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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Mai 2013, letzte Aktualisierung Dezember 2022.

  

Zeugnisse des Bergreviers "Segen Gottes Erbstolln"
im Gersdorfer Wald bei Roßwein

  

Unser Beitragsteil zur Geologie und Geschichte des Bergbaugebietes

Bergschänke
Treibehaus des Alten Kunstschachts
Neuschacht und Bergzimmerei
Klengel- oder Klingelschacht
Oberer Kunstgraben
Unterer Krebsteich
Unterer Kunstgraben
Pingenfeld am Erzweg
Adamstolln
Erzwäsche 
Aaron Morgengang 
Gestängebahn zum Wolfgangschacht 
Wolfgangschacht 
Josephschacht 
Gerschberg 

Ein Beitrag von U. Bänsch zum Bergbau bei Roßwein
Ein Beitrag von U. Bänsch zum Bergbau auf den Fluren des Ritterguts Gersdorf

 

Das beeindruckende Bergbaugebiet befindet sich zwischen Roßwein und Nossen in einem an die Freiberger Mulde angrenzenden Waldstück nahe der Ortschaft Gersdorf. Es handelt sich hierbei um eine Lagerstätte, die zur fluorbarytischen Bleierzformation gerechnet wird. Zu erreichen ist dieses hochinteressante Areal entweder von Roßwein, von Nossen oder auch von Etzdorf aus über die in der Karte ersichtlichen Straßen.

Im Weiteren laden wir zu einer virtuellen Wanderung durch das Bergbaugebiet von „Segen Gottes Erbstolln“ ein. Das gesamte Areal ist durch Wanderwege erschlossen. Auf diesen kann fast jeder erhaltene Sachzeuge des Bergbaus erreicht werden und man muss nicht kreuz und quer durch das Gelände laufen.

Große Teile des Bergbauflächendenkmals sind aber auch Naturschutzgebiet, dies sollte von jedem Besucher beachtet und akzeptiert werden !  

  

Rot markiert die geografische Lage des Bergbauareals zwischen Roßwein und Nossen.
     

 

 

   

Die Bergschänke 

Sie wurde um 1790 nach einem Brand neu erbaut und diente als Unterkunft mit Schankgerechtigkeit für die Grube „Segen Gottes Erbstolln“. Allerdings bezog sich die Schankgerechtigkeit nur auf die Bergleute dieser Grube oder hier tätige Handwerker und Fuhrleute. Es war demzufolge keine öffentliche Gaststätte oder Ausschank. Dieses Recht ging mit der Grubenschließung verloren.

Nach 1885 kam das Gebäude in den Besitz des Rittergutes und zwischen 1945 – 1984 waren hier Mietwohnungen vorhanden, die aufgrund mangelnder Erhaltungsmaßnahmen dieses historische Gebäude nahezu ruinierten. Der Wiederaufbau ist dem Engagement des Bergbauvereins zu verdanken!

  


Beginnen wollen wir unsere virtuelle Wanderung an der ehemaligen Bergschänke der Grube „Segen Gottes Erbstolln“.
  

Heute befinden sich in der sanierten Bergschänke wieder Wohnungen und auch der Vereinssitz des Bergbauvereins.
  

Zustand der Bergschänke im Herbst 1992. Im Bereich dieser Grundstücke befanden sich etliche Baustellen der damaligen Bergsicherung Dresden (heute Bergsicherung Freital GmbH).
 

 

 

  

Der Gebäudekomplex um das Treibehaus des Alten Kunstschachts

Es handelt sich hierbei um das 1756 errichtete Treibehaus des Pferdegöpels. Bis etwa 1830 ist die 192 m tiefe Schachtanlage in Betrieb gewesen. Aufgrund schwerer Verbrüche im Bereich des „Hilfe Gottes Morgenganges“ musste der Grubenbetrieb aufgegeben werden. Selbst nach der „Hochwassersanierung“ nach dem Augusthochwasser 2002 war es dem hier tätigen Bergbaubetrieb nicht möglich, die schweren Verbrüche aufzuwältigen.

 


Gegenüber der Bergschänke liegt das derzeit in Sanierung befindliche Treibehaus des „Alten Kunst- und Treibeschachtes“.
   

Das Gebäude war 2012 vollständig eingerüstet.
  

Das Fachwerk des vor 1760 errichteten Gebäude mußte zu großen Teilen erneuert werden.
  

Detail eines vollständig erneuerten Fachwerksegmentes und der Ausfachung mit Vollsteinen.
  

Ansicht der Giebelseite mit teilweise erneuertem Fachwerk und Ausfachung in Mischbauweise.
   

Erneuerte Fassade der Hofseite im Herbst 2012. Hier wurde das Fachwerk vollständig erneuert und eine Ausfachung aus alten Vollsteinen hergestellt.
 

Blick von der Krebsallee zum Treibehaus.
  

 

 

  

Halde des Neuschachts und Reste der Bergzimmerei

Unmittelbar gegenüber der Halde des „Neuschachtes“ (oder auch als „Neuer Kunst- und Treibeschacht“ bekannt) liegt die Bergzimmerei. Die Lage und Größe des Gebäudes sind an den erhaltenen Mauerresten gut sichtbar. Der „Neuschacht“ stammt auch aus dem 18. Jahrhundert, ist aber nach 1830 als Ersatz für den „Alten Kunst- und Treibeschacht“ weiter ausgebaut worden. Dieser Schacht erreichte eine Gesamtteufe von 243 m und hatte zwei Radstuben, eine für das 9,7 m hohe Kehrrad der Förderanlage und eine für das 12,5 m große Kunstrad der Gestängepumpen.

 


Die Mauerreste der Bergzimmerei liegen direkt am Wanderweg und sind kaum übersehbar.
 

