Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de Erstellt Mai 2017, letzte Ergänzungen im Juni 2020 . Wir danken der Familie Ney für die Erlaubnis zur Besichtigung des Kalkofens im Kalkgrund.
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Zum Plattendolomitabbau in der Mügelner Senke
Die Bergbauunternehmen südlich von Ostrau
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Zur Lage und Regionalgeschichte
Die Bergbauunternehmen östlich von Ostrau
Die Bergbauunternehmen südlich von Ostrau
Die Entwicklung des Dolomitbergbaus bis zur Gegenwart
Die Bergbauunternehmen
westlich von Ostrau
Die Bergbauunternehmen südlich von Mügeln
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Roßberg'sches Kalkwerk Münchhof, zuletzt VEB Kalkwerke Ostrau
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Das Gut Münchhof befand sich von 1574 bis 1790 im Besitz der Familie Hummitzsch (Kalkabbau im Jahnatal, S. 26 ff) oder auch Hommitzsch (S. 33 ff). Dieser Familienname ist uns am Ende des 19. Jahrhunderts erneut als Kalkwerksbesitzer im Striegistal bei Kaltofen begegnet; ebenso wie wenig später der Name Roßberg, auf den wir gleich zu sprechen kommen.
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Der damalige Besitzer des Rittergutes Zunschwitz, Johann Christian Roßberg kaufte im Jahr 1793 das Hummitzsch'e Gut. Das Gut sowie das Kalkwerk blieben von da an und bis nach dem 2. Weltkrieg im Besitz der Familie Roßberg. 1814 übergab er es seinem ältesten Sohn Christian Gottlob Roßberg. Bereits 1847 kaufte Heinrich Adolf Roßberg das Walther'sche Gut samt Kalkofen in Ostrau hinzu. Nach einem Brand im Jahr 1860 erwarb er ferner Güter in Trebanitz und bildete ein größeres Gut daraus. Zu den Kalkwerken in Trebanitz folgt noch ein separater Abschnitt.
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1887 hat H. A. Roßberg auch das vormals Gühne'sche Gut einschließlich des Kalkofens im Kalkgrund erworben. Bis 1917 folgte zunächst Julius Roßberg als Besitzer, danach Herr Heinrich Arndt Roßberg (20226, Nr. 0289, sowie 21033, Nr. 0896 und Kalkabbau im Jahnatal, S. 15 ff). Den Namen Roßberg haben wir in einer Akte aus dem Jahr 1948 auch als Besitzer eines Kalksteinbruchs bei Kaltofen gefunden. Dort heißt es, daß der vormals Bartel'sche Bruch nach 1902 im Besitz von Roßberg gewesen sei (11384, Nr. 2081). Allerdings lägen die dortigen Brüche schon lange still. Insgesamt zeichnete sich der Betrieb in Münchhof durch besonders weitsichtiges Handeln und zahlreiche Anstrengungen, moderne Technik einzusetzen, aus. Auch die heutige Straße vom Bahnhof in Ostrau zum Werk in Münchhof wurde von den Roßberg's speziell als Transportweg zum Bahnhof in Ostrau gebaut. Neben einer Kalkmühle verfügte das Werk über die 1904 errichteten und noch erhaltenen gebliebenen zwei Ofenbatterien mit je drei Trichteröfen. Auch ein Ringofen soll zeitweise zum Brennen genutzt, 1950 aber gesprengt worden sein (Kalkabbau im Jahnatal, S. 29). Ein solcher wird 1899 auch von O. Herrmann in seinem Lehrbuch der Steinbruchindustrie erwähnt. Auf den historischen Fotos aus den 1930er Jahren sieht man einen hohen Schachtofen (siehe dazu unsere Bemerkungen zu den Brennöfen vom Hofmann’schen Typ im Abschnitt zu den Eulitz'schen Kalkwerken oben). In der schon erwähnten Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 ist das Roßberg'sche Kalkwerk seltsamerweise nicht aufgeführt, obwohl es zu dieser Zeit ja in Betrieb gestanden hat (40024-12, Nr. 15). In den Erkundungsberichten der Lagerstättenforschungsstelle ab dem Jahr 1934 (40030-1, Nr. 1082) findet man auch Unterlagen zum Dolomitbruch der Firma Roßberg in Münchhof bei Ostrau (40037-1, Nr. K22900 bis K22902). Darin heißt es, der Bruch bei Münchhof stelle „…das wirtschaftlich günstigste Unternehmen im Mügelner Dolomitgebiete dar.