberg liegenden und von den neuen Regelungen betroffenen drei Flößzechen „besage der einst erteilten Lehnscheine“ (Oh, man hatte sie ja doch gefunden !) „zum Theil auch auf regalische Mineralien beliehen und daher... für Regalgruben zu halten sind.“ Im Falle der Treuen Freundschaft hatte sich bestätigt, daß sie „auf Eisenstein und Flöße“ verliehen war.

Diese Grundsatzentscheidung scheint man wohl nicht allen Beteiligten mitgeteilt zu haben, weswegen sie uns bei verschiedenen Streitfällen mit der Forstbehörde, etwa um den Bau einer Kaue  1858 und um die Zahlung von Grundzinsen  1861, noch wiederbegegnen wird...

Jedoch forderte das Finanzministerium das Oberbergamt noch auf, auch bei den derzeitigen Besitzern nachzufragen, ob sie diese Beleihungen denn auch aufrecht erhalten wollten. Das geschah auch und am 24. Juni 1852 erstatte das Bergamt Annaberg darüber erneut Bericht nach Freiberg, wonach sich die Besitzer aller drei Gruben, namentlich auch Nestler und Breitfeld für ihre Flößzeche Treue Freundschaft gevierte Fundgrube „ausdrücklich für die Beibehaltung der vollen Beleihung“ erklärt hätten. Auf diesem Wege erklärt sich nebenbei auch, wie die Grubenbesitzer vor ihren späteren Streitigkeiten mit der Forstverwaltung Kenntnis von dieser höchstamtlichen Entscheidung erhalten haben.

Daraufhin fiel am 4. Oktober 1852 im Finanzministerium die nun endgültige Entscheidung, daß die betreffenden drei Gruben auch weiterhin dem Regalbergrecht unterliegen sollten. Ein Einspruch des Justizministeriums und die von dieser Seite vorgebrachten Bedenken, die Gültigkeit der Gesetzsprechung im Bergamte Scheibenberg könne gar nicht gegeben sein, wurde unter Hinweis auf den Hauptrezeß mit dem Hause Schönburg von 1740 abgewiesen. Tatsächlich waren die Bedenken der Justiziare aber nicht ganz unbegründet, denn das Gesetz über den Regalbergbau vom 22. Mai 1851 wurde erst am 4. Januar 1857 auch in den Schönburgischen Rezessherrschaften vollumfänglich in Kraft gesetzt.

   

Dem schon aus unserer Tabelle oben ersichtlichen, geschäftlichen Erfolg geschuldet, ließ sich Obersteiger Schubert im Auftrage der neuen Besitzer Nestler & Breitfeld am 1. Oktober 1853 gleich erstmal noch weitere 2 gevierte Maße und 5 gevierte Wehre zum Besten von Treue Freundschaft gevierte Fundgrube ‒ und auch hier wieder für den Abbau auf Eisenstein und Flöße verleihen. Ersteres war für die bergrechtliche Verleihung von Bedeutung, da die Gewinnung von Kalkstein ja eigentlich schon immer grundeigen gewesen ist und damit dem höheren Bergregal gar nicht unterlegen hat. Tatsächlich aber ist hier (im Gegensatz zur Neusilberhoffnung in Pöhla) nie Eisenerz gefördert worden. Damit veränderte sich jedoch auch die Größe des Abbaufeldes erneut und zwar stieg sie auf nun 16.464 m² oder knapp 114% der ursprünglichen Feldgröße vom Jahr 1799 wieder an.

  

Im Jahr 1855 erfolgte dann auch noch die Mutung einer Anna Fundgrube. In diesem Fall entsandte Herr Breitfeld allerdings nicht seinen Schichtmeister, sondern einen „Sportaleinnehmer“ namens Voigt ins Bergamt. Wie Bergschreiber Carl Wilhelm Oehler am 25. August 1855 beurkundete, wurden ihm unter diesem Namen eine Fundgrube und 4 Maße verliehen und zwar „auf einem in der Mitte des Treue Freundschaft Flößbruches in Crottendorfer Waldung entblößten, hora 4 bis 5 streichenden, circa 70° in Südost fallenden Gange auf Silber und alle Metalle, jedoch ohne Anspruch auf Versorgung mit Freiholz.“ (40169, Nr. 5)

Das Grubenfeld der Anna Fundgrube umfaßte 5.390 Quadratlachter und unterlag im Gegensatz zur Flößzeche also von Anfang an dem höheren Bergregal (40169, Nr. 317, Blatt 76).

Über irgendein Ausbringen von Erzen ist freilich zu keiner Zeit etwas dokumentiert. Nur zwei Jahre später wurde das Feld mit dem der Treue Freundschaft Fundgrube  konsolidiert.

  


Croquis über das Grubenfeld von Treue Freundschaft in Crottendorfer Waldung, gefertigt im Oktober 1857 von H. M. Reichelt, Markscheider, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (Fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. k8732.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

   


Ausschnitt aus obiger Croquis: Links das ursprüngliche Grubenfeld, rechts das am 7. Februar 1857 zugunsten der Flößzeche nachgemutete Feld. Blau umrandet das 679 Quadratlachter große Grubenfeld von Anna Fdgr., welches nach den Bemerkungen des Markscheiders auf alle verleihbaren Metalle und Mineralien, namentlich auch auf Gold und Silber, verliehen war, und quer im Feld von Treue Freundschaft gelegen hat. Darin wird der Vorrang des höheren Bergregals gegenüber dem grundeigenen Kalksteinabbau sichtbar.

   

Am 14. November 1853 legte Schubert auch noch Mutung auf den schon Jahre zuvor geplanten, tieferen Stolln beim Bergamt ein (40169, Nr. 317, Blatt 41). Dieser neue Stolln sollte mit etwa 110 bis 115 Lachtern um ein Vielfaches länger werden, als der alte Christian Fortuna Stolln mit seinen 16 Lachtern. Am 1. Dezember 1853 teilte er dem Bergamt weiterhin mit, daß er zwar vom Oberförster Carl Alfred Keilpflug die grundsätzliche Genehmigung zum Stollnbau erhalten habe, dieser ihn jedoch an die Forstmeisterei des Forstreviers Crottendorf mit Sitz in Grünhain verwiesen und zugleich darauf aufmerksam gemacht habe, daß die Grube und natürlich auch der Stolln im fiskalischen Wald liege, folglich auch die Genehmigung des Königlich- Sächsischen Finanzministeriums eingeholt werden müsse. Diese zu erlangen, bat er nun das Bergamt um Unterstützung.

Als Problem erwies sich dabei offenbar die benötigte Haldensturzfläche von zirka 40 Quadratruthen, die aufgrund des engen Talgrundes an das andere Ufer der Kleinen Mittweida ‒ damit aber auch schon in das benachbarte Obermittweidaer Forstrevier ‒ verlegt werden müsse. Das Bergamt wandte sich diesbezüglich auch an seine vorgesetzte Behörde in Freiberg und erhielt von dort am 10. Dezember 1853 dazu Rescript: Da im ehemals schönburgischen Scheibenberger Revier die Regelungen des Berggesetzes von 1851 noch nicht in Kraft seien, habe sich das Bergamt mit der Forstverwaltung selbst „in unmittelbare Vernehmung zu setzen.“

Daraufhin erfolgte das übliche Procedere und der Berggeschworene Thiele vereinbarte mit dem Oberförster eine Localexpedition. Am 13. Januar 1854 berichtete er darüber, daß seitens des Oberförsters Keilpflug dem Vorhaben nichts im Wege stehe, nur müsse auch noch Oberförster Müller aus Markersbach befragt werden, was er, Thiele, angelegentlich anderer Dienstgeschäfte dort aber demnächst übernehmen wolle.

Daraufhin kam es am 4. Februar 1854 zur formalen Verleihung des Treue Freundschaft Erbstollns an die Betreiber der Flößzeche. Die Behördenwege zogen sich allerdings noch bis zum 22. August 1854 in die Länge; erst dann ging auch die vom Rentamt in Schwarzenberg gezeichnete Genehmigung der Forstverwaltung ein.

  

In der Zwischenzeit war Obersteiger Schubert nicht untätig: Im August des Jahres 1854 war die 16 Lachter lange Stollnrösche im Talgrund bereits ausgehoben und in Mauerung gesetzt (40169, Nr. 317, Blatt 47ff).

Aufgrund seiner beim Stollnvortrieb regelmäßig erforderlichen Anwesenheit auf der Grube beantragte Schubert übrigens im September 1854 auch eine Gehaltserhöhung. Abgesehen von der Umrechnung nach Inkrafttreten des 14- Thaler- Münzfußes im Königreich Sachsen im Jahr 1841 betrug sein Gehalt seit 1830 nach wie vor 1 Thaler, 10 Neugroschen pro Quartal. Wegen der wahrhaftig sehr abgelegenen Lage dieser Grube stimmte das Bergamt dem Antrag am 9. September 1854 auch zu und Schubert erhielt nun ‒ allerdings begrenzt auf den Zeitraum des Stollnvortriebs ‒ zusätzlich einen Wochenlohn von 15 Neugroschen zugesprochen.

Am 29. Dezember 1855 genehmigte das Bergamt zu Schubert´s Unterstützung noch die Anstellung des Knappschaftsältesten Friedrich August Wagner aus Rittersgrün als Steigerdienstversorger (40169, Nr. 317, Blatt 51).

  

Eine umfangreichere, nach den 1851 eingeführten Vorgaben des Oberbergamtes aufgesetzte Anzeige über das Berggebäude Treue Freundschaft gevierte Fundgrube an der Kleinmittweida gibt es dann auf das Jahr 1855 (40169, Nr. 317, Blatt 53f). Darin berichtet der Schichtmeister Schubert, unter Punkt B. Abbau, man habe

1. einen Strossenbau im Tagesbruche auf dem hora 5 (also wieder 75° Ostnordost) streichenden, 15° in Mittag fallenden Eisensteinflößlager und zwar unter der zeitherigen Bruchsohle im Quartal Reminiscere an der östlichen Seite des Tagebruchs 1,5 Lachter lang und 2 Lachter tief mit 2 Mann bei verdingter Arbeit und Weilarbeit stoß- und gesenkweise größtentheils gute Flöße ausgehauen.

2. einen Abbau auf dem vorbemerkten Flößlager bei 7,5 Lachter Länge des oberen Stollns angelegt. Es wurde solcher 8 Lachter lang nach dem Streichen und 4 Lachter tief nach dem Fallen des Lagers zu 1,17 Lachter Höhe oder Mächtigkeit größtentheils dichter Kalkstein in Crucis und Luciae mit 3 Mann ausgehauen.

Dabei erstaunt uns, daß offenbar im Winter im Tagebau gearbeitet worden ist, denn das Quartal Reminiscere währt vom 1. Januar bis 31. März. Mitten im Sommer (Crucis ist das Quartal vom 1 Juli bis 30. September) dagegen verlegte man den Abbau nach untertage ‒ und dies, obwohl sich die Flößzeche, wie wir in unserem einleitenden Kapitel vermerkt hatten, ja auf rund 755 m über dem Meer, mithin in einer klimatisch schon ziemlich unwirtlichen Höhenlage befindet. Daß man im letzten Quartal des Jahres dort geblieben ist, ist hingegen wenig verwunderlich, denn im Oktober ist Frost im Gebirge völlig normal.

Hinsichtlich der Entlohnung ist hier zu lesen, daß die Steinbrecher offenbar nach Gedinge bezahlt worden sind; ihre Arbeit aber nicht als fest angestellte Bergarbeiter kontinuierlich verrichtet haben, sondern in „Weilarbeit“ ‒ also quasi im Nebenverdienst.“

  


So hat seinerzeit ein solcher Bericht an das zuständige Bergamt ausgesehen: Anzeige über das Berggebäude Treue Freundschaft gevierte Fundgrube an der Kleinmittweida... zum Behuf des auf das Jahr 1855 einzureichenden Revier Conspectes, unterzeichnet von Christian Carl Gottlieb Schubert, Schichtmeister. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 317, Blatt 53, Veröffentlichungsgenehmigung vom 10.06.2022, AZ 12-1642/183/22.

  

Anhand der hier getroffenen Angaben kann man auch versuchen, das tatsächlich abgebaute Gesteinsvolumen abzuschätzen. Leider fehlt für die Angabe unter 1. für den übertägigen Abbau ein drittes Längenmaß (die Breite des Strossenbaus). Nehmen wir aber einfach an, daß man einen 4 m tiefen Strossenbau wenigstens 2 m (1 Lachter) breit angelegt hat, um darin vernünftig arbeiten zu können, dann ergäbe sich aus diesen Zahlen ein Volumen von 24 m³ Gestein bzw. bei einer Blockdichte von rund 2,6 t / m³ für massiven Kalkstein eine Masse von rund 62 t ‒ inklusive Abraum natürlich, denn es waren ja nur größtentheils gute Flöße.

Demgegenüber war der untertägige Abbau auf dem oberen Stolln ‒ was zu dieser Zeit nur der Christian Fortuna Stolln gewesen sein kann ‒ deutlich umfangreicher: Zusammen mit der von Schubert angegebenen durchschnittlichen Mächtigkeit von 1,17 Lachter ≈ 2,34 m ergibt sich ein abgebautes Volumen von knapp 300 m³ oder fast 780 t Gestein ‒ auch hier natürlich inklusive Abraum. Wahrscheinlich ist der Anteil von Abraum aber doch recht hoch gewesen, denn Schubert führte auf dem folgenden Blatt seiner Anzeige auch auf, daß man in diesem Jahr gerade einmal 120 Fuder Flöße, mit unserem oben schon genannten Umrechnungsfaktor also zirka 130 t, verkauft habe.

Unter C. Hilfsbaue ist nun auch der Tiefe Treue Freundschaft Stolln angeführt, den man in diesem Jahr „mit obiger Belegung im Quartal Trinitatis und Crucis 8,8 Lachter lang zu 1,1 Lachter Höhe und 0,75 Lachter Weite in rolligem Gestein in hora 11,3 in Südost aufgefahren und in Gedinge abgetrieben, so daß die ganze Erlängung desselben vom Mundloche weg 15,8 Lachter beträgt.“

    

Daß der Stolln in rolligem Gestein ‒ spricht in lockeren Talsedimenten ‒ steht, ist in dem nur flach ansteigenden Talgrund, zu dem er zunächst fast parallel verläuft, nicht verwunderlich. Ungewöhnlich aber ist der technische Aufwand, den die Betreiber hier investiert haben, denn Schichtmeister Schubert berichtet auf der Folgeseite in einem separaten Abschnitt, die Grubenmauerung betreffend, man habe

„1. den Tiefen Treue Freundschaft Stolln im Gedinge von 7 bis 10,5 Lachter Länge in elliptische Bruchsteinmauerung mit 0,9 Lachter lichter Höhe und 0,45 Lachter Weite gesetzt“ und die Stollnrösche

2. vor dem Mundloche 4,7 Lachter lang in Scheibenmauerung mit 0,4 bis 1,1 Lachter Weite und 0,3 bis 1,1 Lachter Höhe.

Dieser Stolln war offenkundig von Anfang an für einen längeren Nutzungszeitraum geplant und die Betreiber scheinen mit dem abgebauten Kalkstein tatsächlich ganz gute Einnahmen erzielt zu haben, sonst wäre dieser Stolln nicht so solide gebaut worden...

   


Zweite Seite der Jahresanzeige auf 1855: Oben der Abschnitt die Grubenmauerung betreffend. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 317, Rückseite Blatt 53, Veröffentlichungsgenehmigung vom 10.06.2022, AZ 12-1642/183/22.

   

Die Sache hatte aber noch einen weiteren Grund, denn wenn im Frühjahr der Schnee auf dem Erzgebirgs- Kamm taut oder wenn im Sommer ein Starkregen niedergeht, muß man in den Hochtälern schon mal mit Hochwasser rechnen... Nur kurze Zeit später, nämlich im Jahr 1858, war dies im Westerzgebirge wieder einmal der Fall, wobei die fiskalische Antonshütte in Antonsthal so schwer beschädigt wurde, daß sie danach endgültig aufgegeben worden ist.

Das sah jedenfalls auch die Forstverwaltung so und zeigte dem Bergamt in Schwarzenberg am 25. August 1856 an, daß die Bergehalde vor dem Stollnmundloch inzwischen 8 Ruthen lang und 4 Ellen breit sei und die Kleine Mittweida „aus ihren Ufern gedrängt“ habe. Blöd war nun ja auch noch, daß der Flußlauf hier auch die Grenze zwischen Crottendorf'er und Mittweida'er Forstrevier bildete, so daß man nun sämtliche Karten und Taxationen ändern müsse. Das Forstverwaltungsamt sah sich deshalb veranlaßt, das Königlich Sächsische Finanzministerium als der ihm vorgesetzten Behörde darüber zu informieren, ersuchte zuvor aber auch das Bergamt um eine Stellungnahme.

