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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Mai 2017, letzte Ergänzungen Oktober 2021

Wir danken den Familien Wustmann und Claußnitzer aus Ostrau für Informationen und Bildmaterial aus der jüngeren Geschichte.

  

Zum Plattendolomitabbau in der Mügelner Senke

Die Bergbauunternehmen östlich von Ostrau
(Pulsitz, Ostrau, Zschochau)

  

Zur Lage und Regionalgeschichte
Zur Geologie
Zum Abbauverfahren
Brennofentechnik und Produktionsmengen
Montangeschichtlicher Überblick bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts

Die Bergbauunternehmen östlich von Ostrau
Eulitz'sche Kalkwerke bei Pulsitz und Ostrau
Ostrauer Kalkgenossenschaft, später Krug'sches Kalkwerk
Möbius'sches Kalkwerk bei Ostrau
Kalkwerke bei Zschochau

Die Bergbauunternehmen südlich von Ostrau
Roßberg'sches Kalkwerk Münchhof
Kalkwerk Trebanitz
Kalkwerk Rittmitz

Die Entwicklung des Dolomitbergbaus bis zur Gegenwart
VEB Ostrauer Kalkwerke
Aktiver Bergbau (Ostrauer Kalkwerke GmbH)

Die Bergbauunternehmen westlich von Ostrau
Lützschera und Obersteina
Runge's Kalkwerk in Kiebitz

Die Bergbauunternehmen südlich von Mügeln
Uhlemann's Kalkwerke in Schrebitz
Wolf's Kalkwerk in Schrebitz
Lorenz' Kalkwerk in Schrebitz
Michael's Kalkwerk in Schrebitz
Weitere Kalkwerke in Schrebitz
Michael's bzw. von Ende's Kalkwerk in Paschkowitz

Weiterführende Quellen

  

 
 
 

Historische Übersicht zu den Bergbauunternehmen um Ostrau

  

Nachdem wir anhand der sporadisch vorhandenen Quellen über frühere Zeiten oben schon eine erste Rückschau gehalten haben, kamen mit dem Beginn der Industrialisierung ab den 1830er Jahren und besonders während der Gründerzeit ab 1871 noch einmal eine ganze Reihe weiterer Bergbauunternehmungen hinzu:

Die Ostrauer Kalkgenossenschaft in Ostrau ist seit 1862 aktenkundig (20024, Nr. 1794). Das Kalkwerk von Osmar Richard Runge in Kiebitz begegnet uns in den Beständen des Staatsarchives ab 1882 (40037-1, Nr. K22801); Herr Arndt Uhlemann (40024-12, Nr. 124), Herr Carl Christian Wolf (40024-12, Nr. 371) und Herr Paul Lorenz (4024-12, Nr. 368 ff) sind mindestens seit 1892 im Kalkbergbau von Schrebitz und im benachbarten Görlitz zugange.
 

Doch erst mit der Inkraftsetzung des Allgemeinen Berggesetzes für das Königreich Sachsen 1869 fielen auch die gewerblichen Steinbruchbetriebe unter die Bergaufsicht. Die Umsetzung der neuen Regelungen zog sich allerdings hin und so finden wir erst in der Ausgabe des Jahrbuchs vom Jahr 1901 eine Übersicht über die zu dieser Zeit aktiven Bergbaubetriebe in den: Mittheilungen über die unterirdischen gewerblichen Gruben im Jahre 1900, darin nämlich den Abschnitt:

I. Übersicht
der unterirdischen gewerblichen Gruben, ihrer Besitzer, Vertreter und Verwaltungsbeamten, nebst einem Anhang über die Gesammtbelegschaft.

Von Bedeutung ist der Zusatz „unterirdische Gruben“, denn reine Tagebaubetriebe wurden – ganz im Gegensatz zur heutigen Berggesetzgebung – von der Bergaufsicht noch nicht erfaßt. So sind die Eulitz‘schen Kalkwerke in Ostrau 1908 aus der bergbehördlichen Aufsicht ausgeschieden, während die Werke II und III in Pulsitz weiterhin der Bergaufsicht unterlagen (JB 1909). Auch das Kalkwerk von C. C. Wolf in Schrebitz wurde 1915 aus der bergbehördlichen Aufsicht entlassen (JB 1916).
 
 

In der genannten Auflistung sind jedenfalls die folgenden sieben, im Jahre 1900 aktiven Kalkwerke zwischen Mügeln und Ostrau aufgeführt:  

  • Nr. 8. Eulitz’sche Kalkwerke in Ostrau und Pulsitz, Besitzer R. Eulitz, Gutsbesitzer auf Mohlis und Pulsitz.

  • Nr. 42. Ostrauer Kalkgenossenschaft in Ostrau, Aktiengesellschaft, Direktor K. Fr. Beyer in Ostrau.

  • Nr. 46. Runge’s Kalkwerk in Kiebitz (Betrieb allerdings bereits eingestellt), Besitzer O. R. Runge, Gutsbesitzer in Kiebitz.

  • Nr. 51. Uhlemann’s Kalkwerke in Görlitz und Schrebitz, Besitzer A. Uhlemann, Kammergutspächter in Mügeln.

  • Nr. 33. Lorenz’sches Kalkwerk in Schrebitz, Besitzer P. Lorenz, Gutsbesitzer in Schrebitz.

  • Nr. 56. Kalkwerk Carl Wolf in Schrebitz, Besitzer C. Wolf, Gutsbesitzer in Schrebitz

  • Nr. 38. Firma W. Michael, vormals Königliches Kalkwerk in Paschkowitz, Besitzer Emil Michael.

 

Andere Werke, die bereits vor 1900 den Abbau eingestellt haben, oder die offenbar nie untertägig abgebaut haben, wie etwa die Roßberg‘schen Kalksteinbrüche in Münchhof und Ostrau (40024-12, Nr. 007), gemeint ist hier der Kalkgrund, oder das Kalkwerk des Rittergutes Zschochau (40024-12, Nr. 440, die Akte datiert bis 1901), werden hierin gar nicht angeführt, so daß deren Gesamtzahl noch größer gewesen sein muß.

Einige der genannten Besitzer beschäftigten sich übrigens – natürlich neben der Bewirtschaftung ihrer landwirtschaftlichen Güter – nicht ausschließlich mit dem Kalkbergbau. Herr Eulitz besaß beispielsweise auch eine Tongrube in Mohlis (Nr. 7 der obigen Auflistung) und Herr Wolf – oder zumindest dessen Verwandtschaft – betrieb außerdem eine „Porzellanerdegrube mit Dampfschlämmerei in Kemmlitz (Nr. 57 der Auflistung). In Ostrau, Münchhof, Paschkowitz und in Däbritz (südlich Schrebitz) bestanden neben den Kalkwerken außerdem auch Ziegeleien.
 

Auch eine tragische Meldung aus dem Jahr 1902 finden wir in dieser Quelle wir im Abschnitt IV. Übersicht der im Jahre 1902 bei den unterirdischen gewerblichen Gruben vorgekommenen tödlichen Unfälle. Demnach ist am 24.10.1902 der Steinbruchsarbeiter, Steinbrecher und Fördermann August Subke in Ostrau tödlich verunglückt: „Subke wollte beim Unruhigwerden einer Dachecke in einem untertägigen Abbau aus demselben flüchten, wobei er ‒ wohl durch Schreck verwirrt ‒ einen gefährdeten Weg wählte. Der Flüchtende wurde von einer hereinkommenden Kalksteinwand getroffen, die ihm den Brustkasten zusammendrückte.“

Nur ein einziges Mal finden sich dagegen auch technische Angaben zu den hiesigen Kalkwerken in den Jahrbüchern. Im Jahr 1912 wird im Kapitel VI. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge auf den gewerblichen Gruben unter Punkt 5. Schießarbeit vermerkt: „Beim Eulitz'schen Kalkwerke in Pulsiiz wurde gegen Ende des Berichtsjahres anstelle des Dynamits der Sicherheitssprengstoff Fulmenit und beim Kalkwerke Ostrau in Ostrau wurden die Sicherheitssprengstoffe Astralit und Gelatine-Astralit zur Schießarbeit verwendet. Die neuen Sprengstoffarten werden von der Dynamit-Aktien-Gesellschaft vorm. Alfred Nobel & Co, in Hamburg geliefert.“

Unser Thema wird jetzt jedenfalls zu umfangreich für nur einen Beitrag und deshalb bleiben wir zunächst in dem südöstlichen Zentrum um Ostrau. Wir machen den Schnitt am Jahnatal, befassen uns hier zunächst mit den Unternehmen östlich der Jahna und zählen nur Trebanitz und Rittmitz südöstlich der Kleinen Jahna noch mit hinzu. Trebanitz, weil es zum Roßberg‘schen Unternehmen in Münchhof gehört hat und letzteres, weil es zuletzt Betriebsteil des VEB  Ostrauer Kalkwerke gewesen ist.

 


Unser erstes Exkursionsgebiet auf der Geoportal-Karte.

 

Bevor wir bezüglich der einzelnen Unternehmen ins Detail gehen, verschaffen wir uns anhand historischer Kartenwerke noch einen Überblick. Die betreffenden Kartenausschnitte aus der ersten Ausgabe der Äquidistantenkarte von Sachsen geben uns zunächst einen Einblick in die Zeit um 1880 – also unmittelbar am Ende der Gründerzeit. Zum Vergleich ziehen wir dann die Meßtischblätter aus den 1930er Jahren heran.

 


Ausschnitte aus den Äquidistantenkarten von Sachsen, Blätter 30, 31, 46 und 47, Ausgaben zwischen 1875 und 1880, mit dem Gebiet um Ostrau. Wie bereits in den vorherigen Karten rot markiert: Kalkbrüche und Standorte von Kalköfen.
  


Ausschnitte aus den Äquidistantenkarten von Sachsen, Blatt 30, Ausgabe 1877 und Blatt 46, Ausgabe 1880,  mit dem nordöstlich an obigen Ausschnitt angrenzendem Gebiet südlich von Mügeln. Hervorhebungen wie oben. Uns interessieren hier noch die Kalksteinbrüche auf Rittmitzer Flur.
 


Im Vergleich zum etwa identischen Kartenausschnitt der Äquidistantenkarten oben sieht man auf den Meßtischblättern 4744, 4745, 4844 und 4845 aus den 1930er Jahren die Flächenzunahme derjenigen Steinbrüche, in denen bis in diese Zeit noch abgebaut wurde. Östlich des Eulitz´schen Kalkwerkes ist jetzt das Pingenfeld eingezeichnet.
  


Im Vergleich zum etwa identischen Kartenausschnitt der Äquidistantenkarten oben sieht man auch auf den Meßtischblättern 4744, und 4844 südwestlich von Ostrau aus den 1930er Jahren die Flächenzunahme derjenigen Steinbrüche, in denen bis in diese Zeit noch abgebaut wurde. Hervorhebungen wie oben.

    

 
 
 

Eulitz’sche Kalkwerke bei Pulsitz, Ostrau und Clanzschwitz

  

Warum in verschiedenen Akten mehrfach diese drei Standorte erwähnt werden, ist uns noch nicht ganz klar. Die Akte des damaligen Bergamtes Leipzig (40051, Nr. 1033) benennt jedenfalls nur zwei Werke „in Pulsitz und Ostrau“. Den einzigen Hinweis, den wir gefunden haben, darauf, daß Eulitz es auch auf Clanzschwitzer Flur versucht hätte, enthält die Akte der Berginspektion III aus dem Zeitraum ab 1900 (40024-12, Nr. 352). Auf einem Briefkopf steht hier anno 1903 zu lesen: „Eulitz'sche Kalkwerke zu Pulsitz, Clanzschwitz und Ostrau“. Aus dem Jahr 1904 findet sich in derselben Akte der Hinweis, daß das Mundloch einer „Versuchsstrecke im Eulitz'schen Kalksteintagebau in Clanzschwitz“ durch Aufschüttung wieder verschlossen werden solle.

1932 nennt dann auch der Geologe F. Härtel noch einen Eulitz’schen Bruch auf
 Clanzschwitzer Flur und gleichzeitig – als ein anderes – das Kalkwerk Tännigt. Über die Lage von Steinbrüchen „auf Clanzschwitzer Flur“ ist heute nichts mehr bekannt; sie werden – außer hier von Eulitz selbst – auch nirgends sonst erwähnt. Dennoch wird diese, unseres Erachtens unzutreffende oder zumindest nicht anhand von Akten belegbare, räumliche Zuordnung in der Sekundärliteratur vielfach kolportiert.

So wird auch in Kalkabbau im Jahnatal (erschienen 2000) angemerkt, daß über die Clanzschwitzer Kalkwerke nur wenig bekannt sei. Möglicherweise bestanden daher hier – ähnlich wie am Spitzen bei Zschochau – lediglich Kalkbrennöfen, jedoch kein Abbau. Während die Flur Pulsitz aber weit auf das Ostufer hinüber (bis nach Zschochau) ausgreift, liegt die Flur Clanzschwitz nordwestlich von Ostrau und vollständig am westlichen Ufer der Jahna, wie man im Geoportal.Sachsen leicht herausfinden kann (folgende Abbildung). So denn am Westufer der Jahna aber überhaupt Dolomit ansteht, dann nur unter größerer Bedeckung, was von vornherein einen aufwendigen, untertägigen Abbau erfordert hätte. Möglicherweise haben also einige Autoren früherer Berichte, wie vielleicht auch schon F. Härtel,  die aneinander angrenzenden Fluren einfach nur verwechselt.

In Clanschwitz gab es aber auch eine Ziegelei, die erst 1965 von Paul Grohmann gegründet wurde. Der Rohstoff wurde unmittelbar an der Ziegelei abgebaut. Allerdings hatte die Ziegelei nur eine kurze Betriebszeit und wurde schon lange vor der Wende stillgelegt (gemeinde-ostrau.de).

