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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Zur Lage und regionalen Geschichte
Zur Geologie
Zur Montangeschichte
Die ersten Nachrichten
Zu den Kohlenwerken in der Gründerzeit und ihrem Niedergang
Aus den Unterlagen zum Fleischer'schen Kohlenwerk (1857-1863)
Aus den Akten zum Leithold´schen Kohlenwerk (1867-1874)
Aus den Akten zum Heimer´schen Kohlenwerk (1854-1876)
Aus den Akten zum Küchler´schen Kohlenwerk (1858-1882)
Aus den Akten zum Thieme´schen Kohlenwerk (1858-1908)
Zu den angrenzenden Kohlenwerken auf Altenburgischer Flur
Aus den Akten zum Kirste´schen Kohlenwerk (1890)
Aus den Akten zum Walther´schen Kohlenwerk (1894-1913)
Zum Abbau durch den Kreishilfsschacht in Tettau 1947-1957
Nach dem Ende des Bergbaus
Verbliebene Zeugnisse
Weiterführende Quellen 

Unser zweiter Beitrag zum Braunkohlen- Tiefbau:
      Die Schippan'schen Gruben Aline und Flora in Ragewitz

  

Am südlichen Ende des mitteldeutschen Braunkohlenbeckens:
Zum Braunkohlen
abbau bei Tettau

Erstellt Februar 2020, letzte Ergänzung im  Oktober 2023.

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei den Recherchen zu diesem Beitrag besonders bei

  • Herrn M. Och, Meerane, für die Anregung zu diesem Beitrag, Informationen und Bildmaterial,
  • Herrn U. Haubenreißer, Leipzig, für Fotos von historischen Gesteinsproben,

  • Herrn J. Krause, Schönberg, für zahlreiche Hinweise auf Literaturquellen und zur Ortsgeschichte von Tettau sowie zu den Fördermengen in den letzten Betriebsjahren, ebenso

  • Herrn A. Molder, Crimmitschau, für den Hinweis auf die Erwähnung des Braunkohlenbergbaus bei Tettau und Pfarrsdorf im Meeraner Heimatbuch, sowie

  • Herrn A. Eckhardt, Berlin, für historisches Bildmaterial und persönliche Erinnerungen.

Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom März 2020 vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen.

https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-389795

  

Auf diesen ‒ uns zumindest ‒ vorher gänzlich unbekannten Bergbau sind wir wieder einmal völlig zufällig gestoßen: Beim Graben in den Akten zum Dolomitabbau in  Meerane sind wir über einen Kreishilfsschacht“ in diesem kleinen Dorf gestolpert und haben uns gefragt: Was war das denn ?

Die Ergebnisse unserer Nachforschungen dazu sind in diesem Beitrag zusammengestellt...

  

 

 

Zur Lage und regionalen Geschichte

  

Den Ortsnamen Tettau gibt es nach unserer Kenntnis wenigstens fünfmal: Bei Pardubice in Böhmen (tschechisch Tetov), bei Kronach in Oberfranken, zwischen Saalfeld und Sonneberg in Thüringen und noch eines bei Ortrand zwischen Schwarzheide und Elsterwerda in der brandenburgischen Niederlausitz. Wir meinen im Weiteren den Ort zwischen Meerane und Waldenburg in Westsachsen.

Wohl aus dem böhmischen, vielleicht auch aus dem fränkischen Raum, stammt außerdem das weit verzeigte Freiherrengeschlecht derer von Tettau. Mit dem gleichnamigen, kleinen Dorf an der Grenze zwischen dem einstigen Königreich Sachsen und dem Herzogtum Sachsen- Altenburg hat diese Familie wohl eher wenig tun.

Wie bei fast allen alten Adelsfamilien ist auch bei der Familie von Tettau der erste Ursprung in Dunkel gehüllt und mit einer Sage verknüpft: Alte Chroniken berichten, daß ihre Entstehung auf das 7. Jahrhundert und dort auf ihre Ahnherrin Teta zurückzuführen sei, der Tochter des Böhmenherzogs Krok. Die ältesten Urkunden, in denen die Familie erscheint, sind eine bischöflich- meißnische von 1220 und eine von König Wenzel von Böhmen von 1237, welchletztere auf Gegenden Bezug nimmt, die zwar unter der Lehensoberherrlichkeit der böhmischen Könige standen, doch nicht zum eigentlichen Königreich Böhmen und Mähren gehörten. In Böhmen war die Familie jedenfalls schon Anfang des 13. Jahrhunderts, vielleicht auch noch früher, heimisch. Sie wurde dort 1316 in den Herrenstand aufgenommen (vontettau.de).

Mitte des 14. Jahrhunderts breitete sich die Familie auch nach Mähren aus. Die dortige Linie verließ das Land aber um 1400, um sich in Obersachsen niederzulassen. Dieser Zweig erwarb im 15. Jahrhundert ausgedehnte Besitzungen im Vogtland sowie die bedeutende Herrschaft Schwarzenberg im Erzgebirge. Der im Vogtland ansässig gewordene Wilhelm von Tettau wurde durch seine beiden Söhne Apel und Hans zum Stammvater des älteren und des jüngeren sächsischen Zweiges der Tettau‘schen Familie (vontettau.de). Als Amtmänner in Plauen und Besitzer der Herrschaft Schwarzenberg (bis 1533) ist die Familie in Sachsen sehr bekannt. Mit Carl Christian von Tettau auf Mügeln stellte sie Anfang des 18. Jahrhunderts auch einmal einen sächsischen Oberberghauptmann.

Andererseits wird in einem Verzeichnis der von Tettau'schen Besitzungen aus dem Jahr 1878 auch der Ort „Tettau bei Merane“ aufgeführt, der sich demnach von 1432 bis 1469 im Besitz der Familie von Tettau befunden habe (vontettau.de). Das allerdings widerspricht der regionalen Geschichtsschreibung, nach der das Rittergut Tettau 1422 an das Kloster Remse verkauft worden sei (siehe unten). Auch A. Schiffner vermerkte aber in seiner Beschreibung der sächsischen und ernestinischen Lande aus dem Jahr 1845 unter dem Stichwort: Tettau (150 E.), bildet mit Wünschendorf (160 E.) und Oberdorf einen besonderen Dingstuhl an der Altenburger Grenze, hat am Glauchau- Altenburger Richtwege 1 Gasthof, 1 Mühle, 1 ansehnliche Kirche, auch gute Steinbrüche, und ist Stammort eines uralten Geschlechtes.“ Ob er damit aber die von Tettau meinte, erläuterte er an dieser Stelle nicht. Jedenfalls war der sächsische Ort Tettau gewiß nicht der Stammsitz dieser Adelsfamilie.

  

Das sächsische Tettau also findet man ein paar Kilometer nördlich der Ausfahrt Glauchau von der BAB 4 in einer flachwelligen, waldarmen Agrarlandschaft, die von kleinen, östlichen Zuflüssen der Pleiße und westlichen der Zwickauer Mulde zertalt ist. Von Nordosten fließt hier der Kötheler Bach in Richtung des Meerchenbachs nördlich von Meerane und dann der Pleiße zu und von Südosten, von Schönberg her, fließen diesem noch der Schönberger Dorfbach und der Kötheler Grundbach zu. Auf der anderen Seite der Hochfläche fließen der Harthauer Bach und der Hermsbach der Wiera zu, die erst bei Altmörbitz die Schömbacher Talsperre füllt, dann als Wyhra weiterläuft und schließlich bei Lobstädt in die Pleiße mündet.

Die Hochflächen am Nordrand des erzgebirgischen Beckens erreichen nur noch bis zu 280 m Höhe, die Windmühle südlich von Tettau steht in zirka 270 m Höhe über dem Meer. Während sich das Tal der Zwickauer Mulde unterhalb der Autobahnbrücke in Glauchau auf zirka 227 m in die Landschaft eingetieft hat, liegt das Tal des Kötheler Bachs an seiner Einmündung in den Meerchenbach nördlich von Meerane auf nur noch 218 m Höhe über dem Meer.

Das eigentliche Dorf Tettau umfaßt in der Hauptsache eine Handvoll Gehöfte und eine hübsche Pfarrkirche. Schon 1938 wurde es einmal mit den beiden kaum größeren Nachbardörfern Wünschendorf und Oberdorf zusammengelegt (30045, Nr. 246). Direkt nördlich von Tettau verläuft heute wieder die Landesgrenze zwischen Sachsen und Thüringen, nachdem die Bezirke der DDR 1990 aufgelöst worden sind und der Landkreis Altenburg vom Bezirk Leipzig wieder zum Land Thüringen kam.

  


 Lage des Dörfchens Tettau und der Gemeinde Schönberg nordöstlich von Meerane,
Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 


Einen schönen Eindruck von der sanft nach Norden abfallenden Landschaft hat man vom Rastplatz Oberwald an der BAB 4 in Fahrtrichtung Gera, hier in nordöstliche Richtung: Im Vordergrund der kleine Ort Grumbach, rechts am Bildrand die Ausläufer des Oberwalds und im Hintergrund die markante Kirche von Callenberg zwischen Hohenstein- Ernstthal und Waldenburg. Links vom Oberwald erkennt man am Horizont den Rochlitzer Berg.

   


Der Blick nach Nordwesten vom gleichen Standort aus: Rechts im Vordergrund noch Grumbach. Das Waldstück im Hintergrund markiert den Osthang des Tals der Zwickauer Mulde, links dahinter schauen am gegenüberliegenden Westhang des Tales schon die Häuser von Waldenburg hervor...

   


...und bei klarem Wetter und mit ein bißchen optischem Zoom sieht man am Horizont deutlich die Dampfwolken der mächtigen Kühltürme des Kraftwerkes Lippendorf im Süden von Leipzig, wo gegenwärtig noch die Braunkohle der letzten beiden Tagebaue in der Leipziger Tieflandsbucht, Profen und Vereinigtes Schleenhain, verstromt wird.

  

Durch das Vorland des Westerzgebirges führten schon immer Pfade, Handelswege und Heerstraßen hindurch, welche die alten Marken im Norden mit Böhmen verbanden. Diese Saumpfade mieden gewöhnlich die meist sumpfigen Flußauen zugunsten der Hochflächen.

Die Offenländer im Gebirgsvorland gehörten schon in vorchristlicher Zeit zum Siedlungsgebiet germanischer; nach der Völkerwanderung ab dem 6. Jahrhundert dann elbslawischer Stämme. Alte Urkunden nennen hier verallgemeinernd meist nur „Sorben“ oder „Serben“. Wahrscheinlich aber gehörte diese Region zu der mittelalterlichen Gaugrafschaft Chutizi mit Siedlungszentren bei Schkeuditz und bei Zwickau.

Nachdem der erste Sachsenkönig, Heinrich, I. (*um 876, †936), die Daleminzier bei Oschatz im Winter 928/929 n. C. militärisch besiegt hatte, wurde die elbslawische Bevölkerung in der ersten Besiedlungsphase der Ostmarken zunächst nur langsam verdrängt. Die Christianisierung, aber auch die wirtschaftliche Unterwerfung der südöstlichen Marken des Kaiserreichs ging von dem 968 von Kaiser Otto, I. (*912, †973) gestifteten Erzbistum Magdeburg und den diesem nachgeordneten Bistümern Meißen, Merseburg und Zeitz aus. Im Jahr 974 kam die Region zwischen Pleiße, Zwickauer Mulde und Zschopau durch Schenkung König Ottos, II. (*955, †983) an das Bistum Merseburg. Als Pfalzburg der deutschen Kaiser entstand in dieser Zeit die Burg Rochlitz. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1009, als sie von Markgraf Gunzelin abgebrannt wurde (schloss-rochlitz.de).

Im 11. Jahrhundert begann eine neue Besiedlungsphase, in der Wiprecht von Groitzsch (*um 1050, †1124) eine wichtige Rolle für die Region spielte. Zur Abgrenzung und Sicherung der Grundherrschaften entstanden in dieser Zeit eine Reihe von Orten als Burgen oder befestigte Herrensitze, wie etwa Altenburg, Colditz oder Mildenstein bei Leisnig.

Als Gefolgsmann Kaiser Heinrichs, V. (*um 1081, †1125) war Wiprecht ab 1118 Burggraf in Magdeburg und wurde 1123 sogar mit den beiden Marken Lausitz und Meißen belehnt. Noch im gleichen Jahr aber führten Auseinandersetzungen um den Kaiserthron dazu, daß Lothar von Süpplingenburg, der spätere Kaiser Lothar III. (*1075, †1137), anstelle Wiprecht’s und eigentlich unrechtmäßig Konrad von Wettin, genannt der Große (*um 1098, †1157) mit der Mark Meißen belehnte. Nach Wiprecht‘s Tod 1124 konnten die Wettiner die Herrschaft Groitzsch hinzugewinnen und festigten damit ihre Herrschaft in der Mark Meißen und im Osterland um Leipzig. 1143 wurde dann auch die alte Reichsburg Rochlitz an Markgraf Konrad I. übertragen, womit die Wettiner ihr Herrschaftsgebiet über die alten Grenzen der Mark Meißen hinaus nach Westen ausdehnten.

In der Region südlich von Groitzsch hingegen, zwischen Thüringen, Franken, Böhmen und der Mark Meißen, wurden im 12. Jahrhundert, beginnend unter Lothar III. und besonders forciert durch Friedrich, I. genannt Barbarossa (*um 1122, †1190) eine Reihe von reichsunmittelbaren Territorien geschaffen. Eines davon war das „Pleißenland“, lateinisch „terra plisnensis“, dessen Zentrum die Altenburg bildete. Daneben bildete das 1136 von Lothar, III. gestiftete Kloster Chemnitz einen wichtigen Ausgangspunkt für die weitere Siedlungstätigkeit im westlichen Erzgebirge. Stellvertretend für den Kaiser wurde die örtliche Herrschaft in diesen Reichsländern durch „Ministeriale“ – meist Angehörige des niederen Adels aus den alten Marken – ausgeübt. In solcher Funktion kamen wohl um 1130 auch die Schönburger aus Thüringen zunächst nach Geringswalde (bei Mittweida) und um 1170 nach Glauchau.

In dieser Zeit – und zwar im Zeitraum zwischen 1181 und 1214 – wurde auch der Ort Tettau erstmals urkundlich erwähnt (hov.isgv.de, Pratze, 1953 und Krause, 2020). In einem vermutlich um 1200 niedergeschriebenen Zehntverzeichnis des Klosters Bosau bei Zeitz wurden insgesamt 180 Orte im damaligen Pleißenland aufgeführt, die dem Kloster tributpflichtig waren, unter anderem als „Thethowe“ auch das nordwestsächsische Tettau.

Aufgrund der Silberfunde von Freiberg mußten sich die Wettiner in der nachfolgenden Zeit zunächst selbst den Ansprüchen der deutschen Kaiser auf die Mark Meißen erwehren. Konrad‘s Enkel Dietrich (*1162, †1221) erhielt nicht umsonst den Beinamen „der Bedrängte“. Obwohl die Nachfolger Barbarossa‘s an den mitteldeutschen Reichsterritorien kein Interesse mehr zeigten, hatten diese lokalen Herrschaften daher doch mehr als 100 Jahre Bestand: Erst 1243 verpfändete Kaiser Friedrich, II. (*1194, †1250) das Pleißenland an die Wettiner. Auch danach aber waren die Wettiner mit heftigem Widerstand der regionalen Grundherren konfrontiert, so daß es noch bis zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts dauerte, bis die Mehrzahl der seinerzeit verpfändeten Reichsgüter sukzessive endgültig an die Wettiner gefallen war.

Besonders clever lösten sich dabei die Schönburger aus dem Zugriff der Wettiner, indem sie ihre Reichslehen Glauchau, Lichtenstein und Waldenburg dem böhmischen König zum Lehen antrugen und sich so bis zum Hauptrezeß von 1740 ihre volle Eigenständigkeit bewahren konnten. Erst 1779 endete die Lehnsherrschaft der böhmischen Könige über diese früheren Reichslehen.

  

Das Rittergut Tettau verkaufte dessen letzter bekannter Besitzer, Hans von Hagenest, samt allem Zubehör im Jahr 1422 an das Benediktinerinnen- Kloster zu Remse. Dieses Kloster bildete ursprünglich ein Filial des 1133 begründeten Klosters Bürgel, östlich von Jena gelegen.

Im Zuge der Reformation 1539 aufgelöst und zunächst in eine kurfürstliche Domäne umgewandelt, gelangte der Klosterbesitz 1543 durch Kauf an die gräfliche Linie von Schönburg- Glauchau. Seitdem bildete Tettau ein Amtsdorf innerhalb der schönburgischen Herrschaft Remse. Als Besonderheit ist zu vermerken, daß Remse im Gegensatz zu den meisten anderen schönburgischen Besitzungen nicht unter böhmischer, sondern unter wettinischer Lehnshoheit stand. Die Herrschaftsrechte der Herren von Schönburg waren hier daher nur grundherrlicher Art. Noch bis in das 18. Jahrhundert hinein besaß Tettau noch einen eigenen „Dingstuhl“.

Der Nachbarort im Süden, Pfaffroda, wurde im Dreißigjährigen Krieg schwer verwüstet. Der Siebenjährige Krieg 1756 bis 1765 und schlechte Erntejahre brachten erneut große Not über die Bewohner der Region (tettauer-heimatverein.de).

1797 fiel die Herrschaft Remse durch Kauf dann an die fürstliche Linie von Schönburg- Waldenburg, in deren Besitz sie bis 1945 verblieb (wikipedia.de, 30598).

  

Auch in A. Schumann's Postlexikon von Sachsen, Band 11 aus dem Jahre 1824, werden drei deutsche Orte des Namens Tettau aufgeführt. Viel gibt es über unseres freilich nicht zu berichten: „Tettau im Schönburgischen, ein kleines Pfarrkirchdorf und der Sitz eines Gerichtsstuhles in der fürstlich- Schönburg- Waldenburgischen Herrschaft Remisa am Erzgebirge, liegt an der Altenburger Gränze, 1 ½ Stunden westlich von Remse, 1 ½ Stunden von Glauchau am Altenburger Fußwege, 1 ¼ Stunden von Merane und Gößnitz. Es erstreckt sich ¼ Stunde lang in einem seichten Grunde nach dem Schönberger oder Köthelthal hinab, … wozu noch Oberndorf, Wünschendorf und Breitenbach im Schönburgischen, Köthel und Koblenz aber in Altenburg, gepfarrt sind… Südöstlich vom Dorfe liegt ein wichtiger und gut ausgehauener Schieferbruch und liefert gute Bausteine.“

Im Band 18 (Supplemente zu den vorangegangenen Bänden) wird Tettau im Postlexikon noch einmal erwähnt, wobei die einzige Ergänzung aber lautet: „Im Norden giebt es mehrere Puncte mit trefflichen Aussichten.“

Vom Braunkohlenbergbau liest man zu dieser Zeit noch nichts.

 

Das schönburgische Amt Remse, zu dem im 18. Jahrhundert auch die Gerichte Abtei Oberlungwitz gerechnet wurden, trug den Charakter einer Patrimonialgerichtsstelle und war 1835 dem königl.- sächs. Amt Zwickau zugeordnet. 1856 wurde es unter Zuschlagung weiterer umliegender Orte in ein sächsisches Gerichtsamt umgewandelt. Die ursprünglichen Reichslehen, seit 1740 „Rezeßherrschaften“ genannt, blieben dagegen noch bis 1878 unter schönburgischer Hoheit. Nach einer Verwaltungsreform im Jahr 1880 wurden sie – nun einschließlich des Amtes Remse – dann der neugeschaffenen Amtshauptmannschaft Glauchau angegliedert (30598).

1950 entstand die Gemeinde Tettau aus den drei Ortsteilen Tettau, Wünschendorf und Oberdorf. Sie gehörte jetzt zum Kreis Glauchau des Bezirks Karl-Marx-Stadt.

1974 wurde sie nach Schönberg (mit den Ortsteilen Schönberg, Köthel, Wünschendorf, Tettau, Oberdorf, Pfaffroda und Breitenbach) eingemeindet.

1992 wurde die Gemeinde Schönberg dann der Verwaltungsgemeinschaft Meerane angegliedert (tettauer-heimatverein.de). Im Zuge der Kreisreformen wurde 1994 der Landkreis Glauchau zunächst dem Landkreis Chemnitzer Land zugeschlagen und 2008 schließlich, wie schon einmal von 1835 bis 1856, dem heutigen Landkreis Zwickau angegliedert (hov.isgv.de).

Heute leben rund 1.000 Einwohner in der Gemeinde Schönberg auf einer Fläche von rund 16 km², womit die Gemeinde weit unter dem Durchschnitt der Bevölkerungsdichte im Regierungsbezirk Chemnitz liegt. In der ländlichen Gemeinde sind zahlreiche regionaltypische Fachwerkbauten und alte Bauernhöfe zu sehen. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die Windmühle im Ortsteil Tettau. Sie wurde 1838/1839 als holländische Turmwindmühle erbaut und 1989/1990 rekonstruiert (tettauer-heimatverein.de).

 

 
 
 

Zur Geologie

  

Die Erläuterungen zu den geognostischen Karten des Königreichs Sachsen von Carl Friedrich Naumann aus den 1830er Jahren erwähnen noch keinen Braunkohlenbergbau auf Tettauer Flur. Lediglich die Aufragungen des Grundgebirges, die südlich von Tettau die tertiäre Decke durchbrechen und auch bei A. Schumann ein paar Jahrzehnte früher schon als Schieferbrüche erwähnt wurden, sind auch in der geognostischen Karte aus dieser Zeit schon verzeichnet. Sie wurden von den Geologen 1904 in das untere Silur eingeordnet.

Erst im vorletzten Kapitel Zechstein, bunter Sandstein und Süßwasserquarz. S. 453ff im zweiten Heft der Erläuterungen, findet man einen kurzen Abschnitt unter dem Titel:

Braunkohlen, Gerölle und tertiärer Sandstein.

worin es heißt: Zwischen Klein- Mecka und Runsdorf (nordöstlich von Gößnitz) findet sich ein 3 bis 6 Ellen mächtiges Braunkohlenlager, das 18 bis 20 Ellen hoch mit Grus, Sand und weißem Thone bedeckt ist, zur Unterlage weißen Thon hat, und unterirdisch abgebaut wird. Die Kohle ist Erdkohle und bituminöses Holz. Nach Mecka zu erreicht das Flötz sehr bald seine Endschaft, nach Runsdorf aber dehnt es sich weiter aus, und es ist sehr wahrscheinlich, daß es unter diesem Dorfe noch vorhanden ist, da es wenigstens am südlichen Abhange der zwischen beiden Dörfern hinlaufenden Schlucht noch gefunden wurde. Auch mögen noch an mehren Puncten in der dortigen Gegend Braunkohlenlager vorhanden sein, an deren Aufsuchung man jedoch, bei der Nähe der Steinkohlen, kein besonderes Interesse haben dürfte...“

Hinsichtlich des Interesses an der Aufsuchung irrte sich Herr Naumann damals. Anhand dieser Beschreibung kann man aber die beiden fast gleich rotbraun erscheinenden Eintragungen im betreffenden Blatt der geognostischen Karte richtig deuten.

Die „Unterlage aus weißem Thon“ (Kaolin) muß sich auf die damals schon bekannten Kohlenvorkommen im Altenburgischen beziehen, denn in den Grubenakten aus späterer Zeit wird das Liegende der Braunkohle auf sächsischer Seite anders beschrieben.

  


Ausschnitt aus der Geognostischen Karte des Königreichs Sachsen, Blatt XV, 1845. Die Aufragungen des Schiefergebirges südlich von Tettau sind graugrün („Thonschiefer“) dargestellt, die Braunkohlenvorkommen nördlich des Ortes dagegen noch nicht enthalten. Am oberen Rand des Ausschnittes liegen die im Text oben erwähnten Dörfer Groß- und Klein- Mecka. Während die hellrötlichbraunen Farben links oben Ausstriche des Rotliegenden unter Zechstein am Pleiße- Tal anzeigen, dürfte die etwas mehr braune Insel zwischen Runsdorf und Klein- Mecka das von Naumann beschriebene Braunkohlenvorkommen umgrenzen.

      

Thomas Siegert beschrieb in der 1. Auflage der Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Blatt No. 93: Section Meerane- Crimmitschau im Jahr 1889 die Region dann genauer wie folgt:

„Die nordöstliche Ecke des Blattes, die Umgebungen von Tettau, Wünschendorf und Schönberg, gehören der östlichen Umrandung des erzgebirgischen Beckens und zwar dem Silur der mittelgebirgischen Falte an...

In der Tertiärzeit haben sich unteroligozäne Kiese und Sande in großer Mächtigkeit über das ganze Gebiet der Section ausgebreitet, denen sich, wenn auch nur in weit geringerer Ausdehnung, Thonlager und ein Braunkohlenflötz zugesellen. Nachdem diese Tertiärdecke durch die Erosion vielerorts wieder stark verdünnt, stellenweise auch ganz entfernt und von weiten Thalmulden durchschnitten war, wurden in dem ganzen Areale diluviale, theils kiesig- sandige, theils thonig- lehmige Bildungen abgelagert, in welche endlich die jetzigen Flüsse... ihre heutigen Thäler einschnitten...“

Auch heute werden die Ablagerungen des unteren Tertiärs (heute Paläogen) von den Geologen in die Serie des Eozäns eingeordnet.

Weiter heißt es an gleicher Stelle dann bei Th. Siegert in dem dem Tertiär gewidmeten Abschnitt:

V. Das Unteroligocän. 

„Das Unteroligocän wird im Gebiete der Section Meerane wesentlich von Kiesen und Sanden gebildet. Thone treten nur ganz untergeordnet in schmalen ... Lagern auf und Braunkohle stellt sich nur in der nordöstlichsten Ecke, bei Tettau, Pfarrsdorf und Zumroda ein... Von der ... Braunkohle sind oberflächliche Ausstriche nirgends nachzuweisen, vielmehr (ist sie) nur in den Schächten und Bauen der Pfarrsdorfer und Tettauer Braunkohlenwerke zu beobachten...

Die Braunkohle ist ganz vorwiegend eine erdige, mulmige Kohle und nur stellenweise führt das Flötz in seiner untersten Partie etwas gröbere Knorpelkohle. Das Braunkohlenflötz besitzt eine wellenförmige Lagerung, schwankt in seiner Mächtigkeit zwischen 2 und 7 m, ist stellenweise durch ein schwaches Zwischenmittel zertheilt und wird von einem ziemlich consistenten, braunen Sandstein mit Brocken und Schmitzchen von pechglänzender Braunkohle unterlagert, während sich auf dasselbe ein Complex von Thon, Sand und Kies in einer Mächtigkeit von 10 bis 20 m schichtet. Bei Zumroda wurde durch Bohrversuche eine 10 bis 20 m mächtige Decke von blaugrauem, zähem Thon direct über der Braunkohle nachgewiesen.

Die Ausdehnung des Tettauer Braunkohlenflötzes ist noch nicht genau umgrenzt. Dasselbe wird bei Tettau und Pfarrsdorf durch mehrere Schächte abgebaut, ist bis nahe Tettau, ferner zwischen Pfarrsdorf und Zumroda, sowie nördlich von diesem letzteren Orte durch Bohrversuche nachgewiesen worden und wird zwischen Zumroda und Runsdorf (jenseits der Sectionsgrenze) wiederum durch Schachtbetrieb gewonnen. Nach Westen und Osten hin dürfte es dagegen schon in geringer Entfernung von den jetzigen Bauen sein Ende erreichen. Auch etwa 300 m nördlich von Koblenz sind Bohrlöcher bis über 10 m gestoßen worden, ohne das Flötz anzutreffen. Es scheint demnach innerhalb der vorliegenden Section die Braunkohle nur eine schmale Bucht auszufüllen, welche in der Nähe und zwar etwas westlich von Tettau und Wünschendorf beginnt und sich in nördlicher und nordöstlicher Richtung über die Sectionsgrenze hinaus erstreckt.“

  


Ausschnitt aus der Geologischen Karte des Königreichs Sachsen, Blatt No. 93: Section Meerane- Crimmitschau, 2. Auflage, 1904. Tettau liegt genau am nordöstlichen Blattrand; Oberdorf bereits auf dem östlich angrenzenden Blatt 94. Die gesamten Hochflächen wurden von den Autoren in einem hellen Beige gehalten, was deren Überdeckung durch pleistozäne Sedimente, in erster Linie Lößlehm (d4), symbolisiert. Das Thieme'sche Braunkohlenwerk bei Tettau in Sachsen und ein weiteres südwestlich von Zumroda an der Grenze zum Herzogtum Sachsen- Altenburg (wohl das vorher Kirste´sche, ab 1892 dann Walther´sche Kohlenwerk) waren um 1904 noch in Betrieb und sind dargestellt. Die vertikal schraffierten Quadrate mit der Beschriftung ob1 stellen hier Schächte dar, mit denen das Braunkohlenflöz erreicht worden ist.

      


Das Profil auf dem Kartenblatt 94 der Geologischen Karten von Sachsen bildet die damaligen Kenntnisse über den Schichtenaufbau im Untergrund ab: Den altpaläozoischen Tonschiefern im Süden (dunkelgrün dargestellt und mit s1 bezeichnet) liegen kleinstückige Konglomerate des Oberrotliegenden auf (rotbraun, vertikal schraffiert). Die Hochflächen sind mit Kiesen und Sanden des unteren Tertiärs (o1) bedeckt, denen pleistozäne Lößlehme (d4) aufliegen. Während der Warmzeiten des Pleistozäns haben sich die Bäche und Flüsse in die Sedimentdecken der Hochflächen bis auf das Liegende der känozoischen Sedimente wieder eingeschnitten und umgelagerte Sedimente (Alluvium, meist Auelehm, mit a8 bezeichnet) in den Auen abgelagert. Die hier vorhandenen Braunkohlen (ob1) gehören dem Eozän und damit einer der unteren Stufen des Tertiärs (heute Paläogen) an.

   

Der zweiten Auflage der Erläuterungen aus dem Jahr 1904 vom gleichen Autor ist zusätzlich zu entnehmen:

Die Braunkohle von Pfarrsdorf- Tettau ist ganz vorwiegend eine erdige, mulmige Kohle, nur stellenweise führt das Flötz in seiner untersten Partie etwas gröbere Knorpelkohle, sowie kleine Mengen von zerfaserten Stammresten. Das Braunkohlenflötz besitzt eine wellenförmige Lagerung und im Allgemeinen eine geringe Neigung nach Nord...

In den Zumroda’er Werken ist das Braunkohlenflötz von einem 20 bis 25 m mächtigen und fast nur aus Lösslehm und Thon bestehenden Deckgebirge überlagert, fällt schwach nach Nord und besitzt zumeist 3 bis 5 m, ausnahmsweise auch bis 7 m Mächtigkeit, wird aber auch stellenweise ganz schwach und unbauwürdig...

Bei Tettau und zumal bei Pfarrsdorf ist ein großer Theil des Flötzes abgebaut, während bei Zumroda der Abbau erst seit einigen Jahren begonnen hat.“

    

Der Geologe Franz Etzold ist der Verfasser eines zusammenfassenden Sonderheftes zur Braunkohlengeologie in Nordwestsachsen, welches innerhalb der Reihe der Erläuterungshefte zu den einzelnen geologischen Kartenblättern im Jahr 1912 erschienen ist. Darin führte Etzold Die isolierten Braunkohlenvorkommnisse im Süden und Osten der Leipzig- Borna'er Hauptbraunkohlenmulde“ in einem gesonderten Kapitel auf und widmete gleich den ersten, speziellen Abschnitt dem „Braunkohlenflöz von Tettau.“ Neben einer kurzen geologischen Beschreibung enthält der Abschnitt auch schon einige historische Angaben, weswegen wir ihn hier zitieren wollen:

4 km östlich von Gößnitz an der Leipzig- Reichenbach'er Eisenbahnlinie wird die Grenze zwischen dem Rotliegenden und der silurischen Schieferumrandung des Granulitgebirges durch diluviale und oligozäne Ablagerungen verhüllt, welche letzteren durch ein Braunkohlenflöz in eine unter Stufe (Stufe der Knollensteine) und in eine obere Stufe der Kiese, Sande und Tone geteilt werden. Jenes Flöz besteht ganz vorwiegend aus erdiger, mulmiger Kohle und führt nur hier und da in seiner untersten Partie etwas gröbere Knorpelkohle sowie Reste von zerfaserten Stammstücken. Es ist wellenförmig gelagert und fällt im allgemeinen innerhalb 250 und 270 m über NN. ganz flach nach Norden hin ein. Seine Mächtigkeit schwankt zwischen 2 und 7 m, lokal stellt sich ein schwaches Zwischenmittel ein.

Das Liegende wird durch schon von Zincken 1871 erwähnten, mehr oder minder festen, braunen Sandstein mit Brocken und Schmitzchen von pechglänzender Braunkohle gebildet, welcher durch Verkittung der Sande und Gerölle der Knollenstein- Stufe mit sekundärer Kieselsäure und mit Eisen- und Mangan- Hydroxyd entstanden ist. Das aus nicht selten zusammengebackenem Sand und Kies sowie aus Ton bestehende Deckgebirge nimmt entsprechend der Lagerung des Flözes nach Norden hin allmählich von 8-10 m aus 20-25 m zu. Was die Ausdehnung des Tettau'er Flözes anlangt, so reicht dasselbe nach Süden hin nicht unter die Dörfer Tettau und Wünschendorf, nach Norden greift es auf altenburgisches Gebiet in die Fluren Zumroda und Pfarrsdorf über.

Die Braunkohle bei Tettau scheint in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts (also nach 1860) aufgefunden und sofort in Abbau genommen worden zu sein. Zincken erwähnt sie in seinem Hauptwerk*) 1867 noch nicht, aber 1868 wurden in Thieme's Braunkohlenwerk bereits 43.000 Scheffel gefördert. Das genannte Werk hat sich mit wechselndem, um die Jahrhundertwende 10.000 t im Jahr überschreitendem Ausbringen bis 1908 gehalten.

Neben ihm haben, namentlich in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, noch drei andere Werke jahrelang existiert, während zwei Versuchsbaue überhaupt nicht in Förderung kamen. Zurzeit dürfte, soweit sächsischer Boden in Frage kommt, das Flöz als vollständig abgebaut zu gelten haben.“

*) Damit ist die Publikation Die Braunkohle und ihre Verwendung, Erster Theil: Die Physiographie der Braunkohle, von Carl Friedrich Zincken gemeint. 

Wir schauen natürlich nach und finden ‒ allerdings im Kapitel zu den Vorkommen in Sachsen- Altenburg (auf S. 564) ‒ zumindest kurz erwähnt: „Bei Pfarrsdorf, Zumroda und Runsdorf liegen die Braunkohlen 10-32 Fuß mächtig unter 32-60 Fuß Deckgebirge zwischen Thonschieferzügen, bei Kleinmelka ist der Grubenbau sistiert.“

In seiner kurzen Beschreibung der im Königreich Sachsen bekannten Braunkohlenvorkommen findet man dagegen Tettau tatsächlich noch nicht.

    

Leider reichten die Kartenbeilagen dieses Erläuterungsheftes nicht soweit nach Süden über das Herzöglich- Sächsisch- Altenburgische Territorium hinweg, so daß Tettau auch darin von Etzold nicht dargestellt worden ist.

     

Auch im 1930 vom Festausschuß herausgegebenen Heimatbuch der Stadt Meerane werden die Braunkohlenvorkommen nordöstlich der Stadt erwähnt, und zwar im Kapitel:

C. Der geologische Bau von Meeranes Umgebung

In den Sandgruben (es werden hier die Orte Jägerhaus, Waldsachsen und die Pfarrsandgrube im Kötheler Grund bei Schönberg genannt) werden ab und zu auch kleinere schwarze linsenförmige Partien angeschnitten, die ihre Farbe eingeschlossenen Kohleteilchen verdanken, die offenbar von ... zersetzten Pflanzen stammen.

Auch ein Braunkohlenflöz wurde unter Tage noch bis zum Jahre 1925 in einem Herrn Walther in Zumroda gehörigen Schachte nordöstlich von Pfarrsdorf abgebaut, damals aber der Abbau eingestellt, weil die Förderung sich nicht mehr lohnte. Diese Braunkohle war von erdiger Beschaffenheit (Klarkohle); nur stellenweise fand man gröbere Knorpelkohle oder einige liegende Lignitstämme.

Der vordere Teil der früher 50 m langen Strecke lag 20 m unter Tage; im hinteren Teile aber war es an einer Stelle von einem nur 5 m mächtigen Deckgebirge überlagert. Das bis 4 ½ m anschwellende Flöz, das in dieser Grube nach Norden einfiel, wurde nur von der Lößlehmschicht bedeckt, während das Liegende der Braunkohle von Sand und unbedeutenden Tonschichten gebildet wurde. Das Flöz bei Pfarrsdorf gehört dem südlichsten Rande des nordwestsächsischen  Braunkohlengebietes an und erstreckte sich, durchweg unter Tage, von Tettau bis Runsdorf...

Auf die Walther'schen Kohlengruben kommen wir weiter  unten im Text noch einmal zurück. Im Nachsatz der Kapitelüberschrift heißt es noch: Besonderer Dank gebührt Herrn Landesgeologen Dr. Kurt Pietzsch in Leipzig für die Durchsicht des folgenden Aufsatzes vor der Drucklegung. Für die meisten nachstehend erwähnten Einzelheiten finden sich Belegstücke in der Oberrealschule.

Sehr schade, daß es diese Sammlung heute wohl nicht mehr gibt.

Bei Herrn Albin Kurt Pietzsch (*1884, †1964) handelt es sich im Übrigen um keinen geringeren, als den Herausgeber der Geologie von Sachsen; wenn auch die Erstausgabe heute aufgrund neuerer Forschungsergebnisse in Teilen überholt ist, so bleiben doch die Neuauflagen Standardwerke zur Geologie unseres Freistaats.

   

Vereinzelt finden sich auch in den Fahrjournalen der jeweils zuständigen Bergbehörden zu den Bergbaubetrieben Angaben über den geologischen Aufbau des Anstehenden: So beschrieb Berginspektor- Assistent Anshelm das Liegende der Kohle nach seiner Befahrung im Juni 1888 wie folgt: „Unter dem Flöze lagert schwarzbrauner, klarer, trockener Formsand.“

Zwei Jahre später schrieb im Oktober 1890 der Bergamtsreferendar M. Herold über das Flözliegende, es sei „ein grauer, mit Pflanzenresten durchsetzter Sandstein von mittlerer Dichtigkeit.“ Über die abgebaute Braunkohle heißt es an gleicher Stelle, sie sei mürbe, aber ziemlich bituminös und führe viel Ozokerit (40024-7, Nr.60).

Diese Beschreibungen können genau genommen aber nur für den damals allein noch in Abbau stehenden Südteil des Thieme'schen Baufeldes gelten.

Mit der Bezeichnung Ozokerit ist ein natürlich vorkommendes, oft stark riechendes, mineralisches Wachs oder Paraffin gemeint. Chemisch besteht Ozokerit aus einer Mischung von verschiedenen Kohlenwasserstoffen, überwiegend sehr langkettigen Alkanen (mineralienatlas.de).

Vom heutigen Unternehmensverbund ROMONTA Bergwerks Holding AG werden seit 1922 und noch bis heute bei Arnsdorf im Unterröblingen'er Tertiärbecken im Mansfelder Land solche Braunkohlen gefördert und daraus „Montanwachs“ für verschiedene Anwendungszwecke hergestellt (romonta.de, wachs-und-mehr.de).

  


Diese Aufnahme einer Ortsbrust stammt aus der Braunkohlengrube Leipnitz bei Grimma und zeigt mehr oder weniger stark inkohlte Stämme in der Braunkohle, welche durch das Anfahren natürlich auch zerfasern.
Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090405

Weitere Aufnahmen von Paul Schulz aus den  1920er Jahren.

   


Verkieselte Holzreste aus dem Nachlaß von E. Bachmann in
 Meerane. Leider sind zu den Stücken keine Etiketten überliefert, so daß ihre örtliche Zuordnung unklar ist; nach Erinnerungen des damaligen Besitzers könnten sie aber aus der Braunkohlenregion nordwestlich von Meerane stammen und wurden von seinem Vater als „Felsen“ für die Modellbahnanlage benutzt. Nach ihrem äußeren Erscheinungsbild könnten sie aber auch weit älter sein und dem Rotliegenden bei Chemnitz angehören. Eine genauere paläontologische Bestimmung steht noch aus. Heute Sammlung M. Och, Meerane. 

 


Weitere Holzreste aus demselben Sammlungsbestand. Heute Sammlung M. Och, Meerane.

  


Verkieselte Hölzer aus dem Braunkohlentagebau viel weiter nördlich bei Profen. In Spalten haben sich kleine Quarzkriställchen gebildet. Solche Stücke werden auch als Xylit bezeichnet, weisen große Härte auf und können daher auch für den modernen maschinellen Abbau noch ein Problem darstellen.
Sammlung und Foto: J. Boeck, Freiberg.

   


Das heller braun erscheinende Stück vom gleichen Fundort im Vergleich ist gänzlich unverkieselt. Solche Holzreste können durchaus „zerfasern“, wie es die alten Geologen beschrieben haben.
Sammlung und Foto: J. Boeck, Freiberg. 

  


In der leider weitgehend verschollenen Mineralsammlung des früheren Heimatmuseums zu Meerane haben sich auch Markasit- Knollen befunden, die ebenfalls aus den naheliegenden Braunkohlengruben bei Tettau gestammt haben können. Aufgrund unsachgemäßer Lagerung waren diese Stufen aber schon Anfang der 1990er Jahre völlig zersetzt und wurden entsorgt (Information von Herrn M. Och, Meerane). Diese Stufe Markasit, var. Speerkies, stammt aus einem Braunkohlentagebau bei Espenhain, wurde Mitte der 1980er Jahre gefunden und unter Silikonöl gelagert. Sammlung und Foto: J. Boeck, Freiberg.

   


Eine etwas abgerollte Knolle Markasit aus den Kreidesedimenten von Rügen.
Sammlung und Foto: J. Boeck, Freiberg.

  


Eine historische Stufe Ozokerit aus dem Tagebau Werschen bei Weißenfels.
Sammlung und Foto: U. Haubenreißer, Leipzig.

     


Ein ungefähr 5,5 cm breiter und 2,5 cm hoher Gußkörper aus Montanwachs, wie sie in verschiedenen Formen und für verschiedene Anwendungszwecke aus den von ROMONTA bei Unterröblingen geförderten Braunkohlen extrahiert werden. Sammlung und Foto: J. Boeck, Freiberg.

  

Aus dem betreffenden Abschnitt der Erläuterungen zum östlich angrenzenden Kartenblatt No. 94, Section Glauchau- Waldenburg, aus dem Jahr 1901 kann man noch erfahren:

VII. Das Unteroligocän.

„Vom Unteroligocän ist auf Section Glauchau- Waldenburg nur die tiefste Stufe, nämlich die der unteren Kiese, Sande und Knollensteine zur Ablagerung gelangt. Dieselbe besteht vorwiegend aus mittelgroben Kiesen, gegenüber welchen Sande und Thone meist eine untergeordnete Bedeutung erlangen... 

(Die Kiese) zeigen gewöhnlich eine horizontal- wellige, auch discordant- parallele Schichtung, sind zuweilen durch Eisen- und Manganhydroxyd geschwärzt oder auch verfestigt, sowie stellenweise durch ein quarziges Cement zu unregelmässig gestalteten und bis 1 Cubikmeter Inhalt erlangenden Knollensteinen oder Braunkohlenquarziten verfestigt...“

Weiter nach Osten war also keine bauwürdige Braunkohle mehr aufzufinden. Das nördlich angrenzende Kartenblatt aus dieser Zeit gibt es leider im Bestand der geologischen Karten des Königreichs Sachsen nicht, da dieses Blatt ja seinerzeit herzöglich- sächsisch- altenburgisches Territorium umfaßt hätte.

Tektonische Störungen wurden von den alten Geologen nie erwähnt. In der Bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 81) findet sich jedoch ein Verweis, daß man 1889 eine Verwerfung angetroffen habe, ohne daß deren Lage jedoch genauer rekonstruiert werden könne. Diese Verwerfung habe ein Fallen von 60° in Süd und eine Versprunghöhe von etwa 2 m aufgewiesen.

Aus den Fahrbögen zum Thieme'schen Kohlenwerk haben wir herausgefunden, daß sie beim Vortrieb der Verbindungsstrecke vom Neuen Maschinenschacht nach Nordwesten einige 10 m vom Schacht entfernt angefahren worden ist (40024-7, Nr.60). Auf einem  Riß aus dem Jahr 1887 ist sie mit einem Nordnordwest- Südsüdöstlichen Streichen eingezeichnet.

