Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de Erstellt im November 2017, letzte Ergänzungen im Januar 2020 . Dieser Beitrag soll bereits existierende Chroniken zum Bergbau und zur Hütte, etwa von H. Krümmer (2001) oder W. Ebert und anderen (2006), von denen auch wir bei unseren Recherchen profitieren durften, keineswegs ersetzen. Wie regelmäßige Leser unserer Beiträge schon von uns wissen, ist unser Ziel, nachzuschauen, was denn vom Bergbau geblieben ist und dem stellen wir auch hier eine Zusammenfassung voran, was denn gewesen ist. Wir bedanken uns bei allen, die uns bei unseren Recherchen unterstützt haben, insbesondere aber:
Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom November 2017 vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-169965
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Zur Lage und Geschichte Zur Geologie: Zum Gestein Serpentinit Die Serpentinite zwischen Waldenburg und Hohenstein-Ernstthal Das berühmteste Mineral vom Tagebau Callenberg Nord I Zur Geschichte der Nickelerzeugung Zum Abbau bei Callenberg Zur Verhüttung in St. Egidien: Allgemeines zur Nickelerz- Verhüttung Das Verfahren in St. Egidien Erhaltene Zeugnisse Weiterführende Quellen
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Zum
Nickelsilikaterzbergbau bei Callenberg
Zur naturräumlichen Lage und regionalen Geschichte
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Die Nickelerzlagerstätte Callenberg befindet
sich im Südwesten des Granulitgebirges.
Landschaftlich befinden wir uns hier im Mittelsächsischen Hügelland, nördlich
des erzgebirgischen Beckens und zwischen den Tälern der Zwickauer Mulde im
Westen, der Chemnitz im Osten und des Lungwitzbaches im Süden.
Vom höchsten
Punkt des Gemeindeverbands
Callenberg, der Langenberger Höhe (484,0 m), genießt man einen
weiten
Ausblick, bei klarem Wetter
bis in das Leipziger Tiefland hinein.
Bekannter ist der mit 481,5 m fast gleich hohe
Totenstein zwischen Rabenstein und Wüstenbrand durch den Rastplatz an der
BAB 4.
Der Lungwitzbach fließt bei St. Egidien auf etwa 270 m Höhe, von dort aus „kletterte“ die „Nickelbahn“ bis zur BAB 4 auf eine Höhe von zirka 380 m. Der Wasserspiegel des Stausees Oberwald im ehemaligen Tagebau Callenberg Süd I liegt heute je nach Stauhöhe im Niveau um 358 m. Die Hochfläche neigt sich nur allmählich nach Norden, daher liegt auch der Wasserspiegel im ehemaligen Tagebau Callenberg Nord II noch bei etwa 310 m. Besonders die Bachtäler nach Westen und Nordwesten haben teils enge und steilwandige Täler hinunter zur Zwickauer Mulde geschaffen, die bei Waldenburg auf nur noch 220 m Seehöhe nach Nordosten abfließt. Der Ort Callenberg gab dieser Lagerstätte den Namen, weil er recht zentral zwischen mehreren abgebauten Erzvorkommen liegt – man hätte die Teillagerstätten aber auch als „Reichenbach“, „Callenberg“ oder „Langenchursdorf“ bezeichnen können… Stattdessen heißen sie heute „Callenberg Süd“ und „Callenberg Nord“. Aufgrund der spektakulären Mineralfunde in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre ist dieser kleine Ort jedenfalls weltbekannt geworden.
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Die Region zwischen Glauchau und
Hohenstein-Ernstthal gehörte zu den Stammbesitzungen der Herrschaft der
Schönburger im Pleißenland. Nach einer Erbeinigung mit den Waldenburgern fiel
1378 auch die Herrschaft Waldenburg an das Haus Schönburg. Neben ihrem
(sächsischen) Stammsitz auf den Schlössern Forder- und Hinterglauchau gehörte
fast von Anfang an auch die Herrschaft Lichtenstein zu ihrem Besitz.
Schon im späten Mittelalter wurden die Schönburgischen Herrschaften mehrfach geteilt (u. a. zwischen der Glauchauer, ab etwa 1300 der Crimmitschauer sowie der böhmischen, Pürsteiner Linie). Während die „brüderlichen Teilungen“ von 1524 und 1556 dabei nur eine Nutzungsteilung vorsahen, erfolgten die Belehnungen stets zur gesamten Hand und wurden durch die gemeinsame Regierung in Glauchau festgehalten. Die Familie zerfiel im Verlauf der Geschichte in die Hauptlinien Glauchau (bis 1610), Waldenburg (später auch als Obere – ab 1790 fürstliche – Linie bezeichnet und geteilt in die Äste Waldenburg und Hartenstein) sowie Penig (welche 1610 Glauchau erbte), letztere auch als Untere (gräfliche) Linie bekannt. 1681 wurde die Herrschaft Glauchau in die Teilherrschaften Forderglauchau und Hinterglauchau geteilt. Von 1683 bis 1763 war Forderglauchau wiederum in einen Penigschen und einen Wechselburger Anteil aufgeteilt. Nach dem Tod Otto Ludwigs von Schönburg im Jahr 1701 und dem Erbvertrag seiner vier erbberechtigten Söhne wurde 1702 noch die Herrschaft Stein aus einem Teil der Grafschaft Hartenstein gebildet. Alle Zweige blieben aber stets als „Gesamthaus“ verbunden, was in Familienverträgen von 1556 und 1566 geregelt wurde (vgl. auch 30572, 30575, 30593, 30597). Auch aus diesem Grund gelang es den Fürsten und Grafen von Schönburg – als einem von nur sehr wenigen sächsischen Adelsgeschlechtern – eine Zersplitterung ihrer Besitzungen zu vermeiden und sich bis ins 18. Jahrhundert hinein eine verfassungsrechtliche Sonderstellung gegenüber dem Kurfürstentum Sachsen und damit eine eingeschränkte Souveränität mit eigenen staatlichen Strukturen zu bewahren. Erst in dem Rezeß vom 4. Mai 1740 mit dem sächsischen Kurfürsten verzichteten sie nach langwierigen Verhandlungen mit Minister Heinrich Graf von Brühl auf die meisten aus ihrer ursprünglichen Reichsunmittelbarkeit resultierenden Autonomierechte. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Schönburgischen Herrschaften schrittweise in den Kursächsischen Staat integriert.
Callenberg liegt zwischen Waldenburg und Hohenstein-Ernstthal an der B180 und wird 1244 als Dorf „Kallenberc“ erstmals urkundlich genannt (30621). Der Name „Ort am kahlen Berg“ ist abgeleitet von dem im Unterdorf befindlichen, noch bis 1840 unbewaldeten und unbebauten Hügel. Bereits um 1300 zieht sich der letzte Ritter von Callenberg, Berthold von Cahlenberg, in den geistlichen Stand zurück. Nach Poenicke, 1860 wird in einer Urkunde aus dem Jahre 1307 der Ritter Friedrich von Calenberg als Besitzer des Rittergutes erwähnt. Diese Ritterschaft ist nicht mit denen von Callenberg zu verwechseln, welche dem westfälischen Adel angehörten. 1491 belehnt Anna von Schönburg die Brüder Dietrich und Bernhard von Kaufungen mit dem Rittergut Callenberg (callenberg.de). Die Kaufunger blieben danach bis Ende des 16. Jahrhunderts Herren auf Callenberg (30597, Nr. 0305). Für das Jahr 1564 nennt Poenicke Balthasar von Taubenheim als Besitzer, der wohl als Vormund unmündiger Kinder Dietrichs fungierte. Zwischen 1579 und 1582 starben die Kaufunger jedoch plötzlich aus. Ob dies mit rechten Dingen zuging, mit einem Kirchenstreit oder doch mit dem berühmten Altenburger Prinzenraub in Zusammenhang steht, ist nicht erwiesen. 1605 wird Georg von Schönburg- Waldenburg als Besitzer des Rittergutes genannt (callenberg.de). Der wiederum übergab Callenberg an seinen Vetter Wolf III. von Schönberg. Nach dessen Tod veräußerten es seine Söhne 1612 an Jacob von Bellyn. Danach war Callenberg im Besitz von Christoph von Dobeneck, welcher es 1650 an Heinrich August Edler von der Planitz verkaufte. 1653 wird der Obristenwachmeister Heinrich Hildebrand Edler von der Planitz als Besitzer des Ritterguts Callenberg genannt (30597, Nr. 0305, sowie 30572, Nr. 2168). 1691 wird Reinhard Edler von der Planitz als Besitzer des Ritterguts Callenberg in einem Streit mit Otto Ludwig von Schönburg genannt (30593, Nr. 0302). 1714 verkauften die von Planitz das Gut wieder an Graf Christian Heinrich von Schönburg- Waldenburg. Mitte des 18. Jahrhunderts geriet das Gut offenbar in Konkurs und wurde daraufhin für mehr als zehn Jahre von dem Sequestor Christian Martin Speck verwaltet (30590, Nr. 0140 und Nr. 0143). Zum Gut gehörten dazumal auch das Dorf Langenberg, ein Teil von Langenchursdorf sowie von Mühlau, sowie einige Häuser in Niederlungwitz und in Oberwinkel. 1799 (nach Poenicke erst 1809) brennt das Rittergut ab und wird weiter nördlich, an der Straße nach Waldenburg, neu erbaut. Aus dem alten Herrenhaus wird ein Gasthof. Um 1850 ist Fürst Victor von Schönburg- Waldenburg Besitzer des Rittergutes Callenberg (30575, Nr. 740). August Schumann erwähnt den Ort im vierten Band des Vollständigen Post- und Zeitungslexikons von Sachsen 1817 unter dem Buchstaben K: „Kallenberg, Callnberg, Calenberg, oder Kahlenberg, Dorf in dem Königr. Sachsen, im Erzgebirgschen Kreise, mitten in der Herrschaft Schönburg- Waldenburg, 1 Stunde südostsüdl. von Waldenburg, auf der Straße nach Hohnstein gelegen. Es ist eins der Vasallendörfer, über welche die Fürsten und Grafen von Schönburg die untergeordnete Landeshoheit ausüben und gehört dem hiesigen Rittergute… Ein Theil desselben heißt Obercallenberg. … Der Ort ist in der Geschichte des sächsischen Prinzenraubes deswegen merkwürdig, weil Kunz von Kaufungen in einer Scheune daselbst die Strickleiter zum Ersteigen des Altenburger Schlosses fertigen ließ. Der Ort gehörte der Kaufungenschen Familie bis zum J. 1544…“
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An der Wende zum 19. Jahrhundert wurde
Callenberg dann auch zu einem Standort der Textilindustrie. Ab 1802 wurden hier
Strümpfe, Handschuhe und wollene Bänder gewirkt und gestrickt. 1886 beginnt
die
Rundstuhlwirkerei, erste Fabriken entstehen, 1909 sind es
schon sieben (callenberg.de).
1973 entsteht der Gemeindeverband Callenberg. Ihm gehörten zunächst außer Callenberg selbst die Dörfer Langenchursdorf, Falken, Langenberg und Meinsdorf an. 1974 erfolgt die Eingemeindung des Dorfes Grumbach. Reichenbach kam am 1. März 1994 hinzu. Am 1. Januar 1999 wurde der Gemeindeverband Chursbachtal in die Gemeinde Callenberg eingegliedert. Der Sitz der gemeinsamen Verwaltung befindet sich im Ortsteil Falken.
Der Ort St. Egidien soll bereits in der Zeit zwischen 930 und 968 als „Tilling“ gegründet worden sein, was aber nicht belegt werden kann. Eine neue Besiedlungsphase durch fränkische Bauern folgte um 1150. Sie bauten eine erste steinerne Kirche im Niederdorf (heute „Am Berg“), die sie dem heiligen Ägidius weihten. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort im Jahr 1320 in einer Urkunde des Bistums Naumburg als „Ecclesia Sancti Egidii in Lunwicz“. Zwei größere Ansiedlungen von Bauernhöfen, genannt der „obere“ und der „niedere Tempel“ – um das lang gestreckte Tal des Lungwitzbachs besser zu bezeichnen – führten dazu, daß St. Egidien und Tillingen (oder Tilgen) noch lange Zeit als getrennte Orte nebeneinander bestanden. Bei einer Teilung der schönburgischen Herrschaft im Jahre 1681 kam das Dorf zur Herrschaft Forderglauchau. Im Jahr 1956 feierte man im Rahmen eines Heimatfestes das 1000-jährige Bestehen des Ortes (tilligen.de). August Schumann schreibt in seinem Post- und Zeitungslexikon, Band 10 von 1825 zu diesem Ort: „Sankt Aegidien, Sankt Egidien, auch wohl Egydien geschrieben und gewöhnlich Tilligen oder Dillchen ausgesprochen, ursprünglich aber Tilling genannt, auf einigen Charten und in einigen Urkunden auch St. Gilgen oder Gilgen geschrieben; ist ein bedeutendes Pfarrkirchdorf oder ein Marktflecken des Forder Amtes Glauchau, also in den Schönburgischen Rezeßherrschaften des königl. Sächs. Erzgeb. Kreises gelegen. Die älteste Nachricht vom Orte ist die Stiftungsurkunde des decanatus trans muldam, welches Otto der Große im Jahre 968 dem Naumburger Bisthum zugedachte; hier heißt derselbe Tilling, welches offenbar ein deutscher Name und von einem Till abgeleitet ist. Als man nachmals die Pfarrkirche dem heiligen Aegidius weihte, ging dieser Heiligenname auf den ganzen Ort über, wie in der Nachbarschaft auch St. Micheln und Tharm (St. Urban) benannt worden sind und man sagte wahrscheinlich „bei Sanct Aegidius in der Lungwitz“ und später kurzweg „zu Sanct Aegidien“. In neuern Zeiten hat man eine Hysterologie begangen; indem man gemeiniglich glaubt, die vulgäre Benennung Tilgen sey aus St. Aegidien durch Bequemlichkeit entstanden – aber Tilgen ist ohne Zweifel richtiger, als St. Aegidien, und kommt mit dem ursprünglichen Ortsnamen überein…“ „Die erwähnte Aegidiuskirche wurde im J. 1812 ihrer Baufälligkeit wegen gänzlich abgetragen, und stand auf einem Hügel des Niederdorfs; sie war die eigentliche Pfarrkirche, und die jetzt einzige Kirche (im Mitteldorfe) nur eine Wallfahrtscapelle zu Unsrer Lieben Frauen (d. i. der wunderthätiqen Maria) auf dem Berge. Der letztere Beisatz bezieht sich auf die höhere Lage am Wasser; denn die Capelle stand keineswegs auf einem Berge…“ St. Egidien gehört heute zusammen mit den Ortsteilen Kuhschnappel und Lobsdorf der Verwaltungsgemeinschaft „Rund um den Auersberg“ mit den Ortsteilen Bernsdorf (mit Hermsdorf und Rüsdorf) und Lichtenstein (mit Heinrichsort und Rödlitz) an. Namensgebend ist der 336 m hohe Auersberg zwischen Lichtenstein und St. Egidien.
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Zur Geologie
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Zum
Gestein Serpentinit |
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Bei den Serpentiniten handelt es sich um
metamorphe Gesteine, die am häufigsten durch retrograde Metamorphose aus
Peridotiten und ähnlichen ultrabasischen Gesteinen hervorgegangen sind. Ihr
Mineralbestand wird hauptsächlich durch die Serpentinminerale Chrysotil und
Antigorit sowie die Pyroxene Enstatit, Bronzit, Diopsid und
Diallag bestimmt.
Reliktisch ist Olivin und Chromit beteiligt, mitunter reichlich Pyrop, auch
Tremolit und Aktinolith. Nach der Häufigkeit der Nebengemengteile werden daher
Bronzit-, Granat- und Pyroxen- Serpentinite unterschieden.
Die Pyroxene und die Serpentinminerale geben dem Gestein gewöhnlich ein grünschwarzes Aussehen. Das Gefüge ist dicht, die Härte nimmt durch die weichen, wasserhaltigen Magnesium- Schichtsilikate gegenüber den Edukten deutlich ab (Jubelt, 1982). Daher sind sie auch leicht zu bearbeiten und wurden u. a. in Zöblitz seit Jahrhunderten als Bildhauermaterial abgebaut. Aufgrund ihrer geringen Härte und ihrer Zähigkeit kann man sie sogar auf der Drechselbank bearbeiten.
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Bei der Serpentinisierung
der gewöhnlich ultramafischen Edukte, hier
infolge des Rotliegend-Vulkanismus im nahen Erzgebirgischen
Becken, drangen in Klüfte
und Scherzonen der tektonisch stark beanspruchten Gesteinskörper hydrothermale
Lösungen ein. Bei Temperaturen bis 500°C
kommt
es zu einer teilweisen Oxydation des Eisenanteils der in den Metabasiten
reichlich vorhandenen Olivine und zur Umwandlung in die Serpentinminerale
Antigorit, Chrysotil und Lizardit mit gleicher chemischer Zusammensetzung: Mg6[(OH)8Si4O10].
Dabei wird der Eisenanteil als Magnetit ausgeschieden, in der Folge späterer Verwitterung aber meist zu Hämatit und Limonit umgebildet. Im Wesentlichen läuft dieser Prozeß folgendermaßen ab:
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Magnetit, Fe3O4, xx, auf Klüften in Serpentinit, Stbr. Reinsdorf bei Waldheim, 1980, Größe der Oktaederflächen bis zirka 3 mm (Sammlung Boeck).
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Diese Stufe aus dem Tagebau Callenberg Süd haben wir in der lagerstättenkundlichen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg im A.- G.- Werner-Bau in der Brennhausgasse gefunden.
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Auch dieses Belegstück findet man in der lagerstättenkundlichen Sammlung der Bergakademie.