Das Bergamt antwortete auch kurzfristig am 30. August 1856, berief sich dabei aber zunächst nur auf den ab 1853 hierzu vorangegangenen Schriftverkehr und die ja auch vonseiten der Forstverwaltung erteilte Genehmigung zum Stollnbau. Dennoch entsandte man den Berggeschworenen Theodor Willliam Tröger zu einer Lokalexpedition nach Mittweida, worüber dieser am 17. September 1856 in Schwarzenberg berichtete (40169, Nr. 317, Blatt 58ff). Nach seinem Bericht lag das Mundloch des Stollns an der Westseite der dasigen Waldchaussee von Mittweida nach Gottesgab. Der Stolln unterfuhr also auch in geringer Tiefe sehr spitzwinklig die Forststraße ‒ ein weiterer Grund für den soliden Ausbau.

Die Halde erstrecke sich aktuell über 13,94 Quadratruthen im Crottendorf'er Forstrevier, wodurch sich der Lauf der Kleinen Mittweida tatsächlich verändert habe. Die folgende Skizze Tröger's zeigt die Situation, welche er 1856 dort vorgefunden hatte.

  


Lageskizze zu Mundloch, Stollnrösche und Stollnhalde an der Kleinen Mittweida, aus dem Bericht von Theodor Willliam Tröger vom 17. September 1856 an das Bergamt Schwarzenberg. Norden ist bezeichnet, jedoch wieder einmal entgegen heutiger Gewohnheiten unten. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 317, Rückseite Blatt 59, Veröffentlichungsgenehmigung vom 10.06.2022, AZ 12-1642/183/22.

    

Da der Stolln ja längst noch nicht fertig war, sah Tröger zudem noch einen Bedarf von weiteren 38,33 Quadratruthen Fläche auf der MIttweida'er Seite. Die Sorgen der Forstverwaltung aufgreifend schlug der Berggeschworene vor, daß der Bach ein neues Bett „in gerade Linie“ auf der Mittweida'er Seite der Reviergrenze erhalten solle und „um Abschwemmungen in Fluthzeiten“ zu verhindern, solle die Haldenböschung zum Bachlauf hin „dauerhafte Mauerung“ erhalten. Dem habe auch Schichtmeister Schubert zugestimmt und zugleich das Bergamt gebeten, die Regulierung mit der Forstverwaltung zu übernehmen.

Der Bericht wurde der Forstbehörde zugestellt und die antwortete am 6. Oktober 1856, man hätte doch lieber einen Haldendurchbruch und den alten Lauf wiederhergestellt, um zu vermeiden, daß die Revierkarten geändert werden müßten. Für die heutige Generation sei dazu angemerkt, daß diese Karten noch mit Tusche und Gänsekiel gezeichnet waren und man nicht einfach ein paar Koordinatenpunkte im AutoCAD ändern und anschließend die neue Karte ausdrucken konnte... Außerdem wies man noch darauf hin, daß nach der in der Scheibenberger Revierabteilung ja noch gültigen alten Bergverfassung ja nicht einmal ein Zins für die Überlassung des Waldbodens fällig war; lediglich die Wiederherstellung des Geländes nach dem Ende des Abbaus konnte die Forstbehörde einfordern.

Einen Haldendurchbruch entlang des alten Bachlaufs lehnte nun wiederum aber das Bergamt ab, weil man befürchtete, daß bei Hochwasser eingeschwemmtes Geröll den Stolln verschließen und darin zu einem Rückstau führen könne. Stattdessen schlug man eine „Schützenvorrichtung“ vor, welche es ermöglichen sollte, bei Hochwasser den Bach an der Westseite um die Halde herum zu leiten.

Die Forstbehörde fand diese Lösung „auch nicht ersprießlich“, ging am 7. Februar 1857 schließlich aber doch darauf ein. Auf den wenigen erhaltenen Grubenrissen aus späterer Zeit ist leider stets nur der untertägige Stollnverlauf dargestellt, so daß wir nicht erfahren, ob eine solche „Umleitung“ tatsächlich errichtet worden ist und wie sie ausgesehen und funktioniert hat.

Sehr wahrscheinlich ist aber vonseiten der Behörde hierzu gar keine Entscheidung getroffen worden, denn am 18. September 1861 erinnerte das Forstamt das Bergamt daran, daß die Angelegenheit noch ungeklärt sei (40169, Nr. 317, Blatt 138f). Nun, dem Besitzer wird die Untätigkeit des Bergamts in dieser Hinsicht recht gewesen sein ‒ so konnte er einfach das tun, was ihm am einfachsten erschienen ist...

   

Pflichtgemäß reichte Schichtmeister Schubert etwas später auch einen Betriebs- und Oeconomie- Plan für den folgenden Betriebszeitraum bis 1857 ein (40169, Nr. 317, Blatt 70ff). Aus diesem erfahren wir unter anderem, daß Steigerdienstversorger Wagner eigentlich als Obersteiger auf der Grube Rother Adler in Rittersgrün angestellt war.

Interessanter aber sind die hier angeführten geologischen und betrieblichen Daten: Das Streichen des Kalksteinlagers wird hier jetzt mit hora 3,3 (49,5° Nordost) und sein Fallen mit 16° angegeben. Das Streichen verschob sich gegenüber früheren Angaben (hora 5 bis hora 3,6) hier noch einmal weiter in Nordostrichtung, was natürlich auch mit der jeweiligen Aufschlussituation zusammengehangen haben wird.

Der Tagebruch (Es ist hier nur noch von einem die Rede.) habe eine Ausdehnung von 18 Lachtern im Quadrat und eine Teufe von 5,5 Lachtern (einschließlich Abraum also rund 11 m) erreicht. Dennoch habe man das Lager im Tagebruch noch nicht durchbrochen, woraus zu schließen sei, daß es mindestens 4 bis 5 Lachter Mächtigkeit besitze.

   


So schaute 1855 ein Hauptbetriebsplan für ein Bergwerk aus: Die Titelseite von Schichtmeister Schubert's Betriebs- und Oeconomie Plan für das in der Schwarzenberger Bergamtsrevier (Scheibenberger Abtheilung) gelegene Berggebäude Treue Freundschaft gevierte Fundgrube in fiscalischer Crottendorfer Waldung an der Kleinmittweida auf die Betriebsperiode 1855/57. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 317, Blatt 70, Veröffentlichungsgenehmigung vom 10.06.2022, AZ 12-1642/183/22.

  

Schubert plante für das Jahr 1857 wieder eine Förderung von 400 Fudern, sofern man bis dahin den Tiefen Treue Freundschaft Stolln eingebracht habe. Bis dahin baue man nur im oberen Stolln (also Christian Fortuna Stolln) ab, wo sich der Abbau inzwischen (1856) auf eine Fläche von 6 Lachtern Höhe und 9,5 Lachtern Breite ausgedehnt habe. Das Lager sei dort 1 bis 1,2 Lachter mächtig und bestehe aus Eisensteinflößen mit Glimmerschiefer und Kalkmulm- Ablagerungen. Pro Quadratlachter Abbaufläche gewinne man bis zu 25 Fuder gebrochenen Kalksteins.

Da rechnen wir doch sofort wieder nach: Zum einen hat sich die abgebaute Lagerfläche im Jahr 1856 gegenüber der Angabe in der Anzeige auf 1855 (8 x 4 Lachter Fläche) binnen dieses einen Jahres von 32 Quadratlachtern auf 57 Quadratlachter Fläche, folglich um 25 Quadratlachter oder 100 m² vergrößert. Dieselbe Zahl wird auch in der Anzeige auf das Jahr 1856 genannt (40169, Nr. 317, Blatt 73ff). Für die durchschnittliche Mächtigkeit nehmen wir das Mittel der 1856 angegeben Werte von 1,1 Lachtern an und erhalten eine ausgebrochene Kubatur von etwas über 202 m³ Gestein. Mit der oben auch angesetzten Dichte von 2,6 t / m³ für den kristallinen Kalkstein ergäbe sich somit eine Förderung von reichlich 525 t ‒ selbstverständlich auch hier wieder inklusive nicht verwertbarer Einlagerungen aus Glimmerschiefer und Kalkmulm. Die später eingereichte Anzeige auf das Betriebsjahr 1856 verrät uns hierzu nämlich, daß man in diesem Jahr nur 210 Fuder ausgebracht und verkauft habe, nach unserer Rechnung also rund 227 t oder weniger als die Hälfte der ausgebrochenen Menge.

  

Aber auch dieser Punkt ist von Interesse: Nach Schubert's Angaben nämlich ergäbe 1 Quadratlachter ≈ 4 m² abgebauter Lagerfläche 25 Fuder gebrochenen Kalksteins. Bei einer mittleren Mächtigkeit des Lagers von 1,1 Lachter brach man pro Quadratlachter folglich 8,8 m³ Gestein aus. Das Volumen des gebrochenen, aufgeschütteten Kalksteins war natürlich größer. Bei einer Blockdichte von 2,6 t / m³ wären dies jedenfalls rund 22,9 t Kalkstein.

Dividiert man diese Masse nun durch die Zahl von 25 Fudern, so hat 1857 im Verkauf bei der Flößzeche Treue Freundschaft ein Fuder 0,915 t gewogen. Diese Menge erscheint uns im Vergleich mit der  Tabelle oben ziemlich plausibel... In einem späteren Betriebsplan wird dann auch eine Anzahl von 27 Fudern genannt; damit wäre die Masse eines Fuders noch etwas geringer.

  

Auch die wirtschaftlichen Angaben in Schubert's „Betriebsplan“ machen uns neugierig: Demnach werde das Fuder jetzt für 15 Neugroschen, also einen halben Thaler, verkauft. Die Ausgaben für die Gedingelöhne beliefen sich aber allein schon auf 10 Groschen und für Ausbauholz und Mauerung auf noch einmal 12 Groschen pro Fuder. Auch der Aufwand für den Bau des Tiefen Stollns beliefe sich, einschließlich der Ausmauerung, auf etwa 18 Thaler pro Lachter Vortrieb. Folglich wären bei einer geplanten Förderung von 400 Fudern 1857 zwar Einnahmen von 200 Thalern aus dem Kalksteinverkauf zu erzielen, zugleich aber summierten sich die Gestehungskosten auf 516 Thaler Kosten. Die Differenz mußte durch Zubußen gedeckt werden... So richtig gewinnträchtig erscheint dies dann doch wieder nicht. Vor allem: Wo kam dann eigentlich eine Ausbeute her ?

  

Ferner erfahren wir aus diesem Betriebsplan noch, daß der Tiefe Stolln ungefähr 78 Lachter Länge bis zum Durchschlag ins Kalklager erreichen und dort 5,3 Lachter (10,6 m) Teufe unter der derzeitigen Bruchsohle einbringen werde. Davon waren inzwischen 33,5 Lachter aufgefahren, respektive ein Zuwachs von 17,7 Lachtern binnen des zurückliegenden Jahres. Freilich verlief der Stolln bis dahin noch immer in der Sedimentdecke im Talgrund, was zwar den Vortrieb erleichterte, aber umgekehrt die schwerköstige Ausmauerung erforderlich machte. Aus der Anfang 1857 aufgestellten Anzeige erfährt man noch, daß in der Stollnsohle nun immerhin der liegende Glimmerschiefer erreicht worden ist.

Außerdem hatte Schubert auch noch die Stollnrösche auf 20 Lachtern Länge ‒ allerdings bei einem lichten Querschnitt von nur noch 0,15 Quadratlachtern (also etwa 0,3 x 0,5 Lachtern Breite und Höhe) ‒ in Bruchsteinmauerung mit Dachsteinen setzen lassen.

Aber auch in der Abbauweitung im Oberen Stolln war nun schon Grubenmauerung erforderlich: Die inzwischen ja beachtlich gewordenen Spannweiten unterstützte man sicherheitshalber durch vier Mauerpfeiler von bis zu 2,2 Lachtern (4,4 m) Höhe und wenigstens 1½ Ellen Länge und Breite. Wohl auch, um Baumaterial für alle diese Zwecke zu gewinnen, hatte man die Stollnhalde des Oberen Stollns abgetragen und zur Zeche plaziert.

Alle diese Arbeiten hatte man mit einer Belegung von 4 Knechten ausgeführt.

    

Am 18. Juli 1857 nahm das Bergamt in Umsetzung des Berggesetzes von 1851 dann die förmliche „Umwandlung“ der Grubenfelder vor. Die Akte besagt dazu, daß das verliehene Grubenfeld der Flößzeche zu diesem Zeitpunkt 12.936 Quadratlachter oder nach neuer Rechnung 13 Maßeinheiten umfaßte (40169, Nr. 317, Blatt 74).

Dasselbe erfolgte unter demselben Datum auch für die  1855 verliehene Anna Fundgrube. Zur Anerkennung der dazu von Markscheider H. M. Reichelt nachgebrachten Croquis (oben schon gezeigte Grafik) kam Schichtmeister Schubert ins Bergamt. Da es sich nun formal aber um eine andere Grube handelte, mußte Schubert für diese allerdings noch als Schichtmeister bestellt werden, was auf schnell nachgereichten Antrag am 17. Oktober 1857 durch das Bergamt erfolgt ist (40169, Nr. 5).

Am 11. November 1857 mutete Schubert im Auftrag der Besitzer dann noch einmal weitere 8.232 Quadratlachter hinzu, so daß die Feldgröße nunmehr 22 Maßeinheiten umfaßte.

Am 30. Dezember 1857 teilte Schichtmeister Schubert dann dem Bergamt mit, daß der Besitzer Breitfeld die Konsolidation von Treue Freundschaft Fundgrube und Anna Fundgrube beabsichtige. Dadurch vergrößerte sich das Grubenfeld noch einmal um deren Fläche, die über den Umriß der Treue Freundschaft Fundgrube hinausreichte, auf nun 27 Maßeinheiten.

Die Konsolidation wurde am 2. Januar 1858 vom Bergamt Schwarzenberg bestätigt (40169, Nr. 317). Nach der Vereinigung erhielt die Grube den neuen Namen Treue Freundschaft vereinigt Feld. Eine nochmalige Flächenerweiterung erfolgte durch eine weitere Nachmutung im Jahr  1858.

   

Der Jahresanzeige auf das Betriebsjahr 1857 ist hinsichtlich der Gewinnung zu entnehmen, daß man weitere 6,1 Quadratlachter Lagerfläche untertage vom Christian Fortuna Stolln aus ausgehauen habe. Schichtmeister Schubert bemerkte allerdings dazu, daß die Flöße hier nun „nur noch nesterweise einbrechen.“ Außerdem habe man weitere zwei Stützpfeiler innerhalb der Abbauweitung aufgemauert, welche bis zu 5½ Ellen (knapp 3 m) Höhe erreichten (40169, Nr. 317, Blatt 79f).

Vor dem Mundloch dieses Stollns im Tagebau, und zwar an dessen östlicher Seite, habe man weitere 0,16 Kubik- Lachter Flöße gebrochen. Außerdem hat man hier 44 Kubiklachter Abraum, einschließlich älterer Haldenberge, abtragen müssen. Insgesamt brachte die Flößzeche mit 5 Mann durchschnittlicher Belegung in diesem Jahr 646 Fuder (knapp 700 t) Flöße aus, wofür man bei einer Bezahlung von 15 Ngr. pro Fuder also 323 Thaler eingenommen hatte.

Der Vortrieb des Tiefen Treue Freundschaft Erbstollns war über das Jahr 1857 stetig mit 2 bis 3 Mann belegt. Trotz häufiger Wasser“ hatte man das Stollnort um weitere 6 Lachter Länge fortgebracht und sukzessive weiter ausgemauert, wobei der in der Sohle bereits anstehende Glimmerschiefer die Arbeit der Bergmaurer nun erleichterte. Auch die geforderte Ufermauer an der Stollnhalde vor dem Mundloch hatte man auf 22 Lachter Länge schon gesetzt.

  

Nachdem es schon durch die Konsolidation im  Vorjahr erweitert worden ist, erfolgte noch eine weitere Vergrößerung des Grubenfeldes durch eine Mutung vom 8. September 1858: Namens der Besitzer erhielt Schubert nun eine Christbescherung Fundgrube mit 21.000 Quadratlachtern Grubenfeld zugesprochen, wobei diese Verleihung im  Gegensatz zur Anna Fundgrube aber wieder nur auf unedle Metalle und Mineralien erfolgte (40169, Nr. 317, Blatt 80ff).

Die diesbezüglich von Markscheider Reichelt angefertigte Croquis (40040, Nr. i6599) enthält leider nur zwei Schneisen als topographische Anhaltspunkte, was mitten in dem ausgedehnten Waldgebiet für uns nun nicht gerade hilfreich ist, um die Lage dieses Feldes einordnen zu können. Nach einem späteren Vermerk in der Grubenakte lag sie bereits in dem (Forst-) Bezirk Hirschbächel“, also weiter östlich, denn der Hirschbach fließt der Großen Mittweida von Westen her zu.

Nach dem gleich noch folgenden Auszug aus einer Verleihkarte auf dem Stand von 1880 (40044, Nr. 7-i789) hat sie östlich  jenseits des Eisensteinberges gelegen. Vielleicht erhoffte man ja, dort ‒ nordöstlich im Streichen des Kalklagers (nach den Angaben in den Grubenberichten zwischen 49,5° Nordost und 75° Ostnordost) ‒ hinter dem Bergrücken einen Ausstrich desselben Lagers wieder aufzuschließen.