“ Er sei durch eine etwa 300 m lange Schwebebahn direkt mit der Bahnlinie Döbeln – Riesa verbunden. Einem Gutachten der Lagerstättenforschungsstelle aus dem Jahr 1937 (40030-1, Nr. 1060) zufolge hat das Münchhofer Werk im Jahr 1936 eine Menge von 24.700 t Rohkalk gefördert. Zu dieser Zeit war es damit das größte in der Region, gefolgt vom Rittmitzer Werk (13.500 t Jahresförderung), Obersteina (13.000 t), dem Möbius'schen Werk in Ostrau (6.000 t) und dem Lorenz'schen Werk in Schrebitz (mit 5.700 t Jahresförderung). Die folgende geologische Beschreibung entspricht dem, was oben im allgemeinen Teil und im Abschnitt zur Kalkgenossenschaft schon zu lesen war. Bei einer Gesamtmächtigkeit des Dolomits von 19 m betrage der Abraum nur etwa 10 m, nach Osten jedoch bis auf über 20 m anwachsend, welcher sich aus etwa 5 m bis 6 m mächtigen Lettenschichten, darüber Diluvium – also pleistozänen Sedimenten – zusammensetzt. Die Abbaufront nach Norden sei fast 500 m breit.
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Der Treuhänder Fogel,
unter dessen Verwaltung das vormals Stolle’sche Kalkwerk ab 1949 stand, scheint
das „Kalkwerk Fogel, Münchhof“ zeitweise selbst gepachtet zu haben, denn in einer
Akte des Oberbergamtes wird es 1951 so bezeichnet. In diesem Bericht vom
17. Dezember 1951 schreibt man über das Werk, daß der Rohdolomit mittels
Diesellok durch einen unter einer Abraumhalde hindurch geführten Tunnel sechs
alten „Bienenkorb-Öfen“ zugeführt werde (wohl den beiden Ofenbatterien
mit je drei Brennkammern), die Lösch- und Mahlanlage jedoch
außer Betrieb sei (40030, Nr. 1082).
Die Familie Fogel geriet 1951 in Konkurs, woraufhin auch das Kalkwerk am 26.11.1951 in Volkseigentum überging und 1953 dem VEB Kalkwerk „Fortschritt“ zugeschlagen wurde (40 Jahre VEB Ostrauer Kalkwerke, 1988). Am 1.7.1960 wurde es endgültig stillgelegt.
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Erhaltene Zeugnisse
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Jetzt geht es von Ostrau in südöstliche Richtung entlang der Jahna talaufwärts. Hier liegt das ehemalige Gut Münchhof und noch ein Stück weiter am linken Talhang Trebanitz. Schauen wir uns zuerst den ehemaligen Kalksteinbruch an.
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004790
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004726
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Dolomitbruch Münchhof, noch einmal ein Überblick von Südosten nach Nordwesten, Fotograf unbekannt. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004723
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Kalksteinbruch Mümchhof, die enge Zufahrt zwischen Halde links und Abbaufront rechts, Fotograf unbekannt. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004785
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004722
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004727
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004729 Der heutige Zustand.
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Das Restloch des Tagebaus im Kalkgrund befindet sich hinter dem Brennofen auf Privatgrund und ist nicht zugänglich. Auch an den ehemaligen Tagebau hinter dem Münchhofer Kalkwerk kommt man nur schwer und nur über Privatgrund heran. Obwohl dieser Steinbruch als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, gibt es gegenwärtig bedauerlicherweise keinen Wanderweg, der ihn einem interessierten Besucher erschließen würde. Aber wir sind „stiefelfest“ und kommen trotzdem hin…
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Im Stoß des Steinbruches sind die von Norden nach Süden gerichteten Abbaustöße noch gut zu erkennen. Historische
Aufnahmen aus den 1930er Jahren.
