schließen

 

Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Zur Lage und regionalen Geschichte
Zur Geologie
Zur Montangeschichte

Zur Geschichte des Kalkwerks Grießbach von 1810 bis 1900
Zu den Vereinigten Kalkwerken Grießbach-Venusberg von 1896 bis 1910
Zum Kalkwerk Grießbach von 1910 bis 1925
Verbliebene Zeugnisse in Grießbach
Die Kalköfen in Grießbach
Zur Geschichte des Kalkwerks Venusberg von 1800 bis 1875
Zum Kalkwerk Humboldt- Schacht bei Venusberg von 1875 bis 1915
Verbliebene Zeugnisse in Venusberg
Der Schneller am Waldhof in Venusberg
Weiterführende Quellen 

  

Zum Kalksteinabbau bei Venusberg und Grießbach

Dieser Beitrag wurde erstellt im Zeitraum 2019 bis 2020.
Die letzte Ergänzung erfolgte im
 Juli 2022.

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei unseren Recherchen bei

  • M. Leske für die Bereitstellung von Bildmaterial zum Kalkwerk Grießbach, bei
  • Dr. A. Gerstenberg, Chemnitz, für die Fotos historischer Mineralstufen sowie bei
  • K. Scheffler, Venusberg und Dr. O. Tautenhahn, Gelenau, für die Bereitstellung historischer Fotos und umfangreicher Rechercheergebnisse aus den örtlichen Archiven.

Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom März 2020 vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen.

https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-389758

  

 

 

Zur Lage und regionalen Geschichte

 

Daß wir diesen beiden Kalkwerken einen gemeinsamen Beitrag widmen, liegt nicht nur an der räumlichen Nähe der beiden Standorte. Während die Anfänge des Kalksteinbergbaus wieder einmal im Dunkel der Geschichte verschollen sind, ziemlich sicher aber auf unterschiedliche Zeiten zurückgehen, bildeten sie in einer ihrer letzten Betriebsperioden als Vereinigte Kalkwerke Grießbach- Venusberg zeitweise auch eine wirtschaftliche Einheit.

Doch beginnen wir am Anfang...

   

Grießbach ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Drebach und liegt im Erzgebirgskreis reichlich 5 km südwestlich der Stadt Zschopau. Am Südwestrand von Zschopau überquert die B 174, von Chemnitz kommend, die Zschopau und führt gegenüber steil bergauf nach Hohndorf und weiter über die Heinzebank und Marienberg zum Grenzübergang Raitzenhain. Der Ort Drebach ist besonders durch seine Krokuswiesen vielen wohlbekannt.

Das Gemeindegebiet umfaßt in der Hauptsache eine Hochfläche, die im Süden schon deutlich über 500 m über dem Meer liegt und am Bluterberg bei Drebach etwa 578 m Höhe erreicht. Nach Norden flacht sie mehr oder weniger allmählich ab. Südlich der Einmündung der Wilisch in die Zschopau ragt der Heideberg noch einmal bis 508 m Höhe auf.

Die Hochfläche ist von mehreren Bachläufen zertalt und im Osten vom Zschopautal, im Westen und Norden vom Tal der Wilisch eingerahmt. Beide Flüsse haben hier besonders romantisch gewundene und steilwandige, tiefe Täler in das Gebirge geschnitten. Die Mündung der Wilisch in die Zschopau liegt nur noch auf etwa 329 m Höhe.

Der heute teilweise noch erhaltene Kalkwerkskomplex bei Grießbach bildet eine separate Ansiedlung außerhalb der Dorflage von Grießbach und verfügte sogar über einen eigenen Haltepunkt entlang der 1972 stillgelegten und geschliffenen  Schmalspurbahnstrecke Wilischthal – Thum.

Die als Kalkwerk Venusberg bezeichnete Lokalität gehört zur Gemarkung Venusberg und ist heute ebenfalls ein Ortsteil der Gemeinde Drebach. Dieses Werk liegt in einem kleinen Nebental unweit des östlichen Ortseingangs von Gelenau und wurde zeitweise auch als „Humboldtschacht“ bezeichnet. Auf einigen alten Karten wurde das Bächlein als „Rainungsbach“ benannt, vielleicht weil das Tal eine Flurgrenze bildete.

Ob überhaupt und wenn ja, warum und von wem dieses abgelegenen Kalkwerk nach dem großen preußischen Gelehrten und Weltreisenden Alexander von Humboldt (*1769, †1859) benannt wurde, haben wir noch nicht in Erfahrung bringen können...

  


Übersichtskarte zur Lage der Region, die beiden Kalkwerksstandorte sind markiert, Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

   

Die Region südlich von Zschopau war ursprünglich Teil des pleißenländischen Reichslandes. Vermutlich um 1200 entstand südöstlich von Drebach hoch über dem Zschopautal die Burg Wolkenstein. Die Waldenburger, nachweislich seit 1241, begründeten das Amt Wolkenstein als Verwaltungssitz, das unter markgräflich- meißnischer Lehnshoheit stand. Nach dem Aussterben der Waldenburger fiel es 1479 an die Landesherrn, während die Herrschaft Waldenburg an die fürstliche Linie der Schönburger kam.

Seit der Leipziger Teilung im Jahr 1485 gehörte das Amt Wolkenstein dann zum albertinischen Sachsen. Von 1505 bis 1539 nutzte Herzog Heinrich, der Fromme (*1473, †1541) die Burg als Jagdschloß. Dessen Vater, Albrecht der Beherzte (*1443, †1500), hatte bereits vor seinem Tode bestimmt, daß Herzog Georg, der Bärtige (*1471, †1539), welcher ihm zuerst auf den Thron nachfolgte, den jüngeren Bruder Heinrich mit den Ämtern Freiberg und Wolkenstein zu entschädigen hatte. Heinrich, der Fromme ist als Gründer der Bergstadt Marienberg (1521) bekannt und bekannte sich bereits 1536 zur Lehre Luthers. Nach dem Tod seines Bruders ohne männliche Erben übernahm er 1539 die Herrschaft im Herzogtum. Unter seiner Regierung wurde auch im albertinischen Sachsen der Protestantismus Staatsreligion.

1596 kam auch das vormals ebenfalls waldenburgische Amt Rauenstein zum Amt Wolkenstein hinzu; 1794 wurde noch das Gebiet des Mühlenamtes Annaberg eingegliedert (30021, Bestandserläuterungen).

Der Amtshauptmann, meist ein ortsansässiger adeliger Rittergutsbesitzer, nahm die Kontrolle und Aufsicht über die Beamten, ihre Akten- und Rechnungsführung, die öffentliche Ordnung, die Rechtspflege, die Kammergüter, den Straßenbau und weitere allgemeine Aufgaben in den ihm zugewiesenen Ämtern wahr. Er besaß allerdings keine Anordnungsgewalt und war dem Kreishauptmann berichtspflichtig. Seiner Aufsichtspflicht kam der Amtshauptmann durch regelmäßige Inspektionsreisen nach. Der Amtssitz wechselte je nach Wohnsitz des Amtshauptmanns.

Eine Generalinstruktion vom 22. Juni 1816 erweiterte den Wirkungskreis der Amtshauptleute u. a. um das Steuerwesen, die Kirchen- und Schulaufsicht, Militärangelegenheiten sowie handels- und gewerbepolitische Belange. Die Dritte (ältere) Amtshauptmannschaft im Erzgebirgischen Kreis umfaßte in jener Zeit die Ämter Grünhain, Lauterstein und Wolkenstein mit Mühlenamt Annaberg. Später kamen noch die 1832 bzw. 1855 gebildeten Königlichen Gerichte Oberwiesenthal und Scheibenberg hinzu (33044, Bestanderläuterungen).

   

Schon im ausgehenden Mittelalter verhalfen Silber- und Zinnbergbau sowie einige Stadtgründungen der Region zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Neben den Amtsdörfern entstanden mehrere adlige Rittergüter.

Eines dieser unweit entfernt liegenden Rittergüter war die Grundherrschaft Thum. Das Rittergut wurde 1492 als Vorwerk erstmals erwähnt und gehörte um 1840 zu den kleineren Gütern in Sachsen. Es war ein neuschriftsässiges Rittergut. Der Grundherr besaß die Ober- und Erbgerichtsbarkeit über seine Untertanen, vor allem über Güter in Drebach, Herold und natürlich im Dorf Thum. Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde 1849 an das Justizamt Wolkenstein abgegeben (30827, Bestanderläuterungen).

Erst rund 60 Jahre später, im Jahre 1551, wurde das Rittergut Venusberg erstmals erwähnt, das um 1840 mit 5.676,40 Steuereinheiten schon zu den Gütern mittlerer Größe in Sachsen gezählt wurde. Im Gegensatz zu Thum war es ein altschriftsässiges Rittergut und hatte die Gerichtsbarkeit über Güter in Drebach, Venusberg und Wiltzsch inne. 1855 wurde die Patrimonialgerichtsbarkeit ebenfalls an das Justizamt Wolkenstein abgegeben (Bestand 30851, Bestandserläuterungen).

Ebenfalls 1551 wurde das Rittergut Drebach erstmals urkundlich erwähnt. Mit 4.570,09 Steuereinheiten gehörte es wie Thum zu den eher kleineren Gütern in Sachsen. Wie dieses war es neuschriftsässig und besaß nur über Güter im Dorf Drebach selbst die Ober- und die Erbgerichtsbarkeit über seine Untertanen. Wie in Venusberg auch wurde die Gerichtsbarkeit 1855 an das Justizamt Wolkenstein abgegeben (30634, Bestandserläuterungen).

Aus den Bergamtsakten zu einigen Streitfällen (siehe weiter unten) erfahren wir nebenbei, daß das Rittergut Drebach 1769 im Besitz von Frau Generalleutnantin Sophie Eleonore von Zeutzsch (in einer anderen Akte steht von Ze-n-tsch) gewesen ist (40001, Nr. 1695). 1784 scheint Frau von Zeutzsch dann jedoch nach Neundorf verzogen zu sein und das Gut Drebach an Kurt Adolph Dietrich von Schönberg auf Pfaffroda und Dörnthal verkauft zu haben (40051, Nr. 0235).

Wieder 50 Jahre später lesen wir dann, daß das Gut Drebach 1832 im Besitz von Carl Heinrich von Elterlein und an Gustav Adolph Roch verpachtet gewesen ist, nun aber verschuldet war und versteigert werden sollte (30021, Nr. 50 und Nr. 58).

Eine ganze Reihe recht illustrer Namen begegnet uns hier...

  

Aber zurück zu den beiden Orten, denen im Folgenden unser Hauptaugenmerk gelten soll:

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Grießbach als „Grisbach datiert bereits auf den 8. April 1386. Markgraf Wilhelm I. von Meißen wies damals der Witwe Anarg's von Waldenburg die Herrschaft Scharfenstein mit dazugehörigen Dörfern, darunter Grießbach als Witwensitz zu. Der Ortsname wird als „Ort an einem Bach mit viel Steingrieß“ gedeutet.

Im Ort wurde im 16. Jahrhundert Kupferbergbau, wenn auch von geringer Bedeutung, betrieben. Bis ins 19. Jahrhundert zeugte davon das Berghaus, an dessen Stelle später ein Gasthaus errichtet wurde (wikipedia.de). August Schumann schrieb im seinem Post- und Staatslexikon von Sachsen, Band 3 von 1816, den Kupferbergbau von Grießbach betreffend, daß dieser im Zeitraum von 1547 bis 1587 insgesamt 13.454 Gulden eingebracht habe. Kalksteinabbau erwähnt Schumann unter diesem Orte dagegen im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts noch nicht. 

Bei Drebach verweist die Geologische Karte noch um die Wende zum 20. Jahrhundert u. a. auf Drebachs Hoffnung besserer Zeiten Fundgrube oder Johannes Enthauptung Fundgrube, die auf Gängen der braunspäthigen Bleierzformation“ bauten. Unterhalb von Venusberg ist zu dieser Zeit noch eine Bau auf Gott Fundgrube vermerkt.

Ob diese Gruben in jener Zeit noch bemerkenswerte Ausbeute brachten, darf bezweifelt werden. Vielmehr berichten schon Akten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, daß das Rittergut Drebach den üblichen Erlaß der halben Land- und Tranksteuer auf verschiedenen Gruben zu verbauen hatte (40013, Nr. 59 und 40011, Nr. 395). Andererseits wurde Mitte des 18. Jahrhunderts für Drebachs Hoffnung besserer Zeiten Fundgrube noch ein neues Pochwerk errichtet. Der Erzbergbau unterlag natürlich dem Regalrecht und fast erwartungsgemäß kam es um diesen Pochwerksbau auch hier zu Streitigkeiten mit dem Rittergut Drebach (40001, Nr. 1614 sowie Nr. 1695). Am naheliegendsten wäre, daß es dabei um die Nutzung des Drebach- Wassers für den Antrieb der Pochwerksmaschinen gegangen ist. Der Streitfall beschäftigte jedenfalls sogar das Geheime Konsilium in Dresden (10025, Loc. 05307/20).

  

Das Dorf Venusberg wird 1414 als „Fenichbergk erstmals urkundlich erwähnt. 1486 gehörten zum Rittergut Venusberg neben dem Dorf Venusberg noch ein Vorwerk, das Dorf „zum Herold“ sowie acht Untertanen in Drebach (wikipedia.de). Der Name „Venusberg“ hat freilich mit der Venus, der Frauengestalt der römischen Mythologie, nichts zu tun. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist er auf das althochdeutsche Wort „fenisch“ oder „Fennes-Graß“, was „wilde Hirse“ bedeutet, zurückzuführen. Die wilde Hirse war nachweislich das Hauptnahrungsmittel der damaligen Siedler und Bauern (gemeinde-drebach.de).

1555 wird der Ortsname erstmals „Venußberge“ geschrieben und erst 1791 erscheint die Schreibweise „Venusberg“ (hov.isgv.de).

Auch in der 1699 gedruckten Ausgabe der Ausführlichen Beschreibung des Meißnischen Ober- Erzgebirges, verfaßt in den Jahren zuvor vom Scheibenberger Pfarrer Christian Lehmann, wird noch der Ortsname Fenßberg verwendet. Aber es werden bei Venusberg zu dieser Zeit auch schon Kalksteinbrüche erwähnt: In der Achten Eintheilung: Von allerhand Steinen, im Cap. III. Von Kalck- Brüchen heißt es nämlich dort (S. 445f): Zu Fenßberg auf dem Wilischberge und zum Herold auf dem Schafberg sind auch reiche und mächtige Kalck- Brüche zu finden. Der Fenßbergische ist sehr weiß / ergiebig und zum bauen sehr bequem / auch fest / und weil er sehr am Tage liegt / ohne Kosten leicht und in grosser Menge zu brechen; der Herolder aber ist etwas graulicht / und dienet nur zum mauren und auf die Felder / nicht aber zum bewerffen und weissen...“

August Schumann schrieb dann im Band 12 des Postlexikons, gedruckt 1825, über diesen Ort: „Venusberg, in der richtigern Aussprache des gemeinen Mannes Fensberg oder Fengsberg… ist ein ansehnliches Dorf des königl. sächs. Amtes Wolkenstein im erzgebirgischen Kreise, zum dasigen altschriftsässigen Rittergute, jetzt also dem ruß. Rittmeister Aug. Heinr. Gottlob v. Leubnitz auf Münchenhernsdorf gehörig…

Gepfarrt ist es nach dem im Osten nahe gelegenen Drehbach und nährt sich auch, wie dieses, großentheils mit Anbau und Verspinnen des Flachses zu feinem Klöppelzwirn. Am südöstlichen Ende des Dorfes steht die Rittergutsschäferei und ½ Stunde nördlich bricht man am Wilzschberge einen sehr weißen und festen Kalkstein in großer Menge und brennt ihn im dasigen herrschaftlichen Kalkofen

Das Gut gehörte ohne Zweifel zur alten Herrschaft Thum und wurde 1440 von Anarch v. Waldenburg dem Georg v. Wiedebach, 1467 aber dessen Söhnen verliehen. 1696 hatte es nebst Thum ein Baron v. Schwan, bis 1751 der Oberforstmeister v. Leubnitz auf Münchenhernsdorf, nachher die Kammerherrin v. Bünau auf Weesenstein. 1810 gehörte es den Familien v. Leubnitz und v. Polens in Gemeinschaft.“

Schumann's Formulierung herrschaftlicher Kalkofen verweist darauf, daß das Kalkwerk um 1825 zum Rittergut gehört haben muß. Erst 1921 wird der Rittergutsbezirk Venusberg aufgelöst. Die Fluren kommen zu Drebach und Venusberg.

  

1827 wird im Ort eine Spinnerei errichtet, deren Besitzer Oehme 1832 auch die erste Fabrikschule der Region gründete. Zur gleichen Zeit wurde auch die Schüllermühle zu einer Spinnerei umgebaut. Im Ortsteil Venusberg- Spinnerei entsteht 1843 die älteste Arbeitermietskaserne des Erzgebirges (heute unter Denkmalschutz stehend). Der Eigentümer der Schüllerspinnerei, Johann David Schüller, ließ in den Jahren bis 1858 eine neue, noch größere Spinnerei an der Rainung nach Herold errichten.

  

Nach dem Ende der sächsischen Ämterverfassung 1856 wurden die Orte des früheren Amtes Wolkenstein auf die Gerichtsämter Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer, Jöhstadt, Lengefeld, Marienberg und Wolkenstein aufgegliedert (30021, Bestandserläuterungen).

Zeitgleich wurde die Amtshauptmannschaft Niederforchheim gebildet, welche nun die Gerichtsämter Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer, Grünhain, Jöhstadt, Lengefeld, Marienberg, Oberwiesenthal, Wolkenstein und Zöblitz umfaßte. Namensgebend für die Amtshauptmannschaft wurde das Rittergut Niederforchheim, zirka 17 km östlich von Drebach nahe Pockau- Lengefeld gelegen, das 1819 bis 1855 auch als Amtssitz fungierte.

Im Zuge von Verwaltungsreformen traten 1874 neue, territorial anderes zugeschnittene Amtshauptmannschaften an die Stelle der bisherigen Organisationseinheiten. Nachfolger der Älteren Amtshauptmannschaft Niederforchheim wurden die (neuen) Amtshauptmannschaften Annaberg und Marienberg (33044, Bestandserläuterungen). Das frühere Amt Wolkenstein wurde nun Teil der Amtshauptmannschaft Marienberg. Sie wiederum unterstand der Aufsicht durch die Kreishauptmannschaft Zwickau, ab 1900 der Aufsicht der Kreishauptmannschaft Chemnitz.

Diese amtshauptmannnschaftliche Organisation bestand mit geringen Änderungen bis 1945. Die wesentlichen Aufgaben übernahm dann der Kreistag/Kreisrat Marienberg (30046, Bestandserläuterungen).

  

Ab 1943 wurden in Teilen der Spinnerei Schüller Rüstungsaufträge der Dessauer Junkers-Werke von weiblichen KZ-Häftlingen ausgeführt. Der Tarnname „Venuswerke“ ist uns auch in unserem Beitrag zum Kalkwerk  Herold bereits begegnet. Die Zwangsarbeit mußten 1.000 Jüdinnen aus Ungarn sowie aus westeuropäischen Ländern ausführen, die aus dem KZ Ravensbrück und dem KZ Bergen- Belsen herantransportiert wurden und im Außenlager Venusberg des KZ Flossenbürg interniert waren (wikipedia.de).

Bei einem Luftangriff in der Nacht vom 14. zum 15. Februar 1945 wurden auch 21 Gebäude in  Grießbach zerstört (wikipedia.de).

Das Territorium der früheren Amtshauptmannschaft Marienberg wurde dann im Zuge der Bezirksreform in der DDR im Jahr 1952 auf die Kreise Marienberg und Zschopau aufgeteilt (30046, Bestandserläuterungen).

Von 1994 bis 2009 gehörte Venusberg zum Verwaltungsverband Grüner Grund. Zum 1. Januar 1999 wurde auch Grießbach ein Ortsteil der Gemeinde Venusberg. Am 1. Januar 2010 erfolgte schließlich der Zusammenschluß der Gemeinden Drebach und Venusberg.

  

 
 
 

Zur Geologie

  

Die Kalksteinbrüche von Grießbach und Venusberg liegen im Bereich der nordwestlichen Abdachung des Erzgebirges in einem Gebiet, welches durch das Vorherrschen der Glimmerschieferformation geprägt ist.

Weitere, kleine Kalkvorkommen liegen auf dem Gemeindegebiet von Weißbach in der Nähe des noch heute erhaltenen Grießbacher Kalkwerkskomplexes und nordwestlich von Drebach in den Taleinschnitten des Venusberger und des Drebaches.

Kalksteinbrüche bei Venusberg müssen schon vor 1700 überregional bekannt gewesen sein und werden deshalb auch von Pfarrer Lehmann erwähnt (siehe oben).

Johann Friedrich Wilhelm Charpentier erwähnt jedoch in seiner Mineralogischen Geographie der Chursächsischen Lande, gedruckt im Jahr 1778, zweite Abtheilung, dritter Abschnitt, auf S. 200 bezüglich dieser Gegend nur das Kalksteinlager am Schaafberge zwischen Thum und Herold.

  

In einem Zwischenbericht von C. A. Kühn, damals noch Obereinfahrer in Freiberg, über erste Ergebnisse der geognostischen Landesuntersuchung, namentlich über die dabei „aufgefundenen Lagerstätten gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien,“ aus dem Jahr 1818 (40003, Nr. 59) findet man im Kapitel III. Zwischen der Freyberger und Zwickauer Mulde gelegener Theil des Königreichs Sachsen (Rückseite Blatt 112ff) eine kurze Notiz über die hiesigen Kalksteinvorkommen unter dem Anstrich a) Urkalkstein (Blatt 144f):

§62.
3. dergleichen bei Grießbach, Venusberg und Herold.

 „Eine sehr verbreitete Lagerstätte von Kalkstein, welche ebenfalls dem Glimmerschiefer inneliegt, ist ferner diejenige, auf welcher in den Dörfern Grießbach, Venusberg und Herold Kalkbrüche angelegt sind.

In ersteren beiden Orten ist das gegen NW einschießende Lager zwar nur 2 – 4 Ellen, zu Herold aber auf 7 Ellen mächtig. Wahrscheinlich dürfte dasselbe (schwer leserlich…?) noch bedeutend weiter in SW fortsetzen. Es führt einen schönen weißen, auch ziemlich reinen Kalkstein.

Erst im Ergebnis der geologischen Landesuntersuchung im 2. Heft der Erläuterungen zu den geognostischen Karten von Carl Friedrich Naumann (2. Auflage 1845) finden wir zu denen bei Grießbach und Venusberg folgende, noch immer recht knapp gefaßte Nachricht im Abschnitt:

Kalk- und Dolomit- Lager zwischen Scheibenberg und Zschopau

„Fast in einer und derselben Linie liegen die Kalklager von Griesbach, Venusberg und Herold.

Das Griesbacher Lager hält nach Blöde gräulich und gräulichweißen, fas dichten Kalkstein, ist einige Ellen mächtig, und fällt 30° bis 40° in WNW.

Bei Venusberg liegen, nach demselben Beobachter, eigentlich drei, durch Glimmerschieferschichten getrennte Lager übereinander, von denen das erste ungefähr 1, das zweite 2 und das dritte über 3 Ellen mächtig sein soll. Auch ist der, zunächst dem Dache und der Sohle des Lagers vorkommende Kalkstein dermaaßen durch Glimmer und Eisenocker verunreinigt, dass er als wildes Gestein auf die Halde gestürzt wird, während der Kalkstein aus dem mittleren Theile des Lagers jenem von Griesbach gleicht. Diese Lager werden übrigens häufig durch kleine, mit Quarz und eisenschüssigen Letten erfüllte Morgen- Gänge um mehrere Ellen verworfen.

Vom Herold’er Lager gibt Blöde 1 ½ bis 2 Lachter Mächtigkeit an.“

  


Ausschnitt aus der Geognostischen Karte des Königreichs Sachsen, Blatt XV. Graugrün dargestellt sind Gesteine der Phyllitformation, in rötlichen Tönen dagegen Glimmerschiefer und Gneise. Tatsächlich liegen in dieser Darstellung die Vorkommen von Herold links unten, Venusberg und Grießbach fast in einer geraden Linie von Südwest nach Nordost. Rechts haben wir noch das Kalklager im
 Heidelbachtal markiert.

      


Vergrößerter Ausschnitt aus der Geognostischen Karte mit den beiden, dunkelblau markierten
Ur-Kalklagernbei Venusberg und Grießbach etwa in der Bildmitte. Links unten in diesem Ausschnitt am Westhang des Wilischtales das Kalklager von Herold bei Thum.

  

In ihrem ausführlichen Gutachten über den Stand des Kalksteinbergbaus und der Kalkbrennerei in Sachsen aus dem Jahr 1867 führen die Autoren Wunder, Herbrig und Eulitz auch chemische Analysen von zwei Proben aus den Grießbach´er und insgesamt vier Proben aus den Venusberg´er Kalkbrüchen auf:
  

Fundort 

Proben- bezeichnung

Kalk

Magnesia

Kohlen-säure

Eisen-oxyd. Mangan, Tonerde

Un-lösliches

Griesbach

I

52,0 %

0,3 %

40,9 %

0,2 %

5,5 %

II

47,8 %

0,4 %

38,0 %

0,3 %

13,5 %

Venusberg

Röber I

53,3 %

1,2 %

42,7 5

0,4 %

2,4 %

Röber III

52,5 %

0,5 %

41,1 %

0,5 %

4,5 %

 

Der hier als Steinbruchbesitzer in Venusberg genannte Name Röber erscheint in derselben Aufstellung noch ein weiteres Mal als Besitzer eines Kalkbruches bei Kemptau ‒ so 1867 niedergeschrieben ‒ gemeint ist hier aber sicher der Ortsteil Kemtau der heutigen Gemeinde Amtsberg nordwestlich der Gemeinde Drebach. Anton Constantin Röber war dort Besitzer des Lehngerichtshofes, geriet aber offenbar in finanzielle Schwierigkeiten, denn 1869 wurde der Hof versteigert (30144, Nr. 89).

  

Trotz vieler neuer Erkenntnisse der Geowissenschaften, die bei tiefgründiger Bearbeitung des Themas beachtet werden sollten, greifen wir immer wieder gern auf die ausführlichen, oft sehr  bildhaften und gut verständlichen Beschreibungen der alten Geologen in den Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, hier im Speziellen zur Section 115: Zschopau Grünhainichen, zurück, weil sie eben stets auch historische Quellen über den Stand des Bergbaus zum Zeitpunkt ihres Erscheinens darstellen. Wer tiefgründiger in diese Materie eintauchen möchte, sollte daneben natürlich auch die aktuelle geologische Literatur aufschlagen !

Über die Kalkvorkommen in der Region Grießbach und Venusberg können wir in der von F. Schalch und A. Sauer überarbeiteten Ausgabe von 1904 lesen (S. 28ff):

a) Das Kalklager von Venusberg

„Das Kalklager von Venusberg, 1,5 km nordwestlich vom gleichnamigen Dorfe gelegen, kann zur Zeit nirgends über Tage anstehend beobachtet werden. Aus den unterirdischen, und wie man an den z. Th. sehr ausgedehnten Hohlräumen ersieht, jedenfalls schon seit längerer Zeit in Betrieb stehenden Bauten ergiebt sich jedoch, das man es eigentlich mit mehreren übereinander liegenden, durch Glimmerschieferzwischenlagen von einander getrennten Lagern zu thun hat, welche dem hellen Glimmerschiefer eingeschaltet sind. Neueren Angaben zufolge scheint der Abbau sich hauptsächlich auf zwei Hauptlager zu beschränken, ein oberes, mit röthlich gefärbten unreinen Kalkstein, 4,56 m mächtig, und ein von diesem durch Glimmerschiefer getrenntes zweites, ebenso mächtiges Lager von reinem, weissen, feinkörnigen Kalkstein. Seiner chemischen Beschaffenheit nach besteht dieser letztere aus fast reinem kohlensauren Kalk, wie aus folgenden 4 Analysen hervorgeht:
 

 

1. Probe

2. Probe

3. Probe

4. Probe

Kohlens. Kalk

97,768 %

96,0 %

95,20 %

93,8 %

Kohlens. Magnesia

-

1,2 %

1,32 %

0,6 %

Eisneoxyd. Mangan, Tonerde

0,135 %

0,4 %

0,40 %

0,5 %

Unlösliches

1,987 %

2,4 %

2,40 %

4,5 %

Gesamt

99,890 %

100,0 %

99,32 %

99,4 %

 1. Probe nach Fleck, 2. Probe nach Wunder (siehe oben), 3. und 4. Probe nach Röber
(Schau an, dieser Name auch wieder...)

  

Drusenräume mit schön ausgebildeten Kalkspathkrystallen kommen häufig innerhalb des reinen Kalksteins vor. 

In der Regel schieben sich zwischen die Hauptlager Linsen oder „Kegel“ von sogenannten wildem, glimmerschieferartigen Gestein ein, die oft scheinbar scharf am Kalk abschneiden, so dass es aussieht, als ob sie durchgreifende Lagerung zeigten. Doch sind die Lagerungsverhältnisse in der Nähe des Kalkes in Folge der verhältnismässig leichten Löslichkeit und Wegführbarkeit des Kalkcarbonates so unregelmässig, dass bei Beurtheilung der Verbandsverhältnisse große Vorsicht nöthig ist. Umgekehrt erscheinen nicht selten im Hangenden und Liegenden des Hauptlagers kleine, wenig mächtige einlagerungen von Kalkstein im Schiefer mit unter sich und der Schieferung ziemlich parallelen Grenzflächen, doch sieht man an anderen Stellen ebenso deutlich, dass in der Fall- oder Streichrichtung ein oft ziemlich rasches Auskeilen stattfindet, so dass die Linsenform dadurch deutlich zum ausdruck gelangt. Der umgebende Glimmerschiefer ist an solchen Stellen meist sehr stark lettig zersetzt und aufgeblättert, wie denn überhauptin der Nähe des Kalkes das Nebengestein sich stark zerquetscht, aufgelöst und dunkelgefärbt zeigt. Klüfte, Verwerfungen, Rutschflächen und andere auf mannigfaltige Bewegungen der Gesteinsmasse hindeutende Erscheinungen sind sehr gewöhnliche Vorkommnisse in der Umgebung des Kalkes.

