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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Zur Lage und regionalen Geschichte
Zur Geologie

Zur Bildung der Eisenerzlagerstätten im Raum Cunsdorf
Die geologische Situation im Traugott Stolln und seinem näheren Umfeld
Zur Montangeschichte
Alte Nachrichten vor 1850
Zu den Abbauversuchen der Segen des Herrn Fundgrube (1855-1857)
Zum Abbau durch die Heinrich Fundgrube (1856-1883)
Eine
Kartei-Leiche der Königin Marienhütte: Isolde Gegentrum (1867-1878)
Spekulationsobjekte der Gründerzeit: Lehmann's Glück Fundgrube (1872-1877)
Zum Abbau der Gelberde nach 1869
Das letzte Kapitel der Bergbaugeschichte ?
Der Tagesbruch auf dem Heinrich Stolln im Jahr 2006
Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2020
Der Trau Gott Stolln
Sanierung der Tagesbrüche zwischen Brunn und Reuth
Verbliebene Zeugnisse
Weiterführende Quellen
 

  

Zum Eisenerzbergbau bei Brunn, Cunsdorf und Friesen
nördlich von Reichenbach i
m Vogtland

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrages bei

  • dem Bauherrn, dem Sächsischen Oberbergamt in Freiberg,
  • bei den bauausführenden Unternehmen:
    - Bergsicherung Sachsen GmbH, Schneeberg (Heinrich Stolln),
    - der SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH (Traugott Stolln) und
    - der BST Freiberg GmbH & Co. KG (Tagesbrüche zwischen Brunn und Reuth)
  • bei den baubegleitenden Ingenieurbüros,
    - der TABERG-OST GmbH, Chemnitz,
      namentlich bei Herrn G. Richter für die Unterstützung bei der geologischen
      Dokumentation und kritische Durchsicht unseres diesbezüglichen Kapitels und
    - der G.U.B. Ingenieur AG, Zwickau.
  • bei Herrn N. Lauer, Reuth, für historisches Bildmaterial, sowie
  • bei Herrn U. Becker, Freiberger Münzfreunde, für Auskunft zur Fledermaus

Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom Dezember 2021 vom Qucosa- Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF- Format herunterladen.

https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-771060

Dieser Beitrag ist seit März 2021 online, die letzte Ergänzung erfolgte im  März 2023.

    

 

 

Zur Lage und regionalen Geschichte

 

Cunsdorf bildet einen Ortsteil der Stadt Reichenbach im Vogtland. Die Stadt Reichenbach liegt im nördlichen Teil des sächsischen Vogtlandes, direkt an der Grenze zu Ostthüringen.

Naturräumlich wird die Landschaft als „Mittelvogtländisches Kuppenland“ bezeichnet und der Einheit „Sächsisches Bergland und Mittelgebirge“ zugerechnet. Dabei sind Reichenbach und der Ortsteil Cunsdorf den unteren Lagen der Mittelgebirge zuzuordnen. Die umliegenden Höhenzüge erreichen bis zu 470 m Höhe; das Tal des Friesenbaches südwestlich von Cunsdorf liegt bei zirka 410 m. Die „Karlshöhe“ in der Gemarkung Cunsdorf ist mit genau 469,7 m NN der höchste Punkt der Stadt Reichenbach.

  


Übersicht zur Lage der Region, Cunsdorf und Brunn sind die nördlichen Stadtteile von Reichenbach/V., Schönbach gehört bereits zu Neumark. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Östlich von Cunsdorf ist die Landschaft durch eine flach geneigte Hochfläche mit im Mittel etwa 445 m Geländehöhe geprägt, in die der Friesenbach ein breites, flaches Kerbtal eingeschnitten hat. Der Friesenbach und im Nordosten der Schönbacher Bach leiten die Niederschlagswässer ab. Der Friesenbach mündet nordwestlich von Mylau in die Göltzsch. Der Schönbacher Bach dagegen nimmt noch mehrere kleine Fließgewässer auf und mündet als Oberneumarker Bach bei Steinpleis in die Pleiße. Die Anhöhe zwischen Cunsdorf und Brunn bildet damit gleichzeitig eine regionale Wasserscheide zwischen den Flußsystemen der Pleiße und der Weißen Elster.

  

Cunsdorf wurde im Jahr 1367 als „Cunratsdorf“ erstmals urkundlich erwähnt, als Heinrich Reuß, Vogt von Plauen, dem deutschen Kaiser und böhmischen König Karl IV. die Stadt Reichenbach mit den umliegenden Dörfern verkaufte.

Die Grundherrschaft über das Waldhufendorf lag ab 1577 beim Rittergut Reichenbach. Im 16. Jahrhundert kam Cunsdorf zusammen mit der Herrschaft Mylau an das kursächsische bzw. spätere königlich- sächsische Amt Plauen (wikipedia.de).

Die Schreibweise des Ortsnamens wechselte oft. So schrieb man 1441 Kudorf, 1460 Kunerßdorff und 1461 Conradsdorff. Etwa ab 1791 schrieb man Cunsdorf bey Reichenbach, um Verwechslungen mit dem gleichnamigen, weiter westlich und ebenfalls an der Landesgrenze zu Thüringen gelegenen Ortsteil Cunsdorf von Elsterberg zu vermeiden (hov.isgv.de).

  

Die Herrschaft Pausa war schon seit 1306 im Besitz der Vögte Reuß von Plauen, die sie nach einem Tausch mit den Wettinern gegen anderes Territorium von diesen 1372 als Lehen zurückerhielten. 1460 fiel Pausa ganz an den Kurfürsten Friedrich und wurde zeitweise als eigenes Amt eingerichtet.

Das Gebiet des späteren Amts Plauen ging 1466 aus dem Besitz der Vögte Reuß von Plauen in den der sächsischen Kurfürsten über, die nun ihrerseits Plauen zum Amtssitz ausbauten. Zu diesem Zeitpunkt umfaßte der Landbezirk des Amtes Plauen mit Pausa 73 Dörfer (30013).

1547 gelangten die kursächsischen Territorien im Vogtland zwischenzeitlich an den Burggrafen Heinrich IV. von Meißen, dessen Söhne das Gebiet aber wieder an den Albertiner August verpfändeten und schließlich ganz darauf verzichteten. Gemeinsam mit anderen vogtländischen Besitzungen der Albertiner bildeten diese Ämter seitdem den Vogtländischen Kreis.

Die Stadt Reichenbach ist seit 1212 als Ort urkundlich belegt und befand sich um 1270 ebenfalls im Besitz der Vögte Reuß von Plauen. 1466 fiel die Stadt an den Kurfürsten Friedrich und gehörte seitdem zum Gebiet des Amtes Plauen.

Begünstigt durch den Tuchhandel, wurde Reichenbach zur schriftsässigen Stadt und avancierte 1682 kurzzeitig sogar zum Sitz eines eigenen Kurfürstlichen Amtes, das jedoch 1742 wieder aufgelöst und erneut dem Amt Plauen zugeschlagen wurde (30014).

Zum Amt Plauen mit Pausa gehörten um 1820 zehn Städte (Plauen, Gefell, Auerbach, Elsterberg, Falkenstein, Reichenbach, Lengenfeld, Mühltroff, Mylau, Netzschkau und Treuen) sowie 108 Dörfer und Vorwerke, von denen 72 zu schriftsässigen Rittergütern gehörten. 1802 gehörten 2.400 Untertanen zum Amt.

Die Aufgaben des Amts Plauen übernahm nach der Verwaltungsreform 1856 das Gerichtsamt Plauen. Das Rentamt wurde 1865 aufgelöst (30013).

  

In dem bekannten Album der sächsischen Industrie von L. Oeser aus dem Jahr 1856 findet man leider weder eine nähere Beschreibung der um Reichenbach liegenden Eisenerzgruben, noch der ‒ zu dieser Zeit ja noch gar nicht gegründeten ‒ Farbenwerke. Immerhin aber findet sich in dieser Quelle folgende sehr vorteilhafte Beschreibung der Stadt und ihrer näheren Umgebung:

Reichenbach im Voigtland und dessen Umgebung in industrieller Hinsicht.

„Wir betreten das Voigtland, dessen regsame Bewohner sich theils mit Ackerbau und Viehzucht – wir erinnern an die rühmlich bekannte voigtländische Rindviehrace –, theils mit Fabrikarbeit und dergleichen beschäftigen. Wir finden hier eine bedeutende Anzahl Spinnereien, mechanische Webereien und Manufakturwaarenfabriken, sowie in den höher gelegenen Gegenden aber ansehnliche Eisenwerke und nicht ohne Erfolg betriebenen Bergbau. Ehemals gab es hier selbst Goldwäschereien, namentlich in der Göltzsch, welche von diesen Wäschereien ihren Namen erhielt…

Reichenbach gehört unstreitig zu den wichtigsten Fabrikstädten Sachsens, und die Mehrzahl seiner Bewohner ist bei den in der Stadt selbst, theils auch in nächster Umgebung befindlichen gewerblichen Etablissements thätig. Es liegt in schöner, etwas rauher Gebirgsgegend am Abhange eines Berges und an dem der Göltzsch zufließenden Seifenbach; in der Nähe führt die sächsisch- baierische Eisenbahn vorüber und vermittelt gleich den übrigen hier zusammenlaufenden Straßen den raschen Verkehr nach allen Richtungen. Reichenbachs Einwohnerzahl ist in Folge der immer mehr sich ausbreitenden industriellen Thätigkeit und dadurch bedingten vermehrten Arbeitskräfte, von Jahr zu Jahr im Wachsen begriffen und während es zu Anfang dieses Jahrhunderts kaum 3.500 Bewohner hatte, welche Zahl 1843 auf 6.699 und 1851 auf 7.308 gestiegen war, zählt es jetzt deren 9.127 in 928 bewohnten Gebäuden.

Reichenbach gehörte schon früher zu den wichtigsten Fabrikstädten unsers Vaterlandes und seine Erzeugnisse waren allbekannt, zum Theil selbst berühmt. – Es ist eine uralte Stadt und verdankt seine Entstehung den einst hier sich befundenen reichhaltigen Eisengruben, in deren Nähe sich Bergleute ansiedelten; auch der Seifenbach zog Bewohner an, denn in seinem Sande fand man Goldkörner, welche hier, wie in der Göltzsch, gewaschen (geseift) wurden. Wahrscheinlich hat die Stadt selbst ihren Namen von dem ehemaligen Goldreichthum des Baches, welcher jetzt allerdings gleich dem übrigen Erzreichthum der Gegend spurlos versiegt ist, kaum daß sich noch einige seltnere Minerale zerstreut vorfinden, wie grüne Topase, Granaten u.s.w.

Aus der alten, schon zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts der Stadt von ihrem damaligen Oberherrn, dem Grafen von Reuß ertheilten Privilegien ersieht man, daß Reichenbach schon damals ein für jene Zeit ansehnlicher und eines gewissen Wohlstandes sich erfreuender Ort sein mußte, dessen Hauptnahrungszweige außer dem Bergbau, der Feldwirthschaft und der Viehzucht, besonders Tuch- und Zeugfabrikation und Schönfärberei waren…

In den späteren Jahren lieferte Reichenbach ausgezeichnete Tuche, namentlich Scharlach, welche Farbe durch den hier geborenen Adam Meier eingeführt wurde. Dieser Meier hatte Theologie studirt, sich aber auch stets mit Vorliebe mit Chemie beschäftigt, vielleicht, nach dem Geschmack der damaligen Zeit, bisweilen auch mit Alchymie, und wußte seine so erlangten Kenntnisse nutzbar anzuwenden, denn als er später nach Holland kam und einige Zeit in Amsterdam lebte, erlernte er daselbst die geheim gehaltene Bereitungsart der Scharlachfarbe, wegen welcher Holland damals weltberühmt war. Nach der Rückkehr in sein Vaterland lehrte Meier seinen Landsleuten dieses Geheimniß und wendete dadurch seiner Vaterstadt große Vortheile zu. Dieser verdiente Mann starb als Diakonus in Schneeberg…

Die Stadt wurde von zahlreichen Unglücksfällen heimgesucht. 1429 wurde sie von den Hussiten auf die barbarischste Weise verheert; der dreißigjährige Krieg brachte nicht minder viele Leiden über sie, und namentlich hat sich da der wilde Holke, der im August 1632 hier und in der Umgegend hauste, eine traurige Berühmtheit erworben. Am 30. April 1681 brannten über zweihundert, am 20. August 1720 fünfhundert und beide Kirchen und am 7. Juni 1773 zweihundertvierundachtzig Häuser und eine Kirche ab.

Am 2. Juni 1838 wurde Reichenbach durch Feuer abermals fast ganz vernichtet, denn es verzehrte fünfhundertfünf Häuser, beide Kirchen und das Rathhaus. Aber alle diese Unfälle konnten die Stadt wohl momentan niederbeugen, jedoch nicht auf Dauer, denn nach kurzer Zeit hob sie sich durch die Macht ihrer Industrie zu neuer und schönerer Blüthe…“

 

Der rasche Aufschwung der sächsischen Wirtschaft im Zeitalter der Industrialisierung und die damit zusammenhängende rapide Bevölkerungszunahme machten eine intensivere und differenziertere Verwaltungstätigkeit in der Lokalverwaltung notwendig. Daher wurden 1874 Justiz und Verwaltung auch in der Lokalinstanz getrennt. Die Gerichtsämter behielten nur die Justiz; ab 1879 wurden sie als Amtsgerichte bezeichnet. Die Verwaltungsaufgaben der Gerichtsämter gingen 1874 dagegen an 25 neue Amtshauptmannschaften über.

Die Amtshauptmannschaft Plauen wurde 1874 aus den Bezirken der Gerichtsämter Plauen, Pausa, Elsterberg und Reichenbach gebildet. Sie unterstand ihrerseits der Aufsicht durch die Kreishauptmannschaft Zwickau. Die Amtshauptmannschaft Plauen umfaßte die Städte Elsterberg, Reichenbach, Mühltroff, Mylau, Netzschkau, Pausa und Plauen. Zusammen mit der Stadt Reichenbach wurden natürlich auch die umliegenden Gemeinden durch die Amtshauptmannschaft Plauen verwaltet, u. a. die Orte Brunn, Cunsdorf und Friesen (30048).

   

Mit Wirkung vom 1. April 1924 wurde Cunsdorf nach Reichenbach eingemeindet (30048, Nr. 789).

Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Cunsdorf als Stadtteil von Reichenbach im Vogtland im Jahr 1952 zum Kreis Reichenbach im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt).

Der Landkreis Reichenbach wurde ab 1990 zunächst als sächsischer Landkreis fortgeführt und ging 1996 im Vogtlandkreis auf (wikipedia.de).

  

 
 
 

Zur Geologie

  

Aus regionalgeologischer Sicht gehört das Gebiet nördlich von Reichenbach dem nordwestlichen Randbereich des Vogtländischen Synklinoriums an, einem Teilgebiet der Vogtländisch- Mittelsächsischen Synklinalzone.

Östlich von Cunsdorf werden devonische Schichtenfolgen von karbonischen Gesteinen überlagert. Das Oberdevon wird hier in erster Linie durch schwarze Tonschiefer, Schluffschiefer und Knotenkalke repräsentiert, in welche submarine, basische (kieselsäurearme) Effusiva (sogenannte „Pillow- Basalte“) eingelagert sind. Der englische Begriff pillow (Kissen) kennzeichnet dabei charakteristische rundliche Formen, die bei der sehr schnellen Abkühlung der auf dem Meeresgrund austretenden Lava entstehen.

Für solche, in der Folgezeit metamorph umgebildeten basaltischen Eruptivgesteine (Metabasite) sind in der älteren Literatur die Bezeichnungen „Grünstein“ und „Diabas“ verbreitet.

Im Schiefergebirgsstockwerk der Vogtländischen Synklinale begannen die tektonischen Aktivitäten an der Wende vom Mittel- zum Oberdevon. Durch Intraplattenspannungen entstanden vorwiegend NO- SW- streichende Störungszonen, an welche auch die Pillowbasalte als Intraplattenbasalte gebunden waren. Im Raum Cunsdorf sind als untergeordnete tektonische Strukturen auch N- S- streichende Störungen kartiert worden.

Schon im Oberdevon, noch intensiviert im Unterkarbon (früher auch als „Culm“ bezeichnet), kam es während der beginnenden variszischen Orogenese zu regionalmetamorpher Beanspruchung, Faltung und Heraushebung von Krustenbereichen. Dabei verschob sich die Küstenlinie nach Norden und über den altpaläozoischen Tiefseesedimenten lagerten sich nun vermehrt grobkörnigere Schluffe und Sande in den Randmeeren ab.

Die über den Meeresspiegel herausgehobenen Gesteine wurden durch die Erosion wieder abgetragen. Der Abtragungsschutt lagerte sich im Unterkarbon als flyschartige Sedimente diskordant über den devonischen Gesteinen ab. Diese unterkarbonische Gesteinsfolge umfaßt nördlich von Reichenbach im Wesentlichen eine Wechselfolge von verschiedenfarbigen Tonschiefern, Grauwacken und Sandsteinen („bunte Tonschiefer“). Auch diese Gesteine wurden im Rahmen der variszischen Orogenes noch grünschieferfaziell metamorph überprägt.

  
Zur Geschichte der geologischen Kartierung im Raum Cunsdorf

 

Die systematische geologische Kartierung begann auch in dieser Region Sachsens mit der geognostischen Landesuntersuchung am Anfang des 19. Jahrhunderts. Deren Ergebnisse flossen dann in die ab 1836 herausgegebenen geognostischen Karten Sachsens ein.

  


Petrographische Charte über einen Theil des Voigtländischen Kreises, entworfen und gezeichnet im Jahre 1825 von Carl Wilhelm Schmidt. Dieser Geologe hielt 1825 in der Zeit der geognostischen Landesuntersuchung südlich von Cunsdorf und Schönbach einen Streifen von „Übergangs-Grünstein“ (grau) unter „aufgeschwemmten Gebirge“ (braun) aus. Eisenerzlagerstätten hat er keine festgehalten. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Geognostische Untersuchungskommission beim Oberbergamt), Nr. 79, Blatt 173, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

   


Geognostische Karte von Sachsen, Blatt
XIX: Kahla - Reichenbach, gedruckt 1846, Ausschnitt. Ein Erläuterungsheft gibt es zu diesem Blatt am westlichen Rande des Königreichs Sachsen leider nicht. Die hell blaugrünen Farben markieren verschiedene oberdevonische Schiefer, vor allem Tonschiefer, die dunkelgrüneren darin eingelagerte Diabase. Die ockerbraunen Farben markieren Sedimentablagerungen des Unterkarbons.

      

Albert Schiffner erwähnte in seinem Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Erste Lieferung, den Zwickauer Kreisdirektionsbezirk enthaltend, erschienen im Verlag Friedrich Fleischer in Leipzig, 1839, die umliegenden und dem Kreisamt Plauen angehörigen Orte nur kurz und hielt fest:

9) Brunn bei Reichenbach… liegt in coupirter Gegend an der greitzischen Gränze…. Vor 70 Jahren (Also schon um 1770 ?) grub man hier viel Gelberde.“ (S.378)

15) Cunsdorf bei Reichenbach (= Konradsdorf; unterm Rittergut Friesen…) begreift das in O. entlegene Gut Salzmeste, und hat ein Lehngericht mit Gasthof, auch mächtige Lager von Gelberde. Man findet ferner Kerolith oder aber Pikrolith, im Grünsteine aber Serpentin, Schillerstein und Kymatin.“ (S. 379) und schließlich noch:

„30) Friesen … liegt am Friesenbache ½ Std. NWlich von Reichenbach an der Greitzer Straße und Gränze, in nur mäßig fruchtbarer Hügelgegend, aus welcher in NO. der dürre Berg ansteigt… Zum Rittergut gehören außer Friesen und Cunsdorf auch Theile von Waldkirchen, Oberreichenbach, Ober- und Unterheinsdorf. Der hiesige Grauwackenschiefer enthält Gelberde.“

Die von A. Schiffner unter dem Stichwort Cunsdorf aufgeführten und teilweise veralteten Mineralbezeichnungen sind wie folgt zu verstehen (mineralienatlas.de):

Kerolith: ist eine untergeordnete Varietät von Talk und wird auch als Gemenge aus Serpentin und Saponit angesehen. Die chemische Zusammensetzung zeigt, daß es sich im Wesentlichen um wasserhaltige Magnesium- Schichtsilikate handelt, denen ein gewisser Nickelgehalt ihre grünliche Farbe verleiht: (Mg,Ni)3Si4O10(OH)2 ∙ H2O.

Pikrolith: ist eine veraltete Bezeichnung für Antigorit (im Gegensatz zu dem meist faserig- stenglig aufgebauten Aktinolith (Aktinolith- Asbest) auch als Blätterspat bezeichnet). Feinkörnig- dichte Stücke sind unter der Bezeichnung Serpentin auch als Werkstein bekannt. Es handelt sich ebenfalls um ein Magnesium- Schichtsilikat: (Mg,Fe2+)3Si2O5(OH)4.

Bei den Bezeichnungen Schillerstein und Kymatin sind auch Spezialisten überfragt, was A. Schiffner damit früher gemeint haben könnte. 

Talk und Serpentin sind jedenfalls typische Verwitterungsprodukte basischer Ergußgesteine, wie der hier ursprünglich abgelagerten ordovizisch- devonischen Grünsteine und Diabase. Die Minerale zeichnen sich meist durch eine grünliche Färbung und in jedem Falle durch geringe Härte aus und ähneln daher den Tonmineralen.

 


Gelegentlich findet man unter den Lesesteinen auf den Feldflächen auch heute noch dunkle Stücke des mehr oder weniger fein- oder grobkörnig ausgebildeten Diabases. Je größer die Mineralkörner (auffällig sind besonders die hellen Plagioklase im linken Stück), desto länger hatte das Magma Zeit  zum Abkühlen. Die feinkörnigeren Stücke sind basaltische Lava- Gesteine. 

  


Die faserig „ausgewalzten“ hellen Minerale auf diesen Kluftflächen stellen Gemenge der oben erwähnten, meist retrograd metamorphen und Magnesium- haltigen Schichtsilikate Serpentin und Antigorit dar.

    


Die faserige ‒ fast Asbest- artige ‒ Struktur dieser Mineralschichten (daher auch „Aktinolith- Asbest“) geht auf die tektonische Beanspruchung des Gesteins bei seiner Heraushebung während der variszischen Orogenese zurück.

   

Der nächste Schritt der geologischen Untersuchung folgte auch hier mit der Erstellung der geologischen Spezialkarten des Königreichs Sachsen am Ende des 19. Jahrhunderts. Da Reichenbach nun aber nah an der Grenze der damaligen Reußischen Rezeßherrschaften liegt und da das betreffende Kartenblatt, der Blatteinteilung anhand der parallel entstandenen Äquidistantenkarten von Sachsen geschuldet, nur zum kleineren Teil noch auf königlich- sächsischem Territorium lag, findet man auch zu dieser geologischen Karte leider kein Erläuterungsheft.

  


Ausschnitt aus der Geologischen Karte von Preußen und seinen Nachbarländern, Blatt 123: Greiz und Reichenbach, 1. Auflage 1892, geologisch bearbeitet von K. Th. Liebe und E. Zimmermann von 1874 bis 1888. Auch zu diesem Blatt aus der Serie der geologischen Karten existiert kein Erläuterungsheft - jedenfalls haben wir bislang noch keines finden können. Die umgedrehten Symbole Schlägel und Eisen markieren auflässige Bergwerke, am oberen Bildrand lag die Heinrich Fundgrube.

 

Die Farben und Signaturen in dem Kartenausschnitt oben bedeuten nach der Kartenlegende:

dunkelbraun: ρ … bunte Tonschiefer, z. T. mit sandigen Lagen in c1 (Unterer Culm)

hellbraun: c2ρ … bunte Grauwacken und Sandsteine (z. T. wohl auch unterer Culm)

hellgrün, horizontal schraffiert: γDiabasbrekkzien und Tuffe (Oberdevon)

olivgrün: t1Tonschiefer (Unterdevon)

dunkel- blaugrün: DF ... Diabase.

   

Diese geologischen Karten weisen ziemlich genau im fraglichen Bereich und seinem unmittelbaren Umfeld wenigstens zwei markante, annähernd in Nord- Süd- Richtung orientierte Grenzen innerhalb der unterkarbonischen Gesteine aus. Ob es sich dabei in beiden Fällen aber tatsächlich um tektonische Störungen oder aber um Diskordanzen handelt, ist nicht mehr sicher zu beurteilen. Entsprechend der Hauptachse des vogtländischen Synklinoriums herrschen sonst erzgebirgische und herzynische Streichrichtungen bei den Störungssystemen im Vogtland vor.

Die in dieser Karte verzeichneten Bergwerkssymbole sind sämtlich umgekehrt, da zumindest der Eisenerzbergbau im Erscheinungsjahr 1892 dieses Kartenblattes bereits wieder zum Erliegen gekommen war.

  


Ausschnitt aus der aktuellen Geologischen Karte von Sachsen 1:50.000.
Bildquelle: geoportal.sachsen.de, Abfrage 2019.

    

Die heutigen geologischen Karten sind mehr stratigraphisch als petrographisch angelegt. Auch darin findet man ‒ wenn auch weiter westlich ‒ Nord- Süd- orientierte Grenzen zwischen den oberdevonischen und den unterkarbonischen Gesteinen.

Mittelgrau (im Bild links oben) sind hier unterkarbonische Sandsteine, meist massig und hellgrau, darin nur selten geringmächtige Siltschiefer eingeschaltet, dargestellt; etwas dunkler grau (an der Grenze zur braunen Fläche östlich) Siltschiefer (Schluffschiefer), selten feinsandig gebändert, meist dunkelgrau und nur anchimetamorph beeinflußt (worunter ein sehr niedergradiger Bereich zu verstehen ist, der noch zwischen der Diagenese und der eigentlichen Gesteins- Metamorphose einzuordnen ist. Der Temperaturbereich lag dabei nur bei 200-350°C.).

Mit der hellbraunen Farbe haben die Geologen (tuffitische) Phyllite, Metagrauwacken, Metatuffite und Metabasaltoide gekennzeichnet, die dem Oberdevon angehören und überwiegend epizonal metamorph beeinflußt sind (Grünschiefer- Fazies). Durch die Metamorphose sind sie zumeist zu Chloritschiefern umgebildet.

Die Chlorite stellen eine weitere Gruppe Magnesium- haltiger Schichtsilikate dar, die nur in einigen Sedimentgesteinen sowie in niedergradig- metamorphen Gesteinen vorkommt. Insbesondere bei retrograder Metamorphose, d. h. beim Aufstieg der Gesteinskörper an die Erdoberfläche, bilden sich Chlorite sehr häufig als Umwandlungsprodukte aus Amphibolen, Pyroxenen, Granat oder Biotit. Auch die Chlorite besitzen meist eine grüne Farbe.

Die dunkelgrünen Farben in der Karte oben schließlich kennzeichnen das Auftreten von Metabasaltoiden (dem eigentlichen Diabas), intrusiv, teils dicht bis grobkörnig, teilweise auch mit porphyrischer Struktur. Sie treten aber nur südlich von Cunsdorf im Talgrund des Friesenbaches zutage aus.

Die rötlich- braune Fläche weiter östlich kennzeichnet Oberflächenausstriche von Tonschiefern und z. T. Schluffschiefern, grüngrau bis dunkelgrau, schwarzgrau, z. T. rotgrün gebändert mit kalkigen Lagen, z. T. auch quarzitisch gebändert oder kieselig, aus dem Unterdevon (geoportal.sachsen.de).

Auf der alten geologischen Karte sind leider keine Profilschnitte enthalten, jedoch kann man aus ihrer Altersabfolge schließen, daß die Gesteinsschichten flach nach Westen geneigt sind, so daß die ältesten Gesteine im Osten zutage ausstreichen. Für die Bestimmung des Gesteinsalters erschwerend kommt aber hinzu, daß in diesen Gesteinen kaum Reste von Flora und Fauna gefunden wurden und es während der variszischen Orogenese zu Deckenstapelungen kam, die das geologische Gesamtbild noch verkompliziert haben.

Bedingt durch diese wechselvolle Gesteinsabfolge und die ungleichmäßige Verwitterung der verschiedenen Gesteine wechseln auch im unverritzten Zustand auf kurze Distanz die Eigenschaften sehr schnell. Teils ist das Anstehende sehr gebräch, entfestigt, lehmig- weich, teils kann es aber auch sehr hart und standfest sein. Auch aufgrund der tagesnahen Lage der hier bebauten Lagerstätten war bei den noch beschriebenen Erkundungs- und Sicherungsarbeiten eine verstärkte Auflockerung und Zerklüftung des Anstehenden zu verzeichnen.

   

 
 
 

Zur Bildung der Eisenerzlagerstätten im Raum Cunsdorf

  

Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier berichtete 1788 in seiner Mineralogischen Geographie der Chursächsischen Lande über den Bergbau im Vogtland (S.319ff):

LX.

Der Bergbau in dem voigtländischen Waldrevier wird nur an einzeln zerstreuten Orten geführet, und die meisten Gruben bauen, sowohl in Schiefer- als Granitgebürge, auf Zinn…“

Namentlich zum Eisenerzabbau schrieb Charpentier (S. 322 f):

Eisenstein ist nach den Kupfererzen das vorzüglichste Erz, das mächtige Gänge in großen Distanzen ausfüllet. (…) Merkwürdig ist es, daß der Eisenstein in dem voigtländischen Landrevier, außer der vielen beigemengten Eisenocker, durchgängig aus dem braunen und schwarzen Glaskopf, und nicht, wie in dem Granit- und Gneußgebürgen, aus dem bekannten rothen Eisensteine und Glaskopf bestehet. Man findet ihn derb, tropfsteinartig, unter vielen veränderten Gestalten, und zuweilen in sehr schönen Drusen. Außer dem Eisenstein, der in Gängen bricht, finden sich auch noch Lager eines braunen Eisensteins in der Gegend von Heinsdorf, und bey Reichenbach, und sind vorzüglich an ersterm Orte seit geraumer Zeit bekannt, und öfters mit Vortheil gebauet worden. (…)

Der Bau auf allen diesen Gängen hat sich bisher mehr in die Länge, nach ihrem Streichen, als in die Tiefe erstrecket; denn man ist in keiner Grube noch nicht einmal 150 Fuß tief gekommen, und wie wenig ist dieses nicht für Gänge, besonders für Eisensteingänge von der vorherbeschriebenen Mächtigkeit! Man will zwar bey einigen bemerket haben, als ob sie, je tiefer man mit Absinken käme, immer schmäler würden; doch kann diese Beobachtung, in so ferne sie richtig seyn sollte, noch keine gegründete Vermuthung geben, daß sie sich endlich ganz verlieren möchten, da, wie bekannt, die Breite der Gänge eben den Veränderungen, wie das Streichen und Fallen derselben, unterworfen ist, und in einer so geringen Tiefe noch nichts Entscheidendes von dem Verhalten eines Ganges in mehrer Tiefe gesagt werden kann…“

 

In späteren historischen Quellen heißt es zum Bergbau im Vogtland dann (Schurig,1875): „Der Bergbau des Vogtlandes beruht in der Gegenwart fast nur auf der Gewinnung von Eisenerzen… Sie kommen der Lagerung nach meist in Gängen von oft bedeutender Mächtigkeit vor, doch sind auch Lager von Eisenerzen bekannt, z. B. bei Reichenbach und in Heinsdorf. Diese Lagerstätten finden sich theils an den Grenzen der Diabase, wo diese im Contact mit Grauwacke und Thonschiefer stehen, theils mitten im Grünstein… aber immer in der Nähe der Contactlinien…“ (S. 59)

Tektonische Störungen und Klüfte bilden naturgemäß Zirkulationswege für Grundwasser. Entlang der Störungen kommt es daher zu verstärkter Verwitterung und Auslaugung oder ‒ je nach geologischer Situation ‒ auch zum Absetzen zahlreicher Minerale. Grundlage für die Migration der Elemente und die Mineralumwandlungen sind dabei oftmals unterschiedliche chemische Eigenschaften der Gesteine an ihrem Kontakt oder zwischen den Kluftwässern und den Gesteinen (z. B. saure Wässer und basisches Gestein) sowie das Bestreben der Natur, diese Unterschiede auszugleichen.

Im Cunsdorfer Bergbaurevier wanderte das in silikatischen Mineralen der basischen Ablagerungen gebundene Eisen (Basalte enthalten bis zu 13 Masse-% Eisen) unter Auflösung der Minerale zu Eisenionen in Richtung der grundwasserführenden Klüfte und Störungen und setzte sich dort in Form von oxydischen und hydroxydischen Eisenmineralien (Limonit bzw. Brauneisenstein und Hämatit) wieder ab. Zusätzlich kommt es durch die Oberflächennähe besonders unter subtropischen (z. B. in den Warmzeiten zwischen den Eiszeiten) und tropischen Bedingungen oberflächennah zu einer Anreicherung von Eisenmineralien (zunächst hämatitisch (lateritische oder Roterdeverwitterung), bei weiterer Aufoxidierung dann Limonit). Auch später noch bewirkten versickernde Oberflächenwässer (Niederschläge, Tauwässer) das Fortschreiten der Verwitterung der anstehenden, klüftigen Effusiva sowie weitere Mineralumlagerungen. Es handelt sich hier also um Verwitterungslagerstätten, was auch ihre Oberflächennähe und ihre geringe Tiefenerstreckung erklärt.

Diese an Störungen (gangförmig) und Klüfte gebundenen Eisenerze sowie die parallel zur Tagesoberfläche ausgebildeten limonitischen Lagen waren hier bei Reichenbach der vorrangige Gegenstand des Erzbergbaus. Die Erzvorkommen sind dabei in Form von unregelmäßigen Nestern und Lagern im Gebirge verteilt. Nach Beschreibungen in den Betriebsakten zur Heinrich Fdgr. baute man östlich von Cunsdorf Gänge bzw. Erzlager ab, welche mit wechselnder Neigung zwischen 45° und 75° vorwiegend in westliche Richtungen eingefallen seien. Die nördlich der Brunner Straße erschlossenen „Erzgänge“ führten in erster Linie Brauneisenstein (Limonit), weit seltener Roteisenstein (Hämatit). Die kleinen grundeigenen Eigenlehnergruben südlich der Brunner Straße dagegen bauten vorrangig im Tagebau ganz oberflächennah erdigen bis dichten Limonit ab, der sich hier in unregelmäßig verteilten Nestern ‒ manchmal auch entlang der Störungszonen angeordnet, was ihnen den Anschein eines Erzganges gab ‒ angereichert hatte.

Der Mineralname Hämatit bezeichnet dabei das Oxid des dreiwertigen Eisens (FeIII2O3). Unter oxydierenden Umweltbedingungen werden weitere Hydroxyl- Gruppen in das Mineral eingelagert und es bildet sich Limonit.

Eisen-III-Oxid (Hämatit) und Wasser

 

Eisen-III-Hydroxid (Limonit)  

FeIII2O3 + H2O 

 2 FeIIIO[OH] 

Als Limonit (allgemein FeIIIO[OH] ∙ n H2O) werden von den Mineralogen eigentlich Gemenge verschiedener, gewöhnlich mehr oder weniger wasserhaltiger Eisen- Hydroxide ohne erkennbare Kristalle (amorph oder kryptokristallin) bezeichnet. Sie setzen sich vorwiegend aus dem ‒ tatsächlich nach dem ja bekanntlich auch geologisch sehr interessierten und als Minister im Herzogtum Sachsen- Weimar- Eisenach auch für den dortigen Bergbau zuständigen Dichter Johann Wolfgang Goethe benannten ‒ Goethit (α-FeIIIO[OH]), sowie aus dem eine etwas andere Kristallstruktur aufweisenden Lepidokrokit (γ-FeIIIO[OH]) zusammen.

Wie jedem bekannt sein dürfte, entstehen auch beim Verrosten von Stahl und Eisen meist dunkelbraun gefärbte Eisenhydroxide. Wer schon einmal Rostflecken aus der Kleidung waschen wollte, weiß auch, daß diese Mineralgemische eine ganz hervorragende Färbekraft besitzen.

  

Wirklich hydrothermale Erzgänge gibt es im Vogtland natürlich auch. Solche sind zum Beispiel aus der Region Schönbrunn und Bösenbrunn oder von Klingenthal und Graßlitz (auf der böhmischen Seite) bekannt.

Im Gegensatz zu den Verwitterungslagerstätten zeichnen sie sich dadurch aus, daß das primäre Eisenerz dann häufig der Eisenspat (Siderit, das Eisenkarbonat Fe[CO3]) bildet, der seinerseits (unter oxydierenden Bedingungen) auch wieder zu Limonit verwittern kann.

Außerdem treten dann aber stets auch einige andere Minerale, wie Kalkspat, Flußspat, seltener Schwerspat sowie ‒ meist nur in geringen Mengen ‒ auch Kupferkies und Rotnickelkies in diesen „echten“ Erzgängen auf.

  


Aufgrund ihrer Verwitterungsbeständigkeit findet man auch heute noch Eisenstein- Gerölle auf den Feldern bei Cunsdorf. Dieses hier zeichnet sich durch Milchquarz- Einsprenglinge aus und ist daher besonders hart.

   


Wenn sie ein paar Jahre lang von Pflug und Egge hin und her geschoben worden sind, wirken besonders verkieselte Stücke fast wie poliert. C. H. Müller berichtete 1856, daß man solche Gerölle zu seiner Zeit auch als „Landsteine“ bezeichnet, gesammelt und an die Eisenhütten verkauft habe.

   


Noch ein solches Exemplar. Am besten sucht man sie nach der Frühjahrsbestellung an einem etwas regnerischen Tag. Wenn das Regenwasser den Staub abgespült hat, fallen diese Stücke sofort ins Auge. Beim Aufheben bemerkt man dann das vergleichsweise hohe spezifische Gewicht. Wie im historischen Kapitel noch zu lesen ist, wurden diese Gerölle auch zu Zeiten der Heinrich Fundgrube noch von den Feldern und Wegen aufgelesen...

    


Dieses Stück ist noch matt und stammt aus den Aushubmassen während der Aufwältigung des dritten Tagesbruches bei Cunsdorf.

    


Beim Aufschlagen muß man sehr aufmerksam sein, da besonders der fast immer enthaltene Quarz leicht splittert.

   


Auf den frischen Bruchflächen findet man dann auch solche fast schwarzen, metallisch glänzenden, derben Partien von Limonit (Brauneisenstein) zwischen braunen, eher feinkörnig- dichten Limonitlagen. Die braune Strichfarbe belegt, daß es sich bei beiden Mineralien um Limonit handelt.

    


Schlägt man solche Brocken quer auf, finden sich manchmal in den Zwickeln zellig ausgebildeter Partien dichten Brauneisensteins auch solche gelbbraunen und unter dem Mikroskop erkennbar feinnadlig ausgebildeten Aggregate des Goethits.

   


Typisch für den Brauneisenstein sind oft solche kollomorph gebildeten, radialstrahligen Aggregate, die eine tiefschwarze Farbe und eine nierig- traubige Oberfläche aufweisen und aufgrund ihrer Oberflächenform und braunen Strichfarbe auch als Brauner Glaskopf (die Bezeichnung wurde wohl abgeleitet von einem runden Glatzkopf) bezeichnet werden. Dieses Stück stammt aus Atterode in Thüringen und wurde im Jahr 1980 gefunden. Sammlung und Foto: J. Boeck, Breite dieses Stücks zirka 12 cm.

  


Durch dieses Stück mit feinstkörnigem, daher gelb erscheinendem Limonit geradezu imprägnierten Metatuffit zieht sich ein Trümchen schwarzbraunen Eisensteins hindurch.

   


Noch einmal von der anderen Seite fotografiert. Den gelben Feinstoffen, die diesem Tuffstein seine intensive Farbe geben, galt das Interesse der Farbenhersteller.

  


Weit seltener sind offene Klüfte zu finden, in denen sich manchmal zelliger Quarz abgesetzt hat.

   


Äußerst selten sind kleine Drusen. Einigermaßen idiomorph ausgebildete Kristalle sind aber nicht zu finden.

  

 
 
 

Die geologische Situation im Traugott Stolln und seinem näheren Umfeld

  

Während der Arbeiten auf Cunsdorf'er Flur im Jahr 2020 wurde in allen temporären Aufschlüssen tagesnah stark angewitterter, gebleichter, oft schwach hämatitisierter oder limonitisierter Tonschiefer angetroffen. Charakteristisch waren cm- bis dm- mächtige, konkordant ausgebildete Zwischenlagen von ebenfalls stark verwittertem metabasitischem Material (Metatuffit oder Metabasalt bzw. „Diabas“).

Als Tuffe bzw. Tuffite werden allgemein Gesteine aus pyroklastischen Brekzien und vulkanischen Aschen bezeichnet. Im Gegensatz zu den aus erkaltender Lava entstehenden, kompakten Gesteinen (etwa dem Basalt), entstehen diese durch ein „Zerplatzen“ der Lava im Kontakt mit den wesentlich kälteren Atmosphärilien an der Erdoberfläche. Sie sind für saure (kieselsäurereiche) und zähflüssige Magmen besonders typisch (explosiver Vulkanismus), treten aber auch beim Austritt der basischen Laven des marinen Intraplatten- Vulkanismus am Meeresgrund auf. Werden sie während der folgenden Orogenese in die Metamorphose einbezogen, sprechen die Geologen dann von Meta- Tuffiten.

Diese Wechsellagerung von marinen Sedimentgesteinen und basaltischen Vulkaniten ist typisch für die beginnende Gebirgsbildung ‒ hier innerhalb der variszischen Geosynklinale ‒ und war auch im Südteil des Traugott Stollns aufgeschlossen. Die Tonschieferlagen sind hier ebenschiefrig bis wellig ausgebildet und fallen infolge späterer tektonischer Bewegungen und Verkippungen der Gesteinsschichten heute mittelsteil (22° bis 36°) überwiegend in nordwestliche, untergeordnet auch in nördliche Richtung ein.

Durch die starke Verwitterung weist das anstehende Gestein insgesamt eine sehr reduzierte Standfestigkeit auf. Die im Stolln anstehenden Gesteinsschichten waren so stark angewittert, daß sie die Vorfahren manuell, d. h. ohne maschinen- oder sprengtechnische Mittel, lösen und abbauen konnten.

  


Blaugrauer Tonschiefer mit metabasitischen Lagen im Traugott Stolln. Die Limonitisierung (gelblich) sowie die schwache Hämatitisierung (rotviolett) ist an diese tuffitischen Zwischenlagen gebunden.

  


Detailaufnahme einer etwa 20 cm mächtigen, konkordant in blaugraue Tonschiefer eingebetteten, schwach limonitisierten Lage von metabasitischem Material im südlichen Bereich des Traugott Stollns.

   

Weiter in nördliche Richtung durchfährt der Traugott Stolln eine mineralisierte, etwa 10 cm mächtige Störungszone, welche die Tonschiefer im Südteil von einem stark angewitterten metabasitischen Gestein im nördlichen Bereich trennt. In der Störung haben sich Brauneisenstein, Hämatit und Quarz abgelagert.

Auch diese Störung streicht allerdings überhaupt nicht ‒ wie es die Vortriebsrichtung des Stollens nahelegen würde und wie auch in den Grubenakten bezüglich des „Traugott Flachen“ erwähnt wird ‒ in flache Richtung (also NNO- SSW), sondern quer zur Stollnachse (somit annähernd in Ost- West- Richtung) und fällt mit ähnlicher Neigung wie die Tonschiefer eher flach in nördliche Richtung ein.

Auch uns erscheint die Störung – wie es G. Netto beschrieb – als habe man es anstatt mit einem Erzgang „nur mit einer auf den Thonschiefer aufgelagerten, unregelmäßigen Schicht… zu tun.“

   


Detailaufnahme der mineralisierten Störung im Traugott Stolln, welche die blaugrauen Tonschiefer (im Foto links) von dem monoton ausgebildetem Metabasittuff (rechts) trennt.

