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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Unser Beitrag zum Kalksteinbergbau durch K. E. Böhme in Hammerunterwiesenthal
Unser Transkript der Erinnerungen des Betriebsleiters
      (von 1903 bis 1924) Emil Barthel

Zur Lage und regionalen Geschichte
Zur Geologie
Zur Montangeschichte

Die Anfänge

Der Abbau durch Karl Eduard Böhme (nac
h 1870) und Nachfahren
Der Abbau nach 1945
Verbliebene Zeugnisse
Weiterführende Quellen 

  

Das Kalkwerk in Herold bei Thum

Recherchestand Dezember 2018. Letzte Ergänzungen im Mai 2023.

Für die Bereitstellung von historischem Bildmaterial bedanken wir uns bei

  • Herrn H. Lausch, Halsbrücke, sowie
  • Dr. A. Gerstenberg, Chemnitz für Bildmaterial und
  • bei den Ortschronisten Herrn J. Baumann, Herold und
  • Herrn Dr. O. Tautenhan, Gelenau.

Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom August 2019 vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen:

https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-361597

  

 

 

Zur Lage und regionalen Geschichte

 

Herold ist heute ein Ortsteil des Städtchens Thum im mittleren Erzgebirge. Die Bundesstraße 95 durchquert, von Chemnitz kommend, die Stadt in Richtung Ehrenfriedersdorf und Annaberg-Buchholz.

Der Ortsteil Herold liegt abseits der Fernstraßen und erstreckt sich über etwa 2,5 Kilometer beiderseits der Wilisch (früher auch Wilzsch geschrieben), einem Nebenfluß der Zschopau. Ein kleinerer Siedlungsteil zieht sich an der Straße nach Drebach ein kurzes Stück den Hang hinauf.

Das Wilischtal liegt unterhalb der Einmündung des Helsigbaches auf zirka 426 m Seehöhe, während die umliegenden Höhenzüge bis auf über 550 m ansteigen. Südöstlich von Ehrenfriedersdorf ragen die Greifensteinklippen bis 730 m Höhe auf.

Das Waldgebiet nördlich des Helsigbaches gehört zur Stadt Thum, der östliche Hang des Wilischtals unterhalb gehört bereits zu Venusberg. Das ehemalige Kalkwerk an der Südseite des Helsigbaches liegt noch auf Herold'er Flur.

   


Übersichtskarte zur Lage des Kalkwerkes, Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Herult datiert auf den 8. April 1386. Markgraf Wilhelm I. von Meißen wies damals der Witwe Anargs von Waldenburg die Herrschaft Scharfenstein mit dazugehörigen Dörfern, darunter Herold, als Witwensitz zu.

 


Das Rittergut Thum in einer Lithographie um 1850. Aus: G. A. Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, IV. Section, Erzgebirgischer Kreis, 1856.

 

Zum 1. Januar 1999 erfolgte der Zusammenschluß der bis dahin eigenständigen Gemeinden Herold und Jahnsbach mit der Stadt Thum (wikipedia).

Die Gemeinden gehören zum Landkreis Erzgebirgskreis.

 

 
 
 

Zur Geologie

  

Johann Friedrich Wilhelm Charpentier erwähnte im Zweiten Teil, III. Abschnitt: Die Gegend (zwischen der Flöhe. der Tzschopau. dem Pdhlfluße und der bdhmischen Grenze) um Augustusburg, Marienberg, Wolkenstein, Ehrenfriedersdorf und Geyer, in seiner Mineralogischen Geographie der Chursächsischen Lande, 1778 gedruckt, nur kurz, daß Zwischen Thum und Herold ....in dem Schaafberge Kalkstein gebrochen werde.

   

In einem Zwischenbericht von C. A. Kühn, damals noch Obereinfahrer in Freiberg, über erste Ergebnisse der geognostischen Landesuntersuchung, namentlich über die dabei „aufgefundenen Lagerstätten gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien,“ aus dem Jahr 1818 (40003, Nr. 59) findet man im Kapitel III. Zwischen der Freyberger und Zwickauer Mulde gelegener Theil des Königreichs Sachsen (Rückseite Blatt 112ff) eine kurze Notiz über die hiesigen Kalksteinvorkommen unter dem Anstrich a) Urkalkstein (Blatt 144f):

§62.
3. dergleichen bei Grießbach, Venusberg und Herold.

 „Eine sehr verbreitete Lagerstätte von Kalkstein, welche ebenfalls dem Glimmerschiefer inneliegt, ist ferner diejenige, auf welcher in den Dörfern Grießbach, Venusberg und Herold Kalkbrüche angelegt sind.

In ersteren beiden Orten ist das gegen NW einschießende Lager zwar nur 2 – 4 Ellen, zu Herold aber auf 7 Ellen mächtig. Wahrscheinlich dürfte dasselbe (schwer leserlich…?) noch bedeutend weiter in SW fortsetzen. Es führt einen schönen weißen, auch ziemlich reinen Kalkstein.

Auch in den Erläuterungen zu den geognostischen Karten des Königreichs Sachsen erwähnt C. F. Naumann im Heft 2, 1845 nur sehr knapp die

Kalk- und Dolomit-Lager zwischen Scheibenberg und Zschopau.

„Fast in einer und derselben geraden Linie liegen die Kalklager von Griesbach, Venusberg und Herold… Vom Herolder Lager giebt Blöde 1 bis 2 Lachter Mächtigkeit und eine körnige Beschaffenheit des Kalksteines an.

  


Ausschnitt aus Blatt XV der Geognostischen Karte von Sachsen, herausgegeben 1846 mit der Darstellung der zu dieser Zeit bekannten Kalksteinvorkommen in der Region.

      


Der kleine, etwas blaß dunkelblaue Fleck markiert den Ausstrich des Kalklagers im Helsigbachtal nördlich von Herold.

  

Wunder, Herbrig und Eulitz führen in ihren Betrachtungen zum Kalkwerksbetrieb Sachsens 1867 den Kalkabbau in Herold tabellarisch an.
 
 

Kalk

Magnesia

Kohlen-säure

Eisen-oxyd, Mangan, Thon-erde

Unlös-liches

Herold Horn

55,8

0,5

43,6

0,2

0,3

Horn III 

45,9

4,4

40,3

0,8

8,6

Graukalk IV

29,5

18,5

45,0

3,5

3,6

Wie man sieht, kam neben einem fast magnesiumfreien Kalkstein auch dunkel gefärbter Dolomit vor. 

  

In den Erläuterungen zur Geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Blatt 127, beschreibt Ferdinand Schalch 1899 (S. 17ff) die Kalksteinlager ausführlicher. Er ordnet sie in

II. Die Glimmerschieferformation

ein und berichtet unter: 

6. Krystallinische Kalksteine

Innerhalb der Glimmerschieferformation treten auf Section Geyer-Ehrenfriedersdorf zwei Einlagerungen von körnigem Kalke auf, die eine am Hahnrücken bei Schönfeld im Glimmerschiefer selbst, die zweite in den Herolder chloritischen Hornblendeschiefern…

Zum Abbau auf dem  Hahnrück südlich von Ehrenfriedersdorf gibt es bei uns eine weitere Dokumentation.

Sehr viel besser aufgeschlossen ist das Kalklager von Herold in den dortigen, noch im Betriebe stehenden unterirdischen Bauen, sowie in dem etwas südlich vom Kalkwerke befindlichen Tagebau. Man sieht hier einen grossen Theil der hangenden Schichten des Kalklagers, dieses letztere selbst in seiner ganzen Mächtigkeit, sowie dessen Liegendes in geringer Ausdehnung anstehen. Der hier abgebaute Kalkstein ist zum Theil vollkommen weiss und besteht dann fast aus reinem, durch nur wenig Magnesiumcarbonat verunreinigtem Calciumcarbonat. Meist aber werden solche reinere Partien von der Schichtung parallelem, unreinem, mehr gelblich bis dunkelbraun gefärbten Zwischenlagen durchzogen, welche wesentlich aus einem Eisen und Mangan haltenden Dolomite bestehen. Da, wo sich einzelne Zwischenlagen von Glimmerschiefer im Kalke einstellen, ist auch letzterer auf seinen Schichtflächen häufig von kleinen, weissen Glimmerblättchen überzogen oder geradezu als Kalkglimmerschiefer ausgebildet.

Wie im Tagebau, so wird auch i den unterirdischen Bauten der sonst blendend weisse Kalk durch beträchtlichen Gehalt von Eisen- und Magnesiumcarbonat stark verunreinigt. Schon während des Abbaus wird dieser sogenannte Graukalk von den reinern Stücken geschieden und zu anderen Zwecken als diese letzteren verwendet. Seine und des weissen Kalkes chemische Zusammensetzung ergiebt sich aus folgenden Analysen:

 

Weisser

Grauer
Kalk

55,8

45,9

29,5

Magnesia

0,5

4,4

18,5

Kohlensäure

43,6

40,3

45,0

Eisenoxyd, Mangan, Thonerde

0,2

0,8

3,5

Unlösliches

0,3

8,6

3,6

Der graue Kalk bildet stellenweise zahlreiche, linsenförmige oder unregelmässig gestaltete Zwischenlagen innerhalb des weissen Kalksteins. An den auf Halden liegenden Stücken lassen sich alle möglichen Übergänge vom weissen Kalk bis zum dunkelbraun verwitterten mulmigen Braunspath verfolgen.

Im Abschnitt B. Gliederung und Tektonik der Glimmerschieferformation wurde das Kalklager von F. Schalch nochmals angeführt: Über die Verbandsverhältnisse der Kalksteine können auf Section Geyer- Ehrenfriedersdorf Beobachtungen gegenwärtig (also 1899) fast nur noch auf dem Herolder Lager angestellt werden. In den dortigen Tagebauen sieht man einen grossen Theil der hangenden Schichten des Kalkes, diesen letzteren selbst, sowie dessen Liegendes in geringer Ausdehnung unmittelbar anstehen. Letzteres besteht aus einem sehr feinschuppigen, jedoch oft grlössere, glänzende feldspathkörnchen führenden Glimmerschiefer von bereits phyllitartigem Habitus. Der Kalkstein hat über Tage eine Mächtigkeit von 4 m bis 6 m und wird mehrfach von dünnen Zwischenlagen phyllitartigen Glimmerschiefers durchzogen; auch bildet dieser öfters isolirte linsenförmige Schmitzen im Kalke. Das directe Hangende des letzteren besteht ebenfalls aus einem an rundlichen, hirsekorngrossen Knötchen von zersetztem Feldspath reichen, innig gemengten Glimmerschiefer.

Weniger deutlich als über Tage lassen sich die gegenseitigen Lagerungsverhältnisse von Kalk und Nebengestein in den unterirdischen Grubenbauen erkennen. Hier ergiebt sich zunächst, daß der Kalkstein nicht ein einziges, sondern wenigstens zwei von einander durch Nebengestein getrennte Hauptlager bildet; das im Tagebaue aufgeschlossene Lager ist das untere, der Hauptabbau erfolgt gegenwärtig auf dem oberen. Aus dem Grubenrisse wäre übrigens zu schließen, daß beide Lager sich allmählich mit einander vereinigen. An mehreren Stellen wird der Kalkstein durch Verwerfungen abgeschnitten, die sich schon an der Oberfläche als kamm- oder rippenartige Erhabenheiten zu erkennen geben und sämmtlich in ungefähr SW.-Richtung das Thalgehänge hinauf streichen. Die Grenzen dieser Kalksteinlager gegen das Nebengestein verlaufen oft höchst unregelmässig, so daß die Mächtigkeit derselben sehr schwankt...

Ob und wie weit das Herolder Lager sich nach beiden Richtungen fortsetzt, lässt sich schwer mit Sicherheit feststellen. Die früher an mehreren Stellen am Schafberg südwestlich vom Kalkofen vorgenommenen Schürfversuche blieben ohne Erfolg...

  


Ausschnitt aus der Geologischen Karte des Königreichs Sachsen, Section 127: Geyer- Ehrenfriedersdorf, 2. Auflage 1899. Die Kalklager (dunkelblau) und ein
Kalkofen sind hier verzeichnet.

 

Hoth et al. beschreiben in der Bergbaumonographie 2010 unter der Nummer D75 das Herolder Marmorlager und unterscheiden folgende Gesteinstypen:

Die Lagerstätte bestand zum weitaus überwiegenden Teil aus weißem (bis weißgrauem), feinstkörnigem (0,05 mm bis 0,1 mm) bis max. kleinkörnigem (0,1 mm bis 1 mm), dolomitarmen bis dolomitfreiem Kalzitmarmor (Carrara- Typ: Bianco, Statuario), der nur in sehr geringem Maße Nichtkarbonatminerale (Quarz, Muskovit) enthält.

In den Rand- und Aufsplitterungsbereichen ändert diese normalerweise massige Varietät ihr Erscheinungsbild zu einem mehr oder weniger gebänderten und dadurch plattigen, weißgrauen bis hellgrauen, auch blaß grünlichen Gestein. Es ist glimmerführend und als vorwiegend dolomitarmer bis mäßig dolomitführender Kalzitmarmor (Varietät 2) anzusprechen.

Bei weiter ansteigendem Nichtkarbonatgehalt geht er in grünlichen bis silbriggrauen Glimmer-Kalzitmarmor (Varietät 3) über.

Schon bei Wunder et al. wurden neben den dolomitfreien bis dolomitarmen Kalzitmarmoren auch „Graukalke“ mit MgO- Gehalten bis 18,5 %, also echte Dolomite, erwähnt. Es handelt sich dabei meist um oft rosafarbene, häufig stark drusige und z. T. verquarzte Dolomite metasomatischer Entstehung, die nicht selten auch Chalkopyrit, Pyrit und auch Galenit führen. Sie sind an größere NE- SW- Störungen gebunden (z. B. auf der 54 m- und der 105 m- Sohle).

Darüber hinaus sind metasomatische Beeinflussungen kaum nachweisbar. Mineralogische Besonderheit waren aber an die Hangendgrenze des Neuen Lagers Neuhilfe im Niveau der 115 m- Sohle gebundene, nur lokal begrenzt auftretende, linsenförmige Antimonvererzungen. Hauptmineral war Berthierit (FeSb2S3), neben Pyrit, Sphalerit und Arsenopyrit. Belegt ist auch Antimonit (Sb2S3) aus Herold.

  


Berthierit xx im Marmor vom Neuen Lager Neuhilfe, 105 m-Sohle des Kalkwerks Herold. Breite der Stufe etwa 9 cm. Sammlung und Foto: Dr. A. Gerstenberg, Chemnitz.

    


Pyritwürfel auf Berthierit. Neues Lager Neuhilfe, 115 m- Sohle, Strecke 15, Kalkwerk Herold. Breite der Stufe zirka 4,5 cm. Sammlung und Foto: Dr. A. Gerstenberg, Chemnitz.

   


Antimonit xx („Igel“ bis 5 mm Durchmesser) auf Dolomit. Neues Lager Neuhilfe, 105 m- Sohle, Strecke 18, Kalkwerk Herold. Sammlung und Foto: Dr. A. Gerstenberg, Chemnitz.

     


Berthierit vom Kalkwerk Herold, Bildbreite 6,7 mm. Sammlung und Foto: U. Haubenreißer, Leipzig.

   


Calcit mit Dolomit vom Kalkwerk "Unterherold", älteres Stück mit Etikett von Fritz Mende, Chemnitz (*1893, †1945), Stufengröße 7 x 5 cm. Sammlung und Foto: U. Haubenreißer, Leipzig.

   


Kalksteinvorkommen im Erzgebirge, von uns rot markiert das Vorkommen bei Herold. Etwas nordöstlich lfindet man die Nummer D76 am Nordrand des Thumer Forstes. Kartengrundlage aus Hoth et al.: Bergbaumonographie, Band 16, 2010.

 

Im Wesentlichen weist das Marmorlager

  • ein hangendes Lager „Pommern“ mit maximal 20 m, im Mittel bis 12 m Mächtigkeit,
  • darunter das „Hauptzwischenmittel“ mit bis zu 30 m, im Mittel bis 15 m Mächtigkeit und
  • den liegenden Lagerkomplex mit bis zu 70 m Gesamtmächtigkeit („Tiefes Liegendes Lager Neuhilfe“, „Neues Lager Neuhilfe“) auf.