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Auch ein Blick entlang der Abbaukante nach Norden ist von hier aus recht eindrucksvoll. |
Wir folgen im Steinbruch weiter der alten Feldbahntrasse – zumindest eine Art Weg… |
Von den alten und teils stark zerklüfteten Steinbruchwänden halten wir uns dabei lieber respektvoll fern. |
Die Risse im Fels und die Witterung werden wohl mit der Zeit auch hier für ein Herunterbrechen der heute noch senkrechten Wände sorgen. |
Nebenbei bieten sie aber allerlei neuen Bewohnern Platz. |
Ein Blick zurück nach Süden… |
…und nach Norden auf den engen „Hals“ des Steinbruches. |
Ach ja: Wir folgen ja der Bahntrasse und die muß natürlich auch wieder aus dem Tagebau hinaus. Hier gibt es noch einen zweiten Tunnel unter der Abraumhalde. |
In diesen schauen wir mal durch das Einflugloch hinein und sehen ein schnurgerades und nicht sonderlich interessantes Tonnengewölbe aus Bruchsteinmauerwerk, das man wohl einfach in offener Bauweise errichtet und später mit Abraum überkippt hat. Das Baumaterial lieferten offensichtlich die Porphyr-Steinbrüche weiter südlich im Jahna-Tal. Der Tunnel hat ein Profil von 3 m Breite und etwa 2,7 m Höhe im Gewölbescheitel - ausreichend für eine Feldbahn. |
Dann nutzen wir einen Trampelpfad durch´s Dickicht am Nordende des Tagebaus und finden noch einen Uhu. |
Und nach etwas Kletterei über die Abraumhalde wieder an der Münchhofer Straße finden wir auch noch den westlichen Ausgang des nördlichen Feldbahn-Tunnels. Dieser Tunnel mündet im Straßenniveau und unterhalb der Kalköfen. Die Tafel am Tor weist ihn heute ebenfalls als Fledermausquartier aus. So hat er heute einen guten Zweck…
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Die Anlagen des älteren Kalkwerks befanden sich an der Straße Im Kalkgrund und heute auf Privatgrund. Das zuletzt noch betrieben Kalkwerk Münchhof stand direkt an der gleichnamigen Straße rechts der Jahna.
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70004784
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Die einzelnen Brennöfen entsprechen im Wesentlichen dem Bautyp der
Schneller- Öfen, die uns aus dem Triebischtal schon bekannt sind. |
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Nun weiter in Richtung Münchhof... Zunächst wieder einige historische Aufnahmen aus der Betriebszeit des zweiten Kalkwerkes.
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/33097911
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70024728 Der heutige Zustand.
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70024725
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70024726
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Das Jahna-Tal zwischen Ostrau und Münchhof. |
An der Münchhofer Straße stehen die beiden noch guterhaltenen Ofenbatterien, sowie einige heute als Wohnhäuser genutzte und daher stark umgebaute Gebäude des ehemaligen Kalkwerks. |
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In ganz ähnlicher Form haben wir sie auch in Trebanitz wiedergefunden.
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Der Blick nach oben: Die Öfen stehen natürlich heute leer. Interessant ist noch die Art der Ausmauerung mit vertikal vermauerten Klinkern. Damit konnte man wohl die Rundungen mit ihrem engen Radius am besten herstellen. Wie auch im Kalkgrund sind die Brennkammern im unteren Drittel rechteckig geformt.
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Das Gelände ist in Privatbesitz, aber wenn man höflich Guten Tag sagt, kann man schon mal hier lang spazieren… Dieses Gebäude ist schon in recht bedenklichem Zustand und wird wohl bald nur noch abgerissen werden können. Zu DDR-Zeiten war mal vorgesehen, einen Jugendclub darin einzurichten (Information von J. Claußnitzer, Ostrau). |
Die Öfen wurden durch eine AB-Maßnahme 2001 von Schutt beräumt. Inzwischen wird die Gichtebene der Brennöfen aber schon wieder von neuen Birken heimgesucht… Die Öfen in Betrieb 1938.