  

Das nördlich davon anstehende, metabasitische Material weist eine dichte bis feinkörnige Grundmasse auf, in die kleine (< 1 mm) weiße Einsprenglinge eines zu tonigem Material zersetzten Minerals regellos eingelagert sind. Diese Metatuffite stehen stark verwittert bis zersetzt an und weisen nur noch eine geringe Gesteinshärte auf.

Dieses metabasitische Gestein wird von einem dichten Netz von Klüften durchzogen. Der Kluftabstand liegt dabei überwiegend im Dezimeterbereich. Die Klüfte bilden ein fast regelmäßiges Netz. Sie streichen NW- SO mit einem steilen Einfallen zwischen 70° und 85° sowohl nach Nordosten als auch nach Südwesten. Eine dritte Kluftschar streicht rechtwinklig dazu NO- SW und weist ebenfalls ein steiles Einfallen nach Südosten auf. Nur vereinzelt besitzen die Klüfte auch ein mittelsteiles Einfallen. Ein Verspringen und „Verbiegen“ vieler Klüfte weist auf ziemlich starke tektonische Aktivität hin.

Ursprünglich zirkulierten auf diesen Klüften Wässer, die eine Lösung des Eisens aus dem Gestein bewirkten. Dies geschah vermutlich durch den unterschiedlichen Chemismus der einzelnen Komponenten. Aus dem basischen Gestein wanderte das Eisen hin zu den neutralen bis sauren (worauf besonders die Quarzmineralisation hinweist) Kluftwässern. Durch den Wechsel im Chemismus mineralisierte das Eisen in den Klüften in Form von Brauneisenstein und Hämatit aus. Als Begleitmineral wurde in den Klüften auch der Quarz ausgefällt. Daneben sind in den Klüften tonige Mineralgemische vorhanden.

Heute ist auf den Klüften keine Wasserzirkulation mehr zu beobachten. Dies ist vor allem dadurch bedingt, daß sich die Klüfte durch die Mineralablagerung wieder geschlossen haben und daß die tonige Verwitterung des umgebenden Gesteins dieses zu einem Wasserstauer gemacht hat, so daß heute keine Oberflächenwässer mehr eindringen können.

Je nach Stärke der Demineralisierung des Gesteins weisen die einzelnen Kluftkörper eine weiße, hellgraue oder gelbliche Färbung auf. Oftmals bilden die Klüfte die Grenzflächen der unterschiedlich stark demineralisierten und damit auch farblich verschiedenen Kluftkörper.

   


Oft werden die unterschiedlich stark demineralisierten Klüftkörper scharf von Klüften begrenzt. Die Hauptmineralisation (vorwiegend Brauneisenstein) fand in und entlang der Klüfte statt. Das Ergebnis sind dann solche gelb- oder dunkelbraunen, von den alten Geologen als „wolkenförmig“ beschriebenen Flecken und unregelmäßigen Nester von Brauneisenstein (Aufnahme aus dem Traugott Stolln).

  


Im nördlichsten Teil des Traugott Stollns aufgeschlossene, tektonisch „verbogene“ Trümer mit Brauneisenstein.

  


Auch bei diesen Trümern erkennt man gut, daß das Gesteinspaket tektonischen Kräften ausgesetzt war…  (Aufnahme aus dem Traugott Stolln)

  


…an anderen Stellen sieht man gut, daß die hier rechtwinklig zueinander streichenden Klüfte um bis zu 10 cm verworfen sind. Alle diese mineralisierten Klüfte halten höchstens einige Meter aus und erweisen sich somit als sehr absetzig (Aufnahme aus dem Traugott Stolln).

  


Diese, in die hellen ausgebleichten Metabasite eingebetteten und abgerundeten Brocken eines dunkleren Gesteins erinnern uns an Olistholithe (Ablagerungen subaquatischer Rutschungen, die für marine Sedimente typisch sind). Vielleicht sind es aber auch Reste von Basaltkissen, die noch nicht so stark verwittert sind, wie das umgebende Tuffgestein (Aufnahme aus dem Traugott Stolln).

  

Diese durchweg sehr oberflächennahen Limonitlager sind sehr wahrscheinlich erst postgenetisch infolge späterer Auslaugungsprozesse entstanden. Zumeist findet man dichten, teils lagig ausgebildeten gelbbraunen Limonit; der auch den tonigen Deckschichten ihre Ockerfarbe verleiht. Eher seltener wird tatsächlich massiger, dann schwarzbrauner Brauneisenstein gefunden. Letzterer findet sich aufgrund seiner höheren Widerstandsfähigkeit gegenüber der Verwitterung auch übertage als Lesesteine noch immer recht häufig auf den Feldflächen und bildete das vorrangige Ziel des Erzbergbaus durch die Heinrich Fdgr. zwischen 1850 und 1875.

Der in ihrem Hangenden vorhandene, lehmig- tonige Zersatz dieser Gesteine bildete die Rohstoffgrundlage der Ziegeleiindustrie in der Umgebung. Auf der geologischen Karte von 1892 sind allein zwischen Reichenbach, Cunsdorf und Brunn fünf Ziegeleien eingezeichnet.

Der häufig buntfarbige Gesteinszersatz wurde außerdem als Farbpigment (die sogenannte „Gelberde“) noch bis in die 1920er Jahre ‒ zuletzt noch in einem Tagebau an der Brunner Straße in Cunsdorf ‒ abgebaut.

   

Das Hangende setzt sich daneben bei den meisten Aufschlüssen während der Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2020 (nicht immer umlaufend, aber zumindest in einigen Stößen) aus erkennbar umgelagerten Massen zusammen, sehr wahrscheinlich die Auffüllung früherer Tagebaue mit Abraumbergen.

Der humose Oberboden ist dagegen trotz der langjährigen Bewirtschaftung überall mit meist kaum 0,3 m Mächtigkeit ausgesprochen dünn.

   

Abgesehen von einzelnen permeablen Kluft- und Gangstrukturen, die noch immer als lokale Grundwasserleiter wirken können, bilden die lehmigen Zersetzungsprodukte der Diabase und Schiefer gewöhnlich grundwasserstauende Horizonte aus. Dabei steigt die Permeabilität aber mit dem Anteil unzersetzten, stückigen Materials mit der Tiefe zunächst an, während die lehmige Decke dicht wie eine Kühlschranktür ist. Der Großteil der anfallenden Niederschlagswässer läuft daher entweder oberflächlich oder sehr zeitverzögert innerhalb der Zersatzzone als hypodermischer Abfluß den flach eingemuldeten, breiten Talauen der Bäche zu. Entsprechend der Hangneigung fließen Oberflächen- und Niederschlagswässer von der Hochfläche östlich von Cunsdorf dabei vorwiegend in südwestliche und südliche Richtungen (zum Friesenbach hin) ab.

Die Talauen sind mit holozänen Auelehmen angefüllt, die nach der geologischen Karte teilweise Torf, teilweise auch altdiluviale (elsterkaltzeitliche) Schotter führen und im zweiten Fall dann deutlich bessere Wasserleiter darstellen. Aus diesen sehr jungen Sedimentschichten dürften auch die Tiefbrunnen entlang des Friesenbachs gespeist werden.

  

 
 
 

Zur Montangeschichte

Alte Nachrichten vor 1850

  

Bereits Petrus Albinus erwähnte in seiner Meißnischen Bergchronik für das Jahr 1516 die Existenz von Bergmeistern in Oelsnitz/V. Zu dieser Zeit erfolgte deren Besoldung aus der Schneeberger Zehntenkasse, wohin auch der Zehnt von den Gruben zu entrichten war (40016). Albinus zählt die ihm 1590 bekannt gewesenen Eisenerzvorkommen im Abschnitt:

Der XVI. Tittel: Von den Metallen / so im Lande zu Meysen gefunden werden. 

ab Seite 134 auf:

Gleichergestalt ist derselben neben anderer Metallen herrlichen Bergwercken auch ein überfluß im Lande Meyssen / in welchem doch dieses die fürnembsten örter sein / so wegen desselben berufen. Erstlich hat man viel Eisen Hämmer nicht weit von dem Dorfe Pela (Pöhla) / auff der rechten hande der Straßen / da man in den Joachimsthal zeuhet / welches man auff der Burghartsleiten / von deme so den Eisenstein erfunden / wie Agricola meldet / und wo des orts gelegenheit / ernennet.

Das ander Eisenbergwerck ist zwischen dem Dorff Rascha und Städtlein Grünhain / da vorzeiten ein stadtlich Benedictiner Kloster gewesen / dieses nennet man auffm Memmler / wie es Agricola schreibt / andre nennen es den Emmler.

Das dritte und fürtrefflichste Eisen wird zum Lauenstein und Berggieshübel und Glashütten gemacht / sind alle drey nicht weit von Dresden und Pirna den Städten gelegen. Derwegen etlich das Eisen / so daselbst gemacht / Pirnisch nennen / und rühmen davon es sey geschmeidiger als das Lausitzer / so doch sonsten auch weit verführt wird. (…)

Die andern Eisenstein in Meyssen sind nicht so berufen / als da ist einer bey Torgaw / dessen Kentmannus gedenckt / welcher lederfarb sein soll / und sehr viel Eisen in rennen geben / Item beym Stedtlein Henicht unn Kloster alte Cella im Dorf Kaltenofen / Item zwischen Franckenberg und Chemnitz / in welchem bisweilen Ockergelb steckt. Mathesius gedenckt auch der Zeidelwiesen und MagnetenBergs / Item anderer mehr so er nicht nennet am Pehlwasser und umb SchwartzenBerg. (…)

Des Eisensteins Farben sind sonsten bisweilen schwarz / bisweilen leberfarb auch wie ein Kieß / selten wie ein Glantz / und am setsamsten / wie Wismuth / desgleichen er zum Kaphen zwoe Meilen vom Wiesenthal gegraben wird. (…)

Obwohl im Lande zu Meyssen gar wenig Natürlicher Stahlstein ist / daraus man als bald Stahl rennen könnte: so kann man doch aus dem guten köstlichen Eisen / davon wir itzo gesagt / mit fleis und kunst Stahl machen. (…) Bey uns ist nicht groß geschrey / von solchen natürlichen Stahl / der ohne Härte geschmeltzet würde. Aber nicht weit von hinnen im Voitlande und am Fichtelberge / bricht lauterer Stahlstein an etlichen orten / daraus man (unleserlich …?) guten Kernstahl macht. (…)“

Seit 1564 wurden die kursächsischen Bergrechte im territorial stark zersplitterten Vogtland dann vom Bergamt Schneeberg aus verwaltet. Vermutlich um 1670 wurde auf der Burg Voigtsberg bei Oelsnitz im Vogtland ein kurfürstliches Bergamt eingerichtet, das zunächst die Bezeichnung „Bergamt Oelsnitz“ trug. Dieses Bergamt war nach dem kurfürstlich und fürstlich- sächsischen Freundbrüdervergleich vom 29. September 1674 sowohl als kurfürstliches und hochfürstliches Bergamt, als auch als gemeinsames Kommunbergamt für das gesamte sächsische Vogtland zuständig (40016).

Zum 1. Januar 1818 wurde das Bergamt Voigtsberg wieder aufgehoben und sein Revier als 4. Revierabteilung wieder dem Bergamt Schneeberg zugeordnet. 1856 wurde dann im Zuge der Neuordnung der westsächsischen Bergreviere das Bergamt Schneeberg mit seiner Abteilung Voigtsberg dem wiedergegründeten Bergamt Schwarzenberg eingegliedert (40016).

 

Zu beachten ist dabei, daß der Eisenerzbergbau ‒ ähnlich dem Bergbau auf Kohlen, Kalkstein oder Ziegeleirohstoffe ‒ nie dem höheren Bergregal unterlegen hat. Eisenerze fielen vielmehr auch in Sachsen stets unter die grundeigenen Rohstoffe, über deren Gewinnung der Eigentümer des Bodens selbst entscheiden konnte, ohne vorher ein förmliche Verleihung der Abbaurechte bei den Bergbehörden beantragen zu müssen.

Erst im 19. Jahrhundert begannen die sächsischen Bergbehörden überhaupt, auch zu privaten Eisenerzgruben Akten anzulegen und eine systematische Kontrolle analog zum Edel- und Buntmetall- Erzbergbau auszuüben. Darin besteht einer der Gründe, warum es zu den Bergwerken bei Cunsdorf so gut wie keine Unterlagen aus der Zeit vor 1850 gibt.

  

Nach Literaturangaben seien in der Region jedenfalls zahlreiche bergbauliche Aktivitäten, jedoch „zumeist kleinräumige Grubengebäude“ auf Eisenerz bekannt (Ott, 2009). In historischen Quellen (Schurig, 1875) heißt es dazu: „Über die Entstehung des Eisensteinbergbaus im Vogtland haben wir keine sichere Kunde; die ältesten Nachrichten berichten aus dem 15. Jahrhundert über einen entwickelten Bergbau…“

Auch Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier berichtete 1788 in seiner Mineralogischen Geographie der Chursächsischen Lande schon über Eisenerzbergbau im Vogtland, namentlich bei Reichenbach und Heinsdorf.

Da die überwiegend limonitischen Eisenerze allerdings meist von geringerer Wertigkeit waren, blieb deren Abbau wahrscheinlich die meiste Zeit auf kleine, grundeigene Gruben und die Verarbeitung auf den lokalen Raum beschränkt.

  

Eine der seltenen schriftlichen Quellen zu bergmännischen Untersuchungen auf Eisenerze sowie auf Seifengoldvorkommen bei Reichenbach am Anfang des 18. Jahrhunderts findet sich in den Akten des damaligen Bergamtes zu Voigtsberg und stammt aus dem Jahr 1709 (40016, Nr. 170).

Ein Bergmeister Fischer allda nämlich berichtete am 10. August 1709 an das Oberbergamt zu Freiberg, es sei am verwichenen 6. July ein Herr Christian Kürzel zu Reichenbach mit seinem Mitgewerken Johann Gabriel Püschel vor ihm erschienen, welcher vor einigen Wochen zwey Zechen und Stölln, der Walte Gott und Engel Gabriel nebst einer Wäsche in der Göltzsch, die Goldene Sonne genannt, aufgenommen, vergewerket und etliche Wochen darauf gebaut habe“ und nun die Register von Walte Gott und Engel Gabriel bei ihm abgelegt habe.

Außerdem wird als Mitgewerke ein Herr Johann Hönnigen genannt. Mit diesem allerdings gab es nun Streit um allzu hoch angelegte Zubußen“ und um die Annahme des Herrn Hönig (so unterschrieb er selber) als Schichtmeister für die Gruben. Etwas später wurde auch notiert, daß sich die Zubußen für die drei Gruben zusammen im Quartal auf 48 Thaler, 10 Groschen und 6 Pfennige summiert hatten. Jedenfalls erbat Bergmeister Fischer Rat vom Oberbergamt in Freiberg.

Herr Hönig teilte dann am 25. August des Jahres dem Bergmeister mit, man habe jetzt einen Centner beysammen“ und könne nun die Probe machen, was es an Golt halten thut.“ Hier ging es also um ein Goldseifenvorkommen. Die Probe wurde auch durchgeführt und ergab einen Gehalt von „ein und einhalb Viertel Ducat.“ Eine frühere Probe soll sogar einmal 10 Loth enthalten haben.

Da schauen wir doch nach und finden schnell heraus, daß die gleichnamige Münze ein Gewicht von ungefähr 3,44 Gramm besessen hat. Wir interpretieren die geschriebene Zahl als ein Ganzes und ein halbes Viertel von einem Dukaten, also einer und ein Achtel. Wenn das Rohmaterial einen metrischen Zentner gewogen hat (also 50 kg – was man aber nicht so genau weiß, denn es ist vom – eigentlich erst ab 1840 gültigen – „Zoll- Zentner“ die Rede. Der Zentner hielt bis dahin in Sachsen 110 bis 114 Pfund, kann aber in Reichenbach auch wieder ein anderes Gewichtsmaß gewesen sein), dann enthielt dieses Material also rund 3,87 g Gold oder 0,00774%. Das ist selbst gegenüber dem Clarke- Wert (dem mittleren Massenanteil eines chemischen Elementes am Aufbau der Erdkruste), der für das Element Gold von verschiedenen Autoren mit 0,001% bis 0,005% angegeben wird, eigentlich so gut wie nix ‒ jedenfalls nichts, was einen nennenswerten Ertrag versprechen würde.

Das alte Loth hingegen entsprach dem zweiunddreißigsten Teil des Handels- Pfundes und in Sachsen bis 1856 zirka 14,606 Gramm. Die andere Angabe würde folglich immerhin 146,06 g Gold in 50 kg Material entsprechen oder rund 0,29%. Das klingt schon besser. Man sollte aber bedenken, daß hier von einem bereits ausgewaschenen Konzentrat die Rede ist; man also schon vorher weit mehr Sediment aus dem Flußbett hat aufnehmen und durchwaschen müssen...

  

Einmal einbezogen, fragte dann seinerseits das Oberbergamt aus Freiberg in Voigtsberg nach dem Stand der Dinge. Nach einigem Hin und Her hatten die Gewerken schließlich eingewilligt, daß ein Herr Johann Höffer für die Gruben zum Schichtmeister bestellt werden und damit die Rechnungsführung übernehmen solle.

So richtig in Gang gekommen ist offenbar aber nichts, denn im September 1709 schrieb Johann Hönig wieder an das Bergamt in Voigtsberg, daß die Kuxe von Engel Gabriel einem Meister Gottfried Viertel in Reichenbach zugeschrieben werden sollten ‒ die ersten Gewerken wollten wohl abspringen. Und: wegen Walts Gott Zeche ist es gantz stille.“

Besagter Rückfrage des Oberbergamtes verdanken wir in jener Akte (40016, Nr. 170) eine ausführliche Aufstellung der Gewerken der drei vorgenannten Gruben. Sie zeigt uns einmal, wer zu jener Zeit eigentlich einiges Kapital „übrig“ gehabt und dafür Anlagemöglichkeiten gesucht hat (die Namen sind allerdings zum Teil nur schwer leserlich):

Denen Herren Gewerken der Walte Gott Zeche:  
   
Herr Johann Knüpfer, wohlverordneter Stadt-, Land und Ordensrichter 4 Kuxe
Herr Friedrich Seiferten, Handelsmann 4 Kuxe
Frau Christinen Meyrin  3 Kuxe
Herr Johann Hönnigen, Handelsmann 6 Kuxe
Frau Marie Magdalena Hönnigin 4 Kuxe
Herr Georg Pöhnischen 3 Kuxe
Frau Marien Baumännin 2 Kuxe
Frau Marien Vogtin (?) 1 Kux
Meister Gottfried Taubnern, Schmied 1 Kux
Frau Salomann ... (?) 3 Kuxe
Herr Heinrich Friedrich Schneiderern 2 Kuxe
Frau Maria Thielemannin 1 Kux
Herr Paul Jacobon, Raths- und Handelsmann 2 Kuxe
Frau Barbara Jacobin 2 Kuxe
Frau Christine Jacobin 3 Kuxe
Herr Johann Hoffern, Handelsmann 2 Kuxe
Herr Johann Fiedtlern, Handelsmann 2 Kuxe
Frau Christinen Waßerstein (?) 8 Kuxe
Herr Gottfried Kolben 1 Kux
Meister Georg Zimmermann, Gerbern 2 Kuxe
Meister Andreaß Wolfen, Müllern 1 Kux
Hannßen Baiern 2 Kuxe
Herr Christian Pauli, Jäger 1 Kux
Steiger Johann Gabriel Püscheln 6 Kuxe
Herr Georg Töpfern, Handelsmann 1 Kux
Herr Johann Schuberten, Barbier 1 Kux
Meister Christian Baumannen, Barbierern 1 Kux
Herr Gottfried Schmiegln (?), Würker 1 Kux
Frau Christinen Schmieglin 1 Kux
Frau Maria Sophien Kürzelin (?) 2 Kuxe
Meister Gottfried Vierteln, Seiler 1 Kux
Salomon Viertlin 1 Kux
Herr Johann Friedrich Beyer, Medicus ...zu Reichenbach 1 Kux
Herr Johann Ehrhardten, Handelsmann daselbst 2 Kuxe

ss.

78 Kuxe
   
Denen Herren Gewerken von Engel Gabriel:  
   
Herr Johann Hönnigen, Handelsmann in Reichenbach 42 ⅓ Kuxe
Herr Christian Kürzeln, daselbst 42 ⅓ Kuxe
Steiger Johann Gabriel Püscheln 42 ⅓ Kuxe

ss.

127 Kuxe
   
Denen Herren Gewerken der Güldenen Sonnen:  
   
Herr Christoph Wilhelm Schlaizen, königl. und churfürstl. sächs. wohlbestellter Hütten Guardin zu Johanngeorgenstadt 8 Kuxe
Herr Doctor Salomon Friedrich Fischern, Raths- Consulent und wohlverordneter Stadtrichter zu Schneeberg 2 ⅔ Kuxe
Herr Christian Friedrich Fischern, königl. und churfürstl. sächs. wohlbestalter Bergmeister daselbst (in Schneeberg) 2 Kuxe
Herr Johann Gottlieb Voigten, königl. und churfürstl.sächs. wohlbestalter Oberbergamtsverwalter und Amts- Austheiler zu Freyberg 2 Kuxe
Herr Johann Hönnigen, Handelsmann zu Reichenbach 27 ⅓ Kuxe
Frau Marien Magdalenen Hönnigin daselbst 4 Kuxe
Herr Georg Ernst Viezthen, wohlbeordneter Bürgermeister zu Lengenfeld 1 Kux
dessen Eheliebste Frau Christine Viezthin 8 Kuxe
Frau Marien Sophien Kürzelin zu Reichenbach 14 Kuxe
Frau Erne Fiedlerin 3 ½ Kuxe
Frau Christinen Jacobin 2 Kuxe
Herr Johann Schahrschmiedter 1 Kux
Steiger Johann Gabriel Püscheln 11 Kuxe
Herr Paul Ziseln, Handelsmann zu Lengenfeld 2 Kuxe
Herr Paul Voß von ... (?), Advocat, Immatrienkato zu Reichenbach 2 Kuxe
Herr Johann Seyferten, wohlverordneter Stadt-, Land- und Ordensrichter daselbst 2 Kuxe
Herr Friedrich Seyferten (?), Handelsmann zu Reichenbach 2 Kuxe
Herr Zacharias Keßlern, Handelsmann zu Johanngeorgenstadt 2 Kuxe
Hannßen Baiern zu Reichenbach 1 Kux
Jüngfern Christinen Bauermännin daselbst 1 Kux
Frau Christinen Meyerin daselbst 2 Kuxe
Herr Gottfriedt Eberhardter, Medicus pract. daselbst 1 Kux
Frau Christinen Waßerstein (?) 4 Kuxe
Meister Gottfried Vierteln, Seiler allda 1 Kux
Meister Ernst Loern (?), Schneider zu Mylau 1 Kux

ss.

107 ½ Kuxe

  

Anmerkung: Der hier gefallene Begriff des „Hütten Guardin“ oder auch „Wardein“ bezeichnet den Titel eines Beamten im ausgehenden Mittelalter, welcher für die Prüfung von Erzen und Münzen auf ihren Metallgehalt zuständig gewesen ist. Je nach Tätigkeitsschwerpunkt gab es einen Erzwardein, oder – in diesem Fall – einen Hüttenguardein, der die Erze untersuchte; und den Münzwardein, der die Münzen zu prüfen hatte. Die Berufsbezeichnung des Wardeins verbreitete sich vor allem im Bergbau, wo diese Beamten wie Chemiker in Berg- und Hüttenwerken tätig waren und daher auch umfangreiche metallurgische Kenntnisse besaßen.

Der Titel leitet sich vom lateinischen guardianus = „Wächter, Hüter“ ab und gelangte über das Französische als gardien = „Aufseher“ und das Niederländische, wo man ihn wardijn schrieb, ins Deutsche, wo es inhaltlich und lautlich mit dem Begriff „Wärter“ verwandt ist. Gleichbedeutend, aber ein wenig „hochtrabend“ ersetzte er die älteren Begriffe Probierer, Hüter und Aufseher. Auch der Begriff Berggegenprobierer war für diese Tätigkeiten geläufig (wikipedia.de).

 

Wie man dieser Liste entnehmen kann, waren der Großteil der Gewerken der drei Gruben Kaufleute und Handwerksmeister aus Reichenbach und den umliegenden Orten. Daß diese häufig ihren Gattinnen und Nachkommen selbst Kuxe übertrugen, war durchaus üblich und sollte deren Absicherung dienen, falls dem Ernährer der Familie vorzeitig etwas zustoßen sollte. Daß dies auch funktionierte, setzte natürlich voraus, daß auf die Kuxe auch Ausbeute gezahlt und nicht nur Zubuße gefordert wurde.

Nur ganz wenige Kuxe sind „auswärts“ veräußert worden und dann (abgesehen von zweien an einen Bergamtsmitarbeiter aus Freiberg) eigentlich auch nur in der näheren Umgebung (Schneeberg, Johanngeorgenstadt und Lengenfeld).

Unter den Gewerken findet sich kaum einer, der mehr als 10 Kuxe an einer Grube hielt. Das Risiko von Verlusten war also recht breit gestreut. Die Ausnahme bildete die Grube Engel Gabriel, deren 128 Kuxe offensichtlich unter Herrn Hönig, Herrn Kürzel und dem Steiger Püschel kurzerhand gedrittelt worden sind. Da deren Summe aber nur 127 ergibt, fehlt scheinbar ein Kux; der aber bestimmt als ein Freikux für die Knappschaft oder für die Stadt gedacht gewesen ist.

Bei der Grube Walte Gott wurden von den 128 Kuxen tatsächlich nur 78 vergewerket“ ‒ also unter die Leute gebracht, um die Kosten aufzubringen. Selbst bei der vielleicht besonders gewinnträchtig anmutenden Goldwäsche wurden nicht alle Kuxe verkauft ‒ auch hier blieben 19 ½ Kuxe unveräußert.

Herr Hönig, der uns aus dem Schriftverkehr mit dem Bergamt ja schon bekannt geworden ist, war bei allen drei Gruben Mitgewerke und hielt zusammen mit seiner Gattin Maria Magdalena Hönig (neben einem Drittel von Engel Gabriel) auch noch 10 Kuxe von Walte Gott und 31 ⅓ Kuxe von Goldene Sonne. Man kann wohl sagen, daß er der wichtigste Großaktionär gewesen ist, was sein besonderes Interesse an einem geordneten ‒ und hoffentlich auch einträglichen ‒ Grubenbetrieb nur allzu verständlich macht.

Auch der Grubensteiger Johann Gabriel Püschel war an allen drei Gruben selbst beteiligt. Er besaß neben einem weiteren Drittel von Engel Gabriel noch 6 Kuxe von Walte Gott und immerhin 11 Kuxe von Goldene Sonne.

Der dritte Großaktionär, der das dritte Drittel von Engel Gabriel sein Eigen nannte, war ein Herr Christian Kürzel aus Reichenbach. Daneben hatte er seiner Gattin Maria Sophia Kürzel 2 Kuxe von Walte Gott und immerhin 14 Kuxe von Goldene Sonne übertragen, anstatt sich persönlich auch bei diesen Gruben finanziell zu engagieren.

Der zum Schichtmeister bestellte Kaufmann Johann Höffer dagegen nannte gerade einmal 2 Kuxe von Walte Gott seinen Besitz. Das aber war vielleicht Absicht der Gewerkschaft, damit er in seiner Funktion kein vermehrtes Interesse daran haben würde, in die eigene Tasche zu wirtschaften.

  

Für das Quartal Crucis 1710 enthält die Akte dann eine Abrechnung, nach der die Goldwäsche 5 5/16 Dukaten Gold erbracht habe und im Quartal Reminiscere 1710 sollen es sogar 8 Dukaten gewesen sein. Nach einem Grubenaufstand aus dem Folgejahr 1711 habe man diese Menge aus 13 Zentnern Konzentrat gewonnen. Natürlich rechnen wir das wieder nach: Dabei kommen wir auf einen Goldgehalt im Konzentrat zwischen 0,0028% und 0,0042%...

Das ausgebrachte Seifengold hatte man an „die hiesige Münze“ abzugeben, die dafür eine Vergütung von 2 Thalern, 6 Groschen gezahlt habe. Oben genanntem Grubenaufstand zufolge hat die Goldwäsche aber in den Quartalen Crucis und Luciae 1710 auch eine Zubuße von ss. 76 Thalern, 16 Groschen erfordert !

Daß Aufwand und Nutzen solcherart in keinem Verhältnis standen, erklärt sich von selbst. Stattdessen gab es zahlreiche Streiterei, etwa um die Bezahlung der Steigerdienstversorgung, um die Einlegung einer Kaution für die Gruben bei der Bergamtskasse und um die Zuleitung von Flußwasser für die Goldwäsche. So hatte der Müller der unweit unterhalb gelegenen Mühle etwa seinen Mühlgraben ausgeschlämmt und weigerte sich, den ausgebrachten Sand an die Goldwäsche abzugeben.

Diesen verschiedenen Streitereien verdanken wir immerhin, daß die Akte überhaupt bewahrt wurde und nicht längst der Makulierung anheimgefallen ist. Denn weil es immerhin um eine Goldwäsche ging, fühlte sich selbst das Königlich Sächsische Oberbergamt zu Freiberg mit den diesbezüglichen Entscheidungen überfordert und so ging der Schriftverkehr bis nach Dresden vor die Königliche Kammer. Und wir können dem Schriftverkehr heute noch entnehmen, daß die Goldwäsche Goldene Sonneunweit über dem Alaunwerke an der Bünau’ischen Mühle gelegen“ habe – also an der Göltzsch weit außerhalb von Reichenbach.

Über die anderen beiden Gruben findet sich in der Akte nichts mehr. Die Akte schließt im Jahr 1711.

  

Von einem mehr oder weniger gelungenen Versuch des Abbaus der Eisenerze lesen wir erstmals 1758 in den Akten des damaligen Bergamts Voigtsberg (40016, Nr. 225). Demnach hatte der Hammerwerksbesitzer Christian Heinrich Gottschaldt auf Rautenkranz auf dem Grund des Friesen'er Bauerns Johann Michael Stöckel eine Eisenerzgrube eröffnet. Der beschwerte sich sicher zunächst bei seinem Gutsherrn, Johann Gottfried Metzsch auf Friesen und der wiederum wandte sich daraufhin am 22. Juni 1758 an das Bergamt (Blatt 1f der Akte):

Wohledler, Großachtbar und Wohlgelahrter Hochgeehrter Herr

Nachdem bey hochadel. Gerichtsherrschaft Michael Stöckel aus Oberreichenbach beweglich angezeigt, wie ihn von des Hammerwerks Besitzers, Herrn Christian Heinrich Gottschall zu Rautenkranz angenommene Bergleute, so Eisengruben eröffnet, sein Holz das beste Stück bey seinem steuerbaren Guthe ruiniret, und als lauthalber nur nach eigenem Muthwillen gehauset würde, denn sie sich unter vorgeschützter Berg Freyheit gar nicht versehen (?) lassen, ein Loch nach dem anderen auszuheben und keines wieder zuzufüllen, und ungeachtet die Dörfer und Häuser in der Nähe gelegen, sie auch bereits in Hauptmannsgrün Wohnung gehabt, dennoch solche fahren lassen, ein eigenes Hauß auf Stöckels Grund und Boden errichtet und mit Weib und Kind dahin eingezogen, darunter hochadel. Gerichts Herrschaft Allerhöchst verliehen Lehn, Ober- und Erbgerichte nicht weniger, Eingriff und Praejudiz leiden, als werden Eu. Wohllöb. nicht nur den Hammerwerksbesitzer dafür anzuhalten belieben, daß er vor solche Bergleute, so deßen Eigen Nutz befördern, hinlänglich Caution ohne Bestand bestellen, sondern auch den Bergbau mit denen Berg Leuten in die Ordnung zu setzen wißen werden, daß der gänzliche Ruin des Lehnstücks unterbleibe, sonsten hochadel. Gerichts Herrschaft gemüßiget sind, Allerhöchsten Ortes darüber Beschwerde zu führen, in Erwartung baldiger Antwort verharren wir,

die untergebenen adelig Metzischen   
Verordnete Stadt- und Landgerichte daselbst   

Johann Gottfried Metzsch“   

Tatsächlich hatte Bergmeister Jonas Gottlieb Oehlschlägel in Voigtsberg dem Hammerwerksbesitzer am 29.April 1758 die Mutung eines Huthausplatzes zugunsten des bereits „in Lehn stehenden Eisensteingebäudes, Lamm Gottes genannt“, bestätigt, wofür einerseits 3 Gr. Fristgeld gefordert wurden und andererseits, daß Herr Gottschaldt „wegen des Platzes sich mit dem Grundbesitzer (abfinden) solle“. Der Bergmeister antwortete demgemäß am 23. Juni 1758 (Blatt 3):

An die Adel. Stadt- und Landgerichte zu Reichenbach

Denenselben wird pro recognitione vermeldet, wie uns nicht unbekannt, das Michael Stöckel zu Oberreichenbach etwas schaden an seinem Holze leidet, wo vor ihm aber Herr Gottschald über den ordentlichen Grund Zinß annoch alljährlich einen Reichs Thaler zu bezahlen durch den Steiger Fischern (Name schwer leserlich ?) versprochen lassen, mithin wenn Stöckel den Grund Zinß und diesen Reichsthaler alljährlich (unleserlich: erhält?), der Schaden wenig oder nichts betragen wird, daß die Bergarbeiter aber nach eigenem Muthwillen hauseten, ist wohl nicht, denn dieselben dürften nur die ganze Gegend daselbst in Augenschein erfahren, so werden die alten Bingen zeigen, daß die Gruben Baue vor und zu unseren Zeiten niemahlen haben anders verführt werden können, wie daselbst nur Tage Flöze brechen, auch der Eisenstein nicht in die Teufe setzet, und da die Bergleute keine Löcher machen, sondern Schürfe werfen, so werden uns dieselben wieder alle Wahrheit, das keins dergleichen Schürfe wieder zugemachet worden wäre, denn in meiner, des Bergmeisters Gegenwart, zwey Schürfe oder vielmehr Bingen auf einmahl wieder eingefüllet und dem Steiger auch anbefohlen worden, wo keine Hoffnung mehr vorhanden, er damit continuiren solle, welches jedoch nicht eher geschehen darf, bis wir solche in Augenschein genommen, damit nicht etwa Anbrüche verstürzt werden.
Hochadel. Gerichtsherrschaft leiden in ihrem Ober- und Erb- Gerichten keinen Eingriff noch Praejudiz wegen des erbauten HutHaußes, denn da Herr Gottschalden ein Platz zu Erbauung eines HutHaußes von Bergamtswegen verliehen, er auch Ihro Königl. Maj. die Frist Gelder daran entrichtet, so wird ihme auch freystehen, solches zu erbauen, und da die meisten Bergleute etliche Meil Wegs von der Grube entfernt, so hat nöthig seyn wollen, einen Hutmann mit seiner Frau dahin zu setzen, wo durch die übrigen Bergleute, welche 14 Tage, auch 3 Wochen sich daselbst aufhalten, ehe sie einmahl nach Hause gehen, ihre nothdürftige Bequemlichkeit finden. Von hiesigem Bergamte ist allzeit darauf gesehen worden, das so viel als möglich die Grundbesitzer geschont werden, mithin auch solche der Verfügung Stöckels wegen getroffen werden wird, und wäre zu wünschen, daß der Eisenstein nur an einem Orte in die Teufe setzte, damit ein regulairer Bau formirt werden könnte, woran die Gewerken und nicht die Bergleute auch mehren Nutzen hätten, verharrende, unsern hoch und vielgelehrten Herren,

Das Bergamt    
Jonas Gottl. Oehlschlägel“
   

An diesem Schriftsatz ist von Interesse, daß hier schon von ,alten Bingen´ die Rede ist ‒ es also noch frühere Vorgänger gegeben haben muß. Auch wußte man offenbar damals schon, daß das Eisenerz nur tagesnah anstand und ,der Eisenstein nicht in die Teufe (fort-) setzet´.

Am 26. Juni 1758 schrieb Oehlschlägel aber auch an den Hammerwerksbesitzer, Gottschald solle seiner Aufforderung endlich folgen und sich mit Stölzel wegen der Beeinträchtigungen seines Holzes vergleichen, was offenbar noch immer nicht erfolgt sei und drohte damit, nicht nur eine Strafe von 10 Thalern zu verhängen, sondern auch den Bau auf der Grube Lamm Gottes einzustellen, bis dem Bergamt die Regulierung schriftlich angezeigt worden ist.

   

Am 12. August 1758 hat sich Lebrecht Gottlob von Metzsch auf Friesen namens seines Untertanen, des Bauerngutsbesitzers Johann Michael Stöckel erneut, und zwar nun tatsächlich vor der königlichen Kammer, über das erbaute Huthaus beschwert, was sich obendrein nicht unter seiner, sondern unter Berggerichtsbarkeit befände. Daraufhin hatte das Oberbergamt Freiberg das Bergamt Voigtsberg noch unter demselben Datum zu einem „ohnmaßgeblichen Gutachten“ und gründlicher Berichterstattung aufgefordert.

Zunächst wiederholte das Bergamt am 26. Oktober 1758 seine Aufforderung an den Hammerwerksbesitzer zu einem Vergleich mit dem Grundbesitzer.

Am 5. Januar 1759 berichtete das Bergamt pflichtgemäß nach Freiberg, daß sich Herr Gottschald nun endlich, schon längst ergangener Aufforderung nachkommend, gemeldet und angezeigt habe, er habe sich mit Herrn Stöckel auf eine Vergütung von „31 Waag Eisen“ geeinigt und zudem schon besagten zusätzlichen Reichsthaler oder eine weitere „Waag Eisen“ jährlich zugesagt hatte.

In Freiberg befand man dies alles für rechtmäßig und erstatte entsprechenden Bericht auch nach Dresden.

Nebenbei erfährt man aus diesem Protokoll, daß Herr Gottschaldeine gevierte Fundgrube und zwey dergleichen Maaßen“ gemutet hatte und daß er „den reichhaltigsten Eisenstein in Quantität fördern laße, wovon Stöckel von jedem Fuder hergebrachtermaßen eine Fledermauß erhalten, weile aber die Flöze nicht über 3 Lachter niedersetzen, so kann nicht in die Teufe gebauet werden.“

Wir kratzen uns ja schon wieder bei dem Maß ,Waag´ am Kopf, aber was um Himmels Willen ist eine ,Fledermaus´ ? Letzteres zumindest haben wir einer anderen Akte späterer Zeit (40016, Nr. 244) entnehmen können: Auch in Freiberg konnte man 1847 mit dieser Art von Abgabe nämlich nichts mehr anfangen, die es so offenbar ausschließlich auf vogtländischen Eisenstein- Zechen gegeben hat. Auf Anfrage des Oberbergamtes antwortete das Bergamt Schneeberg (in dem das Bergamt Voigtsberg inzwischen als 4. Revierabteilung aufgegangen war) dazu, man habe über den Ursprung nichts mehr herausfinden können, nur, daß sie anstelle des beim Bergbau auf „hohe Metalle“ üblichen Grundkuxes gezahlt werde. Der Betrag lag zwischen 3 ¾ und 4 Pfennige Abgabe pro gefördertem Fuder Eisenstein an den Grundeigentümer und galt wenigstens schon 1709.

Der Name geht auf eine böhmische Kupfermünze, das „Gröschel“ zurück. Sie wurde auch in Schlesien verwendet, war dort aber aus Silber geprägt und 2 ⅔ Pfennige wert (wikipedia.de). Die etwas mißlungene Prägung eines Adlers auf einer der Münzseiten führte zu dieser scherzhaften Bezeichnung. Friedrich Freiherr zu Schrötter schrieb 1930 in seinem Wörterbuch der Münzkunde dazu: „Fledermaus war ein Spottname verschiedener deutscher Kleinmünzen... In der Neuzeit bekamen den Namen mehrere Münzen von dem einer Fledermaus ähnelndem Adler, zuerst die schlesischen und böhmischen Gröschel... dann die schlesischen Dreikreuzer...“ (Hinweis von Herrn U. Becker)

  

Herr von Metzsch beschwerte sich am 16. Februar 1759 erneut, daß sich infolge der ergangenen oberbergamtlichen Entscheidung, daß alles soweit rechtens sei, „die Bergleute umso ungezogener aufführten“ und nun noch „ein Zeug Häusel“ erbaut hätten.

Am 13. Februar 1759 wendet sich auch der Stadt- und Landrichter Paul Zenken in Reichenbach mit ähnlicher Beschwerde an das Bergamt. Insbesondere ging es nun auch um das Schankrecht auf dem Huthause, in dem ja offenbar die angestellten Bergleute auch übernachteten.

Das Bergamt fordert daraufhin Herr Gottschald zur Stellungnahme auf. Am 25. Mai 1759 erschienen Schichtmeister Christian Heinrich Walther und Christian Heinrich Gottschald aus Rautenkranz vor dem Bergamt Voigtsberg, wo man zu Protokoll nahm (Blatt 19ff), daß dem Bauern ja gar kein neuer Schaden mehr entstehe, weil Herr Gottschald die Grube nur noch in Fristen halte. Das wurde dann auch am 20. Juni 1759 so nach Freiberg berichtet.

Am 27. Juli 1759 entschied daraufhin auch die königliche Kammer, man könne es bei der bereits getroffenen, oberbergamtlichen Verfügung belassen (Blatt 23), was das Oberbergamt wiederum am 1. September 1759 auch nach Voigtsberg mitteilte (40016, Nr. 225, Blatt 22).

Vom 20. Februar 1761 liegt noch eine Quittung Stöckel's in der Akte vor, daß er die im Vergleich wegen des Huthauses vereinbarten „drey Waag Eisen richtig erhalten habe“. Damit endet der Akteninhalt.

Bei den hier beschriebenen Vorgängen dürfte es sich um die Eisensteinabbaue im Bereich der ,Ruppelde´ südlich von Friesen gehandelt haben, welche 1855 noch einmal aufgenommen worden sind. Auf den ab 1780 entstandenen Meilenblättern von Sachsen sind dort jedenfalls schon ,Eisenstein Brüche´ und ein ,Gruben Hölzel´ abgebildet.

  


Ausschnitt aus den Meilenblättern von Sachsen, Berliner Exemplar, gedruckt um 1780, georeferenziert. Blöderweise liegt Cunsdorf fast genau am Rand zweier Blätter... Quelle: Virtuelles Kartenforum der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek.

  


Vergrößerter Ausschnitt aus dem Meilenblatt mit einer Ziegel- Scheune am Südwestrand von Cunsdorf und mit Eisensteinbrüchen an „der Ruppelde“ auf der Höhe südlich von Friesen (links im Ausschnitt). Norden ist auf den Meilenblättern rechts oben.

   


Vergrößerter Ausschnitt aus dem Meilenblatt mit den Eisensteinbrüchen an „der Ruppelde“ auf der Höhe südlich von Friesen. Ob das „Gruben Hoelzel“ weiter westlich an der Chaussee von Reichenbach nach Greiz auch etwas mit noch weiteren Eisensteingruben zu tun hat, ist nicht bekannt – jedoch begann genau dort später die Segen des Herrn Fundgrube mit dem Eisenerzabbau.

  


Ganz am Nordostrand des Blattes (rechts) entdeckt man neben weiteren Ziegeleigruben auch eine Eisen- Zeche an der Straße nach Zwickau bei Oberreichenbach.