Daneben wurden noch die hangenden Lager

  • Mittelbau“ und
  • Gute Hoffnung“

unterschieden (40044, Nr. 1-K17603 bis 17606). Sie streichen etwa parallel zur kleinen Synklinale von Venusberg in Südwest- Nordost- Richtung und fallen flach bis mittelsteil (25° bis 65°) nach Nordwest ein.

Stratigraphisch gehören die Kalksteine der Herold- Formation der Thum- Gruppe an, welche als wahrscheinlich oberes Mittelkambrium angesehen wird. Nach neueren 207Pb/206Pb- Datierungen an Metarhyolithoiden der weit im Liegenden auftretenden Grießbacher Folge muß u. U. auch mit tiefordovizischem Alter gerechnet werden.

Die ehemalige Lagerstätte im dieser Formation namensgebenden Ort liegt offenbar im tieferen Teil der Herold- Formation und ist in Phyllit- Glimmerschiefer und Graphit- Phyllite eingeschaltet. Als Kalkglimmerschiefer setzt sich das Kalklager nach Südwesten noch um den Schafberg herum weiter fort, ist dort aber nicht mehr bauwürdig.

  


Den komplizierten Faltenbau dieser Lager verdeutlichen die nach geologischen Aufnahmen und Bohrungen während des Abbaus in den 1970er Jahren gezeichneten Profilschnitte in der Bergbaumonographie. Sie verdeutlichen auch den nahezu vollständigen Abbau der oberen Lager in der Abbauphase bis 1920 und den später weitaus systematischeren Kammerpfeilerbau ab den 1930er Jahren auf den tieferen Sohlen, freilich verbunden mit größeren Abbauverlusten durch stärkere Pfeiler und Schweben. Hangendes und Liegendes bilden in Herold Phyllit- Glimmerschiefer (PhGm). Im Liegenden der zumeist in Kalk- Glimmerschiefer (kGm) eingebetteten Marmorlager wurden auch Graphit- führende Phyllite (GrPh) nachgewiesen.

   

Die Herolder Formation ist im West- und Mittelerzgebirge weit verbreitet. Sie reicht von Tellerhäuser über den Westrand der Schwarzenberger Kuppelstruktur, über den Schatzenstein nordwestlich von Elterlein, Thum und Herold bis in den Raum Plaue bei Flöha. Infolgedessen sind die Marmorvorkommen von Witzschdorf, Dittmannsdorf und Plaue zeitliche Äquivalente. Alle außer Herold bekannten Vorkommen sind nur klein; das gilt insbesondere auch für den Raum südwestlich von Herold, wo die Karbonatgesteine der Herolder Folge im Einflussbereich des Granits von Geyer intensiv verskarnt sind.

Die extreme Absätzigkeit im Streichen und die teilweise vertikale Verbindung der Teillager im Lagerkomplex „Liegendes Lager Neuhilfe“, die zu einem morphologisch komplizierten, z. T. stockartigen Lagerstättenkörper führt, spricht für ein fossiles Algen- Riff, auch Onkolit genannt. Die Marmorkörper-Formen ähneln z. T. durchaus manchen Paläoriff- Resten im Silur von Gotland/Südschweden, wenn sie hier in Herold auch viel kleinere Größenordnungen haben.

    


Siehe da: Man findet noch mehr historische Stufen: Die Beschriftung lautet: Marmor (Geschenk von Böhmes Kalk- und Marmorwerk G.m.b.H.). Herold bei Wolkenstein. Aus dem Bestand des Museums für Mineralogie und Geologie in Dresden. Foto: Unbekannter Fotograf, 1927

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72005540

  


Kalkspat, rhomboedrische xx in Drusenräumen dolomitischen Kalksteins von Herold.
Sammlung: M. Dietel, Chemnitz.

 


Vom Kalkwerk Herold stammt auch diese 120 x 70 x 45 mm große Handstufe: Calcit xx mit etwas Pyrit xx auf einer teils kalkigen, teils phyllitischen Matrix. Der eher säulig- prismatische Habitus dieser Calzitkristalle wurde auch mit der Bezeichnung „Kanonenspat“ charakterisiert. Sammlung und Foto: Dr. A. Gerstenberg.

 


Markasit auf Dolomit xx, Größer der Stufe zirka 9 x 8 x 4 cm.
Sammlung und Foto: F. Ihle.

  


Pyrit xx auf Dolomit xx und Calcit, Kalkwerk Herold, Größe der Stufe zirka 12 x 9 x 6 cm.
Sammlung und Foto: F. Ihle.

  

Außerdem entdeckt man im Kapitel:

III. Die Phyllitformation

im Abschnitt:

3. Die untergeordneten Einlagerungen. 

der Erläuterungen zum geologischen Kartenblatt noch den Hinweis auf ein weiteres Kalksteinvorkommen:

c. Kalkstein. Nur an einer Stelle tritt Kalkstein als Einlagerung im unteren Phyllit der Section Geyer- Ehrenfriedersdorf auf, nämlich nahe deren Nordgrenze am linken Gehänge des Thälchens nördlich vom Thumer Forst. Aufschlüsse desselben sind nicht mehr vorhanden, ebenso wenig konnten Bruchstücke gefunden werden. Auf der früheren, jetzt verschwundenen Halde fanden sich Stücke eines sehr feinkörnigen bis dichten, weissen, gelblich geflammten dolomitischen Kalkes, der in einigen dieser bruchstücke mit einem stark krystallinischem, an größeren Albitkörnern reichen, chlorithaltigen Phyllit wechsellagert. Dieser Kalkstein wurde früher bergmännisch gewonnen und soll 3 Flötze mit 35° südöstlichem einfallen gebildet haben. Auch etwas weiter östlich sind an der Anhöhe nördlich vom Thumer Forste kleine Kalksteinschmitzen im glimmerigen Phyllit angetroffen worden.

Man findet dieses Vorkommen etwa 1,7 km nordöstlich vom Kalkwerk in Herold auf älteren Ausgaben der geologischen Karten.

  


Ausschnitt aus der Geologischen Karte des Königreichs Sachsen, Section 127: Geyer- Ehrenfriedersdorf, 2. Auflage 1899 (unterer Bildteil) und Sektion 114: Burkhardtsdorf, Ausgabe 1911 (oberer Bildteil). Am nördlichen Rand des älteren Kartenblattes ist das Vorkommen von Kalkstein am Forstbach nördlich des Thumer Forstes noch verzeichnet, im 12 Jahre jüngeren Blatt nördlich dagegen nicht.

  

Die Bergbaumonographie führt es unter der Nummer D76: Vorkommen Forstbachtal am Nordrand des Thumer Forstes auf. Unterhalb des Talweges setzte hier wenigstens schon 1878 (denn F. Schalch erwähnte diesen Abbau auch schon in der ersten Ausgabe der Erläuterungen zur geologischen Karte von Sachsen) ein Stollen an, mit dem ein etwa 15 m mächtiger Kalkglimmerschiefer- Komplex angefahren worden sei.

In den 1950er Jahren erfolgten auf der Suche nach Alternativen zum Abbau in Herold in diesem Bereich erneut Erkundungsarbeiten. Schon bei der geologischen Aufnahme im Stolln erwies sich der Kalkglimmerschiefer-Komplex aber insgesamt nur als 13 m bis 18 m mächtig; die Marmorlagen darin sogar nur 1,0 m bis 1,5 m (untere Lage) bzw. zirka 1,0 m (obere Lage).

   


Anfang der 1950er Jahre war dieser Alte Stolln noch befahrbar und wurde von den Geologen noch einmal ausführlich bemustert. Nach diesem Lageplan aus dem Ergebnisbericht des damaligen VEB Geologische Erkundung Süd in Freiberg hatten die Vorfahren diesen Stolln unterhalb des Forstweges angesetzt und etwa 30 m weit in den nördlichen Talhang vorgetrieben. Mit dem Stolln haben die Alten zwei schmale Kalklager (hellblau koloriert) angefahren und das nördliche mit zwei Örtern querschlägig untersucht.

    


Auf dieser Grundlage keimte die Hoffnung, in den analogen Gesteinen nördlich des Herold'er Kalkwerkes in größerer Tiefe vielleicht ein bauwürdiges Kalklager anzutreffen. Dieser Schnitt zeigt die Modellvorstellungen der Geologen vor Beginn ihrer neuen Untersuchungen und die erste der 1959 abgeteuften fünf Bohrungen (am linken Rand des Ausschnitts). Die Kalklager sind in einen Komplex von Kalkglimmerschiefern (hellgrün koloriert) eingeschaltet, der wiederum in Glimmerschiefer und Albitphyllite (rot) eingebettet ist.

  


Anhand eines Wasseraustritts war 2015 im Forstbachtal noch erkennbar, wo das Mundloch dieses alten Stollns gelegen haben könnte. Befahren konnte man ihn schon damals nicht mehr. Foto: Dr. O. Tautenhahn, Venusberg.

   

Die 1959 hier niedergebrachten fünf Bohrungen waren zwischen 54 m und 230 m tief und konnten einen maximal 50 m mächtigen Phyllitglimmerschiefer- Kalkglimmerschiefer- Komplex nachweisen, welcher in wechselndem Maße Karbonatstreifen, dagegen nur selten Karbonatgesteinslagen oder stärkere Bänke führte. In den Bohrungen waren die Karbonatsgesteinslagen und Bänke im Schnitt nur 0,2 m bis 0,6 m, maximal aber 2,5 m mächtig.

Das Vorkommen gehört stratigraphisch ebenfalls der Herold-Formation an. Dieser Kalkglimmerschiefer-Komplex ist der steilen (65°) Südflanke des Gelenauer Sattels eingebettet, streicht WNW- ESE (110°) und fällt durchschnittlich 35-55° nach SSW, wobei er sich aber mit zunehmender Teufe immer steiler stellt.

Bedeutendere oder gar unter den neuen wirtschaftlichen Bedingungen noch abbauwürdige Marmorlager, wie in Herold, konnten bei diesen Erkundungsarbeiten nicht festgestellt werden.

  

 
 
 

Zur Montangeschichte

Die Anfänge

  

Die älteste schriftliche Erwähnung des Kalkabbaus bei Herold kann man in den Merckwürdigkeiten des Oberertzgebirges vom Scheibenberger Pfarrer Christian Lehmann vor 1699 niedergeschrieben, finden. Er schreibt dort:

Zu Fenßberg auf dem Wiltzschberge und zum Herold auf dem Schafberg sind auch reiche und mächtige Kalck- Brüche zu finden. Der Fenßbergische ist sehr weiß / ergiebig und zum bauen sehr bequem / auch feste / und weil er sehr am Tage liegt / ohne Kosten leicht und in grosser Menge zu brechen; der Herolder aber ist etwas graulicht / und dienet nur zum mauren und auf die Felder / nicht aber zum bewerffen und weissen / liegt auch etwas tieff und ist schwerer zu gewinnen; daher man sich offt des Kalcks von Crotendorff erholet. Er muß mit Pulver und Feuer gewältiget / 6 Tage und Nacht gebrant werden / ehe er gar wird und ausgestossen werden kann / wie dann jährlich an 2 Orten auff 9 biß 10 Ofen ausgestossen werden / und wird meistens zur Dünge auf die Aecker verführet.

Mit „Fenßberg“ meinte Pfarrer Lehmann sicherlich den Nachbarort Venusberg.

Der Text kann dahingehend leicht mißverstanden werden, daß schon im 17. Jahrhundert neun bis zehn Brennöfen bestanden hätten. Wahrscheinlicher ist, daß Pfarrer Lehmann hier aber nur zwei Brennöfen, in denen 9 bis 10 Ofenbrände jährlich stattfanden, beschrieb.

 

1751 gehörte das Kalkwerk zum Rittergut Thum (wikipedia).

In seiner Mineralogischen Geographie Kursachsens erwähnt J. F. W. Charpentier den Kalkabbau 1778. Auf den ab 1780 entstandenen Meilenblättern von Sachsen sind die „Kalcköfen“ dargestellt.

August Schumann widmet dem kleinen Ort in seinem Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Band 4 aus dem Jahr 1817, einen eigenen Abschnitt, in dem es heißt:

Herold, Dorf im Königreiche Sachsen, im Erzgebirgischen Kreise, im Amt Wolkenstein, am Wilschbache, ½  Stunde westlich von Thum entfernt gelegen.

Es hat 43 Häuser, die mit 14.025 Thaler versichert sind und 273 Einwohner. Das Dorf gehört zu dem neuschriftsässigen Rittergute Thum und ist nach Drebach eingepfarrt. Man theilt es in Ober- und Nieder- Herold ab. Unter den Gebäuden ist … eine Mahlmühle mit 1 Gang und Schneidemühle in Nieder- Herold, wo auch das herrschaftl. Kalkbruchhaus sich befindet…

In Nieder- Herold sind verschiedene herrschaftliche Kalkbrüche mit zwei Kalköfen. Die vorigen Kalkbrüche dieses Orts waren sehr berühmt, sind aber in neuern Zeiten eingegangen. Die neuentdeckten ersetzen sie aber vollkommen.

In den ältesten Zeiten hat Herold auch einige Erzgruben gehabt, die aber aus Mangel an Gewerkschaft liegen blieben. Dermalen bestehet die Handarbeit der Einwohner in Garnspinnen zu Klöppelzwirn für die Verleger in Drebach…“

Schumann verwendet hier sicher bewußt die Bezeichnung „herrschaftliche Kalkbrüche“, weil sie zu dieser Zeit ja zum Rittergut gehört haben.

Die Silberausbeute der von Schumann erwähnten Erzgruben soll der Sage nach gerade einmal zur Herstellung eines einzigen silbernen Löffels gereicht haben (bergbruederschaft-thum.de). Der Name des Löffelberges östlich des Wilischtals geht jedenfalls auf diese Sage zurück.

Auch Albert Schiffner erwähnt die Kalköfen bei Herold in seiner 1845 bereits in zweiter Auflage erschienenen Beschreibung der sächsischen und ernestinischen Lande unter dem Stichwort: „Hof- Thum (290 E.) ist das schöne starke Gut, das nebst andern Häusern und der Mühle an die Südostseite der (ehemals zugehörigen) Stadt Thum stößt. Die Schäferei und Kalköfen hat es beim zugehörigen Marktflecken Herold (vulgo Hährld; 500 E.) an der Wilzsch, der außer Ziegelei, Mühle, einigen Sägen und Zechen, auch an der Wolkensteiner Straße einen Gasthof hat, 1 Jahrmarkt hält, sonst Zinnseiferei und Granatenbau trieb.“

  


Ausschnitt aus dem Blatt 226 des Berliner Exemplars der Meilenblätter von Sachsen mit dem Standort der Kalköfen.

  


Etwa gleicher Ausschnitt aus dem Blatt 217 des Freiberger Exemplars der Meilenblätter von Sachsen mit dem Standort der - hier jedoch nicht als solche beschrifteten - Kalköfen. Südöstlich der Oberen Brettmühle ist aber der Silber Löffel Futter Stolln verzeichnet.

   


Ausschnitt aus den Stollnkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Die Grube Silberlöffel Futter Stollen und ein Kalkofen sind hier verzeichnet. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I53, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

     

Wie man in der Bergbaumonographie Marmor im Erzgebirge nachlesen kann, verwaltete das Rittergut das Kalkwerk zwischen 1790 und 1830 nicht selbst, sondern hatte es an verschiedene Pächter verpachtet.

1820 war das Rittergut Thum im Besitz eines Herrn Major Friedrich Ernst Gottlob von Heldreich. Als Verwalter und Bevollmächtigter des Rittergutsbesitzers waltete ein Herr Carl Fröhlig.

Pächter des Kalkwerkes waren ab 1817 dann die Herren Johann Gotthilf Horn sen. und Carl Friedrich Horn, beide Bürger der Stadt Ehrenfriedersdorf, sowie der Sohn des ersten und Bruder des zweitgenannten, Johann Gotthilf Horn jun.

Der Pachtvertrag zwischen dem Rittergutsbesitzer und den Brüdern Horn war bis 1830 geschlossen, sollte aber unabhängig von einem eventuellen Verkauf des Rittergutes Bestand haben. Er beinhaltete, daß die Pächter eine Kaution von 200 Thalern zu hinterlegen hatten und daß für jeden Ofenbrand ein Zins in Höhe von 60 Thalern in bar an den Verpächter zu entrichten war. Im Gegenzug wurde dem Pächter neben dem Brennofen selbst auch der Kalkbruch, ein Kalkhaus und ein Gärtchen zur Nutzung überlassen. Die Pächter waren aber verpflichtet, alle Gebäude in Ordnung zu halten, auch „die Hütten über den Kalköfen (30827, Nr. 6).