  


Einen solchen Knollenstein (oligozäner Braunkohlen- oder Süßwasserquarzit) vom Burgberg bei Grimma-Hohnstädt, auf der Flur des ehem. Rittergutes, hat Max Nowak um 1930 gefunden und fotografiert.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72044972

  

 
 
 

Zur Montangeschichte

Die ersten Nachrichten

  

Wie unklar die Vorstellungen über die geologische Einordnung der Braunkohlen noch im 18. Jahrhundert gewesen sind, kann man dem 1845 im Freiberger Magazin für Oryktographie erschienenen Bericht von Johann Carl Freiesleben Vom Vorkommen der brennbaren Fossilien in Sachsen entnehmen. Auch in dieser Quelle fand der Ort Tettau übrigens noch keine Erwähnung.

J. C. Freiesleben ordnete die Braunkohle unter Nr. 3 noch einem Erdharz- Geschlecht“ der brennlichen Fossilien“ zu und schreibt darüber: „Das Bituminöse Holz wurde in den frühesten Zeiten mit den Steinkohlen vermengt. Erst gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts nannte man es, zum Unterschiede von den eigentlichen Steinkohlen, braunholzige Kohle, woraus später die demselben gegen Ende des vorigen Jahrhunderts gegebene Benennung Braunkohle entstand...

Einen Theil des Bituminösen Holzes nannte man auch ... erdpechartig und unterschied ein braunes holzartiges fossiles Holz, von dem schwarzen erdpechigen oder gagatartigen. Letzterer Unterschied ist nicht unbegründet; denn es findet allerdings von dem nur wenig veränderten, fast nur gebräunten Holze, ein ununterbrochner Uebergang bis in die vollkommenste Pechkohle oder das Schlackige Erdpech statt. Dieser Unterschied zeigt sich auch in nachstehenden ganz verschiedenen Vorkommen und Alter des Bituminösen Holzes...

Das wesentlichste, wichtigste und häufigste, Vorkommen des ausgezeichneten Bituminösen Holzes, bleibt indessen immer das in der Braunkohlenformation, sowohl in Verbindung mit Erdkohle, als in den über der Erdkohle liegenden Thonlagern. Auf diese Art erscheint das Bituminöse Holz hauptsächlich in der Gegend von Leipzig, Borna, Colditz, Mittweida, Meißen, Zittau u. m. a. O. ...

Hinsichtlich des historischen Beginns des Abbaus von Braunkohle findet man in dieser Quelle noch die folgenden Bemerkungen im Abschnitt

2. Erdkohle.
(Braunkohle z. Th. Erdige Braunkohle. Bituminöses Holz.)

Bis gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts (des. 18.) blieb die Erdkohle ziemlich unbeachtet. Wo sie vorkam, wurde sie als Bitumen... erwähnt, auch wurde sie mit Steinkohle oder Torf identificirt; später als braune Harz- Erde, brennbare braune Erde, noch später (etwa von 1764 an) als Erdkohle oder Bergkohle und (ohngefähr von 1788 an) als Braunkohle hin und wieder erwähnt; bis sie Anfang des 19. Jahrhunderts im Werner'schen System unter dem Namen Erdkohle als Art der Braunkohlengattung näher bestimmt... wurde.

J. C. Freiesleben bezieht sich hier auf den Vater der Mineralogie, Abraham Gottlob Werner von der damaligen Königlich Sächsischen Bergakademie zu Freiberg. Und weiter:

Das eigentliche und wesentliche Vorkommen der Erdkohle gehört indessen der Braunkohlenformation an, deren geognostische Verhältnisse ziemlich einfach sind...

Am längsten (seit 1704) ist das Vorkommen der Erdkohle und des in ihr vorhandenen fossilien Holzes von Leipzig, namentlich der... dortigen Sandgrube bekannt.“

  

Ähnlich wie der Abbau von Kalkstein, Eisenerzen oder Ziegelrohstoffen unterlag die Gewinnung von Stein- und Braunkohlen nie dem höheren Bergregal, auch wenn das wettinische Fürstenhaus viele Versuche unternahm, sich die Hoheit über die wichtigen Brennstoffe zu verschaffen.

Die ‒ u. a. durch die Kleine Eiszeit Anfang des 18. Jahrhunderts ‒ immer stärker anwachsende Knappheit an Brennholz als dem damals wichtigstem Brennstoff und die damit verbundene Verteuerung aller Produkte, die energieintensiv erzeugt werden müssen, veranlaßte die kursächsische Regierung in Dresden schließlich im Jahre 1743, ein erstes, sogenanntes  Kohlenmandat zu erlassen. Auf dieser Grundlage wuchs in der Folgezeit ab der Mitte des 18. Jahrhunderts auch das wirtschaftliche Interesse an den Braunkohlen bald an.

Aus dieser Zeit sind für das Gebiet von Tettau noch keine Nachrichten über die Entdeckung oder gar eine Gewinnung von Braunkohlen oder Torf“ ‒ wie man sie damals noch gewöhnlich bezeichnete überliefert. Auch die sächsischen Meilenblätter vom Ende des 18. Jahrhunderts weisen noch keine Eintragungen von Kohlengruben oder Torfstichen in dieser Region auf. Nur nördlich der Ländergrenze, bei Runsdorf und Klein- Mecka, erwähnte C. F. Naumann in den Erläuterungen zur geognostischen Karte erstmals 1845 Braunkohlenabbau.

Auch in A. Schiffner's Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Erste Lieferung, den Zwickauer Kreisdirektionsbezirk enthaltend, erschienen 1839, heißt es zu den Dörfern der Herrschaft Remse (S. 234) nur: „12) Tettau (unter herrschaftlicher Collatur und seit 1837 unter Waldenburger Ephorie, 1834 = 22 H., wobei 1 Schule, und 141 E.), soll ehedem auch Wünschen- und Oberdorf noch inbegriffen haben, und der Stammort des sächsischen Geschlechts von Tettau (das man von dem böhmischen unterscheiden müsse) gewesen sein, … hat eine hübsche Kirche, 1 guten Gasthof, 1 Mühle, 1 wichtigen Schieferbruch und liegt 1 ½ Std. NWlich von Remse an der Landesgrenze und dem Glauchau- Altenburger Richtwege, in fruchtbarer Hügelgegend an einem Quellbache der Köthel. … Man gräbt hier einen gelben Bolus.“

Der aus dem Griechischen βόλος (bolos) - Klumpen hergeleitete Begriff Bolus meint hier schlicht Tonerde. Die Ziegeleien wird es also schon vorher gegeben haben und vielleicht hat man im Liegenden des Lößlehms in den Lehmgruben auch die Braunkohle zuerst entdeckt...

  


Auf den ab 1780 entstandenen Meilenblättern liegt der Ort Tettau genau in der Ecke von vier Kartenblättern. An der Grenze zum südöstlich angrenzenden Blatt sind die Schieferbrüche enthalten, Kohlenwerke hingegen noch nicht. Anstelle dessen sind nordwestlich von Tettau noch einige größere Waldstücke eingezeichnet. Bildquelle: georeferenzierte Blätter des Kartenforums der SLUB, Berliner Exemplar der Meilenblätter von Sachsen.

  

Aus den damaligen Kalendern für den Bergmann, Ausgabe auf das Jahr 1850, sei folgender Beitrag zu diesem Thema zitiert:

Beiträge zur Statistik des Stein- und Braun-Kohlen-Bergbaus im Königreich Sachsen

Von W. v. Herder, Oberbergamtsassessor a. D.

„Der Werth, welchen ein Industriezweig für den Staat hat, lässt sich am besten aus dem Werthe der Gesammtproduction desselben, verglichen mit dem Aufwande, welchen diese erfordert, beurtheilen. Uebersteigt der Werth der Production den Aufwand, so wird auch das Ergebnis für den Staat ein günstiges sein, denn der aus dem Betriebe einer solchen Industrie fließende Gewinn kommt dann schon den Unternehmern nicht allein zugute, sondern geht auch durch eine Verwerthung der Thätigkeit der dadurch beschäftigten Arbeiter zugleich mit auf den Staat über.

In einem ungleich höheren Grade ist dieß aber für den Staat dann der Fall, wenn der Aufwand, den eine gewisse Branche der gewerblichen Thätigkeit erfordert, schon von Anfang an im Lande bleibt und den Einwohnern desselben unmittelbar zugute kommt, also nicht erst, wie z. B. bei allen Industriezweigen, die sich mit der Verarbeitung im Auslande erzeugter Stoffe beschäftigen, für Rohproducte verausgabt werden muß.

Zu dieser Classe der Industrie gehört, wie bekannt, nicht allein aller Bergbau überhaupt, sondern insbesondere auch der, welcher es mit der Gewinnung der fossilen Brennstoffe eines Landes zu thun hat, oder der gesammte Kohlenbergbau.

Daß das Königreich Sachsen in seinen Stein- und Braun- Kohlen- Gruben dieserhalb einen bedeutenden Schatz besitzt, ist zwar als feststehend angenommen worden, aber doch haben bis jetzt detaillirte Angaben hierüber deshalb gefehlt, weil sich die Beaufsichtigung des Staates in der Hauptsache bisher nur auf die polizeiliche Ueberwachung des Grubenbetriebes erstreckt hat, nicht aber auch dahin ging, in diesen Beziehungen Erörterungen anzustellen.

Durch einen mir vor einigen Jahren gegebenen Auftrag habe ich jedoch Gelegenheit gehabt, über den sächsischen Kohlenbergbau ziemlich umfassende statistische Notizen zu sammeln, und ich erlaube mir daher die Hauptergebnisse derselben in Nachstehendem zu veröffentlichen, indem ich bemerke, dass sich sämtliche Zahlen auf die Verhältnisse in den Jahren 1845 und 1846 beziehen...

Hiernach sind in dieser Zeit in Sachsen im Durchschnitt jährlich ausgebracht worden:

I. an Steinkohlen

4.909.068 Dresdner Scheffel, und zwar
   

2.641.168 Scheffel im Dresdner Kohlenbassin,
2.175.200 Scheffel im Zwickauer und Würschnitzer Bassin und
92.700 Scheffel in den isolirten Bassins von Berthelsdorf, Flöha und Ebersdorf.

II. an Braunkohlen

1.805.400 Dresdner Scheffel, und zwar
  

891.000 Scheffel unmittelbar und circa
914.400 Scheffel in circa 30.480.000 Stück Ziegeln, das Tausend durchschnittlich zu 30 Scheffel gerechnet...

  

Rechnet man die Heizkraft eines Klafters 6/4-elligen weichen Scheitholzes im Durchschnitt derjenigen von 5,5 Schffl. Steinkohlen und von 10 Scheffl. Braunkohlen gleich, so werden durch die in Sachsen ausgebrachten Kohlen im Ganzen 1.080.535 ½ Klafter 6/4-elliges Scheitholz erspart…“

Dieser Bericht stammt übrigens aus der Feder von Eugen Wolfgang von Herder (*1810, †1853), dem einzigen Sohn des sehr bekannten sächsischen Oberberghauptmannes Sigismund August Wolfgang von Herder (*1776, †1838) und Enkel des Dichters Johann Gottfried Herder (*1744, †1803).

Die von E. W. Herder hier aufgestellte Rechnung hat freilich einen Pferdefuß: Man muß schon bedenken, daß der Braunkohlenabbau damals noch bei Weitem überwiegend im Tiefbau erfolgt ist, was nicht unerhebliche Mengen an Ausbauholz erfordert hat...

  


Auch auf dem Blatt 8 der Obereit´schen Karten von Sachsen, dieses Blatt g
edruckt 1850, ist zwar nun die Windmühle südlich von Tettau, jedoch noch immer kein einziges Kohlenwerk zwischen Tettau, Pfarrsdorf und Zumroda verzeichnet.

     

Literaturquellen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichten ebenfalls über die beginnende Nutzung der Braunkohlen. Nicht ungewöhnlich ist dabei, daß man Angaben dazu in Schriften über die Landwirtschaft findet – unterlagen doch einerseits die Kohlen stets bestenfalls dem niederen Bergregal, waren also grundeigen; und ist andererseits dabei zu bedenken, daß der Landwirt zu dieser Zeit noch alles, was er benötigte, möglichst aus eigenen Quellen selbst herstellte.

In einem Buch des Bauern Zacharias Kresse aus Dobraschütz (wir danken für den Hinweis Herrn Krause, Schönberg) zur Geschichte der Landwirthschaft des altenburgischen Osterlandes aus dem Jahr 1845 heißt es im Vierten Abschnitt: Vom Jahre 1672 bis 1775 zum Thema

2) Torf- und Braunkohlengräberei.

Über diese Erwerbszweige treffen wir in dieser Periode noch keinen Nachweis, denn daß man 1670 zu Meuselwitz zwischen dem Galgen und dem Weinberge angefangen hat, Bergbau zu treiben, läßt noch nicht vermuthen, daß dieser Versuch etwa wegen der Stein- oder Braunkohlen gemacht worden sei, denn auf dieser Stelle würde man wenigstens Letztere gefunden haben, es ist auch hierüber nichts erwähnt worden und daher ist eher anzunehmen, daß man etwas anderes gesucht hat.“

Über die nachfolgende Zeit Vom Jahre 1775 bis zur Gegenwart (also um 1845) heißt es im Fünften Abschnitt wieder unter der Überschrift:

2) Torf- und Braunkohlengräberei.

Diese beiden Erwerbszweige kannte man zu Anfange unserer Periode noch gar nicht, und nur zu Ende derselben fing man an, in der Gegend von Gröba im östlichen Osterlande Torf zu stechen, um Versuche damit zu machen, ob er brenne; allein, wenn man sich auch davon überzeugte, so erhielt die Sache doch keinen Fortgang. Ähnlich verhielt es sich mit der Braunkohle. Schon 1739, erzählt Meyner, vermuthete ein gewisser Major Lorenz zu Altenburg, daß in der Gegend … Steinkohlen liegen möchten. Er ließ daher von vier Bergleuten in seinem Garten… einen Schacht einschlagen und fand bals darauf eine braune Erde, die er Bergkohlenerde nannte, und da er fand, daß dieselbe brannte, so ließ er sie zu Ziegeln streichen und verbrannte sie in seinem Ofen und auf seinem Heerde, wobei er wahrnahm, daß diese Erde mehr Dienste leistete, als das schönste harte Holz. Trotz dieser Versuche und trotzdem, daß man sich überzeugt hatte, daß an verschiedenen Orten im Altenburgischen solche Erde lag machte man doch weiter keinen Gebrauch davon und der Briefschreiber, von dem Meyner diese Nachricht bezog, schließt so: „Aber nein ! Die Herren Altenburger kaufen lieber das theure Holz; denn die Köchinnen können besser damit umgehen.“ Es blieb daher dieser Schatz unbeachtet am Wege liegen…“

  

Nur wenige Jahre früher, gedruckt 1843, erschien das Buch von William Löbe (wir danken für den Hinweis Herrn Krause, Schönberg) über Die altenburgische Landwirthschaft in ihrem gegenwärtigen Zustande mit besonderer Berücksichtigung ihrer Nebenzweige und der agrarischen Gesetzgebung. Dort findet man über oben berichtete Anfänge Näheres auf Seite 268ff im Kapitel:

VII. Landwirthschaftliche Nebengewerbe

unter:

4. Torfgräbereien.

Dieselben sind unstreitig für das glückliche altenburger Ländchen ein höchst wichtiger Industriezweig. Die ersten Nachrichten von der Auffindung der Torferde datiren sich von dem Jahre 1739 und sind aus einem handschriftlichen Aufsatze des Edelstein- Inspektors David Frenzel zu Freiberg hervorgegangen.

Derselbe schreibt: „Am 6. Julius 1739 habe ich mich auf Empfehlung des Herrn Bergraths Henkel bei dem Herrn Major Lorenz zu Altenburg eingefunden, der nachgehends als Obrister in holländischen Diensten geblieben ist. Dieser nahm mich nach eingenommener Mittagsmahlzeit mit sich in seinen vor dem Teichthore bei der Ziegelscheune gelegenen Garten, ohne mir wissen zu lassen, in welcher Absicht. Ich verwunderte mich sehr, als ich darin vier Bergleute in voller Arbeit bey einer tiefen Grube antraf. Er fragte mich, sobald als wir dabei angekommen waren: ob er wohl hier Steinkohlen antreffen werde? Nachdem ich meine Bedenklichkeit geäußert hatte, so schien er ganz ungehalten zu seyn und versicherte mir: er habe zween geschworene Ruthengänger aus Freyberg und noch einen Dritten außerhalb Sachsen kommen lassen, die ihm allerseits Hoffnung zu Steinkohlen an diesem Orte und Stelle gemacht hätten.

Mein weiteres Gutachten, das er von mir verlangte, ging darauf hinaus: er werde in einer ferneren Tiefe von etwan einer Lachter Eisen- und Kießnieren antreffen, welche unstreitig die Ruthengänger irre geführt hätten. Indessen wollte ich nicht abredig sein, daß sich vielleicht über den Garten draußen, weiter im Gebüsche, Steinkohlen finden ließen, wenn nicht die Wasser es unmöglich machten, zu selbigen zu gelangen.

Ohne zu erwähnen, was er weiter zu thun Willens sey, ersuchte er mich, nach etlichen Wochen mich wieder bey ihm einzufinden. Als ich nach einiger Zeit kam, so überreichte er mir bey Tafel auf einem Teller sowohl Eisen- Nieren, als auch einige Steinkohlen. Er hatte nemlich mittlerweile in der von mir angegebenen Gegend, und zwar im Wege, der nach Waldenburg führt, einschlagen lassen, auch würklich Steinkohlen gefunden, wegen des Wassers aber die Arbeit aufgeben müssen. Im Garten hatte er dagegen einen rechten Schacht einsenken und denselben bergmännisch verzimmern lassen. Hier fand er unter der Garten- oder Dammerde erst einen groben weißen Sand, dann einen feinen klaren Sand, und einen glaskießlichen Stein in großen Stücken und durcheinandergesetzten Geschieben; hierauf einen schwärzlichten Letten, endlich eine braune Erde mit untermischtem Holze, welches die sogenannte Bergkohlenerde ist und getrocknet mit einem Brennglase angezündet werden kann. Sie giebt ein penetrantes Lohfeuer, das nicht verlöscht.

Diese Bergkohlenerde ließ der Herr Major ausgraben, in kleine Kästen schütten, mit Wasser einmachen, in kleine hölzerne Formen kneten, auf Art der Ziegel streichen, auf Bretter stürzen und in einem Schranken trocknen. Er bediente sich der also zubereiteten Masse sodann statt des Holzes in den Oefen und auf dem Heerde zum Kochen und Braten und versicherte, daß es ihm mehrere Dienste leiste, als das harte Holz.“

„Es findet sich dergleichen braune Erde an mehrern Orten im Altenburgischen. Ich habe sie in ganzen Gängen in den Sandbänken an dem Wege, wenn man nach Leipzig gehet, angetroffen. Aber nein! Die Herren Altenburger kaufen lieber das theuer Holz, denn die Köchinnen können besser damit umgehen.“

Im Jahre 1806 waren erst zwei Gruben im Gange: in Gröda und Meuselwitz, von denen die letztere wieder eingegangen ist, doch wußte man nach einem Bericht herzoglicher Kammer an Sereniss. Elementiss. Goth. vom 4. December 1804, welcher über die herrschaftliche Braunkohlengrube bei Gröda erstattet wurde, schon von Braunkohlenlagern in Meuselwitz, Neudorf und Niederleupten, doch heißt es darin: sie seien nicht bauwürdig.

Die erste gangbare Grube war eine herrschaftliche im Kammerforste; 1785 begann die Torfgräberei bei Gröda durch den Geheimen Rath von Griesheim; kurz darauf wurde die Braunkohlengrube im Kammerforste durch denselben entdeckt; 1795 erhielt er einen Muthschein auf dieselbe; 1808 trug er auf deren Abbau auf Actien an, fand aber keine Abnehmer derselben und trieb sie daher auf eigene Kosten bis zu seinem Tode 1813 mit unermüdlichem Eifer fort, da er den Werth der Braunkohle wohl erkannte, obgleich er nirgends Unterstützung fand und stets mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. 1809 wurde die erste Grube in Oberlödla bei dem Wiesenbauer Abraham Müller von Wiesenmühle, 1811 die gutherrschaftliche daselbst, 1823 die bei Haack in Altenburg, 1824 die in Dippelsdorf, 1834 die bei Thräna und 1836 erst die bei Waltersdorf eröffnet.

  

Nach Zinkeisen sind sämmtliche Braunkohlenlager in der Umgegend Altenburgs größtentheils an den Abhängen der fruchtbaren Hügel befindlich. Ihre Mächtigkeit steigt fast immer bergaufwärts, nach dem Thale zu gehen sie öfters zu Tage aus, in der Thalsohle selbst fehlen sie aber in der Regel ganz.

Die Bedeckung dieser Lager besteht größtentheils, je nachdem sie auf dem Berge selbst oder nach dem Thale zu vorkommen, aus mehr oder minder mächtigen Schichten von Dammerde, Lehm, Thon, Kies und gröberem, meist aber feinem, bis ganz weißen Sande.

Über der Braunkohle unmittelbar kommt stets eine Schicht weißen, auch graulich-schwarzen Thons oder weißen feinen Sandes, in den am niedrigsten gelegenen Gruben auch Lehm mit Kies gemengt vor. Namentlich sind die Braunkohlenlager um Altenburg, in Dippelsdorf, Kleinmecka, Oberzetscha, Gröda und Wildenhayn mit 8 bis 10 Ellen Thon bedeckt, wobei vorzüglich bemerkenswerth ist, daß sich darin, circa 10 Ellen über der Kohle, eine ½ bis 1 Elle mächtige Braunkohlenschicht vorfindet, welche über das ganze Hauptlager gleichförmig hinstreicht; eben so wechseln in Oberzetscha zwischen dem Thonlager Braunkohlenschichten von 2 bis 3 Ellen Mächtigkeit einige Mal ab. Diese minder mächtigen Braunkohlenablagerungen scheinen auf Anschwemmungen größerer Braunkohlendepots hinzudeuten. Weißer, feiner Sand bildet dagegen fast durchgängig die Decke der Braunkohlen in Oberlödla, Untermolbitz, Treben, Serbitz, Thräna und Waltersdorf.

Die Unterlage unter den Braunkohlen besteht in der Regel wieder aus weißem Sande oder bläulich- grauem, mit Bitumen geschwängertem Thon; unmittelbar darüber liegt in den meisten Gruben 1 Elle mächtige Schicht von dem großen Druck des ganzen Braunkohlenlagers und Abraums sehr fest zusammengepreßter Kohle von lichtgelber Farbe, die in allen Richtungen von dünnen schwarzen Pflanzenstengeln oder feingeäderten Wurzelresten durchzogen ist. Diese letzte Kohlenschicht der Braunkohlenlager wird von den Arbeitern Grundkohle genannt; läßt sich nicht streichen, sondern wird in großen Stücken, wie sie herausgehauen wird, fuderweise verkauft, da sie gut brennt; in andern Gruben ist sie mehr oder weniger von Pflanzenresten durchzogen, sehr hart und brennt ar nicht oder schlecht. Man nennt sie taube Kohle und läßt sie meist in den Gruben, zumal die Grubenwasser nicht allein sehr häufig diese, sondern auch die untersten Kohlenschichten herauszunehmen verhindern.

In den über der Braunkohle unmittelbar abgelagerten Thonschichten, nie aber in der Braunkohle selbst, finden sich zwei Ellen über, bis unmittelbar zwischen dem Thon und der Braunkohle die denkwürdigsten urweltlichen Überreste der Thier- und Pflanzenwelt. Sie gehören größtentheils dem Mammuth, dem vorweltlichen Rhinozeros, dem Elephanten, Mastodon, Dinotherium, Pferde, Hirsche, Elenn- und Rennthiere etc., den Palmen, Pinusarten und allen im Altenburgischen noch vorkommenden und vielen unbekannten Holzgattungen an.

Die Braunkohlenlager selbst bestehen aus mehr oder weniger staubartigen oder festen, licht- oder dunkelbraunen, zerstörten vegetabilischen Theilen, worin fast überall eine große Menge noch nicht völlig zersetztes bituminöses Holz, ja ganze Stämme davon, vorkommen. Die oberste und unterste Schicht des Kohlelagers ist öfters ½ bis 1 Elle mit dem feinsten weißen Sande geschwängert, wie in Oberlödla, Pöppschen, Dippelsdorf etc. und brennt deshalb, wie schon erwähnt, fast gar nicht.

Die Braunkohle brennt schon, sowie sie aus der Grube herauskommt. Mit Wasser und theilweise einiger Braunkohlenasche, wodurch sie mehr Consistenz erhalten soll,, vermengt, wird sie in auf beiden Seiten offenen Kastenformen zu vier Stück Ziegeln, auch, wie z. B. in Oberlödla und Pöppschen, in Kastenformen mit Böden zu 6 und 8 Stück Ziegeln auf Tischen gestrichen, brennt, nachdem sie ganz trocken ist, mit leichter, lebhafter Flamme, hitzt sehr gut und hält die Wärem sehr lange, da die Asche, deren sie eine bedeutende Menge zurückläßt, 24 bis 48 Stunden glühend bleibt. Beim Verbrennen entwickelt sie jedoch einen eigenen brenzlichen, bituminösen, unangenehmen Geruch, der aber zufolge der guten Construction der jetzigen Oefen nicht mehr so bemerkbar wird, als früher.

Als fremdartige Bestandtheile finden sich unter der altenburgischen Braunkohle:

1) Schwefelkies, ziemlich häufig, oft als Überzug oder Ausfüllung des bituminösen Holzes. In größern Stücken ist er nicht sehr, als Überzug oder Holzausfüllung aber sehr zum Verwittern geeignet und scheint auf die bei der Zersetzung der Braunkohlensubstanzen thätig gewesenen schwefel- und phosphorsauren Dämpfe, deren Erzeugnis er auch jedenfalls ist, hinzudeuten.

2) Retinit, fast in allen Gruben in mehligem Zustande nesterweise von hellschwefel- oder grünlichgelber Farbe ziemlich häufig vorkommend, ,beim Berühren augenblicklich in Staub zerfallend und beim Reiben einen ganz eigenen, sehr starken, kräftigen, nicht unangenehmen, harzig- schwefligen Geruch verbreitend. Auch in kleinen stumpfeckigen, rundlichen, festen Stücken mit graulicher rauher Oberfläche bis zur Größe eines Taubeneis kommt derselbe, aber nur selten, vorzüglich in Pöppschen von schneeweißer, gelber und brauner Farbe von fast allen Nuancen, ja fast ganz schwarz vor, hat beim Ansehen eines Pflanzenharzes Glas- oder Wachsglanz, ist leicht zersprengbar, durchscheinendem bis undurchsichtigem Strich und entwickelt bei Verbrennen, wo er lichte Flamme giebt, einen dem Bernstein ähnlichen, aromatischen Geruch.

3) Auch Bernstein und Honigstein soll in ziemlich großen Stücken in den Braunkohlengruben gefunden, von den Arbeitern aber zerschlagen worden sein.“

Demnach begann der Braunkohlenabbau im Altenburgischen am Ende des 18. Jahrhunderts und nahm in der Folgezeit ziemlich schnell zu. Zumindest die unweit nördlich von Tettau gelegenen Gruben bei Kleinmecka werden auch in diesem Bericht bereits erwähnt.

Bei dem hier von Löbe genannten Mineral Retinit handelt es sich um ein fossiles Harz, das dem Bernstein ganz ähnlich, meist jedoch opak ist.

   


Eine Stufe Retinit aus der Grube Concordia bei Nachterstedt, historischer Fund mit Etikett vom Mineralienhaus Droop in Dresden; Größe ca.3 x 3 cm. Sammlung und Foto: U. Haubenreißer, Leipzig.

   

Noch einmal zurück zum Buch von Bauer Frenzel. Über den aktuellen Stand der Torf- und Braunkohlengräberei wird hierin nochmals gesondert berichtet (S. 335ff):

Diesem Zeitabschnitte war vorbehalten, auch in Auffindung und Benutzung der Torf- und Braunkohlenlager eine ausgezeichnete Thätigkeit zu entwickeln, und es ist unglaublich, wie diese Schatzgräberei in so kurzer Zeit an Umfang gewonnen hat…“

Im Weiteren wird ein Aufsatz des Ratsherren Zinkeisen zu Altenburg zitiert, aus dem auch wir Folgendes wiedergeben wollen:

Nach den von mir (von Herrn Zinkeisen) aufgefundenen Nachrichten war die herrschaftliche Grube im Kammerforste die erste gangbare Grube im hiesigen Amtsbezirke, 1785 begann die Torfgräberei bei Gröba durch Herrn Geheimen Rath von Griesheim… Nach den genausten, von mir meistentheils an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen werden jetzt im Amte Altenburg im Ganzen 56 Braunkohlengruben betrieben, davon 37 Gruben durch Abbau vom Tage herein und 19 bergmännisch mittelst Schachtabsenkung…“

In der nachfolgenden Aufstellung finden wir dann auch wieder „zwei Gruben in Kleinmecka.“ Euphorisch schließt der Aufsatz des Herrn Zinkeisen damit, daß „unser glückliches Ländchen, namentlich die nähere Umgebung unserer Residenzstadt (Altenburg), vielleicht auf undenkliche Zeiten gegen Holzmangel und Holztheuerung durch diese Braunkohlengruben geschützt ist…“

Herr Zinkeisen kannte natürlich noch nicht den großindustriellen Braunkohlenbergbau, der um die nächste Jahrhundertwende Einzug hielt…

  

Ob es sich aus dem Altenburgischen nach Sachsen herumgesprochen hat, oder ob die Sachsen selber darauf gekommen sind, nach Braunkohle zu suchen, verrieten uns die Quellen bisher nicht. Die ersten gesicherten Nachrichten über den Braunkohlenbergbau bei Tettau entstammen jedenfalls dann der Zeit nach 1850 (30051, Nr. 2763/1): Auf eine Anfrage der Amtshauptmannschaft Zwickau teilte das Amt Remse im Jahr 1857 nämlich dorthin mit, daß bereits gegen 6 bis 7 Gruben bzw. Schächte mit Dampfmaschinen in Tettau und den angrenzenden Fluren von Zumroda“ vorhanden seien.

Nach den Eintragungen des Markscheiders Carl Schenke, der im Juli 1862 die ersten, später noch genauer erläuterten Grubenrisse anfertigte, begann als erster in Tettau Zacharias Heimer im Jahr 1854 mit dem Braunkohlenabbau. 1856 tat es ihm Hermann Thieme, 1857 Michael Fleischer und 1858 Gottlieb Küchler nach. Als letzter begann erst 1867/1868 Hermann Leithold mit dem Braunkohlenabbau unter seiner Feldflur.

  

Mit der beginnenden Industrialisierung und vor allem mit dem Einzug der Dampfmaschinen in die Fabriken wuchs der Bedarf an Brennstoff noch einmal rapide an und löste an vielen Orten ein neues „Berggeschrei“ und einen regelrechten „Boom“ aus. Binnen kürzester Zeit entstanden daher nun auch in Tettau mehrere Kohlenwerke...

Über die hiesigen Torfgruben“ fand der Pfarrer Heinrich Schnabel aus Tettau am 28. September 1859 Grund zur Beschwerde im Amt Remse, weil sich auch an den Sonntagen dort „viel Verkehr findet. Es wird viel verladen und weggefahren...“ Daraufhin übersandte die Kreisdirektion aus Zwickau eine Verordnung zur Sonn- und Feiertagsarbeit auf den Kohlenwerken nach Remse. Das Amt hatte diese den Grubenbesitzern zuzustellen und auf deren Einhaltung zu achten.

Einmal darauf aufmerksam geworden, wurde auch die Kohlenwerksinspektion in Zwickau von der Amtshauptmannschaft beauftragt, die Tettauer Kohlengruben zu befahren und darüber zu berichten. Die erste Revision erfolgte daraufhin am 21. Dezember 1861 durch den Zwickauer Kohlenwerksinspektor Richard Kühn. Er benannte in seinem Bericht vom Januar 1862 die folgenden vier Braunkohlengruben zu Tettau:

Hermann Thieme´s Braunkohlenwerk
Zacharias Heimer´s Braunkohlenwerk
Gottlieb Küchler´s Braunkohlenwerk
Michael Fleischer´s Braunkohlenwerk

und notierte über sie in seinem Fahrbericht, er habe die betreffenden Gruben durchgängig in Ordnung gefunden“; die schon seit 1850 auch für Kohlenbergwerke vorgeschriebenen Grubenrisse hingegen gar nicht. Wieder wurde das Amt Remse beauftragt, die betreffende Verordnung den Grubenbesitzern zuzustellen und darauf hinzuweisen, daß die Betriebsrisse auch jährlich durch einen konzessionierten Markscheider nachzubringen seien.

Weil das natürlich Geld kostete, beschwerten sich die Kohlenwerksbesitzer umgehend in Zwickau. Als Argument führten sie u. a. an, zu befürchten, daß sie ihre Pläne für den zukünftigen Abbau offenzulegen hätten. Inspektor Kühn antwortete daraufhin am 28. Februar 1862 in einem Brief, den er stellvertretend für alle anderen an den Kohlenwerksbesitzer H. Thieme richtete, daß es an dem nicht sei; es gehe vielmehr darum, den vollführten Abbau zu dokumentieren. Dies sei schließlich auch im Interesse der Grubenbesitzer selbst, könnten sie doch auf dieser Grundlage besser planen, wie sie ihre Gruben zukünftig ausrichten wollten. Sie können aber beim Königlich Sächsischen Oberbergamt zu Freiberg um Dispensation nachsuchen, den Erfolg eines solchen Gesuchs muß ich aber für zweifelhaft halten,“ schrieb der Berginspektor weiter. Inspektor Kühn empfahl auch gleich noch, den Markscheider Carl Schenke aus Zwickau mit der Erstellung der Grubenrisse zu beauftragen.

Betriebspläne waren zu dieser Zeit tatsächlich noch gar nicht vorgeschrieben. Die Grubenrisse zu diesen vier Braunkohlenwerken dagegen wurden im Frühjahr 1862 wirklich erstellt und sind zur Prüfung in Zwickau eingegangen. Im Juni desselben Jahres sandte die Kohlenwerksinspektion sie an die Grubenbesitzer mit dem Bemerken zurück, man habe keine Ergänzungswünsche und befände sie für ausreichend (30051, Nr. 2763/1). Diese vier Risse sind in den Beständen des Bergarchives in Freiberg erhalten geblieben (siehe weiter unten im Beitragstext).

  

Den Familiennamen Thieme, der oben unter den ersten vier Besitzern genannt wird, haben wir übrigens in alten Akten mehrfach wiederfinden können: Ein Begüterter namens Johann Michael Thieme nämlich war wenigstens schon seit 1792 in Tettau ansässig (10079, Loc. 13414/20 und 30023, Nr. 1861). Der Name Michael Thieme erscheint außerdem im Jahr 1842 als Bauerngutsbesitzer erneut in Gerichtsakten über einen Streitfall (30037, Nr. 132).

In den Kirchenbüchern von Tettau findet sich der folgende Eintrag: Hermann Thieme, geb. 16.9.1822, des Johann Michael Thieme j. (jüngster) Sohn, gest. 9.2.1901. (Hinweis von Herrn J. Krause, Schönberg). Damit kennen wir nun auch die Lebensdaten des Besitzers des größten Braunkohlenwerkes in Tettau ‒ doch dazu später noch mehr.

   

Die nächste Revision führte Inspektor R. Kühn dann am 24. März 1864 durch. Jetzt führte er in seinem Bericht nur noch drei Kohlenwerke in Tettau auf: Herr Fleischer hatte seine bergbaulichen Aktivitäten schon 1863 wieder aufgegeben.

Der Berginspektor befand diesmal nicht mehr alles für in Ordnung, sondern kritisierte die Stellung der Fahrten in den Schächten: Wohl um Platz zu sparen und die Schachtquerschnitte kleiner halten zu können, habe man sie saiger an die Stöße gestellt, wodurch kaum Platz hinter den Sprossen zum Durchtreten und daher eine große Gefahr des Abrutschens bestehe. Noch vor Ort habe er die Besitzer aufgefordert, die Stellung der Fahrten zu verändern. In seinem Bericht empfahl er der Kohlenwerksinspektion zudem, im Unterlassungsfalle den Besitzern eine nicht unerhebliche Strafzahlung in Höhe von 10 Thalern anzudrohen.

Außerdem veranlaßte Inspektor Kühn, daß den Grubenbesitzern die gesetzlichen Unfallverhütungsvorschriften zuzustellen seien, welche ursprünglich nur für die Steinkohlenbergwerke galten, inzwischen aber vom Oberbergamt auf alle Kohlengruben ausgedehnt worden sind (30051, Nr. 2763/1).

    

Eine wenig vorteilhafte Beschreibung des damals angewandten Abbauverfahrens durch den altenburgischen Berginspektor Wolfert aus dem Jahr 1866 wird in der Bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 81) folgendermaßen zitiert: Der Abbau geschieht in einer solchen Weise, daß die neue Abbaustrecke hart an der Grenze des eben frisch abgebauten Feldes hinläuft. Eine Methode, die in allen drei Hinsichten verwerflich ist. Da ist ein Einsturz der Strecken zu befürchten, ferner werden die Kohlen verwüstet und endlich kostet diese Methode viel Streckenholz, da die Zimmerung oft ausgewechselt werden muß.“

Nur dort, wo lockere Sande im Hangenden anstanden, wählte man auch in Sachsen solchen Örter- oder Streckenabbau, ansonsten baute man die Braunkohle ‒ überall, wo die Abraum- gegenüber der Flözmächtigkeit einen Tagebau unwirtschaftlich machte und die Grubenbesitzer daher zu unterirdischem Abbau gezwungen waren ‒ gewöhnlich im sogenannten Bruchbauverfahren ab, wobei die einzelnen Brüche etwa 4 m bis 5 m Breite besaßen. Kohlenwerksinspektor F. R. Köttig erläuterte dieses  Abbauverfahren im Jahr 1877 noch einmal genauer.

Nur bei sehr großen Flözmächtigkeiten wurde auch in zwei Sohlen abgebaut, was aber nur für die L. Hiller´sche und die G. Heimer´sche Grube bei Zumroda bzw. Pfarrsdorf (beide auf altenburgischer Seite) aktenkundig sei (40073-1, Nr. 81).

Von Interesse ist dabei, daß einige Bauernfamilien offenbar sowohl auf sächsischer, wie auch auf thüringischer Seite Ländereien besaßen bzw. bewirtschafteten und hüben wie drüben auch Kohle abgebaut haben, wie etwa die hier genannte Familie Heimer.

  

Eine dritte Inspektion ist nach dem Inhalt der Akte der Amtshauptmannschaft Zwickau am 31. Dezember 1867 erfolgt. Inspektor R. Kühn hatte hinsichtlich der Fahrbarkeit der Schächte diesmal nur noch die Grube von Gottlieb Küchler zu kritisieren, wo in einem erst nach dem Erlaß der Sicherheitsvorschriften neu niedergebrachten Schacht die Fahrten wieder saiger gestellt waren.

Nebenbei vermerkte er, daß dieser Schacht eine Teufe von 10 Lachtern und zirka 4 Ellen (also rund 22 m) besessen habe. Von Interesse ist darüber hinaus die Anweisung des Berginspektors, daß Küchler die angewiesene Änderung der Fahrtenstellung auszuführen habe... mindestens vor Wiederaufnahme des Betriebes im nächsten Herbste.“ Diese Bemerkung belegt, daß die Bauern natürlich im Sommerhalbjahr mit der Bewirtschaftung ihrer Güter genug zu tun hatten und damals nur im Winterhalbjahr Kohle unter ihren Fluren abbauten.

Dies muß sich aber mit dem Beginn der Produktion von Braunkohlenziegeln geändert haben, denn die konnte man nur bei entsprechend sommerlichem Wetter vernünftig trocknen. Auch die überlieferten Belegschaftsstärken von bis zu 20 Mann können eigentlich nicht allein aus Tagelöhnern bestanden haben, die im Sommer auf den Feldern und im Winter in den Kohlengruben gearbeitet haben...

Für alle vier Werke hingegen (es waren 1867 wieder vier, denn in diesem Jahr hatte H. Leithold ebenfalls mit dem Braunkohlenabbau unter seiner Flur begonnen) hatte Inspektor R. Kühn anzuweisen, daß zukünftig sicher fahrbare Fluchtstrecken zwischen den einzelnen Schächten der jeweiligen Braunkohlenwerke ‒ die Gruben bauten offenbar also schon damals an mehreren Stellen in ihrem Feld zeitgleich ab ‒ herzustellen seien. Konkret müsse jeder belegte Grubenbau mit mindestens zweien der vorhandenen Schächte in fahrbarer Verbindung stehen. Dies gelte gleichermaßen für das neue Braunkohlenwerk im Besitz von Hermann Leithold, welches dazumal gerade mit dem Abteufen des ersten Schachtes beschäftigt war. Auch dort solle man gleich einen zweiten Schacht als Flucht- und Wetterweg planen.

Im Folgejahr änderte sich dann mit der Einführung des Allgemeinen Berggesetzes für das Königreich Sachsen die rechtliche Zuständigkeit und die Bergbehörden wurden neu organisiert. Damit endete auch die Zuständigkeit der Amtshauptmannschaft und der Kohlenwerksinspektion in Zwickau und deshalb leider der Inhalt dieser Akte... (30051, Nr. 2763/1)

   

Nach dem Inkrafttreten dieses ersten Allgemeinen Berggesetztes für das Königreich Sachsen im Jahr 1869 fielen auch die bisher grundeigenen Kohlengruben unter die technische Aufsicht durch die neugeschaffenen Berginspektionen Dresden, Chemnitz und Zwickau. Ab 1869 erfolgte deshalb die technische Überwachung der Tettauer Braunkohlenwerke durch die damalige  Berginspektion Chemnitz, die ihrerseits dem Königlich- Sächsischem Landesbergamt in Freiberg unterstellt war.

Ab der Ausgabe auf das Jahr 1866 findet man in den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen dann erstmals auch allgemeine Mittheilungen von dem sächsischen Kohlenbergbau. Den Ortsnamen Tettau findet man darin erstmals in der Ausgabe vom Jahr 1869 im Abschnitt:

D. Mittheilungen von dem sächsischen Kohlenbergbau.

Im Zwickauer Inspectionsbezirk.

III. Neue Anlagen.

wo es heißt: „4) In Golzern bei Grimma ward von dem Gutsbesitzer Ottomar Liebig durch den Betrieb einer Tagestrecke, in Tettau bei Meerane von dem Gutsbesitzer Herrmann Leuthold durch Absinken eines Schachtes, unterirdischer Braunkohlenabbau in der Nähe schon vorhandener Werke eingeleitet.“

Wie wir bereits wissen, waren wenigstens seit 1854 hier ja schon mehrere Kohlenwerke vorhanden. In der Notiz steht übrigens der Name Le-u-thold, aber das kann ein Druckfehler gewesen sein.

  

Unter den Bergstatistischen Mittheilungen rückte schon im Folgejahr 1870 das Kapitel über den Kohlebergbau auf Platz zwei nach vorn: B. Kohlenbergbau. Da die Jahrbücher dazumal gewöhnlich erst zwei Jahre später gedruckt erschienen, beinhaltet diese Ausgabe die Angaben für das Jahr 1868, also unmittelbar nach der Verabschiedung des Berggesetzes (in Kraft gesetzt wurde es Anfang des Jahres 1869).

Für dieses Jahr 1868 wurden (in der Ausgabe 1870) für das gesamte Königreich Sachsen insgesamt 186 Braunkohlen- Bergwerke, darunter aber nur zwei fiskalische Werke, aufgelistet. In dieser Zusammenstellung sind unter dem Gerichtsamt Remse nun die folgenden vier privaten Braunkohlenwerke auf Tettauer Flur aufgeführt:

  Belegschaft Ausbringen (Scheffel)
Zacharias Heimer´s Braunkohlenwerk 9 Mann 23.170
Gottlieb Küchler´s Braunkohlenwerk 13 Mann 21.000
Hermann Leithold´s Braunkohlenwerk 10 Mann 7.000
Hermann Thieme´s Braunkohlenwerk 25 Mann 43.000

Alle hier aufgeführten Besitzer werden alsin Tettau“ benannt, waren also Bauern und Grundeigner daselbst.

Herr Z. Heimer war außerdem (1878) noch Besitzer einer der beiden in den historischen Kartenwerken aus dieser Zeit verzeichneten Ziegeleien (30045, Nr. 415) ‒ er dürfte deshalb einen Teil der Produktion seines Kohlenwerkes in der eigenen Ziegelei auch selbst als Brennstoff genutzt haben. In den statistischen Angaben der Jahrbücher stehen als Besitzer manchmal ein Herr Z. Heimer und manchmal ein Herr J. Heimer. Wahrscheinlich handelt es sich auch dabei aber nur um Druckfehler, denn wir haben bei unseren Recherchen nicht gefunden, daß die Geschäftsführung des Braunkohlenwerkes innerhalb der Familie tatsächlich mehrfach gewechselt hätte.

Bis jetzt wissen wir auch noch nicht, in welcher verwandtschaftlichen Beziehung Zacharias und Guido Heimer zueinander standen. Letzterer erscheint in den Akten der Altenburgischen Bergbehörde als Eigentümer der Grube Nr. 75 bei Pfaffroda (Landesarchiv Altenburg in Thüringen, Bestand 1-15-0502, Nr. 143).