Ob die verstreuten Restlöcher von Schürfen  nördlich des Eisensteinberges auch mit diesem Feld in Zusammenhang stehen, ist dagegen sehr unwahrscheinlich. Wer zu welcher Zeit an diesem Ort geschürft hat, das haben wir noch nicht herausfinden können...

    

Um beide Felder untereinander zu verbinden, mutete Schubert dann gleich am 15. September 1858 noch einen schmalen Streifen von noch einmal weiteren 1.235 Quadratlachter Fläche hinzu. Ohne das so erzielte, direkte Aneinandergrenzen der Felder wäre ihre Konsolidation damals nicht genehmigt worden. Die Konsolidation von Christbescherung und Treue Freundschaft vereinigt Feld genehmigte das Bergamt noch am selben Tage. Das gesamte verliehene Abbaufeld umfaßte dadurch nun eine Fläche von

  • 26.556 Quadratlachtern (Treue Freundschaft vereinigt Feld mit Anna Fdgr.),
  • 21.000 Quadratlachtern (Christbescherung Fdgr.) und
  •   1.235 Quadratlachtern (der Streifen zur Verbindung der Felder);

summa summarum also von 48.793 Quadratlachtern oder 49 Maßeinheiten bzw. rund 19,5 Hektar (40169, Nr. 317, Blatt 81f sowie Bemerkungen auf 40040, Nr. i6599).

  


Ausschnitt aus der oben genannten Verleihkarte auf dem Stand von 1880: Hier ist das konsolidierte Grubenfeld der Grube Treue Freundschaft vereinigt Feld noch eingetragen, dabei aber bereits um den Lossagungsvermerk vom Juni 1869 ergänzt. Wie man hier auch sieht, reichte Treue Freundschaft vereinigt Feld auch nach Westen noch über den Talgrund der Kleinen Mittweida hinaus. Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-7 (Generalrisse), Nr. i789, Ausschnitt, Norden ist rechts oben, Veröffentlichungsgenehmigung vom 10.06.2022,
AZ 12-1642/183/22.

   


Wenn man den diesen Kartenausschnitt in Nordrichtung dreht und dann so gut es halt geht, annähernd in die heutige Topographie einpaßt, wird schnell klar, wo dieses Feld zu suchen ist. Bei dem etwas geschwungen in Nord- Süd- Richtung verlaufenden Weg links neben der Feldeintragung auf dieser Karte dürfte es sich um den alten Klötzerweg handeln. Tatsächlich finden sich auch dort mehrere Schurflöcher - zumindest ein Hinweis darauf, daß irgendjemand irgendwann schon einmal irgendetwas dort gesucht hat...

   

Am 16. September 1858 wandte sich Schubert erneut an das Bergamt mit der Bitte um Unterstützung bei der Erlangung der Genehmigung vom Forstverwaltungsamt für die Waldbodennutzung für einen kleinen Haldensturz von 9 Quadratruthen Fläche. Das Bergamt entsandte daraufhin wieder den Berggeschworenen Tröger nach Mittweida, der mit Oberförster Keilpflug die Angelegenheit begutachtete und am 23. September des Jahres darüber berichtete. Seinem Bericht ist zu entnehmen, daß Schubert behufs Betriebsaufnahme bei Christbescherung Fundgrube die Gewältigung eines alten Schachtes auf 6 Lachter Teufe beabsichtigte.

Auch an diesem Ort sind offenbar also schon früher andere zugange gewesen. Aus irgendeinem Grund müssen die Besitzer ja auch auf die Idee gekommen sein, daß es dort etwas zu holen gäbe...

Weil es zu diesem Schacht schon eine Halde gab, die man wieder benutzen könne, sei keine zusätzliche Inanspruchnahme fiskalischen Waldbodens erforderlich und der Oberförster hatte keine Einwände vorzubringen, sondern forderte lediglich die Stellung einer Kaution in Höhe von 10 Thalern für die Wiederurbarmachung nach Abschluß der Versuchsarbeiten. Folglich befürwortete auch die Bergbehörde am 23. September die Sache gegenüber dem Forstverwaltungsamt.

  

Während die Genehmigung für den Haldensturz bei Christbescherung Fundgrube vom Forstamt bald darauf einging, gab es um den Bau eines Zechenhäuschens“ lange Diskussionen. Schubert hatte am 2. Oktober 1858 das Bergamt dieserhalb um Unterstützung gegenüber dem Forstamt ersucht. Das Bergamt selbst aber lehnte zunächst ab, weil ein besonderer Hutmann auf der Grube ja gar nicht angestellt sei. Dagegen wandte aber Schubert ein, daß Obermittweida mit bewohnbaren Häusern“ schließlich eine ganze Wegstunde entfernt läge, daß der Betrieb auch bei Christbescherung alsbald schwunghaft beginnen“ solle, wofür man irgendwo schließlich auch das benötigte Gezähe aufbewahren müsse, und außerdem stehe der Winter vor der Tür und um den Arbeitern eine Möglichkeit gewähren zu können, sich in den Pausen aufzuwärmen ‒ was ja vonseiten des Besitzers recht anständig war ‒ wäre doch wenigstens eine beheizbare Kaue vonnöten (40169, Nr. 317, Blatt 86ff).

Diesen Umständen konnte sich auch das Bergamt nicht verwehren und verwandte sich daraufhin am 13. Oktober 1858 gegenüber dem Forstverwaltungsamt für die Baugenehmigung in fiskalischer Waldung. Am 14. November aber schrieb die Forstbehörde daraufhin aber zurück, man wolle die Genehmigung nicht erteilen, da man Waldbrandgefahr sehe und Holz- und Wilddieberei“ befürchte.  

Wieder einige Tage später, am 19. November, drängte Schubert erneut das Bergamt, die Genehmigung zu erteilen, weil man aus bergpolizeilichen Gründen“ doch schließlich den Versuchsschacht absichern und mit einer Kaue überbauen müsse. Aus seinem Schreiben erfahren wir nebenbei, daß es sich eher gar nicht um einen Schacht, sondern vielmehr um einen immerhin 10 x 5 Ellen (rund 5,3 x 2,7 m) weiten Schurf handelte, der zwischen dem Tagebruch und der unweit vorbeiführenden Waldstraße gelegen hat.

Im Vergleich mit den  Rissunterlagen zum Treue Freundschaft Erbstolln kommt uns dabei der Gedanke auf, daß hier eigentlich von dem in den Rissen verzeichneten Lichtloch auf dem Stolln die Rede war.

Etwas verärgert schrieb das Bergamt auf diese Antwort hin am 1. Dezember 1858 dem Forstamt, man habe gar nicht um eine Genehmigung nachgesucht, die erteile man selber, weil es sich schließlich um eine bergbauliche Anlage handele; vielmehr seien vonseiten der Forstbehörde die Bedingungen zu benennen, welche der Grubenbetreiber beim Bau der Kaue einzuhalten habe.

   

Derweil hatte Oberförster Keilpflug sich vor Ort ein neues Bild gemacht, erschien am 26. November 1858 selbst im Bergamt in Schwarzenberg mit der Mitteilung, daß Schubert mit dem Bau bereits begonnen habe und forderte ein Verbot des Weiterbaus, bis auch die Forstbehörde zugestimmt habe (40169, Nr. 317, Blatt 95b).

Das Bergamt bestellte daraufhin Herrn Schubert für den 16. Dezember ein, wo dieser erklärte, es handele sich bei dem beanstandeten Bau lediglich um eine Bretterhütte zum Schutze des Versuchsschachtes. Freilich habe man auf Anordnung Herrn Breitfeld's tatsächlich einen Raum heizbar eingerichtet. Obwohl Schubert auf seine Anzeige vom 19. November und die darin angeführten Sicherheitsgründe verwies, ordnete das Bergamt erstmal eine Sistierung des Weiterbaus an. Auch das Forstamt bestand weiter auf einem Baustop und schrieb am 23. Dezember 1858 an das Bergamt, man werde seiner vorgesetzten Behörde, dem Königlich- Sächsischen Finanzministerium, Bericht erstatten und erwarte, daß dem Bau bis zu hoher finanzministerieller Resolution“ Einhalt geboten werde.

Nebenbei hatte man nun bei der Forstbehörde festgestellt, daß es sich bei dieser Grube doch gar nicht um Regalbergbau handele, sondern um die Gewinnung von Flößen,demnach doch wohl um Kalkstein“, und forderte nun auch gleich ein Ende des Abbaus unter Bergverwaltung.

Wie oben schon berichtet, waren die Kalksteingruben im allgemeinen (sofern sie davon zuvor überhaupt betroffen gewesen sind) infolge des Inkrafttretens des Gesetzes über den Regalbergbau vom 22. Mai  1851 tatsächlich aus dem Bergressort ausgeschieden (10036, Loc. 41747, Nr. 0008). Da die Floßzeche in der fiskalischen Waldung baute, wäre für die Kalksteingewinnung auf dem staatlichen Grund folglich seitdem also auch bei dieser Grube die Forstbehörde zuständig gewesen. Die aber war wieder einmal nicht so ganz „up to date“, denn es hatte doch hierzu schon im Jahre  1852 eine höchstamtliche Entscheidung gegeben, nach welcher die Treue Freundschaft aufgrund ihrer bergamtlichen Verleihung „auf Eisenstein und Flöße“ auch weiterhin unter Bergrecht verbleiben solle. Ja, und dann gab es ja auch noch die (inzwischen konsolidierte) Anna Fundgrube, welche angeblich auf einem silbererzführenden Gange baute...

Es wird langsam klar, warum die Besitzer diese Verleihungen bis  zuletzt aufrecht erhielten: So blieben ihnen Vorrechte gegenüber den Grundbesitzern gewahrt, selbst wenn, wie in diesem Falle, der Staat selbst der Grundeigentümer gewesen ist.

   

Inzwischen war wieder ein Jahr vergangen und über den Betrieb im Jahr 1858 wieder eine Anzeige fällig, die Schichtmeister Schubert auch ordnungsgemäß einreichte. Über den Abbau im Jahr 1858 heißt es darin, man habe in erster Linie im Tagebau, und zwar weiter an dessen östlichem Stoß vor dem Mundloch von Christian Fortuna Stolln stoß- und ortweise“ insgesamt 15 Kubiklachter gebrochen. Diese Menge hat ein Ausbringen von 380 Fudern ergeben, wofür man wie im Vorjahr 15 Ngr. pro Fuder Bezahlung erhalte (40169, Nr. 317, Blatt 114f).

Wir rechnen wieder kurz nach: 15 Kubiklachter sind ungefähr 120 m³ und bei einer Dichte des festen Kalksteins von 2,6 t / m³ sind das rund 313,5 t Förderung. Nach gleicher Rechnung, wie oben schon, ergeben umgekehrt 380 Fuder eine Masse von reichlich 411 t. Vielleicht hatte man ja aus der Differenz der Vorjahre noch Überschuß auf Halde liegen...

Mit einer auf 1½ Lachter erlängten Versuchstrecke im Niveau des Christan Fortuna Stollns nach Südosten habe man kein abbauwürdiges Lagertrum“ mehr anfahren können ‒ in diese Richtung keilte die Kalksteinlinse offenbar also aus. Den Versuchsschacht, 10 Lachter südlich vor dem Mundloch des oberen Stollns gelegen, habe man vor dem Winter noch auf 2 Lachter Teufe absenken können. Bis dahin konnte man mittels zweier Handpumpen die zusitzenden Wasser halten; nun hatte man die Teufarbeiten witterungsbedingt aber einstellen müssen.

Und wir erinnern uns, daß es ja auch noch keine Baugenehmigung für die Schachtkaue gab...

Der Treue Freundschaft Stolln ist in diesem Jahr um weitere 14,2 Lachter fortgebracht worden. Da er inzwischen ganz im Festen stand, wurde das Ausbruchsprofil nach den üblichen Normativen dieser Zeit auf einen Lachter Höhe und einen halben Lachter Breite eingezogen, denn eine komplette Ausmauerung hatte sich nur bis 36,6 Lachter Länge noch nötig gemacht. Bis zum Durchschlag in den Tagebau verblieben noch etwa 7,8 Lachter Vortrieb, die man nun allerdings mit 25 bis 35 Thaler Kosten pro Lachter veranschlagen müsse ‒ zwar fiel die Ausmauerung weg, doch ging der Vortrieb durch den festen Glimmerschiefer nicht mehr so schnell vonstatten.

Auch die Zusammensetzung der Belegschaft ist diesmal aufgeführt. Auf der Grube Treue Freundschaft vereinigt Feld waren demnach 1858 angelegt:

  • 1 Zimmerling,
  • 1 Doppelhäuer,
  • 3 Berghäuer,
  • 8 Knechte und
  • 1 Bergjunge,

mithin fanden zu dieser Zeit insgesamt 14 Mann auf der Grube Arbeit und Brot.

Von Schurfarbeiten bei Christbescherung Fundgrube ist in dieser Jahresanzeige überhaupt keine Rede. Sehr wahrscheinlich ist es also bei den oben erwähnten Versuchsarbeiten auch geblieben...

  

Den endgültigen Verlauf und die Ausdehnung des Treue Freundschaft Erbstollns verdeutlicht der folgende Grundriß aus dem Jahr 1861. Neben dem Lichtloch ‒ bzw. dem Versuchsschacht ‒ liegt nur eine kleinere Bergehalde, den Stolln hatte man also komplett vom Mundloch her aufgefahren. Die Bergehalde und die Stollnrösche vor dem Mundloch sind hier allerdings gar nicht mehr verzeichnet.

Nach den Eintragungen im Grundriß hatte man dieses Lichtloch knapp nördlich des Kalklagers angesetzt, wo es 4,765 Lachter (rund 9,5 m) Teufe erreichte. Von dort aus fährt der weitere Stollnverlauf etwas bogenförmig das Kalklager an ‒ dazu folgt weiter unten im Text noch mehr.

    


Grund- und Saigerriß von dem in Obermittweidaer Waldung gelegenen Berggebäude Treue Freundschaft Vereinigt Feld, gefertigt im September 1861 von H. M. Reichelt, Markscheider, nachgebracht im Juli 1862, Gesamtansicht, Norden ist rechts unten. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (Fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. k8731.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

  


Ausschnit aus obigem Riss mit dem Verlauf des neuen Wasserlösestollns, des ab 1854 aufgefahrenen Treue Freundschaft Erbstollns, sowie der Lage der inzwischen nun zwei alten Kalkbrüche im Talhang. Wie immer sind die alten Markscheider auch hier wieder sehr sparsam mit Eintragungen übertägiger Topographie gewesen: Einzig der damalige Verlauf der Forststraße von Obermittweida ist hier angerissen, welche der Stolln hiernach sehr spitzwinklig in geringer Tiefe unterfahren haben muß. Auch dies war sicher ein Grund für den soliden Ausbau mittels Mauerung.

  


Leider undatierte Stollnkarte mit der Lage des betreffenden Bereiches am Eisensteinberg. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. 5-i71, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

   


Ausschnittsvergrößerung aus der Verleihkarte: Das Stollnmundloch, ein Tageschacht (Lichtloch auf dem Stolln) sowie die zwei Kalkbrüche sind verzeichnet. Die bereits sehr verblaßte, rote Nachtragung darin lautet: Treue Freundschaft vereinigt Feld Fdgr. Im Vergleich mit dem Grubenriß dürfte die Eintragung aus der Zeit um 1860 stammen. 

  

Die Sache mit der Kaue über dem Tageschacht war immer noch nicht ausgestanden: Am 12. Oktober 1859 monierte das Forstamt erneut, daß die Kaue auf dem Tageschacht nach wie vor bestünde und benutzt werde und forderte das Bergamt auf, die Angelegenheit zu einer gerichtlichen Entscheidung zu bringen (40169, Nr. 317, Blatt 116). Das tat die Bergbehörde nun auch und übergab die Sache am 6. Dezember 1859 an das zuständige Gerichtsamt in Scheibenberg.

Beim Gericht war man sich wohl über die Sachlage auch nicht so ganz sicher und schrieb am 13. März 1860 an das Forstamt, man wolle sich zunächst mit dem Bergamt in Einvernehmen setzen.“ Zugleich aber verhängte das Gericht am 23. März gegen den Bergwerksbetreiber Breitfeld wegen des unterlassenen Bauantrages eine Strafe von 5 Thalern und forderte ihn auf, einen solchen bis zum 17. April nachzureichen.

Außerdem veranlaßte das Gerichtsamt eine neue Localexpedition“, um sich selbst ein Bild zu machen. Darüber wurde am 27. Oktober 1860 ein Bericht niedergeschrieben, in dem die umstrittene Kaue näher beschrieben wird: Sie habe demnach eine Grundfläche von 12 Ellen Länge und 8 Ellen Breite gehabt, ein Schrägdach, welches zur Straße hin 8 Ellen hoch und zur gegenüber liegenden Seite nur 3 Ellen hoch sei, war gänzlich aus Holz und ohne Gründung errichtet. In der Stube an der Nordseite gäbe es zwei Fenster, einen Maschinenofen“ und eine gemauerte Esse. Nach diesen Verhältnissen scheint das ... Kauengebäude allerdings nicht zum fortwährenden Wohnen, sondern lediglich zum zeitweiligen Aufenthalt für die daselbst ausfahrenden Bergarbeiter bestimmt zu sein,“ befand man bei Gericht. Wegen der gemauerten Esse sah man auch die vom Forstamt beschworene Waldbrandgefahr nicht und sollte denn tatsächlich einmal ein Blitzeinschlag das Gebäude in Brand setzen, solle man doch einfach vorsorglich die zu nah stehenden Fichten fällen (40169, Nr. 317, Blatt 126ff).