Für bauliche Erweiterungen des Kalkhauses oder „zu weiterer bequemlicher Erweiterung der Gebäude verpflichtete sich der Verpächter, das Bauholz kostenlos zu liefern; jedoch gab es für den Pächter keine Bezahlung seiner Arbeit, auch nicht nach Ablauf der Pachtzeit. Auch „das nöthige Bier und Branntwein für sich und Freunde konnten die Pächter ‒ ganz bestimmt sehr preiswert ‒ bei der Grundherrschaft erwerben.

Herr von Heldreich veranlaßte im Jahr 1823 dann aber eine Vermessung der Brennöfen vonseiten des Gerichtsamtes, weil er Unregelmäßigkeiten in der Abrechnung vermutete. Vertraglich war mit den Pächtern nämlich vereinbart, daß die Brennöfen in ihrer Größe nicht verändert werden durften. Schließlich war ja ein Zins pro Ofenbrand zu entrichten und nicht pro Scheffel verkauften Kalks.

Nach der erfolgten Ausmessung, die vom Förster in Schönbrunn und späteren Administrator des fiskalischen Kalkwerkes  Heidelbach, Heinrich Gottlob Parnitzsch, durchgeführt wurde, soll der große Ofen anstelle eines Volumens von 108 Faß ein solches von 220,75 Faß und der kleinere anstelle von 75 Faß ein Volumen von 168,45 Faß gehabt haben. Die Brüder Horn hatten also für den gleichen Zins mehr Kalk brennen und verkaufen können, was den Verpächter verständlicherweise aufbrachte. Für uns ist nebenbei interessant, daß es also schon damals zwei Brennöfen unterschiedlicher Größe gegeben hat.

Den Verkauf von Marmor als Werkstein behielt sich der Verpächter ausdrücklich selbst vor. Die Pächter durften überhaupt keinen Rohstein verkaufen, sondern hatten, freilich gegen Bezahlung, die als Werksteine benötigten Blöcke und Platten verkaufsfertig aus dem Bruch zu liefern (30827, Nr. 6).

Der Vertrag bestimmte auch, daß der Kalk vorrangig im Tagebau gebrochen werden solle. Erst, wenn dies nicht mehr möglich war, könne auch untertage abgebaut werden, was aber „unter Beachtung der Bergregeln und unter Anwendung gehöriger Kammern und Pfeilererfolgen solle. Sämtliche Kosten hatten die Pächter zu tragen (30827, Nr. 6). Um 1827 begannen dann die Brüder Horn aus dem Tagebau heraus auch mit dem untertägigen Abbau; zunächst über den Hermann Stolln auf der +460 m- und der +464 m- Sohle. Dabei erfolgte ein Kammerpfeilerbau mit kleinen Pfeilern von höchstens 4 m x 6 m Fläche.

 

1845 wird das Kalkwerk auch von C. F. Naumann in den Erläuterungen zur geognostischen Karte erwähnt.

Gustav Poenicke schrieb in dem von ihm 1856 herausgegebenen Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, IV. Section, Erzgebirgischer Kreis über das Rittergut Thum: „...an der Straße von Annaberg nach Chemnitz, unfern des südlich sich erhebenden Greifensteins an einem Bache, der nach seiner Vereinigung mit dem Ehrenfriedersdorfer Wasser die Wilzsch heisst, gelegen...

Nach und nach hat das Rittergut vom Städtchen Thum Weiden gekauft und ist deshalb der jedesmalige Besitzer von Hof Thum Bürger in der Stadt Thum. Das Rittergut ist stark und... schön gebaut. Die Schäferei und die Kalköfen liegen beim Marktflecken Herold...

Der Flecken Herold zeichnet sich durch 2 bedeutende Spinnfabriken aus, welche durch ihre stattlichen Gebäude dem Orte ein freundliches Aussehen geben. Die niedere Fabrik gehört dem Kaufmann Martin und wurde 1833 erbaut; die obere, im Jahre 1835 entstandene, gehört den Gebrüdern Horn...

Ausserdem befinden sich hier: 1 bedeutende Kalkbrennerei, 1 Gasthof, 2 Mahlmühlen, 1 Oelmühle und 1 Zeughammer; auch wird Bergbau getrieben... Früher gab es hier Bleigruben und an der Wilzsch Seifenwerke...

Die Gebrüder Horn waren offenbar recht geschäftstüchtig und verlegten sich neben dem Kalkbergbau schon frühzeitig auch noch auf andere Industriezweige.

Das Rittergut Thum hingegen hatte inzwischen den Besitzer gewechselt und gehörte nun einem Oberstleutnant August Adolph Friedrich Ludwig von Zastrow. Dieser hatte offenbar wenig Interesse am Bergbau und so konnten die Brüder Ernst Herrmann Horn und Ernst Eduard Horn das Kalkwerk für 19.500 Thaler zum 5. Dezember 1851 kaufen (30356, Nr. 764).

 

Bereits 1854 war der Förderschacht bis auf die 43 m- Sohle abgeteuft. Der Schacht verfügte bereits über eine Wasserturbine zum Antrieb der Fördermaschinen. Die etwa 0,4 m³ fassenden „Steinkipper“ waren als Förderwagen noch bis 1966 in Gebrauch.

1861 hatte der Abbau die 31 m- Sohle erreicht. Die Pfeiler werden jetzt mit 7 m x 10 m Querschnitt deutlich größer dimensioniert.

Nach dem Ableben seines Bruders kaufte am 30. Mai 1863 Ernst Herrmann Horn für die Summe von 30.092 Thalern, 12 Groschen, 5 Pfennigen das Kalkwerk Herold von der Witwe und war nun alleiniger Eigentümer (30356, Nr. 764).

  


Ausschnitt aus Blatt XV der Obereit'schen Karte von Sachsen, gedruckt 1836. Südöstlich gegenüber dem mit K.O. beschrifteten Kalkwerk ist am Löffelberg auch hier noch der Silber Löffel Futter Stolln eingezeichnet.

 


Ausschnitt aus der Section Geyer der 1875 entstandenen Äquidistantenkarten von Sachsen. Im Tälchen südlich des Thumer Forstes sind die Kalköfen verzeichnet.

   


Grund- und Saigerriß über die Grubenbaue auf dem zum Horn'schen Kalkwerk in Herold gehörigen Kalklager, aufgenommen und gezeichnet von G. M. Reichelt, Markscheider zu Schwarzenberg im April 1861, kopiert im Juli 1900 von K. K. Böhm, Zeichner, durchgesehen von H. Gretschel, Pausleinen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-12 (Landesbergamt, gewerbliche Gruben), Nr. 159, Blatt 7 (Aktenbeilage), Gesamtansicht.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der unter- und übertägigen Anlagen im Jahr 1900. Wie man anhand der charakteristischen sechseckigen Form gut erkennt, standen jetzt drei Rüdersdorfer Öfen in Herold. Halb verdeckt von der rot gezeicneten, vom Schacht nach Nordwestenführenden Strecke sieht man auch noch einen rechteckigen Schnellerofen. Westlich oberhalb vom Förderschacht - am Endpunkt des Kunstgrabens - hatte man ein Speicherbecken angelegt, um in trockenen Sommern genügend Aufschlagwasser zur Verfügung zu haben. Auch die isolierte Lage des - hier rot gezeichneten -
III. Lagers ist gut zu sehen, für das Bergverwalter Seemann einen zweiten Fluchtweg forderte.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit einem Schnitt in Süd- Nord- Richtung. Die Kalklager sind noch recht vereinfachend als flache „Scheiben“ dargestellt; aber es sind schon mindestens drei Lager übereinander bekannt.

Der Stand im Jahr  1900.

  

 
 
 

Der Abbau durch Karl Eduard Böhme (nach 1870) und Nachfahren

  

Noch bis 1867 befand sich das Kalkwerk im Besitz des Ernst Herrmann Horn. Zu dieser Zeit bestanden drei Kalköfen, davon zwei Schnelleröfen zum kontinuierlichen Betrieb mit kleiner Flamme und ein Rüdersdorfer Ofen zum Betrieb mit großer Flamme. Man konnte somit auf unterschiedliche Brennmaterialpreise reagieren und sowohl mit Holz, als auch mit Braun- oder Steinkohle feuern.

Ernst Herrmann Horn's Tochter Agnes Elisabeth Horn heiratete dann Herrn Karl Eduard Böhme, der daraufhin auch das Kalkwerk weiterführte und erweiterte (40024-12, Nr. 159). Auf folgendem Situationsplan zu einem Bauantrag für ein Maschinenhaus am Förderschacht aus dem Jahr 1873 sind ebenfalls drei Rüdersdorfer Öfen unterschiedlicher Größe und ein Schnellerofen dargestellt.

Herr K. E. Böhme erwarb 1890 außerdem das vorher Schmutzler'sche Kalkwerk in Hammerunterwiesenthal.

  


Situationsplan von einem Teil des Kalkwerksgeländes aus dem Jahr 1873. Rot markiert der Standort des geplanten Kesselhauses direkt hinter dem Treibehaus auf dem Förderschacht. Es sind hier drei Rüdersdorfer und ein Schneller- Ofen dargestellt. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 30.

 


Bauzeichnung für die Aufstellung einer Dampfmaschine südlich neben dem Treibehaus aus dem Jahr 1873. Einem Revisionsprotokoll in derselben Akte aus dem Jahr 1879 ist zu entnehmen, daß die Maschine von der Firma Herrmann Ulbricht zu Chemnitz im Jahr 1868 gebaut wurde und eine Leistung von 4 PS besaß. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 24.

  


Bauzeichnung des Dampfkessels aus der Baugenehmigung vom Juli 1873. Es handelte sich um einen aufrecht stehenden Kessel mit innen stehender Feuerbüchse. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 23.

 


Bauzeichnung für ein weiteres Gebäude vom Mai 1873. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 13.

 


Bauzeichnung für einen Pferdestall aus dem Jahr 1883. Dieser befand sich jedoch nicht auf dem Werksgelände, sondern wie man in der kleinen Lageskizze unten sieht, am Ufer der Wilisch. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 33.

  


Im Jahr 1896 ersetzte man den alten Kessel gegen einen "Lachabelle- Kessel", welcher mehrere wendelförmig angeordnete Wasserrohre innerhalb des Kessels besaß. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 112.

   


In dem zugehörigen "Situationsplan" aus dem Jahr 1896 sind einige Gebäude bezeichnet, so daß man mehr über die technische Ausstattung des Werkes erfährt. Noch immer bestanden vier Brennöfen. Im Unterschied zum ersten Situationsplan oben sind hier aber die drei Rüdersdorfer Öfen gleich groß dargestellt. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 110.

   

In den Mittheilungen über die unterirdischen gewerblichen Gruben im Jahre 1900, Abschnitt 1. Übersicht der unterirdischen gewerblichen Gruben, ihrer Besitzer, Vertreter und Verwaltungsbeamten, nebst einem Anhang über die Gesammtbelegschaft in den Jahrbüchern für das berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, wird das Kalkwerk in Herold, im Besitz von Karl Eduard Böhme, mehrfach angeführt.

  

Nach dem Inkrafttreten des Allgemeinen Berggesetzes für das Königreich Sachsen übernahm zunächst das Bergamt Stollberg die bergbehördliche Aufsicht (40053, Nr. 128). Die Oberaufsicht für die gewerblichen Gruben lag daneben bei der Berginspektion III im Landesbergamt Freiberg (40024-12, Nr. 159 und 160).

Der erste Fahrbericht des Bergverwalters Seemann von der Berginspektion III datiert auf den 9. September 1899. Der aufmerksame Herr Seemann, dessen Namen wir in Akten aus dieser Zeit schon oft gelesen haben, fand auch in dieser Grube sofort einige Mängel. So fehlten an den Laufbändern zur Ofengicht die Geländer, an der Hängebank die Schachtverschlüsse und auch der Grubenriß war zuletzt vor sechs Jahren nachgetragen. Außerdem fehlte ein Sprengstoffausgaberaum und es waren auch hier in Herold noch immer eiserne Ladestöcke zum Besetzen der Sprenglöcher in Gebrauch. Der Betriebsleiter, Herr Steiger Mühlberg und absolvierter Bergschüler aus Freiberg, versprach umgehende Abstellung der Mängel (40024-12, Nr. 159).

Im Februar des folgenden Jahres unternahm Seemann dann eine eingehende Besichtigung der Grube „zur Instruktion des Beamten“, wie es in seinem Bericht heißt. Diesem ausführlichen Bericht kann man entnehmen, daß das Böhme'sche Kalkwerk ‒ abgeshen von den typischen Mängeln, die Herr Seemann wahrscheinlich in allen Gruben vorgefunden hat, die er besuchte; denn natürlich kostete die Rißnachbringung durch einen Markscheider Geld, welches auszugeben die Grubenbesitzer alle scheuten ‒ für diese Zeit ein durchaus modern ausgestattetes Unternehmen gewesen ist.

Auf dem Werk waren 20 bis 30 Mann beschäftigt, davon 5 bis 10 in der Grube untertage. Die Produktion lag bei 20.000 Hektoliter Stück- und Klarkalk pro Jahr. Der Stückkalk wurde für 3,-Mark der Scheffel ausschließlich für Bauzwecke verkauft; der Klarkalk dagegen für 2,40 Mark für Bau- und Düngezwecke.

Die tägliche Arbeitszeit begann ‒ wie in anderen gewerblichen Gruben zu dieser Zeit auch ‒ um 6 Uhr früh und währte bis 19 Uhr abends, freilich mit mehreren Pausen, so daß die tatsächliche Arbeitszeit bei etwa elf Stunden lag.

Das zwischen 1 m und 10 m mächtige Kalklager sei flözartig in Hornblendeschiefer eingebettet. Der Kalkstein sei „ziemlich rein weiß und von feinkörniger Struktur.“

Früher habe man auch in Tagebrüchen abgebaut; seitdem aber der jetzt 46 m niedergehende Schacht im Jahr 1851 fertig geworden war, baue man nur noch untertägig ab. Im Jahre 1900 baute man in Weitungsbauen auf der 12 Lachter- und auf der 23 Lachter- Sohle Kalkstein ab. Die Weitungen besäßen dort bis zu 15 m Länge und bis zu 10 m Höhe und würden durch 2 m bis 3 m starke Pfeiler gestützt. Ein zweiter Fluchtweg bestand über eine Tagestrecke, welche „durch die alten Baue“ führte.

Für die Wasserlösung gab es einen Stolln, welcher 20 m unterhalb der Hängebank am Schacht einkam und unterhalb der Bahnhaltestelle Unterherold in die Wilisch mündete.

Die Schießarbeit erfolgte mit Dynamit und mit Pulver, wobei zum Lösen des Kalksteins nur Pulver und Zündschnur zum Einsatz kam. Mit Dynamit wurde ausschließlich durch den Steiger Mühlberg selbst geschossen. Sämtliche Sprengmittel wurden von der A. von Herder'schen Pulverfabrik in Forchheim bezogen. Den Lehm für den Verschluß der Sprenglöcher kaufte man dagegen aus einer Grube bei Mittweida für 70,- Mark pro 100 kg.

Das Abfördern des gelösten Kalksteins erfolgte in Wagen und im Schacht mittels Gestellförderung. Die Förderanlage wurde von einer Wasserturbine angetrieben, die man von der Firma Strobel in Chemnitz bezogen hatte und die „26 m unter der Treibesohle“ eingebaut war (vermutlich auf Höhe des Wasserlösestollens). Das Aufschlagwasser wurde aus der Wilisch abgezweigt. Diese Notiz Seemann´s ist unklar, denn auf dem folgenden Riß aus dem Jahr 1861 ist ein „Wassergraben“ eingezeichnet, der aus dem Tal ldes Helsigbaches kommt. Die Schützen der Wasserzuführung konnten von der Hängebank aus „mittels Zahnradübertragung“ gezogen werden. Die Förderseile hatte man erst 1899 erneuert und seien von der Firma F. & A. Falk in Zwickau geliefert worden.

Von die Förderturbine wurde auch eine „doppelt wirkende Pumpe“ zur Wasserhaltung angetrieben. Diese werde aber nur bei Bedarf in Betrieb genommen, wozu im Treibehaus ein Pegelmesser vorhanden war. Außerdem sei eine „Dampfpumpe von Hülfenberg“ im Schacht eingebaut, für deren Betrieb man über einen Dampfkessel übertage verfügte.