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Eine schematische Darstellung zum Aufbau des Bauwerkes. Zunächst die drei nebeneinander stehenden Öfen auf dem Grundriß des Ofenbauwerks (allerdings in ihrer Form etwas vereinfacht)… |
…und hier nun das vollständige Brennofenbauwerk mitsamt der Ummauerung und den Zugängen zu den Abzügen auf der unteren Ebene. Beim Krug’schen Ofenbau in Ostrau standen ursprünglich sogar sieben gleichartige Brennöfen nebeneinander. Möbius hat – sicherlich aus Platzgründen im engen Jahna-Tal – dagegen zwei solcher Öfen mit je drei Kammern nebeneinander errichtet.
Gewissermaßen
den „Urtyp“ dieser Bauweise kann man noch an der Ofenruine in
Trebanitz erkennen.
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Die beiden baugleichen Ofenbauwerke haben eine Grundfläche von zirka 12 m mal 20 m. Die auf beiden Seiten symmetrisch angeordneten Räume neben den Abzügen nehmen davon jeweils eine Fläche von 3,5 m mal 3,5 m ein und sind etwa 2,8 m hoch. Die jeweils drei gemauerten Ofenschächte haben oben einen Durchmesser von zirka 2,5 m. Nach unten gehen sie oberhalb der Abzüge in einen rechteckigen Querschnitt mit den Abmessungen 1,5 m mal 1,2 m über. Die Höhe zwischen Gichtebene und Abzug liegt bei etwa 4 m. Grob überschlägig faßte also jeder Brennofen rund 75 m³ oder etwa 100 Tonnen (wenn man ihn nur mit Dolomit gefüllt hätte - aber es mußte ja auch noch Kohle mit hinein).
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Kalkwerk Trebanitz
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Über den früher umgegangenen Abbau auf Trebanitzer Flur konnten wir noch keine Angaben ermitteln. Kalkabbau bei Trebanitz läßt sich aber wenigstens ab 1618 urkundlich belegen, als dessen damaliger Besitzer Hans Mürisch den Kalkbruch dem Fürstenhaus zum Kauf anbot (Kalkabbau im Jahnatal, S.11). Um den Verkauf schmackhaft zu machen, wird von Stadtrichter Melchior Schneider und den Gebrüdern Martin und Christoph Richter aus Roßwein attestiert, daß der Bauer Hans Mürisch aus Trebanitz eine Ruthe Kalksteine angeliefert habe. Der Roßweiner Ziegelstreicher Barthel Schneider habe daraus „richtigen und tüchtigen Kalk“ gebrannt. Für die Ruthe Kalk geben die Autoren hier übrigens eine Masse von zirka 17 Tonnen an, was unser Kopfzerbrechen über diese regional höchst unterschiedlich verwendete Maßeinheit nicht verringert hat. Kurfürst Johann Georg jedoch war mit dieser Bescheinigung nicht zufrieden und beauftragte den Schosser David Schmieden aus Nossen und den Mühlenvogt Andreas Schwarzen aus Dresden mit einem weiteren Bericht, welcher nach einiger Zeit denn auch schon 1621 eingeht. Darin nun wird berichtet, daß die Kalksteine im Amt Pirna „....merklicher in ein Abnehmen geraten... zudeme haben die Kalckfuhrleute ein hohes draufgeschlagen. Und wollen anitzo von jeder Rute von Maxen nach Pirna auf der Elbe zu führen 103 Groschen haben und die Schiffsleute von dannen auf der Elbe bis nach Torgau zu liefern unter 40 Groschen auch nicht nehmen... Wenn gnädigster Churf. und Herr, zu Münnichhofe uff eines Bauern Gute ein Kalckbruch sich ereignet, darinnen so guter Kalckstein brüchet, so sich besser als der Pirnische ergiebet..., gestalte solcher auch von Münnichhofe auf der Ax sehr wohl füglicher bis nach Riesa an der Elbe geführet, und von dannen nach Torgau, Annaburg, Mühlbergk, Wittenberg bracht werden könnte...“ (Mit der „Ax“ ist hier die Achse, also das Fuhrwerk, im Gegensatz zum Schiffstransport auf der Elbe gemeint.) Der Dolomit wurde im sogenannten Kleinamerika gebrochen, einem Waldstück in dem kleinen südöstlichen Seitentälchen des Rittmitzer Baches, der bis heute die Flurgrenze nach Noschkowitz bildet. Das Tälchen wird heute von der Ausbaustrecke der B 169 durchschnitten; die ehemaligen Kalksteinbrüche liegen östlich der Bundesstraße. Wie die erhaltenen Bruchkonturen noch heute zeigen, hat es sich hier bei Trebanitz um zwei unmittelbar aneinandergrenzende Kalkbrüche gehandelt.