Durch den an der Wilsch angesetzten tiefen Stolln, welcher nach dem Hauptlager führt, wurde noch in weiter Entfernung von diesem und mitten im normalen Muscovitschiefer eine kleine Einlagerung, von weissem bis licht-fleischrothen, anscheinend reinen Kalk überfahren.“

  

Gleich danach folgt in derselben Quelle auch:

b) Das Kalkvorkommen von Griesbach.

In dem jetzt auflässigen Griesbacher Kalkwerke, welches etwa 1.200 m nordwestlich vom Dorfe Grießbach im Wilischthale liegt, sind die Verhältnisse im Ganzen diesselben, wie sie eben von Venusberg beschrieben wurden. Bereits in petrographischer Beziehung gleichen sich beide Vorkommnisse sehr. Das Gestein von Griesbach zeigt etwas dichtere Structur und graulich- bis grünlich- weisse Farbe und ist, wie dasjenige von Venusberg, vollständig frei von accessorischen Gemengtheilen. Seine chemische Zusammensetzung ergiebt sich aus folgenden Analysen:
 
 

 

1. Probe

2. Probe

Kohlens. Kalk

92,9 %

85,3 %

Kohlens. Magnesia

2,52 %

1,05 %

Eisneoxyd. Mangan, Tonerde

0,2 %

0,3 %

Unlösliches

5,5 %

13,5 %

Gesamt

101,12 %

100,15 %

  

Der Kalkstein tritt in Griesbach weniger in geschlossenen, ausgedehnten Lagern, als vielmehr in zahlreichen, stellenweise zu Tage ausstreichenden, gewöhnlich nicht lange aushaltenden linsenförmigen Massen auf, welche auf das unregelmäßigste neben und übereinander gelagert sind. Der ganze Betrieb der Grube hing mit diesem Umstande auf‘s Innigste zusammen, in dem die einzelnen Lenticulärmassen nur so lange verfolgt wurden, als sie noch eine erhebliche Mächtigkeit besaßen. Die zur Aufsuchung neuer Lager zu treibenden Querschläge setzte man häufig im vollkommen tauben Nebengesteine an und erreichte dann meist in geringem Abstande eine neues, bis dahin unbekanntes Lager. 

Die Grenzen zwischen Kalk und Glimmerschiefer sind auch bei diesem Vorkommen oftmals höchst unregelmäßig, so dass die concordante Lagerung beider Gesteine oft sehr verwischt erscheint. Die überall in der Nähe des Kalkes zahlreich vorhanden Quetschungen und Stauchungen der Schichten mögen aber auch hier vielfach mit diesen scheinbar abnormalen Lagerverhältnissen in Beziehung stehen. An mehreren Stellen zeigt der Kalk eine ausgezeichnet drusige, grosslöcherige bis cavernöse Beschaffenheit bei gelblicher bis dunkelbrauner Farbe. Er ist dann immer verhältnismässig reich an Magnesia- und Eisencarbonat- haltigen Kalksteine das Kalkcarbonat zum Theil in Lösung gegangen sei und in dem dadurch porös gewordenen Rückstande die erstgenannten Carbonate sich concentrirt hätten, wobei das Eisencarbonat sich theilweise zu Eisenoxyd höher oxydirte...

An einer Stelle kommen in Drusen dieses an Braunspath und Eisenspath reichen, zum Theil zu erdigem, gelben Eisenocker zersetzten Gesteines blätterige Partien von Schwerspath vor.“

  

Der Kalkstein von Grießbach wird noch an einer anderen Stelle in den Erläuterungen zum geologischen Kartenblatt erwähnt, findet sich doch dort noch eine geologisch bemerkenswerte Besonderheit. Es handelt sich dabei um das Auftreten von Gängen eines Eruptivgesteins, dem Kersantit. Darüber liest man dort (S. 58):

Bemerkenswerth sind die Contacterscheinungen des Kersantits im Griesbacher Kalkwerke. Man sieht den Gang in der Grube an mehreren Stellen deutlich anstehen. An den auf der Halde liegenden Stücken, an welchen sich Kersantit und Nebensgestein noch im Zusammenhange befinden, sind keine erkennbaren Veränderungen am Kalke nachzuweisen. Seine Grenze gegen das Eruptivgestein, das bisweilen in kleine Spalten des Kalkes eindringt, ist sehr scharf. Der Kersantit hingegen ist an der Berührungszone völlig dicht und fast gar nicht mehr in bestimmbare, individualisirte Minerale zu zerlegen. Nur Augit, Biotit und namentlich Apatit sind krystalisirt. Die Feldspathmasse und Eisenoxyde, wohl nebst etwas Biotitsubstanz, bilden zusammen eine sphärolitische Masse, deren kleine Kügelchen mit undurchsichtig- weisslichem Kerne 0,05 mm Durchmesser aufweisen.“

  

Das als Kersantit beschriebene Gestein gehört zur Gruppe der Lamprophyre. Es handelt sich dabei um eine recht ungewöhnliche Gruppe magmatischer Gesteine, die als Intrusionen, Gänge oder Lagergänge auftreten und die aufgrund ihrer Zusammensetzung zu den Alkaligesteinen zählen. Als Kersantit werden Variationen bezeichnet, deren Grundmasse aus Biotit- Hornblende- Augit- Lamprophyr besteht und bei denen der Orthoklas- Anteil den Plagioklas- Anteil wesentlich übertrifft. Nur sehr selten sind diese Gesteinsgänge übertage an offenen Felsformationen zu beobachten, meist nur untertage wie in Grießbach oder in einigen sächsisch- böhmischen Bergrevieren des Erzbergbaus. Eine wirtschaftliche Bedeutung haben Lamprophyre kaum, meist werden sie nur als Werksteine für künstlerische Arbeiten bzw. für Dekorationszwecke benutzt (W. Schumann, 1991).

  

Zu den in unserer Einleitung genannten Erzlagerstätten in der Umgebung von Drebach haben wir in der Ausgabe des Jahrbuchs für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen auf das Jahr 1912 einen Aufsatz vom Freiberger Professor für Geologie, Richard Beck, über

Die Erzlagerstätten der Umgegend von Marienberg.

gefunden, in dem der Autor auf Grundlage früherer Arbeiten von Carl Hermann Müller aus dem Jahr 1848 u. a. diese Gangerzlagerstätten folgendermaßen beschreibt:

2. Die Gänge der braunspätigen Silbererzformation.
(Drehbach'er Formation Freiesleben's.) 

„In dem Glimmerschiefergebirge der Umgegend von Drehbach, Herold und Grießbach, zum Teil auch in dem Gneis der Gegend von Wolkenstein, begegnen wir einer Gruppe von Gängen, welche der Braunspat- Silbererzformation angehören. Es sind Spat- und Morgen- Gänge mit gewöhnlich sehr steiler Neigung in S. und N., deren Mächtigkeit bei den meisten zwischen 4 cm und 20 cm schwankt und nur bei wenigen 1 m, ja 2 m erreicht.

Was den mineralogischen Charakter dieser Gänge betrifft, von denen im untersuchten Distrikte 10 bekannt sind, so führen sie als Gangarten Braunspat, Manganspat, Quarz, seltener Kalkspat oder Schieferspat, und von den Erzarten hauptsächlich schwarze Blende, Magnetkies, Schwefelkies, Kupferkies, Arsenkies und .Bleiglanz mit 0,09 ‒ 0,1, ja bis 0,5 % Silbergehalt. Hierzu kommen selten noch Spuren von Weißgiltigerz, Fahlerz, Kupferkies, Rotgiltigerz, gediegen Silber, Silberschwärze und Malachit. Die Gänge sind in der Hauptsache sehr erzarm. Auf ihre Haupterstreckung hin bestehen sie aus nichts anderem, als aus zersetztem Nebengesteine, Ausschram und Letten. Dies ist namentlich der Fall bei den im Glimmerschiefer aufsetzenden Gängen von Drehbachs Hoffnung besserer Zeiten bei Drehbach, welche nur da, wo sie einige günstigere im reinen Glimmerschiefer eingeschaltete Gesteinslagen durchsetzen, aus Gang- und Erz- Arten zusammengesetzt sind. Diese Gänge führen dann im Quarz und Braunspate schwarze Blende, Schwefelkies und Arsenkies und nicht selten auch Kupferkies und Bleiglanz in größerer Menge.

Bei den Gängen von Bau auf Gott Stolln, dicht südlich von Grießbach bei Zschopau, ist weißer Quarz und grauer Hornstein die vorherrschende Gangart, die bisweilen die Mächtigkeit von 1 ‒ 2 m erreicht und in den günstigeren Regionen Nester und Trümer von Braunspat, sowie kleine Partien von Blende, Bleiglanz und Kupferkies, zuweilen auch Spuren von Weißgiltigerz, Fahlerz und gediegen Silber enthält.

Auch kommen mitunter im Quarz kleine Partien von schwarzem, glänzenden Graphit vor. Diese Gänge zeigen oft eine ausgezeichnete Brekzienstruktur, indem der Quarz häufig eine Menge größerer oder kleinerer eckiger, scharfkantiger Bruchstücke des meist von Kohleteilchen dunkelfarbigen Nebengesteins umschließt; es entsteht so eine gewisse Ähnlichkeit mit den bekannten Bräunsdorfer Edlen Quarzgängen, mit denen sie auch die Neigung zur Trümerbildung teilen…“

 

 
 
 

Außerdem sind in der geologischen Beschreibung zum Blatt 115 noch zwei weitere Kleinstvorkommen an Kalkstein in der unmittelbaren Umgebung erwähnt (S. 31f), zum ersten:

Eine eigenthümliche untergeordnete Einlagerung im Glimmerschiefer wurde durch einen behufs Auffindung von Kalk vorgenommenen Schurf rechts der Strasse vom Griessbacher Kalkwerke nach Weissbach aufgeschlossen. Das daselbst blossgelegte Gestein besteht aus derben Massen von grünem Pyroxen, Quarz, Kalkspath, Granat und Spuren von Zinkblende, in welchen einzelne Knauern und Schmitzen von krystallinischen Kalk eingeschaltet sind, doch nur in so geringer Menge, dass ein Abbau derselben nicht lohnen würde. Die ganze 4 – 5 m mächtige Gesteinsmasse zeigt kaum eine Andeutung von Schichtung; doch erkennt man, dass an der Grenze ein gegenseitiges Anschmiegen von Einlagerung und umgebenden Glimmerschiefer stattfindet.“

Wir schauen natürlich nach...

  


Ausschnitt aus dem Blatt 115 der geologischen Karten des Königreichs Sachsen, 2. Auflage von 1904. Wie in der älteren geognostischen Karte sind die Kalksteinvorkommen dunkelblau markiert und mit einem k. bezeichnet. Links unten in unserem Ausschnitt das Venusberg'er Kalkwerk (Humboldt- Schacht), etwa in der Bildmitte das Grießbach'er Kalkwerk; bei beiden sind noch Kalköfen (K.O.) verzeichnet. Das oben genannte Vorkommen an der Straße nach Weißbach findet man nördlich der Wilisch und an der Ostseite der Straße bei der Signatur Stbr.

   


Der Blick ins Geoportal verrät schnell, daß es diesen Steinbruch noch gibt... Das oben erwähnte, dritte Kalksteinvorkommen liegt nordöstlich der Straße von Wilischtal nach Weißbach.
Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

  


Weil es hier nichts mehr von montanhistorischer Bedeutung zu sehen gibt, fügen wir gleich an dieser Stelle drei Fotos von dieser Örtlichkeit ein. Hinsichtlich der Kalkgewinnung hatte es jedenfalls nie Bedeutung erlangt. Vermutlich hatte man im Steinbruch auch hier das Auftreten von Kalkstein im Schiefer beobachtet.

  


Wie so oft, hatte man wohl auch hier zu DDR-Zeiten das Steinbruchareal als Hausmüllkippe genutzt. Inzwischen ist es aber beräumt und renaturiert.

  


Einige stark verwitterte Felsklippen sind im dichten Bewuchs immerhin noch sichtbar.

  

Und zum zweiten:

Im Thälchen unterhalb Venusberg wurde früher ebenfalls ein Lager von Kalkstein durch einen am Fusse des rechten Talgehänges in den Berg getriebenen Stolln abgebaut. Jedoch bereits im Jahre 1880 war der Bau nicht mehr zugänglich und das geförderte Material grossenteils beseitigt. Einige Stücke desselben erwiesen sich als ein sehr feinkörniger, graulichweisser, ziemlich reiner, etwas magnesiumhaltiger Kalk, völlig frei von accessorischen Gemengtheilen.

Auch da schauen wir einmal genauer hin und stellen anhand des zur Verfügung stehenden, historischen Kartenmaterials fest, daß der Abbau dort vor 1780 begonnen und vor 1830 geendet haben muß.

   


Etwas südlicher liegender Ausschnitt aus demselben geologischen Kartenblatt. Wenn man die Erläuterungen vorher gelesen hat, findet man in dem Thälchen unterhalb Venusberg - kurz vor dem Zusammenfluß von Venusberger Bach und Drebach - am südlichen Hang des Venusberger Tals tatsächlich eine weitere Eintragung einer winzigen, dunkelblauen Kalklinse...

  


Dieses Vorkommen findet man tatsächlich auch auf den Meilenblättern von Sachsen, jedoch nur auf dem Freiberger Exemplar, Blatt Nr. 218, wieder, wo in der Entstehungszeit dieser Kartenwerke um 1780 ein Steinbruch und ein Kalkofen eingetragen worden sind.

   


Ausschnitt aus den Stollnkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Dieser Kalkbruch und Ofen am Gegenhang der Bau auf Gott Fundgrube ist auch auf diesen Karten eingetragen; der im Tal unterhalb Drebach's gelegene und dem Rittergut gehörige dagegen nicht. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I54, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

   

Die Bergbaumonographie Marmore im Erzgebirge (Hoth et al., 2010) führt die Kalksteinvorkommen in der Region unter den folgenden Registriernummern auf:

Dem tieferen Teil der Grießbach- Formation (Zechengrund- bzw. Plavno- Subformation, mittleres Kambrium) wurden von den Autoren zugeordnet:

  • D56: Vorkommen Drebach
  • D57: Vorkommen Venusberg II (dies ist das im Thälchen unterhalb von Venusberg)

Dem höheren Teil der Grießbach- Formation (Boži Dar- Subformation, Mittelkambrium bis tiefes Ordovizium) sind zugeordnet:

  • D58 Marmorrelikte bei Weißbach (unter dieser Nummer ist der behufs Auffindung von Kalk vorgenommene Schurf im Steinbruch nördlich der Straße nach Weißbach erfaßt)
  • D59 Ehemalige Lagerstätte Grießbach
  • D60 Vorkommen Venusberg- Humboldtschacht

Die beiden Nummern D59 und D60 entsprechen den beiden Kalkwerken von Grießbach und Venusberg und sind in der folgenden Übersichtskarte markiert.

  


Kalksteinvorkommen im Erzgebirge, von uns rot markiert die Vorkommen bei Venusberg und Grießbach. Kartengrundlage aus Hoth et al.: Bergbaumonographie, Band 16, 2010.

  

Über das in der Bergbaumonographie zuerst genannte Vorkommen bei Drebach haben wir bisher nur zwei Akten des Landesbergamtes zu Freiberg (40024-12, Nr. 72) bzw. des Bergamtes Stollberg (40053, Nr. 110) finden können, welche auf den Zeitraum von 1906 bis 1930 datiert sind. Nach den Aktentiteln gehörte dieses Kalkwerk in jener Zeit zum Rittergut Drebach.

In den Ausgaben der Jahrbücher für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen der Jahre 1908 und 1909 fand es ebenfalls Erwähnung: Als Besitzer des Kalkwerks des Rittergutes Drebach ‒ so wird es auch hier ausdrücklich benannt ‒ ist in dieser Quelle ein Sächsischer Militär- Lebensversicherungs- Verein, Dresden- A., Schulgutstraße 7, angegeben. In der Ausgabe vom Jahr 1908 hieß es dazu: „Der Betrieb soll 1908 wieder aufgenommen werden.“

Schon im Folgejahr liest man dann aber an gleicher Stelle: „1908 Versuchsarbeiten. Betrieb wieder eingestellt.“ Offenbar lohnte der noch anstehende Kalkstein den Abbau wohl schon zu dieser Zeit nicht mehr.

Bei unserer Nachsuche konnten wir auf dem südlich angrenzenden, geologischen Kartenblatt Nr. 128: Section Marienberg ‒ Wolkenstein, 2. Auflage 1903 erschienen, unterhalb der damaligen Ölmühle im Drebachtal auch die Eintragung dieses Kalklagers finden.

Die Verfasser des Erläuterungsheftes zu diesem geologischen Kartenblatt notierten im Kapitel IIDie Glimmerschieferformation im Abschnitt 9. Krystallinische Kalksteine und Dolomite dazu: „Das dritte Kalklager der Glimmerschieferformation innerhalb Section Marienberg- Wolkenstein gehört dem hellen Glimmerschiefer an und wurde früher am linken Gehänge des Thälchens unterhalb Drebach abgebaut. Gegenwärtig ist anstehendes Gestein nicht mehr aufgeschlossen und das Vorkommen nur noch durch Lesesteine angedeutet, welche theils einen sehr reinen, weissen, mittelkörnig- krystallinischen Kalk darstellen, der sich fast vollständig in Salzsäure auflöst und in der Lösung nur ganz geringe Mengen von Magnesia neben Kalk erkennen lässt, theils ein Zwischengestein zwischen Kalk und hellem Glimmerschiefer (Kalkglimmerschiefer) repräsentiren. Von Kersten wurde der Drebacher Kalk quantitativ analysirt. Nach seinen Angaben waren die untersuchten Stücke ganz frei von fremdartigen Beimengungen, namentlich von Schwefelkies und von Quarzkörnern und bestanden aus 96,30 kohlensaurem Kalk; 2,42 kohlensaurer Magnesia; 0,72 Kieselsäure; 0,40 kohlensaures Manganoxydul; Spur Eisenoxyd.“

Freundlicherweise verwiesen die Autoren des Erläuterungsheftes auch auf die Quelle der angesprochenen Analyse und da schauen wir natürlich nach: Herr Professor Kersten nämlich berichtete in den damaligen Kalendern für den Berg- und Hütten-Mann, in einer Fortsetzungsreihe Über die chemische Zusammensetzung einiger sächsischer Mineralien und Gebirgsarten und und zwar in der Ausgabe auf das Jahr 1844 unter anderem über

2) Weißer körniger Kalkstein (Marmor) von Drehbach bei Thum.

Dort heißt es: „Die Absicht bei dieser mir aufgetragenen Untersuchung... ging dahin, zu erfahren, inwiefern seine chemische Beschaffenheit ihn zu Bildhauerarbeit und zu architectonischen Zwecken geeignet mache. Die untersuchten Stücke waren ganz frei von fremdartigen Beimengungen, namentlich von Schwefelkies und Quarzkrystallen und Körnern; abwechselnd mit verdünnter Chlorwasserstoffsäure übergossen und dann der Luft ausgesetzt, bildeten sich keine braunen Punkte oder Flecken. Bei Behandlung mit verdünnter Salpetersäure löst sich dieser Marmor zu einer farbelosen Flüssigkeit auf, nur wenige Quarzkörnchen hinterlassend; die Auflösung enthält außer Talkerde nur Spuren von Eisenoxyd und Manganoxydul.“

Darauf folgt die oben schon angeführte Analyse, auf deren Grundlage Herr Kersten zu dem Schlusse kommt: „Der sehr geringe Kieselerdegehalt, sowie die gänzliche Abwesenheit von Schwefelkies und Kieselthon in diesem Marmor dürften ihn daher vom chemischen Gesichtspunkte aus betrachtet, zu plastischen Arbeiten empfehlenswerth machen.“

  


Ausschnitt aus dem Blatt 128: Section Marienberg - Wolkenstein der geologischen Karten des Königreichs Sachsen, 2. Auflage von 1903. Wenn man genau hinschaut, findet man genau am nördlichen Rand des südlich an Blatt 115 angrenzenden Kartenblattes die Einzeichnung einer schmalen, dunkelblauen Linse mit einem k. für Kalkstein daneben.

  


Neben einem Steinbruch ist (aber wieder nur im Freiberger Exemplar) der Meilenblätter von Sachsen unterhalb der Drebach'er Schäferei eine Ziegelei und ein Kalkofen verzeichnet. Da es sich hier um Nachtragungen handelt (kenntlich an der roten Farbe), ist aber nicht sicher, wann nach 1780 diese Kartentragungen erfolgt sind.

   


Auf dem Obereit'schen Atlas des Königreichs Sachsen, Blatt 15, gedruckt 1836, ist der Drebach'er Kalk Bruch, Ziegelei und Ofen noch verzeichnet, während im Thale unterhalb von Venusberg nichts dergleichen mehr eingetragen worden ist.

 


An den entsprechenden Stellen finden wir auch im aktuellen Geländerelief noch Spuren der früheren Kalksteinbrüche. Quelle der Hintergrundkarte: geoportal.sachsen.de

      

Wie uns auch die oben angeführten Analysen schon verraten haben, handelte es sich bei allen diesen Vorkommen petrographisch um recht reine, fast weiße Kalzit- (CaCO3) Marmore, die nahezu frei von Dolomit und nur selten verunreinigt (und dann meist weiß und grau gebändert) waren.

Die Kalklager sind zumeist konkordant zwischen dem Roten Plattengneis im Hangenden und Gneisglimmerschiefer im Liegenden eingebettet. Im Übergangsbereich an der Hangendgrenze fand man auch Kalk- Glimmerschiefer, die örtlich drusig aufgelöst waren. Nur in solchen, kavernösen Zonen kamen auch dolomitische Marmorlagen vor, was besonders in Grießbach häufiger autrat. In solchen Bereichen fand man neben Dolomit CaMg[CO3]2 dann auch reichlicher Ankerit (Braunspat, CaFe[CO3]2) und Siderit (Eisenspat, FeCO3). Vermutlich wurde der Abbau in Grießbach wegen der starken Absätzigkeit der Lager aufgegeben.

Ganz ähnlich war das Kalkvorkommen in Venusberg ausgebildet, jedoch war es hier in ein Oberes und ein Unteres Hauptlager gegliedert, die beide jeweils bis zu 4,5 m Mächtigkeit erreicht haben und nur durch ein dünnes Zwischenmittel getrennt waren. Anstelle von Kalk- Glimmerschiefern fanden sich hier an den Grenzen der Hauptlager häufiger kleine Marmor- Linsen in die Nebengesteine eingebettet. Im Gegensatz zu Grießbach fehlt in Venusberg aber gänzlich der Ankerit.

 


Ein vergessener Kalksteinbrocken auf der 3. Sohle des Grießbacher Kalkbergwerkes.

  


Von Nahem betrachtet zeigt er die oben beschriebene Bänderung bzw. Streifung durch eingelagerte Verunreinigungen. Abgebaut wurde in erster Linie reinweißer Kalkstein, um Putzkalk für das Baugewerbe herstellen zu können, für den man auch die höchsten Preise und Gewinne erzielen konnte. Aus solchen stärker verunreinigten Partien des Lagers konnte man aber immer noch Düngekalk herstellen.

  


Aragonit xx mit Baryt xx. Kalkwerk Grießbach bei Ehrenfriedersdorf, mit Etikett von Max Hübler, Altenburg. Breite zirka 10 cm. Sammlung und Foto: Dr. A. Gerstenberg, Chemnitz.

   

 
 
 

Zur Montangeschichte

  

Betrachtet man die geologischen Karten etwas genauer, so findet man in der näheren Umgebung noch weitere Kalkvorkommen, wie etwa  Herold oder auch  Neunzehnhain. Offensichtlich sind metamorphe Kalksteine in diesen schon sehr alten Schichtenfolgen recht verbreitet, wurden jedoch nur an wenigen Stellen durch die Erosion freigelegt oder zufällig durch den Erzbergbau angefahren.

Die Kalkwerke von Grießbach und Venusberg stehen da etwas im Schatten der bekannteren Kalkwerke von Herold oder Neunzehnhain und traten nie besonders auffällig in Erscheinung. Dennoch waren bei diesen Kalkwerken im letzten Drittel des 19. Jahrhundert recht moderne technische Innovationen zu finden, die diese beiden Kalkwerke, Gießbach und Venusberg, in eine besondere Stellung im sächsischen Kalkbergbau erheben: Etwa der untertägige Einsatz von Heißluftmotoren (!!!) zur Wasserhaltung, von Wasserturbinen für die Förderung, mit Hochdruck- Dampfmaschinen betriebene Gestellförderung oder der Einsatz von mit Druckluft betriebenen und schon mit Wasser gespülten Bohrmaschinen (!!!), um nur einige, für diese Zeit noch sehr außergewöhnliche technische Einrichtungen aufzuführen.

Durch solche Versuche mit dem Einsatz moderner Technik zur Erzeugung hochwertigen Kalkes für Bau und Landwirtschaft heben sich die hiesigen Kalkbergwerke von dem sonst gleichzeitig vielerorts noch üblichen, fast noch „mittelalterlich“ anmutenden Gewinnungsbergbau in vielen privat geführten sächsischen Kalkwerken (wie z. B. in Kaltofen und Berbersdorf) sehr deutlich ab !

Jedoch waren diese Innovationen ‒ vor allem aufgrund der mit dem Eisenbahnbau unerbittlich zunehmenden Konkurrenz aus Böhmen, Schlesien oder Holland ‒ aber auch aufgrund der mit dem technischen Aufwand anwachsenden Gestehungskosten bald auch hier nicht mehr konkurrenzfähig und fristeten eher ein Nischendasein. Umso wichtiger erscheint es uns, diese beiden Kalkwerke und dort angewandte Technologien für Gewinnung und Förderung in den Wissensfundus der sächsischen Montangeschichte zurückzuholen.

  

 
 
 

Zur Geschichte des Kalkwerkes Grießbach von 1810 bis 1900

  

Erste schriftliche Nachrichten zum Kalkwerk Grießbach finden wir in Form von Eintragungen in die Flurbücher von Grießbach als amtliche Abschriften in einer Gerichtsakte. Demnach war das Kalklager genauestens bekannt und die entsprechenden Parzellen mit einem Kalkabbaurecht versehen.

Es handelte sich um die Parzellen des Flurbuchs und des Brandkatasters zu Grießbach mit den Nummern 246 – wo auch das Wohn- und Betriebsgebäude des Kalkbruches liegt –  sowie die Nummern 247a und b, 247d bis e, 247l und 248, wo der eigentliche und heute bekannte Kalkbruch liegt.

Auf den 247'er Parzellen muß sich auch der alte Kalkofen und der Förderschacht befunden haben, die beide in einem Grubenriß noch vermerkt, aber heute im Gelände nicht mehr sichtbar sind. Als frühestes Datum fanden wir dort die Angabe 30. November 1844.

Doch besagter Grubenriß ist schon 1810 begonnen worden, was auf einen weit früheren Abbaubeginn verweist.

 


Auf den oben im Kapitel zur Geologie schon erwähnten Blatt 218 des Freiberger Exemplars der Meilenblätter von Sachsen, entstanden um 1780, sind ein Kalkbruch und Ofen nördlich und ein zweiter Kalkofen südlich des Lerchenberges auf dem Grießbach'er Seite des Wilischtales bereits verzeichnet.

   


Auch im Blatt 15 der Obereit'schen Karten von Sachsen, gedruckt 1836, sind ein Kalkbruch und Ofen an gleicher Position, nordwestlich von Grießbach im Wilischtal, eingezeichnet.

  


Ausschnitt aus den Stollnkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. LIn diesen Quellen sind beide Kalkwerke - am Lerchenberg unterhalb von Grie0bach und auf Venusberger Flur - bereits eingezeichnet. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I54, Ausschnitt, Norden ist oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv

   


Kalkwerk Griesbach. Riß über die Grubenbaue auf Grund der von den Markscheidern Ch. Müller, F. J. Weiss, A. Dietrich, E. Weigel von 1810 bis 1870 vollzogenen Aufnahmen zusammengestellt und nachgebracht von C. Dietze, Markscheider, Juli 1877. Zuletzt nachgebracht von W. Friedemann, konzessionierter Markscheider, Oelsnitz/E., bis 26. Juli 1921. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40037-1 (Deponierte Risse der Steine- und Erden- Industrie, Archivaliennr. C22879, Gesamtansicht, Norden ist links.

   


Der Zeichnungstitel des Grubenrisses. Wie man sieht, basierte er auf älteren Vermessungsunterlagen ab 1810 und wurde von Markscheider C. Dietze im Jahre 1877 nur zusammengestellt und nachgebracht.

    


Ausschnitt aus obigem Riß: Grundriß der Grubenbaue, Norden ist links. Links im Bildausschnitt am Wilischbach die übertägigen Anlagen des Kalkwerkes mit wenigstens zwei Rüdersdorfer Brennöfen, gut erkennbar am sechseckigen Gruhndriß dieser Bauwerke. Die Grubenbaue im NO- SW- Streichen des Kalklagers waren durch den Oberen Stolln, den Lerchenstolln, den Leopold Stolln und den Tiefen Griesbächer Stolln vom zusitzenden Grundwasser gelöst. Der Tiefe Stolln setzte - dem Gefälle des Wilischbaches entsprechend - am weitesten nördlich an. Daneben stellt der Grundriß noch die 3. und 6. Abbausohle dar, Legende der Sohlenfarben siehe vergrößerten Ausschnitt unten. Die Markierungen Y-Y und X-X markieren zwei Schnittebenen der folgenden Saigerrisse.

  

  


Saigerriß in Nord- Süd- Richtung über die Grubenbaue. Besonders augenfällig ist die rotbraun kolorierte Sohle des Leopold Stollns.
  

Riß nach der Linie Y-Y, etwa in NO- SW- Richtung und annähernd parallel zum Streichen des Lagers. In diesem Schnitt kommt der Wilischbach rechts zu liegen...
  

Riß nach der Linie X-X, etwa in SO- NW- Richtung und damit quer zum Streichen des Lagers. In dieser Darstellung neigt sich der Talhang zum Wilischbach zur linken Seite. Rechts oben ist der Lerchenschacht dargestellt.

  

Wie man an den Schnitten oben erkennt, streicht das Kalklager an der Talschulter aus und fällt in südöstliche Richtung ein. Zunächst vom Talhang und später vom Talgrund aus ‒ um Tiefe zu gewinnen, immer weiter von Norden her ‒ trieb man die Stollen bis zum Kalklager vor.

Nach den Schnittdarstellungen zu urteilen, könnte es sich aber eher um mehrere Lager gehandelt haben, oder aber sie waren tatsächlich so stark tektonisch verworfen, daß sie in der Schnittdarstellung als getrennte Lager erscheinen.