Im Oktober des Jahres 1900 ist Herrn Seemann dann bei einer weiteren Befahrung noch aufgefallen, daß „für die sogenannten oberen neuen Baue“ doch ein zweiter Fluchtweg fehle. Er schreibt daraufhin an das königliche Bergamt in Freiberg: „Zwar ist das hangende Gebirge außerordentlich fest und hat man nicht nothwendig, wie andernorts geschieht, im Hangenden eine Lage Kalkstein zu belassen; doch sind andererseits die zur Unterstützung desselben dienende Kalksteinpfeiler in früherer Zeit nur in einer so großen Entfernung von einander belassen worden, daß ein plötzliches Zusammengehen eines der Weitungsbaue keinesfalls außer dem Bereich der Möglichkeit liegt; sind doch schon Baue zusammengegangen, wo die Pfeiler ‒ der Versicherung des Betriebsleiters nach ‒ allerdings noch weiter auseinander gestanden haben sollen.“

Der folgende Grubenriß aus dieser Zeit enthält tatsächlich nur ganz wenige Pfeiler innerhalb der Abbauflächen. Allerdings ist späterem Schriftverkehr zur Rißnachbringung zu entnehmen, daß deren Eintragungen in diesem Riß vollkommen unvollständig gewesen sind.

Jedenfalls sei der Besitzer zu veranlassen, spätestens binnen sechs Monaten auch für diesen Abbau einen zweiten Fluchtweg herzustellen. Man könne dafür eine Strecke nach dem „Zeiler- Bruch“ auffahren oder aber ein Überhauen etwa 14 m bis zur Tagesoberfläche durchschießen. Im Juli 1901 zeigte Böhme dem Bergamt dann an, daß man einen Querschlag zum Zeiler Bruch nun fertig habe (40024-12, Nr. 159).

  


Grund- und Saigerriß über die Grubenbaue auf dem zum Horn'schen Kalkwerk in Herold gehörigen Kalklager, aufgenommen und gezeichnet von G. M. Reichelt, Markscheider zu Schwarzenberg im April 1861, nachgebracht 24. Oktober 1900 von Richard Heuchler, verpflichteter Markscheider, übertragen von H. Gretschel, Rißarchivar, Pausleinen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40053 (Bergamt Stollberg), Nr. 128 (Aktenbeilage), Gesamtansicht.

  


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Riß mit dem Grundriß der Werksanlagen und Abbaue.

 


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Riß mit dem Schnitt in Süd- Nord- Richtung am rechten Blattrand. Die Weitungsbaue auf den beiden Abbausohlen sind jetzt deutlich dargestllt.

Der Stand im Jahr  1861.
Der Stand im Jahr
 1929.

  

Im Jahr 1900 ist der Steiger Mühlberg abgegangen und Herr Böhme mußte daraufhin einen neuen Steiger anstellen. Die Funktion übernahm der damals erst 28 Jahre alte Heinrich Otto Störl vom „Müller'schen Kohlenwerke in Eschefeld“. Da es weder vom früheren Betriebsleiter, noch von der Berginspektion Leipzig Klagen über Herrn Störl gebe, empfahl Seemann dem Bergamt, der Anstellung zuzustimmen.

Wie man im nächsten Fahrbericht Seemann's vom Oktober 1900 lesen kann, waren die oben angeführten Mängel noch nicht vollständig abgestellt, das Bemühen sei jedoch erkennbar und zum Beispiel die Geländer an den Förderbrücken in Bau.

Die Belegschaft umfaßte zu diesem Zeitpunkt 14 Mann untertage und 2 weitere Arbeiter übertage (40024-12, Nr. 159).

Am 5. März 1901 kam es im Böhme'schen Werk in Herold zu einem tödlichen Arbeitsunfall: In der Jahrbuchausgabe von 1902 liest man darüber, daß der Fördermann Karl Oswald Neumann und der Steinbrecher Ernst Adolf Opitzvon einer aus der Firste sich loslösenden Gesteinsschale getroffen (wurden). Ersterer wurde leblos darunter hervorgezogen, letzterer starb einige Stunden später an den erlittenen Verletzungen.“

  

Bei seiner Befahrung im Juni 1901 zeigte sich Seemann, inzwischen zum königlichen Bergmeister ernannt, mit dem Grubenbetrieb zufrieden und notiert: „Das Werk befindet sich baulich in gutem Zustande.“ Nur solle man zukünftig die Weitungen nicht mehr so umfänglich ausdehnen.

Ein guter Inspektor findet freilich immer etwas zu verbessern und so stellt Seemann ein paar Monate später fest, daß „am Füllorte der unteren Sohle noch immer die Schachtverschlüsse fehlen; auch müssen die Zahnräder der Förderturbine noch mit einem Schutzhause umkleidet werden.“ Anstelle der früher verwendeten eisernen Ladestöcke habe man nun neue Stampfer, welche allerdings nur mit einem 12 mm hohen kupfernen Schutz versehen seien. Dies genüge nicht und deren Weitergebrauch wurde untersagt. „Im Übrigen aber ist das Werk in gutem baulichem Zustande.“

Im März 1902 wurde ein Sprengstoffdiebstahl angezeigt. Die zwei Arbeiter Max Hugo Emmerich aus Drebach und Heinrich Gustav Ensewig hatten Pulver entwendet, um einem Nachbarn einen Gefallen zu tun und einen störenden Felsblock zu zerlegen.

Den bergpolizeilichen Befragungen zum Hergang ist daraufhin zu entnehmen, daß die Arbeit im Akkord erfolge und daß die Arbeiter das verbrauchte Pulver zu bezahlen hatten. Im Durchschnitt förderte ein Arbeiter pro Woche 20 Hunte, was „einer sogenannten Ruthe“ entspräche. Dafür bekämen sie 20,- Mark Lohn, von welchem der Preis in Höhe von 40 Pfennigen pro Pfund verbrauchtem Schwarzpulver abgezogen werde.

Nach ausgiebiger Verhandlung beließ es Berginspektor Roch bei einer Verwarnung der beiden Arbeiter. Auch Bergmeister Seemann notierte im April des Jahres 1902: „Es fand sich nichts zu erinnern.“

Im Herbst 1902 waren auf dem Werk 13 Mann untertage und weitere 5 Mann übertage angestellt. Seemann notierte auch, es werde jetzt „mehr als früher darauf gesehen, daß die Pfeiler nicht zu weit auseinander stehen.“ Im Frühjahr 1903 hatte sich die Belegschaft auf 20 Mann untertage und 9 Arbeiter übertage erhöht. Auch hier scheint also die Arbeit im Kalkwerk einen saisonabhängigen Zusatzverdienst für viele Arbeiter gebildet zu haben.

Steiger Störl schied dagegen „aus persönlichen Zwistigkeiten mit dem Besitzer“ aus. Wie Seemann notierte, wolle er auf dem Hedwig Schacht in Oelsnitz/Erzg. eine neue Anstellung annehmen, wo er als Steiger ein Jahresgehalt von 2.100,- Mark und dazu noch einen Wohnungszuschuß in Höhe von 200,- Mark erhalte. Stattdessen stellte Böhme nun den Herrn Robert Emil Barthel vom Steinkohlenbauverein Kaisergrube in Gersdorf auf seinem Kalkwerk als Steiger an.

Neben diesen Personalien hielt Seemann weiter fest, daß die Höhe einiger Weitungen nun 10 m schon übersteige; daß aber „die Kalksteinlagerung in Linsen mit meist nicht großer seitlicher Ausdehnung einen etagenweisen Abbau nicht gut zuläßt.“ Zur Untersuchung und zum Beriß der Firsten der Baue verwende man einen langen, hölzernen Spieß mit eiserner Spitze. Bei Bedarf benutze man zusätzlich Bockleitern. Eine Kammer, die bereits 15 m Höhe erreicht hatte, so daß man sie gar nicht mehr hinreichend bereißen konnte, wurde von Seemann gesperrt (40024-12, Nr. 159).

    

Karl Eduard Böhme verstarb am 3. November 1902. Das Kalkwerk in Herold hatte er noch vor seinem Tod zu einer GmbH umgebildet. Diese wurde zunächst von seiner Witwe, Frau Agnes Elisabeth Böhme, geb. Horn, fortgeführt. Frau Böhme ist dann am 6. September 1906 ebenfalls verstorben. Anschließend wurde der Betrieb von deren Erben fortgeführt. Als Erben und als Gesellschafter der GmbH werden im Jahr 1923 aufgeführt (40024-12, Nr. 161 und 30106, Nr. 285):

  • Gutsbesitzer Hermann Eduard Böhme, in Langenstriegis,

  • Technikerehefrau Albine Elisabeth Schüller, geb. Böhme, in Venusberg,

  • Fabrikdirektorsehefrau Wilhelmine Margarete Schüller, geb. Böhme, in Venusberg,

  • der minderjährige Ökonomieschüler Ludwig Eduard Böhme, in Ruppersdorf und

  • der ebenfalls noch minderjährige Schüler Karl Ludwig Böhme, in Jena.

Wie man sieht, hatte Herr Böhme beide Töchter nach Venusberg verheiratet. Bei den Minderjährigen handelte es sich vermutlich schon um seine Enkel. In den Bergamtsakten haben wir bislang nicht eine einzige Unterschrift eines der genannten Erben gefunden. Die Betriebsleitung wurde von ihnen dem Steiger Barthel vollständig überlassen. Ab 1920 hatte Herr Barthel dann auch die Geschäftsführung in Herold inne. Das Stammkapital der GmbH lag 1913 bei 270.000,- Mark.

Auch Herr Seemann übernahm ab 1903 neue Funktionen und die folgenden Fahrberichte sind von Berginspektor Roch unterzeichnet. Offenbar ist aber noch immer keine Nachbringung der Grubenrisse erfolgt und so sah sich Herr Roch gezwungen, die damalige Besitzerin bei Androhung einer Geldstrafe zum Nachbringen der Risse aufzufordern. Die Strafandrohung zeigte Wirkung und so übernahm von da an der Markscheider Jakob aus Freiberg die Risswerksführung für das Bergwerk.

Zwischen 1903 und 1909 baute man noch einmal Restvorräte im Tagebau ab. Dafür wurde der Steinbrecher Oskar Albin Krätzschmar als Bruchmeister angestellt. 1905 zeigte Betriebsleiter Barthel dem Bergamt auch den Beginn des Weiterverteufens des Förderschachtes an.

1907 hielt der nunmehr zuständige Berginspektor Bachmann in einem Fahrbericht fest, daß die Schichtdauer noch immer von 6 Uhr früh bis 7 Uhr abends währe; allerdings die wirkliche Arbeitszeit nicht mehr als zehn Stunde betrage, da die Arbeiter schließlich bei jeder Pause ausfahren würden. Ab April 1907 werde die Gesamtarbeitszeit aber auf 12 Stunden herabgesetzt, also nur noch bis 6 Uhr abends gearbeitet. Im Sommer 1908 war die Grube wieder nur noch mit 4 Mann untertage und 2 Arbeitern übertage belegt.

Die Kosten für die Markscheiderleistungen bildeten noch immer ein leidiges Streitthema. Der Berginspektor Spitzner entschied daraufhin 1909, daß eine Rißnachbringung alle zwei Jahre ausreichend sei, denn „die Auffahrungen seien unbedeutend und bestehen in der Hauptsache darin, daß die Weitungen etwas mehr ausgeschossen werden.“

   


Eine historische Ansicht des K. E. Böhme'schen Kalkwerkes, Bildquelle: Ortschronist Herold, Herr J. Baumann.

     


Eine Ansicht des K. E. Böhme'schen Kalkwerkes, Bildquelle: Ortschronist Herold, Herr J. Baumann.

  


Bildpostkarte des K. E. Böhme'schen Kalkwerkes, gut zu sehen sind noch alle drei Brennöfen, im Hintergrund überragt vom Treibehaus auf dem Förderschacht. Bildquelle: Ortschronist Herold, Herr J. Baumann.

    

Die jetzigen Besitzer entfalteten eine rege Investitionstätigkeit. So wurde 1909 eine Terrazzoanlage errichtet. Als Antrieb diente ein „Sauggas-Motor (ein Dieselmotor). Mit dieser Anlage konnten sechs verschiedene Körnungen hergestellt werden, wofür man ausschließlich weißen Marmor einsetzte. Die Anlage wurde von der Firma Rudolf Leder in Quedlinburg gebaut und war bereits mit Staubfang ausgestattet. Das anfallende Feinkorn wurde an das „Siemens- Werk im Plauen'schen Grunde“ zur Verwendung bei der Glaserzeugung verkauft.

Die sogenannten Terrazzo- Böden entstehen eigentlich erst vor Ort ‒ insofern ist die Bezeichnung der Anlage nicht so ganz korrekt. Die Anlage stellte eine Brech- und Siebanlage dar, die mit dem Marmor- Splitt eigentlich eines der Ausgangsmaterialien für die Herstellung solcher Böden lieferte. Erst durch die Mischung verschiedenfarbeiger Splitte mit Zementmörtel, dem Auftrag auf dem Fußboden und dem Anschleißen entsteht der Terrazzo ‒ ein überaus dauerhafter Bodenbelag, der schon in der Antike hergestellt worden ist. Im Gegensatz zu noch heute ‒ etwa für Gehwegplatten und ähnliches ‒ industriell fertig hergestellten Terrazzo- Platten ist dieser sogenannte Orts- oder Guß- Terrazzo heute aus der Mode gekommen und kaum noch gebräuchlich.

Ganz anders in den 1920er Jahren: Zu dieser Zeit verbreitete sich die „Neue Sachlichkeit als Baustil und fand etwa im Dessau'er Bauhaus oder im „Neuen Frankfurt ihren praktischen Ausdruck. Oft unterstützt durch sozialdemokratisch geführte Stadtregierungen, entstanden in dieser Zeit vielerorts neue Wohnsiedlungen, bei denen nicht nur moderne (oder wiederentdeckte) Materialien zum Einsatz gelangten (wie etwa auch der Terrazzoboden), sondern wo ‒ ganz im Gegensatz zu den engen Verhältnissen der in den Städten noch üblichen Mietskasernen ‒ schon beim Wohnungsbau Sonne, Luft, Licht, einfache Versorgung und kurze Wege für die Bewohner durch integrierte Einzelhandelseinrichtungen, aber auch autarke Versorgung durch eigene Heizkraftwerke und insgesamt eine neue Sozialverantwortung Bedeutung bekamen (wikipedia.de).

  


Diese Aufnahme zeigt einen vor Ort gestrichenen und geschliffenen Terrazzo- Boden mit einem hohen Anteil weißen Kalksteins. Solcher Boden ist zum Beispiel in der Leipziger Kroch- Siedlung in Küchen und Badezimmern eingebaut worden. Die Kroch- Siedlung im Leipzig'er Stadtteil Gohlis wurde Ende der 1920er Jahre auf Initiative der Aktiengesellschaft für Haus- und Grundbesitz, deren Hauptaktionär der jüdische Bankier Hans Kroch gewesen ist, erbaut und stellte mit ihren 1.018 Wohnungen eigentlich nur einen ersten Ausbauabschnitt dar. Die Weltwirtschaftskrise und der Nationalsozialismus verhinderten jedoch den Weiterbau. Bei heutigen Modernisierungen werden le
ider auch dort meist Bodenfliesen auf diesen eigentlich fast „un-kaputt-baren“ Boden geklebt, obwohl auch die Kroch- Siedlung als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz steht.

  

Das Werk verfügte zu dieser Zeit außerdem über vier betriebsfähige Kalkbrennöfen. Abgebaut wurde auf vier Brüchen (bzw. Weitungsbauen) gleichzeitig. Die Belegschaft hatte sich wieder auf 23 Mann untertage und 6 Mann übertage erhöht (40024-12, Nr. 159).

1910 kann man im Abschnitt 2. Schacht- und Maschinenanlagen im Jahrbuch für das Bergwesen lesen: „4. Neue Kalkaufbereitungsanlagen, in denen größere Maschinen zur Aufstellung gelangten, sind bei Böhmes Kalkwerke Herold in Herold und bei den Braunsdorfer Dolomit-Zement-Kalkwerken vorm. F. Krumbiegel in Braunsdorf errichtet worden. In erstgenannter Anlage werden aus dem daselbst gewonnenen sehr reinen weißen Marmor Terrazzokörner von verschiedener Größe hergestellt, in letzgenannter Anlage wird feinster Zementkalk aus dem Rohkalksteine gemahlen, der sowohl als Düngemittel als auch als Baukalk guten Absatz findet. In Herold ist eine Sauggasanlage zur Aufstellung gelangt, in Braunsdorf dagegen eine elektrische Kraft- und Lichtanlage errichtet worden.