 


Wir haben uns beim Geoportal einmal die (heutigen) Gemarkungsgrenzen (hier hell-rotbraun dargestellt) herausgesucht und stellen überrascht fest, daß die heutigen Tagebaue sämtlich auf Pulsitzer und Zschochauer Flur nördlich des Birmenitzer Baches liegen. Die Flurgrenze von Ostrau nach Pulsitz im Norden und Zschochau nach Osten bildet noch heute der Birmenitzer Bach. Die Orte Clanzschwitz und Pulsitz liegen am Westufer der Jahna und sind heute längst zusammengewachsen. Von diesen beiden greift nur die Pulsitzer Gemarkung über die Jahna hinweg nach Osten über, wo – wie bei Schumann zu lesen stand – einige Hufen auch vom Rittergut Zschochau bewirtschaftet wurden.

  

Im Besitz des Gutes Pulsitz war die Familie Eulitz seit 1650 (Kalkabbau im Jahnatal, S. 33 ff). Das Kalkwerk wurde 1758 nach dem oben schon erwähnten Gesuch von Johann Georg Eulitz an den Kurfürsten gegründet. Es war die Notlage während des Siebenjährigen Krieges, die ihn dazu veranlaßte: „...dahingegen ich aber bey meinem Guthe einen Kalckbruch aufgefunden, welcher in der Gegend Zschoche ist, woraus ich einigermaßen einen Beytrag zu den Steuern nehmen könnte, wenn Eu. Königl. Majestät mir als einen mit vielen Steuern beschwerten Untertanen, zu Erbauung eines Ofens allergnädigste Concession widerfahren lassen wollten. Damit ich meinen Kalckstein-Bruch recht nutzen, meine Felder bedüngen und sonst etwas daraus lößen könnte, ....sintemal der Bauer des sogenannten Münchhofes, Hommitzsch genannt, gar vier Kalck- Brenn- Öfen hat, ferner haben die Bauern Göldner und Mierisch zu Trebitz (Trebanitz) auch Kalck- Brenn- Öfen, ingleichen ist zu Zschoche auch ein Kalck- Brenn- Ofen befindlich, und gleichwohl ist vielmahl an allen itzbemelten Orten kein Kalck vorräthig und zu erlangen, mithin würde niemanden durch mich einiger Schaden zugefügt werden...“  Vermutlich bildeten die sogenannten Hänsellöcher und das Böttcherholz Vorläufer der späteren Eulitz'schen Kalkwerke.

    


Ausschnitt aus dem Blatt 95 der Bergamtskopie der Meilenblätter von Sachsen mit dem Standort des später Eulitz'schen Kalkbruchs und Ofens auf Pulsitzer Flur. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-4 (Generalrisse), Nr. I91, gedruckt 1829.

archiv.sachsen.de/archiv

  

1795 übernimmt Johann Gottlieb Eulitz das Gut und die beiden Kalkwerke. Durch ihn werden auch zwei weitere Brennöfen am Eichholz errichtet. Das Ostrauer Werk grenzte an das Baufeld der Kalkgenossenschaft, das zweite Werk baute am Tännigt östlich von Pulsitz.

In der oben schon angeführten Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1815 sind als Besitzer von Kalkwerken in Pulsitz neben J. G. Eulitz in dieser Zeit noch die Herren Johann Adam Schmidt und Christian Gottlob Andrä genannt.

  


In diesem Ausschnitt aus der Oberreit’schen Karte aus den 1850er Jahren sind die damals betriebenen Kalkwerke östlich von Ostrau und Pulsitz verzeichnet. Den großen Steinbruch im Tännigt gab es noch nicht.

  

1842 übernimmt den Kalkabbau Ökonomierat Adolph Oswald Eulitz (*1823, †1899). Jetzt wird auch ein Kalkbruch in Richtung Zschochau erschlossen – wohl der am Südhang des Eichberges, das heutige Naturschutzgebiet „Dolomitwand Ostrau“.  

Am Tännigt war man mit zunehmendem Abraum bald gezwungen, zum Tiefbau überzugehen. Gefördert wurde hier mittels Göpel und über einen Bremsberg aus dem Tagebau heraus.

Zum Kalkbrennen soll ein Ringofen errichtet worden sein (Kalkabbau im Jahnatal, S. 37). Diese Angabe erscheint uns allerdings zumindest für diese Zeit unwahrscheinlich, da der Hoffmann'sche Ringofen-Typ überhaupt erst 1858 erstmals patentiert wurde. Dieser Brennofentyp war außerdem zum Kalkbrennen eher schlecht geeignet. Jedoch besaß besagter Herr Hoffmann auch Patente auf Schachtöfen, bei denen durch konstruktive Anpassungen der Einsatz von Steinkohle erleichtert wurde. Ein „Hoffmann’scher Ofen“ war also nicht in jedem Fall tatsächlich auch ein Ringbrandofen.

Ein historisches Foto aus den 1930er Jahren zeigt uns einen solchen  Schachtofen vom Hoffmann’schen Typ, der laut der Beschriftung des Fotos zum Kalkwerk am Eichberg gehört hat.

  


Während sich an den anderen Abbaustellen noch wenig geändert hat, findet man auf den Äquidistantenkarten aus den 1880er Jahren am Westhang des Tals des Birmenitzer Baches auf Ostrauer Flur nun die aufgenommenen Tagebaue – in der Mitte den der Kalkgenossenschaft.

 

Im Jahr 1897 übernahm dann Richard Eulitz das Gut und die Kalkwerke. Als Geschäftsführer für das Kalkwerk wurde Max Melzer angestellt. Am Eichholz wurde ein sogenannter Zylinderofen gebaut. Gemeint ist ein Schachtofen größerer Höhe, der bei kontinuierlichem Betrieb eine höhere Produktion ermöglicht hätte. Interessanterweise ging der aber nie in Betrieb, sondern wurde vom schlesischen Kalksyndikat gekauft und umgehend stillgelegt. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt...

Außerdem haben wir in O. Herrmann's Lehrbuch der Steinbruchindustrie und Steinbruchgeologie aus dem Jahr 1899 den Hinweis gefunden, nach dem Herr Eulitz neben Kesselöfen außerdem einen sogenannten Dietsch'schen Doppel- Etagenofen betrieben habe. Über diesen Brennofentyp haben wir ‒ zumindest in Zusammenhang mit dem Kalkbrennen ‒ noch nichts herausfinden können. Einen gleichartigen Brennofen habe auch das  Michael'sche Werk zu Paschkowitz besessen.

  

Der erste Fahrbericht – vom Berginspektor Seemann von der Berginspektion III in Freiberg (weil Ostrau ja zum Amt Nossen gehörte) – datiert auf das Jahr 1900 (40024-12, Nr. 352). Aus dem Bericht des Berginspektors Seemann erfahren wir: „Das Werk wird von Rechtsanwalt Dr. Max Eulitz zu Dresden verwaltet. Der Betriebsleiter besitzt keine Bergausbildung und wohnt auf dem Werke (gemeint ist in diesem Bericht das zu Ostrau). Letzteres hat untertägigen und obertägigen Betrieb.“

Dann finden wir gleich ein Beispiel, daß sich selbst der Herr Berginspektor mangels Lokalkenntnis einmal irren kann, denn: „Zwischen beiden hindurch geht der Janabach als Flurgrenze von Ostrau und Pulsitz, so daß der untertägige hinter dem Janabach in Ostrau, der obertägige rechts der Jana in Pulsitzer Flur liegt.“  Wie wir nun oben schon gesehen haben, grenzen die Fluren Ostrau und Pulsitz rechts der Jana aber nur an einer Stelle aneinander, nämlich dort, wo der Birmenitzer Bach (und nicht die Jana) die Flurgrenze bildet. Somit beziehen sich die weiteren Ausführungen Berginspektor Seemann's sicherlich auf die beiden Werke: den Steinbruch im Tännigt auf Pulsitzer und das Tiefbaufeld am Südhang des Birmenitzer Baches auf Ostrauer Flur, wo es nördlich an das Krug'sche Werk angrenzte. Das Kalkwerk am Südhang des Eichbergs findet hier keine Erwähnung.

Aber zurück zur Beschreibung des Berginspektors: „Die Belegschaft besteht aus 24 Mann, hinzu kommen noch einige Frauen, die vorübergehend mit Kalk-Messen*) beschäftigt sind. Die Arbeiter sind in der Ortskrankenkasse und der Steinbruchberufsgenossenschaft versichert. Die Arbeitszeit dauert im Winter von früh 7 Uhr bis nachmittags 5 Uhr, im Sommer von  ½ 6 bis ½ 7Uhr mit zweistündiger Pause. Soweit als möglich sind die Arbeiten in Akkord gegeben. Das durchschnittliche Lohnverdienst beträgt täglich ungefähr 2 M. 70 Pfg.

Der Kalkstein wird teils gebrannt als Bau- und Düngekalk, teils als Rohkalk für Eisenwerke verwendet. Die vorjährige (1899) Produktion lag bei 40.000 hl gebrannten Kalkes (etwa 3.500 t), wobei der Cylinderkalk mit 1,30 M/hl. der Graukalk mit 1,15 M/hl. ... bezahlt werden... Aus den unterirdischen Bauen und dem Tagebau wird der Kalkstein durch die Stollenmundlöcher in Wagen zutagegefördert und durch einen Pferdegöpel bis auf die Kalköfen gezogen.“ 

*) Der ausgebrachte Kalk wurde bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht gewogen, sondern nach Volumen „gemessen“ ‒ der Branntkalk in Scheffeln (rund ein Hektoliter) und der Rohkalkstein in Ruthen.

Der Berginspektor fand allerdings auch reichlich Anlaß zum Bemängeln: So sei „dem Abraum mehr Böschung zu geben“ und die Mundlöcher der Tagesstrecken seien mit Schutzeinrichtungen gegen herabfallendes Gestein zu versehen. Der Sicherungsausbau der hier als „Weitungsbaue“ bezeichneten Abbauhohlräume mit bis zu 8 m x 8 m Grundfläche sei vollkommen ungenügend, was ihn zur Anordnung deren sofortiger Einstellung veranlaßte – eine ungewöhnlich strenge Maßnahme. Bereits im Folgejahr teilte der Geschäftsführer jedoch mit, daß die Anordnungen „sämtlich befolgt worden sind“ (40051, Nr. 1033).

Berginspektor Seemann hat natürlich auch das Pulsitzer Werk begutachtet. Darüber können wir in seinem Fahrjournal lesen (40024-12, Nr. 352): „Das zum gleichen Besitz wie der vorgenannte gehörige Werk wird gleichfalls von Rechtsanwalt Max Eulitz in Dresden verwaltet. Betriebsführer ist Emil Däumer, ohne Bergausbildung, früher Bergarbeiter in Zwickau. Derselbe verläßt Ende März seine Stellung, um die Betriebsleitung des Zschille'schen Werkes in Tharandt zu übernehmen.

Die Belegschaft besteht aus 12 Mann, Arbeitszeit und Lohnverdienst sind dieselben, wie bei vorgenanntem Werke.

Die jährliche Produktion liegt bei 25.000 hl gebrannter Kalk (etwa 2.200 t), rohe Kalksteine werden hier nicht abgegeben, weil der Transport nach der nächsten Bahnstation zu weit ist.

Die Lagerstätte ist derart vorgerichtet, daß von dem früher in Betrieb gewesenen Tagebruche aus in ihrem Liegen die drei Stollnstrecken ... bis zur Abbaufeldgrenze hingetrieben sind, die miteinander in Verbindung stehen. In der Richtung von hinten nach vorn zu erfolgt dann die Gewinnung des Kalksteins durch Pfeiler(bruch)bau. Die Pfeiler werden wegen des sehr gebrächen Hangenden nur 1,25 m stark gewonnen... Die Massen werden in Wagen durch die Stollnstrecken in den Tagebruch geschafft und durch einen Pferdegöpel aus letzterem hinausbefördert (auf einen schiefen Ebene). Grubenwasser sind so gut wie nicht vorhanden. Der Riß ist vom Markscheider Lünich im Jahre 1881 gefertigt und 1896 zum letzten Male nachgebracht.“

Wie man in den folgenden Grundrissen auf dem Stand um das Jahr 1900 gut erkennt, war Eulitz im Allgemeinen schon ab 1880 mit großem Sachverstand an den Tiefbau herangegangen, hatte die Lagerstätte am Tännigt durch Stollen und durch Querschläge – etwa in Ost-West-Richtung – systematisch ausgerichtet und dann, an den Feldesgrenzen beginnend, rückschreitend mit dem Abbau des Dolomitlagers begonnen. Dazu wurden Abbaustrecken zwischen den Querschlägen aufgefahren und von diesen ausgehend die dazwischen zunächst belassenen Pfeiler komplett ausgehauen. Die Draufsicht in weiter unten folgendem Grundriß erinnert – in die Horizontale verkippt – fast an einen Firstenstoßbau mit zahlreichen Rollöchern entlang der einzelnen, hier bis zu 40 m breiten Abbaublöcke.

  


Grund- und Saigerriß des Eulitz'schen Kalkwerkes zu Pulsitz bei Ostrau, aufgenommen 1881 von L. Hünich, nachgebracht zuletzt 1900 durch H. Gretschel. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40051 (Bergamt Leipzig), Nr. 1033 (Aktenbeilage). Gesamtansicht, Norden links.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der Tiefbaue am Tännigt und dem Standort des dasigen Kalkwerkes (am unteren Rand des Ausschnitts). Die schraffierten Flächen waren zu diesem Zeitpunkt im Pfeilerbruchbau schon vollständig abgebaut. Der Abbau erfolgte dabei offenbar selektiv nach Bauwürdigkeit des Dolomits. Nach Norden (links) war zu diesem Zeitpunkt die Vorrichtung begonnen: Die ersten Abbaustrecken sind in diesem Abschnitt bis zur Verbreitungsgrenze des Dolomits (blau eingezeichnet) aufgefahren. Das dargestellte Baufeld erstreckte sich über zirka 250 m in Ost-West-Richtung und etwa ebenso weit in Nord-Süd-Richtung. Das größte Bauwerk in der Mitte, zu dem die (gelb markiert) Förderbrücke von der „Planie“ aus hin führt, war der Brennofen. Der Standort des Göpels und die Schrägförderanlage sind leider nicht verzeichnet.