    


Ausschnittsvergrößerung aus dem Grundriß oben mit der Lage der eigentlichen Abbauhohlräume - diese ockerfarben koloriert und darin stehengelassene Pfeiler eingezeichnet. Die unregelmäßigen Konturen der Bereiche, in denen das Kalklager bauwürdige Mächtigkeiten aufwies, sind gut zu sehen. Ganz rechts war mit dem Lerchenschacht auf jeden Fall ein weiteres, vom Hauptlager abgetrenntes und höher liegendes Lager erschlossen. Links oben findet man die Eintragung „Neuer Schacht am alten Ofen“.

  


Auch im Saigerriß ist zwischen dem „Neuen Schacht“ und dem „Fuchsloch“ eine ebene Fläche recht auffällig... Dort beginnen wir mit unserer Nachsuche im Gelände.

  


Wir vermuten deshalb hier oben - noch oberhalb der 1. Sohle - den Standort des früheren Grießbacher Kalkwerkes. Heute sind weder von Ofen noch Gebäuden irgendwelche Spuren sichtbar. Doch dieser große freie Platz…

   


…mit einem noch immer gut erkennbaren und wohl sehr gut ausgebauten Zufahrtsweg für Holz-, Kohle- und Kalkfuhren läßt diese Vermutung zu.

  


Blick von der Halde durch den herbstlichen Wald ins Tal, in Richtung des neuen Ausschlagplatzes hinter den beiden Rüdersdorfer Öfen.

  

1863 ist das Kalkabbaurecht laut derselben Quelle noch um die Parzellen 242, 244, 245, 247 und 248 erweitert worden. Für die Parzellen 263, 265, 265, 266 und 267 sind von 1858 bis 1862 Ankäufe vorgenommen worden.

Ab 1. März 1861 war der Chemnitzer Advokat Heinrich Adolph Wiedemann durch Kauf von Carl David Weber Besitzer der wesentlichsten Kalkabbaugrundstücke in der Größe von 18,82 Ar geworden. Doch Wiedemann konnte wohl den Kaufpreis nicht alleine stemmen, borgte sich Geld und bot dafür eine Mitbeteiligung an. So beteiligten sich laut der Kaufurkunde vom 3. Juni 1858 an dem Grundstückserwerb von Wiedemann:

  • der Guts- und Mühlenbesitzer August Fritzsche, der 1/6 (oder 16,667%) der Anteile erhielt,

  • mit 6/16 (37,5%) der Kaufmann Friedrich Leopold Keller in Dresden und

  • und mit 4/16 (25,0%) Lilli Emmeline verh. Lötzsch in Zschopau, Gattin des Kaufmannes Carl Lötzsch, später als in Chemnitz ansässig benannt.

Nach diesen Angaben besaßen die ersten drei Mitglieder der Gesellschaft knapp 80% der Unternehmensanteile, Wiedermann selbst also noch 20%. Seit 13. Juni 1863 ist dann die neu gegründete Firma Kalkwerk Grießbach die juristische Besitzerin der Immobilien. Um an Geld für den Ausbau des Kalkbergbaubetriebes zu kommen, sind die Immobilien stark belastet worden und die Zahl der Beteiligten, oder besser Gläubiger stieg weiter an (30142,  Nr. 28). 

Vermutlich ist nach 1863 ein neuer Brennofen errichtet worden und deshalb Geld für diese Investition gebraucht worden. Es handelte sich um einen sogenannten Patentcylinderofen. Es kann nur angenommen werden, daß es sich dabei um einen Siemens‘schen Gasofen handelte, da Siemens zu dieser Zeit noch hohe Lizenzgebühren für solch einen Ofen verlangte. Von diesem Ofen ist nichts mehr erhalten.

  

Zum technisch-wirtschaftlichen Zustand des Kalkwerks Grießbach um die 1860er Jahre finden wir einige recht ausführliche Anmerkungen im nachstehenden Bericht des Landes- Bergamtes Freiberg (40024, Nr. 15/1):

Notizen das Kalkwerk zu Grießbach bei Zschopau betreffend. October 1861

„Das Kalkwerk erzeugt gegenwärtig jährlich gegen 25 000 Scheffel gebrannten Kalk in 2 großen Zylinderöfen (Rumford‘sche Öfen) und 2 kleinen Kesselöfen (Schneller Öfen – Anm. d. Red., nach Wunder, Hebrig & Eulitz) Von den großen Öfen fast jeder 4 Ruthen (a‘ 54 Kubikellen) zerschlagenen Kalkstein und wird pro Tag mit circa 2/3 Ruthe bestürzt, wovon gegen 40 Scheffel gebrannter Kalk gezogen werden. Ein solcher großer Ofen verbraucht täglich zur Feuerung 10 Scheffel Zwickauer Kohlen (Steinkohle – Anm. d. Red.) 7 tausend Torfziegel und 1 ½ Klafter Holz.

Der Umstand, dass ohne Anwendung von Holz in diesen hohen Ofen nicht der erforderliche Zug und Hitzegrad zu erreichen ist, macht ihren Betrieb gegen andere etwas kostspieliger. Der Kalkstein, welcher hier benutzt wird, ist größtentheils rein weißer, feinkörniger marmorartiger Kalkstein, der durch unterirdischen Pfeilerabbau, wobei circa ¼ – ⅓ der Lagerfläche als Pfeiler unabgebaut stehen bleibt, gewonnen und daraus Mauerkalk und Düngekalk hergestellt. Früher gewann man auch einen durch Brauneisenerz gelblich grau gestreiften dolomitischen Kalkstein, den man nur zu Düngekalk verwendete.

Nach den unterirdischen Kalkbauen führen drei Stolln in verschiedenen Sohlen. Die Lager oder vielmehr die Kalksteingänge sind sehr unregelmäßig in Streichen und Fallen. Letzteres beträgt durchschnittlich 30 ° gegen West oder gegen Süd. Die Mächtigkeit ‒ zwischen 2 und 7 Ellen, bisweilen steigt sie noch darüber. Man rechnet auf 1 Ruthe (á 54 Kubikellen) zugeschlagenen Kalkstein eine Ergiebigkeit von 65 – 70 Scheffel gebrannten Kalk.

Die Gewinnungskosten je Ruthe zu 54 Kubikellen eingeschlagenen Kalkstein sind folgende:

a) in den Bauen auf dem oberen Stolln 

    6 Thaler  Gewinnung inclusive Pulver und Schmiedekosten im Gedinge 
    1 Thaler 10gr   Ausförderung aus den Bauen unter Stolln auf circa 70 Lachter bis Tage und auf einem 20 Lachter langen Bremsberg bis Ausschlageplatz neben dem Ofen.
=  7 Thaler 10 gr     

   

b) in den Bauen aus dem tiefen Stolln  

    5 Thaler  Gewinnung inclusive Pulver und Schmiedekosten im Gedinge 
    1 Thaler    Ausförderung aus den Bauen unter Stolln auf circa 70 Lachter bis Tage und auf einem 20 Lachter langen Bremsberg bis Ausschlageplatz neben dem Ofen.
=  6 Thaler   

     

Der Pulververbrauch bei der Gewinnung ist gering und beträgt pro Ruthe durchschnittlich 6 Pfund. Die Förderung geschieht auf Eisenbahn in blechernen großen Hunten, welche 1/32 Ruthe = 1,7 Kubikellen fassen. Das Ausschlagen und Brennen des Kalksteins ist pro Scheffel gebrannten Kalk mit 1 Taler 8 gr verdungen.

Die ganze Mannschaft des Kalkwerkes besteht aus:

  •   1 Oberbrenner

  •   2  Kalkbrennern

  • 12 Häuer auf den oberen Stollnbauen

  •   8 Häuer auf den tiefen Stollnbauen

  •   8 Förderleute

       =  31 Mann.

Ein großer Rumford‘scher Ofen hat gegen 4.000 Thaler zu erbauen gekostet, wobei die Bruchsteine, die man neben dem Ofen brach und der verwandte Kalk noch sehr billig zu stehen kommen.

Der Verkaufspreis des Weißen- und Maurerkalkes ab Bruch ist 1 Thaler pro Scheffel, außerdem haben die Abnehmer noch 9 pf Meßgeld pro Scheffel zu bezahlen.

Die Herstellung des tiefen Stolln mit 1 ¼ Lachter Höhe und 0,75 Lachter Weite (für Eisenbahnförderung) im Glimmerschiefer kostete durchschnittlich 35 Taler pro Lachter exclusive der Eisenbahn.“

   

Einige Anmerkungen zum voranstehenden Text: Verfaßt hat diese Beschreibung kein geringerer als Carl Hermann Müller in seiner Funktion als Obereinfahrer des Oberbergamtes Freiberg. Der Grund der Werksbesichtigung ist heute nicht mehr genau ermittelbar. Zur damaligen Zeit – 1861 – standen die privaten Kalkwerke in Sachsen noch nicht unter bergamtlicher Aufsicht. Amtliche Besichtigungen nahmen gewöhnlich nur die Amtshauptmannschaften in Bezug auf technische Einrichtungen, wie etwa Dampfkessel vor, veranlaßten Überprüfungen oder erteilten Auflagen zum jeweiligen Betrieb der Kessel. C. H. Müller's Begutachtung steht aber in zeitlichem Zusammenhang mit den ausführlichen Revision von fünf fiskalischen Kalkwerke in den Ämtern Schwarzenberg bzw. Crottendorf und Wolkenstein, mit der ebenfalls Im Jahre 1861 der Oberkunstmeister Friedrich Wilhelm Schwamkrug und der Berggeschworene Adolph August Thiele beauftragt wurden.

Müller erwähnte in seinem Gutachten zu Grießbach drei Stolln bei dieser Grube, beschrieb aber nur zwei. Dies ist verständlich, wenn man voraussetzt, daß nur zwei Stolln für die Förderung wichtig waren und der dritte Stolln ausschließlich der Wasserlösung der Grube in die Wilisch diente.

  

Das Ableben des Kaufmannes und Mitinhaber des Kalkwerkes Grießbach Carl Lötzsch aus Chemnitz um 1875 bescherte der Unternehmung wieder einen Prozeß. Das Kalkwerk war zu dieser Zeit schon wieder einmal außer Betrieb. Der Advokat Heinrich Adolph Wiedemann aus Chemnitz klagte nun gegen die Witwe Lilli Emeline Lötzsch auf die Auszahlung des Schuldbetrages von 14.093 Mark 33 Pf. Weitere Bestandteile der Klageschrift waren folgende Punkte: 

1. Das der Firma „Kalkwerk Grießbach“ eigenthümlich zugehörige, daselbst gelegene, auf den Folien 67 des Gebäude- und Hypothekenbuches für genannten Ort eingetragene Grundstück samt Zubehör.

2. Die auf dem Kalkwerksgrundstück zu Grießbach sich vorfindenden Inventarien und Mobilien und

3. Eine auf den angedachten Grundstücksfolien eingetragene Forderung von 3.051 Mark mit Anhang, welche durch Abtretung des gedachten Betrages von einer zu Gunsten des Herrn Friedrich Leopold Keller auf dem erwähnten Grundstück eingetragene Hypothek Eigentum des Beklagten geworden ist.

Am 11. Februar 1875 sind daraufhin sämtliche Inventarien und Mobilien auf dem Kalkwerk Grießbach gepfändet worden. Anwesend vom Kalkwerk war nur der Buchhalter Karl Wilhelm Drechsel. Der Wert der Pfändung ist mit 1.306 Mark 60 Pf. taxiert worden. An den Gebäuden sind sämtliche Zugänge, Fenster und Gegenstände mit amtlichen Pfandsiegeln belegt worden. Nur die Schmiede, welche an den Pächter Carl Gottlob Helbig verpachtet war, blieb ohne Siegel, wurde aber mit vermerkt und berechnet.

Am 20. April 1875 war eine Versteigerung angesetzt. Diese stieß aber überhaupt nicht auf das Interesse der Öffentlichkeit, so das eine zweite Versteigerung für den 26. Juli 1875 angesetzt wurde. Das Kalkwerk wurde für 157.215,- Mark angeboten. Der Advokat Wiedemann ersteigerte dabei das Grundstück des Werks für 33.000,- Mark, zuzüglich 35.452,- Mark für die Gebäude und technische Ausstattung. Da Wiedemann selber Gläubiger war, kam er obendrein noch in den Genuß einer Auszahlung in Höhe von 15.401,- Mark! Mit dem Erlös der Versteigerung sind dann weitere Gläubiger entschädigt worden. Doch dies soll hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein (30142, Nr. 28).

  


Faksimile aus dem „Erzgebirgischen Nachrichts- und Anzeigenblatt“ vom 16. Juni 1875
mit der Anzeige über die Versteigerung des Kalkwerkes Grießbach. Bildquelle: Staatsarchiv Chemnitz,
Bestand 30142, Nr. 28, Aktenbeilage.

  


Auszug aus dem „Chemnitzer Tageblatt mit Anzeiger“ vom 22. Juli 1875 mit der Anzeige über die Versteigerung des Inventars der Kalkgrube Grießbach. Bildquelle: Staatsarchiv Chemnitz,
Bestand 30142, Nr. 28, Aktenbeilage.

  

Für uns ist an dieser Versteigerung eine recht umfassende Beschreibung des zu versteigernden Inventars und der Gebäude von Interesse. Wir wollen an dieser Stelle darauf näher eingehen, da sich von dem Werk ein etwas anderes Bild abzeichnet, als auf dem oben schon gezeigten Grubenriß von 1897 (40037-1, Nr. C22879).

Zum Kalkwerk gehörten demnach um 1875 mehrere Parzellen, wie 246, 247a bis d, 247l und 248a. Diese Parzellen des Flurbuchs zu Grießbach ergeben zusammen etwa 19 Ar Fläche,  wovon eine Hälfte vom Kalkbruch beansprucht wurde und auf der anderen Hälfte Wald mit 10jährigen bis 12jährigen Bäumen besteht. Das Kalklager mit dem unterirdischen Abbau umfaßte die Parzellen des Grießbacher Flurbuchs mit den Nummern 242, 244, 245, 247, 248, 263, 264, 265 und 266 mit einer Fläche von 13 Ar. Das Kalklager sei nach den Angaben der Gerichtsakte 1875 erst zum 10. Teil erschlossen gewesen (!!!), was aber vielleicht auch nur den Verkaufswert steigern sollte. Dieser Teil beinhaltete die Förderschächte und Förderstolln, sowie den Kalksteinausschlageplatz (Ruthenplatz), wohin der Transport mit gleisgebundenen Hunten erfolgte.

Das Wohn- und Restaurationsgebäude war zweistöckig ausgeführt und verfügte über eine Hochparterre, die eine Schmiedewerkstatt aufnahm. Dieses Gebäude war 11,5 m lang und 10,5 m tief und mit einem Schieferdach versehen.

Das Stallgebäude lag gegenüber dem Wohn- und Restaurationsgebäude, war 12 m lang und 8 m tief und hat Platz für 8 Pferde, so wie das andere auch mit Schiefer gedeckt.

Rechts vom Wohn- und Restaurationsgebäude lag die Kalksteinniederlage. Dieses Gebäude war ebenfalls zweistöckig ausgeführt und 20 m lang und 12 m tief, ebenfalls mit Schiefer gedeckt. Das Obergeschoß war in Fachwerkbauweise errichtet, der Unterbau massiv gemauert. Die Kalksteinniederlage beherbergte im Obergeschoß die Arbeiterstube und verschiedene Vorratskammern. Vom Kalksteinniederlagegebäude war der Kesselofen über einen Verbindungsbau zu erreichen.

Dieser Verbindungsbau war 8 m lang und 5 ½ m tief, aus Fachwerk mit Lehm- und Ziegelausfachung und Schieferdach. Hier waren zwei Wohnstuben untergebracht. Gegenüber dem Kesselofen lag ein weiteres Niederlagegebäude.

Dieses wiederum ist 11 ½ m lang und 8 m tief gewesen, seine Grundmauern bestanden aus Kalkstein und Kalkleichtziegeln. An beide Giebel des Niederlagegebäudes schlossen zwei Schuppen an. Ein Schuppen ist 8 ½ m lang und 8 m tief und hat ein Holzpappdach, mit Brettern verschlagen. Der andere Schuppen ist 8 m lang und 5 m tief und offen.

Etwa 150 Schritte vom Wohngebäude rechts entfernt lag ein Patentcylinderofen (?) welcher eine Grundfläche von 160 m², 13 m Höhe und einen 35 m³ großen Brennraum besaß. Die aufgesetzte Esse ragt 15,5 m in die Höhe – an dieser Stelle ist leider nicht angegeben, ob sich diese Angabe auf die Gesamthöhe über dem Boden oder oberhalb der Gichtbühne bezieht.

Der Brennofen verfügte laut der Beschreibung in der Gerichtsakte über drei Feuer- und drei Zugöffnungen.

Neben diesem Patentcylinderofen stand noch ein doppelter Kesselofen von 12 ½ m Länge und 10 m Tiefe. Seine Umfassungsmauern waren massiv ausgeführt; er verfügte über ein Schieferdach und je Kessel werden 24 m³ Fassungsvermögen angegeben.

Weitere zwei Zylinderöfen standen gegenüber dem Wohngebäude. Dieser Ofenkomplex hatte eine Grundfläche von 180 m², war 16 m hoch und jeder Brennraum hatte ein Volumen von 35 m³. Auf den Zylindern ist noch eine 16 m hohe (!) Esse aufgesetzt. Je Brennraum gab es drei Feuer- und drei Zugöffnungen. Diese beiden Öfen sollen nach Angabe in der Gerichtsakte in ziemlich gutem Zustand gewesen sein. 

Weiterhin sind drei Kauengebäude angeführt, allerdings gibt die Akte hier etwas ungenau Auskunft. Die Förderkaue habe etwas oberhalb des Ruthenplatzes gelegen, war 4 ½ m lang und 4 m tief und als Fachwerkbau mit Bretterverschlag und Holzschindeldach ausgeführt. Als Ruthenplatz müssen wir wohl den großen Platz vor dem oberen Stolln annehmen. Eine weitere Kaue lag ebenfalls an diesem Platz, bei der es sich vermutlich um die Kaue des oberen Stollns handelte. Diese ist 3 ½ m im Quadrat, in Fachwerkbauweise mit teilweisen Bretterverschlag und Bretterdach ausgeführt. Die dritte Kaue stand über den oberen Schacht (wohl der alte Schacht) ebenfalls 3 ½ m im Quadrat, in Fachwerkbauweise mit teilweisen Bretterverschlag und Holzschindeldach. Etwa 300 Schritt vom Kalkwerk entfernt befand sich noch das Pulverhaus. Es war vollständig massiv gemauert und mit einem Schieferdach versehen.

Als wirtschaftliche Zahlen werden eine jährliche problemlose Produktionsmenge von 15.000 bis 16.000 hl, mit einer möglichen Steigerung bis auf 30.000 hl angegeben, was wohl aufgrund der vorhandenen Brennöfen auch möglich gewesen wäre. Bis zur Zwangsversteigerung des Werkes sollen jährlich 24.000 bis 30.000 hl Kalk verkauft worden sein. Die Bahnhaltestelle Willischthal der 1874 eröffneten Bahnstrecke Annaberg ‒ Flöha wurde als weiterer Vorteil für mögliche Interessenten angepriesen (30142, Nr. 28).

  


Ausschnitt aus dem Grubenriß von 1810, mit Nachtragungen bis 1921, mit der Darstellung der Übertageanlagen. Ganz rechts sind der Patentzylinderofen und die Kesselöfen eingezeichnet. Somit bildet der Riß den Zustand des Kalkwerkes nach der Beschreibung in der Gerichtsakte von 1875  ab.

  

 
 
 

Zu den Vereinigten Kalkwerken Grießbach- Venusberg bis 1910

  

Nach Recherchen von K. Scheffler erwarbein die Brüder Bochmann bereits 1887 das Venusberg'er Kalkwerk und vereinigten es mit dem dazumal stilliegenden Grießbach'er Werk. Damals arbeiteten insgesamt 42 Beschäftigte auf den Kalkwerken, davon 32 in Venusberg. In diesem Jahr wurden die Gebäude errichtet, die als Gaststätte Waldhof bis heute erhalten geblieben sind.

Dieses Jahr bringt auch ein Unglück mit sich: Der Kalkarbeiter Sieber stürzte mit einem Förderhunt in den Förderschacht und war sofort tot.

1888 wird einer der alten Kalköfen abgebrochen. Im Grießbacher Werk hat sich die Beschäftigtenzahl von 10 auf 19 erhöht.

  

1896 erhielten die beiden Kalkwerke Grießbach und Venusberg durch Kauf neue Inhaber mit einem Stammkapital von 60.000,- Mark: Die Gesellschafter

  • Theodor Erwin Rüdiger in Chemnitz,

  • Julius Erwin Böhmer in Hohenstein-Ernstthal,

  • Paul Reinhard ebenfalls Hohenstein-Ernstthal und

  • Bruno Johannes Schmidt

erwarben für 155.000,- Mark die beiden Kalkwerke und übereigneten diese der neu gegründeten Firma Vereinigte Kalkwerke Grießbach- Venusberg“. Die Herren Reinhard und Rüdiger werden 1897 Geschäftsführer.

Reinhard scheidet aber noch 1897 wieder aus und das Unternehmen wurde danach von Theodor Erwin Rüdiger allein geführt (40024-12, Nr. 130).

  

Im November 1899 besichtigte Berginspektor Anshelm von der Königlichen Berginspektion Freiberg II die Betriebsstätten der „Vereinigten Kalkwerke von Grießbach- Venusberg“ im Auftrag der Gewerbeinspektion Annaberg. Anshelm besichtigte das gesamte Berggebäude und machte diverse „Erinnerungen“, wie leichtere Mängel damals sehr hübsch umschrieben wurden.

Seit 1899 war das Kalkwerk wieder in Betrieb. Die Einfahrt zum einzigen Betriebsort erfolgte über den tiefen Stolln. Hier wurde eine Strecke zur Ausrichtung des „flözartigen Lagers“ im Bereich der 4. Sohle getrieben. Die Ausfahrt erfolgte über den Leopold Stolln im Bereich der 3. Sohle.

Gefördert wurde in der Grube über zwei Haspelberge. Ein Haspelberg war für den zukünftigen Tiefbau angelegt und sollte bis unter den tiefen Stolln reichen. Der andere Haspelberg ging vom Kalkaufbereitungsplatz aus und führte hinunter bis auf den tiefen Stolln. Bei beiden Haspelbergen bemängelte Anshelm den fehlenden Absturzschutz, da es keine Barriere gab. Dies sollte nach den bestehenden Unfallverhütungsvorschriften zum Schutze der Arbeiter noch nachträglich eingebaut werden.

Die Gewinnung des Kalksteins erfolgt mittels Dynamit. Die Zündhütchen dafür wurden im „Buerau“ des Werkes aufbewahrt. Die Führung der Sprengstoffnachweise befand Anshelm als in Ordnung. Von der Werksadministration wurde auch die Nachtragung des Grubenrisses zugesichert.

  

Die Ausgabe der Jahrbücher für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen des Jahres 1901 enthielt erstmals eine ausführliche Aufstellung zu den unterirdischen gewerblichen Gruben, unter denen auch die privaten Kalkwerke erfaßt waren. Hier wurden unter der Nr. 22 auch die Vereinigte Kalkwerke Griesbach- Venusberg GmbH in Griesbach aufgeführt.

Als Besitzer werden im Jahrbuch genannt:

  • Rüdiger, E., Kaufmann in Chemnitz und

  • Börner, M., Kaufmann in Borna (ein Vorort von Chemnitz).

Ein Jahr später wird nur noch Herr Rüdiger als Besitzer benannt. In der Rubrik Betriebsleiter und Werksbeamte werden aufgeführt: Melzer, H., Vorarbeiter in Griesbach für die Griesbach'er Anlagen und Schönherr, Fr., für die Venusberg'er Anlage.

  

Im Januar/Februar 1900 inspizierte Bergverwalter Seemann von der neugebildeten Berginspektion Freiberg III das Grießbach'er Kalkwerk. Die Administration dieses Werkes war die gleiche, wie in Venusberg. Da der Betriebsleiter Börner zu diesem Termin nicht anwesend war und es hier keinen Aufseher gab, mußte Seemann mit einem ortskundigen Tagearbeiter vorlieb nehmen. Seemann lieferte wieder einen sehr ausführlichen Grubenbericht, den wir natürlich gerne wiedergeben wollen:

„Die Lagerstätte besitzt hier wie in Venusberg einen im allgemeinen linsenförmigen Querschnitt, ihre Streichlinie hat keine große Länge, etwa bis 30 m. Sie fällt konkordant mit den sie umgebenden Glimmerschieferschichten nach der Tiefe. Die Streichlinie ist nach NWN gerichtet, das Einfallen beträgt 20° – 40° in W. Die Lagerstätte ist nicht so gleichmäßig wie in Venusberg von Kalkstein erfüllt, letzterer tritt vielmehr in der Lagerstätte nur nesterweise, allerdings von verhältnismäßig beträchtlicher Größe auf. Das Zwischenmittel zwischen den Nestern besteht in Glimmerschiefer, derselben Masse, welche das Nebengestein bildet. Der gewonnene Kalkstein ist von feinkörniger bis mittelkörniger Struktur und von graulich weißer Farbe.

Die unterirdische Belegschaft besteht in 12 Mann.

Das Lager ist früher von Tage aus abgebaut worden, der Tagesschacht geht auf ihm nieder, ist jedoch nicht fahrbar. Über Tage soll er umzäunt sein, man kam heute wegen des vielen, gerade auf dem den Zutritt bietenden Bergeabhange zusammengewehten Staub aber nicht dazu.

Die neuere Aufschließung ist durch einen ganz in der Nähe der Kalköfen im Witzschthale angesetzten Stolln erfolgt. Über diesen Stolln ist kein Abbau mehr im Schlag. Man gewinnt jetzt den Kalkstein in Weitungsbauen, die bis etwa 20 m unter den Stolln hinabreichen und haspelt ihn auf Wagen mit der Hand bis auf diesen, wo er bis nahe an das Stollnmundloch geschoben wird und mit einem zweiten Haspel nach einem wenige Meter höheren Tagesausgang emporgezogen wird.

Die Grundwasser werden aus dem Tiefsten durch eine Pumpe bis Stolln gehoben, welche mittels eines von Otto Böttcher in Dresden- Löbtau bezogenen Heißluftmotors (!!!) bewegt wird. Letzterer wird mit Braunkohlen und Koks gefeuert. Die abziehenden Gase werden durch Lutten in den obenerwähnten nicht fahrbaren Schacht geleitet. Die Pumpe muß zur Wasserhebung den ganzen Tag und auch theilweise die Nacht im Betriebe sein. Sie fördert bei 6 m saigerer Saughöhe und 10 m senkrechter Druckhöhe 3 cbm Wasser in der Stunde (nach Angabe der Fabrik).“

Als Mängel erkannte Seemann wieder ungesicherte Zugänge zu den Haspelbergen, die laut den Vorschriften so nicht sein durften. Weiterhin ist die untertägige Aufstellung des mit Festbrennstoffen betriebenen Heißluftmotors absolut bemerkenswert. Aus heutiger Sicht wohl überhaupt nicht vertretbar, aber damals wohl normal. Die Reste des Heißluftmotors liegen mit großer Sicherheit noch in der Grube. Einige aufmerksame Bergbaufreunde hatten die Rudimente einst entdeckt.

 


Im Bereich des tiefen Stolln liegen diese Fragmente umher. Sie gehören wohl einer Haspel und auch Pumpen- und Motorteile sind darunter. Rechts im Bild ist der Haspelberg zur 5. Sohle zu sehen. Die Gleise vom tiefen Stolln weißen ja auch den Weg. Wir schauen uns das alles näher an … Foto: M. Leske

  


Das große Zahnrad gehörte sicher zum Vorgelege der Haspel. Doch was da weiter im Wasser liegt, sieht eher nach „frühgeschichtlicher“ Motorentechnik aus. Foto: M. Leske

  


Die Leitung, welche den Haspelberg hinunter führt, ist die Preßluftleitung für den letzten Bergbauversuch. Hier wurde ein mit Druckluft betriebener Haspel und eine Pumpe eingesetzt. Foto: M. Leske

  


Ganz links oben im Bild ist ein weiterer Haspelberg zu sehen und im Vordergrund die rudimentäre Techniksammlung. Foto: M. Leske

  

Am 25. September 1900 besichtigte Seemann erneut das Kalkwerk Grießbach. Diesmal in Begleitung von Vorarbeiter Melzer. Dabei zeigte sich der Tiefe Stolln aufgrund der großen Wassserzugänge als nicht fahrbar. Die vom Heißluftmotor angetriebene Pumpe mit einer stündlichen Förderleistung von nur 3 m³ konnte die Wassermassen auf keinen Fall halten. Die Administration des Kalkwerkes denke daher an die Anschaffung einer Wasserturbine zum Betrieb einer größeren Pumpe und habe hierzu schon Wasserrechte erworben.

Der Betrieb ging in einem Versuchsabbau auf Niveau des tiefen Leopold Stolln um. Die Begehung des übertägigen Grubengebäudes bereitete Seemann diverse Sorgen, da hier etliche „Erinnerungen“ notwendig waren:

  • es fehlte am tiefen Leopold Stolln die Warntafel „Unbefugten Zutritt verboten!“
  • der Zugang zum nicht mehr in betrieb befindlichen „Lerchenstolln“ ist abzusperren
  • das sogenannte Fleischerloch ist entweder mit Massen aus zustürzen oder ordentlich   abzusperren
  • das Mundloch des oberen Stolln ist abzusperren und das darüber liegende „Schächtchen“ ist mit Massen aus zustürzen oder ordentlich einzuzäunen
  • die Schießkiste ist während der Arbeit, so lange sie Sprengmaterialien enthält sicher zu  verschließen.

 

Am 26. April 1901 fand Seemann bei einer neuerlichen Inspektion die Kalkgrube Grießbach ohne Abbaubetrieb vor. Die angedachte Wasserhaltungsanlage war noch nicht vorhanden und somit die tieferen Grubenbaue noch ersoffen.

Auch bei einem Besuch Seemann's im Dezember 1902 war das Grießbach'er Werk noch außer Betrieb. Nach den Angaben des Geschäftsführer Schönbach war man nicht gewillt, einen neuen Schacht und eine Wasserhaltungsanlage anzulegen, da man nicht die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung habe.

Die Kalkbrennerei wurde nach 1902 in Grießbach nie wieder aufgenommen.