   


Unsere Übersichtskarte vom Anfang des Beitrages. Wir haben die in den Meilenblättern bei Reichenbach vermerkten Eisensteingruben und das „Gruben Hoelzel“ jetzt darin markiert. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Nur namentlich bekannt sind aus der Zeit von 1756 bis 1802 im Raum Reichenbach und Cunsdorf noch die Gruben „St. Heinrich“, „Weiße Taube“ und „Grünzweig“ (Reißmann, 1997). Nach Auskunft des Stadtarchives Reichenbach/V. baute die „Grünzweig Fundgrube“, jedoch nur kurzzeitig zwischen 1799 und 1802, im Gebiet östlich von Cunsdorf Eisenerz ab. Die Grube „Weiße Taube“ soll in der Nähe der Cunsdorf'er Brauerei gelegen haben. Nähere Unterlagen zu diesen Gruben liegen aber auch dort nicht vor. Rißliche Unterlagen oder Grubenakten zu diesem Bergbau existieren auch in den Beständen des Bergarchives in Freiberg nicht mehr.

Von einem ,alten Stolln auf Grund und Boden der Dorfgemeinde Oberreichenbach´ erfahren wir noch einmal aus einer anderen Akte, nach der die von Metzsch zu Reichenbach 1763 die Nutzung des Stollnwassers oder zumindest die Aufsicht darüber für sich beanspruchten (40016, Nr. 28). Im fraglicher Lage ist zu späterer Zeit ein Georg Stolln aktenkundig.

  

Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier erwähnte in seiner Mineralogischen Geographie der Chursächsischen Lande 1788 ebenfalls Eisenerzbergbau bei Reichenbach und bei Heinsdorf.

   

Das damalige Wissen über die Vorkommen von Eisenerzen im Vogtland und Westerzgebirge hat der auch als „Gang- Müller“ bekannt gewordene Obereinfahrer beim Königlich Sächsischen Oberbergamt zu Freiberg, Carl Hermann Müller (*1823, †1907), im Jahr 1856 unter dem Titel:

Die Eisenerzlagerstätten des oberen Erzgebirges und des Voigtlandes
als Grundlage zur Erhebung des sächsischen Eisenhüttenwesens.

in einem Bericht zusammengefaßt. Eine Abschrift dieses Berichtes haben wir in einer Oberbergamtsakte gefunden (40030-1, Nr. 713). Das Vorwort zu diesem Bericht schrieb kein Geringerer, als der letzte sächsische Oberberghauptmann, Friedrich Constantin Freiherr von Beust (*1806, †1891) höchstselbst. Weil seine Sätze dem damals herrschenden Zeitgeist besonders gut Ausdruck verleihen, wollen wir nicht unterlassen, sie hier zu zitieren:

Der kühne Unternehmergeist, welcher in den letzteren Jahren auf dem Gebiete der deutschen Eisenindustrie schon an anderen Orten bedeutende Erfolge errungen hat, beginnt auch dem sächsischen Obererzgebirge und dem Vogtlande seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es ist dies um so erfreulicher, als jene Gegenden ihrer natürlichen Beschaffenheit nach ganz unstreitig dazu berufen sind, einen ehrenvollen Platz unter den deutschen Eisenerzeugungsländern einzunehmen und in der Entwicklung dieser Tätigkeit eine der sichersten Stützen ihres Wohlstandes finden können.

Durch die, in der Ausführung begriffene Staatseisenbahn von Zwickau nach Schwarzenberg ist ein sehr bedeutender Schritt geschehen, um die vortrefflichen Zwickauer Steinkohlen den Eisenerzen des Obergebirges so nahe als möglich zu bringen. Alles hängt jetzt lediglich von dem Nachweis ab, daß die Eisenerze bei angemessener Betriebsweise um entsprechend wohlfeilen Preis in großen Massen nachhaltig beschafft werden können, denn die Vorzüglichkeit ihrer Qualität ist seit Jahrhunderten dargetan.

Es ist mir umsomehr in der Pflicht der Bergbehörde zu liegen erschienen, jenen Nachweis zu geben, als die wahren Verhältnisse der obererzgebirgischen und vogtländischen Eisenerzlagerstätten dem größeren Publikum, mit wenigen Ausnahmen, bis jetzt ziemlich unbekannt sein dürften, was eine natürliche Folge der äußerst kleinlichen und zersplitterten Betriebsweise ist, zu der man durch die bisherige Beschränkung auf eine verhältnismäßig sehr kleine Eisenproduktion bei Holzkohlenbetrieb, unter der Ungunst schlechter Kommunikationsmittel, verurtheilt war.

Ich habe daher geglaubt, einem wahren Bedürfnis zu entsprechen, indem ich den Herrn Vize- Obereinfahrer Müller in Freiberg, welcher durch mehrjährige, sorgfältige Untersuchungen der Erzlagerstätten in den genannten Distrikten und längere Amtierung in Schneeberg ganz besonders geeignet ist, ein kompetentes Urteil über die dortigen Eisenerzlagerstätten sich erworben zu haben, zu der Veröffentlichung seiner diesfallsigen Beobachtungen veranlaßte.

Der Umstand, daß diese Beobachtungen ebensowohl vom rein wissenschaftlichen als vom bergmännisch- technischen Gesichtspunkte aus angestellt und zusammengefaßt worden sind, dürfte der vorliegenden Schrift gleichzeitig für das wissenschaftliche Publikum ein gewisses Interesse verleihen.

Freiberg, den 30. April 1856

Freiherr von Beust.“

  

Den so überschwenglich gelobten Bericht wollen wir hier natürlich auch nicht vorenthalten. Er beginnt mit den Worten (40030-1, Nr. 713, Blatt 4ff):

Wenn gewiß jeder, dem das gleichmäßige Wohl aller Teile des Vaterlandes am Herzen liegt, nur mit der größten Freude wahrgenommen hat, wie in der neuesten Zeit die Überzeugung sich immer allgemeinere Geltung verschafft, daß die Industrie des Erzgebirges und Vogtlandes hauptsächlich auf deren reiche Naturschätze gegründet werden müsse, um zu einer lebensfähigen, gesunden und für das ganze Land ersprießlichen Entwicklung zu gelangen, so dürfte es gegenwärtig um so mehr an der Zeit sein, gerade den wichtigsten Teil dieser Naturschätze, den Reichtum an vortrefflichen Eisenerzen zum Gegenstande einer öffentlichen Beleuchtung zu machen, als man mit Grund hoffen darf, daß der allenthalben aufkeimende rege industrielle Unternehmungsgeist in nächster Zeit der Ausbeutung auch dieser unterirdischen Schätze sein volles Interesse zuwenden werde.

Behufs dessen wird es aber gewiß zweckdienlich sein, vor allem über die natürlichen Verhältnisse der fraglichen Eisenerzdepots, insbesondere über deren Umfang und Erzreichtum, eine richtige Ansicht zu verbreiten und dadurch die etwa noch vorhandenen Zweifel über deren Wichtigkeit für einen großartigen Aufschwung des sächsischen Eisenhüttenwesens nach Möglichkeit zu beseitigen.

Der westliche Teil des Erzgebirges und das Vogtland sind von jeher die ergiebigsten Fundgruben für die sächsische Eisenindustrie gewesen, denn zu dem Eisensteinbedarf der sämtlichen Eisenhütten des Landes, in der letzten Zeit jährlich an die 20.000 Fuder (á 25 Kubikfuß) betragend, haben dieselben immer gegen 80% geliefert.

Dieses Verhältnis hat seinen natürlichen Grund in der großen Menge und der Vorzüglichkeit der Eisenerze, womit die betreffenden Gegenden vor anderen Teilen des Landes begünstigt sind. Insbesondere sind die Gegenden von Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt, Eibenstock und Schneeberg, von Zwickau und Reichenbach, sowie von Plauen und Oelsnitz als reiche Eisenerzdistrikte zu nennen, in denen auch bereits vor langer Zeit der Eisensteinbergbau und das Eisenhüttenwesen vorzugsweise ihren Sitz aufgeschlagen haben...

Um den Enthusiasmus, der aus diesen Sätzen spricht, richtig einzuordnen, sei daran erinnert, in welcher Zeit sie niedergeschrieben wurden: Wenige Jahrzehnte zuvor waren die Napoleonischen Kriege zu Ende gegangen. Napoleon hatte auch Deutschland neu geordnet und im Wesentlichen die noch heute als Bundesländer weiterbestehenden Territorialgrenzen geschaffen. Im Ergebnis des Wiener Kongresses 1815 hatte das Königreich Sachsen dann große Teile seines Territoriums im Norden an Preußen abtreten müssen. Zugleich aber wurden auch in Sachsen die sogenannten Preußischen Reformen umgesetzt und die Freiheit der Gewerbeausübung auf neue, kapitalistische Grundlagen gestellt.

War es bei der  König Anton- Hütte noch der sächsische Staatsfiskus selbst, der nun den Wiederaufbau des Landes nach der Niederlage 1813 mit wirtschaftlicher Förderung forcieren wollte, so versuchten in der Folgezeit nach Maßgabe der sich eröffnenden Möglichkeiten zunehmend auch die Bürger selbst, neue Unternehmen zu gründen und sich damit eine eigene Lebensgrundlage zu schaffen.

  

Im Weiteren geht C. H. Müller dann auf die einzelnen Regionen und die vorherrschenden Lagerstätten- Typen ein. Weil die Roteisenstein- (Hämatit) Erzgänge nicht nur wirklich sehr gute Eisenerze ausbrachten, sondern mit 7.500 bis 8.000 Fudern jährlich auch den größten Anteil an der vorher angeführten Gesamtförderung von rund 20.000 Fudern jährlich lieferten, stehen diese Gangzüge im Bereich der westerzgebirgischen Granitgebiete auch bei C. H. Müller an erster Stelle. Danach beschreibt er die Brauneisenstein- und Braunstein- (Manganerz) Vorkommen in den sogenannten Quarzbrockenfelsen“ am Emmler bei Raschau und im dritten Kapitel widmet er sich schließlich den Magnetkies- (Magnetit) Lagern, die einerseits im Westerzgebirge bei Schwarzenberg und andererseits bei Oelsnitz im Vogtland vorkommen. Dann kommt auch die Region an die Reihe, die uns hier interessiert:

IV. Die Braun- und Roteisenstein- Niederlage
auf gangartigen Contact- Lagerstätten in dem Übergangsgebiete
des östlichen Vogtlandes.

worin es heißt: Die in dem Übergangsgebirge des östlichen Vogtlandes, in einer Längenausdehnung von 2 ¾ Meilen zwischen Christgrün und Stenn bei Zwickau, und in einer Breite von 1 bis 1 ¼ Meilen zwischen Ebelsbrunn, Hauptmannsgrün und Pfaffengrün einerseits und Beiersdorf, Schönfeld und Elsterberg andrerseits... bezeichnet in ihrer Verbreitung die Region einer eigentümlichen Klasse von Eisenerzlagerstätten, die, bis vor wenigen Jahrzehnten fast ganz unbeachtet, jetzt schon mit zu den wichtigsten Quellen der sächsischen Eisensteinproduktion zu zählen sind, indem sie in der letzten Zeit ein jährliches Ausbringen bis zu 4.500 Fuder Eisenstein beigetragen haben.

Insofern diese Lagerstätten in ihrem Auftreten hauptsächlich an die Grenzen jener Grünsteinbildungen gebunden erscheinen, kann man sie unter der allgemeinen Benennung der Kontaktlagerstätten begreifen, obwohl sie zuweilen, auch mitten im Grünstein selbst, oder schon in einiger Entfernung im Ton- und Grauwackenschiefer allein auftreten. Wenn auch unzweifelhaft gangartiger Natur, unterscheiden sich dieselben doch von den, als reine Spaltengänge sich darstellenden Eisensteingängen des oberen Erzgebirges und des westlichen Vogtlandes nicht nur durch die Unregelmäßigkeit ihrer Erstreckung sowie ihres Streichens und Fallens, sondern auch durch den häufigen Mangel deutlicher Salbänder, während die öfteren Übergänge ihrer Zusammensetzung... mehr Ähnlichkeit mit gewissen Lagern beurkunden. Bald erscheinen dieselben als in Länge und Tiefe weit fortsetzend und bis mehrere Lachter mächtige gangartige Massen, ... bald als breite lagerartige Zonen sehr eisenschüssigen Tonschiefers oder Grauwackenschiefers zwischen reineren Schichten dieser Gesteine, bald als vielfach verzweigte, vereinzelte oder in einer Reihe gruppierter Nester, Nieren oder Butzen mitten im zersetzten Grünstein, die nicht selten zu einer beträchtlichen Mächtigkeit und Ausdehnung anwachsen...

Die meisten und wichtigsten, obwohl immer noch eher unvollständigen Aufschlüsse dieser Art von Erzlagerstätten haben bisher in den Feldern ... bei Stenn, Planitz und Schönfeld, nahe am Rand des Zwickauer Steinkohlenbassins stattgefunden...

Eine andere, jetzt ganz unbebaut liegende Brauneisenstein- Lagerstätte ist in der Grube Gott gebe Beständigkeit bei Alt- Schönfeld auf ungefähr 30 Lachter Länge und bis zu 6 Lachter tief mit einer nach der Tiefe anwachsenden Mächtigkeit von 0,5 bis über 3 Lachter fast durchgehend bauwürdig befunden worden, und in den weiter gegen Süden und Westen gelegenen Gegenden haben in den Gruben Thekla und Hugo bei Hauptmannsgrün, Gottes Segen bei Oberheinsdorf, Georg bei Oberreichenbach und Grünhof bei Christgrün unbedeutende Arbeiten auf ähnlichen Brauneisenerzlagerstätten stattgefunden, durch welche wenigstens zum Teil deren Bauwürdigkeit konstatiert ist. Allein durch die große Anzahl älterer und neuerer Schurfarbeiten in der Umgegend der genannten Ortschaften ist die Existenz noch vieler anderer derartiger Erzlagerstätten nachgewiesen und an vielen anderen Stellen reißt die Pflugschar des Ackerbauern alljährlich eine Menge von Eisensteinbruchstücken aus dem Grunde des Bodens herauf, die, unter der Benennung ,Landsteine' bekannt, häufig gesammelt und an die Eisenhüttenwerke verkauft werden, ihrer Natur nach aber nichts anderes sind, als losgerissene Stücke von dem aus der Tiefe emporragenden Teilen noch unerforschter Eisenstein- Lagerstätten.

Die bisher auf dieser Klasse von Eisenstein- Lagerstätten in ganz geringen Tiefen erlangten, verhältnismäßig sehr glücklichen Ergebnisse und die allenthalben bemerkbaren Anzeichen einer sehr bedeutenden und anhaltenden Erzführung lassen dem Bergbau auf ihnen ein günstiges Prognostikon stellen, welches besonders auch durch die große Analogie ihrer geognostischen Verhältnisse mit denen der wichtigsten Eisensteinlagerstätten in dem nassauisch- westfälischen Übergangsgebirge nicht wenig unterstützt werden dürfte...“

Diese Beschreibungen treffen auf das, was hier bei der Erkundung und Verwahrung im Jahr 2020 wiedergefunden wurde, nur allzu genau zu. Daß es aufgrund dieser aussichtsvollen Anregungen, die auch von der Königlich sächsischen Bergbehörde protegiert wurden, nun auch so einige wirklich versuchten, mit dem Abbau des vogtländischen Eisenerzes Gewinn zu erzielen, verwundert nicht.

  

 
 
 

Zu den Abbauversuchen durch
die Segen des Herrn Fundgrube bei Friesen
von 1855 bis 1857

  

Wie oben zu lesen war, gab es um die Mitte des 18. Jahrhunderts bereits Vorläufer des Eisenerzbergbaus bei Friesen. Auslöser war zu dieser Zeit die Weißblech- Produktion der bogtländischen und westerzgebirgischen Hammerwerksbesitzer. Die dort genannte Familie Gottschaldt besaß neben den Hammerwerken in Neidhartsthal auch eigene Zinnerzgruben in Carlsfeld. Infolge der Industrialisierung kam es ab den 1830er Jahren dann zu einem rapiden Anwachsen des Bedarfs an Stahl und Eisen.

Wesentlicher Antrieb war neben dem Aufbau des Eisenbahnnetzes in unserem Land der Maschinenbau. Wohl das wichtigste Initial dafür war die Gründung der  Königin Marienhütte in  Cainsdorf bei Zwickau im Jahr 1839. Damit ging auch eine Intensivierung des Abbaus einher und die Wiederaufnahme bzw. Neuverleihung von Eisenerzgruben.

  

Als erste Neuverleihung in der Region erscheint 1855 im westlichen Nachbarort Friesen die „Segen des Herrn Fundgrube“ in den Akten (40169, Nr. 1592). Zuständig für die Revierabteilung im Vogtland war damals schon das Bergamt zu Schneeberg, dem das frühere Bergamt in Voigtsberg als Revierabteilung angegliedert war. 1856 wurde dann im Zuge der Neuordnung der Bergverwaltung das Bergamt Schwarzenberg wiedergegründet und diesem auch das bis dahin eigenständige Bergamt Schneeberg angegliedert.

Aus diesen Zusammenhängen heraus war es der Schneeberg'er Berggeschworene Gustav Netto, der am 8. Dezember 1855 vor dem Bergmeister Carl Gustav Schütz in Schneeberg über seine erste Befahrung dieser Grube Bericht erstattete: Als erstes vermerkte G. Netto, daß das Grubenfeld besagter Grube noch gar nicht verliehen sei. Tatsächlich aber hatte Carl August Semig, Steiger aus Schedewitz bei Zwickau, am 18. April 1855 Mutung „auf alle nützlichen metallischen Mineralien“ für das Grubenfeld bei Friesen eingelegt. Diese Formalie barg nun freilich den Haken in sich, daß sie in dieser Form auch für Edelmetalle galt, die dem höheren Bergregal unterlagen ‒ darauf kommen wir später noch einmall zurück. Eine Eisensteingrube dagegen hätte Herr Semig damals noch gar nicht bei der Bergbehörde anzeigen müssen, so lange er sich mit den Grundeigentümern über einen Abbauzins oder eine Pacht für die von ihm benötigten Flächen selbst einig wurde.

Über den Betrieb bei Segen des Herrn berichtete G. Netto im Dezember 1855, man habe einen „früher angefangenen Schurfschacht“ schon wieder aufgegeben; stattdessen „auf der anderen Seite des Weges“ einen neuen Schacht 6 Lachter tief niedergebracht, aus demselben heraus 8 Lachter nach Nordosten und 3 Lachter nach Südwesten ausgelängt und dabei „im dasigen Grauwackensandstein eine 0,3 bis 0,5 Lachter mächtige, von Brauneisenstein durchzogene Schicht angetroffen, welche ohngefähr 30° in hora 11 nach Nord zu fallen scheint.“

Mit der anderen Seite des Weges meinte G. Netto ‒ einer später in der Akte beigefügten Skizze zufolge (40169, Nr. 1592, Blatt 17 der Akte) ‒ den Weg von Friesen nach Obermylau östlich der Chaussee von Reichenbach nach Greiz (den späteren Ruppeltweg). Der Obere Schacht befand sich demnach südwestlich der Kreuzung beider Straßen; der Untere Schacht nordöstlich der Kreuzung.

Da nun das Streichen des vermeintlichen Eisensteinganges den Verlauf der beiden Straßen quere, schien es Netto angeraten, die Verkehrswege durch Sicherheitspfeiler zu schützen und „den Aushieb größerer Räume“ unterhalb der Straßen zu untersagen, was das Bergamt auch so bestätigte.

  

Der im April 1855 vorläufig ausgestellte „Muthzettel“ für das Grubenfeld weist auch aus, daß sich das beantragte Abbaufeld etwa 200 Lachter südöstlich der Friesen'er Mühle auf dem Grund des Kammerherrn von Metzsch auf Friesen befände (die Familie von Metzsch war auch 100 Jahre zuvor schon hier ansässig) und darin der oben schon beschriebene Eisensteingang entblößt worden sei. Steiger Semig hatte ein Baufeld von 100.000 Quadratlachtern oder 100 Maßeinheiten beantragt, das entspricht in heutigen Maßen einer Fläche von 40 Hektar (40169, Nr. 1592, Blatt 3 der Akte).

Nach Prüfung der angegebenen Grenzpunkte durch den zuständigen Markscheider Gustav Friedrich Pilz bestätigte das Bergamt diese Mutung am 26. Januar 1856 (40169, Nr. 1592, Blatt 4 der Akte).

  


Unsere Übersichtskarte vom Anfang des Beitrages. Die Segen des Herrn Fdgr. des Steigers Semig hat zwischen Obermylau und Fresen gelegen und erstreckte sich bis in den Bereich der alten Eisensteinbrüche an der Ruppelde. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Für die Betriebsperiode 1856/1857 hatte Semig auch einen Betriebsplan bei der Bergbehörde eingereicht ‒ als Steiger kannte er sich mit den Gepflogenheiten und Anforderungen der Bergbehörden ja schließlich aus (40169, Nr. 1592, Blatt 7ff der Akte). Demnach hatte er die Grube mit 10 Mann belegt, die sich aus Herrn Semig selbst, als Aufsichtsführendem und Steigerdienstversorger, 6 Häuern und 3 Knechten zusammensetzten. Dem aufgeschlossenen Eisensteingang hatte Herr Semig den Namen Johann Stehender gegeben. 11 Lachter in westlicher Richtung von seinem Tageschacht aus solle nun der Abbau dieses in Thonschiefer aufsitzenden“ Ganges erfolgen.

Über den Gang wird berichtet, er habe eine Mächtigkeit von 0,2 Lachtern (rund 40 cm) und bestehe aus wolkenförmig geschichtetem Brauneisenstein und dünnen Lagen von Thonschiefer.“ Da er bis jetzt nur von einem Querschlag durchfahren und noch nicht näher erkundet sei, solle er zunächst in nördlicher und südlicher Richtung ‒ „so weit es der vorliegende Diorit gestatte“ ‒ entlang seines Streichens näher untersucht werden. Außerdem wollte man den Querschlag „in der Grenze zwischen Diorit und Thonschiefer“ weiter fortbringen, um vielleicht noch weitere Gänge zu erschließen. Bei diesen Arbeiten plante Herr Semig, 500 Fuder Eisenstein zu gewinnen und zu 3 Thaler das Fuder zu verkaufen. Aus Angaben in den Betriebsakten der Heinrich Fundgrube wissen wir, daß ein Fuder Brauneisenstein damals zu etwa 0,92 t gerechnet wurde.

Selbst einen Oeconomieplan“ hatte Herr Semig schon 1856 mit vorgelegt, nach welchem er bei 1.960 Thalern, 15 Groschen Einnahmen für den zweijährigen Betriebszeitraum bis 1857 mit 1.945 Thalern und 15 Groschen Ausgaben rechnete. Da wären ihm also gerade einmal 15 Thaler Gewinn verblieben...

Das zwischen dem Granit und dem Gabbro stehende, magmatische Tiefengestein Diorit freilich steht im Vogtland nirgends an. Herr Semig meinte wohl ein Diabaslager (oder, wie es die alten Geologen auch bezeichnet haben, ein Grünsteinlager“). Auch auf der oben schon erwähnten Skizze, die vielleicht aus Netto's Feder stammt, ist das Gestein als „Grünstein“ bezeichnet. An dessen Kontakt zum Tonschiefer entlang hat der Zeichner eine „eisensteinführende Schicht“ eingetragen.

 


Ausschnitt aus einer Verleihkarte mit der Eintragung bestehender Grubenfelder um 1860: X-förmig liegt in der Mitte zwischen Reichenbach und Friesen die Segen des Herrn Fundgrube - rund um diese herum haben sich aber auch noch zahlreiche weitere Muter Abbaurechte am Eisenerz eintragen lassen; u. a. auch der Obersteiger J. G
Hellmich... Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. K8476, Ausschnitt, Norden ist oben.

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Die Segen des Herrn Fdgr. ist auf diesem Ausschnitt aus den Stollnkarten an der Straße von Reichenbach nach Friesen und weiter in Richtung Greiz (der heutigen B 94) rot eingetragen. Außerdem sind hier - im Bereich der alten Eisensteinbrüche an der „Ruppelde“ - eine Beschert Glück Fdgr. und (ganz rechts am Blattrand) auch schon die Heinrich Fdgr. verzeichnet. Diese Eintragungen stammen folglich aus der zweiten Hälfte der 1850er Jahre. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044 (Generalrisse), Nr. 5-I9, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

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So richtig reichte aber wohl das Geld bei dem Besitzer offenbar doch nicht aus, um den Grubenbetrieb in Gang zu bringen, zumal wirklich ertragreiche Anbrüche ausblieben. Daher schrieb er am 26. April 1856 an das Bergamt, er wolle nun eine Gewerkschaft gründen. Als infragekommende Partner unterzeichneten dieses Schreiben neben Carl August Semig die Herren Johann (an anderer Stelle steht Heinrich) Gottlieb Jancke, ebenfalls aus Schedewitz und Johann Georg Stüber, Schmiedemeister in Bockwa.

Zwei Monate später schon teilten Semig & Genossen dem Bergamt dann aber mit, man habe zwar die Kuxe nicht wunschgemäß vertheilen können,“ wolle aber an dem Plan der Gründung einer Gewerkschaft festhalten. Woraus nichts anderes zu lesen geht, als daß die Kuxe mangels Gewinnaussichten nicht verkäuflich gewesen sind.

Es kam offenbar noch unglücklicher, denn in diesem Schreiben heißt es weiter, man könne gerade keinen neuen Betriebsplan einreichen, denn unseren Eisensteingang hat es verdrückt und wir wissen nicht, ob wir ihn schnell wiederfinden.“

Trotz alledem hat Semig auch noch Nachmutung eingelegt. Am 20. September 1856 bestätigte die Bergbehörde dem ‒ jetzt wieder als Alleinbesitzer“ bezeichneten (mit der Gründung einer Gewerkschaft hatte es ja nicht geklappt) ‒ C. A. Semig die Nachmutung über weitere 85.909 Quadratlachter, so daß sein Baufeld nunmehr 185.909 Quadratlachter bzw. mehr als 74 Hektar umfaßte (40169, Nr. 1592).

  

Von seiner nächsten Grubenbefahrung am 23. Oktober 1856 berichtete G. Netto vor dem Bergamt dann, man habe vom neuen Schacht aus in 6 Lachter Teufe ein Ort in hora 1 Süd angesetzt und einige Lachter fortgebracht, um damit die unter dem Krähenhübel bekannten, gegen 70 Lachter entfernten Grünsteinlager, in deren Umgebung zahlreiche Eisensteinbrocken auf den Feldern liegen, zu unterfahren, weil man daselbst einen Eisensteingang zu treffen hofft.“

Herr Netto berichtete weiter, daß der neue Schacht nur 100 Schritte vom Rittergut Obermylau entfernt läge, was sich nach seiner Einschätzung nicht mehr innerhalb des verliehenen Grubenfeldes befände. Einen Hügel namens Krähenhübel haben wir in der fraglichen Gegend auf alten Karten bisher allerdings nicht entdecken können, nur auf dem Grundriß der Grube ist ‒ dies jedoch nur in einer Randnotiz ‒ eine Krähenhütte vermerkt.

Nach seiner folgenden Befahrung hatte Netto am 25. April 1857 dem Bergamte außerdem einige Mängel anzuzeigen, die er „unter den obwaltenden Verhältnissen“ nicht habe umgehend abstellen können. Im Einzelnen heißt es: „Namentlich war auf einem bei Obermylau angesetzten, 6 Lachter tiefem Schachte, aus welchem man Eisenstein aus einer mit 3 Lachter langem Querschlag durchfahrenen, hora 10,4 streichenden und 40° West fallenden Lagerstätte förderte, zu bemerken, daß
a) der Fahrschacht nicht verschlagen war,
b) auf den unteren 3 Lachter Teufe keine Zimmerung eingebaut war, obwohl die Beschaffenheit des Gebirges eine Verwahrung nötig macht und obgleich man aus diesem Schachte schon ca. 15 Lachter Ort getrieben und einen mehrere Lachter hohen Firstenbau etabliert hatte und endlich
c) über dem einen halben Lachter tiefen Schachtsumpf keine Bühne eingebaut ist.

Ferner bemängelte Netto, es gäbe sechs anfahrende Arbeiter, von den aber drei gar nicht richtig auf der Grube angelegt, sondern nur Tagelöhner seien und es gäbe auch keinen Schichtmeister.

 


Grund- und Saigerriß von Seegen des Herrn Fdgr. zu Friesen im Voigtlande, abgezogen im October 155 und May 1856 von Gustav Friedrich Pilz, Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (Risse zum fiskalischen Erzbergbau), Nr. K8473, Gesamtansicht, Norden ist links oben.

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Ausschnitt aus obigem Riß mit der Lage der Versuchsbaue von Segen des Herrn westlich und östlich der Chaussee von Reichenbach nach Greiz. Links die Straßenkreuzung zwischen der Chaussee von Greiz nach Reichenbach (der heutigen B 94) und des „Fahrweges“ von Mylau nach Cunsdorf, dem heutigen Ruppelteweg.

  

Nach einer weiteren Befahrung am 29. Juli 1857 berichtete Netto dann, daß in dem Schacht die Wasser bis 4,4 Lachter Teufe aufgegangen seien. Der ältere Schacht war wieder belegt, allerdings nur mit einem Mann, der ihm erzählt habe, es würde gelegentlich noch ein zweiter mitarbeiten. Diese Belegung stehe zur Größe des verliehenen Grubenfeldes in keinem vernünftigen Verhältnis. Außerdem seien die beiden Arbeiter gar keine ausgebildeten Bergleute, woraufhin Netto den Weiterbetrieb noch vor Ort untersagte. Herr Semig sei abgegangen, so daß weder ein Steiger, noch ein Schichtmeister für den Betrieb verantwortlich zu machen sei (40169, Nr. 1592).

Solcherlei Zustände waren für die Behörde natürlich auch damals nicht hinzunehmen und man fragte bei Herrn Semig nach. Der wiederum legte nun einen Kaufvertrag vor, den ein Notar am 22. Dezember 1856 auch bestätigt hatte und nach dem Herr Semig seine Anteile an der Grube an seine beiden oben genannten Genossen Jancke und Stüber zu je 50 Thaler verkauft hatte. Die beiden hatten im Januar 1857 auch den Markscheider Hermann Engelhardt aus Zwickau Vertretungsvollmacht in allen bergbaulichen Angelegenheiten bezüglich der Segen des Herrn Fundgrube erteilt.

Allerdings stellte sich nun heraus, daß das Gerichtsamt in Reichenbach den Kaufvertrag zurückgewiesen hatte, weil auf der Nachmutung ein anderer Grubenname (nämlich Beschert Glück Fundgrube) gestanden habe, so daß das Verkaufsobjekt gar nicht eindeutig bezeichnet sei.

Eine Beschert Glück Fundgrube ist auf der Stollnkarte im Bereich der Ruppelde tatsächlich zu finden. Auch auf dem Grund- und Saigerriß der Grube von 1856 hat Markscheider G. F. Pilz den östlichen Teil des Grubenfeldes von Seegen des Herrn abgegrenzt und als „Bescheert Glück Grubenfeld“ bezeichnet. Grubenakten zu einem Bergwerk dieses Namens bei Reichenbach existieren jedoch nicht...

Das war nun Pech für Herrn Semig ‒ er war noch nicht aus dieser Sache raus. Das Bergamt forderte daher nun ihn wieder auf, für den Zeitraum 1858/1860 einen neuen Betriebsplan einzureichen und einen Schichtmeister zu benennen.

 


Ausschnitt aus dem oben schon gezeigten Grund- und Saigerriß der Segen des Herrn Fdgr. zu Friesen: Besagter Tageschacht, hier als „alter Schurf“ bezeichnet, lag nach der Vermessung durch Markscheider G. F. Pilz auf Höhe der „Ruppelde“ südlich des „Fahrweges“ von Mylau nach Cunsdorf und tatsächlich genau auf der Grenze zwischen Obermylauer Flur und der des Rittergutes zu Friesen. Die Bemerkung an der oberen rechten Ecke des Blattes bezeichnet einen Pflock und lautet „Fundpunkt der Bescheert Glück Fdgr. an der Krähenhütte“ - vielleicht der Krähenhübel G. Netto's ? Dann würde er lagemäßig der alten Bezeichnung Ruppelde entsprechen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (Risse zum fiskalischen Erzbergbau), Nr. K8473, Gesamtansicht, Norden ist links oben.

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Das wiederum paßte Herrn Semig natürlich gar nicht und er verkaufte im September 1858 das Grubenfeld erneut ‒ diesmal an einen Advocaten Carl Lorenz aus Zwickau. Am 18. September 1858 erschien dann ein Herr Louis Vogel im Bergamt zu Schwarzenberg, legte eine Vollmacht besagten Anwaltes vor und gab an, daß er zum Obersteiger der Grube bestimmt worden sei, daß Herr Lorenz allerdings einen Weiterverkauf beabsichtige, weswegen nur vorläufig der Bergarbeiter Karl Wilhelm Vogel aus Neumark den Steigerdienst versorgen solle und weswegen er namens seines Auftraggebers auch gleich noch Fristhaltung für die Grube bis Ende 1859 beantrage. Für die Behörde erschienen damit die Verhältnisse erst einmal wieder geordnet, worauf der Antrag der Infristhaltung für die Grube genehmigt wurde.

Mit der Ausübung der Schichtmeister- Tätigkeit wurde wenig später ein Herr Ring aus Wildenfels beauftragt. Außerdem wurde der Kaufmann Eduard Dreverhoff aus Zwickau für die Vertretung in Verwaltungsangelegenheiten von Lorenz bevollmächtigt. Der wiederum teilte im März 1859 an das Bergamt mit, die Grube habe 1858 überhaupt nicht in Betrieb gestanden.

Der Kaufmann Eduard Dreverhoff wird uns gleich noch einmal begegnen...

Der Jurist hatte auch einen wichtigen Haken erkannt und sagte am 29. Dezember 1858 das Abbaurecht auf Edelmetalle, mit dem nämlich deutlich höhere Grubenfeldsteuern verbunden gewesen sind, vor dem Bergamt los; nicht aber das Abbaurecht auf die Eisenerze. Am 12. Februar 1859 erfolgte sogar erneut eine Nachmutung, behufs derer allerdings schon wieder ein neuer Obersteiger, nun ein Herr August Friedrich Unger aus Sosa, vor dem Bergamt erschien. Damit vergrößerte sich das Baufeld der Segen des Herrn Fundgrube nochmals um 64.526 Quadratlachter auf nunmehr 250.435 Quadratlachter oder knapp über 100 Hektar; wohlgemerkt jetzt aber ausdrücklich mit Ausnahme von Gold und Silber“.

    


Ausschnittsvergrößerung aus der Verleihkarte mit der Eintragung bestehender Grubenfelder um 1860: Unmittelbar südlich des ob seiner X-Form gut erkennbaren Feldes der Segen des Herrn Fundgrube ist hier - datiert auf März 1857 - auch ein Baufeld auf den Namen eines Adv. Lorenz eingetragen. Dem Namen Obersteiger J. G. Hellmich in dem rechteckigen Feld südöstlich davon werden wir auch noch wiederbegegnen... Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. K8476, Ausschnitt, Norden ist oben.

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Aus der Nummer heraus war andererseits Herr Semig auch damit immer noch nicht. Das Bergamt forderte von ihm noch immer eine Summe von 51 Thalern, 18 Neugroschen an Gebühren und Feldsteuern ein und veranlaßte im März 1859 beim Gerichtsamt Zwickau die Zwangsvollstreckung. Daraufhin beantragte Herr Semig seinerseits den Erlaß, zumindest der Grubenfeldsteuern ‒ schließlich habe seine Grube ja stets nur auf Eisenerz und nie auf Edelmetalle gebaut. Nach langem Hin und Her zwischen den Behörden und einer Befürwortung des Antrages durch das Bergamt Schwarzenberg stimmte im Juni 1859 auch das Königlich Sächsische Finanzministerium in Dresden dem Antrag auf Erlaß der Grubenfeldsteuer zu. Erst damit war für Carl August Semig die Geschichte wirklich abgeschlossen.

  

Derweil hatte am 17. März 1859 auch Herr Netto wieder die Grube befahren und berichtete, daß man auf Segen des Herrn ohngefähr 100 Lachter südlich vom neuen Schachte eine Quantität Eisenstein durch Tagebau gewonnen habe und man habe sich veranlaßt gesehen, ein 12 Ellen tiefes Schächtchen niederzubringen, mit welchem man einen hora 8 bis 9 streichenden, 60° in Nord fallenden Gang ersunken hatte, welcher aus 16 bis 20 Zoll mächtigem Hornstein und Quarz mit braunen Letten und derben Parthien von Brauneisenstein besteht.“ (40169, Nr. 1592, Blatt 72 der Akte).

Und: Die Grube war, wie ich schon früher habe rügen müssen, nur mit zwei Tagelöhnern belegt.“ Ab Juni 1859 wurde deshalb dann der vormalige Bergschüler Traugott Wilhelm Feldmann aus Schönborn als Steiger auf Segen des Herrn eingesetzt und vom Bergamt bestätigt. Der blieb aber nicht lange ‒ was sollte er hier auch tun ‒ sondern wechselte schon im Folgejahr zum Forst Schacht nach Zwickau.

Immerhin hatte man wieder ein Ausbringen zu verzeichnen ‒ wenngleich man nur noch im Tagebau förderte.

Am 15. Oktober 1859 erschien dann der Schichtmeister Paul Weiß aus Sosa ‒ schon wieder ein anderer ? ‒ in Schwarzenberg und beantragte erneut Fristhaltung für die Grube. Nach seinen Angaben verhandele der jetzige Alleinbesitzer, der Kaufmann E. Dreverhoff (der Advokat C. Lorenz war die Grube also tatsächlich wieder losgeworden), mit einer sächsischen Eisenhütten- und Bergbaugesellschaft über einen erneuten Verkauf...

Der Steiger Louis Vogel meldete dann am 23. Dezember 1859 dem Bergamt, daß der Reichenbacher Bahnhof innerhalb des erst am 12. Februar nachgemuteten Feldes läge. Das schien aber kein Problem darzustellen ‒ passiert ist ja ohnehin sonst nichts.

  

Am 28. Dezember des Jahres 1859 suchte der jetzige Besitzer Dreverhoff unter Verweis auf die noch nicht abgeschlossenen Verkaufsverhandlungen erneut um Fristhaltung für diese Grube beim Bergamt nach, was ihm auch genehmigt worden ist. In der Aktennotiz steht außerdem zu lesen, daß die Aufsicht über die in der Voigtländischen Revierabtheilung... und über die in den anderen Revierabtheilungen gelegenen Dreverhoff'schen Gruben“ nun der Obersteiger Unger aus Sosa übernehmen solle. Herr Dreverhoff hatte also mehrere Bergwerke zusammengekauft...

Außerdem forderte das Bergamt aber, der Besitzer solle einen Schichtmeister bestellen, da auch dann, wenn die Grube nicht in Betrieb stehe, die Einlegeregister zu führen und an das Amt zu senden seien. Daraufhin reichte zunächst noch der Steiger Vogel einen Vacat- Schein für das abgelaufene Jahr ein. Im April des Folgejahres hatte Herr Dreverhoff dann den Steiger Paul Weiß aus Sosa mit der Schichtmeistertätigkeit betraut. Er sollte dafür einen Wochenlohn von 5 Neugroschen von allen infristliegenden und von 20 Neugroschen von den in Betrieb stehenden Gruben erhalten (40169, Nr. 1592).

  

Herr Dreverhoff ist uns ‒ nebenbei bemerkt ‒ mit einem ähnlichen Spekulationsobjekt, nämlich der Erna Fundgrube bei Römersgrün, unweit entfernt schon begegnet. Diese wohl auch schon ältere Eisensteinzeche wurde von ihm im Jahr 1857 neu gemutet. Dort wurde von ihm ebenfalls der Steiger A. F. Unger aus Sosa als Bevollmächtigter eingesetzt (40024-10, Nr. 213 und 40169, Nr. 571).

Ansonsten ist auch auf dieser Grube nicht wirklich etwas geschehen. Angeblich habe man 1859 eine Menge von 30 Fudern Eisenstein gewonnen, was aber im Geschäftsabschluß nicht als Einnahmen ausgewiesen wurde. Stattdessen zeigte 1860 Schichtmeister L. Vogel bei dem Geschworenem G. Netto an, daß er keinen Kassenbestand habe, um den Schacht ordnungsgemäß sichern zu können und bat das Bergamt um Unterstützung. Dieser Schacht sei mit Rundholz und Schwarten abgedeckt, abgesoffen und gefährlich, weil er sich direkt am Weg nach Beiersdorf befinde. Daraufhin wurde Schichtmeister Vogel offenbar entlassen und an seiner Stelle Herr Paul Weiß aus Sosa als Schichtmeister angestellt... Der suchte 1861 gleich als erste Amtshandlung wieder um Fristhaltung für die Erna Fundgrube nach.

Auch hier hatte Herr Dreverhoff das Berggebäude der Sächsischen Continental Eisenbahnbau AG in Berlin zum Kauf angeboten, die natürlich aber kein Interesse an dem Erwerb dieses belanglosen Abbaufeldes hatte. Irgendwie muß es schließlich aber doch zu einem Besitzwechsel dieser Grube gekommen zu sein, denn die Lossagung des Abbaurechtes bei Erna Fundgrube im Jahr 1862 erfolgte dann durch einen Bergingenieur Ernst Beyerlein aus Grünau bei Wildenfels (oder nach der anderen Akte, aus Wiesenburg, was ja aber gleich in der Nähe liegt). In wessen Auftrag Herr Beyerlein handelte, geht aus dem Akteninhalt nicht hervor.

  


Die Lage der Erna Fdgr. bei Römersgrün. Aus dem Pleißenbachtal östlich von Unterneumark heraus sollte ein etliche 100 m langer Stolln bis unter den Fundschacht getrieben werden. Ernsthaft angegangen, geschweige denn wirklich vollendet, wurde dieses Projekt nicht. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. 5-I10, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

  

Aus einer etwas später datierten Pfändungsakte des Gerichtsamtes zu Reichenbach erfahren wir noch, daß Herrr Dreverhoff gleichzeitig auch im Besitz der Hans Georg Fundgrube unterhalb der Pfaffenmühle am linken Ufer der Göltzsch bei Röttis“ gewesen ist (40169, Nr. 1592).

Das nun machte uns endgültig neugierig, mit wem wir es denn hier zu tun haben. Bei der Recherche nach dem Namen dieses Kaufmanns aus Zwickau in den Archiven staunten wir dann nicht schlecht: Das Bergamt Schwarzenberg hatte einen ganzen Aktenbestand zu dem Vom Kaufmann Eduard Dreverhoff aus Zwickau betriebenen Bergbau im Bergamtsrevier Schwarzenberg angelegt... (40052, Nr. 229 und 230). Außerdem taucht Herr Dreverhoff in den Akten des Schwarzenberg'er Zehntenamtes bezüglich Erinnerungen wegen rückständiger landesherrlicher Gefälle (40057, Nr. 1 und Nr. 31) auf, weil das Amt Zwangsversteigerungen von Eisensteinvorräten auf mehreren Gruben bei Reichenbach, Mylau und Neumark im Besitz von Eduard Dreverhoff veranlaßt hatte. Offenbar war es mit der Zahlungsmoral dieses Kaufmanns nicht so richtig gut bestellt oder aber er hatte sich einfach gründlich verspekuliert...

Aber zählen wir einmal nach: Tatsächlich ist anhand der Grubenakten des Bergamtes Schwarzenberg einschließlich seiner Voigtsberger Abteilung herauszufinden, daß der Kaufmann Eduard Dreverhoff aus Zwickau zwischen 1856 und 1865 ‒ nicht bei allen Gruben gleichzeitig, aber immerhin ‒ an sage und schreibe 76 Bergwerken ( !! ) Anteile hatte oder deren Alleinbesitzer gewesen ist (siehe  weiterführende Quellen). Nun war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und insbesondere die Gründerzeit nach 1871 ganz gewiß eine Zeit der Spekulanten und der gescheiterten Investitionen, aber diese Zahl sucht unseres Erachtens schon ihresgleichen.