1912 wurde für die Malanlage ein Staubfang für 210,- Mark von der Zwickauer Maschinenfabrik AG angekauft (40053, Nr. 128). Einige Jahre später erhielt die Klassiertrommel der Terrazzoanlage auch in Herold einen elektrischen Antrieb.

  


Bauzeichnung für die Mahl- und Klassieranlage ("Terrazzo- Anlage") aus dem Jahr 1908. Unter dem Türmchen ganz oben befand sich der "Exhaustor" (Staubfang). Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4344, Blatt 6.

  


Bauzeichnung für einen Erweiterungsbau an der Terrazzoanlage aus dem Jahr 1913. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 149.

   

Außerdem plante man schon 1910 die Errichtung einer dieselbetriebenen Pressluftanlage, um zum maschinellen Bohren übergehen zu können. Dazu sollte das übertägige Pulverhaus abgerissen werden, da man von der Verwendung von Schwarzpulver ohnehin abgegangen und zu Astralit und Chlorat- Sprengstoffen übergegangen war. Im Mai 1912 war die Pressluftanlage fertig. 1913 wurde außerdem das Terrazzo- Lager erweitert. Das Kalkwerk kann also nach wie vor als sehr modern und technisch gut geführt gelten und auch die Bergbehörde fand 1914 „keinen Anlaß zu Ausstellungen.“

  


Situationsplan der Werksanlagen für die Aufstellung des Dieselmotors aus dem Jahr 1911. Er ersetzte die frühere Dampfmaschine. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 139.

   


Bauzeichnung für die Einhausung des Dieselaggregates aus dem Jahr 1911. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 140.

  


Konstruktionszeichnung für das Dieselaggregat aus dem Jahr 1911. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097, Blatt 141.

  


Ein Übersichtsfoto des vormalig Böhme'schen Kalkwerkes, hinter dem Rüdersdorfer Brennofen etwa in der Bildmitte steht inzwischen die Terrazzo- Anlage. Bildquelle: Ortschronist Herold, Herr J. Baumann.

  

Im September 1913 lag die Belegschaft bei 12 Mann untertage. Nun aber begann der 1. Weltkrieg. Bereits 1915 war die Belegschaft auf nur noch 8 Mann untertage gesunken, die in nur noch zwei Bauen sowie beim Vortrieb eines Querschlages arbeiteten und 1916 sah man sich gar gezwungen, die Gewinnung „mangels geeigneter Arbeiter“ gänzlich einzustellen (40024-12, Nr. 159).

Der hier erwähnte Querschlag in Böhme's Kalkwerk fand 1915 auch Erwähnung im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen und zwar im Abschnitt 1. Neue Lagerstättenaufschlüsse und geoguostisch oder bergmännisch bemerkenswerte Vorkommnisse: „Aufsuchung neuer oder weitere Aufschließung bereits bekannter Lagerstätten ist, abgesehen von dem durch die regelmäßige Betriebsführung notwendigen Forthieb der Strecken, im allgemeinen nicht vorgekommen. Sie ist auf die Zeit nach Beendigung des Krieges verschoben worden. Nur im Kalkwerk Herold stand in der tiefsten Sohle ein Querschlag zur Anfahrung des in oberen Sohlen bereits bekannten dritten Kalklagers in Betrieb.“

  

Ein Fragebogen des Bergamtes Stollberg, den Steiger Barthel 1916 auszufüllen hatte, führt den damaligen Stand der maschinellen Ausrüstung des Werkes auf. Man verfüge über:

  • eine 8 PS starke Turbine für Wasserhaltung und Förderung untertage,

  • einen Dieselmotor mit 30 PS für den Antrieb der Kompressoren,

  • acht Bohrhämmer mit je etwa 6 PS, von denen aber höchstens vier gleichzeitig arbeiten konnten und

  • einen Sauggasmotor für den Maschinenantrieb übertage.

1917 hatte man immerhin wieder 7 Bergleute untertage und dazu 17 Arbeiter übertage, davon 6 ständige Ofenarbeiter und 3 Geschirrführer. Die Aufsicht übernahmen aushilfsweise der Vorarbeiter Hermann Drechsel und der Zimmermann Karl Emmerich.

1918 notierte die Bergbehörde, daß die Abbauweitungen „dem Aussehen nach in sicherem Zustande“ seien, jedoch „durch das Niederbrechen in die Sohle“ eine solche Höhe erreicht hätten, daß eine Kontrolle der Firste „ohne umständliche Vorbereitungen“ gar nicht mehr möglich sei. Man habe die einst geplanten Höhen von 6 m weit überschritten, zum Teil mehr als 13 m Höhe erreicht und den Kalkstein bis auf sein Liegendes ausgehauen. 1920 stellte man einen Abbruch an einem nun sogar schon „20 m hohen Pfeiler“ fest (40024-12, Nr. 159).

Auch den Vortrieb des Querschlages hatte man zugunsten der Förderung von Kalkstein zeitweise eingestellt. Erst nach dem Ende des 1. Weltkrieges liest man in der Jahrbuchausgabe von 1920 im Abschnitt 4. Betrieb der Baue unter: „2. Bei dem Böhme'schen Kalk- und Marmorwerk in Herold wurden die im Kriege unterbrochenen Ausrichtungsarbeiten in der dritten Sohle wieder in Angriff genommen.

Berginspektor Roch ist inzwischen zum Bergrat ernannt worden. Auch in der Behörde herrschte infolge des Krieges offenbar Personalmangel und so mußte der Bergrat Ende 1918 wieder einmal eine Befahrung in Herold selbst übernehmen. Er notierte 1919 in seinem Fahrbericht, daß auf dem Werk wieder 15 Mann untertage und 25 Arbeiter übertage, davon 6 Jugendliche für Transportarbeiten, beschäftigt waren. Man verfahre jetzt achtstündige Schichten zuzüglich der Pausenzeiten.

Im April 1919 waren dann sogar 32 Arbeiter übertage angestellt. Auch die Pressluftanlage war endlich in Betrieb und man arbeitete untertage mit Flottmann'schen Bohrhämmern. Noch immer aber erfolgte die Bezahlung der Gewinnungsarbeiten im Akkord und nach der Anzahl geförderter Hunte. So kam es 1921 auch in Herold zu einem Streik um Lohnerhöhungen (40024-12, Nr. 159).

  

1922 wurde ein Kalkofen abgebrochen, so daß das Werk jetzt nur noch über zwei Brennöfen vom Rüdersdorfer Typ verfügte. An seiner Stelle sollte eine Kalkmahlanlage errichtet werden (40024-12, Nr. 160). Regierungsbergrat Sarfert, der nun Roch's Funktion innehatte, fand bei seiner Befahrung nichts zu bemängeln und notierte: „In den Tagesanlagen und Grubenbauen war nichts zu erinnern.

Die Belegschaftszahlen, die er notierte, schwankten zwischen 15 Mann im November 1923 und 33 Mann, davon 26 übertage, im Mai 1924 offenbar saisonabhängig sehr stark. Die Arbeiter hatten inzwischen eine Arbeitszeit von 45 Stunden pro Woche; untertage wurde aber noch immer im Gedinge gearbeitet. Dort verdiene man zwischen 1,20 Mark und 1,70 Mark pro Stunde, während der Lohn für die Übertagearbeiten bei 0,80 Mark bis 0,90 Mark pro Stunde läge.

In einem Schreiben des Kalk- und Marmorwerkes an das Bergamt in Freiberg hält Steiger Barthel 1923 noch fest, daß die Ausrichtung des zweiten Lagers auf der 59 m-Sohle fortgesetzt werde, „leider bisher ohne Erfolg, da zwei Störungen (Würfe) angefahren wurden, deren Sprunghöhe bedeutend zu sein scheint...

Aufschlagwassermangel im Sommer führte dazu, daß 1924 eine elektrische Förderanlage im Schacht eingebaut wurde. Sie wurde von der Firma Schmiedel in Niederwürschnitz geliefert, wurde durch ein zweites Dieselaggregat von 60 PS mit Strom versorgt und war noch bis 1990 in Gebrauch (40024-12, Nr. 160).

Ab 4. September 1924 wird als Geschäftsführer und Obersteiger in Herold Herr Arthur Rudolf Neubauer angestellt und im Folgejahr auch in den Jahrbüchern als solcher genannt.

Ein Fahrbogen des nunmehr zuständigen Regierungsbergrats Dr. Nieß aus dem Jahr 1927 vermerkt: „Der Zustand der Grube war gut. Sicherheitlich waren keine Ausstellungen zu machen...“ (40053, Nr. 128)

Ab 1928 war auch das Kalkwerk in Herold betriebsplanpflichtig. Aus Anlaß der Zulassung des ersten Betriebsplanes für das Jahr 1928 unterzog Dr. Nieß das Kalkwerk einer ausführlichen Besichtigung und berichtete: „Das Kalkvorkommen zerfällt in zwei Lager, von denen seit vielen Jahren nur das untere abgebaut wird... Der Marmorkalk ist sehr dicht und fest und auch das Nebengestein weist infolge seiner Verwachsungen mit Kalk große Festigkeit auf, so daß ein Ablösen von Schollen aus seinem Hangenden nicht so leicht zu befürchten ist...

Man belasse jetzt Pfeiler mit einer durchschnittlichen Stärke von 7 m bis 8 m, nur in den alten Bauen seien sie früher noch weiter geschwächt worden. Im Durchschnitt besäßen die Weitungsbaue 9 m Höhe. In einer Weitung in Verlängerung der 29-Lachter-Strecke gäbe es allerdings auch Pfeiler mit Höhen bis 17,5 m und 10 m Durchmesser. In der Zulassung des Betriebsplanes wurden die Anforderungen an die Abbaudimensionen durch die Bergbehörde erneut verschärft: Eine Pfeilerstärke von 6 m x 7 m durfte ab sofort nicht mehr unterschritten werden, die Breite der Baue 9 m und die Höhe 15 m nicht mehr überschreiten (40024-12, Nr. 160).

Anmerkung: Die Sohlenbezeichnungen wurden nicht immer ganz einheitlich gebraucht. Bei der 29-Lachter-Sohle handelte es sich vermutlich um das in späteren Unterlagen als 54-m-Sohle bezeichnete Niveau.

Infolge der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre brach der Absatz so weit ein, daß das Werk zeitweise ganz stillgelegt werden mußte. Erst im Februar 1930 wurde der Betrieb „mit der Hälfte der ursprünglichen Belegschaft... in beschränktem Umfange...“ wieder aufgenommen.

  


Ein 1929 von W. Friedemann, konzessionierter Markscheider aus Oelsnitz/Erzg., aufgenommener und 1930 von W. Kurzbach kopierter Urriß des Kalk- und Marmorwerks bei Thum im Erzg. Eduard Böhme mbH. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K17603, Gesamtansicht, Norden ist oben.

   


Ausschnitt aus obigem Grundriß mit den übertägigen Werksanlagen. Unterhalb der Eisenbahnbrücke (am rechten Bildrand) mündete die Rohrleitung aus der
Wasserstrecke in die Wilisch. Die noch zwei sechseckigen Rüdersdorfer Brennöfen und die vom Schacht und dem Tagebau ausgehenden Förderbahnen sind gut zu erkennen. Leider sind die anderen Betriebsgebäude hier nicht beschriftet, so daß man nur anhand der "Situationspläne" aus den älteren Bauanträgen abschnittsweise nachvollziehen kann, wozu welches Gebäude eigentlich gedient hat.

  


Gesamtansicht des zweiten Blattes des 1929 von W. Friedemann aufgenommenen und 1930 von W. Kurzbach kopierten Urrisses des Kalk- und Marmorwerks bei Thum im Erzg. Eduard Böhme mbH. Der Markscheider hat den Ausschnitt etwas kleiner gewählt und die Wasserstrecke mit anschließender Rohrleitung bis zur Wilisch nicht erneut komplett dargestellt. Zwischen dem Tagebau und den schraffierten Baufeldern fallen mehrere, ziemlich große Pingen auf. Besonders im liegenden Lager Neuhilfe (links) sind auch mehrere Reihen schon eher systematisch stehengelassener Pfeilern zu sehen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K17604.

  


Ausschnitt aus obigem Blatt des Rißwerks mit dem Grundriß der Bergwerksanlagen. Durch braune Schraffur gekennzeichnet sind hier die Baue auf dem Hangenden Lager Mittelbau (nördlich), durch blaue Schraffur Abbau auf dem hangenden und dem liegenden Lager Pommern. Das letztgenannte Lager hat man offenbar zuerst entdeckt und auch im Tagebau gewonnen. Gelb dargestellt der aus dem Tagebau heraus aufgefahrene Hermann Stolln. Den Kunstgraben scheint es schon nicht mehr zu geben, denn die Antriebsanlagen waren ja  inzwischen elektrifiziert. Das Speicherbecken existiert aber noch.

  


Etwa gleicher Ausschnitt aus dem zweiten Risswerkblatt mit dem Grundriß der Bergwerksanlagen. Durch blauviolette Schraffur gekennzeichnet sind hier Baue auf dem Hangenden Lager gute Hoffnung (nordwestlich); durch grüne Schraffur Abbau auf dem liegenden (südwestlich) und durch rotbraune Schraffur auf dem hangenden Lager Neuhilfe.

 


Wir haben beide Grundrisse einmal übereinander gelegt und versucht, herauszufinden, wo denn eigentlich auf welcher Sohle welches Lager bebaut wurde. So richtig wird man aus den vielen, einander überlappenden Schraffuren dadurch aber auch nicht schlauer... Jedenfalls hat man das Lager Neuhilfe mit dem Hermann Stolln aus dem Tagebau heraus und auf der 10-m-Sohle angefahren, die Lager Mittelbau und Gute Hoffnung dagegen nur mit der 31- und der 43-m-Sohle.

  


Zu dem 1929 von W. Friedemann erstellten und 1930 von W. Kurzbach kopierten Rißwerk gehört glücklicherweise auch dieser Kreuz- Riß des Kalk- und Marmorwerks bei Thum im Erzg. Eduard Böhme mbH. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K17605, Gesamtansicht, Orientierung in Süd- Nord (rechts)- Richtung.

  


Auch zu diesem eine Ausschnittsvergrößerung mit ergänzter Beschriftung. Die einzelnen Lager fallen flach nach Norden ein und überlappen sich zumindest in dieser Schnittdarstellung auch noch lateral...

Wie kompliziert die Kalklager verfaltet sind, zeigt auch der geologische  Schnitt.

Der Stand im Jahr  1900.
Der Stand im Jahr
 1948.

   

Im Juni 1930 lief der Betrieb wieder normal. Die Belegschaft war wieder auf 40 Mann, davon 10 untertage angewachsen. Die alte Hülsenberg'sche Kolbenpumpe wurde nun durch eine elektrisch betriebene Kreiselpumpe ersetzt.

Aus der Betriebsplanzulassung für 1933 (40024-12, Nr. 160) kann man erfahren, daß Abbauhöhen bis maximal 15 m zugelassen wurden; allerdings unter der Vorgabe, daß der Abstand der Pfeiler 9 m nicht überschreiten und ihr Durchmesser 7 m nicht unterschreiten durfte. Da die erkundeten Teile des unteren Kalklagers weitgehend abgebaut waren, wollte die Betriebsleitung den Abbau nun auch wieder auf das hangende Lager ausdehnen.

Nachdem Herr Neubauer 1937 schwer erkrankt war, wurde als Betriebsleiter bis zu seiner Genesung im Jahr 1938 der Herr Dipl.- Ing. Otto Runne (vgl. auch Übersichtsblatt zur Grube in 40027, Nr. 1177) angestellt.

   

Wie wir oben schon berichteten, hatten Böhme's zwei Töchter ursprünglich beide in die Familie Schüller eingeheiratet. Der Ehegatte der Albine Elisabeth, Herr W. M. Schüller, hat nach Aktenlage schon im Jahr 1927 die Geschäftsführung im Kalkwerk Herold übernommen (40024-12, Nr. 161). Im Bergwerksverzeichnis 1941-42 ist dann Böhme's andere Tochter, Wilhelmine Margarete Wunderlich, geb. Böhme ‒ nun als Ehefrau von Herrn Karl Wunderlich, dem Besitzer der Spinnerei im benachbarten Venusberg ‒ mit diesem im gemeinsamen Besitz des Kalkwerkes aufgeführt.