Einer nicht vollumfänglich veröffentlichten Zusammenstellung der Berginspektion III für die Jahrbuchausgaben 1902 und 1903 zufolge waren in den genannten Jahren immerhin noch 12 bzw. 14 Arbeiter angestellt und haben die vergleichsweise bescheidenen Mengen von 870 t bzw. 784 t Branntkalk erzeugt. Außerdem wurden 145 t bzw. 655 t Bruchsteine und Rohkalkstein verkauft und 135 t Kalkasche abgesetzt (40024-12, Nr. 15).

  
Am 3. Juni 1903 revisionierte Berginspektor Roch von der Berginspektion Freiberg III das Kalkwerk Grießbach. Mittlerweile hatten sich die Besitzverhältnisse geändert: Die Vereinigten Kalkwerke Grießbach- Venusberg gehörten jetzt den Brüdern Hugo und Robert Bochmann (40024-12, Nr. 129). Diese Namen stimmen allerdings nicht ganz mit den gleichaltrigen statistischen Angaben in den Jahrbuchausgaben überein:

Der Ausgabe des Jahrbuchs für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen von 1904 ist nämlich zu entnehmen, daß die vormalige Vereinigte Kalkwerke Grießbach- Venusberg GmbH jetzt unter dem Namen Gebr. Bochmann, Vereinigte Kalkwerke Grießbach- Venusberg in Grießbach firmiere und daß es sich bei den Eigentümern um G. R. Bochmann, Destillateur in Venusberg und F. E. Bochmann, Maschinenhändler in Grießbach, handele. Nach Recherchen von K. Scheffler, Venusberg, waren die Brüder bereits zwischen 1887 und 1896 Besitzer der beiden Werke.

Ein Jahr später ist nach den Angaben in den Jahrbüchern der eine Bruder allerdings schon wieder ausgeschieden und als Besitzer wird dort jetzt nur noch Herr F. E. Bochmann aus Grießbach benannt.

Hinter den genannten Abkürzungen für die Vornamen stehen die Brüder Friedrich Hugo und Gustav Robert Bochmann. Die Angabe G. R. im Jahrbuch trifft also zu, während F. E. vielleicht ein Druckfehler im Jahrbuch gewesen ist. Vielleicht hat Friedrich Hugo Bochmman aber die Firma de jure auch schon damals auf seine Gattin Franziska Emilie angemeldet, denn normalerweise werden Druckfehler irgendwann einmal korrigiert. Nach seinem Ableben ist das Unternehmen 1908 jedenfalls ohne Umschweife an seine Witwe übergegangen.

   

Das Kalkwerk Grießbach stand zu dieser Zeit noch immer außer Betrieb und laut dem Rechnungsführer Schönfeld sei der Zeitpunkt einer Wiederaufnahme des Betriebes noch ungewiß. Ansonsten fand der Berginspektor die Mundlöcher als gesichert und verschlossen vor und hatte keine Anmerkungen zu machen (40024-12, Nr. 129).

Nach Recherchen von K. Scheffler, Venusberg, wurden die Vereinigten Kalkwerke aber bereits am 14. März 1903 wieder unter den Brüdern Bochmann aufgeteilt. Gustav Robert übernahm Venusberg und Friedrich Hugo Grießbach. Eine gleichartige Meldung findet man am 7. Oktober 1907. Eine andere Aufzeichnung im Bergarchiv Freiberg teilt dagegen mit, daß die Vereinigten Kalkwerke  wieder an die Gebrüder Bochmann gehen. Was zu dieser Zeit wirklich geschehen ist, bleibt im Dunkel der Geschichte.

1907 muß Friedrich Hugo Bochmann verstorben sein, denn nun wird anstelle von F. E. Bochmann Frau verw. Bochmann in Grießbach als Mitbesitzerin in den Jahrbüchern genannt. 1909 werden in den Jahrbüchern als Besitzer erneut Bochmann, R., in Venusberg und Hugo Bochmann's Witwe in Grießbach angeführt.

1908 wird die Firma Hugo Bochmann, Kalkwerke Grießbach – Venusberg im Handelsregister gelöscht. Eingetragen wird stattdessen die Firma Gebr. Bochmann OHG. Kalkwerke Grießbach – Venusberg.

   

 
 
 

Zum Kalkwerk Grießbach von 1910 bis 1925

  

Spätestens ab 1910 gingen die beiden bis dahin vereinigten Kalkwerke dann endgültig wieder getrennte Wege: Während das Kalkwerk zu Grießbach weiter unter der Nummer 34 und als im Besitz der Emma Franziska verw. Bochmann in Grießbach in den Jahrbüchern aufgeführt wird, bekam das Kalkwerk Venusberg nun die Nummer 34a und kam in den Besitz eines Herrn H. Liebich aus Rabenstein bei Chemnitz. Jedoch ruhte in den Jahren 1909 und 1910 in Grießbach der Betrieb.

Auch in Venusberg kam im Laufe des Jahres 1911 der Betrieb zum Erliegen. Der weiteren Geschichte des Venusberg'er Kalkwerkes bis zu dessen endgültigen Einstellung im Jahr 1915 gehen wir weiter unten nach.

   

Stattdessen gerät 1910 das Kalkwerk in Grießbach wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit: Eine Gruppe naturinteressierter Chemnitzer Herrn nämlich fand beim Sammeln von Käfern einen schon stark verwesten Leichnam in einem der Stolln des Kalkwerks, dem sogenannten Fleischerloch. Die polizeiliche Untersuchung vor Ort ergab, daß es sich nicht um eine Straftat oder Verunglückung durch Abstürzen oder dem Einsturz von Grubenbauen gehandelt habe. Vielmehr kam der Delinquent durch Ertrinken zu Tode. Dieser hatte sich offenbar zum Nächtigen in den Grubenbau begeben, dazu die Einzäunung überstiegen und ist dann in eine Wasserlache gestürzt und ertrunken.

  


Zum besseren Verständnis haben wir das Fleischerloch im Grubenriß markiert, Wir mußten nur den schwer erkennbaren Pfeil des Markscheiders nachzeichnen...

   


Im Saigeriß findet man es dann hier. Heute ist unseres Wissens dieser Bereich verfüllt.

  

Dieser Vorfall löste jedoch noch eine andere Diskussion aus. Der nicht verwahrte Zustand der Kalkgrube Grießbach stellte für die örtliche Verwaltung wie auch für das Königliche Bergamt in Freiberg eine gewisse Gefahr dar. Neben einigen eingezäunten Brüchen sind auch neuere Brüche im Gelände der Kalkgrube Grießbach aufgefallen. Daher entstand nun auch eine Diskussion über die Zuständigkeit der Aufsicht über solche Bergbauanlagen. Da sich das Königliche Bergamt nur zur Zuständigkeit bei in Betrieb stehenden oder nur zeitweise ruhenden Gruben sah, wurde die Aufsicht wieder zurück an die Gemeinde übergeben, die nun handeln mußte.

Sämtliche Stolln des Kalkwerkes waren ohne weiteres zugängig. Es gab etliche Tagesbrüche auf dem Gelände oberhalb der Kalköfen am recht steilen Berggehänge. Seit 1903 gehörte ja das Kalkwerk Grießbach der Firma „Vereinigte Kalkwerke Grießbach- Venusberg in Grießbach G.m.b.H.“. Inhaber dieser Firma waren ja wenigstens seit 1903 die Gebrüder Bochmann aus Grießbach. Der Kalkabbau ruhte aber seitdem in Grießbach und ging nur noch in Venusberg in begrenztem Umfang um.

Mittlerweile hatte besagte Frau Emma verw. Bochmann (Möglicherweise handelte es sich bei Emma Bochmann aber nur um die Kurzform des vollen Namens Emilie Franziska verw. Bochmann und um dieselbe Person) große Teile der Kalkbergbaugrundstücke, auf denen der Hauptteil der Grube lag, an den Grießbacher Gutsbesitzer Gustav Weber verkauft. Der Gemeindevorstand wies das Königliche Bergamt darauf hin, daß niemand außer dem Besitzer dort auf dem Gelände etwas zu suchen habe und daß Gutsbesitzer Weber sich daran mache, für Sicherheit zu sorgen.

Am 1. Februar 1912 zeigt der Gendarmerie- Brigadier Kretzschmar von der Amtshauptmannschaft Marienberg in einem Schreiben die Ausführung der Verwahrungs- und Sicherungsmaßnahmen durch Gutsbesitzer Weber an: „Die von dem Gutsbesitzer Weber in Grießbach getroffenen Schutzmaßnahmen sind als genügend anzusehen. Die angebrachten Bretterverschläge und Barrieren sind von starker Beschaffenheit und gut vor den Eingängen zu den Schächten befestigt. Die Stollnmundlöcher des Leopolt Stolln und des tiefen Stolln sind mittels Türschlösser gut gesichert worden.“  (40024-12, Nr. 7-2 und 30046, Nr. 3750).

  

Um 1910 wurden aber in Grießbach auch wieder Kalksteinproben aus untertage verbliebenen Resten der früheren Abbautätigkeit in kleinem Maße gefördert. Aus niedergeschriebenen Angaben der jetzigen Besitzerin des Kalkwerkes Grießbach, Frau Emilie Franziska verw. Bochmann, geht hervor, daß man sich nun tatsächlich mit der Wiederaufnahme des Abbaubetriebes befasse und hoffe, dafür in absehbarer Zeit elektrischen Strom (!!!) zur Verfügung zu haben. Ziel war jetzt, mit den Kalksteinen eine Verwendung in der „Kalk- Zementstein-“ Herstellung auszuprobieren. Damit folgten die Besitzer einem Trend der Zeit: Auf vielen Kalkwerken wurde im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts damit begonnen, weißen Split verschiedener Körnung für die Herstellung des in Mode gekommenen „Kunststeins“ ‒ besser bekannt unter der Bezeichnung „Terrazzo“ ‒ zu produzieren.

 Im Jahr 1913 heißt es im Jahrbuch dazu im Abschnitt:

V. Allgemeine Mitteilungen über die gewerblichen Gruben.

1. Wirtschaftliche Lage der Gruben.

„....Die Gewinnung von Rohkalk stieg von 27.187 auf 27.257 t, was die geringe Zunahme von 70 t ergibt. Der auf die Einheit entfallende Wert hat sich im Berichtsjahre wieder etwas zu heben vermocht, und zwar von 6,37 auf 6,56 M. Die Gesamtmehreinnahme für Rohkalk betrug gegenüber dem Jahre 1911 5.562 M.

Noch günstiger hat sich der Durchschnittspreis für gebrannten Kalk mit 17,44 M auf die Tonne gestellt, so daß sich hier eine Preissteigerung von 0,68 M ergibt. Die Tonnenzahl für das Gesamtausbringen an gebranntem Kalke fiel jedoch von 36.853 auf 35.505 t, also um 1.348 t. Dieser Rückgang ist in der Hauptsache dadurch herbeigeführt worden, daß bei einzelnen Werken die Nachfrage nach Rohkalk, vor allem in der Form von Terrazzokörnern, erheblich stieg und infolgedessen das Brennen von Kalkstein in diesen Fällen so weit wie möglich eingeschränkt wurde...“

Weil es für diese Projekte neues Kapital brauchte, wird ab 1914 als neue Eigentümerin des Grießbach'er Kalkwerkes in den Jahrbüchern die Firma „Bochmann & Eichhorn G.m.b.H.“ benannt. Geschäftsführer war Paul Bochmann, Betriebsleiter war R. H. Mühlberg. Als Teilhaber waren ein

  • Herr H. Eichhorn, Privatus aus Plauen im Vogtlande, sowie ein

  • Herr E. Bochmann aus Grießbach

angegeben. Entweder handelt es sich bei E. Bochmann um einen Nachkommen von Friedrich Hugo Bochmann, oder wieder einmal um einen Druckfehler im Jahrbuch. Wie wir uns erinnern, lebte der Gustav Robert Bochmann ja nicht in Grießbach, sondern in Venusberg und war im Gegensatz zu seinem Bruder Friedrich Hugo zu dieser Zeit noch unter den Lebenden. In welchem Zusammenhang der Geschäftsführer Paul Bochmann zu den beiden älteren Brüdern steht, wissen wir noch nicht.

  

Jedenfalls beginnen auch die jetzigen Besitzer des Kalkwerkes Grießbach 1913 mit der Wiederaufnahme des Betriebes zur Terrazzoherstellung. Darüber findet sich auch in der Jahrbuchausgabe von 1914 folgende kurze Notiz im Abschnitt:

Vl. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge
auf den gewerblichen Gruben.

1. Neue Lagerstättenaufschlüsse und geoguostisch oder bergmännisch
bemerkenswerte Vorkommnisse.

„5. Das bereits früher lange Zeit in Betrieb gewesene Kalkwerk Grießbach im Wilischtale ist im Berichtsjahr wieder in Betrieb genommen worden. Abbau auf den bisweilen rein weißen, kristallinischen Kalkstein hat bis Ende 1913 noch nicht stattgefunden.“

Nach den statistischen Angaben im Jahrbuch von 1915 hatte man als Steiger einen Herrn C. Cicci angestellt.

Zu diesem Projekt gehörte neben einem neuen Steinbrechwerk mit Bahnanschlußgleis auch die untertägige Ertüchtigung der Grubenbaue und besonders eine Möglichkeit für die Förderung des gewonnenen Kalktsteins. Der hier anstehende weiße Kalkstein sollte nicht mehr zu Bau- und Farbenkalk gebrannt, sondern als Zuschlagstoff für die Kunststeinherstellung dienen.

Die Förderung des Kalksteins sollte über den tiefen Stolln erfolgen. Hier war der Einbau einer Schwebe- Seilbahn- Anlage (!!!) geplant. Diese Anlage konstruierte, lieferte und baute die Chemnitzer Firma „Louis Neubauer – Verladevorrichtungen, Krane, Aufzüge und Transportanlagen“ (vgl. sonnenberg-chemnitz.de/louis-neubauer/ - Anm. d. Red.). Der Antrieb sollte durch einem 40 PS starken Dieselmotor erfolgen. Dieser sollte in einem Maschinenhaus aufgestellt werden, wo auch eine Kalkmühle aufgestellt werden sollte und sich noch eine Aufenthaltsstube für die Belegschaft befand.

Für die Kühlung des Dieselmotors hatte man im Niveau des Leopold Stollns einen Feldstreckentrakt mit einem Ziegeldamm vermauert und das sich dort sammelnde Wasser über eine eiserne Leitung (Mannesmann Rohre) vermittels der Schwerkraft im natürlichen Gefälle zum Standort des Dieselmotors geleitet. Nebenbei diente es auch zur Wasserversorgung des gesamten Werkes.

Diese Wasserhaltung unterhalb des Tiefen Stollns wurde durch einen kleinen, am Haspelberg (untertage!!!) aufgestellten Dieselmotor und eine Zentrifugalpumpe bewirkt. Bei einer Befahrung am 10. Januar 1913 waren die Abbaue unter dem tiefen Stolln wasserfrei. Benötigt wurden für eine Sümpfung der Baue aber gut 800 Liter Benzolöl und dann zur Haltung des Wasserstandes gut 300 Liter im Monat.

  

Die Gewinnung des Kalksteins im Bereich des tiefen Stollns und darunter soll wieder mittels verschiedener Sprengstoffe erfolgen, für die eine Sprengstoffniederlage im Leopold Stolln eingerichtet wurde. Zu den verwendeten Sprengstoffen zählen Ammon Carbonit, Gelatine-Donarit und Permonit A. Es sollten 150 kg dieser Explosivstoffe mit den entsprechenden Zündhütchen eingelagert werden.

(Ammoncarbonite, auch Ammonkarbonit; auch Wettersprengstoffe;  Zusammensetzung: Ammoniumnitrat mit 4-5 % Nitroglycerin und weitere Zuschlagstoffe.

Gelatine-Donarite; gelatinöse, industrielle Sprengstoffe; Zusammensetzung: 50 % Ammoniumnitrat, 30 % Dinitrochlorhydrin mit Nitroglycol und 20 % weitere Zuschlagstoffe.

Permonit; gewerblicher Sprengstoff, Zusammensetzung: 37 % Kaliumperchlorat, 36 % Ammoniumnitrat, 7 % Natriumnitrat, 10 % TNT, 7 % Mehl - Anm. d. Red.)

  

Laut einem Fahrbogen des Königlichen Bergamtes vom 9. Oktober 1913 befinde sich das Kalkwerk in einem guten Zustand und werde durch den Steiger Mühlberg vom Kalkwerk Venusberg kontrolliert. Der tiefe Stolln, auf dem die zukünftige Seilschwebebahn verlaufe, solle nur der Förderung und als Fluchtweg für die Belegschaft dienen. Die Einfahrt erfolgt über den Leopold Stolln, der in diesem Bereich vom tiefen Stolln aus über einen kleinen Fahrschacht erreichbar war (40024-12, Nr. 130).

Weiterhin gehörte auch ein Anschlußgleis von der Kleinbahn mit zu dem ehrgeizigen Projekt. Hierzu ist ein Verladegleis durch die Scharfenstein- Weißbacher- Halbstraße gelegt worden. Die Schienenoberkante mußte nach den Auflagen der Amtshauptmannschaft identisch mit der Straße sein und in das Gleis selber mußte Straßenpflaster verlegt werden.

  


In diesem Lageplan sind die Baumaßnahmen verzeichnet: Rot hervor gehoben der Gleisanschluß sowie der Bau eines Brecher-, Sieb- und Maschinenhauses. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30046, Nr. 3336, Aktenbeilage.

  


Bauzeichnungen zur Aufstellung des Dieselmotors in einem sogenannten Motorraum im Brech- und Siebwerksgebäude. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30046, Nr. 3336, Aktenbeilage.

  

Der mechanische Antrieb der Brecheranlage sollte durch einen Dieselmotor in einem separaten Anbau besorgt werden. Weiterhin sollen dafür 6.000 Liter Teeröl in einem Lagerraum vorgehalten werden. Der Dieselmotor besaß einen liegenden Zylinder, eine Leistung von 40 PS und eine große Schwungscheibe. Für den Motor wurde extra ein Schalldämpfer und eine Esse für den Abzug der Verbrennungsgase an den Motorraum angebaut. Die Verkaufsnummer der Gasmotorenfabrik Deutz lautete 821791.

Die Kraftübertragung erfolgte durch eine Transmission. Dazu befand sich am Motor eine lose und eine feste Riemenscheibe mit mechanischer Ausrückvorrichtung.

Der Motor selbst konnte mittels Druckluft in Gang gesetzt werden. Die Druckluft dazu erzeugte ein mit dem Motor gekoppelter Kompressor, der die benötigte Druckluft in einem autogen geschweißten (!!!) stehenden Druckluftkessel einspeiste. Dieser Kessel war für einen Betriebsdruck von 15 atü ausgelegt und wurde mit einem Prüfdruck von 25 atü durch den Dampfkessel- Überwachungs- Verein Cölln geprüft. Diese Kesseldruckprobe ist am 28.06.1913 ohne Beanstandungen erfolgt. Der Kessel erhielt die Registriernummer 5893 und einen Prüfstempel auf dem Fabrikschild.

Die Amtshauptmannschaft genehmigte daraufhin das Vorhaben und mahnte zur Beachtung der damals allgemein gültigen Vorschriften (30046, Nr. 3336).

  


Ein Längs- und ein Querschnitt des Brech- und Siebwerksgebäudes. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv,
Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30046, Nr. 3338, Aktenbeilage.

  


Zwei weitere Querschnitte des Brech- und Siebwerksgebäudes aus dem Bauantrag. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30046, Nr. 3338, Aktenbeilage.

  


Und auch einen Grundriß enthält der Bauantrag natürlich. Die darüber eingehefteten Zettel auf den Zeichnungen enthalten Korrekturen aufgrund einer von der ersten Zeichnung abweichend ausgeführten Bauausführung. Die Veränderungen mußten der Ordnung halber noch nachträglich beantragt werden. Wie uns die Bezeichnung außerdem verrät, war für diese Brechanlage ein Durchsatz von zwei Tonnen stündlich geplant. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 30046, Nr. 3338, Aktenbeilage.

  


Blick flußabwärts in das Wilischtal mit den Anlagen des Kalkwerkes Grießbach auf einem Foto aus dem Jahr 1914. Bildquelle: Gemeindearchiv Gelenau.

   


Vergrößerter Ausschnitt aus obigem Foto. Wenigstens einer der Rüdersdorfer Öfen ist anhand der typischen sechseckigen Grundform gut zu erkennen.

   

Aus den Niederschriften des nunmehr zuständigen Berginspektors Spitzner vom März 1914 geht hervor, daß die Anlage ihren Probebetrieb aufgenommen hatte. Die vom Berginspektor aufgefundenen Mängel betrafen nur Absperrungen an den beweglichen Teilen der Anlage, eine falsch eingebaute Tür und fehlende Aushänge mit Unfallverhütungsvorschriften. Die Seilschwebebahn funktionierte noch nicht so richtig und ein Monteur der Firma war noch vor Ort mit der Behebung der Mängel beschäftigt.

Die Belegschaft besteht jetzt aus 11 Mann, wovon 7 untertage arbeiteten. Schon im Sommer 1914 mußte der Betrieb wegen der aufgegangenen Wasser in den tiefen Abbauen aber erneut eingestellt werden...

Die Wiederaufnahme des Betriebes ist erst im Juli 1915 erfolgt. Zunächst mußte mit nur 2 Arbeitern untertage eine Bereinigung des Haspelberges erfolgen, um einen reibungslosen Betrieb der Seilschwebebahn zu ermöglichen. Allerdings waren noch genügend Vorräte an gebrochenem Kalkstein vorhanden, so daß eine neuerliche Gewinnung noch nicht nötig war.

Eine weitere Befahrung des Königlichen Bergamtes ergab im Sommer des Jahres 1916, daß der Betrieb aufgrund des Arbeitermangels – mitten im 1. Weltkrieg ‒ schon wieder ruhte. Besonders erwies sich die Beschaffung des Treibstoffs Benzolöl für den Dieselmotor zum Antrieb der Wasserhaltung als großes Problem. Dieser Treibstoff war nämlich „kriegswichtig“, weswegen die Versorgung der Bevölkerung wie auch der Unternehmen hinten an stand. Im Juni 1919 baten die Firmeninhaber das Bergamt sogar schriftlich, ihr Ersuchen um 500 Liter Benzolöl für die Wasserhaltung zu unterstützen!

Jedesmal, wenn die Grube wasserfrei war, ging der Benzolvorrat dem Ende zu und die Beschaffung von neuem Benzol dauerte viel zu lange oder war aufgrund der Kriegsereignisse gar nicht möglich. Also soff die Kalkgrube immer wieder ab...

Ab den Ausgabe von 1917 wird daher in den statistischen Angaben der Jahrbücher wieder festgehalten: „Seit 1915 ohne Betrieb.“ Auch der Steiger mit dem italienischen Namen Cicci ist während des Weltkrieges wieder ausgeschieden.

  

Im August 1919 wird die Firma „Bochmann & Eichhorn G.m.b.H.“ aufgelöst. An ihre Stelle trat nun die Firma „Sächsische Terrazzowerke Grießbach, deren Inhaber Hermann Eichhorn in Plauen im Vogtland & Sohn Max Eichhorn in Grießbach gewesen sind. Dabei gingen auch die Kalkabbaurechte auf die neue Firma über.

Grund für den Umbau der Firma war der Tod des Mitbesitzers Bochmann. Dessen Erbin, Frau Emilie Franziska verw. Bochmann, verpachtete die Kalkgrube mit dem übertägigen Gelände an die neue Firma für eine Pacht 400,- Mark jährlich. Zu Beginn jedes neuen Vierteljahres war eine Rate in Höhe von 100,- Mark zu entrichten.

Hier stutzen wir allerdings, denn Frau Bochmann war doch schon seit 1907 Witwe ?

  

Am 26. Januar des Jahres 1921 wurde das Kalkwerk Grießbach bestreikt. Grund war eine seitens der Unternehmer abgelehnte Lohnerhöhung. Der Streik fiel zeitlich unmittelbar mit einem Streik in Böhme's Kalkwerk in Herold zusammen. Von der Arbeiterschaft wurden Löhne von 6,40 Mark bis 6,80 Mark gefordert, geboten wurde aber nur 4,50 bis 5,50 Mark.

Nach 6 ½ Wochen war der Arbeitskampf beigelegt und alle 7 Arbeiter sollten auch wieder auf dem Kalkwerk Grießbach angestellt werden. Die Firmeninhaber Hermann und Max Eichhorn waren bereit, den durch den Gelenauer Bauarbeiterverband ausgehandelten Tarif für Böhme's Kalkwerk in Herold auch in Grießbach zu übernehmen. Als Tariflohn war nun 5,20 Mark bis 6,25 Mark je Stunde festgelegt.

Der Betrieb wurde mit 6 Mann Belegschaft wieder aufgenommen. Davon waren 2 Arbeiter untertage angelegt und auch die beiden Unternehmer Eichhorn waren mit eingebunden.

Seit September 1921 ruhte der untertägige Abbaubetrieb des Kalkwerkes aber erneut. Nur in der Zerkleinerungs- und Siebanlage übertage wurde noch mit 4 Leuten gearbeitet – so zumindest die Angaben aus dem Protokoll der Berginspektion Freiberg.

   

Doch auch ein ehrgeiziges Projekt wurde angegangen: Beim Kalkwerk Grießbach bestand die Erfahrung, daß im Verlauf von Drusen (oder besser durch Wasser ausgelaugter Hohlräume) die Nähe von Kalklinsen zu erwarten stand und daß diese dann gewöhnlich auch recht beträchtliche Größe erreichten. Die von Drusen geprägte Zone soll demnach 8 m bis 10 m mächtig sein. Eine solche Streichlinie von Drusen wurde im Bereich des unteren Haspelberges beobachtet und sollte nun mittels eines Blindschachtes erschlossen werden.

Nach einem vom Markscheider Friedemann aufgestellten Betriebsplan wurde die Teufe für einen 16 m tiefen Blindschacht in Richtung der vermuteten Kalksteinlinse im Januar 1922 begonnen. Für das Teufen des Schachtes wurden 4 Arbeiter angelegt. Übertage im Terrazzowerk waren ebenfalls 4 Arbeiter angestellt.

Nach den Jahrbuchangaben war 1922 Herr Albin Kretzschmar als Grubenaufseher beschäftigt.

Untertage wurden bereits Azetylenlampen verwendet.

Im Juni 1922 erreichte der Blindschacht 8 m Teufe und es wurde noch mit 2 Monaten Arbeit gerechnet, bis die Teufe von 16 m und die vermutete Kalklinse erreicht werde. Jetzt standen hier 6 Arbeiter im Lohn.

Die Wasserhaltung auf dem Blindschacht wurde mit einer Preßluftpumpe bewerkstelligt. Diese mußte alle 2 Stunden für 10 Minuten in Betrieb sein, um die zusetzenden Grubenwasser auf den tiefen Stolln zu fördern. Damit die Blindschachtteufe nicht vollends absäuft, mußte auch Sonntags von 05.30 Uhr bis etwa 09.00 Uhr und am Montag vor Beginn der Arbeiten wieder gepumpt werden. Für die Arbeitszeit am Sonntag wurde ein Ausnahmeantrag bei der Gemeinde gestellt und von dieser auch genehmigt, da es sich um die Zeit vor dem Sonntagsgottesdienst handelte.

Im September 1922 war das Abteufen dann bei 16 m Teufe angekommen und nun begann man die Auffahrung der Strecke in Richtung Süden zur vermuteten Kalklinse. Im Dezember 1922 kommen diese Arbeiten aber wieder zum Stehen. Kräftige Niederschläge verursachten höhere Wasserzugänge im Blindschacht und waren mit der Preßluftpumpe zu bewältigen.

Daher wurde nun aus fremden Werken zugekaufter Stein im Terrazzowerk verarbeitet.

  


So sah der Markscheider Friedemann, der den Betriebsplan dazu erstellt hatte, die Zukunft der Kalksteingewinnung für die Terrazzoherstellung in Grießbach. Der Haspelberg beginnt am Tiefen Stolln, in dieser Skizze auch Griesbacher Stolln genannt. An dieser Stelle finden sich ja noch heute Fragmente der früheren Technik. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-12, Nr. 130.

 


Ein genauerer Grund- und Saigerriß vom Markscheider Friedemann. Sämtliche Technik für Gewinnung, Förderung und Wasserhaltung basierte auf dem Energieträger Druckluft, die mittels Dieselmotor und Kompressor erzeugt werden sollten. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40024-12, Nr. 130, Aktenbeilage.

  

1924 wird im Jahrbuch Herr A. Eichhorn als Betriebsleiter aufgeführt. Ob dies ein Nachfahre des Besitzers war oder nur zufällig derselbe Name, wissen wir nicht.

Nach dem Tod des Besitzers H. Eichhorn blieben das Werk und der Kalkbruch dann aber doch wieder liegen. Die Witwe Eichhorn's wollte in ihrem Alter von über 70 Jahren den Betrieb nicht weiterführen.

Damit endete1925 der Abbau von Kalkstein auch in Grießbach.

   

 
 
 

Verbliebene Zeugnisse des Kalkwerks Grießbach

  

Das frühere Kalkwerk Grießbach bildet heute eine Art Ortsteil von Grießbach, ist aber als solcher nicht näher bezeichnet. Eine Zeit lang gab es hier auch einen Haltepunkt der Schmalsprubahn Wilischthal - Thum. Man könnte auch mutmaßen, daß diese „Enklave“ von Grießbach im Wilischthal durch den Kalkbergbau erst entstand, doch fehlen bisher dafür Belege.

  


Wir versuchen, den Grubenriß einzunorden und in die Topographie einzupassen...

    


...und bekommen etwa diese Zuordnung der früheren Werksanlagen. Damit gehen wir nun auf die Suche nach deren Überresten.

   


Der Blick von der Straße auf die Häuser im Talgrund.

 


Die beiden Kalköfen fallen auch heute noch schnell in das Blickfeld, wenn man hier unterwegs ist. Zu Betriebszeiten gehörten noch etwa 16 m hohe, gemauerte, nach oben konisch zulaufende Schornsteine auf die beiden sechseckigen Kalköfen. Den Erhalt der beiden, eigentlich unter Denkmalschutz stehenden Öfen ist heute leider noch nicht geklärt. Auch die Autoren des wikipedia- Artikels zum Ort Grießbach vermerken dazu: „Der Erhalt der Ruinen der beiden Kalköfen als technisches Denkmal ist gefährdet.“

  


Kommt man über den Wirtschaftsweg durch den Wald vom Venusberger Kalkwerk, so bietet sich im Herbst dieser Anblick.