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Als Besitzer von Kalkwerken in Trebanitz werden in der Erfassung von Kalkwerken anno 1755 die Herren Christoph Güldner und Martin Mürisch genannt. In der schon mehrfach angeführten Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1815 unterzeichnen dann die Herren Johann Gottlob Lehmann und Johann Traugott Oehmig als Kalkwerksbesitzer in Trebanitz. Im Jahr 1768 erfahren wir in Zusammenhang mit der Verpachtung des Paschkowitzer Kalkwerkes, daß dazumal der Bauer Johann Oehmigen im unweit liegenden Niederlützschera einen Kalkofen errichten wollte (20012, Nr. 0649). Ob es sich dabei um dieselbe Familie handelte, bleibt noch aufzuklären. Die Familie Oehmichen war außerdem Grundbesitzer in Kiebitz und auch dort im Kalkabbau aktiv. Das Anwesen in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie mit der noch heute daneben stehenden Ruine eines Schnellerofens, südlich von Münchhof, war dagegen schon lange vor dem 2. Weltkrieg im Besitz der Familie Roßberg.
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Erhaltene Zeugnisse
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Nun geht es von Ostrau in südöstliche Richtung entlang der Jahna weiter talaufwärts. Hier liegt noch ein Stück weiter südlich vom ehemaligen Gut Münchhof und am linken Talhang Trebanitz.
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Wie man an der Westseite der Ofenruine sieht, wurde er später als Keller nachgenutzt. |
Etwas Kram haben die letzten Mieter dagelassen. |
Und auch im westlichen Zugang zu den Abzügen findet sich symmetrisch zur anderen Seite an der Nordseite des Raumes eine solche niedrige Luke. Diese Bauform wurde später in Münchhof gewissermaßen „in Serie“ wiederholt.
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Hier in der Mitte muß sich einst der eigentliche Brennofen befunden haben, von dem aber nur noch Trümmer existieren. |
Vermutlich also hat er einst etwa so ausgesehen: Ein zylindrischer Brennofen in der Mitte mit zwei seitlich angeordneten Abzügen…
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…an der Ost- und Westseite umbaut mit den überwölbten Zugängen zu Feuerung und Abzug und an der Nordseite die kleineren, zusätzlichen Windöffnungen. Diese Bauform ist wohl später auch in die Bauweise der Münchhofer Öfen eingeflossen. In Serie nebeneinander gesetzt, entsteht daraus die Bauform der „Bienenkorb-Öfen“, die wir vom Krug’schen und Roßberg’schen Kalkwerk kennen.