Der Geschichte der Spinnerei wollen wir hier nicht weiter nachgehen; wissen aber nun immerhin, daß auf diesem Wege das Kalkwerk Herold an die Textilfirma Wunderlich im Nachbarort Venusberg gelangt ist. Das Werk III dieses Unternehmens befand sich ja gleich gegenüber vom Kalkwerk im Tal der Wilisch.

Wie auch im historischen Abriß zum Kalkwerk Herold in der Bergbaumonographie nachzulesen ist, befand sich das Kalkwerk noch bis 1946 im Besitz der Familie Wunderlich, den Geschäftsführern der Schüller AG in Venusberg.

   


Ausschnitt aus dem Meßtischblatt, Ausgabe 1925.

 

In den Bergwerksverzeichnissen von 1939 bis 1942 ist als technischer Betriebsleiter dann der Herr Rudolf Neumärker (40053, Nr. 131, vgl. auch Übersichtsblatt zur Grube in 40027, Nr. 1177) genannt.

Als Betriebsanlagen sind neben der Kalkgrube angeführt:

  • 1 Fahr- und Förder- Schacht,

  • 1 tiefer Stolln,

  • 1 Tagestrecke,

  • 3 Kalköfen,

  • 1 Mahlanlage für Dünge-, Zement- und Hydratkalk,

  • 1 Kalklöschanlage, sowie

  • 1 Kalksteinmahlanlage.

Für diese Zeit wurden folgende Belegschafts- und Produktionszahlen angeführt:

 

1937

1938

1939

1940

1941

1943 *)

Arbeiter untertage

10

12

10

15

10

k. A.

Arbeiter übertage

28

28

23

22

16

k. A.

Technische Angestellte

1

1

-

1

2

k. A.

Kaufmännische Angestellte

1

1

2

2

1

k. A.

in Summe:

40

42

35

40

29

29

 

 

 

 

 

 

 

Kalksteinförderung

8.587 t

8.838 t

8.337 t

10.400 t

9.518 t

6.200 t

Rohverkauf

1.230 t

1.315 t

753 t

1.099 t

742 t

1.097 t

Branntkalk

2.899 t

3.785 t

2.914 t

2.367 t

2.745 t

1.919 t

Terrazzo, Mehl, Kies

4.240 t

4.492 t

1.933 t

4. 988 t

4.649 t

k. A.

*) Angaben aus der statistischen Erhebung des Kalkwerksverbandes aus dem Jahr 1943 (40027, Nr. 1177).
k. A. = keine Angabe enthalten.

   

Schon 1939 war nur noch ein Brennofen in Betrieb und 1940 mußten wegen mangelnder Kohlenlieferungen alle Brennöfen zeitweise gänzlich stillgelegt werden. Damals wurden sie mit „sudetenländischer Braunkohle“ befeuert, wovon etwa 120 t pro Monat gebraucht wurden (40053, Nr. 131).

Noch größer war in Kriegszeiten aber das Problem mit der Treibstoffversorgung für die Dieselaggregate zur Stromversorgung. Man brauchte wenigstens 2,5 t Dieselöl im Monat, damit die Grube nicht binnen drei Tagen ersaufe.

1941 trägt sich Herr Neumärker mit der Absicht, das Werk zu verlassen und auf einem gerade neu errichteten Hydrierwerk in Brüx / Most als Betriebsführer Arbeit anzunehmen. Er sehe den Abbau in Herold dem Ende entgegengehen, rechne noch mit höchstens 8 Jahren Betriebsdauer und sei dann aber zu alt, um noch einmal neu anzufangen. Der Eigentümer, Karl Wunderlich, war bisher mit Neumärker's Arbeit „außerordentlich zufrieden“, zeigte Verständnis und wandte sich daraufhin an das Bergamt mit der Bitte um Unterstützung, denn ausgebildete Fachleute seien schwer zu bekommen. Immerhin habe er Neumärker überzeugen können, notfalls „für die Dauer des Krieges“ noch in Herold zu bleiben.

Zunächst wollte man den schon pensionierten Obersteiger Paul Maidorn aus Bockwa bei Zwickau als neuen Betriebsleiter in Herold anstellen, wurde sich aber über die Bezahlung nicht einig. Auch Verhandlungen über eine Verpachtung des Kalkwerkes an Herrn Dipl.-Ing. Paul W. Seim, Besitzer eines Serpentin- Steinbruches in Zöblitz, scheiterten. Da Herr Neumärker schließlich doch in Unfrieden mit der Geschäftsführung das Kalkwerk verließ, wurde am 1. August 1942 der Grubensteiger Wolfgang Pilz aus Freiberg als Betriebsleiter in Herold eingesetzt (40053, Nr. 136).

  

Nebenbei hatte der Weggang von Neumärker aber auch eine Diskussion über die noch verbleibende Betriebsdauer des Werkes ausgelöst. Insbesondere wegen des anhaltenden Treibstoff- und Brennmaterialmangels forderte die Bergbehörde die Kalkwerksbesitzer immer wieder auf, den dieselelektrischen Antrieb aufzugeben und das Werk an die Elektroenergieversorgung anschließen zu lassen. Natürlich kostete auch das Geld, welches in Anbetracht der Geschäftslage und der ‒ möglicherweise eben nur noch begrenzten ‒ Zeitdauer des Abbaus, die Geschäftsführung aus eigener Tasche zu bezahlen aber nicht bereit war.

Daraufhin wurde Dr. Oelsner von der Bergwirtschaftsstelle im sächsischen Oberbergamt zu einer Begutachtung des Werkes entsandt, die am 9. und 10. März 1942 stattfand. Das Gutachten Dr. Oelsner's über das Kalkvermögen der Kalklager des Kalkwerkes Herold vom März 1943 (40024, Nr. 1177, Abschrift auch in 40053, Nr. 136) kam zu dem Schluß, daß anhand der gegenwärtig bekannten Vorräte noch eine Betriebszeit von 5 bis 10 Jahren möglich sei. Der Gutachter meinte auch, daß sich aufgrund der Dieseleinsparung die Elektrifizierung schon binnen zwei Jahren amortisieren würde.

Die besonders energieintensive Branntkalkproduktion sei zwar „kriegswichtig“ und durch die Bindung an die Preisvorgaben des Kalksyndikats tatsächlich unrentabel, sei aber mengenmäßig unbedeutend. Dagegen habe die Werksleitung in den letzten Jahren die Produktion an Kalkmehl und Terrazzokörnungen ausgebaut, weil sich damit noch Gewinne erzielen ließen. So kam er zu dem Ergebnis, daß die Geschäftsführung des Werkes die Arbeiten zur Elektrifizierung einfach aus Kostengründen bewußt verzögere.

Nachdem die Werksleitung von diesem Gutachten erfahren hatte, wurde von ihr ein zweites Gutachten durch den Markscheider Friedemann aus Oelsnitz / Erzg. veranlaßt. Herr Friedmann führte eine genauere Vorratsberechnung durch und kam am 12. April 1943 auf noch vorhandene Vorräte von 77.000 t, woraus bei einer durchschnittlichen Förderung von 8.000 t im Jahr tatsächlich noch etwa 9 Jahre möglicher Betriebsdauer resultierten (40024, Nr. 1177, Abschrift auch in 40053, Nr. 136).

Die Stellungnahme der Bergwirtschaftsstelle zu der zweiten Berechnung meinte allerdings, daß auch die von Friedemann berechneten Zahlen zu hoch gegriffen seien. Die Schätzung werde zudem durch das bereits beschlossene Projekt zur Untertageverlagerung infrage gestellt. Jedoch sei es „nach der Art der Lagerstätte ... auch möglich, daß sich die tatsächliche Lebensdauer ... durch den dauernden Aufschluß neuer Teile noch weit ... erhöht.“ (40024, Nr. 1177)

  


Ein spannendes Detail aus Herrn Dr. Oelsner's Gutachten ist diese Zeichnung: Der Versuch einer dreidimensionalen Darstellung der komplizierten Lagerstruktur - und das noch ganz ohne Computer... Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40053, Nr. 136, Blatt 158 (Anlagen), daraus Anlage 6, Gesamtansicht.

  

1942 erfolgte unter Albert Speer durch das damalige Reichswirtschaftsministerium eine Teilrequirierung des Kalkwerkes für Rüstungszwecke (Bergbaumonographie). Unter den Tarnnamen „Knurrhahn“ bzw. „Venuswerke AG“ sollte im Kalkwerk Herold die Produktion von Flugzeugteilen für die Junkers- Flugzeug- und Motorenwerke AG nach untertage verlagert werden (40061, Nr. 1-143, 30375, Nr. 281 sowie LSA I410, Nr. 650).

Produziert werden sollten Bauteile für die Motorentypen Jumo 213 (ein flüssigkeitsgekühlter 12-Zylinder-A-Motor, eingebaut u. a. in der Ju 88, der Ju 188 und in der Focke Wulf FW 190D) sowie für den Jumo 004 (dem ersten serienreifen Strahltriebwerk, eingebaut in dem Jagdflugzeug Me 262 und dem Bomber Arado A234).

Ab 1. April 1944 wurde mit dem Aufbau der Fabrik durch eine Luftwaffen- Baukompanie im Bereich der 43 Meter- (+404 m) Sohle begonnen. Sie sollte nach verschiedenen Angaben bis zu 7.000 m² bis 12.000 m² Fläche umfassen. In diesem Zusammenhang wurde als separater, mit LKW befahrbarer Zugang ein „Schrägstollen“ zur +404 m- Sohle aufgefahren und im November 1944 fertiggestellt.

Bis 1945 waren hier außerdem über 750 sowjetische Kriegsgefangene eingesetzt; welche in einem Lager in unmittelbarer Nähe der Baustelle untergebracht waren. Über 110 Mann ‒ teils Soldaten des Heeres, teils SS- Mannschaften ‒ bewachten das Lager und die Bauarbeiten. Aus Akten des Kreistags Annaberg zur Enteignung politisch belasteter Firmen (30401, Nr. 645) geht darüber hinaus hervor, daß die Junkers- Werke bereits ein „Judenlager“ eingerichtet hatten, in welchem jüdische Frauen aus dem Außenlager Gelenau- Venusberg als Arbeitskräfte für die Produktion untergebracht waren (bergbruederschaft-thum.de). Ende Februar 1945 teilte die Bauleitung mit, daß etwa 5.000 m² Fläche in sechs Wochen (also Mitte April 1945)  bezugsfertig seien.

Mitte April wurde ein neuer Führerbefehl zur Verlagerung der Strahltriebwerk- Produktion infolge der „verschärften Feindlage“ erteilt und der Bauleitung durch den Bevollmächtigten für Strahlflugzeuge, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Dr.-Ing. H. Kemmler, überbracht. Allerdings ist unklar, wohin es diesmal noch gehen sollte; die Rede ist in den Akten von Kirchbichl in Tirol... (Nagel & Bauer, 2015). Wie wir heute wissen, ging der Krieg drei Wochen später mit der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands zu Ende. Das geplante Werk wurde ‒ wie im Übrigen die meisten derartigen Anlagen ‒ auch hier in Herold vor dem Kriegsende nicht mehr fertiggestellt.

Aufgrund dieses Vorhabens wurde aber auch der Anschluß an die Elektroenergieversorgung im Oktober 1944 endlich realisiert, was der Werksleitung aufgrund der Materialengpässe bis dahin nicht gelungen war. Zwar hatte man schon 1942 zwei Transformatoren bestellt, die aber wegen „Bombenschaden“ von Siemens- Schuckert nicht geliefert werden konnten. Eine neue Bestellung bei der AEG in Nürnberg scheiterte an einer fehlenden Dringlichkeitseinstufung, nachdem man mit Unterstützung verschiedener Behörden immerhin die Materialbezugsscheine erhalten hatte... (40053, Nr. 136).

 


Ausschnitt aus dem Meßtischblatt, Ausgabe 1941.

 

 
 
 

Der Abbau nach 1945

  

Nach dem Kriegsende 1945 waren gerade einmal noch 18 Mann von der früheren Belegschaft übrig. Sowohl der Abbau, als auch die Brennerei lagen still (40053, Nr. 131).

Der Betriebsleiter W. Pilz bemühte sich nach Kriegsende umgehend um die Wiederaufnahme des Abbaus und um die Auffahrung neuer Aus- und Vorrichtungsstrecken. Im Mai 1945 wurde er aber unvermittelt durch den sowjetischen Geheimdienst NKGB verhaftet. Über die Gründe war nichts in Erfahrung zu bringen; es steht natürlich aber zu vermuten, daß man ihm Beteiligung am Projekt „Knurrhahn“ unterstellt hatte. In den Akten ist übrigens von der „GPU“ die Rede, die es unter diesem Namen allerdings nur bis 1934 gegeben hat. Es handelte sich bei der GPU um die Государственное политическое управление (ГПУ) при Нарoдного комиссариaтa вну́тренних дел (НКВД) РСФСР, also wörtlich um die „Staatliche politische Verwaltung beim Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik“. Das 1943 gebildete NKGB, Народный комиссариат государственной безопасности, also das „Volkskommissariat für Staatssicherheit“, war ein Nachfolger dieser Geheimdienst- Organisation.

Neben dem Bergamt Zwickau und dem sächsischen Oberbergamt setzte sich selbst der Betriebsrat des Kalkwerkes für die Freilassung des Betriebsleiters ein, denn er habe sich schließlich nichts zuschulden kommen lassen; das Untertageverlagerungsprojekt habe mit dem Schrägstollen einen eigenen Zugang besessen und sei vom Kalkwerk, wo nur fünf sowjetische Kriegsgefangene eingesetzt gewesen seien, vollständig getrennt gewesen (40027, Nr. 1177).

Den Befahrungsberichten des in den 1940er Jahren für das Kalkwerk zuständigen Bergamtes Stollberg ist tatsächlich zu entnehmen, daß vom September 1940 bis zum Mai 1941 gerade einmal vier Kriegsgefangene im Kalkwerk eingesetzt waren. Danach habe man sechs „Bessarabien- Deutsche“ als zusätzliche Arbeitskräfte einsetzen wollen, von denen jedoch die Hälfte erklärt habe, daß ihnen die Arbeit zu schwer und zu schmutzig sei. Dabei kann es sich nicht um Gefangene gehandelt haben, denn die hätte zu dieser Zeit sicherlich gar keiner gefragt, ob ihnen die zugewiesene Arbeit denn auch genehm sei. Schließlich kann man im Jahr 1943 noch lesen, daß im Werk jetzt drei slowenische (Zwangs-) Arbeiterinnen „zum Säcke- Flicken“ (für gesackten Kalk) eingesetzt waren (40053, Nr. 131).

Die sächsische Landesregierung teilte dem Oberbergamt aber dann doch bedauernd mit, daß sie in dieser Sache nichts unternehmen könne. Über den weiteren Verbleib des Betriebsleiters schweigen die Bergamtsakten (40027, Nr. 1177).

Laut einem Schreiben von Direktor K. Wunderlich vom 03.01.1946 waren der Betriebsleiter Pilz und der Rechnungsführer Karschel im Lager Mühlberg an der Elbe interniert, weil sie Zugführer beim  Volksturm gewesen seien.

Während des Zweiten Weltkrieges befand sich an diesem Ort das Kriegsgefangenenlager „Stalag IV B“ der deutschen Wehrmacht, das insgesamt von etwa 300.000 Gefangenen aus über 40 Nationen durchlaufen wurde. Etwa 3.000 Kriegsgefangene, darunter 2.350 Sowjetbürger, kamen dort ums Leben. Ende April 1945 wurde das Lager von sowjetischen Truppen besetzt und kurz darauf aufgelöst. Danach begann die Rote Armee mit der Inhaftierung ehemaliger Ostarbeiter, kriegsgefangener Rotarmisten und Angehöriger der Wlassowarmee auf diesem Gelände, ehe diese in die Sowjetunion abtransportiert wurden.