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Im Tertiär kam es schließlich unter tropischen bis subtropischen Klimabedingungen zu einem als Lateratisierung bzw. Saprolitisierung bezeichneten Verwitterungsprozeß. Als Laterite bzw. Saprolite bezeichnet man erdige Verwitterungsprodukte oberflächennaher Gesteinsschichten, die unter dem Einfluß relativ hoher Lufttemperaturen und ergiebiger Niederschlage tiefgründig zersetzt wurden. Leicht lösliche Metalle werden dabei ausgewaschen und abtransportiert, so daß es zu einer Anreicherung von Eisen und in der Folge zur Rotfärbung dieser Sedimentgesteine kommt. (Der Unterschied zwischen Laterit und Saprolit wird im Wesentlichen durch den Quotienten aus SiO2 und Al2O3+Fe2O3 bestimmt). Da es vergleichbare Klimabedingungen in Mitteleuropa seit dem Spät- Tertiar nicht mehr gibt, stellen die Nickelerzvorkommen im Granulitgebirge somit fossile Lagerstatten dar. Da das Gebiet zudem während der Elstereiszeit vom Inlandeis überfahren wurde, ist davon auszugehen, daß die Lagerstätte schon in dieser Zeit auch teilweise wieder abgetragen wurde. Die besonders eisenreichen Verwitterungsrückstände im Hangenden der Lagerstätte werden nach ihrer Färbung „Rotes Gebirge“ genannt. In neueren Untersuchungen wird diese oberste Schicht auch als „eisenreiche Oxyd-Zone“ bezeichnet. Darunter geht es fließend in das sogenannte „Grüne Gebirge“ über. Zuweilen fanden sich isolierte Nester „grünen“ Gebirges im „roten Gebirge“ eingebettet. Bei den Gesteinen des „grünen Gebirges“ handelt es sich um stark zersetzten Serpentinit mit meist erdigem Habitus. Die weichen, feuchten, plastischen Massen sind durchzogen von nestartigen Aggregaten von Nickelchloriten. Das „grüne Gebirge“ setzt sich vorwiegend aus kristallwasserhaltigen Schichtsilikaten zusammen. Diese Fe-, Mg-, Al- und Mg- Hydrosilikate halten die Nickelionen in besonderem Maße zurück und fuhren so zu einer deutlichen Nickelanreicherung. Mit Nickelgehalten von 10%, lokal bis zu 16% NiO- Gehalt erreicht die Nickelkonzentration im „grünen“ Gebirge die mit Abstand höchsten Werte der gesamten Lagerstätte. Nach neueren Untersuchungen wird diese mittlere Schicht auch als „eisenarme Silikat-Zone“ bezeichnet. Ausgebleichte Serpentinite bilden als sogenanntes „Graues Gebirge“ wiederum das Liegende des „grünen Gebirges“. Der in frischem Zustand eigentlich grünlich-schwarze bis ganz schwarze Serpentinit erhält seine dunkle Farbe durch den hohen Gehalt an Magnetit. Bei der Bleichung erfolgt ein Abwandern des Magnetits und eine Rekristallisation auf Kluftflachen und Spalten, wo er sich nur noch lokal anreichert. Das „graue Gebirge“ zeigt deshalb eine eher hellgrüne bis graue Farbe. Obgleich dabei auch Eisenanteile gänzlich abtransportiert werden, erweist sich das „graue Gebirge“ als prozentual eisenreicher, als der unzersetzte Serpentinit, in den das „graue“ Gebirge an seiner Basis übergeht. Der dabei reichlich abgesonderte Magnetit wanderte auf Klüften aus und sitzt dort dem Serpentinit in Form schöner, manchmal bis einige Zentimeter großer, oft idiomorpher Kristalle auf. Oft ist der Magnetitgehalt des Serpentinits so hoch, daß solche Serpentinitkörper durch geomagnetische Kartierungen lokalisiert werden können. Das spielte auch bei der Erkundung dieser Lagerstätte eine maßgebliche Rolle (Löcs, 2014).
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Die Serpentinite zwischen Waldenburg und Hohenstein-Ernstthal
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Der Nickelgehalt der Serpentinite zwischen
Waldenburg und Hohenstein-Ernstthal soll bereits im 19. Jahrhundert bekannt
gewesen sein und auch das Interesse des Fürstenhauses Schönburg- Waldenburg
geweckt haben. Dieses wiederum habe schwedische Geologen mit der Bewertung des
Vorkommens beauftragt. Bei den damaligen technischen Möglichkeiten wurde die
erhoffte Gewinnung aber verworfen (geo-archiv.de).
Diesen Umstand können wir anhand eigener Recherchen noch nicht sicher belegen; möglicherweise kann sich diese Angabe daher auch auf Bergbauversuche auf die Eisenerze, die in räumlicher Verbindung zu den Nickelhydrosilikatlagerstätten auftreten, beziehen. Sie wurden von den alten Geologen als „Quarzbrockenfels“ beschrieben und werden heute als Silicophit (silifizierte Serpentinit-Partien im Kontakt zu Granitgängen) aufgefaßt. Allerdings waren die Schönburger auch an der Serpentinsteingewinnung beteiligt (vgl. 30571, Nr. W.94, oder 30577, Nr. 184). Als Fundstelle von Schmucksteinen wird die Region übrigens von Petrus Albinus schon im Jahr 1540 erwähnt, der im XVIII. Titel der Meißnischen Bergchronica von Edel- und andern köstlichen Steinen schreibt (S.141ff): „Allerhand Farben Iaspides werden auch in Meyssen gefunden, als fürnemlich bey den Städten Geyten (Geithain), Kören (Koren), Ruspen (Roßwein), bei dem Dorf Langelungwitz zwischen Kemnitz und Glaucha, item bei Mittelbach zwischen Kemnitz und Lungwitz… Der Iaspis so bey Lungwitz gefunden wird, ist ungestalt, ehe er gearbeitet. Man machet aber nachmals schöne Paternoster Stein daraus, item gute Fewerstein. Er bricht daselbst in ziemlich grossen Stücken, als in einem Hornstein oder Fewerstein, und weret ein Schuch oder 9. lang, hernach bricht wider ein schwartzer lichter Sandtstein in die 12. Schuhe lang ohne Jaspen, mit welchem man dis probiren kann, so die Gelehrten eins theils schreiben, daß die Iaspides und ander Edelgesteine… auch unter die Marmor können gerechnet werden… “ Auch August Schumann erwähnt in seinem Postlexikon von Sachsen im 1825 erschienenen Band 10 beim Ort St. Egidien Bergbau auf Werk- und Schmucksteine, sowie ein Vorkommen von hydrothermalen Erzen und in diesem Zusammenhang auch schon gefundenen Nickelocker (Annabergit): „Das Gut (gemeint ist an dieser Stelle das einst gräflich-schönburgische Vorwerk Bernstein oder Bärenstein, 1825 ein dienstfreies Rittergut, zwischen St. Egidien und Rüßdorf im Lungwitztal gelegen) ist nicht eben sehr stark, hat jedoch, außer der Mühle, schöne Wiesen, einige Waldung (im Mühlholze) und einen wichtigen Pophyr- und Jaspisbruch… Ein besonderes Interesse hat Tilgen noch für den Mineralogen; welcher überhaupt zwischen der Lungwitz und den waldenburgischen Ortschaften in Beziehung auf Gebirgsarten eine reiche Ausbeute findet, und kaum ohne Erstaunen bemerken kann, wie nahe beisammen hier Porphyr (sowohl bei Ernstthal, als bei Tilgen), Glimmerschiefer, Serpentin, Kalkstein, Eisenstein, Quarz- und Thonschiefer lagern. Das Tilgener Porphyrflötz überzieht die nordöstlichen Höhen der Fluren bis ins Mühlholz hinein, wo der Glimmerschiefer entblößt und auch in einem großen Bruche gewonnen wird, der einem Tilgener Bauern gehört… Der Porphyr ist sehr fest und wird wegen seiner Tüchtigkeit beim Bauen weit verfahren; seine Farbe ist bald röthlichweiß, bald bläulich, bald lilafarbig, sein Bruch muschelig. Das Merkwürdigste desselben sind aber die bald nur ¼ Zoll, bald über einen Fuß breiten Adern vom Jaspis, welche ihn durchziehen. Der Jaspis, welcher eine treffliche Politur annimmt, steht im Bruche theils leberartig rothbraun, theils heller roth, theils endlich grünlich-gelb, wird aber an der Luft und Sonne bald von sehr schöner Farbe, nämlich theils heller oder dunkler fleischroth, … (hier ist das Digitalisat des alten Druckes leider schlecht lesbar)… oft sind verschiedene Farben durch Bänder, Flammen und Flecke zusammengemischt, und dann sieht er am schönsten; doch darf man ihn dann keineswegs mit dem wahren Bandjaspis verwechseln. Er ist mit dem Porphyr so fest verwachsen, daß man stets umsonst versuchen wird, ihn davon los zu schlagen, indem der Porphyr eher in jeder andern Richtung zerspringt, als in jener der Jaspisadern. Man hat, außer einigen kleinern und jetzt nicht mehr gangbaren, drei große Brüche angelegt, nämlich über dem Bernstein, etwa 500 Schritte vom Dorfe, ferner am Rande des Mühlholzes unweit der Lichtensteiner Chaussee, und endlich nördlich von der untern Mühle… Im erstern hat man ehemals Anflüge von Silber und Kupfer gefunden, und davon nicht allein Bericht nach Freiberg erstattet, sondern auch die Weisung erhalten, den Bau mit Ernst fortzusetzen; man hat ihn aber in der, wohl auch zu rechtfertigenden Besorgniß, das Geld dabei zu verlieren, bald wieder aufgegeben, obgleich schon ein Bergmann angestellt gewesen ist. In allen Brüchen, besonders aber im ersten, ist an den Porphyr viel grüner Nickelocker angeflogen und zum Theil schon fingerdick gefunden worden. Unter sämmtlichen Brüchen, besonders aber unter dem dritten, findet man viele Porphyrkugeln mit unregelmäßig durchsetzenden Adern oder auch unregelmäßigen, meist wie Schalen abgesetzten Stücken anderer Steinarten, nämlich Jaspis, Chalzedon, Carneol, Quarz und Hornstein. Die Kugeln gleichen jenen von Mutschen und sind weit schöner und instruktiver, als jene von Ernstthal, deren die Geographen bisher erwähnten, ohne die hiesigen zu berühren. Wer mit hellen Augen sich die Kugeln (hier gewöhnlich Nüsse genannt) und ihre Stücke besieht, der kann schwerlich daran zweifeln, daß die aus den Brüchen stammen, daß es losgetrennte und dann durch Wasser und Luft abgerundete Stückchen des Gebirges sind, und daß sich der Jaspis der Brüche nach langen Jahren, unter dem Einfluß von Witterung und vielleicht auch vom Sonnenlichte in Chalcedon und Carneol verwandelt… Auch ist (bezeugt), daß sich ein Steinschneider in Tilgen wohl befinden würde; während jetzt der trefflichste Chalcedon und Carneol …von den Bewohnern der nächsten Dörfer statt des Feuersteines verbraucht wird. Der Quarz, welcher sich, wiewohl sehr selten, in den Kugeln findet, ist stets krystallisiert, aber selten wasserhell.“ Als Fundpunkt für „Achat- Mandeln“ ist St. Egidien bis heute weltbekannt.
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Die Serpentinitvorkommen werden auch von C. F. Naumann in der Geognostischen Beschreibung des Königreichs Sachsen, Heft 2, im Jahr 1845 beschrieben. Dort kann man im Abschnitt Serpentin und Diorit des Granulitgebirges lesen: „Der Serpentin ist im südwestlichen Districte sehr häufig und, zumal am südlichen Ende des ganzen Granulitgebietes, in großen Massen ausgebildet. Die ausgedehntesten Partien sind die von Callenberg, von Reichenbach, vom Kieferberge zwischen Reichenbach und Langenberg und in der Kühnheide zwischen Hartmannsdorf und Murschnitz. Das Gestein ist zwar meist grün, zuweilen aber auch anders gefärbt, wie z. B. in Löbenhain, wo schöner brauner, und bei Limbach, wo mehrfarbiger Serpentin vorkommt; es hält meist sehr viel Chlorit in Trümern und Nestern, wie besonders in Tirschheim, wo die Chloritadern so mächtig und zahlreich sind, daß stellenweise eben so viel Chlorit als Serpentin zu sehen ist. Fasriger Quarz in dünnen Trümern und rindenartigen, z. Th. nierenförmigen Ueberzügen findet sich bei Taura; Bronzit an mehren Orten; Magneteisenerz sehr häufig, zumal bei Tirschheim, Callenberg, am Eisenberge und in Hohenstein. Der Serpentin zeigt gewöhnlich ausgezeichnet plattenförmige Absonderung oder, wenn man so will, Schichtung; in einem der Löbenhainer Steinbrüche verläuft sich jedoch diese Structur in plattgedrückte schilfartige Säulen, welche 70 bis 80° in Nord einfallen, und an andern Orten, wie z. B. bei Tirschheim, sieht man nur ganz regellose Zerklüftung. Der Serpentin scheint mit dem Labrador- Diorit, der bisweilen ganz wie Gabbro aussieht, in sehr naher Beziehung zu stehen, wie dies die vielen Blöcke und selbst die Spuren von anstehenden Massen des letzteren Gesteines beweisen, die man bei Callenberg mitten im Serpentingebiete antrifft. Auch bei Langenberg und Meinsdorf kommen beide Gesteine ganz nahe beieinander vor. Uebrigens steht der Serpentin zwar in sehr inniger Beziehung zu dem Granulite, zeigt aber desungeachtet eine gewisse Unabhängigkeit, welche sich nicht nur häufig durch eine ganz abweichende Stellung der beiderseitigen Gesteinsplatten oder Schichten, sondern auch dadurch zu erkennen giebt, daß der Serpentinit aus dem Gebiete des Granulites in das des Glimmerschiefers hinaustritt, und meist eben so scharf von dem einen wie von dem andern Gesteine getrennt ist… Der Diorit (oder Gabbro), welcher bei Langenberg, Meinsdorf, Callenberg, Kuhschnappel und bei der Höllmühle auftritt, besteht aus weißem bis milchblauen Labrador, der oft so grobkörnig ausgebildet ist, daß man unter der Lupe die, von der zwillingsartigen Zusammensetzung herrührende Streifung der Spaltungsflächen wahrnehmen kann, und aus einem grünen, bald feinkörnigen, bald bronzitähnlich blättrigen Minerale, welches sich durch sein leichtes und mit Aufschäumen erfolgendes Schmelzen, sowie durch die im Sonnenlichte bemerkbaren Spuren von Spaltbarkeit nach einem Prisma von 124° als eine Varietät von Amphibol zu bestimmen scheint. Das Gestein hat zuweilen ein recht schönes Ansehen, und würde sich geschliffen sehr wohl zu Ornamenten eignen.“
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Ausschnitt aus der Geognostischen Specialcharte des Königreichs Sachsen und der angrenzenden Länder-Abtheilungen, C. F. Naumann und B. Cotta. Herausgegeben von der Königl. Bergakademie zu Freiberg, Blatt 15: Zwickau bis Zöblitz, 1846. Gelbgrün dargestellt die von Naumann beschriebenen Serpentinitvorkommen.
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Granatserpentinit, Stbr. Rubinberg in Greifendorf, 1980. Breite des Stücks zirka 10 cm (Sammlung Boeck).
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Rund 50 Jahre später beschreiben J. Lehmann
und H. Mietzsch in den Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des
Königreichs Sachsen, Blatt 94: Section Glauchau-Waldenburg ebenfalls den
Serpentinit. Dort liest man im Kapitel I.
Die Granulitformation im
Abschnitt
3. Die Gruppe der Serpentine (Granat- und Bronzitserpentin) „Während das eine Glied dieser Gruppe, der Granatserpentin, auf der Section Glauchau-Waldenburg zu fehlen scheint, erlangt auf ihr ebenso wie auf der östlich anstossenden Section Hohenstein der Bronzitserpentin eine grössere Verbreitung, als an einer anderen Stelle des Granulitgebietes. Sämtliche Vorkommnisse dieser Varietät des Serpentins sind hier an die obere Grenzregion der Granulitformation gebunden, wo sie allermeist im Hangenden des mit ihnen durch concordante Verbandsverhältnisse verknüpften Augengranulits erscheinen und ebenso durch die Gruppe der Gabbros und der Amphibolschiefer überlagert und von der Glimmerschieferformation getrennt werden oder beim Fehlen der ersteren mit den Glimmerschiefern in unmittelbare Berührung treten. Der Bronzitserpentin besitzt eine dichte, meist dunkelbräunliche bis schwärzlichgrüne, mitunter auch lauchgrüne Grundmasse, in welcher in wechselnder Häufigkeit bräunlichgelbe oder lichtgrüne, in frischem Zustande messingglänzende, zum Theil aber schon trübe und faserig gewordene, also in Bastit umgewandelte Bronzite liegen, deren Größe nicht selten, so namentlich in den nördlicheren der bei Kuhschnappel gelegenen Brüche, mehrere Centimeter beträgt. Gewöhnlich tritt das Gestein in Complexen zu Tage, welche aus plump linsenförmigen oder dickbankigen Gesteinskörpern aufgebaut werden. In dem auf der Höhe des rechtsseitigen Thalgehänges nahe dem unteren Ende von Callenberg gelegenen Bruche wechseln dickbauchige Linsen von dunkelgrünem, bronzitreichem Serpentin mit Bänken einer durch hellere Färbung und dem Mangel an Bronzit ausgezeichneten Varietät… Sämmtliche Serpentine des Granulitgebirges sind aus der Umwandlung von Pyroxengesteinen hervorgegangen. Das Muttergestein des Bronzitserpentins bestand vorwiegend aus Enstatit und Bronzit und ist noch in frischem Zustande als Einlagerung im Bronzitserpentin auf Section Hohenstein beobachtet worden…“ Auf die vorhandene Nickelanreicherung gehen die alten Geologen hier noch nicht ein. Auch in den Erläuterungen zum Blatt 95, Section Hohenstein-Limbach, der Geologischen Karten wird lediglich dem Bergbau auf den Erzgängen bei Hohenstein-Ernstthal ein Kapitel gewidmet.