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Wo wir einmal hier sind, nutzen wir den bequemen Wirtschaftsweg und genießen dabei den Ausblick nach Südosten ins obere Jahna-Tal. |
Im Osten schaut schon die Zschochau’er Kirchturmspitze herüber… |
Im Norden sieht man Ostrau und das Gewerbegebiet an der B 169… |
…und im Nordwesten schimmert wieder der Collmberg durch den gerade etwas dunstigen Horizont. |
Unser Weg führt uns jetzt nach Westen zu einigen Waldstücken, welche die Lage der einstigen Tagebaue markieren. |
Der Weg führt mitten hindurch und rechterhand… |
…wie linkerhand kann man in die Steinbrüche hineinschauen. |
Dann führt der Weg über die in der Mitte zwischen beiden Brüchen gelegene Abraumhalde weiter hinunter. |
In der südlichen Halde, links vom Weg, entdecken wir eine Ruine. |
Aber bei diesem kleinen „Kellerchen“ sind wir uns nicht sicher, ob dies ein Brennofen gewesen ist, denn es fehlt der Schacht… |
Die Steinbrüche machen einen sehr aufgeräumten Eindruck und man gelangt bequem hinab zur Bruchsohle. |
Hier entdeckt man sogar noch ein paar kleine, wenn auch stark bemooste Klippen des Plattendolomits. |
Wieder oben und auf dem Weg zum nördlichen Steinbruch fallen uns noch mehr Ruinen ins Auge, die wohl zum früheren Kalkwerksstandort gehört haben. |
Diese Ruine verfügt über seitliche Lichtschächte, ganz ähnlich wie der Schneller- Ofen am Bahngleis. Ob der verbrochene Raum im Hintergrund der Abzug eines Brennofens war, ist aber nicht mehr sicher zu sagen. In Anbetracht des schon ziemlich wandelbaren Zustands des Gewölbes verkneifen wir uns, hineinzuklettern... |
Rundherum finden sich noch mehr Ruinen… |
…alles aber lange bis auf die Fundamente verfallen und schon fast ganz wieder von der Natur zurückerobert. |
Auch diese kleinen Kammern waren wohl eher Kellerräume und keine Brennöfen. |
Werfen wir noch einen Blick in den nördlichen der beiden Brüche, zunächst nach Süden in Richtung des Wirtschaftsweges… |
…und noch nach Norden. Auch dieser Bruch ist „halbmondförmig“ und eigentlich recht aufgeräumt. Damit haben wir hier alles gesehen, was noch zu finden war.
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Kalkwerk Rittmitz, zuletzt im VEB Kalkwerke Ostrau
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Zuletzt drehen wir in unserem ersten
Beitragsteil noch nach Westen in das Tal der Kleinen Jahna ab. Der Ortsname „Rittmitz“
tritt erstmals mit der urkundlichen Erwähnung des Ritters Friedrich von
Rithmitz, Angehöriger des meißnischen Adels, im Jahre 1197 auf. Ursprünglich
befand sich im Ortskern eine slawische Wasserburg, an deren Stelle später eine
romanische Kirche erbaut wurde. Die Rittmitzer Dorfkirche wurde 1285 erstmals
urkundlich erwähnt (gemeinde-ostrau.de).
Über den früheren Dolomitabbau auf Rittmitzer Flur können wir der Publikation Kalkabbau im Jahnatal, S.39, sowie bei R. Schmidt, Denkmale im Landkreis Döbeln, S. 16, die folgenden Angaben entnehmen. Vorallem über die Anfänge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sei wenig bekannt. Der Abbau erfolgte bis zuletzt ausschließlich übertage. Auf den Meilenblättern von Sachsen ist dieses Kalkwerk jedenfalls Ende des 18. Jahrhunderts schon dargestellt.