  


Ausschnitt aus obigem Riss mit einem Schnitt in West-Ost-Richtung durch den Tännigtgrund. Die Stollen setzten auf der Bruchsohle in östlicher Richtung an und folgten der Neigung des Dolomitlagers flach nach Nordosten fallend. Die Mächtigkeit des Dolomits ist hier nicht eingezeichnet, jedoch fällt im Schnitt der Böschung schon auf, daß keinerlei Bermen oberhalb der Stollen angelegt wurden. Die Brennöfen standen am Südwesthang des Tännigtgrundes (im Schnitt links) und wurden mittels einer Göpelanlage, die auf der
Planie“ (der Abraumhalde des Tagebaus) stand, über eine schiefe Ebene beschickt.

  


Den Riß zum Pulsitzer Kalkwerk konnten wir einigermaßen in die heutige Topographie einpassen. Man sieht aber auch, daß sich die Abbaufront der Ostrauer Kalkwerke heute von Südwesten her schon nähert. Dort hat sich die Topographie gegenüber dem Zeitraum um 1900 natürlich völlig verändert. Das im Reliefbild sichtbare Pingenfeld gehört offenbar einer Abbauperiode zwischen 1900 und der Einstellung 1922 an, die in dem hinterlegten Grundriß nur teilweise oder noch gar nicht dargestellt ist. Die älteren Abbaue im Südwesten haben dagegen bislang keine Tagesbrüche ausgelöst. Das Kalkwerk stand westlich des Weges nach Zschochau und gegenüber der „Planie“ (vgl. Saigerriß oben). Der alte Hohlweg war mit einer Förderbrücke vom Göpel direkt zum Kalkofen überspannt.

 

Im Bericht des Berginspektors Seemann vom Jahre 1900 finden wir auch die Bemerkung, daß „in diesem Tagebruch die Aufeinanderfolge der Schichten sehr gut“ zu sehen sei und deshalb  übernehmen an dieser Stelle noch seine Skizze (40024-12, Nr. 352).

  


Die Skizze von Bergmeister Seemann aus seinem Fahrbericht über das Pulsitzer Kalkwerk von 1900,
von uns etwas nachkoloriert und mit einem Tiefenmaßstab versehen.

  

Im Jahr 1901 muß es einen besonders strengen Winter und heftiges Tauwetter gegeben haben, denn der untertägige Abbau war teilweise abgesoffen und vom 6. Januar bis 15. Juli ruhte der Abbau komplett. Erst am 17. Juli wurde der Bergbehörde die Wiederaufnahme angezeigt (40051, Nr. 1033).

Etwas ausführlicher liest man in den Akten der Berginspektion, daß „infolge der Schneeschmelze herabgekommene Abraummassen“ die Stollenmundlöcher in Ostrau verschüttet hätten und daher auch das Grundwasser nicht abfließen könne (40024-12, Nr. 352). Vielleicht hätte man dem Hinweis der Berginspektion, daß „dem Abraum mehr Raum“ zu geben sei, doch genauer folgen sollen... Glücklicherweise kamen bei diesem Unfall keine Arbeiter zuschaden.  

Die Eulitz’schen Werke gehörten zu den größten, privat geführten Bergbauunternehmen der Region. Einer Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 (die aber in dieser Form gar nicht veröffentlicht worden ist) ist zu entnehmen, daß das Kalkwerk in den genannten Jahren 2.900 t bzw. 2.655 t gebrannten Kalks erzeugt hat (40024-12, Nr. 15).

Im Zeitraum zwischen 1902 und 1911 beschäftigte Eulitz mindestens 21 und maximal bis zu 41 Arbeiter sowie zwei Betriebsleiter. Davon waren jeweils fünf bis acht Mann untertage eingesetzt. Bis zu sechs weibliche Angestellte „helfen ihren Männern stundenweise“ während der Sommermonate. Die o. g. Akte (40051, Nr. 1033) enthält auch eine Arbeitsordnung, aus der die oben schon genannte Arbeitszeit im Sommer von früh fünf Uhr bis abends sieben Uhr ebenfalls hervorgeht, unterbrochen durch eine je halbstündige Frühstücks- und Vesperpause sowie eine einstündige Mittagspause. Die effektive tägliche Arbeitszeit in der Hochsaison war also auf 12 Stunden festgesetzt.

 


Ausschnitt aus dem Blatt 95 der Bergamtskopie der Meilenblätter von Sachsen mit dem Standort der Kalkbrüche und Öfen auf Gohriser Flur westlich und östlich des Birmenitzer Baches. Bei  dem Kalkwerk westlich des Baches dürfte es sich um das Eulitz'sche zu Ostrau handeln. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-4 (Generalrisse), Nr. I91, gedruckt 1829.

archiv.sachsen.de/archiv

    


Grund- und Saigerriß von einem Theile des Kalkwerkes des Herrn Gutsbesitzers Eulitz zu Ostrau, gefertigt 1875 von L. Hünich, zuletzt nachgebracht 1904 durch E. Jakob und H. Gretschel. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40051 (Bergamt Leipzig), Nr. 1033 (Aktenbeilage). Gesamtansicht, Norden hier rechts.

Bei dem hier im Schnitt dargestellten und als Steiger-Wohnhaus gekennzeichneten Gebäude handelt es sich vermutlich um das noch heute am Zschochauer Weg in Ostrau stehende Haus.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit der Darstellung des Grundrisses. Wie wir eingangs gelesen haben, lag dieses Baufeld südwestlich des Birmenitzer Baches an der Grenze zum Krug'schen Abbaufeld. Eulitz ging hier in diesem Zwickel zwischen den Feldern von Möbius im Westen (im Bild oben) und der Kalkgenossenschaft im Süden (im Bild links) ebenfalls sehr systematisch vor und baute den Dolomit in zwei Sohlen und mit regelmäßigem Pfeilerbruchbau ab. Wie man an der Datierung in den schraffierten Flächen sieht, wurde dieses nur etwa 100 m mal 80 m große Baufeld im Zeitraum von 1875 bis 1904 komplett abgebaut.

  

1904 erfuhr man bei einer Befahrung, daß „trotz der starken außersächsischen Konkurrenz Baukalk an die Schipkau-Finsterwalder und an die Jüterbog-Treuenbrietzen-Potsdamer Eisenbahn“ geliefert worden sei.

Spätestens um 1910 muß das mit gerade einmal zirka 8.000 m² recht kleine „Zwickelfeld“ in Ostrau einschließlich der Restvorräte im Tagebau weitgehend erschöpft gewesen sein, denn 1913 war die Zahl der Beschäftigten bei Eulitz auf nur noch fünf bis acht Arbeiter insgesamt und einen Betriebsleiter gefallen, welche nun auch nur noch in Pulsitz eingesetzt waren.

Am 18. Dezember 1914 teilt der Betriebsleiter der Berginspektion mit, daß der Betrieb „vorläufig bis zur Beendigung des Krieges“ und „wegen Mangel an Arbeitern“ eingestellt werde. Seit 1915 ruhten die Eulitz‘schen Kalkwerke und wurden noch bis 1920 in Fristen gehalten (JB 1917, 1920).

Anläßlich einer Erörterung des jetzt zuständigen Berginspektors Roch mit dem Direktor Max Melzer wird 1920 festgehalten, daß „der unterirdische Betrieb in den nächsten fünf Jahren nicht wieder aufgenommen werde.“ Am Tännigt bei Pulsitz wurde der Abbau nie wieder aufgenommen. Im Baufeld in Ostrau wurde dagegen bis 1922 noch einmal im Tagebau Dolomit gebrochen.

1922 mußte Eulitz das Kalkwerk dann doch ganz einstellen (JB 1917, 1920), denn auch der Tagebau am Eichholz hatte die Feldgrenzen erreicht und die Besitzer des Rittergutes Zschochau waren nicht bereit, weiteres Land zu verkaufen (Kalkabbau im Jahnatal, S. 37). Zu diesem Abbau auf Zschochauer Flur gibt es weiter unten ein separates Kapitel.

Dieser Niedergang lokaler Produzenten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte verschiedene Ursachen und ist auch in anderen Revieren festzustellen, beispielsweise ebenso im  Triebischtal.

 


Auf dem Ausschnitt aus der Topographischen Karte aus den 1920er und 1930er Jahren findet man diesen Abbaustand wieder. Auch im Tännigt und in Münchhof sind jetzt Tagebaue verzeichnet.

    

Das kleine Baufeld zwischen der Kalkgenossenschaft und dem Möbius'schen Gutsbesitz in die heutige Topographie einzupassen, gelingt nur anhand anderer Grubenrisse, die uns die Lage der Grenzen zu den benachbarten Baufeldern zeigen. 

 


Sowohl nördlich als auch südlich des Baufelds der Kalkgenossenschaft gehörte der Grund und Boden nämlich zum Möbius'schen Gut. Nur mit Hilfe des Grundrisses der Kalkgenossenschaft (bräunliches Papier) gelingt es, die Lage des kleinen Eulitz'schen Baufeldes hier einigermaßen gut einzupassen. Offenbar hätte Eulitz noch weiter westwärts abbauen können, jedoch war wohl der Grundbesitzer Möbius nicht gewillt, noch mehr seines Bodens für den Abbau zur Verfügung zu stellen, da er ja selbst ein Interesse an der Gewinnung des Dolomits hatte. Mit den unterbrochenen Linien haben wir die Grubenfeldgrenzen betont. Sichtbar wird auch, daß Eulitz sein eigenes Tiefbaufeld noch einmal im Tagebau überfahren hat, dessen Kontur sich heute bis nahe an die westliche Baufeldgrenze heran erstreckt.

  

An dieser Stelle eine Ergänzung: Der Name Eulitz nämlich ist uns schon mehrfach in anderem Zusammenhang begegnet und dies sei uns hier Anlaß, um einmal näher nachzuforschen. Zugleich ist dieser Name auch hinreichend „ungewöhnlich“, um über nur wenige Namensgleichheiten in den Archivquellen zu stolpern.

Zunächst einmal ist „Eulitz“ eigentlich eine kleine Ortschaft zwischen Lommatzsch und Nossen. Seit 1993 gehörte das Dorf zur Gemeinde Leuben- Schleinitz im Landkreis Meißen, danach zur Verwaltungsgemeinschaft Ketzerbachtal, heute zur Stadt Nossen. Ursprünglich war das Kloster Altzella (wenigstens seit 1213) mit dem Dorf dotiert, später gehörte es zum Rittergut Schleinitz (ISGV).

Naheliegend war, daß auch dieser Familienname an diesem Ort zuerst auftaucht. Wir haben herausgefunden, daß im Jahre 1646 (10548, Nr. 1854) ein Nicol Eulitz aus Eulitz wegen Holzstreitigkeiten klagte. 1672 wurde ein Mattheus Eulitz als Schankwirt in Leuben genannt (10548, Nr. 0575). In der Folgezeit muß die Familie zu gewissem Wohlstand gekommen sein, denn 1705 wurde ein von Hans Eulitz in Meißen hinterlassenes Haus versteigert. Danach fanden wir u. a. anno 1728 einen Martin Eulitz in Nössige – ein Dörfchen, ebenfalls zwischen Meißen und Nossen gelegen.

1738 erwarb (mit Sicherheit ein jüngerer) Nicol Eulitz, Böttcher in Birmenitz – was nun schon nahe bei Ostrau, etwa 3 km südöstlich liegt – ein Grundstück für den Hausbau (10058, Nr. 1237). Noch einmal zwanzig Jahre später, nämlich 1753 oder 1758 stellte dann Johann Georg Eulitz den oben schon angeführten Konzessionsantrag auf den Bau eines Kalkofens in Pulsitz.

Spätestens seitdem war die Familie Eulitz (auch) in dieser Region ansässig und wird unter anderem in Schrebitz (1761) oder als Erblehnrichter in Mochau (1771) urkundlich erwähnt. Zugleich blieben Familienzweige aber weiterhin in der Nähe des heimischen Eulitz (u. a. taucht der Name in verschiedenen Quellen in Radewitz, Seilitz, Gallschütz, Mahlitzsch, Höfgen bei Nossen, und in Zetta wieder auf) wohnhaft. Zwischen 1827 und 1831 wird erneut ein „Eulitz´sches Grundstück“ in Meißen für die Landesschule angekauft (10112, Nr. 1180).

Christian August Eulitz (*1790, †1899) schließlich war Besitzer eines Gutes in Weichteritz (nördlich von Ostrau). Dessen Sohn, Ökonomierat Adolph Oswald Eulitz (*1823, †1899) tauschte 1852 in Ostrau Grundstücke mit dem „Unger´schen Pferdnergut“ (20012, Nr. 0935); dies nun vermutlich schon mit dem Ansinnen, Flächen für den Kalksteinabbau hinzu zu gewinnen (20012, Nr. 0935). Als Vertreter des Konservativen Landesvereins war A. O. Eulitz von 1889 bis 1897 außerdem für den 19. Ländlichen Wahlbezirk Mitglied des Sächsischen Landtags.

  


Herr Adolph Oswald Eulitz war auch Koautor eines Standardwerks über den Kalkwerksbetrieb in Sachsen, im Verlag von W. Engelmann, Leipzig, im Jahr 1867. Faksimile des Titelblatts.

  

Am 22. Mai 1907 wurde ein Vertreter der Familie, nämlich Hans Alfred Eulitz (*1866, †1945), in den Adelsstand erhoben und durfte daraufhin den Namen von Eulitz tragen. Zunächst als Oberst, zuletzt als Generalmajor, war ihm von 1917 bis 1919 die Funktion des Sächsischen Militärbevollmächtigten im kaiserlichen Großen Hauptquartier in Berlin übertragen. Außerdem war er Vorsitzender des Deutschen Offiziersbundes B.O.D. (Informationen von Familie Eulitz).