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Geologische Karten des Königreichs Sachsen, Blatt 94: Section Glauchau-Waldenburg, 2. Auflage 1900 (links) und Blatt 95: Section Hohenstein-Limbach, 2. Auflage 1901 (rechts), darin hellviolett abgegrenzt der oberflächliche Ausstrich des Granulits. Bei Hohenstein-Ernstthal am Südrand und zwischen Niederwinkel und Wolkenburg am Nordwestrand wurden auch hydrothermale Erzgänge abgebaut.
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Wie oben allgemeiner schon zu lesen war, kommt es mineralogisch bei der Verwitterung ultramafischer Gesteine unter humiden Bedingungen zur Ausscheidung von nickelreichem Garnierit in Taschen und Klüften des zersetzten Gesteins. Diesen Aufbau illustriert nachstehender Schnitt aus dem Steckbriefkatalog des Geokompetenzzentrums in Freiberg, 2008, von uns nachkoloriert, sehr gut.
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Als Garnierit werden die meist grün gefärbten hydrosilikatischen Nickelerze bezeichnet. Der Name geht auf Charles Garnier zurück, der dieses Nickel- Erz 1864 in Neukaledonien ‒ noch heute eines der wichtigsten Förderländer weltweit ‒ erstmals beschrieb. Da es dort nahe der Hauptstadt Nouméa in großer Menge vorkommt, wurde es synonym auch als Nouméait bezeichnet. Garnierit bildet eigentlich ein Mineralgemenge, welches sich im Wesentlichen aus den magnesiumhaltigen Schichtsilikaten Serpentin, Talk und Chlorit zusammensetzt. Dabei kann ein erheblicher Anteil des Magnesiums diadoch durch Nickelionen ersetzt sein. Für die entsprechenden Mineralvarietäten existieren spezielle Bezeichnungen:
Dichte Quarzvarietäten, die durch Nickelhydrosilikate grün gefärbt sind, sind auch als Chrysopras bekannt und werden als Schmuckstein verwendet. Auch Garnierit wurde nach seiner Entdeckung in Neukaledonien als Schmuckstein verwendet (Wagner, 1878).
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Chrysotilasbest, Zöblitz, 1982. Länge des Stücks zirka 20 cm (Sammlung Boeck).
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Durch Garnierit grünlich verfärbter, dichter Chalzedon, Tagebau Callenberg Nord I, 1986. Breite des Stücks zirka 6 cm (Sammlung Boeck).
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Chrysopras, Szklary, deutsch Glasegrund oder auch Glasdorf, Oberschlesien, Polen. Breite des Stücks zirka 4 cm (Sammlung Boeck). Bei der Lagerstätte in Szklary handelt es sich ebenfalls um eine Nickelhydrosilikatlagerstätte, die aus der Verwitterung von Peridotiten hervorgegangen ist. Sie wird von einigen pegmatitischen Gängen durchzogen, die in Verbindung mit einem variszischen Syenit- Massiv stehen. Der oft tief apfelgrün gefärbte Chrysopras findet sich hier innerhalb dieser Gänge in dichten Aggregaten von mehreren Zentimetern Größe. Die Lagerstätte wurde schon seit dem Mittelalter auf diesen Schmuckstein bebaut, erst seit 1891 auch auf das Nickelerz; zunächst untertägig, ab 1935 auch im Tagebau. Der Abbau endete um 1980 (mindat.org).
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Chalzedon und violett gefärbter Quarz in erdigem bis dichten Limonit, Tagebau Callenberg Nord I, 1986. Breite der Stufe zirka 25 cm (Sammlung Boeck).
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Bei dem
Serpentinitkomplex im Südwestteil des Granulitgebirges handelt es sich um ein
bogenformig angeordnetes Metaperidotit- Metagabbro- Massiv von etwa 7 km NW-SO-
streichender Länge mit einer zwischen 500 Metern und bis zu 3,5 km variierenden
Breite, das in drei räumlich eng beieinander liegende Teilkörper untergliedert
werden kann: die Metabasitkorper von Callenberg, von Kuhschnappel und vom Kiefernberg (bei Hohenstein-Ernstthal). Ungeklärt ist, wie weit
die letztgenannten Vorkommen in die Tiefe reichen, da sie bislang mit keiner Bohrung
durchstoßen wurden.
Möglicherweise gehörten die heute auseinandergerissenen Metabasitfragmente vormals einem geschlossenen Magmatitkorper an, welcher genetisch nicht zum Kern des Granulitgebirges, sondern zum Schiefermantel ‒ also ins Altpaläozoikum ‒ gehört und mit diesem tektonisch bewegt und zerstückelt wurde. Die dabei resultierende intensive tektonische Gefügelockerung der Metabasitkorper, verbunden mit Spaltenbildung und einem Aufreißen von Schub- und Gleitflachen, schuf die Voraussetzung für die nachfolgenden Verwitterungsprozesse (Löcs, 2014). Andere Autoren stellen das Aufdringen der Metabasite anhand radiometrischer Altersbestimmungen bereits in die Phase des „Algonkischen Umbruchs“ im Unterproterozoikum. Die auf den Granulit geschobenen, peridotitischen Magmagesteine bildeten demnach von vornherein keinen einheitlichen Verband, sondern unzusammenhängende Komplexe, deren Kontakt zum Granulit stets tektonischer Art ist. Der Ursprung der Edukte der heutigen Serpentinite ist aber nach wie vor nicht vollständig geklärt und wird unter den Geologen bis heute diskutiert. Unter anderem wird auch vermutet, daß es sich dabei um Krustensplitter handelt, die erst während der Hebung des Komplexes in den Granulit hineingestaucht wurden. Großen Einfluß auf deren weitere Entwicklung hatten die Bewegungen während des Varistikums in jedem Falle. Dabei bildeten sich Abscherzonen und Gesteinskomplexe wurden teils weiträumig verschoben. Erst im Mesozoikum, als der Granulitkomplex durch Hebungs- und Erosionsprozesse freigelegt war, kam es dann zu der tiefgründigen Verwitterung der Serpentinite und damit auch zur Anreicherung von Nickel in bestimmten Horizonten (Leonhardt, 1991).
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Die
Teillagerstätten Callenberg Süd
I und Callenberg Süd
II
bilden
einen einheitlichen, aber durch den Erlbach zerteilten, allseitig von
Bronzitserpentinit umschlossenen, dabei stark zerlappten Erzkörper.
Unter einer Deckgebirgsmächtigkeit von bis zu 20 m erreichte der Erzkörper hier Mächtigkeiten zwischen 1,0 m und 19,5 m. Ein fossiler Bachlauf schneidet die Lagerstatte in nordost-südwestlicher Richtung. Im Nord- und Südteil des Erzkörpers ist eine Überlagerung des Schiefermantels durch Gneis und Glimmerschiefer zu beobachten gewesen. Es fanden sich Einlagerungen von tektonisch begrenzten Partien feinkörnigen Gneises, aber keine Granite oder Pegmatitgänge. Im Nordosten, unmittelbar an Callenberg grenzend, befindet sich die Teillagerstatte Callenberg Nord I. Sie besteht aus einem in Richtung Nordwest- Südost gestreckten Serpentinitkörper mit einer Länge von zirka 1.000 m bei einer Breite von 170 m. Sie umfaßte unter einer Abraumbedeckung von bis zu 10 m vier abbauwürdige Erzkörper mit Mächtigkeiten zwischen 1 m und 35 m. Der Serpentinit wird hier durch Ganggranite in einzelne Teilkörper getrennt. Am nördlichsten gelegen, nördlich des Spielsdorfer Grundes bei Callenberg bis nahe dem Kirchsteig bei Langenchursdorf, erstreckte sich die Lagerstätte Callenberg Nord II. Hier wurde erst ab 1978 Nickelerz abgebaut. Durch tektonische Verwerfungen ist diese Teillagerstätte in fünf Erzkörper untergliedert. Der abgebaute Bronzitserpentinit ist dem Granulit flach aufgelagert. Auch hier findet sich die Lagerstätte eingekeilt zwischen Schiefermantel und Kern des Granulitgebirges. Im Bereich des Gabbro- Bronzitserpentinit- Kontaktes war eine intensive Opalisierung des Serpentinites zu beobachten gewesen. Durch einschießende Granitgänge von bis zu 10 m Mächtigkeit ist der Serpentinit lokal zu Silicophit umgebildet. Die Mächtigkeit der Oberflächenbedeckung schwankt in der noch unverritzten Lagerstätte am Kiefernberg bei Hohenstein-Ernstthal zwischen drei und zwölf Metern, die Mächtigkeit der Erzlager zwischen einem und zehn Metern (Löcs, 2014).
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Das berühmteste Mineral vom Tagebau Callenberg Nord
I: Das Bleichromat Krokoit
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Die Lagerstätten wurden natürlich auch in der
Literatur beschrieben und u. a. durch die „Einheimischen Minerale“ unter
den Mineralsammlern bekannt. In der Beschreibung des Fundortes nennt H. Vollstädt in der Ausgabe von 1981
als vorkommende Minerale zwar den Krokoit noch
nicht, dafür aber neben Schuchardit und Garnierit (als abgebaute
Nickel-Hydrosilikate) vorallem
sowie Chlorit, Chalzedon, Chrysopras und Opal. Der Magnetit sei teilweise martitisiert, d. h. er liegt heute als Pseudomorphose von Hämatit nach Magnetit vor. Am Kiefernberg habe man neben Chalzedon und Bronzit ebenfalls Magnetit gefunden (Vollstädt, 1981). Das ganz lokal begrenzte Krokoit- Vorkommen wurde erst während des Abbaus im März 1977 entdeckt (callenberg.de, Leonhardt, 1991 u. a.). Fundstellen dieses Minerals sind weltweit sehr selten, denn die beteiligten Metalle Chrom und Blei verhalten sich geochemisch äußerst unterschiedlich. Während das leicht schmelzbare Metall Blei im Periodensystem zusammen mit dem Zinn in der 4. Hauptgruppe zu finden ist, steht das Metall Chrom neben Mangan und Vanadium in der 6. Nebengruppe. Chrom kommt zumeist in oxydischen Mineralen bereits in sehr frühen, noch liquid- magmatischen Phasen zur Ausscheidung, wohingegen die Hauptmenge der Bleiminerale Sulfide sind, die erst in hydrothermal- mesothermalen Ganglagerstätten gebildet werden. Die Entstehung des Blei- Chromats in Callenberg wird im Zusammenhang mit dem Aufdringen von Granitgängen während des Varistikums gesehen. Allerdings sind diese Granitgänge hier im Granulit bei weitem überwiegend mineralogisch „steril“ und nur selten durch geringe Aureolen mit erhöhten Arsen- und Kupfergehalten gekennzeichnet – mit einer Ausnahme: Zwei Fundstellen am Südostrand des ehemaligen Tagebaus Callenberg Nord I. Dieses Vorkommen wurde auf Grundlage umfangreicher Untersuchungen ausführlich in (Leonhardt, 1991) beschrieben: Demnach ist es an einen Nord- Süd- streichenden Granitgang gebunden, in dessen Umfeld der Serpentinit silifiziert ist. Dieser Gang wurde von einer jüngeren, quer streichenden Störung durchzogen, neben der sich zahlreiche Fiederspalten gebildet hatten. Mit dieser Störung war vermutlich ein Aufsteigen hydrothermaler Lösungen verbunden, welche Blei, Antimon, Kupfer und Arsen mitführten. Primär wurden Bleiglanz, Fahlerz, Antimonspießglanz, als Rarität gediegen Silber sowie Quarz und Schwerspat abgeschieden. Diese Mineralisation ähnelt der auf den bei Wolkenburg seit dem 14. Jahrhundert abgebauten Erzgängen. Chrom wurde dabei aus dem Nebengestein mobilisiert, was zeitlich mit der Verwitterung der Serpentinite und der Bildung der Nickelhydrosilikate zusammengefallen sein muß. Die Krokoitbildung konzentrierte sich daher auf die Fiederspalten im Silicophit im unmittelbaren Kontakt zum Granitgang und zieht sich nur entlang der Spalten auch in den Granit hinein. Zusammen mit dem Krokoit Pb[CrO4] wurden in dieser Paragenese die folgenden Minerale gefunden (Leonhardt, 1991):
Nach (geo-archiv.de) soll außerdem vorgekommen sein:
Die Matrix wird häufig durch erdig- dichten Limonit (Goethit) gebildet, zum Teil in Verbindung mit Coronadit Pb(MnIV6MnIII2)O16, einem Mineral aus der Kryptomelan- Gruppe. Kaolinit und Montmorillonit bilden ebenfalls Bestandteile der Gesteinsmatrix, entstammen jedoch wie der Limonit selbst auch der Serpentinit- Verwitterung (Leonhardt, 1991). Aufgrund der Nachnutzung dieses Tagebaus als Deponie ist die Fundstelle heute bedauerlicherweise erloschen.
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Krokoit xx, Pb[CrO4] vom Tagebau Callenberg Nord I, 1986, Breite des Bildausschnittes zirka 4 cm (Sammlung Boeck).
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Krokoit xx, Pb[CrO4] mit Quarz in Drusen auf einer Kluft, Tagebau Callenberg Nord I, 1986, Länge der Stufe zirka 8 cm (Sammlung Boeck).
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Diese Prachtstufe Krokoit stammt dagegen aus Australien und steht in der Terra Mineralia in Freiberg.
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Auch diese Stufe des Minerals findet man in der Terra Mineralia in Freiberg.
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Erdiger, lichtgelber Mimetesit Pb5 [Cl / AsO4)3] mit Krokoit, Tagebau Callenberg Nord I, 1986, Breite der Stufe zirka 10 cm (Sammlung Boeck).
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Pyromorphit xx, Pb5 [Cl / PO4)3] vom Tagebau Callenberg Nord I, 1986, Breite der Stufe zirka 12 cm (Sammlung Boeck).
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Pyromorphit xx, Pb5 [Cl / PO4)3] vom Tagebau Callenberg Nord I, 1986, Detailaufnahme der Stufe oben, Länge der Kristalle zirka 1 mm.
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Coronadit Pb(MnIV6MnIII2)O16, kollomorph, mit Krokoit xx vom Tagebau Callenberg Nord I, vor 1980. Breite der Stufe zirka 6 cm.