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In der 1845 bereits in 2. Auflage erschienenen „Beschreibung der sächsischen und ernestinischen Lande“ erwähnt A. Schiffner den Ort und einen Kalkbrennofen: „Rittmitz (330 E.) am Noschkowitzer Bache, mit Schäferei, Vorwerk, Mühle und Kalkofen, auch 4 geringen Dörfchen, trieb ehedem Weinbau…“ Das Kalkwerk wechselte oft den Besitzer, obwohl die Qualität des Brannt- und Düngekalkes gerühmt wurde: Namentlich bekannt ist um 1899 ein Herr R. Steiger als Besitzer der Rittmitzer Kalk- und Ziegelfabrik (in O. Herrmann, 1899, angeführt) und 1903 Herr Franz Grundmann, der einen Zylinderofen errichten ließ, womit wieder ein Schachtofen vom Hoffmann’schen Typ gemeint sein dürfte. 1911 hatte das Werk Herr Karl Kühn erworben. In der schon erwähnten Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 ist das Kalkwerk nicht aufgeführt (40024-12, Nr. 15). 1924 hatte dann ein Herr Konrad, Apotheker in Mügeln, das Werk erworben. Die Familie Konrad aus Mügeln ist uns als Begründer der Chemischen Fabrik Lipsia bekannt. Zu dieser Zeit waren hier 15 Arbeiter beschäftigt. Allerdings waren 1924 nur zwei der fünf vorhandenen Brennöfen in Betrieb. Nur ein Jahr später stellt jetzt die Krusewerk GmbH einen Bauantrag über Umbau und Erweiterung der alten Kalköfen sowie der Kalkmahlanlage in Rittmitz. Wie lange dieser Eigentümer hier den Abbau betrieb, konnte noch nicht geklärt werden. Nach einer Akte der Lagerstättenforschungsstelle beim Sächsischen Oberbergamt (40030-1, Nr. 1060) sei das Werk jedenfalls 1933 wieder in Betrieb genommen worden. 1936 habe man hier bereits wieder rund 13.500 t Rohdolomit gebrochen. Am 5. Oktober 1938 kam es hier zum Einsturz eines Kalkofens. Glücklicherweise kamen dabei keine Arbeiter zu Schaden. Natürlich untersuchte die Gewerbeaufsicht den Vorfall. Dieser gegenüber gab Betriebsleiter Ernst Kühn an, daß der Einsturz „infolge von Gasdruck“ erfolgt sei. Vermutlich ist es also zu einer Fehlbedienung gekommen: Es wurde zuviel Brennstoff aufgegeben, wodurch ein Teil der Kohle unvollständig verbrannte, zu Kohlenmonoxid reduzierte und es daraufhin im oberen Teil des Ofens zu einer Verpuffung gekommen ist. Obwohl ein Vierteljahr später die Wiederinbetriebnahme der übrigen Kalköfen zugelassen wurde, wurde ein weiteres halbes Jahr später das Kalkwerk wegen erheblicher Mängel an den Brennöfen von der Behörde erneut stillgelegt.
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Spätestens ab 1941 war das Kalkwerk schließlich im Besitz der Firma Junge & Co. des Herrn Fritz Junge aus Berlin. Eine Akte des Oberbergamtes in Freiberg (40027-1, Nr. 1161) gibt darüber Auskunft, daß Herr Junge die beiden alten durch einen neuen, mit Brechkoks beheizten Schachtofen ersetzt habe, der zirka 40 Tonnen Branntkalk pro Tag erzeugen könne. Der Abraum von etwa 8 m Mächtigkeit bestehe aus Lößlehm, werde von Hand mittels Spaten abgestochen und mittels Muldenkipper oder 600-mm-Schmalspur-Feldbahn zur Halde gefahren. Der Branntkalk werde mittels LKW zur Eisenbahnstation gefahren. Kurz vor dem Kriegsende arbeiteten hier elf (deutsche) Arbeiter und eine Arbeiterin sowie achtzehn Kriegsgefangene. Man hatte nach dem statistischen Fragebogen für das Jahr 1943 im selben 7.657 Tonnen Branntkalk, überwiegend gesackt, aus 11.013 t Rohdolomit produziert. Dazu habe man 3.000 m³ Abraum abtragen müssen. Die gesamte Produktion wurde an die Mitteldeutsche Düngekalk GmbH in Wernigerode geliefert.