  


Auf dieser großmaßstäblichen Karte (1:100.000) von Altenburg aus dem Jahr 1871 (Ausschnitt) sind nun erstmals die „Tettauer Torfgruben“ nördlich der Landesgrenze zum Königreich Sachsen, zwei Ziegeleien nördlich von Tettau sowie eine weitere südlich von Wünschendorf eingezeichnet.

 

Im Folgejahr wird in derselben Aufstellung der Jahrbücher für das Thieme'sche Werk erstmals die Produktion von rund 3,6 Millionen Stück Ziegeln angeführt ‒ diese Vorläufer der Briketts waren auch als Preßlinge oder Naßpreßsteine bekannt.

Auch das Leithold'sche und das Küchler'sche Braunkohlenwerk produzierten ab 1870, das Heimer'sche dann ab 1871 ebenfalls, Braunkohlenziegel. Sie wurden damals noch nicht maschinell mit Pressen erzeugt, sondern wie Mauerziegel von Hand in Formen gestrichen.

Ab 1870 beschäftigten alle vier Braunkohlenwerke ‒ veranlaßt durch die neue Berggesetzgebung und die Gleichstellung mit anderen Bergwerken ‒ auch Steiger bzw. technische Betriebsleiter als Aufsichtspersonal, und zwar sind benannt
 

für das: als Steiger bzw. Betriebsleiter: 
Zacharias Heimer´sche Braunkohlenwerk Friedrich Rose 
Gottlieb Küchler´sche Braunkohlenwerk August Trachsdorf
Hermann Leithold´sche Braunkohlenwerk Friedrich Falke
Hermann Thieme´sche Braunkohlenwerk Franz Krause

Da Herr Krause 1872 verstorben ist (40024-7, Nr. 60), stellte H. Thieme dann Christian Saupe als Steiger und Betriebsleiter anstelle des bisherigen ein.

Ab der Ausgabe 1873 werden die statistischen Mitteilungen in den Jahrbüchern dann noch in die Abschnitte B. Steinkohlenbergbau und C. Braunkohlenbergbau untergliedert ‒ ein Zeichen, wie rasant der Kohlenbergbau in der Gründerzeit, bedingt durch den Brennstoffbedarf der wachsenden Industrie, zu dieser Zeit angestiegen ist.

   

 
 
 

Zur Geschichte der Kohlenwerke in der Gründerzeit und ihrem Niedergang

  

Der wirtschaftliche „Boom“ der Gründerzeit nach 1871 war überall durch Erkundungsvorhaben und durch zahlreiche Neugründungen von Kohlenwerken gekennzeichnet. Eine Nachricht, die diese Zeit gut charakterisiert, findet man in der Jahrbuch- Ausgabe auf das Jahr 1874 im Kapitel:

VIII. Andere wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge im Jahre 1872 

C. Braunkohlenbergbau

Berginspektionsbezirk Chemnitz.

„In Folge des gestiegenen Bedarfs an Kohle und der bedeutend gestiegenen Preise der Steinkohle hat die Unternehmungslust auch der Braunkohle eine größere Aufmerksamkeit zugewendet und eine Vereinigung von Capitalien zu ihrer Gewinnung um so mehr veranlasst, als neue Verbesserungen der Feuerungsanlagen die Ausnutzung des ganzen Brennwerthes ermöglichen...

So erbohrten die Unternehmer Becker & Comp. und Bley & Comp. im Februar 1872 in den Fluren ... bei Leipzig ein 11,3-13,5 m mächtiges Braunkohlenlager mit sehr beträchtlicher Verbreitung, für dessen Aufschließung bereits zwei Versuchsbaue ... begonnen worden sind.

Einen gleichfalls günstigen Erfolg hatten die fiskalischen Bohrungen nach Braunkohlen im Timmlitzer Forstrevier bei Leisnig. In dem östlichen Theile desselben erbohrte man im Mai 1872 ein Braunkohlenlager mit ... einer Mächtigkeit bis 7,7 Meter. Auch auf diesem sind bereits weitere Aufschluß- und Untersuchungsarbeiten eingeleitet worden.

Die vor einer Reihe von Jahren verlassenen Braunkohlenfelder zu Arntitz bei Lommatzsch wurden zu Anfang 1872 von einem Actienvereine wieder für bergmännischen Betrieb acquirirt. Trotz der geringen Festigkeit hat sich die Arntitzer Braunkohle selbst für industrielle Zwecke als vollständig brauchbar erwiesen...“

  


Auf der Äquidistantenkarte, Section Meerane, aus dem Jahr 1878 sind neben den zwei Ziegeleien nun auch mehrere Braunkohlengruben beiderseits der sächsisch- altenburgischen Landesgrenze verzeichnet.

 


Im Bestand Generalrisse im Bergarchiv werden Kopien dieser Äquidistantenkarten aufbewahrt, auf denen verliehene bzw. bergamtlich registrierte Grubenfelder eingetragen sind. Hier der betreffende Ausschnitt aus dem Blatt 93, Section Meerane, mit den Einzeichnungen der Abbaufelder der einzelnen Werke in Sachsen und unmittelbar an der sächsisch- altenburgischen Grenze (Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-1, Nr. I20771, vergrößerter Ausschnitt, grüne Linie: Grenze der Gemarkung Tettau).

   

Am Ende der Gründerzeit nach 1873 ging das Wirtschaftswachstum dann aber ebenso schlagartig wieder zurück und damit sank auch der Bedarf an Kohle als Energieträger. Als erstes verschwand das Leithold'sche Kohlenwerk in der Ausgabe 1876 aus der statistischen Auflistung. Vermutlich aufgrund ausgehender, kostengünstig bauwürdiger Kohlenvorräte wurde das Werk also 1874 aufgelassen.

1877 ereilte dasselbe Schicksal auch das Heimer'sche Kohlenwerk. Die Produktion von Braunkohlenziegeln hatte Z. Heimer schon 1875 eingestellt, zeitweise (im Jahr 1877) tat dies auch H. Thieme.

Im Jahr 1878 gingen selbst große Kohlenwerke, wie Borna- Lobstädt und Frohburg, zeitweise in Liquidation und der sächsische Staat verkaufte eines der beiden bis dahin fiskalischen Braunkohlenwerke (das bei Leisnig) an einen privaten Unternehmer.

1876 hatte Gottlieb Küchler sein Kohlenwerk an seinen bisherigen Steiger August Trachsdorf verpachtet (In den Akten des Thüringer Bergamtes Altenburg erscheint übrigens 1878 der Herr Emil Trac-k-sdorf, im Jahrbuch oder in den thüringischen Akten kann es also auch hier wieder einmal zu Druckfehlern gekommen sein.) Die Steigertätigkeit führte dieser aber weiterhin fort.

1882 ging dann aber auch das Küchler'sche Werk aus dem Felde, so daß nun mit dem Thieme'schen nur noch ein Braunkohlenwerk in Tettau fortbestand.

Für das Jahr 1881 sind in der Statistik der Jahrbücher insgesamt nur noch 126 Braunkohlen- Bergwerke in Sachsen aufgeführt (davon eines in Staatsbesitz).

   

Wie der Abbau der Kohle damals erfolgte, kann man in einem Aufsatz des Berginspektors F. R. Köttig aus Dresden in der Jahrbuchausgabe von 1877 nachlesen. In dieser Quelle wird der Ort Tettau ‒ übrigens als einziger im Inspektionsbezirk der Amtshauptmannschaft Zwickau mit Braunkohlen- Bergbau ‒ auch namentlich aufgeführt. Unter dem Titel:

Graphische Uebersicht
über
die Betriebsresultate des sächsischen Braunkohlenbergbaues
in den Jahren 1853 bis 1875.

heißt es zu den Abbauverfahren:

„Den Abbau der Kohlen anlangend, so wird derselbe bei nicht zu mächtigem Deckgebirge mittels Tagebau, im anderen Falle aber unterirdisch bewirkt... 

b) Grubenbau. Der unterirdische Braunkohlenabbau wird entweder durch Tagestrecken oder durch Schächte eingeleitet, und richtet sich die Art des Abbaues nach der Lagerung des Flötzes. Ist dieselbe söhlig, schwach geneigt oder nur schwach wellenförmig abgelagert, so erfolgt dessen Vorrichtung von dem Ausrichtungspuncte aus unmittelbar durch Hauptgrundstrecken, von welchen aus durch Auffahren von Flügel- und Abbaustrecken die Eintheilung des Feldes erfolgt. Hat das Kohlenflötz regelmässiges Fallen und ist das Grubenfeld nicht unverhältnissmässig gross, so setzt man den Schacht am liebsten in den tiefsten Punct des Feldes, im andern Falle aber in die Mitte desselben und richtet die tiefere Parthie des Kohlenflötzes nach Verteufung des Schachtes querschlägig aus.

Die Vorrichtung des Abbaufeldes erfolgt hier ebenfalls durch Hauptgrundstrecken, von diesen aus, je nach dein Fallwinkel des Flötzes, mit schwebenden Strecken, Diagonalen, und von denselben aus mit Flügel- und Abbaustrecken. Ist das Kohlenflötz stark wellenförmig abgelagert, so teuft man den Förderschacht wo möglich in das Muldentiefste ab, unterfährt von hier aus mittelst eines Querschlags die einzelnen Muldenpuncte und treibt in der Muldennaht die Hauptstrecken. Von diesen aus erfolgt sodann die Vorrichtung des Feldes in der bereits vorangeführten Weise.

Die Art des eigentlichen Abbaues der Kohlen ist beim sächsischen Braunkohlenbergbau fast durchgängig dieselbe.

Ist das Kohlenflötz in der angedeuteten Weise in Pfeiler abgetheilt, so werden von der wirklichen oder der angenommenen Abbaugrenze aus, rückwärts die durch die Abbaustrecken begrenzten Kohlenpfeiler gewonnen, worauf die dadurch entstandenen hohlen Räume zu Bruche gehen.

Die Grösse der Abbaupfeiler richtet sich nach Beschaffenheit des Hangenden und Liegenden und nach der Ständigkeit der Kohle. Je unhaltbarer das Hangende und je fester die Kohle, um so kleiner nimmt man die Brüche.

Die Gewinnung der Kohlenpfeiler selbst erfolgt dadurch, dass man dieselben möglichst nahe an der Sohle unterschrämt und den Ueberhang sodann hereintreibt... 

Aufbereitung. Die Stückkohlen werden überall besonders gefördert, die übrigen Kohlen hingegen gemischt und über Tage erst der Separation in Mittel-, Knorpel- und Klarkohlen unterworfen.

Letztere werden auf vielen Werken mit der Hand zu Ziegeln oder Batzen geformt, mehrfach aber auch, sei es mit Wasser oder auf trocknem Wege, mittels Maschinen zu Briquetts verarbeitet in den Handel gebracht.

Von Letzteren werden die zu Skaska fabricirten grössten Theils nach Berlin verfrachtet, während der Kohlenabsatz in den übrigen Theilen des Landes sich zumeist nur auf die nähere Umgebung der Werke erstreckt...“

Genauso hat man auch im Jahr  1950 noch gearbeitet.

Abschließend heißt es in diesem Aufsatz: „Aus den hier mitgetheilten statistischen Angaben geht hervor, dass der Braunkohlenbergbau Sachsens jetzt einen ansehnlichen Zweig der Bergwerksindustrie dieses Landes bildet und um so mehr Beachtung verdient, als er nicht nur eine immerhin bedeutende Anzahl von Arbeitern beschäftigt, sondern auch nicht unwesentlich zum Aufblühen der Industrie und des Wohlstandes der Bewohner in den betreffenden Landestheilen beigetragen hat.“

   

Bedauerlicherweise entwickelte und verbreitete sich die Fotographie Ende des 19. Jahrhunderts erst, so daß bildliche Dokumente zum frühen Braunkohlen- Tiefbau generell recht selten sind. Die folgenden Fotos hat Paul Schulz in den Jahren 1927 und 1943 im fiskalischen Braunkohlenwerk Leipnitz bei Grimma aufgenommen.

  


Braunkohlegebiet Leipnitz. Schachtkaue
einer „Moorkohlengrube“. Sicher haben die ersten Schachtgebäude auch in Tettau ähnlich einfach ausgesehen. Foto: Paul Schulz, 1927.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090229

   


Braunkohlewerk Leipnitz, Streckenkreuz. Foto: Paul Schulz, 1927. Anhand der verschwommenen Person rechts sieht man, daß Paul Schulz untertage noch mit sehr langen Belichtungszeiten arbeiten mußte. Das gegenüber abgehende Ort wurde offenbar nachretuschiert und abgedunkelt...

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090242

  


Braunkohlewerk Leipnitz, Hauptstrecke im Stollen. Diese Aufnahme ist besser gelungen und man erkennt gut die mit den Querschlägen zum Abbau vorgerichteten Pfeiler. Foto: Paul Schulz, 1927.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090245

   


Braunkohlewerk Leipnitz, Brucharbeiten. Foto: Paul Schulz, 1927. Hier handelt es sich sicherlich nicht um Abbau in einem der „Brüche“, sondern tatsächlich um Aufwältigungsarbeiten an einem Streckenverbruch. 

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090256

   


Braunkohlewerk Leipnitz, Bruchbau. Foto: Paul Schulz, 1943. Dieser Kumpel scheint uns tatsächlich in einem der Abbauorte bzw. Brüche Kohle aufzuladen.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090284

   


Braunkohlewerk Leipnitz, krumme Strecke. Foto: Paul Schulz, 1944. In diesem Werk scheint die Kohle eine hohe Standfestigkeit aufgewiesen zu haben, denn auch diese Strecke steht wieder frei von Ausbau n der anstehenden Kohle.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090279

   


Braunkohlewerk Leipnitz, Sortierung und Landverkauf. Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090408

Weitere Aufnahmen von Paul Schulz aus den  1940er Jahren.

   

 
 
 

Aus den Unterlagen zum Fleischer'schen Kohlenwerk (1857-1863)

  

Zu dieser Grube existiert keine Landesbergamtsakte, lediglich ein Grubenriß, welcher auf die Jahre 1862 bis 1863 datiert ist (40041, Nr. I15811). Auch im Generalriß (40044-1, Nr. I20771) ist dieses Kohlenwerk ob seines offenbar nur kurzen Bestandes gar nicht vermerkt.

Das Baufeld grenzte nach den Eintragungen im Grundriß im Westen an Z. Heimer’s Flur, im Norden an die sächsisch- altenburgische Landesgrenze und im Osten an M. Pohler's Flur. Da der Name des Besitzers dieser Grube unter denen der meist auf den Rissen vermerkten Grundeigentümer nicht auftaucht, scheint Herr Michael Fleischer die Abbaurechte aber nur gekauft oder gepachtet zu haben, vermutlich von Zacharias Heimer.

Von Interesse hinsichtlich des Abbaubeginns ist besonders der Vermerk des Markscheiders C. Schenke auf dem Grundriß, daß der nördliche Teil bereits ab 1857 abgebaut worden sei. Die eingetragenen Abbaujahre enden im Süden mit 1863. Die beiden abgebauten Flözabschnitte unterteilen sich in einen nördlichen und einen südlichen Bereich, die aber untereinander nicht mit Strecken verbunden sind. Die Vermutung liegt daher nahe, daß der nördliche Teil schon zu dieser Zeit von altenburgischer Seite her abgebaut worden sein kann.

Die technische Ausstattung von M. Fleischer’s Kohlengrube umfaßte ein Huthaus und zwei Schächte. Wenigstens einer davon verfügte zum Antrieb der Förderung über eine „Roßkunst“, also einen Pferdegöpel.

   


Grund- und Saigerriß von der Braunkohlengrube des Herrn M. Fleischer in Tettau, gefertigt im Juli 1862 und nachgebracht im März 1863 von Carl Schenke, Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40041, Nr. I15811, Gesamtansicht, Norden ist oben.

   


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Riß mit dem Grundriß des M. Fleischer'schen Kohlenwerkes und den verzeichneten Übertageanlagen.

   

 
 
 

Aus den Akten zum Leithold'schen Kohlenwerk (1867-1874)

  

Zur Grube existieren sowohl eine Akte des Landesbergamtes zu Freiberg (40024-7, Nr. 66), als auch ein Grubenriß (in Kopie in der Akte 40064-1, Nr. 497). Wie wir oben schon gelesen haben, begann Hermann Leithold als letzter unter den benachbarten Bauern im Jahr 1867 mit dem Braunkohlenabbau unter seiner Feldflur.

  

Aus der ab 1869 im Landesbergamt zu Freiberg geführten Akte (40024-7, Nr. 66) erfährt man, daß damals ein Berginspektor Förster bei der Berginspektion Chemnitz für die Tettauer Kohlenwerke zuständig gewesen ist. Dieser hat im November 1869 erstmals alle vier zu dieser Zeit bestehenden Gruben in Tettau befahren. Seine Fahrjournale sind sämtlich relativ knapp gefaßt und enthalten nur wenige bergpolizeiliche und sonstige Vermerke. Die neugeschaffene Behörde hatte wohl zunächst alle Hände voll damit zu tun, sich erst einmal einen Überblick über die zahlreichen, privaten Kohlengruben zu verschaffen...

Zur Leithold'schen Grube vermerkte er 1869 jedenfalls nur, daß zum Zeitpunkt seiner Befahrung im November gar kein Betrieb stattgefunden habe und daß als Betriebsführer der Steiger Friedrich Falke angestellt sei.

  

Der damals noch sehr großen Anzahl der Braunkohlenwerke geschuldet, erfolgte die nächste bergbehördliche Befahrung erst drei Jahre darauf im Dezember 1872 und nun durch den Berginspektor C. W. Schulze. Der notierte in seinem Befahrungsbericht, daß das Werk wieder einmal außer Betrieb stehe und daß es Besitzer Leithold an einen Herrn Gottlieb Wiedemann aus Koblenz im Altenburgischen verpachtet habe. Dieser wiederum sei selbst Steiger und außerdem Besitzer der Grube Nr. 44 in Zumroda bei Gößnitz im Altenburgischen.“

Unsere Nachsuche im Online- Findbuch des Thüringer Landesarchives ergab leider keinen Treffer zu einer solchen Grube, jedoch haben wir dort Herrn Albin Wiedemann als Besitzer der Grube Nr. 128  gefunden, die jedoch erst zwischen 1893 und 1911 auf Zumroda'er Flur Braunkohle abgebaut hatte.

Außerdem findet sich an dieser Stelle noch die Bestellung von Friedrich Rose durch die Bergbehörde als Aufseher und Steigerdienstversorger für die Tettauer Grube aus dem Jahr 1870. 1873 ernannte G. Wiedemann Herrn Rose formal zum Steiger auf der Leithold'schen Grube.

Schon bei seiner ersten Befahrung hatte Berginspektor Schulze dem Pächter aufgetragen, die außer Betrieb stehenden Schächte gegen Zutritt Unbefugter gehörig zu verschließen. Auch bei seiner nächsten Befahrung im September 1873 war diese Ermahnung zu wiederholen. Insbesondere sei der Zutritt zum Maschinen- und zum Treibehause durch Anschlag zu verbieten.

  

Dem oben schon erwähnten Grubenriß ist zu entnehmen, daß Hermann Leithold von drei Schächten ausgehend verschiedene Erkundungsstrecken in das Abbaufeld auf seinem Grundstück treiben ließ. Offenbar war das Flöz aber auch hier nur in einzelnen Teilflächen bauwürdig, denn die zwischen 1868 und 1873 als abgebaut (schraffiert) gekennzeichneten Flächen verteilen sich ziemlich unregelmäßig in der Fläche, vor allem an derem südwestlichen Rand, zum Heimer'schen Feld hin. Um 1874 hat H. Leithold den Abbau eingestellt.

Trotzdem haben von Thüringer Seite her erst Albin Kirste, nach 1892 Julius Walther und 1911 noch einmal dessen Sohn Albin Walther von Norden her auch in dieses  Feld eingeschlagen, ohne dabei jedoch bemerkenswerte Erfolge zu erzielen. Zu dieser Zeit befand sich das Grundstück dann bereits im Besitz von H. Leithold´s Sohn, Arno Leithold.

   


 Grund- und Saigerriß von der Braunkohlengrube von H. Leithold in Tettau, gefertigt im März 1869 und nachgebracht bis Februar 1874 von Carl Schenke, Markscheider in Oelsnitz/E
., Kopie nach dem im bergamtlichen Archiv aufbewahrten Riß Brk. N185, am 13.II.1911 gefertigt von H. Gretschel, Rißarchivar. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40064-1, Nr. 497, Aktenbeilage, Gesamtansicht.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit Feldesgrenzen und Grundriß der Grubenanlage. Die Schächte I und II besaßen demnach Kauen bzw. Maschinenanlagen übertage, während bei Schacht No III keine Übertageanlagen verzeichnet sind. Ein Huthaus stand separat im Südosten. Westlich von Leithold’s Grube ist hierin der Name Michael Pohlers als Grundeigentümer eingetragen, welcher also das Grundstück zwischen Leithold´s und Heimer´s Feld bewirtschaftete. An der östlichen Feldgrenze ist hier außerdem Herr Abraham Thieme – noch jemand aus dieser Familie – als Eigentümer der Feldflur verzeichnet.

   


Nach dem oben schon gezeigten Ausschnitt der Übersichtskarte haben die Baufelder von Leithold und Heimer dagegen mehr oder weniger direkt aneinander angegrenzt. Auch an der anderen, östlichen Seite findet sich in späteren Unterlagen neben A. Thieme mit A. Mehlhorn noch ein weiterer Grundbesitzer.

  


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Grundriß. Die roten Jahreszahlen geben den Abbauzeitraum der kreuzschraffiert dargestellten Baufelder an, der hier insgesamt von 1868 bis 1873 reicht. Das neben der Schachtkaue am Schacht
I eingezeichnete Gebäude dürfte das Maschinenhaus gewesen sein.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit einem Saigerriß der Schächte dieser Grube in Nordwest- Südost- Richtung. Übertage sind an den Schächten Aufsattelungen geringer Höhe und kleine Halden verzeichnet; untertage ist mit der rotbraunen Farbe die Mächtigkeit des Braunkohlenflözes an den drei Schächten graphisch dargestellt.

   

Die nächste Befahrung durch Berginspektor Schulze erfolgte im Dezember 1874. Jetzt berichtete er lapidar: Das Werk ist eingegangen, die Schächte sind verfüllt. Der Pächter wurde daraufhin vom Landesbergamt aufgefordert, seine Grubenrisse zu vervollständigen und zur Aufbewahrung an die Bergbehörde zu schicken.

Daraufhin meldete sich aber der Flurstückseigentümer H. Leithold in Freiberg mit der Bitte, ihm doch die Grubenrisse zu überlassen, weil das betreffende Grundstück nur zu einem kleinen Theile abgebaut ist und vielleicht im Lauf der nächsten Jahre der Abbau daselbst wieder beginnt.

Der Bitte wurde auch entsprochen und daraus erfahren wir, warum der oben gezeigte Grubenriß heute nicht im Bestand der vom Landesbergamt deponierten Risse der gewerblichen Braunkohlengruben liegt, sondern wir ihn in der Akte der doch erst viel später entstandenen Technischen Bergbauinspektion (TBI) des Landes Sachsen gefunden haben (40064-1, Nr. 497).

Auf die Ankündigung des Besitzers hin, den Abbau eventuell selbst wieder aufzunehmen, besuchten auch 1875 und zuletzt im Dezember 1877 die Bergbeamten noch einmal die Leithold'sche Grube, wobei sie aber unverändert konstatierten, daß der Betrieb ruhe und die alten Schächte verfüllt seien. Zu einer Fortsetzung kam es dann erst im Jahre  1911, als ausgehend von Thüringer Seite Albin Walther erneut von Norden her in die Leithold'schen Felder einschlug.

   

 
 
 

Aus den Akten zum Heimer'schen Kohlenwerk (1854-1876)

  

Zur sächsischen Grube existieren sowohl eine Akte des Landesbergamtes zu Freiberg (40024-7, Nr. 56), als auch ein Grubenriß (40041, Nr. I15812). Letzterer ist auf die Jahre 1862 bis 1877 datiert, was nach unseren Recherchen auch hier der tatsächlichen Abbaudauer entspricht.

Auch im Generalriß (40044-1, Nr. I20771) ist das Kohlenwerk von Zacharias Heimer eingezeichnet. Danach lagen die Grundstücke und das Heimer'sche Baufeld zwischen dem Leithold´schen im Nordosten und dem Küchler´schen im Südwesten. Zwischen den erstgenannten hat außerdem die Flur von Albin Pohlers gelegen.

Nach den Eintragungen im Grubenriß war Herr Zacharias Heimer wohl der erste auf sächsischer Seite der Grenze, der bereits ab 1854 Braunkohle unter seiner Flur gefördert hat.

In der Bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 81) wird noch angegeben, daß auch nördlich der Grenze nach Altenburg bei Zumroda eine Heimer´sche Grube bestanden habe. Bei dieser handelte es sich um die Grube Nr. 75 im Besitz von Guido Heimer (Landesarchiv Altenburg in Thüringen, 1-15-502, Nr. 143). Der Akteninhalt zu dieser Grube datiert ab 1863 und endet 1909.

   


Grund- und Saigerriß von der Braunkohlengrube des Herrn Z. Heimer in Tettau, gefertigt im Juli 1862 von Carl Schenke, Markscheider, zuletzt nachgebracht im August 1877 von R. Luja, Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40041, Nr. I15812, Gesamtansicht, Norden ist oben.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der nordwestlichen Abbaue. Nach den Eintragungen des Markscheiders begann Herr Heimer hier mit dem Abbau bereits 1854. Alle fünf hier verzeichneten, 1862 in Betrieb stehenden Schächte sind mit Kauen überbaut.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Standort der Ziegelei (unten) und einer „verbrochenen Waßerstrecke“, die bis zu einem „Alten Kunstschacht“ an der Ziegelei führte. Vermutlich hat man das anfallende Grubenwasser also auch für den Betrieb der Ziegelei verwendet.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit einem Saigerschnitt der Schächte in West- Ost- Richtung. Der Markscheider hat neben den farblichen Markierungen zur Flözlage auch einige Zahlenangaben zur Teufenlage der Flözober- und Unterkante vermerkt, aus denen eine Flözmächtigkeit von zirka 2,2 m bis 3,7 m hervorgeht. Übertage sind auch hier wieder niedrige Aufsattelungen mit kleinen Bergehalden um die Schächte herum dargestellt.

   

Auch hier erfolgte die erste Befahrung durch Beamte der Berginspektion Chemnitz im November 1869. In jenem Herbst hat Berginspektor C. W. Schulze offenbar alle vier ‒ ja auch dicht benachbarten ‒ Kohlengruben nacheinander befahren.

Hinsichtlich der Heimer'schen Kohlengrube bemerkte er in seinem Fahrjournal, daß sich die dasige Ausmauerung des 50 Ellen tiefen Schachtes ... bis jetzt nirgends gezogen oder gesenkt habe. Herr Z. Heimer war die Sache offensichtlich mit großer Gründlichkeit angegangen und verwendete nicht den immer wieder instandhaltungsbedürftigen Holzausbau für seinen etwas mehr als 25 m tiefen Förderschacht.

Außerdem vermerkte der Inspektor noch, daß als Betriebsführer der Steiger Friedrich Rose angestellt war.

   

Auch hier ist die nächste bergbehördliche Befahrung des Braunkohlenwerkes wieder erst im Dezember 1872 dokumentiert und ebenfalls durch Inspektor C. W. Schulze erfolgt. Seinem Fahrbericht ist zu entnehmen, daß das Werk zu dieser Zeit bereits über wenigstens zwei Förderschächte verfügte, die mit Haspeln versehen seien. Der Bemerkung Schulze's, daß die Kessel der Wasserhaltungsmaschine baldigst einer Prüfung zu unterziehen seien, kann man zudem entnehmen, daß auch Zacharias Heimer zumindest einen der Schächte bereits mit einer von einer Dampfmaschine angetriebenen Pumpenanlage ausgerüstet hatte.

Für die Überprüfung von Dampfkesseln war zu dieser Zeit die Gewerbeaufsicht bei der jeweiligen Amtshauptmannschaft zuständig. Bisher haben wir aber leider noch keine näheren Beschreibungen dieser technischen Anlagen auffinden können.

Allerdings hatte Herr Schulze auch so einiges zu bemängeln: An den Förderhaspeln fehlten z. B. eiserne Feststeller für die Kübel und im Schacht II fehlte ein Signalzug für die Verständigung zwischen den Förderleuten im Füllort und auf der Hängebank übertage. An einigen Stellen war auch der Streckenausbau mangelhaft und solle durch Helfer- Thürstöcke“ unterbaut und verstärkt werden. Außerdem beauflagte der Inspektor den Eigentümer, „die Kauen beider Schächte mit verschließbaren Türen zu versehen und geschlossen zu halten, wenn im Schacht nicht gearbeitet wird. Tja, Arbeitsschutz und Sicherheit spielten damals noch eine andere Rolle...

Dann ist in diesem Fahrjournal noch festgehalten, daß Herr Rose als Steiger inzwischen ausgeschieden sei und Herr Heimer nunmehr den Herrn Johann Friedrich Schreck als Steigerdienstversorger angestellt habe. Dieser wiederum  habe vorher fünf Jahre lang als Hauer in einem Braunkohlenwerk bei Zumroda gearbeitet, besitze jedoch keine Bergschulausbildung. Der Berginspektor vermerkte, daß er ihn in bergbaulicher Hinsicht für geeignet“ halte, diese Tätigkeit auszuführen. Jedoch wolle er ihn in einiger Zeit einer Prüfung seiner Kenntnisse unterziehen.

  

Diese Prüfung ist dann auch am 16. Februar 1873 in Chemnitz erfolgt, freilich mit nur wenig passablen Resultaten. Herr Schreck erhielt vom Berginspektor die folgenden Noten:
   
Lesen Gut.
Schreiben Genügend.
Rechnen Wenig genügend.
Kenntnisse im Gebrauche des Kompasses Ungenügend.
Rißkenntnisse Ungenügend.
Kenntnisse der bergpolizeilichen Vorschriften Genügend.

Das reichte eigentlich keineswegs aus, aber weil Herr Schreck versprochen habe, die fehlenden Fertigkeiten zu erlernen, werde die Prüfung wiederholt und bis auf Weiteres“ dem Bergamt in Freiberg die Genehmigung der Steigeranstellung empfohlen.

Als im Dezember 1874 eine weitere Befahrung der Grube durch den Berginspektor erfolgte, hielt dieser aber in seinem Bericht fest, daß Schreck erneut um ein Vierteljahr Aufschub für die immer noch ausstehende Wiederholungsprüfung gebeten habe...

  

In diesem Fahrjournal von 1874 liest man außerdem, daß Schacht II außer Betrieb stehe. Wieder einmal war die Sicherheit zu bemängeln und darauf hinzuweisen, daß die Schachtkauen für Unbefugte verschlossen zu halten seien.

Aus dem nächsten Bericht vom Dezember 1875 erfährt man, daß auch Schacht I jetzt abgeworfen sei. Dieser sei gezimmert“, also mit Holzausbau versehen, während Schacht II mit Mauerung versehen sei und regelmäßig zur Fahrung genutzt werde. Bei diesem muß es sich also um den Maschinenschacht zur Wasserhaltung gehandelt haben.

Allerdings war eine Befahrung der Grube gerade nicht möglich, weil sie abgesoffen war.

  

Wieder ein Jahr später, im November 1876, hat Berginspektor Schulze dann notiert, daß der Betrieb auf sächsischer Seite sistiert war. Man baue gegenwärtig mittels neuer Schächte auf altenburgischer Seite die Kohle ab.

Wir schließen daraus, daß die Verwandtschaft im Herzogtum Sachsen- Altenburg von ihrem Braunkohlenwerk ausgehend den Abbau fortgeführt haben könnte, sonst wären sicherlich Verträge und Unterlagen über eine Übertragung der Abbaurechte in den Akten zu finden gewesen.

Bei diesem Stand blieb es zunächst in der Berichterstattung der Bergbeamten: 1877 erfährt man, daß die Schächte abgebühnt und die Kauen verschlossen seien und im Fahrbericht vom Januar 1879 liest man nur, daß das Werk im Vorjahre gänzlich ohne Betrieb gewesen sei.

Das letzte, in dieser Akte enthaltene Fahrjournal datiert auf den 19. Juni 1880. Der Betrieb war bis dahin nicht wieder aufgenommen worden. Die Schachtkauen standen zwar noch; sie müßten allerdings gehörig reparirt und sonst verschlossen“ werden.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit den nordwestlichen Abbauflächen. Der nördliche Teil entspricht auffallend dem Grundriß der Braunkohlengrube
 M. Fleischer. Es steht folglich zu vermuten, daß Herr Heimer nach der Aufgabe Fleischer’s den Abbau südöstlich dessen alter Baue 1869 selbst wieder aufgenommen hat. Für den Abbau wurden hier ein „Neuer Kunstschacht“ sowie die Schächte V und VI abgeteuft. Ob es sich bei der hier im Südosten verzeichneten „Grenze mit M. Fleischer“ um eine Flurgrenze oder nur um die Grenze einer Abbaukonzession handelt, ist uns noch unklar. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40041, Nr. I15812.

   

 
 
 

Aus den Akten zum Küchler'schen Kohlenwerk (1858-1882)

  

Auch zu dieser Grube existieren sowohl eine Akte des sächsischen Landesbergamtes zu Freiberg (40024-7, Nr. 71), als auch ein amtlicher Grubenriß (40041, Nr. I15813). Letzterer ist auf die Jahre 1862 bis 1882 datiert und umfaßt somit auch hier die gesamte Abbaudauer.

Auch im Generalriß (4004-1, Nr. I20771) ist das Kohlenwerk von Gottlieb Küchler eingezeichnet. Es lag demnach zwischen dem Heimer´schen und dem Thieme´schen Baufeld.

Nach den Eintragungen des Markscheiders auf dem Grubenriß hat Gottlieb Küchler im Jahr 1858 mit dem Abbau der Braunkohle begonnen.

   

Auch in dieser Grubenakte finden wir als erstes ein Fahrjournal des Berginspektors Förster aus dem Jahr 1869. Wie wir das inzwischen schon kennen, ist dieses recht kurz und vermerkte nur, daß im November 1869 kein Betrieb umgegangen sei und daß als Betriebsführer der Steiger August Trachsdorf angestellt gewesen sei (40024-7, Nr. 71). Möglicherweise hat sich hier Inspektor Förster aber beim Vornamen geirrt, denn in später datierten Akten unterzeichnete stets ein Herr Emil Trachsdorf aus Pfarrsdorf.

Diesen Namen haben wir außerdem im Jahr 1878 als Besitzer der  Grube Nr. 118 (und ab 1881 auch der Grube Nr. 120) in den Findbüchern des Thüringer Landesarchives entdeckt.

  

Drei Jahre später war auch hier der Inspektor C. W. Schulze zuständig. Dieser schaute genauer hin und fand im Dezember 1872 zu bemängeln, daß im Förderschacht ein Signalzug fehle und natürlich die Fördersignale auch durch Aushang allen Arbeitern kenntlich zu machen seien. Außerdem fehlten auch hier verschließbare Türen an der Schachtkaue.

Als Flucht- und Rettungsweg diene der Wasserhaltungsschacht, wo aber die oberste Fahrt saiger gestellt und nur durch schwache Stricke“ gehalten werde, was natürlich so nicht hinnehmbar war. Untertage fand der Berginspektor auch in dieser Grube einige schiefstehende Türstöcke, die der Besitzer durch neue zu ersetzen oder durch rechtwinklig gegen die Streckenneigung einzubauende Helfertürstöcke zu unterbauen habe.

  

Zum Zeitpunkt der nächsten Befahrung im November 1874 hatte Gottlieb Küchler den Grubenbetrieb bereits an seinen Steiger Trachsdorf verpachtet. Der Bemerkung im Fahrjournal, daß im neuen Schacht“ eine Fahrt fehle und dieser demnach als Rettungsschacht nicht zu gebrauchen sei, ist zu entnehmen, daß der Pächter zu dieser Zeit im Umfeld des bisherigen Abbaufeldes nach neuen, bauwürdigen Kohlenvorräten suchte. Dabei machte er seine Sache aber im Wesentlichen zunächst ordentlich, denn ein Jahr später blieb das Befahrungsprotokoll gänzlich ohne bergpolizeiliche Erinnerungen.

Auch der Bericht zur Befahrung im Jahr 1876 enthält nur den Hinweis, daß die Kübel sorgfältigerer Anbringung an den Seilen bedürften. 1877 bemerkte Inspektor Schulze dann, daß der ältere südliche Wandruthenstrang des Förder- und Einfahrschachtes ...der Einlegung von Schubspreizen“ bedürfe. Das hangende Gebirge bestand ja vor allem aus Lößlehm und der begann, sich infolge des intensiven Abbaus zu verformen und Druck auf den Schachtausbau auszuüben.

  

Bei der Befahrung im Dezember 1878 hielt es der Berginspektor aber dann doch für nötig, einen Eintrag in das Zechenbuch vorzunehmen. Diesmal hatte Steiger Trachsdorf einen Fehler gemacht, der der sofortigen Weisung durch den Berginspektor bedurfte: Das Abteufen für einen neuen Schacht nämlich habe er nur 6 m von diesem entfernt und damit viel zu dicht am Schornstein des Kesselhauses des Wasserhaltungsschachtes angelegt. Inspektor Schulze wies Trachsdorf deshalb auf diesem Wege an, das Abteufen sofort wieder zu verfüllen und einen Abstand von mindestens 20 m zum Schornstein und den angrenzenden Gebäuden einzuhalten.

Nebenbei erfährt man noch über die Dimensionen der Schächte aus dieser Zeit, daß dieser neue Schacht etwa 2,5 m Breite hätte bekommen sollen (40024-7, Nr. 71).

  

Diese Anweisung führt uns aber noch weiter auf eine andere Geschichte: Wie man nämlich anhand des nachfolgenden Akteninhalts sowie anhand des Inhaltes der das Thieme'sche Braunkohlenwerk betreffenden Landesbergamts- Akte aus der gleichen Zeit (40024-7, Nr. 60) herausfindet, hatten sich die beiden Nachbarn Gottlieb Küchler und Hermann Thieme zum Zwecke der Wasserhebung in ihren Gruben auf eine gemeinsame Lösung geeinigt. Wie in unserem allgemeinen Abschnitt oben ja schon zu lesen stand, standen diese beiden benachbarten Kohlenwerke 1880 als letzte in Tettau noch in Abbau.

Der von Schulze erwähnte Wasserhaltungsschacht nun befand sich direkt an der Grenze beider Abbaufelder auf Thieme'scher Flur und war mit einer Dampfmaschine ausgerüstet, welche die Pumpensätze antrieb. Damit dieser doch recht bedeutende technische Aufwand sich auf mehrere Schultern verteilte, gab es Querschläge zwischen beiden Baufeldern, die das erschrotene Grundwasser sämtlich zu diesem Wasserhaltungsschacht hinführten. Braunkohle als Brennstoff für die Dampfkessel konnte man ja selbst fördern und die sonstigen Betriebskosten teilte man sich vermutlich.

Den Bauern sagt der Volksmund ja im Allgemeinen eine gewisse Schläue nach. Aber hier zeigt sich, daß man gemeinsame Interessen auch sehr gut gemeinsam lösen kann. Clever gemacht, kann man dazu nur sagen...

Nun war Trachsdorf als Pächter auf Küchler'scher Seite im Jahr 1880 aber mit seinem Abbau schon recht nah an die südwestliche Feldgrenze herangekommen. Als nun Anfang 1880 wieder einmal die Gewerbeinspektion die Dampfkessel überprüfte, stellte sich heraus, daß sich deren Fundament um zirka vier Zentimeter auf den Kunstschacht zu geneigt hatte. Einmal aufmerksam geworden, fand man noch Risse in der westlichen Mauer des Maschinenhauses und zwei Risse im Mauerwerk des Kesselofens. Die Amtshauptmannschaft Glauchau untersagte daraufhin kurzerhand den Weiterbetrieb der Dampfmaschine und verbot Trachsdorf die Weiterarbeit, bis eine Revision durch die zuständige Bergbehörde Klärung gebracht habe, was beiden Grubenbetreibern dann am 9. Februar 1880 auch schriftlich mitgeteilt wurde (40024-7, Nr. 60).

Daraufhin erstattete am 3. Februar 1880 auch H. Thieme über den Gemeindevorstand, den zu dieser Zeit noch H. Leithold innehatte, Anzeige an die Berginspektion in Chemnitz. Er äußerte ebenfalls den Verdacht, daß die Setzungen und Mauerrisse auf den östlich davon durch Trachsdorf durchgeführten Abbau zurückzuführen seien.

Das Landesbergamt entsandte daraufhin den Berginspektor C. A. Sickel aus Freibergsdorf nach Tettau, um die Angelegenheit näher zu untersuchen. Der damalige Rissarchivar in Freiberg, H. Gretschel, fertigte dazu anhand der vorliegenden Grubenrisse einen Ausschnitt über den betreffenden Teil der aneinander angrenzenden Abbaufelder. (Nebenbei erfährt man daraus noch, daß die Grubenrisse inzwischen von Markscheider Robert Luja aus Oelsnitz/Erzg. nachgebracht worden sind.) Klugerweise wählte die Bergbehörde jeweils andere Beamte, als die, die sonst die technische Überwachung und die markscheiderische Dokumentation innehatten, damit niemand unterstellen konnte, daß sie in irgendeiner Weise parteiisch seien könnten.

Besagten Teilriß haben wir in der Akte zum Küchler'schen Braunkohlenwerk wiedergefunden (40024-7, Nr. 71, Blatt 41).

   


Grundriß über den um das Commun- Maschinenhaus gelegenen Theil der Grubenbaue der Braunkohlengruben der Herren H. Thieme und G. Küchler in Tettau, nach den bis zum Februar 1880 vom Markscheider R. Luja nachgebrachten Originalen, cop. im März 1880 von H. Gretschel. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7 (Landesbergamt Freiberg, Gewerbliche Braunkohlengruben), Nr. 60: Akten, das Braunkohlenwerk von Hermann Thieme in Tettau betreffend, Blatt 41 (Aktenbeilage), Gesamtansicht, Norden ist rechts oben.

   


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Grundriß. Man sieht rechts der Feldgrenze besagten Schacht 
IX von Trachsdorf und nordwestlich vor dem
Commun- Maschinenhaus“ den gemeinsam genutzten Kunstschacht. Wir haben den Ausschnitt anhand des eingetragenen und auf 60 m bestimmten Kreises um das Maschinenhaus um zwei weitere Kreise mit den unten im Text genannten Radien von 17 m und 9 m mit dem Mittelpunkt an der südöstlichen Ecke des Maschinenhauses ergänzt. Rechts oben ist neben dem Schacht VIII im Küchler'schen Baufeld außerdem noch ein weiterer „Pumpen- Schacht“ verzeichnet.

   

Ende Februar 1880 erstattete Berginspektor Sickel dann in Freiberg seinen Bericht. Er habe am 15. Februar sowohl Thieme's als auch Küchler's Grube befahren, da beide „gerade vom Wasser befreit und fahrbar“ gewesen sind. Tatsächlich habe Trachsdorf seinen neuen Schacht IX nicht, wie von Inspektor Schulze aus Chemnitz schon im Dezember 1878 angewiesen, mindestens 20 m von den Gebäuden entfernt, sondern nur 16,5 m südöstlich angesetzt. Von diesem Schacht aus seien Strecken in südöstliche und nordwestliche Richtung (parallel zur Feldgrenze) getrieben worden, wobei die nordwestliche dem Maschinenhaus bis auf nur noch 9 m Abstand nahekomme. Abbau ginge aber nur östlich davon um und komme an das Maschinenhaus nur „mit den zwei äußersten Spitzen“ bis auf 17 m auf die Horizontale projizierter Distanz heran.

Wir haben die beiden, hier genannten Abstände einmal in den obigen Grundriß übertragen, wobei wir die südöstliche Ecke des Maschinenhauses als Mittelpunkt unserer Kreise gewählt haben. Von dieser Ecke aus, die dem Schacht IX am nächsten lag, hatte der Schacht IX nach unserem Eindruck sogar mehr als 17 m Abstand...

Tatsächlich sei in den Strecken des Trachsdorf'er Werkes“ (so nennt es Berginspektor Sickel in seinem Bericht) starker Gebirgsdruck vorhanden, weswegen man aber in halber Ortshöhe noch eine Unterstützung der Türstöcke vorzunehmen pflege. Im Ergebnis seiner Untersuchung kam Berginspektor Sickel jedenfalls zu der Ansicht, daß „Trachsdorf keine Maßregeln zum Schutze der Oberfläche verletzt“ habe. Auch wolle Trachsdorf nach Ende des Abbaus den Ausbau im Schacht IX komplett rauben und ihn anschließend „mit Erde und Asche“ ausstürzen. Von dem Schacht gehe folglich dann keine Gefahr mehr aus.