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Zur
Geschichte der Nickelerzeugung
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Die Hauptmenge des in Sachsen geförderten Nickelerzes entfiel lange Zeit auf die westerzgebirgischen Ganglagerstätten der BiCoNi- Formation, wo es als Nebenprodukt der Blaufarbenwerke anfiel (40140 u. a.). Der Name Nickel für das Metall, das 1751 von dem schwedischen Mineralogen A. F. Cronstedt als Element entdeckt wurde, wird von „Kupfernickel“ (schwedisch kopparnickel), einem aus dem Erzgebirge stammenden Wort für Rotnickelkies, abgeleitet. So nannten Bergleute ein Erz, das zwar aussah wie Kupfererz, aus dem sich aber kein Kupfer gewinnen ließ, als sei es von Berggeistern („Nickeln“) verhext. Eine ähnlich koboldhafte Etymologie findet sich auch beim Metall Kobalt. Das Metall steht zusammen mit Kobalt und Eisen im Periodensystem in der Nebengruppe der Schwermetalle. Das reine Metall ist ferromagnetisch, schmiedbar und polierfähig. Gegenüber verdünnten Säuren ist es erheblich widerstandsfähiger als Eisen. Nickel- Salze fallen fast immer durch ihre grüne Farbe auf, wie zum Beispiel das Mineral Annabergit (synonym auch „Nickelblüte“ oder „Nickelocker“), chemische Zusammensetzung: Ni3(AsO4)2 • 8 H2O. Wirtschaftliche Bedeutung erlangte das Metall erstmals mit seiner Verwendung als Legierungsmetall im „Neusilber“ bzw. „Argentan“. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlangte es als Stahlveredler größere Bedeutung. Parallel entstanden aus den vormals zumeist fiskalischen Blaufarbenwerken privatwirtschaftliche Unternehmen, wie etwa 1848 der Sächsische Privatblaufarbenwerks- Verein aus der Vereinigung des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel mit der Ultramarinfabrik Schindlerswerk (40173). Noch bis 1890 war Deutschland mit etwa 2.730 t Jahresproduktion – zu einem großen Anteil aus den erzgebirgischen Lagerstätten – der größte Nickelproduzent weltweit, danach wurde es trotz weiterer Steigerung der jährlichen Produktion bis auf 5.319 t im Zeitraum von 1896 bis 1900 von Frankreich (mit den Importen der 1880 gegründeten Société Le Nickel aus der französischen Kolonie Neukaledonien 7.770 t) und den Vereinigten Staaten (13.958 t im gleichen Zeitraum) überholt (Meyer´s Konversationslexikon, 1905). Mit der Inkraftsetzung des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 erlangte Nickel auch in Deutschland als Münzlegierungsmetall zunehmende Bedeutung. In einer Miszelle in Dingler´s Polytechnischem Journal haben wir im gleichen Jahr (Band 210, 1873, S. 75ff) dazu folgende Bemerkungen gefunden: „Bekanntlich sollen nach dem Münzgesetze vom 9. Juli 1873 als Nickelmünzen Zehnpfennigstücke und Fünfpfennigstücke ausgeprägt werden; … Die Gründe, weßhalb man als Münzmaterial für die Münzen zu 10 und 5 Pfennigen an die Stelle des geringhaltigen Silbers nach dem Vorgange der Schweiz, Belgiens und der Vereinigten Staaten eine Nickellegirung hat treten lassen, fassen die Motive zu dem Entwurf des Münzgesetzes im Wesentlichen dahin zusammen: Bei Münzen, wie den oben genannten, ist die Wahl des Münzmetalles ohne Rücksicht auf den Werth lediglich nach Gesichtspunkten der äußeren Zweckmäßigkeit zu treffen. Die bisherigen geringhaltigen Silberscheidemünzen lassen, wenn sie einige Zeit im Gebrauch gewesen sind, von ihrem Silbergehalt nur noch eine weiße schwache Spur erscheinen, so daß die Verwendung des Silbers, welches schwer wieder auszuscheiden ist, ihren Zweck verfehlt und daher als Verschwendung erscheint. Eine Metalllegirung aus Kupfer mit Zusatz von Nickel, vielleicht auch etwas Zinn oder Zink, ohne Beimischung von Silber, gibt ein Münzmetall, welches sich durch seine Farbe sowohl von dem Silber, als auch von dem Kupfer nachhaltig unterscheidet, weniger Schmutz annimmt, als das geringhaltige Silber, und der Abnutzung und Oxydation anscheinend besser widersteht als das Münzmetall unserer Groschenstücke. Die Münzen aus diesem Metall können etwas schwerer ausgeprägt werden als die kleinen Silberscheidemünzen, weil ihre Farbe sie von den Silber- und Kupfermünzen leicht unterscheiden läßt. Endlich wird die Wahl dieses Münzmetalles auch eine nicht unwesentliche Kostenersparniß herbeiführen. … Zum Schluß fügen wir noch die nachstehenden Bemerkungen hinzu. Die Preise des Nickels, welche vor nicht langer Zeit durchschnittlich zu 1 Thlr. 10 Ngr. für das Pfund angenommen wurden, sind in der neuesten Zeit ganz außerordentlich gestiegen, weit über 3 Thlr. hinaus; wir hören, daß dieselben sich jetzt auf etwa 5 Thlr. für das Pfund belaufen. Selbstverständlich ist hierdurch die Neusilberwaaren- Industrie sehr empfindlich betroffen.“ Bei H. Lundborg kann man einige Jahre später (1877) zur Nickelerzeugung in Deutschland lesen: „Die Werke, welche veredeltes Nickel erzeugen, sind sehr wenige; die meisten derselben gewinnen auch Kobaltpräparate. In Deutschland und Oesterreich erzeugen Nickel: Fleitmann- Witte zu Iserlohn und Schwerte. Schneeberg, Oberschlema und Pfannenstiel in Sachsen; Matthes in Schneeberg; „Victoriahütte“ in Schlesien; „Editha-Blaufarbenwerk“ in Schlesien; Schladming in Steiermark und Brixlegg in Tyrol. Von diesen werden nur die beiden zuerst aufgeführten Werte in großem Maßstabe betrieben, während die übrigen untergeordnet sind. Alle diese Werke verarbeiten fast ausschließlich aus dem Auslande bezogene Rohstoffe, Erze und Steine aus Schweden, Norwegen, Piemont, Ungarn und Südamerika. Nur ganz ausnahmsweise besitzt Deutschland Speiskobalt, Kupfernickel, Kobalt- und Nickelglanz; diese Erze halten aber 15 bis 35 Proc. Nickel und Kobalt…“ In einem Artikel über die Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und die Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstellen Europas für Dingler´s Polytechnisches Journal bemerkt R. Flechner dann kurze Zeit später 1879: „Da das mehrfach erwähnte, so ganz auffallende Herabgehen des Nickelpreises im Laufe der letzten 3 Jahre nicht nur in dem allgemeinen ungünstigen Stand aller Metallgeschäfte, sondern auch zum Theil in den neuestens erfolgten reichhaltigen Nickelaufschlüssen auf Neu- Caledonien seine Veranlassung findet, so dürfte deren Besprechung, obgleich sie außerhalb des mir ursprünglich gestellten Rahmens zu diesem Journalartikel liegen, doch sehr am Platze sein…“ Im 20. Jahrhundert wandelten sich die noch verbliebenen Blaufarbenwerke Aue-Niederpfannenstiel und Oberschlema langsam zu Metallhüttenwerken und konzentrierten sich dabei vorwiegend auf die Nickelerzeugung. Hatte das Nickel bis dahin nur im „Argentan“ und als Münz- Legierungsmetall Verwendung gefunden, so erkannte man nun den Nutzen als Stahlveredler. Die Aufrüstung vor dem 1. Weltkrieg tat ein Übriges dazu. Nickel- legierte Stähle fanden nun für Panzerplatten und Geschützrohre in steigendem Umfang Anwendung. Nicht verwunderlich ist, daß deshalb gerade im Jahr 1914 eine neu errichtete Elektrolyseanlage für die Reinnickelerzeugung in Niederpfannenstiel den Betrieb aufnahm. Die westerzgebirgischen Lagerstätten konnten jedoch schon damals den Bedarf der Hütten nicht mehr decken. Nickelerze wurde daher überwiegend importiert (40173, Nr. 165). Auch die Versuche zur Erschließung neuentdeckter Vorkommen, wie etwa des Pentlandit-Vorkommens in Lamprophyr- Gängen bei Sohland/Spree um 1919 (40030, Nr. 1-775) änderten daran nichts. Nach dem 2. Weltkrieg standen die Blaufarbenwerke in Aue zunächst unter Verwaltung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), weil zwei Drittel der gesamten Anlagen von der SDAG Wismut für die Uranerzaufbereitung beansprucht wurden. Mit Befehl Nr. 76 der SMAD wurden dann ab April 1948 die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) gegründet, darunter auch die VVB Buntmetall. Der VVB (Z) Buntmetall mit Sitz in Freiberg gehörten im Juli 1948 folgende vorher landeseigene Gruben- und Hüttenbetriebe der Industrieverwaltungen 5 und 6 an: Himmelfahrt Fundgrube Freiberg, Grube Beihilfe Halsbrücke, Vereinigt Feld Fundgrube Ehrenfriedersdorf, Kupfergrube Sadisdorf in Schmiedeberg, Grube Zwitterstock Altenberg, Wolframitgrube Pechtelsgrün, Zinnhütte Freiberg, Bleiindustrie Freiberg (vormals Jung und Lindig), Staatliche Hütten- und Blaufarbenwerke Freiberg (mit den Zweigbetrieben Muldenhütten und Halsbrücke) und die Hütten- und Blaufarbenwerke Aue und Oberschlema. Die VVB Buntmetall war somit zuständig für die Produktion und Verarbeitung von Blei, Zinn, Wismut, Antimon, Wolfram, Nickel und Kobalt. Die Anordnung des Ministeriums für Erzbergbau über Maßnahmen zur Einführung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den ihr unterstellten Betrieben der volkseigenen Wirtschaft vom 20. März 1952 verfügte dann sowohl die Auflösung der Vereinigungen Volkseigener Betriebe, als auch die Bildung von Verwaltungen Volkseigener Betriebe (auch VVB). Folgende Betriebe aus aufgelösten Vereinigungen wurden der neuen VVB Buntmetall zugeordnet: Metallschmelzwerk Finkenheerd, Bleiwerk Magdeburg, Leipziger Metallhütte und Metallschmelz- und Walzwerk Merseburg. Die VEB Hüttenwerke Aue und Oberschlema wurden verwaltungsmäßig zu einem VEB mit Verwaltungssitz in Aue unter der Betriebsbezeichnung VEB Nickelhütte Aue zusammengefaßt. Die von der SAG Wismut genutzten Betriebe wurden 1953 zurück an die VVB übergeben (40096). Parallel kam es 1951 zum Zusammenschluß der Freiberger Erzbergwerke im VEB Bleierzgruben Freiberg und 1956 zur Bildung des VEB Freiberger Bleihütten. Diese Betriebe wurden am 1.1.1961 im VEB Bergbau- und Hüttenkombinat (BHK) „Albert Funk“ Freiberg vereinigt. Nach der Stilllegung des Freiberger Bergbaus im Jahre 1969 änderte sich das Produktionsprofil dieses Kombinates in Richtung auf Edelmetall- und Buntmetallerzeugnisse, Sonderwerkstoffe und Sonderproduktionen. In den sechziger und siebziger Jahren wurden daher weitere Betriebe in dieses Kombinat integriert, so der VEB Zinnerz Altenberg, der VEB Zinn- und Spatgruben Ehrenfriedersdorf, der Rationalisierungsbetrieb Freiberg, das Forschungsinstitut für Nichteisenmetalle, die Schwefelkiesgrube Elbingerode, der VEB Kühlerbau Freiberg, der VEB Halbzeugwerk Auerhammer, der VEB Sächsisches Metallwerk, die Firma Trinks Eisenbau Freiberg, die Firma Sägenbau Bieberstein, der VEB Nickelhütte Aue und schließlich auch der VEB Nickelhütte St. Egidien. Unter dem Dach des BHK blieben diese Unternehmen bis 1989 vereinigt.
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Zum Abbau
bei Callenberg
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Zunächst aber war in den 1950er Jahren die VVB Buntmetall federführend an der Erschließung der Nickellagerstätte in Callenberg und am Aufbau der Nickelhütte in St. Egidien beteiligt (40096, Nr. 1-202). Nach ersten Funden silikatischer Nickelerze bei Kuhschnappel durch den Geologen Dr. Rudolf Jubelt vom damaligen Geologischen Dienst in Leipzig im Jahr 1947 wurden im Oktober 1949 Erkundungsarbeiten im Gebiet Reichenbach und Obercallenberg sowie im Gebiet des Kiefernbergs von der Geologischen Landesanstalt Berlin in Auftrag gegeben. Bereits 1950 hatte Dr. Jubelt auch Erkundungsarbeiten in einer Erznickelgrube Kuhschnappel betreut (30406, Nr. 64). Die Rede ist in dieser Akte von Schurfgräben und einigen Schächten, letztere sind vermutlich eher als Tiefschürfe zu bezeichnen. In Besprechungsprotokollen des Kreisrats Glauchau aus dieser Zeit heißt es dazu, die Eisenerzvorkommen dort seien wohl bekannt gewesen; der Nickel- und Chromgehalt hingegen habe hinsichtlich seiner Höhe, die eine einträgliche Gewinnung erlaube, überrascht. Andererseits sei er aber auch wieder nicht so hoch, daß man aus diesen Erzen reines Nickelmetall erzeugen könne, vielmehr müsse man Eisen und Nickel gemeinsam verhütten. Die Aufschlußarbeiten an der Lagerstätte Callenberg Süd und die Bauarbeiten an der Nickelhütte in St. Egidien begannen 1952. Zunächst wurde das Erz noch mittels LKW zum Bahnhof in St. Egidien gebracht und an die Freiberger Hütten geliefert. Am 29.09.1953 wurde der VEB Nickelerzgrube Obercallenberg an den VEB Nickelhütte St. Egidien angeschlossen. Es blieben trotzdem immer getrennte Betriebsteile und aus den bergrechtlichen Betriebsplänen geht nichts über die Verhüttung hervor und umgekehrt. Die Zuständigkeit der Bergbehörde endete gewissermaßen räumlich bei Einfahrt der Erzbahn in das Hüttengelände (40137, Nr. 368, Betriebsplan für 1960). Im März 1954 wurde nach einem Baustopp beim Bau der Hütte in St. Egidien auch der Grubenbetrieb in Callenberg heruntergefahren. Nickelerzanalysen und Versuche mit einem neuen Rennofen führten 1954/1955 zu Änderungen in der Planung für das Hüttenwerk. Nach der Entscheidung für das Rennverfahren zur Erzaufbereitung wurde der Bau der Nickelhütte in St. Egidien dann fortgeführt, ebenso wie der Aufschluß des ersten Tagebaus Callenberg Süd I. Mit Beginn des Jahres 1954 wurde die Forschungs- und Entwicklungsstelle vom traditionellen Standort Aue nach St. Egidien verlegt. Die Nickelhütte Aue bestand aber weiter mit der Aufgabe, nickelhaltigen Metallschrott aufzubereiten. Zum Transport der abgebauten Erze wurde 1959/1960 eine zunächst zirka 6,2 km lange Grubenbahnstrecke mit 900 mm Spurweite vom Tagebau Callenberg Süd I bei Reichenbach zur Hütte in St. Egidien gebaut. Der Transport erfolgte mittels Einseiten- Kastenkippwagen mit je 25 m³ Fassungsvermögen; als Zuglokomotiven wurden noch 1960 sechs Dampf- Tender-Loks vom VEB Lokomotivbau Karl Marx in Babelsberg, vor dem Krieg Orenstein & Koppel, Berlin, angeschafft. Ihre Achsformel „Bn2t“ bezeichnete zweiachsige Lokomotiven, hier mit zirka 200 PS, 26 t Gewicht und 30 km/h Höchstgeschwindigkeit, welche für Schmalspurbahnen sowohl mit 600 mm, als auch mit 900 mm Spurweite hergestellt wurden. Eine Lok dieses Typs ist im Ziegeleipark Mildenberg bei Zehdenick (nördlich von Berlin) noch unter Dampf zu sehen (ziegeleipark.de). Außerdem gab es eine Werkbahn mit 600 mm Spurweite und rückbaren Gleisen für den Abraumtransport innerhalb der Tagebaue. Deren Wagen waren wesentlich kleiner und faßten nur 6 m³.
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Im Dezember 1960 lief die Nickelproduktion mit der Inbetriebnahme des ersten von vier geplanten Drehrohröfen für die Verarbeitung der Nickelerze zu Nickel- Eisen- Luppen an. Der Betriebsplan für 1960 enthielt eine Förder- Planvorgabe von 23.700 t Erz mit einem mittleren Nickelgehalt von 0,7%. Dieses Erz wurde damals in dem zuerst in Betrieb gegangenen Tagebau Callenberg Süd I, dem heutigen Stausee Oberwald, gefördert (40137, Nr. 368: Betriebsplan für 1960). Für den Abbau stand ein erster Bagger vom Typ UB 162 aus dem VEB Schwermaschinenbau NOBAS Nordhausen zur Verfügung. Diese modernen und robusten Universalbagger mit einem 200-PS-Dieselmotor und Raupenfahrwerk wurden 1958 auf Initiative staatlicher Institutionen der UdSSR in Moskau am Baumaschineninstitut Prof. Dombrowski in einem Zeitraum von nur sechs Monaten entwickelt und ab 1958 in Serie gebaut. 1962 wurde die Produktion dieses Baggertyps in den VEB ZEMAG Zeitz verlagert. Er konnte wahlweise mit einer Hochlöffel-, Tieflöffel-, Zugschaufel-, Greifer- oder Kranausrüstung ausgestattet werden. Das Umrüsten der einzelnen Ausrüstungen ging mit relativ geringem Arbeitsaufwand schnell vonstatten, wobei der Aufbau des Grundbaggers stets der gleiche bleibt. Die Schaufeln faßten je nach Ausrüstung (Schneide, Zähne oder Schuttgutgreifer) ein Volumen von 1,4 m³ bis 2,4 m³. Die äußerst stabile Konstruktion der Hochlöffelausrüstung wurde auch den härtesten Einsatzbedingungen gerecht (gerd-lintzmeyer.homepage.t-online.de). Die Dampfloks hatten bald wieder ausgedient. Schon im Januar 1961 wurden die ersten Elektro- Loks vom VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke Hans Beimler (LEW), Hennigsdorf, bezogen. Es dauerte aber noch bis Ende Juli 1962, bis die gesamte Trasse elektrifiziert war. Für die Anwohner nahmen dadurch Belästigungen durch Lärm und Ruß merklich ab. Da leider heute keine dieser Loks mehr in Callenberg steht, sind wir nach Vergleich mit den alten Fotos der Meinung, daß es sich um Lokomotiven der Baureihe EL3, Achsformel Bo'Bo' gehandelt haben muß. Diese robusten Ober- oder Seitenfahrleitungs- Loks waren in allen Tagebaubetrieben der DDR mit Strecken von 900 mm Spurweite im Einsatz. Über den Produktionszeitraum von 1951 bis 1978 wurden allein für die DDR über 600 Stück gebaut. Weitere Lokomotiven dieses Typs wurden nach Jugoslawien (20), Polen (49) und in die Sowjetunion (102) geliefert. Sie waren wegen ihrer geringen Bauhöhe von nur 2,60 m für das Befahren von Gleisen mit (besonders unter den Großgeräten in den Tagebauen) eingeschränkter Durchfahrtshöhe, aber auch für Gleisanlagen mit mangelhafter Lagequalität besonders gut geeignet. Mit einer Stromversorgung von 1.200 V Gleichstrom, Reihenschlußmotoren und einem Gewicht von 75 t entwickelten sie eine Dauerleistung von zirka 850 PS und erreichten bis zu 50 km/h Höchstgeschwindigkeit. Ab 1965 waren sechs solcher Loks in Callenberg im Einsatz. Neben den fest montierten Masten für die Fahrstromleitung an der Hauptstrecke gab es sogenannte „Anschnall- Masten“, die zusammen mit den rückbaren Gleisen in den Tagebauen verschoben werden konnten. Sie waren niedriger und seitlich angebracht, so daß die E-Loks für den Tagebaubetrieb auch über seitlich montierte Stromabnehmer verfügen mußten. Der Verein Kohlebahnen e. V. in Meuselwitz hat eine solche Lok noch aufgehoben (kohlebahnen.de). Auch in Olbersdorf, Bernburg und Brieske stehen noch Denkmalloks dieses Typs (grubenbahn.de).
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Im September 1962 wurde der Betrieb in St. Egidien der VVB
Nichteisenmetalle Eisleben zugeordnet, die
allerdings
schon
1967/1968 wieder aufgelöst wurde. Die Nickelhütte wurde nun Zweigbetrieb des
VEB Ferrolegierungswerkes Lippendorf im VEB Qualitäts- und
Edelstahlkombinat Hennigsdorf.