In einer Randbemerkung in diesem Bericht heißt es noch, die Bergleute würden sämtlich aus Rittersgrün stammen, man habe aber keinen angetroffen, woraus sicher zu folgern sei, daß tatsächlich niemand dort wohne.

Da nun die Ansichten der beteiligten Ämter über die Statthaftigkeit des Baues“ so verschieden seien, teilte das Gerichtsamt auch dem Forstamt mit, man werde sich an das Kreisamt als nächsthöherer Instanz wenden. Was man dort entschieden hat, geht aus dem Akteninhalt nicht hervor. Jedenfalls nahm man sich im Kreisamt so viel Zeit, bis sich in der Zwischenzeit auch im Forstamt die Angelegenheit noch einmal jemand durch den Kopf hat gehen lassen... Am 4. April 1861 schrieb das Gerichtsamt dann an das Bergamt, daß ihm das Forstamt mitgeteilt habe, in Anbetracht des Berichts vom Vorjahr nicht mehr auf dem Abtrag der Kaue bestehen zu wollen und die Sache damit Erledigung gefunden“ habe. Damit konnte die Schachtkaue nun also ‒ an die drei Jahre nach dem ersten Antrag Schubert's ‒ endlich stehen bleiben.

  

Was in der Zwischenzeit auf der Grube geschehen ist, darüber geben die stets sehr ordentlichen Anzeigen des Schichtmeisters Schubert in der Akte regelmäßig Auskunft:

Im Jahr 1859 hatte er den Christian Fortuna Stolln zur Aufsuchung der Sohle des Lagers auf dem in Kalkmulm und Flößgeschieben bestehenden Lager“ noch einmal um weitere 3 Lachter gegen Morgen auf nunmehr 19,75 Lachter Gesamtlänge forttreiben lassen (40169, Nr. 317, Blatt 120a ff). Nach dieser Beschreibung zu urteilen, war der Versuch aber nicht von dem Erfolg gekrönt, neue bauwürdige Partien aufzufinden.

Auf der Stollnsohle habe man eine Fläche von 2,5 Lachter im Quadrat bei 1 Lachter Höhe in Glimmerschiefer mit Mulm und Flößablagerungen“ ausgehauen und im Tagebau weitere 0,7 Kubiklachter Flöße gebrochen, was im Übrigen die letzte Erwähnung von Abbau übertage ist. Alles in allem wurden 1859 dabei 326 Fuder Flöße ausgebracht.

Parallel wurde auch das Ort des Tiefen Treue Freundschaft Stollns fortgebracht und zwar um 6,8 Lachter, nun ganz im Glimmerschiefer und Quarzablagerungen. Der Gedingelohn hatte sich dadurch auf die beachtliche Summe von 46 bis 60 Thaler pro Lachter (!!) erhöht. Die Gesamtlänge betrug nun schon 60,5 Lachter. Im Jahr 1859 hat man auch den Durchschlag auf den Tageschacht zuwegegebracht; allerdings zunächst etwas provisorisch, indem man vor Ort ein Überhauen 1,7 Lachter hoch bis an die Sohle des Flößagers“ aufbrach und von dort aus einen Querschlag von 0,8 Lachter Länge bei Zuströmen gewaltiger Wasser auffuhr. Vom Tageschacht aus kam man diesem mit einem 2 Lachter langen Querschlag entgegen und erreichte mit Schluß des Quartals Crucis 1859 den Durchschlag.

Bei der Beschreibung des Tageschachtes, der eine Weite von 10 mal 5 Ellen habe, erinnern wir uns an die Maße des Schurfschachtes und sind uns nun ziemlich sicher, daß hier von ein und demselben die Rede ist. Das Zuströmen gewaltiger Wasser ist ein Indiz dafür, daß der Verlauf des Talgrunds hier durch eine Störungszone vorbestimmt war und diese nicht nur das Kalklager verwarf, sondern eben auch Grundwasser in das Bergwerk leitete.

  

Aus der Anzeige auf das nächste Betriebsjahr 1860 (40169, Nr. 317, Blatt 133f) erfährt man bezüglich des Tageschachtes auf dem Tiefen Stolln zusätzlich noch, daß er 10 Lachter südlich vom Mundloch des Christian Fortuna Stollns angesetzt war. In diesem Jahr hat man den doppelt gebrochenen Durchhieb auf den Stolln durch weiteres Absenken des Schachtes auf nunmehr 4,6 Lachter (zirka 9,2 m) Gesamtteufe durch einen einfacheren Weg ersetzt. Das Füllort auf der Stollnsohle stand im Liegenden des Kalklagers und ganz im Glimmerschiefer. Die bis dorthin vorher fehlende Schachtteufe hat man der hohen Gesteinsfestigkeit halber jedoch in einem viel kleineren, lichten Profil von 1,35 x 0,55 Lachter (2,7 m mal 1,1 m) ausgebrochen. Von dort aus hatte Schubert dann auch einen neuen Querschlag auf den knapp vorbei führenden Stolln auffahren lassen, welcher nun bei 64,5 Lachter Stollnlänge auf diesem einkam.

Auch ein erster Fahrbogen des Berggeschworenen Theodor William Tröger vom 10. November 1860 (40169, Nr. 317, Blatt 150) berichtet dazu, daß das Stollnort auf 0,45 Lachter Höhe unter seiner Firste in Flößen stünde, darunter aber in einem sehr festen Glimmerschiefer.“

Da man also in diesem Niveau schon auf dem Liegenden stand, wurde vom Stollnort aus ein Steigort in der zeitherigen Stollnrichtung“ getrieben, mit dem man nach 3,1 Lachtern auch das Flößlager wieder anfuhr und dort noch weitere 2,4 Lachter fortbrachte. Das Hangende des Lagers hatte man mit dem Tageschacht dagegen schon in 2,6 Lachtern Teufe erreicht und auch hier einen Abbau von 2 x 1,8 Lachter Fläche und 1,5 Lachter Höhe ausgerichtet. Insgesamt brachte die Grube in diesem Betriebsjahr mit 9 Mann Belegung 91,75 Fuder Flöße aus.

Außerdem ließ Schubert den Stolln dort, wo er den Glimmerschiefer anfuhr und nur die Ulmen (die seitlichen Stöße) im ganzen Gestein standen, noch mit Firstgewölbe versehen, die bereits sehr verschlämmte“ Stollnrösche säubern und die Schachthalde mit einer Stützmauer zur Straße hin sichern, um dort einen „Flöß- Sturzplatz“ herzustellen.

   

Im Betriebsjahr 1861 (40169, Nr. 317, Blatt 140f) wurde der Treue Freundschaft Stolln auf dem Liegenden des Kalklagers zunächst etwas mehr nach Südosten (hora 9,4) schwenkend um insgesamt 23,5 Lachter fortgebracht. Davon verliefen nur 3,5 Lachter im Kalklager, danach 12 Lachter abwechselnd in Glimmerschiefer und Flößablagerungen, zum Theil auch in Kalkmulm.“ Dann hatte man mit dem Stollnort aber wohl doch das Lager wieder angefahren, schwenkte hier nach Nordosten (hora 3,4) um und verfolgte auf 3,5 Lachtern Länge nun ein „aus zersetztem Glimmerschiefer und Letten, theils auch aus Flößen bestehendes Lagertrum.Na ja ‒ das hört sich alles schon nicht mehr sehr ertragversprechend an... Für die Kostenrechnung gut war immerhin, daß in dem offenbar viel leichter auszubrechenden Gestein der Gedingelohn für den Vortrieb wieder auf 20 Thaler gesunken ist.

Von seiner Befahrung der Grube am 29. April 1861 (Blatt 151) berichtete der Berggeschworene Tröger, daß der Stolln mit seinem Flügel nach Nordosten nun eine Gesamtlänge von 72,6 Lachtern erreicht habe. Der Glimmerschiefer im Liegenden sei hier aber sehr mürbe und zerklüftet“, weswegen sich ganze Türstockzimmerung erforderlich mache. Auch den oben erwähnten Abbau ‒ gerade einmal 2 Lachter südwestlich des Tageschachtes gelegen ‒ sei nun in Betrieb.

Ein weiteres Fahrjournal von Tröger vom 25. November 1861 (Blatt 143) berichtet uns dann, daß der Stollnflügel nach Nordosten inzwischen 4 Lachter lang geworden ist und den Kalkstein wieder angefahren habe. Tröger beanstandete aber, daß die Arbeiter den Kalk bis an das Schieferdach weggenommen“ hätten und forderte daher, in die entstandene Weitung weitere Stützpfeiler einzubauen. Auch den Tageschacht solle man besser ausmauern.

   

Für die Betriebsperiode 1861 bis 1863 wurde am 12. April 1862 ein neuer Betriebs- und Oekonomie- Plan beim Bergamt eingereicht (40169, Nr. 317, Blatt 145ff). Da dieser von Herrn Breitfeld unterzeichnet ist, scheint uns anhand eines Schriftvergleichs übrigens wahrscheinlich, daß Herr Breitfeld auch früher schon die Jahresanzeigen selbst aufgesetzt und sie Schichtmeister Schubert nur zur Prüfung und Bestätigung vorgelegt hat.

Hinsichtlich des Grubenbetriebes enthält der Plan gegenüber dem oben schon Angeführten nicht viel Neues. Man fand, daß von 1,5 Lachtern Lagermächtigkeit ohngefähr 1 Lachter reines Eisensteinflötz“ sei, plante eine durchschnittliche Gewinnung von 72 Fudern pro Quartal und erwartete, pro Quadratlachter abgebauter Lagerfläche bis zu 27 Fuder ausbringen zu können.

Aus dem Verkauf der Flöße erwartete man in der Betriebsperiode 267 Thaler Einnahmen; bei voraussichtlich 753 Thalern Betriebskosten jedoch auch 486 Thaler Zubußen. Von den Kosten entfiel mit 411 Thalern der größte Teil auf die Arbeiterlöhne, 45 Thaler waren für den Schichtmeister und 30 Thaler für den Steigerlohn vorgesehen. Außerdem plante Herr Breitfeld auch 48 Thaler Kosten für die Schachtausmauerung ein.

Der Betriebsplan wurde vom Bergamt in Schwarzenberg zur hochgeneigten Prüfung“ beim Oberbergamt in Freiberg eingereicht und am 17. Mai 1862 von diesem genehmigt.

  

Die nächste, von Schichtmeister Schubert unterzeichnete Jahresanzeige auf das Jahr 1862 (40169, Nr. 317, Blatt 153) sagt aus, daß man den weiteren Vortrieb des Stollns bei einer erreichten Gesamtlänge von 97,4 Lachtern nun sistiert habe. Offenbar hatte man also keine wirklich bauwürdigen Lagerpartien mehr auffinden können.

Der 2,5 bis 3,5 Lachter Abbau südöstlich vom Tageschacht angehauene Abbau hatte sich inzwischen auf 8,6 Lachter Breite und bis zu 2,2 Lachter Länge im Fallen erweitert. Das abgebaute Lager besaß hier im Schnitt 1 Lachter Mächtigkeit. Mit 6 Mann Belegung hatte man hier im Jahr 1862 wieder eine auf 291 Fuder Kalkstein angewachsene Menge ausbringen können. Pro Fuder erhielten die Bergarbeiter 14 Neugroschen Gedingelohn.

In der Weitung hat Schubert, der Anweisung Tröger's entsprechend, zwei Mauerpfeiler von bis zu 4 ½ x 2 ½ Ellen Stärke und bis zu 6 ½ Ellen Höhe aufsetzten lassen, um die Firste zu unterstützen.

Dies bestätigte Tröger auch selbst in seinem Fahrbogen vom 25. November 1862 (40169, Nr. 317, Blatt 152). Außerdem fand er den Tagesschacht inzwischen auf 3,5 Lachter Teufe bis zum festen Gestein in krummstirniger Scheibenmauerung“ ausgemauert vor.

Ungefähr bis zu diesem Stand wurde auch der  Grubenriß, den wir oben schon gezeigt haben, von Markscheider H. M. Reichelt nachgebracht.

   

Nachdem wir die Grubenakten bis hierhin durchgesehen hatten, stellten wir erfreut fest, daß Schichtmeister Schubert seine Angaben über das Ausbringen ab 1862 sowohl in der herkömmlichen Mengenangabe in Fudern, als auch in der in dieser Zeit sukzessive auch in der sächsischen Bergverwaltung eingeführten Einheit Zentner angegeben hat. Wir sind uns dabei zwar nicht so ganz sicher, ob hier nicht noch vom Bergzentner zu 112 Leipziger Pfund, sondern wirklich schon vom metrischen Zentner zu 50 kg die Rede gewesen ist. Die doppelte Angabe ermöglicht uns aber, unsere Fördermengen- Berechnung noch ein weiteres Mal nachzuprüfen: Unter Verwendung des (eigentlich sogar schon ab den 1830er Jahren eingeführten) metrischen Zollzentners zu 50 kg führt uns die Nachrechnung auf ziemlich genau eine Dreivierteltonne (750 kg) pro Fuder, unter Verwendung des Bergzentners dagegen auf etwas mehr (785,6 kg).

Demnach wäre unsere weiter unten im Text noch angeführte Zusammenstellung der Fördermengen, welche auf dem aus der obigen  Tabelle abgeleiteten, mittleren Fudergewicht im Bergrevier Schwarzenberg von 1.082,5 kg pro Fuder basiert, also eher noch weiter nach unten zu korrigieren.

   

Auch im Folgejahr änderte sich nicht viel: Die Jahresanzeige auf 1863 (40169, Nr. 317, Blatt 156) berichtet uns, daß man das Flügelort des tiefen Stollns noch einmal um 7,06 Lachter nach Nordosten ausgelängt habe, so daß dieser Stollnflügel nun 16,46 Lachter Länge ab Hauptstolln erreicht hatte.

Abbau ging auf der Sohle des tiefen Stollns um und zwar hatte man 1863 dort ‒ das hier allerdings nur 0,5 Lachter mächtige ‒ Lager auf 5,75 x 1 Lachter Fläche abgebaut. Dabei konnte man immerhin 211 Fuder Flöße ausbringen.

Hinsichtlich der Belegung sind 1863 nur noch vier Tagelöhner aufgeführt. Der nächste, wieder von Herrn Breitfeld selbst erstellte Betriebsplan für die Periode 1864 bis 1866 (40169, Nr. 317, Blatt 157ff) sah dagegen vor, die Grube mit zwei Doppelhäuern in Belegung zu halten.“ Die Fördermenge sollte dabei zwar auf 50 Fuder pro Quartal absinken; die Kosten waren jedoch mit 768 Thalern in gleicher Höhe wie in der zurückliegenden Betriebsperiode veranschlagt.

Der Plan wurde am 13. Juli 1864 vom Oberbergamt zugelassen.

Am 8. Juli 1864 war auch Herr Tröger wieder vor Ort und befand, daß das wieder aufgenommene Stollnflügelort in seiner Sohle Kalkstein überfahre, im Hangenden aber mürber Glimmerschiefer anstehe.

Wenig Neues gab es in der Anzeige auf das Jahr 1864 (40169, Nr. 317, Blatt 163) zu berichten. Das Flügelort des Stollens hatte man noch auf nunmehr 22,66 Lachter Gesamtlänge nach Nordosten fortgetrieben; über das Anfahren neuer bauwürdiger Lagerabschnitte ist jedoch nichts niedergeschrieben... Die geplante Förderung von 50 Fudern pro Quartal, also 200 im Jahr, hatte man nicht erreicht, sondern nur 99 Fuder ausgebracht.

Einen letzten Aufschwung verzeichnet die Anzeige auf 1865 (40169, Nr. 317, Blatt 166): Bei 10 bis 14,4 Lachter südöstlicher Entfernung vom Tageschacht und an der Nordostseite des Hauptstollns hat man in diesem Jahr mit drei Doppelhäuern Belegung zwei Abbaue, der eine von 4,4 x 1,3 bis 1,7 Lachtern Fläche und der zweite von 4 x 1,5 Lachtern Fläche, in „Eisensteinflößen mit einbrechendem Glimmerschiefer und Quarz“ ausgehauen. Die Gesamtmächtigkeit der kalksteinführenden Lage gab Schubert mit 1,3 bis 1,5 Lachter Höhe an. Dabei wurden 412 Fuder = 6.180 Zentner verwertbare Flöße ausgebracht.