Jedoch stehe zu befürchten, daß durch das Zubruchgehen der Strecken, die ja näher als der Schacht selbst am Maschinenhaus vorbei verlaufen, doch Setzungen der Oberfläche auftreten könnten. Dem Bergamt lege er daher nahe, eine Entscheidung über das Verfüllen dieser Strecken zu fällen.

Diese Entscheidung traf man in Freiberg auch entsprechend und teilte dem Eigentümer G. Küchler mit Schreiben vom 10. März 1880 mit, daß sein Pächter Trachsdorf die betreffenden Strecken nach Ende des Abbaus vollständig zu versetzen habe.

   

Berginspektor Sickel besichtigte am 22. März 1880 stellvertretend für Herrn Berginspektor Schulze“ die Gruben noch ein zweites Mal und notierte darüber, daß der Gebäudezustand unverändert geblieben sei und daß keine neuen Risse zu verzeichnen wären. Nebenbei berichtete er aber auch, er habe nördlich und östlich des Schachtes IXeine Anzahl durch Verschlag abgetrennter Strecken vorgefunden, welche im vergangenen Monat nachgebrachten Grubenriß fehlen.“ Mit weitgehend gleichlautenden Briefen vom 31. März des Jahres wurden beide Grubenbesitzer vom Landesbergamt daraufhin aufgefordert, ihre Grubenrisse zu vervollständigen.

Den vollständigen Bericht Sickel's vom 25. März des Jahres haben wir in den Akten zum Thieme'schen Kohlenwerk (40024-7, Nr. 60) gefunden. Darin schreibt er, daß Steiger Ziegenbein vom Thieme'schen Werk des nachts ohne Wissen des Nachbarn Küchler in die Grube gefahren“ sei und dabei dort die bewußten offenen Baue am Schacht IX vorgefunden habe, die den nachfolgenden, erneuten Besuch durch den Berginspektor aus Freiberg veranlaßt haben. Bei der behördlichen Befahrung gemeinsam mit Steiger Ziegenbein und Pächter Trachsdorf fand Sickel nach seinem Bericht schon einmal den Schacht IXnur mit einigen Pfosten und Brettern ungenügend abgedeckt und war der Eingang zu der über dem Schacht befindlichen Kaue lediglich durch eine davor gelegte Thür ohne Schloß verwahrt.“ Offensichtlich durfte der Grubenbetrieb dem Pächter nichts mehr kosten; die Kohlenvorräte gingen zur Neige...

Außerdem fand der Berginspektor mehrere Erdrisse vor, u. a. nordwestlich nahe der Ziegelei und südöstlich des Maschinenhauses. Über den letzteren gab Trachsdorf auf Befragen an, daß darüber gewaltige Wassermengen“ in seine Grube gedrungen seien. Zwar versicherte nun wiederum der Steiger Ziegenbein, daß der Lehm des Dachgebirges im fraglichen Bereich ganz rein sei und keine Sandschichten führe, mithin standfest sei. Jedoch fügte der Besitzer Thieme hinzu, daß Trachsdorf Tag und Nacht auf den Beinen“ sei, um alle entstehenden Risse zu beseitigen, was Trachsdorf allerdings seinerseits wieder in Abrede stellte.

Bei der Befahrung der Grube stellte Sickel schließlich noch fest, daß die im Bereich der oberflächlichen Erdrisse verlaufende Strecke sichtbar unter bedeutendem Druck leidet, so daß das angeblich erst letzten Herbst eingebaute Holz größtentheils gebrochen“ war. Nun änderte Sickel seine Ansicht dahingehend, daß „der geführte Bau offenbar ein sehr weitgreifendes Kesseln auf eine Entfernung von 18 m bei 22 m Teufe der Streckensohle hervorrufe oder, daß sogar der Betrieb der Strecken und deren spätere Querschnittsverringerung schon diese zerstörenden Wirkungen auf die Tagesoberfläche ausübt. Da nun Schacht IX kaum 15 m vom Maschinenhause entfernt ist, können die Schäden sehr wohl von den von Pächter Trachsdorf geführten Bauen herrühren.“ Dem Berginspektor erschien es daher angeraten, bei einer Vergrößerung der Mauerrisse oder bei Auftreten neuer Risse im Maschinenhaus „das Aufgeben des Gebäudes zu verlangen.“

So hatten die Nachbarn sich das gewiß nicht gedacht... Weil Trachsdorf seine Grubenrisse nicht zuverlässig geführt hatte, bekam er vom Bergamt auch noch die Liquidation“ des Berginspektors für dessen Dienstreise in Höhe von 30,50 Mark auferlegt, die er auch ohne weiter zu streiten gleich darauf bezahlte.

 


Skizze zum Bericht, in der Sickel die Lage der nicht im amtlichen Grubenbild enthaltenen Strecken (hellgelb) und die von diesen aus geführten Abbaue (Brüche“) aufzeichnete. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7 (Landesbergamt Freiberg, Gewerbliche Braunkohlengruben), Nr. 60: Akten, das Braunkohlenwerk von Hermann Thieme in Tettau betreffend, Blatt 47, etwa Originalgröße, Norden ist rechts oben (mit Bleistift gezeichneter Pfeil).

  

Drei Monate später, im Juni 1880, war Inspektor Schulze wohl wieder genesen und besichtigte die Küchler'sche Grube wieder selbst. Jetzt hält er in seinem Fahrbericht fest, Trachsdorf habe „die Grube nach der Besichtigung durch Sickel vom 25. März 1880 ersaufen lassen“ und sämtliche Baue stünden jetzt unter Wasser.

Diesem Fahrjournal ist noch zu entnehmen, daß eigentlich „die Wasserhebungsmaschine nur zeitweilig am Tage zur Hebung des wenigen Wassers“ in Betrieb sei, jedoch auch für die (Braunkohlen-) Ziegelfabrikation genutzt werde. Dabei lasse man die Maschine aber „zur Vermeidung von Erschütterungen im Gebäude“ jetzt nur noch ganz langsam laufen...

Seine Festlegung trägt er wieder ins Zechenbuch ein, daß von ihm „die Benutzung der Maschinenanlage zur beabsichtigten Wiedererrichtung und Fortführung des unterirdischen Betriebes strengstens untersagt“ werde und im Übrigen dafür ein Betriebsplan einzureichen sei. Stattdessen schlug Schulze am 5. Juli 1880 vor, eine Lokomobile anzuschaffen, um die im fraglichen Bereich noch anstehenden Kohlen zu gewinnen.

Das wiederum ist wohl dem Pächter zu teuer erschienen. Ein halbes Jahr später, am 4. Januar 1881 nämlich, sandte Trachsdorf eine Anzeige an das sächsische Landesbergamt, daß er die auf Küchler´s Flur noch anstehenden Kohlen nunmehr auf Altenburger Gebiet zutage fördern wolle (40024-7, Nr. 71).

  


Grund- und Saigerriß von der Braunkohlengrube des Herrn G. Küchler in Tettau, gefertigt im Juli 1862 von Carl Schenke, Markscheider, zuletzt nachgebracht im März 1882 von R. Luja, Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40041, Nr. I15813, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der Grubenbaue und den Tagesanlagen. Links unten westlich der Feldgrenze ist der mit Nachbarn H. Thieme gemeinsam genutzte Maschinenschacht zu erkennen.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit einer Schnittdarstellung einiger Schächte in West- Ost- Richtung. Auch hier sind bei zweien der Schächte flache Bergehalden angedeutet.

   

Inzwischen nahte wohl für Herrn Schulze der Ruhestand, denn die folgende Befahrung im März 1881 erledigte nun schon der Berginspektor- Assistent K. Neukirch. Dieser fand bei seiner Befahrung der Baue in Bezug auf den Teil der Förderung auf Altenburger Gebiet nichts zu erinnern. Ein Fluchtweg fehlte freilich wieder einmal; dieser könne jedoch zu den Thieme'schen Bauen leicht hergestellt werden, müsse dabei aber wenigstens 12 m entfernt vom alten Schacht verlaufen (40024-7, Nr. 71).

Dem Fahrjournal Neukirch's zu seinem Besuch der benachbarten Thieme'schen Grube vom gleichen Monat (40024-7, Nr. 60) ist dann aber zu entnehmen, daß der alte Kunstschacht“ ‒ es wurde vom Sohn Emil Thieme inzwischen ein neuer geplant ‒ bis Ende Februar noch von Trachsdorf als Förderschacht benutzt worden sei. Per Zechenbucheintrag verfügte der Berginspektor daraufhin, daß dieser alte Kunstschacht bis zum vollständigen Abbau des angrenzenden Flügels des Küchler'schen Feldes als Fluchtweg für Trachsdorf's Arbeiter noch offen zu verbleiben habe, danach aber sofort zu verfüllen sei.

Reichlich ein weiteres Jahr später notierte K. Neukirch (jetzt unterschrieb er auch selbst als Berginspektor“) im Mai 1882, daß das Grubenfeld nunmehr völlig abgebaut sei und verlangte die Einsendung der Grubenrisse an das Landesbergamt (40024-7, Nr. 71).

Damit endete im Jahr 1882 auch der Abbau im Küchler'schen Grubenfeld. Nach Angabe in der Bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 81) haben Teile des Küchler´schen Feldes um 1900 dann Thieme´s Erben erworben und dort noch einige Zeit weiter Kohle abgebaut. Damit kommen wir nun zum bedeutendsten der Braunkohlenwerke in Tettau...

 

 
 
 

Aus den Akten zum Thieme'schen Kohlenwerk (1856-1908)

  

Zu dieser Grube existieren mehrere Akten des sächsischen Landesbergamtes zu Freiberg (Aktenbestand Nr. 40024-7, Archivalien- Nr. 60, 61 und 62) sowie zwei Grubenrisse unterschiedlicher Datierung (40041, Nr. I15888, datiert auf 1862-1887 und 40041, Nr. K15922, datiert auf 1887). Letzterer ist mit Braunkohlenwerk E. Thieme bezeichnet, womit der Sohn Emil Thieme (*1847) von Hermann Thieme gemeint ist, der das Kohlenwerk nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte.

Auch im Generalriß (40044-1, Nr. I20771) ist das Kohlenwerk von Hermann Thieme eingezeichnet. Das Baufeld lag demnach unmittelbar östlich der Straße von Tettau nach Pfarrsdorf, wobei aber entlang der Straße ein Sicherheitspfeiler vorgeschrieben war. Nordöstlich grenzte es an das Küchler´sche Baufeld. Im Nordwesten baute im Hangenden außerdem die Ziegelei Lehm ab.

Aus den Eintragungen des Markscheiders C. Schenke auf seinen 1862 angefertigten Grubenrissen geht hervor, daß Hermann Thieme im Jahr 1856 als zweiter der Tettau'er Bauern und nur zwei Jahre nach Zacharias Heimer mit dem Braunkohlenabbau begonnen hat.

In der Bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 81) wird noch angegeben, daß ein Herr A. Thieme auf Thüringer Seite von 1867 bis 1876 ebenfalls eine Braunkohlengrube betrieben habe. Dabei dürfte es sich um jenen Herrn Abraham Thieme handeln, den wir auf dem Grubenriß des Leithold’schen Kohlenwerkes als dessen östlichen Nachbarn entdeckt haben und an dessen Fluren nordwestlich auch das Walther’sche Kohlenwerk bei Zumroda angrenzte. In den Online- Findbüchern des Thüringer Landesarchives haben wir diesen Namen aber noch nicht gefunden.

  

Auch die Thieme'sche Grube hat der uns schon bekannte Berginspektor Förster aus Chemnitz im November 1869 befahren (40024-7, Nr. 60). Auch zu dieser Befahrung halten sich seine Mitteilungen im Fahrjournal wieder in Grenzen: Unter Sonstige  Bemerkungenteilte er lediglich mit, daß als Betriebsführer der Steiger Franz Krause fungiere. Für bemerkenswert hielt er darüber hinaus noch, daß die Beleuchtung hier nicht mittels Traglampen geschehe, sondern durch fest aufgestellte Lampen.

In seinem Fahrjournal steht diesbezüglich die Bezeichnung Lycorin- Lampen. Vermutlich ist dies aber ein Schreibfehler, denn für die als Petroleum- Destillate in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (auch für den Betrieb von Lampen) aufgekommenen Leichtbenzine hatte sich die Bezeichnung Ligroin eingebürgert. Es diente im Jahr 1886 auch als Kraftstoff für den ersten Benz- Patent- Motorwagen (wikipedia.de).

  

Wir zeigen einmal, wie ein solches Fahrjournal der Bergbehörde und im Besonderen dasjenige des Berginspektors Förster zu seiner Besichtigung des Thieme'schen Kohlenwerkes im Dezember 1869 ausgesehen hat. Die linke Seite des Formulars gibt das Wann, Wo und durch Wen an; das rechte Blatt enthält in der linken Spalte Bergpolizeiliche und in der rechten Sonstige Bemerkungen. Links steht nur ein „Vacat“ (lateinisch: leer, frei), womit der Inspektor vermerkte, daß er nicht die Spalte auszufüllen vergessen, sondern wirklich nichts zu bemerken hatte. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7 (Landesbergamt Freiberg, Gewerbliche Braunkohlengruben), Nr. 60: Akten, das Braunkohlenwerk von Hermann Thieme in Tettau betreffend, Blatt 2.

   

Wie schon bei den anderen Kohlenwerken in Tettau auch hat hier drei Jahre später der Berginspektor Schulze die Kontrolle der Gruben übernommen. Dessen Fahrjournal vom Dezember 1872 kann man entnehmen, daß Schulze auch hier so einige Dinge zu bemängeln fand: So fehle der Signalzug im Schacht No. 4 (auch in diesem Werk waren es also schon jetzt wenigstens vier Schächte geworden), bei der Dampfmaschine für die Wasserhaltungs- Maschine sei baldigst eine Kesselprüfung nachzuholen und besonders Streckenkreuze sowie die Füllörter der Schächte bedürften zusätzlichen Ausbaus mit Helfer- Thürstöcken.“ Die Abbauörter solle man mit besserer „Stempelunterstützungversehen.

Der bisherige Steiger Franz Krause war verstorben, woraufhin Thieme 1871 den Steiger Christian Saupe angestellt habe. Der war vorher schon mehrere Jahre in Unterkostitz bei Altenburg als Steiger tätig gewesen. Weil das aber jenseits der sächsischen Landesgrenzen lag, mußte sich auch Herr Saupe einer Prüfung seiner Kenntnisse bei Berginspektor Schulze in Chemnitz unterziehen. Im Gegensatz zum Steigerdienstversorger J. F. Schreck vom Heimer'schen Braunkohlenwerk bestand Saupe die Prüfung auf Anhieb, lediglich sein Wissen im Rechnen befand Schulze für ungenügend... Das brauchte man als Steiger damals wohl nicht so nötig.

Außerdem liest man hier noch: Der am Wege von Waldenburg nach Meerane befindliche, bis zu Tage gegangene Bruch ist mit Barrieren zu umschließen oder aufzufüllen.

Dies ist bis jetzt der einzige Hinweis, den wir finden konnten, darauf, daß es gelegentlich auch in Tettau zu „richtigen“ Tagesbrüchen und nicht nur zu Oberflächenabsenkungen gekommen ist. Auf dieses Ereignis dürfte sich auch der Verweis in der Bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 81) beziehen, daß während der gesamten Abbauzeit nur ein einziges Mal über Tagesbrüche in Tettau berichtet worden sei.

  

Im nächsten Jahr befuhr Herr Schulze das Thieme'sche Werk dann schon separat im September 1873 und nicht mehr alle vier in Abbau stehenden Werke zum Jahresende. Zu erinnern fand er diesmal nur, daß ein neuer Schacht als Fluchtweg fehle und daß dessen Absenken unverzüglich in Angriff zu nehmen sei.

Auch 1875 fand er wenig zu bemerken, was natürlich für eine sehr ordentliche Abbauführung spricht. Er hielt nur fest: ...man möge die Abbauörter nicht gänzlich ohne Unterstützung der Firste betreiben.

Ähnlich wenige Mängel sind in den Fahrjournalen der Jahre 1876 und 1877 benannt. Im letzteren hatte er wieder auf einige schiefstehende Thürstöckehinzuweisen, welche zu ersetzen oder abzusteifen seien.

1878 wechselte der Steiger im Thieme'schen Braunkohlenwerk erneut. Der Besitzer teilte der Berginspektion Chemnitz dazu mit, er habe Christian Saupe wegen übermäßigen Genusses spirituoser Getränke entlassen müssen (40024-7, Nr. 60). Die Stelle erhielt anschließend der Herr M. Ziegenbein.

  


Grund- und Saigerriß von der Braunkohlengrube des Herrn G. Küchler in Tettau, gefertigt im Juli 1862 von Carl Schenke, Markscheider, nachgebracht bis März 1887 von R. Luja, Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40041, Nr. I15888, Gesamtansicht.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der ältesten, im Nordosten des Feldes gelegenen Abbauen, die hier auf den Zeitraum 1856-1862 datiert sind.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit der Schnittdarstellung einiger Schächte in West- Ost- Richtung. An den beiden Kunst- und Maschinenschächten sind wieder kleine Bergehalden verzeichnet. Anhand der vom Markscheider an den beiden Schächten in der Mitte des Ausschnittes vermerkten Teufenangaben zur Flözober- und Unterkante errechnet sich an diesen Punkten eine Flözmächtigkeit von 2,8 m bzw. 4,6 m.

   

Danach enthält die Akte des Landesbergamtes (40024-7, Nr. 60) die Vorgänge um die Setzungen der Fundamente des gemeinsam mit dem Nachbarn genutzten Maschinenhauses, über die wir beim G. Küchler'schen Kohlenwerk schon ausführlich berichtet haben.

Berginspektor Schulze hielt in seinem Fahrbericht vom Juni 1880 fest, daß der Grubenbetrieb ruht; man beschäftigt sich nur mit Braunkohlenziegel- Fabrication.

Die nächste Befahrung erfolgte im März 1881 durch den uns auch schon bekannten Berginspektor- Assistenten Neukirch, wobei dieser das Verfüllen des alten Kunstschachtes nach dem vollständigen Abbau des angrenzenden Flügels des Küchler'schen Feldes angewiesen hatte. In diesem Zusammenhang notierte er auch, die Betriebsleitung des Thieme'schen Werkes habe ihm angezeigt, daß die frühere Gemeinschaft zwischen Thieme und Küchler bzw. Trachsdorf aufgehoben“ sei. Wie man hier lesen kann, hatte Trachsdorf für die Mitbenutzung des Schachtes eine Entschädigung an Thieme gezahlt. Thieme wollte den Schacht nun aufgrund dessen schlechten Zustandes umgehend verfüllen, während Trachsdorf diesen aber immer noch benutze, obwohl das Maschinen- und Kesselhaus bereits abgebrochen worden sei.

Daraufhin hatte Neukirch ja festgelegt, daß der Schacht bis zum Ende des Abbaus im Küchler'schen Felde noch offen zu halten; anschließend dann jedoch umgehend zu verfüllen sei.

  

Am 15. April 1881 reichte Hermann Thieme einen Betriebsplan, die Anlage zweier neuer Schächte, Feldvorrichtung und Abbau betreffend, beim Königlichen Bergamt in Freiberg ein (40024-7, Nr. 60). Der Betriebsplan enthielt zwar noch keine Grubenrisse, wie das heute vorgeschrieben ist, aber eine ganze Reihe detaillierter Angaben darüber, wie diese Schächte angelegt waren bzw. angelegt werden sollten. Im Einzelnen ging es um einen neuen Förderschacht, 48,5 m westlich der Küchler'schen Grenze und um einen neuen Kunstschacht, 63 m westlich der Flurgrenze gelegen.

Das Kohlenlager wies in diesem Bereich eine Mächtigkeit von 3,5 m auf und sein Deckgebirge bestand nur aus Lehm mit einer schwachen Sandschicht. Letzteres war für die Art und Weise des Abbaus ‒ in bis zu 25 m² breiten Brüchen oder im Streckenörterbau von Bedeutung.

Der Förderschacht (Schacht ) sollte ein Profil von 2,56 m x 1,06 m (≈ 2,7 m²) lichter Weite erhalten, wozu mit Holzstärke ein Ausbruchsprofil von 2,89 m x 1,44 m vorgesehen sei. Für den Kunstschacht (Schacht II ) wurde ein lichtes Profil von 2,29 m x 1,15 m (≈ 2,6 m²) und das Ausbruchprofil mit 2,65 m x 1,52 m angegeben. Beide Schächte sollten etwa 26 m tief werden und Bolzenschrotzimmerung als Sicherungsausbau erhalten. Im einem vertikalen Abstand von jeweils 1 m waren Geviere vorgesehen, die mit 3 cm starken Pfosten verzogen werden sollten. Der Förderschacht sollte darüber hinaus zwei Wandruthenstränge als Ausbauverstärkung erhalten, welche jeweils 0,79 cm von den Ecken aus gemessen auf den langen Schachtstößen eingebaut werden sollten. Der Kunstschacht erhielt nur einen solchen in der Mitte der langen Stöße.

Der Förderschacht sollte zwei Fördertrümer und, weil er zugleich als üblicher Fahrschacht dienen solle, noch ein drittes Trum erhalten, in dem drei Umtrittbühnen (folglich im Abstand von 6,5 m) sowie die Fahrten eingebaut werden sollten.

Dieses Maß leitete sich von den gewöhnlich 12 Ellen langen und mit 24 Sprossen gebauten Fahrten ab und entstammte dem Erzbergbau (wikipedia.de). Unter Bezug auf eine Leipziger Elle hat eine ganze Fahrt zirka 6,79 m Länge bzw. Schachttiefe bedeutet. Dieses Maß ist hier von Thieme übernommen worden.

Über der Schachtöffnung wollte Thieme eine verschließbare Kaue mit der Haspelanlage errichten. Für den Kunstschacht (Schacht II ) war ein gemauertes Maschinenhaus vorgesehen, in dem eine Locomobile Platz finden sollte, welche den Antrieb der Pumpen besorgen sollte. Als Wetter- und Fluchtschacht sollte dieser Schacht nur eine, vertikal eingebaute Fahrt erhalten.

Von Interesse ist auch, daß ‒ trotz der eigentlich nicht sehr großen Höhenunterschiede der Tagesoberfläche für die Bewetterung keine maschinellen Einrichtungen benötigt wurden. Der natürliche Wetterzug reiche gewöhnlich aus und werde mittels Wetterblenden in die jeweils betriebenen Baue gelenkt. Dies bestätigte auch der zuständige Berginspektor Neukirch in seiner Stellungnahme zum Betriebsplan, wo es heißt, er habe bei seinen Befahrungen gefunden, daß „der Wetterstrom sehr stark ist und auf der nach dem Förderschacht bei der Ziegelei führenden Strecke sogar durch Wetterthüren eingeschränkt“ werden müsse.

Den vorgeschriebenen Fluchtweg sollte eine Verbindungsstrecke zwischen den beiden Schächten bilden. Von dieser aus plane man für die Jahre 1881 und 1882 zunächst den Abbau nach Osten, in Richtung zur Küchler'schen Grenze, vorzurichten. Bis dieser Abschnitt in Abbau ginge, solle noch nördlich des Schachtes VII abgebaut werden. Der alte Kunstschacht an der Küchler'schen Grenze werde verfüllt und abgeworfen, denn er liege innerhalb des Abbauterrains auf das Jahr 1881. Auch Thieme beabsichtigte also, nun das Flöz im Sicherheitspfeiler des alten Schachtes abzubauen und den Abbauschwerpunkt nach Südosten zu verlagern.

Den Betriebsplan bekam der zuständige Beamte der Berginspektion Chemnitz auf den Tisch. Herr Neukirch schrieb in seiner Stellungnahme dazu, er habe hinsichtlich der neuen Schächte nichts zu erinnern gefunden und deshalb keine Bedenken gegenüber diesem Betriebsplan. Das verwundert etwas, denn die saigere Stellung durchgehender Fahrten wurde schon zu früherer Zeit oft angemahnt. Aber da dies ja für den nur im Notfalle zu befahrenden Fluchtschacht galt, ließ das Königlich Sächsische Landesbergamt in Freiberg diesen Betriebsplan am  27. April 1881 auch ohne Nebenbestimmungen zu und Thieme konnte mit dem Abteufen der Schächte und mit der Erschließung der nächsten Flözabschnitte beginnen.

  

Über das Abteufen dieser beiden neuen Schächte wurde auch in der Ausgabe auf das Jahr 1882 in den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen berichtet und zwar unter Nummer 2) im Abschnitt

VIII. Andere wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge im Jahre 1880 

C. Braunkohlenbergbau

Berginspektionsbezirk Chemnitz.

„Bei Thieme´s Braunkohlenwerk in Tettau wurden im Jahre 1880 zwei neue Schächte von 26 m Teufe abgeteuft, von denen der eine zur Förderung, der andere zur Wasserhaltung dienen soll. Der Förderschacht wurde an seiner Mündung mit einem Haspelaufsatz versehen und, wie auch der Kunstschacht, mit verschließbarer Kaue umgeben. Die Pumpe des letzteren wird durch eine Locomobile betrieben, welche in einem unweit des Schachtes errichteten Maschinenhause aufgestellt ist. Außerdem wurde zwischen beiden Schächten eine als Fluchtweg dienende Verbindungsstrecke hergestellt.“

 


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der südlichen Abbaugrenze im Jahr 1887, als Emil Thieme das Kohlenwerk nach dem Ableben seines Vaters übernommen hatte. Am rechten Bildrand ist der ehemalige, gemeinsam mit dem Nachbarn Küchler genutzte Maschinenschacht zu sehen, der inzwischen vom (hprizomtal schraffiert gekennzeichneten) Abbau unterfahren worden ist. Am unteren Bildrand sind der Kunstschacht II und der Maschinenschacht III mit dem dazischen steehenden Maschinenhaus aus dem Jahr 1881 zu erkennen; links - nahe der Ziegelei - inzwischen schon ein Schacht X und in dem noch nicht abgebauten Feldteil ein Schacht Nr. XI. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40041, Nr. I15888.

  

Im Mai 1881 besuchte der Berginspektor Neukirch das Thieme'sche Werk wieder, wobei er die Grubenbaue aber außer Betrieb stehend vorfand. Bei seiner erneuten Befahrung im November dieses Jahres gab es ebenfalls nichts Bemerkenswertes festzuhalten (40024-7, Nr. 60). Leider berichtet er auch nicht, wie das Absenken der neuen Schächte vonstatten ging.

Das nächstfolgende Fahrjournal stammt aus der Feder eines neuen Berginspektor- Assistenten namens R. Friedemann und vom Dezember 1883. Auch der hatte aber keine bergpolizeilichen Anweisungen und vermerkte nur, daß ein dritter Schacht zwischen beiden neuen Schächten ‒ sie waren also längst fertig und in Betrieb ‒ geplant sei, welcher aber ausschließlich der Förderung dienen solle.

Zur Grubenbefahrung im November 1884 kam schon wieder ein neuer Berginspektor- Assistent namens Fr. Wappler nach Tettau. Er fand zu bemerken, daß der als ausziehender Wetterschacht benutzte Kunstschacht immer voll dichten Nebels gestanden hat“, weswegen das Ausbauholz faulig sei und nun erneuert werde. Druckschäden weise der Schachtausbau aber noch nicht auf; er stehe bis auf die Kohle in Lehm,“ der nur unmittelbar über dem Flöz etwas sandig sei.

  

1884 wechselte wieder der Steiger des Thieme'schen Werkes: Die Funktion wurde nun Herrn Friedrich Wilhelm Weiße aus Hohentanne übertragen. Der war zuvor Obersteiger auf dem Florentin Kästner gehörenden Werke in Reinsdorf bei Zwickau gewesen und somit ein erfahrener Fachmann. Die Anzeige an das Bergamt über die Neuanstellung technischen Aufsichtspersonals vom Oktober 1884 unterschrieb bereits Emil Thieme (40024-7, Nr. 60).

Bei seiner Befahrung im August 1885 hielt auch Inspektor Neukirch fest, daß das Braunkohlenwerk mitsamt dem Gute nun vom Vater Hermann Thieme auf den Sohn Emil Thieme übergegangen sei. Ab der Ausgabe auf das Jahr 1887 wurde auch in den Jahrbüchern dann Herr E. Thieme als Besitzer des Werkes aufgeführt.

Neukirch hielt im Mai 1885 ferner fest, es habe im Kunstschacht Anfang März einen Bruch gemacht.“ Das wäre natürlich heutzutage ein meldepflichtiges Ereignis gewesen. Aber damals hielt es wohl auch die Berginspektion für völlig ausreichend, ein paar Monate später einmal nachzuschauen; und immerhin hatte es dabei offensichtlich keine Verletzten gegeben.

Jedenfalls war die Grube seitdem wieder ersoffen. Der Abbau solle im Herbst wieder aufgenommen werden, wobei sich die Betriebsleitung aber noch nicht entschieden habe, ob man den bisherigen Kunstschacht gewältigen oder gleich einen neuen an der gegenüberliegenden Seite des Maschinenhauses abteufen wolle.

Die Förderung brach in dieser Zeit kurzzeitig von vorher rund 2.350 t (17.000 Scheffel) auf nur noch 825 t Rohkohle ein. Nur wenige Jahre später hatte die Förderung aber wieder den alten Stand und die Produktion an Braunkohlenziegeln mit über 2,6 Millionen Stück im Jahr sogar einen neuen Hochstand erreicht (Angaben in den Jahrbüchern).

  

Auch im Mai 1886 berichtete Inspektor Neukirch (40024-7, Nr. 60), man habe die Grube wieder ersaufen lassen, um während des Sommers die Wasser nicht halten zu müssen.“ Im Herbst wurden die Gruben wieder gesümpft und im Winter Braunkohle abgebaut. Noch immer erfolgte der Abbau also im Saisonbetrieb. Der Abbau aber gehe jetzt mehr nach dem Dorfe Tettau hin,“ also nach Südosten und auf der Grube waren 1886 acht Arbeiter sowie acht Arbeiterinnen übertage angelegt.

Der Juniorchef verfolgte aber auch neue Ziele, denn er beabsichtigte, sich den wirtschaftlichen Entwicklungen der Zeit anzupassen und das Werk zu modernisieren: Auf dem Förderschacht sollte statt der bisherigen Kübelförderung mit der Haspel nun Gestellförderung mit Hunten eingerichtet werden. Den Antrieb der Förderanlage sollte die schon vorhandene, 14 PS starke Locomobile mit übernehmen.

Als im November 1886 der Berginspektor- Assistent G. Tittel das Kohlenwerk wieder besuchte, hielt er fest, das Sümpfen der Baue sei zwar noch nicht abgeschlossen, aber die Maschinenförderung inzwischen eingerichtet: Die Anlage habe man von einem Schacht in Hohndorf gekauft, verfüge über eine Riemen- Transmission, selbsttätige Abschaltung der Winde, wenn das Fördergestell die Hängebank erreiche und es fehlten nur noch die Schachtverschlüsse. Ein Aufzug dauere anderthalb Minuten.

Die Nachrüstung der sich selbsttätig schließenden Schachtklappen kontrollierte Neukirch im Dezember 1886 und fand alles bestens eingerichtet und somit betriebsfähig. Auch war nun das Sümpfen abgeschlossen. Die jetzt drei vorhandenen Schächte standen alle untereinander in Verbindung, so daß auch hinsichtlich der Fluchtwege vonseiten der Bergbehörde nichts auszusetzen war.

Zu diesem Zeitpunkt stand allerdings nur ein Abbauort in Betrieb, weil man sich gerade mit der Auffahrung einer neuen Verbindungsstrecke befasse. Sie sollte die alte ersetzen, damit man den dritten Schacht abwerfen und dessen Sicherheitspfeiler auch hereingewinnen könne. Das Streckenort war in zwei Dritteln (also zweischichtig) mit jeweils drei Mann belegt.

Ein halbes Jahr später, im Mai 1887, schaute Herr Tittel wieder nach dem Rechten und stellte fest, daß man die Wasser wieder habe aufgehen lassen. Im Sommerhalbjahr würden nur übertage Braunkohlenziegel gestrichen.

Dasselbe stellte auch der Berginspektor- Assistent Anshelm fest, der die Grube im Juni 1888 befuhr. Er notierte: Während des Sommers wird die im Winter auf Vorrat gestürzte Kohle zu Ziegeln gestrichen, welche in der nächsten Umgebung flotten Absatz finden.“ Damit waren bei seinem Besuch gerade 9 Arbeiter und 5 Arbeiterinnen beschäftigt. Auch erzeuge man im Nebenbetrieb Lehmziegel und Tonwaren. Die Arbeitszeit beschränke sich dabei auf die Tagstunden und währe von früh sechs Uhr bis abends sechs Uhr. „Die geräumige und heizbare Mannschaftsstube“ stehe etwas abseits, weswegen man darüber hinaus noch eine neue, näher am Förderschacht, errichten wolle.

Außerdem notierte Anshelm, daß die Betriebsleitung beabsichtige, einen weiteren Schacht abzuteufen und dafür einen alten abzuwerfen. Es steht zu vermuten, daß man nicht nur die Förderwege untertage kurz halten wollte, sondern auch den Kostenaufwand für die regelmäßige Erneuerung des Ausbaus der Förderstrecken zu den Schächten hin vermeiden wollte. Die alten Strecken konnte man so zubruchwerfen, stattdessen neue auffahren und dabei gleich die Beschaffenheit des Flözes untersuchen und Kohle fördern.

  

Um die Braunkohlenziegel- Produktion ebenfalls zu mechanisieren, stellte E. Thieme im Dezember 1888 einen Bauantrag bei der Amtshauptmannschaft in Glauchau zur Errichtung einer Preßanalage. Die Gewerbeinspektion bei der Amtshauptmannschaft verwies ihn damit aber an die Bergbehörde, weil es sich ja um eine Aufbereitungsanlage, mithin eine Anlage bergbaulicher Natur handele. Außer der Kessel- und Maschinenanlage war auch die Errichtung eines ersten Trockenschuppens vorgesehen.

Die Bergbehörde genehmigte den Bauantrag am 9. Januar 1889 (40024-7, Nr. 60). Leider haben wir die zugehörigen Bauzeichnungen in den Bergamtsakten nicht wiederfinden können.

  

Den nächsten technologischen Schritt vermerkte Anshelm im Bericht zu seiner Befahrung vom Dezember 1888: Der geplante, neue Schacht war nun 340 m weiter südöstlich angesetzt und bereits im Abteufen begriffen. Man hatte mit 6 Mann Belegung schon zirka 12 m Teufe erreicht (40024-7, Nr. 60).

Dieser neue Förder- und Kunstschacht sollte eine zeitgemäße technische Anlage werden und mit lichten Maßen von 4,15 m x 3,31 m (also ≈ 13,7 m²) ein rund fünfmal so großes Profil erhalten, wie die früheren Schächte. Anstelle des sonst meist üblichen und ständig instandhaltungsbedürftigen Bolzenschrotausbaus solle dieser Schacht gleich mit Mauerung versehen werden. Emil Thieme plante ganz offensichtlich für längere Betriebszeiten und größere Fördermengen, als noch sein Vater...

Über den laufenden Abbau notierte Anshelm, daß der Zustand des 24 m tiefen Förderschachtes (Schacht ) und des 20 m tiefen Wetter- und Fluchtschachtes (Schacht II ) gut zu nennen“ sei. Die Zimmerung habe man erst vor drei Jahren erneuert. Auch hinsichtlich der 180 m langen Verbindungsstrecke wird festgehalten, daß sie als Fluchtweg gut fahrbar und die Türstock- Zimmerung in gutem Zustand sei. Derzeit stehe wieder nur ein Abbauort in Betrieb, daß mit 4 Mann belegt war.

Über den Fortgang dieser Arbeiten berichtete dann der Bergamts- Referendar H. Leonhard im Oktober 1889, daß der neue Förderschacht das Flöz in 14 m Teufe erreicht und man es dort 2 m mächtig vorgefunden habe. Übertage hatte man die Förderanlage vom bisherigen Förderschacht (Schacht ) abgebaut und auf den neuen Schacht umgesetzt. Selbst die oft von den Inspektoren als fehlend bemängelten Signaltafeln an der Hängebank waren schon vorhanden. Steiger Weiße machte seine Arbeit offenbar sehr ordentlich. Er bezog kurz darauf auch eine Dienstwohnung im Obergeschoß des Expeditionsgebäudes“ am Schacht.

Vom Schachtfüllort aus trieb man im Oktober 1889 gerade die neue Verbindungsstrecke vor, die schon zirka 40 m ausgelängt war. Dabei waren 2 Mann angelegt. Für die Sonderbewetterung beim Streckenvortrieb stieß man Bohrungen von der Streckenfirste bis zutage hinaus“ ‒ also von unten nach oben. Leonhardt hielt fest, daß diese Wetterbohrungen 28 cm Durchmesser besessen haben. Auch so etwas machte keiner mehr mit dem Handgezähe... An dieser Stelle wird von Leonhard übrigens auch die am Ende unseres Abschnittes zur Geologie und in der Bergschadenkundlichen Analyse erwähnte Verwerfung beschrieben, die man beim Vortrieb der Verbindungsstrecke vom Schacht II nach Nordosten angefahren hatte.

Auch die oben erwähnte Preßanlage hatte man inzwischen von der Firma Michel in Plagwitz beschafft und sie am neuen Förderschacht aufgestellt. Darüber notierte Leonhard, daß man sie mittels einer schiefen Ebene beschicke und daß sie bis zu 5.000 Stück pro Stunde ausstoßen könne. Als Antrieb diene eine 20 PS starke Dampfmaschine, die man von einer Zwickauer Maschinenfabrik bezogen habe und die gleichzeitig der Förderung und Wasserhaltung im Schacht diene. Derzeit werde die Preßanlage aber nur halbtäglich in Betrieb gehalten, dabei die etwa 20.000 hl Klarkohle der letzten Saison verarbeitet, weil der bislang nur eine Trockenschuppen für eine so hohe Braunkohlen- Ziegelproduktion nicht ausreiche. Im kommenden Frühjahr wolle man deshalb einen zweiten Trockenschuppen mit derselben Größe, wie der erste mit 9 m x 96 m Grundfläche, errichten. Ein solcher böte etwa für eine Viertelmillion Steine“ Platz zum Trocknen. Je nach Wind und Wärme brauche es dann 6 bis 14 Tage, bis die Ziegel abgetrocknet wären und in den Verkauf gehen konnten. Sie wurden für 9,- Mark pro Tausend Stück verkauft. Insgesamt waren jetzt 13 Arbeiter und 5 Arbeiterinnen auf dem Werk beschäftigt.

Der schnelle Fortschritt dieser Arbeiten war vermutlich auch auf ein schweres Unwetter am 12. Juli 1889 zurückzuführen, bei dem der Sturm das alte Maschinenhaus und mehrere Gebäude der Ziegelei niedergerissen hatte (40024-7, Nr. 60).

  


Skizze, vermutlich aus der Feder des Bergamts- Referendars Leonhard, Berginspektion Chemnitz, zum Vortrieb der zirka 340 m Länge erreichenden Verbindungsstrecke vom neuen Förderschacht nach Nordosten im Thieme'schen Kohlenwerk, vom 7. Dezember 1889. Die Bergbehörde hat hierin das direkte Anfahren der abgesoffenen Grubenbereiche zwischen den älteren Schächten
und II untersagt und das Treiben einer Hilfsstrecke angeordnet, von der aus die alten Baue angebohrt und zunächst das angestaute Grubenwasser gezapft werden sollte. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 60, Blatt 94, Gesamtansicht, Norden ist links oben.

   


Grundriss von dem E. Thieme'schen Kohlenwerk in Tettau, gefertigt im April 1887 von Robert Luja, Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40041 (Fiskalische Risse zum Braunkohlenbergbau), Archivalien- Nr. I15922, Gesamtansicht, Norden ist oben.

  


Ausschnitt aus obigem Riß. Der darin markscheiderisch dokumentierte Auffahrungsstand entspricht etwa dem aus Leonhard's Skizze oben. Hier ist auch der Standort des ersten Trockenschuppens südöstlich des neuen Maschinenschachtes und die Lage der im Text schon erwähnten Verwerfung ersichtlich.

      

In der Folgezeit liefen die größeren Braunkohlenwerke im Norden in der Halle- Leipziger Tieflandsbucht sowie in der Berzdorfer Senke (bei Zittau) den kleinen, meist nach wie vor privat geführten Unternehmen, die gewöhnlich auf den vergleichsweise tagesnah liegenden, unteren Flözen in der Randlage der Tertiärverbreitung bauten, mehr und mehr den Rang ab. Obwohl der Umfang der Nachrichten über den Braunkohlenbergbau in den folgenden Ausgaben der Jahrbücher erheblich zunimmt, werden kleinere Werke kaum noch mit technischen Neuerungen genannt. Allerdings wird 1890 auch das Thieme'sche Braunkohlenwerk wieder namentlich in den Jahrbüchern mit den oben erläuterten Bauten erwähnt:

VIII. Andere wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge im Jahre 1889

c) Braunkohlenbergbau

„… Die Zahl der im Betriebe befindlich gewesenen Gruben (einschließlich der Tagebaue) ist von 113 im Vorjahre auf 106 im Berichtsjahre gefallen, doch ist die Förderung nicht zurückgegangen, sondern gestiegen...

Mit dem neuen etwa 340 m südöstlich vom alten gelegenen Förderschachte bei Thieme`s Braunkohlenwerke in Tettau hat man das Flöz in 14 m Teufe mit 2 m Mächtigkeit angefahren. Dasselbe zeigt sich in der Umgebung des Schachtes sehr unregelmäßig gelagert.

Von sonstigen neuen maschinellen Anlagen sind zu erwähnen: …eine für Zwecke der Förderung, Wasserhaltung und Ziegelpressung zugleich bestimmte Maschine von 20 Pferdekräften auf dem Thieme´schen Werke in Tettau.“

Diese Investitionen in die Technik und den Aufschluß neuer Abbaufelder lohnten sich durchaus: Die Förderung an Rohkohle verdoppelte sich schon bis 1891 auf mehr als 5.000 t und erreichte mit 7.810 t im Jahr 1893 einen neuen Höchststand. Der Ausstoß an Braunkohlenziegeln hatte sich auf mehr als 5,6 Millionen Stück vermehrt (Angaben in den Jahrbüchern). Auch die Belegschaft stieg in dieser Zeit auf bis zu 28 Arbeiter und Arbeiterinnen an.

  

Auf den Oktober 1890 kam wieder ein neuer Bergamtsreferendar zur Befahrung der Grube nach Tettau. Auch der Herr M. Herold fand dabei jedoch „zu bergpolizeilichen Bemerkungen keine Veranlassung“ (40024-7, Nr. 60). Emil Thieme's Kohlenwerk war jetzt auf dem technischen Stand seiner Zeit.

Herr Herold notierte, daß der dritte Schacht (der alte Förderschacht (Schacht ) nunmehr abgeworfen sei und demnächst verfüllt werden solle. Zwischen dem Schacht II und dem neuen Förderschacht bilde das Kohlenflöz allerdings einen Sattel und liege am nördlich gelegenen Schacht II etwa 2,2 m tiefer, als am neuen Schacht. Daraus resultierten nun aber Probleme mit der Wasserhebung am neuen Schacht: Um das Grubenwasser dorthin abzuleiten, habe man die Wassersaige in der Sohle der Verbindungsstrecke einen ganzen Meter tief ausgehauen; trotzdem bleibe es schwierig, die beträchtlichen, besonders vom abgeworfenen Feld her zusitzenden Wässer dorthin abzuführen. Daher plane man nun einen weiteren Wasserhaltungsschacht auf der anderen Seite des Sattels, der aber nur diesem Zweck dienen und daher mit 1,5 m x 1,0 m Profil sehr klein werden solle. Ein Streckenort an den vorgesehenen Ort dieses Schachtes treibe man bereits vor.

Neben diesem Streckenort war 1890 nur ein Abbauort in Betrieb. Beide Örter waren mit je einem Häuer und einem Lehrhäuer belegt; den Transport zum Schacht besorgte ein weiterer Fördermann. Insgesamt waren also 5 Arbeiter untertage angelegt. Hinzu kamen 15 Arbeiter übertage. Die Fördermenge umfasse 80 bis 100 Hunte am Tag. Der Verdienst der Arbeiter betrage zwischen 2,70 und 3,60 Mark pro zwölfstündiger Schicht.

Weiter heißt es in Herold's Fahrbericht: „Während früher Abbau und Förderung nur in den Wintermonaten erfolgte, im Sommer dagegen die Grube ersoff, geht seit der im vorigen Jahre erfolgten Aufstellung der Naßpresse der Grubenbetrieb nun während des ganzen Jahres ununterbrochen fort.“

Von Interesse ist, nebenbei bemerkt auch, daß die Berginspektion nach wie vor bei den Angestellten der Kohlenwerke stets von „Arbeitern“ sprach und nur gelegentlich beim Untertagepersonal auch bergmännische Berufsbezeichnungen, wie Häuer oder Steiger, verwendet hat. Der Begriff „Bergmann“ war noch längst nicht für alle untertage Beschäftigten gebräuchlich...

