Ein
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www.unbekannter-bergbau.de Online seit Dezember 2015, letzte Aktualisierung Dezember 2016. Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom Dezember 2015 vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-78917
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Der Steinkohlenbergbau bei Hainichen und Oberberthelsdorf
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Geleitwort Ein Nachtrag zur späteren geologischen Erkundung
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Die Bergbauunternehmungen in Ottendorf
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Die Bergbauversuche auf Ottendorfer Flur hatten keinen eigenständigen Charakter, sie sind nur im Zusammenhang mit den Cunnersdorfer, Berthelsdorfer und Hainichener Bergbauunternehmungen zu sehen, da die Flurgrenzen eng beieinander liegen, es sich um identische Kohlenflözzüge handelt und auch die Protagonisten der Bergbauunternehmungen teilweise dieselben waren. Andererseits waren diese Flurgrenzen von gewisser politischer Bedeutung, auch mit Kompetenzgerangel verbunden, da sie zugleich die Zuständigkeit verschiedener Ämter betrafen, Hainichen für das Stadtgebiet mit Patrimonialgericht in Wingendorf, Rittergut Arnsdorf mit eigener Patrimonialgerichtsbarkeit für Ottendorf, das Amt Nossen später Amt Frankenberg für Cunnersdorf und Berthelsdorf. Da die Bergbauaktivitäten sowohl Flurgrenzen als auch Grundeigentümergrenzen überschritten, war Konfliktpotential gegeben. Auf Ottendorfer Flur ließ Gutsbesitzer Gelbrich aus Kaltofen 1838 südlich des Freiberger Steges einen über 11 m tiefen Schacht absenken, der nach 1851 von einer dem Gelbrich nachfolgenden Aktiengesellschaft auf 18 m Teufe erweitert wurde, ohne aber abbauwürdige Kohle zu finden. Auch Prof H. B. Geinitz schätzt 1856 ein: „In einem nach Ottendorf gehörigen, nahe bei Kunnersdorf gelegenen Schachte, welcher jedoch 1852 schon wieder verfallen war, ist man nicht glücklicher gewesen… “ 1872 öffnete H. Werner aus Kirchberg nochmals den alten Schacht der Ottendorfer Aktiengesellschaft und hätte angeblich 10 hl Kohle gefördert. 1873 verkaufte er an den Ottendorfer Steinkohlenverein. 1873 gründete sich erneut ein Ottendorfer Steinkohlenbauverein auf Ottendorfer Flur bei Hainichen, der bei einer Schachtteufe von 10 m einen 23 m langen Querschlag in NO- Richtung in die hangenden Schiefertone, Arkosen und Konglomerate trieb. In entgegengesetzter Richtung wurden außerdem ein 135 m langer Stollen zur Wasserlösung angelegt. Das mit dem Schacht durchsunkene 15 cm starke Flöz wurde 57 m weit in südöstlicher Richtung durch eine Strecke abgebaut, bis es durch eine Verwerfungskluft abgeschnitten war. Mit dem Jahre 1874 erlosch auch dieses Werk.
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Die Bergbauunternehmungen in Cunnersdorf
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Das Territorium von Cunnersdorf lagert zum Teil auf dem Hainichen-Frankenberger Zwischengebirge auf, das im Süden das Hainichen-Becken oder die Mulde von Chemnitz - Hainichen oder das Karbon von Hainichen - Ebersdorf und Borna bei Chemnitz, den nordöstlichen Teil des Erzgebirgebecken, begrenzt. Auf Grund dieser geologischen Bedingungen besteht in Cunnersdorf eine Besonderheit: Hier wurden Kohlen und Erze nahe beieinander abgebaut. Erzbergbau wurde nachweislich seit 1665 betrieben. Die Erzstollen des Ortes hießen:
Zur Grube Glückes Sonne vermerkten Carl Friedrich Naumann und Bernhard von Cotta bereits 1836 in den Erläuterungen zur Geognostischen Charte des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länder, erstes Heft, Section XIV, im dritten Kapitel: Das Hainichener Steinkohlengebirge, Über die das Hainichener Kohlenbassin begränzenden und einschließenden Formationen: „Von Erzführung ist besonders ein Punkt am Anfang des Hirschbachthales bekannt, wo noch vor einigen Jahren die Grube Glücksonne auf strahligen Antimonglanz baute. Nicht weit davon am Steinbusche bei Kunnersdorf durchsetzt ihn ein mächtiger Gang oder Stock von schneeweißem Quarze ungefähr in der Richtung hor. 11.