    

Um die von der Grube bei ihrem Betrieb tatsächlich genutzten Flächen im fiskalischem Forst gab es schon seit dem Jahr 1861 immer wieder neue Differenzen mit dem Forstamt: Der im Crottendorf'er Revier zuständige Förster Gustav Lindner nämlich war der (wahrscheinlich gar nicht falschen) Meinung, daß die Grube doch weit mehr Fläche in Anspruch nehme, als die zehn Quadratruthen an der Stollnhalde, für welche sie einen Grundzins an das Forstverwaltungsamt in Annaberg zahle (30316, Nr. 266). Weil das Forstverwaltungsamt offenbar gar nicht wußte, bei welchem Berggebäude auf fiscalischem Grund und Boden der Erbkux verbaut“ werde, wandte man sich an seine vorgesetzte Behörde, das Königliche Finanzministerium in Dresden, und dieses ordnete am 23. August 1862 eine Lokalerörterung an. Daß die Bergbehörde aber auch immer wieder vergaß, auch das Forstamt zu informieren...

Dieser Lokaltermin fand denn auch am 29. September 1862 statt, woran ein Herr von Götz seitens des Forstverwaltungsamtes, sowie Schichtmeister Schubert, ein Faktor Unger und Steiger Wagner teilnahmen. Die Oberforstmeisterei berichtete darüber am 4. Mai 1863 an das Rentamt in Schwarzenberg, daß nach Angabe des inzwischen zuständig gewordenen Bergamtes in Annaberg nur für 112 Quadratruthen Zinsen zu zahlen seien; nach der Vermessung durch Förster Lindner die insgesamt in Angriff genommene Fläche jedoch 1 Acker (zu 300 Quadratruthen), 15 Quadratruthen betrage. Davon unterliege nur die dem Bergamt bekannte Teilfläche dem Erbkuxverhältnis“. Beim Forstverwaltungsamt hatte man auch schon ausgerechnet, daß für die 203 Quadratruthen Waldfläche ein jährlicher Laaszins in Höhe von 6 Thalern, 23 Neugroschen zu zahlen und gegebenenfalls für die zurückliegenden zehn Jahre nachzufordern wäre. Und außerdem lägen ja auch noch weitere 18 Quadratruthen Haldensturz am Stollnmundloch auf MIttweida'er Revier...

Jetzt tauchten die Freikuxe plötzlich wieder auf... Zumindest einer der üblichen drei Freikuxe soll demnach also zugunsten der Forstverwaltung als Vertreter des Grundeigentümers, dem sächsischen Staatsfiskus, verschrieben gewesen sein.

  

Aus dieser Situation entspann sich nun ein mehrjähriger, aktenfüllender Schriftwechsel (30316, Nr. 266). Selbst beim Bergamt in Annaberg war man sich auf einmal nicht mehr sicher, ob man (zumindest nach 1851) seine Beleihungen auch auf Kalkstein zu erstrecken habe.“ Andererseits aber habe das Königliche Finanzministerium gegenüber dem zuvor zuständigen Bergamt Scheibenberg doch „die Grube Treue Freundschaft als zum Bergressort gehörig anerkannt.“

Tatsächlich hat es, wie wir schon wissen, im Jahr 1852 diese Klarstellung vonseiten des Königlichen Finanzministeriums gegeben. Das hätte man doch spätestens seit dem Streit um den Kauenbau im Jahr 1858 auch im Forstamt eigentlich schon wissen müssen.

Am 13. Juli 1863 lehnte man aber trotzdem in Dresden die Anerkennung des Erbkuxverhältnisses ‒ anstelle der Grundzinszahlung ‒ zunächst ab, was Herr von Götz am 4. August 1863 auch dem Grubenbesitzer, Herrn Breitfeld, mitteilte. Das Finanzministerium habe zwar entschieden, daß man von Nachzahlungen absehen wolle, doch sei ab sofort der Grundzins für die gesamte Fläche von 315 Quadratruthen, und zwar 10 Thaler, 15 Neugroschen jährlich, zu entrichten.

Das nun war eine Summe, bei der die Grubenbesitzer aktiv wurden, um sie nach Möglichkeit zu vermeiden... Schichtmeister Schubert wurde umgehend ins Bergamt gesandt, wo er die im Zehntenamt und in der Rechnungsexpedition zu Marienberg vorliegenden Grubenregister einsehen sollte. Am 10. Oktober 1863 schrieb Herr Breitfeld dann selbst an das Forstverwaltungsamt, daß nach den Grubenregistern schon 1791 drei Freikuxe vergeben gewesen wären.

Bedauerlicherweise waren wir bislang weniger erfolgreich bei der Suche nach den hier erwähnten Grubenregistern, die uns ja auch Aufschluß darüber geben könnten, seit wann genau denn nun schon Kalkstein im Tal der Kleinen Mittweida gebrochen worden ist...

Oben angeführte Sachlage erkannte man nun aber in Dresden wiederum nicht an, da es doch bei Eisensteingruben, erst recht bei Flößgruben, nie Erbkuxe gegeben habe.

Welches der Ämter irrte nun hier ?

Herr Breitfeld jedenfalls hatte überhaupt nicht die Absicht, mehr als 10 Thaler pro Jahr von seiner ohnehin nicht gerade üppigen Ausbeute (zieht man die Zubußen ab, blieb ja eigentlich auch gar nichts übrig) abzugeben und schrieb am 29. November 1863 erneut an das Forstamt, er könne nachweisen, daß ihm das Bergamt bei Übernahme der Grube nur 125 Kuxe zugeschrieben habe und anhand von Quittungen belegen, daß er auf die übrigen drei Freikuxe regelmäßig (sofern denn Ausbeute gezahlt werden konnte) auch die betreffenden Beträge an die Bergamtskasse überwiesen habe. Dort hatte man sicherlich die Zahlungen eingenommen, sie aber offenbar nicht als dem Grundeigentümer zustehend verbucht... Beigefügt hatte Breitfeld noch einen Gerichtsbuchauszug vom Gerichtsamt in Scheibenberg, nach welchem in der Kaufurkunde über die Grube vom 14. September 1850 tatsächlich auch drei Freikuxe für Kirche, Stadt und Erbe,“ letzterer zugunsten der Forstverwaltung, verzeichnet waren. In seinem Schreiben bot Breitfeld dem Staatsfiskus die Grube auch gleich ganz zum Kauf an; behielt sich dabei nur vor, den für seine Hammerwerke benötigten Kalkstein weiter zu einem Festpreis beziehen zu können.

Am 11. April 1865 hatte man schließlich auch in Dresden akzeptiert, daß es wohl doch so sei und man solle vor Ort nun bloß noch klären, für welche Flächen, über die durch die Ausbeutezahlungen auf den Freikux abgedeckten hinaus, denn nun eigentlich noch Grundzins zu erheben sei. Am 22. August 1865 bot das Forstverwaltungsamt Herrn Breitfeld daraufhin an, für einen Teil der von ihm ja wirklich auch benutzten Flächen noch einen jährlichen Zins von 3 Thalern, 20 Neugroschen zu berechnen. Der aber war dazu nach wie vor überhaupt nicht bereit und organisierte einen neuen Ortstermin, diesmal mit dem Berggeschworenen Tröger. Dieser bestätigte dabei vor Ort doch gegenüber Förster Lindner, daß die übriggebliebene, noch strittige Teilfläche doch just diejenige sei, auf welche der Freikux entfalle. Na ja ‒ ob das so ganz koscher war... Der Berggeschworene hat damit, natürlich nur ganz ausnahmsweise, jedenfalls sehr im Sinne des Grubenbesitzers agiert (30316, Nr. 266).

   

Für die drei letzten Jahre von 1867 bis 1869 mußte Herr Breitfeld zwar dennoch die zuletzt berechneten 3 Thaler, 20 Neugroschen Grundzins an das Forstamt in Annaberg zahlen, aber dann war ohnehin Schluß...

Damit löste sich die ganze Sache schlußendlich in heißer Luft auf: Am 23. September 1866 berichtete Förster Lindner an das Forstverwaltungsamt über diesen Ortstermin noch, nach Tröger's Hinweis auf die Vorratssituation der Grube sei es räthlich, jedweden Kostenaufwand zu vermeiden, da voraussichtlich in der nächsten Zeit der Betrieb... gänzlich eingestellt und die besagte Fläche dem Waldareal wieder zufallen würde.“

  

Die Verleihung der Anna Fundgrube auf edle Metalle hatte Breitfeld schon am 3. Oktober 1863 losgesagt, um die darauf zu entrichtenden, höheren Feldsteuern einzusparen (40169, Nr. 317, Blatt 154b). Das Abbaurecht auf unedle Metalle und Eisensteinflöße aber und auch die Flächengröße blieben dabei bestehen, was das Bergamt Schwarzenberg auch am 7. Oktober d. J. bestätigte.

  

Für das Jahr 1866 besagte die Jahresanzeige (40169, Nr. 317, Blatt 203f), daß nur noch ein vergleichsweise bescheidener Abbau von 0,5 x 1,4 Lachtern Fläche und 1 Lachter Höhe auf dem Flügelort des tiefen Stollns in Betrieb stand. Aus diesem wurden gerade einmal 22 Fuder Kalkstein gewonnen. Im Punkt IVBemerkenswerte Ereignisse der Jahresanzeige ist vermerkt: Dieses Berggebäude ist wegen Mangels an Eisensteinflötzabsatz im Quartal Trinitatis, Crucis und Reminiscere in Fristen gehalten worden.“

Für das Jahr 1867 reichte Schichtmeister Schubert nur einen Vacat- Schein“ beim Bergamt ein; Grubenbetrieb hat also gar nicht mehr stattgefunden (40169, Nr. 317, Blatt 203f).

Im Folgejahr ist Schichtmeister Christian Carl Gottlieb Schubert verstorben. Am 2. Februar 1869 zeigte dies das Bergamt Schwarzenberg dem Oberbergamt an und teilte zugleich mit, daß man behördlicherseits den Bergamtsmarkscheider H. M. Reichelt in Schwarzenberg mit der Wahrnehmung der Funktion für diese Grube beauftragt habe.

Dieser wiederum berichtete am 20. Februar 1869 an das Bergamt, daß 1868 außer Unterhaltung des Stollns nichts Wesentliches geschehen“ sei.

   

Das nahende Ende des Kalksteinabbaus hatte wohl auch der inzwischen alternde Eduard Wilhelm Breitfeld vorausgesehen. Bereits am 18. Januar 1866 hatte er dem Bergamt in Schwarzenberg mitgeteilt, daß er beabsichtige, je 5 der 128 Kuxe von Treue Freundschaft vereinigt Feld an seine drei Söhne Carl Eduard Guido, Richard Wilhelm und Alexis Ferdinand Breitfeld abzutreten. Mit diesen Miteigentümern zusammen beantragte er die Bildung einer Gewerkschaft als zukünftigen Betreiber der Grube (40169, Nr. 317, Blatt 164f).

Warum er diesen „Schachzug“ plante, erfahren wir wieder erst später...

Der Besitzübergang der Bergwerksanteile wurde am 24. Januar 1866 auch dem Gerichtsamt in Scheibenberg angezeigt, welches am 4. April 1866 seine Zustimmung bekundete.

Zwischendurch sagte E. W. Breitfeld am 30. März 1866 ‒ bis dahin war er formal ja noch Alleinbesitzer ‒ von den 49 Maßeinheiten des verliehenen Grubenfeldes schon einmal 27 Maßeinheiten los. Zur Grube gehörten danach noch 21.168 Quadratlachter Feld.

Danach befragt, teilte das Oberbergamt in Freiberg am 28. April 1866 nach Schwarzenberg mit, daß das Bergamt bezüglich der Bildung einer Gewerkschaft selbständig Entschließung zu fassen“ habe. Die Entscheidung hierüber wurde am 26. Mai in Schwarzenberg getroffen und besagte, daß man die Genehmigung zur Gründung einer Bergwerks- Gewerkschaft zwar nicht grundsätzlich versagen könne, wies jedoch den Antrag trotzdem ab, weil erst bei mehr als acht Gewerken die Gründung einer Gewerkschaft berggesetzlich vorgeschrieben sei (40169, Nr. 317, Blatt 173ff). Davon unbenommen war jedoch durch die Eigentümerversammlung noch ein Vertreter gegenüber dem Bergamt zu benennen.

Aufgrund dieser Ablehnung des Bergamts suchte der älteste der Brüder, Carl Eduard Guido Breitfeld, am 26. Juni das Bergamt in Schwarzenberg auf und legte einen neuen Antrag vor, nach welchem er einige seiner 5 Kuxe weiterverschreiben wollte; nämlich je 1 Kux zugunsten seiner vier Kinder Ernst Richard, Johanna Malwine, Paul Ernst und Anna Linna Breitfeld. Außerdem teilte er mit, daß auch 1 Kux aus dem Besitz seines Vaters seiner Mutter, Johanna Christiane Breitfeld, geb. Nestler, übertragen werden solle (40169, Nr. 317, Blatt 185).

Zählen wir kurz durch: Obwohl der Senior mit 112 Kuxen immer noch die Mehrheit innehatte, gab es nun neben ihm selbst weitere 8, respektive in Summe 9 Bergwerkseigentümer. Sicherheitshalber gleich neun, weil das Bergamt ja geschrieben hatte, bei mehr als acht Gewerken“ sei die Gründung einer Gewerkschaft notwendig.

Folgerichtig konnte das Bergamt nun nicht mehr ablehnen und genehmigte auch am 30. Juni 1866 die Bildung der Gewerkschaft. Die Eigentümer hatten nun einen Vorstand zu wählen und dem Bergamt ihre Vertreter zu benennen. Wie zu erwarten war, wurde der Vater Vorstandsvorsitzender, der älteste Sohn sein Stellvertreter, der zweite drittes Mitglied“ und der jüngste Ersatzmann.“

Damit war anstelle des Alleinbesitzers Breitfeld nun eine juristische Person zum Bergwerksbetreiber geworden.

   

Anfang 1869 trat in Sachsen das erste Allgemeine Berggesetz in Kraft. Einerseits wurde dadurch der Betrieb eines Bergwerkes erleichtert, andererseits aber mußten die Betreiber nun grundsätzlich immer die Abbaurechte für grundeigene Rohstoffe, wie dem Kalkstein, beim Grundeigentümer, hier also dem Staatsfiskus, erwerben und diesen auch angemessen entschädigen. In Anbetracht der oben beschriebenen, nahenden Erschöpfung der Lagerstätte, der ungünstigen Transportwege durch den gebirgigen Wald und der viel besseren Verkehrsverbindungen zum Stammhaus der Familie in Erla bei Schwarzenberg (dort hielt ja die Königl. Sächs. Staatseisenbahn gewissermaßen vor der Haustür), ist nur allzu verständlich, daß die Breitfeld's die wenig ergiebige Kalksteingrube loswerden wollten ‒ je eher, desto besser. Ihre Lossagung der Abbaurechte gegenüber dem Bergamt Schwarzenberg erfolgte dann auch am 24. Juni 1869 (40169, Nr. 317, Blatt 207).

Wie das üblich war, entsandte das Bergamt daraufhin einen seiner Beamten, inzwischen den amtierenden Berggeschworenen Gustav Netto, zu einer Begutachtung der noch erforderlichen Verwahrungsarbeiten vor Ort. Dieser berichtete am 2. September 1869 in Schwarzenberg, daß diesbezüglich noch gar nichts geschehen sei, der Tiefe Stolln sei ersoffen und nicht fahrbar, die Kaue auf dem Tageschacht war abgebrochen, der Schacht selbst daher nun offen, die Fahrung morsch. Besonders die Weitungen auf dem oberen Stolln könnten Tagesbrüche auslösen. Daher seien diese und der Tageschacht mit Haldenbergen auszustürzen. Das sah man im Amt natürlich auch so und wies die Breitfeld's an, die genannten Verwahrungsarbeiten durchführen zu lassen. Herr Netto hatte auch schon kalkuliert, daß man für das Verfüllen der gefährlichen Grubenbaue ungefähr 15 Thaler Kosten aufbringen müsse. Ein Betrag, den ein wohlsituiertes Unternehmen, wie die Eisenhütte zu Erla, sicherlich ohne Probleme hätte aufbringen können.

Die Breitfeld's aber fühlten sich persönlich nun überhaupt nicht mehr verantwortlich, sondern verwiesen an die inzwischen liquidierte Gewerkschaft. So ein Pech aber auch: Der Bergwerksbetreiber hatte sich in Luft aufgelöst und war nicht mehr haftbar zu machen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Soll man das nun ,clever' nennen? Man kratzt sich jedenfalls am Hinterkopf und ist sich irgendwie ziemlich sicher, daß man von solcherart Geschäftsgebaren auch heute noch schon einmal gehört hat...

   

Der Bergbehörde blieb folglich nichts anderes mehr übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Bergingenieur Hering von der Königin Marien- Hütte, die zu dieser Zeit Betreiber der Grube Rother Adler in Rittersgrün gewesen ist, stellte den dort angelegten Steiger Wagner noch einmal frei, um die Durchführung zu beaufsichtigen.

Am 8. Juli 1870 begutachtete G. Netto das Ergebnis und befand, daß die Verfüllung des oberen Stollns vorgenommen worden ist, jedoch nicht in dem Umfange, wie zu wünschen gewesen sei. Da die Weitungen inzwischen tatsächlich verbrochen waren, habe man sie nicht mehr ausfüllen und damit Tagesbrüche verhindern können. Nun waren die halt schon da... Immerhin seien dadurch aber nur reichlich 8 Thaler Kosten entstanden.