Diese 76 Gruben waren sämtlich Eisenerzgruben im Westerzgebirge und im sächsischen Vogtland und verteilten sich zwischen Elterlein, Johanngeorgenstadt, Schlema, Neidhardtsthal, Sosa, Eibenstock, Bösenbrunn, Reichenbach, Auerbach, Crieschwitz und Steinsdorf bei Plauen und weiter bis nach Treuen und Pöhl. Manche gingen auch auf ältere Gruben zurück oder wurden untereinander neu konsolidiert. Zur hier von uns betrachteten Umgegend kann man beispielhaft noch die Bertha Therese Fdgr. bei Neumark, die Anna Fdgr. bei Unter- Neumark oder eine Herkules Fdgr. bei Reichenbach aus der langen Liste anführen.

Nur für zwei dieser insgesamt 76 Dreverhoff'schen Bergwerke, nämlich für die Heinrich Moritz Fdgr. bei Tobertitz und für die Hans Georg Fdgr. bei Röttis ist später ein Übergang der Bergbaurechte an die Königin Marienhütte aktenkundig; alle anderen wurden nach wenigen Jahren wieder losgesagt. Die meisten dieser Gruben wurden überhaupt nur in Fristen gehalten und haben wohl nie wirklich Erz gefördert.

Nach 1871 taucht der Name Eduard Dreverhoff dann noch einmal in Gerichtsakten des Amtes Stollberg auf, wo es 1874 zu einem Streitfall um Kohlenabbaurechte mit dem Herrn Carl Friedrich Kretzschmar und Genossen in Oelsnitz/E. gekommen war (30137, Nr. 50). Danach scheint die Familie Dreverhoff nach Dresden gezogen zu sein, denn hier findet sich in Handelsregisterakten nach 1898 dann die Eintragung einer Isidora Dreverhoff´schen Lehrmittelanstalt zu Dresden, welche zu dieser Zeit als Dreverhoff'sche Lehrmittelanstalt auf neue Besitzer namens M. & E. Platt umgeschrieben worden ist (11045, Band 49, HR 8618). Vermutlich handelte es sich bei Isidora Dreverhoff um die Gattin oder um eine Tochter, denn einer seiner Gruben bei Eibenstock hatte E. Dreverhoff auch den Namen Isidora Fdgr. gegeben (40169, Nr. 1122). In den Handelsregistern der 1930er Jahre findet man noch einen Herrn Max Dreverhoff in Dresden, aber ob dieser wirklich ebenfalls ein Nachfahre des Eduard Dreverhoff ist, erscheint uns an dieser Stelle zumindest nicht mehr von montanhistorischem Interesse.

  

Kehren wir zurück nach Friesen: Während auch hier also nach wie vor weder Abbau stattfand, folglich auch kein Gewinn erzielt werden konnte; noch andere bergmännischen Arbeiten erfolgten, traten auf den auflässigen Schächten die ersten Verbrüche ein: Der Besitzer des Rittergutes Friesen, wie oben schon erwähnt, damals ein Kammerherr von Metzsch, beschwerte sich am 24. April 1860 beim Bergamt, daß auf dem sogenannten Ruppelts Felde“ ‒ zu seinem Gut gehörig ‒ ein gefährlicher Bruch entstanden sei. Der zuständige Bearbeiter war natürlich Herr Netto und der „hielt mit Steiger Vogel sogleich eine Besichtigung ab.“ Dabei fand er 15 Lachter südlich des von Cunsdorf nach Mylau führenden Communicationsweges einen über 1 Lachter weiten und 4 Lachter tiefen Bruch auf dem früher dort befindlichen Schächtchen. Die in der Sohle angeschlagene Strecke war abgesoffen. Herr Netto ordnete selbstverständlich das Zustürzen des Schachtes an.

  

Ein Verkauf war offenbar nach wie vor nicht zustandegekommen. Vielmehr stapelten sich sicherlich die Schulden und so kam es im Mai 1860 dazu, daß auch das Gerichtsamt zu Reichenbach auf den Dreverhoff'schen Gruben nach etwas Abpfändbarem suchte. Man fand aber ‒ außer den aus dem Tagebau im Jahr 1858 stammenden, aber noch nicht ausgeklaubten und daher so unverkäuflichen Eisensteinvorräten ‒ nichts von Wert, lediglich fünf Kaue, womit hier wohl Keilhauen oder Kaukämme (Äxte) gemeint waren.

Dadurch überhaupt nicht verdrossen, sagte Dreverhoff im April 1860 den Teil der von ihm zuletzt nachgemutet Fläche, die den Standort des Reichenbacher Bahnhofes einschloß, in einer Größe von 25.040 Quadratlachtern zwar wieder los; mutete aber im gleichen Atemzug eine weitere Fläche von 103.917 Quadratlachtern hinzu. So umfaßte sein Grubenfeld nun schon 329.312 Quadratlachter oder 330 Maßeinheiten oder knapp 132 Hektar.

Schon im September 1860 schickte er dann aber auch seinen Schichtmeister Weiß wieder ins Bergamt, um dort erneut um Fristhaltung für die Grube bis Schluß des Quartales Trinitatis 1861 nachzusuchen.

  

Im November 1860 war auch Gustav Netto in anderer Angelegenheit wieder in Reichenbach und nutzte die Gelegenheit, bei dem Tagesbruch nach dem Rechten zu sehen. Wie er in seinem Bericht schrieb, fand er ihn genauso vor, wie im April zuvor. Die Besitzer sollten zu schleuniger und gründlicher Auffüllung angehalten werden“, empfiehlt er seiner Behörde.

Kaum anders sah es an den übrigen Schächten aus: Bei dem zuletzt geteuften Schacht am Krähenhübel war die Kaue demoliert und der Schacht stand ungesichert offen. Rundherum lag der noch immer nicht aussortierte Eisensteinvorrat. An dem südlich des Weges von Cunsdorf nach Mylau gelegenem Schacht war die Kaue gleich ganz abgetragen worden, aber da dieser auf der Halde läge, hielt Netto die Absturzgefahr hier für etwas geringer... Am dritten schließlich befand sich wohl eine solide Kaue“, doch fand Netto auch hier die Tür aufgebrochen und „die Schachtabdeckung aus Schalhölzern zum Teil entfernt.“

Interessanterweise spricht Netto in seinem Befahrungsbericht vom November 1861 von den Besitzern der früher Dreverhoff'schen Gruben“ ‒ es könnte also im Laufe des Jahres 1861 doch noch zu einem Verkauf gekommen zu sein. Vielleicht auch nur von einer anderen Grube ‒ Herr Dreverhoff besaß ja mehrere...

Da jedenfalls ganz offensichtlich nichts passiert war, um die Gefahrenquellen zu beseitigen; andererseits erneut Beschwerden vom Rittergutsbesitzer von Metzsch im Bergamt eingingen, zitierte Herr Netto im Mai 1861 den Schichtmeister Weiß ins Bergamt. Der nun behauptete, er habe dem Steiger Vogel schon vor Jahresfrist 12 Thaler ausgehändigt, damit dieser Tagelöhner anstellen und die Schächte mit den Haldenbergen zustürzen lassen könne. Wer weiß, wer weiß...

Netto jedenfalls notierte am 7. Mai 1861 über sein Gespräch mit Herrn Weiß, er wolle fürderhin darüber wachen und sich durch den Augenschein überzeugen, daß seinen Anweisungen auch Folge geleistet werde (40169, Nr. 1592).

  

Wer hätte das gedacht: Im Juni 1861 ging ein erneuter Antrag auf Fristhaltung bis Trinitatis 1862 von Herrn Dreverhoff beim Bergamt ein. Der wurde auch am 29. Juni vom Bergamt genehmigt, weil die Besitzverhältnisse... noch nicht geordnet sind, endlich auch der Eisenstein auch jetzt noch nicht mit Nutzen zu verwerthen sey“, heißt es in der Begründung.

Am 2. Oktober schließlich ging eine erneute Beschwerde des Herrn von Metzsch auf Friesen beim Bergamt ein: Jetzt heißt es, daß die mit dem Besitzer 1859 vereinbarte Förder-Rente in Höhe von 20 Thalern pro Jahr für den Erzabbau unter seinem Grundstück bis dato ausstehe. Zwei Tage später wendete sich der Bauer Christian Heinrich Möckel aus Obermylau mit demselben Anliegen an das Bergamt ‒ nur war mit ihm schon 1857 ein Förderzins von 8 Thalern pro Jahr ausgehandelt worden ‒ und auch der bat um Unterstützung.

Beide waren der Meinung, daß die Gruben inzwischen im Besitz einer Sächsischen Bergbau- und Eisenhütten- Gesellschaft in Zwickau seien, die von einem Herrn Bergingenieur Ernst Beyerlein aus Wildenfels vertreten werde. Bei der Erna Fundgrube war es angeblich die Sächsische Continental Eisenbahnbau AG in Berlin, aber der Name Ernst Beyerlein tauchte auch dort zur gleichen Zeit auf. Bei unseren Recherchen, ob es die Firmen, in deren Namen der Herr Beyerlein hier angeblich aufgetreten ist, wirklich gegeben hat, sind wir bislang erfolglos geblieben... Wahrscheinlich standen er und auch schon Herr Dreverhoff eigentlich mit der Deutschen Reichs- und Continental- Eisenbahnbau- Gesellschaft zu Berlin in Verhandlung, die ja später auch zeitweilig im Besitz der Königin Marien- Hütte gewesen ist.

Eine Vermittlung um die Förderabgabe an die Grundeigentümer lehnte das Bergamt am 9. Oktober 1861 jedoch ab und verwies die Kontrahenten an das Gerichtsamt, da es sich schließlich nicht um bergrechtliche, sondern um zivilrechtliche vertragliche Regelungen handele. Auch eine Kaution sei für die Schurffelder nie hinterlegt worden und selbst wenn es so wäre, dann dürfe diese nur zur Beseitigung von Flurschäden verwendet werden.

  

Herr Beyerlein nun sagte dann am 26. Juni 1861 erst einmal rund ein Drittel des Grubenfeldes los, so daß es nun auf 201.422 Quadratlachter (rund 80,5 ha) schrumpfte. Im November 1861 vermeldete er außerdem dem Bergamt, daß nunmehr alle Schächte verfüllt und die Halden eingeebnet seien. Das kann aber auch nicht so ganz gestimmt haben, denn am 12. Mai 1862 beschwerte sich Herr von Metzsch erneut, daß es noch immer nicht an dem sei.

Im August 1863 beschwerte sich dann auch der Eigentümer der Flur am Tagebau am Krähenhübel, ein Herr Carl Friedrich Gölzsch, über einen verbrochenen Schacht. Den letzteren fand Herr Beyerlein mit 30 Thalern Entschädigung für dessen Aufwendungen zur Wiedereinebnung des Geländes ab.

  

Am 14. Februar 1863 hatte Herr Beyerlein wieder um Fristhaltung für die Grube bis Reminiscere 1863 nachgesucht. Sie wurde erneut und dann aufgrund neuer Regelungen am 30. Mai des Jahres gleich für zwei Jahre bis Trinitatis 1865 vom Bergamt genehmigt.

Sonst ist aber nichts mehr passiert.

Am 24. Juli 1864 schließlich teilte Herr Beyerlein dem Bergamt mit, daß er die Grube auflassen wolle. Am 31. August 1864 teilte auf dessen Veranlassung hin das Gerichtsamt an das Bergamt mit, daß die Schurffeldeintragungen im Grund- und Hypothekenbuch gelöscht worden seien. Daraufhin wurde die Segen des Herrn Fundgrube vom Bergamt auch aus dem Lehn- und Gegenbuch gelöscht (40169, Nr. 1592).

  


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte von Sachsen, Blatt Reichenbach, Ausgabe von 1878. Oben die Friesen'er Mühle, am unteren Bildrand der Reichenbacher Bahnhof. Von der Eisensteinzeche Segen des Herrn ist schon nichts mehr zu finden...

  


Etwa gleicher Ausschnitt wie oben aus der rund 30 Jahre jüngeren Ausgabe der Äquidistantenkarte von Sachsen, aus dem Jahr 1910. Durch den Bahnhof verkehrsgünstig gelegen - wie man es heute anpreisen würde - entwickeln sich die Gewerbegebiete; aus kleinen Firmen wurden Fabriken und die Stadt dehnte sich mehr und mehr aus. Von der einstigen „Ruppelde“ ist nur ein Straßenname übriggeblieben...

   

Wir kommen an dieser Stelle noch einmal auf den oben schon zitierten Bericht von Carl Hermann Müller aus dem Jahr 1856 zurück, wo es in seinem  Schlußwort u. a. heißt:

Soll aber die Eisensteinproduktion billig erfolgen, so ist vor allem eine gründliche Reform des bisher noch in seiner ursprünglichen Unvollkommenheit und Beschränktheit verbliebenen Eisensteinbergbaus unerlässlich notwendig. Es muß derselbe, welcher bis jetzt fast ohne Ausnahme mit zu schwachen Kräften, in zu kleinen, zum Teil nahe nebeneinander liegenden Gruben planlos und mit den unvollkommensten technischen Hilfsmitteln geführt worden ist, analog dem Steinkohlenbergbau auf das Prinzip einer großartigen und massenhaften Produktion gegründet werden, durch die es allein möglich ist, die Gestehungskosten des Eisensteins auf möglichst niedrige Sätze herabzuziehen.

Die Aufschließung der Lagerstätten muß von wenigen Hauptschächten und Hauptstrecken aus erfolgen, die, um sie haltbar zu machen und die bisherige, an Verschwendung grenzende Anwendung von Zimmerung zu vermeiden, in das Nebengestein der meist sehr brüchigen Lagerstätten zu verlegen sind. Bei der Gewinnung der Eisenerze muß der bisher in den meisten Gruben geführte Raubbau der eben anstehenden reichsten Mittel, wobei oft in größter Nähe andere edle Mittel übersehen und unberührt stehenblieben, einem möglichst durchgängigen Aushieb reicher und ärmerer Massen in regelmäßigen Abbauen Platz machen...

Bei Befolgung dieser Grundsätze wird es nicht nur möglich werden, den Eisensteinreichtum der Lagerstätten vollständiger und wirtschaftlicher als seither auszubeuten, sondern auch die Gestehungskosten, welche zuletzt pro Fuder (zu durchschnittlich 20 Ztr. Gewicht)

bei dem Roteisenstein der obergebirgischen Gänge im Durchschnitt 4 ½ Thaler
bei dem Rot- und Brauneisenstein aus dem Quarzbrockenfels im Durchschnitt 2 ½ Thaler
bei dem Magnet- und Roteisenstein der obergebirgischen Lager im Durchschnitt 3 ¾ Thaler
bei dem Braun- und Roteisenstein von den Kontaktlagerstätten der Gegend von Zwickau im Durchschnitt 3 ½ Thaler
bei dem Braun- und Spateisenstein der Gänge des westlichen Vogtlandes im Durchschnitt 4 ⅓ Thaler

betragen haben, um 20 - 30%, vielleicht auch noch mehr zu erniedrigen.

Hierbei muß noch auf einen anderen Umstand die Aufmerksamkeit gerichtet werden, welcher von nicht geringerem Einflusse auf die Herabziehung der Eisensteinpreise sein dürfte, nämlich auf die Notwendigkeit einer leichten und möglichst kurzen Verbindung der Eisensteingruben mit den Hüttenwerken. In dieser Beziehung walten häufig noch Verhältnisse ob, die eine Abänderung dringend wünschen ließen. Nicht nur, daß von vielen Gruben die Abfuhr auf elenden Fahrwegen bergauf, bergab und deshalb in kleinen Ladungen z. T. auf beträchtliche Entfernungen erfolgen muß, so findet auch von Seiten der Eisenhüttenwerke der Bezug an Eisenstein mitunter aus weit entlegenen Gruben statt, während sie ihren Bedarf aus der größten Nähe befriedigen könnten... Nicht selten betragen daher die Transportkosten eben so viel oder noch mehr als die Gestehungskosten oder der Preis des Eisensteins bei der Grube...“

An den hier beschriebenen, noch immer sehr begrenzten technischen wie finanziellen Voraussetzungen (und auch an den ‒ entgegen der recht optimistischen Einschätzung Müller's doch eher begrenzten ‒ Lagerstätten) sind auch die Abbauversuche durch Steiger Semig letztendlich gescheitert.

  

Man kann es vielleicht auch so zusammenfassen: Herr Carl August Semig war Bergmann und hat zwar den technischen Sachverstand, nicht aber das nötige Eigenkapital besessen und sich daher nur erfolglos an einem Abbau des Eisensteins versucht. Die Juristen und Kaufleute nach ihm brachten eher wenig Erfahrungen im Bergbau mit; für sie war nur die Aussicht auf Gewinn von Interesse und wahrscheinlich ist es ihnen dabei eigentlich völlig gleichgültig gewesen, womit sie handelten.

Die geologischen und technischen Beschreibungen Carl Hermann Müller's und Gustav Netto's hingegen sind noch heute für uns wertvoll. Wir kommen noch darauf zurück.

  

 
 
 

Zum Abbau durch die Heinrich Fundgrube bei Cunsdorf
von 1857 und 1883

  

1856 wurde die „Heinrich Fundgrube“ in Cunsdorf an die Königin Marienhütte zu Cainsdorf verliehen (40169, Nr. 1592 und 40024-10, Nr. 467). Die Urkunde über die Bestätigung der Mutung durch das Bergamt Schwarzenberg ist auf den 17. Januar 1857 datiert (40169, Nr. 1015).

Der damals vom Betreiber gewählte Grubenname Heinrich Fundgrube ging möglicherweise auf eine ältere St. Heinrich Fundgrube zurück. Eine solche ist jedoch nur namentlich und nur in der Sekundärliteratur erwähnt. Quellennachweise oder Hinweise auf ihre genaue Lage haben wir bislang noch nicht auffinden können.

Als Bergwerksbetreiber sind wir der Königin Marienhütte aber u. a. auch in unseren Beiträgen zum Dolomitbergbau in  Wahlen bei Crimmitschau oder zur Grube Neusilberhoffnung in  Pöhla schon begegnet. Diese Eisenhütte in Cainsdorf bei Zwickau wurde ab 1839 unter wesentlicher Beteiligung der Familie von Arnim auf Planitz errichtet. Die Adelsfamilie verfügte natürlich über eine ganz andere finanzielle Grundlage, als Steiger Semig, die nicht nur aus ihren Besitzungen und Ländereien, sondern vor allem auch aus ihrem Engagement im Zwickau'er Steinkohlen- Bergbau herrührte. Auf solchen Grundlagen aufbauend konnte man natürlich nicht nur große Ideen entwickeln, sondern sie dann auch wirklich umsetzen.

Von größter Bedeutung für den Betrieb der Hochöfen in Cainsdorf war selbstverständlich eine stetige Versorgung der Eisenhütte mit Rohstoffen. Einen Hochofen kann man nicht freitags abends aus- und am Montag früh wieder anblasen. Einmal in Betrieb gesetzt, muß er kontinuierlich arbeiten. Den Brennstoff für die Hochöfen lieferten die von Arnim'schen Steinkohlenwerke in Planitz auf kurzem Wege. Noch aber mußte fast alles mittels Pferdefuhrwerk ‒ auch lange Zeit später noch wenigstens bis zum nächstliegenden Bahnhof ‒ antransportiert werden. Daher war die Hüttenverwaltung natürlich sehr daran interessiert, vorrangig naheliegende Rohstoffquellen im Westerzgebirge und im Vogtland zu nutzen, auch wenn die Qualität der Erze vielleicht geringer gewesen ist.

  

Auf jeden Fall brachten sowohl die Eigner der Königin Marien- Hütte (als die hier in Cunsdorf jetzt de jure Bergbautreibende), als auch deren Beauftragte aus dem Steinkohlenbergbau in Planitz natürlich große technische und organisatorische Bergbauerfahrungen mit. Daher muß man konstatieren, daß unter den in diesem Beitrag genannten Bergwerksbetreibern die Königin Marien- Hütte der einzige gewesen ist, der die Sache professionell angegangen ist. Was also den Eisenerzbergbau bei Reichenbach anging, ist daher die Heinrich Fundgrube wohl das einzige Unternehmen gewesen, das tatsächlich eine Zeitlang Erfolg versprechen konnte.

  


Wieder unsere Übersichtskarte vom Anfang des Beitrages. Die Heinrich Fdgr. der Königin Marien- Hütte hat nördlich von Oberreichenbach zwischen Cunsdorf und Brunn gelegen. Der Traugott Stollen könnte auch älteren Ursprungs sein, wurde aber zuletzt noch bis etwa 1861 von Heinrich Fdgr. genutzt. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Zur Heinrich Fundgrube existieren mehrere Croquis (40040, Nr. B7561, K7557 und K7559 und Zeichnungen in den Betriebsakten: 40169, Nr. 1015) sowie zwei Grubenrisse ähnlicher Datierung (40040, Nr. B7560, datiert 1856, nachgebracht bis 1862 sowie 40036, Nr. B12122, datiert auf 1863). Anhand der Risse und der Grubenakten können wir die Geschichte dieses Bergwerkes ziemlich gut nachvollziehen.

   


Diese Croquis ist die älteste Angabe über das Grubenfeld der Heinrich Fundgrube und stammt vom Dezember 1855. Links am Rand ist die Salz- Meste bei Cunsdorf, rechts oben die Schule zu Brunn vermerkt. Als erster ist offenbar der Niedere Schacht nördlich der Brunner Straße geteuft worden. Er bildete hier den zentralen Vermessungspunkt für die Bestimmung der Grubenfeldgröße. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-10 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 467, Blatt 1, Rückseite.

   


Am Südwestrand des an das oben schon gezeigte, östlich angrenzenden Kartenblattes der Stollnkarten sind die damaligen Schächte der Heinrich Fdgr. eingezeichnet - hier am linken Bildrand. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044 (Generalrisse), Nr. 5-I10, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

  

Bei Heinrich Fundgrube waren zunächst Roderich Alfred Helsig als Schichtmeister und Johann Gottlieb Hellmig als Steiger angestellt (40169, Nr. 1015). Den letztgenannten Namen haben wir oben schon auf anderen Kartenausschnitten als Muter weiterer Abbaufelder gelesen. Ob Herr Hellmig dabei im Auftrag der Königin Marien- Hütte gehandelt hat, als er südöstlich von Segen des Herrn Fundgrube bei Friesen ein weiteres Abbaufeld beantragt hatte, wissen wir nicht. Auch das Feld von Lehmann's Glück scheint später von Schichtmeister Helsig namens der Königin Marien- Hütte noch übernommen worden zu sein...

Aus obiger Skizze ist jedenfalls zu entnehmen, daß ihnen zunächst ein Abbaufeld von 200 Lachter x 400 Lachter = 80.000 Quadratlachter = 320.000 m² oder 32 Hektar anvertraut war. Dem ersten beim Bergamt eingereichten Betriebsplan für den Zeitraum von 1858 bis 1860 zufolge (40169, Nr. 1015) waren im Jahr 1858 auf der Grube 46 Mann angelegt, von denen allerdings – abgesehen vom Steiger Hellmich – nur 2 Häuer und somit ausgebildete Bergleute gewesen sind ! Ansonsten waren noch 39 Knechte und 4 Jungen angestellt.

Im ersten Betriebsplan wird auch beschrieben, daß der zu dieser Zeit auf der 4- Lachter- Sohle des Oberen Schachtes und auf der 3- Lachter- Sohle des Niederen Schachtes erschlossene und in Abbau stehende Gang bei einer Mächtigkeit von 0,1 bis 0,2 Lachter (also 20 cm bis 40 cm) „aus Grauwackenschiefer mit Brauneisenstein“ bestehe.  

Ferner hatte man bereits einen Neuen Schacht bis auf die 7- Lachter- Sohle (zirka 14 m tief) abgesenkt. 

   

Südlich des ursprünglichen Feldes der Heinrich Fdgr. befand sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits der „Trau Gott Stolln bei Cunsdorf“, wie er auf dem Grubenriß bezeichnet wird (40040, Nr. I8727). Dieser Riß stammt aus demselben Jahr 1861 und aus der Feder desselben Markscheiders, nämlich von Gustav Friedrich Pilz, wie die Risse zur Segen des Herrn und zur Heinrich Fundgrube.

Über den Ursprung und frühere Betriebszeiten dieses Stollns haben wir noch nichts herausfinden können. Dieser Stolln wurde jedoch von Anbeginn an auch von der Heinrich Fdgr. mitgenutzt, denn nach Aktenangaben wurde von der Heinrich Fdgr. schon 1856 zunächst das „Traugott Stollnort“ von Süden her weiter vorgetrieben. Im oben schon zitierten, ersten Betriebsplan heißt es ebenfalls, man wolle „das Traugott Stollnort auf dem Traugott Flachen… mit 4 Mann in Belegung halten“, wobei man einen Vortrieb von 56 Lachtern pro Jahr und dabei ein Ausbringen von 448 Fudern Eisenerz anstrebe. In einer der Inhaltsangaben zu den Grubenakten und Rissen wird der Traugott Stolln direkt als „Beilehn“ der Heinrich Fundgrube bezeichnet. Nach der ältesten, oben schon gezeigten Croquis hat der Stolln jedenfalls von Anfang an zwar am Südrand, jedoch innerhalb des Grubenfelds der Heinrich Fundgrube gelegen.

In seinem Fahrbericht aus dem Jahr 1859 notierte der für die Grube zuständige Beamte, auch hier der Schneeberg’er Berggeschworene Gustav Netto, dann allerdings über diesen Stolln, „man (habe) mit dem Traugott Stollnorte den so mächtigen Gang gänzlich verloren, so daß bei 59 Lachter Erlängung vom Mundloche ein 45° in Südwest fallender Thonschiefer ansteht, und hat auch bei 42 Lachter Erlängung vom Mundloche behufs der Ausrichtung des Ganges – jedoch bislang ohne Erfolg – 5,5 Lachter in Ost und 7 Lachter in West ausgelängt, so daß es scheint, als habe man es nur mit einer auf den Thonschiefer aufgelagerten, unregelmäßigen Schicht… und einem vielleicht viel schmaleren Gange zu tun.“ Trotzdem wolle man das Stollnort noch 50 Lachter fortbringen, um vielleicht neue Gänge aufzuschließen.

Bei dem hier von Netto genannten Querschlägen in Ost- und West- Richtung muß es sich um die auf dem Riß als Traugott Nebentrümer bezeichneten Strecken gehandelt haben.

    


Grund- und Saigerriß von Traugott Stolln bey Cunsdorf, zur Heinrich Fdgr. daselbst gehörig, aufgenommen im Monat May 1861 von Gustav Friedrich Pilz, Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. I8727, Gesamtansicht, Norden ist rechts.

   


Titel und Grundrißausschnitt aus obigem Riß mit dem Mundloch des Traugott Stollns und der vorgelagerten Rösche. Sie dürfte in den früher südlich des Mundloches gelegenen Teich entwässert haben. An der Westseite des Stollns ist ein Tagebau verzeichnet, der von einem Querschlag untergefahren wurde. Weiter nördlich ist ein weiterer Querschlag dargestellt (das so bezeichnete Traugott Nebentrum).

    


Grundrißausschnitt aus obigem Riß mit dem Hauptstollnort im Norden, einem weiteren Schacht und einem unweit daneben gelegenen Tagebau. Am Nordstoß kurz vor dem Stollnort hat Markscheider Pilz den „Dübel A“ vermerkt, auf den er seine Längenbestimmung bis zu den Schächten der Heinrich Fundgrube bezogen hat.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Saigerschnitt über das Stollnort und dem nördlich davon angesetzten kleinen Untersuchungsschacht, vermutlich der aus dem Jahr 1857.

   

Da es nun ohnehin zu lange gedauert hätte, den Traugott Stolln bis auf den damals noch immer zirka 273 Lachter (also 546 m ‒ Markscheider Pilz verwendete bereits den „metrischen Lachter“, der auf genau 2,0 m normiert war) entfernten „Oberen Heinrich Tageschacht“ nördlich der Brunner Straße fortzubringen, entschied man sich für den Vortrieb eines neuen, kürzeren Stollns von Westen her und gab den Traugott Stolln – spätestens nach dem Durchschlag dieses neuen Stollens auf den Theodor Schacht – wohl nach 1862 endgültig auf. Der neue Heinrich Stolln brachte zudem noch drei Lachter mehr Teufe am Theodor Schacht ein.

Auf dem Grundriß zum Traugott Stolln ist leider als einziger Vermerk zu seiner Lagezuordnung vermerkt, daß das Stollnort damals etwas nördlich der Flurgrenze „zwischen Johann Gottlieb und Johann Christian Poertzel´s Wald“ gelegen habe. Noch heute übrigens ist das eine der Flurstücke nördlich des Waldstücks im Besitz der Familie dieses Namens. Die Entfernung zwischen dem Oberen Schacht von Heinrich Fdgr. und der Grenze der Flurstücke 149/3 und 133/7 in südwestlicher Richtung beträgt tatsächlich zirka 550 m. Das Traugott Stollnort muß folglich 1861/1862 im Bereich des nördlichen Waldrandes gelegen haben ‒ das wußte bloß zum Zeitpunkt der Aufnahme der Arbeiten im Jahr 2020 keiner mehr wirklich genau...

Den flach streichenden Traugott Gang versuchte die Heinrich Fdgr. auch im Jahr 1857 mit einem weiteren Schacht gleichen Namens nochmals anzufahren (siehe unten im Text).

  

Den neuen „Heinrich Stolln“ setzte man am Weg von Cunsdorf nach dem nordöstlichen Nachbarort Brunn an. Er wurde bereits 1861 mit dem „Theodor Schacht“ zum Durchschlag gebracht. Zur Kostenersparnis hat man sofort nach dem Durchschlag im mundlochnahen Abschnitt auf 22 m Länge Tonrohre verlegt, so daß man diesen Stollnteil nicht länger unterhalten mußte, sondern wieder abwerfen konnte (40169, Nr. 1015).

Zeitgleich „wurden bei Cunsdorf 3 Schächte abgeteuft, der obere 7½ Lachter, der neue 6½ Lachter und der niedere 7½ Lachter niedergebracht und aus den Schächten verschiedene Versuchsörter getrieben… Im Jahre 1857 wurde 40 Lachter südlich von dem oberen Schachte der Traugottschacht geteuft und man kam an einen Gang, den Traugott Flachen, hora 11, 45° in Nordost fallend und 1 Elle mächtig, aus Grauwackenschiefer und Brauneisenstein bestehend. Die beiden anderen Eisensteingänge sind der Theodor Flache und der Heinrich Spat; auf letzterem wurde durch den Heinrich Stolln Farberde abgebaut und zwar ungefähr 216 Lachter vom Röschenmundloch…“ (Schurig, 1875, S. 63f)

Bei dem hier erwähnten Traugottschacht muß es sich aber um einen anderen, als den auf dem Grund- und Saigerriß von Traugott Stolln oben dargestellten, unbenannten Schacht gehandelt haben, denn die Entfernungsangabe 40 Lachter südlich von dem oberen Schachte käme nur wenig südlich der Brunner Straße zu liegen und paßt somit nicht zur Lage des letzteren.

Der Durchschlag des Heinrich Stollns auf den Theodor Schacht wurde auch in den Jahrbüchern für den Berg- und Hüttenmann in der Ausgabe auf das Jahr 1863 erwähnt; überhaupt die einzige Erwähnung der Grube in diesen Quellen (abgesehen von den jährlichen statistischen Angaben zur Grube). Dort nämlich heißt es im Kapitel:

XXDie wichtigsten neuen Anlagen, Ausführungen, Betriebspläne, Anbrüche und dergleichen im Jahre 1861

A. In den verschiedenen Bergamtsrevieren

im Abschnitt zum Bergamtsrevier Schwarzenberg unter:

C. Schneeberger und Voitländische Revierabtheilungen

im Punkt 15) Bei Heinrich Fdgr. bei Cunsdorf, hat man mit dem, am Wege von Cunsdorf nach Brunn angesetzten, und gegen Nordost getriebenen Heinrich Stolln, mit Hilfe zweier, bei 63 Lachter und bei 95 Lachter vom Mundloch abgesunkener Lichtlöcher, eine Länge von 214 Lachter erreicht, und mit einem in der Mitte der drei früheren Schächtchen neu abgesunkenen, 8,8 Lachter tiefen Schachte, welchen man ,Theodorschacht' genannt hat, durchgeschlagen. Mit diesem Stolln, welcher hauptsächlich zur Lösung der, sowohl durch Tagebau als durch Ortsbetrieb aufgeschlossenen, und zum Theil abgebauten Gänge, die man ,Theodor Flacher' und ,Heinrich Flacher' nennt, getrieben wird, hat man, außer ein paar unregelmäßigen Brauneisensteingängen bei ca. 115 Lachter vom Mundloche, in aufgelöstem Grünstein eine hora 5,2 streichende, 75° nördlich fallende Gangmasse überfahren, welche aus 10 Zoll mächtigem Rothschiefer besteht, während der Grünstein an mehreren Puncten der Stollntour, wahrscheinlich in Folge durchsetzender Klüfte, in Gelberde umgewandelt ist, welche zur Farbbereitung verkauft wird.“

    


Grund- und Saigerriß von Heinrich Fdgr. bey Cunsdorf im Voigtlande, aufgenommen im Monat May 1856 und 1861 von Gustav Friedrich Pilz, Markscheider.. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. B7560, Gesamtansicht, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

    


Grundrißausschnitt aus obigem Riß mit dem Mundloch des Heinrich Stollns, der vorgelagerten Rösche sowie zwei Lichtlöchern und einigen Untersuchungsstrecken. An zwei Stellen ist die Brunner Straße angerissen - dies ist der einzige, mehr oder weniger noch heute verwendbare Hinweis auf die topographische Lage des Stollens.

  


Grundrißausschnitt aus obigem Riß mit dem Verlauf des Heinrich Stollns im Nordwesten und den angeschlagenen Schächten: Theodor Schacht und oben Neuer Schacht. Auch hier sind zwei Tagebaue im Streichen des Theodor Flachen dargestellt.

  


Zwischen dem Verlauf des Heinrich Stollns und der Brunner Straße (links unten angerissen) lagen außerdem der Niedere Schacht (links) und der Obere Schacht (rechts). Auf dem letzteren ist ein größeres Gebäude vermerkt - das noch heute existierende Huthaus der Grube.

   


Ausschnitt aus obigem Riß mit der Saigerschnittdarstellung der vier Schächte. Rot die Heinrich Stolln- Sohle, grün dargestellt die etwas höher liegende Abbausohle an den anderen drei Tageschächten.

  

Aus anfänglicher Euphorie heraus oder um neue Baufelder zu erschließen, weil die alten versiegten, wurde das Grubenfeld nach und nach bis auf über 120 Hektar vergrößert: 1866 und 1873 wurden weitere Flächen hinzu gemutet, doch zugleich andere Teile wieder abgegeben. Zuletzt umfaßte das Grubenfeld nur noch zirka 13,5 ha Fläche.

Auf dem Höhepunkt ihres Betriebes 1858 war die Heinrich Fundgrube mit 76 Mann belegt, in der letzten Betriebsphase waren es kaum mehr als 10 Beschäftigte. Die Förderung an Eisenerz erreichte 1862 mit 3.983 Fudern (zirka 3.744 t) ihren Höhepunkt, nahm dann aber schon ab 1863 schnell auf nur noch zirka 400 Fuder jährlich wieder ab.

Die Lagerstätte erstreckte sich offenbar nur auf die Oxydationszone in den tagesnahen 8 m bis 15 m Teufe. Nach einem Fahrbogen des Schneeberger Geschworenen Gustav Netto aus dem Jahr 1863 sei der Theodor Flache schon in 8,8 Lachter Teufe (zirka 17,6 m) „ganz zusammengedrückt“. Die Gänge bestünden in dieser Tiefe nur noch aus „aufgelöstem Schiefer mit wenig Eisenstein“ (40024-10, Nr. 467)

  

Nach der Inkraftsetzung des Allgemeinen Berggesetzes für das Königreich Sachsen im Jahr 1869 wurden ab 1870 in den Jahrbüchern für den Berg- und Hüttenmann statistische Angaben zu allen verliehenen Gruben aufgeführt. In diesen Auflistungen findet man natürlich auch die Heinrich Fdgr. bei Cunsdorf. Demnach waren auf der Grube im Jahr 1868 neun Mann angelegt, die 7.200 Zentner (360 t) Eisenstein ausgebracht haben. Bei einem Geldwert des Erzes von 1.176 Thalern benötigte die Grube jedoch auch rund 401 Thaler Zuschüsse.

Wie die Königin Marienhütte selbst auch, war die Grube jetzt im Besitz der Brüder Georg Heinrich Wolf von Arnim auf Planitz (*1800, †1855), Hans Carl von Arnim auf Planitz (*1802 †1857) sowie Friedrich Henning von Arnim auf Crossen (*1804 †1857).

Als Bevollmächtigten hatten die Eigentümer seit 1841 den Bergingenieur Ernst Julius Richter (*1808, †1868) eingesetzt. Nach dessen Ableben übernahm die Funktion zunächst der Bergingenieur Carl Wilhelm Hering aus Planitz; ab 1873 wird in dieser Funktion der Bergingenieur Albin (oder AlwinHartung sen. aus Cainsdorf in den Jahrbüchern aufgeführt. Betriebsleiter in Cunsdorf war weiterhin der Schichtmeister Roderich Alfred Helsig und Johann Gottlieb Hellmig (oder Hellmich) versah nach wie vor den Steigerdienst.

Blättern wir die Auflistung der aktiven Gruben im Schneeberg- Voigtländischen Revier  in den Jahrbüchern für den Berg- und Hüttenmann einmal durch, finden wir neben der Heinrich Fundgrube zu Cunsdorf im Jahr 1868 noch die folgenden Gruben im Eigentum derselben Besitzer (Wir ordnen sie absteigend nach ihrer Förderung in diesem Jahr):

  • Vorsicht Fdgr. bei Cainsdorf, mit einem Ausbringen von 64.577,4 Zentnern Eisenstein.

  • Neugeboren Kindlein Fdgr. samt Segen Gottes Stolln zu Stenn, mit einem Ausbringen von 39.169,8 Zentnern Eisenstein,

  • Thekla vereinigt Feld zu Hauptmannsgrün, mit einem Ausbringen von 21.083,9 Zentnern Eisenstein,

  • Frisch Glück Fdgr. und Erbst. zu Stenn, mit einem Ausbringen von 13.860 Zentnern Eisenstein,

  • Hartmann Fdgr. an der Mühlleithe bei Ruppertsgrün, mit einem Ausbringen von 7.056 Zentnern Eisenstein,

  • Schaller's Erbstolln samt Graf von Savern vereinigt Feld bei Pöhl, mit einem Ausbringen von 6.324 Zentnern Eisenstein,

  • Isolde vereinigt Feld zu Hauptmannsgrün, mit einem Ausbringen von 3.703 Zentnern Eisenstein,

  • Anna Fdgr. bei Straßberg, mit einem Ausbringen von 900 Zentnern Eisenstein, sowie
      

  • Augenweide Fdgr. bei Oberplanitz, nicht belegt,

  • Heinrich Moritz Fdgr. zu Tobertitz, nicht belegt,

  • Isolde Gegentrum zu Hauptmannsgrün, nicht belegt,

  • Pohlenz Fdgr. bei Foschenroda, nicht belegt,

  • Rautenkranz Fdgr. bei Pöhl, nicht belegt, sowie

  • Unverhofft Glück Fdgr. samt Tröster Stolln bei Plauen, nicht belegt.

Mit rund 7.200 Zentnern Ausbringen lag die Heinrich Fundgrube zur selben Zeit also durchaus im Mittelfeld der vogtländischen Eisenerzgruben der Königin Marien- Hütte. Wie wir weiter unten im Text noch sehen werden, waren Thekla und Isolde Fdgr. zeitweise konsolidiert, worauf deren Namenszusatz „vereinigt Feld zurückgeht. Tatsächlich allerdings lag nur die Grube Thekla wirklich bei Hauptmannsgrün, die Grube Isolde hingegen südlich von Neumark.

Außerdem nennt die Auflistung als im Eigentum der Königin Marienhütte stehend noch die:

  • Augustus Glück Fdgr. und Erbst. an dem Göltzschbach bei Pöhl, auf Schwerspat bauend, sowie

  • Ludwig vereinigt Feld bei Schönbrunn mit einem Ausbringen von 1.314,6 Zentnern Flußspat.

Das Eisenerz wanderte natürlich in die Hochöfen der Königin Marienhütte in Zwickau- Cainsdorf und auch die Spate wurden dort als Schmelzzusatz verwendet.

Bergingenieur A. Hering war nach dieser Auflistung für sämtliche Gruben zuständig, Schichtmeister R. A. Helsig dagegen nur für die zwischen Reichenbach und Plauen gelegenen.

 

1867 wurde ein Teil des Grubenfeldes von Heinrich Fundgrube wieder abgetrennt und als „Isolde Gegentrum“ an die Gesellschaft „Isolde Vereinigt Feld“ südöstlich von Cunsdorf bei Oberreichenbach abgegeben (40169, Nr. 1133). Das hatte wahrscheinlich nur organisatorische Gründe, denn alle diese Gruben gehörten ja ‒ wie oben zu ersehen ‒ der Königin Marienhütte.

Über den vogtländischen Bergbau heißt es auch in den historischen Quellen: „Am ergiebigsten und ausdauerndsten hat sich unstreitig der Eisensteinbergbau erwiesen...“ (Schurig, 1875, S.7) und: „Vom Ende des 17. Jahrhunderts an hat es den Anschein, als gehe der Bergbau, der nur periodisch Bedeutung erlangte, unaufhaltsam seinem Verfalle entgegen... Der Eisensteinbergbau dagegen hat sich in der neueren Zeit bedeutend gehoben. Daß aber trotzdem jetzt auch dieser Zweig des Bergbaus sehr schwach betrieben wird, hat seine Ursache in dem Darniederliegen der Eisenindustrie. Die Königin Marienhütte, welche von den 19 gangbaren Gruben des Vogtlandes 12 besitzt, die alle Eisensteinzechen sind, hält nämlich gegenwärtig nur 5 in Betrieb, weil sie erst ihre Vorräte verarbeiten will... “ (Schurig, 1875, S.27f)

Weiter heißt es noch an gleicher Stelle (Schurig, 1875, S.59f): „Der Bergbau des Vogtlandes beruht in der Gegenwart fast nur auf der Gewinnung von Eisenerzen... Jetzt (1875) wandern die Eisenerze mit geringer Ausnahme nach Cainsdorf... Diese Hütte besitzt von den 19 Zechen des Vogtlandes (worunter 14 Eisensteinzechen) 12; von denen sind aber nur folgende 5 belegt:

  • Hartmann bei Ruppertsgrün,

  • Schaller's Erbstolln bei Pöhl,

  • Isolde bei Oberheinsdorf,

  • Heinrich bei Cunsdorf und

  • Ludwig bei Schönbrunn...

Wir kommen nach der Auflistung oben (wenn man die Gruben in Stenn und Oberplanitz bei Zwickau nicht mitrechnet) ebenfalls auf 12 Gruben im Vogtland, davon allerdings zwei auf Spate bauend. Im Jahr 1868 hatte die Königin Marienhütte darunter nach den Jahrbuchangaben aber immerhin noch acht belegt gehalten.

  


Croquis über im September 1866 von der Heinrich Fundgrube hinzugemuthete Abbauflächen nördlich des ursprünglichen Abbaufeldes. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg,
Bestand 40024-10 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 467, Blatt 29, Norden ist hier links unten. Die Croquis zeigt wohl die maximale Ausdehnung des Grubenfeldes, das sich in diesem Umfang vermutlich bis nördlich von Brunn erstreckt hat.