Über diese Familie gibt es bereits genealogische Forschungen, u. a. von Dr. K. Steinmüller, Zwickau (12790, Nr. 031), so daß wir unseren Seitenblick an dieser Stelle beenden wollen. Die Familiengeschichte erschien uns jedoch hier von Interesse, um an einem Beispiel aufzuzeigen, wie Vertreter des bäuerlichen Landadels (Gutsbesitzer) und des kleinbürgerlichen Standes (Schankwirt, Böttcher, Richter) allmählich in Staatsdiensten aufsteigen konnten und dabei zunehmend auch andere wirtschaftliche Aktivitäten entwickelten. Speziell im Bergbau war dafür neben der Einführung der Gewerbefreiheit die Liberalisierung der Berggesetzgebung ab 1869 ausschlaggebend.

  

 
 
 

Erhaltene Zeugnisse

  

Aus der Zeit des Abbaus durch Eulitz haben wir keine historischen Fotos in der Deutschen Fotothek gefunden.

Jedenfalls wollen wir nun natürlich einmal sehen, was wir davon heute noch wiederfinden und beginnen im Norden im Tännigtgrund…

 


Am Tännigt auf Pulsitzer Flur sind neben dem Restloch des Tagebaus vom Eulitz'schen Abbau nur Pingen und Ruinen verblieben.

  


Diese historische Darstellung des Kalkwerkes im Tännigt mit der Förderbrücke über dem Hohlweg und dem Göpelschacht dahinter haben wir auf der Internetseite der Gemeinde Ostrau gefunden. Der Standort des Brennofens zwischen den Gebäuden, wo die Förderbrücke hinführt, ist anhand der Rauchfahne zu erkennen.
Bildquelle: gemeinde-ostrau.de (Ortsteile, Pulsitz)

  


Im Tännigtgrund sind heute weit und breit keine Tannen zu sehen.
  

Der schmale Talgrund ist aber als Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Leider fehlen hier ein paar Wanderwege und Beschilderungen…
  

Von den Anlagen des Eulitz’schen Kalkwerkes sind weiter talaufwärts nur noch die Ruinen der Grundmauern zu finden. Rechts im Bildhintergrund die „Planie“ – die Abraumhalde zwischen Kalksteinbruch und Kalkwerk.
   

Bei einigen halbverfallenen Öffnungen im Hang hat es sich wohl um Kellerräume gehandelt.
  

Auch die Grundmauern des dritten Gebäudes, das hinter dem Brennofen stand, sind noch zu finden.
  

Vom Brennofen ist dagegen nur ein Erdhügel zwischen den verfallenen Mauern übrig.
  

Steigen wir auf die „Planie“ hinauf… Der Blick nach Südosten. Hier lag die Abraumkante.
  

Der Blick nach Nordosten in den Bruch. Hier muß der Göpel gestanden haben.
 

Mit diesem Wissen im Hinterkopf kann man die Lage der Schrägförderbahn anhand der „Delle“ in der Haldenkontur noch erahnen.
  

Die Halde zieht sich zwischen dem früheren Hohlweg und dem Steinbruch nach Norden.
  

Von hier aus kann man um diese Jahreszeit durch´s lichte Unterholz hindurch ganz gut in den früheren Steinbruch hinunterschauen.
  

Der Bruch ist heute jedoch stark verwachsen und die Hänge sind mit Schutt überrollt, so daß auch von den Stollnmundlöchern nichts mehr zu sehen ist. Mangels Wanderweg verkneifen wir uns den Abstieg zur Bruchsohle.
  

Laufen wir hier am Feldrand nach Osten bergauf, findet man eine recht aktuelle Einzäunung der Bergsicherung am Waldrand. Das ist aber eine der kleinsten Pingen…
  

Innerhalb des Waldstücks liegt das Bruchfeld mit einer Ansammlung von „richtigen“ Pingen.
  

Die Größe dieser Pingen mit mehreren 10 Metern Durchmesser weist darauf hin, daß hier tatsächlich zwischen 1922 und 1930 ein Pfeilerbruchbau nach oben durchgebrochen ist…
  

Die Pingen liegen verstreut auf einer Fläche von wenigstens vier Hektar im lichten Wald. Der Baumbestand zeigt, daß die Bauern schon seit vielen Jahren respektvoll darum herum pflügen.
  

Zurück am Südende der „Planie“ können wir den alten Weg in Richtung Eichberg und hinauf zum Kalkwerk am Spitzen noch als Flurgrenze zwischen den Äckern finden.
  

In Richtung Westen können wir über die hügelige Landschaft schauen und sehen hinter den Feldern bereits die Abraumschnittkante des heutigen Dolomitabbaus.

Damit haben wir hier im Tännigtgrund alles gesehen und können umdrehen…

   


Wir legen zum Schluß noch einen Ausschnitt aus den Google-Earth- Luftbildern über unsere Kartenmontage und finden noch einen etwas aktuelleren Abbaustand der Ostrauer Kalkwerke GmbH südwestlich des Tännigtgrundes.

  

 
 
 


Dann spazieren wir noch von Ostrau aus das Tal des Birmenitzer Baches aufwärts. Gegenüber die Werksanlagen des einstigen VEB Ostrauer Kalkwerke.
  

Die Anliegerstraße führt noch bis zum ehemals Eulitz'schen Tagebau talaufwärts.
 

Das Steigerwohnhaus steht noch und ist bis heute bewohnt, während die ehemalige Kalkwaage gegenüber einem wohnlicheren Einfamilienhaus weichen mußte.
 

Ob die Jahreszahl im Schlußstein über der Vordertür auch mit dem Beginn des Abbaus (durch Eulitz ?) in Zusammenhang steht, oder ob das Haus ursprünglich zu anderen Zwecken errichtet und erst später von Eulitz erworben wurde, wissen wir noch nicht. Der ehemalige Tagebau dahinter liegt auf Privatgrund und ist von hier aus nicht zugänglich.

Das Gebäude ist auf einem Riß des Eulitz'schen Kalkwerkes aus dem Jahr 1875 dargestellt.
  


Aber vom Schacht des Krug'schen Kalkwerkes kommend, haben wir von oben schon mal einen Blick geworfen: Der Bruch wurde - wie uns Fam. Wustmann erzählte - nicht verfüllt, weil hier ein Schießübungsplatz errichtet werden sollte. Dazu ist es aber wohl doch nicht gekommen und so ist er heute genauso verwachsen, wie die beiden anderen...
 

Da die Bruchkanten höher sind, zeigen sich in ihrem Vorfeld einige Rutschungen und Einsenkungen. Sie können auch mit Raubbau in Zusammenhang stehen und wurden - im Gegensatz zu Tagesbrüchen auf dem Feld - hier einfach nicht wieder verfüllt. Für uns ein Grund, hier sicherheitshalber nicht weiter herumzustöbern...

 

 
 
 

Ostrauer Kalkgenossenschaft, später Krug’sches Kalkwerk,
zuletzt VEB Kalkwerke Ostrau

  

Die folgenden Gruben von Roßberg, Krug und Möbius, sowie das Zschochauer Kalkwerk Am Spitzen rund um Ostrau stehen in engem territorialem und historischem Zusammenhang. Deshalb fassen wir insbesondere deren jüngere Geschichte in diesem Abschnitt etwas zusammen und die nachfolgenden Kapitel dafür etwas kürzer.

Wie wir schon gelesen haben, reicht der Dolomitabbau in Ostrau weit in die Geschichte zurück. Als einer der ersten Besitzer wird uns aus einer Verfügung vom 9. Juni 1785 Herr Gühne bekannt: Darin heißt es nämlich, daß Kurfürst Friedrich August ...will geschehen lassen, daß Johann Gottlieb Gühne, Richter zu Ostrau, auf seinem Grund und Boden einen Kalck- Ofen gegen Übernehmung eines jährlichen Erbzinses von zwei Thalern erbauen möge.“  (Kalkabbau im Jahnatal, S. 15 ff) 

Gühne bewirtschaftete das Gut bis 1799. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb 1887 Heinrich Adolf Roßberg das Gut und den zugehörigen Kalkofen. Zu den Roßberg'schen Kalkwerken, welche sich südlich von Ostrau befanden, folgt noch mehr in einem separaten Kapitel. Ein Brennofen aus dieser Zeit ist noch erhalten und befindet sich im Kalkgrund zwischen Ostrau und Münchhof.

Aus oben schon angeführter Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1815 sind uns als Kalkgrubenbetreiber in Ostrau in dieser Zeit außerdem die Herren Gottlob Lommatzsch und Gottl. Fischer bekannt.

  


Ausschnitt aus dem Blatt 95 der Bergamtskopie der Meilenblätter von Sachsen mit dem Standort der Kalkbrüche und Öfen auf Gohriser Flur westlich und östlich des Birmenitzer Baches. Die Kalkwerke östlich dürften später der 1865 gegründeten Ostrauer Kalkgenossenschaft gehört haben. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-4 (Generalrisse), Nr. I91, gedruckt 1829.

archiv.sachsen.de/archiv

  

Am Dresdner Berg in Ostrau errichteten die Gutsbesitzer Herr Leberecht Thomas und Ferdinand Leuthold dann nach 1852 (20012, Nr.1010) eine neue „Kalkbrennerei“ in Gohris (ursprünglich eine eigenständige Ortschaft südwestlich von Ostrau, heute nach Ostrau eingemeindet), welche 1861 durch Kauf an die Kalkgenossenschaft überging. Auch dieser Ofen am Dresdner Berg ist erhalten geblieben.

Herr Thomas und die inzwischen verwitwete Frau Leuthold waren anschließend auch die Initiatoren der Gründung der Aktiengesellschaft Ostrauer Kalkgenossenschaft AG, deren Statuten 1865 notariell unterzeichnet wurden (Kalkabbau im Jahnatal, S. 16 ff). Geschäftszweck war, „...ein Kalk- Produktions- und Verkaufsgeschäft von großer Ausdehnung zu errichten und nach bergmännischen und kaufmännischen Regeln zu betreiben.“ 

Der Tagebau der Kalkgenossenschaft befand sich östlich von Ostrau (40051, Nr. 1030) und südlich des Birmenitzer Dorfbachs. Die Rißbeilage in dieser Akte wurde leider am 25.10.1945 entnommen und fehlt heute, jedoch gibt es weitere Rißunterlagen zu dieser Kalkwerksgesellschaft aus der Zeit ab 1889 und nachgebracht bis 1928, als es schon im Besitz von H. Krug gewesen ist (siehe 40037-1, Nr. K22874). Der Dolomit stand hier mit 10 m bis 15 m Mächtigkeit unter etwa 25 m Abraum an. Man betrieb aus dem früheren Tagebau heraus untertage Pfeilerbruchbau. Das Werk war das größte in der Region und beschäftigte zwischen 1902 und 1905 zwischen 30 und 37 Arbeiter und Arbeiterinnen, davon zwischen acht und fünfzehn im Untertagebetrieb, sowie Karl Friedrich Beyer als Betriebsleiter.

Der Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 (die aber in dieser Form gar nicht veröffentlicht worden ist) ist zu entnehmen, daß die Kalkgenossenschaft in den genannten Jahren 6.631 t bzw. 6.224 t gebrannten Kalks erzeugt hat (40024-12, Nr. 15).

  


Grund- und Saigerriß von dem Kalkwerk der Ostrauer Kalkgenossenschaft in Ostrau, gefertigt Juni 1889 von L. Hünich, Markscheider, nachgebracht bis 1928 von K. E. Müller, konzessionierter Markscheider. Gesamtansicht, Norden oben. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40037-1 (Deponierte Risse der Steine- und Erden-Industrie), Nr. K22874.

 


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Standort des Kalkofens mit sieben Brenntrichtern am heutigen Dresdner Berg. Am rechten Bildrand das Treibehaus des schon von der Kalkgenossenschaft angelegten Tagesschachtes. Der Brennofen ist 1889 noch mit sieben gleichartigen Niederschachtöfen (Trichteröfen) und noch ohne seitlich stehende Esse dargestellt. Der südlichste Schachtofen wurde zu einem späteren Zeitpunkt als Kammerofen umgebaut und als Abzug die Esse nordöstlich des Brennofens errichtet.

   


Dieser Kalkofen steht noch heute am Dresdner Berg in Ostrau. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40051 (Bergamt Leipzig), Nr. 1030: Kalkgenossenschaft Ostrau, Blatt
 128, Rückseite. Die südlichste Brennkammer hatte vor 1923 ein „Dach“ und dahinter einen Schornstein bekommen. Der Brennofen wurde nach H. Krug's Tod im Jahr 1925 stillgelegt, wurde von 1945 bis 1948 aber durch B. Stolle noch einmal in Betrieb gesetzt.

  


Eine Aufnahme des Brennofens aus den 1950er Jahren vom Dresdner Berg aus. Rechts des Fahrweges verlief eine Feldbahn, auf der der gebrochene Kalk vom Schacht zum Brennofen befördert wurde.
Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

  


Eine Aufnahme von der heutigen Straße am Güterbahnhof aus. Man erkennt die Förderbrücke zur Gichtebene des Brennofens und die seitlich stehende Esse für den Kammerofen. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

 


Die Gichtebene des Brennofens. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

   


Unterhalb des Brennofens zum Güterbahnhof hin befand sich diese Verladebühne.
Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

Der heutige Zustand.

 


Ausschnitt aus obigem Riß mit der Schnittdarstellung des zirka 42 m tiefen Tagesschachtes. Während die Dolomitmächtigkeit im Tagebau (rechter Bildrand, blau dargestellt) noch bei 11 m lag, betrug sie am Tagesschacht nur noch etwa 4 m. Das Lager keilt also nach Westen aus.

 


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß des Baufeldes. Am rechten Rand der Birmenitzer Bach, westlich der ehemalige Tagebau mit der Innenkippe, daran angrenzend das Tiefbaufeld von Krug mit dem (hellrot dargestellten) Treibehaus des Tagesschachtes. Am Westrand des 1928 abgebauten Feldes ging auch Krug bei abnehmender Dolomitmächtigkeit zum Kammerpfeilerbau über.

  


Anhand des Birmenitzer Baches rechts und des erhalten gebliebenen Ofenbauwerks am Dresdner Berg sowie des Verlaufs der glücklicherweise ebenfalls schon eingetragenen Bahnlinie gelingt es ganz gut, diesen historischen Riß in die heutige Topographie einzupassen. Die unterbrochenen Linien kennzeichnen wieder die Baufeldgrenzen.