In den 1970er Jahren lief die Produktion auf Hochtouren. Als Rohstoff wurden die Erze der ortsnahen Lagerstätten Callenberg Süd II (1960-1977), Callenberg Nord I (1972-1980) und Callenberg Nord II (ab 1978) verarbeitet. Der Betriebsplan für 1975 weist für den Gewinnungsbetrieb eine Belegschaft von 97 Mitarbeitern aus. Inzwischen verfügte man über fünf Bagger vom Typ UB 162, die wahlweise mit Tiefschaufel oder mit einem 14 m langen Ausleger und Zugschaufel ausgerüstet werden konnten. Außerdem hatte man 4 Raupen vom Typ C100 angeschafft und verfügte inzwischen über 36 der charakteristischen Einseitenkippwagen. Die Fördermengen schwankten natürlich je nach Aufschlußgrad der einzelnen Teillagerstätten erheblich. So war 1975 in Callenberg Süd I gar keine Abraumbewegung mehr erforderlich, während für den Neuaufschluß Callenberg Nord I im gleichen Jahr zirka 130.000 m³ Abraum umzulagern waren. Callenberg Süd I lieferte in diesem Jahr 98.000 t Roherz und Callenberg Nord I 141.000 t, in Summe also schon 239.000 t (40137, Nr. 365: Betriebsplan für 1975). Zugleich wurden in dieser Zeit einige weitere Erzlagerstätten, wie etwa Kiefernberg und Kuhschnappel untersucht, welche aber nicht die erforderliche Nickelkonzentration aufwiesen. Zwar wurden Vorräte von Nickelerz mit weniger als 0,5% Gehalt in Höhe von 4,43 Millionen Tonnen errechnet. Die Zahl relativierte sich jedoch sehr schnell, wenn man die erforderliche Mindestanreicherung auf >0,7% für die Verhüttung zugrundelegte. Bei einem Nickelmetallgehalt von wenigstens 0,75% und einem Eisengehalt von 14,1% wären davon nur noch 33.200 t Nickel und 630.000 t Eisen gewinnbar (40137, Nr. 593). Zu einer Zeit, als Erdöl per Pipeline und Eisenerz mit der Eisenbahn aus dem damaligen großen Bruderstaat viel billiger zu erhalten war, war selbst der immer auf Autarkie in der Rohstoffversorgung bedachten DDR- Führung der Aufwand dafür zu groß. 1977 übernahm die Nickelhütte zusätzlich die Dolomitgrube Meerane als Betriebsabteilung, da man den Dolomit als Zuschlagstoff bei der Verhüttung benötigte. Zum 1.1.1979 wurde der VEB Nickelhütte St. Egidien dann dem VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Albert Funk in Freiberg angegliedert (40137). Nach einer gewissen Euphorie in den 1970er Jahren wurde in den 1980ern bereits absehbar, daß der Abbau zum Erliegen kommen würde, da auch die noch vorhandenen Teillagerstätten – etwa Kiefernberg und Kuhschnappel – nur verbunden mit erheblichen Umweltbelastungen gewinnbar sein würden. Der Betriebsplan für 1985/1986 weist jedoch eine gegenüber dem Zeitraum zehn Jahre früher nahezu gleich gebliebene Förderung von 205.000 t Roherz aus. Inzwischen befanden sich die Teillagerstätte Callenberg Nord II und der kleine „Erzkörper 7“ im Aufschluß. Binnen 22 Monaten wurden hier insgesamt 425.000 t Abraum bewegt. Erz wurde noch in den Tagebauen Callenberg Süd II, Callenberg Nord I und Nord II abgebaut. Das stationäre Werkbahnnetz hatte sich durch die Stichbahnstrecke zum Tagebau Callenberg Süd II sowie durch die Verlängerung bis zum Tagebau Callenberg Nord II auf zuletzt fast 12 km vergrößert. Zugleich war die Mitarbeiterzahl aber schon leicht auf 91 abgesunken (40137, Nr. 362: Betriebsplan für 1985/1986).
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Den kleinen Tagebau Callenberg Süd II hatte die Belegschaft übrigens fast ganz in Sonderschichten aufgeschlossen. Für die Staatsführung und die Betriebspläne erhielt er den Namen „35. Jahrestag“, der DDR, natürlich. Einer der letzten Betriebspläne des Grubenbetriebes für die Jahre 1988/1989 weist noch immer eine Abraumbewegung von 159.450 m³ aus, die im inzwischen ausgeerzten Tagebau „Erzkörper 7“ wieder verkippt wurden. Die Hauptmenge der Förderung von immer noch 214.000 t Roherz entfiel jetzt auf die Tagebaue Callenberg Nord I und II. Die technische Ausstattung hatte sich u. a. auf 6 Bagger des Typs UB 162 und je einen weiteren vom Typ UB 1412 (ZEMAG) und UB 631 erhöht. Der UB 1412 war speziell für den Einsatz in sumpfigem Gelände, an Flußufern und Deichen, in der Melioration und für die Kiesbaggerung entwickelt worden, verfügte über breitere Ketten und zeichnete sich daher durch geringere Bodenpressung und hohe Standfestigkeit aus. Beim UB 631 handelte es sich um einen kleineren Universalbagger mit 56-PS-Motor und bis zu 0,8 m³ Schaufelgröße vom VEB NOBAS (gerd-lintzmeyer.homepage.t-online.de). Zugleich klagte die Betriebsleitung jedoch darüber, daß die Belegschaft auf nur noch 64 Mitarbeiter abgesunken sei und die Planstellen auch kaum neu zu besetzen seien, da die Schließung des Gewinnungsbetriebes absehbar sei. Auf den Arbeitskräftemangel war es im Übrigen auch zurückzuführen, daß es nicht zu dem geplanten bergmännischen Abbau von Schaustufen aus dem Krokoit- Fundpunkt gekommen ist (40137, Nr. 355: Betriebsplan für 1988/1989).
Aus einem undatierten Bericht über Probleme bei
der Erzaufbereitung (40137, Nr. 162) gehen die mittleren Metallgehalte des
Roherzes hervor:
Um einen gleichmäßigen Ofenprozeß in der Hütte zu gewährleisten, mußten die einzelnen Qualitäten gemischt werden. Dadurch wurde ein etwa gleicher Mindest- Nickel- Gehalt von 0,7% bis 0,8% bei einem Eisengehalt von wenigstens 14% „eingestellt“.
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Eine Aufnahme des anstehenden Erzes in einem Tagebau. Bildquelle: Sammlung M. Och, Meerane.
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Eine Aufnahme des anstehenden Erzes in einem Tagebau. Bildquelle: Sammlung M. Och, Meerane.
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Einige Belegstücke aus der lagerstättenkundlichen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg. Dieses „sogenannte Braune Gebirge“ sieht für mich eher rot aus...
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Noch ein Stück vom Garnierit aus dem Tagebau Callenberg Süd. Belegstück in der lagerstättenkundlichen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg.
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So richtig einig sind sich auch die Literaturangaben nicht: Aber nach seiner Farbe kann man es hinnehmen, daß dieses Belegstück hier als „Braunes Gebirge“ bezeichnet wird.
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Bereits
am 20. Mai
1971 hatte der Rat des Kreises Hohenstein-Ernstthal beschlossen, den bald
ausgeerzten Tagebau
Callenberg Süd
I
zum Naherholungszentrum, dem heutigen Stausee Oberwald,
auszubauen.
Die
Nord- Süd- Erstreckung dieses Tagebaus betrug zuletzt rund 900 m.
An der Nordseite des Tagebaus wurde ein Erdschüttdamm mit einer Höhe von 5,6 m und einer Kronenlänge von 250 m aus etwa 25.000 m³ Abraummassen und 5.000 t Schotter errichtet und die Wasserseite mit einer Betonabdichtung versehen. Die Quellbäche des Erlbachs aus dem Oberwald wurden in den Tagebau geleitet, so daß heute bei Vollstau auf zirka 16 ha Fläche rund 0,53 Mio m³ prima Badewasser angestaut werden können. Je nach Stauhöhe beträgt die größte Wassertiefe etwa 10 m, im Mittel liegt sie bei 3,5 m. 1982 waren die Arbeiten abgeschlossen und am 15. Mai wurde die erste Badesaison eröffnet. Dieser Tagebau war damit für den Abschlußbetriebsplan also bereits „erledigt“. 1994 kaufte dann der Zweckverband „Achat“ die Grundstücke am ehemaligen Tagebau Callenberg Süd I zur Weiternutzung als Naherholungsgebiet. Im August 1994 ist der Landkreis Hohenstein-Ernstthal im Landkreis Zwickau aufgegangen. Dieser hat für den Betrieb des Erholungsgebietes und des Freibades eine Tourismus und Sport GmbH gegründet. |
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Da auch die Berggesetzgebung
in der DDR bereits bei einem Neuaufschluß von Lagerstätten die Planung von
Wiederurbarmachungsmaßnahmen nach dem Ende des Abbaus verlangte, hatte die
Nickelhütte 1983 (nach dem Abschluß der Maßnahmen am Tagebau Callenberg Süd I)
eine präzisierte „Wiederurbarmachungs- Konzeption“ eingereicht, die vom
Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt auch bestätigt wurde. Am 8. Februar 1988 legte
der VEB Nickelhütte St. Egidien dann einen „Plan zur Wiederurbarmachung der
Tagebaurestlöcher und der Erzbahntrasse sowie zur Verwahrung der Industriellen
Absetzanlage“ nordwestlich des Hüttenstandortes in der Abteilung Bergbau
beim Rat des Bezirkes vor, welchem am 18. Mai 1989 ebenfalls zugestimmt wurde.
Das daraufhin von Erzprojekt Leipzig erarbeitete Projekt vom 8. Juni 1990 sah vor, mit einem Gesamtaufwand von fast 5 Mio. Mark (in erster Linie für Arbeitslöhne und Betrieb der Baumaschinen) im Zeitraum von 1990 bis Mitte 1994 die IAA zu sanieren, die Böschungen der Tagebaue auf einen standsicheren Winkel von <30° abzuschrägen, sämtliche Betriebsanlagen der Tagebaue und der Erzbahn zurückzubauen und sie soweit möglich wieder land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung zuzuführen (Informationen von Herrn Scheu, Callenberg). Dieser Kostenberechnung stellten die Planer erwartete Einnahmen aus dem Verkauf von Stahl- und Buntmetallschrott in Höhe von zirka 1,5 Mio. Mark gegenüber, so daß sich der Gesamtaufwand auf rund 3,5 Mio Mark reduziert hätte. Die genannte Summe beinhaltete über 30 km Schienen, 650 Stück stationäre und 150 Stück mobile Fahrdrahtmasten (zusammen knapp 2.500 t Stahlschrott), über 15 km Kupfer- Fahrdraht (13,6 t) und 21,5 km Aluminium- Kabel (9,6 t). Fünf der E-Loks sollten zu Braunkohlentagebauen umgesetzt; sämtliche anderen Waggons und Maschinen dagegen – soweit sie nicht anderweitig verkaufbar waren – ebenfalls verschrottet werden. Von den über 25.000 Bahnschwellen haben wir etliche in der Dolomitgrube Meerane als Absperrung des Bruchgeländes wiedergefunden. Als besonders problematisch erwies sich aber die Böschungsabflachung, da die dafür notwendigen Erdmassen überhaupt nicht zur Verfügung standen. Blöderweise war ja nun aber auch noch die politische Wende dazwischengekommen. Nach Festlegung des vorherigen Ministeriums für Erzbergbau, Metallurgie und Kali der DDR wären die Maßnahmen zur Wiederurbarmachung der in Anspruch genommenen Flächen eigentlich aus den Kosten der Betriebe zu finanzieren gewesen. Daher sind sie durch den VEB nicht in den „Plan zur Vorbereitung von Investitionen“ aufgenommen worden. Nachdem infolge der Wende nun aber die Nickelproduktion eingestellt worden ist, konnte der VEB diese Maßnahmen nicht mehr über seine laufenden Kosten selbst tragen. Ganz abgesehen davon war zu diesem Zeitpunkt auch noch ungeklärt, in welcher Art und Weise der VEB Nickelhütte fortbestehen oder von der Treuhandgesellschaft abgewickelt werden sollte. Aus diesen Gründen war man sicherlich von allen Seiten nur zu geneigt, die Forderung des damaligen Runden Tisches beim Rat des Kreises Hohenstein-Ernstthal aufzunehmen, die Restlöcher als „Naturbiotope“ und einen großen Abschnitt der Erzbahntrasse als Windschutzstreifen und Wanderweg zu erhalten. Daraufhin erfolgten nur im Tagebau Callenberg Süd II in größerem Umfang Böschungsabflachungen, in deren Ergebnis etwa zwei Drittel der Fläche wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung übergeben werden konnten; die restliche Fläche (überwiegend die Abraumkippe) wurde für Kleingärten zur Verfügung gestellt. Das Projekt von 1990 sah außerdem vor, den Tagebau Callenberg Nord II „mit minimalem Aufwand“ für eine forstwirtschaftliche Nutzung vorzubereiten. Den entstehenden „naturnahen Wald mit zwei Grundwasserseen“ sollte der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb Flöha übernehmen. Einer Neufassung der Verwahrungs- und Rekultivierungskonzeption vom 9. Dezember 1990 ist dann zu entnehmen, daß inzwischen eine Industriegesellschaft St. Egidien mbH gegründet worden ist. Hauptgeschäftsführer war der vormalige Betriebsdirektor des VEB Nickelhütte, Herr Fischer. Die Erzbahntrasse bis zum Tagebau Callenberg Nord I befand sich im Eigentum der Nickelhütte und wurde entsprechend den Bestimmungen des Bergrechts der DDR an den Landkreis übertragen. Abweichend von den Festlegungen der Kommission beim Rat des Bezirkes vom 18. Mai 1989 wurde dann aber nicht der Erzkörper 7, sondern ausgerechnet der Tagebau Callenberg Nord I für eine Deponie genutzt. Der anschließende Abschnitt der Bahntrasse sowie die Tagebaurestlöcher hingegen bildeten kein Bergwerkseigentum und mußten an die vorherigen Eigentümer zurückgegeben werden. Die Grundeigentümer stimmten dabei einer finanziellen Abfindung zu, so daß sich das Gelände des Tagebaus Callenberg Nord II heute ebenfalls im Eigentum des Landkreises Zwickau befindet. Es folgten weitere Maßnahmen zur Wiederurbarmachung, in deren Ergebnis die Naturschutzgebiete und Flächennaturdenkmale an den Tagebauen Callenberg Nord II und Erzkörper 7 entstanden (landkreis-zwickau.de).
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Mit Verordnung vom 12.10.1993 wurde der ehemalige Tagebau am Erzkörper 7 als Flächennaturdenkmal unter Schutz gestellt. Der Tagebau Callenberg Nord II wurde im Jahr 1994 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, welches jetzt eine Fläche von insgesamt 27 ha umfaßt. Um die ungestörte Entwicklung von Flora und Fauna zu ermöglichen, ist das Areal des Naturschutzgebietes für den Zutritt gesperrt. Da es somit von anderen Menschen, als beauftragten Beobachtern, nicht mehr betreten werden darf, lesen wir in den offiziellen Publikationen nach, daß sich das Gebiet seitdem prächtig entwickelt habe. Immer mehr Pflanzen und Tiere leben in diesem geschützten Raum. So konnten Vogelarten beobachtet werden, die andernorts kaum noch einen Lebensraum vorfinden, wie der Neuntöter, die Beutelmeise oder die Goldammer. Vorallem das nach der Beendigung der Tagebautätigkeit entstandene Gewässer mit seinen Uferbereichen böte den verschiedenen Vogelarten, aber auch vielen anderen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. So fänden sich verschiedene Libellenarten, Schmetterlinge sowie bedrohte Flechten und Moose. (LfULG, 2014, smul.sachsen.de) Den Schutz als Industriedenkmal für den Grubenbahnhof zwischen Reichenbach und Obercallenberg, der 1992 auch ausgesprochen worden ist, wurde dagegen schon drei Jahre später wieder aufgehoben. Im Januar 1995 begann daraufhin der Abriß der Bahnhofsanlagen. Nach der Informationstafel am Parkplatz Reichenbacher Straße in Obercallenberg „erinnern heute noch zwei Transportwagen in der Nähe des ehemaligen Lokschuppens an die Glanzzeiten der Nickelerzbahn…“ In dem stark verwachsenen Gelände haben wir bei unserer ersten Foto- Tour 2017 aber den Lokschuppen und zwei Einseiten-Kippwagen vergeblich gesucht. Erst bei einem zweiten Besuch im Spätherbst fanden wir mit Unterstützung hilfreicher Bergbaufreunde dann tatsächlich noch zwei Flachwagen.
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Zur Verhüttung in St. Egidien
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Allgemeines zur Nickelerz- Verhüttung
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Für das Element Nickel werden Clarke-Werte zwischen 58 ppm und maximal 200 ppm, also höchstens 0,2% angegeben. Mit einem mittleren Wert von 100 ppm steht Nickel an der 24. Stelle der häufigsten Elemente und ist damit in der Erdkruste mengenmäßig stärker vertreten, als Kupfer, Zink oder Blei. Um das Nickel jedoch wirtschaftlich gewinnen und verhütten zu können, muß der Nickelgehalt des Erzes mindestens 0,5% (500 ppm) betragen. Obwohl der erforderliche Anreicherungsfaktor demzufolge gering ist (5 bis 10), sind Nickellagerstätten nicht häufig. Neben Russland, Australien und Kanada sind Indonesien und Neukaledonien heute die größten Nickelproduzenten in der Welt. Vor der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Nickelgehalt vieler Kobalterze zwar schon bekannt; jedoch fand dieses Metall noch kein wirtschaftliches Interesse. W. A. Lampadius widmet noch 1827 in seinem Grundriß der allgemeinen Hüttenkunde deshalb der Extraktion des Nickelmetalls aus den Erzen kein einziges Kapitel. Dabei konnte die Verhüttung der sulfidischen (bzw. arsenidischen) Nickelerze im Prinzip wie bei allen sulfidischen Buntmetallerzen nach althergebrachten Methoden erfolgen. Bei H. Lundborg lesen wir 1877 dazu: „Arsenikhaltige (Nickel-) Erze verschmilzt man auf Speise; für schwefelhaltige Erze benutzt man das gewöhnliche Suluschmelzen*), welches einen mehr oder weniger nickel- und kobalthaltigen Stein liefert, der durch wiederholtes Rösten und Schmelzen concentrirt wird, wobei sich das Eisen verschlackt; oder man röstet den pulverisirten Stein und löst ihn in Säuren, um dann die oxydirten Bestandtheile nach einander durch verschiedene Fällungsmittel abzuscheiden… Obgleich eisenreiche Schwefelmetalle oft fehlen, so wird der nasse Weg doch nur an einer Localität angewendet…“ Auch naßchemische Aufbereitungswege waren also schon damals bekannt. *) Anmerkung: Als „Suluschmelzen“ bezeichnet Schubarth, 1839, das erste Aufschmelzen des kupferhaltigen „Rohsteins“ (siehe zu diesem Begriff weiter unten) in Niederschachtöfen. Diese Benennung wurde nach 1890 ungebräuchlich.