  


Änderungen der Grubenfelder der Heinrich Fundgrube im Jahr 1876: Die rosa kolorierten Flächen wurden abgegeben und fielen ins Freie. Der blaue Streifen wurde hinzugemuthet, um ein zusammenhängendes Grubenfeld mit dem Feld von Isolde Gegentrum herzustellen. In den dunkelrot markierten Flächen blieb das Abbaurecht im Besitz der Königin Marienhütte. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-10 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 467, Blatt 53, Norden ist hier rechts oben.

  


Eine etwas übersichtlichere und unwesentlich jüngere Darstellung der im Besitz der Königin Marienhütte im Jahr 1876 verbliebenen Grubenfelder. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-10 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 467, Blatt 59, Norden ist rechts oben.

  


Wir haben einmal versucht, anhand der spärlichen topographischen Angaben auf den Grubenfeldkarten zuzulegen, welche Flächen denn die Abbauberechtigungen der Heinrich Fundgrube eigentlich umfaßt haben. Wie immer gelingt das nur halbwegs. Weiß das ursprüngliche Baufeld von 1857, dunkelgrau das zuletzt vor der Aufgabe des Bergbaurechtes im Jahr 1883 noch verbliebene Feld nördlich der Brunner Straße. Auf dem Höhepunkt ihrer Ausdehnung reichten die Abbauberechtigungen also von der „Ruppelde“ bei Friesen bis in das Aubach- Tal nördlich von Brunn. Rot (im Süden) sind die Baufelder von Isolde Gegentrum und (nur angerissen) Georg Stolln bei Oberreichenbach markiert. Der dazwischen gelegene Bereich sollte ursprünglich auch an die Grube Isolde gehen, worauf man aber wohl der hier querenden Trasse der damaligen Sächsisch- Bayerischen Eisenbahn wegen verzichtet hat.

  

Das Heinrich Stollnort hatte man spätestens 1863 wieder sistiert, da man mit diesem nach Nordosten keine neuen Gänge mehr angefahren hatte. Auch der als „Hauptgang“ bezeichnete Heinrich Spat zeigte nach Nordosten schon damals deutlich abnehmende Mächtigkeit.

Der überwiegende Teil des Erzes wurde offenbar über die meiste Zeit in Tagebauen gefördert: Für das Jahr 1859 wird dafür eine Zahl von 267 Kubiklachtern angegeben (40169, Nr. 1015); nur ein weit geringerer Teil tatsächlich bergmännisch im Ortbetrieb untertage (1859: 84,5 Quadratlachter Gangflächenabbau). Im selben Jahr habe man aber außerdem „782 Fuder theils von Feldern aufgelesen, theils auf Wegen zusammengeklaubt.“

Da rechnen wir doch einmal nach. Zunächst war 1850 der metrische Lachter zu 2,0 m bereits üblich. Glücklicherweise gibt es auch Angaben in den Grubenakten (40169, Nr. 1015) sowie in den Jahrbüchern, nach denen das Fuder Eisenerz (eine Maßeinheit, die etwa einer Fuhrwerksladung entsprach und die praktisch überall andere Mengen und Massen hielt) hier in Cunsdorf zwischen 18,0 Zentnern und 18,8 Zentnern, also ‒ den metrischen Zentner zu 50 kg vorausgesetzt ‒ im Mittel zu ≈ 0,92 t gerechnet wurde. (Auch C. H. Müller erwähnte in seinem oben zitierten Bericht aus dem Jahr 1856, daß man das Fuder Eisenstein meist zu 25 Kubikfuß ≈ 0,57 m³ Volumen bzw. zu 20 Zentnern = 1 t Masse zu rechnen pflegte.)

Da wir die anderen Mengenanteile aus deren Volumen errechnen müssen, suchen wir für die Dichte zunächst einen Wert an der unteren Grenze des Streubereiches für dichten Limonit von 3,3...5,5 g/cm³ (mineralienatlas.de) aus. Die Schüttdichte des Roherzes muß aber deutlich unter der des (mehr oder weniger kompakten) Limonits gelegen haben, denn für dasselbe Jahr 1859 ist in den Jahrbüchern eine Gesamtförderung von nur 2.975,1 t dokumentiert. Wir wiederholen unsere Rechnung deshalb mehrfach mit verschiedenen Dichtewerten und erhalten das folgende Resultat:

Abbauort Umrechnung der ausgewiesenen Anteile

bei einer Schüttdichte des Roherzes von (t/m³)

3,30 2,00 0,97

errechnen sich folgende Mengen:

im Tagebau:

267 Kubik- Lachter  
≈ 6,44³ Lachter³
 ≈12,88³ m³
≈ 2.137 m³

7.051 t. 83,9% 4.274 t 79,5% 2.072 t 69,6%
Lesesteine:   

782 Fuder
 
0,92 t

719 t. 8,6% 719 t 13,4% 719 t 24,2%
Abbau untertage:
(bei einer mittleren Gang-
mächtigkeit von zirka 1 Elle) 

  
84,5 Quadrat- Lachter  
≈ 9,2² Lachter²
≈ 18,4² m²
≈ 338 m²
 
0,5663 m  
≈ 191 m³

632 t. 7,5% 382 t 7,1% 185 t 6,2%
dokumen-tierte Gesamt-förderung im Jahr 1859: 2.975,1 t 8.402 t 100% 5.375 t 100% 2.976 t

100%

Wie unsere Rechnung zeigt, ergibt bei einer Schüttdichte des Roherzes von knapp unter 1 t/m³ die Summe der Massezahlen zusammengenommen ungefähr die im Jahrbuch ausgewiesene Gesamtfördermenge. Dabei machte der bergmännische Abbau untertage mit einem Anteil von unter 7,5% (wahrscheinlich sogar nur 6,2%) in jedem Fall schon zu dieser Zeit den geringsten Teil an der Gesamtförderung der Grube aus.

Der Aufkaufpreis für das Eisenerz blieb übrigens für den gesamten Betriebszeitraum vom Besitzer, der Königin Marienhütte, einheitlich festgesetzt und betrug 2 ½ Thaler pro Fuder. Der Preis für die Gelberde dagegen wurde mit den verschiedenen Aufkäufern immer neu ausgehandelt und lag zuletzt bei rund 28 Groschen pro Zentner.

  

Ab 1875 wurde die Heinrich Fundgrube in Fristen gehalten. 1878 wurde das Feld der Heinrich Fdgr. dann nochmals auf jetzt nur noch 0,6 ha reduziert und umfaßte nun nur noch den Heinrich Spat und die dortigen Schächte und Tagebaue (40024-10, Nr. 467).

  


Eine letzte Croquis über Grubenfeldänderungen aus dem Juli 1878: Nur noch in dem dunkelrot schraffierten Rechteck - im Wesentlichen nördlich der Brunner Straße gelegen - blieben die Abbaurechte nun noch im Besitz der Königin Marienhütte. In dieser Darstellung deutlicher zu erkennen sind zwei angedeutete Halden südlich der Abbaufeldgrenzen, die etwa die Achse des Traugott Stollns markieren könnten. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg,
Bestand 40024-10 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 467, Blatt 80, Norden ist oben.

    

Neben der Gewinnung von Eisenerz wurde auch durch die Heinrich Fdgr. bereits zwischen 1862 und 1867 Eisenocker (die sogenannte „Gelberde“) für die Farbherstellung gewonnen. Diese Förderung erreichte aufgrund geringen Absatzes damals aber kaum mehr als 20 t jährlich (bzw. nach Schurig, 1875, einmalig im Jahr 1871 bis zu 156 t).

In diesen Jahren der Gründerzeit entstanden auch die ersten Farbwerke bei Reichenbach. Als erstes wurde 1869 die Sächsische Farbenfabrik J. C. Schulz zu Cunsdorf gegründet (HRARC, Nr. HR 42.1-00907), Daneben entstanden noch einige weitere Unternehmen mit ähnlichem Geschäftszweck, doch dazu weiter unten im Text...

Die meisten dieser Unternehmen deckten ihren Bedarf an Eisenocker „aus eigenen Gräbereien und durch Ankauf von privaten Grundbesitzern“. So gehörten nach ihren Geschäftsberichten zur Firma Sächsische Farbenfabrik J. C. Schulz Cunsdorf AG (HRARC, Nr. HR 42.1-00907) im Jahr 1917 u. a. ein eigener „Ockergrubenbetrieb Oberreichenbach“ sowie eine Sandgrube bei Netzschkau (HRARC, Nr. HR 42.1-00484).

Aus diesen Gründen wurde seitens der Heinrich Fdgr. die Förderung von Farberde bald wieder aufgegeben. Während der Fristhaltung der Grube von 1875 bis zu ihrer Lossagung 1882 haben dann allerdings 1 bis 2 Mann noch einmal zwischen 50 und 250 Zentner (12,5 t) der gelben Erde gefördert.

  

Nach den statistischen Angaben in der Ausgabe auf das Jahr 1884 der Jahrbücher für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen waren 1882 die folgenden Gruben in der Schneeberg- Vogtsberger Abtheilung des Bergreviers Schwarzenberg noch im Besitz der Königin Marienhütte (wir ordnen sie wieder nach ihrer Förderung):

  • Saxonia und Bavaria vereinigt Feld am Eichberge bei Röttis, mit 25.104,82 Zentner Ausbringen an Eisenerzen,

  • Anna Fundgrube am Zotenberge bei Straßberg, mit 14.136 Zentner Ausbringen an Eisenstein,

  • Frisch Glück Fundgrube und Erbstolln bei Stenn, mit 14.018 Zentner Ausbringen an Eisenstein,

  • Schaller's Erbstolln samt Graf von Savern vereinigt Feld bei Pöhl, mit 5.804 Zentner Ausbringen an Eisenerzen,

  • Ludwig vereinigt Feld bei Schönbrunn, in Fristen bis 1884, aber noch mit 3.226 Zentner Ausbringen an Eisenerzen und Flußspat anno 1882,

  • Isolde Vereinigt Feld zu Hauptmannsgrün, mit 2.400 Zentner Ausbringen an Eisenerzen, sowie
     

  • Augustus Glück Fundgrube und Erbstolln am Göltzschbach bei Pöhl, in Fristen bis 1884,

  • Neugeboren Kindlein Fundgrube samt Segen Gottes Stolln zu Stenn, in Fristen bis 1884,

  • Hedwig Fundgrube bei Thossen,

  • Heinrich Moritz Fundgrube bei Tobertitz, losgesagt,

  • Pohlenz Fundgrube bei Foschenroda, in Fristen bis 1884,

  • Thekla vereinigt Feld zu Hauptmannsgrün, in Fristen bis 1884, und

  • Vorsicht Fundgrube bei Cainsdorf, nicht belegt.

Als Betriebsleiter war für alle diese Gruben Bergingenieur A. E. A. Hartung in Cainsdorf zuständig.

Nach 1895 mutete die Königin Marienhütte erneut Grubenfelder südlich von Reichenbach bei Rotschau (40169, Nr. 1188).

Andere, nach der Gründerzeit zwischen 1870 und 1873 in Cunsdorf erfolgte Mutungen (u. a. durch eine Firma C. F. Kramer aus Reichenbach) wurden dagegen zurückgenommen oder für ungültig erklärt (40024-14, Nr. 519).

  

Der Betrieb der Heinrich Fundgrube wurde schon 1876 – wegen Erschöpfung der bauwürdigen Vorkommen – ausgesetzt und das Grubenfeld nach einiger Fristhaltung 1882 dann endgültig losgesagt (40169, Nr. 1015). Die dokumentierte Gesamtförderung in diesem gesamten Zeitraum beläuft sich auf zirka 20.000 t Eisenerz.

Über ihren gesamten Betriebzeitraum wurde die Grube durch Zubußen unterstützt. Betrug der Geldwert des geförderten Erzes im Jahr 1868 noch 1.176 Thaler und die Zuschüsse rund 401 Thaler; so betrugen im Jahr 1875 bei einem Erlös von 323 Thalern, 23 Neugroschen, 1 Pfennig die Zuschüsse schon 1.181 Thaler, 20 Neugroschen ‒ das Verhältnis hatte sich also gänzlich umgekehrt. Als 1875 wurde die Grube erstmals in Fristen gesetzt wurde, lag die Förderung bei nur noch 100 Zentnern, für die gerade einmal Einnahmen von 49.- Mark erzielt worden sind, denen jedoch Zuschüsse in Höhe von 1.686,02 Mark gegenüberstanden...

Die überlieferten Zahlenangaben bereiten wir in den folgenden Diagrammen einmal graphisch auf.

  


   


Zusammenstellung der Flächengröße, der Belegschaft (oben) und des Ausbringens der Heinrich Fundgrube an Eisenerz und Eisenocker (unten) nach Angaben in den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen, in den Betriebsakten (40169, Nr. 1015), sowie in Schurig, 1875.

    


Zusammenstellung der Einnahmen aus dem Erzverkauf (einschließlich Farberde) und der Höhe der Betriebskosten und Zuschüsse an die Heinrich Fundgrube nach Angaben in den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen
und in den Grubenakten. Wie man sieht, hat die Grube nur selten wirklich Gewinne verbucht. Tatsächlich summierten sich die dokumentierten Betriebskosten und Zuschüsse im gesamten Betriebszeitraum von 1857 bis 1881 auf zirka 73.065 Thaler, denen Einnahmen in Höhe von 61.136 Thaler gegenüberstehen. Bleibt ein Saldo von 11.928 Thalern Verlust. Selbst in den Anfangsjahren mit vergleichsweise hohem Ausbringen überstiegen die Kosten eigentlich immer die Erträge. (Die Angaben in Mark für die letzten Betriebsjahre haben wir im Verhältnis 1:3 zurück in Thaler umgerechnet.)

  

In den Fahrbögen zur Heinrich Fdgr. wurde schon 1871 vermerkt, daß der Hauptgang auf dem Heinrich Spat „abgebaut und versetzt“ sei. Im Protokoll seiner Schlußbefahrung der Grube des Schneeberger Berggeschworenen Gustav Netto heißt es im Jahr 1882, man habe alle Schächte verfüllt. Der Traugott Stolln stehe im festen Gestein und sein tagesnaher Teil sei längst zubruchgegangen (Auch hier wird dieser Stollen noch einmal im Zusammenhang mit Heinrich Fdgr. erwähnt.). Die Tagebaue habe man eingeebnet.

Der Heinrich Stolln stehe, außer „an der Ockergrube“, wo er etwa 8,5 Lachter (zirka 17 m) untertage läge, in Zimmerung. Noch offene Firstenbaue könnten nach Einschätzung Netto's durchaus in der Zukunft noch zubruchgehen. Da alles aber „auf freiem Felde“ läge, könne man die Brüche sehr einfach wieder verfüllen, so daß „keine weiteren bergpolizeilichen Anordnungen zu treffen“ seien (40169, Nr. 1015).

Das würde die Behörde heute etwas anders sehen...

  

 
 
 

Eine Kartei- Leiche der Königin Marienhütte bei Reichenbach:
Isolde Gegentrum 1867 bis 1878

  

Die Akte zu dieser Grube ist ziemlich dünn (40169, Nr. 1133). Wie oben zur Heinrich Fundgrube schon zu lesen war, wurde ein Teil deren Grubenfeldes 1867 abgetrennt, wozu Bergfactor Ernst Julius Richter am 20. März des Jahres in Schwarzenberg erschienen war. Eigentlich sollte es zunächst ganz an die Grube Isolde angegeben werden, aber dann überlegte man es sich anders, machte ein eigenes Schurffeld daraus und gab ihm den Namen Isolde Gegentrum.

Der bergmännische Begriff des Gegen- Trumes meint dabei die Fortsetzung eines Erzganges auf dem Gegenhang eines Tales. Wie wir wissen, liegen Cunsdorf und die Heinrich Fdgr. auf der nördlichen, Oberreichenbach dagegen auf der südlichen Seite des Friesenbach- Tales.

So richtig sahen wohl auch die Bergbeamten bei diesem Hin und Her nicht mehr durch, denn dem Aktentitel zufolge hätte die Grube bei Hauptmannsgrün liegen müssen... Andererseits lag auch die eigentliche Grube Isolde gar nicht bei Hauptmannsgrün, sondern südlich von Neumark bei Oberreichenbach. Ab 1863 war sie mit der uns aus den Auflistungen oben schon bekannten Grube Thekla konsolidiert, wurde daher eine Zeitlang als Isolde vereinigt Feld geführt und umfaßte somit Schurffelder bei Oberheinsdorf, Oberneumark, Neumark und bei Oberreichenbach (40169, Nr. 1145). Sie wurde aber von dieser wieder abgetrennt, weil Thekla (tatsächlich nordöstlich von Hauptmannsgrün gelegen) in der Schneeberger, Isolde (südöstlich von Oberreichenbach) dagegen bereits in der Voigtsberger Revierabteilung gelegen hat (40169, Nr. 1685). Soviel Ordnung mußte auch damals schon in der Verwaltung sein...

  


Die in den 1850er Jahren verliehenen Bergwerke nordöstlich von Reichenbach: Die Gute Aussicht Fdgr. bei Oberheinsdorf, eine Hans Fdgr. und (rechts am oberen Rand des Blattes) die Thekla Fdgr. nordöstlich von Hauptmannsgrün. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I22, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

  


Die Lage der eigentlichen Isolde Fdgr. (rechts unten im Ausschnitt) südöstlich von Oberreichenbach und südlich von Oberneumark. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I10, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

  


Unsere Übersichtskarte vom Anfang des Beitrages hilft uns beim Zusammenfügen der alten Karten: Die eigentliche Isolde Fdgr. der Königin Marien- Hütte hat östlich von Oberreichenbach und südlich von Neumark gelegen; die Thekla Fdgr. nördlich von Hauptmannsgrün. Der Georg Stolln könnte auf die bereits auf den Meilenblättern bei Oberreichenbach vermerkte Eisensteinzeche zurückgehen. Isolde Gegentrum schließlich lag am Südhang des Friesenbaches am Nordrand von Oberreichenbach. Gute Aussicht und Hans Fdgr. waren nicht im Besitz der Königin Marienhütte. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Das unter dem Namen Isolde Gegentrum registrierte Feld umfaßte jedenfalls gerade einmal 22.500 Quadratlachter oder 90.000 m² oder ganze 9 ha (oder eine Fläche von 300 m x 300 m). Mit der Bestätigung der Verleihung forderte das Bergamt dann auch, wie üblich, binnen der nächsten vier Wochen einen Betriebsplan einzureichen und die Aufsichtspersonen zu benennen.

Am 7. Juni des Folgejahres 1867 notierte dann der Registrator“ Johann Gotthelf Stiebitz im Bergamt aber, daß die Besitzer dieser Aufforderung bis dato nicht nachgekommen seien.

Am 19. Juli 1867 informierte Herr Richter dann das Bergamt, daß Schichtmeister Roderich Alfred Helsig in Reichenbach die Steiger- und Schichtmeisteraufgaben für Isolde Gegentrum übernehme und diese Geschäfte ohne Entlohnung mit erledige. Klar ‒ er war ja ohnehin auch schon für die Heinrich Fundgrube zuständig.

Außerdem wird nun auch hier Fristhaltung für die Grube bis März 1869 beantragt (inzwischen war es üblich geworden, dies für einen Zeitraum von zwei Jahren zu genehmigen).

  

Ein Geschäftsbericht über das... bei Oberreichenbach gelegene Berggebäude Isolde Gegentrum auf das Jahr 1867 lehrt uns, daß die Grube wieder einmal gar nicht belegt gewesen ist. In diesem Jahr waren 26 Thaler, 2 Groschen, 9 Pfennige Generalkosten“ entstanden, die durch Zubußen gedeckt waren. Das Mutterunternehmen in Zwickau hatte sie bezahlt...

Mehr passierte offenbar nicht ‒ zumindest sagen die Bergamtsakten nicht mehr aus.

Am 12. Juni 1872 sagte Bergingenieur C. W. Hering, der nach dem Tod seines Vorgängers die Funktionen E. J. Richter's übernommen hatte, von den 90.000 m² Grubenfeld fast die Hälfte, nämlich 40.958 m² los.

Ab 1873 hatte die Funktion des Bergfactors dann der Bergingenieur Albin (oder AlwinHartung sen. aus Cainsdorf übernommen. Der teilte dem Bergamt am 12. Februar 1875 mit, es seien bei dem Berggebäude noch eine ganze Menge Vorräte von Eisenstein vorhanden,“ welche jedoch noch einmal „ausgesiebt“ werden müßten, um sie verwerten zu können ‒ was aber nun geschehen werde.

Im Juni 1875 genehmigte die Bergbehörde einen erneuten Fristhaltungsantrag für die Grube bis Ende 1877. Bevor aber diese Zeit um war, teilte Herr Hartung dann mit, daß wir gesonnen sind, die Grube Isolde Gegentrum ins Bergfreie fallen zu lassen...“

Die letzten Blätter der Grubenakte beinhalten einen Befahrungsbericht eines Berginspektors Hauck bei Isolde vereinigt Feld vom Juli 1878. Über Isolde Gegentrum wird dabei schon nichts mehr berichtet. Doch bei Isolde vereinigt Feld seien alle Schächte verfüllt.

In diesem Zusammenhang notierte Herr Hauck auch, daß die Gemeinde Oberreichenbach den Georg Stolln übernehmen und als Flachbrunnen weiter nutzen wolle (40169, Nr. 1133). Ob er zuletzt wohl auch noch zum Grubenfeld von Isolde Fdgr. gehört hat, weil er in diesem Zusammenhang erwähnt wurde, wissen wir noch nicht... Wir haben diesen Stolln erst nach längerem Suchen auf der Stollnkarte entdeckt.

  


Ausschnittsvergrößerung aus der Stollnkarte mit der Lage des Georg Stollns bei Oberreichenbach. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I10, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

  

Warum sich die Königin Marien- Hütte dazu entschlossen hatte, ein eher winziges Grubenfeld als eigenständige Grube zu erhalten, geht aus dem Akteninhalt nicht so richtig hervor. Selbst die Bergbehörde fragte sich nach dem Sinn und ein längeres Schreiben beinhaltete eine Empfehlung des Amtes an die Eigentümer, doch die Gruben wieder zusammenzulegen und zu einem Feld zu vereinigen, wodurch man schließlich auch die Belegschaft viel effektiver einsetzen könne (40169, Nr. 1133).  

Irgendeinen Sinn wird es für die Besitzer jedenfalls gehabt haben ‒ und wenn man nur die 26 Thaler als Betriebsausgaben verbuchen wollte...

  

Der Name Isolde lebte noch einmal auf, als 1923 die Neue Sächsische Erzbergbau AG mit Sitz in Leipzig erneut Abbaufelder bei Oberreichenbach und Neumark mutete: Diese Betreiber gaben der neuen Grube den Namen Tristan und Isolde bei Oberreichenbach und Neumark. Das Schurffeld sollte jedoch in bis zu vier Einzelbetriebe unterteilt werden, von denen nur das erste unter der Firmenbezeichnung Sächsische Minettegrube Ernst Heinrich zu Neumark auch einigermaßen in Gang gekommen war. Nach vielerlei Streitereien mit den örtlichen Eisenockergruben wurde auch diese Grube dann aber schon 1927 wieder losgesagt (40169, Nr. 1675).

Die Akten zu dieser letzten Eisenerzgrube bei Reichenbach und Neumark sind für uns in erster Linie deshalb von Interesse, weil sie uns einiges über den ‒ nach wie vor privat betriebenen ‒ Abbau des  Eisenockers als Gelberde“ verraten.

  

 
 
 

Spekulationsobjekte der Gründerzeit:
Die Lehmann's Glück Fundgrube bei Brunn
von 1872 bis 1877

  

Auf der Suche nach dem Verursacher der Tagesbrüche in der Aue zwischen Brunn und Reuth sind wir auf diese Fundgrube gestoßen: Am 17. Dezember 1872 legten die Herren Richard Lehmann und Carl Alfred Wenntrock, beide aus Leipzig, vor dem Oberbergamt zu Freiberg Mutung auf eine neue Erzgrube unter dem Namen Lehmann's Glück zu Brunn ein. Die Verleihungsurkunde datiert auf den 2. Juli 1873 (40169, Nr. 1177). Fast zeitgleich legten beide auch Mutung auf eine zweite Grube namens Wenntrock's Glück bei Wechselburg ein, auf die wir hier aber nicht eingehen wollen.

Die erstgenannte Grube soll in unserem Zusammenhang hier aber nicht unerwähnt bleiben, ist sie doch ein schönes Beispiel dafür, wie in der Gründerzeit Unternehmen aus dem Boden schossen, die in Ermanglung tatsächlich vorhandenen Kapitals für die Erschließung eines Bergbaufeldes dann aber schnell wieder eingegangen sind. Außerdem grenzte sie im Osten direkt an die Heinrich Fundgrube an.

Die genannten Eigentümer jedenfalls hatten beim Bergamt ein Abbaufeld von 146 Maßeinheiten oder 583.720 m² (oder reichlich 58 ha Größe) beantragt. Nach der erhaltenen Croquis (40040, Nr. I7872) lag das Baufeld südlich von Brunn und grenzte im Westen teilweise an das Feld von Heinrich Fundgrube an. Es hatte also ‒ wie sich damit belegen läßt ‒ nichts mit den Tagesbrüchen nördlich von Brunn zu tun.

Auch das östlich davon liegende Feld ist in der Verleihkarte (40040, K8476) mit Bergfactor Richter bezeichnet ‒ der Name dieses für die Königin Marienhütte tätigen Leiters der Eisensteingruben ist uns aus den Abschnitten oben doch bereits bekannt. Vermutlich hat also auch hier die Königin Marienhütte noch weitere, der Bauwürdigkeit auch nur verdächtige Schurffelder, quasi vorsichtshalber“ ‒ bevor sie die Konkurrenz besitzt ‒ gemutet.

    


Ausschnitt aus einer Verleihkarte mit der Eintragung bestehender Grubenfelder um 1860: Umgekehrt L-förmig liegt südlich von Brunn die Lehmann's Glück Fundgrube - nach der Beschriftung in dieser Karte ist es offenbar im Jahr 1887 wieder in das Eigentum der Königin Marienhütte übergegangen. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. K8476, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv

   


Noch einmal unsere Übersichtskarte vom Anfang des Beitrages. Die Lehmann's Glück Fdgr. der Herren Lehmann und Wenntrock hat südlich von Brunn im früheren Baufeld der Heinrich Fdgr. gelegen. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

 

Wenig später übersandte das Bergamt den neuen Grubenbesitzern die gesetzlichen Unfallverhütungsvorschriften und verlangte die Benennung der Verantwortlichen sowie die Einreichung eines Betriebsplanes, der für die Anfangszeit auch knapp gehalten“ sein dürfe.

Daraufhin passierte erstmal nichts. Am 31. März 1874 hielt der uns schon bekannte Registrator“ Johann Gotthelf Stiebitz beim Oberbergamt in einer Aktennotiz fest, daß die Besitzer der Aufforderung bis dato nicht nachgekommen seien. Die Bergbehörde legte daraufhin eine neue Frist bis Mitte Mai dieses Jahres für die Einreichung der Unterlagen fest.

  

Am 16. Dezember des Jahres schließlich wandten sich die Besitzer dann mit dem Antrag auf Betriebsaussetzung bis Ende 1875 an das Bergamt. Dabei beriefen sie sich auf die gegenwärtigen mäßigen Geldverhältnisse“ und den offenbaren Rückgang der Eisenindustrie.“ Der Antrag wurde vom Bergamt auch genehmigt.

Offenkundig war bis dahin also noch immer nichts passiert und dabei sollte es antragsgemäß zumindest vorläufig auch bleiben.

Für die Ausstellung der Verleihungsurkunde und die Bearbeitung des Antrages waren beim Bergamt Gebühren und Auslagen in Höhe von 5,55 Mark aufgelaufen. Herr Stiebitz notierte am 30. Oktober 1875, daß diese noch immer nicht beglichen worden seien...

Am 24. August 1875 teilte Herr Lehmann dann dem Bergamt mit, er habe seinen Anteil an der Grube am 6. März des Jahres an einen Advokat G. H. Kaufmann aus Chemnitz verkauft. Damit begann ein Papierkrieg um Zuständigkeiten und Rechtsträger, der weitere vier Jahre währte, ohne ein wirkliches Ende zu finden.

  

Jedenfalls erkundigte sich mit Schreiben vom 14. Dezember 1875 die Oberbergamtskasse bei der anderen Abteilung und erbat Auskunft über den Werth von Lehmann's Glück weiter zu bauen“ sowie über die zu ergreifenden Maßnahmen zur Eintreibung der Außenstände der Bergwerksgesellschaft.

Die Antwort kam am 17. Januar 1876 und fiel wie erwartet aus: Man könne über den Wert des Grubengebäudes nichts sagen, weil es noch gar nicht aufgeschlossen sei.

Im Februar 1876 wiederum teilte dann der oben genannte Herr Kaufmann dem Bergamt mit, daß er seinerseits von dem Abtretungsvertrag mit Herrn Lehmann zurückgetreten sei und daher natürlich nicht für irgendwelche Kosten aufzukommen beabsichtige.

Daraufhin wurde erneut die Oberbergamtskasse tätig und forderte vom Bergamt Aufklärung über die tatsächlichen Besitzverhältnisse. Dieses Schreiben trägt übrigens die Unterschrift eines Herrn von Beust. Dabei kann es sich allerdings nicht mehr um Friedrich Constantin von Beust (*1806, †1891) selbst gehandelt haben. Dieser wurde bekanntlich 1844 zum Berghauptmann ernannt und war von 1851 bis zur Erarbeitung des ersten Allgemeinen Berggesetzes und der damit verbundenen Aufhebung der bisherigen Amtsstruktur der letzte Oberberghauptmann im Königreich Sachsen. Bereits 1867 hatte er seine Ämter niedergelegt und nahm ein Amt in der k. u. k. Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung an. Vielleicht war es also einer seiner Nachfahren.

  

Den nachfolgenden Aufforderungen zur Klärung blieben die Besitzer auch fürderhin eine Antwort schuldig. Allerdings hatten sich die Gebühren und Auslagen bis Dezember 1876 auf 14,05 Mark erhöht. Außerdem schuldeten die Besitzer auch für die Grube Wenntrock's Glück inzwischen 38,25 Mark, wie der inzwischen amtierende Registrator Wilhelm Krauß am 5. Januar 1877 in einer Aktennotiz festhielt. Die Grube Wenntrock's Glück bei Wechselburg wurde von ihnen am 10. Oktober 1876 losgesagt.

Die Bergbehörde konnte immerhin ermitteln, daß Herr Lehmann inzwischen nach Dresden umgezogen sei und Herr Wenntrock nach Bochum in Westfalen. Das Bergamt in Freiberg stellte nebenbei noch fest, daß die Eigner ja auch noch 262,- Mark Grubenfeldsteuern für die zurückliegenden 11 Quartale schuldeten und beantragte daraufhin im Februar 1877 die Zwangsvollstreckung beim Gerichtsamt in Dresden. Im März des Jahres teilte daraufhin das Gerichtsamt Dresden nach Freiberg mit, man habe bei Herrn Lehmannnichts Abpfändbares vorgefunden“ und auch den Herrn Wenntrock habe man beim Mangel näherer Bezeichnung nicht ausfindig machen können.“

Das Bergamt beschloß daraufhin eine Subhastation“ (Versteigerung) der Grube. Auch die kam mangels Kaufinteressenten aber nicht zustande.

Am 27. August 1877 meldete sich stattdessen Herr Lehmann noch einmal beim Bergamt und gab schriftlich die Abbaurechte an der Grube in Brunn auf.

 

Nun waren aber immer noch Gebührenrechnungen in Höhe von nunmehr 14,38 Mark für die Grube Lehmann's Glück offen geblieben. Noch einmal versuchte es die Bergbehörde mit einer Zahlungsaufforderung an Herrn Lehmann. Die allerdings kam mit dem Postvermerk aus Dresden zurück, sie sei nicht zustellbar, weil der Adressat unbekannt verzogen sei...

Damit endet der Akteninhalt. Diese Grube erwies sich am Ende der Gründerzeit als ein pures Abenteuer, das die ursprünglichen Besitzer ‒ wohl mangels des nötigen Eigenkapitals ‒ gar nicht bewältigen konnten. Selbst wenn die Grube in Gang gebracht worden wäre, wollen wir über die Erfolgsaussichten eines Bergbaus auf die ja doch nur recht minderwertigen Eisenerze gar nicht weiter spekulieren...

Auf welchem Weg die Eintragung von Schichtmeister Helsig und der Königin Marien- Hütte zum Feld von Lehmann's Glück dann wieder in die oben gezeigte Verleihkarte gekommen ist, wissen wir noch nicht...

  

 
 
 

Zum Abbau der Gelberde nach 1869

  

Über die Gewinnung der mineralischen Farbstoffe in der Umgebung von Reichenbach kann man aus Schurig, 1875 (S. 63) erfahren: „Gelberde... kommt in ausgezeichneter Güte in der Umgebung von Reichenbach vor, an der Greitzleithe, bei Brunn, Ober- Mylau und Cuhnsdorf; besonders an letzterem Orte findet sie sich sehr rein in mächtigen Lagern...

Bergmännisch wurde sie außer auf Hans Georg zu Röttig... nur auf der Heinrich Fundgrube zu Cuhnsdorf und zwar auf dem sogenannten Heinrich Spat gewonnen; in der Hauptsache ist die Heinrich Fundgrube aber eine Eisensteinzeche... Die... Eisensteingänge sind der Theodor Flache und der Heinrich Spat; auf letzterem wurde durch den Heinrich Stolln die Farberde abgebaut und zwar ungefähr 216 Lachter vom Röschenmundloch..“

Auch H. Gebauer berichtet in seiner Volkswirtschaft im Königreiche Sachsen (Band 2, S. 102) im Jahr 1893 im Abschnitt 2.Gewinnung und Verarbeitung der Erden: „...An dieser Stelle sind auch die Erdfarben zu erwähnen. Am bedeutendsten ist deren Fabrication in Nerchau... Erdfarben für Tapeten, Papier- und Wachstuchfabriken, sowie Maler- und Maurerfarben liefert die Sächsische Farbenfabrik zu Cunsdorf bei Reichenbach; auch in Reichenbach selbst ist eine Fabrik für Erdfarben vorhanden...“

  

Als erste der hier erwähnten Farbenfabriken im Raum Reichenbach/V., die den Rohstoff u. a. aus den Cunsdorf'er Ockergruben bezogen, wurde ‒ wie oben schon erwähnt ‒ im Jahr 1869 die Sächsische Farbenfabrik J. C. Schulz zu Cunsdorf gegründet. Bei dem Inhaber handelte es sich zunächst um Friedrich Johann Carl Schulz. 1877 ging das Unternehmen dann an dessen ältesten Sohn, Gottfried Johann Christian Schulz, über (HRARC, HR 42.1-00907). Das war praktisch: Der Firmenname J. C. Schulz konnte so bleiben...

Ab 1907 wurde die Gesellschaft Jahn & Comp. aus Rotschau Gesellschafter bei der Sächsischen Farbenfabrik in Cunsdorf. Während des 1. Weltkrieges mußte aufgrund der Einziehungen zum Heer auch hier die Produktion eingestellt werden.

1917 wurde die Firma dann zu einer Aktiengesellschaft umgebildet und fusionierte zugleich mit der Farb- und Kieswerke AG mit Sitz in Netzschkau. Der Firmensitz wurde dabei von Cunsdorf nach Reichenbach verlegt. Als Geschäftszweck des Unternehmens war festgehalten: „die Gewinnung und Verarbeitung von Erdfarben und der Handel mit diesen Produkten.“ (HRARC, HR 42.1-00484, Band 1).

Die Fusion mit der Kieswerke AG in Netzschkau machte durchaus Sinn: Die beim Waschen von Sand und Kies anfallenden Schlämme waren nun nämlich kein Abfall mehr, sondern wurden als mineralische Farbpigmente verwendet. Auch für die Kieswerke stellte es sich als Gewinn heraus: So heißt es 1917 im Geschäftsbericht: „Das angegliederte Cunsdorf'er Unternehmen blickt auf ein fast fünfzigjähriges Bestehen zurück... Dem Betrieb gelang es, den in Netzschkau ausgewiesenen Betriebsverlust wett zu machen.“

Nach einem Briefkopf aus dem Jahr 1921 besaß die AG noch immer ein „Werk II in Cunsdorf, und ein „Stammhaus“ ebendort, sowie einen weiteren „Ockergrubenbetrieb“ in Oberreichenbach. Bei dem letzteren handelte es sich um die 1919 erworbenen Franz Dietzsch'schen Ockerwerke und Dampfziegelei.

1920 wurde eine „Chemische Abteilung“ in Reichenbach errichtet und zugleich im Geschäftsbericht festgehalten, daß die Preise für ‒ wohl schon auf chemischem Wege produzierte ‒ „Buntfarben“ stabil blieben, während sie bei den „Erdfarben“ fielen. Sie kamen aus der Mode...

1924 fusionierte die AG mit der Oberpfälzischen Farbwerke AG in Neukirchen bei Sulzbach und bezog seitdem die Ockerfarben von dorther (HRARC, HR 42.1-00484, Band 2).

1924 gab die Sächsische Farbenfabriken J. C. Schulz AG Aktien im Wert von 60,- Reichsmark aus. Die Aktiengesellschaft ging 1928 in Konkurs (hwph.de).

  

Im Jahr 1921 wurde außerdem durch die Gesellschaft Härtzsch, Wieking & Knorz in Reichenbach die Vogtländische Farbenfabrik Reichenbach i. V. gegründet. Als Geschäftszweck war angegeben: „Fabrik von Erd-, Mineral-, Bunt- und chemischen Farben, Ockerbergbau.“ Gesellschafter war in dieser Zeit auch Richard Paul Bannier.

Ab 1927 war sie in alleinigem Besitz des Chemikers August Arnold Wieking, im Jahr 1930 ist das Unternehmen erloschen (HRARC, HR 42.1-00583).

 

Oben genannter Herr Bannier begründete stattdessen im Jahr 1928 ‒ auch mit Sitz in Cunsdorf ‒ die Farbwerke Bannier & Hahnefeld (HR 42.1-0023). Nach dem Tod des Partners Richard Paul Bannier war sie nach 1939 im alleinigen Besitz von Paul Rudolf Hahnefeld.

Das Unternehmen wurde noch im Jahr 1965 von der verbliebenen Mitinhaberin Helene Hahnefeld zur Kommanditgesellschaft umgebildet und bestand als VEB Farbwerke Cunsdorf mit Sitz in Reichenbach wenigstens noch bis 1976. In dieser Zeit war der VEB dem VEB Ultramarinfabrik Schindlerswerk angegliedert (vgl. u. a. auch 10736, Nr. 22968; 31453, Nr. 126 sowie 30464, Nr. 7647).

Abnehmer für die mineralischen Farbstoffe waren also nicht nur bis in die 1920er Jahre hinein in Reichenbach durchaus vorhanden.

 

Im Zeitraum von 1911 bis 1931 war bei Oberreichenbach noch die Grube „Solvent“ an die Deutsche Wollentfettungs AG auf Eisenerz verliehen. Vermutlich bildete zu diesem Zeitpunkt die Erzförderung aber bereits nur noch einen Vorwand, denn die Stolln wurden zunehmend als Flachbrunnen für die Wasserversorgung genutzt und Strecken nur „zur Erschrotung von Fabrikwasser“ vorgetrieben (40169, Nr. 1567 und 40054, Nr. 19). Die in Reichenbach ansässigen Textil- und Färbereiunternehmen benötigten sehr viel Brauchwasser, das der kleine Bach in der Stadt allein natürlich nicht liefern konnte. Auch zum Heinrich Stolln existiert eine Stollnwasserakte aus dem Zeitraum von 1863 bis 1878 (40024-22, Nr. 300).

Nach dem 1. Weltkrieg wurden im Feld „Tristan und Isolde“ südlich außerhalb der Flur Cunsdorf bei Oberreichenbach durch die Neue Sächsische Erzbergbau AG zu Leipzig von 1923 bis 1927 noch einmal Versuche auf Eisenocker unternommen. In diesem Zusammenhang erfolgten auch „Untersuchungen zu den ohne Verleihung betriebenen Eisenockergruben von Richard Krauspe in Cunsdorf und von Franz Dietzsch und Richard Schimpfermann in Oberreichenbach“ (40169, Nr. 1675). Auf Grundlage eines Gutachtens des Bergamtes Zwickau und chemischer Analysen wurde 1926 die bergamtliche Entscheidung getroffen, den Ocker „wegen des geringen Eisengehalts als nicht verleihbares Mineral anzusehen.“

Herrn Dietzsch haben wir oben schon als Eigentümer einer Ockergrube und Dampfziegelei kennengelernt. Den Ockerabbau hatte er allerdings bereits um 1919 an die Sächsische Farbenfabrik AG, vormals J. C. Schulz in Cunsdorf, verkauft.

In diesem Zusammenhang wurde aber auch notiert, daß der genannte Bauer Richard Krauspe die Ockergrube „an der Brunner Straße“ von der Gemeinde gepachtet habe und nun im Nebenerwerb im Auftrag einer Firma Anhaltinische Farbwerke Dr. Augustin & Co. nach deren Bedarf noch geringe Mengen Eisenocker abbaue. Der Abbau erreichte angeblich bis zu 400 t im Jahr, erfolgte aber nur in einem Tagebau, welcher 1926 bei etwa 8 m Teufe eine Fläche von zirka 2.500 m² eingenommen habe (40169, Nr. 1133). Offenbar hatten also kleine, grundeigene Gruben zu dieser Zeit noch immer Bestand.

   

Die Firma Anhaltinische Farbwerke Dr. Augustin & Co. wurde 1837 in Coswig an der Elbe, im früheren Fürstentum Anhalt- Zerbst gelegen, gegründet (albert-gieseler.de). Das Fürstentum war 1863 im vereinigten Herzogtum Anhalt aufgegangen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Herzogtum mit der vormaligen Preußischen Provinz Sachsen zum Land Sachsen- Anhalt vereinigt.

Die Anhaltinischen Farbenwerke in Coswig wurden 1896 von Dr. Alexander Augustin erworben. Zu dieser Zeit baute das Unternehmen im Jagen 364 der Oberforstmeisterei Coswig selbst Eisenocker ab (LSA; Z189, Nr. 133).

1929 wurden u. a. Chemische Buntfarben, Chromfarben, Nußbaumbeize, aber auch immer noch „Erdfarben“ hergestellt (albert-gieseler.de).

Als VEB Farbenfabrik Coswig (oder nach artefakte.perladesa.de als VEB Lack- und Druckfarbenfabrik Coswig im VEB Kombinat Farben und Lacke) bestand es wenigstens noch bis 1986 (u. a. LSA; P 520-407, Nr. 1).

Diese Firma ist uns übrigens auch in Zusammenhang mit dem Braunkohlenbergbau nach dem 2. Weltkrieg in  Tettau noch einmal begegnet...

Auch die „Sächsische Farbenfabrik“, vormals J. C. Schulz AG, nahm 1930 den Ockerabbau in Cunsdorf selbst noch einmal auf (40030-1, Nr. 1041 sowie HRARC, Nr. HR 42.1-00907), möglicherweise in eben diesem Tagebau. Rissunterlagen zu dem damaligen Abbau sind leider auch in den Akten des städtischen Handelsregisters von Reichenbach nicht enthalten.

  

Nach den Aufzeichnungen des ehemaligen Ortschronisten G. Reißmann hat dieser letzte Tagebau im Bereich der heutigen Kleingartenanlage an der Südseite der Brunner Straße gelegen. Einen Teil dieser Ockergrube hatte dann 1919 der Kleingartenverein Cunsdorf gepachtet. Das dem Tagebau zusitzende Grundwasser wurde in einem Brunnen gefaßt und für Bewässerungszwecke genutzt; der Tagebau dagegen wurde nach und nach zugeschüttet (Reißmann, 1997).

Vergleicht man die einzelnen Auflagen der sächsischen Äquidistantenkarten, kommt man dahinter, wo dieser letzte Tagebau bei Cunsdorf gelegen hat...