Wieso man nicht auch das Verfüllen der Tagesbrüche noch veranlaßt hat, bleibt unklar. Auch den Tageschacht hatte man irgendwie gänzlich vergessen...

Danach befragt, ob zwecks Restitution der durch die Verwahrungsmaßnahmen entstandenen Aufwendungen an die Staatskasse nicht noch pfändbare Dinge aus dem Grubenbesitz vorhanden seien, teilte Steiger Wagner am 28. Oktober 1870 dem Bergamt mit, daß das wenige, bei Einstellung des Betriebes noch vorhandene und eher wertlose Gezähe zur Grube Rother Adler gebracht worden sei. Darauf angesprochen, übersandte Bergingenieur Hering am 31. Januar 1871 folgende Aufstellung des sehr überschaubaren Grubeninventars:

  • 1 beschlagener Laufkarren,
  • 1 Treibefäustel mit 8 Pfund Gewicht,
  • 1 Handfäustel mit 3 Pfund Gewicht,
  • 7 kurze Bohrer sowie
  • 1 Zimmerersäge

und dafür einen Gegenwert von 2 Thaler, 15 Neugroschen nach Schwarzenberg. Auf dem Rest der Kosten blieb die Bergbehörde sitzen.

Ach, und dann hatten doch schon wieder alle ganz und gar vergessen, auch das Forstamt in Schwarzenberg von der Einstellung des Grubenbetriebes zu informieren. Dasselbe fragte von sich aus aber auch erst am 2. Januar 1871 im Bergamt nach, wieso denn Breitfeld den jährlichen Zins von 18 Neugroschen für die Haldensturzflächen (die im Mittweida'er Forstrevier) eigentlich nicht mehr zahle.

Über den Freifall der Bergwerksfläche in Kenntnis gesetzt, erinnerte das Forstamt das Bergamt am 4. Februar 1871 noch daran, daß ja bei der Bergamtskasse eigentlich auch noch 10 Thaler Kaution für die Wiederherstellung der genutzten Flächen liegen müßten. Man wolle aber auf deren Auszahlung verzichten und stattdessen die Bergehalden selbst abtragen und das Material zur Wegeverbesserung nutzen. Dagegen war natürlich nichts einzuwenden (40169, Nr. 317).

Damit endete die Geschichte des Kalkstein- Abbaus im Tal der Kleinen Mittweida. 

   


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte, Blatt 147: Wiesenthal, von 1875. Die Flößzeche ist noch als solche bezeichnet. Bildquelle: deutschefotothek.de

 

Nachdem die Industrialisierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts auch das Erzgebirge erreicht hatte, ging die mehrere Jahrhunderte währende Tradition der Eisenerzeugung und Metallverarbeitung bald zu Ende.

Mit dem Niedergang der zahlreichen Eisenhütten gingen natürlich auch die wichtigsten Abnehmer des Kalksteins für die Betreiber der Flößzechen sukzessive verloren. Die Gebrüder Porst zum Beispiel verkauften 1871 die Fundgrube Neusilberhoffnung an die Königin Marienhütte weiter, die das dort gebrochene, recht hochwertige Eisenerz natürlich in ihren eigenen Hochöfen bei Zwickau verarbeitete.

Vielleicht haben auch die Besitzer des Eisenwerks in Erla, Nestler & Breitfeld, seinerzeit schon weniger an eine Erweiterung ihres Betriebes um neue Standorte, als vielmehr an die Schwächung der Konkurrenz gedacht, als sie die Hämmer in Rittersgrün und mit deren Zubehör auch die Flößzeche aufkauften. Folgerichtig kam, was kommen mußte: Auch die Flößzeche Treue Freundschaft wurde nun aufgelassen.

   

Nach den uns bekannt gewordenen ‒ auch hier zwar lückenhaften, in diesem Fall jedoch recht vollständigen ‒ Zahlen haben wir das bis zur Lossagung 1869 dokumentierte Ausbringen grafisch aufbereitet. Da wir die Grubenregister der Flößzeche, welche Schichtmeister Schubert anno 1863 in Marienberg noch einsehen konnte, noch nicht wiedergefunden haben, basiert unsere Grafik in erster Linie auf Zusammenstellungen des Bergreviers Annaberg aus den Jahren von 1850 bis 1897 (40166, die Nummern 1, 22 und 26). Einige Lücken konnten wir anhand der Angaben in den Grubenakten (40169, Nr. 317) noch schließen, andere sind noch verblieben. Im Vergleich zu anderen Kalksteingruben enthält diese Zusammenstellung jedoch ausgesprochen wenige Lücken, was dem Umstand zu verdanken ist, daß sie nach ihrer bergamtlichen Verleihung immer unter Bergaufsicht verblieben ist.

   


Wie in den Abschnitten oben berichtet, haben wir für die zeitliche Lücke zwischen der Ersterwähnung 1791/1792 und dem kontinuierlichen Betrieb ab 1797 einen Churfürstlichen Flößbruch an der 4
ten und 5ten Rundung gefunden. Im Zeitraum zwischen 1800 und 1817 sind auch die Grube Treue Freundschaft gevierte Maßen und für die Jahre 1804 und 1805 außerdem der Christiana Fortuna Stolln und Treue Freundschaft Maßen getrennt in den Extrakten über das Ausbringen der Zechen aufgeführt, danach erscheinen sie nicht mehr. Das Ausbringen von Treue Freundschaft gevierte Fundgrube schwankte offensichtlich zwischen über 1.000 Fudern und deutlich unter 500 Fudern pro Jahr recht stark, was wohl mit der jeweiligen Aufschlußsituation zu tun hatte.

    


In den folgenden Grafiken berücksichtigen wir nur die Treue Freundschaft gev. Fundgrube. Die Differenz zwischen den Zahlenangaben für Bezahlung (rot) und Ausbeute (dunkelgrün) entsprach gewöhnlich den pro Jahr für Feld- und Abbausteuern, Gewinnung und Transport aufgewandten Kosten. Für den Zeitraum von 1841 bis 1845 ist außerdem die Erstattung eines Verlags - wohl für zuvor entstandene Erschließungskosten - ausgewiesen. Diese Beträge mußten natürlich auch erst erwirtschaftet werden und sind dem Gewinn eigentlich noch hinzuzurechnen. Tatsächlich sah die Bilanz aber ganz anders aus, wenn wir die Oeconomiepläne des Schichtmeisters Schubert richtig lesen...

  


Interessant ist auch, daß der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fuder Flöße - bei gleichzeitig tendenziell fallender Fördermenge - mit der Zeit von rund 6 Groschen auf 15 Groschen deutlich angestiegen ist. Dabei blieben die Verkaufspreise unter gleichen Betreibern jedoch über längere Zeiträume ziemlich stabil. Der hohe nominelle Sprung ab dem Jahr 1855 resultiert aber nur aus dem seit 1841 auch in Sachsen gültigen 14-Thaler-Münzfuß, nach welchem der Thaler statt vorher 24 nun 30 (Neu-) Groschen hielt. Dies fügt sich freilich in die sichtbare allgemeine Tendenz ein.

  

Rechnen wir die uns vorliegenden Zahlen einmal zusammen, kommen wir auf ein sicher dokumentiertes Ausbringen von über 41.000 t; wobei wir allerdings unseren Umrechnungsfaktor von 1.082,5 kg / Fuder beibehalten haben. Im Mittel der vorliegenden Angaben waren es dann etwa 607 t pro Jahr. Multipliziert man diese mittlere Jahresförderung nun noch mit der Anzahl aller Betriebsjahre von 1791 bis 1866, um die Lücken in der Überlieferung zu schließen, dann hat die Flößzeche in reichlich 70 Jahren insgesamt wahrscheinlich etwas über 43.000 t Kalkstein ausgebracht.

Vollzieht man dieselbe Rechnung unter Zugrundelegung der Angaben Schubert's aus den letzten Jahresanzeigen, in denen das Fudermaß in Zentnern angegeben ist und die uns auf einen noch deutlich geringeren Umrechnungsfaktor von 750 kg/Fuder geführt haben, so summiert sich die dokumentierte Gesamtförderung nur auf knapp über 30.000 t, das Jahresmittel auf 429 t pro Jahr und die Hochrechnung über die Betriebsjahre zum Ausgleich der Lücken in der Überlieferung der Förderzahlen auf knapp 30.900 t Kalkstein.

  

Als in den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen im Jahr 1901 erstmals auch gewerbliche Gruben aufgeführt worden sind, war in dieser Aufstellung die Grube Treue Freundschaft an der Kleinen Mittweida natürlich nicht mehr enthalten.

Auch in der umfangreichen Zusammenstellung von R. Becküber die Erzlager der Umgebung von Schwarzenberg im Erzgebirge“, veröffentlicht in zwei Teilen in den Ausgaben der Jahrbücher für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen auf die Jahre 1902 und 1904, geht der Autor auf diese abgelegenen Vorkommen, die nur auf „Flöße gebaut haben, damit nur für die Eisenhütten der Region von Bedeutung waren und mit deren Niedergang gleichermaßen an wirtschaftlicher Bedeutung schnell verloren haben, nicht mehr ein.

   


Ausschnitt aus dem Meßtischblatt, Ausgabe 1925. Die Steinbrüche sind noch verzeichnet, jedoch nicht mehr beschriftet. In der Zeit zwischen 1875 und 1925 ist noch der Basalt- Steinbruch, fast ganz oben auf dem Gipfel gelegen, hinzugekommen. Bildquelle: deutschefotothek.de

  


Ausschnitt aus dem Meßtischblatt, Ausgabe 1938. Die Steinbrüche auf und unter dem Eisensteinberg sind auch hier noch verzeichnet, jedoch nicht mehr bezeichnet. Bildquelle: deutschefotothek.de

  

 
 
 

Erinnerungen aus jüngerer Zeit

  

Während es um die Eisenhämmer und Kalksteinbrüche nun ruhig wurde, blieb der Reichtum der Landschaft an Wasser und Wasserkraft im Blickpunkt der Behörden. Pläne für einen Talsperrenbauten gab es etwa im Pöhlwassertal bei Rittersgrün schon in den 1920er Jahren (40024-10, Nr. 537, Blatt 3ff).

Spätestens seit Ende der 1940er Jahre gab es auch schon Pläne für den Bau einer Trinkwassertalsperre an der Großen Mittweida oberhalb von Markersbach (11384, Nr. 4188, 11394, Nr. 1879 und 30402, Nr. 503). Sie sollte vor allem die Trinkwasserversorgung der Städte Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt verbessern. Gerade Johanngeorgenstadt hatte in der Zeit nach 1945 durch den Uranerzbergbau der SAG/SDAG Wismut einen enormen Zuzug von Bergleuten und Arbeitskräften zu verkraften.

   

Im Jahr 1961 schrieb dann die DDR- Regierung einen Wettbewerb zur Ermittlung und Festlegung des Standortes eines neuen Pumpspeicherkraftwerks öffentlich aus. Zwei Jahre später fiel die Wahl auf den Standort Markersbach und man begann sofort mit den Planungen (vgl. 33113, Nr. 548, 30413, Nr. 9952 und 30545, Nr. 268).

1964 führte der damalige VEB Schachtbau Nordhausen erste geologische Erkundungen für den Bau des Unterbeckens im Mittweidatal durch und am 1. Januar 1970 begann offiziell der Bau. Am 1. Juni desselben Jahres begann der VEB Schachtbau Nordhausen die Bergarbeiten am Hilfsstollen und die polnische Firma Kopex teufte die Hilfsschächte ab. Anschließend wurden die Fallorte für die Wasserleitungen sowie die Turbinenkaverne aufgefahren, was bis zum 15. November 1975 beendet werden konnte. Das dabei ausgeförderte Gestein wurde übrigens zum Bau des Dammes des Unterbeckens gleich wieder eingesetzt.

Am 1. April 1972 begannen auch die Dammschüttungen am Oberbecken durch den VEB Talsperrenbau Weimar. Oberhalb des Pökelwaldes auf dem Höhenrücken, über den die sogenannte „Hundsmarter verläuft, in rund 848 m Seehöhe (Dammkrone) wurde der über 2,5 km lange Ringdamm des Oberbeckens aufgeschüttet. 1977 war auch der 57 m hohe und an seiner Krone knapp 400 m lange Steinschüttdamm des rund 49 ha großen Unterbeckens fertiggestellt, so daß mit dem Anstau begonnen werden konnte. Das Unterbecken hält heute bis zu 7,9 Millionen Kubikmeter Wasser der beiden Mittweida- Flüßchen zurück. Im Oberbecken können bis zu 6,5 Mio m³ Wasser gespeichert werden. Zwischen beiden Speicherbecken besteht ein Höhenunterschied von 288 m.

Nachdem die sechs in der Tschechischen Republik gefertigten FRANCIS- Turbinen untertage eingebaut und übertage das Umspannwerk und die Freileitungsanschlüsse errichtet waren, konnte das Kraftwerk 1979 erstmals ans Netz gehen. Ab 1981 stand die volle Leistung von 1.046 Megawatt zur Verfügung, um für jeweils vier Stunden Spitzenlasten in der Stromversorgung abzufangen. Damit ist es gegenwärtig das zweitgrößte Kraftwerk seiner Art in Deutschland und wird heute von der Vattenfall AG betrieben. Der jahreszeitlich unregelmäßige Überlauf des Unterbeckens wird außerdem durch eine kleine OSSBERGER- Turbine zur Energieerzeugung genutzt.

Zur Funktionsweise der genannten Turbinen- Typen gibt es übrigens unter unserer Technik- Rubrik schon einen Beitrag.

Die folgenden Fotos aus der Bauzeit des Speicherkraftwerkes haben wir in der Deutschen Fotothek gefunden und sie illustrieren ein wenig, daß auch bei diesem Bau viel bergmännischer Sachverstand vonnöten gewesen ist, um die Landschaft zu schonen und einen großen Teil der technischen Anlagen des Wasserkraftwerks unter die Erde zu verlagern... 

  


Vortrieb des Hilfsstollns mit Stollnbagger und Abtransport der Massen mit Muldenkipper, Foto: E. Klingbeil, 1971. Bildquelle: Deutsche Fotothek.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90044282 

    


Gleisgebundene Förderung beim Vortrieb des Umleitungsstollns, Stahlbogen- und Spritzbeton- Ausbau.
Foto: E. Klingbeil, 1971. Bildquelle: Deutsche Fotothek.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90044280

   


Die Maschinenkaverne im Rohbau. Foto: E. Klingbeil, 1975.
Bildquelle: Deutsche Fotothek.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90041861

   


Die Maschinenkaverne, wo heute die Wasserturbinen stehen, besitzt eine Länge von 120 m, eine Breite von 25 m
und eine Höhe von 50 m; im Foto im Rohausbruch mit Ankersicherung. Foto: E. Klingbeil, 1975.
Bildquelle: Deutsche Fotothek.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90060339

  

 
 
 

Erhaltene Zeugnisse

  

Gehen wir auf die Suche nach dem, was von diesem Bergbau noch auf unsere Tage überkommen ist: Soweit nichts anderes angegeben ist, entstammen die folgenden Fotos einer Wanderung im Frühjahr 2022. Ausgangspunkt war dabei der Parkplatz für Schaulustige an der Dammkrone des Unterbeckens.

Von dort sind es entlang des Uferweges entlang des Unterbeckens des Pumpspeicher-kraftwerkes bis zum Abzweig der Nietzschhammerstraße in Richtung des Tals der Kleinen Mittweida etwa 2,5 km. Dieser folgt man einfach immer geradeaus. Weiter südlich heißt sie dann Straße an der Kleinen Mittweida und führt uns zur ehemaligen Flößzeche...

  


Der Ausgangspunkt der Wanderung: Am Damm des Unterbeckens gibt es einen kleinen Parkplatz.

   


Wenn man Pech hat, ist das Unterbecken zur Hälfte auf den Berg hinauf gepumpt... Der Blick von der Dammkrone über die gerade ziemlich gut gefüllte Wasserfläche des Unterbeckens im Mittweidatal - dort, wo einst der Ortsteil Obermittweida gelegen hat.

   


Hier sind wir schon hinter der Wendeschleife, ungefähr 2,7 km oberhalb des Unterbecken- Dammes, im Tal der Kleinen Mittweida und auf etwa 620 m Seehöhe.

   


Aha, auch das.

  


Das Tal der Kleinen Mittweida ist als ziemlich steiles und tief eingeschnittenes Kerbtal mit nur schmaler Aue im Talgrund ausgebildet.

   


Es ist ein warmer Frühlingstag und im schattigen Wald blüht schon der Sauerklee.

  


Auch noch die Himmelschlüsselchen...

 


...und andere Frühlingsboten findet man am Wegrand.

  


Der Naturfreund hat hier ganz besonders in dieser Jahreszeit seine Freude...

  


Die asphaltierte Forststraße zieht sich auf eine ziemlich lange Strecke immer am westlichen Talhang entlang und geht dabei stetig bergauf...

  


Wenn es nicht zu heiß ist, ist das ein sehr schöner Wanderweg.

  


Nur wenig unterhalb des Erzgebirgskammes und entlang des Bachlaufs leiden die Wälder noch nicht so stark unter der Trockenheit der vergangenen Sommer.