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Anfang der
1860er Jahre hatte B. Kerl in seinem Handbuch der Metallurgie dann
auch die Verhüttungsmethoden der verschiedenen sulfidischen Nickelerze
ausführlich beschrieben, dabei aber die erst 1869 von Ch. Garnier
entdeckten, bauwürdigen hydrosilikatischen Nickelerze von Neukaledonien
noch nicht erwähnt.
Für diese wird z. B. in Wagner, 1878, folgende Zusammensetzung angegeben: „Die hauptsächlichsten Nickelfabrikanten Frankreichs stellen ihr Nickel, ihre Nickellegirungen und die zur Vernickelung dienenden Nickelsalze nur aus dem neucaledonischen Nickelerze dar, so z.B. die Nickelfabrik von Christofle und Comp. in Saint-Denis (Seine), die Société française de metallurgie du nickel et du cobalt (vertreten durch Noury und Comp.) in Saint-Denis (4 route de la révolte) und Ad. Boulenger in Paris (4 rue du vert bois). Die Erze, welche in den genannten Fabriken verarbeitet werden, liefert die Société française anonyme de nickel in Paris (Director Garnier-Marbeau senior, 38 rue de la chaussée d'Antin) und sie enthalten durchschnittlich:“
Eine noch etwas genauere Angabe zur chemischen Zusammensetzung der neukaledonischen Erze haben wir dann in einer Miszelle im Jahrgang 1880, Band 235, S. 444 von Dingler´s Polytechnischem Journal gefunden. Dort heißt es: „Nach J. P. Laroche und J. P. Trat in Bordeaux (D. R. P. Nr. 3505 vom 17. April 1878) haben die Nickelerze von Neu- Caledonien folgende Zusammensetzung: …“
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So sieht es aus, das Nickelerz aus Neukaledonien. Weil man dort (fast) alles findet, haben wir diese und die folgenden Stufen in den mineralogischen Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg im A.- G.- Werner-Bau in der Brennhausgasse fotografiert. |
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Noch eine Probe vom Garnierit aus Neukaledonien. |
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Diese Stufe ähnelt sehr dem „Grünen Gebirge“ aus Callenberg.
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Ihre Verhüttung erwies sich als deutlich komplizierter, als bei sulfidischen Nickelerzen. Während das Nickelmetall bei diesen in erster Linie vom häufig begleitenden Kupfer zu trennen ist, war bei den hydrosilikatischen Erzen die Ähnlichkeit des metallurgischen Verhaltens des Nickels mit dem des begleitenden Eisens zu berücksichtigen. In der Ausgabe von Meyer´s Konversationslexikon von 1905 haben wir eine kurze Beschreibung des Verhüttungsverfahrens gefunden: „Der Garnierit wird in Glasgow, Birmingham, Havre und Iserlohn mit Sodarückständen auf Rohstein*) verschmolzen. Dieser wird in Flammöfen raffiniert, worauf man durch Totrösten und Reduktion direkt Metall erhält. Bisweilen erfolgt die Konzentration des Rohsteins nicht in Flammöfen, sondern in Konvertern, die große Vorteile gewähren.“ *) Anmerkung: Als „Rohstein“, auch „Lech“ oder kurz „Stein“ bezeichnet der Hüttenmann ein schwefelhaltiges Zwischenprodukt, aus dem durch erneutes Rösten und reduzierendes Schmelzen das reine Metall gewonnen werden kann.
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In der oben schon zweimal zitierten Miszelle
aus Dingler´s Polytechnischem Journal aus dem Jahr 1880 steht dazu zu
lesen: „J. Garnier in Paris (D. R. P. Nr. 1878 vom 25. November 1877) bringt
die an Kieselsäure reichen neucaledonischen Erze mit 40 Proc. Kalk in
abwechselnden Schichten mit 40 bis 50 Proc. Koks in einen 8 m hohen Schachtofen
und wärmt die Gebläseluft auf 400° vor. Bei Verwendung von Holzkohle kann der
Ofen niedriger sein; das dadurch erzielte Nickel ist etwas reiner als das mit
Koks, dessen mittlere Zusammensetzung folgende ist: …“
Auch bei R. Flechner, 1879, lesen wir zur Verhüttung, man habe „eine Reihe von metallurgischen Methoden … seither an diesem eigenthümlichen Rohmaterial mit mehr oder weniger günstigen Erfolgen in Anwendung gebracht… In neuester Zeit wird dieses Material an Ort und Stelle in Hochöfen zu einem Rohnickeleisen niedergeblasen und dieses dann durch einen Flammherd- Frischproceß zu reinem 98 proc. Nickelguts raffinirt.“ P. Martell weist in seinem Artikel für Dingler’s Polytechnisches Journal ebenfalls auf den Unterschied in der Verhüttungstechnologie zwischen sulfidisch- arsenidischen und hydrosilikatischen Erzen hin und beschreibt das Verfahren 1922 etwas ausführlicher folgendermaßen: „Ein anderes Verfahren erforderten die neukaledonischen Nickelerze. Garnier als Entdecker dieser Erze (1863) versuchte zunächst die Verhüttung nach den Grundsätzen der Eisengewinnung und benutzte hierbei einen zu Numea erbauten Halbhochofen von 8 m Höhe. Um eine Eisennickellegierung zu verschmelzen, wurde Flußspat, Kryolith, Koks und Kalk herangezogen. Das Verfahren versagte insofern, als es wohl gelang, guten Eisennickel zu erlangen, doch war es nicht möglich, durch Raffination ein brauchbares Reinnickel zu gewinnen. Versuche, die in dieser Richtung auf einem Siemens-Martinofen vorgenommen wurden, blieben ohne Erfolg. Es war nicht möglich, das Nickel von Eisen und Schwefel zu befreien. Man entschloß sich, das alte Verfahren wieder zur Anwendung zu bringen und nahm hiernach eine Verschmelzung des Erzes auf Stein unter Zusatz von Schwefel vor. In der Gegenwart (1922) wird das nach Europa verschiffte neukaledonische Erz in den Hütten von Iserlohn, Glasgow, Havre und Birmingham nach folgendem Verfahren verarbeitet. Die Verhüttung erfolgt in Wassermantelöfen mit Schwefelkalziumrückständen der Sodafabrikation mit einem Kohlenverbrauch von 30% auf Rohstein mit 50 bis 55% Nickel, 25 bis 30% Eisen und 16 bis 18% Schwefel. Der Rohstein wird in Flammöfen oder Konvertern raffiniert, so daß sich hierauf ein Gehalt von 75% Nickel, 24% Schwefel und 0,5% Eisen ergibt. Durch Totrösten und Reduktion wird nun unmittelbares Erz erzielt, da diese arsen- und kupferfrei sind…“ Im Prinzip erfolgte bei der hier beschriebenen Verhüttung der silikatischen Nickelerze also eine Schwefelung des Nickels, so daß ein möglichst eisenarmer Rohnickelstein gebildet wird. Da die Affinität des Eisens zum Schwefel geringer ist als die des Nickels, wird das Eisen in die Schlacke überführt; ebenso wie noch unedlere Elemente, wie z. B. Magnesium. Der entstehende Nickelstein kann dann nach den bekannten klassischen Verfahren weiter auf das Nickelmetall oder auch zu Ferronickel verarbeitet werden.
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Der in Meyer´s Lexikon und auch von P. Martell angeführte Zusatz von „Schwefelkalzium“ – gemeint ist Kalziumsulfid, das als Abfallprodukt der Soda-Herstellung nach dem Leblanc-Verfahren*) entsteht – bewirkt dabei die Bildung des Nickelsulfids im „Rohstein“ anstelle des Nickeloxids:
*) Ein Exkurs am Rande: Dieses Verfahren wurde 1789 von dem französischen Arzt Nicolas Leblanc entwickelt und ist ein heute nicht mehr gebräuchliches, zweistufiges Syntheseverfahren für Waschsoda (Natriumkarbonat). 1791 eröffnete Leblanc im Auftrag des Herzogs von Orleans eine Fabrik, wurde aber durch die Französische Revolution um die Früchte seiner Entdeckung gebracht und beging 1806 verarmt Suizid. Da er sich mit dem Herzog von Orleans als Financier zusammengetan hatte, wurde das Patent mit diesem enteignet, die Fabrik 1794 geschlossen und das Verfahren unentgeltlich zur Verfügung gestellt. 1806 entstand daraufhin bei Paris eine neue Sodafabrik, später folgten weitere in ganz Europa, die nach diesem Verfahren arbeiteten. Das Kalziumsulfid entsteht dabei auf folgende Weise. Bei der Reaktion von Kochsalz (Natriumchlorid) mit Schwefelsäure entsteht in der ersten Stufe zunächst das Natriumsulfat und Chlorwasserstoff:
Diese Reaktion wurde bereits um 1655 von Johann Rudolph Glauber entdeckt. Leblanc‘s Erfindung bildete der sich nun anschließende Schritt, in dem der Natriumsulfat- haltige „Salzkuchen“ mit Kalk und Kohle gemischt gebrannt wurde. Dadurch wird das Sulfation zum Sulfidion reduziert und anschließend das Karbonat gebildet. Dabei laufen folgende Reaktionen parallel ab:
Die verbleibende „schwarze Asche“ enthielt das Soda, das leicht mit Wasser herausgelöst werden konnte, und eben das Kalziumsulfid. Das Leblanc- Verfahren war durch das entweichende Chlorwasserstoffgas äußerst umweltschädigend und auch die zunächst auf Halden gekippten, Kalziumsulfid- haltigen Rückstände setzten bei ihrer Verwitterung an der Luft höchst giftigen Schwefelwasserstoff frei. Daher war man natürlich froh, wenn man die Rückstände los wurde und das Kalziumsulfid zu anderen Zwecken sogar noch verkaufen konnte. Nachdem das Solvay- Verfahren zur Soda- Herstellung das Leblanc- Verfahren abgelöst hatte, wurden das eingangs freigesetzte Chlorwasserstoffgas bzw. die daraus gewinnbare Salzsäure zu den eigentlichen Hauptprodukten des Leblanc- Verfahrens. Man stellte daraus in großem Umfang Chlor und Chlorkalk her. Es besitzt heute in erster Linie historische Bedeutung, da es einen wichtigen Entwicklungsschritt in der Herausbildung der chemischen Industrie bildete. Doch zurück zur Nickel-Verhüttung…
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Wie oben schon zu lesen war,
konnte das Sulfid daran anschließend auf herkömmliche Weise geröstet und dann
auf das reine Metall verhüttet werden. Dabei wurde zunächst durch Schmelzen
unter Zugabe von Quarz (SiO2)
das noch enthaltene Eisen verschlackt und ein nur noch Kupfer- und
Nickel- haltiger „Feinstein“ erschmolzen. Zur Abtrennung des Kupfergehaltes wurde
der Feinstein erneut unter Zugabe von Natriumsulfid verschmolzen, wobei sich ein leicht
schmelzendes Kupfer- Natrium- Doppelsulfid bildet sowie das schwerer schmelzende
Nickelsulfid, das nun getrennt abgestochen werden konnte.
Das reine Nickelmetall konnte aus dem so erzeugten Rohnickel sowohl durch naßchemische Verfahren als auch durch Elektrolyse hergestellt werden. Bei ersterem ist die größere Widerstandsfähigkeit des Nickels gegenüber Säuren im Vergleich mit Eisen von Vorteil. Nach Ausfällung des Kupfers wird das Nickelmetall aus ammoniakalischer Lösung niedergeschlagen. Zur Gewinnung von Nickel durch Elektrolyse benutzte man Anoden aus einer Nickelkupferlegierung. Der Elektrolyt bestand aus den betreffenden Metallchloriden (Meyer´s Lexikon, 1905).
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87103074
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87103078
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In der oben schon zitierten Miszelle aus Dingler´s Polytechnischem Journal von 1880 wird auch der damals übliche naßchemische Aufbereitungsweg etwas näher beschrieben: „Die… gepulverten Erze werden in ein gleiches Gewicht Schwefelsäure von 56 bis 66° B. eingerührt. Die Masse erhitzt sich stark und wird in weniger als ¼ Stunde fest. Aus der durch Auskochen mit Wasser erhaltenen Lösung scheidet sich auf Zusatz einer dem vorhandenen Nickelsulfat äquivalenten Menge Ammoniumsulfat nach der Concentration schwefelsaures Nickel-Ammonium aus, das durch nochmaliges Umkrystallisiren chemisch rein erhalten wird. Zur Gewinnung von metallischem Nickel wird die saure Sulfatlösung mit einer dem darin enthaltenen Nickel äquivalenten Menge von oxalsaurem Alkali gekocht, bis das Nickel völlig als Oxalat ausgeschieden ist. Der Niederschlag wird nun mit der erforderlichen Menge Soda und Potasche in gesättigter Lösung bei etwa 110° behandelt, die so wieder abgeschiedene Oxalsäure zu neuer Fällung benutzt, das kohlensaure Nickel aber in bekannter Weise zu Metall reducirt.“ Um hochreines Nickelmetall (99,99%) zu erzeugen, wird heute das nach Ludwig Mond als „Mond- Verfahren“ bezeichnete, chemische Verfahren angewandt. L. Mond entdeckte 1890 die unter Normalbedingungen flüssige und hochtoxische Verbindung Nickel- Tetrakarbonyl Ni(CO)4, welches sich aus pulverisiertem Rohnickel im Kohlenmonoxid-Strom relativ einfach erzeugen läßt und das schon bei 80°C verdampft. Eine solche, instabile Verbindung bildet nur das Nickel, so daß nach dem Abfiltern des Flugstaubs, in dem alle anderen Beimengungen gebunden sind, durch Zersetzung des Nickeltetrakarbonyls bei 180°C hochreines Nickelmetall übrigbleibt.
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Das Verfahren in St. Egidien
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Hauptnickelerz in Callenberg war also der Garnierit, wie oben schon erläutert mineralogisch ein Gemenge, vorallem aus Népouit (Ni, Mg)6 [(OH)8 Si4O10] (mit bis zu 46 % Nickelgehalt) und Willemseit (Ni, Mg)3 [(OH)2 Si4O10] (mit bis zu 29 % Nickelgehalt). Daneben setzt sich das Roherz aber auch aus Serpentin bzw. Antigorit (Mg, Fe)3Si2O5(OH)4, Talk Mg3Si4O10(OH)2, Smektit oder Montmorillonit (Na, Ca)0,3(Al, Mg)2Si4O10(OH)2 • nH2O, Chlorit (Fe, Mg, Al)6(Si, Al)4O10(OH)8, Sepiolith Mg4Si5O15(OH)2 • 6 H2O und weiteren Mineralen zusammen, so daß der tatsächliche Nickelgehalt des Roherzes im Mittel weitaus niedriger ist. Mit 800 ppm bis maximal 1.500 ppm (0,8% bis 1,5%) mittlerem Nickelgehalt lag die Konzentration im Roherz von Callenberg kaum doppelt so hoch, wie zur Verhüttung mindestens erforderlich und eine Größenordnung niedriger, als in den Ende des 19. Jahrhunderts in Neukaledonien abgebauten Reicherzen. Die Nickelhydrosilikaterze von Callenberg waren daher nur als Armerze zu bezeichnen. Eine weitere Aufkonzentration des Roherzes vor der Verhüttung erwies sich trotz vieler Versuche als nicht möglich, so daß die gesamte Fördermenge danach einem „pyrometallurgischen Prozeß“ unterzogen werden mußte. Als Nebenbestandteil konnten aber die überwiegend limonitisch zersetzten Eisenerze mit gewonnen werden. Wie wir gleich sehen werden, war der Eisenanteil für die Verhüttung sogar sehr wichtig, um den Schmelzpunkt der Schlacken zu reduzieren und die Trennung der Metalle von den Schlacken zu ermöglichen. Eine zusammenfassende Beschreibung der in St. Egidien angewandten, technologischen Prozesse zur Aufbereitung und Verhüttung findet man in J. Löhn, 1976. Aufgrund der unterschiedlichen Erzqualitäten war zuerst eine Homogenisierung des Roherzes erforderlich, die nach dem Mischbettprinzip über zwei Halden in der Erzlagerhalle der Hütte erfolgte. Dort befanden sich auch die Hochbunker für die Zuschläge, die über Dosierbandwaagen der Möllerung zugeführt wurden. Dem Roherz wurden 5% Kalksand und im Schnitt etwa 13% „Mittelprodukt“ (dazu weiter unten) zugemischt, außerdem etwa 43% Koksgrus als Brennstoff. Der Brennstoff wurde anteilig bereits in den Tagesbunkern zugemischt, um ein Anbacken des meist feuchten Roherzes in den Bunkern zu verhindern.
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Mit der sich nun anschließenden „pyrometallurgischen Aufbereitung“ war gemeint, daß die mineralischen Bestandteile des Erzes bis an ihren Schmelzpunkt erhitzt wurden. In der Schmelze brechen die chemischen Bindungen der Elemente in den Mineralen auf und es entstehen frei bewegliche Ionen. Beim Abkühlen des schmelzflüssigen Gemisches bilden sich dann neue chemische Verbindungen. Insbesondere die unedlen Metalle Kalzium, Magnesium und Aluminium, aber auch das Eisen, werden dabei in Silikaten gebunden, aus denen sich die Schlacke im Wesentlichen zusammensetzt. Die mineralischen Bestandteile der Schlacken sind je nach Verhüttungsprozeß natürlich sehr verschieden; sie enthalten aber oft Olivine, wie Fayalit (Fe2SiO4) und Forsterit (Mg2SiO4), oder Pyroxene, wie Augit oder Enstatit (Mg2Si2O6). Während die Magnesiumsilikate Forsterit erst bei 1.890°C und Enstatit bei etwa 1.420°C schmelzen, liegt der Schmelzpunkt des Eisenolivins Fayalits schon bei 1.205°C. Bei einer Ofentemperatur um 1.300°C liegen diese Minerale also in mehr oder weniger schmelzflüssiger Form vor und dies umso dünnflüssiger, je höher der Eisenanteil ist. Durch Zusätze von kalzium- oder aluminiumhaltigen Materialien kann der Schmelzpunkt noch weiter abgesenkt werden, so daß man je nach Temperatur immer ausreichend dünnflüssige Schlacken erhalten kann. In dieser flüssigen Schmelze trennen sich dann gravitativ die schwereren Bestandteile, die nach unten sinken, von den leichteren, die oben „aufschwimmen“. So kann im Schachtofen die Schlacke oben, das Metall unten abgestochen werden.