   


Das Mundloch des „Tiefen Grießbacher Stolln“ lag unmittelbar an der Zufahrt zum Werk, heute etwas hinter der Bushaltestelle. Das Mundloch ist verwahrt und wird als Wasserfassung genutzt.

  


Von der Straße aus bietet sich im Bereich des früheren Werkszugangs dieser Anblick. Außer den beiden Kalköfen ist von den einstigen Anlagen des Werkes kaum noch etwas erhalten. Die im Bild sichtbare ruinöse Bausubstanz stammt überwiegend aus neueren Zeiten, der flache Bruchsteinbau könnte noch vom Terrazzowerk stammen. Auch das hier früher verlaufende Bahnanschlußgleis ist nach der Stillegung der Bahnlinie zurückgebaut worden.

  


Die Kalköfen aus ähnlicher Perspektive auf einem Foto aus dem Jahr 1956, aufgenommen von W. Möbius.

Bildquelle: Deutsche Fotothek.  http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70024689

  


Der Zustand der beiden Öfen war im Herbst 2016 noch als halbwegs in Ordnung anzusehen…

  


Das Mauerwerk ist sehr massiv, aber auch hier wachsen bereits Birken aus den Fugen...

  


Die dahinter noch vorhandene Bausubstanz läßt sich nicht mehr eindeutig zuordnen…

  


Auch aus dieser Sichtweise nicht. Hier stand irgendwo noch ein Kesselofen und der im Text oben erwähnte Patentzylinderofen.

  


Hinter dem Bewuchs verbergen sich tatsächlich noch Reste des Kesselofen. Die Zugänge sind aber vermauert.

  

 
 
 


Das Mundloch des Leopold Stollns ist später vermauert worden und diente nur noch zur Kontrolle einer Wasserfassung.

  


Der Schlußstein von 1858 verweist auf das Baujahr des Gewölbes. Der Stolln kann auch viel älter sein. Was die Initialien „KG“ bedeuten und woher der Name „Leopold“ stammt, ist noch nicht klar. Der Leopold Stolln stellt auch die 3. Sohle des Berggebäudes dar und ist ein reiner Förderstolln für Kalkstein und Berge. Dafür war dieser mit einer Gleisanlage für eiserne Hunte versehen.

  


Links vom Stolln führte auch der flache Haspelberg hinauf auf den Ausschlageplatz hinter den Rüdersdorfer Öfen. Mittlerweile ist dieser Haspelberg recht stark verwachsen.

  


Der Ausschlageplatz ist bis vor einigen Jahrzehnten noch als Garten genutzt worden, aber als der ehemalige Ausschlageplatz noch erkennbar. Hier wurden die Kalksteinbrocken auf eine vorgegebene Größe zugerichtet und dann in die Öfen eingebracht.

  


Der Ausschlageplatz lag auf Niveau der Zufahrtsbrücken zu den beiden Brennöfen. Aufgrund des starken Baumbestandes sind von hier aus heute kaum noch die Kalköfen sichtbar.

  

Der Ausschlageplatz hinter den Kalköfen war über zwei Haspelberge aus dem untertägigen Bereich des Kalkwerkes heraus erreichbar. Während der Haspelberg vom Leopold Stolln aus relativ flach war, verlief der Haspelberg für die Hunte vom oberen Stolln zum Ausschlageplatz äußerst steil im Einfallen des Berggehänges. Die Relikte beider Haspelberge sind noch heute im Gelände sichtbar. Natürlich fehlen längst die Gleisanlagen und sämtliche technische Einrichtungen für die Förderung der Hunte.

  


Beginn des Haspelbergers am Ausschlageplatz hinauf zum oberen Stolln. Das Gelände ist zwar recht verwachsen, dennoch sind aber die Spuren dieser Fördereinrichtung noch zu erkennen.

  


Eine recht markante Rinne im Talhang...

  


...zieht sich hier bergauf.

  


Der Blick vom Niveau des oberen Stolln hinunter zum Ausschlageplatz.

  


Vor dem oberen Stolln befindet sich heute noch ein größerer freier Platz, wo der Kalkstein wohl schon vorsortiert wurde. Der Haspelberg beginnt etwa hier.

  


Zum besseren Verständnis die beiden Haspelberge - gelb markiert - in einer Skizze.

   


Das untertägige Abbaufeld liegt an einem steilen Gehänge, das heute wieder bewaldet
und recht schwer zugängig ist.

  


Der obere Stolln diente früher auch als Förderstolln. Erhalten ist nur das Stollnmundloch, der Stolln selbst ist mittlerweile verbrochen.

  


Als Baumaterial für den gemauerten Trakt kam der hier anstehende Glimmerschiefer zum Einsatz. Der Stolln ist schon seit langem verbrochen und nicht mehr fahrbar.

  


Das Mundloch des oberen Stollns aus anderer Perspektive.

  


Das Gelände ist vom Bergbau früherer Zeiten geprägt. Die Brüche, Stolln und Schächte sind jedoch schon frühzeitig wieder verwahrt und das Gelände für forstwirtschaftliche Zwecke renaturiert worden.

  


Vielleicht der Rest eines Tagebaus...

  


An der einen oder anderen Stelle ist der Untergrund noch in Bewegung und
es macht sich der Bergbau früherer Zeiten wieder bemerkbar.

  


Der Blick vom Steilhang hinunter zum Kalkwerk...

  


Aufschlüsse des Kalkes sind heute übertage nicht mehr auffindbar, nur der
Glimmerschiefer ist an einigen Klippen noch zu sehen. 

  


Jedoch formen überall die Haldenschüttungen noch das Gelände.

   


Schürfe am steilen Hang...

  


...und die verfüllte Pinge eines Schachtes.

  


Inzwischen holt sich die Natur das Gelände zurück.

 


Der Wirtschaftsweg zum Kalkwerk Venusberg führt aber noch an
einem weiteren Kalkabbau vorbei.

  


Eine wenig markante Haldenschüttung zeigt die Lage des Lerchenstollns an.

  


Das Mundloch des Lerchenstollns ist natürlich ebenfalls verfüllt. Ursprünglich
ist mit diesem Stolln noch ein weiteres separates kleines Vorkommen angefahren
und abgebaut worden.

  

 
 
 

Die nachfolgende Bildergalerie über eine virtuelle Befahrung des Berggebäudes am Kalkwerk Grießbach basiert auf Aufnahmen von Bergbaufreunden bei früheren Befahrungen. Von der 1. Sohle ganz oben bis zur 5. Sohle konnte man das Berggebäude seinerzeit noch in Augenschein nehmen. Die Tiefbaue der angefangenen 5. und 6. Sohle liegen dagegen ja unterhalb des Tiefen Stollns und stehen daher heute sämtlich unter Wasser.

  


Irgendwo hier konnte man durch einen „Fuchsbau“ in die Baue der Kalkgrube gelangen...

  


Über eine kurze Strecke ist von hier aus ein alter Blindschacht erreichbar.

 


Die Baue hier oben sind sicher; die großen Platten auf der Sohle gehen auf frühere Bereißarbeiten zurück und zeugen von den Bewegungen im Gebirge.

  


Die noch sehr tagesnah liegenden Abbauhohlräume hier oben sind schon von beeindruckender Größe.

  


Der Kalkstein ist hier größtenteils sehr gründlich abgebaut. Außer an den wenigen Pfeilern sind nur noch Schmitzen im Glimmerschiefer zu sehen.

  


Nur etwa 40 bis 60 cm mächtig steht hier noch Kalkstein im Stoß der Pfeilerbaue an. Das war auch für die Vorfahren schon unbauwürdig.

  


Von Nahem betrachtet sieht man gut die unregelmäßig gewellten Kontaktflächen zum liegenden und hangenden Nebengestein.

  


Hier wurde alles, was brauchbar war, hereingewonnen. Nur ganz dünne Lagen Kalkstein sind an der Firste stellenweise noch sichtbar, der Rest ist Glimmerschiefer.

  


Die einzelnen Weitungsbaue sind über kurze und recht niedrige Feldstrecken miteinander verbunden, so wie hier zu sehen. Es handelt sich hierbei um Strecken zur Aufsuchung neuer Kalklager, „in Hoffnung“, daß man die Fortsetzung der Linsen auch fände. Die hier ausgelesenen Kalksteine haben die Alten wohl nicht mehr gebraucht.

  


Ein im Fallen des Lagers angelegtes Ort. Auch hier wurde alles, was bauwürdig gewesen ist, herausgeholt.

  


Der Blick in die Gegenrichtung, im Steigen des Ortes, zeigt gut die unregelmäßigen Konturen der Weitungen.

  


Auf der Sohle Reste eines blechernen Kratztroges. Als nächstes begeben wir uns über diverse Feldstrecken und Durchschläge hinunter auf die 2. Sohle...

  


...und kommen wir im Bereich der 2. Sohle in diesem recht gewaltigen Abbau an.

 


Andere Perspektive mit Zusatzbeleuchtung.

  


Weiter geht es durch einen recht niedrigen Abbau. Das Kalksteinflöz war hier nicht mehr besonders mächtig.

  


In Anbetracht der Spannweite der Weitungen und des fehlenden Versatzes ist immer wieder erstaunlich, wie wenige Pfeiler die Alten belassen haben und wie weit sie diese ausgedünnt haben...

   


Im Tiefsten dieses Abbaus sammelt sich Wasser. Das Kalklager ist hier noch gut 2 m tiefer bebaut worden.

   


Die Fahrwege zwischen den einzelnen Weitungsbauen sind recht niedrig. Links auf der liegenden Seite einmal etwas Bergeversatz...

   


Die noch anstehenden Reste des Kalklagers, dem der Abbau folgte, sind hier nur noch 60 bis 80 cm stark und auch sichtbar verunreinigt.

  


Wieder wirken die Sicherheitspfeiler der Weitungsbaue ziemlich schwach. Die Alten haben hier alles an Kalkstein abgebaut, was nur möglich war.

  


Auch der Fahrweg ist hier schon in stärkerem Maße wandelbar. Was ausgebeutet war, haben die Alten liegengelassen, ohne sich weiter darum zu kümmern. Entweder mußte man dann durch enge Löcher über Abraum kriechen…

  


...manchmal auch auf einer Galerie „lustwandeln“...

 


...oder wie ein „Hang- Huhn“ schräg durch die teils steil geneigten Abbaue im Einfallen des Kalksteinlagers.

  


Auch die Alten haben wohl nur einen schmalen Grat aus Pfosten als horizontalen Fahrweg angelegt.
Wir steigen hier aber weiter nach unten...

 


...und staunen bei dem Anblick der gewaltigen Abbauweitungen !

  


Auch auf der 2. Sohle haben die Alten wirklich nur Reste des Kalksteins dagelassen, deren Gewinnung nicht mehr wirtschaftlich war. An der Firste hier wieder ein paar solcher Kalkschmitzen im Glimmerschiefer.

  


Ein „Stockwerk“ tiefer: Begeben wir uns nun hinunter auf die 3. Sohle der Grube Grießbach. Der Fahrweg sieht auf dem ersten Blick ziemlich schauderhaft aus; ist es aber gar nicht. Die Alten haben nach dem Bereißen von Stoß und Firste einfach die losen Brocken liegengelassen.

  


Je tiefer wir kommen, umso steiler wird das Einfallen und damit auch die Fahrwege.

  


Die 3. Sohle ist auch die Sohle des Leopold Stollns, der 1858 begonnen wurde und vermutlich nach Friedrich Leopold Keller benannt ist. Hier kommt von rechts ein alter Förderschacht ein und eine weitere Feldstrecke hat hier ihren Anfang. Die Strecke rechts im Bildhintergrund ist mit einem halbhohen Ziegel- Mauerdamm versehen. An dieser Stelle wurde 1910 das Kühlwasser für den Dieselmotor und gleichzeitig das Trink- und Brauchwasser für das Kalkwerk und die Bahnhofsgastwirtschaft gesammelt und nach übertage geleitet.

  


Hinter dem Damm sammelt sich noch immer Tropfwasser an.

 


Unweit vom Förderschacht wurde auch eine Richtstrecke angeschlagen, mit der weitere Kalksteinflöze aufgesucht werden sollten; jedoch ohne Erfolg. Doch diese Jahrestafel über einem Markscheiderkreuz verrät uns den Zeitraum dieses Versuches: Es war 1879. Die römische
III darüber steht für die 3. Sohle.

  


Gleich gegenüber vom Schachtfüllort beginnen die Abbaue der 3. Sohle.

  


Hier der Blick in die Gegenrichtung zurück zum Schacht.

  


Unser Fahrweg auf der 3. Sohle verläuft als Kopfstrecke an einem weiteren, riesigen Weitungsbau entlang. Um schwarze Löcher zu sehen, muß man nicht die Erde verlassen – wie man hier sieht, gibt es so was auch im sächsischen Erzgebirge. Wir schauen hier von der 3. Sohle aus hinab zur 4. Sohle. Der mobile Größenvergleich hockt auf einer Zwischensohle.

  


Der Blick zur Seite ist auch nicht anheimelnder...

  


Und auch hier haben die Alten das Kalklager bis auf das letzte „Krümel“ hereingewonnen. Die im Bild noch sichtbaren Schmitzen im Glimmerschiefer lohnten nicht mehr.

  


Der Fahrweg zum Tiefen Stolln, noch weit oben, sieht wieder aus wie ein „Balkon“. Hier wurde es sogar den Vorfahren einmal zu unsicher und sie haben ein Geländer angebracht; von dem freilich nicht mehr viel vorhanden ist... Bei einer Befahrung heute muß man sich mit dieser Situation begnügen.

   


Der nächste „Balkon“... diesmal wieder ohne Brüstung. Der im Bild sichtbare Wasserstand kennzeichnet das Niveau der 4. Sohle, von der das Wasser über den tiefen Stolln, auch „Tiefer Grießbacher Stolln“ genannt, nach übertage und zur Wilisch abläuft.

  


Weiter geht es auf dieser Galerie in Richtung Haspelberg.

  


Der Blick zurück in die Tiefen des Weitungsbaus.

  


Hier ist der Haspelberg hinunter zur 5. Sohle erreicht.

  


Noch eine andere Perspektive: Galerie mit dem 1922 nach Plänen des Markscheiders Friedemann darunter ausgehauenen Haspelberg. Foto: M. Leske

  


Der tiefe Grießbacher Stolln entwässert bis heute die 4. Sohle der Lagerstätte. Die an der Firste zu sehenden Aufhängungen stammen sicher noch von der Seilschwebebahn, die 1922 hier für die Kalksteinförderung eingebaut wurde. Foto: M. Leske

  


Auch die Druckluftluftleitung von diesem letzten Bergbauversuch ist auf der Sohle noch vorhanden.
Foto: M. Leske

  


Heute ist das Mundloch des Grießbacher Stolln verwahrt und mit einer Wasserfassung versehen. Im Bild die verlorene Schalung an der Innenseite des Verschlußbauwerks. Foto: M. Leske

   

 
 
 

Zur Geschichte des Kalkwerkes Venusberg von 1800 bis 1875

  

Schon der als Erzgebirgschronist bekannt gewordene Scheibenberg'er Pfarrer Christian Lehmann berichtete vor 1700 über Kalkabbau bei Venusberg: „Zu Fenßberg auf dem Wiltzschberg und zum Herold auff dem Schafberg sind auch reiche und mächtige Kalck-Brüche zu finden. Der Fenßbergische ist sehr weiß / ergiebig und zum Bauen sehr bequem / auch feste / und / weil er sehr am Tage liegt / ohne Kosten leicht und in großer Menge zu brechen.“ 

Mit der alten Schreibweise „Fenßberg“ ist ohne Zweifel das heutige Venusberg gemeint. Auch die Beschreibung, daß der „Fenßbergische ... sehr weiß“ gewesen sei, trifft auf die hier anstehenden metamorphen Kalksteine sehr wohl zu.

Ob Lehmann hier aber tatsächlich auf den Kalkbruch am späteren Humboldtschacht hinweist, darf bezweifelt werden, lagen doch unweit auch der alte Grießbach'er Kalkbruch mit seinem Kalkbrennofen, die Kalkbrüche im Thale unterhalb von Venusberg sowie die bei der Schäferei von Drebach! Lediglich durch den Hinweis „Zu Fenßberg auf dem Wiltzschberg“ läßt sich Lehmann's Ortsangabe auf den Bereich nordwestlich der Ortslage Venusberg eingrenzen, denn dort gibt es den Wiltzschberg ja tatsächlich...

   


Ausschnitt aus dem Meßtischblatt 1:25.000 Nr. 5244, Ausgabe von 1936: Auch in nahezu aktuellen Karten findet man noch nordwestlich von Venusberg die Ortsbezeichnung Wiltzsch- Berg, die schon Pfarrer Lehmann verwandte; zwischen dem Wilischtal im Westen und Norden und dem kleinen Seitental, in dem das Venusberg'er Kalkwerk gelegen hat, im Osten. Diese Stelle wäre also schon zutreffend...

   

Auch auf dem Grubenriß des Kalkwerkes Grießbach (40037-1, Nr. C22879) sind jedenfalls die Standorte eines „alten Kalkofens“ und eines alten Schachtes vermerkt. Dieser befand sich weit oben auf dem Berggehänge in einem Bereich, wo heute noch Felsklippen sichtbar sind. Es handelte sich bei den oberen Bausohlen auch dort um Bereiche mit weißen Kalk.

Die Anfänge des Kalkbergbaus sind auf jeden Fall allerorts diejenigen Bereiche gewesen, wo das Kalklager zutage trat. Erst später ging von den Tagebauen ‒ damals in Analogie zu den Steinbrüchen zumeist „Kalkbrüche“ genannt ‒ auch untertägiger Abbau aus. Man könnte den Bericht von Pfarrer Lehmann deshalb mit gewisser Berechtigung auch auf die gesamte Region um „Fenßberg“ und auf die dortigen Lagerstätten beziehen.

Genauer wissen wir es heute leider auch nicht... Ganz im Gegenteil: Schauen wir nämlich in die historischen Kartenausgaben, so finden wir auf den um 1780 entstandenen Meilenblättern von Sachsen in der Umgegend zwar mehrere Kalkwerke, aber keines davon lag tatsächlich auf Venusberg'er Flur!

 


Nach unseren Erfahrungen hinsichtlich der Unterschiede zwischen den drei Ausgaben der Meilenblätter von Sachsen haben wir auch an dieser Stelle wieder das Freiberger Exemplar zurate gezogen. Blöderweise liegt nun das Seitental des Wilischtales, das sich in südöstliche Richtung auf Venusberg'er Flur hinzieht, gerade am Blattschnitt und an der Grenze der beiden Blätter Nr. 217 und 218 (im Berliner Exemplar die Nummern 226 und 227). In beiden Ausgaben findet man jedenfalls keine Eintragungen von Kalkwerken an fraglicher Position (in unserem Ausschnitt rechts oben). Dagegen war auch das Kalkwerk am Schafberg in Herold (im Ausschnitt links unten) zu dieser Zeit auch schon dargestellt.

 

Zur älteren Geschichte des Venusberg'er Bergbaus greifen wir auf Passagen aus der Arbeit von Kurt Scheffler aus Venusberg: „Bergbau in Venusberg“ zurück, die uns vom Autoren in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurde. Teilweise haben wir sie noch ergänzt oder aber auch wörtlich übernommen. Die übernommenen Abschnitte beziehen sich vor allem auf bekanntermaßen oft sehr zeitintensive Recherchen in den Gemeinde- und Kreisarchiven der Region. Genaue Archivalien- Signaturen sind vom Autor leider im Text nicht angegeben worden. Zum Teil finden sich aber im Staatsarchiv Chemnitz Akten des Amtsgerichtes Wolkenstein mit ähnlichem Inhalt, die uns Rückschlüsse auf die Quellen und Ergänzungen ermöglichten.

Unter anderem liest man bei K. Scheffler: Zum 23.10.1695 soll sich ein Unfall auf dem Kalkbruch unweit Venusberg ereignet haben, womit ein untertägiger Abbau des Kalkes schon zu dieser Zeit zu belegen wäre. Die Überlieferung lautet wie folgt: „Christopherus Michael Behm im Kalkwerk von einem Stein erdrückt, und abends in einem Bachtrog heimgebracht wurde.“

Danach folgt aber wieder einmal eine lange Lücke in den historischen Überlieferungen...

   

Am 22. Januar 1823 wird vor dem Venusberg'er Amtsgericht dann ein Pachtvertrag abgeschlossen. Nach dem Inhalt dieses Vertrages verpachtete der Besitzer des ⅜ Hufengutes, der Gutsbesitzer Johann Gottlieb Aurich, an die Herren Carl Friedrich Horn, Johann Gotthilf Horn und Christian Horn das auf seinem Grundstück, „hinten am Hohen Busche gelegene“ Kalklager auf 30 Jahre. Diese wiederum verpflichten sich zur Errichtung eines Kalkbrennofens, der mit Holz gefeuert werden solle (vermutlich also ein Harzer Ofen – Anm. d. Red.). Wollen die Pächter aber einen mit Holz und Torf betriebenen Ofen errichten, so war der Verpächter verpflichtet, das hierzu nötige Material kostenlos anzufahren.“

Die Brüder Horn kennen wir auch aus unserem Beitrag zu dem Kalkwerk beim nahegelegenen Örtchen  Herold. Schon einige Jahre zuvor, anno 1817, hatten die Herren Johann Gotthilf Horn sen. und Carl Friedrich Horn, beide Bürger der Stadt Ehrenfriedersdorf, sowie der Sohn des ersten und Bruder des zweitgenannten, Johann Gotthilf Horn jun. einen Pachtvertrag über das dortige Kalkwerk mit dem Rittergutsbesitzer geschlossen.

   


Erst auf dem (oben schon einmal gezeigten) Blatt 15 des Obereit'schen Atlasses, gedruckt 1836, wurde ein Kalkofen (die Signatur K.O. am westlichen Hang des kleinen Nebentälchens, rechts von der Ortsbezeichnung Wilisch Berg, ist etwas schwer zu erkennen) auf Venusberg'er Flur eingezeichnet.

  

Am 23. Mai 1831: früh 2 Uhr ist der Thurm (hölzerner Aufbau als Wetterschutz – Anm. d. Red.) des dem Bauer Wilhelm Aurich in Venusberg gehörigen Kalkofens total abgebrannt. Die Ursache des Feuers mag wohl in der Verwahrlosung liegen.

1842 werden für den Kalkofen und die dortigen Gebäude im Flurbuch für Venusberg Carl Gotthilf Horn und Carl Ehregott Horn als Besitzer genannt. In dieser ersten Flurvermessung Venusberg's erhielt die Fläche mit dem Kalkofen die Nummer 422 und das Wohnhaus die Nummer 423.

1845 berichtet ein Carl Gottlob Schubert an die Venusberg'er Gerichte: „Was die beiden Parzellen 422 und 423 betrifft, haben die Gebrüder Horn von dem Begütherten Johann Gotthilf Aurich allhier vor mehreren Jahren einen Kalkbruch gepachtet, und zu dessen Betriebe neben demselben einen neuen Kalkofen und ein Wohnhaus erbaut. Als aber der Kalkbruch nicht mehr ergiebig war, ließen die Gebr. Horn das Wohnhaus bis auf den Grund, und vom Kalkofen die ganze hölzerne Umfassung abtragen. Das Kalkwerk kam zum Erliegen, das Eigentumsrecht der Horn's wurde außer Kraft gesetzt, da der Grund und Boden  nur gepachtet war.“

Obwohl bereits 1836 die Nachricht auftauchte, das Kalkwerk gehöre zum Rittergut Venusberg, ist es unter den Verpachtungen des Rittergutes nirgends zu finden. Offenbar ist es immer im Besitz dieses Gutes geblieben und von den Rittergutsbesitzern betrieben worden. Wahrscheinlich sind mit den Verpachtungen nur die Fronen gemeint, welche ja alle Besitzer von Grundstücken seinerzeit zu leisten hatten.

Bei allen Verkäufen ist auch zu beachten, daß es sich bei dem Kalkwerk um zwei verschiedene Werte handelt, einmal der Wert der Grundstücke und Anlagen und zum anderen der Wert des Abbaurechtes unter den Grundstücken. 

  

Ein Nachbesitzer des oben genannten Aurich, der altersbedingt schon den Pachtvertrag mit den Gebrüdern Horn „mit geführter Hand“ unterzeichnet hatte, war dann Albert Albin Pfotenhauer. Als dieser 1862 verstarb, gehörte zu dessen überschuldetem Nachlaß auch noch das Kalkwerk. Auf Beschluß der Gläubigergesellschaft wurde das Kalkwerk mit seinen Kalklagern und Flächen damals vom Gut abgetrennt und gesondert meistbietend versteigert. Vom Wolkensteiner Gerichtsamt wurde am 27. 9. 1862 im Erzgebirgischen Anzeige- und Nachrichtenblatt dieses Kalklager vom Concurs- Vertreter, dem Advocaten Meyer, seinerseits nebenbei auch Bürgermeister von Wolkenstein, mit folgenden Worten angeboten:

Nachdem dieses Kalklager bergmännisch untersucht und begutachtet worden ist, und sich herausgestellt hat, daß dasselbe abbauwürdig ist und eine gute Rente in Aussicht stellt, indem der schöne weiße, einen ganz vorzüglichen Bau- und Düngekalk gebende Kalkstein in einer Mächtigkeit von 3 bis 4 Ellen Höhe und 12 bis 15 Lachter Breite auftritt, dasselbe auch mittelst Abteufung eines bereits in Angriff genommenen Schachtes leicht und ohne großen Kostenaufwand gewonnen werden kann, erlaubt sich der Unterzeichnete auf die zu erlassende amtliche Subhastions- Bekanntmachung auf das fragliche Kalklager aufmerksam zu machen, und dasselbe namentlich jetzt, bei dem in nächster Zeit beginnenden Bau der Annaberg – Chemnitzer Eisenbahn ganz besonders zu empfehlen, mit dem Bemerken, daß die Entfernung von demselben nach dem nächsten Bahnhof – Wolkenstein – ohngefähr 2 Stunden und der nächsten Haltestelle  Scharfenstein   kaum 1 Stunde beträgt.

Bei der Versteigerung des Bauerngutes, zu welchem auch das Kalkverkommen gehört, wird festgelegt, daß

  • die Parzellen Nr. 402, 403 und 404, unter denen sich die Kalklager befinden, während

  • sich auf der Parzelle 403 die Kalkbrennerei befindet,

  • ferner noch die Parzelle 411 mit der an der Wilisch befindlichen, eingetragenen Wasserkraft

gesondert verkauft werden sollen. Dies ist so auch geschehen und der Erwerber, Herr Carl Gottlieb Böhm, ein Sohn des früheren Besitzers, hat damals das Gut mitsamt den Kalklagern erworben.

  

Schon im Jahre 1863 überläßt Gutsbesitzer Carl Gottlieb Böhm in einem Vertrage die Kalklager und die zum Bergwerk gehörigen Anlagen und Flächen aber einem Herrn Anton Constantin Röber aus Kemtau, dortiger Lehngerichtsbesitzer, zu den Bedingungen, daß Herr Röber für jede „Kiste“ Kalkstein (gemeint ist hier die Ruthe – Anm. d. Red.) welche 54 Kubikellen Kalkstein enthält, eine Entschädigung von 2 Thaler, 6 Neugroschen und für jede von ihm benutzte Quadrat- Ruthe Landfläche jährlich 1 ½ Neugroschen Entschädigung zahlt, oder durch Zahlung von 4.000 Thalern diese Leistungen ein für allemal ablöst.

Aber bereits im Jahre 1865 werden als neue Eigentümer dieses Kalkwerkes die Herren G. Aurich, T. Horn, E. Schäfer, O. Krauss und R. Bochmann erwähnt. In diesem Jahr trägt G. Aurich einen (wohl alten, nicht mehr benutzten) Kalkofen am Wirtschaftsweg von Grießbach zum Kalkwerk Venusberg ab.

Der Name R. Bochmann ist uns schon in Grießbach mehrfach begegnet. Herrn Röber hingegen kennen wir als damaligen Kalkwerksbesitzer aus dem Gutachten von Wunder, Herbrig und Eulitz zum Kalkwerksbetrieb Sachsens aus dem Jahr 1867. Anton Constantin Röber war Besitzer des Lehngerichtshofes in Kemtau, geriet aber offenbar in finanzielle Schwierigkeiten, denn 1869 wurde der Hof versteigert (30144, Nr. 89).

  

1868 hat Johann Heinrich Schäfer sen. aus Chemnitz vom Besitzer des Gutes, Herrn Gottlieb Böhm, das Abbaurecht auf den Flurstücken 415, 416, 417, 418, 419, 420, 421, 422, 426, 427 und 428 von E. Schäfer für 28.000 Thaler gekauft; Schäfer seinerseits hatte nämlich noch Schulden beim Gutsbesitzer Carl Gottlieb Aurich zu begleichen.

1869 wird dann von Johann Heinrich Schäfer und August Otto Krauss ein Wohngebäude neu errichtet und es ist 32 Ellen Lang und 16 Ellen breit, im Souterrain Stall für 4 Pferde, Schmiedewerkstatt und Kalksteinmagazin; 1. Etage 4 Wohnstuben;  2. Etage Dachboden, Oberboden, nicht gedielt (das heutige Bettenhaus). Als Inventar wird weiter aufgezählt: das Treibegebäude aus Holz,18 Ellen lang und 8 Ellen tief, dann die Hebemaschine und das Schachtgebäude, 12 Ellen tief und 16 Ellen lang, ferner 5 eiserne Hunte mit Eisenrädern, Ausförderungsmaschine, 50 Ellen Drahtseil, 10 Ellen Eisenbahn über Tage und 80 Ellen Erzbahn in der Grube, 1 Acker und 84 Ruthen Fichtenwald, abgeschlagen.

1870 bauen Johann Heinrich Schäfer und August Otto Krauss am Kalkwerk einen neuen Kalkbrennofen und ein Schachtgebäude. Ebenfalls in diesem Jahr erwirbt der Kaufmann Edwin Schmidt aus Zschopau das Abbaurecht von Johann Heinrich Schäfer zu ¾ und von August Krauss zu ¼ für insgesamt 5.112 Thaler.