“ Anmerkung: Im letzten Jahrhundert fand die SDAG Wismut bei ihren geologischen Untersuchungen im Hainichener Becken eine Antimonvererzung und wertete dies als „neue Erkenntnis“. Im Jahre 1767 wollte der Bergmann Salomon Tauscher aus Bockendorf auf dem Cunnersdorfer Eichhörnchen- Grund ein Bergwerk anlegen, „Salomons Fundgrube” genannt, was offensichtlich aber keinen erfolgreichen Bestand hatte. Erst aus dem Jahre 1789 war es Oberforstmeister von Schirnding aus Dobrilugk, der „am unteren Ende von Cunnersdorf, hart neben der Straße und zwar da, wo dieselbe die Anhöhe heraufführt, auf dem Felde des Oekonomen Ludwig“ einen Stollen anlegen ließ, der 1790 20 m Länge erreichte, aber nur Schieferthone und Konglomerate durchfuhr. Dieser Stollen sei heute noch teilweise sichtbar. Der Eingang wird im Volksmund als ein Brunnen bezeichnet. Fakt ist, daß (nach den Akten: „Die bei dem Städlein Haynichen befindlichen Steinkohlenbrüche und zu Bebauung derselben verschiedentlich gesuchte Conceßsiones betr." aus SHSTAD, Loc. 41848) im Februar 1792 Carl Friedrich von Schirnding den Kohlenabbau in Cunnersdorf und Berthelsdorf beantragt hatte. Auch auf des Bauern Lang Grund bestand schon ein von Schirnding geteufter Schacht von 10 m Teufe, der ein 5 cm starkes Kohlenflöz durchsank. Die Schächte des von Schirnding, zumindest die in Oberberthelsdorf, gingen Ende des 18. Jahrhunderts aus finanziellen Erwägungen an Graf von Einsiedel auf Wolkenburg über. Von den Cunnersdorfer Bergwerksanlagen ist das bisher nicht belegbar. Gleichzeitig mit von Schirnding ließ 1789 Bergkommissionsrat von Oppel beim Bauer Hähner (Karl Gottlieb Hähner, Gutsbesitzer in Cunnersdorf und später Vertragspartner der Aktiengesellschaft Meding & Kons.) einen Stollen 74 m weit treiben, der ein 20 bis 25 cm mächtiges „Kohlenflätz“ erreichte. Der Wasserzudrang war gering. Bei 30 m Stollnlänge wurde ein Lichtloch angelegt, dessen 7 m Tiefe noch um 5 m unter die Stollnsohle erweitert wurde. Die geförderte Kohle war zum größten Teil Schmiedekohle, so daß sich die Arbeit für 1 Steiger und drei Bergarbeiter lohnte. Von Oppel verkaufte sein Unternehmen an den Kaufmann Herfurth aus Hainichen, der einen Schacht teufen ließ. Dieser wiederum verkaufte das erworbene Abbaurecht im Jahre 1839 an die schon erwähnte Roßweiner Aktiengesellschaft mit Namen Meding & Kons. Von dieser wurde der alte Herfurth'sche Schacht zugestürzt und ein neuer 20 m abgesenkt. Herfurth's Stollen, der bei einer Erlängung von 200 m vom Talgehänge aus quer durch die Kulmschicht bis zum Schachte führte, durchfuhr 6 m vom Schachte ein 15 cm starkes Flöz, das in größerer Tiefe stellenweise eine Mächtigkeit von 40 cm erlangte. Nachdem die Gesellschaft noch verschiedene andere Querschläge getrieben, aber keine anderen Flöze angetroffen hatte, stellte sie 1844 ihre Tätigkeit ein. Schon in den letzten Jahren wurde nur noch zeitweise gearbeitet. Später wurde allerlei Unfug mit den Gegenständen und Geräten des Bergwerkes getrieben. So 1849, als die Bürgerschaft zu Hainichen eigenmächtig den Bürgermeister und die Stadträte absetzte. Vor der Absetzung holte man das Aborthäuschen vom Cunnersdorfer Bergwerke, stellte es auf der Brückenstraße auf und schrieb daran: „Abtritt” des Stadtrates zu Hainichen. Nach langer Pause regte sich 1871 die Unternehmungslust wieder. Da aber die ungünstigen Erfahrungen auf der Hainichener Flur „auch die kühnste Unternehmungslust daniederdrücken mußten und die Ober-Berthelsdorfer Kohlenfelder unter dem Banne eines gerichtlichen Urteils lagen, so waren es nur die Nieder-Berthelsdorfer, Cunnersdorfer und Ottendorfer Fluren, welche dieses Mal ins Auge gefaßt werden konnten”, schrieb A. Rothpletz. Heinrich Pöland ließ in einem Seitentälchen des Hölloches einen Stollen 23 m weit in steilfallende Schiefertone und Konglomerate treiben, wobei man auf 3 je 10 bis 15cm starke Flöze (Gerichtsflöze) traf. Unweit davon aber, etwa 100 m im Hangenden dieses Stollens ersank er mit einem 5 bis 6 m tiefen Schacht ein 2 bis 3 cm und dann ein 15 cm starkes Flöz, welches höchstwahrscheinlich die südwestliche Verlängerung des Cunnersdorfer Neuglück- Flözes darstellt. Auf den Neuglücker Flözen errichteten 1871 außerdem F. A. Oschatz aus Schönheida und E. Schildbach aus Greiz einen Versuchsbau, der sich aber auf die Aufarbeitung alter Stolln und Schächte beschränkte und im Februar 1872 wieder eingestellt wurde.