  


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte von Sachsen, Blatt Reichenbach - Greiz, aus dem Jahr 1878. Die beiden auf den Grubenfeldskizzen oben vermerkten Halden im Streichen des Traugott Stollns sind hier (am Waldrand allerdings schwer zu erkennen) dargestellt. Unterhalb im Friesenbachtal lag damals ein Teich, der wohl auch durch Stollnwasser aus dem Traugott Stolln gespeist wurde. Nördlich der Brunner Straße sind das Huthaus auf dem Oberen Schacht und die Halde des Neuen Schachts zu finden.

  


Etwa gleicher Ausschnitt aus der Geologischen Karte von Sachsen, Blatt 123, Greiz- Reichenbach, aus dem Jahr 1892. Der Teich ist hier nur als Kontur angedeutet; dafür sind vor allem weiter westlich zahlreiche Schlägel und Eisen- Symbole noch verzeichnet, wenn auch schon sämtlich umgedreht - also als auflässige Gruben.

  


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte von Sachsen, Blatt Reichenbach - Greiz, Ausgabe 1895. Der Teich unterhalb des Mundlochs von Traugott Stolln war zu dieser Zeit offenbar abgelassen und die kleinen Halden nördlich davon wurden wohl damals eingeebnet... Die Schacht- bzw. Haldensignaturen südlich der Brunner Straße sind jedenfalls verschwunden.

   


Ausschnitt aus der Äquidistantenkarte von Sachsen, Blatt Reichenbach - Greiz, jetzt die Ausgabe aus dem Jahr 1910. Der Teich unterhalb des Wäldchens am Nordhang des Friesenbachtals ist wieder da. Neu ist in der Kurve am Südrand der Brunner Straße jetzt ein kleiner Tagebau und ein paar Häuser - dort, wo die damalige Ockergrube gelegen haben muß.

  


Von diesem Blatt der Äquidistantenkarte von Sachsen gibt es noch eine Ausgabe von 1913. In der kurzen Zeitspanne hat sich freilich nichts wirklich verändert... 

   


Nach dem Ende des 1. Weltkrieges erschienen dann die Meßtischblätter. Hier ein Ausschnitt aus dem betreffenden Kartenblatt aus dem Jahr 1927: Jetzt gibt es schon die Kleingartenanlage an der Brunner Straße und nördlich des Wäldchens einen Sportplatz. Der Tagebau am Südrand der Brunner Straße hat sich deutlich nach Nordosten ausgedehnt...

  


Im Meßtischblatt aus dem Jahr 1939 hat sich demgegenüber wieder nicht viel verändert.

  


Auch in der letzten Auflage dieser Kartenblätter im Jahr 1944 hat sich nicht wirklich viel verändert. Noch immer sind das Huthaus und die kleine Halde nördlich der Brunner Straße verzeichnet und der Tagebau südlich der Brunner Straße. Letzterer hat sich gegenüber den älteren Karten aber nicht mehr weiter ausgedehnt - offenbar war also auch hier der Abbau zum Erliegen gekommen.

   


Das Huthaus und auch die kleine Halde des Neuen Schachts haben alle Meliorationsarbeiten während der Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR überstanden. Aus dem letzten Tagebau ist der Parkplatz der Gartenanlage geworden. Sonst ist nichts mehr vom einstigen Bergbau zu finden... Ausschnitt aus der topographischen Karte der DDR, Ausgabe für den Staat, Meßtischblatt Nr. 3349 von 1989.

  


So ähnlich könnte es einst auch hier ausgesehen haben: Eine Aufnahme des Farberde- Tagebaus im Ort Khamer, südwestlich von Gottesgrün schon in Thüringen, nur unweit nordwestlich von Cunsdorf gelegen. Auch von dort wurde der Rohstoff an die Cunsdorf'er Farbenwerke geliefert. Bildquelle: N. Lauer, Reuth.

  

Untersuchungen der Staatlichen Lagerstättenforschungsstelle beim Oberbergamt Freiberg in den 1930er Jahren umfaßten nur Auszüge und Zusammenstellungen älterer Akten (40030-1, Nr. 1041). Eine Wiederaufnahme des Erzabbaus wurde schon damals als unwirtschaftlich angesehen.

Alle Arten von Farbstoffen lieferte dagegen längst schon die chemische Industrie. Die mineralischen Farbpigmente der Cunsdorfer Gelberde waren bestenfalls noch für Restaurationszwecke an historischen Bauten von Interesse.

  

Die Frage nach einer möglichen Wiederaufnahme der Eisenerzförderung im Vogtland wurde dann in der Zeit nach dem Ende des 2. Weltkrieges, als es an allem mangelte, erneut aufgeworfen; u. a. von einem Herrn Erich Keil aus Auerbach. Eine daraufhin erstellte, gutachterliche Stellungnahme des damaligen Technischen Büros des Bergbaus und der Brennstoffindustrie (TBBI), verfaßt von Dipl.-Ing. Weiske im September 1948, beantwortete sie rundweg abschlägig (40030-1, Nr. 713).

Zwar werden in dieser Stellungnahme auch die meisten der in unserem Beitrag genannten einstigen Erzgruben noch einmal angeführt (andere wurden gleich als völlig unbedeutend erachtet). Stellt man jedoch die für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts dokumentierte Gesamtförderung der vogtländischen Eisenerzgruben einmal dem Verbrauch der sächsischen Eisenhütten an Roherz im gleichen Zeitraum gegenüber, kommt man auf gänzlich andere Verhältnisse, als noch C. H. Müller im Jahr 1856. Das zudem stark schwankende Ausbringen aller vogtländischen Eisenerzgruben erreichte selbst in Summe ( !! ) selten einmal mehr als 5.000 t im Jahr, wohingegen der Verbrauch der Eisenhütten inzwischen von 24.000 t auf über 60.000 t angestiegen war.

Der Anteil der einheimischen Eisenerze an der Roheisenproduktion, der in früheren Zeiten den Hauptteil ausmachte, ging... im Laufe der Zeit immer weiter zurück und verlor am Schluß sogar jede Bedeutung, obwohl von den Hüttenwerken zahlreiche Bergbaubetriebe unterhalten und auch Untersuchungsarbeiten vorgenommen wurden, die fast ausnahmslos hohe Zuschüsse erforderten... Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse muß daher bei der äußerst geringen Aussicht auf Erfolg davon abgeraten werden, die Untersuchungsarbeiten auf den vogtländischen Eisenerzvorkommen wieder aufzunehmen. (Es) ...würde eine Fehlinvestition bedeuten, die selbst bei der zur Zeit bestehenden Mangellage an Roheisen nicht zu rechtfertigen wäre,“ heißt es wörtlich in der Stellungnahme von 1948.

Wir können diese Aussagen anhand der  wirtschaftlichen Daten der Heinrich Fundgrube ebenfalls belegen. Unter den heutigen ökonomischen Bedingungen sind die meistenteils nur kleinen Erzvorkommen im Vogtland völlig bedeutungslos geworden und werden unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten gar nicht mehr als „Lagerstätten“ betrachtet, sondern nur noch als „Vorkommen“, bestenfalls von geologischem Interesse.

  


Karte der Flächen, in denen Hohlräume des historischen Altbergbaus ohne Rechtsnachfolger unter der Oberfläche zu vermuten sind (hellbraun markiert). Nördlich der Brunner Straße sind die Umrisse von Heinrich Fundgrube und Stolln zu erkennen. Südlich davon zeigt eine große, fast quadratische Fläche an, daß man hier zwar noch weiß, daß auch hier Bergbau umgegangen ist, aber nicht mehr genau, wo... Bei Friesen (linker Bildrand) sind die Flächen markiert, in denen die Segen des Herrn Fdgr. gebaut hat und der langgestreckte Streifen bei Oberreichenbach zeigt die Lage des Georg Stollns. Quelle: geoportal.sachsen.de, Abruf 2019.

  

Schon seit den 1970er Jahren mußte die Bergbehörde dann sukzessive immer wieder einzelne Tagesbrüche registrieren. Der letzte davon fiel nach dem Sommerhochwasser des Jahres 2013. Es deutete sich an, daß Gustav Netto Recht behalten sollte und einzelne Stellen entlang der Grubenbaue auch nach mehr als 100 Jahren noch zusammengehen können.

Die Königin Marien- Hütte zu Cainsdorf als letzter, sicher bekannter Bergbautreibender im Revier existiert natürlich längst nicht mehr und kann folglich auch nicht mehr für die Bergbaufolgeschäden haftbar gemacht werden. Vielmehr sind diese Tagesbrüche de jure dem „Altbergbau ohne Rechtsnachfolger“ zuzuordnen.

   


Im Zuge früherer Sanierungsmaßnahmen wurde auf dem Oberen Schacht im Grundstück Brunner Straße 2 ein Kontrollzugang eingerichtet. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

    


Zumindest der Kontrollschacht war auch im Jahr 2006 noch fahrbar. Erneute Untersuchungen im Bereich des Oberen Schachtes erfolgten zu dieser Zeit aber nicht. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   

 
 
 

Das letzte Kapitel der Bergbaugeschichte ?

Der Tagesbruch auf dem Heinrich Stolln im Jahr 2006

  

Im Jahr 2006 brachte sich der alte Bergbau dann unverhofft wieder in Erinnerung: Auf dem Fußweg der Anliegerstraße Am Heinrichstolln, direkt vor dem Wohngebäude Hausnr. 53, öffnete sich die Erde...

Das konnte natürlich nicht so bleiben, denn die Sicherheit der Straße und des angrenzenden Wohngebäudes war offensichtlich akut gefährdet. Deshalb wurde vom Referat Altbergbau im Sächsischen Oberbergamt auch ein Sofortauftrag ausgelöst und die Bergsicherung Sachsen GmbH mit der Erkundung der Ursachen des Tagesbruches und mit der Verwahrung des Bergschadens beauftragt.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei dem ausführenden Unternehmen für die Bereitstellung der folgenden Fotos aus dem Firmenarchiv für unseren Bericht.

  


Der Tagesbruch von Anfang April 2006. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

    


Das war natürlich eine böse Überraschung für die Anlieger. Glücklicherweise ist beim Eintritt des Bruches niemand zu Schaden gekommen. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Einige Eindrücke von der Baustelle, wie sie die Anlieger sicher noch in Erinnerung haben: Zunächst wird der Tagesbruch mit dem Bagger freigelegt... Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Dann wird die Baugrube gesichert: Hier kam sogenannter Holz- Hängeverbau zum Einsatz.
Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Der erste Blick hinein: Man sah eigentlich noch nichts, denn natürlich sind die Bruchmassen nachgerutscht. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Aber die Ursache mußte ja gefunden und beseitigt werden, also ging es tiefer und tiefer hinunter... Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Einige Zeit später. Der Blick von unten aus etwa 10 m Tiefe durch das Fördertrum des Erkundungsschachtes nach oben zum Tageslicht. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Anfang Mai 2006 öffnete sich dann nach rund 130 Jahren zum ersten Mal wieder ein Blick in den Heinrich Stolln. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Zunächst wurde der Stolln mit Holztürstöcken und mit Firstgetriebe gewältigt.
Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

  


Das Stollnprofil erwies sich als weitgehend mit Bruchmassen und mit über die Jahrzehnte eingeschwemmtem Schlamm ausgefüllt. Wie man hier gut sieht, hatten die alten Holztürstöcke schon vor langer Zeit nachgegeben... Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Hier war schon Stahlausbau nötig, um das gebräche Gebirge zu halten. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Die Bruchmassen im Stollnprofil sind bunt durcheinandergemischt und zeigen, welche Gesteine einmal im Hangenden darüber angestanden haben. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Ein paar Türstöcke weit war ein Teil des Stollnprofils noch nicht ganz ausgefüllt. Über den Bauen lag hier noch der alte Firstverzug mit Schwarten. Ein solcher Abschnitt hat vermutlich auch den Tagesbruch ausgelöst, denn ein Schacht hat sich an dieser Stelle nicht befunden. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

  


Aber auch hier verliert der alte Holzausbau allmählich den Halt und sicher wäre auch dieses Stück des Stollns noch irgendwann in sich zusammengebrochen. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

  


Nach dem Durchörtern dieses Teilstücks. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Dahinter ist der Stolln wieder fast vollständig mit eingespültem, feinem Schlamm ausgefüllt. Die Firstkappen sind gänzlich weggefault, nur die Steher der Türstöcke ragen noch aus dem Schlamm. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

 


Der Zustand des Stollns änderte sich in seinem weiteren Verlauf nach Nordosten offenkundig nicht. Es war kaum noch offener Hohlraum vorhanden und daher auch die Gefahr weiterer Tagesbrüche nur noch gering. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Nach den Ergebnissen der Vermessung unterfuhr der Stolln in diesem Abschnitt just den Standort des erst viel später errichteten Wohnhauses. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Auch hier hat der Gebirgsdruck die alten Holzbaue schon gänzlich zerdrückt.
 Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

  


Da nun die Ursachen des Tagebruches aufgeklärt waren und die Gefahren für der Straße und das Wohnhaus beseitigt werden konnten, wurde an dieser Stelle die Aufwältigung beendet. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

  


Ein letzter Blick in den mühevoll und mit hohem Materialaufwand wieder aufgewältigten Abschnitt des Stollns. Wahrscheinlich hat der Bergsicherungsbetrieb hier 2006 mehr Stahl eingebaut, als die Heinrich Fundgrube bis 1875 hier gefördert hatte... Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

  


Nun konnte er jedenfalls wieder verschlossen werden. Da das Mundloch im Rahmen der Sofortsicherungsmaßnahmen aber nicht gewältigt werden konnte, wurden auf der Sohle des Stollns sicherheitshalber Filterrohre und Kies als Drainageschicht eingebaut. Dadurch kann das Grundwasser auch weiter zirkulieren, ohne allmählich neue Hohlräume auszuspülen. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Obendrauf kam Beton, der stabil genug ist, die Gebirgslast zu tragen und damit weitere Tagesbrüche - in diesem Abschnitt - dauerhaft zu verhindern. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   


Dann wird auch der Erkundungsschacht auf dem Tagesbruch wieder verfüllt...
Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

    


...und zum Schluß wird auch die Pflasterdecke wieder hergestellt. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH.

   

Bis zum Dezember 2006 waren diese Arbeiten im wesentlichen abgeschlossen.

Vor allem das recht weiche Gestein machte es möglich, diesen Stolln um die Mitte des 19. Jahrhunderts binnen recht kurzer Zeit über seine doch ganz beachtliche Länge von rund 400 m aufzufahren. An seinem 2. Lichtloch lag der Heinrich Stolln nach den Angaben im alten Riß 4,7 Lachter (9,4 m) tief unter der Erde. Etwa 10 m mußten sich hier auch die Kollegen der Bergsicherung Sachsen GmbH in die Tiefe graben, um die Stollnsohle zu erreichen.

Am Theodor Schacht kam der Stolln dann in einer Tiefe von etwa 9,4 Lachtern (18,8 m) ein. Der Neue Schacht ganz im Norden im Streichen des Theodor Flachen wurde nur auf einer Zwischensohle in einer Teufe von etwa 15,6 m angefahren und vom Grundwasser gelöst. Den Oberen und den Niederen Schacht erreichte der Stolln bis zur Schließung des Bergwerks im Jahr 1875 nicht.

  


Eine Übersichtskarte zum Schluß dieses Kapitels. Wie so oft, läßt sich der alte Riß aus dem Jahr 1861 nicht mehr wirklich genau in die heutige Topographie einpassen. Aber ungefähr so, wie hier dargestellt, verlief der Heinrich Stolln nördlich der Brunner Straße. Die dunkelgrauen Flächen im Norden auf unserer Grafik betonen die auf dem Altriß dargestellten, zu dieser Zeit betriebenen Tagebaue auf dem Theodor Flachen.

  

 
 
 

Sanierungsmaßnahmen im Jahr 2020

  

Die meisten der Tagesbrüche im früheren Baufeld der Heinrich Fundgrube traten aber nicht im Streichen des Heinrich Stollns oder an den früher dort befindlichen Schächten ein, sondern ordneten sich entlang einer ungefähr Nord- Süd- streichenden Linie auf der Feldfläche südlich der Brunner Straße an, was hier den Verdacht auf einen unbekannten, geologischen oder geotechnischen Zusammenhang zwischen diesen Schadensereignissen bestärkte.

Ein weiterer Tagesbruch war auf dem Feld etwa 200 m südöstlich dieser Linie gefallen.

Im Jahr 2019 schrieb das Sächsische Oberbergamt Planungsleistungen für die Verwahrung dieser Schadstellen des historischen Altbergbaus südlich der Brunner Straße aus. Im Herbst 2019 wurden dann die Bauleistungen ausgeschrieben und im Winter 2019/2020 begann die mit der Ausführung beauftragte Schachtbau Nordhausen GmbH mit der Errichtung der Baustraße. Über den weiteren Verlauf und einige Ergebnisse der Erkundungs- und Aufwältigungsarbeiten dürfen wir heute hier berichten.

  


Auch in der Regionalzeitung wurde zwischenzeitlich einmal informiert, was da gerade auf den Feldern bei Cunsdorf geschieht. Faksimile Freie Presse vom 19.02.2020.

   

Teufe 1

 

Unser Bericht folgt im Wesentlichen der Reihenfolge des Arbeitsablaufs von Norden nach Süden und bildet gewissermaßen ein kleines „Bautagebuch“. Von den insgesamt fünf Schadstellen wurden die beiden nördlichen Schadstellen im Bauablauf zuerst untersucht.

Zur nördlichsten der fünf Bergschadensstellen liegt keine Sachstandsanzeige im Archiv des Sächsischen Oberbergamtes vor. Wann genau sie entstanden war und ob sie schon einmal verfüllt worden ist, war nicht mehr bekannt. Der nördlichste Tagesbruch war somit der älteste und im Gelände 2019 kaum noch wieder aufzufinden...

  


Der nördlichste Tagesbruch hat etwa auf Höhe der beiden Solitärbäume mitten auf dem Feld gelegen.

   

Die Vorteufe wurde deshalb nach den im Oberbergamt zur Registriernummer vorliegenden Koordinaten und mit etwa 5 m x 5 m ausreichend groß angelegt, um auch bei eventuell bestehenden Lageunsicherheiten die ehemalige Schadstelle in jedem Falle aufzufinden.

In dieser Vorteufe wurde in mäßig zersetztem, chloritisiertem Schiefer eine dezimeterstarke, lagerartig ausgebildete silifizierte Zone mit Quarz- und Hämatit- Führung vorgefunden. Sie ist zum Teil erkennbar tektonisch „verbogen“ und verworfen, weist aber ein Hauptstreichen in West- Ost- Richtung und ein flaches Einfallen von im Mittel etwa 30° in nördliche Richtung auf. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Ausläufer des Traugott Flachen, der u. a. bei Schurig, 1875 benannt ist. Allerdings habe nach dieser Quelle der dort 1857 geteufte Schacht ja nur 40 Lachter südlich des oberen Schachtes von Heinrich Fdgr. gelegen, was gegenüber diesem Punkt schon zu weit nördlich wäre... Vermutlich hat also ein anderer, längst vergessener, kleiner Suchschacht nach weiteren Eisenerzlagern diesen Tagesbruch ausgelöst.

Reste von Schachteinbauten oder angeschlagene horizontale Grubenbaue wurden nicht mehr vorgefunden. Schon bei zirka 5,5 m Teufe war das unverritzte Anstehende in der Sohle der Vorteufe erreicht.

Grundwasserzuläufe waren innerhalb des lehmigen Zersatzes nicht vorhanden.

Teufe 1 wurde durch lagenweise verdichteten Wiedereinbau der Aushubmassen verfüllt.

  


Hier kommt ein Spezialbagger mit Greiferverlängerung zum Einsatz.

   


Am Weststoß der Vorteufe ist die intensiv rot gefärbte, ziemlich wellige Vererzungsszone im Gestein gut zu erkennen. Darüber ist das Gestein „taschenförmig“ ausgebleicht.

   


Durch das Gegenlicht am Südstoß leider nicht ganz so gut zu sehen, zieht sich diese Zone lagerartig durch das Anstehende und ist - im linken Teil des Baugrubenstoßes gut zu sehen - auch durch eine tektonische Störung verworfen.

   


Ein paar Belegstücke aus dem Aushub: Oben völlig ausgebleichter Chloritschiefer mit nur schmalen Trümern roten Hämatits, die diskordant durch das Gestein schlagen. Unten durch Hämatit rot gefärbter, dichter Hornstein mit milchig- weißen, trüben Quarz- Lagen.

  


Im Stoß hier gut zu sehen ist die mehrere Dezimeter mächtige, flach einfallende Zone mit Bändern schwarzbraunen, dichten Eisensteins innerhalb der Chloritschiefer.

   


Wo die hydrothermale Zersetzung die einstige Gesteinsschieferung noch nicht gänzlich zerstört hat, sieht man, daß dieses, vielleicht einen Zentimeter starke Quarz- Trümchen diskordant zur Schieferung verläuft.

   


Hier ist eine Kluft aufgeplatzt und gibt den Blick auf eine nierig- knollige Oberfläche des ansonsten eher kryptokristallin- dichten, weißgrauen Quarzes frei.

   


Bei dem Ausgangsgestein dürfte es sich hier um einen Schluff- oder Tonschiefer gehandelt haben. Er ist jedenfalls äußerst feinkörnig und weist eine Kleinfältelung auf, wo die Struktur durch die Verwitterung noch nicht gänzlich zerstört ist.

  


Keine Hohlräume mehr da - also kann wieder zugemacht werden... Schon im Februar 2020 war die erste der Schadstellen erledigt.

   

 
 
 

Teufe 2

 

Der zweite Tagesbruch befand sich etwa 50 m nördlich des Waldrandes und erwies sich auch montanhistorisch schon als etwas interessanter als der erste... Diese Schadstelle ist als Nachwirkung des starken Sommerhochwassers bei der Bewirtschaftung im Herbst 2013 aufgefunden und als letzte registriert worden. Im Frühjahr 2019 war noch eine Einsenkung von zirka 2 m Durchmesser und knapp 1 m Tiefe zu sehen.

  


So hat es 2019 ausgesehen. Im Hintergrund die Kleingartenanlage und die Karlshöhe.

   

Die Vorteufe wurde mit etwa gleicher Ausdehnung wie bei der nördlichen von 5 m x 5 m auf dem Tagesbruch angelegt. In der Südostecke wurde dabei eine gleichartige, etwa 0,5 m starke, silifizierte Zone in mäßig zersetztem Chloritschiefer vorgefunden, wie auch an der ersten Teufe. Da sie nur teilweise aufgeschlossen und ähnlich stark tektonisch beansprucht war, kann deren ungleichmäßiges Einfallen nur näherungsweise mit einer süd- bis nordwestlichen Richtung angegeben werden.

Das Hangende bildet an der Ost- und Südseite brauner, steiniger Lehm; an der Nord und Westseite hingegen standen Bergemassen an, die mit großer Gewißheit die Auffüllung eines ehemaligen Tagebaus darstellen.

Grundwasserzuläufe waren auch hier nicht vorhanden.

  

In zirka 5 m Teufe unter Gelände wurde eine Strecke vorgefunden, die der silifizierten Struktur in Richtung SW- NO folgte. Die Strecke besaß ein Profil von zirka 2,0 m Höhe bei zirka 0,6 bis 0,8 m Breite. Durch die niedergegangene Firste war sie vollständig mit Bruch- und Bergemassen ausgefüllt. Sie wurde auf zirka 5 m Länge nach NO und auf zirka 4 m Länge nach SW aufgewältigt.

Weitere vertikale Grubenbaue (Schächte oder Gesenke) waren nicht vorhanden.

In den Streckenstößen wurden nur noch minimale Holzreste vorgefunden. Es steht daher die Vermutung, daß die Bergbaubetreiber den Ausbau geraubt und die tagesnahen Strecken damit gezielt zubruch geworfen haben. So konnte man die nachsackende Oberfläche gleich wieder einebnen und ersparte sich im Nachgang Streit mit den Grundbesitzern. Auch das Holz war ja teuer und zumindest als Brennstoff vielleicht immer noch zu gebrauchen...

Interessant ist, daß die wenigen untertage vorgefundenen Holzreste in ausgearbeiteten Vertiefungen der Streckenstöße zu finden waren, so daß man annehmen muß, daß die Türstöcke in die Stöße eingesetzt waren, um die Untersuchungsstrecken mit möglichst schmalem, lichtem Profil vortreiben zu können. Es sollte halt nichts kosten... Obwohl der lehmige Schieferzersatz – besonders mit anwachsender Durchfeuchtung – tatsächlich plastisch reagieren kann, ist aufgrund der geringen Teufe und entsprechend niedrigem Gebirgsdruck dagegen sehr unwahrscheinlich, daß das Anstehende über eine sicher auch nur geringe Standzeit dieser Untersuchungsstrecken auf natürlichem Wege zwischen dabei noch vorhandene Ausbaueinheiten gedrückt worden ist und so diese Vertiefungen in den Stößen zu erklären wären.

  


Das Feldort des Traugott Stollens und der kleine, unbenannte Untersuchungsschacht nördlich davon im Saigerriß auf dem Grubenriß. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fisk. Risse zum Erzbergbau), Nr. I8727, Ausschnitt, Norden ist rechts.

   

Sollte dieser Tagesbruch auf diesen im Altriß zum Traugott Stolln vermerkten, unbenannten Tageschacht zurückgehen, so besaß dieser nach dem Saigerriß etwa eine Teufe von 3,3 Lachtern (6,6 m), wobei jedoch die im Riß dargestellte kleine Bergehalde am Schacht sicher zur Verfüllung von Schacht und Tagebau verwendet wurde und heute nicht mehr vorhanden ist. In Anbetracht der Teufenlage der Streckensohle von zirka 5 m unter der Geländeoberfläche könnte die vorgefundene Strecke folglich sowohl von gedachtem Schacht, als auch direkt aus einem Tagebaustoß heraus angesetzt gewesen sein.

Die Strecke und die Vorteufe wurden bis knapp über Firsthöhe mit insgesamt 45 m³ Beton verfüllt. Das verbliebene offene Volumen bis zur Oberfläche wurde durch lagenweise verdichteten Wiedereinbau der Aushubmassen aufgefüllt.

  


Das zweite „Loch“ neben der Baustraße...

   


Auch hier steht unter dem Lehm der ausgebleichte Chloritschiefer in den Stößen an...

  


...und man findet wieder eine gleichartige, tiefrot gefärbte, mineralisierte Zone, wie in der nördlichen Teufe, die auch hier wohl den Anlaß für die bergmännische Untersuchung gebildet hat.

   


Der Blick nach Westen: Die angeschnittene Ecke dieser Zone neigt sich nach Südwesten. Darüber fallen helle, sehr steinige Massen auf...

  


An der Nordseite sieht man sie noch besser: Die Schrägschichtung dieser Massen verrät, daß es sich um umgelagertes Material handelt - ziemlich sicher die Auffüllung eines Tagebaus.

   


In der nordöstlichen Ecke fielen zwischen dem ausgebleichten Schiefer dunklere Massen auf.

  


Tatsächlich ging von hier eine Strecke in SW- NO- Richtung aus. Nur die Stöße sind noch zu erkennen, die Firste ist gänzlich zubruchgegangen und liegt mitsamt dem Deckgebirge im Streckenprofil.

  


Der Spezialbagger muß wieder ran...

   


Diesmal kommt Stahl- Verbau hinein und ein Minibagger auf die Sohle.

  


Damit wird das Streckenprofil aufgewältigt.

  


Es ist sehr schmal - kaum 80 Zentimeter breit: Nur das dunklere Material, auf das die Kopflampe den Lichtfleck wirft, bildet das ursprüngliche Streckenprofil. Die Stöße stehen noch, aber die Firste ist komplett heruntergekommen.

  


Eine der oben im Text erwähnten Ausbuchtungen im Stoß.

  


Nur noch ein paar faulige Holzsplitter verraten, daß darin ein Türstock gestanden und die Firste gestützt hat.

  


Problem geklärt. Es wird wieder zugemacht...

  

 
 
 

Teufe 4

 

Wieder einer erledigt !

Die vorgefundene geotechnische Situation zeigte, daß es sich bei den beiden nördlichen Schadstellen um isolierte Anlagen – sehr wahrscheinlich Untersuchungs- Schächte und Strecken – im Vorfeld von Tagebauen gehandelt hat.

Die nächsten beiden Tagesbrüche befanden sich südwestlich des Wäldchens und lagen nicht nur näher beisammen, sondern standen ‒  wie sich dann zeigte ‒ untereinander auch in einem bergtechnischem Zusammenhang. Wir setzen unseren Bericht mit dem südlichsten ‒ eigentlich dem vierten ‒ fort.

Diese südlichste der vier Schadstellen wurde im Jahr 1998 registriert. Der an der Oberfläche noch vorhandene Bruchtrichter war – wie auch die vorangegangenen – stark verrollt und bei etwa 2 m Durchmesser noch etwa 1 m tief. Aufgrund der Nähe zu den hier kreuzenden Wanderwegen erwies sich der Bruchtrichter an dieser Stelle als in besonderem Maße vermüllt. Eine Unsitte, die uns leider immer wieder begegnet: Wo einmal ein Loch ist, geht doch immer noch was rein...

  


Der Blick vom Feldweg in der Verlängerung der Anliegerstraße Am Pöhl nach Osten: Nach der Bestellung der Felder fallen die beiden eingezäunten, nicht bewirtschafteten und daher verbuschten Tagesbrüche vor dem Waldrand ins Auge.

    


So sah es hier im Frühjahr 2019 aus.

   


Kurz vor der Bestellung. Besonders der nah an der Wegkreuzung liegende Tagesbruch war reichlich vermüllt...

   


An dieser Stelle hat sich im Frühjahr 2020 dann auch das Fachbauunternehmen eingerichtet.

   

Am westlichen Stoß wurden auch an dieser Stelle regellos gelagerte, dunkelbraune Bergemassen als Rückverfüllung eines früheren Tagebaus vorgefunden. Am Oststoß und in der Sohle stehen sehr stark zu lehmig- tonigem Zersatz, teilweise bis zum völligen Strukturverlust aufgelöste Schiefertone an.

  

In gerade einmal 2,8 m Teufe unter Geländeoberfläche wurde in der Vorteufe dann die Firste einer zunächst wieder nicht zuordenbaren Strecke vorgefunden. Sie verlief mit einem Profil von zirka 2,0 m x 0,8 m näherungsweise in Nord- Süd- Richtung.

Auf deren Sohle war eine Wassersaige von etwa 0,6 m Höhe und 0,3 m Breite vorhanden. Diese ist aus ortsfremden Material (Theuma’er Fruchtschiefer) gesetzt und mit gleichartigen Schieferplatten überdeckt. Vor Ort war offenbar kein geeignetes Baumaterial dafür vorhanden.

Aufgrund der ausgesprochen aufwendigen Bauweise dieser Wassersaige mußte diese Strecke eine gewisse Bedeutung für einen größeren Feldesteil besessen haben, so daß man diesen beachtlichen Aufwand beim Vortrieb und bei der Unterhaltung dieser Strecke betrieben hat. Es konnte sich deshalb nur um die Rösche des Traugott Stollns handeln, welcher vom Friesenbachtal ausgehend in nördliche Richtung angesetzt gewesen ist. In Ermangelung brauchbarer Rißangaben zur Tagesituation war die Lage dieses Stollns bis dahin jedoch nicht mehr eindeutig anzugeben.

Leider enthält der Altriß zu diesem Stolln ja ‒ bis auf eine nur angerissene Flurgrenze ‒ keine topografischen Angaben, die man heute noch zulegen könnte. Seine Einpassung kann nur näherungsweise anhand der wenigen Notizen des Markscheiders G. F. Pilz unter Bezug auf den „oberen Heinrich Tageschacht“ versucht werden. Diese beinhalten:

  • Die Distanz des Stollnortes zu genanntem Schacht betrage 273 metrische Lachter, respektive 546 m und

  • Das Mundloch habe 3 Lachter höher gelegen, als das des Heinrich Stollns.

Langsam klärte es sich nun auf: Nach diesen Angaben könnten die beiden südlichen Schadstellen tatsächlich mit dem Traugott Stolln in Zusammenhang stehen. Die als letzte 2013 entstandene, zweite Schadstelle in unserem Bericht oben dürfte dagegen auf den nördlich des Hauptstollnortes im Altriß vermerkten, unbenannten Schacht neben einem Tagebau zurückgehen.

 


Die Höhen- und Entfernungsangaben des Markscheiders Pilz auf dem Grubenriß. Vor dem Stollnmundloch lag noch eine etwa 40 m lange Rösche. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fisk. Risse zum Erzbergbau), Nr. I8727, Ausschnitt, Norden ist rechts.

   


Außer einem Fußsteig und der schon erwähnten, nur angerissenen Flurgrenze enthält dieser Riß leider keine topografischen Angaben, nach denen man ihn heute noch zulegen könnte.

  

Der Stolln besaß nach dem Altriß aus dem Jahr 1861 zum Zeitpunkt seiner Vermessung eine bereits aufgefahrene Länge (Hauptstsollnort) von zirka 215 m, sowie zwei Querschläge oder Gangstrecken (das Traugott Nebentrum sowie eine Verbindungsstrecke zu dem südwestlich angrenzenden Tagebau). Von seinem Mundloch ging noch eine knapp 20 Lachter lange Rösche in annähernd gerader Verlängerung des Hauptstreichens des Stollns aus.

Das ehemalige Mundloch dieses Stollens dürfte etwa 75 m südlich der Teufe 4 zu suchen gewesen sein. Da das Gelände sehr flach ansteigt, ist die im Altriß vermerkte, zirka 40 m lange Rösche sicher in offener Bauweise hergestellt und bereits früher mit dem oben beschriebenen Ausbau versehen worden.

Vermutlich hat man ‒ ähnlich wie beim Heinrich Stollen ‒ die Wasserabtragsfähigkeit des tagesnahen Abschnitt des Stollns durch den Einbau dieser aufwendigen Saige abgesichert, um den aufwendig instandzuhaltenden Holzausbau sparen und den südlichsten, am stärksten durch Verbrüche gefährdeten Stollnabschnitt abwerfen zu können. Wie schon bei der nördlich des Waldrandes gelegenen Schadstelle vermutet wurde, hätte man dann den Ausbau rauben und die Firste herunterbrechen können, bis weiter nördlich im Stollnverlauf im Hangenden dann hinreichend tragfähiges Gestein in genügender Mächtigkeit über der Firste anstand.

  


Am Oststoß der Teufe 4 war das Gestein völlig aufgelöst und bestand fast nur noch aus weißgrauem Ton.

   


Am Weststoß lagern dagegen braune, rollige Füllmassen eines früheren Tagebaus auf dem Anstehenden. Viel Überdeckung besteht freilich nicht, dann sieht man links schon das Streckenauge.

   


Das schau'n wir uns natürlich genauer an...

  


Fast weißer Ton liegt hier über dem durch Hämatit rötlich oder durch Limonit braun gefärbten Chloritschiefer.

   


In der Streckenfirste sieht man wieder eine rotbraune Eisenmineralisation. Das wird wohl der Traugott Flache gewesen sein, dem die Alten hier seinerzeit nachgefahren sind...

   


Ja - da ging es weiter... Auch wenn G. Netto 1883 der Meinung war, der tagesnahe Abschnitt des Traugott Stollens sei schon damals längst zubruchgegangen - hier war offenkundig noch ein Stückchen offen...

  


Also wieder von vorn: Verbau in die Grube und dann muß oben der große Bagger ran...

  


...und unten der kleine.

   


Das war dann der Moment der Überraschung: In der Sohle tauchte die aufwendig gesetzte Wassersaige auf.

  


Während vom Stollen selbst nicht mehr wirklich viel übriggeblieben war, zog sich die Wassersaige quer durch die Teufsohle...

  


Schnurgerade aus Bruchsteinen gesetzt und mit Platten aus Theuma'er Schiefer ( !! ) abgedeckt...

  


Hier hätte ziemlich viel Wasser durchfließen können... 

  


Tatsächlich kam hier aber nur Regenwasser von Übertage an...

   


Das Foto illustriert, daß die Vorfahren auf diese Stollnrösche unheimlich viel Mühe verwendet haben... Allein die äußerst sorgfältig bearbeiteten Schieferplatten heranzuschaffen, dürfte seinerzeit so einige Fuhren mit dem Pferdefuhrwerk erfordert haben.

 

Der lehmig- tonige Zersatz im Hangenden wirkt auch hier als Grundwasserstauer. In allen bisherigen Vorteufen wurde daher bis in die aufgeschlossene Tiefe von maximal 6 m unter Gelände kein Grundwasser angetroffen. Wasserführung (erkennbare Wasserbewegung) bestand auch in dieser Saige nicht; jedoch saßen – möglicherweise über poröse Tagebaufüllmassen oder auch über den damals noch nördlich benachbarten Tagesbruch – temporär Niederschlagswässer zu, die sehr schnell wieder abliefen. Eine Wasserabtragsfähigkeit war offenbar also noch vorhanden.

Da die im März 2020 eingetretenen kräftigen Niederschläge einerseits aber zu einem kurzzeitigen Absaufen der Teufe 4 geführt hatten, andererseits die Wässer sehr schnell über die offenbar noch intakte Wassersaige abgelaufen sind, wurde im näheren Umfeld nach Wasseraustritten oder Vernässungsbereichen gesucht. Solche sind jedoch nicht vorhanden. Der Abflußweg des Wassers aus der Rösche ist somit noch nicht abschließend geklärt.

  

Zwar existiert etwa 175 m südlich dieser Schadstelle ein isoliert auf der Feldfläche liegender Schrot. Nach seiner Bauart ist er den in den 1960er Jahren erfolgten Meliorationsmaßnahmen zuzuordnen. Beim heutigen Bewirtschafter der Flächen sind leider keine Unterlagen zu den damals errichteten Anlagen mehr vorhanden. In diesen Schrot sind – wie nach seiner Beräumung durch die Agrargenossenschaft ersichtlich wurde – nur zwei Leitungen eingebunden, und zwar eine von Nordosten (wohl der Zulauf) und eine nach Süden (mit Sicherheit der Ablauf talwärts). Die erstere könnte aufgrund ihrer Richtung durchaus auch von einem früheren Stollnmundloch ausgegangen sein.

Die Vermutung, daß dieser isoliert auf der Feldfläche gelegene Schrot ursprünglich einmal zur Einleitung von Stollnwässern angelegt worden ist, bestätigte sich aber nicht. Der Schrot stellt vermutlich den Ablauf des früher hier befindlichen Teiches dar, dessen Umrisse anhand einer Bodenwelle im Geländerelief und anhand der alten Flurstücksgrenzen noch immer zu erahnen sind. Der Stolln muß oberhalb dieses Teiches angesetzt gewesen sein. In dieser Mulde wird sich daher auch heute das aus der Stollnrösche gelegentlich noch austretende Wasser diffus verteilen.

 


Wir folgen der Wassersaige nach Süden. Weil der Lehm kaum trägt, macht der Ausbau große Mühe...

  


...und wir wundern uns: Das bißchen Eisenerz im Streckenstoß kann doch eigentlich nicht der Anlaß für den Stollnvortrieb gewesen sein ?!

 


Dann kam noch einmal der Winter zurück. Der Boden weichte auf und es knirschte...

  


Wie stark aufgeweichter Lehm auch schon in geringer Tiefe schieben kann und welche Kraft das ausübt, zeigen diese verdrückten Stahlbleche...

   


Bedauerlich, aber konnte keiner was dafür. Gleich neben dem Wirtschaftsweg brach der Boden durch. Ein Grund mehr, die Tagesbrüche nun ordentlich zu verwahren...

   


Auch an dieser Stelle zeigte sich im Stoß des neuen Bruchs eine „bunte Mischung“ umgelagerten Materials - gut an der wechselnden Schichtneigung und den wechselnden Farben zu erkennen. Auch hier hat man also einen alten Tagebau aufgefüllt.

   


Ein paar Wochen später war dann hier wieder aufgeräumt. An dieser Stelle, wo die Rösche den Wirtschaftsweg unterquerte, wird jedenfalls nun kein Mähdrescher mehr in die Stollnrösche einbrechen...

  

 
 
 

Teufe 3

 

Nummer drei in der Reihe von Nord nach Süd kam als letzter von diesen vieren an die Reihe... Die nördlichere der beiden Schadstellen südlich des Wäldchens bestand bereits seit 1978. 2019 war noch eine Einsenkung von zirka 2 m Durchmesser und etwa 1 m Tiefe zu sehen.

Auch an diesem Tagesbruch steht auf den oberen 3 m bis 4 m Tiefe ein wechselnd braun gefärbter Schieferzersatz an. Insbesondere am Weststoß fallen wieder teils grobstückige, regellos steinige Bergemassen auf, die auch hier auf die Rückverfüllung eines früheren Tagebaus hinweisen. Überhaupt scheint uns das ganze Gelände von den Vorfahren auf ihrer Suche nach Eisenerz und gelber Farbe umgegraben worden zu sein.

Beim Absenken der Teufe 3 bis auf das in der südlichsten Teufe 4 zuvor aufgefundene Niveau der Rösche des Traugott Stollns wurde es dann richtig interessant...

  


Lage des Tagesbruchs im Frühjahr 2019.

   


Der Zustand des Bruchtrichters im Frühjahr 2019.

   


Es beginnt in gleicher Weise: Es wird aufgemacht...

  


Zunächst allerdings sah man nichts außer dem schon bekannten, geradezu „durchwühlten“ Material...

    


Im Aushub fanden sich hier besonders hübsche Stücke zersetzten Chloritschiefers, teils mit bräunlichem Limonit geradezu „imprägniert“, teils netzartig mit Trümern von dunklem, dichtem Brauneisenstein durchzogen.

   


Der Brocken einmal umgedreht. Das gelbe, feinkörnige, gelbbraune Material dürfte den Ausgangsstoff für die Farbpigment- Gewinnung gebildet haben.

  


Aber auch dunkel- violettroter, feinkörniger Hämatit findet sich hier recht häufig zusammen mit dichtem, schwarzen Brauneisenstein. Wo mag dieses Material hergekommen sein ?

  

 
 
 

Der Traugott Stolln

 

Wir erinnern noch einmal an die Sätze G. Netto's über die Segen des Herrn Fundgrube bei Friesen, man wolle dort die ...bekannten ...Grünsteinlager, in deren Umgebung zahlreiche Eisensteinbrocken auf den Feldern liegen, unterfahren, weil man daselbst einen Eisensteingang zu treffen hofft.“ Auch der Traugott Stolln wird wohl einst aus genau denselben Gründen aufgenommen worden sein, ohne daß wir zum genauen Betriebsbeginn bisher etwas herausfinden konnten...

Die nachfolgende Bildauswahl entstammt mehreren Befahrungen und ist mit unterschiedlicher Fototechnik und Beleuchtung aufgenommen. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei den Beteiligten, daß wir mehrere Befahrungen durchführen konnten.

  


Ein wenig später: Na schau mal an. Die vorgefundene Strecke streicht doch aber in die falsche Richtung...?

   


Ach nee: Dieser Tagesbruch ist direkt neben einem Streckenkreuz gefallen. Wohl auch hier am Rande eines früheren Tagebaues. Wir stehen jetzt in dem von Süden nach Norden verlaufenden Traugott Stolln an seinem Kreuz mit dem Traugott Nebentrum und blicken nach Westen zur Teufe. Was sofort auffällt: Alles säuberlich mit Schlägel und Eisen ausgehauen... Sollte der Traugott Stolln etwa doch älter sein, als die Heinrich Fundgrube ?

  


Drehen wir uns zuerst nach Osten um: Auch das Nebentrum ist in dieser Richtung säuberlich in die bunten Tonschiefer geschlägelt...

 


Eine ziemlich geräumige Lampennische im rechten Stoß.

   


Auf der Sohle des Nebentrums fanden sich noch ein paar Reste von Grundkappen und von Laufwerksbohlen.