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Als Privatunternehmen arbeitete das Werk noch bis 1956; 1958 wurde zunächst Herr Wilfried Rockstroh als Treuhänder eingesetzt, bevor es vom VEB Ostrauer Kalkwerke übernommen wurde. Wie wir oben schon gelesen haben, gehörte das Werk in Rittmitz dann von 1958 bis 1980 zum VEB Ostrauer Kalkwerke. Im Jahr 1958 wurden hier 12.823 Tonnen Rohdolomit gefördert. Die Menge wurde bereits 1961 auf 31.500 Tonnen Förderung gesteigert, aus der 14.400 Tonnen Branntkalk erzeugt wurden. Im Jahr 1980 wurde der Abbau eingestellt. Damit endete auch die Branntkalkerzeugung in der Mügelner Senke endgültig.
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Erhaltene Zeugnisse
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Nun drehen wir nach Westen in das Tal des Rittmitzer Bachs westlich der Jahna und der heutigen B 169 ab…
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Einmal durch das Unterholz geklettert, nutzen wir ein paar Wildwechselpfade zwischen den Birken und verschaffen uns eine bessere Übersicht über den Bruch von der Höhe der Abraumsohle aus. |
Ein paar nicht abgebaute Klippen des Plattendolomits findet man noch. |
Ganz unten auf der Bruchsohle angekommen, fallen gegenüber die noch anstehenden, roten oberen Letten und weiter links der gelbliche Dolomit auf. Vermutlich keilt der Dolomit hier in östliche Richtung aus oder wird durch eine pleistozäne Erosionsrinne abgeschnitten, was dann zur Einstellung des Abbaus führen mußte. |
Der Blick in Richtung Westen zur Rampe. |
Auf der Sohle breitet sich seit der Einstellung des Abbaus ein Gemisch aus Trockenrasen- und Hochmoor-Vegetation aus - das lassen wir mal schön in Ruhe wachsen, denn Gummistiefel haben wir gerade nicht an den Füßen... |
Beim Umkreisen des Steinbruches stoßen wir an dessen Südostseite noch auf das - vielleicht noch ältere - Abbaugebiet im Südosten. |
Dieser Abbau setzte im Niveau des Tals des Rittmitzer Baches nördlich gegenüber des Örtchens Kattnitz (die Häuser rechts im Hintergrund) an. |
Hier stehen wir jetzt auf der Südwestspitze der Abraumhalde und genießen den Ausblick hinüber nach Rittmitz. Die ebene Haldenoberfläche wird heute längst wieder bewirtschaftet. |
Unser Standort von eben nun von der Straße unten aus gesehen. Der Abstieg auf dieser Seite ist durch das Gestrüpp auf den Haldenbermen ziemlich beschwerlich und dem normalen Wanderer nicht zu empfehlen. |
An der Straße nach Lützschera entlang wieder bergauf stehen noch einige Gebäude, die in ihren Grundmauern vom früheren Kalkwerk stammen. |
Hier hat sich heute ein Metallbau-Unternehmen angesiedelt. Außer der einen oben haben wir noch keine weiteren historischen Aufnahmen von diesem Standort gefunden, so daß wir nicht sagen können, welche Gebäude – in für den neuen Zweck umgebauter Form – noch vom Kalkwerk stammen. |
Auf dem Weg zurück zu unserem Parkplatz finden wir hinter dem Zaun des Betriebsgeländes noch ein paar Mauerreste, die auch bei Schmidt, 2005 erwähnt sind. Wie die Reste eines Brennofens sehen sie tatsächlich nicht aus...
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Wir hoffen, daß wir unseren Lesern wieder etwas Neues erzählen konnten. Da das Material zu dieser Region aber insgesamt viel zu umfangreich ist, als daß wir es hier erschöpfend darstellen könnten, sind wir natürlich auch für Ergänzungen unserer Leser dankbar. Schreiben Sie uns doch bitte, wenn Sie mehr wissen und unseren Text ergänzen können! Die Kontaktadresse unserer Redaktion finden Sie unter dem Button „Autoren“ rechts unten. Für alle, die wir mit diesem Teil unseres Beitrages neugierig machen konnten, gibt es natürlich noch einen weiteren Beitrag zur Abbaugeschichte in jüngerer Zeit und zum aktiven Bergbau in Ostrau. Glück Auf! J. B.
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