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Das hier in St. Egidien angewandte Krupp- Rennofen- Verfahren wurde von unseren Vorfahren bereits seit der Antike, vorallem jedoch zur Eisenerzeugung eingesetzt. Es beruhte im Wesentlichen darauf, daß in kleinen Schachtöfen durch Einblasen von Luft die Brenntemperatur so weit erhöht wurde, daß Eisenerze reduziert und das entstehende Roheisen knapp unterhalb seiner Schmelztemperatur (zirka 1.450°C) halbflüssig wurde. Das Produkt dieses Schmelzprozesses ist daher kein Roheisen, sondern eine mit Schlacke durchsetzte „Stahl- Luppe“, die erst durch Ausschmieden gereinigt werden mußte. Diese schwammartigen Eisenbrocken entstehen durch direkte Reduktion aus dem Erz ohne Aufschmelzen des Eisens. Eine Erklärung aus einem Forschungsbericht von 1965 (40137, Nr. 118) finden wir recht treffend, in der die Luppenbildung als „Koagulation von Metallteilchen beim Austreiben der Gangart“ und gewissermaßen als „umgekehrte Emulgation“ beschrieben wird. In St. Egidien dienten dazu (ab 1974) insgesamt drei Drehrohröfen mit 4,2 m Durchmesser und zirka 90 m Länge. Im Weiteren laufen nun die folgenden chemischen Prozesse ab, die uns als „Hochofenprozeß“ im Prinzip noch aus dem Chemieunterricht bekannt sind. Zunächst erfolgt bei Überschuß an Kohlenstoff die Verbrennung (als thermische Energiequelle) unvollständig und das Ofengas reichert sich dadurch mit Kohlenmonoxid an, welches als Reduktionsmittel fungiert:
In der anschließenden Phase erfolgt die Reduktion der Metalloxide. Die Herstellung des Nickelsulfids als Zwischenprodukt, wie oben beschrieben und früher oftmals angewandt, ist dabei nicht erforderlich; jedenfalls haben wir bislang nirgendwo gelesen, daß man in St. Egidien Kalziumsulfid o. ä. zugesetzt habe. Als einzige Schwefel- Quelle hätte der Brennstoff selbst (Steinkohlenkoks) infrage gekommen sein können.
Dabei entsteht zunächst der sogenannte „Eisenschwamm“, ein poröses Gemenge aus Schlacke und Eisen, letzteres legiert mit dem Nickelmetall.
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Um herauszufinden, wie man das Nickel am besten und gründlichsten aus dem Erz herausholt, wurden immer wieder neue Untersuchungen angestellt (z. B: 40137, Nr. 088, Nr. 118, Nr. 130, Nr. 151 sowie 40141, Nr. 42 aus den Jahren 1949 bis 1973). Dabei stellte man fest, daß für das Nickelausbringen einerseits ein hoher Eisengehalt des Roherzes und andererseits eine „Aufkohlung“ des Eisens von Bedeutung war. Die Aufkohlung des Eisens bildete die zweite Phase der Verhüttung und lief im mittleren Teil der Drehrohröfen im Prinzip nach folgendem Muster ab:
Das kohlenstoffhaltige Eisen wurde auch als „Mittelprodukt“ bezeichnet. Die Aufkohlung war auf sehr geringe Mengen (auf etwa 0,7% bis 1,3% Kohlenstoffgehalt) beschränkt und Karbide entstanden höchstens unbeabsichtigt. Dieses Eisen ist im Drehrohrofen bei knapp unterhalb seiner Schmelztemperatur (zirka 1.450°C) nur halbflüssig. Bei dem oben so schön als „umgekehrte Emulgation“ beschriebenen Vorgang, bei dem sich aufgrund der ihnen eigenen Oberflächenspannung aus den vielen kleinen „Tröpfchen“ zähflüssigen Eisens immer größere Tropfen „zusammenballen“, wird auch das reduzierte Nickelmetall gewissermaßen „ausgewaschen“. Dieser Prozeß wird in den Berichten aus den 1960er Jahren auch als „Sphärodisierung“ bezeichnet. Im Ergebnis entstehen dann die sogenannten „Luppen“, die zwar immer noch mit der teigigen Schlacke vermengt sind, aber stofflich vollkommen von den silikatischen Bestandteilen abgeschieden vorliegen. Wie schon bemerkt, durfte die Maximaltemperatur im Drehrohrofen dabei 1.350°C nicht überschreiten, da sonst das Eisen so flüssig wird, daß es sich als Roheisen gänzlich von der Schlacke trennt und nach unten abfließt, ohne das erst bei noch etwas höherer Temperatur (1.470°C) schmelzende Nickel „aufzusaugen“. Auch die Abkühlung durfte nicht zu schnell erfolgen, da das Eisen sonst ein austenitisches Gefüge bildet und unmagnetisch bleibt, was sich auf die nachfolgende Scheidung negativ ausgewirkt hätte. Insgesamt war ein Verhältnis Fe : Ni von wenigstens 9 : 1 im Roherz erforderlich, damit das funktionierte. Außerdem mußte auch auf das Mengenverhältnis der Erdalkalioxide MgO und Al2O3 im Roherz geachtet werden, wobei MgO um den Faktor 2,5 überwiegen und insgesamt zu etwa 16% bis 20% enthalten sein sollte. Andernfalls verschoben sich die Erweichungspunkte und die Viskosität des Ofeninhaltes, was sich negativ auf den Reduktionsprozeß und auf die Luppengröße auswirkte.
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Für die Zusammensetzung der auf diesem Wege separierten Rohluppe wird 1963 (40137-1, Nr. 130) ein mittlerer Gehalt von 74,0% Eisen und 5,62% Nickel angegeben. In einem undatierten Bericht über Probleme bei der Erzaufbereitung (40137, Nr. 162) wird ein Ausbringen von etwa 78% des im Roherz enthaltenen Nickels genannt. Löhn führt 1976 an, daß man im Jahr 1973 ein Ausbringen von 82,3% erreicht habe. Im Anschluß an die Roherzverhüttung nach diesem Verfahren wurde das abgekühlte Gemenge aus Schlacke und Luppen aufgemahlen und mittels Magnetscheider getrennt. In einem Gutachten über „Erzressourcen und Rohstoffversorgung der Nickelhütte S. Egidien nach 1990“ (40137-1, Nr. 1276) fanden wir die Angabe, daß im Jahr 1979:
Löhn führt für das Jahr 1973 folgende Angaben auf:
Nach der Scheidung des Mahlguts verblieben die silikatische Schlacke einerseits und die magnetischen Luppenkörnchen andererseits, welche als Ferronickel- Legierung weiter verarbeitet werden konnten. War der Anteil austenistischer Eisen- Nickel- Luppen in der abgeschiedenen Schlacke zu groß, wanderte das Material als „Konzentrat“ oder auch „Mittelprodukt“ wieder zurück in den Ofen. Das wurde natürlich nicht gern gesehen, da sich dadurch der erreichbare Roherz- Durchsatz der Drehrohröfen verringerte.
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Forschungsaufträge an das Freiberger Institut für Nichteisenmetalle (FNE) befaßten sich schon in den 1950er Jahren auch mit der Erzeugung von Reinstnickel (40141, Nr. 1-42). Aber erst 1979 begann man in St. Egidien mit der Produktion von Nickel mit hohem Reinheitsgrad. Dazu hatte man das sogenannte „Verblase- Verfahren“ entwickelt. Dabei wurden in eine Schmelze aus den separierten Grobluppen Druckluft und Feinluppen eingeblasen, was zu einem „Verbrennen des Eisenanteils“ und damit zu einer weiteren Anreicherung des Nickels führte. Dieser Prozeß verläuft autotherm, d. h. aufgrund der Verbrennungswärme des Eisens war nach dem Anfahren der Öfen keine zusätzliche Brennstoffzufuhr mehr erforderlich. Die Grobluppen enthielten etwa zu einem Achtel (< 12,5%) Nickel, so daß wir diesen Prozeß schematisch so erläutern können:
Sicherlich wurde auch ein Teil des Nickels dabei wieder „verbrannt“, in der Summe kam es jedoch zu der angestrebten Anreicherung des Nickels in der Schmelze. Dabei konnten im Jahr 1979 eine Menge von
produziert und vorwiegend an die Edelstahlwerke in Freital geliefert werden. Der „Rest“ von 36.438,7 t Ferronickel- Schlacke mit einem Nickelgehalt von nur noch 0,89%, aber einem Eisengehalt von bis zu 55%, wurde an die Maxhütte Unterwellenborn geliefert und dort in der Stahlerzeugung eingesetzt.
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Zur Ausnutzung der Kapazitäten des Betriebes wurde außerdem schon 1968 mit der Mineralwollerzeugung aus den anfallenden Schlacken und 1979 mit der Strahlmittelproduktion (Strahlsand) begonnen. Als „Schlacken“ werden die mineralischen Rückstände der Verhüttungsprozesse bezeichnet. Da es eine Vielzahl von Erzen und dementsprechenden Verhüttungsprozessen gibt, kommt es auch zu vielen verschiedenen Schlackebildungen. Primäre Schlackenminerale, welche unmittelbar beim oder nach dem Schmelzprozeß entstehen, sind z. B. Olivine, wie Fayalit und Forsterit sowie die Minerale der Pyroxen- Gruppe (z. B. Augit...) als die verbreitetsten Vertreter. Die bei Verhüttungsprozessen angefallene Schlacke ist nun kein „Abfall“. Die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Schlacke lassen es nämlich zu, aus ihr Formkörper relativ hoher Härte und chemischer Resistenz mit geringer Verschleißneigung zu gießen. Diese „Schlackesteine“ wurden früher recht häufig im Straßen- und Gebäudebau verwendet, sind heute aber ungebräuchlich geworden. Gemahlen werden manche Schlacken noch heute als Splitt und Schotter im Wegebau verwendet. Nachdem die latenthydraulischen Eigenschaften mancher Schlacken erkannt wurden, wurden sie auch als Zuschlagstoff in der Zementindustrie verwendet. Phosphatreiche Schlacke aus dem Thomas- Verfahren wird sogar als Düngemittel eingesetzt. (mineralienatlas.de) In St. Egidien wurde die meist feinkörnige Schlacke zunächst gesintert und anschließend unter Zugabe von etwa 10% Silikomanganschlacke aus Lippendorf und etwa 50% Basaltschotter in Kupolöfen aufgeschmolzen. Die Schmelze wurde direkt aus dem Ofen auf „Mehrwalzenschleuderer“ aufgegeben, verbleibende Schlacke- Tropfen wurden von den gebildeten Fasern durch rechtwinklig dazu eingeblasene Druckluft getrennt und die Mineralfasern auf einem umlaufenden Drahtgliederband abgeschieden. Um die Vliesmatten zu Platten zu härten, wurden Öle und Phenolharze aufgesprüht und die fertig konfektionierten Platten in Härtekammern getrocknet. Für Strahlsande aus Rennofenschlacken entstand durch das Verbot von Silikose- gefährlichen Strahlsanden (aus Quarzsand u. ä.) ein großer Bedarf. Die Mineralwolle- Vliese und Platten waren als Dämmstoff begehrt und ersetzten die viel teureren und nicht brandbeständigen Plasteschäume als Dämmstoffe. Trotz der Abgabe dieser Nebenprodukte belief sich der Herstellungspreis bereits 1979 auf 25.935 (DDR-) Mark pro Tonne Nickel. Aufgrund des erforderlichen Neuaufschlusses weiterer Teillagerstätten, abnehmender Metallgehalte im Erz und steigender Energiepreise rechnete man schon damals mit einer Kostensteigerung bis auf über 53.500 Mark pro Tonne Nickelmetall bis 1990 (40137-1, Nr. 1276).
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Die oben genannte Menge von etwa 2.500 t Jahresproduktion umfaßte etwa 24% des Bedarfes in der DDR. Der Hauptanteil von etwa 4.000 t pro Jahr wurde als Nickelmetall aus der SU importiert, daneben zirka 1.375 t als Erzkonzentrat aus Kuba. Die Nickelhütte Aue steuerte weitere etwa 500 t pro Jahr bei. Aufgrund des steigenden Bedarfes wurde eine „Versorgungslücke“ von zirka 1.000 t Nickel pro Jahr im Jahr 1992 befürchtet, die man nur durch Importe vom „freien Markt“ – sprich, durch Kauf gegen immer zu knappe Valuta – hätte decken können (40137-1, Nr. 1276). Der letzte Planentwurf von 1989 wies für den Hüttenbetrieb in St. Egidien noch eine Belegschaft von insgesamt 983 „VbE“ (Vollbeschäftigten- Einheiten) aus (40095, Nr. 2403). Aus den fünf Teillagerstätten wurden von 1960 bis 1990 die folgenden Mengen der Metalle gewonnen (Angaben aus geo-archiv.de, nach Krümmer, 2001, sowie nach Löcs, 2014):
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Die Produktion in der Nickelhütte St. Egidien wurde 1990 eingestellt, die Hütte aus dem Bergbau- und Hütten- Kombinat herausgelöst und in die Industriegesellschaft St. Egidien mbH überführt, welche dann mit dem Abriß nicht mehr benötigter Werksanlagen und der Wiederurbarmachung aufgelassener Tagebaue begann. 1997-1998 ging dieser Betrieb durch einen Beschluß des Kreistages Chemnitzer Land in kommunalen Besitz über (40137).
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Der Inhalt der Mappe beginnt mit der Fotokopie einer kurzen Chronik des Betriebes. Damit läßt sich die Entstehung der Bildmappe auf die Zeit nach 1983 datieren. Weitere darin enthaltene Fotos.
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Seit der Wirtschaftskrise 1929 war
der Weltmarktpreis für Nickelmetall verhältnismäßig wenigen Schwankungen
ausgesetzt und lag noch bis 1969 bei maximal 14.000,- US-Dollar pro Tonne.
Wichtigster Produzent war Kanada mit zirka 40% der Weltproduktion. Ab dem Jahr
1969 führten Streiks im kanadischen Bergbau dann erstmals wieder zu einem
spürbaren Anstieg der Nickelpreise bis auf 17.100,- US-Dollar pro Tonne (DERA,
2013). Da es der DDR bekanntermaßen immer an Valuta mangelte, war die Ausbeutung
eigener Rohstoffvorkommen in Anbetracht der Weltmarktpreise natürlich
überlebenswichtig.
In den Jahren nach 1998 steigt der Bedarf an Nickel sowohl in den westlichen Industrieländern, wie auch – nach der Asienkrise – in den Schwellenländern in Ostasien. Gleichzeitig fanden in Kanada erneut Streiks statt und in Australien kommt es während der Anlaufphase mehrerer Verarbeitungsanlagen für Nickelerze zu Schwierigkeiten. Dadurch erreichte der Weltmarktpreis im Jahr 2008 ein Allzeithoch von bis zu 56.000,- US-Dollar pro Tonne Nickelmetall (DERA, 2013).
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Verständlich ist, daß daraufhin auch die
Vorkommen im westlichen Granulitgebirge erneut auf wirtschaftliches Interesse
stießen. Das Geokompetenzzentrum in Freiberg schätzte die noch
vorhandenen Vorräte auf etwa 15.000 Tonnen Nickel, zuzüglich etwa 31.000 Tonnen
in weiteren vier Teilfeldern (GKZ, 2008). Garnierit-Erz hat heute aber gegenüber
den sulfidischen Lagerstätten weltweit an wirtschaftlicher Bedeutung verloren.
Immerhin hatte die Deutsche Rohstoff AG einen Aufsuchungsantrag beim Sächsischen Oberbergamt für die Teillagerstätten Kuhschnappel und Kiefernberg gestellt, die Rechte jedoch 2011 an die australische Proto Ressources and Investments AG abgetreten (u. a. Freie Presse, 2013). Die Finanzkrise 2009 und die „Schuldenkrise“ 2011 führten wieder zur Minderung der Nachfrage nach dem Stahlveredler und damit auch zum Sinken der Handelspreise bis auf ein Minimum von 10.250,- Dollar pro Tonne. Dazwischen hatte der Handelspreis aber noch einmal 30.000,- US-Dollar pro Tonne Metall erreicht (DERA, 2013). Aktuell bestehen – auch aus diesen Gründen – keine Aufsuchungsbewilligungen nach § 7 BBergG für diese Lagerstätten mehr (JB SOBA, 2016).
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Verbliebene Zeugnisse
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Machen wir uns also auf die Suche nach den auf
die heutige Zeit noch überkommenen Zeugnissen des Nickelerz- Abbaus um
Callenberg. Wir beginnen unsere Rundfahrt am Standort der
Nickelhütte in St. Egidien und folgen dann, soweit es noch geht, der Trasse der
Nickelbahn. In den Reliefkarten vom Geoportal ist der ehemalige Trassenverlauf
noch gut zu erkennen.
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In den geschlossenen Schüttgutwaggons wurde wahrscheinlich die Kohle angeliefert. Aus der Fotosammlung. Bildquelle: Sammlung M. Och, Meerane.
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In diesen Schüttgutwaggons ist definitiv keine Kohle - eher Kalkstein als Zuschlagstoff. Aus der Fotosammlung. Bildquelle: Sammlung M. Och, Meerane. Weitere darin enthaltene Fotos.
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Der Drehrohrofen. Aus der Fotosammlung. Bildquelle: Sammlung M. Och, Meerane.
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Abstich. Aus der Fotosammlung. Bildquelle: Sammlung M. Och, Meerane. Weitere darin enthaltene Fotos.
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87103090
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87103088
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Ähnliches Foto aus der Fotosammlung. Bildquelle: Sammlung M. Och, Meerane. Weitere darin enthaltene Fotos.