Beim Abbau in südöstlicher Richtung habe man das Flöz allerdings nur 2 m mächtig angetroffen. Das Dach bilde hier trockener (rolliger) Sand, so daß man keine Bruchörter betreibe, sondern ausschließlich Streckenörter. Herr Herold beschreibt diese Art der Abbauführung als „Verumbruchung“. Dabei werden Strecken vorgetrieben, die man nach dem Erreichen des Flözausgehenden oder der Feldgrenze aufgibt und knapp daneben eine neue Strecke treibt, die vorherige aber zubruchgehen läßt, ganz so, wie es von Inspektor  Wolfert schon im Jahr 1866 beschrieben worden ist.

„Die Kohle ist mürbe, aber ziemlich bituminös und führt reichlich Ozokerit,“ beschreibt Herold außerdem die abgebaute Braunkohle (40024-7, Nr. 60).

 

Bei der nächsten behördlichen Grubenbefahrung, wieder durch den Assistenten Herold, im August 1891 war nur zu konstatieren: „Der Betrieb zeigte sich über- und untertage gut in Ordnung.“ Aber er traf die Häuer Leinmüller und Schleitz „vor Ort mit brennender Pfeife,“ was natürlich in einer Kohlengrube überhaupt nicht zulässig ist. Der Beamte sprach sofort einen scharfen Verweis aus und ordnete auch eine Bestrafung der beiden durch die Betriebsleitung an (40024-7, Nr. 60).

Auch ein Jahr darauf im Oktober 1892 fand Herr Herold „keine Gründe für bergpolizeiliche Bemerkungen.“ Er notierte außerdem, man wolle einen Schachtscheider in den neuen Schacht einbauen und mit der Dampfmaschine in Verbindung setzen, um kräftigeren Wetterzug erzeugen zu können. Aufgrund der deutlich größeren Streckenlängen reichte der natürliche Wetterzug offenbar nicht mehr immer aus. Man baute jetzt im Flöz nördlich des neuen Schachtes ab, wo man das Flöz im Durchschnitt 4 m stark vorfände, davon 2 m „gute Schwarzkohle.“ Die werde aber nicht separiert und als Stückkohle verkauft, vielmehr gehe die gesamte Förderung in die Preßanlage.

Ein Jahr später kommt im Juni 1893 der Berginspektor G. Tittel wieder einmal selbst zur Kontrolle der Grube nach Tettau. Er fand zwei Örter in Abbau stehend. Zu bemängeln war, daß die Wasserhaltung nur während der Tagschicht in Betrieb sei und nachts abgeschaltet werde, wodurch die Wasser des nachts so weit aufgingen, daß die Streckensohlen kniehoch überschwemmt und daher auch nach dem Absenken des Wassers zum Beginn der Schicht stets verschmutzt und rutschig seien.  

Außerdem vermerkte er, daß der Wetterofen nunmehr in Betrieb sei. Man hatte also nicht, wie erst gedacht, den Schachtscheider mit der Esse der Dampfmaschine verbunden, sondern einen separaten, etwa 2,5 m hohen Ofen errichtet, der den Wetterzug bei Bedarf „ankurbelte“.

   


Skizze des Wetterofens, der in gleicher Bauweise, wie der o. g. erste dieser Art dann im Jahr 1905 am letzten Flucht- und Wetterschacht des Thieme'schen Werkes errichtet worden ist. Die aus der kleinen Esse in der Bildmitte nach oben abziehenden Verbrennungsgase sorgten für einen Nachstrom von Frischluft über den gemauerten Kanal, der die Feuerung unten mit dem Schachtkopf links verband. Der Schacht mußte dazu mit einer halbwegs dichten Klappe versehen sein, damit die Luft auch aus dem Schacht angesaugt wurde. Auf diese, höchst einfache Art und Weise ließ sich der aus dem Schacht ausziehende Wetterzug gezielt „anfachen“. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 60, Blatt 207, Gesamtansicht.

   

Am 17. März 1894 ist Emil Thieme verstorben. Er hatte vor seinem Ableben testamentarisch festgelegt, daß sein Steiger F. W. Weiße die Kohlengrube als Betriebsleiter fortführen solle, während sie de jure natürlich in den Besitz seiner Erben überging (40024-7, Nr. 60).

Der Steiger F. W. Weiße wurde in den Jahrbüchern schon ab 1892 als Bevollmächtigter Vertreter des Besitzers ‒ quasi als Geschäftsführer ‒ benannt. 1896 ist das Thieme'sche Kohlenwerk dann auch laut der statistischen Zusammenstellung im Besitz von „Thieme´s Erben“. In der Ausgabe der Jahrbücher auf das Jahr 1902 wird dazu genauer gesagt, daß Thieme's Erben eigentlich aus seiner Witwe B. Thieme und Genossen bestehen.

Dem in der zweiten, 1906 ergangenen Akte des Landesbergamtes (40024-7, Nr. 61) abgehefteten Übersichtsblatt zur Grube kann man Genaueres entnehmen. Als letzte Eigentümer sind dort eingetragen:

  • Bertha, verw. Thieme, geb. Meister, Tettau, mit ¼ der Anteile,

  • die Kinder Johann Thieme, Tettau,

  • Clara, verehel. Bergner, geb. Thieme, in Runsdorf, und

  • Frieda verehel. Müller, geb. Thieme, in Dittrich, außerdem die Enkel

  • Max Ullrich Thieme und

  • Kurt Oswald Thieme, beide in Tettau und unter Vormundschaft von Valentin Gräfe in Schönberg.

Auf alle Kinder und Enkel waren jeweils 3/20 der Geschäftsanteile eingetragen, in Summe also 15/20 bzw. die übrigen ¾.

   

Da auch Steiger Weiße zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr der Jüngste war, war seine erste Amtshandlung 1894, der Berginspektion anzuzeigen, daß er den Häuer August Saupe aus Wünschendorf, der seit 1889 auf dem Werk tätig war, als Fahrgehilfen anstellen wolle, um die täglichen Kontrollen in der Grube nicht mehr immer selbst durchführen zu müssen (40024-7, Nr. 60).

Bei diesem kann es sich möglicherweise um einen Nachfahren jenes Christian Saupe handeln, der von 1871 bis 1878 schon als Steiger bei Thieme angestellt gewesen ist, dann jedoch wegen seines übermäßigen Zuspruchs zu alkoholischen Getränken von Thieme entlassen worden ist.

Bei seiner Befahrung im April 1894 befand Inspektor Tittel das Werk wieder für „gut in Ordnung.“ Bei der Gelegenheit hat Inspektor Tittel auch die Befähigungen Saupe's geprüft und ihn für diese Anstellung als geeignet eingeschätzt. Zu dieser Zeit waren 6 Mann untertage angelegt sowie bis zu 25 Arbeiter und Arbeiterinnen übertage mit der Preßsteinherstellung beschäftigt.

Hinsichtlich der Beschäftigung weiblicher Arbeitskräfte im Kohlenwerk hielt im Bericht zu seiner Befahrung vom September 1894 der Assistent Leonhard noch fest, es handle sich „zum Theile um die Ehefrauen der Arbeiter.“

Ähnlich geruhsam und ohne bergbehördliche Ausstellungen lief der Betrieb des Kohlenwerkes auch über die folgenden Jahre fort.

Herr Tittel hat in dieser Zeit die Leitung der Berginspektion Chemnitz übernommen, Herr Herold ist inzwischen selbst zum Berginspektor befördert worden und an seiner Stelle befuhr dann im Oktober 1895 der Bergamtsreferendar von Alberti das Kohlenwerk. Letzterer bemängelte bei seiner Grubenfahrt im Januar 1896 auch erstmals die fehlende Überdeckung des ‒ ja abschnittsweise auch wirklich ziemlich tiefen ‒ „Gequäls“ (der Wassersaige) in den Förderstrecken.

Darüber hinaus war aber nur zu vermerken, daß 1897 wieder ein neuer Wetterschacht geplant wurde, diesmal weit östlich und wieder nahe der Küchler'schen Feldgrenze. Im gleichen Jahr machten sich Reparaturen am Kesselhaus und eine zeitweilige Außerbetriebnahme der Wasserhaltung erforderlich, woraufhin die Wasser in der Grube natürlich wieder aufgingen.

   

Für den inzwischen sehr umfangreich gewordenen Braunkohlenbergbau wurde dann im Jahr 1898 die Berginspektion Leipzig neu eingerichtet, die von da an auch die Aufsicht über die (nur noch eine) Tettau'er Grube inne hatte. Bei dieser finden wir nun Herrn Berginspektor Herold wieder, der im Mai 1898 erstmals in dieser Funktion wieder nach Tettau gekommen ist. Wieder heißt es in seinem Fahrbericht: „Das Werk zeigte... gute Ordnung.“ (40024-7, Nr. 60)

Es standen gerade zwei Abbauörter in Betrieb, die mit je 3 Mann belegt waren. Außerdem waren 9 Frauen übertage bei der Verladung beschäftigt. Per Zechenbucheintrag wies Herold die Werksleitung an, daß aufgrund der mehrmaligen Hinweise in den letzten Fahrbögen von Alberti´s auf die Unfallgefahr, die Wassersaige in den Förderstrecken nunmehr durchgängig abzudecken sei.

Da der Fahrgehilfe A. Saupe abgegangen sei, solle nun der Häuer Johann Leinmüller dessen Funktion übernehmen, was die Behörde kurz darauf auch bestätigte. Bei diesem Namen runzeln wir allerdings die Stirn: War das nicht jener, den man einige Jahre zuvor in der Kohlengrube mit brennender Pfeife angetroffen hatte ?

Schon im April 1899 hatte Inspektor Herold notiert, daß Steiger und Betriebsleiter Weiße erkrankt und „schwer asthmatisch“ sei und daß dieser mit dem 1. April 1900 seinen Ruhestand antreten wolle (40024-7, Nr. 60).

Auch der Jahrbuchausgabe von 1902 kann man dann entnehmen, daß das Werk daraufhin ab April 1899 mit Herrn Friedrich August Klemm wieder einen neuen Steiger und Geschäftsführer angestellt hatte. Dieser ist zuvor als Obersteiger auf Gottes Segen in Beiersdorf tätig gewesen, also sicher ein würdiger und erfahrener Nachfolger für den langjährigen und nun ausgeschiedenen Werksleiter Weiße, der noch bis April 1900 auf dem Werk wohnen blieb, um alles ordentlich zu übergeben. F. W. Weiße hat seinen Ruhestand aber nicht lange genießen können, sondern ist kurz darauf im Jahr 1900 verstorben.

Als erste Amtshandlung stellte F. A. Klemm übrigens August Saupe noch im April 1899 wieder als Fahrgehilfen an. Von den Eigentümern, in Vertretung unterzeichnet von Bertha Tiehme, sowie von Clara Berger, geb. Thieme und ihrem Ehegatten Hugo Berger, wurde F. A. Klemm mit Schreiben vom 27. April 1900 als Geschäftsführer bevollmächtigt, wie vor ihm F. W. Weiße auch.

Bei seiner Befahrung im Dezember 1899 notierte Herold dann, daß man die Naßpreßanlage abgebrochen habe und gründlich erneuern wolle, ebenso die Antriebsmaschine. Trotz dieser aufwendigen Reparaturarbeiten habe das Werk im Jahr 1900 einen Reingewinn von 20.000,- Mark abgeworfen, hielt Herold im Januar 1901 fest. Sonst hatte er wieder einmal nichts zu bemängeln.

Bei dieser Befahrung stellte der Berginspektor jedoch außerdem fest, daß „im nördlich angrenzenden Feld des Gutsbesitzers Zückler Bohrungen im Gange“ wären und verlangte eine Anzeige darüber an die Bergbehörde. (Er schrieb Zückler, aber richtig muß es wohl Küchler heißen.)

Die geforderte Anzeige über die ausgeführten Bohrungen sandte Gemeindevorstand Leithold dann am 29. Januar 1901 nach Leipzig. Aus ihr geht hervor, daß man bis dahin auf der betreffenden Fläche von zirka einem Hektar drei Bohrungen von 20,0 m bis 23,1 m Tiefe niedergebracht habe, mit denen das Flöz in einer Mächtigkeit zwischen 4,04 m und 5,13 m nachgewiesen werden konnte.

Im Juli 1901 teilte auch Betriebsleiter F. A. Klemm an die Bergbehörde mit, daß aufgrund dieser Bohrergebnisse E. Thieme's Erben vom Nachbarn Julius Küchler (Auch dieses Gut ist also inzwischen an einen Nachfahren von Gottlieb Küchler übergegangen.) eine Fläche von 11.068,4 m² an der Grenze beider Felder gekauft hätten, um welche sich das Grubenfeld nunmehr vergrößert habe. Der Abbau der dort anstehenden Kohle sollte vom Thieme'schen Werk aus erfolgen (40024-7, Nr. 60).

  


Diese Skizze in der Landesbergamtsakte zeigt oben die vom Nachbarn Küchler für den Kohlenabbau hinzugekaufte Fläche, die Förderstrecken und einige der baulichen Anlagen (Maschinenhaus, einen Trockenschuppen) des Thieme'schen Kohlenwerkes. Im Vergleich mit dem Grundriß im Jahr  1905 wird gut sichtbar, wie der Abbau von Nordosten her auf die Schächte zu bis dahin weiter vorangeschritten ist. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 60, Blatt 176, Gesamtansicht, Norden ist oben.

   

Im Bericht zu einer 1902 auf Veranlassung durch die Landesbergbehörde in Freiberg vom Markscheider K. E. Weiß durchgeführten Revision der Grubenrisse wird übrigens festgehalten, daß der verpflichtete Markscheider die Grubenrisse des Braunkohlenwerkes noch immer „nur mit dem Kompaß zieht.“ (40024-7, Nr. 60)

Den Fördermengenangaben in den Jahrbüchern kann man entnehmen, daß im Jahr 1902 mit 11.593 t der höchste Stand des Ausbringens des Thieme'schen Werkes während seiner gesamten Betriebszeit erreicht worden ist. Daraus wurden über 6 Millionen Stück Braunkohlenziegel erzeugt.

Trotzdem muß dieses Kohlenwerk noch als eines der kleinsten gelten, denn die Gesamtförderung an Braunkohle in Sachsen hatte längst eine Höhe von fast 2 Millionen Tonnen erreicht, wobei relativ wenige, aber große Werke im mitteldeutschen Raum und in der Berzdorfer Senke bei Zittau die Hauptmenge lieferten.

Dies geht auch aus der folgenden Meldung unter den Allgemeinen Mittheilungen zur Lage des Bergbaus in der Jahrbuchausgabe von 1903 hervor:

Die Braunkohlenförderung betrug 1.922.096 t ... Der mittlere Preis für 1 t Braunkohle hat sich in derselben Höhe – 2,50 M – wie im Vorjahre erhalten. Es ist dies bereits ein Erfolg des im vorjährigen Berichte erwähnten Zusammenschlusses der größeren Braunkohlenwerke im Leipziger und Meuselwitz- Rositzer Reviere zu einem „Verkaufsvereine der sächsischen Braunkohlenwerke“, der ... als Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit dem Sitze in Leipzig in das Handelsregister eingetragen worden ist. Die Gesellschaft ... ist der seit langen Jahren bestehenden Konvention, welche vom 1. April 1904 ab als „Preisvereinigung mitteldeutscher Braunkohlenwerke“ mit dem Sitz in Halle a. d. S. besteht, als Mitglied beigetreten...

Bei der Gründung des Sächsischen Verkaufsvereins waren aus dem Königreiche Sachsen zunächst nur 7 Werke des Leipziger Bezirks beteiligt, deren Produktion allerdings zusammen 63% der Gesamtförderung aller Werke des Bezirkes ausmachte...“

   

Ein Jahr später hatte man den Inspektor Herold zum Bergmeister ernannt. An seiner Stelle befuhr im Januar 1903 nun der Bergmeister Seemann die Braunkohlengrube. Auch von ihm fand sich wenig zu bemängeln. Er notierte nur, daß zu dieser Zeit 16 Männer und 13 Frauen auf dem Werk beschäftigt seien, für die allerdings nur eine Mannschaftsstube bestehe. Daraufhin wurde bis 25. Februar 1903 ganz schnell eine zweite errichtet, so daß nun nach Geschlechtern getrennte Umkleide- und Pausenräume zur Verfügung standen.

Ab 1904 kam dann der Berginspektor Roch aus Leipzig zu den Grubenbefahrungen nach Tettau. Auch er hat alles als in Ordnung befunden.

En weiteres Jahr darauf zeigte Betriebsleiter Klemm der Berginspektion an, daß wieder ein neuer Flucht- und Wetterschacht geplant werde. Er schrieb auch gleich dazu, daß dieser nur noch für etwa 2 ½ Jahre benötigt werde, da dann „das hiesige Grubenfeld abgebaut sein wird.“

An der betreffenden Stelle habe man bereits eine 17 m tiefe Vorbohrung niedergebracht und dabei unter 11,7 m tonigem Lehm 0,3 m fast trockenen Sand erbohrt. Darunter habe man zuerst 3,0 m tonige und dann, 2,0 m mächtig, sehr gute Kohle gefunden.

An diesem Schacht solle ein gleichartiger Wetterofen wie schon einmal zuvor erbaut werden, sicherlich, weil durch den nur noch geringen Abstand des neuen Schachtes zum Maschinenschacht der Höhenunterschied der Geländeoberfläche nun wirklich nicht mehr ausreichte, um einen genügenden natürlichen Wetterzug zu bewirken. Der Wetterofen habe sich sehr gut bewährt, obwohl man ihn eigentlich gar nicht allzu häufig gebraucht habe, namentlich bei großer Wärme oder bei Gewitter im Sommer (40024-7, Nr. 60).

   

Ein letztes Mal wird das Thieme'sche Braunkohlenwerk im Jahr 1906 auch in den Jahrbüchern genannt, wo im Abschnitt

IX. Wichtige Ausführungen, Betriebsvorgänge usw. im Jahre 1905
(Auszug aus dem bergamtlichen Jahresberichte)

B. Braunkohlenbergbau

II. Schacht-, Maschinen- und sonstige Anlagen.

über das Abteufen dieses Schachtes berichtet wird: „14. Beim Thieme’schen Braunkohlenwerke in Tettau wurde der Sicherheitspfeiler für den Flucht- und Wetterschacht I abgebaut, nachdem zuvor ein neuer, für den gleichen Zweck bestimmter Schacht hergestellt war. An letzteren wurde durch einen besonderen, ausgemauerten Kanal ein Wetterofen angeschlossen.“

Zugleich machte sich aber auch die Konkurrenz der großen mitteldeutschen Werke bei Bitterfeld, Merseburg, Espenhain, Borna oder Zeitz immer mehr bemerkbar. In den allgemeinen Mitteilungen zur Lage des Kohlenbergbaus wird in der Jahrbuchausgabe für 1907 festgehalten:

Im Braunkohlenbergbau setzte der Verkaufs- Verein sächsischer Braunkohlenwerke angesichts der steigenden Löhne und Materialpreise ...eine Erhöhung der Verkaufspreise durch. Der durchschnittliche Verkaufswert 1 t Braunkohle (Rohkohle) berechnet sich ... auf 2,59 M... Beachtlicher war die Preissteigerung bei den Braunkohlenbriketts; der Durchschnittswert der Tonne Braunkohlenbriketts stieg von 7,92 M im Vorjahre auf 8,33 M...

Während sich die Steinkohlenförderung ... nur unwesentlich verändert hat, zeigt die Braunkohlenförderung ein beständiges Anwachsen... Darnach haben sowohl die Fördermengen als auch ihr Gesamtwert dem Vorjahre gegenüber in allen Kohlenabbaubezirken Sachsens zugenommen, am beträchtlichsten im Braunkohlenbergbau des Leipziger Inspektionsbezirkes und im Steinkohlenbergbau des Zwickauer Bezirks.

Im Leipziger Bezirk entwickeln sich immer mehr leistungsfähige Großbetriebe, die ihr Augenmerk besonders auf die Briketterzeugung lenken, um ihre Förderung möglichst versandfähig zu machen. Werke, die sich nur auf die Rohkohlengewinnung beschränken, sind hinsichtlich des Absatzes in der Hauptsache auf Abnehmer in ihrer nächsten Umgebung angewiesen, denen sie ihr Fördergut durch Abfuhr auf der Landstraße zugänglich machen; ... Erst durch die Verarbeitung zu Briketts wird ein ... Brennstoff gewonnen, der eine hohe Versandfähigkeit besitzt und dessen Preis sich auch, auf den Heizwert bezogen, für die Abnehmer immer noch billiger stellt, als Steinkohlen.“

   


Grundriß eines Teils des Thieme'schen Kohlenwerkes aus dem Jahr 1905. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 60, Blatt 201, Gesamtansicht, Norden ist unten.

   


Ausschnittsvergrößerung aus obigem Riß mit dem Grundriß der Tagesanlagen. Norden ist unten. Übertage sieht man inzwischen schon drei der charakteristischen, langgestreckten Trockenschuppen, das Maschinen- und Preßgebäude am Schacht, sowie am Zufahrtsweg ein „Comptoir“, in dem damals wohl auch Steiger und Betriebsleiter F. W. Weiße seine Dienstwohnung gehabt hat.

   


Ausschnitt aus dem obigen Grubenriß des Thieme'schen Kohlenwerkes von 1905. Wir haben ihn jetzt außerdem um 180° gedreht, so daß Norden wie auf heutigen Karten gewohnt oben und dieser Riß besser mit der Skizze von
 1895 im Text oben vergleichbar ist. Man erkennt gut, daß die - schraffiert gekennzeichnete - abgebaute Fläche die noch bestehenden Schächte von allen Seiten her mehr und mehr einschließt. Nach Südosten keilt das Flöz aus, die Grenze ist hier als „Ausstrich“ bezeichnet.

   

1906 verfügte man kaum noch über bauwürdige Abbaufelder, so daß man inzwischen dazu überging, die Restpfeiler an den alten Schächten hereinzugewinnen. Die Förderung mit 22 Mann Belegschaft lag in diesem Jahr bei 8.150 t und der Ausstoß an Braunkohlenziegeln erreichte eine Zahl von 5,13 Millionen Stück.

Bei ihren Befahrungen, die jetzt teils vom Bergmeister Seemann selbst, teils vom Berginspektions- Assistenten Kirsch durchgeführt worden sind, fanden die Inspektoren auch in den Jahren 1906 und 1907 nach wie vor alles in ordnungsgemäßem Zustande vor (40024-7, Nr. 61).

Am 2. September 1907 notierten sie dann, daß sich der Abbau nun den verbliebenen Schächten nähere. Am 13. August 1908 hielt Bergassessor Kirsch dann fest, daß der Abbau mit Ende des Jahres 1908 enden werde, da das gesamte Feld dann bis auf nur noch 15 m breite Pfeiler um die Schächte herum gänzlich abgebaut sein werde. Nachdem schon im September 1908 der Betriebsleiter Klemm seinen Ruhestand antrat, übernahm der Fahrgehilfe Saupe für die kurze, noch verbleibende Zeit dessen Funktion.

Am 26. September notierte Kirsch dann, daß sich Erdrisse bereits bis auf 16 m Abstand dem Förderschacht genähert hätten. Der restliche Abbau dürfte nach seiner Einschätzung nur noch zwei Monate andauern. Der Inspektor wies an, daß der Abbau in jedem Falle einzustellen sei, wenn in weniger als 10 m Abstand zum Förderschacht Erdrisse auftreten würden.

Am 30. Oktober 1908 zeigten die Eigentümer der Bergbehörde dann die endgültige Betriebseinstellung an. Der Wetterschacht sei bereits verfüllt und auch der letzte Förderschacht werde bis zum Jahresende noch zugefüllt. Danach waren nur 4 Arbeiter noch eine Zeitlang „mit Planierungsarbeiten“ beschäftigt. Etwas unklar ist uns dabei noch, woher die nötigen und doch beträchtlichen Mengen von Füllmaterial für das Verstürzen der Schächte und die Einebnungsarbeiten der Tagesoberfläche stammte. Zwar sind in den Saigerrissen gewöhnlich kleine Bergehalden an den Tageschächten verzeichnet, aber diese sind so klein dargestellt, daß deren Volumen vielleicht gerade für das Auffüllen der Schachtsäulen gereicht haben dürfte.

Da man die letzten, von den Füllörtern ausgehenden Strecken gegenüber der Schachtsäule wohl nicht abgedämmt hatte, wies die Bergbehörde noch an, daß man bruchgefährdete Bereiche um die Schächte und an Streckenkreuzen einzäunen solle (40024-7, Nr. 61).

  

Ab der Ausgabe 1910 wird das Thieme'sche Braunkohlenwerk auch in den statistischen Angaben der Jahrbücher nicht mehr aufgeführt. Insgesamt umfaßte diese Aufstellung jetzt nur noch 87 Braunkohlenwerke in Sachsen, zumeist Aktienvereine und Gewerkschaften.

Aus den Jahrbüchern haben wir für den Zeitraum von 1868 bis zur Betriebseinstellung der jeweiligen Werke einige statistische Angaben entnommen und in den folgenden Grafiken aufbereitet.

  


Die Entwicklung der Fördermengen der vier Werke auf sächsischen Boden bei Tettau (und das Walther'sche in Thüringen). Die älteren Angaben in Scheffeln haben wir mit 107 Litern für den Dresdner Scheffel und mit 1,3 t/m³ Dichte in metrische Tonnen umgerechnet, um die Zahlenangaben vergleichbar zu machen, denn erst ab der Ausgabe 1886 sind in den Jahrbüchern die Fördermengen in Tonnen angegeben.

  


Entwicklung des Ausstoßes der vier (fünf) Werke an Braunkohlenziegeln. Für den Zeitraum von 1911 bis 1913 liegen keine Angaben vor, welche Mengen von Braunkohlenziegeln A. Walther in Thüringen aus seiner Fördermenge in Sachsen noch erzeugt hat.

  


Die Entwicklung der Mannschaftsstärke der vier (fünf) Werke.

  


Kummulative Förderung der Tettauer Braunkohlenwerke sowie des Walther'schen Abbaus auf sächsischer Flur bis zum Jahr 1913.

  

Den obigen Grafiken ist zu entnehmen, daß unter den ursprünglich vier Kohlenwerken bei Tettau das Thieme´sche von Anfang an das bei Weitem größte war und daß es von diesen den längsten Bestand hatte. In seiner letzten Betriebsperiode hatte seine Förderung fast die Summe der Förderung der vorher vier Betriebe wieder erreicht. Die dokumentierte Gesamtförderung der Tettauer Braunkohlengruben im Zeitraum von 1868 bis 1906 summiert sich auf 293.645 Tonnen Rohbraunkohle.

  

Der Akte des Landesbergamtes (40024-7, Nr. 61) zur Thieme'schen Grube ist noch zu entnehmen, daß man nach dem Ende des 1. Weltkrieges noch einmal Untersuchungen in Tettau durchgeführt habe: Im August 1919 wurden einige Bohrungen westlich der von Hainichen (bei Gößnitz) nach Zumroda führenden Straße niedergebracht. Dabei konnte aber nur im Sicherheitspfeiler der Straße noch eine bauwürdige Flözmächtigkeit festgestellt werden. Rund 100 m westlich keile das Flöz ganz aus (40064, Nr. 682).

Diese Untersuchungen wurden durch die Amtshauptmannschaft in Glauchau ausgelöst: Nach dem Inkrafttreten des Gesetzes über das staatliche  Kohlenbergbaurecht vom 14. Juni 1918 nämlich wandte sich der amtierende Amthauptmann von Welk aus Glauchau mit einem Schreiben vom 2. August 1919 und dem Hinweis auf noch vorhandene Braunkohlenvorräte bei Tettau an das Landesbergamt in Freiberg: „In Anbetracht der bestehenden und für den Winter in gesteigertem Umfange bevorstehenden Kohlennot erscheint es dringend erforderlich, daß der Staat von diesem... Rechte Gebrauch macht. Damit würde gleichzeitig die Möglichkeit gegeben, Erwerbslose aus dem hiesigen Bezirk zu beschäftigen...“ Die Bergbehörde solle doch bitte die Aussichten für weiteren Kohlenabbau überprüfen.

Ein Schreiben ähnlichen Inhalts richtete der Amthauptmann am 15. August 1919 auch an die Kohlenkommission für Sachsen in Dresden. Darin heißt es, der Abbau sei 1908 „vorzeitig eingestellt worden,“ obwohl doch noch Kohlenvorräte bekannt seien.

Das Landesbergamt Freiberg hatte die Anfrage derweil an die zuständige Berginspektion in Leipzig weitergereicht. Dort faßte Berginspektor Scholz in seinem Antwortschreiben nach Freiberg zusammen, daß aufgrund der Bohrungen „westlich der von Hainichen nach Zumroda führenden Straße“ man zu dem Schluß kommen müsse, daß nur längs dieser Straße auf einer Fläche von vielleicht 3 ha überhaupt noch bauwürdige Kohlenmächtigkeiten zu finden seien. Allein schon der für die Unterfahrung der Straße notwendige starke Sicherungsausbau würde aber die Gestehungskosten so in die Höhe treiben, daß der Abbau in jedem Falle äußerst unwirtschaftlich würde und schon die Vorfahren wohl aus diesem Grunde vom Abbau dieser Restvorräte abgesehen hätten. „Lohnender Abbau steht also nach den vorhandenen Aufschlüssen nicht in Aussicht,“ schließt Scholz sein Schreiben.

Diese Fakten müßten den sächsischen Bergbehörden auch im Jahr 1947 bekannt gewesen sein, als es dann doch noch einmal zu einer  Wiederaufnahme des Braunkohlen- Abbaus genau in diesem Bereich gekommen ist. 

Der Amthauptmann ließ jedoch noch nicht gleich locker und fragte persönlich bei der Berginspektion in Leipzig nach. Die verwies ihn nach Freiberg. Dort wurde am 18. August 1919 ein Schreiben an die Amtshauptmannschaft Glauchau aufgesetzt, in welchem die Einschätzung der Berginspektion Leipzig weitergegeben und auch von der Landesbehörde bestätigt wurde.

Zu einer Wiederaufnahme des Braunkohlenabbaus kam es 1919 jedenfalls noch nicht.

Damit endet der Inhalt dieser Akten und, wie man annehmen könnte, auch die Geschichte des Braunkohlenbergbaus in Tettau...

 


Auf dieser Ausgabe der großmaßstäblichen Karte (1:100.000) von Altenburg aus dem Jahr 1919 (Ausschnitt) ist noch immer ein Braunkohlenwerk bei Tettau eingezeichnet: Noch sind beim Thieme'schen Werk Schlägel und Eisen hierin aufrecht dargestellt. Nördlich der Landesgrenze von Sachsen, bei Zumroda und südlich von Klein- Mecka, findet man noch weitere Kohlenwerke.

 

 
 
 

Zu den angrenzenden Kohlenwerken auf Altenburgischer Flur

  

Der Aufbau einer selbständigen Bergverwaltung im damaligen Herzogtum Sachsen- Altenburg erfolgte erst in Zusammenhang mit der Erschließung der Braunkohlenfelder im damals sogenannten Ostkreis um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Als untere Bergbehörde für das gesamte Staatsgebiet wurde 1866 ein Berginspektor in Altenburg eingesetzt, der seit 1872 den Amtstitel Bergrevierbeamter führte. Seine Dienststelle bestand noch bis 1922 und wurde danach vom Thüringischen Bergamt Altenburg fortgesetzt (Landesarchiv Altenburg in Thüringen, 1-15-502, Bestandserläuterungen).

Nach ersten Recherchen in den Online- Findbüchern des Landesarchives Thüringen können die Akten des Herzöglich- Sächsischen Bergrevierbeamten zu Altenburg (1-15-502) und (ab 1922) Thüringisches Bergamt Altenburg (1-33-500) heute in der Archivstelle in Altenburg eingesehen werden. Die altenburgische Bergbehörde hat übrigens damals die bei ihr erfaßten Bergbaubetriebe einfach durchnummeriert, wie das nach 1945 auch die SAG/SDAG Wismut mit ihren Schächten, Erkundungs- und Gewinnungsobjekten getan hat.

Nach den Inhaltsangaben zu diesen Akten waren Braunkohlengruben nördlich der sächsisch- altenburgischen Landesgrenze unter folgenden Registriernummern bei den Bergbehörden erfaßt (siehe auch Quellenangaben am Schluß dieses Beitrages):

Flur

Reg.-Nr.

Besitzer Zeitraum

 

 

 

 

Klein- Mecka 69 ohne Angabe im Aktentitel. 1866-1873

134

Emil Rauschenbach,
Max Naumann
1902-1908
       
Pfarrsdorf 73 ohne Angabe im Aktentitel. 1866-1877
75 Guido Heimer 1866-1909
76 ohne Angabe im Aktentitel. 1866-1896
       
Runsdorf

93

ohne Angabe im Aktentitel. 1870-1877

142

Arthur Rentsch 1910-1911

142b

ohne Angabe im Aktentitel. 1910-1914
       

Tettau

81

Julius Walther

1895-1896

       
Zumroda 70 ohne Angabe im Aktentitel. 1866-1878
72 ohne Angabe im Aktentitel. 1866-1875
74 ohne Angabe im Aktentitel. 1867-1876
84 Frau R. Kirste 1867-1883
92 ohne Angabe im Aktentitel. 1870-1895
117 ohne Angabe im Aktentitel. 1875-1884
118 Emil Trachsdorf * 1878-1891
120 Emil Trachsdorf * 1881-1885
121 Frau R. Kirste 1881-1884

122

Julius Walther, dann die Witwe
Auguste Walther, geb. Graichen,
zuletzt Albin Walther

1883-1925

124

Louis Hiller

1889-1914

125

ohne Angabe im Aktentitel. 1893-1911

128

Albin Wiedemann

1893-1911

144

Albin Walther 1910-1926
       

*) In den Thüringer Akten heißt er Trac-k-sdorf.

  

Den Familiennamen Heimer, den wir hier als Besitzer der Grube Nr. 75 auf Pfarrsdorfer Flur wiederfinden, kennen wir auch schon als Braunkohlengruben- Besitzer im Tettau'ischen. In welcher verwandtschaftlichen Beziehung Guido Heimer und Zacharias Heimer standen, konnten wir bis jetzt noch nicht herausbekommen.

Der Familienname von Emil Trachsdorf, welcher hier als Eigentümer der Gruben Nr. 118 und Nr. 120 auftaucht, ist uns auch vom Steiger August Trachsdorf auf der Grube von Gottlieb Küchler in Tettau im damaligen Königreich Sachsen bekannt. Auch hier ist uns noch unklar, ob es sich tatsächlich um Verwandte, um dieselbe Person oder nur um Druckfehler in den verschiedenen Akten handelt.

Die Walther´sche Grube Nr. 122 war vorher im Besitz des Albin Kirste. Frau R. Kirste wird daneben als Eigentümerin der Gruben Nr. 84 und Nr. 121 genannt. Bereits ab 1883 muß diese Grube über eine „Dampfkesselanlage“ verfügt haben (Landesarchiv Altenburg in Thüringen, Bestand 1-15-0502, Nr. 530). Auch die Grube Nr. 84 verfügte schon 1881 über Dampfkesselanlagen (im Aktentitel wird gleich der Plural verwendet).

Die Grube Nr. 134 bei Klein- Mecka firmierte unter dem Besitzer Max Naumann als Preßsteinwerke Grube Georg.

Herr Louis Hiller besaß außerdem zwischen 1911 und 1926 noch ein weiteres Braunkohlenwerk namens Grube Winterfeld bei Garbus, heute Gemeinde Nobitz (die Grube mit der Registrier- Nr. 143). Den Namen Adam Hiller haben wir außerdem als Grundbesitzer eines der an der altenburgischen Grenze gelegenen Flurstücke gefunden, auf denen die J. Walther'sche Grube Kohle abgebaut hat.

Ob diese Auflistung oben schon vollständig ist, wissen wir noch nicht. Allein unmittelbar nördlich von Tettau auf Pfarrsdorfer und Zumrodaer Flur haben jedenfalls, beginnend wenigstens seit 1866 (wahrscheinlich aber schon um 1840, denn Braunkohlengruben bei Klein- Mecka wurden ja auch schon 1845 von C. F. Naumann erwähnt), bis zu 17 ( !! ) Braunkohlengruben mehr oder weniger zeitgleich bestanden.

Im Weiteren konzentrieren wir uns deshalb nur auf den Inhalt der Akten aus dem sächsischen Bergarchiv.

  


Auf diesen montierten Ausschnitten aus den Äquidistantenkarten, Blätter Altenburg (1912), Langenleuba- Oberhain (1912), Meerane- Gößnitz (1908) und Glauchau- Niederwiera (1908) sind mehrere Kohlenwerke nördlich von Tettau bis Klein- Mecka im Altenburgischen zu finden.

  


In diesem vergrößerten Ausschnitt aus den Karten des Herzogtums Sachsen- Altenburg aus dem Jahr 1912 findet man ganz am östlichen Rand des Kartenblattes die Braunkohlenwerke (Brk.) südlich von Klein- Mecka und (rechts unten) nördlich von Zumroda.

 


Auf diesem
vergrößerten Ausschnitt aus dem südlich angrenzenden Kartenblatt aus dem Jahr 1908 findet man zwei Braunkohlenwerke (eins davon stillgelegt) unmittelbar nördlich der Landesgrenze und das Thieme´sche Werk nordwestlich von Tettau (allerdings hier wieder mit „Torf“ bezeichnet). Auch beide Ziegeleien sind offenbar noch in Betrieb. Charakteristisch für die Kohlenwerke dieser Zeit sind die langgestreckten Gebäude der Trockenschuppen für die Braunkohlenziegel.

 

 
 
 

Aus den Akten zum Kirste'schen Kohlenwerk (1890)

  

Im Thüringer Landesarchiv haben wir eine Frau R. Kirste als Besitzerin der Braunkohlengrube Nr. 84 in Zumroda schon ab 1867 und außerdem der Grube Nr. 121 in Zumroda von 1881 bis 1884 entdeckt. In welchem Verhältnis sie zu dem Herrn Albin (oder Alwin) Kirste aus Zumroda stand, wissen wir noch nicht.

Letzterer erscheint jedenfalls im Jahr 1890 als Eigentümer eines Braunkohlenwerkes bei Tettau in den Akten des sächsischen Landesbergamtes (40024-7, Nr. 328 und 329). Der Name Kirste ist außerdem als Grundstücksbesitzer in den Unterlagen des Walther'schen Kohlenwerkes vermerkt (siehe unten und 40024-7, Nr. 389, Blatt 6).

  

Am 12. Oktober 1889 hatte Herr Albin Kirste der sächsischen Berginspektion in Chemnitz mitgeteilt, er habe mit Herrn Abraham Thieme darüber Vereinbarung getroffen, auf des letzteren Flur einen Versuchsschacht abzuteufen. Auch diesen Namen haben wir doch schon gelesen... Von diesem Schacht aus sollten dann Strecken nach Süden getrieben werden, um die dort noch anstehenden Kohlen zu untersuchen. „Wenn die Kohlen brauchbar sind, soll auch Abbau getrieben werden,“ heißt es in seinem Gesuch. Der amtierende Leiter der Berginspektion Chemnitz, Stephan, reichte den Antrag gleich am Folgetag an das Landesbergamt in Freiberg weiter (40024-7, Nr. 328).

Da Herr A. Kirste nun auf herzöglich- sächsisch- altenburgischer Seite der Grenze zuhause war, mußte er zwecks der Beantragung von Abbaurechten auf königlich- sächsischer Seite zunächst einmal einen bevollmächtigten Vertreter in Sachsen benennen. Als solcher wurde von ihm der Rechtsanwalt O. Martini aus Meerane verpflichtet (40024-7, Nr. 329).

Als Steiger und Aufsicht für die 14 Arbeiter seines Braunkohlenwerkes auf altenburgischer Seite hatte Herr Kirste einen Herrn Friedrich Schreck angegeben ‒ möglicherweise denselben, der schon zuvor bis 1878 bei Zacharias Heimer als Steiger angestellt gewesen ist; die Namensgleichheit läßt dies jedenfalls vermuten.

Einer Notiz in den Akten der Technischen Berginspektion zum Kreishilfsschacht Tettau (40064, Nr. 497) ist dann zu entnehmen, daß Herr Kirste in dieser Zeit einen 26 m tiefen Schacht teufen ließ, mit dem er auch auf das Flöz, dort mit einer Mächtigkeit von 4 m, gestoßen sei. Schon in geringer Entfernung vom Schacht habe die Mächtigkeit aber auf 2 m und weniger abgenommen, so daß es unbauwürdig wurde. Den Schacht habe Herr Kirste daraufhin noch 1890 wieder verfüllen lassen.

   

Auch in der recht dünnen Akte des Landesbergamtes zu den Betriebsangelegenheiten des Kirste'schen Kohlenwerkes (40024-7, Nr. 328) findet sich ähnlicher Inhalt. Ergänzt werden die Angaben aus der weit jüngeren Akte der TBI durch einen Fahrbericht des Bergamtsreferendars Krieger, der die Kirste‘schen Versuchsbaue am 5. Dezember 1889 aufgesucht hat. Darin heißt es, der Schacht sei „nur wenige Schritte von der Grenze entfernt“ auf sächsischer Seite angesetzt, bis auf das Flözliegende 26 m tief und stehe in Bolzenschrotzimmerung, welche „im Übrigen in gutem Zustande“ sei. Das Flöz habe man hier 4 m mächtig angetroffen. Von dort aus sei nun eine Untersuchungsstrecke nach Süden – auf die sächsische Seite hinüber – geplant. Der Schacht besaß keine Fahrten, weswegen Herr Krieger nicht eingefahren ist. Stattdessen erläuterte Aufsichtsführender Schreck, es gebe nur Kübelfahrung, „wie das bei ihnen üblich sei.“ Das gefiel Herrn Krieger gar nicht und er empfahl dem Bergamt, es solle doch Herrn Kirste zum Einbau üblicher Fahrung auffordern, was auch geschehen ist.

Bereits am 10. März 1890 schrieb der Grubenbesitzer A. Kirste dann aber offenbar recht in Eile an das Königlich Sächsische Bergamt zu Freiberg: „Ich setze Ihnen Kenntniß, daß auf sächsischen Grund und Boden, bei Herrn Abraham Thieme, Tettau, den Schacht wieder zumache, das Kohlenfeld ist nicht zum abbauen, es ist nicht kohlenmächtig....“

Bei der Befahrung am 10. Juni 1890 fand man den Schacht tatsächlich schon wieder zugestürzt vor. Am 30. Oktober 1890 schaute Herr Herold von der Berginspektion Chemnitz erneut hier vorbei und notierte, der Schacht sei bodengleich verfüllt und alles weggerissen, „überhaupt von der ganzen Anlage nichts mehr vorhanden.“ Außerdem heißt es in seinem Bericht: „Die vom Schacht erteufte Flözmächtigkeit von 2 m hat dem Werksbesitzer Albin Kirste für den Abbau nicht genügt.“ (40024-7, Nr. 328)

Deshalb wird dieses Braunkohlenwerk auch in den Statistischen Mitteilungen für Sachsen in den Jahrbüchern nur einmalig aufgeführt.

   


Ein Grund- und Saigerriß der Albin Kirste'schen Braunkohlengrube No.122 in Zumroda. Bildquelle:
Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 328, Blatt 1, eingeheftet in der Akte, Gesamtansicht. Norden ist links unten bezeichnet, was aber nicht zutreffend sein kann, wenn dort die Grundeigentümer H. Leithold (hier steht wieder einmal Le-u-thold) und A. Thieme in Sachsen vermerkt sind. Norden ist vielmehr rechts oben. Links (an der Heftung) ist eine Schnittdarstellung der zwei Schächte zu erkennen.

Im  Vergleich mit einer späteren Skizze des Walther'schen Kohlenwerks sieht man, daß die beiden Schächte an der Grenze des Kirste'schen Flurstücks zum westlichen Nachbarn Voigt angesetzt waren. Der Abbau ist wohl schon damals auf beiden Grundstücken erfolgt.

  


Auf dieser Skizze des inzwischen an J. Walther übergegangenen Kohlenwerkes ist der Kirst
e'sche Versuchsbau eingezeichnet: Der Schacht lag im „A“ der Beschriftung „Abr. Thieme“ und damit genau in der Achse der anderen beiden Schächte nördlich der Grenze. Von dort ging eine „Untersuchungsstrecke“ an der Grenze der beiden Flurstücke entlang nach Südosten aus. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 389, Blatt 6, Ausschnitt, Norden ist oben.

   

Herr Kirste hatte seine bergbaulichen Ambitionen möglicherweise später gänzlich aufgegeben, denn in der Registratur des Thüringischen Landesarchives haben wir noch eine Nachricht über eine Hochzeit des Lehrers Albin Kirste aus dem Jahr 1910 gefunden (1-97-0050, Nr. 104). Falls es sich dabei um denselben handelt, hat er vielleicht den öffentlichen Dienst als sicherere Stellung angesehen...