 

Die ersten Fahrberichte der Bergbehörde aus dem Jahr 1900 haben auch hier so einiges zu bemängeln, u. a. sei eine Sicherung „am Bremsberg zur Eisenbahnverladestelle“ anzubringen. In den Akten der Berginspektion Freiberg III (40024-12, Nr. 338 und 339) finden wir die Fahrjournale des zuständigen Bergverwalters Seemann, worin hervorgehoben wird, daß der Betriebsleiter Beyer von 1862 bis 1866 Bergschüler in Freiberg gewesen sei.

Das Werk habe eine Belegschaft von 41 Mann und 3 Frauen, welche mit Sortieren beschäftigt seien. Es war also damals eines der größten seiner Art in der Region. Die Belegschaft war bei der Steinbruchsberufsgenossenschaft versichert. Die meisten Arbeiten waren im Gedinge vergeben, der tägliche Durchschnittsverdienst läge bei 2,80 Mark.

Im Vorjahr (also 1899) habe man aus 125.000 Doppelzentnern (also 12.500 t) Kalksteinen 80.000 Hektoliter (etwa 7.000 t) Branntkalk erzeugt. Der oft mit Asche vermengte Graukalk werde zu 1,10 Mark je Hektoliter verkauft. Jedoch gab es auch schon einen gasbefeuerten Zylinderofen, dessen Produkt seiner besseren Qualität wegen zu 1,25 Mark je Hektoliter verkauft werden könne. Etwa ⅓ fand Absatz als Düngekalk, der größere Rest als Baukalk.

Wie wir das von Bergverwalter Seemann kennen, beschreibt er ausführlich auch den Abbau: „Das Lager ist durch einen saigeren Schacht und durch eine Stollnstrecke, die in einen alten Tagebau führt und zugleich als Hauptförderstrecke dient, ausgerichtet. Der Schacht ist zur Förderung und Fahrung eingerichtet; er besitzt einen Querschnitt von 3,5 m x 1,9 m, eine Teufe von 41,2 m und steht vollständig in Mauerung. Infolge früher getriebenen Raubbaus ist das Werk jetzt allenthalben in der Vorrichtung zu neuem Abbau begriffen, nur ein eigentliches Abbauort war zur Zeit in Betrieb... Beim Abbau werden Pfeiler von 1,5 m bis 4 m Stärke (also deutlich mehr als bei Eulitz in Pulsitz) vorgerichtet. Sobald sie weggeschossen werden, kommt der darüberliegende Kalkstein und das Hangende nach... Die Förderung erfolgt in den Strecken durch Wagen, die auf Schienengleisen nach dem Ziehschacht gestoßen werden. Die Fördermaschine ist einzylindrig (war also schon eine Dampfmaschine). Der Maschinenwärter besorgt auch die Wartung des Dampfkessels. Sind die Förderwagen über Tage angekommen, so werden sie nach dem Vorratsplatze hinabgebremst. Die Grundwasser laufen über den Stolln ab... Die Strecken stehen in dem Plattendolomit meist sehr gut ohne Ausbau. Schacht und Förderstollen sind im Übrigen in gutem baulichen Zustand...“

Letzteres war bei den kleinen privaten Kalkwerken durchaus nicht selbstverständlich und wurde immer wieder von der Bergbehörde betont. Trotzdem kam es natürlich zu Unfällen. Dokumentiert wird mit der Anzeige No. 591 F III vom 29.10.1902 zum Beispiel ein Unfall des Bergarbeiters August Subke. Die Meldung wird auch in der Jahrbuchausgabe von 1903 im Abschnitt IV. Übersicht der im Jahre 1902 bei den unterirdischen gewerblichen Gruben vorgekommenen tödlichen Unfälle angeführt (s. o.).

Die Mauerung des Schachtes muß in Tagesnähe sehr massiv gewesen sein, denn im Vergleich zur lichten Weite, die Bergmeister Seemann angibt, nannte uns Herr Wustmann senior ein Profil von etwa 6 m x 4 m für den Schachtkopf. Demnach hätte die Mauerung eine Stärke von mehr als einem vollen Meter gehabt.

Im folgenden Jahr 1903 klagt Direktor Beyer gegenüber der Bergbehörde erstmals, daß das Werk mit Verlust gearbeitet habe. 1904 notiert dan Berginspektor Roch, daß „Direktor Beyer klagte, der Jahresabschluß auf 1903 sei noch ungünstiger ausgefallen, als auf das Vorjahr und schob wohl mit Recht einen großen Teil der Schuld auf die ungünstige Lage des Tagesschachtes und die damit zusammenhängenden hohen Förderkosten, sowie auf die nicht zu umgehenden Streckenauffahrungen im unterirdischen Bruche. Beyer glaubte nicht, daß sich der Aufsichtsrat zur Anlage eines Schachtes an günstigerer Stelle entschließen könne.“ Im Juni 1904 wendet sich der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Kaufmann Thomas Gieseler aus Ostrau, brieflich an die Bergbehörde und gab an, daß die Aktiengesellschaft „damit umginge, ihr Werk, welches schon mehrere Jahre hintereinander mit Verlust arbeite, zu verkaufen.“  Im darauffolgenden Jahr 1905 wird dann im Fahrbericht die Angabe des Direktors Beyer festgehalten, daß die Aktiengesellschaft wohl bald in Liquidation treten müsse, weil der letzte Jahresabschluß ganz besonders ungünstig ausgefallen sei.

Im Jahr 1905 verunglückte dann auch noch der Steinbrucharbeiter Karl August Hommel. Die Behörde untersuchte den Fall gründlich und vernahm den Verunfallten am 28.2.1905. Selbiger gab an: „Als ich in mein Abbauort kam, untersuchte ich die Decke mit der Hacke und fand insonderheit einer Stelle, wo ein großes Kalksteinbruchstück lag, nichts Besonderes. Da dieses zum Fördern zu große war, bohrte ich ein Loch in dasselbe, um es durch einen Schuß zu zerteilen. Nach ½7 Uhr brach plötzlich ohne jedes Anzeichen aus der Decke eine gegen ½ Meter lange, gegen 30 cm breite und gegen 7 cm starke Platte und traf meinen linken Arm, während ich den Bohrer hielt. Mein linker Unterarm wurde dadurch gebrochen und ich erhielt mehrere Wunden. Die Stelle, aus welcher die Platte hereinbrach, hatte eine ¼ Stunde vor dem Unfalle fest geklungen...“ Daraufhin wurde die Berginspektion in Freiberg beauftragt, „eine eingehende Abstoßung der Baufirsten mit dem Spieße vorzunehmen“, um festzustellen, ob „gerade bei diesem Werke viel schlägige, unverbaute Firste vorkommt.“

Die Akte enthält ein langes Gutachten, aus dem die Gefährlichkeit dieser Arbeit hervorgeht und in dem ausreichender Beriß der Firste und ein „Unterbolzen aller Abbaue“ vor weiteren Arbeiten gefordert wird. Darin kann man lesen, daß „die Struktur des Dolomits es mit sich bringt, daß Platten des Gesteins beim Beklopfen dumpf, d. h. lose klingen... Andererseits stecken die dumpf klingenden Platten meist so fest ineinander, daß sie bei nicht zu breiter Firste zumeist als ungefährlich gelten. Die... zumeist große, horizontale Ausdehnung der Dolomitplatten gerade bei der Ostrauer Kalkgenossenschaft lassen die Anlage größerer Pfeilerbruchbaue, als auf den anderen Werken des Beckens zu, wo die senkrechten Klüfte näher beieinander liegen. Mit dem Größerwerden der Abbaufirste wächst die Steinfallgefahr und man hält daher eine besondere Veranlassung zur Sicherung der (hier)... arbeitenden Leute für angebracht. Da aber höchstwahrscheinlich bei dem jetzt in Konkurs stehenden Werke in absehbarer Zeit ein Betriebsleiterwechsel eintreten wird, so erscheint hier eine bergamtliche Vorschrift umso wünschenswerter...“

Tatsächlich hat die Aktiengesellschaft dann am 10. April 1905 Konkurs angemeldet. Ob dieser Unfall und der danach geforderte Mehraufwand beim Ausbau den nachfolgenden Verkauf des Werkes mit verursacht haben, ist uns nicht bekannt. Die Belegschaft ging jedenfalls bereits 1905 auf 19 Arbeiter und Arbeiterinnen zurück. Schließlich ist auch noch der Direktor des Kalkwerks Ostrau, Karl Friedrich Beyer, 1906 verstorben.

Jedenfalls erwarb daraufhin am 8. Dezember 1905 der „Baumeister aus Ostrau“, früher in Meißen, Herr Emil Hermann Krug, die vormalige AG (JB 1906). Der Kaufvertrag trägt neben seiner die Unterschrift des noch amtierenden Vorsitzenden des Aufsichtsrates der AG, Thomas Gieseler. Der neue Besitzer Krug bestellte den Himmelsfürster Doppelhäuer Gottlob Liebscher als Betriebsleiter.

Der nächste Fahrbericht von 1906 sagt aus, daß nur noch Tagebaubetrieb beabsichtigt sei. Aufgrund des Ausbauaufwandes riet auch die Bergbehörde von weiterem Weitungsbau untertage ab. Trotzdem kam auch Krug nicht umhin, bei schon etwa 20 m Abraummächtigkeit weiter untertage abzubauen, wenn er einen Ertrag erzielen wollte.

Das Werk produzierte zunächst mit 30 Mann und 3 Frauen Belegschaft aus etwa 12.500 Tonnen geförderten Rohdolomits etwa 8.000 m³ Branntkalk jährlich. Die Belegschaft sank in den Folgejahren aber wieder auf 11 bis höchstens 20 Arbeiter und Arbeiterinnen ab.

Zu Beginn des 1. Weltkrieges kam der Abbau durch Einberufungen und den resultierenden Arbeitskräftemangel zum Erliegen. Krug selbst konnte jedoch am 11. Januar 1915 als dienstuntauglich aus dem Heer ausscheiden und beantragte umgehend die Wiederaufnahme des Abbaus. Er erreichte, daß 1916 auch sein Steiger Richter vorläufig aus dem Militärdienst entlassen wurde. 1915 war das Werk nur noch mit 6 Mann belegt.

Ein Fahrbericht von 1917 besagt, daß der Werksbesitzer allein die Aufsicht führe. Belegt seien jetzt wieder vier Örter im Untertagebetrieb mit je zwei Mann, hinzu kämen zwei Mann übertage. Das Werk von H. Krug blieb somit während des Krieges fast durchgehend in Betrieb. 1919 hatte Krug den Tagebaubetrieb wieder gänzlich eingestellt. Im Fahrbericht wird notiert, daß 10 Mann untertage eingesetzt seien und man jetzt südlich vom Schacht vier nach Westen gerichtete Örter mit 3 m Breite und fast derselben Höhe vortreibe. Die Firste der Örter wird schnell bis zur sogenannten wilden Schicht“, die aus unreinem Kalkstein bestehe und, da sie sehr fest ist, ein gutes Dach bildet, nachgenommen, so daß eine Ortshöhe von etwa 4 m entsteht. Wie wir oben im Schnitt gesehen haben, war damit die Gesamtmächtigkeit des Dolomitlagers westlich des Schachtes erreicht.

Erst 1920 ruhte „wegen Auftragsmangels“ erstmals wieder der Betrieb. Die Bergbehörde hatte jedoch bei ihren Befahrungen jetzt „nichts Wesentliches zu bemängeln“. Zugleich notiert der Berginspektor aber, „der Abbau schreite nach dem Schachte zu voran... und wird in spätestens 10 Jahren wohl beendet sein.“ (40051, Nr. 1030 und 40024-12, Nr. 338).

1922 waren wieder sieben Arbeiter im Abbau und drei beim Ofenbetrieb tätig; der Abbau erfolgte nun auch wieder im Tagebau. Bereits im Folgejahr wird erneut eine „zeitweise“ Betriebseinstellung mangels Nachfrage nach Kalk angezeigt.

1925 kommt es dann zur Einstellung des Abbaus, obwohl man just zuvor noch im Kapitel IV. Allgemeine Mitteilungen über die gewerblichen Gruben mit unterirdischem Betrieb. (Auszug aus dem oberbergamtlichen Jahresberichte.) unter 10. Sonstiges vermeldete: „1. Das Kalkwerk Ostrau in Ostrau nahm den Betrieb, der im Vorjahre geruht hatte, in beschränktem Umfange wieder auf.“ (JB 1925)

Herr Krug ist am 19.11.1925 verstorben. Die Witwe Marie Helene Krug teilte dem Bergamt daraufhin mit, daß sie „bei dem furchtbar schlechten Geschäftsgange“ keinen neuen Betriebsleiter einstellen könne und daß Herr Direktor Dr. Eduard Reuther vom Kalkwerk Münchhof die „unterirdische Controlle“ mit versehen wolle. Am 12.12.1925 entschied sie sich dann aber doch, den Abbau einstweilen einzustellen. Lediglich die Brennerei und der Rohkalkverkauf würden nach Bedarf noch erfolgen. „Gelegentlich der am 4.12.1925 mit Frau Krug erfolgten Rücksprache hat auch das Bergamt die Überzeugung gewonnen, daß unter den heutigen schwierigen Verhältnissen die Fortführung des Betriebes... ohne fremde Geldmittel nicht möglich ist. So erscheint die vorläufige Betriebseinstellung die einzige richtige Maßnahme“, notiert man in Freiberg.

1928 verhandelte Frau Krug mit Möbius über einen Verkauf des unmittelbar an dessen Baufeld angrenzenden Werkes, jedoch kam man nicht zu einer Einigung.

Bei F. Hähnel (vgl. Abschnitt zur Geologie) haben wir deshalb gelesen, daß im Jahre 1932 „…im Kartengebiete der einzige hier noch in Betrieb stehende Kalkbruch“ derjenige von Dr. A. Möbius bei Ostrau sei. Nur das Möbius’sche Werk in Ostrau setzte den Dolomitabbau noch bis zum Winter 1941/1942 fort.