   


Profilerweiterung im Nordstoß (links) und in das Streckenprofil hineinlaufender Massekegel. Gab es hier etwa noch einen weiteren Schacht, den man schon früher einmal aufgefüllt hatte ?

  


Vielleicht war hier auch ein Lichtloch oder Wetterschacht ?  Der Riß vom Markscheider Pilz weist eigentlich nichts derartiges aus - aber das muß ja nichts heißen. Hier geht´s jedenfalls erstmal nicht weiter...

Das untersuchen wir  später aber auch noch.

   


Also wenden wir uns zunächst vom Kreuz nach Süden - in Richtung des einstigen Mundlochs und der Teufe 4.

  


Um Ausbruchsvolumen zu sparen, hat man auch hier die Steher der Türstöcke in die Stöße hinein gerückt. So etwas haben wir doch auch in der zweiten Teufe schon gesehen...

  


Nach Süden hin ist der Stolln ebenfalls verbrochen. Das war zu erwarten - so wurde ja die Stollnrösche ja auch in der südlichsten Teufe in der Gegenrichtung vorgefunden. Also wieder kehrt marsch.

   


Das Streckenkreuz von Süden gesehen. Von links kommt Tageslicht.

  


Hätten wir fast übersehen: Wieder im linken Stoß feldwärts auch hier eine Lampennische. Sie liegt relativ weit unten und war deshalb über einem Haufen Bruchmassen kaum zu entdecken. Sie ist außerdem nur rechteckig ausgehauen. Von dieser Sorte haben wir zwischen dem Verbruch im Süden und dem Streckenkreuz zwei Stück gefunden.

   


Wir stehen jetzt wieder direkt am Streckenkreuz und blicken feldwärts.

  


An der Nordwestecke des Streckenkreuzes findet man dieselben, säuberlich ausgearbeiteten Ausbuchtungen im Stoß für die Steher der Türstöcke...

  


...und gleich daneben wieder eine fein säuberlich ausgeschlägelte Lampennische.

   


Das nach den Maßgaben des 18. und 19. Jahrhunderts perfekt ausgeschlägelte Streckenprofil: Einen Lachter hoch (plus Auswölbung in der Firste rund 2,5 m) und einen halben Lachter (zwischen 0,9 m und 1,1 m) breit. Hier kann man sehr bequem fahren...

   


   Haben wir lange übersehen: Auf einer kaum 30 cm hohen, begradigten Fläche im Gestein, rund 8 m nördlich vom Streckenkreuz, fand sich diese Einritzung...

    


Schlagschatten von der anderen Seite: Den Schriftzug oben könnte man vielleicht als „Taumann“ lesen, Die Jahreszahl lautet eindeutig 1854, die sehr kleinen Initialen darunter vielleicht „J A“, dann etwas größer „R M“ und ganz unten noch ein „M“. Die sechs Striche rechts daneben sehen ein bißchen wie ein Zählbrett aus - vielleicht die geförderten Karren? Wir werden es wohl nicht mehr erfahren... Aber die Datierung ist eindeutig: Erst im Jahr 1855 erfolgte die Mutung der Heinrich Fdgr. durch die Königin Marienhütte. Der Traugott Solln war also schon vorher da !

   


Ein Stück weiter: Links im Schatten die nächste Lampennische. Zumindest auf die Ausbuchtungen für die Steher, vielleicht auch ganz auf Ausbau, hat man hier verzichtet. Das Gebirge stand wohl hier - bei zunehmender Überdeckung - besser.

  


Trotz der sauberen Arbeit der Vorfahren: Einige Konturausbrüche sind inzwischen schon eingetreten...

  


Ähnliches Motiv mit mehr Licht... Aus den nach Nordwesten einfallenden Tonschiefern haben sich an dieser Stelle schon einige ordentliche Brocken gelöst. Das hätte der nächste Tagesbruch werden können.

  


Wie man sieht, hatten die Alten in diesem Abschnitt einmal eine rechteckige Stollnfirste ausgehauen...

   


...sind aber gleich dahinter wieder zu der schönen Wölbung übergegangen. Wahrscheinlich hatte man aufgrund der doch nur geringen Überdeckung schon damals Angst vor Verbrüchen und suchte deshalb so schonend wie möglich zu arbeiten... Das Streckenprofil liegt hier bei etwa 1,8 m bis 2,0 m Höhe und 0,8 m Breite.

   


In den Bruchmassen auf der Stollnsohle findet man runde Löcher, in denen wohl einst Ausbaustempel steckten...

  


...die inzwischen aber gänzlich verfault sind und nur diese hohlen „Abdrücke“ hinterlassen haben.

   


Auch in dem Abschnitt hinter dem ersten größeren Verbruch fallen wieder die in die Stöße eingesetzten Steher auf. Ein paar Holzreste sind sogar noch drin, aber leider viel zu dünn und schon zu faulig für eine dendrochronologische Datierung.

    


Weiter nördlich im Streckenverlauf hat man dann auf das Ausschlägeln dieser Ausbuchtungen verzichtet. Entweder hat man hier die Türstöcke ganz „normal“ in das Profil hinein gestellt und das lichte Profil wurde dadurch halt etwas enger. Oder aber man hat nur noch Laufwerk gelegt, weil das Gebirge wieder besser stand.

   


Mit mehr Licht: Die „bunten Tonschiefer“ an der Grenze von Ober- Devon und Unter- Karbon machen ihrem Namen alle Ehre... Weiter vorn sieht man, daß dort die Firste um reichlich einen halben Meter einzieht.

  


Aber auch hier wieder ein Ausbruch im Stoß und Bruchmassen in der Sohle.

  


Unter den Bruchmassen findet sich wieder der Rest einer Grundkappe, auf die einst das Laufwerk aufgelegt war. Von dem Laufwerk allerdings fehlt jede Spur. Die Bohlen konnte man sicherlich anderswo noch gut gebrauchen, als man den Stollen aufgegeben hat...

   


In den Stößen steht hier ein dunkelblaugrauer Tonschiefer an, in dem die Prunen erscheinen, als wären sie erst gestern eingeschlagen worden. Geradezu faszinierend ist der Kontrast zu den leuchtend gelben Bändern der Metatuffite mit feinkörnig dichtem Brauneisen.

   


Allerdings waren nur die dunkelbraunen, derben Lagen des Brauneisensteins für die Vorfahren von wirtschaftlichem Interesse. Uns fällt wieder eine Bemerkung von G. Netto über die Segen des Herrn Fundgrube bei Friesen ein über den dort ersunkenen „Gang, welcher aus 16 bis 20 Zoll mächtigem Hornstein und Quarz mit braunen Letten und derben Parthien von Brauneisenstein besteht.“ Das sieht hier alles ganz genauso aus...

  


Hier eine in die Tonschiefer eingefaltete Lage von weißem Quarz und durch Hämatit rot gefärbtem Hornstein. Die könnte vielleicht auch syngenetischer Entstehung sein...

  


An anderen Punkten erkennt man gut, daß das ganze Paket während der Heraushebung der Gesteinsschichten doch ziemlich stark „durchgeknetet“ wurde...

  


Dieser Abschnitt noch einmal mit anderer Beleuchtung.

  


Die alten Geologen hatten mit der Bezeichnung „bunte Tonschiefer“ schon einen sehr treffenden Namen für dieses Gesteinspaket gefunden...

  


Hinter diesem Verbruch: Der Blick auf das Stollnprofil zeigt, daß diese Gesteinslagen hier flach nach Norden einfallen.

   


Dann folgt die im Kapitel zur Geologie bereits erwähnte Störung, welche die bunten Tonschiefer von einer mächtigen Lage von Metatuffiten abgrenzt. Warum man hier keinen Abbau dieser durch ihre dunkelbraune Farbe doch sehr auffälligen Eisensteinlage vorgenommen hat, ist unbekannt.

  


Noch ein Detail der gebänderten Wechselfolge von dunkelgrauem Tonschiefer, weißgrauem, zersetztem Basalttuff und gelbbraunen Lagen feinkörnigen Brauneisensteins.

   


Die farbenprächtige Bänderung macht hier auch Kleinfalten gut sichtbar.

  


Nun weiter im Stollnverlauf... Die Tonschieferlagen verschwinden im Liegenden und es steht nur noch der feinkörnige, stark ausgebleichte Matatuffit an.

  


Der Fußpunkt eines ersten Überhauens.

  


Auch das Überhauen ist äußerst sauber ausgeschlägelt.

   


Es hat ein fast quadratisches Profil von 1,20 m Seitenlänge und ist nur 1,70 m hoch. In den hellen Tuffiten sind unregelmäßige Nester von Brauneisen vorhanden, so daß die Stöße „gefleckt“ wie eine bunte Kuh aussehen.

   


Das Überhauen noch einmal von der anderen Seite und mit mehr Licht.

   


Das hier anstehende Brauneisen im Stollnstoß.

   


Eine kleine, keilförmige Verwerfung wird durch die Verschiebung der Schichten gegeneinander sichtbar. Manche Gesteinsblöcke zwischen den Klüften sind hellgrau ausgebleicht, andere durch feinkörniges Brauneisen geradezu „imprägniert“. An den Grenzen und in Klüften findet man den dichten Brauneisenstein und gelegentlich rötlich- violetten, meist erdigen Hämatit.

   


Auch dieses Motiv noch einmal mit anderer Beleuchtung...

  


Der Blick nach oben: Auch dieses Lager streicht quer zum Stollnverlauf und zieht sich recht flach nach Norden einfallend durch die Firste und Stöße des Stollens.

  


Noch der gegenüberliegende Stoß. Auch dieses Lager hat man durchfahren, ohne einen Abbau auszurichten.

   


Weiter im Stollnverlauf nach Norden...

  


Die bunten Tonschiefer sind inzwischen gänzlich ins Liegende „abgetaucht“ und der Stolln durchfährt nun im vollen Profil die hellen, stark ausgebleichten Metatuffite.

 


Die verkeilten Grundkappen zu rauben, hat man sich seinerzeit wohl nicht bemüht. Die Pfosten hingegen sind weg und die Sohle wirkt wie „ausgekehrt“, als wäre nie Laufwerk da gewesen.

   


Nur sehr wenige Reste des Laufwerks sind noch zu finden. Da nirgendwo Grundwasser in den Stollen tropft; eine Wassersaige also eigentlich nicht nötig war, hat man das Laufwerk wohl nur zu dem Zweck eingebaut, daß sich die Räder der Laufkarren nicht in den vergleichsweise weichen Grund einarbeiten. Da dieser Rest einer Pfoste durchaus nicht ganz verfault ist, liegt auch nahe, daß man alles andere wieder ausgebaut haben wird. Das Holz war wohl ziemlich trocken und damit für allerlei andere Zwecke auch noch gut zu gebrauchen.

  


Diese Steinsetzung sieht aus wie ein kleiner „Staudammm“. Ihr Zweck ist uns unklar, denn Wasser gab es ja überhaupt nicht im Stollen. Vielleicht hat man hier halbwegs brauchbares Eisenerz ausgeklaubt und vor dem Aufladen „zwischengelagert“... Dafür spricht auch, daß das Material auf dem Laufwerk liegt (eine Grundkappe ist vorn an der Unterkante gut zu erkennen).

  


In dem feinkörnigen Gestein wirken auch die Prunen, als wären die Vorfahren noch gestern hier zugange gewesen...

   


Gegenüber wieder eine säuberlich ausgearbeitete Lampennische...

  


Wir spielen mal mit dem Licht...

  


Wieder dunkelbraune Flecken derben Eisensteins.

   


Die hat man an dieser Stelle wieder durch einen kleinen Aufbruch in der Firste untersucht. Was man hier in den Stößen und der Firste sieht, beschrieb G. Netto 1857 für die Segen des Herrn Fdgr. bei Friesen sehr treffend als „wolkenförmig geschichteter Brauneisenstein“.

  


Wir machen besser mehr Licht.

  


Auch dieses kleine Überhauen ist
in der gleichen Dimension, wie das erste wieder sehr schön quadratisch mit etwa 1,2 m Seitenlänge ausgeschlägelt; diesmal aber kaum einen Meter hoch. Sicher befürchtete man, in den hangenden Lehm durchzuschlagen...

  


Die Südseite dieses zweiten Überhauens: Die hier etwas mächtigeren dunkelbraunen Limonit- Bänder gaben wohl den Anlaß für den Firstaufbruch. Sonst sind Abbau- Hohlräume nirgendwo zu finden.

  


Die perfekte Schlägelarbeit und das Farbenspiel der Stöße sind auch für „Profis“ faszinierend...

  


So sieht man´s noch besser...

  


Von den Grundkappen sind auch hier noch so einige da... Man sieht gut, daß hier links und rechts keine Rundhölzer (als Steher eines Türstockausbaus) standen, sondern nur halbrunde Keile vorhanden sind. Ausbau war eigentlich hier auch nicht mehr nötig, denn das Gestein steht – bis auf eine Reihe von Konturausbrüchen – noch immer einigermaßen gut.

  


Die nächste Lampennische. Vom Kreuz nach Norden haben wir insgesamt sechs gefunden, vier davon im linken, zwei im rechten Stoß und alle etwa brusthoch eingeschlagen, in 1,25 m bis 1,5 m Höhe über Sohle.

   


Ein bißchen Zeit für kleine Spielereien mit dem Licht muß schon sein. Die Lampennischen sind sehr einheitlich ausgearbeitet und weisen fast alle diese oben leicht eingewölbte Form auf. Sie sind rund 25 cm breit und 30 cm tief und im Scheitel der Wölbung etwa 35 cm hoch. Eine Blende konnte man hier bequem abstellen.

   


Kurz vor dem Stollnort zieht das Profil auf eine eher elliptische Form noch einmal ein und wird dabei auch schmaler. Wie so oft, haben die Alten auch hier zuerst die Örter ausgelängt und erst dann in der Breite und der Höhe nachgerissen, wenn der weitere Vortrieb lohnenswert erschien...

   


Gleich sind wir vor Ort... Das Profil ist hier elliptisch eiförmig mit 2,3 m Höhe und 0,8 m Breite in der Mitte.

  


Das Stollnort. Direkt davor zieht das Profil nochmals weiter ein.

  


Da der lehmige Zersatz über dem Gebirge den Stolln abdichtet wie eine Kühlschranktür, ist es hier völlig trocken. Es gibt weder Sickerstellen, noch Sinter oder Wasserstandsmarken. Dadurch wirken auch die Prunen so, als wären die Alten erst gestern heimgegangen... Vermutlich aber haben die Vorfahren an diesem Punkt doch schon um 1861 den Vortrieb aufgegeben. Uns fällt hier noch der Satz von Steiger Semig zu seiner Segen des Herrn Fundgrube bei Friesen ein: „Unseren Eisensteingang hat es verdrückt und wir wissen nicht, ob wir ihn schnell wiederfinden.“

   


Rechts unten in der Ortsbrust sieht man im Schlagschatten den Einbruch für den Vortrieb der nächsten Dezimeter. Die am Stollnort recht unregelmäßig verteilten, langen Prunen in unregelmäßigem Abstand deuten darauf hin, daß man das relativ weiche Gestein mit der Keilhaue gelöst hat und erst im Nachgang die Streckenstöße mit Schlägel und Eisen geglättet hat.

  


Noch eine letzte Lampennische. Auch diese ist fein säuberlich ausgeschlagen und groß und tief genug, um eine Blende bequem hineinstellen zu können.

   


Unser Blick galt hier zunächst den feinen, netzartig angeordneten Klüften und den wie Dendriten anmutenden Brauneisen- Imprägnationen, die von ihnen ausgehen. Aber dann haben wir rechts oben auch noch das Loch entdeckt, in dem der auf seinem Riß vermerkte „Dübel A“ gesteckt haben könnte, auf den Markscheider Pilz sein Maß von 273 Lachtern bis zum oberen Tageschacht von Heinrich Fundgrube bezogen hatte. Tatsächlich paßte der noch befahrbare Abschnitt des Traugott Stollns ziemlich perfekt auf den alten Riß...

  


Dann geht´s die ganze Strecke durch´s Dunkel wieder zurück...

  


Auf dem Rückweg achten wir noch auf geologische Details, wie diese Limonit- Trümer. Auch die streichen fast alle quer zur Stollnrichtung und damit nicht in flache (NNW-SSO), sondern in Ost- West- Richtung.

  


Detailaufnahme: Diese netzartigen Quarz- Limonit- Trümer führen alle etwas Milchquarz, der wohl zusammen mit dem Brauneisen ausgefällt worden ist.

  


Auch hier eine Verwerfung: Das steil einfallende Trum hat diesmal die flach fallenden Trümer durchschnitten und um rund 20 cm versetzt.

   


Solche eher taschenförmigen Limonit- Anreicherungen sind erst durch die nachfolgende Verwitterung, Auslaugung und Umlagerung der Eisenminerale entstanden.

  


Aber auch im Metatuffit selbst sind sehr dünne, dadurch gelblich erscheinende Limonit- reiche Lagen eingebettet. An kesselförmigen Abplatzungen erscheinen dann solche ringförmigen Muster.

   


Noch über den ersten, doch ziemlich großen Verbruch...

   


...dann sind wir wieder am Streckenkreuz.

    

 
 
 

Teufe 3A

 

So gut der alte Riß des Traugott Stollns auch in nördlicher und südlicher Richtung mit der vorgefundenen Situation übereinstimmte ‒ in östlicher Richtung wurde alles etwas anders vorgefunden, als es Markscheider Pilz 1862 aufgezeichnet hatte... Auch hier lagen die Strecken aber so tagesnah, daß die südöstliche sogleich in sich zusammenbrach. Es war wirklich an der Zeit, die Hinterlassenschaften unserer Vorfahren zu untersuchen und gründlich aufzuräumen.

   


Einige Zeit später: Der Verbruch östlich vom Streckenkreuz wird untersucht und da bricht doch schon wieder etwas durch, was auf keiner Karte verzeichnet war... Diese schon halb verbrochene Untersuchungsstrecke liegt noch etwa 2 m höher als der Traugott Stolln und kaum 2 m unter der Ackerfläche !

 


Links unter dem Verbau die erwartete Richtung, in der das Traugott Nebentrum hätte weiter verlaufen sollen... Und können Sie´s sehen ?  Rechts am Pfeiler liegt hier eine dunkelgrüne Flasche in den Bruchmassen. Das schau´n wir uns doch von Nahem an.

  


Wieder hinunter: Nur scheint hinter dem nun schon halb ausgeräumten Verbruch jetzt das Tageslicht durch...

Der Fundzustand vor der  Aufwältigung.

  


Nanu ?  Auch in diesem Tiefenniveau gehen doch noch weitere Strecken nach Osten ab... Links die zu diesem Zeitpunkt noch fast ganz verschüttete, geradlinige Fortsetzung des östlichen Traugott Nebentrums.

  


Es liegen zwar noch Bruchmassen vor dem Streckenauge, aber man kann unter der Firste schon hineinschauen und erkennt die schön ausgeschlägelte Gewölbeform, die wir auch vom Stolln kennen. Wie weit es dort noch geht, muß noch überprüft werden.

  


Ein erster Blick in den anderen Einhieb halbrechts. Eine kleine, unregelmäßige Weitung ist dahinter. Wohlmöglich die Steigerstube ?  Man weiß es nicht mehr...

  

Fundstücke von archäologischem Interesse gab es übrigens hier nicht. Unsere Vorfahren waren halt wieder sehr gründlich und haben ‒ ganz im Gegensatz zur heutigen Zeit ‒ nichts in der Grube liegengelassen, was man noch irgendwo anders gebrauchen konnte.

Bei der Gewältigung des Verbruchs auf dem östlichen Nebentrum des Traugott Stollns haben wir lediglich die auf den nachfolgenden Fotos noch einmal im Detail gezeigten Flaschen aus den Massen gezogen. Wir sind uns aber nicht ganz sicher, ob sie tatsächlich noch aus der Betriebszeit des Stollns stammen oder ob sie nicht doch erst in der nachfolgenden Zeit bei dessen Auffüllung in einen Tagesbruch geworfen worden sind. Etiketten sind jedenfalls keine mehr dran; also können wahrscheinlich nur alteingesessene Cunsdorf'er Einwohner noch sagen, ob und wann die Cunsdorf'er Brauerei vielleicht solche Flaschen verwendet hat...

   


Der Vollständigkeit halber hier auch die Fundsituation einer zweiten, braunen Glasflasche: Unweit der ersten liegt sie hier einfach auf den Massen unter der Firste. Deshalb scheint es uns eigentlich unwahrscheinlich, daß sie erst durch einen Tagesbruch hier hingelangt sein könnte - eher schon beim Verfüllen des Schachtes, der sich hier befunden haben muß. Rechts der Durchbruch der noch flacher liegenden Strecke hinter dem Ausbaurahmen, den wir auf den vorherigen Fotos von übertage aus gesehen haben.

  


Ein erstes Foto nach der Bergung. Der Lehm klebt noch gut...

   


...und dann gereinigt. Die beiden Flaschen sind unterschiedlich lang, eine aus braunem, die andere aus grünem Glas, sonst aber in ihrer Form ganz ähnlich: Die Flaschenhälse sind eingeschnürt und die Böden leicht eingedrückt, wie man es heute von Sektflaschen kennt. Bis auf ein paar Kratzer durch die Gesteinsbrocken, zwischen denen sie lagen, sind sie noch ganz.

   


Noch einmal von der anderen Seite beleuchtet: So sieht man die eingeschnürten Hälse der Flaschen besser. Die größere Flasche faßt bei einem Durchmesser von 8,5 cm und 33 cm Höhe ziemlich genau einen Liter; in die kleinere passen bei 7,5 cm Durchmesser und 30 cm Höhe knapp 0,7 l.

   


Jetzt wird auch dieser Verbruch aufgeräumt...

   


Einige Zeit später: Na hoppla - es sind ja sogar drei Streckenabgänge ?!

   


Zuerst geradeaus: Das östliche Traugott Nebentrum. Durch den linken Stoß und die Firste zieht sich hier eine nur dünne, flach streichende und mit etwa 30° nach Westen fallende Kluft mit Brauneisenstein... Das Profil der Strecke mit gewölbter Firste entspricht mit etwa 0,9 m Breite und 2,0 m Höhe im Scheitel ganz exakt dem des Traugott Stollns.

   


Im rechten Stoß auch hier eine Lampennische identischer Form wie im Hauptstolln.

  


Dann die Endschaft. Auf der hier durchziehenden, ausnahmsweise flach nach Nordosten fallenden Kluft ist etwas erdiger, dunkelroter Hämatit (Rötel) zu sehen - aber eigentlich nichts, was irgendwie abbauwürdig wäre...

  


Der mittlere Einschlag erweist sich als eine kleine Weitung von etwa 2,5 m Tiefe und 1,75 m Breite und ist in den Rißunterlagen von Markscheider Pilz nicht verzeichnet.

  


Den rechten Stoß durchzieht eine Schar von Klüften und kleinen Trümern mit dunkelbraunem Brauneisenstein und schwarzem Braunstein (Manganoxid).

   


Im linken Stoß haben sich im weicheren Tonschiefer wieder Arbeitsspuren erhalten, wie wir sie auch im Traugott Stolln schon gesehen haben: Relativ breitständig und sicherlich auf Arbeit mit Keilhaue oder Kratze zurückzuführen.

  


So weit, so gut. Aber auch die dritte Strecke ist auf keinem Riß verzeichnet...

   


Auch hier im rechten Stoß eine Lampennische gleicher Dimension, wie im Traugott Stolln.

   


Wenige Meter südöstlich der Weitung in der Mitte winkelt die Strecke in nordöstliche Richtung ab, als ob man die Weitung in der Mitte hat umfahren wollen.

  


Den linken Stoß durchziehen wieder die flach nach Westen fallenden Klüfte und Trümer, die wir eben auch auf der anderen Seite des Pfeilers zwischen dieser Strecke und der Weitung gesehen haben.

   


Eine Probe des Materials: Es erscheint wie „imprägniert“. Dichtes Eisenerz hat sich nur auf Klüften abgelagert oder hat sich nach der Auslaugung aus dem Gestein dort wieder angesammelt.

   


Die Trümer haben zum Teil nur wenige Millimeter, manchmal aber auch bis zu 5 Zentimeter Mächtigkeit. In den dickeren Gängchen ist der Brauneisenstein wieder lagig ausgebildet, wie wir es im Kapitel zur  Geologie anhand einiger Handstücke schon gezeigt haben. Radialstrahlige Aggregate („Glaskopf“) findet man aber auch hier überhaupt nicht.

   


Hinter dem Knick: Die Endschaft ist schon zu sehen...

   


Der Anblick dieses Streckenortes gleicht dem des Hauptstollnorts im Norden, wie ein Ei dem anderen: Die Vorfahren haben auch hier zuerst ein schmales, elliptisches Profil ausgehauen und beim weiteren Vortrieb das Streckenprofil nach links verbreitert. Wenn man genau hinschaut, sieht man auch noch, daß sie etwa einen Dreiviertelmeter über der Sohle den nächsten Einbruch bereits angefangen haben. Aber dann war trotzdem auch hier Schluß...

  


Okay, auch das wäre damit aufgeklärt. Die Bergleute der Schachtbau Nordhausen GmbH bugsieren ihren Minibagger durch die Strecke hindurch zum Streckenkreuz und wieder hinüber zur anderen Teufe, wo nun noch das westliche Traugott Nebentrum untersucht werden mußte.

   


Der aufgewältigte Abschnitt des westlichen Nebentrums im Dezember 2020.

 


Der Anblick gleicht hier dem Zustand der Strecken in den Teufen 2 und 4: Die Firste ist ganz niedergegangen und das Streckenprofil mit Bruchmassen ausgefüllt. Okay - damit ist nun auch hier Schluß...

    


Inzwischen war auch das Bohrgerät angerückt. Weil es unmöglich ist, den Füllbaustoff über die ganze Stollenlänge zu pumpen, wird der Stolln von übertage angebohrt, um ihn verfüllen zu können. Auffällig ist das Bohrklein: Es ist leuchtend gelb. Solches Material hätte man früher als Farbpigment verwendet...

  


Dann werden Trenndämme eingebaut und der Stollen anschließend Stück für Stück über die Bohrungen mit Dämmer ausgefüllt.

   


Auch hier eine Übersichtskarte zum Schluß des Kapitels. Auch dieser der alte Riß aus dem Jahr 1862 läßt sich nicht mehr wirklich genau in die heutige Topographie einpassen. Aber ungefähr so, wie hier dargestellt, verlief der Traugott Stolln südlich der Brunner Straße. Die dunkelgrauen Flächen auf unserer Grafik markieren wieder die im Altriß dargestellten, zu dieser Zeit betriebenen Tagebaue entlang des Traugott Flachen.

  


Noch eine zweite Übersicht: Wir schauen dazu mal von Reichenbach aus nach Norden auf den alten Riß des Traugott Stollns und markieren uns die Stellen weiß, an denen wir den Stolln 2020 noch mehr oder weniger offenstehend angetroffen haben. Die roten Ellipsen markieren die drei Tagesbrüche entlang des Stollnstreichens. Die Auffahrungen am östlichen Nebentrum waren auf dem Riß von 1862 noch nicht dargestellt, müssen also danach entstanden sein.

   

Der in der Teufe 3A vorgefundene, verbrochene oder verfüllte Schacht am östlichen Nebentrum, die nicht im Riß dargestellten Strecken und die dort bestehende kleine Abbauweitung müssen auf eine Zeit nach 1862 zurückgehen, sonst hätte sie Markscheider Pilz zweifellos in seinem Grubenriß aufgezeichnet. Andererseits dürften sie auch nicht sehr erheblich später geteuft und vorgetrieben worden sein, denn sie gleichen in ihrer Art und Dimension in vielen Details so sehr dem Traugott Stolln selbst, daß man vermuten könnte, dort haben sogar dieselben Häuer wieder gearbeitet...

  

Wir haben uns auch hier wieder einmal gewundert, wie es die Alten eigentlich gemacht haben, einen über 100 Lachter langen Stollen mit den ihnen zur Verfügung stehenden technischen Mitteln ohne Hilfs- und Wetterschächte vorzutreiben. Frische Luft vor Ort war eigentlich überlebenswichtig, doch auch dieser Stollen besaß keine Lichtlöcher. Auch Wetterbohrungen ‒ was im Braunkohlentiefbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im Lockergestein schon durchaus üblich gewesen ist ‒ waren hier nicht zu finden.

Vielleicht war die Bewetterung aber auch ein Grund für den Laufwerkseinbau auf der Sohle des Stollens: Unterhalb des Laufwerkbelags sammelte sich kühlere und damit schwerere Luft und zog ‒ je nach Jahreszeit ‒ in den Stolln hinein oder zum Mundloch hinaus. Dabei sog sie wärmere Luft oberhalb des Belags nach. Diese Methode funktioniert noch besser, wenn unterhalb des Laufwerks Grubenwasser nach außen fließt ‒ auch dies unterstützt den Wettersog.

   

Auch wenn selbst gestandene Bergleute des ausführenden Unternehmens dies bedauerten:

Es war leider völlig unmöglich, den Traugott Stolln als Denkmal zu erhalten und wohlmöglich sogar für Besucher fahrbar zu machen. Seine Firste lag an der Teufe 3 gerade einmal 4,5 m unter der Oberfläche (am südlichsten Tagebruch waren es nur noch 2,5 m) und davon bestehen die oberen 3 m nur aus Lehm und durchmischten Füllmassen alter Tagebaue. Das Bruchgeschehen ‒ sowohl übertage, als auch im Stolln ‒ zeigte, daß er seine Lebensdauer erreicht hatte. Er mußte zwingend verfüllt werden, bevor beim nächsten Tagesbruch nicht nur der Mähdrescher einbricht, sondern wohlmöglich auch dessen Fahrer zu Schaden kommt.

Mit unserer Bilddokumentation aber soll ein Beitrag geleistet sein, damit die Erinnerung an die unermüdliche Arbeit der Vorfahren, die hier voll Gottvertrauen dem eher wenig bauwürdigem Eisenerz nachgefahren sind, erhalten bleibt.

  


Die Fahrmischer rollen wieder an. Auch hier kommt nun Beton hinein... Foto: Schachtbau Nordhausen GmbH.

   


...bis alles verfüllt war, wurden hier noch einmal über 550 m³ Baustoff benötigt.

  


Zum Schluß wird alles wieder aufgeräumt.

   


Wenn hier im Frühjahr wieder Getreide wächst, ist dieser Teil der Montangeschichte endgültig Geschichte geworden.

  

 
 
 

Teufe 5

 

Aber einen hatten wir ja noch: Dieser fünfte Tagesbruch gehörte einer anderen, parallel streichenden geologischen Struktur an. Historische Unterlagen über Bergbau in diesem Bereich gibt es überhaupt keine, nur die Schlägel und Eisen- Signaturen in der alten geologischen Karte.

  

Die beiden südlichen Schadstellen erwiesen sich als mit dem Traugott Stolln in Zusammenhang stehend. Aufgrund des im Altriß zu diesem Stolln vermerkten Querschlages („Traugott Nebentrum“) und den Abweichungen zwischen den vorgefundenen Strecken gegenüber dem alten Grundriß besonders in östlicher Richtung bestand zwischenzeitlich auch eine begründete Vermutung, daß mit diesem Querschlag zumindest versucht worden ist, die östlich parallel streichende geologische Struktur anzufahren. Nach dem Altriß, der aus dem ersten Jahrzehnt der Betriebszeit der Heinrich Fdgr. stammt, ist dieser Durchschlag zwar unterblieben. Ob dies aber tatsächlich so gewesen ist, konnte im Vorfeld niemand wissen.

Daher wurde nun auch die fünfte Schadstelle in die Untersuchungen einbezogen, obwohl der Auftrag ursprünglich nur die vier Tagesbrüche entlang der westlichen Struktur umfaßte.

  


Ein Ausschnitt aus den hochauflösenden Reliefbildern des Geoportals macht deutlich, daß sich durch den Wald im Osten eine zweite Struktur zieht. Aufgrund des Unterholzes ist davon allerdings vor Ort nicht wirklich etwas zu erkennen... Auf den Feldflächen waren diese kleinen „Dellen“ durch die stetige Bewirtschaftung längst gänzlich eingeebnet. In der Verlängerung dieses Bereiches nach Süden lag auf der Feldfläche der fünfte Tagesbruch.

   


Der Westteil des Wäldchens ist zwar relativ eben...

  


Aber auch im Winter, wenn das Unterholz ohne Laub ist, sieht man von den kleinen Relief- Dellen im Wald nicht wirklich etwas...

   


Der Tagesbruch ganz im Osten liegt wieder mitten auf dem Feld...

   


Der Zustand im Frühjahr 2019.

  


Es geht wieder los: Der große Bagger macht das Loch auf…

  


Diesmal sieht es etwas anders aus…

  


Hier stehen Schlamm und Standwasser drin. Und der alte Ausbau ist dadurch konserviert…

  


Die Gegenrichtung: Gut zu sehen der Deutsche Türstock- Ausbau, Stoß- und Firstverzug mit Pfosten und: Da ging es einst noch weiter.

  


Okay - das kennen wir jetzt schon: Die Teufe wird gesichert und der kleine Bagger muß wieder ran...

  


Nach dem Sichern des Zugangs und dem Abziehen der Massen sieht man die Türstöcke und den im Schlamm feststeckenden Stoßverzug aus breiten Schwarten besser. Das lichte Profil zwischen den Türstöcken in der alten Strecke ist mit weniger als 80 cm Breite allerdings sehr eng und nördlich des Tagesbruchs völlig zugeschwemmt.

  


Die Gegenrichtung: Wo er nicht schon abgestürzt ist, kommt der Firstverzug natürlich als erstes herunter, wenn man hier hineingreift...

   


...aber die breiten Schwarten links und rechts hinter dem Stehern kann man hier noch in dem Zustand sehen, in dem sie einst eingebaut worden sind.

  


Damit der Minibagger sich hier halbwegs drehen kann, wird das Profil etwas nachgenommen. Im frischen Anschnitt am Oststoß ohne Schlamm darauf sieht man hier eine mit etwa 45° in südliche Richtung einfallende Trümerzone mit etwas Brauneisenerz und viel Rötel (erdigem Hämatit). Das daneben anstehende Gestein ähnelt den verwitterten Tonschiefern aus dem Südteil des Traugott Stollns, ist aber noch stärker verwittert.

  


Weil wir hier in einem grundwasserführenden Horizont sind, wird unten diesmal eine Schotterschicht eingebaut, bevor unser neuer kleiner Schacht wieder verschlossen wird.

  


Und dann wird alles wieder hergerichtet. Die Agrargenossenschaft hat die Fläche gleich wieder bestellt.

  

Da dieser Stolln Wasser führte, haben sich die Alten wohl nicht getraut, den Ausbau zu rauben und den Stolln nach seiner Aufgabe zubruch zu werfen. Vielleicht blieb der Ausbau auch deshalb darin, um Nachfolgern die Arbeit leichter zu machen, wenn jemand erneut sein Glück versuchen wollte.

Eine dendrochronolgische Altersbestimmung, die am forstwissenschaftlichen Institut der TU Dresden in Tharandt für einige Teile des Holzausbaus vorgenommen wurde, ergab übrigens für einen der geborgenen Stämme ein sicheres Fälldatum im Jahr 1816. Das wäre 14 Jahre nach der Grünzweig Fundgrube (bis 1802) gewesen.

Das wäre aber auch noch rund 40 Jahre vor der Mutung der Heinrich Fundgrube gewesen. Die Besitzer der Königin Marien- Hütte hatten also auch hier Vorgänger und haben keineswegs mehr mit der Wünschelrute geraten, wo vielleicht Erz zu finden sein könnte ‒ die wußten aus den vorangegangenen Versuchsarbeiten anderer bereits genau, daß es dort welches gegeben hat.

   

 
 
 

Sanierung der Tagesbrüche zwischen Brunn und Reuth

  

Zeitgleich wurden im Jahr 2020 im Auftrag des Sächsischen Oberbergamtes auch weiter nordöstlich – wohl am einstigen Nordostzipfel des Grubenfeldes von Heinrich Fundgrube gelegen – zwei weitere Tagesbrüche aufgewältigt und verwahrt.

   


Direkt neben der Straße, die von Brunn nach Reuth führt, lag ein weiterer Tagesbruch...

   


…und noch ein zweiter weiter hinten auf dem Feld nahe bei der alten Bahnstrecke.

 


Die Kollegen von der BST Freiberg wältigten die Schadstelle mit dem charakteristischen Dreibock der Sanierungsbaustellen im Altbergbau auf.

  


Auch hier geht es nicht wirklich tief unter die Erde... In gerade einmal 8 m Teufe war die Sohle einer zubruch gegangenen Strecke erreicht.

   


Da wir hier nun mitten in der Aue des Aubachs zwischen Brunn und Reuth sind, mußten die Kollegen allerdings mit wassergesättigtem, sehr aufgeweichtem, lehmigem Gestein zurechtkommen und mit ganz viel bergmännischem Sachverstand und mit sehr viel Stahlausbau das Gebirge halten.

  


Die Ortsbrust zum Zeitpunkt unseres Besuchs: Natürlich graben sich die Kollegen nicht aus Spaß und Langeweile hier durch: Die Aufwältigung folgte einer alten Strecke.

   


Das sieht ganz ähnlich aus, wie in Teufe 5 zwischen Cunsdorf und Oberreichenbach: Holztürstock- Ausbau vom deutschen Typ mit First- und Stoßverzug haben die Alten auch schon früher hier einbauen müssen, um nicht nur das Hangende zu halten, sondern in dem weichen Boden auch denseitlichen Druck abzufangen. Das gerade einmal 1,65 m x 0,70 m weite, lichte Streckenprofil wurde über die Jahrzehnte mit Schlamm zugeschwemmt. An dem hinten senkrecht verbauten Pfostenverzug sieht man aber auch schon: Dort war noch etwas anderes...

  


Auf den ersten Blick erscheinen die Türstöcke gut gezimmert. Beim genaueren Hinschauen sieht man aber: Es sind nur Halbschalen verbaut... Das war „Spar- Verbau“ und durfte offenbar nichts kosten.

 


An dem Stapel ausgebauten Altholzes übertage sieht man auch: Selbst da, wo die Alten Rundhölzer verbaut haben, waren es mit nicht über 16 cm Durchmesser eher „dicke Äste“ und keine Stempel, die den Druck des Hangenden lange hätten aufnehmen können.

  


Noch ein Blick auf die Aushubmassen aus der Strecke: Wir sehen wieder den wohl schon primär stark hydrothermal zersetzten und dann umso stärker verwitterten Schiefer. Wie anhand der kräftigen Rotfärbung leicht zu sehen ist, sind viele der Brocken mit feinstkörnigem Hämatit geradezu imprägniert und zudem von Klüften durchzogen, auf denen sich - wohl infolge sekundärer Umlagerungsprozesse - wieder dichter schwarzer Eisenstein abgelagert hat. Den haben die Vorfahren vermutlich gesucht...

   


Etwas später und rund 21 m südlich des Tagesbruches: Die Kollegen der BST Freiberg haben den Streckenverlauf weiter freigelegt und hier, nur noch wenige Meter neben der Straße von Brunn nach Reuth, hat sich tatsächlich das Füllort eines Schachtes befunden. Irgendwo müssen die Vorfahren einst ja angefahren sein... Gegenüber setzte sich die Strecke noch etwa 12 m weiter fort. Foto: GUB AG.

 

Dies aber war nun nicht die eigentliche Überraschung. Der Bergschaden mußte schließlich eine Ursache haben und diese aufzuklären und die aufgefundenen Gefahrenquellen zu beseitigen, war ja das Ziel der Übung. Daß man hier tatsächlich verfallene Reste eines kleinen Bergwerkes finden könnte, legten schon das Schadensbild und die Nachbarschaft zu anderen bekannten Bergwerken aus der Vergangenheit nahe.

Schon auf den etwas mehr als 20 m Strecke vom Tagesbruch bis hierhin hatten die Kollegen einige Fundstücke geborgen (vgl. Bachmann, Jendrischewski, 2021). Als erstes tauchten im Abstand von wenigen Metern gleich zwei nahezu identische Keilhauen auf, fein säuberlich an den Verzug gelehnt. Das Blatt von jeweils etwa 26 cm Länge war zwar stark rostig, aber die zirka 67 cm langen Holzstiele waren, wohl durch eine permanente Überdeckung mit Schlamm und Wasser, geschützt und noch komplett erhalten.

Keine 10 m weiter südlich fand sich dann ein Großfäustel in den Massen auf der Streckensohle. Der Kopf wies etwa 16,5 cm Länge und natürlich ebenfalls Rostauflage auf und auch hier war der zirka 60 cm lange Holzstiel noch sehr gut erhalten.

Noch einmal anderthalb Meter weiter südlich klemmte dann auch noch eine Axt im Holzverzug. Bei dieser war der Stiel inzwischen abgebrochen oder abgefault. Die Schneide des eisernen Blatts war rund 11 cm hoch und wies natürlich ebenfalls schon ziemlich dicke Rostbeläge auf.

Alles dieses Gezähe besaß für unsere Vorväter ‒ insbesondere noch in größerer Anzahl ‒ einen nicht ganz unerheblichen Wert und das hätten sie nicht ohne Grund untertage liegen gelassen...

  


Diese Gezähe- Funde waren dann schon eine ungewöhnliche Überraschung: Normalerweise haben die Alten nie etwas in der Grube zurückgelassen, was man anderswo noch gebrauchen konnte. Hier nun fanden sich innerhalb der aufgewältigten Strecke im Abstand von einigen Metern gleich zwei Keilhauen. Und sie sehen sogar noch ganz gut aus: Selbst die Stiele sind noch dran - sie waren also nicht kaputt, sondern sind wohl vergessen oder in großer Eile liegengelassen worden... Foto: GUB AG.

  


Noch ein weiteres Fundstück aus der Streckenaufwältigung: Eine Axt, von den Bergleuten manchmal auch „Kaukamm“ genannt, steckte im Verzug. Foto: GUB AG.

  


Noch einmal von der anderen Seite. Der Stiel ist zwar weggebrochen oder abgefault, aber abgesehen von dem Rost, der sich aufgelegt hat, war das Eisen eigentlich noch gut. Foto: GUB AG.

  


Zurück ins Füllort untertage: Auch dieses barg noch weitere Überraschungen. Der dicke „Baumstamm“ hier in der Bildmitte zum Beispiel entpuppte sich als hölzernes Pumpenrohr. Die dünne „Stange“ rechts daneben erwies sich als das Pumpengestänge. Foto: GUB AG.

  


Noch einmal die Fundsituation in der Ecke des Füllortes. Foto: GUB AG.

   


Auch die Holme und ein paar Sprossen einer saiger an den Stoß gestellten Fahrt waren noch da.
Foto: GUB AG.

   


In südöstliche Richtung vom Schacht aus ging die Strecke weiter. Um es bergen zu können, wurde ein Teilstück des Pumpenrohres herausgesägt. Foto: GUB AG.

  


Den Tageschacht hat man vermutlich nach der Aufgabe der Grube zugefüllt. Die im Füllort liegenden Massen haben dann verhindert, daß auch diese südöstlich vom Schacht ausgehende Strecke vom Tagebruch auf der nordwestlichen Strecke aus zugeschwemmt wurde: Sie stand noch offen. Aber da hinten war dann Schluß - ein großes Bergwerk war auch das jedenfalls nicht - eher wieder ein Such- und Erkundungsschacht. Foto: GUB AG.

   


Die geborgenen Teile der Pumpe aus dem Schachtfüllort. Vorn sieht man ein Stück vom Steigrohr: Es wurde aus einem Stamm ausgebohrt. Dahinter die Pumpe und ein Teil vom Gestänge mit eisernen Beschlägen.
Foto: GUB AG.

   


Selbst der lederne Dichtring ist noch vorhanden! Foto: GUB AG.