Ende August/Anfang September 1945 wurde auf dem Gelände dann das sogenannte „Speziallager Nr. 1“ eingerichtet. Es war eines der zehn Speziallager des NKWD/MWD in der Sowjetischen Besatzungszone und bestand von Anfang September 1945 bis Ende September 1948. Durchschnittlich hatte es in dieser Zeit etwa 12.000 Insassen. Das Lager durchliefen insgesamt etwas über 21.800 Personen, von denen nach sowjetischen Akten 6.765 dort starben. Es befand sich ungefähr 4 km nordöstlich der Stadt Mühlberg/Elbe bei Neuburxdorf, heute ein Ortsteil von Bad Liebenwerda (wikipedia.de). In den darüber vorhandenen Akten haben wir den Namen W. Pilz nicht finden können.

  

Das Kalkwerk wurde in dieser Zeit nur notdürftig durch einen Vorarbeiter geführt. Da es keine Kohlenlieferungen mehr gab, konnte auch kein Kalk gebrannt werden. Die Rohsteinproduktion ging daher vollständig auf Lager (30375, Nr. 281).

Die untertägigen Produktionsanlagen der „Venuswerke AG“ sollten eigentlich zurückgebaut werden, was aber durch Mangel an Arbeitskräften nicht erfolgen konnte. Auch Finanzmittel waren nicht mehr vorhanden. Am 9.7.1945 überwies die Betriebsleitung noch eine Zahlung von 5.000 RM an das Finanzamt, um damit Steuerschulden zu begleichen. Schon am 7.5.1945 aber hatten die Banken die Konten der Kalkwerksbesitzer gesperrt. Weiterer Besitz in Form von Wald, Wiesen und Ackerflächen, die auch zum Kalkwerksbesitz gehörten, wurden durch den Ortsausschuß Herold im Rahmen der Bodenreform enteignet.

 

Nach dem Volksentscheid über das Gesetz über die Übergabe von Betrieben von Kriegs- und Naziverbrechern in das Eigentum des Volkes in Sachsen am 30. Juni 1946 wurde auch das Kalkwerk Herold endgültig enteignet und in kommunale Verwaltung des Landkreises Annaberg übertragen (30401, Nr. 533, 30375, Nr. 281). Nun begannen aber endlich auch Maßnahmen zur Wiederinbetriebnahme und zur weiteren Erschließung des Lagers. Beim Wiederaufbau nach dem Weltkrieg war die Versorgung mit Baustoffen und Düngemitteln und somit auch kleinere Kalkwerke, wie in Herold, natürlich von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Bis Anfang der 1950er Jahre bildete das Kalkwerk daraufhin zunächst den kreiseigenen Wirtschaftbetrieb Kalk- und Marmorwerk Herold (30401, Nr. 534).

Die bereits errichteten Anlagenteile der Untertageverlagerung wurden dagegen durch die Rote Armee gesprengt, auch der Schrägstollen wurde zerstört (bergbruederschaft-thum.de).

Erst im Oktober 1946 ‒ also schon nach der Übertragung des Kalkwerkes in Volkseigentum ‒ rückte dazu ein in den Akten nicht näher bezeichnetes Kommando der Sowjetarmee“ in Herold an und sprengte sukzessive sämtliche Teile des Rüstungswerkes (40027, Nr. 1177).

Sofort, als das Ansinnen der angerückten Soldaten bekannt wurde, wandte sich die Betriebsleitung mit der Bitte um Hilfe an das Bergamt Zwickau. Herr Steeger vom Bergamt fuhr sofort nach Herold und bemühte sich, das Vorhaben aufzuhalten oder zumindest dahingehend zu beeinflussen, daß die Wiederaufnahme der Produktion nicht behindert oder gar unmöglich gemacht wurde; fand aber bei der Militärkommandantur keinerlei Gehör. Mehrfach wird daraufhin in den Akten kolportiert, daß man allein zur Sprengung eines nur aus Ziegeln aufgemauerten Magazinraumes auf der +404-m- Sohle 1,5 t Sprengstoff gezündet habe. Natürlich wurde dieses Magazin dadurch „pulverisiert“. Aber auch die Schweben zwischen der 404- und der 396-m-Sohle gingen infolge dieser Detonation komplett herunter. Die schlimmste Folge für das Kalkwerk aber war, daß durch die Druckwelle auch der „Förderschacht“ (gemeint war sicher der Schrägstollen) quasi „leer geblasen“ wurde, wie es im nachfolgenden Schriftverkehr von der Bergbehörde formuliert wurde...

Bekanntlich haben die Westalliierten auch versucht, Helgoland zu sprengen. Wenn man zu einem mehrjährigen Krieg gezwungen wird, kann man schon mal sauer werden... Ob es aber tatsächlich nur um ein paar Maschinen der Rüstungswerke ging, die man freilich auch für friedliche Zwecke gut hätte gebrauchen können, oder was das Militär hier tatsächlich vernichten wollte, wird wohl ‒ wie der Verbleib des früheren Betriebsleiters ‒ im Dunkel der Geschichte verschwunden bleiben.

Die Reparaturen an den Förderanlagen kosteten dem Kalkwerk jedenfalls 7.000,- Mark zusätzlich, die die Landesregierung auf Fürsprache des Bergamtes und im Interesse einer schnellen Wiederaufnahme der Produktion kreditierte. Auch dank großer Mühen der Beschäftigten war das Werk bereits im Dezember 1946 wieder arbeitsfähig und im 1. Quartal 1947 konnten schon wieder 1.760 t Rohkalk gefördert werden.

  

Zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Gewinnung noch auf der 54 m- Sohle (+396 m). Der oben schon erwähnte Bericht von Dr. Oelsner für die Bergwirtschaftsstelle nennt die:

  • +438 m Sohle (-10 m- Sohle)

  • +418 m Sohle (-30 m- Sohle)

  • +404 m Sohle (-43 m- Sohle)

  • +396 m Sohle (-54 m- Sohle)

auf denen die Kalkvorräte schon weitgehend abgebaut seien. Deswegen habe man schon 1943 damit begonnen, die +386-m- Sohle (-64 m-Sohle) zu erschließen.

Am 3. Mai 1948 wurde das Kalkwerk durch den Kreisdirektor des Finanzamtes Annaberg, Herr Schmoll im Beisein von Betriebsleiter Preissler, dem kaufmännischen Leiter Herrn Schulze und dem langjährigen Mitarbeiter Hoffmann (25 Jahre im Werk tätig) in Hinsicht auf den zukünftigen Betrieb besichtigt und der Zustand protokolliert. Die derzeitig bekannten Kalkvorkommen auf der 50 m- und 60 m-Sohle reichten demnach noch für gut 5 bis 6 Jahre aus. Eine weitere Erschließung des Kalklagers wäre notwendig und würde einen neuen Schacht erfordern, der allerdings gut 15.000 bis 20.000 RM kosten und gut zwei Jahre Bauzeit in Anspruch nehmen würde (30375, Nr. 281).

Die erstellte Inventarliste des Befahrungsprotokolls vom 3. Mai 1948 führt u. a. auf:

Bauten:

  • Wohn- und Kantinengebäude,

  • Schreibstubengebäude,

  • Marmorbruchgebäude mit 2 Anbauten,

  • 2 Wohnhäuser,

  • 3 Kalkbrennöfen,

  • 2 Geräteschuppen,

  • Düngekalkniederlage,

  • Kalkniederlage,

  • Dieselmotorengebäude mit 2 Anbauten,

  • Terrazzolager nebst 2 Anbauten mit Zimmerei,

  • Wagenschuppen,

  • Kalkmühlengebäude,

  • Schmiede- und Mannschaftsräume,

  • Waagegebäude,

  • Schuppen mit Kontor,

  • Wellblechschuppen,

  • 2 Kalksilos und 1 Trafohaus

Technik:

  • Förderanlage mit Motor,

  • Brecherwerk,

  • Kalkmühle,

  • Kugelmühle mit Löschanlage,

  • Düngerkalkmühle,

  • Schmiedeeinrichtung,

  • Zimmereieinrichtung,

  • Zugmaschine mit Wagenpark,

  • 2 elektrische Pumpen üT, 2 Luftpumpen übertage,

  • Lufthaspel,

  • Lichtanlage,

  • 3 Bohrhämmer mit elektr. Verdichter,

  • Trafoanlage,

  • Anschlußgleis der Kleinbahn,

  • stationäre 2 Dieselmotore 30 PS und 60 PS,

  • 1 Kompressor

Am 1. Januar 1951 wurde dann der VEB Kalk- und Marmorwerk Herold geschaffen (30375, Nr. 281) und am 29. April 1954 im Handelsregister in Chemnitz eingetragen (30464, Nr. 5413). 1952 wurde der kleinere Rüdersdorfer Ofen stillgelegt und der größere auf Mischfeuerung mit Koks umgestellt. Die Produktion an Branntkalk konnte nun bis zu 40 t pro Tag erreichen.

Dem Betriebsplan für das Jahr 1953 ist zu entnehmen, daß man 1952 ein Menge von 19.539 t Rohkalk gebrochen und 6.700 t Branntkalk erzeugt hatte. Außerdem hatte das Werk 3.000 t Kalkmehl und 3.500 t verschiedene Terrazzokörnungen geliefert und den Plan in den einzelnen Positionen mit 101% bis 120% übererfüllt. Natürlich wurde daraufhin die Planvorgabe für das nächste Jahr auf über 20.000 t Förderung heraufgesetzt.

Betriebsleiter war 1952 Herr Max Kozlik und als Steiger für den Untertagebetrieb war Herr Willi Hofmann angestellt.

Bereits 1948 bis 1950 erfolgten erneut auch geologische Untersuchungen und Erkundungsbohrungen zur Vorratsbewertung durch den VEB Geologische Forschung und Erkundung in Freiberg (40131-1, Nr. 082). Da die Erkundung noch nicht abgeschlossen sei, werde man für 1953 keine neuen Ausrichtungsbaue vorsehen (40072, Nr. 822).

  


Grundriß des Kalk
werks E. Böhme in Herold, Kopie des Betriebsrisses aus dem Zeitraum 1948/50. Dargestellt sind die Baue auf dem „Liegenden Lager Neuhilfe“ und „Mittelbau“. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40131-1 (VEB Geologische Forschung und Erkundung Freiberg), Nr. 082, Blatt 2 (Aktenbeilage).

  


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Riß mit den Übertageanlagen und dem Verlauf des Tagesfallortes (grau dargestellt).

 


Grundriß des Kalkwerks E. Böhme in Herold, Kopie des Betriebsrisses aus dem Zeitraum 1948/50. Dargestellt sind hier die Baue auf dem „Hangenden Lager Gute Hoffnung“ (gelb umrandet, im Westen), dem „Hangenden Lager Mittelbau“ (rot schraffiert und umrandet, im Norden), dem „Hangenden Lager Pommern“ (blau gefüllt und umrandet) sowie dem „Liegenden Lager Pommern“ (blau schraffiert und umrandet, im Südosten). Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40131-1 (VEB Geologische Forschung und Erkundung Freiberg), Nr. 082, Blatt 2b (Aktenbeilage).

  


Auch zu diesem eine Ausschnittsvergrößerung des Grundrisses.

Der Stand im Jahr  1929.

   

Da auf diesen Rissen von 1948 kein weiteres Fallort außer dem einen dargestellt ist, steht zu vermuten, daß es sich bei diesem ‒ bis 1990 noch genutzten ‒ Fallort noch immer um den 1944 angelegten Schrägstolln handelte. Offenbar war die Sprengung dieses Zugangs doch nicht so ganz gelungen...

1958 wurde bereits auf der 83 m- Sohle der Abbau aufgenommen. Das Fallort solle zur Erschließung der nächsttieferen Sohle wieder weiter verlängert werden.

Ab 1. Januar 1956 nahm man außerdem einen früheren Tagebau „zur Gewinnung von Natursteinen für Packlager“ auf Staatsforstgelände wieder auf. Er wurde später dem Steinbruch Ehrenfriedersdorf als Zweigbetrieb angegliedert (40072, Nr. 776).

Ab 1. Januar 1964 und bis 1980 war es als Betriebsteil Herold dem VEB (B) Vereinigte Kalkwerke Oberscheibe angegliedert (30464, Nr. 5413). Gleichzeitig wurde 1964 das Kalkbrennen in Herold ganz eingestellt und der letzte Brennofen stillgelegt.

Ab 1966 wurde auf der 54 m- Sohle Lokförderung eingerichtet.

Im Jahr 1967 war die 105 m- Sohle erreicht. Der Abbau erfolgte auf Weisung der Bergbehörde nun aber als „geregelter mehrsöhliger Kammerbau“ mit auf 6 m begrenzter Kammerhöhe. Bis dahin hatte man jeweils Kopfstrecken vorgetrieben und sukzessive nachgestroßt, so daß infolge dieses „nicht sohlengebundenen Kammerbaus“ ungewöhnlich große und hohe Weitungen (bis zu 30 m Höhe bei 20 m Breite) entstanden waren. Jetzt wurden Grundstrecken aufgefahren und anschließend die Firsten bis auf die genannten 6 m Höhe hereingewonnen.

1975 hatte der Abbau die 130 m- Sohle (+319 m) erreicht, welche bis zur Einstellung des Abbaus die tiefste Sohle bleiben sollte.

Zwischen 1980 und 1982 gehörte das Kalkwerk als Betriebsabteilung Herold vom Betriebsteil Oberscheibe kurzzeitig dem VEB Schiefergruben Unterloquitz an; ab 1983 dann dem VEB Zuschlagsstoffe Karl-Marx-Stadt, Sitz Hartmannsdorf im Kombinat Zuschlagstoffe und Natursteine (Bergbaumonographie).

Als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse gebessert hatten und auch die DDR mehr und mehr auf sinnvolle wirtschaftliche Verhältnisse achten mußte, verlor das Werk gegenüber anderen Standorten mit weit größeren Lagerstätten zunehmend an Bedeutung. Erneute Schurfarbeiten und Bohrungen Anfang der 1980er Jahre hatten keinen neuen Vorratszuwachs mehr erbracht. Man errechnete anhand der bekannten Vorräte noch eine Lebensdauer des Werkes von 13 Jahren, wovon aber nur noch 3 Jahre auf den Abbau oberhalb der 130 m- Sohle entfielen. Bereits 1976 war aber auch ein Abbau bis zur 160-m- Sohle konzipiert. Weiter in die Tiefe zu gehen, hätte die Gewinnung jedoch auch weiter verteuert...

1979 zog man daher erstmals in Erwägung, das Werk aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen. Ab 1980 wurden nur noch Restvorräte auf der 105-m- Sohle abgebaut. Am 31. Mai 1985 wurde schließlich der letzte Hunt gefördert. Der Abbau wurde endgültig eingestellt und alle noch verwertbaren Anlagen wurden demontiert (bergbruederschaft-thum.de).

 


Da wir zum Kalkwerk Herold Risse aus verschiedenen Zeiten gefunden haben, versuchen wir einmal, den Abbaufortgang darzustellen und beginnen bei dem 1861 von Markscheider G. M. Reichelt gezeichneten Grubenriß. Darin markieren wir die Südwestgrenzen der damaligen Abbaue...

   


Nun dasselbe auf dem Stand von 1900. Der Abbaufortschritt nach Westen und Südwesten wird schon sichtbar...

  


...und nun schieben wir den Grundriß von 1929 darunter. Es ist nicht ganz so einfach, da wir ja wissen, daß man hier mehrere Lager übereinander abgebaut hat, aber anhand der Außengrenzen sieht man deutlich, welche Flächen im Zeitraum zwischen 1900 und 1929 in Abbau genommen wurden.

   


Dann schieben wir auch noch den Betriebsriß aus dem Zeitraum 1948-1950 noch darunter und sehen, daß der Abbau in diesem Niveau die Grenzen des Lagers um 1930 schon fast erreicht hatte. Folglich konnte man dem Lager nun nur noch in die Tiefe folgen.

 


Die uns aus verschiedenen Quellen vorliegenden Angaben zur Förderung, zur Produktion an Branntkalk und zur Belegschaftsstärke für das Kalkwerk Herold. Wir haben die Belegschaftsstärke mit aufgenommen, da die Angaben über die Fördermengen wie so oft auch hier große Lücken aufweisen. Die Zahlenangaben zur Belegschaftsstärke im Zeitraum bis 1920 schwankten dabei saisonabhängig se
hr stark. Wir haben hier die „offiziellen“ Zahlen aus den statistischen Fragebögen dargestellt (40053, Nr. 128).

   


Auf der Topographischen Karte der DDR, gedruckt 1988, sind Schlägel und Eisen in Herold noch aufrecht dargestellt.