Der Fortbetrieb geht auch aus einem Rechtsstreit mit dem Nachbarn Krug bzw. seiner Witwe hervor (40024-12, Nr. 339): Offenbar hatte Krug nämlich in den 1920er Jahren die Feldgrenzen nach Süden überbaut. Nach amtlicher Vermessung hatte man 1928 eine Überschreitung nach Süden um 450 m² bzw. etwa 1.700 m³ unzulässigen Dolomitabbau im Feld des Nachbarn festgestellt. Dies kam nur ans Licht, weil auch Möbius mit seinem übertägigen Abbau nun die Feldgrenze erreicht hatte. Durch Krug´s Abbau haarscharf an der Grenze“ wäre ihm nun natürlich die Möglichkeit genommen, seinerseits bis an die Feldgrenze heran zu bauen.

Erst 1943 einigten sich – inzwischen die Erben Frau Marie Helene verw. Krug und Dr. A. Möbius Nachf. – über einen Flächenaustausch (vgl. 40037-1, Nr. K22875 bis Nr. K22877, sowie 30874, Nr. 328).

Schon 1927 war es außerdem und trotz der Bergefeste von weit über 30 m (!) südlich des Schachtes zu Tagesbrüchen gekommen, welche bis zu 6 m Durchmesser und 4 m Tiefe besaßen. Im Oktober erfolgte daraufhin eine bergamtliche Befahrung der Grubenbaue, bei der man notierte, daß „annehmbar ein Teil der Weitungsbaue verbrochen“ wäre. Aber auch: Der bauliche und sonstige Zustand der Tagesstrecke und Grubenbaue ist noch als gut zu betrachten. Obwohl die Grube schon jahrelang außer Betrieb ist, sah es überall noch sehr ordentlich aus. Im Vergleich mit der planlosen Wühlarbeit in der Grube des Kalkwerks Paschkowitz macht die systematische Bauweise in dieser Grube einen direkt wohltuenden Eindruck...“  Welch ein Lob vom Amt!

 

In den 1930er Jahren wurde das Landesbergamt durch ein neues Oberbergamt als Mittelbehörde ersetzt und in diesem eine Bergwirtschaftsstelle und eine Lagerstättenforschungsstelle geschaffen. Deren Aufgaben bestanden u. a. darin, die Rohstoffversorgung des Landes zu sichern und dazu die bekannten Rohstoffvorkommen neu zu bewerten.

In den Erkundungsberichten der Lagerstättenforschungsstelle ab dem Jahr 1934 (40030-1, Nr. 1082) findet man neben dem Dolomitbruch der Firma Roßberg in Münchhof bei Ostrau, auch den Kalkbruch Möbius, Ostrau und den Bruch am Eichberg bei Zschochau. Auch die Rißunterlagen des Kalkwerks Krug der Ostrauer Kalkgenossenschaft wurden bis 1944 weiter nachgetragen (40037-1, Nr. K22900 bis K22902).

Der erstgenannte Bruch bei Münchhof stelle davon „…das wirtschaftlich günstigste Unternehmen im Mügelner Dolomitgebiete dar.“ Er sei durch eine etwa 300 m lange Schwebebahn direkt mit der Bahnlinie Döbeln – Riesa verbunden.

Auch der Kalkbruch Möbius bei Ostrau sei mit einer Drahtseilbahn ausgerüstet, mittels derer der Rohstein direkt bis zum Brennofen befördert werde, welcher sich dicht beim Bahnhof in Ostrau befände. Auch hier betrage die Dolomitmächtigkeit etwa 20 m, das Verhältnis zur Abraummächtigkeit läge bei 1 : 1.

Das Krug’sche Werk schließlich, vormals Ostrauer Kalkgenossenschaft, habe in der Nähe seines Stollnmundloches einen Tagebau begonnen, in der Hauptsache jedoch bei wenigstens 25 m mächtiger Überdeckung Tiefbau geführt. Das hier etwa 15 m mächtige Dolomitlager sei überwiegend im Pfeilerbruchbau mit zirka zwei bis drei Meter Abbauhöhe abgebaut worden. Im Südteil des Grubenfeldes gäbe es auch einige kleinere Weitungsbaue von bis zu 4,5 m Breite und bis zu 6 m Höhe.

Für Förderung und Bewetterung besäße das Werk einen 41,12 m tiefen Schacht mit 1,9 m x 3,5 m Profil, welcher bis auf die Firste des Kalklagers ausgemauert sei. Bei diesem Schacht handelt es sich immer noch um den erst nach dem Kriegsende vom neuen Eigentümer B. Stolle mit „Silva Marina“ bezeichneten Schacht, der schon von der früheren Kalkgenossenschaft abgeteuft worden ist.

Im Gegensatz zu den anderen aufgeführten Werken in Ostrau stehe in diesem Grubenfeld aber eher minderwertiger Dolomit an, so daß man überwiegend Branntkalk („Graukalk“) produziert habe und nur gelegentlich hochwertige Kalke aus dem „den Plattendolomit zeitweise durchädernden und aushaltenden Kalkspat“ hergestellt habe.

1943 suchte man auch in Ostrau nach Möglichkeiten für die Untertageverlagerung kriegswichtiger Produktionsbetriebe. In den Akten des Technischen Büros des Bergbaus (TBB) fanden wir den Hinweis, daß insbesondere die Auto Union A.G. überall in Sachsen nach geeigneten Untertageanlagen gesucht und dabei auch die Kalkwerke bei Ostrau in Betracht gezogen hat (40064-1, Nr. 414). Das TBB aber beschied der Auto Union, daß die Ostrauer Kalkwerke dafür nicht infrage kämen, da die Tiefbaue verschüttet oder verbrochen seien. 

  


Zustand des Tagebaus und des Stollenmundloches nach 1945. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

    


Das offene Stollenmundloch weckte naturgemäß die Neugier. Noch Ende der 1940er Jahre sollen in den alten Bauen zwei Kinder verunglückt sein. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

  

Nach dem 2. Weltkrieg bemühte sich bis 1948 zuerst der schon erwähnte Herr Bernd Stolle um die Wiederaufnahme des Abbaus in Ostrau (vgl. u. a. 40064-1, Nr. 0693 und 40037-1, Nr. K22899 und 40044-1, Nr. K17633). Zu dessen Person geben uns die Akten der Bergbehörde Borna Auskunft (40067-1, Nr. 1103): Herr Stolle war eigentlich Jurist und in der „Wirtschaftsgruppe Gleiwitz“ für die oberschlesischen Steinkohlenwerke zuständig gewesen. Infolge der Kriegsereignisse war er zusammen mit dem von ihm in Ostrau als Obersteiger eingesetzten Johannes Schmitz sowie mit dem ihn beratenden Ingenieur und Bergassessor Pyrkosch nach Ostrau gekommen. Immerhin brachte er im Gegensatz zu vielen der früheren Besitzer anderer Gruben in der Umgebung, für die der Dolomitbergbau und die Kalkbrennerei zumeist einen Nebenerwerb darstellten,  Bergbaufachkenntnisse mit.

Parallel interessierten sich bis 1946 auch die Staatlichen Kalk- und Hartsteinwerke Dresden für die Wiederinbetriebnahme des Kalkwerkes Ostrau (40064-1, Nr. 0563).

Herr Stolle wurde hier sofort in seinem Fache wieder aktiv. Bereits am 31. Oktober 1945 teilte er der Bergbehörde mit, daß er „das seit 1926 in Fristen gehaltene Kalkwerk des verstorbenen Baumeisters Krug am 23. September als Eigentum übernommen habe“ und mit der Kommanditgesellschaft Ostrauer Kalkbergwerke wieder aufnehmen wolle. Auch dem Technischen Büro des Bergbaus (TBB) teilte Stolle am 3. Oktober 1945 die beabsichtigte Wiederaufnahme des Abbaus mit, wozu er das Grundeigentum von der Witwe Marie Helene Krug erworben habe (40064-1, Nr. 414).

Mit 15 Mann Belegschaft – überwiegend Handwerker – habe er zunächst mit der Instandsetzung der Übertageanlagen begonnen. Das ehemals Krug’sche Werk bekam im weiteren Ablauf die Bezeichnung „Werk I“, denn später übernahm Stolle außerdem das Werk Münchhof („Werk II“). Am 15. Dezember 1945 teilte Stolle dann dem Bergamt Leipzig die Wiederaufnahme der Förderung im Werk I mit. Die Firma Facius*) aus Lugau lieferte dafür die ersten 150 kg Dynamit.

*) Die Familie Facius besaß um 1860 selbst einen Dolomitmarmor-Steinbruch in Raschau im Westerzgebirge, zog sich jedoch vor 1900 aus diesem Geschäft zurück; beteiligte sich stattdessen am Steinkohlenbergbau in Oelsnitz, gründete ein Textilunternehmen und betrieb in Lugau einen Sprengstoffhandel.

Im August 1946 teilte Stolle weiterhin mit, daß er per 1. Juni 1946 auch das ehemals Möbius’sche Werk übernommen habe (40067-1, Nr. 1103). Dazu wurde das Grubenfeld vom Nachfahren des inzwischen ja verstorbenen Dr. A. Möbius, dem Landwirt Hans Möbius gepachtet (40064-1, Nr. 640).

Da die Abraummächtigkeit hier am Eichberg bereits bei über 30 m läge, sei untertägiger Abbau vorgesehen. Der solle von Stollen ausgehend erfolgen, die sukzessive mit dem Schacht „Silva Marina“ zum Durchschlag gebracht werden sollten. Über diesen Schacht solle später auch die Förderung erfolgen. Um dem Kohlenmangel zu begegnen, sei außerdem geplant, eine Kohlengrube im Schlagwitzer Grund bei Mügeln selbst zu kaufen.

Am 15. November 1946 teilte Stolle dann der inzwischen gegründeten Technischen Bergbauinspektion (TBBI) mit, daß die jetzige Bernd Stolle & Georg Patzek KG nun auch das vormals Roßberg’sche Kalkwerk Münchhof übernommen habe (40067-1, Nr. 1103). Dieses Kalkwerk wurde zwischenzeitlich enteignet und Stolle mußte deshalb einen Pachtvertrag mit dem Landkreis Döbeln abschließen (40064-1, Nr. 640).

Dieser Pachtvertrag wurde jedoch schon am 10. Mai 1947 wieder gelöst (40064-1, Nr. 414). Zu einer Betriebsaufnahme kam es hier noch nicht. Stattdessen kaufte Stolle am 23. August 1947 auch noch das Baufeld des ehemaligen Ritterguts Zschochau (40064-1, Nr. 693).
  


Ostrauer Kalkbergwerke Bernd Stolle, Werk
I mit Schacht Silva-Marina, zuletzt nachgebracht 1948 durch K. Hinsch, Zwickau, Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. K17633. Gesamtansicht, Norden oben.

 


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der Abbaue, etwas im Kontrast verbessert. Im Gegensatz zu allen anderen uns bisher bekannt gewordenen Rissen geht hieraus hervor, daß Stolle das Kammerpfeilerbau-Verfahren anwandte. Nach Süden wurden bis 1948 Ausrichtungsstrecken vorgetrieben, zwischen denen bereits mit den Durchhieben begonnen wurde. In der sehr blassen Darstellung nordöstlich sowie unmittelbar südwestlich des Schachtes erkennt man mehr oder weniger gut das nach dem Abbau verbleibende, schachbrettartige Muster der stehengelassenen Pfeiler. Schon etwas verblaßt der letzte Stand des Krug'schen Abbaus. Die dunkle etwa diagonal querende Linie stellt die Grubenfeldgrenze zum Nachbarn Möbius dar. Hier erkennt man den Überbau.

  


Ausschnitt aus obigem Grubenriß mit zwei Schnittdarstellungen der Abbaue. Die Zeichnung liegt leider nur auf ungebleichtem Nachkriegs-Papier vor und ist etwas blaß. Im unteren Schnitt erkennt man gut die nach Westen abnehmende Mächtigkeit des Dolomitlagers, der die Höhe der Abbaukammern folgt.

 


Blick vom nördlichen Talhang des Birmenitzer Baches nach Südwesten: Das Schachtgebäude befand sich am höchsten Punkt des Höhenrückens und bildete noch in den 1950er Jahren eine weit sichtbare Landmarke.  Unterhalb des Schachtgebäudes sind die Bruchkanten der Tagebaue zu erkennen.
Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

  


Ansicht der Schachtanlagen in den 1950er Jahren, als die Familie Wustmann das Gebäude von der Tochter von H. Krug, Frau Roßberg, geb. Krug, erworben hatte.

 


Die Seitenansicht zeigt, wo sich der Schacht befand. Im Vordergrund noch die Reste der Feldbahngleise, die hinunter zum Brennofen am Fuß des Dresdner Bergs führten. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

Das Gebäude heute.

 


Die Förderanlage wurde mit einer Dampfmaschine angetrieben. Foto vermutlich aus den 1940er Jahren. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

 


Frontansicht des Dampfkessels. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

 


Schwungrad und Vorgelege der Dampfmaschine. Links im Bildvordergrund wahrscheinlich die Seiltrommel. Bildquelle: Fam. Wustmann, Ostrau.

 

Der letzte Betriebsplan der Stolle’schen Unternehmung (40067, Nr. 1104) beschreibt ein untertägiges Baufeld von etwa 300 m Breite in Nord-Süd-Richtung und 500 m Breite in Ost-West-Richtung. Der Schacht läge etwa mittig zwischen den beiden Gruben „Silva-Marina“ und „Dr. Möbius“ und besaß eine 12-PS-Dampfförderanlage. Vom Schachtfüllort geht der „Hauptquerschlag“ aus, der etwa in Ost-West-Richtung verlaufen ist. Der von ihm aus südlich gelegene Feldesteil befand sich in Vorrichtung, wobei im Westteil dieses Feldes bereits zum Abbau übergegangen worden sei (vgl. Grubenrisse oben). Dabei würde eine Förderung von 120 t Rohdolomit pro Tag erreicht. Ein Durchschlag eines Streckenortes vom Schacht aus in Richtung Tagebau war geplant.