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Versuch einer Zusammenfassung
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In die Entwicklung des Steinkohlenbergbaus in Sachsen ordnet sich der Bergbau bei Hainichen von seinen Anfängen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Sie begann in Hainichen urkundlich belegbar im Jahre 1705 und ist somit eine Episode dieser Bergbaugeschichte Sachsens, wenn auch eine relativ kurze und nicht immer erfolgreiche. Das wird sowohl im Vergleich der gesamten Betriebsdauer, als auch der Gesamtumfänge der Förderung von Steinkohlen mit den anderen sächsischen Revieren deutlich.
Wenn man die wichtigsten Daten und Zeiten tatsächlich aktiven Steinkohlenbergbaus einmal in einem „Zeitstrahl“, beginnend bei den ersten belegbaren Versuchen 1705 und bis zum Gesetz über das staatliche Kohlenbergbaurecht 1918, einträgt, findet man vor allem große Lücken in den Überlieferungen. Fakt ist jedoch, daß die Phase eines erfolgreichen Bergbaus um Hainichen auf die Zeit vom Ende des 18. (Aufnahme des Abbaus durch Graf von Einsiedel am Ellergrund in Berthelsdorf 1795) bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (Fortführung von Fiedler`s Kohlenwerk durch Kuntze und Engler bis etwa 1860), also auf einen Zeitraum von etwa 65 Jahren einzugrenzen ist. So blieb die Wirkung des Steinkohlenbergbaus um Hainichen sowohl zeitlich, als auch auch territorial nur eng begrenzt, dennoch lassen sich durchaus bemerkenswerte Parallelen und Bezüge zur frühkapitalistischen Entwicklung Sachsens und Deutschlands vom beginnenden 18. Jahrhundert bis zur später als Gründerzeit bezeichneten Epoche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ziehen. Der Hainichener Steinkohlenbergbau hat die 175jährige Geschichte Sachsens von der vorindustriellen Zeit bis zu den Gründerjahren des Deutschen Reiches mitgeschrieben. Somit hatte auch der Bergbau bei Berthelsdorf in seiner Zeit durchaus eine Berechtigung und landesökonomische Bedeutung für Sachsen und die Region um Hainichen. Er leistete auch seinen Beitrag zur Entwicklung des Grundeigentümerbergbaus und gegen das negative Image des Steinkohlenbergbaus als rückständiger, schmutziger Bergbau. Er schuf in einer strukturschwachen, landwirtschaftlich geprägten Region Arbeitsplätze und wirkte in nahezu alle anderen gesellschaftlichen Bereiche hinein, die wiederum von ihm partizipierten, wie Nagler, Schmiede, Röhrmacher, Schneider, Seiler, Gastwirte, Glaser, Fuhrleute, Schlosser und Werkzeugmacher, Zimmerer, Steinmetze, Steinbrucharbeiter, Tuchmacher, Pulver- und Lebensmittelhändler, Buchbinder, Kupferschmiede, Holz- und Steinlieferanten, Schuhmacher, Hutmacher, Staats- und Communbeamte, Boten und Registratoren, Stempel- und Petschaftsfertiger, um nur einige aufzuzählen. Nicht zu vergessen ist sein praktischer Nutzen für die Geognostische Landesuntersuchung und die Erstellung der ersten geognostischen, später geologischen Spezialkarten des Königreichs Sachsen, hier die Sektion Frankenberg, die wesentliche Erkenntnisse aus dem Steinkohlenbergbau bei Hainichen, Berthelsdorf und Ebersdorf bezog und modernen geologischen Untersuchungen noch immer als eine Grundlage dient. Leider kamen diese geologischen Untersuchungsergebnisse dem aktiven Bergbau vor Ort nicht mehr zu Gute, da sie die gegebenen Lagerstättenbedingungen natürlich auch nicht verbessern konnten. Nicht nur regionalgeschichtlich interessant ist auch das Wirken bekannter und unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten angehörender Persönlichkeiten für diesen Bergbau, wie Friedrich Alexander von Schönberg, Oberforstmeister von Schirnding, Graf Detlef von Einsiedel, Graf von Vitzthum, Friedrich August von Bernhard, Friedrich Wilhelm von Oppel und Adolph Gottlob Fiedler. Unter diesen war es jedoch nur Graf D. von Einsiedel und A. G. Fiedler gelungen, auf ihren Bergwerken in Oberberthelsdorf einen gewinnbringenden Bergbau zu betreiben. Gegen die sich im gleichen Zeitraum immer stärker entwickelnden, größeren Steinkohlenabbau betreibenden Reviere Zwickau, Lugau- Oelsnitz und dem Plauenschen Grund (Freital) sowie die neuen Braunkohlenreviere in der Leipziger Tieflandsbucht konnte sich der Bergbau bei Hainichen letztendlich aber nicht behaupten, zumal der Standortvorteil durch die Entwicklung des Verkehrs- und Transportwesens, vornehmlich durch den Eisenbahnbau entfiel.
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