  


Ab und an ragen aus den steilen Hängen kleinere Klippen des Glimmerschiefers heraus.

   


Oder auch größere Felsrücken.

  


Unten in der schmalen Talaue bleibt die Kleine Mittweida unser Begleiter...

  


Weitere rund 2,5 km südlich talaufwärts und noch einmal rund 115 Höhenmeter weiter oben quert die Forststraße dann den Bachlauf und verläuft von hier ab auf dessen Ostseite.

  

 
 
 

Die Flößzeche Treue Freundschaft vereinigt Feld

   

Da wir das Tal der Kleinen Mittweida bachaufwärts gewandert sind, schauen wir uns natürlich auch zuerst im Talgrund und am Talhang gegenüber um.

  


Overlay der Reliefkarte und einer Topographischen Karte vor 1945: Oben im Kartenausschnitt die Brücke über die Kleine Mittweida, weiter südlich erkennt man am Talhang die langgestreckten Restlöcher des Kalksteinbruchs und oben auf der Kuppe des Eisensteinberges den Basaltsteinbruch. Die Waldwege nach Westen trugen auf dieser Karte (aus dem Jahr 1943) noch die Namen Großpöhlaer und Rittersgrüner Flößbahn.
Quelle der Karte: geoportal.sachsen.de

 


Etwa 300 m oberhalb der Straßenbrücke scheint sich der Bachlauf zu teilen...

   


Direkt neben der Fahrbahn verläuft ein zweites Bächlein...

  


...das kurz darauf in die Kleine Mittweida einmündet. Wo haben wir denn das schon gesehen?

  


Zwischen beiden Gewässern liegt ein langgezogener, flacher Hügel.

    


Der schmale Wasserlauf direkt rechts neben der Straße hat trocken gesetzte Einfassungsmauern.

  


Die Einfassungen aus Bruchsteinen sind zwar schon sehr verfallen und überwachsen, aber noch erkennbar.

  


Ob der hellgraue Basalt nicht mit Wegebaumaterial von anderswo hergekommen ist, wissen wir nicht. Dazwischen fallen aber helle Kalkschiefer- Brocken auf... Da macht es auch bei uns Klick im Kopf !

 


Natürlich: Die Skizze Tröger's aus dem Jahr 1856: Da vorn sickert das Wasser aus dem Tiefen Treue Freundschaft Stolln, der ja schon 1869 gänzlich abgesoffen war.

   


Mit der gewonnenen Ortskenntnis erklärt sich uns nun auch, wie die wenigen alten Risse zusammenhängen. Wie immer, gelingt es nur ungenau, sie in die heutige Topographie einzupassen, da die alten Markscheider höchst sparsam mit Eintragungen der Übertagetopographie gewesen sind - aber die inzwischen entstandenen Pingen helfen uns ein wenig dabei und so ungefähr, wie in dieser Grafik, müßte alles zusammenpassen...

   


Hier, wo der Graben trockenfällt...

  


...fällt noch diese schmale Steinsetzung auf: Wahrscheinlich die Lage des einstigen Stollenmundlochs.

   


Der Stolln war nach den alten Rissen und Beschreibungen bis zum Tageschacht reichlich 60 Lachter lang; ungefähr 120 m weiter südlich also müssen wir nach der Schachthalde Ausschau halten.

   


Da ist sie auch, gleich links neben der Forststraße.

   


Oben auf der Haldenfläche findet sich ein eingezäuntes „Loch“: Der Tageschacht auf dem tiefen Stolln. Hier muß auch die viel umstrittene Kaue gestanden haben. Windbruch im Winter hat zwar die noch ziemlich neue Einzäunung schon wieder beschädigt, aber der Staatsforstbetrieb hat mit etwas Absperrband die Lücken geschlossen und auch wir halten lieber etwas Abstand...

   


Diese Art der „Verwahrung“ des Tageschachts durch die Altvorderen ist heute nämlich nicht mehr zeitgemäß und für Neugierige, die die Einzäunung ignorieren, durchaus auch nicht ungefährlich. Foto: J. Stark, 2017.

  


Das Lichtloch entspricht den alten Beschreibungen im Text oben zum Tageschacht auf dem Treue Freundschaft Erbstolln: Es ist saiger geteuft, rechteckig bei einer lichten Weite von zirka 1,20 x 1,70 und rund 8 m tief. Schön zu sehen ist die leicht oblonge (allseitig gewölbte) Natursteinausmauerung (Tröger's „krummstirnige Scheibenmauerung“). Foto: J. Stark, 2017.

   


Etwas weiter südlich liegen zwei kleine Bergehalden am Talhang.

  


Die zwei Abraumhalden südlich unterhalb des Steinbruchs liegen treppenförmig übereinander, sind etwa 20 m lang und an ihrer Vorderseite rund 2 m hoch. Foto: J. Stark, 2017.

   


Ein paar helle Brocken nicht verwertbaren, meist sehr glimmerreichen Kalkschiefers schimmern noch durch Moos und Unterholz.

   


Diese Pinge im Waldboden am Rand der Halden dürfte zu den schon 1870 eingetretenen Verbrüchen der Weitungsbaue am oberen Christian Fortuna Stolln gehören. Foto: J. Stark, 2017.

   


Wir steigen an der Nordseite des unteren Tagebaus hangaufwärts, um die Pingen von oben zu begutachten...

  


Ganz ordentliche Löcher! Hier ist nicht nur der Stolln zubruchgegangen, sondern tatsächlich die Weitungsbaue der beiden Stollnsohlen.

  


Blenden wir in unserem Zulageversuch oben die alten Risse aus, dann zeigt sich, daß die großen Pingen tatsächlich zwischen dem Christian Fortuna und dem Tiefen Treue Freundschaft Stolln zu liegen kommen, dort, wo in den 1850er und 1860er Jahren untertage abgebaut worden ist. Nach Nordosten keilte das Lager aus. Vielleicht sorgte eine Verwerfung dafür, daß es weiter oben am Hang noch einmal aufgefunden und im oberen Tagebau abgebaut werden konnte.

 


In die Gegenrichtung geschaut: Der Zugang in den unteren Tagebau.

  


Das Restloch des Kalksteinbruchs im Talhang besitzt etwa 25 m x 15 m Ausdehnung. Heute ist er stark verwachsen und verrollt. Kalkstein ist nirgends mehr anstehend oder im Geröll zu finden. Foto: J. Stark, 2017.

   


Der Blick von der oberen Kante des unteren Tagebaus. Der Tagebau war hier bis zu 17 m in den Hang eingetieft.

   


Drehen wir uns wieder nach Nordosten um: Der Zugang zum oberen Tagebau liegt auf etwa 774 m Seehöhe.

  


Dieser Einschnitt in den Talhang weist noch fast 100 m Länge in SW-NO- Richtung und an der breitesten Stelle rund 25 m Breite auf.

  


Wir klettern an seiner Südseite weiter hangaufwärts...

  


Der Blick von der oberen Bruchkante: Der Einschnitt ist hier rund 13 m tief in den Abhang gegraben. Die Bruchstöße sind völlig verrollt und überwachsen und auch hier ist nichts mehr von anstehendem Kalkstein zu finden.

   


Nur wenige Gerölle fallen entweder durch ihre graue oder eben durch die sehr helle Farbe auf:
meist kalkhaltige  Schiefer mit vielen kleinen Muskovit- Schüppchen auf den Kluftflächen.

 


Der oberste Teil des Tagebaus ist nur noch etwa 6 m tief in den Hang gegraben.

   


Das Ende des oberen Tagebaus im Nordosten.

    

 
 
 

Der Basalt- Steinbruch am Eisensteinberg

   

Wo wir schon einmal fast oben sind, klettern wir natürlich auch noch ganz hinauf auf die Bergkuppe...

  


Wir machen dasselbe, wie schon oben und nutzen die Möglichkeiten des Geoportals, um die Lage dieses Aufschlusses zu verdeutlichen.

   


Fast auf der Höhe verläuft der sogenannte Eisengrubenweg. Den hat der Staatsforstbetrieb gerade neu hergerichtet, um nach dem Winter die Holzernte einfahren zu können. Blick vom Steinbruch südwärts auf die Steilkurve.

   


Wir folgen dem Fahrweg von der Kurve aus ein Stück in nordöstliche Richtung, wo uns diese kleine Abraumhalde links unterhalb des Fahrwegs auffällt.

   


Genau gegenüber führt ein Geländeeinschnitt zur Sohle des Steinbruchs.

   


Hier geht wohl nur noch selten jemand hindurch...

   


Wir stehen jetzt auf rund 820 m Höhe über dem Meer. Die Sohle des offenkundig schon lange auflässigen Steinbruchs ist eingeebnet und wurde von der Natur zurückerobert...

  


Das Restloch des Basaltsteinbruches oben auf dem Eisensteinberg ist etwa 90 m x 30 m groß und noch reichlich 5 m tief. Es macht heute ebenfalls einen stark verwachsenen Eindruck... Foto: J. Stark, 2017.

   


Im südlichen Tagebaustoß findet man unter dem Wurzelwerk noch einen Aufschluß der
Kontaktfläche zwischen dem Schiefer (links) und dem hell verwitternden Basalt (rechts).
Foto: J. Stark, 2017.

  


Noch einmal eine Nahaufnahme der Kontaktfläche: Links steht der Schiefer an, rechts der Nephelin- Basalt mit
zahlreichen Einsprenglingen. Foto: J. Stark, 2017.

   


Auch an der nördlichen Bruchwand steht noch ein ziemlich brüchiger Rest des einst hier und inzwischen praktisch vollständig abgebauten Nephelin- Basaltes an.

   


Solch ein schickes Aggregat, wie  oben gezeigt, haben wir diesmal zwar nicht gefunden...

 


...aber bis zu zentimeterbreite Glimmerblättchen finden sich reichlich auf noch frischen Bruchflächen.

  

 
 
 

Schurfstellen östlich vom Eisensteinberg ‒
Die Christbescherung Fundgrube

   

Die Lage des Grubenfelds der  1858 unter Breitfeld gemuteten Christbescherung Fundgrube konnten wir erst anhand der Verleihkarte auf dem Stand von 1880 zuordnen. Aufgrund ihres kurzen Bestandes (Die Mutung erfolgte am 8. September und die Konsolidation mit Treue Freundschaft vereinigt Feld am 15. September 1858 ‒ sie bestand als eigenständige Verleihung also wirklich gerade einmal eine Woche !) ist selbst beim Bergamt gar nicht erst eine Grubenakte angelegt worden und auch die noch erhaltene Croquis erwies sich mangels topographischer Anhaltspunkte als kaum hilfreich.

Nach allem, was wir dazu in Erfahrung bringen konnten, kam dieses Schurffeld jedenfalls östlich hinter dem Eisensteinberg zu liegen. Die Reliefkarte zeigt uns nun auch dort tatsächlich, auf knapp 1.700 m² verteilt, eine Reihe flacher Pingen; die größte von ihnen mit etwa 7 m x 14 m Ausdehnung und ungefähr 3,5 m ins Gelände eingetieft...

Vom Zugang zum Basaltsteinbruch auf dem Eisensteinberg aus sind es noch einmal rund 300 m Weg die Forststraße (die hier Steinbruchweg heißt) entlang nach Osten und hinter der Kreuzung mit dem alten Klötzerweg liegen diese Pingen dann etwa 50 m nördlich vom Forstweg mitten im Hochwald.

  


Wieder eine kleine Karte mit der Lage dieses Schurfgebietes.

 


Das östliche Ende des Basaltsteinbruchs am Steinbruchweg.

 


Gegenüber liegt auch hier noch eine kleine Bergehalde.

  


Ob diese, nach Norden (im Foto nach links) abzweigende Rückegasse einst der Klötzerweg gewesen ist?

  


Jedenfalls finden sich östlich dieses Forstwegs und unweit nördlich des Steinbruchwegs im Hochwald ein paar flache Schurflöcher...

  


...und hier noch zwei direkt nebeneinander, durch einen schmalen Erdwall getrennt.

   


Das größere der beiden östlichen.

  


Unter der Dammerde steht hier noch etwas Fels an...

   


...ist aber alles Glimmerschiefer. Negative verraten, daß der Schiefer auch (herausgewitterte) Granat- Körnchen enthalten hat. Was werden die Alten hier wohl vermutet haben und warum eigentlich?

   


Noch ein Blick von der oberen Böschungskante in Richtung Steinbruchweg. Dann kehren wir hier wieder um.

    

 
 
 

Schurfstellen nördlich vom Eisensteinberg

   

Da wir einmal oben sind, bleiben wir auch erstmal auf dieser Höhe und schauen noch nach, ob sich von den nach der  geologischen Karte dort vermuteten Schürfen auf Kalkstein nördlich des Eisensteinberges nicht auch noch etwas im Gelände finden läßt... 

Auf den alten topographischen und geologischen Karten war im fraglichen Bereich nördlich des Berggipfels nie etwas verzeichnet. Das muß aber auch wieder nichts heißen, denn auch im Bereich der  1858 unter Breitfeld gemuteten Christbescherung Fundgrube, die ja weiter  östlich hinter dem Eisensteinberg zu finden ist, fehlen ob ihres nur kurzen Bestandes jegliche Eintragungen im historischen Kartenmaterial.

  


Ungefähr dort, wo die Forststraße unten im Tal die Kleine Mittweida überquert, nur eben ein paar 100 Meter östlich und steil bergauf, an der Ostseite des Eisengrubenweges, liegt das Schurfgebiet, das wir anhand der aktuellen geologischen Karte noch gefunden hatten.

   


Der gut ausgebaute Eisengrubenweg an der Nordwestseite des Eisensteinberges.

 


Wir wären fast vorbeigelaufen: Nur eine Lichtung mit vielen Birken gibt den Blick auf das Schurfgebiet an der Ostseite des Eisengrubenwegs frei...

  


Das Gelände erscheint uns irgendwie ziemlich „planlos umgegraben“ zu sein.

  


Auf einer Fläche von reichlich 3.000 m² verteilen sich hier unregelmäßig etliche flache Gräben und Schurfstellen.

  


Die meisten sind kaum noch 2 m tief und völlig verwachsen.

  


Der Blick über das hier nur flach nach Westen geneigte Gelände zurück zum Eisengrubenweg. In den verrollten, niedrigen Stößen der Restlöcher und Schurfpingen ist nirgends anstehendes Gestein zu sehen und auf der Hochfläche sind auch Gerölle kaum zu finden, die Aufschluß darüber geben könnten, was die Vorfahren hier eigentlich gesucht haben...

   

 
 
 

Ein paar Sätze zum Schluß...

   

Nur die Landschaftskonturen erinnern heute noch daran, daß es auch in diesem, wahrlich ziemlich abgelegenen Hochtal Bergbau gegeben hat. Mehr ist hier ‒ zumindest auf einen oberflächlichen Blick ‒ nicht auf unsere Tage überkommen. Ob die Weitungen untertage freilich inzwischen ganz zubruchgegangen sind oder ob dort noch Gefahren lauern, ob sich das Wasser aus dem Berg eines Tages einmal einen neuen Weg suchen muß, das weiß man heute nicht. Da die Forststraße aber nicht als Wanderweg ausgeschildert und vor allem einmal ein Wirtschaftsweg für den Forstbetrieb, vielleicht am ehesten noch etwas für Mountainbiker (bergauf mit Hilfsmotor) ist, denn ein Spazierweg für wanderlustige Touristen, wird wohl alles noch lange Zeit so bleiben, wie es heute ist. Da kennt man im Oberbergamt wahrlich wichtigere Stellen, von denen größere Gefahr ausgeht.

Ungewöhnlich ist ob ihrer bergamtlichen  Verleihung die Geschichte dieser Kalksteingrube gewiß. Wollten sich die ersten Muter damit wirklich nur eine Vorrangstellung gegenüber dem Staatsforst sichern? Ohne dies wirklich belegen zu können, kam uns eine ähnliche Vermutung auch schon einmal ganz am gegenüberliegenden Ende des Erzgebirges, in unserem Bericht zu den Dolomit-Steinbrüchen bei  Braunsdorf und Grumbach.

Oder hatten die Verleihungen auf Eisenstein und Flöße“ etwa doch einen geologischen Hintergrund? Was war das eigentlich noch für ein Erzgang, auf dem die Anna Fundgrube gemutet worden ist? Hätte man hier freilich tatsächlich Erze gefunden und abgebaut, hätte man zwar den Zins an den Grundeigentümer vermieden, dafür aber dann den Bergzehnten abführen müssen. Schon der höheren Feldsteuern halber dürfte ein eher begrenzter Vorteil durch die bergrechtliche Verleihung auf alle Metalle und Mineralien“ die Besitzer daher unterm Strich sicherlich teuerer zu stehen gekommen sein, als eine Abbauzinszahlung für den Kalkstein an den Grundeigentümer. Vielleicht finden andere Heimatfreude ja noch mehr darüber heraus...

Von der permanenten Steigung, die den Weg hier hin nicht eben zum Spaziergang macht, einmal abgesehen, hat sich unsere Wanderung durch dieses schön bewaldete Hochtal im Erzgebirge aber auf jeden Fall gelohnt und kann durchaus zur Nachahmung empfohlen werden. Bleibt uns jetzt nur noch der ganze Weg wieder zurück zum Parkplatz...