  

1871 läßt Johann Heinrich Schäfer, aus Chemnitz den anteiligen Besitz von ⅓ des Kalkwerkes, einschließlich des Abbaurechtes, geschätzt auf 28.827 Thaler, versteigern. Edwin Schmidt, als Hauptbesitzer, investiert mächtig in das Kalkwerk. Er baut einen neuen Cylinderkalkbrennofen (wann und von wem der in die Mauer eingebaute Ofen errichtet worden ist, wissen wir nicht), eine neue Dampfmaschine für Förderung und Wasserhaltung und auch im Schacht selbst wird eine damals moderne Gestellförderung eingebaut. Für den Gewinnungsbetrieb werden druckluftbetriebene, wassergespülte Gesteinsbohrmaschinen angeschafft. Die gesamte technische Ausstattung wird von der Rheinischen Maschinenbauanstalt Humboldt aus Cöln geliefert. Diese enormen Kosten scheinen aber über seine Kräfte gegangen zu sein und der Erfolg dieser Maßnahmen hat sich nicht schnell genug eingestellt. 1875 muß Kaufmann Edwin Schmidt aus Zschopau Konkurs anmelden, das Kalkwerk sollte versteigert werden.(aus K. Scheffler: Bergbau in Venusberg).

  

 
 
 

Zum Kalkwerk Humboldt- Schacht bei Venusberg von 1875 bis 1915

  

Das Kalkwerk Venusberg gehörte mit den von E. Schmidt vor seinem Konkurs noch eingeführten Neuerungen ab 1871 zu den fortschrittlichsten Bergbaubetrieben in Sachsen. Schon allein die technische Ausstattung war mehr als bemerkenswert.

Für die Untersuchung, Beschreibung und Taxation dieses Kalkwerkes in Bezug auf die Versteigerung wurde der Marienberger Bergmeister Friedrich Perl im November 1876 als Sachverständiger beauftragt. Dieser verfaßte eine umfangreiche und äußerst detaillierte Beschreibung des Werkes und zeichnet uns damit ein Bild eines der modernsten Betriebe der damaligen Zeit im Sächsischen Kalkbergbau. Zuarbeiten zu diesem Gutachten stammen außerdem von Amtszimmermeister Friedrich August Weiß aus Wolkenstein für die baulichen Anlagen und Gebäude und von Ortsrichter Karl Gotthilf Haase und Carl Heinrich Sieber für den Wert der Flurstücke (Bestand 30142, Nr. 37 und Nr. 34). Wir erfahren daraus über:

Das Wohn- und Niederlagegebäude, auch Factorei:

hat eine Grundfläche von 18 m x 9,0 m, ist im Erdgeschoß massiv hergestellt, das 1. Geschoß besteht aus Fachwerk mit Ziegelaussatz und ist mit Schiefer gedeckt. Außer den Wohnungen befinden sich ein Stall für 4 Pferde, eine Schmiedewerkstatt und die Kalkniederlage darin.

Das Arbeitshaus:

Ein Gebäude mit eingebauter Scheune  ist 10,5 m lang und 4,4 m breit, liegt oberhalb der Factorei und ist mit Holzschindeln gedeckt. Der Scheunenbereich des Gebäudes ist als Fachwerkbau errichtet und enthält im massiven Teil eine beheizbare Arbeiterstube.

Das Kalkofengebäude:

Das massiv gemauerte Kalkofengebäude mit den zwei Zylinderöfen ist 17,60 m lang und liegt dem Wohngebäude gegenüber. Ein Kalkofen liegt direkt im Gebäude und ein weiterer Zylinderofen ist 1869 angebaut und von 6eckiger Grundfläche, wobei jede Seite eine Länge von 7,50 m aufweist.

Das Kesselofengebäude:

Dieser Komplex ist 10 m lang und 5,50 m breit und verfügt noch über einen Anbau für die Lagerung von Brennmaterial. 

Der Pulverturm:

die Aufbewahrung für Sprengstoffe liegt etwa 30 m vom Schachtgebäude weg auf einer Anhöhe und für die Lagerung von Dynamit und Sprengpulver zugelassen. 

Das Dampfkesselgebäude:

Diese Gebäude sind eigentlich 2 Gebäude die über eine gemeinsame Mauer verfügen und liegen etwa 80 m oberhalb des Kalkofengebäudes, ist 31 m lang und 12 m breit. Im Dampfkesselgebäude steht ein Doppel-Dampfkessel mit insgesamt 37 m² Heizfläche und einer Druckprobe von 10 atü. Der obere Kessel ist 9,35 m lang und hat 1,075 m Durchmesser und der untere Kessel 7,93 m lang und von 1,025 m Durchmesser. Die Kesselanlage verfügt über einen gusseisernen Dampfdom wie auch Kesseltüren und die Roststäbe. Weiterhin sind noch Armaturen wie Sicherheits- und Absperrventile, ein Wasserstandsglas am Kessel und ein Federmanometer vorhanden. Die Speisewasserrohre sind im Durchmesser 70 mm und die Dampfrohre weisen 160 mm auf. An der östlichen Giebelseite steht der 28 m hohe Schornstein. Zwei dampfbetriebene Speisewasserpumpen versorgen den Dampfkessel mit dem nötigen Betriebswasser. Die eine Pumpe hat einen Kolben von 80 mm Durchmesser und verfügt über zwei Schwungräder und die andere Pumpe hat nur einen Kolben von 65 mm Durchmesser. Beide beziehen das Wasser aus einem hier aufgestelltem zylindrischen Wasserreservoir in der Größe von 1,5 m im Durchmesser und 1,5 m Höhe, welches aus der Druckleitung der Wasserhaltung gespeist wird.

  

Das Maschinenhaus:

Im Maschinenhaus ist die Dampfmaschine für die Wasserhaltung und Förderung untergebracht. Es handelt sich hierbei um eine Hochdruck-Zwillingsdampfmaschine mit etwa 30 PS Leistung. Sie verfügt über zwei gusseiserne liegende Dampfzylinder und zwei gusseiserne offene Getriebe. Diese treiben zum einen die Fördermaschine und zum anderen das Kunstgezeuge an. Die Welle auf der die schmiedeeisernen Seiltrommeln sitzen ist gut 2,5 m lang. Die Seiltrommeln selber sind mit einem Holzbelag versehen auf dem das Stahlseil auf- oder abwickelt und haben einen Durchmesser von 1,76 m. Hier sitzt auch die gusseiserne Bremsscheibe. Hierzu gehören noch zwei über dem Schacht im Fördergerüst platzierte gusseiserne Seilscheiben über die das Förderseil läuft woran die Schachtfördergestelle für die Aufnahme der eisernen Hunte läuft. Das zweite Getriebe treibt das Kunstgestänge der Wasserhaltung an. Das gusseiserne Kunstkreuz ist dabei an einer 1,18 m im Durchmesser großen Kurbelscheibe aufgehangen und betreibt über das Gestänge 2 Sätze in Form von kombinierten Saug- und Hubpumpen.

Weiterhin steht noch eine zweite 46 PS starke Hochdruck-Zwillingsdampfmaschine im Maschinenhaus und treibt den Kompressor an. Diese verfügt ebenfalls über zwei liegende 440 mm im Durchmesser große gusseiserne Zylinder. Die Maschine treibt über zwei gusseiserne Schwungscheiben die auf einer schmiedeeisernen Welle sitzen den Kompressor an. Der Kompressor selber ist in Form von 2 gegenüber liegenden Luftkompressor-Zylindern aufgebaut. Gespeichert wird die verdichtete Luft in einem 6 m langen und 1,59 m im Durchmesser großen Speicher aus Eisenblech eingefüllt. Der Speicher ist für einen Druck von 5 atü ausgelegt.

Im Maschinenhaus ist auch eine Werkstatt untergebracht die auch eine Richtmaschine für die Bohrstangen enthält.

Weitere technische Ausstattung des Kalkwerkes:

Vom Schacht- und Maschinenhaus führt eine Eisenbahn gut 110 m zu den einzelnen Kalköfen. Dabei verlaufen 35 m zu den Zylinderöfen auf einem hölzernen Bockgerüst.

Für die Kalksteingewinnung stehen 5 Druckluftbohrgeräte mit Wasserspülung (!) zur Verfügung. Die Druckluftversorgung wird vom im Maschinenhaus aufgestellten Speicher über gusseiserne Luftleitung von 72 mm Durchmesser mit verschraubten Flanschen bis auf die Abbausohlen geleitet. Von dort wird die Luft über Gummischlauchleitungen mit Schnellkupplungen (!) zu den Maschinen geleitet. Das Wasser zur Spülung wird an der Druckleitung des Kunstgezeuges entnommen und ebenfalls über Gummileitungen zu den Bohrgeräten geführt.

Auf der tiefen Stollnsohle verläuft eine Eisenbahn von 50 m Länge bis zum Füllort des Humboldt Schachtes.

Sämtliche technische Ausrüstung ist von der „Rheinischen Maschinenbauanstalt Humboldt“ aus Cöln gefertigt, besorgt, geliefert und auch vor Ort aufgebaut worden.

  

Damit erklärt sich nun vielleicht auch, wieso ein Kalkbergwerk irgendwo fernab der großen Bergstädte zum Namen Humboldt- Schacht gekommen ist...

  

Folgende finanzielle Aufstellung über das Kalkwerk ist in dieser Akte noch enthalten :

1. Nr. 390 Wald, 2 ha 22 Ar         750 Mark
2. Nr. 391 Wiese, 10,9 Ar    150 Mark
3. Nr. 392 Wiese, 80,8 Ar       1.300 Mark
4. Nr. 393 Feld,  5 ha 59 Ar      5.000 Mark
5. Nr. 393a Feld mit Steinhorst 1 ha 44,4 Ar 1.022 Mark
6. Des Wirtschaftsweges mit dem erwähnten Wegerecht      300 Mark

Gesamt:

 7.772 Mark
   
1. Wohn- und Niederlagegebäude  4.890 Mark
2. Das Kalkofengebäude mit dem Kalkofen     16.500 Mark 
3. Das Kesselofengebäude mit Anbau   3.200 Mark
4. Das Maschinenhaus oder Schachtgebäude  3.600 Mark
5. Der Kesselhausschornstein           2.000 Mark
6. Der Pulverturm     800 Mark
7. Das Arbeitshaus mit  Scheune   380 Mark
8. Die Eisenbahnschienen    175 Mark
9. Die hölzerne Ofenbrücke 132 Mark
10. Schwarteneinfriedung (Bretterverschlag)     180 Mark
11. Futtermauer      1.120 Mark

Gesamt:

32.997 Mark
   
1. Der Dampfkessel samt Zubehör   4.500 Mark
2. Die liegende Dampfmaschine     1.080 Mark
3. Der Wasserspeicher    410 Mark
4. Der Speisewasservorwärmer samt Zubehör     720 Mark
5. Die Wasserhebe- und Fördermaschine mit Rahmen und Verankerung  7.320 Mark
    der Seilkorb, Ausrüstungszeug, Vorgelege und Kunstkreuz       3.120 Mark
    die Seilscheiben und das Förderseil    610 Mark
6. Die Drucksätze im Schacht mit Zubehör    3.000 Mark
7. Der Luftkompressor mit Ankerplatte und Schrauben   11.540 Mark
8. Der Druckluftbehälter mit Zubehör     2.410 Mark
9. Die Druckluftleitung bis in den Schacht, Zweigleitungen, Endstücke  1.170 Mark
     die Spülwasserleitung mit Endstücken und Zubehör      250 Mark
     die Gusseisernen Rohre und Schellen dieser Leitung    2.750 Mark
     die Gummischläuche für Wasser und Luft der Bohrmaschinen  650 Mark
     die Gesteinsbohrmaschinen nebst Kronenbohrer und Reserveteile    6.500 Mark
10. Die gesamten Dampf- und Wasserrohrleitungen zum Dampfkessel 2.500 Mark
11. Die Support-Drehbank nebst Riemen  1.100 Mark
12. Die Werkbank nebst Schraubenstock     50 Mark
13. Die Bohrstangenrichtmaschine       210 Mark
14. Die Grubeneisenbahn             750 Mark
15. Die 5 eisernen Förderhunte      500 Mark

Gesamt:

 51.140 Mark

       

Die Preise stellen den damaligen Zeitwert der Maschinen und Anlagen dar. Das übliche Hand- und Schmiedewerkzeug, das Grubengezäh sowie sonstiges Inventar, welches auf dem Werke vorhanden ist und von den verschiedensten Branchen genutzt werden kann, ist nicht mit eingerechnet und wird in einer besonderen Taxierung erfaßt. 

Der Wert des noch anstehenden Kalksteines ist recht schwer ermittelbar und entsprechend äußert sich Bergmeister Perl vorsichtig. Nachteilig sind fehlende tiefgründige Untersuchungen  und auch Probebohrungen der Lagerstätte. Perl kann daher nur eigene ermittelte Werte aufgrund von einer Befahrung des Berggebäudes verwenden. Diese entsprechen wohl eher einer positiven Schätzung. Die Lagerstätte besteht aus 4 einzelnen Kalklagern. Diese sind durch den oberen Stolln, den tiefen Stolln und den Humboldt- Schacht erschlossen. Die Grundstrecke kommt bei 24,33 Meter Teufe unter der Rasensohle im Humboldt- Schacht ein. Die Kenntnisse über die Lagerstätte sind nur durch den früheren oberflächennahen Bergbau und die jetzigen Aufschlußpunkte im Bereich der Stolln und dem Hauptschacht bekannt. Die eigentliche Ausdehnung des Lagers wie auch die Breite sind unbekannt.

Mit dem tiefen Stolln ist bis 1876

1) ein nur 1 Meter mächtiges Kalksteinlager überfahren worden, auf dieses ein 10 Meter starkes gneisartiges Zwischenmittel

2) dann ein ungefähr 2 m Meter starkes Kalksteinlager folgt

3) nach einem weiteren 3 Meter starken Zwischenmittel von Glimmerschiefer ein 3. Kalksteinlager mit einer Mächtigkeit von bis zu 12 Meter und nach 18 Meter Glimmerschiefer als weiteres Zwischenmittel wiederum

4) ein 2 – 3 Meter mächtiges Kalksteinleger folgt.

Dabei beeinflussen die Zwischenmittel meistens in Form von zersetztem Gneis oder Glimmerschiefer in keiner Weise die Kalksteinlager. Der Aufschluß der 4 Kalksteinflöze liegt auf einer Länge von 50 m auf dem tiefen Stolln.

Der Abbau erfolgt teilweise als Firstenstoßbau vom tiefen Stolln zum oberen Stolln. Oberhalb des Letzteren befinden sich noch etliche alte Weitungsbaue in deutlicher Nähe zur Tagesoberfläche und machen sich durch Einstürze mittels Pingen bemerkbar. Es steht überwiegend weißer krystallinischer feinkörniger Kalk an.

Dieser wird durch den Einsatz von maschineller Bohrarbeit – Nassbohren – und mittels Sprengen mit Dynamit und auch Sprengpulver gewonnen. Im maschinellen Bohrverfahren werden die Bohrlöcher von 20 – 24 Zoll Tiefe innerhalb von 10 – 15 Minuten erbohrt. Beim Bohren mit der Hand dauert dies hier 1 ½ – 2 Stunden.“

Bergmeister Perl gibt auf Grund seiner Erfahrungen das Quantum des nachweisbaren und abbauwürdigen Kalksteines zu dieser Zeit mit mindestens 3.000.000 Zentnern an. Diese Angabe in einem Gewichtsmaß war noch vollkommen unüblich im Kalkbergbau, wo jahrhundertelang nur Raummaße abgemessen worden sind.

Perl gibt weiter an, daß 300 Zentner Kalkstein – etwa eine Ruthe – 75 Hektoliter (hl) gebrannten Kalk ergeben und daß man mit den auf dem Werke vorhandenen 2 Zylinder- und 1 Kesselofen bei ihrer Größe und kontinuierlichen Betriebe – und zwar die beiden Zylinderöfen je 300 Hektoliter, der Kesselofen 150 Hektoliter – zusammen also 750 hl gebrannten Kalk pro Woche produzieren kann. Bei einem jährlichen Betrieb der Öfen von etwa 40 Wochen  ergibt dies 30.000 hl pro Jahr. Dazu sind aber auch eine tägliche Gewinnung und Förderung von 400 Zentnern Kalkstein nötig, die mit den vorhandenen Maschinen und Anlagen auch möglich sei.

(Bei Wunder, Herbig & Eulitz wird die Ruthe kristallinischer Kalkstein mit einem spezifischen Gewicht von300 – 330 Zentner angegeben, worauf sich Perl wohl hier bezieht – Anm. d. Red.)

    

Die Verkaufspreise der damaligen Zeit für gebannten Kalk betrugen 3,- Mark für den Hektoliter der besten Qualität, 2 Mark 50 Pf. für die mittlere Qualität und 2 Mark je Hektoliter für die geringste Qualität, den Düngekalk mit Kalkasche vermischt.

Bergmeister Perl nimmt für seine Berechnung die mittlere Qualität an und rechnet mit dem angenommenen Produktionsquantum von 30.000 hl eine Brutto-Einnahme von 75.000,- Mark pro Jahr. Die Selbstkosten dieses Werkes rechnet er im Durchschnitt mit 1 Mark 20 Pf. bis  1 Mark 50 Pf je Hektoliter, so daß pro hl 1,- Mark Gewinn bleibt, von dem aber noch die Verzinsungen und sonstiger Aufwand abgezogen werden müssen. So würde sich das Kapital mit 20% verzinsen. Die Preise für die Brennstoffe blieben in seiner Rechnung aber ohne Berücksichtigung.

Auf dem Kalkwerk Venusberg lagen 1876 folgende Abgaben:

Brandversicherungsbeiträge 90.10 Mark
Gemeindeanlagen auf 1876 Steuereinheiten à 2 1/3 Pf 44.20 Mark
Straßenanlagen auf 381,46 Steuereinheiten à 2 Pf 15,26 Mark
Feuerlöschgerätheanlagen auf 381,46 Steuereinheiten à 1 Pf 7,63 Mark
Parochoalumlage auf 381,46 Steuereinheiten á 1 ½ Pf 5,73 Mark
Gewerbesteuer 15,60 Mark
Gewerbe-Handelssteuer 0,48 Mark

   

1878 verkauft das Kalkwerk den Düngekalk  zum Preis von 2 Mark je hl, den Baukalk dagegen für 2 Mark 50 Pf bis 3 Mark je hl.

1877 wird das Kalkwerk Venusberg, bisher 2/3 davon im Besitz von Kaufmann Erwin Schmidt aus Zschopau, versteigert. Der Anteil  von Johann Heinrich Schäfer sen. Aus Chemnitz, 1/3 des Kalkwerkes, wird zum Preis von 28.827 Taler zum Verkauf ausgeboten. 

Um 1878 verkauft das Kalkwerk den Düngekalk, ein Gemisch aus gebrannten Kalk und Kalkasche  zum Preis von 2 Mark je hl, den Baukalk, reiner Weißkalk dagegen für 2,50 Mark bis 3 Mark je hl (Bestand 30142, Nr. 37 und Nr. 34).

   

Ab 1884 wird als Besitzer des  Kalkwerkes Venusberg ein gewisser F. Schachzabel genannt, er soll die Kaufgelder nach „ortsüblichen Maßen“ bezahlt haben. Weiterhin verfügte Schachzabel über eine Schankkonzession, die jedoch beschränkt für die Arbeiter und Geschäftsleute des Kalkwerkes beantragt und genehmigt wurde.

Die Gemeinde Gelenau bezieht vom Kalkwerk auch Material für den Straßenbau. Es handelt sich hierbei um den Abraum diverser Teuf- und Aufsuchungsarbeiten im Kalklager. Das Material besteht in der Hauptsache aus zersetzten Gneis und Glimmerschiefer, womöglich noch mit unbrauchbaren Kalkstein vermischt. Ob das Straßenbaumaterial werksseitig aufbereitet wurde oder der Bauhof der Gemeinde dies übernahm, ist nicht bekannt. 

Das Kalkwerk trägt auch zur Gemeindesteuerkasse bei, wobei es sich hier um nicht Gewinnrelevante Steuern handelt und zwar:

  • Vom Kalkwerks- Einkommen 30.000 Mark  zu 5%  = 1.500 Mark und

  • Mietzins für die Familien Voit, Beier und Fischer 300 Mark,

  • für Handel Gewerbe, Fuhrlöhne 1.500 Mark sowie

  • von 572 Grundsteuereinheiten je 4 Pfennige.“  

(aus K. Scheffler: Bergbau in Venusberg)

   


Grund- und Aufriß von dem Leiner- Voit'schen Kalksteinbrüchen zu Venusberg, F. W. Weiß, verpflichteter Markscheider, Ehrenfriedersdorf, Januar 1828. Zuletzt nachgebracht 1909 von E. Jakob, verpflichteter Markscheider. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40053, Nr. 158, Aktenbeilage, Gesamtansicht, Norden ist rechts.

   


Zeichnungstitel auf obigem Riß. Hiernach wurde er im Januar 1828 von Markscheider F. J. Weiß aus Ehrenfriedersdorf angelegt. Allerdings tauchen mit der Benennung „Leiner- Voit'sche Kalksteinbrüche“ hier noch zwei Namen auf, die uns bei den bisherigen Recherchen noch gar nicht untergekommen sind...

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Grundriß der Abbaue und der Werksanlagen.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit dem Saigerriß über die Abbaue und Werksanlagen in Nord- Süd- Richtung.

  


Ausschnitt aus obigem Riß mit einem Kreuzriß über die Abbaue in Ost- West- Richtung.

  

An dieser Stelle schauen wir in die Fahrbögen des Königlichen Bergamtes, können so viele Details über das Kalkwerk in Erfahrung bringen und uns ein Bild vom Betrieb um 1900 erstellen.

Am 20. November 1899 besichtigte Berginspektor Anshelm von der Königlichen Berginspektion Freiberg II im Auftrag der Gewerbeinspektion Annaberg die Betriebsstätten der „Vereinigten Kalkwerke von Grießbach – Venusberg“ und machte auch hier in Venusberg diverse „Erinnerungen“, wie leichtere Mängel damals sehr hübsch umschrieben wurden. Anwesend waren der Vertreter der Werksadministration Edwin Rüdiger aus Chemnitz. Anshelm nahm zuerst die übertägigen Anlagen in Augenschein.

Als erstes „erinnerte“ Anshelm an das fehlende Warnschild „Unbefugte Zutritt verboten“ am Eingang zum Maschinen- und Kesselhaus. Weiterhin fand er die Fördermaschine nicht „verwahrt“ oder besser gesichert vor, das heißt, mit einer Umzäunung versehen, die eine Berührung mit bewegenden Teilen verhindert. Dann fehlten die Geländer an der Auslaufbrücke zu den Kalköfen, diese sollten schon seit Überarbeitung der Bestimmungen von 1896 dort angebracht sein.

Der 44 m tiefe Förderschacht diente auch der Fahrung für die Belegschaft. Hier waren die Fahrten saiger angebracht und hatten nur zwei Umsteigebühnen im Bereich der Sohle des oberen Stolln und beim tiefen Stolln. Ruhebühnen dazwischen fehlten vollends.

Auch fehlte eine Vertonnung zwischen dem Fahrtentrum und Kunsttrum von der Schachtmündung bis zur 1. Tiefbausohle und von da die Vertonnung zum Fördertrum bis zur 2. Tiefbausohle. Die Schachtverschlüsse gegen unbeabsichtigtes Betreten des Schachtes bzw. gegen Abstürzen wurden als unzureichend angesehen.

Die Wasser aus der 2. Tiefbausohle wurden mittels einer Turbine bis auf den tiefen Stolln gehoben.

Die Gewinnung des Kalksteins wird durch Schießarbeit ausgeführt. Hierbei kommt in trockenen Bereichen noch loses Sprengpulver zur Anwendung, obwohl dies schon lange verboten war. Für die Ladearbeit stehen kupferne Räumnadeln und eiserne Ladestöcke mit 3 Zoll langem, kupfernem „Schuß“ zur Verfügung. Ansonsten und vor allem in nassen Bereichen wird Dynamit eingesetzt. Das Auftauen des gefrorenen Dynamits wurde mittels einem Nobel‘schen Auftautopfes bewerkstelligt und bedurfte keiner Erinnerung. Mit der Führung des Sprengmittelbuches war der Inspektor zufrieden. Das Dynamit wurde in der Nähe des Schachtes in einer extra dafür vorgesehenen, abschließbaren Niederlage gelagert und die Zündhütchen im Comptoir der Faktorei.

Der Grubenriß sollte von Markscheider Dietze aus Lugau im Mai / August 1900 nachgebracht werden.

  

Die nächste Inspektion übernahm auch hier der Bergverwalter Seemann in den Monaten Januar/Februar 1900. Es erfolgte wieder eine Tagesbesichtigung und Grubenbefahrung des Kalkwerkes Venusberg. Die Vertretung der Bergbaugesellschaft hatte wieder Edwin Rüdiger der auch anwesend war. Der Betriebsleiter Börner war auch gleichzeitig der Buchhalter und nicht bei der Inspektion anwesend. Die Aufsicht der Grube führte ein ehemaliger Bergarbeiter aus Marienberg, Friedrich Schönherr. Die Belegschaft bestand aus 8 Mann untertage und 1 Mann übertage. Die Arbeitszeit dauerte, wie auf den meisten Kalkwerken damals üblich, mit drei längeren Pausen von 6 Uhr bis 19 Uhr.  

Seemann beschreibt auch die Lagerstätte des Kalkwerks wieder gut und wir wollen diese Passage komplett zitieren:

Das im Glimmerschiefer auftretende Kalklager besitzt im Streichen nur eine sehr geringe Ausdehnung, in abbauwürdiger Mächtigkeit beträgt sie nur etwa 10 m, darüber hinaus zieht sich an den Stößen das Kalklager so zusammen, daß der Aushieb nicht mehr lohnend ist. Die Mächtigkeit des Lagers in der Mitte ist etwa bis zu 12 m. Es sind eigentlich zwei Kalksteinlager, ein hangendes von etwa 5 m Mächtigkeit, einen röthlich- weißen, unreinen Kalkstein führend, und ein liegendes von ungefähr derselben Mächtigkeit und mit einem sehr schönen, reinen weißen Kalkstein von feinkörniger Struktur erfüllt. Beide Kalklager scheinen sich nach der Tiefe zusammen zu ziehen, und glaubt man, wenn ein solches Zusammenziehen wirklich stattfinden sollte, das Ende der Abbauwürdigkeit der Lagerstätte in nicht zu ferner Zeit zu erreichen. Das Fallen der Lagerstätte ist ein sehr unregelmäßiges und zu 40° bis 70° nach NW anzunehmen.

Die Lagerstätte ist, abgesehen von den früheren Tagebauen, durch einen 44 m tiefen, saigeren Schacht und einen Querschlag in der Sohle des sogenannten tiefen Stollns, der nach dem Wilitzschthale ausmündet, aufgeschlossen.“ 

Weiter berichtet Seemann, daß das Förderseil schon seit 20 Jahren in Gebrauch sei und noch nie geprüft wurde. Letztes Jahr (also 1899) gab es einen schweren Seilbruch und das Förderseil wurde eingekürzt und mit einem Stück Kette wieder verlängert.

Die Kalksteine wurden mittels eiserner Hunte über einen Haspelberg bis auf den Querschlag gezogen und weiter bis zum Schacht gestoßen. Die Förderung der Hunte auf dem Haspelberg erfolgt mit einer Turbine (!!!). Das Aufschlagwasser aus dem Bach für die Turbine wird von übertage dem Schacht zugeleitet und fällt erst 20 m tief unbenutzt in den Schacht, wo es in einem Sammelbehälter für die Turbine gespeichert wurde. Nachdem es die Turbine durchlaufen hatte, wurde es über den tiefen Stolln abgeleitet. Dieselbe Turbine konnte über einen Treibriemen eine Druckpumpe antreiben, welche das Grundwasser aus dem Abbau bis auf den Stolln fördert.

Da die Mängel bis auf die inzwischen angebrachten Geländer an den Förderbrücken zu den Kalköfen noch nicht abgestellt waren, konnte Seemann die „Erinnerungen“ seines Vorgängers nur wiederholen.

Im Kalkwerk übertage gab es zwei, derzeit allerdings unbenutzte Kalköfen. Ein Ofen war für Feuerung mit Braunkohle, der andere für Koks ausgelegt.

  

Am 25. September 1900 besichtigte Seemann zusammen mit dem Steiger Schönherr die Venusberg'er Kalkgrube und fand erneut Etliches zu „erinnern“ vor:

Die auf dem Kalkwerk geführten Bücher zum Verbrauch der Sprengmaterialien waren ordentlich und richtig geführt. Auch die Genehmigung für die Einlagerung von 300 kg Dynamit lag vor. Dagegen bemängelte Seemann aber die behördlich genehmigte Dynamitniederlage, welche den bergpolizeilichen Forderungen keinesfalls entsprach. Die Niederlage war nur 3 m vom Fahrschacht entfernt und auch nur von diesem aus zu erreichen. Die beiden eisernen, verschließbaren Türen waren in einer nur 1 ½ Stein starken Ziegelmauer verankert.

   


Mithilfe einer Skizze aus der Bergakte haben wir dieses Sprengmittellager in den Grubenriß eingetragen. Ausschnitt aus dem Grubenriß, Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40053, Nr. 158, Aktenbeilage.

  

Neben der bemängelten Sprengstoffniederlage gab es noch weitere „Erinnerungen“:  

  • am Eingang des oberen Stolln ist eine Tafel mit der Aufschrift „Unbefugten Zutritt verboten“ anzubringen

  • Im Humboldt Schacht ist eine Vertonnung zwischen Fahrten- und Fördertrum bis hinunter   zur tiefen Sohle einzubauen

  • am Haspelberg ist die Fahrung aus dem Seiltrum weg unter das Rohr derselben   Turbinenaufschlagwasserleitung zu verlegen

  • die Zahnräder an der Wasserturbine für das Aus- und Einrücken des Haspels oder der   Wasserpumpe sind zu verkleiden

  • Im Abbau darf der unterste Pfeiler am östlichen Stoße nicht weiter geschwächt werden

  • An der Fördermaschine über Tage sind alle beweglichen Teile einzufrieden oder zu   verkleiden.

Den von Markscheider Dietze im August 1899 nachgebrachten Grubenriß befand Seemann für ordentlich.

Am 26. April 1901 inspiziert Bergmeister Seemann wieder das Kalkwerk Venusberg zusammen mit dem dortigen Steiger Schönherr. Wieder findet Seemann „Erinnerungen“, die unbedingt abgestellt werden müssen. So werden im Maschinenhaus des Humboldt- Schachtes jetzt Gefäßstandsanzeiger benötigt, welche die Stellung jedes Fördergestelles gesondert anzeigen und die sich beim Sohlenwechsel selbstständig einstellen. Desweiteren sollen unter den Seilscheiben Fangklinken oder Böcke angebracht werden, damit die Gestelle nicht zu hoch gehoben werden oder bei einem Seilbruch in den Schacht stürzen.