Mittels der sechs (Nieder-) Schachtöfen (womit das eine Brennofenbauwerk des zuletzt Krug‘schen Kalkwerkes am Dresdner Berg in Ostrau gemeint sein muß) erzeuge man etwa 1.250 t Branntkalk jährlich und beabsichtige, diese Menge zu verdoppeln, indem der stilliegende und inzwischen erworbene Zschochauer Bruch am Eichberg wieder in Betrieb genommen werden solle. Vorteilhaft sei der „Generator-Ofen“, der spätere Gasofen, der zu dieser Zeit offenbar mittels eines Gasgenerators und Rohkohle betrieben wurde, so daß man keinen schwer zu bekommenden Koks einsetzen müsse. Nicht erwähnt wird hier, daß dieser Ofen bereits seit einem Brand im Jahr 1943 Standsicherheitsprobleme aufwies.

Ende 1948 wurde Stolle „wegen Wirtschaftsvergehen“ verhaftet. Was genau ihm vorgeworfen wurde, ist aus den Werksakten nicht zu erfahren, jedoch habe er u. a. im Jahr 1948 eine Summe von 10.000,- Mark vom VVB Steine und Erden erhalten, um dafür „Bohrhämmer zu besorgen“. Eine Formulierung, bei der mir allerdings sofort „Karbid und Sauerampfer“ einfällt…

Seit Januar 1949 befand sich das Stolle’sche Unternehmen daraufhin unter Treuhandverwaltung durch den Direktor Hermann Fogel (40067, Nr. 1105). Vom Treuhänder erfahren wir, daß „der von der Deutschen Düngerzentrale in Berlin festgesetzte Preis“ im Jahr 1949 bei 26 Mark pro Tonne läge, dem aber Gestehungskosten von 38 Mark je Tonne im Werk entgegenstünden. Infolgedessen sei das Stolle’sche Werk inzwischen mit etwa 580.000,- Mark verschuldet, wohingegen die Konkursmasse gerade einmal bei einem Wert von 47.000,- Mark läge.

Herr Fogel scheint bis 1951 außerdem das „Kalkwerk Fogel, Münchhof“ selbst gepachtet zu haben, denn in einer Akte des Oberbergamtes wird es jetzt so bezeichnet (40030, Nr. 1082).

Wie oben schon zu lesen war, wurde nach der Stillegung des Abbaus 1950 das Schachtgebäude von der Erbin, der Tochter von Hermann und Marie Helene Krug, an die Familie Wustmann verkauft und als Wohnhaus ausgebaut. Der Schacht wurde später verfüllt und mit einer Betonplatte mit Kontrollöffnung verschlossen. In der ehemaligen Hängebank befand sich danach die Waschküche. Familie Wustmann lebt inzwischen in dritter Generation hier. Der Enkel arbeitet heute bei der Ostrauer Kalkwerke GmbH.

 


Nachdem wir den ersten eingepaßt haben, bekommen wir auch heraus, wo die Eulitz'schen Baue und nach 1945 die des B. Stolle gelegen haben. Wie oben zu lesen stand, hatte letzterer ja sowohl die Felder von Krug als auch von Möbius erworben und begann vom - nun Sylva-Marina getauften - Tagesschacht aus nach Westen sowie nach Süden in das Möbius'sche Feld hinein untertage abzubauen. Wir haben den letzten Stand des Krug'schen Abbaus und die Vorrichtungsbaue von Stolle nachgezogen. Im Vergleich mit den Feldgrenzen sieht man noch einmal, wo Ende der 1920er Jahre der Überbau durch Krug stattgefunden hat.

 

 
 
 

Erhaltene Zeugnisse

  

Wir haben einige historische Fotos aus dieser Region in der Deutschen Fotothek gefunden und wollen nun nachschauen, was wir davon noch heute wiederfinden…

 


Der große Tagebau der Kalkgenossenschaft (Krug) und der am Eichberg sind in den aktuellen Reliefkarten vom Geoportal deutlich zu erkennen. Im nördlichen Bruch wird noch heute abgebaut. Bei Ostrau sind noch mehrere Brennöfen erhalten geblieben.

 


Der Zustand des Kalkofens am Dresdner Berg in Ostrau nach der Wende, Foto: M. Weimer, 1991

http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/33097914

 


Stirnseite des Kalkofens in Ostrau, Foto: M. Weimer, 1991. Die Aufschrift auf dem Brett war schon zu dieser Zeit nicht mehr zu entziffern.

http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/33097915

   


Das Gebäude rechts vom Dresdner Berg hat früher zum Kalkwerk gehört.
  


Der Brennofen am Dresdner Berg in Ostrau nach der 1996 erfolgten Sanierung heute. Wie man am Mauerwerk gut erkennt, weist er mehrere Bauphasen auf, in denen er nach Osten und Westen erweitert wurde.
  


Der älteste Teil scheinen die drei westlichen Brennkammern zu sein. An dieser Seite wurde das Ofenhaus offensichtlich mehrfach erhöht.
 


Auch an der Stirnseite des Brennofens erkennt man am Mauerwerk gut, daß
mehrfach „aufgesattelt“ wurde.
 


Auffällig sind neben der Aneinanderreihung mehrerer Brennöfen wie Bienenstöcke auch die rund gemauerten Ecken. Davon rührt vielleicht die Bezeichnung „Bienenkorb-Öfen“ her - die aber nur gelegentlich in alten Akten auftaucht.
 


Die Rückseite des Ofenbaus. Was offensichtlich nicht erhalten geblieben ist, ist der Schornstein hinter dem östlichen Brennofen und der Förderweg zur Gichtbühne der Brennöfen, der, wie wir von den alten Fotos wissen, hier an der Ostseite des Ofenbaus die Hohlkehle zu den unteren Toren überbrückt hat.
 


Der Mittelteil mit weiteren drei Brennöfen zeichnet sich dagegen durch relativ einheitliches Mauerwerk aus. Nur eine Mauerwerksfuge verrät, daß vermutlich zuerst zwei weitere Kammern angebaut wurden; danach noch eine dritte die Lücke zum östlichen Ofen schloß. 
 


Der östlichste Ofen weist ebenfalls wechselndes Mauerwerk auf und wurde offenbar später mehrfach erhöht oder repariert. Er unterscheidet sich aber nicht nur durch die hier angesetzten Strebepfeiler von den übrigen sechs Brennöfen.
  


Eine Gittertür erlaubt einen Blick hinein...
 


...und beim Blick nach oben sieht man, daß dies kein Kalkbrennofen war: Es handelt sich um einen Kammerofen, der zum Brennen von Ziegeln genutzt wurde. Gut zu sehen die Rauchabzüge im Gewölbe der Kammerdecke, für die hier spezielle Ziegel-Formteile gebrannt worden sind.

Der Ofen in seiner Betriebszeit.

Fast baugleiche Öfen aus derselben Bauzeit (1854) haben wir in Geithain gefunden.

  


An der östlichen Stirnseite des Ofenhauses sieht man die oberen Einkarrtore und darunter die außenliegenden Feuerungen - hier je zwei an der Zahl. Wie in Geithain wurden auch hier zwei gleichartige Öfen aneinander gebaut, die abwechselnd befeuert wurden.

 


An den Feuerungen sind sogar die eisernen Ofentüren noch vorhanden.
 


Die Feldbahn-Brücke ist heute abgebrochen und auf dem Fundament der Esse steht der Schuppen der Anwohner.
  


Die Mauer an der ehemaligen Verladestelle unterhalb des Brennofens ist ziemlich baufällig, aber noch zu erkennen.
 


Auch hier legen wir mal ein Google-Earth- Luftbild darüber, um es mit der heutigen Bebauung zu vergleichen. Dabei stellen wir fest, daß das Schachtgebäude des Krug’schen Tagesschachtes, später als Schacht „Sylva-Marina“ bezeichnet, noch steht…

  


Die Feldbahngleise sind bestimmt dem Schrottplan zum Opfer gefallen. Aber das Schachtgebäude steht noch und wird von Fam. Wustmann bewohnt.
 

Dies ist etwa derselbe Blick, wie auf dem Foto aus den 1950er Jahren, als Fam. Wustmann dieses Haus erworben hatte. Natürlich ist es inzwischen etwas wohnlicher umgebaut, aber der Baukörper des ehemaligen Schachtgebäudes ist erhalten geblieben.

Zum historischen Foto.
 


Hier oben wohnt man zwar stets im Wind, aber man hat auch einen schönen Ausblick über Ostrau - bei klarem Wetter bis hinüber zum Collm.
   

Der Enkel der Wustmann´s arbeitet heute in der Ostrauer Kalkwerke GmbH. Daher ist der Vorgarten mit dem einen oder anderen hübschen Fundstück liebevoll dekoriert.
 

Die ehemaligen Tagebaue sind heute Naturdenkmal. Hinter dem Anwesen der Fam. Wustmann führt ein Feldweg noch hinunter zu den Restlöchern am Südufer des Birmenitzer Baches. Hier noch als Hohlweg...
 

...ein paar Schritte weiter verläuft der Weg auf einer Rampe zwischen dem Krug'schen Bruch rechts vom Weg und dem Eulitz'schen Bruch links. Südlich hinter dem Krug'schen grenzt noch der fast vollständig rückverfüllte Möbius’sche Bruch an.
 

Beide Tagebaue sind stark verwachsen. Hier die Abbaukante des Krug'schen Bruches...
 

...und hier des Eulitz'schen.
 

Im Gestrüpp findet man noch alte Schilder aus der Zeit des VEB Ostrauer Kalkwerke.
  

Der größte Teil des Möbius'schen und ein Teil des Krug'schen Tagebaus wurden vom VEB mit Abraum aus seinem Pulsitzer Werk aufgefüllt. Heute eine flache Fläche...
 

Die ebene Oberfläche der Abraumhalde liegt quasi auf halber Höhe des Talhanges und ihre Böschungsvorderkante ragt heute in das Tal hinein.
 

Dann stehen wir auch schon unten am Birmenitzer Bach, der sich noch immer lustig durch das unverbaute Tal schlängelt. Ein Platz für Naturfreunde...

  

 
 
  

Möbius'sches Kalkwerk in Ostrau

 

Die Familie Möbius stammt eigentlich aus Roitzsch bei Wurzen, wo sie mindestens seit 1660 ein Bauerngut bewirtschaftete.

Zu diesem Kalkwerk entnehmen wir einige Informationen aus: Kalkabbau im Jahnatal, S. 22 ff. Demnach hatte Dr. Johann Gottlob August Möbius (*1811 in Roitzsch bei Wurzen, †1892 in Ostrau) 1856 ein Gut in der Lommatzscher Straße von Adolph Eulitz gekauft und war nach Ostrau übersiedelt.

Die Gedenktafel am letzten erhaltenen Gebäude des von ihm gegründeten Kalkwerkes verrät uns auch, daß er Thomasschüler und Theologiestudent in Leipzig war, wo er 1840 zum Dr. phil. promovierte, danach als Hauslehrer bei der Familie Brockhaus arbeitete, später als Diakonatsvikar nach Lengefeld ging und dann als Diakonus (zweiter Pfarrer) in Wurzen tätig gewesen ist. Aufgrund seiner Beteiligung an der bürgerlichen Revolution 1848/1849 wurde er verhaftet und 1852 von seinem kirchlichen Amt suspendiert.

Wie wir einem eindrucksvollen und sehr persönlichen Bericht des Urenkels, Prof. Dr. rer. nat. habil. H.-H. Möbius, niedergeschrieben 1999, entnehmen können, betätigte sich Dr. A. Möbius ab 1852 als Getreidehändler in Wurzen, womit er auch einigen wirtschaftlichen Erfolg hatte. Um das erworbene Geld für seine Familie sicherer anzulegen, erwarb er 1856 das Gut in Ostrau. Dazu gehörte ein Flurstück, 11 Acker groß und in unmittelbarer Nachbarschaft der Kalksteinbrüche der Kalkgenossenschaft AG. Es war einleuchtend, daß sich das Kalksteinlager auch unter diesem Grundstück erstreckte.

Nach vielem Überlegen gründete er 1867 auf Anraten seiner Gattin das Kalkwerk, das sich nördlich der ehemaligen Nossener Landstraße, der heutigen Dresdner Straße, befand. Das Baufeld zog sich hinunter bis an die Westseite des Birmenitzer Dorfbaches.

Da dieses Kalkwerk erst relativ spät gegründet wurde, finden wir es noch nicht in den Meilenblättern.

 

Obwohl Möbius 1856 finanziell in der Lage war, für den Kauf des Gutes 24.000 Thaler zu zahlen, wurde der Kalkwerksbau über eine Hypothek finanziert. Das Werk verfügte über eines der typischen Brennofenbauwerke mit drei aneinandergereihten Niederschachtöfen.

Als problematisch erwies sich insbesondere das recht schmale Baufeld: Da das eigene Grundstück nur etwa 85 m Breite besaß, konnte bei fortschreitendem Abbau und zunehmender Abraummächtigkeit immer weniger Fläche des Dolomitlagers freigelegt werden, da die Abraumböschungen im Lockergestein aus Standsicherheitsgründen natürlich einen relativ flachen Winkel haben mußten. Der Lößlehm wurde händisch abgeräumt und mittels Förderband in die Hunte geladen, mit denen der Abraum auf die abgebaute Seite des Tagebaus befördert wurde.

Abbau erfolgte nur in den Sommermonaten. Für die Förderung aus dem Tagebau wurde eine Hängeseilbahn errichtet ‒ eine Novität für diese Region. Der Rohdolomit wurde auf einem Steinplatz auf dem Niveau der Gichtbühne des Brennofens auf Vorrat gelagert und von dort aus wurden auch die Öfen beschickt.

Aber die unmittelbare Nachbarschaft zu den konkurrierenden Werken der Kalkgenossenschaft AG und von Eulitz in Ostrau führte auch zu Konflikten, wobei sicherlich Neid über Möbius' wirtschaftliche Erfolge im Spiel gewesen ist.