Glück Auf!

Das Team vom „u. b.“

   

 
 
 

Weiterführende Quellen

   

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.
  

  
  
        Allgemeine Quellen

  1. wikipedia.de

  2. hov.isgv.de

  3. vattenfall.de

  4. raschau-markersbach.de

  5. G. Agricola: De re metallica libri XII, Hieronymus Froben, Basel, 1556, aus dem Lateinischen übersetzt von C. Schiffner et al., neu herausgegeben von der Agricola- Gesellschaft beim Deutschen Museum 1928, Nachdruck Fourier Verlag, Wiesbaden

  6. Chr. Lehmann: Historischer Schauplatz derer natürlichen Merckwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober- Ertzgebirge, Leipzig, 1699 (Digitalisat: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt)

  7. C. F. Naumann: Kurze Übersicht der auf Section XV der geognostischen Charte des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen dargestellten Gebirgsverhältnisse, im Verlag der Kgl. Sächs. Bergakademie, Freiberg, 1837

  8. C. F. Naumann: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen. Zweites Heft, Geognostische Skizze der Gegend zwischen Gößnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach. Dresden und Leipzig, in der Amoldischen Buchhandlung, 1845

  9. L. Oeser: Album der sächsischen Industrie, Band 2, Neusalza, 1856

  10. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), Dresden, u. a.
    - G. Wunder, A. Herbrig, A. Eulitz: Der Kalkwerksbetrieb Sachsens und die Ursachen der verschiedenen Kalkpreise in Sachsen, Verlag W. Engelmann, Leipzig, 1867
    - historisches Kartenmaterial

  11. Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg: Kalender für den Berg- und Hüttenmann bzw. Jahrbücher für das Bergwesen im Königreiche Sachsen, Bergwerksverzeichnisse, Ausgaben 1827 bis 1942 (Digitalisate); darin u. a.:
    - R. Beck: Über die Erzlager der Umgebung von Schwarzenberg im Erzgebirge,
    Teil I in der Ausgabe auf das Jahr 1902, S. 51 ff,
    Teil II in der Ausgabe auf das Jahr 1904, s. 56 ff

  12. K. Sauer: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section 147/148: Wiesenthal, 1. Auflage, Leipzig, 1884

  13. R. Reinisch: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section 147/148: Wiesenthal, 2. Auflage, Leipzig, 1917

  14. F. Nickerl: Übersicht über alte, im sächsischen Bergbau verwandte Maße, Gewichte, Zahlungsmittel und Bezeichnungen, in: Arbeitskreis Annaberg-Buchholzer Heimatforscher (Hrsg.): Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges, 2001

  15. K. Hoth, N. Krutsky, W. Schilka, F. Schellenberg, LfULG (Hrsg.): Marmore im Erzgebirge, Bergbaumonographie, Freiberg, 2010

  16. K. Richter, T. Frank: Der Wasserstreit im Mittweidatal – ein Kampf um Wasser, Macht und den rechten Glauben, TU Chemnitz, 2013, Onlinepublikation (PDF)
     
     
    Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden
      

  17. Bestand 10036 (Finanzarchiv), Loc. 41747, Rep. 09b, Abt. A, Sect. 1, Cap. 2, Lit. F, Nr. 0008: Acta, das Ausscheiden der Floßzechen aus dem Bergressort betreffend, dat 1852

  18. Ebenda, Loc. 41921, Rep. 09b, Abt. B, Nr. 0114: Aktenlage, die von Gottfried Neubert im Waldhause bei Pöhla wider Christian Schneider in Rittersgrün wegen einer von ihnen beiden erschürften Floßzeche, Treue Freundschaft genannt, erhobene Klage betreffend, dat. 1802

  19. Bestand 11384 (Landesregierung Sachsen, Wirtschaftsministerium), Nr. 4188: Talsperren- und Wasserwerksbauten, dat. 1849-1951

  20. Bestand 11394 (Landesregierung Sachsen, Land- und Forstwirtschaftsministerium), Nr. 1879: Talsperre Obermittweida, dat. 1951-1952

  21. Bestand 12613 (Gerichtsbücher, Amtsgericht Schwarzenberg), Nr. 200: Gerichtshandelsbuch für Hammerwerke, dat. 1825-1866

  22. Bestand 12884 (Karten und Risse), Schr. R, F. 001, Nr. XXII: Matthias Öder, Balthasar Zimmermann: Sektion XXII: Gegend um Annaberg und Oberwiesenthal, dat. 1614-1634
     
     
    Staatsarchiv Chemnitz
     

  23. Bestand 30016 (Kreisamt Schwarzenberg), Nr. 683: Antrag des Hammermeisters Hans Heinrich von Elterlein zu Kleinpöhla auf Erb- oder Niedergerichtsbarkeit auf dem Hammerwerk zu Pfeilhammer, dat. 1675-1682

  24. Ebenda, Nr. 1274 und 1275: Subhastation des Doppeleisenhüttenwerks Rittersgrün durch Hans Heinrich von Elterlein, dat. 1835-1836

  25. Bestand 30316 (Forstrentamt Schwarzenberg), Nr. 266: Fascikel, die Ablösung des Erbkuxes bei dem Berggebäude Treue Freundschaft gevierte Fundgrube auf Crottendorfer Forstrevier und die bei demselben benutzten drei Erbkuxverhältnisse nicht unterliegenden Flächen betreffend, ergangen vor dem Rentamt Annaberg, dat. 1863-1871

  26. Bestand 30402 (Kreistag/Kreisrat Aue), Nr. 503: Trinkwassertalsperre Obermittweida, dat. 1950-1952

  27. Bestand 30413 (Bezirkstag/Rat des Bezirks Karl-Marx-Stadt), Nr. 9952: Vorbereitung und Durchführung des Vorhabens "Pumpspeicherwerk Markersbach", dat 1966-1967

  28. Bestand 30545 (Staatliche Bauaufsicht Karl-Marx-Stadt), Nr. 268: Energieversorgung, Betonwerke Mittweida und Laußig, Hauptinvestor Rat, Pumpspeicherwerk Markersbach, Landbaugemeinschaft "Vogtland", Bildung Ingenieurbüro Karl-Marx-Stadt, Baustoffversorgung, dat. 1966-1971

  29. Bestand 30570 (Urkunden der Hauptlinie Schönburg- Glauchau), Nr. 4: Kaufvertrag zwischen Burggraf Heinrich von Meißen als Verkäufer sowie Abt Nicolaus und dem Kloster St. Nikolaus in Grünhain über einige Güter im Dorf und der Flur Scheibe, den Hammer im Dorf Raschau und das Dorf Glasberg mit Zubehörungen, dat. 17. Dezember 1402

  30. Bestand 30786 (Grundherrschaft Rittersgrün- Hammerwerk), Bestandserläuterungen

  31. Bestand 33113 (Wasserwirtschaftsdirektion Obere Elbe- Neiße) Nr. 548: Schriftwechsel zum Objekt Pumpspeicherwerk Markersbach, dat. 1963-1968
     
     
    Bergarchiv Freiberg
     

  32. Bestand 40001 (Oberbergamt Freiberg), Nr. 115: Hauptrevision des Bergamts Annaberg mit den kombinierten Revieren, dat. 1807-1808

  33. Ebenda, Nr. 2072: Streitigkeiten zwischen dem Justizamt Grünhain und dem Bergamt Annaberg, die durch Klage von zwanzig Kloster-Grundstücksbesitzern gegen Hammerwerksbesitzer Carl Heinrich von Elterlein entstanden, weil letzterer aus dem Grund und Boden ersterer Marmor und Kalkstein holte sowie Verleihung der Eisensteinflöße, dat. 1798-1853

  34. Bestand 40003 (Geognostische Landesuntersuchung), Nr. 61: Geognostische Untersuchung des Gebirgsteils zwischen Aue, Grünhain, Elterlein, Schlettau, Crottendorf, Pöhla und Schwarzenberg, dat. 1818

  35. Ebenda, Nr: 78: Geognostische Beschreibung der Gegend zwischen Groß- Pöhla, Schlackenwerthe, Klösterle und Bärenstein, dat. 1823

  36. Ebenda, Nr. 146: Die erzhaltigen Grünstein-, Kalkstein- und Dolomitlager in der Gegend von Schwarzenberg, Resultate einer Revisionsuntersuchung im Mai und Juni 1836 von Bernhard Cotta

  37. Bestand 40007 (Bergamt Annaberg), Nr. 364: Acta, den Conspectum über die in den Annaberger Bergamtsrevier gelegenen Grubengebäude aufs Jahr 1790 betreffend, ingleichen aufs Jahr 1791, dat. 1790-1792

  38. Ebenda, Nr. 1317: Auszug über Eisenstein, Eisensteinflöze, Braunstein, Arsenikkies und Rohsteinkies im kombinierten Bergamtsrevier Annaberg mit Scheibenberg, Hohenstein und Oberwiesenthal, dat. 1801-1840

  39. Bestand 40014 (Bergamt Scheibenberg), Nr. 15: Einige alte Verleihungen, dat. 1647-1692

  40. Ebenda, Nr. 43: Verleih- und Bestätigungsbuch, dat. 1713-1853

  41. Ebenda, Nr. 153: Protokoll über Mutungen und Bestätigungen, dat. 1781-1794

  42. Ebenda, Nr. 191: Protokoll über Mutungen und Bestätigungen, dat. 1794-1803

  43. Ebenda, Nr. 185: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Annaberg, Hohenstein, Lößnitz, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1791-1794

  44. Ebenda, Nr. 196: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach über sämtliche Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg sowie über einige Berggebäude im Bergamtsrevier Annaberg, dat. 1797-1798

  45. Ebenda, Nr. 199: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach über sämtliche Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg sowie über einige Berggebäude im Bergamtsrevier Annaberg, dat. 1799

  46. Ebenda, Nr. 200: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach über sämtliche Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg sowie über einige Berggebäude im Bergamtsrevier Annaberg, dat. 1800-1801

  47. Ebenda, Nr. 211: Protokoll über Mutungen und Bestätigungen, dat. 1803-1823

  48. Ebenda, Nr. 213: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Annaberg, Hohnstein, Ober- und Unterwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1804

  49. Ebenda, Nr. 232: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Annaberg und Scheibenberg, dat. 1805

  50. Ebenda, Nr. 233: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann Samuel Körbach über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Annaberg, Hohenstein und Scheibenberg, eingereicht und mit Anmerkungen versehen vom Haushalts- und Generalbefahrungs- Protokollisten Friedrich August Schmid an die betreffende Dienstverwaltung, dat. 1806-1807

  51. Ebenda, Nr. 235: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1806-1807

  52. Ebenda, Nr. 236: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1808-1809

  53. Ebenda, Nr. 245: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1810-1811

  54. Ebenda, Nr. 250: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1812

  55. Ebenda, Nr. 251: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1813

  56. Ebenda, Nr. 252: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1814

  57. Ebenda, Nr. 254: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1815

  58. Ebenda, Nr. 257: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1816

  59. Ebenda, Nr. 258: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1817

  60. Ebenda, Nr. 259: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1818

  61. Ebenda, Nr. 261: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1819

  62. Ebenda, Nr. 262: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1820

  63. Ebenda, Nr. 264: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1821

  64. Ebenda, Nr. 265: Fahrbögen des Berggeschworenen Christian Friedrich Schmiedel über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, fortgeführt für das Quartal Luciae von dem Berggeschworenen Johann August Karl Gebler, dat. 1822

  65. Ebenda, Nr. 267: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1823

  66. Ebenda, Nr. 271: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1824

  67. Ebenda, Nr. 273: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1825

  68. Ebenda, Nr. 275: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1825-1826

  69. Ebenda, Nr. 278: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1827

  70. Ebenda, Nr. 280: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1828-1830

  71. Ebenda, Nr. 281: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1831-1833

  72. Ebenda, Nr. 289: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1834-1836

  73. Ebenda, Nr. 294: Fahrbögen des Berggeschworenen Johann August Karl Gebler über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1836-1838

  74. Ebenda, Nr. 300: Fahrbögen des Berggeschworenen Theodor Haupt, von dessen zeitweiligem Stellvertreter Friedrich Wilhelm Schuberth sowie des Rezessschreibers Lippmann über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1840-1841

  75. Ebenda, Nr. 321: Fahrbögen des Rezessschreibers Lippmann sowie des Berggeschworenen Theodor Haupt über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1842-1843

  76. Ebenda, Nr. 322: Fahrbögen des Berggeschworenen Theodor Haupt sowie des Markscheiders Friedrich Eduard Neubert über Berggebäude in den Bergamtsrevieren Hohenstein, Oberwiesenthal und Scheibenberg, dat. 1844-1847

  77. Bestand 40022 (Hammerwerksinspektion Schneeberg), Nr. 404: Eisenwerk Pfeilhammer bei Pöhla, dat. 1846-1852

  78. Bestand 40024-10 (Landesbergamt, Verleihungen), Nr. 537: Johanngeorgenstadt- Rittersgrün Vereinigt Feld, datiert 1923-1948

  79. Ebenda, Nr. 899: Treue Freundschaft Vereinigt Feld bei Mittweida, Verleihung des Grubenfeldes, dat. 1856-1866

  80. Bestand 40040 (fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. i6345: Grubenfeld von Treue Freundschaft Fundgrube und Anna Fundgrube in der Crottendorfer Waldung, dat. 1857

  81. Ebenda, Nr. i6599: Grubenfeld von Christbescherung Fundgrube am Eisensteinberg bei Crottendorf, dat. 1858

  82. Ebenda, Nr. k8731: Treue Freundschaft Vereinigt Feld Fundgrube in der Obermittweidaer Waldung bei Crottendorf, dat. 1861

  83. Ebenda, Nr. k8732: Grubenfeld von Treue Freundschaft Fundgrube in der Crottendorfer Waldung bei Crottendorf, dat. 1857

  84. Ebenda, Nr. k8733: Grubenfeld von Treue Freundschaft vereinigt Feld Fundgrube im Crottendorfer Forst bei Crottendorf, dat. 1866

  85. Ebenda, Nr. k8734: Treue Freundschaft Flößgrube in der 4. und 5. Rundung unweit der Kleinen Mittweida bei Crottendorf, mit Angabe der Maßen, dat. 1799

  86. Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. k18795: Geologische Specialkarte, Blatt 147: Section Wiesenthal, 1. Auflage, 1883

  87. Bestand 40044-4 (Meilenblattkopien), Nr. i263: bei Rittersgrün und Markersbach, dat. 1825

  88. Bestand 40044-5 (Verleihkarten), Nr. i71: bei Rittersgrün und Markersbach, undatiert

  89. Bestand 40044-7 (Stollnkarten), Nr. i787: Crottendorfer Forstrevier, Mittweidaer Forstrevier, Pöhler Forstrevier, undatiert

  90. Ebenda, Nr. i788: Crottendorfer Forstrevier, Mittweidaer Forstrevier, Pöhler Forstrevier, undatiert

  91. Ebenda, Nr. i789: Crottendorfer Forstrevier, Mittweidaer Forstrevier, Pöhler Forstrevier, dat. 1880

  92. Bestand 40052 (Bergamt Schwarzenberg), Nr. 384: Gegenbuchprotokoll über Treue Freundschaft vereinigt Feld bei Mittweida, dat. 1866

  93. Bestand 40131-1 (Akten des VEB Geologische Forschung und Erkundung), Nr. 386: Markersbach, bei Schwarzenberg, Pumpspeicherwerk, dat. 1963

  94. Bestand 40166 (Erzlieferungsextrakte sächsischer Bergreviere), Nr. 1: Übersichten des Ausbringens im Bergrevier Schwarzenberg in den Jahren 1857-1897

  95. Ebenda, Nr. 22: Extract des Eisenstein-, Eisensteinflöße-, Zinn-, Braunstein-, Arsenikkies-, Rohsteinkies- und Arsenikalien- etc. Ausbringen des combinirten Bergamtsrefiers Annaberg on 1654-1800, zusammengestellt nach den vorhandenen Registern, Oberzehntamtsrechnungen, Receßbüchern etc., dat. 1838-1842

  96. Ebenda, Nr. 26: Extracte des Eisenstein-, Eisensteinflöße-, Zinn-, Kupfernickel-, Braunstein-, Arsenikkies- und Rohsteinkies- Ausbringen in den combinirten Bergamtsrefieren Annaberg mit Scheibenberg, Hohenstein und Oberwiesenthal auf die Jahre 1801-1850, dat. 1851

  97. Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 5: Anna Fundgrube im Crottendorfer Forst bei Crottendorf, dat. 1855-1857

  98. Ebenda, Nr. 317: Treue Freundschaft Maßen und Wehre, ab 1830 Treue Freundschaft gevierte Fundgrube, ab 1858 Treue Freundschaft vereinigt Feld, an der Kleinen Mittweida im Crottendorfer Forst an der 4. Rundung bei Obermittweida, dat. 1807-1871

  99. Ebenda, Nr. 812: Gottes Friede gevierte Fundgrube samt Glücksburg Fundgrube am Hirtenberg bei Breitenbrunn, dat. 1790-1798