   

Der Schacht war nicht besonders groß: Er besaß ein flach rechteckiges, ein wenig trapezförmiges Profil, dessen längere Achse bei etwa NW- SO- Orientierung zirka 3 m Länge aufwies, während die kurzen Schachtstöße im Südosten etwa 1,5 m und an der Nordwestseite nur noch 1,0 m Länge aufwiesen (vgl. Bachmann, Jendrischewski, 2021).

Der Schacht wurde bei der Streckenaufwältigung von untertage aus angefahren und nicht komplett freigelegt. Nach dem uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellten Fotomaterial zu urteilen, stand er in Vollschrot- Ausbau aus Vierkanthölzern, die im Niveau der Streckenfirste auf Stehern aufsaßen. In Anbetracht seines nur kleinen Profils und des kräftigen Ausbaus besaß er trotz des wassergesättigten und druckhaften Gebirges keine Wandruthen.

Die vom Schachtfüllort nach Nordosten und Südwesten angeschlagene Strecke war nicht ganz mittig in den beiden langen Stößen angesetzt. Südöstlich neben der Strecke am Oststoß des Schachtes fand sich die (mit Holmen) rund 30 cm breite Fahrt, an der Nordwestseite neben der Strecke dagegen war die Pumpe eingebaut (vgl. Bachmann, Jendrischewski, 2021).

Da die Fahrt saiger am Stoß stand ‒ was die Bergbehörde ungern sah, da es dann an Durchtrittraum für die Füße auf den Sprossen fehlte, was die Fahrung gefährlich machte ‒ kann man davon ausgehen, daß auch hier an Platz gespart wurde und der Schacht außer dem schon schmaler angelegten Pumpentrum nur noch ein zweites Trum besaß, das nach Bedarf wechselnd für Fahrung und Förderung genutzt worden ist.

Daß auch einige Keramik- Scherben an dieser Stelle auftauchten, erscheint weniger verwunderlich: Auch damals schon ließ man unbrauchbar Gewordenes eben gern in der Erde verschwinden ‒ sehr wahrscheinlich, als man den Schacht aufgegeben hatte und wieder verfüllte.

Der Streckenausbau ist eigentlich zu fachmännisch und gänzlich ohne Klammern gezimmert. Deshalb könnten die insgesamt fünf geborgenen, geschmiedeten Klammern zwar auch ‒ etwa für das Stellen der nächsten Baue ‒ absichtlich in den Schacht gebracht worden sein, genauso gut aber auch als „Schrott“ bei der Verfüllung des abgeworfenen Schachtes mit hineingewandert sein.

Das letzte Fundstück dagegen ist ein ziemlich sicherer Beleg dafür, daß man diese Grube einst überhastet und wohl auch nicht ganz freiwillig aufgegeben hatte...

  


Auch sogar der war fein säuberlich im Füllort abgestellt und kam bei der Aufwältigung wieder ans Licht. Allerdings nur einer - das Pendant ist wohl weggeschwommen, als man die Grube aufgab und ersaufen ließ. Foto: GUB AG.

   

Obwohl die Sohle aus Holz und genagelt ist, sieht uns dieser Schuh nicht wirklich nach „Arbeitskleidung“ aus. In Anbetracht der wohl auch früher schon stetigen Wasserführung ‒ die Pumpe war ja nicht ohne Grund hier eingebaut ‒ haben die Kumpel bei der Arbeit sicher Stiefel getragen. Da er rund 29 cm Länge besitzt, also etwa Schuhgröße 45-46, hat ihn auf jeden Fall ein Erwachsener und kein jugendlicher Gehilfe hier abgestellt (vgl. Bachmann, Jendrischewski, 2021). Warum nun aber einer aus der Belegschaft sein Schuhwerk erst untertage wechselte und nicht schon vor der Einfahrt übertage, ist unklar. Vielleicht fehlte ja übertage einfach eine Schacht- oder gar eine Mannschaftskaue, wo er dies tun und sein Schuhwerk während der Schicht hätte abstellen können ?

Klar ist aber, daß niemand ohne den „guten“ Lederschuh wieder ausgefahren wäre, wenn nicht ein plötzliches Ereignis ihn dazu gezwungen hätte...

  

Auch lange vor dem schweren Sommerhochwasser im August 2002, das uns wohl allen noch in Erinnerung ist, gab es schon eine ganze Reihe ähnliche Katastrophen: Unsere Eltern erinnern sich bestimmt noch mit Schrecken an das Hochwasser vom Juli 1954.

Der Ausgabe auf das Jahr 1898 der damaligen Jahrbücher für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen kann man gleich mehrere Berichte über die fatalen Auswirkungen einer anderen Hochflut am 29. Juli 1897 entnehmen. Bergmeister Wappler zu Oelsnitz/E. berichtet zum Beispiel über die Auswirkungen im Zwickauer Raum: „Nach einer langen Zeit regnerischer Witterung, in welcher sich der Erdboden schon stark mit Wasser gesättigt hatte, trat vom 29. bis 31. Juli 1897 ein Luftstrom auf, der von der Nordsee nach einem ungefähr über den Karpathen liegenden Gebiete niederen Luftdruckes sich hinzog und anhaltende, weitverbreitete, dabei aber an sich nicht allzu starke Regenfälle, richtige Landregen, brachte.“ Die Folge war, daß in der Zeit vom 29. bis 31. Juli „im unteren Theile der Zwickauer Mulde 82 mm, im mittleren 90 mm und im oberen Theile 118 mm Regenhöhe“ niedergegangen seien. An der Bierbrücke in Zwickau stieg der Pegel der Mulde am 30. Juli binnen sechs Stunden von 42 cm auf 1,75 m an. In der Nacht zum 31. Juli erreichte der Pegel mit zirka 3,5 m über Normal seinen Höchststand.

Herr Wappler berichtete weiter: „Am 30. Juli abends 8 Uhr erreichte die Mulde die Krone des östlichen Leitdammes... Die Grubenbelegschaft des Forst- und des Herrschelschachtes zu Oberhohndorf wurde, soweit bereits eingefahren, wieder aus der Grube gerufen und Eilboten meldeten den Muldenübertritt an sämtliche Bockwaer, Oberhohndorfer und Reinsdorfer Werke. Fast das ganze verfügbare Forster Nachtdrittel suchte durch Aufwerfen eines Dammes das Vordringen des Muldenwassers ... nach der Hängebank zu verhindern; das Wasser lief aber ½ 9 Uhr abends über diesen Damm und drang abends 11 Uhr ... in den Schacht ein...“ Es dauerte fast ein Jahr, bis die Steinkohlenschächte wieder ganz vom Wasser befreit waren. Glücklicherweise war bei dieser Überschwemmungskatastrophe in den Zwickauer Steinkohlengruben zumindest kein Menschenleben zu beklagen.

  

Ein weiteres schweres Hochwasser fand im Jahr 1858 statt ‒ wieder einmal im Juli ‒ und dieses Ereignis nun fiel in jedem Falle in die Betriebszeit der Eisensteingruben östlich von Cunsdorf und nördlich von Brunn. In der Ausgabe auf das Jahr 1860 der damaligen Jahrbücher für den Berg- und Hüttenmann heißt es darüber unter der Kapitelüberschrift

XXII. Außerordentliche Naturereignisse im Jahre 1858.

In den letzten Tagen des Monats Juli 1858 fanden so bedeutende Regengüsse statt, daß dieselben in mehreren Revieren, vornehmlich aber im Bergamtsrevier Schwarzenberg erhebliche Schäden verursachten... (Das Vogtland gehörte zu dieser Zeit als Voigtsberger Abtheilung dem Bergamt Schwarzenberg an.)

Daß durch solche Ereignisse der Betrieb und Haushalt der betroffenen Gruben sehr wesentliche Störungen erleiden mußte, bedarf kaum der weiteren Ausführung...

Außer durch die an den Werken selbst angerichteten Schäden hat für dieselben die Fluth durch ihre sonstigen Zerstörungen bedeutende Nachtheile herbeigeführt. Denn, da sie die meisten Zwickauer Steinkohlengruben unter Wasser gesetzt hatte, stieg dieses Material im Preise schon am Orte seiner Gewinnung und war nicht in genügender Menge und regelmäßiger Lieferung zu erlangen; da die Zwickau- Schwarzenberger Eisenbahn und alle Haupt- und Nebenstraßen durch theilweise Zerstörungen unterbrochen worden waren, erhöhten sich die Frachten... Durch diese Umstände, sowie durch die nöthigen Säuberungen der Baue wurde die Fabrication unterbrochen und das Ausbringen vermindert...“

Aufgrund der Lage der kleinen Untersuchungsschächte in der breiten Aue südwestlich von Reuth dürfte ein solches Hochwasser hier durchaus gleichartige Auswirkungen gehabt haben. Für eine kleine Gewerkschaft konnte es das Aus bedeutet haben.

Die Funde von Relevanz wurden an das archäologische  Landesamt übergeben (vgl. Bachmann, Jendrischewski, 2021). Vielleicht findet man bei deren Konservierung und fachlichen Bearbeitung dort ja noch mehr darüber heraus. Wenn wir etwas darüber erfahren, werden wir das gern hier ergänzen. Bis dahin bedanken wir uns noch einmal bei den bisher schon beteiligten Institutionen und Unternehmen für die Unterstützung.

  

 
 
 

Erhaltene Zeugnisse

  

Wir wollen es gleich vorwegnehmen: Eigentlich gibt es so gut wie keine materiellen Zeugnisse dieses Kapitels der sächsischen Montangeschichte mehr. Und wenn, dann liegen sie heute unzugänglich unter der Erdoberfläche und verursachen hoffentlich keine neuen Tagesbrüche mehr.

Nur einige wenige Sachzeugen weisen noch heute auch übertage sichtbar auf den einstigen Bergbau auf Cunsdorfer Flur hin ‒ die muß man freilich erkennen und entdecken, sonst fährt man glatt vorbei...

  


Der Blick von der Brunner Straße nach Norden auf die einsame kleine Halde des Neuen Schachtes - die letzte noch leicht sichtbare Halde. 

 


Weil wir ja ein bißchen neugierig sind, sind wir einmal über´s Feld gelaufen...

  


Aber von baulichen Resten einer - wahrscheinlich auch nur hölzernen - Schachtkaue ist natürlich heute längst nichts mehr auf der Haldenoberfläche zu finden.

  


Östlich von dieser Halde stehen auch noch - wenn auch umgebaut - einige Gebäude der Heinrich Fundgrube. Das ehemalige Huthaus befand sich auf dem Oberen Schacht und dient heute als Wohnhaus (Privatgelände !).

  


Wenn man vom Feldrain einmal über den Zaun schaut, sieht man, daß auch diese Gebäude auf einer flachen Bergehalde stehen.

  


An der Straße von Brunn nach Cunsdorf und weiter in Richtung Reichenbach liegt links der Straße die große Kleingartenanlage.

  


Ein Stückchen weiter ortseinwärts zweigt rechts die Anliegerstraße Am Heinrichstollen in das Wohngebiet ab.

   


Die alten Bäume spenden heute den Gartenbesitzern und ihren geparkten PKW Schatten. Unter dem Parkplatz links befand sich in den 1920er Jahren R. Krauspe's Ockergrube.

   


Ob das Gartenheim noch auf Fundamenten früherer Gebäude der Ockergrube steht, wissen wir nicht. Vom Tagebau ist jedenfalls nichts mehr zu sehen.

   


Noch etwas stadteinwärts kommt auch die Anliegerstraße wieder an.

  


Immerhin haben die Planer der Eigenheimsiedlung diesen Straßennamen für den Siedlungsweg gewählt. So bleibt zumindest die Erinnerung an diesen Bergbau erhalten...

   


Ein paar Meter weiter talwärts, irgendwo hier rechts der Straße, müßte eigentlich auch der Heinrich Stolln ursprünglich angesetzt haben. Die unteren rund 20 m hatte man aber bereits 1861 verrohrt und wieder verfüllt, nachdem der Durchschlag auf den Theodor Schacht erreicht war. Foto: Bergsicherung Sachsen GmbH, 2006.

 

Wir hoffen, daß wir die Neugier der Anlieger, was denn da so lange getrieben wurde, mit diesem Beitrag ein wenig stillen konnten. Vor allem würden wir uns aber wünschen, daß wir das Bewußtsein, daß wir auch im sächsischen Vogtland in einer von Bergbau geprägten Region leben, bei unseren Lesern wachhalten können. Vielleicht taucht eines Tages ja auch tatsächlich noch mehr Unbekanntes aus der Geschichte auf...

  

Sämtliche während der Sanierung 2020 südlich der Brunner Straße aufgefundenen bergmännischen Anlagen lagen in so geringer Tiefe (weniger als 10 m unter Gelände), daß die vorgefundenen, tagesnahen Strecken ‒ außer dem Traugott Stolln ‒ beinahe zwangsläufig schon komplett verbrochen und mit Bruchmassen oder mit eingeschwemmtem Lehm weitgehend ausgefüllt waren.

Da zumindest bei der Freilegung der tagesnahen Streckenabschnitte ‒ außer in der östlichen Schadstelle, wo aber auch andere hydrologische Verhältnisse bestehen ‒ so gut wie keine Ausbauholzreste gefunden wurden, liegt tatsächlich die Vermutung nahe, daß die Bergbaubetreiber den Ausbau geraubt und diese Strecken gezielt zubruch geworfen haben (zumindest in den ohnehin bruchgefährdeten, daher in ihrer Unterhaltung besonders aufwendigen, tagesnahen Abschnitten). Dadurch haben sie im Nachgang Wiederherstellungskosten gering gehalten und langwierigen Streit mit den Grundeigentümern um immer wieder neue Einbrüche und deren Verfüllung (wie etwa bei der Segen des Herrn Fundgrube) vermieden. Außerdem konnte man das Holz (das zumindest an den Tagesbrüchen im Südwesten entlang des Traugott Stollns ja nur wenig Feuchtigkeit aufgenommen hatte) natürlich auch anderswo noch gut gebrauchen...

Die 2020 sanierten Tagesbrüche gehen somit entweder auf kleine Untersuchungsschächtchen, oder aber auf Streckenabschnitte, bei denen das beabsichtigte Zubruchgehen bislang nur unvollständig erfolgt ist, zurück.

Aufgrund der weitgehend fehlenden rißlichen Dokumentation und der regellosen Verteilung der Eigenlehnergruben und Tagebaue entlang der Störungszone(n) ist es nun aber völlig unmöglich, alle eventuell doch noch punktuell vorhandenen Resthohlräume aufzusuchen. Auch ein Bohrprogramm könnte nur „zufällige Treffer“ liefern. Es wurde daher auf einen Teil der ausgeschriebenen Erkundungsbohrungen verzichtet und diese Mittel stattdessen für die Sanierung der südöstlichen Schadstelle eingesetzt.

Besonders dieses östliche Gebiet wird noch für einige Zeit eine vom Altbergbau beeinflußte Fläche bleiben. Weitere lokale Tagesbrüche an Resthohlräumen sind auch im Ergebnis der jetzt erfolgten Maßnahmen nicht gänzlich auszuschließen. Insgesamt kann jedoch davon ausgegangen werden, daß aufgrund

  • der bereits langen Standzeit der Tiefbaue (Einstellung um 1875, also vor inzwischen mehr als 140 Jahren),

  • der geologischen Bedingungen (insbesondere der bei Durchfeuchtung bis zur Fließfähigkeit aufweichende und dann plastisch reagierende, lehmige Zersatz im Hangenden) sowie

  • des vermutlichen Vorgehens der Betreiber (Rauben des Ausbaus und Zubruchwerfen tagesnaher Strecken),

sich die bei weitem überwiegende Zahl dieser Grubenbaue inzwischen geschlossen hat und daß die Anzahl vielleicht doch noch eintretender, neuer Bergschäden stetig weiter abklingen wird. Paßt trotzdem immer gut auf und sagt im Oberbergamt Bescheid, wenn irgendwo noch ein anderes Stück der alten Gruben einbrechen sollte...

  

Für den Moment sind jedenfalls die kleine Halde des Neuen Schachtes, das umgebaute Huthaus der Heinrich Fundgrube auf dem Oberen Schacht und der Name Am Heinrichstollen für die annähernd parallel zu dessen einstigem Verlauf durch die Eigenheimsiedlung führende Anliegerstraße die letzten sichtbaren Sachzeugen dieses Kapitels der sächsischen Montangeschichte. Bewahrt sie Euch !

Und wenn uns jemand noch mehr berichten kann ‒ etwa über die aufgefundenen Flaschen oder den Abbau der Gelberde in den 1920ern ‒ schreibt uns doch bitte.

Glück Auf !

J. B.

   

 
 
 

Weiterführende Quellen

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

  

          Allgemeine Quellen

  1. vogtlandkreis.de

  2. reichenbach-vogtland.de

  3. wikipedia.de

  4. hov.isgv.de (Digitales Ortsnamensverzeichnis)

  5. mineralienatlas.de

  6. albert-gieseler.de (zu den anhaltinischen Farbwerken)

  7. artefakte.perladesa.de

  8. hwph.de/historische-wertpapiere

  9. Georgius Agricola: De veteribus et novis metallis libri (Erzlagerstätten und Erzbergbau in alter und neuer Zeit), Verlag Johann Froben, Basel, 1546

  10. Petrus Albinus: Meißnische Bergchronica, Dresden, 1590 (Digitalisat)

  11. Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier: Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande, Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig, 1788

  12. Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen, Erste Lieferung, den Zwickauer Kreisdirektionsbezirk enthaltend, Verlag Friedrich Fleischer in Leipzig, 1839

  13. C. F. Naumann: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen. Zweites Heft, Geognostische Skizze der Gegend zwischen Gößnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach. Dresden und Leipzig, in der Amoldischen Buchhandlung, 1845

  14. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), Dresden, u. a.
    - August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Band 13, 1826
    - historisches Kartenmaterial, u. a. Geologische Specialkarte des Kgr. Sachsen, Blatt 123, Section Greiz (Reichenbach), 1. Auflage, 1892

  15. Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg: Kalender für den Berg- und Hüttenmann bzw. Jahrbücher für das Bergwesen im Königreiche Sachsen, Bergwerksverzeichnisse, Ausgaben 1827 bis 1942 (Digitalisate), darin u. a:
    - A. F. Wappler, Kgl. Bergmeister in Oelsnitz/E.: Über die Überschwemmung der Bockwaer und Oberhohndorfer Steinkohlenwerke durch die 1897er Muldenhochfluth, Ausgabe auf das Jahr 1898, S. 77ff

  16. Louis Oeser: Reichenbach im Voigtland und dessen Umgebung in industrieller Hinsicht, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Neuensalza, 1856, Seite 166-168

  17. Kurt Schurig: Beiträge zur Geschichte des Bergbaus im sächsischen Vogtlande. Nach archivalischen Quellen dargestellt. Verlag A. Hohmann, Plauen, 1875 (Handbibliothek des Kreisarchives des Landkreises Vogtlandkreis)

  18. Heinrich Gebauer: Die Volkswirtschaft im Königreiche Sachsen, historisch, geografiscund statistisch dargestellt, Kgl. Sächs. Hofverlagsbuchhandlung Wilhelm Baensch, Dresden, 1893 (Handbibliothek des Kreisarchives des Landkreises Vogtlandkreis)

  19. Friedrich Freiherr von Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde, Verlag Walther de Gruyter & Co., Berlin/Leipzig, 1930

  20. Günter Freyer: Geologie des Vogtlandes, Vogtland Verlag Plauen, 1995,
    ISBN 3-9288-2814-2

  21. Rainer Ott: Der Vogtländische Bergbau bis 1875 ‒ Eine Zusammenfassung des überlieferten Schriftgutes, Verlag Pro BUSINESS GmbH Berlin, 2009, ISBN 978-3-86805-419-4 

  22. Geschichten aus der Region, Auszüge aus Zeitungsberichten aus dem Jahre 1914 (Quelle: „Anhaltische Elbezeitung“ aus dem Bestand des Stadtarchivs Coswig (Anhalt), in: Elbe- Fläming- Kurier, Amtsblatt der Stadt Coswig, 8. Jahrgang, Woche 3, Nummer 6 vom 27. März 2014

  23. S. Bachmann, A. Jendrischewski (GUB Ingenieur AG, Niederlassung Freiberg): Sicherung/Verwahrung von zwei Tagesbrüchen auf landwirtschaftlicher Nutzfläche der Gemarkung Schönbach (Gemeinde Neumark), Ergänzung zur Verwahrungsdokumentation: Zuordnung vorgefundener bergbaulicher Einbauten und Gerätschaften, unveröffentlichter Bericht im Auftrag des Sächsischen Oberbergamtes, 2021
     
      
    Archiv des Sächsischen Oberbergamtes
     

  24. G. Reißmann: Der ehemalige Bergbau auf Cunsdorfer/Brunner Flur, Kopie einer Zusammenstellung des ehemaligen Ortschronisten von Cunsdorf im Archiv des Sächsischen Oberbergamtes, dat. 1997

  25. Bergsicherung Schneeberg GmbH: Sachstandsanzeige, Registriernummer 14/15/21/0001, Tagesbruch auf Flurstück 149 d, vom 24.07.1978 (Gemeindeordner)

  26. Bergsicherung Schneeberg GmbH: Sachstandsanzeige, Registriernummer 14/15/21/0011, Tagesbruch auf Flurstück 149 d, vom 16.12.1998 (Gemeindeordner)

  27. Bergsicherung Sachsen GmbH: Sachstandsanzeige, Registriernummer 14/15/21/0023, Tagesbruch auf Flurstück 149 e, vom 14.06.2010 (Gemeindeordner)

  28. Bergsicherung Sachsen GmbH: Sachstandsanzeige, Registriernummer 14/15/21/0034, Tagesbruch auf Flurstück 133/7, vom 04.03.2014 (Gemeindeordner)
     
     
    Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden
      

  29. Bestand 10736 (Ministerium des Inneren), Nr. 22968: Sächsische Farbenfabrik in Cunsdorf bei Reichenbach, dat. 1873

  30. Bestand 11045 (Amtsgericht Dresden), Handelsregister, Band 49, Blatt 8571 ff: HR 8618: Isidore Dreverhoff, Dresden; Isidora Dreverhoff´sche Lehrmittelanstalt, Dresden; Dreverhoffsche Lehrmittelanstalt M. und E. Platt, Dresden (umgeschrieben nach A 1376)
     
     
    Staatsarchiv Chemnitz
     

  31. Bestand 30013 (Amt Plauen mit Pausa), Bestandserläuterungen

  32. Bestand 30014 (Kurfürstliches Amt im Vogtland zu Reichenbach), Bestandserläuterungen

  33. Bestand 30048 (Antshauptmannschaft Plauen), Bestanderläuterungen

  34. Ebenda, Nr. 789: Eingemeindung von Cunsdorf nach Reichenbach, dat. 1921-1925

  35. Bestand 30137 (Amtsgericht Stollberg), Nr. 50: Carl Friedrich Kretzschmar, Oelsnitz und Genossen gegen Kaufmann Eduard Dreverhoff, Zwickau wegen Kohlenabbaurecht , dat. 1874-1875

  36. Bestand 31453 (Allgemeine Deutsche Creditanstalt), Nr. 126: Sächsische Farbenfabriken Cunsdorf J. C. Schulz, dat. 1926

  37. Bestand 30464 (Vertragsgericht K.-M.-Stadt), Nr. 7647: VEB Farbwerke Cunsdorf, dat. 1972-1976 
     
     
    Bergarchiv Freiberg
     

  38. Bestand 40016 (Bergamt Schneeberg, Voigtsberger Abteilung), Bestandserläuterungen

  39. Ebenda, Nr. 28: Von den Gerichten des vogtländischen Adelsgeschlechts Metzsch zu Reichenbach beanspruchte Cognition [Aufsicht] über das Wasser, das aus dem alten Stolln auf Grund und Boden der Dorfgemeinde Oberreichenbach fließt, dat. 1763

  40. Ebenda, Nr. 170: Acta, die Reichenbacher Bergwerke und was deshalb vorgegangen betreffend, Bergamt Voigtsberg, de ao. 1709, dat. 1709-1711

  41. Ebenda, Nr. 225: Beschwerde von Gottlob Menzel (Metzsch) auf Friesen über Michael Stöckel aus Oberreichenbach wegen des Baues eines Huthauses auf seinem Grund und Boden, dat. 1758-1759

  42. Ebenda, Nr. 244: Abgaben der Eisensteingruben an die Grundbesitzer insbesondere die Fledermausabgabe, dat. 1847

  43. Bestand 40044-4 (Generalrisse), Nr. I77: Tremnitz, Elsterberg, Cunsdorf…, dat. 1821

  44. Ebenda, Nr. I25: Obermylau, Friesen, Cunsdorf…, dat. 1827

  45. Bestand 40044-5 (Generalrisse), Nr. I10: Stollnkarte Beiersdorf, Römersgrün, Roppertsgrün, Gospersgrün, Unterneumark, Rottmannsdorf, Neumark, Oberneumark, Oberreichenbach, Schönbach, Brunn

  46. Ebenda, Nr. I22: Stollnkarte Hauptmannsgrün, Ebersbrunn, Voigtsgrün, Hirschfeld, Stangengrün, Irfersgrün, Pechtelsgrün, Waldkirchen, Unterheinsdorf, Oberheinsdorf

  47. Bestand 40040 (Fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. K7559: Grubenfeld von
    Heinrich Fundgrube bei Cunsdorf, dat. 1866-1878

  48. Ebenda, Nr. B7560: Grubenfeld von Heinrich Fundgrube bei Cunsdorf, dat. 1856-1862

  49. Ebenda, Nr. I8727: Traugott Stolln bei Cunsdorf, Reichenbach, dat. 1861

  50. Ebenda, Nr. K8476: Grubenfelder von Segen des Herrn, Heinrich und Thekla Fundgrube bei Friesen bei Reichenbach, 1860

  51. Ebenda, Nr. C7725: Grubenfeld von Isolde Vereinigt Feld bei Oberreichenbach (Reichenbach) und Hauptmannsgrün, dat. 1862

  52. Ebenda, Nr. I7767: Grubenfeld von Isolde Vereinigt Feld bei Oberreichenbach (Reichenbach), dat. 1867-1871

  53. Ebenda, Nr. L7730: Isolde Vereinigt Feld bei Oberreichenbach (Reichenbach) und Hauptmannsgrün, Tiefer und Oberer Isolde Stolln, dat. 1864, nachgebracht bis 1892

  54. Ebenda, Br. B7726: Isolde Vereinigt Feld bei Oberreichenbach (Reichenbach) und Hauptmannsgrün, Tiefer und Oberer Isolde Stolln, dat. 1864-1868

  55. Ebenda, Nr. C7728: Grubenfeld von Isolde Vereinigt Feld bei Oberreichenbach (Reichenbach) und Hauptmannsgrün, dat. 1865-1878

  56. Ebenda, Nr. C7729: Grubenfeld von Isolde Vereinigt Feld bei Oberreichenbach (Reichenbach) und Hauptmannsgrün nach der Konsultation mit Isolde Gegentrum und Heinrich Fundgrube, dat. 1872

  57. Ebenda, Nr. I7872: Grubenfeld von Lehmann's Glück bei Brunn, 1873

  58. Ebenda, Nr. K7732: Grubenfeld von Tristan und Isolde bei Oberreichenbach (Reichenbach) und Hauptmannsgrün, dat. 1923

  59. Bestand 40036 (Deponierte Risse zum Erzbergbau), Nr. B12122: Heinrich Fundgrube bei Cunsdorf, Reichenbach, dat. 1863

  60. Bestand 40052 (Bergamt Schwarzenberg), Nr. 229 und 230: Vom Kaufmann Eduard Dreverhoff aus Zwickau betriebener Bergbau im Bergamtsrevier Schwarzenberg, dat. 1857-1877

  61. Bestand 40057 (Zehntenamt Schwarzenberg), Nr. 1 und Nr. 31: Erinnerungen wegen rückständiger landesherrlicher Gefälle, dat. 1857-1862, darin u. a.: Zwangsversteigerung der Eisensteinvorräte auf mehreren Gruben bei Reichenbach, Mylau und Neumark von Eduard Dreverhoff, Kaufmann aus Zwickau.

  62. Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 1685: Thekla gevierte Fundgrube bei Oberhauptmannsgrün, ab 1860 Thekla vereinigt Feld Fundgrube, ab 1863 Thekla vereinigt Feld bei Hauptmannsgrün, dat. 1846-1879

  63. Ebenda, Nr. 1592: Acta, den Haushalt und Grubenbau bei Segen des Herrn Fundgrube bei Friesen betreffend, ergangen vor dem Bergamt Schneeberg, dat. 1855-1865

  64. Ebenda, Nr. 1015: Heinrich Fundgrube bei Cunsdorf, dat. 1857-1882

  65. Ebenda, Nr. 1145, Isolde Fundgrube bei Oberheinsdorf, , ab 1863 Isolde vereinigt Feld bei Oberheinsdorf, Oberneumark, Neumark und Oberreichenbach, dat. 1856-1905

  66. Ebenda, Nr. 1133: Acta, das Berggebäude Isolde Gegentrum zu Hauptmannsgrün  betreffend, Bergamt Schwarzenberg, dat. 1867-1878

  67. Ebenda: Nr. 1177: Acta, das Berggebäude Lehmann's Glück zu Brunn bei Reichenbach betreffend, Bergamt Freiberg,1873-1879

  68. Ebenda, Nr. 1567: Solvent bei Oberrheinsdorf und Oberneumark, dat. 1911-1931

  69. Ebenda, Nr. 1675: Tristan und Isolde bei Oberreichenbach und Neumark, dat 1923-1927

  70. Ebenda, Nr. 1188: Lambzig bei Lambzig (Netzschkau), Rotschau (Reichenbach/V.) und Lauschgrün (Limbach), dat. 1895-1915  

  71. Ebendort, Grubenakten der Dreverhoff'schen Bergwerke:
    - Nr. 188: Tiefer Kuttenstolln, ab 1858 Kutten Fundgrube, in der Winterleithe bei Elterlein , dat. 1839-1895
    - Nr. 329: Wilhelmine Fundgrube bei Zobes , dat. 1860-1861
    - Nr. 339: Zinnstock Fundgrube bei Eibenstock , dat. 1859-1863
    - Nr. 389: Anna Fundgrube bei Unterneumark (Neumark), dat. 1859-1865
    - Nr. 408: Augustine Fundgrube bei Hartmannsgrün (Treuen), dat. 1859-1865
    - Nr. 425: Adelheid Fundgrube am Schwarzen Holz bei Möschwitz (Pöhl), dat. 1859-1860
    - Nr. 443: Bünau Fundgrube im Sorgaer Rittergutsforst bei Reiboldsgrün und Vogelsgrün (Auerbach/V.), dat. 1858-1859
    - Nr. 456: Bergmännische Hoffnung Fundgrube an der Grün bei Eibenstock, ab 1858 Bergmännische Hoffnung Fundgrube samt Eibenstocker Kommunstolln bei Muldenhammer, dat. 1797-1861
    - Nr. 473: Bertha Therese Fundgrube bei Neumark, dat. 1859-1865
    - Nr. 507: Kurt Johannes Fundgrube an der Langen Sohle zwischen Sosa und Bockau, dat. 1859-1860
    - Nr. 521: Christine Fundgrube unterhalb des Seeteiches bei Möschwitz (Pöhl) , dat. 1857-1861
    - Nr. 527: Klara Stolln und Fundgrube samt Osterlamm Fundgrube bei Niederschlema, dat. 1835-1874
    - Nr. 536: Dorothea Fundgrube bei Liebau (Pöhl), dat. 1858-1865
    - Nr. 537: Dreher Fundgrube bei Gottesberg, dat. 1858-1863
    - Nr. 570: Ferdinandshütte Fundgrube bei Mißlareuth (Reuth), dat. 1858-1863
    - Nr. 571: Erna Fundgrube bei Römersgrün (Gospersgrün), dat. 1859-1865
    - Nr. 572: Emma Fundgrube bei Ruppertsgrün (Pöhl), dat. 1858-1863
    - Nr. 575: Eisenkrone und Lange Sohle Fundgrube bei Sosa samt Gute Aussicht Erbstolln am Bärensteinbächel bzw. Netzbächel, dat. 1857-1865
    - Nr. 581: Ernst Friedrich Fundgrube am Berghäuschen bei Schwand (Weischlitz), dat. 1859-1879
    - Nr. 584: Engel Gabriel Fundgrube bei Geilsdorf (Weischlitz), dat. 1860-1863
    - Nr. 605: Eibenstocker Kommunstolln am Kessel bei Muldenhammer (Eibenstock), dat. 1857-1858
    - Nr. 607: Thomas Fundgrube bei Schönheide , dat. 1858-1859
    - Nr. 651: Friede Gottes Fundgrube und Erbstolln im Jahnsgrüner Forst bei Hartmannsdorf, dat. 1858-1859
    - Nr. 701: Fischers Glück Fundgrube unterhalb der Pöhler Kalköfen zwischen Pöhl und Neudörfel, dat. 1857-1860
    - Nr. 801: Gott gebe Glück Fundgrube bei Pöhl, dat. 1858-1865
    - Nr. 803: Gottes Weg Fundgrube am Eisenberg bei Pöhl, dat. 1858-1865
    - Nr. 831: Glückliche Gesellschaft Fundgrube am Stinkenbach bei Sosa , dat. 1847-1862
    - Nr. 885: Gustav Adolf Fundgrube bei Steinsdorf (Plauen), dat. 1859-1865
    - Nr. 886: Geier Fundgrube samt Wolfram Erbstolln an der Mündung des Teichhausbaches in die Kleine Pyra bei Gottesberg, dat. 1858-1861
    - Nr: 888: Gera Fundgrube und Erbstolln am rechten Ufer der Zwickauer Mulde oberhalb von Wolfsgrün, dat. 1857-1860
    - Nr. 988: Hildegard Fundgrube bei Jößnitz, dat. 1859-1861
    - Nr. 989: Hoffnung zu Gott Fundgrube und Erbstolln am Grünen Hirsch unterhalb des Rabenberges bei Breitenbrunn, dat. 1856-1859
    - Nr. 1004: Heinrich Georg Fundgrube bei Niederschlema (Schlema), dat. 1852-1859
    - Nr. 1009: Heinrich Moritz Fundgrube am Kreuzreuth bei Tobertitz (Reuth), dat. 1858-1894
    - Nr. 1010: Herkules Fundgrube bei Reichenbach/V., dat. 1860-1864
    - Nr. 1017: Hölemann Erbstolln und Fundgrube am Steinbach bei Erlabrunn, dat. 1826-1867
    - Nr. 1019: Hammerknock Erbstolln und Fundgrube unterhalb des Pöhler Eisenhammers bei Pöhl, dat. 1851-1865
    - Nr. 1023: Hilfe Gottes Fundgrube am Eichhorn samt Neue Hoffnung Erbstolln am Siegelgut bei Oberschlema (Schlema) und Schneeberg, dat. 1858-1861
    - Nr. 1028: Hut Stolln an der Conradswiese im Lauterer Forstrevier zwischen Schwarzenberg und Bockau, dat. 1857-1861
    - Nr. 1058: Hans Georg Fundgrube am Eichberg und Hans Georg Erbstolln am linken Ufer des Jößnitzbaches unterhalb der Pfaffenmühle bei Röttis, ab 1861 Hans Georg Fundgrube und Erbstolln, ab 1874 Hans Georg bei Röttis (Plauen), dat. 1847-1885
    - Nr. 1098: Junge Eisengans Fundgrube, ab 1857 Junge Eisengans Fundgrube und Erbstolln, am Kohlbach bei Sosa, dat. 1856-1863
    - Nr. 1122: Isidora Fundgrube an der Grün bei Eibenstock und Muldenhammer, dat. 1858-1859
    - Nr. 1129: Koch Fundgrube und Erbstolln im Kohlhau bei Hundshübel, dat. 1843-1863
    - Nr. 1171: Linda Fundgrube bei Chrieschwitz (Plauen), dat. 1858-1862
    - Nr. 1172: Laura Fundgrube an der Bartmühle bei Liebau (Pöhl), dat. 1858-1865
    - Nr. 1173: Linna Fundgrube bei Jößnitz und Steinsdorf (Plauen), dat. 1859-1862
    - Nr. 1184: Margarethe Fundgrube am Steinbach bei Steinbach (Johanngeorgenstadt), dat. 1818-1861
    - Nr. 1197: Merkur Fundgrube bei Gospersgrün (Fraureuth), dat. 1860-1862
    - Nr. 1199: Markert Fundgrube am Mühlberg beim Neuen Werk bei Neidhardtsthal, dat. 1858-1859
    - Nr. 1202: Moritz Fundgrube samt Krätzer Erbstolln, ab 1862 Moritz Fundgrube, am Fürstenherd im Jahnsgrüner Forst bei Hartmannsdorf (bei Kirchberg), dat. 1858-1871
    - Nr. 1221: Maria Fundgrube am Eichhorn zwischen Schneeberg, Oberschlema und der Mulde bei Auerhammer, dat. 1858-1860
    - Nr. 1252: Michaelis Fundgrube am Fällbach bei Steinheidel (Breitenbrunn), dat. 1783-1864
    - Nr. 1318: Neu Beschert Glück Fundgrube, ab 1858 samt Maria Erbstolln, bei Neidhardtsthal, dat. 1857-1860
    - Nr. 1352: Gute Aussicht Fundgrube und Erbstolln, ab 1856 Neue Aussicht Fundgrube und Erbstolln, am unteren Eisenberg am linken Ufer der Trieb bei Pöhl, dat. 1852-1865
    - Nr. 1358: Neue Hoffnung Fundgrube und Stolln bei Bösenbrunn, dat. 1818-1863
    - Nr. 1367: Neujahr Erbstolln bei Erlabrunn, dat. 1857-1894
    - Nr. 1368: Neujahr Fundgrube samt Erbstolln, ab 1858 Neujahr samt Rappen Fundgrube und Stolln, am Hinteren Fastenberg bei Johanngeorgenstadt, dat. 1856-1861
    - Nr. 1390: Osterlamm Fundgrube am Runden Hübel bei Friedrichsgrün (Hammerbrücke), dat. 1855-1878
    - Nr. 1404: Osterlamm Fundgrube am Vorderen Märzberg zwischen Sosa und Steinheidel, ab 1856 Osterlamm Fundgrube am Bornkindel bzw. Geboren Kindlein, dat. 1824-1863
    - Nr. 1452: Roter Hirsch Fundgrube bei Burkhardtsgrün (Zschorlau), dat- 1857-1862
    - Nr. 1458: Rote Grube Erbstolln am Vorderen Milchbach bei Sosa , dat. 1856-1858
    - Nr. 1459: Rote Fundgrube bei Schwarzbach (Elterlein) , dat. 1856-1864
    - Nr. 1462: Rosa Fundgrube bei Gansgrün (Neuensalz), dat. 1858-1865
    - Nr. 1476: Roter Andreas Stolln, ab 1860 Roter Andreas Fundgrube, am Lumpicht bei Aue, dat. 1803-1891
    - Nr. 1478: Rote Grube Fundgrube, ab 1858 Rote Grube Fundgrube und Erbstolln, am Milchschachen bzw. Milchbach bei Sosa, dat. 1857-1900
    - Nr. 1485: Roter Felsen Stolln und Fundgrube am Roten Kamm oberhalb der Fürstenmühle in Oberschlema, ab 1851 Roter Felsen samt Nikolai Erbstolln und Fundgrube, dat. 1840-1871
    - Nr. 1505: Rappen Fundgrube und Stolln am Hinteren Fastenberg und Steinbach bei Steinbach (Johanngeorgenstadt), dat. 1779-1858
    - Nr. 1512: Rehnert Erbstolln, ab 1857 Rehnert Fundgrube, am Buckerberg und der Großen Bockau bei Eibenstock, dat. 1840-1875
    - Nr. 1522: Rauhs Glück Stolln am Floßgraben bei Aue, ab 1841 Rauhs Glück samt Schreiber Stolln und Fundgrube, ab 1858 Rauhs Glück Fundgrube, am Brünlasberg bei Aue, dat. 1825-1877
    - Nr. 1553: Schmidt Erbstolln am Kammerstein bei Breitenhof (Breitenbrunn), dat. 1856-1859
    - Nr. 1561: Schickung Gottes Fundgrube am Ahorn samt Seiler Stolln im Ackerfilsner Seifen bei Sosa, dat. 1814-1860
    - Nr. 1573: Selma Fundgrube bei Christgrün (Pöhl), dat. 1858-1862
    - Nr. 1579: Herbstglück Stolln am Hinteren Goldberg und Tannenbach unter dem Neuen Floßgraben bei Brunndöbra, 1822 - 1828 samt Friedrich August Stolln am A-Weg zwischen Brunndöbra und dem Schneckenstein, dat. 1795-1863
    - Nr. 1636: Treue Hand Gottes Fundgrube bei Pöhl, dat. 1858-1862
    - Nr. 1677: Tautenhahn Fundgrube und Erbstolln am Mühlberg bei Hundshübel, dat. 1858-1859
    - Nr. 1679: Weißbirke Fundgrube an der Weißbirke bei Falkenstein, ab 1859 Tannenberg Fundgrube bei Gottesberg, dat. 1858-1863
      

  72. Bestand 40024-10 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 467: Heinrich Fundgrube bei Cunsdorf, Verleihung, dat. 1856-1881

  73. Ebenda, Nr. 213: Acta, Die Verleihung des Berggebäudes Erna Fundgrube zu Römersgrün betr., ergangen vor dem Bergamt Schwarzenberg de ao. 1857

  74. Bestand 40024-14 (Landesbergamt Freiberg), Nr. 519: Zurückgenommene oder ungültige Mutungen, dat. 1876-1882

  75. Bestand 40024-22 (Landesbergamt, Stollnwasserakten), Nr. 300: Heinrich Stollnwasser, Cunsdorf, dat. 1863-1878

  76. Bestand 40054 (Bergamt Zwickau), Nr. 19: Erzbergbau im Schneeberger- und Voigtsberger Revier, dat. 1889-1904

  77. Bestand 40030-1 (Lagerstättenforschungsstelle beim Oberbergamt), Nr. 1041: Ockererde im Vogtland, dat. 1933

  78. Ebenda, Nr. 713: Eisenerzlagerstätten, Vogtland allgemein, dat. 1856-1949
     
     
    Kreisarchiv des Landkreises Vogtlandkreis
     

  79. Bestand HRARC (Handelsregisterakten Reichenbach), Nr. HR 42.1-00023: Farbwerke Cunsdorf Bannier & Hahnfeld, dat. 1928-1972

  80. Ebenda, Nr. 42.1-00907: Sächsische Farbenfabrik J. C. Schulz, dat. 1869-1907

  81. Ebenda, Nr. 42.1-00484, Band 1 und 2: Farb- und Kieswerke AG, Netzschkau, dat. 1913-1920

  82. Ebenda, Nr. 42.1-00583: Vogtländische Farbenfabrik Reichenbach i.V., dat. 1921-1927

  83. Ebenda, Nr. 42.1-00760: Willibald Drechsel Farbenfabrik Wolfspütz, dat. 1935-1958
     
     
    Landesarchiv Sachsen-Anhalt (LSA)
      

  84. Bestand Z 149 (Kreisdirektion Zerbst), Nr. 572: Anhaltische Farbenwerke in Coswig, dat. 1899-1946

  85. Bestand Z 189 (Oberförsterei und Forstamt Coswig), Nr. 133: Anhaltische Farbenwerke Dr. Alexander Augustin & Co. Coswig, dat. 1914-1939

  86. Bestand K 13 (Kreisverwaltung Zerbst), Nr. 529: Anhaltische Farbenwerke Coswig, dat. 1946 (1896)

  87. Ebenda, Nr. 517: Industrielle Produktion des Kreises, dat. 1947

  88. Bestand P 520-407 (SED-Grundorganisation VEB Farbenwerk Coswig), Nr. 1: Protokolle und Betriebsanalysen, dat. 1977-1981