 

    
 
 

Aus den Akten zum Walther'schen Kohlenwerk (1894-1913)

  

Ein ähnlicher Versuch ist in den Akten des Landesbergamtes (40024-7, Nr. 389 und 390) aus dem Jahr 1894 überliefert, als der Herr Julius Walther, von seinem wenigstens seit 1883 bestehenden Braunkohlenwerk in Zumroda ausgehend, auf sächsischer Seite Kohle abbauen wollte. Nur in einer Fußnote zu dem Eintrag in den Jahrbüchern liest man dazu: „Der Kohlenabbau unter sächsischem Boden soll von dem in Zumroda (Sachsen- Altenburg) gelegenen Werke des Besitzers aus stattfinden.“

Das Walther'sche Kohlenwerk ist auch im Heimatbuch der Stadt Meerane im Jahr 1930 noch erwähnt, woraus wir im Kapitel zur Geologie der Lagerstätten  oben im Text bereits zitiert hatten. An dieser Stelle erfährt man dazu außerdem noch: „Das Flöz bei Pfarrsdorf... wurde in den genannten Dörfern seit 1850 abgebaut. Anfangs strich man Ziegel, die man an der Luft trocknete, wie beim Torf (daher man noch heute solche Naßpreßsteine ,Streichtorf´nennt).  1889 führte Herr Thieme in Wünschendorf die erste Naßpresse ein. Etwa um 1900 oder kurz danach waren zu gleicher Zeit 4 solcher Pressen in Betrieb.

Diese Werke sind aber eins nach dem anderen bis etwa 1910 wieder zum Erliegen gekommen. 1923/24 baute Herr Walther noch eine 40-50 m lange Fläche mit Hilfe von 12 Arbeitern ab.“

  

Bei der thüringischen Bergverwaltung wurden die Gruben von Kirste und Walther unter derselben Registriernummer 122 geführt. Nach Angaben in der Bergschadenkundlichen Analyse (40073-1, Nr. 81) habe Herr Julius Herrmann Walther die vormals Kirste´sche Grube im Jahr 1892 übernommen. Wie wir herausbekommen haben, grenzten zumindest die Baufelder der beiden Gruben unmittelbar aneinander an, wobei das Walther'sche Werk aber schon auf Flurstücken westlich des Kirste selbst gehörigen Grundstücks abgebaut hat.

Hinzuzufügen ist noch, daß der Name Walther auf den erst später auf Veranlassung des sächsischen Bergamtes aufgenommenen  Grubenrissen unter den darin verzeichneten Grundbesitzern nicht auftaucht. Herr Walther war also (wohl ähnlich wie M. Fleischer einige Jahrzehnte früher auf Heimer's Flur in Sachsen) nur der Inhaber der Gewinnungsrechte am Kohlenunterirdischen, die er von den ansässigen Grundbesitzern gekauft oder gepachtet haben muß.

   

Die Akte des Landesbergamtes über die Betriebsangelegenheiten der Grube von Julius Walther (40024-7, Nr. 389) verrät uns dazu Folgendes: Am 14. Januar 1895 hatte der Gemeindevorstand Hermann Leithold an die Berginspektion Chemnitz eine Anzeige gesandt, in der er schrieb, besagter Walther habe schon vor zwei Jahren auf der Parzelle No. 63, Abraham Thieme gehörig, Kohlen gefördert, ohne die Gemeinde oder gar die zuständige Berginspektion davon in Kenntnis zu setzen. Er, Leithold, habe es erst bemerkt, „als die Brüche zutage gingen“ ‒ sich also die Oberfläche einzusenken begann. Auch unter der ihm selbst gehörigen Parzelle No. 62, welche unmittelbar an Walther's in Zumroda grenze, habe er Erdrisse gefunden, die mehr als 5 m tief gewesen seien. Daher vermute er, daß „von altenburgischer Seite etwas scharf an der Grenze abgebaut werde...“ Nun treibe Walther auch Strecken unter die Albin Pohlers gehörende Parzelle No. 59 vor. Als Gemeindevorstand fordere er zur Einhaltung des Berggesetzes auf und daß „diesem Raubbau von altenburgischer Seite Einhalt geboten werde.“

Tatsächlich lag bei der Berginspektion in Chemnitz ein Schreiben des herzöglich- altenburgischen Bergrevierbeamten Boehnisch vom 5. Januar 1895 vor, in dem sich dieser an die sächsische Bergbehörde wandte, weil Julius Walther vor ihm in Altenburg erklärt habe, er habe die Kohlenabbaurechte auf Albin Pohlers Grund erworben und wolle das Kohlenlager nun mit zwei Strecken unter der Grenze hindurch untersuchen, was er, Boehnisch, natürlich nicht ohne Zustimmung der sächsischen Behörde genehmigen könne (40024-7, Nr. 389). In der Akte zu den Berechtigungsangelegenheiten des Walther’schen Kohlenwerkes (40024-7, Nr. 390) findet sich außerdem ein Schreiben vom 15. Februar 1895, in dem Julius Walther erklärte, daß ihn Albin Pohlers beauftragt habe, die Kohlen unter seiner Flur abzubauen, „weil das Feld zu klein sei, um ein eigenes Werk einzurichten.“

Auf das nun eingegangene Schreiben des Gemeindevorstands hin beschloß die Berginspektion Chemnitz noch am gleichen Tage, eine Revision unter besonderer Berücksichtigung des Grenzverlaufs durchzuführen, was aber aufgrund der Jahreszeit noch aufgeschoben werden müsse. Des Gesuch J. Walther´s, den Abbau auf sächsischer Seite betreffend, müsse man bis auf Weiteres deshalb ablehnen. Dies hat der altenburgische Beamte Herrn J. Walther am 1. Februar 1895 dann so auch übermittelt und ihn aufgefordert, alle Untersuchungsarbeiten sofort wieder einzustellen.

In der Zwischenzeit hat Herr J. Walther auch einen Abbauvertrag mit Albin Pohlers in Altenburg vorgelegt. Dieser besagte, daß Herr Pohlers für jeden geförderten Kübel Kohle einen Abbauzins von 1 ½ Pfennigen erhalten sollte.

  

Nachdem der Schnee getaut war, kam die bereits beschlossene Revision dann zustande. Am 17 April 1895 kam Berginspektor G. Tittel, der 1892 seinen Vorgänger Stephan als Leiter der Berginspektion in Chemnitz abgelöst hatte, persönlich nach Tettau, um die Angelegenheit in Augenschein zu nehmen. Darüber war zu berichten, daß er „größere Beschädigungen“ im Grenzverlauf nicht habe feststellen können. Jedoch dürfte sich der vermarkte Grenzverlauf infolge des Abbaus und der Oberflächenabsenkung auf altenburgischer Seite bereits in Richtung Norden verschoben haben.

Das oberflächlich anhand der Absenkung ersichtliche Abbaufeld auf Pohlers Grund wies zirka 50 m Durchmesser auf und war mit Schmelzwasser angefüllt. Es lag ganze 20 m von der sächsisch- altenburgischen Grenze entfernt auf sächsischem Terrain und griff auch auf Leithold's Parzelle über. Die gegenwärtig vorhandenen Risse auf Leithold's Parzelle erklärte der der Besichtigung beiwohnende Gemeindevorstand gegenüber dem Bergbeamten aber für nur „belanglos.“

Das Bruchfeld erschien jedenfalls auch dem Inspektor Tittel als zu groß, als daß es nur in der kurzen Zeit der Untersuchungsarbeiten im Januar 1895 entstanden sein könne.

J. Walther's Schacht andererseits stehe nur 5 m von der Grenze entfernt auf altenburgischer Seite. Einen Grubenriß konnte der bei diesem Ortstermin auch anwesende Julius Walther aber nicht vorlegen. So sei auch nicht klar, wie ein Wetter- und Fluchtweg angelegt werden solle. Auf Befragen habe Walther noch angegeben, er habe nach einer Unterredung im Bergamt in Freiberg geglaubt, daß ihm dabei der Abbau auf sächsischem Boden gestattet worden sei. Am Rand des Berichtstextes von Tittel hat jemand dazu notiert: „Von mir nicht.“

Berginspektor Tittel wies den Gemeindevorstand noch an, darüber zu wachen, daß Walther den Betrieb nicht ohne Genehmigung der sächsischen Bergbehörde wieder aufnehme und sandte seinen Bericht nach Freiberg mit dem Bemerken, das Königliche Bergamt möge sich doch mit dem herzöglichen Bergrevierbeamten ins Einvernehmen setzen.

Die Landesbehörde tat dies dann in der Weise, daß sie Herrn Tittel nach Altenburg sandte, um mit dem altenburgischen Bergrevierbeamten Boehnisch zu sprechen. Über dieses Gespräch, das am 29. April 1895 in Altenburg stattfand, berichtete Herr Tittel anschließend, man habe sich dahingehend geeinigt, daß die bergbehördliche Aufsicht über J. Walther's Grube den Territorien entsprechend geteilt werden solle. Herr Boehnisch wollte ferner den verpflichteten Markscheider F. Dietrichs aus Halle mit der Anfertigung eines Grubenrisses beauftragen. Zuletzt wurde beschlossen, daß J. Walther eine Kaution für die geodätische Neuaufnahme der Landesgrenze stellen müsse.

Die Berginspektion Chemnitz sandte zwecks Kontrolle im Oktober 1895 den Bergreferendar von Alberti nach Tettau, der darüber notierte, daß der Betrieb anweisungsgemäß ruhe und ein Grubenriß angefertigt werde (40024-7, Nr. 389).

    


Skizze des J. Walther'schen Kohlenwerkes vom Februar 1895. Schraffiert dargestellt sind die bereits  abgebauten Flächen auf dem Grund von Balduin Voigt, der wiederum an den des A. Kirste - östlich daneben gelegen - angrenzte. Im linken Bildteil sind der unmittelbar nördlich der Landesgrenze von Walther angesetzte Schacht und die von diesem nach Süden ausgehende, geplante Strecke rot eingezeichnet. Nach den Eintragungen hierin baute Walther nördlich der Grenze auf dem Grund von Adam Speck sowie Adam Hiller Braunkohle ab. Diese Skizze ist auch die einzige Quelle, in welcher der  Albin Kirste'sche Versuchsbau aus dem Jahr 1890 auf A. Thieme's Grund verzeichnet ist. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 389, Blatt 6, Gesamtansicht, Norden ist oben.

   


Der im Oktober 1895 von Markscheider Dietrichs angefertigte Grund- und Saigerriß des J. Walther'schen Kohlenwerkes. Wie man sieht, blieb es nördlich der Landesgrenze bei der Gruben- Nummer 122, während die altenburgische Bergverwaltung für den südlich der Landesgrenze gelegenen Teil die Nr. 81 vergeben hatte. Charakteristisch sind auch hier die langgestreckten Trockenschuppen für die Braunkohlen- Ziegel. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 389, Blatt 29, Gesamtansicht, Norden ist oben.

  


Ausschnitt aus obigem Grubenriß mit dem Grundriß der J. Walther'schen Baue. Hierin hat der Markscheider die auf Albin Pohlers Grund schraffierte Fläche
mit „abgebaut 1894-1895“ beschriftet. Zwischen dem schon abgebauten Feldteil und der Landesgrenze ist mit Bleistift ergänzt: „Sommer 1896 in Abbau“ und links davon „Kohle kaum bauwürdig“.

   


Ausschnitt aus obigem Grubenriß mit dem Saigerriß der drei J. Walther'schen Schächte. Auch diese Darstellung weist wieder niedrige Aufsattelungen an den Tagesöffnungen der Schächte und kleine, sie umgebende Bergehalden aus. Links als Höhen- Bezugspunkt ein Grenzstein der Landesgrenze.

   

Die Genehmigung zum Abbau, aber unter Ausschluß des Grenzpfeilers, wurde im November 1895 durch die Berginspektion Chemnitz erteilt, nachdem Walther dort noch einmal persönlich vorgesprochen hatte (40024-7, Nr. 389).

Bereits am 15. Dezember 1895 zeigte J. Walther aber auch bei einem Berginspektor Scheinert in Borna an, daß er nur noch einen Monat in Sachsen fördern könne, da „die Kohle sehr ungünstig läge.“  Ihm bliebe eigentlich nur noch der Sicherheitspfeiler unter dem Grenzverlauf, dessen Abbau aber bis zur Erteilung gesonderter Genehmigung ruhen solle.

Auf den Januar 1896 datiert wieder ein Fahrjournal des Bergamtsreferendars von Alberti. Der fand bei seiner Befahrung nur ein Ort belegt und notierte dazu, daß die 15 bis 20 m² großen Brüche nur wenig ausgebaut seien, weil das aus festem Ton bestehende Dachgebirge „sehr dauerhaft“ sei.

Der Fahrschacht entsprach nicht wirklich den Anforderungen der sächsischen Behörde: Es gebe nur eine, saiger gestellte Fahrt und eine Vertonnung zum Fördertrum hin fehle ganz. Sonst befände er sich aber „in gutem baulichen Zustande.“

Die Grube war im Januar 1896 mit 10 Mann und einem Steiger belegt.

Für das Jahr 1895 ist der betreffenden Jahrbuchausgabe zu entnehmen, daß Herr J. Walther mit 4 Arbeitern insgesamt immerhin 1.630 t Kohle gefördert und daraus 963.000 Stück Ziegel hergestellt habe. Bei dieser Angabe dürfte es sich aber nur um diejenige Menge handeln, die Walther tatsächlich unter sächsischem Boden abgebaut hat.

  

Am 3. Februar 1896 teilte J. Walther der Berginspektion Chemnitz mit, er habe die Kohle nunmehr bis auf den Grenzpfeiler abgebaut und lasse den Betrieb auf sächsischer Seite wieder ruhen. Daraufhin fragte Inspektor Tittel am 14. Februar 1896 noch einmal beim Landesbergamt in Freiberg nach, ob denn die Genehmigung zum Abbau des Grenzpfeilers erteilt werde.

Dies wiederholte sich im April nochmals: Am 16. dieses Monats fragte J. Walther erneut bei der Berginspektion Chemnitz nach. Vonseiten des herzöglich- altenburgischen Bergrevierbeamten sei ihm die Genehmigung zum Abbau von Norden her bereits erteilt worden. Er bitte nun um Bescheid, ob er auch den Streifen auf der sächsischen Seite der Grenze abbauen dürfe. Tittel schrieb daraufhin am 18. April erneut nach Freiberg. Er habe keine Bedenken gegen den Abbau des Grenzpfeilers, nur solle Walther eine Kaution von 200,- Mark zwecks Neuvermarkung der Landesgrenze nach dem Abbau auferlegt werden.

Am 12. August 1896 wurde es J. Walther offenbar zu bunt: Er erschien erneut bei der Berginspektion Chemnitz und erklärte, daß er den Abbau auf sächsischer Seite einstelle. Dasselbe erklärte er offenbar auch bei der Amtshauptmannschaft Glauchau, welche dies ihrerseits am 14. dieses Monats der Bergbehörde mitteilte.

Am 9. September 1897 besuchte Bergamtsreferendar von Alberti den Schachtstandort und berichtete, der Schacht an der Landesgrenze sei schon ganz verfüllt und die Grenzsteine erschienen ihm „unverrückt“ zu sein.

Für das Jahr 1896 wird in der betreffenden Jahrbuchausgabe daher nur noch eine Förderung von gerade einmal 95 t und eine Produktion von 56.000 Stück Ziegeln aufgeführt, die wohl nur dem Zeitraum bis Februar dieses Jahres entstammt; und es wird vermerkt, daß Herr Julius Walther den Abbau (sehr wahrscheinlich aber wieder nur den unter sächsischem Boden) gänzlich eingestellt habe.

Auch auf dem Übersichtsblatt zur Grube in der Akte (40024-7, Nr. 389) ist vermerkt: „15.8.1896 Betrieb eingestellt und das Werk für erfolglos erklärt.“

    

Das Walther'sche Braunkohlenwerk taucht dann im Zeitraum von 1911 bis 1919 ‒ inzwischen im Besitz von „Walther's Erben“ ‒ in den Akten der Berginspektion Leipzig erneut auf (40051, Nr. 682). Als Erbin wird in dieser Akte die Frau Auguste, verwitwete Walther, geb. Graichen, genannt. Miteigentümer und Betriebsleiter ist Albin Walther, der Sohn von Julius Walther. Aus der Akte zu den Berechtigungen des Werkes (40024-7, Nr. 390) ist außerdem zu erfahren, daß am 3. April 1911 auch Albin Walther‘s Mutter, die Witwe von Julius Walther, verstorben sei und daß er seitdem die Betriebsleitung im Auftrage von „Walther’s Erben“ fortführe. In der altenburgischen Bergverwaltung wurde die Grube weiter unter der Nummer 122 geführt.

Der Akte der inzwischen gebildeten Berginspektion Leipzig zu dieser Grube (40051, Nr. 682) ist ferner zu entnehmen, daß die Grube ihr Feld im Altenburgischen bis an die sächsische Grenze abgebaut habe und nun eine Ausrichtung nach Süden auf sächsische Flur vorsehe.

A. Walther‘s Abbauantrag war natürlich zunächst wieder an den für seine Grube zuständigen „herzöglichen Gewerbeinspektor“ Boehnisch in Altenburg gerichtet, findet sich in Abschrift in der Akte des Landesbergamtes (40024-7, Nr. 389) und datierte auf den 10. Januar 1911. Der herzöglich- altenburgische Bergrevierbeamte hatte den Betriebsleiter auf seinen Antrag hin aufgefordert, sich zwecks Genehmigung seines Betriebsplanes und betreffs der Versicherung der Arbeiter an die auf der anderen Seite der Landesgrenze zuständige sächsische Berginspektion in Leipzig zu wenden.

Die Untersuchungsarbeiten und ggf. späterer Abbau sollten sich nach Walther’s Antrag auf Arno Leithold’s Parzelle No. 62 sowie auf die benachbarte, Albert Mehlhorn gehörige Parzelle erstrecken. Am 20.12.1910 hatte zumindest A. Leithold dazu A. Walther gegenüber sein Einverständnis mit dem Kohlenabbau erklärt, was in dem Aktenfaszikel, welches die Berginspektion Leipzig aus Altenburg erhielt und dann dem Landesbergamt Freiberg übersandte, in Abschrift niedergelegt ist (40024-7, Nr. 389). Die Abbaugenehmigung der Grundeigentümer läge jedenfalls schon vor. Das Kohlenabbaurecht habe Walthernach Quadratmetern“ gekauft.

 

Weisungsgemäß hatte A. Walther daraufhin am 20. Januar 1911 in Leipzig seinen Grubenriß vorgelegt und daran erinnert, daß bereits in den 1890er Jahren ein solcher Abbau auf sächsischem Boden erfolgt sei. Auch „inmitten der Leithold'schen Parzellen“ sei vor 50 Jahren ‒ also um 1860 ‒ schon Abbau umgegangen. Von 1867 bis 1871 habe dort Arno Leithold´s Vater, Hermann Leithold, schon Kohlen abgebaut. Demnach sei jedenfalls bekannt, daß unter den Fluren des heute Arno Leithold gehörigen Gutes sowie in der Albert Mehlhorn gehörigen Nachbarparzelle ein 3 m bis 5 m mächtiges Flöz noch unverritzt anstehe. Etwas später taucht hier noch der Name Albin Pohlers als Eigentümer des dem Walther'schen Werk an der Grenze unmittelbar gegenüberliegenden Grundstücks in der Akte der Berginspektion Leipzig (40051, Nr. 682) auf. In dieser Akte ist auch erwähnt, daß die Funktion des Gemeindevorstands von Tettau zu dieser Zeit ebenfalls an den Sohn Hermann Leithold’s übergegangen war und nun von Arno Leithold ausgeübt wurde.

Den Namen Mehlhorn kennen wir noch nicht, aber den Namen Michael Pohlers haben wir auch schon auf dem Grubenriß des Leithold’schen Kohlenwerkes als dessen westlichen Nachbarn gefunden. Aus einem Grundbuchauszug in der Akte zu den Berechtigungsangelegenheiten des Walther’schen Kohlenwerkes (40024-7, Nr. 390) erfährt man, daß Albert der Sohn von Michael Pohlers gewesen ist und das Gut 1887 von seinem Vater übernommen hatte.

  

Das Walther´sche Kohlenwerk verfügte zu dieser Zeit über zwei, in Bolzenschrot stehende Schächte mit einem Pferdegöpel und Kübelförderung. Die Belegschaft lag bei 10 Mann, wovon jedoch nur 4 Mann untertage arbeiteten. Sie waren beim Altenburger Knappschaftsverein versichert.

Zuerst sehe Walther aber Bohrungen vor, um das Baufeld näher einzugrenzen. Die Bohrlöcher könne man von untertage anfahren und dann auch für die Bewetterung nutzen, bis ggf. ein Wetterschacht abgeteuft sei. Außerdem heißt es: „Da das Deckgebirge nur aus Lehm besteht, gehen die Brüche nicht bis übertage. Bisher hat es nur eine Einsenkung gegeben...“ und: „Alle Brüche gehen trocken,“ was heißt, daß in der topographischen Hochlage bis in die Flöztiefe damals untertage keine bemerkenswerten Grundwassermengen zuliefen.

  

Die sächsische Berginspektion machte am 6. Februar 1911 ihre Bedenken bezüglich der Wetterführung geltend und verlangte die Einreichung eines Betriebsplanes sowie die Namhaftmachung des Aufsichtspersonals, bevor eine Genehmigung zur Durchörterung des Sicherheitspfeilers unter dem Grenzverlauf in Betracht gezogen werden könne. Für diesen Sicherheitspfeiler war eine Breite von 25 m festgelegt. Außerdem müsse vor Beginn des Abbaus eine Vermessung des Grenzverlaufes erfolgen, damit die Landesgrenze bei Bedarf nach dem Ende des Abbaus korrekt wieder neu vermarkt werden könne.

Als stellvertretenden Betriebsleiter benannte A. Walther daraufhin Herrn Linus Klüglich aus Pfaffroda. Als Betriebsführer wird im März 1911 außerdem der Bergmann Richard Pröhl aus Wünschendorf benannt (40051, Nr. 682 und 40024-7, Nr. 389).

Zu den hier genannten Personen erhielten wir im Herbst 2023 von dem heute in Bayern lebenden Urenkel des Linus Klüglich die Information, daß sein Urgroßvater am 7. Januar 1894 Frau Ida Selma Walther geheiratet hat. Diese wiederum war die Tochter des Julius Hermann Walther und seiner Frau Auguste Walther, geb. Graichen, aus Zumroda und damit auch die Schwester des Albin Walther. Herr Walther jun. hatte also seinen Schwager zum stellvertretenden Betriebsleiter ernannt (Information von Herrn M. Klüglich).

Warum auch nicht: Man kannte sich. In der nach wie vor eher landwirtschaftlich geprägten Region waren Bergleute rar ‒ die zogen erst später her und dann meist zu den großen Kohlenbergwerken, die höhere Löhne zahlen konnten.

Herr Walther jun. ließ dann jedenfalls auch insgesamt fünf, knapp 30 m tiefe Bohrungen ausführen, davon drei auf Leithold’s und zwei auf Mehlhorn’s Flur, deren Lage und die Bohrergebnisse er am 13. März der Berginspektion Leipzig mitteilte. Mit den Bohrungen wurde in zirka 23 m Tiefe tatsächlich das Kohlenflöz erbohrt, jedoch mit sehr unterschiedlichen Mächtigkeiten zwischen gerade einmal 0,35 m und 3,80 m.  

Am 19. März sandte er auch den geforderten Betriebsplan an die Berginspektion in Leipzig, welcher besagte, daß von dem nahe der Grenze auf altenburgischer Seite bestehenden Schacht eine Strecke nach Südosten unter der Grenze hindurch getrieben werden solle. An der Nordgrenze der bekanntermaßen bereits abgebauten Felder auf Leithold’s Grund entlang solle sie dann parallel zur Landesgrenze nach Osten abwinkeln und anschließend an der Grenze der beiden benachbarten Flurstücke von Leithold und Mehlhorn entlang nach Südosten vorgetrieben werden, um die Bauwürdigkeit der Kohlenlager dort zu untersuchen. Diese Untersuchungstrecke sollte zunächst insgesamt 180 m lang werden.

In seiner Bewertung dieses Planes empfahl der Berginspektor Scholz aus Leipzig dem Landesbergamt, die Streckenlänge auf höchstens 130 m zu begrenzen und ein weiteres Erlängen nur unter der Bedingung zu genehmigen, daß dann auch auf sächsischer Seite ein Wetter- und Fluchtschacht abgeteuft würde.

  


 Albin Walther's Skizze vom 22. Dezember 1910, die er seinem Betriebsplanantrag vom März 1911 beigefügt hatte. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 389, Blatt 60, Gesamtansicht, Norden ist oben.

  

Die Genehmigung für diese Arbeiten wurde dann auch bald und nur die eine Auflage erteilt, für die Durchörterung des Sicherheitspfeilers unter der Landesgrenze starken Ausbau einzubringen. Im April 1911 zeigte A. Walther der Berginspektion den Beginn der Arbeiten an (40051, Nr. 682 und 40024-7, Nr. 389).

Am 29. April besichtigte Inspektor Scholz gemeinsam mit A. Walther erstmals die bis dahin angelegten Baue und notierte über seine Befahrung, daß das Braunkohlenflöz am Schacht eine Mächtigkeit von 7 m bis 8 m ( !! ) aufweise und daß der 27 m tiefe Schacht bis auf das Liegende des Flözes abgesenkt sei. Der Schacht war mit Bolzenschrotausbau gesichert und mit einem hölzernen Förderturm überbaut. Die Ausrichtungsstrecke nach Süden stehe mit einer lichten Weite von 1,7 m Breite und 1,8 m Höhe in Türstockzimmerung. Momentan ruhe aber der Abbau, da alle Arbeiter an der Naßpresse eingesetzt seien. Außerdem hielt Scholz in seinem Fahrbericht fest, daß Walther befürchte, in alten Mann einzuschlagen, wenn er mit der parallel zum Grenzverlauf aufzufahrenden Strecke den geforderten Abstand von 25 m zur Grenze einhalte (40024-7, Nr. 389).

Bis zum 9. Juni 1911 hatte diese erste Ausrichtungsstrecke nach Sachsen hinüber 26 m Länge erreicht. Tatsächlich hat man dort wie erwartet in einen alten Mann (die H. Leithold'schen Abbaue bis 1874) eingeschlagen, der „manche Schwierigkeiten“ bereite. A. Walther wollte die Parallelstrecke daraufhin nur 15 m von der Grenze entfernt weiter nach Westen treiben lassen, was ihm von der Berginspektion am 12. Juni – unter der Voraussetzung, daß er starken Ausbau einbringe – auch genehmigt worden ist (40051, Nr. 682 und 40024-7, Nr. 389).

Von seiner nächsten Befahrung am 31. Juli 1911 berichtete Inspektor Scholz, daß die Versuchsstrecke nach Osten bei 44 m Länge in Ton eingeschlagen habe und nach weiteren 5 m Vortrieb aufgegeben worden sei. Eine südwärts angesetzte Strecke schlug nach zirka 100 m ebenfalls in Ton ein. Von dieser aus habe man dann zwei parallele Strecken nach Westen aufgefahren, dabei jedoch eine Sandmulde angefahren. Im Feld dazwischen sei die Kohle nur 2 m mächtig vorgefunden worden und werde jetzt nach Norden rückschreitend abgebaut, „damit die Grube überhaupt Kohle fördere“.

So richtig erfolgversprechend erscheint dies nicht. Sicher hatte auch Leithold's Vater den Abbau sicher nicht nur deshalb 1874 abgebrochen, weil er sich vielleicht lieber nur noch der Landwirtschaft und der Tätigkeit als Gemeindevorstand widmen wollte...

  


 Die Skizze von Berginspektor Scholz vom Juli 1911. Mit der Kreuzschraffur hat er den angefahrenen alten Mann markiert. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 389, Blatt 88, Transparentpapier, Gesamtansicht, Norden ist links oben.

  


 Eine zweite Skizze von Berginspektor Scholz zur Lage der Abbaue (quer schraffiert) im Bereich der nach Westen getriebenen Strecken vom August 1911. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 389, Blatt 92, Transparentpapier, Gesamtansicht, Norden ist links.

  

Nach seiner erneuten Grubenbefahrung am 26. August 1911 hielt Inspektor Scholz fest, Walther wolle die Strecke an der Westseite der Leithold’schen Baue in südöstliche Richtung noch etwa 60 m weiter fortbringen lassen. Sie verlaufe aber noch immer überwiegend in Ton und „nur der obere Streckenteil steht in Kohle.“

In dem oben erwähnten „Notabbau“, waren jetzt zwei Örter mit zusammen 5 Mann belegt. Im Hinblick auf die Bewetterung notierte Scholz: „Das Geleucht brannte überall gut.“ Für die Wetterführung hatte man Bohrungen mit 30 cm Durchmesser gestoßen. Aus diesem Gründen sah Scholz weiterhin keine Veranlassung, vonseiten der Bergbehörde auf einem zweiten Schacht als Flucht- und Wetterweg zu bestehen (40024-7, Nr. 389).

Ab der Ausgabe des Jahres 1911 ist das Kohlenwerk auch wieder in den sächsischen Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen aufgeführt. Die Fußnote vermerkt allerdings zunächst nur „Wiedereröffnet im Frühjahr 1911“; ein Ausbringen ist noch nicht ausgewiesen.

  

Am 3. November beantragte A. Walther dann in Leipzig die Genehmigung für den Abbau des Grenzpfeilers zwischen den Grenzsteinen No. 148, 149 und 150. Außerdem wurde über die Amtshauptmannschaft Glauchau eine Vermessung des Grenzverlaufes veranlaßt, welche das Königliche Zentralbureau für Steuervermessung in Dresden ausführen solle. Der Amthauptmann von Koppenfels teilte dem Bergamt in Freiberg auf dessen Rückfrage hin mit, daß diese Vermessung für den 24. November 1911 anberaumt sei.

Am 7. November empfahl Scholz dem Landesbergamt, den beantragten Abbau des Grenzpfeilers zuzulassen. In Anbetracht des nahenden Endes des Abbaus sei die Genehmigung jedoch mit der Forderung zu verbinden, daß für die vollführten Baue ein den sächsischen Vorschriften genügender Grubenriß angelegt werde (40024-7, Nr. 389).

Die nächste Grubenbefahrung erfolgte am 22. Dezember 1911 durch einen Herrn Fritzsche. Dessen Fahrbericht ist zu entnehmen, daß das Streckenort nach Südosten erst seit zwei Tagen wieder belegt war. Der Werksleiter wolle es nun nur noch 20 m weiter vortreiben lassen. Wenn dann keine besseren Verhältnisse eintreten, wolle der Besitzer die Arbeiten einstellen und die Strecken zurückbauen. In diesem Fahrjournal wird auch berichtet, daß die angetroffene Kohle von „mangelhafter und unreiner Beschaffenheit“ sei.

Den noch folgenden Unterlagen des Landesbergamtes (40024-7, Nr. 389) ist zu entnehmen, daß A. Walther mit einem Schreiben vom 16. Januar 1912 die Berginspektion in Leipzig informiert hatte, welche Bereiche des Grenzpfeilers er im Einzelnen noch für den Abbau in Betracht ziehe. Aufgrund der geringen Fläche dieser Baue erhielt er von Inspektor Scholz erneut Dispens hinsichtlich der Anlage eines zweiten Wetter- und Fluchtschachtes.

  


 Albin Walther's Skizze zum Abbau im Grenzpfeiler (blau schraffiert) vom Januar 1912. Das südwestlich davon liegende, durch die Schraffur als bereits abgebaut gekennzeichnete Feld ist die Grube No. 81 seines Vaters J. Walther gewesen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-7, Nr. 389, Blatt 105, Gesamtansicht, Norden ist oben.

  

Am 26. Februar 1912 schrieb außerdem die Amtshauptmannschaft Glauchau an den Gemeindevorstand A. Leithold, daß die Grenzvermessung abgeschlossen sei und die Grenzsteine nun entfernt werden dürften. Der Gemeindevorsteher solle sie sicher aufbewahren, bis sie neu gesetzt werden würden.

Die nächste Befahrung der Grube erfolgte am 28. Juni 1912 wieder durch Inspektor Scholz. Darüber berichtete er, daß alle Fahrwege in Ordnung seien. Der Abbau bewege sich noch südlich der parallel zum Grenzverlauf nach Osten führenden Strecke. Das Hangende bilde eine starke Tonschicht und auch unreine Kohle lasse man stehen. Daher sei bisher nur einer der Brüche bis nach übertage ausgekesselt.

Der Betrieb solle voraussichtlich noch bis Dezember 1912 andauern und der Markscheider Tegeler aus Zwickau habe alle fahrbaren Strecken aufgenommen.

Bei der folgenden Befahrung am 16. Dezember 1912 präzisierte der Inspektor, der Abbau werde im Januar 1913 enden. Die Einstellung des Abbaus hat Walther der Berginspektion dann am 12. Februar 1913 angezeigt. Nach einer letzten Befahrung am 15. Februar 1913 bestätigte Inspektor Scholz dies auch so dem Landesbergamt. Der vom Markscheider gefertigte Grubenriß ist aber leider in dieser Akte nicht enthalten... (40024-7, Nr. 389)

In der Jahrbuchausgabe von 1912 ist für das Vorjahr eine Förderung von knapp 2.000 t Rohkohle ausgewiesen und in der nachfolgenden Ausgabe von sogar über 3.000 t. Im letzten Betriebsjahr wurden bis zum Februar 1913 dann nur noch etwas über 500 t Kohle von A. Walther’s Braunkohlenwerk in Sachsen ausgebracht.

  

Stattdessen hat Albin Walther die im Altenburgischen unter der Nr. 144 registrierte Braunkohlengrube weiter nördlich bei Zumroda vermutlich noch bis Ende der 1920er Jahre fortgeführt (40051, Nr. 1104 und 1-33-0500, Nr. 562). Auf diese Grube könnte sich auch die Bemerkung im Meeraner Heimatbuch aus dem Jahr 1930 beziehen, daß Walther 1923/24 „noch eine 40-50 m lange Fläche mit Hilfe von 12 Arbeitern“ abgebaut habe.

Am Ende des 1. Weltkrieges trat das Gesetz über das staatliche  Kohlenbergbaurecht in Kraft. Neue private Unternehmen konnten damit nun gar nicht mehr gegründet werden. Ab 1920 wird daher auch in den Jahrbüchern auf die Aufführung der Einzelunternehmen verzichtet.

  


Auf den Meßtischblättern des Landes Sachsen aus den 1930er Jahren sind keine Eintragungen von Braunkohlengruben in dieser Region mehr zu finden.
Von den einst umfangreichen Übertageanlagen der Braunkohlenwerke (vor allem die auffälligen Trockenschuppen für die Braunkohlenziegel nahmen sehr viel Platz ein) ist nichts mehr zu sehen. Auch die Heimer´sche Ziegelei nördlich von Tettau wird nun schon als „ehem. Zgl.“ bezeichnet, war also stillgelegt.

 

 
 
 

Zum Abbau durch den Kreishilfsschacht in Tettau 1947-1957

  

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und den folgenden, sehr kalten Wintern in den 1940er Jahren wurde Brennstoff für alle Zwecke händeringend gesucht. Die Produktion der großen Gewinnungsbetriebe in der Halle- Leipziger Tieflandsbucht und in der Lausitz mußte erst mühsam wieder hochgefahren werden. Auch die Kommunen versuchten deshalb, wo immer es ging, eigene Brennstoffquellen zu erschließen.

   

In einem Bericht der nachmaligen Betriebsleitung vom 9. September 1947 (RDKG, Nr. 07104) kann man lesen: „Am Sonntag nach dem 1. Mai 1947 setzten sich die Gen. Erler und Leithold ins Auto und suchten sich einen alten ehemaligen Häuer der stillgelegten Torfgruben von Tettau, der ihnen ausreichende Auskunft erteilen konnte, die dann am darauffolgenden Dienstag den Gen. mit Landrat Asser, Bürgermeister Gentsch und Gellert vorgetragen wurde. Daselbst kam man zu dem Entschluß, die gemachten Angaben des alten Häuers durch Bohrungen zu überprüfen.

Nachdem im ersten Bohrloch ca. 6 m Kohle bei einem Deckgebirge von 18 m gefunden wurde, begannen am 3. Juli die Schachtarbeiten. Mit 1 Häuer, 1 Lehrhäuer und 3 Hilfsarbeitern wurde eine schiefe Ebene in einer Tiefe von 6 m in der Thieme’schen Lehmgrube in Tettau begonnen...

Holt man sich die statistischen Vergleiche anderer Hilfsbergwerke ein, so ist es bis jetzt allein der Schacht „Nothilfe“ in Tettau, der in einer so kurzen Zeit aus einem Nichts... ein Werk errichtet hat, wo am 20. September mit der Abgabe von Kohle an unsere Bevölkerung begonnen werden kann...“

Den Namen Leithold kennen wir schon. Über Herrn Erler, welchem zunächst kommissarisch die Leitung des Vorhabens übertragen wurde, erfährt man aus dem Briefkopf einer Bedarfsanforderung für einen LKW im Jahr 1948, daß es sich bei diesem um den Architekten Georg Otto Erler jun. und den Inhaber des bereits von seinem Vater gegründeten „Baugeschäfts, Hoch-, Tief-, Beton- Eisenbeton- und Holzbau, Entwürfe – Kostenberechnung – Bauleitung“ im benachbarten Pfaffroda gehandelt hat. Ob er wirklich ein Architekturstudium abgeschlossen hatte, wissen wir nicht. Aus der noch vorhandenen Kaderakte wissen wir nur, daß er am 26. Juni 1909 in Meerane geboren wurde und im väterlichen Baugeschäft das Maurerhandwerk erlernt hatte (RDKG, Nr. 10219).

Auch die damalige Landesregierung des Landes Sachsen hatte erkannt, daß unbedingt Maßnahmen zur Verbesserung der Brennstoffversorgung ergriffen werden müssen. Nicht nur, daß die Bergbaubetriebe durch die Kriegsfolgen noch daniederlagen; es klemmte ja überall auch an Transportmöglichkeiten. Deshalb schrieb das Ministerium für Wirtschaft und Wirtschaftsplanung, Abteilung Brennstoffindustrie und Energiewirtschaft bei der Landesregierung Sachsen am 29. Mai 1947 an die Räte der kreisfreien Großstädte und der Landkreise, betreffend die Erschließung und den Abbau der Braunkohlenkleinstvorkommen im Lande Sachsen: „Um alle Möglichkeiten der Ausbeute von Brennstoffen zu erschöpfen... ist beabsichtigt, auch die Kleinstvorkommen... in bergmännischer und betriebstechnischer Hinsicht zu betreuen. Die Landesregierung Sachsen... gibt daher Anweisung, die Kleinstvorkommen rationell auszubeuten. Dabei soll die Initiative bei den Verwaltungen der Städte und Kreise liegen. Die Finanzierung soll ebenfalls aus Mitteln der Städte oder besonders interessierter Bedarfsträger liegen. Damit die gewonnene Kohle vor allen Dingen als Hausbrandmittel Verwendung findet, wird angeregt, die Volkssolidarität... zur Durchführung dieser Aufgaben heranzuziehen. Die Genehmigung zur Untersuchung und Freigabe... für den Bergbau wird vom Ministerium erteilt...“

In der diesem Schreiben beiliegenden Liste von „zum Abbau mit einfachsten Mitteln geeigneten Braunkohlenkleinvorkommen“ tauchte Tettau noch nicht auf. Da nur wenige Wochen vorher aber die Herren Leithold und Erler bereits die Initiative ergriffen hatten, notierte Landrat Asser handschriftlich unter dem Schreiben des sächsischen Wirtschaftsministeriums „In unserem Kreis Kohlevorkommen im Gebiet von Tettau. Ich wünsche, daß es für den Abbau verwertet wird...“ (RDKG, Nr. 07104)

  

Diese doppelte Aufforderung wurde ernst genommen und daraufhin noch im September 1947 das Braunkohlenwerk „Kreishilfsschacht Tettau“ wie angeregt unter Federführung der Volkssolidarität ‒ aus der Taufe gehoben (40064, Nr. 497 und 40072, Nr. 204). Das Baufeld umfaßte den früheren Sicherheitspfeiler beiderseits der Straße von Pfaffroda nach Pfarrsdorf und Zumroda, am nordwestlichen Ende des vormals Thieme´schen Baufeldes.

Die ersten Vorratsschätzungen beliefen sich auf zirka 60.000 t auf sächsischer und 120.000 t auf thüringischer Seite. Im Juni 1947 ging dann im Technischen Büro des Bergbaus und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen der Antrag des Kreisrats Glauchau auf Abbau des „Braunkohlen- Kleinstvorkommens“ bei Tettau ein (40064, Nr. 1-387). In Anbetracht der Brennstoffnot genehmigte die Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft und Wirtschaftsplanung, Abteilung Brennstoffindustrie und Energiewirtschaft, den Antrag auch umgehend am 23. Juni 1947 (40072, Nr. 204). Er war persönlich von Minister Selbmann und einem Ministerialdirektor Ziller unterzeichnet (30406, Nr. 64). Allerdings wurde die Genehmigung durch das Land Sachsen ausdrücklich nur für die Gewinnung des Restpfeilers „auf Tettauer Flur“ erteilt, was natürlich auch völlig korrekt ist, konnte die sächsische Landesregierung doch nicht über die Lagestättenteile auf der Thüringer Seite der Grenze verfügen.

Die Geschichte des sächsisch- altenburgischen Herzogtums wie des sächsischen Königreiches hatte zwar schon 1919 ihr Ende gefunden, aber auch danach gehörte der Landkreis Altenburg ja zu Thüringen. Erst infolge der Auflösung der Länder und der Bezirksreform in der DDR kamen die Kreise Altenburg und Schmölln von 1952 bis 1990 zum Bezirk Leipzig und damit gewissermaßen an Sachsen. 1947 waren also noch beide Landesbergverwaltungen einzubeziehen.

Die Stadtverwaltung Meerane hatte zu diesem Zweck mit der Stadtverwaltung Gößnitz einen Abbau- und Liefervertrag geschlossen, nach welchem die Hälfte der auf thüringischer Seite geförderten Kohlen nach Gößnitz geliefert werden sollte. Dieser Vertrag wurde in der Folgezeit mehrfach in Zweifel gezogen, denn die Stadtverwaltungen hatten natürlich überhaupt gar keine Befugnisse, Verträge über den Abbau des Kohlenunterirdischen zu schließen. Nach der Gründung der DDR im Oktober 1949 konnten Abbaugenehmigungen nur noch zentral vom Ministerium für Industrie, Hauptabteilung Kohle, in Berlin erteilt werden (u. a. RDKG, Nr. 07104).

Aber in der Notzeit nach dem Krieg schaute niemand so ganz genau hin.  

 


Über das ehrgeizige Projekt berichtete auch die Lokalpresse ausführlich. Faksimile Glauchauer Volksstimme vom 8. Oktober 1947, Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

   

Von sächsischer Seite wurde die Berginspektion Zwickau mit der technischen Überwachung betraut. Außerdem befand sich in Borna damals die zentrale Verwaltung der Kohlenindustrie Sachsens (30406, Nr. 64). Damit auch alles seine Ordnung hatte, wandte sich die TBI Zwickau an die Technische Bergbauinspektion in Altenburg. Letztere bestätigte im Dezember 1948, daß die TBI Zwickau die Betreuung der Grube insgesamt übernehmen solle, um doppelte Arbeit und Buchführung zu vermeiden (40072, Nr. 204).

Wie oben schon zu lesen stand, wurden zunächst einige Bohrungen, und zwar durch die Bohrunternehmung K. Lindenhain, Klausa, niedergebracht. Diesen Bohrprotokollen ist zu entnehmen, daß die betreffenden Flurstücke zu dieser Zeit im Besitz von Kurt Thieme (*1888)  gewesen sind, einem Enkel von Emil Thieme und nach wie vor also derselben Bauernfamilie. E. Thieme hatte das Gut 1913 von seinem Vater übernommen.

In etwa 22 m Tiefe hatte man mit diesen Bohrungen Kohle mit einer Mächtigkeit von 3,66 m durchstoßen; allerdings auch bei 18,8 m Tiefe Grundwasser angetroffen. Im oben zitierten Bericht der Betriebsleitung klang das Ergebnis weit optimistischer.

  

Der Bauunternehmer Georg Otto Erler aus Pfaffroda wurde nun auch offiziell als Betriebsleiter angestellt. Wenig später wurde er auch Betriebsleiter des  Dolomitwerkes in Meerane (40064, Nr. 497 und 498).

Beim Abteufen der ersten beiden Schächte waren zwischen 20 und 25 Mann auf der Grube angelegt. Bis 1949 hatte sich die Belegschaft auf bis zu 41 Mann vergrößert. Als Aufsicht wurden die Fahrhauer Otto Scharnagl und Gustav Röhnisch bestellt (40064, Nr. 497 und 498). Gustav Röhnisch ist zuvor Steiger in Schlesien gewesen und infolge der Kriegsereignisse als einer der „Neubürger“ nach Tettau gekommen (Chronik der Gemeinde Schönberg 2002).