Das Zutrittsverbot am Eingang zum Schachthaus ist zwar angebracht, aber bei geöffneter Tür nicht mehr sichtbar, deshalb an anderer Stelle der Tür anbringen. An den Füllörtern des Humboldt- Schachtes sind Signaltafeln anzubringen.

Weiterhin war der Weg vom Abbau zum sicheren Ort bei den Schießarbeiten nur über große Berge von Kalkstein möglich. Dieser Umstand gefiel Bergmeister Seemann überhaupt nicht. Das würde auch uns heute gar nicht gefallen, denn gerade Schießunfälle waren dazumal nicht selten und sind gewöhnlich mit schwerwiegenden Gesundheitsfolgen für die Betroffenen verbunden... 

   

In der Bergakte fand sich noch ein weiterer Übelstand, der durch Seemann hier festgestellt wurde und der uns heute einen Einblick in die Arbeit der Belegschaft gewährt. Die Bergleute auf dem Venusberg'er Kalkwerk ‒ wie wohl auch auf vielen anderen privaten Kalkwerken ‒ mußten nämlich die benötigten Sprengmaterialien von ihrem Lohn bezahlen!

Nun bezog die Venusberg'er Administration Dynamit zum Preis von 1 Mark 63 Pf von Facius aus Lugau oder von Herder in Forchheim für 1 Mark 80 Pf; berechnete aber das Kilogramm für die Belegschaft mit 3,- Mark!

Seemann sah in dem erhöhten Abgabepreis an die Belegschaft einen Verstoß gegen die Gewerbeordnung und mahnte Maßnahmen beim Königlichen Bergamt an. Ein geringer Aufschlag für Transport usw. wäre im Rahmen der Verordnungen möglich und auch angebracht. Durch die Nachforschungen von Seemann kam außerdem heraus, das Dynamit auch an Dritte verkauft wurde, ohne daß das Kalkwerk dafür eine Genehmigung besaß. Daraufhin nahm Seemann auch die nicht der bergpolizeilichen Verordnung entsprechende Sprengmittelniederlage ins Visier. Durch eine stark verringerte Lagermenge solle der Verkauf an Dritte unterbunden werden.

   

Während einer Besprechung von Seemann und dem Geschäftsführer der Vereinigten Kalkwerke Grießbach-Venusberg, Herr Schönbach, erklärte dieser, daß man aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage zukünftig auf die Verwendung von Dynamit verzichten und stattdessen den Wettersprengstoff Roburit einsetzen wolle. Damit mußte keine neue Sprengstoffniederlage für Dynamit geschaffen werden und man konnte den Pulverturm in Venusberg oder die unterirdische Niederlage auf dem Leopold Stolln im Kalkwerk Grießbach weiter benutzen.  

(Roburit = ist ein Wettersprengstoff aus der Roburit- Fabrik in Witten. Produziert ab dem Jahr 1886; speziell für den Kohlenbergbau entwickelt. Der älteste Typ enthält 90% Ammoniumnitrat und 10% Dinitrochlorbenzol, spätere enthalten 55-88% Ammoniumnitrat, 0,5% Kaliumpermanganat, 7% Dinitrobenzol bzw. 12% TNT, Dinitrochlornaphthalin sowie weitere organische Komponente – Anm. d. Red. nach: r-haas.de)

   

Aus dem folgenden Fahrbericht des Bergmeisters Seemann vom Dezember 1901 geht hervor, daß ein Versuch mit Roburit im Kalkwerk Venusberg auch unternommen worden ist, aber sehr zu Ungunsten dieses Wettersprengstoffs ausfiel ‒ laut einer Unterredung mit Geschäftsführer Schönbach. Der Versuch wurde bei einer 3 m mächtigen Kalksteinwand, die durch das Nebengebirge stark unter Zwang stand, ausgeführt. Dort hatte der Sprengstoff Roburit nicht die Kraft aufgebracht, genügend Kalkstein aus der Scheibe zu sprengen. Stattdessen hatte der Schuß aber das ‒ wohl etwas weichere ‒ Umgebungsgestein sehr stark zerstört, womit der Zweck natürlich verfehlt wurde. Dynamit war auf dem Kalkwerk Venusberg aber nicht mehr vorrätig, weswegen die Gewinnungsarbeiten mit gewöhnlichem Sprengpulver getätigt werden mußten.

Über diese Versuche wurde auch in der Jahrbuchausgabe von 1902 im Abschnitt

Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge
bei den gewerblichen Gruben.

3. Gewinnungsarbeiten.

berichtet: „In der zur Margarethenhütte gehörigen Thongrube in Großdubrau bei Bautzen hat man mit Erfolg Roburit zum Hereinschießen der Thonmassen angewendet. Dagegen ist ein Versuch auf den Vereinigten Kalkwerken Griesbach- Venusberg, an Stelle des bisher verwendeten Dynamits Roburit zum Schießen anzuwenden, zu Ungunsten des letzteren ausgefallen.

Roburit war zum Ausschießen des etwa 3 m mächtigen Kalksteinlagers nicht geeignet, weil es von der infolge der geringen Bauhöhe im Zwange stehenden Kalkgesteinswand zu wenig lossprengte, dagegen die Gesteinsmasse in einem zu großen Umkreise anrückte. Diese Eigenschaft läßt die Anwendung von Roburit in unterirdischen Steinbrüchen mit Weitungsbauen sogar bedenklich erscheinen, weil dort alles darauf ankommt, die zu belassenden Pfeiler und Zwischenmittel zwischen den Bausohlen auf lange Jahre hinaus möglichst intakt zu erhalten und solche nicht der anrückenden und weithin Sprünge bildenden Wirkung dieses Sprengstoffes auszusetzen.“

  

Am 30. September 1902 stand wieder eine Werksbesichtigung von Bergmeister Seemann an. Es erfolgte eine Revision über und unter Tage. Beim Humboldt Schacht fand Seemann keinen Anlaß zu Erinnerungen. Untertage waren nur 3 Arbeiter angelegt und dies wurde durch den Betriebsleiter Schönherr mit der derzeit schlechten wirtschaftlichen Lage begründet. Der durch Seemann ins Gespräch gebrachte Fluchtweg mußte deshalb vorerst nicht realisiert werden.

Im Jahrbuch von 1903 wird Herr M. Börner, Kaufmann in Glösa (ein anderer Vorort von Chemnitz) jetzt wieder als Vertreter des Besitzers benannt. In der Jahrbuchausgabe von 1904 wird dann genauer ausgeführt, daß die vormalige Vereinigte Kalkwerke Grießbach- Venusberg GmbH jetzt unter dem Namen Gebr. Bochmann, Vereinigte Kalkwerke Grießbach- Venusberg in Grießbach firmiere und daß es sich bei den Eigentümern um

  • G. R. Bochmann, Destillateur in Venusberg und
  • F. E. Bochmann, Maschinenhändler in Grießbach,

handele. Als Betriebsleiter ist Herr K. M. Drechsel angeführt. Ein Jahr später ist der eine Bruder ausgeschieden und als Besitzer wurde nur noch F. E. Bochmann benannt. Wie schon beim Kalkwerk in Grießbach erwähnt, handelt es sich bei dem Kürzel F. E. wahrscheinlich um einen Druckfehler und tatsächlich um den Herrn Friedrich Hugo Bochmann.

   

Die nächste Inspektion erfolgte im Juli 1903 durch Berginspektor Roch. Die Aufsicht hatte weiterhin der Steiger Schönfeld, der die „50“ aber schon überschritten habe und schwer an Atemnot litt.

Speziell beim Kalkwerk Venusberg fand Roch einige Sachen, die unbedingt angemahnt wurden. Grund für eine schwere Ermahnung fand Roch in der nicht verschlossenen Schießkiste von Schießmeister Max Drechsel aus Grießbach. Diese Kiste stand mit im Schloß steckenden Schlüssel in der Sprengmittelniederlage unweit des Humboldt Schachtes und wies bei der Einsichtnahme eine sehr große Unordnung auf: Roch notierte, daß „alles wie durcheinander lag, auch Gegenstände, welche gar nicht hineingehören, z. B. Wolgerüberreste und Bindfaden…“ Drechsel erhielt einen Verweis und Roch stellte die Forderung, die Kiste mit bis an den Deckel reichenden Trennwänden zu versehen, um darin Ordnung halten zu können.

Auch die Auslaufbrücke zu den Kalköfen war recht desolat und sollte binnen 3 Wochen instand gesetzt werden. Roch präzisierte seine Forderung nach dem Geländer noch: Es sollten unbedingt Fußleisten gegen das Abgleiten auf dem nassen Holz beiderseitig der Brücke angebracht und zwei waagerechte Geländerteile als Durchtrittschutz in 40 cm und in 80 cm Höhe verlaufen und aus Holz oder Seil bestehen (40024-12, Nr. 129).

   

Im Laufe des Jahres 1903 ist Steiger Friedrich Schönfeld dann schwer erkrankt und Invalide geworden. Seine Stelle sollte der Schießmeister Max Drechsel übernehmen. Aufgrund des Vorfalls mit der Schießkiste ließ das Königliche Bergamt eine Befragung von Drechsel zu seinem Wissen über die notwendigen Unfallverhütungsvorschriften und allerlei technischer Dinge durchführen und überprüfen, ob er auch des Lesens und Schreibens in verständiger Weise kundig sei.

Aus dieser Prüfung erfahren wir, daß Max Drechsel am 3. Dezember 1869 in Grießbach geboren wurde. Er leistete seinen Militärdienst von 1889 bis 1891 und war eigentlich gelernter Strumpfwirker. Nach seiner Militärzeit war er in verschiedenen Steinbrüchen tätig, darunter auch zwei Jahre im unterirdischen Betrieb des Kalkwerkes Witzschdorf, wo Drechsel's Vater die Betriebsleitung inne hatte. Danach arbeitete er abwechselnd im Winter im fiskalischen Kalkwerk Heidelbach und in Venusberg und war über Sommer in verschiedenen Steinbrüchen tätig. Da Drechsel die Befragung nebst Schreibprobe zur Zufriedenheit des Berginspektors Roch meisterte, wurde Drechsel die Betriebsleitung des Kalkwerkes Venusberg anvertraut und bergbehördlich genehmigt.

Am 18. Januar 1904 befährt Berginspektor Roch wieder und nun im Beisein des neuen Betriebsleiters Max Drechsel das Kalkwerk Venusberg. Der Grubenriß war mittlerweile nachgetragen und die Sprengmittel lagerten ordentlich im Pulverturm übertage, nur die benötigte Tagesmenge von 2,5 kg nebst Zünder lagerten in der Schießkiste in der Niederlage am Schacht. Zur Anwendung kam jetzt Bautzener Sicherheitspulver (Sächs. Pulverfabrik von G. Krantz & Co bei Bautzen – Anm. d. Red.). Zum 22. Oktober 1904 erhält das Kalkwerk auch die Genehmigung für die Lagerung und Benutzung des Sicherheitspulvers, die bisher fehlte. In der Schießkiste im untertägigen Sprengmittellager durften maximal 7,5 kg davon gelagert werden.

Betriebsleiter Drechsel leitete auch die Auffahrung eines Überhauens für den schon früher angemahnten, künftigen Fluchtweg zum oberen Stolln. Dieser Vortrieb erfolgt komplett im Kalkstein, was es für das Werk natürlich recht wirtschaftlich machte.

Berginspektor Roch legte noch fest, daß zwecks der „Feuersicherheit“ im und am Schachtgebäude nicht mehr geraucht werden solle.

Kalkstein wurde zu dieser Zeit in der oberen, mittleren und tiefen Sohle gewonnen. Ein Kalkarbeiter soll verunglückt sein, doch Näheres hierzu ist in den Bergakten nicht vermerkt. 

Die Bergakte enthält auch ein Schreiben der Gebrüder Bochmann vom November 1904 an das Königliche Bergamt, in dem diese ein sehr ambitioniertes Projekt vorstellten: Um den Gewinnungsbetrieb wirtschaftlicher zu machen, sollte ‒ zusätzlich zur Dampfförderanlage ‒ noch eine Turbine für die Förderung von den tiefen Bausohlen hoch zum Füllort des Humboldtschachtes auf dem tiefen Stolln eingebaut werden! Damit umgehe man die kostspielige Weiterverteufung des Humboldtschachtes in Richtung der tiefen Bausohlen. Zu diesem Zweck sollte die auf dem Haspelberg befindliche Turbine gut 30 m weiter an einem Blindschacht aufgebaut werden. Leider fehlen die Bauzeichnungen in der Bergakte, um dazu genauere Angaben zu machen (40024-12, Nr. 129).

  


In diesem Ausschnitt aus dem Grubenriß haben wir den alten und den neuen Standort der Turbine vermerkt.

  

Die Turbine befand sich schon seit längerer Zeit als „Motor“ auf einem Haspelberg zur tieferen Bausohle in Nähe des Schachtes im Einsatz. Die Leistung der Turbine wird bei etwa 20 m Wassersäule mit 4,5 PS angegeben, leider ist die Turbinenbauart nicht vermerkt. Über ein Räder- Vorgelege- Getriebe trieb die Turbine die Seilkörbe am Haspelberg direkt an und diese erreichten bis zu 11,5 Umdrehungen je Minute. Gesteuert wurde die Haspelberg- Förderanlage über mechanische Ein- und Ausrückvorrichtungen. Über eine solche Aus- und Einrückvorrichtung und Seil- Transmission konnte auch eine Wasserpumpe angetrieben werden. Inwiefern Bremsanlagen vorhanden waren, gibt die Bergakte keine Auskunft.

Den geplanten Umbau der Turbinenförderanlage des Haspelberges auf eine vertikale Förderung in dem Schacht sollte die Firma F. W. Strobelt aus Chemnitz und deren beauftragter Ingenieur Reichelt übernehmen (Nach albert-gieseler.de – Anm. d. Red.).

Geplant war nunmehr ein doch recht aufwendiger Umbau der Haspelbergfördereinrichtung für die Gestellförderung in einem saigeren Schacht, der 8 m tief auf eine Bausohle niederging und später noch um 4 m auf eine weitere Bausohle verteuft werden sollte und damit eine Gesamtteufe von 12 m erreichte. Weiterhin sollte aber auch die Wasserpumpe über ein Transmissionsseil angetrieben werden.

Da dieser Schacht nur etwa 30 m vom Haspelberg entfernt war, mußte nur die Wasserdruckleitung für die Turbine verlängert werden, die sich ja schon auf dem Niveau des tiefen Stollns befand. Als Fördergerüst sollte eine Holzkonstruktion die beiden Seilscheiben im Blindschacht aufnehmen.

Die eigentlich recht schwache Leistung der Turbine von 4,5 PS konnte durch entsprechend andere Untersetzungen im Rädervorgelege zu den Seilkörben für ausreichend befunden werden. Die Gestelle im Schacht bewegten sich daher aber mit einer sehr geringen Geschwindigkeit, da die Seilkörbe nun nur noch 3 Umdrehungen je Minute erreichten. Für die Gesamtkonstruktion der Förderanlage sind alle Teile der früheren Haspelbergförderung nach entsprechender Überholung und teilweisem Umbau wieder zum Einsatz gekommen.

Die Generalbefahrung für die Abnahme der Turbinenförderanlage erfolgte im Januar 1905. An Sicherheitsaspekten wurde aber aus Kostengründen beim Umbau wieder einmal gespart, was verständlicherweise das Gemüt von Berginspektor Roch erregte! Bei der Abnahme stellte sich ein wohl absichtliches Versäumnis heraus: Der gerade ausscheidende Betriebsleiter Schönbach hatte wohl „vergessen“, die Forderungen des Bergamtes in Bezug zur Turbinenförderanlage dem ausführenden Maschinenbaubetrieb F. W. Strobelt vorzulegen. Weiterhin zeigte sich, daß die Ausführung der Gesamtkonstruktion nicht den eingereichten Bauzeichnungen entsprach und sich nun noch andere Forderungen des Bergamtes ergaben. Diese Anforderungen des Bergamtes sind im Laufe des Jahres 1905 aber noch nicht zur Ausführung gekommen und damit war die Anlage auch noch nicht betriebsbereit; mit Ausnahme der Wasserpumpe, die wieder über ein Transmissionsseil betrieben wurde. Hier bemängelte man nur eine fehlende Schutzeinrichtung gegen das „Angreifen der Seils mit der Hand“ (40024-12, Nr. 129).

  
Neben der Betriebsleiterstelle wurde nun auch die Steigerstelle neu besetzt. Für den Betriebsleiter Schönbach kommt der Kaufmann Richard Paul Vogel. Anstelle des wegen Unregelmäßigkeiten im und außerhalb seines Dienstes, sowie „Zechereien“ entlassenen Steigers Max Drechsel wurde der Freiberger Doppelhäuer und Bruchmeister Friedrich Forwerk im März des Jahres 1905 die Arbeit im Kalkwerk Venusberg angestellt. Da er schon in der Jahrbuchausgabe von 1905 als Betriebsleiter genannt wird, kann seine Anstellung aber auch schon früher erfolgt sein.

Forwerk wird nun auch mit der Auffahrung des neuen Fluchtweges und der richtigen Konstruktionsausführung der Turbinenförderanlage vom Berginspektor Roch betraut. Doch die Abstellung der Konstruktionsmängel an der Turbinenförderanlage kommt nicht richtig in Gang. Die Gründe hierfür gehen aber aus den Bergakten nicht hervor. Wir vermuten, daß es wirtschaftliche Aspekte gewesen sind...

Wohl auch aus diesen Gründen quittierte Forwerk schon im Juli 1906 seinen Dienst und verlies den Betrieb. Für ihn wird der Schießmeister Emil Theodor Nepp des Kalkwerkes zum Betriebsleiter beim Bergamt angemeldet und von diesem auch genehmigt. In der Jahrbuchausgabe auf das Jahr 1906 ist Herr Nepp bereits als Betriebsleiter in Gelenau aufgeführt.

   

Weiterhin erfahren wir aus der Bergakte über Nepp, das dieser sämtliche dem „Truncke ergebenen Arbeiter“ entlassen habe, einige übrige von selbst gegangen sind und daß es jetzt sehr schwer war, noch neue Arbeiter für das Kalkwerk Venusberg zu bekommen. Das Kalkwerk hatte um 1906 noch eine Belegschaft von insgesamt 8 Mann. Auch hat Nepp die größten Mängel in der Grube abgestellt und sich mit der Fertigstellung des neuen Fluchtweges befaßt.

Dazu gab es auch einen Vermerk in der Rubrik

VI. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge
auf den gewerblichen Gruben.

2. Schacht- und Maschinenanlagen.

der Jahrbuchausgabe von 1907, worin es heißt: „8. Für die Grubenbaue beim Humboldtschachte der Vereinigten Kalkwerke Grießbach- Venusberg ist ein zweiter Tageausgang geschaffen worden, so daß es nunmehr der Belegschaft möglich ist, die Tagesoberfläche auf zwei von einander unabhängigen Wegen zu erreichen.“

Am 3. April und 14. Juli 1907 besichtigte Berginspektor Bachmann vom Königlichen Bergamt das Kalkwerk Venusberg und fand nunmehr alle „Mängel abgestellt“ und das Werk in einem ordentlichen Zustand. Auch bemerkte er, daß Nepp seine Arbeit in genügender Weise ausführte. Somit konnte auch die Turbinenförderanlage nun regulär in Betrieb gehen (40024-12, Nr. 129).

 


Im Rissausschnitt eingetragen die Lage des Fluchtweges vom tiefen Stolln über höher gelegene Abbaue in Richtung zum oberen Stolln.

   

1907 muß der eine der Brüder Bochmann verstorben sein, denn nun wird anstelle von F. E. Bochmann (bzw, Friedrich Hugo Bochmann) Frau verw. Bochmann in Grießbach als Mitbesitzerin genannt. Etwas später wird dann Hugo Bochmann’s Witwe in den statistischen Angaben der Jahrbücher präzisiert.

Im Frühjahr 1909 liest man in den Niederschriften des Berginspektors Spitzner, daß das Kalkwerk Venusberg verkauft werden solle. Der Käufer soll ein gewisser Herr Kunz aus Harthau bei Chemnitz gewesen sein. Der Kauf scheiterte aber, da Kunz nicht solvent war und auch keine Sicherheiten bieten konnte.

In der Jahrbuchausgabe von 1910 findet man dann tatsächlich die Bochmann'schen Vereinigten Kalkwerke nicht mehr wieder; stattdessen wird jetzt unter der Nummer 34a nur noch das Kalkwerk Venusberg aufgeführt, welches sich nun im Besitz eines Herrn H. Liebich (oder Lieblich), Fabrikbesitzer in Rabenstein (schon wieder ein Vorort von Chemnitz, diesmal aber im Nordwesten und durch die Rabensteiner Felsendome auch als Kalkwerksstandort bekannt) befand. Als Geschäftsführer ist an dieser Stelle ein Herr Vogel genannt, vielleicht derselbe Kaufmann Richard Paul Vogel, der in den Bergamtsakten bereits einmal im Jahr 1905 als Betriebsleiter genannt wurde.

Das Kalkwerk selbst wird 1910 als „in ordentlichem Zustand“ beschrieben. Als Schichtsteiger war ein Herr Karl Oswald Siebert beschäftigt. Jedoch gehe der Kalk auf der tiefsten Bausohle aus, da durch die bisherigen Besitzer die weitere Lagererschließung vernachlässigt worden sei (40024-12, Nr. 129).

   

Aus dem Protokoll des Königlichen Bergamtes zu Freiberg vom Januar 1910 geht ebenfalls hervor, daß der noch anstehende Kalkstein nach allen Seiten auskeile und einem absehbaren Ende zu gehe. Nur in der Tiefe können man noch Vorräte erwarten. Der Turbinenschacht müßte dazu um 10 m weiter geteuft werden und dann über Querschläge das Lager wieder aufgesucht werden. Da die Kalkvorräte übertage sehr gering sind, komme auch das Kalksteinbrennen demnächst zum Stillstand. Das Projekt einer Tiefersetzung der Turbine würde somit auch das Kalkbrennen bald zum Erliegen bringen, „was gerade zur Zeit des sonst besten Geschäftsganges einen völligen Ruin des Werkes zur Folge haben würde.“

Bevor Besitzer Bochmann (hier noch immer Gustav Robert Bochmann) den Betrieb des Werkes gänzlich einstelle, wolle dieser aber noch ein Fallort im flach einfallenden Liegenden des Kalksteinlagers vortreiben lassen. Jedoch wären hier größere Wasserzuflüße zu erwarten und es sei fraglich, ob diese bewältigt werden können (40024-12, Nr. 413).

Aus einem Protokoll des Königlichen Bergamtes vom April 1910 ist dann ersichtlich, daß das Fallort zur Aufsuchung weiteren Kalksteins tatsächlich in Angriff genommen worden ist. Das Fallort war 3 m breit und bereits auf 3 m Teufe angekommen. Das zusitzende Wasser war noch gering und wurde mit einer Handpumpe bewältigt. Die Massen werden in einer Holzkiste auf einem Schleifbrett von Hand hochgezogen. In nächster Zeit solle aber eine Haspel aufgebaut werden. In einem weiteren Amtsprotokoll vom Oktober 1910 ist dann vermerkt, daß im Fallort guter weißer Kalkstein anstehe und auch abgebaut werde. Das Fallort hatte jetzt 5 m Teufe erreicht. Der Kalkstein wird in Kübeln über ein Globenrad (Umlenkrolle – Anm. d. Red.) mittels Seil aus dem Fallort gezogen. Für die Auffahrung des Fallortes wurde als Sprengstoff neben Dynamit auch Astralit eingesetzt (40024-12, Nr. 413).

(Astralite: Bergbausprengstoffe; Zusammensetzung: 68-85% Ammoniumnitrat und 7-27% TNT und DNT sowie weitere Zuschlagstoffe – Anm. d. Red.) 

Über beide Projekte findet man auch in der betreffenden Jahrbuchausgabe von 1910 Notizen, wieder im Kapitel

VI. Wichtige Ausführungen und Betriebsvorgänge
auf den gewerblichen Gruben.

Hier heißt es zum einen im Abschnitt:

1. Neue Lagerstättenaufschlüsse und geognostisch oder bergmännisch
bemerkenswerte Vorkommnisse.

unter „5. Bei dem Kalkwerke Venusberg in Venusberg ist das Auffahren eines Fallorts in Angriff genommen worden, um mit diesem eine neue Abbausohle zu erschließen.“

und im Abschnitt:

5. Schießarbeit.

2. Bei Böhmes Kalkwerk Herold in Herold sowie beim Kalkwerke Venusberg in Venusberg wurden Versuche mit den neuen Sicherheitssprengstoffen Astralit und Gelatineastralit vorgenommen, die von sehr gutem Erfolge begleitet waren. Das erstgenannte Werk ist daher zum fast ausschließlichen Gebrauche der genannten Sprengstoffe übergegangen, nachdem die Dynamit-Aktien-Gesellschaft, vormals Alfred Nobel & Co., Hamburg, auf Ansuchen des Werkes die Patronen in einem größeren, dem früher beim Kalkwerke gebräuchlichen Bohrerdurchmesser entsprechenden Durchmesser herstellt.

Ganz allgemein macht sich bei den Kalkwerken gegen Ende des Berichtsjahres ein dahingehendes Bestreben bemerkbar, das in seiner Handhabung gefährliche und eine oft unerwünschte, starke Zertrümmerung des Kalksteins beim Abtun der Schüsse verursachende Dynamit durch neuere, mehr Sicherheit bietende Sprengstoffe zu vertauschen. Es ist daher für das Jahr 1910 von verschiedenen Werken die Vornahme von derartigen Sprengversuchen ins Auge gefaßt worden.“

  

Im Laufe des Jahres 1910 kommt der Betrieb dann aber doch gänzlich zum Erliegen. Nur die Wasserhaltung wird durch den Schmied Wilhelm Scheidhauer aufrechterhalten. Der Betriebsleiter Nepp wie auch der Geschäftsführer Vogel haben das Werk verlassen. Nepp hatte bei den sächsischen Kaolinwerken in Kemmlitz eine neue Arbeit gefunden und Vogel ist als Buchhalter zu Böhme's Kalkwerk in Herold gegangen.

Am 2. Juni 1910 kaufte Anna Bertha Schumann aus Reichenbach bei Hohenstein-Ernstthal das Kalkwerk. Am 9. August 1911 stellte die Berginspektion fest, „der Betrieb hat fast das ganze Jahr gestanden, alles ist verschlossen.“

Diese Besitzerin taucht in den Jahrbüchern nicht auf, denn schon am 16. August 1911 ist das Kalkwerk Venusberg beim Amtsgericht Wolkenstein öffentlich versteigert worden. Nächster Besitzer ist der Weißwarenhändler und Kaufmann Karl Heinrich Franke aus Chemnitz geworden. Auch in der Jahrbuchausgabe von 1911 ist der Herr K. H. Frank (aber ohne Frank -e) als Besitzer aufgeführt.

Franke erwarb das Werk auf Empfehlung des früheren Besitzers des Kalkwerkes in Ottendorf, Louis Ebert. Franke und Ebert sollen sich am Tag vor der Versteigerung noch auf dem Kalkwerk Venusberg umgesehen haben und dabei den Schmied Scheidhauer gebeten haben, er solle Nepp's Frau in Gelenau aufsuchen und bitten, das der Betriebsleiter Nepp wieder zurück auf das Venusberg'er Werk komme. Auch unter Franke kam der Grubenbetrieb aber nicht wieder in Gang.

Der Kaufmann Heinrich Franke war zu dieser Zeit schon ein recht betagter Mann und konnte mit dem Kalkwerk Venusberg eigentlich nicht mehr viel anfangen. Franke war altersbedingt selbst nicht mehr in der Lage, einzufahren und die Grube in Augenschein zu nehmen. Der Betrieb ruhte also nach wie vor und nur der auf dem Werk wohnende Schmied Wilhelm Scheidhauer hielt das Werk, so weit wie möglich, instand. Franke zahlte ihm dafür 20 Mark im Monat. Untertage jedoch standen etliche Instandhaltungsarbeiten an.

Im November 1911 verkauft Franke das Kalkwerk Venusberg daher an Karl Arthur (oder August) Fischer in Chemnitz. Da die Besitzerwechsel immer schneller aufeinanderfolgen, kommt auch dieser Name in den statistischen Angaben in den Jahrbüchern gar nicht mehr vor...

Auch unter Fischer kommt das Werk aber nicht wieder in Betrieb; ganz im Gegenteil. Auf einer Wiese außerhalb des Kalkwerksgeländes in der Nähe des Pulverturmes ist am 18. oder 19. Februar 1912 ein Bruch gefallen und zwar etwa 15 Meter westlich des Pulverhäuschens, in einem nicht zum Kalkwerk gehörigen Felde. Es handele sich um einen wahrscheinlich nicht vollkommen ausgestürzten alten Schacht. Er sei  8 Meter tief und sei 2 x 5 Meter im Lichten weit. Der Tagesbruch wurde von Scheidhauer eingezäunt. Auch Teile des Fluchtwegs auf dem oberen Stolln sind wegen verfaulten Ausbauholzes zu Bruch gegangen (40024-12, Nr. 413).

 

Im August 1912 befuhr der neue Besitzer (schon wieder ein neuer!) Johann Rudolf Hofmann (dieser ist in der folgenden Jahrbuchausgabe vom Jahr 1911 auch als Besitzer des Kalkwerkes aufgeführt) zusammen mit Louis Ebert und Bergreferendar Schwartz vom Königlichen Bergamt über den zweiten Tageszugang das Kalkwerk. Dabei zeigte sich, daß es dringend nötig war, vor einer Wiederinbetriebnahme Teile des Holzausbaus im Humboldt Schacht und auf einigen Stollnbereichen, sowie in sämtlichen Schächten die Fahrung zu erneuern. Der jetzige Besitzer wollte die Grube mit einer Belegschaft von 2 bis 3 Leuten ertüchtigen. Als Betriebsleiter sollte Heinrich Scheidhauer angestellt werden.