So berichtet H.-H. Möbius, daß der Brennofen eigentlich ‒ der einfacheren Verladung wegen ‒ unmittelbar an der Straße errichtet werden sollte, wie es bei der Kalkgenossenschaft ein paar hundert Meter weiter auch der Fall war. Dies wurde aber verweigert, weil angeblich die Pferde der auf der vorbeiführenden Chaussee fahrenden Fuhrwerke vor dem Rauch der Öfen scheuten. Deshalb steht heute das Wohnhaus an der Straße, während die Brennöfen dahinter errichtet werden mußten.

Als Möbius Bohrungen zur Erkundung der Ausdehnung des bauwürdigen Kalklagers stoßen ließ, wurde nachts der Bohrer „verrammelt“, so daß er fest ging und nicht mehr zu gebrauchen war. Wer dafür verantwortlich war, wurde nie geklärt...

Auch beim Kalkverkauf zettelte die Kalkgenossenschaft AG einen Preiskrieg an und unterbot Möbius' Preise für den Branntkalk um 5 Pfennige pro Scheffel.

Nicht zu übersehen ist die Tafel am noch erhaltenen Wohnhaus an der heutigen Dresdner Straße in Ostrau, auf der der Gründer die Güte des Kalkes und den leichten Transport pries:

Das Werk auf hohem Berge steht,
schaut tief ins Jahnatal.
Die Abfuhr sanft zur Elbe geht,
das Vieh hat keine Qual.
So fahrt herein mit frohem Muth;
der Kalk ist schön, das Maaß ist gut.

Gemeint ist hier natürlich nicht das Maß Bier, sondern das Kalkmaß, denn der verkaufte Kalk wurde ja noch bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht nach Gewicht verkauft und abgewogen, sondern nach Volumen „abgemessen“.

Über den Ursprung dieses Verses gibt uns das Manuskript des Urenkels, Prof. Dr. H.-H. Möbius, aus dem Jahr 1999 ebenfalls Auskunft: Demnach ging dieser Vers auf ein Spottgedicht zurück, das im landwirtschaftlichen Verein entstanden sein soll und das mit der Zeile endete: „...denn volle Beutel, die sind gut.“  Die Verse auf der Tafel an der Frontseite des Wohnhauses zur vorbeiführenden Straße bildeten die Antwort des Kalkwerksgründers an seine Neider.

Diese Tafel wurde im Jahr 2003 mit Mitteln der Urenkel des Gründers restauriert.

 


Ansicht des Kalkwerkes von der Dresdner Straße aus: Links das heute noch stehende Wohnhaus, dahinter die Brennöfen. Bildquelle: Zur Geschichte des Kalkwerks Dr. A. Möbius Nachfolger in Ostrau, Prof. Dr. H.-H. Möbius, Greifswald, 1999.

  


Ansicht des Brennofens von Osten um 1935. Bildquelle wie oben.

 


Seilstütze der Förderseilbahn an der oberen Tagebaukante. Da diese sich mit fortschreitendem Abbau immer wieder verlagerte, wurde eine kostengünstige Holzbauweise gewählt. Bildquelle wie oben.

  

Das Gut und das Kalkwerk übergab Dr. August Möbius 1883 seinem Sohn Hermann Richard Möbius (*1860, †1919).

In der schon erwähnten Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 ist das Möbius'sche Kalkwerk seltsamerweise nicht aufgeführt, obwohl es zu dieser Zeit ja in Betrieb gestanden hat (40024-12, Nr. 15).

In den 1930er Jahren wurden Brecher und Kugelmühlen von der Firma ALPINE beschafft. H. R. Möbius vertrieb seine Produkte auch über die Verkaufsvereinigung Sächsisch-Schlesischer Kalkwerke GmbH in Dresden.

Danach wurde es von Martha Möbius, geb. Schlicke (*1872, †1951), und schließlich von Hans Möbius (*1897, †1976) noch bis zu seiner Schließung im Winter 1941/1942 geführt.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Familie Möbius wohl als „Großkapitalisten“ eingestuft, stückweise enteignet und ihr landwirtschaftliches Gut im Zuge der Kollektivierung erst unter Treuhänderschaft gestellt und dann an die Ostrauer LPG verpachtet. 1953 mußte die Familie Ostrau verlassen. Auch nach der Wende wurden Restitutionsansprüche abschlägig beschieden.

Der Kalkofen wurde 1988 abgerissen. Übriggeblieben ist nur das ehemalige Wohnhaus am Ortseingang von Ostrau und die Erinnerung an einen Mann, der mit Unternehmergeist und Ausdauer ein neues Kalkwerk in der Region zu wirtschaftlichem Erfolg geführt hat.

 

 
 
  

Erhaltene Zeugnisse

 

Über die Dresdner Straße gelangt man auf den Höhenzug gegenüber des Eichberges.

 


Die Lage des Möbius'schen Tagebaus.

  


Von den einstigen Kalkwerksanlagen ist nur dieses Gebäude direkt an der Dresdner Straße geblieben.
  


Hier findet man auch die oben zitierte Tafel, die im Jahr 2003 mit Mitteln der Urenkel von Dr. August Möbius durch den Steinmetzmeister J. Neubert instandgesetzt wurde.
  


Im Hof des Anwesens hinter dem Gebäude ist nichts mehr von den Kalkwerksanlagen zu sehen.

  

 
 
  

Kalkwerk bei Zschochau

 

Das Rittergut Zschochau wurde erstmals 1185 als Herrensitz erwähnt. Im Jahr 1337 wurde der Ort als allodium ausgewiesen; 1551 wird es als altschriftsässiges Rittergut genannt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Zschochau zählte seit 1696 zum Erbamt Meißen. Im Jahr 1843 lag es im Zuständigkeitsbereich des Amtes Meißen. Seit 1856 unterstand der Ort dem Gerichtsamt Lommatzsch und ab 1875 der Amtshauptmannschaft Meißen.

Ursprünglich gehörte Zschochau dem gleichnamigen Adelsgeschlecht. Im 15. Jahrhundert war die Familie von Schönberg damit beliehen. Im Jahr 1638 besaß die Familie von Rechenberg das Rittergut.

Im 18. Jahrhundert ging es dann in den Besitz des Geheimen Rates und Reichspfennigmeisters Thomas Freiherr von Fritzsch über. Im Jahre 1755 wird Thomas Freiherr von Fritzsch auch als Kalkwerksbesitzer genannt.

Die Pressemitteilung aus dem Jahr 1815 unterzeichnet der Besitzer des Kalkwerks Zschochau mit Graf von Fritsch. Um 1860 besaß das Gut der Oberstleutnant Bernhardt Albert Freiherr von Fritzsch (10677).

   


Ausschnitt aus dem Blatt 95 der Bergamtskopie der Meilenblätter von Sachsen mit dem Standort der Kalkbrüche und Öfen auf Zschochauer Flur östlich des Birmenitzer Baches am Westhang des Eichberges. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-4 (Generalrisse), Nr. I91, gedruckt 1829.

archiv.sachsen.de/archiv

  

Das Rittergut Zschochau betrieb ein eigenes Kalkwerk „an der Straße von Marschütz nach Ostrau gelegen“. Im Bericht der Kgl. Gewerbeinspektion Meißen von 1893 wird dieses Kalkwerk als „Spitz’s Kalkwerk“ bezeichnet (40024-12, Nr. 440). Auch die Äquidistantenkarte enthält an dieser Kreuzung die Eintragung eines Kalkofens. Noch heute heißt die Straße, die von Zschochau nach Steudten führt und die o. g. Straße etwa 500 m nordöstlich der Ortslage quert, „Zum Spitzen“.

  


Ausschnitt aus dem Blatt 95 der Bergamtskopie der Meilenblätter von Sachsen mit dem Standort des Kalkofens am sogenannten Spitzen“ (am rechten Blattrand). Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-4 (Generalrisse), Nr. I91, gedruckt 1829.

archiv.sachsen.de/archiv

  

Aus dem Revisionsbericht des Kalkofens aus dem Jahr 1896 erfahren wir darüber hinaus nur, daß sich dieser noch immer im Besitz des Herrn (von ?) Fritzsch befand, jedoch an Gerd Gruner verpachtet war. Es handelte sich um einen Brennofen vom Typ der Schneller-Öfen, als Brennmeister war Werner Sonntag angestellt.

Auch in O. Herrmann's Lehrbuch der Steinbruchindustrie wird Ferdinand Gruner's Kalkwerk zu Zschochau ‒ leider nur kurz und ohne nähere Erläuterungen ‒ aufgeführt.

Als weitere Pächter werden in Kalkabbau im Jahnatal, S. 39, auch Adolph Eulitz, Franz Robert Werner und Peter Lommatzsch aufgeführt.

In diesem Bericht ist ferner von zwei Förderschächten die Rede und von einer „Luftzuführung für die Tiefbaue“, ohne dabei jedoch näher zu beschreiben, wo letztere gelegen haben ‒ vermutlich aber auf Zschochauer Flur am Eichberg, denn auf einem historischen Foto, das nach der Bildbeschreibung dem Kalkbruch am Eichberg zuzuordnen ist, sieht man eine untertägige Strecke.

Da A. Eulitz hier als Pächter genannt wird, ist zu vermuten, daß dieser es aufgrund seiner Erfahrungen mit der Abbaumethode auch am Eichberg auf diese Weise versucht hat.

 

 
 
  

Erhaltene Zeugnisse

 

Entlang des Birmenitzer Dorfbachs geht es in Richtung Zschochau um den Eichberg herum.

 


Der Bruch am Südhang des Eichbergs befand sich bereits auf Zschochauer Flur. Das Rittergut Zschochau betrieb einst einen eigenen Brennofen.

  


Ostteil des aufgelassenen Dolomitbruchs am Eichberg 1938. Kein Fotograf angegeben.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004781

 


Dolomitbruch am Eichberg, alter Abbau durch Stollen 1938. Kein Fotograf angegeben. Die Relikte des untertägigen Abbaus wurden vom späteren Abbau überfahren und sind vollständig verschwunden.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004782

 


Dolomitbruch am Eichberg, ehem. Brennofen, 1938, kein Fotograf angegeben. Im Hintergrund ist vor dem Gebäude mit dem Satteldach ein Niederschachtofen vom Typ der Bienenkorböfen zu sehen; im Bildvordergrund dagegen ein höherer Schachtofen mit seitlich angebauter Förderanlage zur Beschickung. Möglicherweise handelt es sich bei diesem um den einstigen Eulitz'schen Brennofen vom Hoffmann’schen Typ bei Zschochau. Von diesen Anlagen ist nichts erhalten geblieben.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70024730


Wir laufen von Zschochau aus den Forsthausweg talabwärts. Eine unverbaute und idyllische Talaue...
  


Das einstige Forsthaus ist zwar heute stark umgebaut, aber noch immer bewohnt. In den Streuobstwiesen rechts des Birmenitzer Baches finden wir ein paar Ruinen...
 


...und auch unmittelbar hinter dem Forsthaus stehen noch Mauerreste. Ob sie zum einstigen Kalkwerk gehört haben, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.
 


Ein Stück weiter in Richtung Ostrau klären uns zwei Tafeln auf, warum das Tal und insbesondere der Osthang als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde: Fledermaushabitat. Und vermutlich brütet auch der Steinschmätzer im Naturschutzgebiet „Dolomitwand Ostrau“.
  


Einmal neugierig geworden, finden wir einen Fußpfad und tatsächlich den Zugang zum Alten Dolomitbruch am Eichberg...
  


...und stehen dann vor der Abbaukante. Vor den brüchigen Steinbruchwänden haben wir ohnehin Respekt, also folgen wir schön sachte dem Trampelpfad an der Südseite.
 


Blick zurück auf den Zugang vom Tal des Birmenitzer Baches aus. Wenigstens verhindern die zahlreich aufgestellten Tafeln und die recht abgelegene Lage, daß dieser ehemalige Steinbruch wie andere Restlöcher zugemüllt wird.
  


In der Wand aus noch anstehendem Dolomit finden sich tatsächlich viele Risse und Spalten, wo so manche  Fledermaus sicherlich prima übernachten kann.
  


Die Länge der Abbaufront ist schwer zu schätzen, beträgt aber sicher noch deutlich über 200 m.
 


Das östliche Ende des Tagebaus.
  


Man sollte bei einem Besuch gut aufpassen, wo man hintritt, denn hier fühlen sich viele Frühblüher pudelwohl...
 


Inzwischen blühen in dem windgeschützten Talgrund schon die ersten Scylla´s.
  


Natürlich finden wir auch hier den kalkliebenden Lerchensporn. Inzwischen kommen auch die Buschwindröschen hervor - Zeit für uns, unsere Vorfrühlings-Touren durch´s Unterholz für dieses Jahr zu beenden...
  


Wo wir einmal in Zschochau sind, fahren wir auch schnell noch einmal hier hinauf: Der Straßenname erinnert unsere Leser noch an Spitz´ens Kalkofen...
 


Außer der X-förmigen Wegekreuzung, die schon auf den alten Karten zu finden ist, ist aber vom einstigen Kalkwerk nichts mehr übrig. Immerhin hat man von hier oben noch einmal einen schönen Blick auf Ostrau, hinüber zum Collm und bei klarer Luft bis nach Oschatz.

  

Wir hoffen, daß wir unseren Lesern wieder etwas Neues erzählen konnten. Da das Material zu dieser Region aber insgesamt viel zu umfangreich ist, als daß wir es hier erschöpfend darstellen könnten, sind wir natürlich auch für Ergänzungen unserer Leser dankbar. Schreiben Sie uns doch bitte, wenn Sie mehr wissen und unseren Text ergänzen können! Die Kontaktadresse unserer Redaktion finden Sie unter dem Button „Autoren“ rechts unten.

Für alle, die wir mit diesem Teil unseres Beitrages neugierig machen konnten, schließt sich hier der nächste  Beitrag zu den Kalkwerken bei Ostrau, nun westlich des Jahna-Tales an.

Glück Auf!

J. B.