Zuerst wurde als Förderschacht aus der eigentlich rund 12 m tiefen Lehmgrube der Ziegelei auf Thieme’scher Flur heraus ein Fallort mit 20° Neigung, 40 m Länge und Türstockausbau mit 2,2 m x 2,5 m lichter Weite aufgefahren. Um das Gefälle hinzubekommen, wurde die Lehmgrube vorher etwa zur Hälfte aufgefüllt. Zur Förderung der Hunte mit 50 cm Spurweite und 0,5 m³ Inhalt auf dieser schiefen Ebene wurde eine Haspel beschafft. Etwa 20 m entfernt wurde zeitgleich ein saigerer Wetterschacht von 2,0 m x 2,0 m Profil in Bolzenschrotausbau abgesenkt. Er war nur eintrümig und mit Kübelförderung ausgerüstet. Dieser Schacht erhielt einen Vierbock als Fördergerüst und war ebenfalls mit Kübelförderung ausgerüstet. Mit diesem Schacht kam man zuerst auf das Flöz, welches an diesem Punkt tatsächlich eine Mächtigkeit von 6 m aufwies. Beim Absenken der Schächte und mit den ersten Streckenauffahrungen konnten im letzten Quartal 1947 schon 1.599 t Rohbraunkohle gewonnen werden.

Geplant war bereits 1947 ferner ein dritter Förderschacht westlich der Straße nach Pfarrsdorf für den Aufschluß der auf Thüringer Flur liegenden Vorräte, welcher dann im Folgejahr ebenfalls abgeteuft worden ist (RDKG, Nr. 07104).

  


Zeichnungen zum Fallort bzw. Schrägschacht. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40072, Nr. 765, Aktenbeilage, Geamtansicht.

   


Ausschnitt aus obiger Zeichnung mit der Haspelanlage übertage und dem Ansatzpunkt des Schrägschachtes in der Lehmgrube.

  


Zeichnungen zum ersten Förderschacht auf Tettau'er Flur. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40072, Nr. 765, Aktenbeilage, Gesamtansicht.

   


Ausschnitt aus obiger Zeichnung mit einer Schnittdarstellung des Förderschachtes.

  


Ausschnitt aus obiger Zeichnung mit einem Lageplan der ersten Abbaustrecken auf der Thüringer Seite der Landesgrenze.

     


Die folgenden Aufnahmen stammen wieder aus dem Braunkohlewerk Leipnitz, diese hier vom Fuß des Bremsberges. So nannte man hier ein ähnliches Fallort für die Förderung nach Übertage, wie es auch in Tettau angelegt worden ist. Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090402

   


Braunkohlewerk Leipnitz, am Fußpunkt des Bremsbergs. Foto: Paul Schulz, 1943.
Man erkennt hier gut eine auf den ersten Blick seltsam anmutende „Gabel“ auf dem Hunt...

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090401

   


...für die es aber einen einfachen Grund gab: Diese Gabel klinkte nämlich in einen Kettenzug ein, welcher im Fallort bis nach übertage umlief. Braunkohlewerk Leipnitz, Füllort, Winkelstation (Umlenkung der Kettenzüge). Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090266

   


Braunkohlewerk Leipnitz, Winkelstation der Kettenbahn. Foto: Paul Schulz, 1927. Überraschend ist, daß auch die Förderstrecken hier weitgehend ohne Ausbau in der offenbar sehr festen Kohle standen.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090249

   


Hier in Leipnitz wurde das Fallort nach Übertage auch als „Schiefe Ebene“ bezeichnet. Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090261

 


Braunkohlewerk Leipnitz, Mundloch der Schiefen Ebene. Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090413

   


Etwa dasselbe Motiv bei seinem ersten Besuch der Anlage.
Foto: Paul Schulz, 1927.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090234

  


Mit dem Kettenzug wurden die Hunte aus dem Fallort heraus und über eine schräge Rampe weiter bis zur Entladestation oberhalb der Sortierungsanlage gezogen.
Foto: Paul Schulz, 1943. Ganz ähnlich, nur mit einem Seilzug, kann man sich die Förderanlage in Tettau vorstellen.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090411

   


Die Rampe von der Seite gesehen. In den 1940er Jahren gab es im Braunkohlewerk Leipnitz schon eine Brikettfabrik, hier im Hintergrund zu sehen.
Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090406

    


Und für die Entladung der Hunte gab es schon Kreiselwipper. Davon konnte man 1948 in Tettau sicher nur träumen - dort mußte fast alles noch mit der Hand erledigt werden...
Foto: Paul Schulz, 1943.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090410

   

Weitere Aufnahmen von Paul Schulz aus den  1920er Jahren.

Nach 1945 wurde übrigens auch im vormals Staatlichen Braunkohlenwerk Leipnitz der Abbau noch fortgeführt. Das Werk gehörte in den 1950er Jahren als Betriebsteil VEB Braunkohlenwerk Leipnitz zum VEB Braunkohlenwerk Dölitz bei Leipzig (40184).

   


Am 25. August 1948 wurde über das Abteufen des Förderschachts 2 in Tettau berichtet. Faksimile Glauchauer Volksstimme, Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

  


Offenbar meldeten sich schon in dieser Zeit auch kritische Stimmen zu Wort, denen die Gestehungskosten der Tettauer Kohle von 1,60 M pro Zentner gegenüber 1,20 M aus den Leipziger Tagebauen viel zu hoch erschienen sind. Doch der Not der kalten Winter in den 1940er Jahren geschuldet, wurde der Abbau fortgesetzt. Faksimile Glauchauer Volksstimme vom 30. August 1948, Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

  

Für 1948 plante man in Tettau den Abbau von 6.000 t Kohle, für die Folgejahre sollten es 10.000 t werden. In Anbetracht der Vorräte, die inzwischen nur noch auf 50.000 t auf sächsischer Seite geschätzt wurden, hätte das also alles in allem 5 Jahre Abbauzeitraum bis zur völligen Erschöpfung der Lagerstätte bedeutet.

Die Produktionsmengen der einzelnen Kleinstbetriebe unter kommunaler Verwaltung wurden beim damaligen Technischen Büro des Bergbaus und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen erfaßt und in nachstehender Grafik zusammengestellt.

  


Braunkohlenkleinstbetriebe Land Sachsen 1948, Betriebe West- und Ostsachsen, Rohbraunkohle. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40064-2 (Risse des Tech
nischen Büros des Bergbaus und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen), Nr. B21920, Gesamtansicht. In der 6.Zeile, 2. Diagramm von links ist das Ausbringen des Kreishilfschachtes Tettau dargestellt.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de

    


Ausschnitt aus obiger Zusammenstellung mit den monatlichen Fördermengen des Kreishilfsschachtes Tettau im Jahr 1948 (rote Säulen und schwarze, durchgezogene Linie, Angaben in Tonnen), in den Rahmen ist die Erfüllung der Planvorgaben in % angegeben. Wenn wir richtig addiert haben, hat das Werk 1948 rund 6.500 t Rohbraunkohle ausgebracht. Eine ähnliche Darstellung gibt es noch einmal
 für das Jahr 1950.

   

Die Befahrungen im Auftrag der Technischen Bergbauinspektion hat 1948 Dr. Oelsner aus Freiberg übernommen. Im Januar 1949 berichtete dieser, daß „die Kohle wenig stückig und sehr naß“ sei und daß man wieder Naßpreßsteine herstelle (40064, Nr. 498). Die Förderung betrage inzwischen 30 bis 40 Tonnen pro Tag im Zweischichtbetrieb.

Im Jahr 1949 wurden auf diese Weise insgesamt 11.649 t gefördert. Neben der Versorgung der Bevölkerung mit Brennstoffen, so liest man in einer Pressemitteilung vom 26. Februar 1949, habe „der Kreishilfsschacht auch in sozialer Hinsicht Bedeutung. 60% der Belegschaft sind Neubürger.“ (RDKG Nr. 07104) Damit waren Kriegsflüchtlinge aus dem Osten und Umsiedler aus dem Sudetenland gemeint, die in der Region eine neue Heimat suchten.

Dr. Oelsner notierte weiter, daß man zur Herstellung der Naßpreßsteine die Rohkohle 1949 auf LKW verlud, sie rund 6 km nach Meerane fuhr und sie dort mittels einer Ziegelpresse in der  Bachmann´schen Ziegelei verarbeite.

Um aus der Rohbraunkohle ofenfertige Briketts herzustellen, hatte der Kreisrat Ende 1948 beschlossen, die dortige Ziegelpresse zu übernehmen, „weil sie schon seit zwei Monaten stillsteht.“ Das Argument, daß die Ziegelei im Winter stillstehe, war natürlich an den Haaren herbeigeholt: Keine Ziegelei kann die Ziegelrohlinge im Winter bei Frost vor dem Brennen unbeschadet trocknen. Einige Jahre später hatte der VEB dann freilich diesen „Saisonbetrieb“ selbst übernommen, denn selbstverständlich trockneten auch die Naßpreßsteine im Sommerhalbjahr einfach besser...

Auf das Schreiben des Kreisrates vom 3. Januar 1949 antworteten die Bachmann’s jedenfalls postwendend am 4. Januar: „Wir sind erfreut und dankbar, daß Sie uns ... zur Linderung der Not der Bevölkerung Gelegenheit geben wollen, unseren Ziegeleibetrieb, der als Saisonbetrieb im Winter stilliegt, zur Herstellung von Naßpreßsteinen zu nutzen...“ Sie machten allerdings Bedenken geltend, daß „die Arbeiter körperlichen Schaden erleiden könnten, weil das Material ziemlich kalt und naß verarbeitet werden müsse“ und „daß die Verbraucher fast nicht abgetrocknete und somit nicht ofenfertige Steine erhalten“ würden. Daneben stellten die Bachmann’s auch einige Bedingungen, wie etwa eine kostenfreie Anlieferung des Materials, den Verkauf auf eigene Gefahr und Rechnung durch die Volkssolidarität sowie eine wöchentliche Abrechnung der Verarbeitungskosten (RDKG, Nr. 07104).

  

Durch die infolge des Abbauverfahrens unvermeidlichen Senkungen der Tagesoberfläche wurde inzwischen aber auch die Straße nach Pfarrsdorf in Mitleidenschaft gezogen. Angeblich völlig überraschend habe man dabei die ‒ freilich schon 1939 neben der Straße verlegte ‒ Ferngasleitung von Böhlen nach Zwickau in Mitleidenschaft gezogen, was zum Glück zwar keinen Leitungsbruch verursachte, aber aufwendige Sicherungsarbeiten nach sich zog. Diese Leitung wurde damals noch von der Landesgasversorgungs AG, Betrieb Zwickau, betrieben und die forderte natürlich die Kosten für Reparaturmaßnahmen und Betriebsausfall zurück (40064, Nr. 497 und 498).

Dem folgenden Zeitungsartikel, in dem am 8. Juli 1948 über die Arbeit im Kreishilfsschacht berichtet wurde, kann man dazu entnehmen: ...bereits nach wenigen Schritten fallen uns auf der Landstraße viele Risse auf, der breiteste wohl an die zehn Zentimeter. Daran merkt man, daß unter der Straße ein Stollen verläuft. Denn hier hat sich die Straße gesenkt, auf einem ganzen Stück sogar um fast einen Meter unter die ursprüngliche Höhe.“

  


Dieser Bericht vom 8. Juli 1948 ist fast schon literarisch zu nennen und sollte wohl eigentlich die harte Arbeit untertage in ein gutes Licht setzen. Faksimile Glauchauer Volksstimme, Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

   


So sahen die abgebauten Felder in Leipnitz übertage aus, nachdem sie vom Bruchbau unterfahren worden sind. Sie einzuebnen und wieder nutzbar zu machen, dürfte einen ziemlichen Aufwand erfordert haben.

Foto: Paul Schulz,
1927.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90090239

   

Bereits 1948 konnten infolge der Senkungen und möglicher Tagesbruchgefahr folgende Flächen in Tettau zeitweise nicht bewirtschaftet werden:

  • bei Kurt Thieme 52 Ar = 5.200 m²,

  • bei Kurt Schmidt 24 Ar = 2.400 m² und

  • bei Gerlinde Heimer 10 Ar = 1.000 m²,

in Summe also 8.600 m². Für die Bauern bedeutete dies nicht nur Ernteausfall, sondern auch zusätzlichen Aufwand: Die Unbrauchbarkeit dieser Flächen für den Feldbau mußte man auch behördlicherseits bestätigt bekommen, damit das Abgabensoll entsprechend vermindert wurde.

Drei Jahre später, im Jahr 1951, hatte sich die Fläche des Bruchgeländes auf zirka 150 Ar = 15.000 m² fast verdoppelt (RDKG, Nr. 07104).

  


Kopie des Protokolls über eine Besichtigung der vom Bergbau devastierten Flächen vom 21.12.1948. Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

   

Auch auf das Jahr 1949 datiert ein Schreiben der Braunkohlenverwaltung Meuselwitz im VVB der Kohlenindustrie, Sitz Altenburg ‒ welche offenbar die Aufgaben der vormaligen Technischen Bergbauinspektion Altenburg fortführte ‒ gerichtet an die TBI Zwickau. Im Februar dieses Jahres ist demnach auch eine Befahrung der Grube in Tettau durch die Thüringer Behörde erfolgt, obwohl man sich ja 1948 eigentlich schon geeinigt hatte, daß die Bergbehörden des Landes Sachsen die Überwachung durchführen sollten. Jedenfalls beschwerte man sich: „.daß die dort herrschenden Zustände, sofern nicht umgehend eine Änderung eintritt, nicht mehr tragbar sind. Von den bei der vorhergehenden Befahrung getroffenen Verabredungen mit dem Baumeister Erler und dem Aufseher Scharnagl wurde nichts eingehalten... Schon dem Augenschein nach konnte bei der Befahrung festgestellt werden, daß die Festlegungen nicht beachtet waren, sei es nun wegen mangelnder Aufsicht oder aus Unfähigkeit oder Gleichgültigkeit...

Auf der sächsischen Seite ist durch die planlose Abbauführung die Möglichkeit zur Schaffung einer Verbindung nach dem Schacht bei Pfarrsdorf zerstört. Ein Blick auf das Grubenbild zeigt, daß, nur um Kohle zu fördern, Strecken über Strecken aufgefahren und der Pfeiler um die Schiefe Ebene kreuz und quer durchfahren wurde. Mit einem planmäßigen, bergmännischen Grundsätzen und Gepflogenheiten entsprechendem Abbau hat diese Art Bergbau nichts mehr zu tun. Bei Einsatz eines betriebsfremden Baumeisters als leitende Person ist dies auch nicht verwunderlich...“

Bemängelt wurde in diesem Zusammenhang von der thüringischen Bergbehörde besonders der fehlende zweite Fluchtweg für den Pfarrsdorf'er Grubenteil und die schlechte Bewetterung. Die thüringische Behörde lehnte in ihrem Schreiben eine weitere technische Betreuung der Grube glatt ab.

Die TBI Zwickau verwies daraufhin auf ihre eigenen Befahrungsberichte, in denen die Betriebsleitung auch schon auf dieselben technischen Probleme hingewiesen worden sei. Auch bei der Bestellung von Herrn Erler habe man schließlich ja empfohlen, bei Ausdehnung des Grubenbetriebes einen bergmännisch vorgebildeten Steiger anzustellen. Wie man sich unter den Behörden schließlich geeinigt hatte, geht aus dem weiteren Akteninhalt nicht hervor (40072, Nr. 765).

Das kann man nun so oder so sehen. Immerhin hatte Herr Erler in der schwierigen Zeit nach dem Kriegsende den Mut, die Sache anzupacken. Und in  Meerane hat es dann auch bergtechnisch deutlich besser geklappt. Schließlich hat schon der alte Goethe gewußt, daß der Mensch an seinen Aufgaben wächst... Und so sehen wir es auch positiv: Die Kohle wurde gebraucht und Herr Erler mit seinen Bergleuten in der Grube haben sie herausgeholt.

  


Lageplan von dem Braunkohlenwerk Kreishilfsschacht bei Tettau, Kreis Glauchau, und dem angrenzenden Thüringer Gebiet, angefertigt im März 1948 und nachgebracht bis Oktober 1948 von W. Schmidt, konzessionierter Markscheider. Der Grundriß war von vornherein für den gesamten, für den Abbau infrage kommenden Grenzpfeiler angelegt, nur die hier blau markierten Auffahrungen erfolgten in diesem Zeitraum bis 1948. Nördlich der Landesgrenze sind hier auch die altenburgischen Gruben No.76, 75 und 74 (von West nach Ost) eingezeichnet. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40072, Nr. 204, Aktenbeilage, Gesamtansicht, Norden ist oben.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit der Lage der ersten Abbaustrecken auf sächsischer Seite im Jahr 1948. In der Mitte der roten Markierung, die offenbar einen Sicherheitspfeiler für den Schrägschacht definiert, verläuft das Fallort (grau markiert) aus der - gelb umrandeten - Lehmgrube heraus nach Nordwesten. Eine gänzlich „planlose Abbauführung“ kann man unseres Erachtens hier nicht wirklich erkennen, abgesehen davon, daß man den Schrägschacht nicht hätte mit Abbaustrecken unterfahren sollen.

 

Nach der nächsten Befahrung im Mai 1950 wird berichtet, daß man nun eine Preßanlage von der Bachmann’schen Ziegelei nunmehr an den Braunkohlenschacht umgesetzt und dort direkt am Förderschacht aufgestellt habe. Am 15. Juni 1950 wurde sie eingeweiht. Für den Erfolg gab es eine Leistungsprämie für den Betriebsleiter in Höhe von 500,- DM (30406, Nr. 1490).

Die Entleerung der Förderkübel erfolge direkt in den Aufgabetrichter der Preßanlage, die wiederum an der Stirnseite des breiten Trockenschuppens aufgestellt sei. Die Trocknungszeit betrage im Schnitt nur 36 Stunden, was „durch den auf der kahlen Hochfläche fast ständig wehenden Wind begünstigt“ werde. So könne man zwischen 16.000 und 20.000 Stück Braunkohlenziegel täglich erzeugen.

Die bis zur Inbetriebnahme der Preßanlage aufgehaldete Klarkohle werde dagegen überwiegend nach Gößnitz geliefert (40064, Nr. 497 und 498).

    


Dieser offene Trockenschuppen für Preßsteine stand im Braunkohlewerk Floragrube in Ragewitz bei Grimma.
Aufnahme vor 1942, der Fotograf ist nicht bekannt.

 http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70006059

   

Der Abbau erfolge ‒ genau so, wie es Berginspektor Köttig schon  1877  beschrieben hatte ‒ in „Brüchen“ von 3 m x 4 m (12 m²) Weite mit sehr aufwendigem Ausbau. Wieder heißt es außerdem: „Die Kohle ist sehr mulmig und steht schlecht.“ Daß man trotzdem nur Polnischen Türstock als Ausbautechnologie wählte, erscheint etwas bedenklich.

Ab Juli 1950 trat die Volkssolidarität als Rechtsträger zurück. Der Grubenbetrieb wurde auf Beschluß des Kreistages vom 1. April des Jahres zunächst dem Verband der Örtlichen Industrie des Kreises Glauchau angegliedert. Betriebsleiter blieb Herr Erler, außerdem waren jetzt als Buchhalter Herr Georg Böhme und als Lohnbuchhalter und Schichtschreiber Herr Mosig angestellt (40064, Nr. 497 und 498). Aus den Akten des Kreistages Glauchau erfährt man noch, daß Erler’s Stellvertreter als Betriebsleiter der Fahrsteiger, Herr Gustav Röhnisch, gewesen und daß 1951 Herr Albert Kurt Knetsch Hauptbuchhalter geworden ist (RDKG, Nr. 07104). Aus der Bezeichnung „Kreishilfsschacht“ wurde bei dieser Gelegenheit der Name Braunkohlenschacht Tettau (30406, Nr. 1490). Ab 1953 wurde der Braunkohlenschacht als VEB geführt (30464, Nr. 5014).

Ein Sitzungsprotokoll des Gemeinderates verrät, daß Ende 1952 der Braunkohlenschacht von der Gemeinde Tettau übernommen wurde (RDKG, Nr. 00120). Wer und warum auf diese abwegige Idee gekommen ist, ist anhand des Akteninhaltes nicht nachvollziehbar. Möglicherweise versprach sich der Gemeinderat wenig Arbeit mit der technischen Aufsicht, welche ja ohnehin der Bergbehörde oblag, aber ein paar Gewerbesteuereinnahmen, sonst hätte er dem wohl nicht zugestimmt. Es ging jedoch schnell daneben: Bereits am 27. Januar 1954 beschloß der Kreistag Glauchau, den Betrieb wieder „aus der Betreuung der Gemeinde herauszunehmen und dem Haushalt des Kreises zuzuordnen.“ Wie es in der betreffenden Beschlußvorlage hieß, habe sich nämlich „im Laufe der Zeit herausgestellt, daß die Gemeinde Tettau nicht in der Lage ist, diesen volkseigenen Betrieb zu betreuen; insbesondere kann eine finanzielle Hilfe nicht geleistet werden. Das Geldvolumen der Gemeinde ist so gering, daß bei Auftreten von finanziellen Stützungen... jeweils der Rat des Kreises einspringen mußte.“ (RDKG Nr. 07104)

Überhaupt bilden immer neue Vorschuß- und Stützungsanträge des Braunkohlenwerkes einen Hauptinhalt der Kreistagsakten. Allein zur Überbrückung des Winterhalbjahres benötigte der Betrieb – um nicht Teile der Belegschaft entlassen zu müssen – immer wieder „Saisonkredite“ in Höhe von einigen Tausend Mark.

  


Eine gleichartige grafische Zusammenstellung, wie für das Jahr 1948 oben schon gezeigt, gibt es noch einmal aus dem Jahr 1950: Braunkohlenkleinstbetriebe Land Sachsen 1950, Betriebe West- und Ostsachsen, Rohbraunkohle. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40064-2 (Risse des Technischen Büros des Bergbaus und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen), Nr. B21920, Ausschnitt des Diagramms für das Braunkohlenwerk Tettau. Wenn wir richtig addieren, hat sich Gesamtausbringen binnen dieser zwei Jahre auf rund 7.700 t erhöht, fiel aber besonders im Winterhalbjahr wieder deutlich unter die Planvorgaben (rote, unterbrochene Linie und rote Zahlen) ab. Eingerahmt ist wieder die prozentuale Planerfüllung angegeben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de

  

Die Planauflage für 1951 belief sich dann schon auf 11.000 t Rohkohle. Tatsächlich brachte man aber mit 36 Mann Belegschaft nur zirka 8.500 t Rohkohle aus, aus der rund 4 Millionen Stück Naßpreßsteine erzeugt wurden (40064, Nr. 497 und 498). In den Berichten an den Kreistag ist allerdings eine Zahl von 5,5 Millionen Stück für das Jahr 1951 genannt (30406, Nr. 1524). Welche davon stimmt, weiß man nicht...

Schon im November 1950 wird im Fahrbericht auch notiert, daß die in Sachsen noch anstehenden Vorräte bis Ende 1951 restlos abgebaut sein dürften. Die jenseits der Grenze zu Thüringen noch anstehenden Vorräte bewertete Dr. Oelsner mit 20.000 bis 25.000 Tonnen als recht gering, woraus bestenfalls noch einmal zwei bis zweieinhalb Jahre Betrieb resultieren könnten.

Mit Untersuchungsstrecken nach Süd- und Nordosten habe man im Juli 1951 wieder einmal in einen alten Mann eingeschlagen. Die Vorfahren waren halt gründlich und hatten die gute Kohle längst schon abgebaut...

Im November 1951 hatte das jetzige Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen deshalb auch die Pläne für eine neue Grube auf Zumroda'er Flur abgelehnt, weil auch dort nur noch bescheidene Restvorräte anstünden, die den Aufwand nicht lohnen würden. Stattdessen wolle man vonseiten der Industrieverwaltung größere Gruben mit längeren Betriebsaussichten, wie etwa die  Grube Thierbaum nördlich von Geithain, wieder modernisieren (40064, Nr. 497 und 498).

  

Eine interessante Querverbindung zu einer ganz anderen Verwendung der Tettauer Braunkohlen haben wir in der Materialsammlung gefunden, die uns dankenswerterweise Herr J. Krause, Schönberg, zur Kenntnis gegeben hat: Am 11. September 1951 nämlich wandte sich die Anhaltinische Farbenwerke Dr. Augustin & Co. mit Sitz in Coswig/Anhalt an das Institut für angewandte Mineralogie bei der staatlichen geologischen Kommission der DDR in Dresden mit der Anfrage, ob man ihnen denn nicht bei der Beschaffung von Farbpigmenten für die Herstellung von Kasseler Braun“ behilflich sein könne (Chronik Schönberg, 2002, Materialsammlung). Dieses Unternehmen aus Coswig ist uns auch bei Recherchen zum Eisenerzbergbau in  Reichenbach im sächsischen Vogtland schon begegnet.

Mit Schreiben vom 24. September des Jahres sandte das Institut „Muster von Feinmehl aus abgebadeten Moor“ aus dem Kurort Bad Elster nach Coswig und teilte zugleich bedauernd mit, daß es sich infolge anderer Arbeiten leider verzögere, weitere Proben selbst zu untersuchen. Man habe jedoch drei Braunkohlenwerke in Sachsen, deren Kohle sich für die Zwecke eignen könne, gebeten, Proben nach Coswig zu senden. Laut Schreiben des mineralogischen Instituts sollte die dafür infragekommende Kohle möglichst 10 % Humussäure enthalten.

Neben dem Braunkohlenwerk Puschwitz und dem in Hosena wurde auch der VEB Braunkohlenschacht Tettau mit Schreiben vom gleichen Tage durch das Institut in Dresden aufgefordert, eine Probe von etwa 5 kg Rohbraunkohle nach Coswig zu senden. Der Aufforderung ist das Werk auch am 16. Oktober 1951 nachgekommen und hat einen Blechkanister voll Kohle per Expressgut nach Coswig gesandt.

Was bei den Analysen in Coswig herausgekommen ist, haben wir noch nicht herausgefunden. Den angefragten Bedarf der Farbenwerke in Coswig in Höhe von etwa 50 t monatlich, respektive etwa 600 t pro Jahr, hätte der Braunkohlenschacht in Tettau zu dieser Zeit sicher leicht liefern können. Ob ein solcher, zusätzlicher Auftrag aber das Überleben des Werkes gesichert hätte, wagen wir zu bezweifeln...

   

Die Förderung an Braunkohle im Jahr 1952 belief sich auf 6.151 t, die Planauflage für 1953 nur noch auf 4.500 t.

Jedoch vermerkte man bei einer Werksrevision im Jahr 1952 dann die „Entdeckung bisher unbekannter Kohlevorkommen,“ woraus sich für die kommenden Jahre noch einmal neue Abbaumöglichkeiten eröffnen würden. Im „Bericht über die volkswirtschaftliche Entwicklung des VEB Braunkohlenschachts Tettau“ an den Rat des Kreises vom 18. Mai 1953 wird allerdings auch gleich festgehalten: „Jedoch ist der technische Vorgang ein schwieriger, da in den Jahren von 1800 bis 1900 von den Anliegern planlos Kohle in den Revieren abgebaut wurde...“

Na ja, ganz planlos ist das nicht gewesen, aber eine Hintertür mußte man sich ja gleich aufmachen, falls es wieder nicht wirtschaftlich sein würde. Und wirklich „unbekannt“ waren diese Vorkommen eigentlich auch nicht.

Da nun aber das Wirtschaftsministerium die Umsetzung der Betriebsanlagen auf Zumroda‘er Flur abgelehnt hatte, müsse man den Abbau der Kohle von den bestehenden Anlagen ausgehend ausführen, was eine erneute Unterfahrung der damaligen Landstraße 2. Ordnung nach Zumroda unvermeidlich mache. Im Ergebnis einer Befahrung durch Herrn Dr. Oelsner von der Bergbehörde und von Besprechungen mit dem Energiebezirk Ost, Außenstelle Leipzig, bezüglich der Ferngasleitung, wurde schließlich entschieden, diese Restpfeiler im Straßenbereich entlang der Landesgrenze endgültig abzubauen (RDKG, Nr. 07104).

Daraufhin wurde 1952 festgelegt, daß ein Wirtschaftsweg als Umfahrung der unweigerlich durch den Abbau in Mitleidenschaft gezogenen Landstraße auszubauen und zu schottern sei, daß immer nur 25 m Länge des Straßenpfeilers in Abbau gebracht werden dürfen, wobei der Sicherheitspfeiler zur Straße – und insbesondere zur Gasleitung – aber auf 2,50 m verringert wurde. Nach Abklingen der eintretenden Oberflächenabsenkungen war die Gasleitung jeweils auszugraben, anzuheben und wieder zu unterbauen. Aufgrund dieser Entscheidung, die ja von der TBI in Freiberg mitgetragen worden ist, erstattete die Bergbehörde dem Werk von den 1952 anfallenden Kosten für die Instandhaltungskosten der Gasleitung in Höhe von rund 9.400,- Mark übrigens pauschal einen Betrag von 6.000,- Mark, also knapp 64% (RDKG, Nr. 07104).

   


1953 wurden nicht nur neue Sanitäranlagen am Braunkohlenwerk in Tettau errichtet. In dieser Zeit wurden auch Treueprämien und der "Bergmanns-Fusel" auf den Braunkohlengruben eingeführt. Faksimile Glauchauer Volksstimme vom 25. September 1953, Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

   


Solange der Plan erfüllt wurde, war für die Partei- und Staatsführung alles in Ordnung... Faksimile Glauchauer Volksstimme vom 9. April 1954, Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

   

Wirtschaftlich war der Abbau in Tettau nach dem Krieg nie, vielmehr war die Grube immer auf Stützungsmittel angewiesen. Bereits einem ausführlichen Rechnungsprüfungsbericht aus dem Jahr 1950 (40064, Nr. 498) ist zu entnehmen, daß man im Vorjahre einen betrieblichen Aufwand von über 204.000,- Mark gehabt habe, dem Erlöse von gerade einmal 100.545,66 Mark gegenüberstünden. Die Gestehungskosten für eine Tonne Rohkohle lägen bei sage und schreibe 19,90 Mark (Im Vergleich zur Zahl in dem Artikel oben entspräche dies übrigens 99,5 Pfennig pro Zentner.). Der Abgabepreis der Rohbraunkohle war dagegen auf 14,- Mark gestützt und zum Teil wurde Rohbraunkohle sogar für nur 7,- Mark pro Tonne an die Industrie abgegeben.

Probleme bereitete unter anderem auch die Stromversorgung, weil der Schachtbetrieb und die Preßanlage Strom aus verschiedenen Netzen, aus Gößnitz und aus Meerane nämlich, bezogen. Da nun aber „Stromsperren in Sachsen und Thüringen nie zusammenfallen,“ komme es immer wieder zu Stockungen im Betrieb.

Auch das außerhalb der „Saison“ gewöhnlich im Winterhalbjahr erfolgende „Einebnen und Egalisieren der Ackerflächen“, unter denen der Abbau umgegangen ist, sowie das Instandhalten und Anheben der Ferngasleitung erforderte regelmäßig Zuschüsse von einigen Tausend Mark.

1953 kam es auch noch zu einem Gerichtsverfahren um einen unbrauchbar gewordenen Brunnen des Anliegers Konrad Winkler, dessen Klage über einen Streitwert in Höhe von rund 5.000,- Mark – zum Glück für das Werk – allerdings am 16. Oktober 1953 vom Bezirksgericht Karl-Marx-Stadt abgewiesen wurde. Stattdessen war das Braunkohlenwerk dann nur ein Jahr später aber gezwungen, Winkler’s Grundstück samt Wohnhaus für zirka 8.500,- Mark zu kaufen. Wie es heißt, sei Winkler’s Haus „vor 1900 als Maschinenhaus für den Kohlenabbau benutzt worden“ und stehe „im Mittelpunkt des jetzigen Kohlenabbaus.“ Trotz des mehr oder weniger genau eingehaltenen Sicherheitspfeilers waren Setzungen und Mauerwerksrisse eingetreten, deren Beseitigung dem Betrieb am Ende teurer gekommen wäre, als der Erwerb. Der Kreistag legte dazu fest, daß die Summe als „Schließungskosten“ zu verrechnen seien. Gerade flüssig hatte man das Geld aber auch im Kreishaushalt nicht, weswegen das Werk vorläufig vom weiteren Kohlenabbau unter diesem Grundstück absehen solle.

Im Protokoll einer Revision, die im Juni 1954 erfolgt ist, steht dann zu lesen: „Der technische Zustand des Betriebes ist infolge der begrenzten Abraummöglichkeiten primitiv.“ Die Revisoren meinten, das Werk müsse seinen Absatz erhöhen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dem standen natürlich von Anfang an die begrenzten Vorräte entgegen... Aber selbst den Ankauf einer zweiten gebrauchten Ziegelpresse, der etwa 2.000,- Mark gekostet hätte, konnte das Braunkohlenwerk nicht aus eigenen Gewinnen bezahlen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten untertage und in der Verarbeitung noch 32 Angestellte; davon übrigens die Hälfte Frauen, die vorwiegend übertage in der Preßsteinproduktion eingesetzt waren.

  


Dieses Pressefoto vom 27. März 1953 zeigt besser als jeder Bericht der Kommission, wie einfach die Förderschächte tatsächlich ausgerüstet waren. Faksimile Glauchauer Volksstimme, Bildquelle: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Schönberg 2002, Materialsammlung.

   

Schließlich kam dann am 10. Juli 1954 noch das schwere Sommerhochwasser hinzu. Allein durch die fast eine Woche anhaltenden schweren Regenfälle wurden rund 30.000 Stück Naßpreßsteine, die schon zum Trocknen aufgestapelt waren, quasi weggeschwemmt. Die ganze Produktion kam für eine Woche zum Stehen und auch im Nachgang stockte der Absatz noch, da natürlich alle LKW für Aufräumarbeiten anderswo zunächst einmal dringender benötigt wurden (RDKG, Nr. 07104).

Schon Anfang Juni 1954 ist es zu einem Wassereinbruch im Förderschacht gekommen, der eine Generalreparatur erforderlich machte. Dafür erbat Betriebsleiter Erler beim Rat des Bezirkes zusätzliche Mittel in Höhe von 2.000,- Mark. Kaum repariert, mußte infolge des Hochwassers vom Juli 1954 erneut auf 10 m Höhe der Bolzenschrotausbau erneuert werden, wofür Herr Erler am 12. Juli 1954 wieder um Hilfsgelder in Höhe von 3.500,- Mark bitten mußte (Chronik Schönberg, 2002, Materialsammlung).

Bei Gesamtkosten für den Betrieb des Braunkohlenabbaus in Höhe von 247.153,- Mark entstanden daher am Ende des Jahres 1954 erneut zirka 14.000,- Mark Verlust (RDKG, Nr. 12619).

  


Risswerk des Braunkohlenwerkes Tettau, nachgebracht bis Mai 1955. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40038-1, Nr. K16774, Gesamtansicht, Norden ist oben.

   


Ausschnitt aus obigem Riß. Die Abbaustrecken aus den ersten Jahren sind auf dieser Lichtpause (links unten) nicht mehr nachkoloriert. Im Westen (blau markierte Strecken mit händischen Nachtragungen) endete der Abbau am Flözausgehenden 1953. Die rot unterlegten Strecken entstammen dem Zeitraum bis 1954.

  

Nach den bisher eingesehenen Unterlagen des Bergarchives währte der Kohlenabbau in Tettau nur bis ins Jahr 1953 (40064, Nr. 497 und 498). Eine Abschlußvermessung wurde jedenfalls im Juni 1954 von dem damals gerade in St. Egidien neugegründeten  VEB Nickelhütte durchgeführt ‒ das Zugbuch findet sich noch in diesem Aktenbestand (40137, Nr. 1-652).

Nach Erinnerungen ehemaliger Mitarbeiter (40073-1, Nr. 81) sei der Abbau dagegen noch bis 1956 fortgeführt worden. Auch in der Materialsammlung für die Chronik der Gemeinde Schönberg findet sich die Kopie eines letzten Betriebsplanes des VEB Braunkohlenschacht Tettau für das Jahr 1956, der am 3. Januar 1956 an die TBBI Zwickau eingereicht worden ist. Demnach haben die im Vorjahr aufgefahrenen Forschungsstrecken eine bauwürdige Kohlenmenge von zirka 8.000 t nachgewiesen. Zudem waren weitere Forschungsstrecken vorgesehen, mit denen die Restpfeiler auf den Fluren der Familien Küchler und Heimer untersucht werden sollten und aus deren Vortrieb man sich weitere rund 2.000 t Förderung erhoffte. Dazu war aber auch ein weiterer Fahr- und Wetterschacht erforderlich.

Wie im Plan ausgeführt wird, werde das Flöz im Durchschnitt mit 6 m bis 7 m Mächtigkeit angetroffen. Der frühere Abbau im Zeitraum 1862 bis 1881 sei nur im Hangenden erfolgt (also auf den oberen 3 m der Flözmächtigkeit), während man nun in den liegenden Teil des Flözes einschlagen wolle. Mit den Forschungsstrecken mußten in den Vorjahren mehrfach alte Abbaustrecken durchörtert werden, die man jedoch stets trocken und ohne schlechte Wetter und Gase vorgefunden habe. Inzwischen verwendete man Deutschen Türstock als Ausbau, der mehr Seitendruck abhält.

Die Bewetterung war gut und im Normalfall durch natürlichen Wetterzug gegeben. Nur bei großer Hitze in den Sommermonaten nahm man einen saugenden Ventilator im Fahrschacht in Betrieb. Aufgrund der starken Niederschläge des Jahres 1954 hatte man zur Wasserhaltung eine zusätzliche Kolbenpumpe angeschafft, deren Betrieb jedoch durch die beengte Energieversorgung eigentlich kaum möglich war. Der Fahrschacht und der vom Hochwasser 1954 schwer beschädigte und nur notdürftig reparierte Schacht V sollten 1956 einer Generalreparatur unterzogen werden.

  

1956 veranlaßte das Werk auch eine erneute geologische Untersuchung und Vorratsberechnung, die nun der Dipl.-Geologe Engert aus der Außenstelle Freiberg der staatlichen geologischen Kommission ausführte (Chronik Schönberg, 2002, Materialsammlung). Er bewertete auch die 1947 ausgeführten Bohrungen weit weniger positiv, sondern notierte in seinem Bericht vom 14. April 1956 dazu, daß man dabei eigentlich doch verhältnismäßig ungünstige Verhältnisse“ angetroffen habe. Auch in den nach den Rißunterlagen ‒ die im Übrigen nicht immer vollständig und zuverlässig seien ‒ noch unverritzten Feldesteilen sei offenbar früher nicht dokumentierter Abbau umgegangen, denn die jetzigen Grubenaufschlüsse zeigten, daß man auch dort häufig in Alten Mann einschlage.

Jedenfalls könne er eine auch nur annähernd genaue Vorratsberechnung... nicht geben.“ Vielmehr solle man wenigstens 10 bis 15 neue Bohrungen zur genaueren Untersuchung der (nach Aktenlage) noch unverritzten Flächen durchführen, um Anhaltspunkte über die dort noch anstehenden Flöze zu erhalten. Die derzeit bekannten, noch vorhandenen Vorräte würden wahrscheinlich jedoch nur noch bis zum Jahr 1960 ausreichen, vielleicht auch etwas länger.

Daraufhin bildete der Rat des Kreises Glauchau 1956 eine „Kommission zur Überprüfung der Rentabilität“, welche dann im Dezember 1956 an den Kreistag berichtete, daß man per 31. Juli 1956 erneut einen „außerplanmäßigen Verlust“ in Höhe von 6.500,- Mark zu verbuchen hatte. Zwar sei der Bedarf vorhanden und der Absatz gesichert, doch bereite besonders der Mangel an Arbeitskräften für den Abbau untertage größte Probleme. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte der Braunkohlenschacht noch 23 Mitarbeiter. Über die Vorratslage berichtete die Betriebsleitung an den Rat des Kreises (Schreiben vom 3. Januar 1956, Kopie zur Verfügung gestellt von Herrn J. Krause, Schönberg), daß man zu diesem Zeitpunkt ‒ allerdings auch verteilt auf sieben Parzellen ‒ noch Vorräte von etwa 40.000 m³ kenne, was bei 25 % Abbauverlust 30.669 t abbaufähige Braunkohle bedeute.

Die Kommission kam schließlich zu dem Ergebnis: „Vom Gesichtspunkt der Rentabilität aus gesehen kann man eine weitere Produktion in diesem Betrieb nicht verantworten.“ Im Sitzungsprotokoll des Kreistages Hohenstein- Ernstthal vom 7. Dezember 1956 liest man ebenfalls: „Die Lage in Tettau ist nicht geeignet, die Produktion von Naßpreßsteinen durch Zufuhr von Fremdkohle aufrecht zu erhalten.“ (RDKH Nr. 00763) Aufgrund der Zustimmung des Rates des benachbarten Landkreises faßte man daher am 14. Dezember 1956 in Glauchau den Beschluß, die Produktionsanlagen zum VEB (K) Naßpreßsteinwerk in Lichtenstein umzusetzen und den Abbau und die Verarbeitung in Tettau per 31. Dezember 1956 endgültig einzustellen (RDKG, Nr. 17075).

Den letzten Stand des Abbaus veranschaulicht folgender Grubenriß (RDKG, Nr. 11874, Aktenbeilage). Inzwischen hatte die Nummerierung der Schächte des Braunkohlenwerkes Tettau die Nummer „Schacht XII erreicht Die Zwickel zwischen den ‒ schraffiert angedeuteten ‒ Feldgrenzen der früheren Abbaubetriebe, an denen die Besitzer seinerzeit mit dem Abbau aufgehört hatten, wurden offenbar von immer neuen Schächten ausgehend erschlossen, um die Förder- und Wetterwege (und im Gefahrenfalle auch die Rettungswege) untertage so kurz wie möglich zu halten.

Über der Beschriftung „Thüringen findet man auf diesem Riß noch die Bezeichnung „Schacht 1948 ‒ dort befand sich der erste, im Jahr 1948 abgeteufte Schacht auf Pfarrsdorf'er Flur. Bei den Gebäuden im Ausschnitt links unten handelte es sich nach der Beschriftung um den „Förderschacht 1949 und die unmittelbar daneben stehende Preßanlage. Nach der Beschriftung des Markscheiders wurde dieser Schacht zwischenzeitlich noch einmal von der alten Fördersohle“ ausgehend um rund 1,7 m auf insgesamt 22,70 m Teufe vertieft.

Überall hatte der Abbau nun die Grenzen älterer Abbaufelder erreicht. Auf Thüringer Seite sind in diesem Grubenriß die „Grube No.75“ und No.76“ eingezeichnet, welche beide dort von 1867 bis 1903 das Braunkohlenflöz bereits abgebaut hatten. Südöstlich ist die Grube G. Küchler, abgebaut 1862-1881“ verzeichnet, die auch in diese Richtung des Baufeld begrenzte.

   


Risswerk des Braunkohlenwerkes Tettau, nachgebracht bis 1956. Bildquelle: Kreisarchiv des Landkreises Zwickau, Archivaußenstelle Glauchau, Bestand, RDKG (Rat des Kreises Glauchau), Nr. 11874, Blatt 7, Gesamtansicht.

   


Ausschnitt aus dem Grundriß oben mit dem bis 1956 durchgeführten und für 1957 noch geplanten Abbau ganz im Nordosten im Straßen- bzw. Grenzpfeiler und auf Thüringer Seite der Landesgrenze. Man zielte mit den neuen Vorrichtungsstrecken die Zwickel an, in denen - zumindest nach den Grubenrissen - die Altvorderen die Kohle nicht mehr abgebaut hatten. Nach Süden zielen einige
„Forschungsstrecken“ bereits in die Felder der Familien Heimer und Küchler.

  


Wir stellen unserer Zusammenstellung oben für die Gruben von 1868 bis 1910 noch einmal die aufgefundenen Fördermengenangaben aus den 1940er und 1950er Jahren gegenüber, woraus man sieht, daß der Kreishilfsschacht und nachmalige VEB kurzzeitig noch einmal das Ausbringen der einst größten der Tettauer Gruben, des Thieme´schen Kohlenwerkes, erreicht hatte.
Die Fördermengen für die letzten Betriebsjahre bis 1956 entstammen einem Bericht des VEB aus dem Jahr 1956, welcher uns dankenswerterweise von Herrn J. Krause, Schönberg, in Kopie zur Verfügung gestellt wurde.

  

Die Kosten für die abschließende Verwahrung der Schächte in Höhe von zirka 23.000,- Mark sowie für die Demontage der Verarbeitungs- und Trockenanlagen übernahm der Landkreis Glauchau, den Wiederaufbau der Maschinen in Lichtenstein übernahm der Landkreis Hohenstein- Ernstthal. Die zum Werk gehörenden Flächen und Gebäude waren nach Rechtslage in der DDR an die Gemeinde Tettau zu übergeben und die übertage noch vorrätigen zirka 100 t Rohbraunkohle sollten für 13,- Mark pro Tonne an die Industrie abgegeben werden. Für die Verfüllung der Schächte bis 31. März 1957 blieb Betriebsleiter Erler zuständig; die Wiederherstellung der durch den Abbau devastierten Flächen – insbesondere der Straßenabschnitte – solle jedoch ein Baufachbetrieb übernehmen (RDKG, Nr. 17075).