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Auf der anderen Seite des hier nach Westen abzweigenden Wirtschaftsweges (der an der Einfahrt auch breit genug ist, so daß man hier mal parken kann) zeigt diese doppelte Baumreihe den weiteren Verlauf der Trasse um den Steinberg herum an. Bis hierhin ist die Bahn schon etwa 2,5 km bergauf geschnauft… |
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Das folgende Trassenstück von etwa 1 km Länge wird teils als Wander-, teils als Wirtschaftsweg genutzt und ist recht gut begehbar. |
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Gelegentliche Fundstücke beweisen uns, daß wir wirklich auf dem Bahndamm entlang laufen. |
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Hier haben wir auch etliche Schlackenstücke gefunden, was der Vermutung Raum gibt, daß man bis zum Beginn der Mineralwolle- Herstellung dieses Material auch genutzt hat, um ab und zu die Gleise nachzuschottern. |
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Der Wanderweg ist recht bequem, bietet er doch Schatten und besitzt nur wenig Steigung. |
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Hier windet sich die Bahntrasse in einem weiten Bogen um den Steinberg (im Foto links des Weges) herum. |
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Lücken in den Baumreihen erlauben uns einen Rückblick auf den Startpunkt unten im Tal, wo der Schornstein noch immer den Standort des früheren Hüttenwerkes markiert. |
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Neben dem Gleisbett findet man an lichten Stellen im Unterholz immer wieder mal die Fundamente alter Oberleitungsmasten. |
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Nun sind wir an der Westseite des Steinbergs. |
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Das alte Gleisbett wird hier von den Landwirten als Wirtschaftsweg genutzt. Neben den Birken, die sich auf allen Ruderalflächen zuerst ansiedeln, finden wir inzwischen auch Eichen und viele andere Gehölze. |
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Wir sind fast um den Steinberg herum und können schon in Richtung Lobsdorf hinüber schauen. Vor uns ein kleines Seitental des Lungwitztales, parallel zum Lobsdorfer Tal, welches auf den Meilenblättern um 1790 als „die breiten Gründe“ bezeichnet wird. |
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Ein Stück führt der Wirtschaftsweg noch entlang der alten Bahntrasse… |
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…aber dann führt er hinaus auf´s Feld. |
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Das folgende Trassenstück ist dann wieder ähnlich stark verwachsen, wie das erste Teilstück entlang der Straße von St. Egidien hinauf zur Autobahn. |
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Die Autobahn ist aber auch nicht mehr weit weg: Oben auf dem Höhenrücken erkennt man schon die blaue Tafel, die die Ausfahrt Hohenstein-Ernstthal ankündigt.
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Auf dem Weg hierher haben wir ein paar Rehe
aufgeschreckt, die in den Büschen ein Mittagsschläfchen machten und dem Bussard
bei der Jagd zugeschaut. Die alte Trasse ist zu einem grünen Band geworden, das
den Tieren einen Rückzugsraum und – genau wie uns – einen Wanderweg bietet…
Über den Wirtschaftsweg gelangen wir von hier zurück zur Straße, holen unser Auto nach und biegen weiter oben zunächst in Richtung Hinter- Grumbach und Glauchau ab, um den Trassenverlauf wieder zu erreichen. |
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Im Tagebau 1973. An der Abraumschnittkante im Hintergrund sind zwei UB 162, rechts mit Hochlöffel und links mit Ausleger und Zugschaufel, zu sehen. Foto: St. Köhler |
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http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87103096
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Die Nickelbahn mit den charakteristischen Einseiten-Kippwagen und mit einer EL3 als Zuglok vorn dran wird beladen. Wie man hier gut sieht, befanden sich die Oberleitungen an den verrückbaren Gleisen im Tagebau an sogenannten „Anschnallmasten“ seitlich vom Gleis und daher waren auch Stromabnehmer seitlich an der Lok angebracht. Foto: E. Nosko, 1982 |
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Nochmal aus anderer Perspektive: Erzverladung mittels Bagger in die Transportbahn zur Hütte. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40095-2 (VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Albert Funk Freiberg), Nr. O2775, undatiert, aber vermutlich aus den 1970er Jahren. Dasselbe Foto gibt es auch in der Fotosammlung.
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Ein UB 162 mit Ausleger und Zugschaufel im Tagebau. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40095-2 (VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Albert Funk Freiberg), Nr. O2776, undatiert, aber vermutlich aus den 1970er Jahren.
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Ein UB 162 mit Ausleger und Zugschaufel im Tagebau. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40095-2 (VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Albert Funk Freiberg), Nr. O2777, undatiert, aber vermutlich aus den 1970er Jahren. Dasselbe Foto gibt es auch in der Fotosammlung.
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Ein Blick nach Norden über den Tagebau Callenberg Süd I im Jahr 1975. Im Hintergrund die Ortslage Reichenbach. Foto: St. Köhler
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Zurück in die heutige Zeit: Aus dem Tagebau ist dank dieses Dammes an seiner Nordseite inzwischen der Stausee geworden und am gegenüberliegenden Ufer befindet sich der Badestrand. |
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Ein bequemer Weg führt vom Parkplatz parallel zur Deichkrone durch den Wald in Richtung Badestrand. Links im Bild, wo heute nur noch dichte Bäume stehen, befand sich der Betriebsbahnhof der Nickelbahn. |
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Da sind wir im Sommer glatt dran vorbei gelaufen... Hier stehen tatsächlich noch zwei Wagen im Wald.. |
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Aber die erwarteten Einseiten-Kippwagen sind das nicht. |
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Offenbar zwei Flachwagen für Spezialtransporte. |
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Aha: 25 Tonnen Tragfähigkeit hatte dieser Wagen mal. |
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Noch ein Blick auf Bremsbedienung und Kupplung, dann geht es weiter. |
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Der Weg zum Badestrand liegt etwas tiefer als die Dammkrone; so kann man von hier aus nicht auf den See schauen. |
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Auf der Luftseite des Dammes sieht man dafür den Grundablaß, der den Erlbach speist. |
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Naherholung gibt´s hier nur gegen Eintrittsgeld. Aber baden wollten wir heute sowieso nicht. |
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Überhaupt stehen auch an der Südseite, wo sich der Campingplatz befindet, viele Zäune und solche Schilder… Ein Spaziergang um den See „einfach so“ ist heute nicht mehr drin. |
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Wir versuchen stattdessen weiter, dem Trassenverlauf zu folgen. Das Gelände an der Nordostseite des Stausees ist heute dicht mit Gartenanlagen bebaut – auch hier findet man daher die alte Bahntrasse nicht mehr wieder. |
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Am Ende der Gartengrundstücke folgen wir einem Waldrand hinaus auf die Wiesen. Irgendwo hier unten auf dem Planum vor dem Waldrand endete die Stichbahn zum Tagebau Callenberg Süd II. Koppelzäune und besonders Weißdorn verhindern sehr zuverlässig, daß man an den ehemaligen Tagebau noch herankommt. Also kehren wir auch hier um... |
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Erst an der Straße des Friedens in Reichenbach, etwas oberhalb der Einmündung der Bergstraße, finden wir den Bahndamm – im Bild rechts von dieser Anliegerstraße – wieder. |
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Hier überquerte die Trasse dann die Straße des Friedens. |
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Jetzt stehen wir oben auf dem Damm an der Nordseite der Straße. Hierher gelangt man recht bequem von der Grumbacher Straße aus. Im Hintergrund die Bebauung an der Bergstraße und dahinter der Oberwald. |
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Die Brücke ist längst demontiert, nur ein Haltesignal steht hier oben noch. |
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Unten an dessen Fuß liegen noch ein paar Kabelkanal- Betonteile. |
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Nur ein paar Schritte weiter gen Norden steht noch ein weiterer Signalmast als stummer Zeuge. Vielleicht war es einst ein Vorsignal für die Einfahrt in den Betriebsbahnhof. |
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Der Weg entlang der hier recht schmalen Dammkrone – wo die Strecke nur eingleisig ausgebaut war – wird offenbar von den Anliegern gepflegt und oft begangen. Hier kann man daher recht angenehm entlang spazieren. |
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Am steilen Böschungshang mußten auch die Fundamente der Leitungsmasten etwas massiver sein, von denen man ein paar noch findet. |
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Auch nördlich von Reichenbach bildet der alte Bahndamm heute ein grünes Band in der Landschaft. |
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Da ist wieder eines. |
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Langsam wird der Damm flacher und paßt sich wieder dem Geländeniveau an. |
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Schließlich sind wir wieder zu ebener Erde angekommen. Die Baumreihe am Horizont rechts im Bild markiert den Verlauf der B180 in Richtung Waldenburg. |
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Dann ist die Grumbacher Straße erreicht: Ein Blick zurück nach Reichenbach. Da die Gleise hier ebenerdig verliefen, wird es an dieser Stelle wohl eine Schrankenanlage gegeben haben.
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Mit einigen historischen Fotos schauen wir noch einmal auf den damaligen Tagebau zurück.
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Die Tagebaurestlöcher 1973. Foto: St. Köhler |
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Die Tagebaurestlöcher 1973. Foto: St. Köhler |
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Die Tiefschürfe im Tagebau 1973. Foto: St. Köhler
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Wir haben inzwischen entlang der alten Bahntrasse die Rückseite der Grundstücke an der Nordstraße in Callenberg erreicht. Man sieht schon am Bewuchs, daß dieser Abschnitt nicht mehr viel begangen wird. Auch wir drehen hier um und suchen uns einen neuen Startpunkt für den letzten Trassenabschnitt. |
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Von unserem Parkplatz an der B180 aus sind wir jetzt die Nordstraße ein Stück hinunter spaziert und werfen noch einen Blick auf die Deponie, die heute diesen ehemaligen Tagebau zum großen Teil ausfüllt. |
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Schau an: Zwischen den Platten auf der Deponiezufahrt hat man doch glatt ein paar Schienen vergessen. Die Meßlatte bestätigt die Spurweite von 90 cm. |
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Neben der Deponiezufahrt erkennt man auch noch den Trassenverlauf; linkerhand sehen wir auch noch das Fundament eines Oberleitungsmastes. Leider ist die Trasse eingezäunt und gehört zum Deponiegelände. Wandernde Tiere haben hier schlechte Karten. |
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An der Nordseite der Altenburger Straße sieht es besser aus: Hier setzt sich der alte Trassenverlauf noch gut erkennbar im Gelände fort. Das Wäldchen rechts im Hintergrund markiert bereits den kleinen Tagebau am Erzkörper 7. |
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Dann steht man aber am Feldrand vor diesem Schild. Aha. Respektieren wir normalerweise, aber da wir weder Baden noch Angeln wollen, suchen wir nicht erst, wer denn der private Besitzer sein könnte (Wenn man schon die Erlaubnis verlangt, könnte man ja mal eine Adresse oder Telefonnummer hinschreiben…), sondern folgen der schon ziemlich verwachsenen Bahntrasse links davon und werfen mal einen kurzen Blick ins Gelände. |
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Neben dem alten Tagebau ist die Trasse noch ganz gut zu erkennen und wie immer durch Ruderalpflanzen und Birken markiert. Um den kleinen Ameisenhaufen gehen wir natürlich schön vorsichtig herum. |
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Da es auch weder Vogelbrutzeit, noch Vegetationsperiode ist, gehen wir an einer lichten Stelle mal die paar Schritte durch das Wäldchen hinüber und werfen auch einen schnellen Blick in den Tagebau, der heute komplett unter Wasser steht. |
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An der Nordostseite stehen noch ein paar Klippen vom Serpentinit an. |
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An diesem noch frühen Spätsommer- Morgen steigt gerade der Nebel über dem Wasser auf und selbst die Vögel schlafen noch… |
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Zurück zur Trasse erreicht man schnell den Waldrand… |
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…wo man allerdings feststellt, daß gerade ein weiteres Stück des Gehölzstreifens entlang der Nickelbahntrasse beseitigt wurde. Hier hat die landwirtschaftliche Nutzung nach heutigen wirtschaftlichen Kriterien offenbar Vorrang… |
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Auf älteren Luftbildern von Google-Earth kann man den Trassenverlauf noch ganz gut sehen. |
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Vom Spielsdorfer Grund aus sieht man den gerade gerodeten Streckenabschnitt. |
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Auf der anderen Seite der Straße ist der Bahndamm noch da, allerdings auch hier Privatgelände. Die Nutzung als Wildgehege erhält immerhin das technische Denkmal, die Zäune zerschneiden aber auch hier das „Grüne Band“ der alten Bahntrasse. |
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Wildtiere kommen hier genauso wenig entlang, wie wir. Also drehen wir um, parken am Waldrand in Richtung Waldenburg und suchen den Rest der alten Bahntrasse… |
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Vom Wanderparkplatz an der B180 aus sind die Wanderwege gut ausgeschildert. |
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Wir folgen dem Muldental- Wanderweg zurück zur B180… |
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Nach dem Überqueren der Bundesstraße findet man einen Hinweis auf das „Biotop“… |
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…und ein paar Schritte zurück Richtung Callenberg den Wegweiser, den wir suchen: NSG Callenberg Nord II. Da also geht´s lang. |
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Entlang des Wirtschaftsweges am Waldrand erreicht man nach wenigen hundert Schritten den früheren Tagebau; auch hier durch den Baumbestand schon von weitem kenntlich. |
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Eine Informationstafel weist auf das Naturschutzgebiet hin und lehrt uns, daß hier der Braungrüne und der Keilblättrige Serpentin-Streifenfarn wachsen und etliche andere seltene Pflanzen, wie Tannen-Bärlapp, Ungarisches Habichtskraut oder Roter Zahntrost, alles in allem haben die Biologen inzwischen allein schon 182 verschiedene Pflanzenarten gefunden…
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Etwas widersprüchlich fanden wir nur den Hinweis auf das Betretungsverbot einerseits und den Vorschlag, die Möglichkeiten zur ruhigen Beobachtung der Tiere und Pflanzen zu nutzen und zu genießen. Wie geht das eine ohne das andere…
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Die Schranke jedenfalls ist längst zugewachsen… Die hat sich die Natur hier selbst zurückgeholt. |
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Stattdessen führt ein offensichtlich oft begangener Trampelpfad drum herum direkt zum Tagebau. Wir sind so frei und nehmen den auch einmal… |
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Nur ein paar Schritte hin hat man von der Abraumkante aus einen ersten Blick auf den See… |
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…und gelangt auf eine Geröllfläche am Ufer, wo man wieder einmal staunt, wie wenig Boden manche Pflanzen brauchen. Um diese Jahreszeit wächst freilich nicht mehr wirklich viel. |
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Vielleicht ist dies das Ungarische Habichtskraut? Das ist nicht unser Fachgebiet und so versuchen wir, respektvoll drum herum zu laufen. |
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Andere scheinen es nicht so ernst zu nehmen und die Fläche gelegentlich als Camping- und Grillplatz zu nutzen… |
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Das Wasser ist heute klar und glatt wie ein Spiegel… |
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…und auch wir lassen uns hier am Ufer einmal nieder und genießen den Anblick. |
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Dies ist ein Platz zum Innehalten. |
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Nur Tiere zum Beobachten entdecken wir trotz Zoom heute keine. Macht nichts – vielleicht ein anderes Mal… |
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Wir haben unsere Bilddokumentation in der Ausstellung in Reichenbach begonnen, nun enden wir hier auch: Dieses Landschaftsmodell haben die Bergbau- und Heimatfreunde sogar mit einer Modellbahn, Spurweite N, ausgestattet. Wir haben unser Foto am Computer noch beschriftet und blicken nun, mit dem letzten Tagebau im Rücken, über unseren Weg entlang der Nickelbahntrasse zurück nach Süden.
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Wir hoffen, daß wir unsere Leser auch mit diesem Beitrag wieder an ein Kapitel – diesmal der jüngsten – Bergbaugeschichte Sachsens erinnern konnten, auch wenn nur noch wenige Zeugnisse davon übriggeblieben sind. Gerade die Bergbaufolgelandschaften waren für uns hier besonders interessant. Nicht nur in den früheren Braunkohlenrevieren sind nämlich Neuseelandschaften entstanden – auch hier rund um Callenberg. Wenngleich diese in ihrer Größe mit jenen nicht vergleichbar und selbst im Landschaftsbild eher wenig prägend sind, so sind sie doch noch immer wiederzufinden und haben ihren Charakter vollkommen gewandelt: Es sind grüne Oasen entstanden, die tatsächlich noch über einige Kilometer von der alten Nickelbahntrasse, wie mit einem grünen Band, untereinander verbunden sind. Zumindest noch teilweise… Was uns dabei nachdenklich gemacht hat, sind folgende zwei Punkte: Was nützt der beste Naturschutz, wenn man ihn „wegsperrt“ ? Die Neugierigen suchen sich ohnehin einen Zugang – die sind nicht aufzuhalten – und deshalb täte man gut daran, auch in Naturschutzgebieten Wege zu schaffen, hier vielleicht sogar einen gedeckten Beobachtungspunkt für Naturfreunde wie uns, um so den Zutritt auf einige wenige Abschnitte des Naturschutzgebietes zu kanalisieren, an denen kein Schaden angerichtet werden kann. Klappern gehört bekanntlich zu jedem Handwerk – unseres Erachtens genauso zum Naturschutz – und es ist nicht ausreichend, gelehrte Publikationen darüber zu schreiben. Die liest erfahrungsgemäß kaum einer… Zum anderen sind wir enttäuscht, daß man das „Grüne Band“, das wir zwischen St. Egidien und der Autobahn im Süden und auch zwischen Reichenbach und Callenberg Nord I noch verfolgen konnten, inzwischen an mehreren Stellen durch Zäune oder Rodung durchtrennt hat. Dem Landschaftsschutzgebiet am „Erzkörper 7“ z. B. nützt es wenig, wenn es zunehmend isoliert auf der Hochfläche „herumliegt“. Die alte Nickelbahntrasse hätte eine prima Verbindung zwischen dem Lungwitztal, dem Oberwald und dem NSG am ehemaligen Tagebau Callenberg Nord II mit dem zum Muldental verbindenden Hellmannsgrund dahinter bieten können. Nicht nur für Wanderer, sondern eben auch für Tiere. Eigentlich schade… Glück Auf ! J. B.
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Weiterführende Quellen Allgemeine Quellen
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