Doch hatten die neuen Werksbesitzer sehr große Probleme, überhaupt Arbeiter zu finden! Zunächst wurde deshalb der schon seit 40 Jahren auf dem Kalkwerk Venusberg tätige Schmied Wilhelm Scheidhauer zusammen mit Louis Ebert als Betriebsleiter eingesetzt. Scheidhauer versorgte noch immer die Wasserhaltung auf dem Kalkwerk Venusberg und arbeitete außerdem noch auf Böhme's Kalkwerk in Herold. Da Besitzer Hofmann dem Schmied Scheidhauer auch nach mehrfachen Nachfragen aber nicht den vereinbarten Lohn von 20 Mark je Monat zahlte, hat Scheidhauer seine Arbeit auf dem Werk Venusberg eingestellt. Infolge dessen war bis zum 7. September 1912 das Wasser im Füllort der tiefen Bausohle gut 1 m hoch aufgegangen.

Die Jahrbuchausgabe vom Jahr 1911 vermerkt im schon bekannten Kapitel unter „…bemerkenswerte Vorkommnisse“ unter dem Punkt 7. Auch beim Kalkwerke Venusberg in Venusberg hat die Kalksteingewinnung unter Tage vorläufig ihr Ende genommen.“

In den beiden Folgejahren ist das Werk in den Jahrbüchern noch aufgeführt, jedoch mit der Anmerkung „Der Betrieb ruhte 1912.“ Gleiches liest man 1913.

  

Im März 1913 fand man den oberen Stolln von seinem Mundloch bis in den Bereich der von Venusberg nach Gelenau führenden Straße verbrochen. Der Werksbesitzer J. R. Hofmann wurde angewiesen, den Bruch und den Stolln unter der Straße zu verfüllen, um weitere Schäden zu vermeiden. Weiterhin erwies sich der Schornstein am Kesselhaus in seinem oberen Bereich als sehr desolat und sollte deshalb abgebrochen werden.

Am 3. Juni verkaufte der Kalkwerksbesitzer Johannes Rudolph Hofmann aus Chemnitz einzelne Gebäude des Kalkwerkes an Melitta Hilma verehel. Schneider, geb. Lohmann. Frau Schneider kam damit in den Besitz der übertägigen Werksanlagen, die nun vollständig verwahrt und abgebrochen werden sollten. Auch der Humboldt- Schacht mit seinem Ausbruchmaße von 1,80 m x 3,40 m solle mittels Gewölbe verschlossen werden (40024-12, Nr. 413).

Im Juli 1913 fand der Berginspektor Spitzner bei einer Werksbesichtigung die Fördermaschine bereits demontiert. Man hatte diese in transportable Teile zerlegt und fortgebracht. Für den Transport waren die Fenster im Maschinenhaus entfernt worden. Somit war der Zugang zum Humboldt Schacht für jedermann frei.

Berginspektor Spitzner besichtigte das Gelände des ehemaligen Kalkwerkes Venusberg erneut am 9. März 1914 zusammen mit den Besitzern, der Familie Schneider. Der Kesselhausschornstein war nun schon umgelegt, das Maschinenhaus samt Fördergerüst beseitigt und Eisenteile, wie die Dampf- und Luftkessel für das Alteisen vorbereitet. Der große Bruch in Nähe des Schachtes war eingezäunt; die Massen aber noch in Bewegung. Schneider sagte eine Verfüllung zu. Ebenso wolle er den Humboldt Schacht verfüllen, der bisher nur mit starken Bohlen abgedeckt war.

Die Jahrbuchausgabe auf das Jahr 1915 führte das Kalkwerk in Venusberg, noch immer im Eigentum der Frau Melitta Hilma Schneider, geb. Lohmann in Venusberg, letztmalig noch auf. Dabei ist lakonisch vermerkt: „Betrieb eingestellt.“ Aus dem Kapitel:

V. Allgemeine Mitteilungen über die gewerblichen Gruben.

3. Grubenbesitzer und Rechtsverhältnisse.

erfährt man noch dazu: „Weiter haben die Kalkwerke Venusberg und Wildenau den Betrieb vollständig eingestellt und die Verwahrungsarbeiten so weit gefördert, daß sie aus der bergbehördlichen Aufsicht ausscheiden...“

Damit endete 1915 die Geschichte des Kalksteinabbaus in Venusberg.

   


Ein Foto des Ostabhanges des Wilisch- Tals am Waldhof aus dem Jahr 1914. Im Hintergrund ist das Seitental zu erkennen, in dem damals das Kalkwerk Humboldtschacht gelegen hat. Bildquelle: Sammlung Dr. O. Tautenhahn, Venusberg.

   


Etwas vergrößerter Ausschnitt aus obigem Foto. Leider verdeckt das Gelände die Anlagen des Kalkwerkes, der Südhang des Seitentales wird nur noch von dem 1914 umgelegten Schornstein der Dampfkesselanlagen am Kalkwerk überragt.

   

Bereits 1914 wird aber auch als schon wieder neuer Besitzer der Grundstücke des Kalkwerkes ein Herr Plobner genannt und 1916 wird als Besitzer des Abbaurechtes des Kalkwerkes Venusberg ein Schuhwarenhändler Ernst Karl Robert Friedel aus Auerbach im Vogtland genannt.

Die Turbine auf dem tiefen Stolln ist erst 1921 von der Chemnitzer Firma „Alfred Hähner – Neueisen, Alteisen, Metalle, Maschinen & Abbrüche“ nach Anfrage beim Bergamt Freiberg geborgen worden. Demzufolge muß der tiefe Stolln damals noch fahrbar gewesen sein (40024-12, Nr. 413).

Am 15. November 1923 wurde das Bergamt noch einmal aktiv. Im Bericht zu einer neuerlichen Besichtigung der Kalkwerksanlagen ist vermerkt: Bei einer Besichtigung des Stollnschachts bei dem ehemaligen Kalkwerk Venusberg in Venusberg gemeinsam mit dem Polizeiwachtmeister und dem Grundstücksbesitzer Plobner wurde festgestellt, daß die über dem selben befindliche Kaue, rund 130 m südlich vom alten Faktoreigebäude, am östlichen Abhange des nach Drebach führenden Weges, so zerfallen und beschädigt ist, daß der offene Schacht zugängig ist. Außerdem fängt der hölzerne Ausbau an zu vermorschen, so daß in nicht zu langer Zeit ein Schachteinbruch zu befürchten ist.“

Das Bergamt forderte den Grundstücksbesitzer Plobner daher auf, die fragliche Öffnung des Stollens zu vermauern.

Dies scheint sich allerdings ziemlich lange hingezogen zu haben, denn bei der nächsten Meldung vom 19. Dezember 1924 ist schon der Rittergutsbesitzer Max Schwarz neuer Eigentümer des Grundstückes geworden. Er hat aber die Forderungen des Bergamtes erfüllt.

1925 wird das Gelände des Kalkwerkes als Vorwerk des Rittergutes erwähnt. Im Gebäude der heutigen Gaststätte Waldhof hatte das Rittergut damals Stallungen eingerichtet und zur Jungviehaufzucht genutzt.

Bis 1928 wurde auch der Förderschacht endgültig verfüllt. Neben dem verfallenen Brennofen befand sich nur noch das alte Scheunengebäude. Die ehemalige Schmiede stand leer.

   

 
 
 

Verbliebene Zeugnisse des Kalkwerkes Venusberg

  

Vom Kalkwerk Venusberg gibt es übertage nur noch recht wenige Zeugnisse des einstigen Kalkbergbaus. Aufgrund der Nachnutzung durch touristisches Gewerbe, wie auch der örtlichen Naherholung sind viele Spuren beseitigt oder verwischt worden. Dennoch können wir bei aufmerksamer Beschäftigung mit diesem Thema noch Spuren in der Landschaft auffinden.

  


Auch hier gelingt es uns einigermaßen, den Grubenriß in die heutige Topographie einzupassen.

  


Auch hier findet man an den Ausstrichen der Kalklager große Schrammen im Gelände, welche noch immer die alten Tagebaue aus der Anfangszeit markieren.

 


In einem Seitental im rechtsseitigen Talgehänge der Wiltzsch liegt das Kalkwerk Venusberg. Hier der Blick nach Südwesten in Richtung Gelenau.

 


Blick in Richtung des früheren Kalkwerkes das Tal hinauf. Vor nicht allzu langer Zeit sind hier große Flächen ausgeholzt worden und ermöglichen diesen Blick.

  


Auf dem Weg zum Kalkwerk Venusberg entlang des ausgeschilderten Wanderwegs finden sich auch noch einige Spuren des früheren Kalkbergbaus. So wie hier dieser Einschnitt, der das verbrochenen Mundloch eines Stollns markieren könnte.

  


Das kleine Tälchen ist vom früheren Bergbau stark gezeichnet. Überall sind Haldenschüttungen zu sehen.

    


Links vom Wanderweg ist eine Art Steinbruch sichtbar. Doch gehört dieser Bereich wohl zu einem recht frühen Tagebau auf Kalk, in dem später auch das Nebengestein für Bauzwecke gebrochen worden ist. Der Bruch ist recht stark verwildert und auch mit Unrat und Gartenabfällen „dekoriert“.

   


Der Blick hinauf zur Talschulter...

   


...und einer von oben hinunter.

   


Neuzeitliche Einzäunungen unweit vom Weg.

  


Tagesbrüche fallen sicher auch noch in der Zukunft in solch einem Gelände...

  


Da es hier im herbstlichen Wald so schön ist...

  


...noch ein Blick auf das „umgegrabene“ Areal.

  


Auch die Lage des Humboldt Schachtes mit dem Standort des Kessel- und Maschinenhaus ist noch zu erahnen.

  


Mittlerweile wachsen freilich auch Bäume mitten im Schacht auf der Massesäule...

   


Die Bruchsteinmauerung des Schachtkopfes ist noch erhalten und an einigen Stellen sichtbar.

  


Anhand der Geländekante etwas links im Bild ist sogar der Verlauf der Eisenbahn vom Schacht zu den Kalköfen noch zu sehen.

  


Hier hinter den drei dünnen Bäumchen besser zu erkennen.

 


Vom einstigen Pulverturm sind nur kaum noch auffindbare Reste erhalten geblieben...

   


Die Natur hat sich die Reste der Grundmauern wieder zurückgeholt. Die Bäume wachsen direkt aus dem Mauerwerk und heben es regelrecht aus. Nur eine Frage der Zeit, bis hier alles verschwunden ist.

   


Anhand der Reste ist noch zu sehen, daß der Innenraum des Pulverturmes eine Fläche von 2,20 m in der Länge und 1,60 m in der Breite umfaßte. Das Mauerwerk bestand aus Bruchstein und war mit Kalkmörtel aufgesetzt. Später ist sicher auf Verlangen des Bergamtes der Eingangsbereich verändert worden: Für eine neue, wohl massivere Tür wurde eine Umfassung aus Ziegelstein mit Beton aufgemauert.

  

 
 
 

Bereits während des 1. Weltkrieges hatten sich in den großen Industriestädten Vereine zusammengefunden, in denen besonders die Jugend dem Trubel und der Enge der Stadt zu entfliehen versuchte und an Wochenenden Wanderungen in das Erzgebirge unternahm. Dabei hatte der Chemnitzer Verein „Wandervögel“ auch das leerstehende Wohn- und Niederlagegebäude in Venusberg entdeckt und in den ehemaligen Bodenräumen eine Übernachtung eingerichtet. Das traf natürlich zu jener Zeit nicht auf uneingeschränkte Begeisterung, denn schließlich war „...durch das nahe beisammen Wohnen und Schlafen ... die Sittlichkeit stark gefährdet, zumal auch Schulmädchen die Herberge benutzen und weder deren Eltern nach Aufsichtspersonen vom Verein jederzeit zugegen sind,“ wie es in einer Anzeige vom 18. Juni 1916 hieß.

Der Brandsachverständige Braune aus Marienberg erteilte mit seiner Stellungnahme vom 3. Januar 1917 dieser Anzeige aber eine Absage, indem er feststellte: „Die Benutzung der beiden Dachkammern dürfte zu untersagen sein, da letztere den für Schlafräume geltenden brandgesetzlichen Bestimmungen nicht entsprechen, auch in hygienischer Beziehung, was Licht und Luft anbetrifft, alles zu wünschen übrig lassen. Im Übrigen ist in baupolizeilicher Hinsicht nichts gegen die Herberge im Obergeschoss einzuwenden, vorausgesetzt, daß nach Geschlechtern getrennt Aborte geschaffen werden.“ Damit war diese Episode im Kalkwerk von Amtes wegen erledigt.

Ein neues Kapitel des ehemaligen Kalkwerkes Venusberg begann dann im Jahr 1928.

Am 11. Dezember in jenem Jahr beantragte der Postagent Bruno Eugen Siegert aus Streckewalde die Schankerlaubnis  für sein Grundstück mit der Nr. 421 des Flurbuchs Venusberg, genannt Waldhof, nachdem er dieses Grundstück mit 3 Gebäuden und 1,44 ha Fläche vom Rittergut Venusberg gekauft hatte, welches zwischenzeitlich Besitzer war.

Siegert hatte für dieses Grundstück Großes vor: Aus dem ehemaligen Stall sollte eine Gaststube werden, deren Eingang an der unteren Giebelseite liegt und gegen Zugluft von innen mit einem Windfang versehen ist. Zum Komfort in der Gaststube gehörte eine damals zukunftsweisende Warmwasserheizung. Die Toiletten erhielten Spülklosetts und waren von innen wie auch von außen zu erreichen. Die neue Küche war durch einen Vorraum von der Gaststube getrennt. Im Erdgeschoß wurden außerdem Waschküche und ein Stall untergebracht und das Obergeschoß beherbergte die Wohnräume des Gastwirtes Siegert. Die Nebengebäude sollten für die Zwecke der Übernachtung und zur Sommerfrische umgebaut werden.

Am 15. Januar 1929 stellte Bruno Siegert den Antrag zum Umbau des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes zu einer Gaststätte und benennt sie „Waldhof“. Am 19. Februar gleichen Jahres erhielt Bruno Siegert auch die Genehmigung zum Ausschank von Getränken und zur Verabreichung von Speisen, wofür 100,- RM Schankerlaubnissteuer fällig wurden.

1934 brannte allerdings die ehemalige Schmiede ab. Retten konnte die Feuerwehr nichts mehr; das Gebäude brannte vollkommen nieder. Heute steht an dieser Stelle das im alten Baustil wiedererrichtete Bettenhaus.

Die Gaststätte „Waldhof“ ist bis heute eine gemütliche Waldschänke und erinnert noch immer an den vormaligen Kalkbergbau. Der aufmerksame Besucher findet ohne große Mühe diese Spuren. (Scheffler, Kurt: Bergbau in Venusberg)

   


Heute ist dies die Waldschänke und früher - vor dem umfangreichen Umbau - das Wohn- und Niederlagsgebäude des Kalkwerkes, auch Faktorei genannt.

  


Das frühere Arbeiterhaus mit Stall, Scheune und Schmiede wurde zum Bettenhaus für Gäste umgebaut, ist aber dann einmal abgebrannt und wurde wieder im alten Stil neu errichtet.

  


Blickt man die kleine Zufahrtsstraße zur Gaststätte „Waldhof“ hinauf, kommt einem kaum mehr in den Sinn, daß hier einst ein qualmendes Kalkwerk stand.

  


Auch der Kesselofen ist hinter den Häusern noch vorhanden... (Privatgelände !)

  


Ansicht des Kesselofens um 1980. Foto: K. Scheffler, Venusberg.

   


Blick in das Hauptgewölbe unter dem Brennkessel. Die ganze Substanz des Ofen macht noch einen guten Eindruck.

  


Hier einige Ansichten vom Zugang zu den Kalkabzügen unterhalb des Brennkesselgewölbes.

  


Das Gewölbe an der Basis des Kessels ist vermutlich absichtlich und fachgerecht entfernt worden, damit die zusetzende Nässe nicht die übrige Substanz schädigt.

  


Das fehlende Gewölbe des Brennkessels ermöglicht einen Blick von unten in den äußerst gut erhaltenen Brennkesselschacht.

   


Der Blick hinaus.

  


Wir skizzieren uns das, was wir hier gesehen haben, wieder auf, weil dieser Ofen doch etwas anders aussieht, als ein „gewöhnlicher“ Schneller- Ofen. Vielleicht fehlte im engen Tal einfach der Platz, um den Ofen weiter vor den Talhang rücken zu können, so daß er keine seitlichen Zugänge bekam und stattdessen alle drei Zugänge an seiner Frontseite liegen.

   


Von innen sieht er eigentlich aus, wie andere Schneller auch; nur sind die beiden seitlichen Zugänge zum Ofensockel eben nach vorn verdreht. Leider ist auch hier das Gewölbe unter dem Ofenschacht nicht erhalten geblieben. Der Baukörper ist an seiner Front (ohne die seitlichen Anbauten) mehr als 7 m breit und hat eine Tiefe von zirka 6 m. Der Brennofenschacht hat eine Höhe von 4,6 m, unten einen Durchmesser von 1,4 m und weitet sich nach oben vergleichsweise wenig auf.

   


 Mit Hilfe von Torflügeln hätte man auch bei dieser Bauart die Talwinde recht einfach „abzweigen“ und zur Verstärkung des Zugs im Ofenschacht nutzen können...

   


...und scheint nachmittags die Sonne ins Tal und warme Luft steigt nach Osten auf, dreht man einfach die Türen um und hat denselben Effekt. So könnte man es getan haben, aber genau wissen wir es natürlich auch nicht.

   


Erst beim näheren Hinschauen erkennt man unter dem grünen Bewuchs die Reste des angebauten Zylinderofens. Ob links davon die Garage der Rest des Kalkofenhauses gewesen ist, wissen wir nicht. Mittlerweile haben die Besitzer sich die Parzellen nach ihren heutigen Bedürfnissen und Ansichten umgestaltet.

  


Der eigentliche Kalkofen ist irgendwann zu Bruch gegangen und heute sind nur noch Teile der Außenmauern als Ruine erhalten.

  


Auch dieser Ruine nimmt sich die Natur inzwischen an.

  


Gemauerte Gewände des Zugangs zum Kalkabzug und dem Aschefall der drei Feuerungen.

   


In der Mitte die Trümmer des zusammen gestürzten Brennkessels und der Zwischendecken.

   


Das Gelände im Tal unterhalb des Kalkwerkes ist stark verwachsen und die Lage des oberen Stollns ist kaum mehr auffindbar.

  


Irgendwo hier lag das Mundloch des oberen Stollns.

 


Mit Unterstützung der ortskundigen Heimatfreunde konnten wir 2019 aber zumindest das Mundloch des tiefen Stollens noch wiederfinden: Es liegt etwas versteckt hinter dem ehemaligen Aufschlagwassergraben der früheren Sägemühle und nur wenige Meter oberhalb der Wilisch.

  


Es wurde um 1980 sogar noch einmal erneuert, da die Wasser des tiefen Stolln weiter genutzt wurden.

  


Ein Blick durch die offene Tür in den Stolln zeigt uns schnell den aktuellen Zustand. Das Mundloch steht erstaunlicherweise noch immer ohne jeglichen Ausbau und ist bis heute nicht verbrochen. Der Damm im Vordergrund trägt die Inschrift: 16.07.1980 und diente wohl als Schlammfang für die Wasserfassung. Im Hintergrund sind dann die Massen des anschließenden, gänzlich verbrochenen Stollntraktes sichtbar.

   

Vielleicht konnten wir ja auch Sie mit unserem Beitrag neugierig machen: Für Ihre Wanderung durch das Wilischtal wünschen wir gutes Wetter und angenehme Entdeckungen!

Glück Auf!

Das Team vom „u-b“.

   

 
 
 

Weiterführende Quellen

  

Wo wir außerdem schon nach der Geschichte des Kalkbergbaus und der Kalkverarbeitung recherchiert haben, haben wir einmal in einem  Sammelband zusammengestellt. Sie finden diesen auch in unserer Rubrik Technik unter Baudenkmale.

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

  

         Allgemeine Quellen

  1. wikipedia.de, wikipedia.org 
  2. gemeinde-drebach.de
  3. hov.isgv.de (Historisches Ortsnamensverzeichnis)
  4. altbergbau-untertage-u-verlagerungen-lost-places.de
  5. r-haas.de
  6. albert-gieseler.de
  7. sonnenberg-chemnitz.de
  8. freilassung.de
  9. Chr. Lehmann: Historischer Schauplatz derer natürlichen Merckwürdigkeiten in dem Meißnischen Ober- Ertzgebirge / Darinnen Eine außführliche Beschreibung dieser gantzen gebirgischen und angräntzenden Gegend / Nach ihrem Lager / Gestalt / Bergen / Thälern… enthalten / Weiland von dem seel. Autore... zusammen getragen... Nun aber Mit schönen Kupfern... gezieret / und... aufgethan von dessen Hinterlassenen Erben, Leipzig, 1699 (Digitalisat: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen- Anhalt)
  10. J. F. W. Charpentier: Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande, bei Siegfried Leberecht Crusius, Leipzig, 1778
  11. C. F. Naumann: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen. Zweites Heft, Geognostische Skizze der Gegend zwischen Gößnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach. Dresden und Leipzig, in der Amoldischen Buchhandlung, 1845
  12. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), Dresden, u. a.
    - August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Band 3, im Verlag der Gebr. Schumann, Zwickau, 1816 sowie Band 12, ebenda,1825
    - G. Wunder, A. Herbrig, A. Eulitz: Der Kalkwerksbetrieb Sachsens und die Ursachen der verschiedenen Kalkpreise in Sachsen, Verlag W. Engelmann, Leipzig, 1867
    - historisches Kartenmaterial

  13. Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg: Kalender für den Berg- und Hüttenmann bzw. Jahrbücher für das Bergwesen im Königreiche Sachsen, Ausgaben 1827 bis 1937 (Digitalisate)

  14. F. Schalch und A. Sauer: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section 115: Zschopau - Grünhainichen, 2. Auflage, Verlag W. Engelmann, Leipzig, 1899

  15. W. Schumann: Der neue BLV Steine- und Mineralienführer, BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, Auflage 1991

  16. K. Hoth, N. Krutsky, W. Schilka, F. Schellenberg, LfULG (Hrsg.): Marmore im Erzgebirge, Bergbaumonographie, Freiberg, 2010

  17. K. Scheffler: Der Bergbau in Venusberg, undatiertes Manuskript


  18.  
     
    Hauptstaatsarchiv Dresden
     

  19. Bestand 10025 (Geheimes Konsilium), Loc. 05307/20: Der Besitzerin des in des Amts Wolkenstein Bezirk gelegenen Ritterguts Drebach Sophie Eleonore von Zeutsch Beschwerde wegen des zu ihren und ihrer Untertanen Schaden vorhabender Erbauung eines neuen Pochwerks an dem durch das Dorf Drebach fließenden Bach gleichen Namens, dat. 1769-1771

  20. Bestand 10036 (Finanzarchiv), Loc. 39135, Rep. 18, Wolkenstein, Nr. 0191: Gesuch von Hans Michael Kretzmann und Gottfried Böhme aus Drebach um Überlassung des Kalkbruches im Wolkensteiner Amtswald Heydelbach gegen jährlichen Pachtzins (Rentakte), dat. 1746

  21. Ebenda, Loc. 35394, Rep. 02, Lit. W, Nr. 0185a bis 0185w: Kalksteinbrüche und Kalköfen im Amt Wolkenstein (Kammerakte), dat. 1811-1867

  22. Bestand 10051 (Kreisamt Freiberg), Nr. 0235: Sophie Eleonore von Zentzsch aus Neundorf gegen Kurt Adolph Dietrich von Schönberg auf Pfaffroda und Dörnthal wegen der Nichteinhaltung von Vereinbarungen beim Kauf des Rittergutes Drebach [ö. Thum] (Kommissionsakte) , dat. 1784-1786 
     
     
    Staatsarchiv Chemnitz
     

  23. Bestand 30021 (Amt Wolkenstein), Bestandserläuterungen

  24. Ebenda, Nr. 50: Subhastation des Rittergutes Drebach des Carl Heinrich von Elterlein, dat. 1832

  25. Ebenda, Nr. 58: Übergabe des Rittergutes Drebach durch den Pächter Gustav Adolph Roch an die Kommission wegen Bestellung eines curatoris bonorum und Sequestris sowie der Sicherstellung der Gläubiger, dat. 1831

  26. Bestand 30046 (Amtshauptmannschaft Marienberg), Bestandserläuterungen

  27. Ebenda, Nr. 3750: Vereinigte Kalkwerke Grießbach-Venusberg in Grießbach betr., dat. 1911-1921

  28. Ebenda, Nr. 3749: Kalkwerk des Rittergutsbesitzers Louis Schumann (vormals Huschke) in Drebach, dat. 1906

  29. Ebenda, Nr. 3752: Kalkwerk Venusberg, dat. 1913-1915

  30. Ebenda, Nr. 3336: Einbau eines Steinbrechwerkes im Kalkwerk Grießbach, dat 1913-1914

  31. Bestand 30142 (Amtsgericht Wolkenstein), Nr. 28: Die Versteigerung der zum Kalkwerk  Grießbach gehörigen Mo- und Immobilien auf Requsition des Königlichen Handelsgericht im Bezirksgericht zu Chemnitz in Wechselklagesachen Wiedemanns c/a Loetzsch in Chemnitz und Genossen betr., dat.1875-1876

  32. Ebenda, Nr. 37: Die Versteigerung des zur  Concursmasse des Kaufmanns Erwin Schmidt in Zschopau gehörigen, in  Venusberger Flur gelegenen Kalkwerks betr., dat. 1875-1877

  33. Ebenda, Nr. 34: die Versteigerung des Johann Heinrich Schäfer in Chemnitz gehörigen Kalkwerks in Venusberg betr., dat. 1871-1872

  34. Bestand 30144 (Amtsgericht Zschopau), Nr. 89: Versteigerung des Grundstücks von Anton Constantin Röber, Lehngerichtsbesitzer aus Kemtau, dat. 1869-1874

  35. Bestand 30634 (Grundherrschaft Drebach), Bestandserläuterungen

  36. Bestand 30827 (Grundherrschaft Thum), Bestandserläuterungen

  37. Bestand 30851 (Grundherrschaft Venusberg), Bestandserläuterungen

  38. Bestand 33044 (Ältere Amtshauptmannschaft Niederforchheim/Wolkenstein),  Bestandserläuterungen

  39.  
     
     
    Bergarchiv Freiberg
     

  40. Bestand 40001 (Oberbergamt Freiberg), Nr. 1614: Bau eines Pochwerkes für die Drebachs Hoffnung Besserer Zeiten Fundgrube Drebach im Bergamtsrevier Marienberg und entstandener Streit mit dem Grundbesitzer des Rittergutes Drebach, dat. 1754-1772

  41. Ebenda, Nr. 1695: Beschwerde von Frau Generalleutnantin von Zeutzsch, Besitzerin des Rittergutes Drebach, und einiger ihrer Untertanen gegen den geplanten Bau eines größeren und beständigeren Pochwerkes an der Drebach zum Nutzen der Drebachs Hoffnung besserer Zeiten Fundgrube, dat. 1769-1771

  42. Bestand 40003 (Geognostische Landesuntersuchungskommission), Nr. 59: Zusammenstellung sämmtlicher, in dem Königreiche Sachsen bei dessen geognostischer Untersuchung aufgefundener Lagerstätte gemeinnützlicher und besonders brennlicher Fossilien, auf allerhöchsten Befehl entworfen von C. A. Kühn, Obereinfahrer, dat. 20. August 1818

  43. Bestand 40010 (Bergamt Freiberg), Nr. 3406: Gutachten über den Kalkbruch in Grießbach bei Zschopau, dat. 1861-1862

  44. Bestand 40011 (Bergamt Geyer mit Ehrenfriedersdorf), Nr. 395: 1. Weiterführung des Kommunbergbaus, 2. Streitigkeiten um die Gerichtsbarkeit zwischen den Bergämtern Marienberg und Ehrenfriedersdorf wegen der halben Land- und Tranksteuer sowie der Verbauung der halben Land- und Tranksteuer des Rittergutes Drebach, dat. 1775

  45. Bestand 40013 (Bergamt Marienberg), Nr. 59: Verbauung von Kuxen zum Genuß der halben Land- und Tranksteuer, auch Steuerermäßigungen der Städte Marienberg, Wolkenstein, Zschopau und Zöblitz sowie des Rittergutes Drebach und der Lehnrichter zu Rückerswalde, Grumbach und Witzschdorf , dat. 1735

  46. Bestand 40024-12 (Landesbergamt, gewerbliche Gruben), Nr. 15: Kalksteinbrüche, Ton-, Kaolin- und sonstige Gruben, dat. 1901-1905

  47. Ebenda, Nr. 15/1: Notizen über Kalkbruchbetriebe in Sachsen, dat. 1860-1891

  48. Ebenda, Nr. 7/2, Frage der Zuständigkeit zur Beaufsichtigung auflässiger gewerblicher Gruben, dat. 1910-1913

  49. Ebenda, Nr. 129, Betriebsangelegenheiten bei dem Kalkwerk der Vereinigten Kalkwerke Grießbach – Venusberg betreffend, dat. 1899-1909

  50. Ebenda, Nr. 130, Sächsische Terrazzowerke Grießbach, Kalkwerk östlich von Gelenau der Vereinigten Kalkwerke Grießbach-Venusberg, dat. 1909-1938

  51. Ebenda, Nr. 131, Grießbach, Kalkwerk der Vereinigten Kalkwerke Grießbach-Venusberg, später Sächsische Terrazzowerke Grießbach, dat. 1896-1935

  52. Ebenda, Nr. 413, Kalkwerk Venusberg in Venusberg betreffend, dat. 1909-1930

  53. Ebenda, Nr. 414: Venusberg bei Wolkenstein, Berechtigungsangelegenheiten des Kalkwerkes Venusberg, dat. 1909-1937

  54. Bestand 40037 (Deponierte Risse der Steine- und Erden- Industrie), Nr. C22879 (MF 13801): Grubenriß, das Kalkwerk Grießbach betr., dat. 1877-1921

  55. Bestand 40053 (Bergamt Stollberg), Nr. 110: Kalkwerk des Rittergutes Drebach, dat. 1908-1930

  56. Ebenda, Nr. 113: Sächsische Terrazzowerke, Grießbach Hermann Eichhorn und Sohn, dat. 1909-1930

  57. Ebenda, Nr. 158: Kalkwerk Venusberg, dat. 1900-1931, darin Beilage Blatt 63: Grund-Saiger- und Kreuzriss vom Kalkwerk, M. 1:500

  58. Ebenda, Nr. 169: Altbergbau, auflässige (stillgelegte) Gruben, dat. 1938-1945