Die Bergarbeiter wurden nach der Schließung der Braunkohlengruben in Tettau zumeist vom Dolomitwerk in Meerane übernommen (Chronik Gemeinde Schönberg, 2002). Herr Erler war neben seiner Tätigkeit als Betriebsleiter im Dolomitwerk Meerane auch noch Abteilungsleiter beim VEB Natursteine Zöblitz geworden und blieb in dieser Funktion für den Steinbruch Kaufungen zuständig.

Bis Oktober 1959 fielen allein für die Straßenerneuerung noch einmal wenigstens 8.300,- Mark Kosten an (RDKH, 17078).

Das Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt schloß die Akte des VEB (G) Braunkohlenschacht Tettau im Jahr 1965 (30464, Nr. 5014).

   

 

 

Nach dem Ende des Bergbaus

  

Nach der Einstellung des Abbaus im Thieme'schen Kohlenwerk verfielen die technischen Anlagen auch dort und wurden irgendwann endgültig abgerissen. Nur das im Grundriß von  1905 noch als „Comptoir“ (aus dem Französischen: Theke, Tresen, Laden- oder Zahltisch, auch: Kontor, Handelsniederlassung) bezeichnete Gebäude diente nach 1920 noch weiter als Wohnhaus.

Von den eher provisorischen Anlagen des Bergbaus nach 1945 ist erst recht nichts mehr auf unsere Zeiten überkommen.

Einige Zeit nach dem Erscheinen unseres Beitrages konnten wir uns über eine Leserzuschrift freuen: Der heute in Berlin lebende Enkel einer Landarbeiterfamilie, die etwa ab 1920 auf dem Thieme'schen Gut tätig war und wahrscheinlich in genau jenem einstigen Comptoir wohnte, Herr A. Eckhardt, schrieb uns von seinen Erinnerungen aus der Zeit nach 1950, aus denen wir im Folgenden einige kurze Auszüge wiedergeben dürfen.

Die Mutter von Herrn Eckhardt und alle ihre Geschwister sind in diesem Haus Haus in Tettau geboren. Herr Eckhardt selbst wuchs in Meerane auf, verbrachte aber mit seinen Eltern viele Sonntage in Tettau bei den Großeltern. „Alles in allem war es damals auf dem Dorf eine schöne Kindheit. Später und heute wurde und wird uns erst bewußt, wie schwer das Leben als Landarbeiter war, wie einfach unsere Großeltern lebten und wie gering ihre Bedürfnisse wohl waren. Für uns ,Städter´ dagegen erschien das Dorfleben als Segen, denn wenn es am Sonntagabend wieder nach Hause ging, waren immer ein paar Eier, ein Stück selbstgebackener Kuchen, eingeweckte Wurst oder zu Festtagen auch einmal ein Karnickel im Gepäck. Ein Zusatz zu den Lebensmittelkarten, die es ja noch bis 1958 gab und auch danach noch war es segensreich... Elektrizitätsversorgung war schon vorhanden, Wasser- und Abwasseranschluß gab es dagegen in den frühen 1950er Jahren noch nicht...“

„Etwas oberhalb stand ein Gebäude, das zu dieser Zeit noch als Ruine existierte und das ,Preßhaus´ gewesen ist. Spielen war dort verboten, aber wer sollte uns daran hindern. Es sei denn, Großvater kam zufällig vorbei oder Kurt Thieme machte einen Rundgang durch seine Felder. Vor ihm hatten wir einen Heidenrespekt... Als Kinder haben wir nichts über die Zeit der Braunkohlenwerke gehört. Der Kohleabbau nach 1945 war in unserer Familie bekannt, denn einer meiner Onkel war dort bis zur Einstellung tätig und ist dann wie einige seiner Kollegen nach Meerane ins Kalkwerk gegangen. Im Fach Heimatkunde gab es in den Endfünfzigern keinen Hinweis auf die Schächte in Tettau. Als ich das einmal erwähnte, meinten alle ‒ auch die Lehrerin ‒ das gehöre ins Reich der Phantasie...“

Nun, wer vielleicht als Umsiedler oder Neulehrer aus anderen Orten nach Meerane gekommen war, konnte natürlich kaum etwas davon wissen. Dennoch sind die Erinnerungen an den Bergbau wohl sehr schnell verblaßt; auch wenn es hier die Bauernfamilien selbst gewesen sind, die ‒ in Tettau zumindest noch bis 1908 ‒ quasi im Nebenerwerb auch die Kohle unter ihren Fluren selbst abgebaut haben. Wahrscheinlich aber waren sie einfach nur froh, daß dieses Kapitel ein Ende gefunden hatte, denn schließlich hinterließ der Bergbau ja nicht nur „Buckelpisten“, sondern machte oft auch auf längere Zeit die Nutzung der Feldflächen unmöglich.

  


Eine Aufnahme des Thieme'schen Gutshauses aus der Zeit um 1955, im Hintergrund die Tettau'er Kirche. Bildquelle: Archiv A. Eckhardt, Berlin.

   


Ein altes Familienfoto aus dem Jahr 1963: Im Hintergrund der Giebel des früheren „Comptoirs“, damals das Wohnhaus seiner Großeltern. Bildquelle: Archiv A. Eckhardt, Berlin.

   


Noch ein sehr altes Familienfoto aus dem Jahr 1942: Im Rücken des Kindes die Seitenansicht des früheren Comptoirs und links im Hintergrund sind hier noch die - damals schon - Ruinen des Preßhauses am Thieme'schen Maschinenschacht zu erkennen. Bildquelle: Archiv A. Eckhardt, Berlin.

   

Mitte der 1980er Jahre wurde auch für den Tettau'er Braunkohlenbergbau eine Bergschadenkundliche Analyse erstellt (40073-1, Nr. 81). Die Autoren beschreiben darin mehrere schüsselförmige Einsenkungen bis zu 1,5 m Maximaltiefe, welche von den einzelnen Abbaufeldern herrührten. Über die ganze Betriebsdauer sei nur einmal, und zwar im Jahr 1872, ein Tagesbruch eingetreten, sonst nur flächenhafte Einsenkungen, welche Berginspektor Sickel schon 1880 als „weitgreifendes Kesseln“ bezeichnet hatte; damals häufig mit Zerrspaltenbildung verbunden.

Beim Anfahren vom Alten Mann habe man Strecken von ursprünglich 1,8 m Höhe bis auf nur noch 0,7 m Höhe zusammengegangen vorgefunden, wobei die Steher in den liegenden Ton gedrückt waren.

Während man beim früheren Bergbau nur wenig Wasserzuläufe zu bewältigen hatte, kam es nach dem Anfahren bereits früher abgebauter Feldesteile oft zu so starken Grundwasseraufgängen, daß sie die Alten nicht mehr beherrschten und die Gruben zum Erliegen kamen. Das Absaufen der alten Feldstrecken stabilisiere aber andrerseits auch die ggf. noch verbliebenen Resthohlräume.

Die Tageschächte seien nach Aktenlage sämtlich verfüllt worden.

Folglich sei hier nur noch mit weiter abklingenden Setzungen zu rechnen. Eine nennenswerte Gefährdung für die Tagesoberfläche resultiere in Anbetracht der seit der Einstellung des Abbaus in den meisten Baufeldern vergangenen Zeit nicht mehr.

   


Ausschnitt aus der Topographischen Karte der DDR, Ausgabe für den Staat, um 1988. Von den Braunkohlenwerken und dem vormaligen Kreishilfsschacht ist nichts mehr zu sehen. Rund um die Landgemeinden ist wieder eine ländliche Landschaft entstanden.

 

 

 

Erhaltene Zeugnisse

  

Die Herausgeber des Postlexikons von Sachsen notierten 1833 im Band 18 über Tettau, daß es „im Norden ... mehrere Puncte mit trefflichen Aussichten“ gäbe. Na, dann schau´n wir doch auch mal selber nach, ob´s noch immer an dem ist...

Am einem der letzten trockenen Spätherbsttage 2019 sind wir losgewandert.

  


Wir versuchen zunächst einmal die alte geologische Karte, in der die Betriebsanlagen des Thieme'schen Werkes noch dargestellt waren, mit der aktuellen topographischen Karte zur Deckung zu bringen, was - wie immer - auch hier nicht wirklich genau gelingt... Immerhin aber kommen wir so zu einer Vermutung, welche Braunkohlenwerke um die Wende zum 20. Jahrhundert eigentlich noch bestanden haben und wo sie gelegen haben könnten. Die roten Punkte betonen Standorte von Schächten, die in der geologischen Karte verzeichnet sind.

  


Wenn wir die in den Archiven erhalten gebliebenen Grubenrisse und Zeichnungen aneinanderlegen und dann einmal mit den heutigen Flurgrenzen im geoportal.sachsen.de vergleichen, bekommt man es genauer hin und kann den historischen Ablauf, die einzelnen Grundbesitzer und Grubeneigentümer und die Lage ihrer Braunkohlenwerke ganz gut zuordnen...

   


Machen wir uns auf die Suche: Wir kommen von der Ausfahrt Glauchau der A4. Über Weidensdorf und Breitenbach erreicht man dann Tettau. Die Baumgruppe neben der Straße markiert die ehemaligen Schieferbrüche. Heute ist dort eine Motor- Cross- Strecke. Vom Schiefer sieht man nichts mehr.

  


Gleich am Ortseingang aus dieser Richtung findet man einen kleinen Parkplatz, diese Informationstafel...

   


...und sieht dahinter die in unserer Einleitung erwähnte, rekonstruierte Windmühle.

  


Von der einstigen Mahltechnik ließ sich zwar leider nichts erhalten, aber der Baukörper ist bewahrt und hat sogar neue Flügel erhalten.

   

Der am kleinen Parkplatz ‒ von der Straße aus auch im Vorbeifahren nicht zu übersehen ‒ gut plazierten Informationstafel ist zu entnehmen, daß Johann Heimer die Mühle 1838/1839 errichten ließ. Die Mühle wechselte danach mehrfach den Besitzer oder war verpachtet. Bis 1924 war Karl Leithold hier Müller, dann nutzte die Familie Heimer die Mühle wieder selbst.

Diese Familiennamen haben wir doch alle schon gelesen...

1930 wurde die Mühle erneut verpachtet, diesmal aber an den Müller Alfred Hemmann aus Tettau, später an Werner Hemmann. Nach dem 2. Weltkrieg nutzte die LPG Schönberg die Mühle noch bis 1975; dann wurde sie stillgelegt und drohte bald zu verfallen. Die Rekonstruktion der Mühle 1989/1990 ist der Initiative Tettau'er Einwohner zu verdanken und wurde u. a. mit Mitteln aus dem europäischen EPLR- Fond gefördert. Seit 1990 steht sie nun unter Denkmalschutz.

Aber weiter: Von hier sind es nur ein paar Schritte bis zum Ort...

  


Die hübsche Pfarrkirche in Tettau mit einer barocken, achteckigen Turmhaube. Die schiefergedeckte Haube wurde dem alten, rechteckigen Breitturm der Kirche aufgesetzt, der von einem wesentlich höheren Alter des Bauwerks zeugt.

  


Rechts an der Kirche vorbei erreicht man schnell das Tal des Kötheler Bachs. Die breite Aue westlich der Straße nach Pfarrsdorf in Thüringen ist von alten Bäumen und Kopfweiden gesäumt.

  


Östlich der Straße sieht man alte Vierseitenhöfe...

   


...und wenn wir uns nicht täuschen, müßte dieser das Thieme´sche Gut sein. Die Scheune aus Fachwerk ist schön rekonstruiert und offenbar werden viele der Bauernhöfe bis heute von Landwirten genutzt.

  


Wir wandern auf der anderen Seite des Tales wieder bergauf in Richtung Norden...

  


Mitten auf dem Feld ein kleineres einzeln stehendes Anwesen. Ob es noch auf den Grundmauern des Thieme´schen Kohlenwerkes steht, sieht man aus der Ferne freilich nicht. Nach unserer Einpassung der alten Risse müßte es sich um das
Comptoir“ und die Steigerwohnung des Thieme'schen Werkes gehandelt haben... Das jetzt dort befindliche Gebäude ist jedoch jüngerer Entstehungszeit.

  


Ein Stückchen weiter bergauf...

  


...können wir hinter das einzelne Haus blicken und entdecken einen baumbestandenen Hügel mitten auf dem Feld. Vielleicht ist es die allerletzte Schachthalde aus der Zeit des Braunkohlenbergbaus in Tettau? Nachdem wir die alten Risse aneinandergelegt haben, vermuten wir jedenfalls, daß dort bis 1909 der Maschinenschacht des Emil Thieme'schen Braunkohlenwerkes gestanden hat.

  


In die Gegenrichtung folgt der Blick über weite Felder dem Tal des Kötheler Bachs in Richtung Westen, wo er nördlich von Meerane in den Meerchenbach mündet.

 


Und im Straßenverlauf nach Norden sieht man in der Ferne schon ein paar weitere Gehöfte. Dort hat die eine Ziegelei gestanden.

  


Die Landschaft sieht eigentlich gar nicht wirklich bergig aus, aber inzwischen gewinnt die Straße doch einige Höhe, wir schnaufen etwas und werden mit dem Blick über die Tettauer Kirche hinweg in die Weite der Landschaft belohnt.

   


Hinter den beiden Wohnhäusern sieht man direkt östlich neben der Straße die Abraumkante der einstigen Lehmgrube.

  


Hier wurde nicht nur der Lößlehm abgebaut; hier muß 1947 auch der Schrägschacht des „Kreishilfsschachtes“ und späteren VEB Braunkohlenschacht Tettau angesetzt haben.

  


Nordwestlich der Straße beginnt schon Thüringen. Hier ist aber nichts mehr von den einstigen Braunkohlengruben zu sehen. Auch das Wetter meint es mit uns nicht gut: Fernsicht nach Norden haben wir heute jedenfalls nicht.

  


Der Blick nach Osten zeigt das eigentlich relativ ebene Plateau der eiszeitlichen Ablagerungen.

  


Dieses einsame Gehöft direkt an der Landesgrenze gehört noch zu Tettau, links geht es dann nach Pfarrsdorf und rechts nach Zumroda. Die Asphaltdecke der Straße davor scheint uns seltsame Wellen zu schlagen... Nach den Erinnerungen von Herrn A. Eckhardt wurde die Straße in den 1950ern und noch Jahre danach als „Huckelpiste“ bezeichnet, wofür die Setzungen über den ausgekohlten Flözteilen sorgten...

 


Südlich von hier lag das Thieme´sche Braunkohlen- Abbaufeld. Die heutige Feldfläche weist nur noch eine schwache Delle auf ‒ der Rest der „weitgreifenden Kessel“, von denen wir in der BSA gelesen haben und die durch Bodensenkungen infolge des Abbaus entstanden sind.

  


Östlich grenzte hier erst das Küchler´sche und dann das Heimer´sche Baufeld an. Auch in diese Richtung scheint das Geländerelief flache Wellen zu schlagen... Die Baumgrube links im Hintergrund markiert die einstige Heimer´sche Lehmgrube.

  


Und nebenbei entdecken wir am Horizont im Südwesten den Auersberg...

  


...und im Südosten findet der Zoom den Doppelgipfel von Fichtelberg und Keilberg an der deutsch- tschechischen Grenze. Wer hätte das gedacht !  Trotz des schon sehr spätherbstlichen Wetters erweist sich dieser Platz tatsächlich als einer „mit trefflichen Aussichten“...

  


Solange das Wetter noch aushält, wandern wir entlang der sächsisch- thüringischen Landesgrenze noch ein Stückchen in Richtung Zumroda weiter...

   


Beim Blick rückwärts fällt uns wieder eine breite, flache Einsenkung im Straßenverlauf auf.

 


Dann biegen wir noch am Feldrain entlang in Richtung der einstigen Heimer´schen Lehmgrube ab.

   


Irgendwo nordöstlich von hier hat einst auch das Walther´sche Kohlenwerk unter der Landesgrenze hindurch Braunkohlen auf den Leithold´schen Fluren abzubauen versucht. Aber auch hier ist außer einer flachen Delle in der Landschaft nichts mehr zu finden.

  

 

 


Stattdessen stolpern wir am Feldrain ‒ eigentlich fernab jeder Bebauung ‒ über jede Menge Ziegelbruch. Auch zu dieser Lehmgrube hat ja eine Ziegelei gehört...

   


Dann sind wir da und schauen einmal über die Abraumkante in die einstige Lehmgrube.

  


  An einem Trampelpfad ohne geschlossene Vegetationsdecke ist die Dammerde abgerutscht und macht so den hellgrauen oder gelblichen Lößlehm sichtbar, der den Rohstoff für die Ziegelei bildete.

  


   Irgendwo hier am südlichen Ende der Grube muß einst die Heimer'sche Ziegelei gestanden haben...

  

Tatsächlich haben wir eine Akte gefunden, in welcher ein „Situationsplan“ zu einem Bauantrag vom 18. Juni 1878 genauere Auskunft gibt, wo die Ziegelei des Guts- und Ziegeleibesitzers Zacharias Heimer zu dieser Zeit gestanden hat (30045, Nr. 415). Sie verfügte bereits über eine mittels Dampfmaschine angetriebene Ziegelpresse ‒ auch für diese hat man eigene Braunkohle also sehr wahrscheinlich gut als Brennstoff verwenden können.

Das gemäß dieses Bauantrages damals neu zu errichtende Ringofengebäude sollte 28,0 m Länge und 10,0 m Breite erhalten. Auf dem Situationsplan ist über dem Gesehen- Vermerk des Bauamtes festgehalten, daß die „nächste Nachbarentfernung“ zum an der Ostseite angeordneten Schornstein 45,00 m betrage. Die Baubehörde genehmigte diesen Bauantrag.

Leider endet damit auch der Akteninhalt: Eine Bauabnahme hat entweder nicht stattgefunden oder das Protokoll dazu ist verlorengegangen. So erfahren wir aus der Akte nicht, ob Herr Heimer diesen Ringbrandofen tatsächlich errichten ließ.

  


Situationsplan zur Erbauung eines langen Ringofens auf dem Grundstücke zu Tettau, im Flurbuch Nr. 51, Brandcataster Nr. 25, für den Guts- und Ziegeleibesitzer Herrn Zach. Heimer zu Tettau Brd. Cat. No. 22, gezeichnet von Maurermeister Francke zu Oberwiera, 18. Juni 1878. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30045 (Amtshauptmannschaft Glauchau), Nr. 415, Blatt 2 (Aktenbeilage), Gesamtansicht.

   


Etwas vergrößerter Ausschnitt aus obigem Lageplan. Rot dargestellt und mit K bezeichnet der neu zu erbauende Ringbrandofen für die Ziegelei, anstelle eines abzubrechenden Schuppens F. Das langgestreckte Gebäude G war das „Dampf- Preß- und Trockenhaus“, das unmittelbar südlich der Lehmgrube gestanden hat. Mit dem schön geschwungenen D ist der alte Ziegelbrennofen gekennzeichnet. Aufgrund der seitlich daran angebauten „Brennküche“ C steht zu vermuten, daß es sich dabei um einen Kammerofen vom Geithainer Typ mit außenliegender Feuerung gehandelt hat. Ferner bezeichnet hierin A... das Ziegelarbeiter- Wohnhaus, B... einen Trockenschuppen und E... den Ziegelvorratsschuppen.

   


Vergleichen wir mit dem betreffenden Ausschnitt aus den Äquidistantenkarten von Sachsen, Blatt Meerane, Ausgabe 1878. Die Anordnung der hier im Bereich der Heimer'schen Ziegelei verzeichneten Gebäude entspricht sehr gut dem Situationsplan aus dem Bauantrag oben.

   


Ausschnitt aus den Äquidistantenkarten von Sachsen, Blatt Meerane, Ausgabe 1896. Anstelle der zwei etwa in West- Ost- Richtung nebeneinander stehenden Gebäude ist nun ein längeres Gebäude verzeichnet: Vermutlich also ist nach 1878 der Ringofen tatsächlich gebaut worden. In derselben Zeit sind auch umfangreiche Betriebsanlagen beim Thieme'schen Braunkohlenwerk entstanden.

  


Entwurf eines länglichen Ziegelofens zu continuirlichem Betrieb nach dem Ringofensystem für Herrn Gutsbesitzer Zachar. Heimer zu Tettau, gez. vom Maurermeister Francke in Oberwiera am 26. Juni 1878. Der Gesehen- Vermerk (unter dem Titel oben links) vom 27. Juni 1878 stammt vom Gemeindevorstand Leithold. Am 19. Juli 1878 wurde der Entwurf von der Bauaufsicht für zulässig befunden (Vermerk rechts unter dem Schornstein). Es handelte sich bei diesem Brennofen mit obenliegendem Rauchkanal und seitlich stehendem Schornstein um ein ziemlich beachtliches Bauwerk; allein der Schornstein war fast 30 m hoch. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30045 (Amtshauptmannschaft Glauchau), Nr. 415, Blatt 4 (Aktenbeilage), Gesamtansicht.

   


Ausschnitt aus den Äquidistantenkarten von Sachsen, Blatt Meerane, Ausgabe 1908. Gegenüber der Ausgabe von 1896 sind hier nun zwei Schornsteine an dem langgestreckten Ziegeleiofengebäude eingetragen. Der zweite gehörte wohl zur Dampfmaschine für den Antrieb der Ziegelpresse. In der Lehmgrube ist inzwischen auch ein Teich eingezeichnet.

   


Ausschnitt aus den Meßtischblättern, Blatt Meerane, Ausgabe 1926. Jetzt wurde an der Heimer'schen Ziegelei „ehem. Zgl.“ vermerkt. Der westliche Schornstein ist schon verschwunden. Auch vom Thieme'schen Braunkohlenwerk sind nur noch zwei Gebäude übrig - alles andere wurde wohl in der Zeit bis 1926 schon abgerissen. Da wir bisher leider keine Kartenausgaben aus den 1940er Jahren für diese Region finden konnten, können wir nur annehmen, daß die Heimer'sche Ziegelei wohl spätestens nach dem Ende des 2. Weltkrieges aus der Landschaft verschwunden ist.

 


Von dieser Stelle aus kann man auch heute noch auf die Sohle der Lehmgrube gelangen, wo offenbar erst vor kurzem eine kleiner Rundweg wieder freigeschnitten worden ist.

  


Im Frühling nach der Schneeschmelze steht sicher mehr Wasser in den kleinen Teichen, die sich auf der Tagebausohle gebildet haben.

 


Wirklich groß ist auch diese Grube allerdings nicht: Nach Osten und Westen war sie wohl durch die Flurstücksgrenzen begrenzt und vermutlich hat man auch hier abgebaute Bereiche wieder mit Abraum aufgefüllt, so daß die Lehmgrube gewissermaßen von Süden nach Norden „durch die Landschaft gewandert“ ist, wie man das heute von den Großtagebauen kennt.

  


Jedenfalls wieder einmal ein hübsches kleines Biotop, daß dieser Bergbau hier hinterlassen hat...

   


Fast hätten wir dieses Schild im Gestrüpp übersehen...

  

Wir haben uns, ehrlich gesagt, auch schon gewundert, warum dieses Tagebau- Restloch ganz im Gegensatz zu vielen anderen, ähnlichen Bergbaurelikten so ordentlich und überhaupt nicht vermüllt ist. Einer muß sich halt drum kümmern. Vielen Dank dafür an die Naturschützer aus Limbach- Oberfrohna und ihre Helfer !  So bleibt auch dieses kleine Geotop erhalten.

    

Eigentlich handelt es sich bei diesem Kapitel sächsischer Montangeschichte ja „nur“ um ein halbes Dutzend kleiner Gruben im äußersten, südöstlichsten Zipfel der Halle- Leipziger Tieflandsbucht. Im Zuge unserer Recherchen staunten wir aber immer mehr, wieviel Material darüber in den verschiedenen Archiven erhalten geblieben ist. Das mag auch dem Umstand geschuldet sein, daß dieser Braunkohlenbergbau noch nicht so alt ist und daß sein Aufblühen just in eine Zeit fiel, in der noch heute bestehende bergrechtliche Regelungen gerade entwickelt worden sind.

Wir haben noch gar nicht alle Archivmaterialien (insbesondere im Thüringischen Landesarchiv) ausführlich durchsehen können. Mit Sicherheit finden sich auch in lokalen Archiven, Kirchenbüchern und dergleichen Quellen noch weitere Hinweise, wann genau eigentlich der erste nördlich oder südlich der Landesgrenze auf die Idee gekommen ist, die Braunkohle unter seiner Feldflur aufzusuchen, zu fördern und nicht nur für den eigenen Bedarf zu verwenden.

Besonders ein Umstand erscheint uns hier aber hervorhebenswert: Obwohl ‒ abgesehen vom Kreishilfsschacht nach 1947 ‒ diese Bergwerke sämtlich vergleichsweise kleine und stets privat geführte Unternehmen waren, denen es per se ja um die Erzielung von Gewinn gehen mußte, wird über den gesamten dokumentierten Betriebszeitraum nicht ein einziges Mal von einem ernsthaften Unfall mit Verletzten berichtet.

Vielleicht war das einfach nur Glück. Offenbar aber waren die Grundeigentümer und Grubenbesitzer ‒ deren Profession natürlich in erster Linie die Landwirtschaft gebildet hat ‒ auch stets so klug, immer wieder erfahrene Bergleute und Steiger mit Bergschulausbildung als technische Leiter anzustellen, auch wenn deren Gehalt den eigenen Gewinn vielleicht geschmälert hat.

Wie hoch das Gehalt eines Steigers einer Kohlengrube im 19. Jahrhundert gewesen ist, das kann man zum Beispiel in unserem Beitrag zum Steinkohlenbergbau in  Flöha nachlesen.

Auch, wenn über die Archivunterlagen hinaus von diesem Bergbau praktisch keine materiellen Zeugnisse mehr auf unsere Zeit überkommen sind, hoffen wir doch, mit unserem Beitrag ein ‒ wenn auch kleines, so doch interessantes ‒ Kapitel der sächsischen Montangeschichte ein wenig aufgehellt und die Erinnerung daran wachgehalten zu haben.

Bei Gelegenheit werden wir auch selbst einmal die thüringischen Archive besuchen und unseren Beitrag ggf. hinsichtlich der nördlich angrenzenden Gruben bei Zumroda, Pfaffroda, Runsdorf und Klein- Mecka noch ergänzen. Vielleicht schreibt uns aber auch einmal ein Leser unserer Seite aus dem Altenburgischen, der schon mehr darüber weiß.

Glück Auf!

J. B.

   

 
 
 

Weiterführende Quellen

  

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

  

         Allgemeine Quellen

  1. wikipedia.de

  2. Historisches Ortsnamensverzeichnis (hov.isgv.de)

  3. schloss-rochlitz.de

  4. meerane.de

  5. schoenberg-sachsen.de

  6. vontettau.de (vonTettau'scher Familienverband)

  7. tettauer-heimatverein.de

  8. mineralienatlas.de

  9. romonta.de, wachs-und-mehr.de

  10. A. Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Erste Lieferung, den Zwickauer Kreisdirektionsbezirk enthaltend, Verlag Friedrich Fleischer, Leipzig, 1839

  11. W. Löbe: Die altenburgische Landwirthschaft in ihrem gegenwärtigen Zustande mit besonderer Berücksichtigung ihrer Nebenzweige und der agrarischen Gesetzgebung, F. A. Brockhaus, Leipzig, 1843

  12. Z. Kresse: Geschichte der Landwirthschaft des Altenburgischen Osterlandes, dargestellt von Zacharias Kresse, Bauer und Anspanner zu Dobraschütz. Verlag H. A. Pierer, Altenburg, 1845 

  13. C. F. Naumann: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen. Zweites Heft, Geognostische Skizze der Gegend zwischen Gößnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach. Dresden und Leipzig, in der Arnoldischen Buchhandlung, 2. Auflage 1845

  14. A. Schiffner: Beschreibung von Sachsen und der Ernestinischen, Reußischen und Schwarzburgischen Lande, 2. Auflage, Verlag von H. H. Grimm, Dresden, 1845

  15. J. C. Freiesleben: Vom Vorkommen der Brennbaren Fossilien in Sachsen, in: Magazin für die Oryktographie von Sachsen, Verlag von J. G. Engelhardt, Freiberg, 1845

  16. C. F. Zincken: Die Braunkohle und ihre Verwendung, Erster Theil: Die Physiographie der Braunkohle, Verlag Carl Rümpler, Hannover, 1867

  17. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), Dresden, u. a.
    - August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Band 13, 1826
    - Th. Siegert: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section 93: Meerane - Crimmitschau, 1. Auflage, Leipzig, 1889 und 2. Auflage, Leipzig, 1905
    - F. Danzig und Th. Siegert: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section 94: Glauchau - Waldenburg, 2. Auflage, Leipzig, 1905
    - historisches Kartenmaterial

  18. Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg: Kalender für den Berg- und Hüttenmann bzw. Jahrbücher für das Bergwesen im Königreiche Sachsen, Bergwerksverzeichnisse, Ausgaben 1827 bis 1942 (Digitalisate)

  19. F. Etzold: Die Braunkohlenformation Nordwestsachsens, in: Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte des Königreichs Sachsen, W. Engelmann, Leipzig, 1912

  20. W. Krause, O. Philipp (Hrsg. Festausschuß des Heimatfestes): Heimatbuch der Stadt Meerane, unter Mitarbeit von Fachleuten, Druck von E. R. Herzog, Meerane,1930

  21. H. Pratze: Zur Geschichte des Pleißengaues im 12. Jahrhundert auf Grund eines Zehntverzeichnisses des Klosters Bosau (bei Zeitz) von 1181/1214, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, 90. Jahrgang, 1953, S. 78ff

  22. K. Pietzsch: Geologie von Sachsen (Bezirke Dresden, Karl- Marx- Stadt und Leipzig), Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1. Auflage 1962

  23. H. Billig: Pleißenland – Vogtland. Das Reich und die Vögte. Untersuchungen zu Herrschaftsorganisation und Landesverfassung während des Mittelalters unter dem Aspekt der Periodisierung. Vogtland-Verlag, Plauen, 2002

  24. Gemeinde Schönberg (Hrsg.): I. Walf, H. Schnabel, P. Scherzer und M. Schwarzenberg: Chronik der Gemeinde Schönberg von 1939 bis 1989, Hessel Druck & Satz, Meerane, 2002; Materialsammlung in Kopie zur Verfügung gestellt von J. Krause, Schönberg

  25. G. Standke et al.: Das Tertiär Nordwestsachsens - Ein geologischer Überblick, in: Publikationen des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.), Dresden, 2010

  26. J. Krause (Hrsg.): Schönberger Blätter, Heft 111, Eigenverlag, Schönberg, Januar 2020
     
     
    Landesarchiv Thüringen, Staatsarchiv Altenburg
     

  27. Bestand 1-33-0500 (Thüringisches Bergamt Altenburg), Nr. 562: Antrag des Grubenbesitzers A. Walther in Zumroda auf Verleihung der Berechtigung zur Gewinnung von Braunkohlen in der Flur Zumroda, dat. 1924-1930

  28. Bestand 1-15-0502 (Akten des Herzöglich- Sächsischen Bergrevierbeamten zu Altenburg, Thüringisches Bergamt Altenburg), Bestandserläuterungen

  29. Ebenda, Nr. 46: Grube Nr. 69 bei Klein-Mecka, dat. 1866-1873

  30. Ebenda, Nr. 64: Grube Nr. 70 bei Zumroda, dat. 1866-1878

  31. Ebenda, Nr. 53 und Nr. 54: Grube Nr. 72 bei Zumroda, dat. 1866-1875

  32. Ebenda, Nr. 61: Grube Nr. 73 bei Zumroda, dat. 1866-1877

  33. Ebenda, Nr. 59: Grube Nr. 74 bei Zumroda, dat. 1867-1876

  34. Ebenda, Nr. 111 und Nr. 143: Grube Nr. 75 Guido Heimer in Pfarrsdorf, dat. 1866-1909

  35. Ebenda, Nr. 73: Grube Nr. 76 bei Pfarrsdorf, dat 1866-1896

  36. Ebenda, Nr. 498: Observationsbuch von der Braunkohlengrube Nr. 81 bei Tettau im Königreich Sachsen, dat. 1895

  37. Ebenda, Nr. 73: Grube Nr. 84 bei Zumroda, dat. 1867-1883

  38. Ebenda, Nr. 522: Die Dampfkesselanlagen auf der Braunkohlengrube Nr. 84 von Frau R. Kirste in Zumroda, dat. 1881-1883

  39. Ebenda, Nr. 110: Grube Nr. 92 bei Zumroda, dat. 1870-1895

  40. Ebenda, Nr. 63: Grube Nr. 93 bei Runsdorf, dat. 1870-1877

  41. Ebenda, Nr. 77: Grube Nr. 117 bei Zumroda, dat- 1875-1884

  42. Ebenda, Nr. 86: Grube Nr. 118 bei Zumroda von Tracksdorf, dat. 1878-1891

  43. Ebenda, Nr. 79: Grube Nr. 120 von Emil Tracksdorf bei Zumroda, dat. 1881-1885

  44. Ebenda, Nr. 521: Die Dampfkesselanlagen auf Grube Nr. 120 von E. Tracksdorf in Zumroda, dat. 1882

  45. Ebenda, Nr. 75: Grube Nr. 121 von Frau Kirste, dat. 1881-1884

  46. Ebenda, Nr. 198: Braunkohlengrube Nr. 122 Julius Walther in Zumroda, Besitzer Walther, geb. Graichen, dat. 1883-1914

  47. Ebenda, Nr. 499: Observationsbuch von der Braunkohlengrube Nr. 122 bei Zumroda, dat. 1911-1925

  48. Ebenda, Nr. 530: Die Dampfkesselanlage auf der Braunkohlengrube Nr. 122 "Julius Walther" in Zumroda, dat. 1883-1914

  49. Ebenda, Nr. 171: Braunkohlengrube Nr. 124 Louis Hiller in Zumroda, dat. 1889-1914

  50. Ebenda, Nr. 500: Observationsbuch von der Braunkohlengrube Nr. 124 bei Zumroda, dat. 1895-1911

  51. Ebenda, Nr. 105: Grube Nr. 125 bei Zumroda, dat. 1889-1893

  52. Ebenda, Nr. 157a: Braunkohlengrube Nr. 128 Albin Wiedemann in Zumroda, dat. 1893-1911

  53. Ebenda, Nr. 501: Observationsbuch von der Braunkohlengrube Nr. 128 bei Zumroda, dat. 1895-1909

  54. Ebenda, Nr. 501: Braunkohlengrube Nr. 128 Albin Wiedemann in Zumroda, dat. 1893-1911

  55. Ebenda, Nr. 528: Die Dampfkesselanlage von A. Wiedemann zu Zumroda, dat. 1893-1911

  56. Ebenda, Nr. 145: Braunkohlengrube Nr. 134 Georg, Besitzer Emil Rauschenbach, Kleinmecka, jetzt Max Naumann, jetzt Preßsteinwerke "Grube Georg", dat. 1902-1908

  57. Ebenda, Nr. 158: Braunkohlengrube Nr. 142 von Arthur Rentsch in Runsdorf, dat. 1910-1911

  58. Ebenda, Nr. 504: Observationsbuch von der Braunkohlengruben Nr. 142b bei Runsdorf und Nr. 144 bei Zumroda, dat. 1910-1914

  59. Ebenda, Nr. 238: Braunkohlengrube Nr. 143 Grube Winterfeld von Louis Hiller in Garbus, dat. 1911-1926

  60. Ebenda, Nr. 237: Braunkohlengrube Nr. 144 von Albin Walther in Zumroda, dat. 1913-1926

  61. Bestand 1-97-0050 (Nachlaß Dora Beyer), Nr. 104: Hochzeit von Lehrer Albin Kirste und Johanna Albrecht, dat. Okt.-Nov. 1910
     
     
    Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden
      

  62. Bestand 10079 (Landesregierung), Loc. 13414/20: Streitigkeiten zwischen dem kursächsischen Untertanen Johann Michael Thieme aus Tettau und dem altenburgischen Untertanen George Gabler aus Kölbitz wegen Thiemes angeblichen Holzschlags auf Altenburger Gebiet, dat. 1792-1799
     
     
    Staatsarchiv Chemnitz
     

  63. Bestand 30598 (Herrschaft Remse), Bestandserläuterungen

  64. Bestand 30023 (Amt Zwickau), Nr. 1861: Grenzstreitigkeiten und Grenzirrungen zwischen Georg Gabler zu Köblitz und den Begüterten Johann Michael Thiemen und Konsorten zu Tettau und Wünschendorf, dat. 1792-1799

  65. Bestand 30037 (Schönburgische Superintendentur Waldenburg), Nr. 132: Bauerngutsbesitzer Michael Thieme aus Wünschendorf gegen Pfarrer Heinrich Schnabel in Tettau wegen der Bestrafung seines Sohnes Valentin, dat. 1842

  66. Bestand 30051 (Amtshauptmannschaft Zwickau), Nr. 2763/1: Acta judic. die Torf- und Braunkohlengräberei in Tettau betreffend, dat. 1857-1868

  67. Bestand 30045 (Amtshauptmannschaft Glauchau), Nr. 415: Erweiterung der Ziegelei des Zacharias Heimer in Tettau, dat. 1878

  68. Ebenda, Nr. 246: Zusammenschluß der Gemeinden Oberdorf, Tettau und Wünschendorf, dat. 1938-1939

  69. Bestand 30406 (Kreistag/Kreisrat Glauchau), Nr. 64: Tätigkeit des Landrates, dat. 1947-1951

  70. Ebenda, Nr. 1490: Kommunales Wirtschaftsunternehmen - Braunkohlenschacht Tettau, dat. 1950-1951

  71. Ebenda, Nr. 1524: Berichte der örtlichen volkseigenen Industrie - Braunkohlenschacht Tettau u. a., dat. 1951

  72. Bestand 30464 (Bezirksvertragsgericht Karl-Marx-Stadt), Nr. 5014: VEB (G) Braunkohlenschacht, Tettau, dat. 1953-1965
     
     
    Bergarchiv Freiberg
     

  73. Bestand 40041 (fiskalische Risse zum Braunkohlenbergbau), Nr. I15888: Tettau bei Meerane; Braunkohlengrube Hermann Thieme , dat. 1862-1887

  74. Ebenda, Nr. K15922: Tettau bei Meerane; Braunkohlengrube E. Thieme , dat. 1887

  75. Ebenda, Nr. I15813: Tettau bei Meerane, Braunkohlengrube Gottlieb Küchler , dat. 1862-1882

  76. Ebenda, Nr. I15812: Tettau bei Meerane, Braunkohlengrube Zacharias Heimer, dat. 1862-1877

  77. Ebenda, Nr. I15811: Tettau bei Meerane, Braunkohlengrube M. Fleischer, dat. 1862-1863

  78. Bestand 40044-1 (Generalrisse), Nr. I20771: Bergbauflächenkarte der Braunkohle, Sektion Meerane, dat. 1878

  79. Bestand 40024-7 (Landesbergamt Freiberg, gewerbliche Braunkohlengruben), Nr. 56: Acta, das Braunkohlenwerk von Zacharias Heimer in Tettau betreffend, Bergamt Freiberg, dat. 1869-1878

  80. Ebenda, Nr. 60: Acta, das Braunkohlenwerk von Hermann Thieme in Tettau betreffend, Bergamt Freiberg, dat. 1869-1906

  81. Ebenda, Nr. 61: Akten, Betriebsangelegenheiten bei dem Braunkohlenwerk von Hermann Thieme in Tettau betreffend, dat. 1906-1919

  82. Ebenda, Nr. 62: Akten, Berechtigungsangelegenheiten bei dem Braunkohlenwerk von Hermann Thieme in Tettau betreffend, dat. 1869-1908

  83. Ebenda, Nr. 66: Akten, das Braunkohlenwerk von Hermann Leithold in Tettau betreffend, Bergamt Freiberg, dat. 1869-1878

  84. Ebenda, Nr. 71: Acta, das Braunkohlenwerk von Gottlieb Küchler in Tettau betreffend, Bergamt Freiberg, dat. 1869-1882

  85. Ebenda, Nr. 328 und 329: Akten, das Braunkohlenwerk von Albin Kirste in der Flur Tettau betreffend,  dat. 1889-1890

  86. Ebenda, Nr. 389 und 390: Akten, das Braunkohlenwerk von Julius Walther in der Flur Tettau betreffend, dat. 1895-1913

  87. Ebenda, Nr. 142/1: Leipnitz bei Grimma, fiskalisches Braunkohlenwerk Leipnitz

  88. Bestand 40051 (Bergamt Leipzig), Nr. 682: Akten der Berginspektion Leipzig, Grube Walther´s Erben in Zumroda (S.-A.) betreffend, dat. 1911-1919

  89. Ebenda, Nr. 1104: Übertragung der Berechtigung zum Gewinnen von Braunkohle in den Fluren Zumroda, Pfarrsdorf und Podewitz an die Braunkohlengrube Nr. 144 von Albin Walther in Zumroda, dat. 1924-1926 

  90. Bestand 40064 (Technisches Büro des Bergbaus und der Brennstoffindustrie des Landes Sachsen), Nr. 1-387: Anträge auf Abbau von Braunkohlen-Kleinstvorkommen bei Etzoldshain auf der Flur Tettau (bei Frankenberg und Altmittweida), dat. 1947

  91. Ebenda, Nr. 1-592: Braunkohlenkleinstvorkommen in Seidewitz, Kreis Döbeln, Tongrube Unger, Kreis Oschatz und Tettau, Kreis Glauchau, dat. 1947-1950

  92. Ebenda, Nr. 1-497: Braunkohlenschacht Tettau, Kreis Glauchau, dat. 1947-1952

  93. Ebenda, Nr. 1-498: Braunkohlenschacht Tettau, Kreis Glauchau, dat. 1948-1952

  94. Bestand 40038 (Deponierte Risse zum Braunkohlenbergbau), Nr. 1-K16774: Braunkohlenwerk Kreishilfsschacht in Tettau, Kreis Glauchau, und dem angrenzenden Thüringer Gebiet, dat. 1948-1955

  95. Ebenda, Nr. K17158: Grundriß vom Braunkohlenwerk und angrenzendes Thüringer Gebiet, dat. 1947

  96. Bestand 40067 (ehemalige Bergbehörde Borna), Nr. B45 (Altsignatur, 2019 noch nicht neu verzeichnet): Grundriß des Braunkohlenwerkes Kreishilfsschacht Tettau, Rollriß, dat. 1948, Kopie als Faltplan in der Akte 40072, Nr. 204

  97. Bestand 40072 (Bergbehörde Zwickau), Nr. 204: Tettau bei Glauchau, Kreishilfsschacht, dat. 1947-1948

  98. Ebenda, Nr. 765: VEB Örtliche Industrie des Kreises Glauchau, Braunkohlenschacht Tettau, dat. 1949-1953

  99. Bestand 40137 (VEB Nickelhütte St. Egidien), Nr. 1-652: Zugbuch zu Messungen im Kalkwerk Meerane und in Tettau, dat. 1954

  100. Bestand 40073 (Bergschadenkundliche Analysen), Nr. 1-81: Tettau bei Meerane, Braunkohle, dat. 1984-1985

  101. Ebenda, Nr. 2-2008 bis 2-2011: Risse zur BSA Tettau bei Meerane, Braunkohle, dat. 1984-1985

  102. Bestand 40184 (VEB Braunkohlenwerk Dölitz bei Leipzig), Bestandserläuterungen


    Kreisarchiv des Landkreises Zwickau, Archivaußenstelle Glauchau
     

  103. Bestand RDKH (Rat des Kreises Hohenstein-Ernstthal), Nr. 00763: Sitzungsprotokolle des Kreisrates, dat. 1956

  104. Ebenda, Nr. 05856: Ratssitzungen, Beschlußvorlagen,1956

  105. Ebenda, Nr. 17078: Ratssitzungen, Beschlußvorlagen,1959

  106. Bestand RDKG (Rat des Kreises Glauchau), Nr. 00120: Niederschriften von Gemeinderatssitzungen, dat. 1947-1952

  107. Ebenda, Nr. 05638: 3.Ratssitzung, Sitzungsprotokoll, dat. 1957

  108. Ebenda, Nr. 07104: VEB (K) Braunkohlenschacht Tettau, Schriftverkehr, dat. 1948-1954

  109. Ebenda, Nr. 10147: VEB (K) Braunkohlenschacht Tettau, Schriftverkehr und Planung, dat. 1953-1954

  110. Ebenda, Nr. 10219: Kaderakte: Erler, Otto, dat. 1947-1957

  111. Ebenda, Nr. 11874: VEB (K) Braunkohlenschacht Tettau, Investitionen, dat. 1956

  112. Ebenda, Nr. 12619: VEB (K) Braunkohlenschacht Tettau, Betriebspläne, dat. 1955

  113. Ebenda, Nr. 12639: Betriebsakten, dat. 1950-1956

  114. Ebenda, Nr. 17075: Ratssitzungen, dat. 1956