 


Blick vom Löffelberg nach Nordwesten auf die Dorfstraße, im Tal im Bildhintergrund sieht man die Anlagen des Kalkwerkes. Foto: Karpf, 1983.

http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/33044705

   


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Foto.

 

Nach der Wende trat die Westsächsische Steinwerke GmbH in die Rechtsnachfolge des VEB Zuschlagsstoffe Karl-Marx-Stadt Hartmannsdorf ein. Im Juli 1990 wurde auch das ehemalige Kalkwerk noch als Werk Herold übernommen. Jedoch wurden nur noch die Tagesöffnungen verwahrt und die Grubenbaue geflutet (Bergbaumonographie). Die Grubenbaue stehen heute bis zur -10 m- Sohle unter Wasser.

Ein Jahr darauf ging das Werk an die Erich Schönherr GmbH und 1995 an die damalige Gemeinde Herold über (wikipedia).

 


Etwa derselbe Blick Anfang der 1990er Jahre. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Das Werksgelände Anfang der 1990er Jahre. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Zustand der Gebäude vor der Sanierung. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Das frühere Kontor des Kalkwerks Anfang der 1990er Jahre. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Das frühere Kontor des Kalkwerks Anfang der 1990er Jahre. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Der Hunt stand bereits an seinem Platz. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Auf der Ofengicht hatte die Esse noch die ursprüngliche Höhe.
Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

   


Die Ofentore standen damals offen... Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


...und erlaubten einen Blick auf die Feuerungen. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Auch das Sprengmittellager war noch zu sehen. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Dieser alte Stollen diente schon als Fledermausquartier. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Das Grundwasser war bereits aufgegangen. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Nur ein kleiner Teil der obersten Sohle war noch befahrbar. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Wohl einer der letzten Einblicke in die Abbaukammern vor dem endgültigen Ersaufen der Grube.
Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Der Aufschluß des Kalklagers untertage. Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Das findet natürlich das Interesse der Geologen...
Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


Die intensive Verfaltung ist hier gut zu erkennen.
Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

  


So erhielt das Gestein eine schöne Maserung...
Foto: H. Lausch, Halsbrücke.

   

 
 
 

Erhaltene Zeugnisse

  

Der Tagebau des Böhme'schen Kalkwerkes ist heute weitgehend verfüllt. Im Grubengebäude ist das Wasser bis über die 10 m- Sohle hinaus aufgegangen. Eine Nutzung des Wasserspeichers, die vor 1989 vorgesehen war, erfolgt nicht.

Stattdessen ist seit 2003 die Restwand des auflässigen, verwachsenen Herold'er Kalzitmarmorbruchs als Geotop im Geotop- Kataster des Freistaates Sachsen erfaßt (Bergbaumonographie).

Die Sanierung des ehemaligen Kalkwerkgeländes in den Jahren 2012 und 2013 ist sehr behutsam vorgenommen worden. Besonders erfreulich ist, daß die zwei Kalkbrennöfen aus dem Jahre 1860, die noch bis 1964 in Betrieb waren, sowie Mauerreste der Aufbereitung, die nach 1908 entstand, erhalten wurden (bergbruederschaft-thum.de).

Die folgenden Geländeaufnahmen entstanden überwiegend im Jahr 2015; schon nach der Sanierung des Kalkwerksgeländes.

  


Lage des ehemaligen Kalkwerkes in Herold, Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 


Die Grundrisse aus der Zeit um 1910 haben wir in dieser Grafik einmal so gut es geht unter die heutige Topographie gedreht, um einen Orientierung zu bekommen, wo eigentlich welches Gebäude gestanden hat. Anstelle des mittleren Rüdersdorfer Ofens wurde 1909 die "Terrazzo- Anlage" errichtet.

   


Ein Rundgang durch das Kalkwerksgelände. Obwohl es mit dem kleinen Dachreiter wie ein Huthaus aussieht, war es - schon vor dem ersten Weltkrieg - ein Wohnhaus.

 


Das schön rekonstruierte Fachwerkgebäude trägt aber noch heute die Schichtglocke.

 


Es ist zwar auch hier einer der bekannten "Wismut-Hunte", macht aber nichts.

 


Leider waren die Tagegebäude auf den alten Grubenrissen selten beschriftet, so daß wir noch nicht wissen, wozu dieses Gebäude früher einmal gedient hat. Wahrscheinlich hat es überhaupt nicht zum Kalkwerk gehört.

 


Dieses kleine Gebäude harrte 2015 noch einer Rekonstruktion.

 


Es war das "Contor" des Werks und stammt schon aus dem Jahr 1852.

  


Dahinter stehen die beiden Rüdersdorfer Brennöfen, die noch erhalten sind. Ursprünglich waren es einmal drei.

 


Der Abzug ist zugemauert...

 


Ein Blick zurück.

 


Nummer zwei ist vom gleichen Bautyp.

  


Rechts dahinter steht noch ein dritter Kalkofen, allerdings vom Typ der Kessel- oder Schnelleröfen. Er ist auf dem Riß des Horn'schen Kalkwerks aus dem Jahr 1861 verzeichnet, später aber findet man ihn nur noch auf den "Situationsplänen" aus den Bauanträgen. Der Anbau an dem Ofen hat um 1910 das "Brechhaus" aufgenommen.

  


Oberhalb der Böschung, auf Höhe der Ofengicht des Kesselofens, hat sich der Förderschacht befunden.

 


Noch ein Übersichtsfoto...

 


Dann marschieren wir einmal die Straße bergan. Gegenüber standen hier die Kalkniederlagen, welche heute aber vollkommen umgebaut sind.

 


Irgendwo hier führten einst Förderbrücken von der Hängebank des Förderschachts hinüber zur Ofengicht der Rüdersdorfer Brennöfen.

 


Sie sind allerdings nicht mehr vorhanden und auch den Schornsteinaufsatz dieses Ofens hat man eingekürzt.

  


Der zweite Ofen ist vermutlich noch begehbar, denn hier ist der Zugang zur Feuerungsebene mit einem Gittertor verschlossen. Leider wuchern auch hier schon Birken auf der Ofengicht...

 


Dahinter kann man in den ehemaligen Steinbruch schauen. Die Bruchsohle ist heute aufgefüllt und eingeebnet.

 

Wir freuen uns, daß offenbar viele der Gebäude neue Nutzer gefunden haben und so auch zukünftig erhalten bleiben werden.

Eine weitere  Dokumentation auf unserer Seite widmet sich dem Kalkabbau auf dem Hahnrück, südwestlich von Herold bei Ehrenfriedersdorf. Einige Kilometer östlich von Herold lag außerdem das  Kalkwerk Heidelbach im Heidelbach- Tal.

Glück Auf!

Das Team vom „u. b.“

   

 
 
 

Weiterführende Quellen

  

Wo wir außerdem schon nach der Geschichte des Kalkbergbaus und der Kalkverarbeitung recherchiert haben, haben wir einmal in einem  Sammelband zusammengestellt. Sie finden diesen auch in unserer Rubrik Technik unter Baudenkmale.

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

  

         Allgemeine Quellen

  1. wikipedia.de
  2. bergbruederschaft-thum.de
  3. mineralienatlas.de
  4. G. Agricola: De natura fossilium libri XII, Hieronymus Froben, Basel, 1546, aus dem Lateinischen übersetzt von G. Fraustadt 1958, überarbeitet von F. Krafft, Nachdruck Matrix Verlag, Wiesbaden 2006
  5. Chr. Lehmann: Historischer Schauplatz derer natürlichen Merckwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober- Ertzgebirge, Leipzig 1699 (Digitalisat: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt)
  6. J. F. W. Charpentier: Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande, Siegfried Leberecht Crusius, Leipzig, 1778
  7. C. F. Naumann: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen. Zweites Heft, Geognostische Skizze der Gegend zwischen Gößnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach. Dresden und Leipzig, in der Amoldischen Buchhandlung, 1845
  8. A. Schiffner: Beschreibung von Sachsen und der Ernestinischen, Reußischen und Schwarzburgischen Lande, 2. Auflage, Verlag von H. H. Grimm, Dresden, 1845
  9. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), Dresden, u. a.
    - August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Band 13, 1826
    - G. A. Poenicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösse im Königreiche Sachsen, IV. Section: Erzgebirgischer Kreis, Leipzig, 1856
    - G. Wunder, A. Herbrig, A. Eulitz: Der Kalkwerksbetrieb Sachsens und die Ursachen der verschiedenen Kalkpreise in Sachsen, Verlag W. Engelmann, Leipzig, 1867
    - historisches Kartenmaterial

  10. Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg: Kalender für den Berg- und Hüttenmann bzw. Jahrbücher für das Bergwesen im Königreiche Sachsen, Bergwerksverzeichnisse, Ausgaben 1827 bis 1942 (Digitalisate)

  11. F. Schalch: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section 127: Geyer - Ehrenfriedersdorf, 2. Auflage, Leipzig, 1899

  12. VEB Geologische Erkundung Süd, K. Hoth (Bearbeiter): Abschlußbericht über Schurfarbeiten im Bereich des Forstbachtales südöstlich Gelenau, Freiberg, 1964 (Kopie im Besitz der Ortschronisten in Venusberg)

  13. K. Hoth, N. Krutsky, W. Schilka, F. Schellenberg, LfULG (Hrsg.): Marmore im Erzgebirge, Bergbaumonographie, Freiberg, 2010

  14. R. Nagel, Th. Bauer: Kassel und die Luftfahrtindustrie seit 1923 ‒ Geschichte(n), Menschen, Technik, Verlag A. Bernecker, Melsungen, 2015, ISBN 978-3-87064-147-4
     
     
    Landesarchiv Sachsen- Anhalt (LSA)
     

  15. Bestand I410 (Junkers-Werke Dessau. Flugzeug- und Motorenbau), Nr. 650: Verhandlungen mit der Venuswerke AG Venusberg und dem Kalk- und Marmorwerk Eduard Böhme mbH, Herold, dat. 1944-1945
     
     
    Staatsarchiv Chemnitz
     

  16. Bestand 30041 (Amtshauptmannschaft Annaberg), Nr. 4097: Acten der königlichen Amtshauptmannschaft Annaberg, das Kalkwerk mit Dampfkesselanlage unter Cat. No. 45 für Herold betreffend, dat. 1870

  17. Bestand 30106 (Amtsgericht Ehrenfriedersdorf), Nr. 285: Gerichtsbuch

  18. Bestand 30356 (Bezirksschulamt Annaberg), Nr. 764: Ausschulung des Kalkwerks Herold betr. aus Thum nach Herold , dat. 1853-1863

  19. Bestand 30375 (Finanzamt Annaberg), Nr. 281: Kalk- und Marmorwerk Herold Eduard Böhme mbH, Herold (später: Kalk- und Marmorwerk kreiseigener Wirtschaftsbetrieb Herold, seit 1.1.1951 VEB), Steuerakte, dat. 1938-1949

  20. Bestand 30401 (Kreistag Annaberg), Nr. 645, Sitzungen der Kreisbodenkommission, dat. 1945-1946

  21. Ebenda, Nr. 533: Übergabe des durch Volksentscheid enteigneten Betriebes Kalk- und Marmorwerk Herold in die Rechtsträgerschaft des Kreisrates Annaberg , dat. 1946-1948

  22. Ebenda, Nr. 534: Produktionsberichte, Steuererklärungen und Bilanzen des kreiseigenen Wirtschaftbetriebes Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1946-1949

  23. Bestand 30464 (Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt), Nr. 5413: VEB Kalk- und Marmorwerke Herold/Erzg., dat. 1953-1964

  24. Bestand 30877 (Grundherrschaft Thum), Nr. 6: Acta die von Herrn Major Friedrich Ernst Gottlob von Heldreich Besitzer des Ritterguths Thum erlangte gerichtliche Ausmessung der zum Ritterguth Thum gehörigen und zu Herold befindliche Kalkbrennerei betr., dat 1823

  25. Bestand 33041 (Kreisdirektion Zwickau), Nr. 721: Verweisung der in Dorf Thumer Flur gelegenen sogenannten 3 Waldhäuser und des Kalkwerks Herold zum Schul- beziehentlich Kirchen- und Schulverband von Herold betr., dat. 1866
     
     
    Bergarchiv Freiberg
     

  26. Bestand 40003 (Geognostische Landesuntersuchungskommission), Nr. 59: Zusammenstellung sämmtlicher, in dem Königreiche Sachsen bei dessen geognostischer Untersuchung aufgefundener Lagerstätte gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien, auf allerhöchsten Befehl entworfen von C. A. Kühn, Obereinfahrer, dat. 20. August 1818

  27. Bestand 40024-12 (Landesbergamt, gewerbliche Gruben), Nr. 159: Herold bei Ehrenfriedersdorf, Kalk- und Marmorwerk des Herrn Eduard Böhme, dat. 1899-1922

  28. Ebenda, Nr. 160: Herold bei Ehrenfriedersdorf, Kalk- und Marmorwerk des Herrn Eduard Böhme, dat. 1922-1938

  29. Ebenda, Nr. 161: Herold, Kalk- und Mamorwerk Eduard Böhme mbH, Berechtigungsangelegenheiten, dat. 1900-1938

  30. Bestand 40027 (Oberbergamt Freiberg), Nr. 1177: Herold, Kalk- und Marmorwerk Eduard Böhme mbH, dat. 1939-1947

  31. Bestand 40028 (Bergwirtschaftsstelle), Nr. 1-1301: Kalk- und Marmorwerk Herold, Eduard Böhme mbH, dat. 1942-1945

  32. Bestand 40030 (Lagerstättenforschungsstelle), Nr. 1-1061: Kalkwerke, gutachtliche Bewertung, dat. 1943-1944

  33. Ebenda, Nr. 1-1072: Herold im Erzgebirge, Kalk- und Marmorwerk E. Böhme mbH, dat. 1943-1945

  34. Bestand 40044 (Generalrisse), Nr. 1-K17606: Kalk- und Marmorwerk Herold bei Thum der Eduard Böhme mbH, liegende und hangende Lager "Neuhilfe" und "Pommern" und hangende Lager "Mittelbau"und "Gute Hoffnung", dat. 1929-1930

  35. Ebenda, Nr. 1-K17605: Kalk- und Marmorwerk Herold bei Thum der Eduard Böhme mbH, liegende und hangende Lager "Neuhilfe" und "Pommern" und hangende Lager "Mittelbau"und "Gute Hoffnung", dat. 1929-1930

  36. Ebenda, Nr. 1-K17604: Kalk- und Marmorwerk Herold bei Thum der Eduard Böhme mbH, hangendes und liegendes Lager "Pommern" und "Mittelbau", dat. 1929-1930

  37. Ebenda, Nr. 1-K17603: Kalk- und Marmorwerk Herold bei Thum der Eduard Böhme mbH, hangendes und liegendes Lager "Pommern" und "Mittelbau", dat. 1929-1930

  38. Bestand 40053 (Bergamt Stollberg), Nr. 128: Kalkwerk von Boehme in Herold betreffend, Königl. Berginspektion Freiberg III, dat. 1900-1930

  39. Ebenda, Nr. 129: Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1931-1938

  40. Ebenda, Nr. 130: Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1938-1949

  41. Ebenda, Nr. 131: Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1939-1945

  42. Ebenda, Nr. 132: Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1940-1947

  43. Ebenda, Nr. 133: Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1938-1948

  44. Ebenda, Nr. 134: Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1942

  45. Ebenda, Nr. 135: Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1939-1944

  46. Ebenda, Nr. 136: Kalk- und Marmorwerk Herold, verschiedene sonstige Angelegenheiten, dat. 1939-1946

  47. Bestand 40064 (Technisches Büro des Bergbaus...), Nr. 1-143: Nutzung alter Stolln zu Luftschutzzwecken und Errichtung unterirdischer Verlagerungsbetriebe, dat. 1945-1946

  48. Bestand 40072 (Bergbehörde Zwickau), Nr. 822: VEB Kalk- und Marmorwerk Herold in Herold der örtlichen Industrie des Kreises Annaberg, dat. 1953-1954

  49. Ebenda, Nr. 776: Herold, OT von Thum/Erzgebirge, VEB Kalk- und Marmorwerk Herold, dat. 1956-1957

  50. Bestand 40131 (VEB Geologische Forschung und Erkundung), Nr. 1-82: Herold, bei Zschopau, Kalk- und Marmorwerk, dat. 1950-1958