Ansicht von der „Neuschachthalde“ aus.
  

Blick vom Erzweg talwärts zur Halde des „Neuschachtes“.
  

Ansicht der „Neuschachthalde“ abseits des Erzweges.
  

 

 

  

Am „Klengel-“ oder „Klingelschacht“ 

Dieser Schacht hat seinen Namen vermutlich vom Gebimmel des Kunstglöckchens erhalten. Es handelt sich dabei um einen Schacht aus der hochmittelalterlichen Bergbauperiode und somit um einen der ältesten Kunstschächte des Gersdorfer Grubenrevieres. Schon um 1490 soll dieser Schacht 180 m tief gewesen sein. Die Radstube lag im Bereich des Stollns.

 


Ansicht der Halde des Klengelschachtes vom Erzweg aus.
  

Die Halde des „Klengelschachtes“ liegt auch in der Nähe eines alten Pingen- und Haldenfeldes...
  

....das sich unmittelbar am Erzweg im Hochwald dahinzieht.
  

Neben zahlreichen kleineren Halden und Pingen findet sich auch etwas abseits des Erzweges...
 

...eine sehr auffällige und große Halde.
 

Mit einer ebenso großen Pinge.
 

Der Schacht ist hier direkt auf dem Erzgang aus einem Schurf heraus geteuft worden.
 

 

 

  

Der obere (neue) Kunstgraben 

Der neuere, obere Kunstgraben nahm seinen Betrieb ab 1844 auf und wurde direkt aus dem Freispiegel des unteren Krebsteiches, daneben vom oberen Krebsteich sowie aus der Pietzschbach mit Aufschlagwasser versorgt. Damit wurde die 1863/64 eingebaute große Wassersäulenmschine im „Josephschacht“ mit Aufschlagwasser versorgt. Die Fallhöhe betrug nunmehr 45 m, also 7,7 m mehr als aus dem unteren Graben.

 


Mundloch der oberen Rösche am Josephschacht.
  

Blick in das Mundloch der Rösche.
 

Die Rösche ist gegen „Schwarzbefahrer“ sehr gut gesichert!
  

Röschentour vorm Mundloch in Richtung des Krebsteiches. Der Graben ist durchweg in Mauerung gesetzt...
 

...und mit ebenso gemauerten Wegüberführungen versehen.
 

Der Graben ist gut 1 m breit und bis zu 1,5 m tief im Gelände angelegt.
  

Immer wieder gut erhaltene Wegübergänge wie hier.
 

Blick in Grabenperspektive.
  

Mundloch der Rösche zum „Danielschacht“.
 

Mundlochansicht.
  

Der Erhaltungszustand ist schon beeindruckend, war aber nicht immer so.
  

Durch den Verlauf im Forstgebiet wurde der Graben auch durch die Waldbewirtschaftung in den 1980er Jahren teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen.
  

Grabenpartie im Hochwald. In Sachsen war es in der Regel üblich, neben den Kunstgräben oder in deren unmittelbarer Nähe Wege für die Grabenerhaltung entlang zu führen.
 

So kann man heute auf diesen speziellen Wirtschaftswegen das Bergbaugebiet erkunden.
  

Grabenpartie unmittelbar vor dem Krebsteich in Fließrichtung des Wassers.
  

Rechts neben dem Weg verläuft der Kunstgraben zur Fassungsstelle und weiter zum oberen Krebsteich.
  

 

 

  

Der untere Krebsteich 

Diese Teichanlage als Wasserspeicher für Bergwerksmaschinen entstand durch den Umbau 1743 und wurde stetig erweitert, weil das erforderliche Aufschlagwasser nie gänzlich ausreichte. In voller Ausbaustufe wurde das Wasser über den „Adolphstolln“ - einem reinen Wasserversorgungsbauwerk - sowie weiteren Gräben und Röschen bis in das Gersdorfer Grubenrevier über eine Distanz von gut 13 km herangeleitet. 

 


Der untere Krebsteich im Herbst 2012.
  

Dito.
  

...immer wieder ein Bild wert!
  

Mundloch der Durchführung unter der Krebsallee für den oberen Krebsteich....
  

...in etwas deformierten Zustand.
 

Die Krebsallee in Richtung Gersdorf, links der heute trockene, obere Krebsteich.
 

 

 

  

Der untere (ältere) Kunstgraben 

Dieser Kunstgraben entstand um 1743 aus dem alten „Maschinenschachter Wasserlauf“ und wurde als Aufschlagwasserversorgung für den „Josephschacht“ umgebaut. 

 


Der Damm des Krebsteiches ist noch in einem guten Zustand.
 

Das Mundloch der Teichrösche ist durch den Grabenverlauf recht schnell auffindbar. Die Speisung des Grabens erfolgte hier zu Zeiten des Bergbaus über einen „Mönch“. Heute steht aber nur durchgesickertes Wasser im Kunstgraben.
 

Der untere Kunstgraben ist in seinen Dimensionen wesentlich kleiner gehalten als der obere Graben.
 

Grabenpartie im Laubwald.
 

Der neben dem Graben verlaufende Weg ist etwas verwischt, zumindest in dieser Jahreszeit.
 

Immer wieder finden sich schöne Motive!
  

Im Bereich der forstwirtschaftlich genutzten Waldflächen ist der Fahrweg neben dem unteren Kunstgraben etwas verbreitert....
 

...führt leider auch zu deformierten Grabenmauern aufgrund der hohen Lasten auf dem Weg.
  

Die "Grabenperspektive" zeigt es.
 

Kurz vor Erreichen der Rösche zum „Josephschacht“ befindet sich noch ein Striegel.
 

Der Striegel ist direkt vor einer Wegdurchführung angelegt und als Fragment noch erkennbar. Heute werden auch hier die „aufgesammelten“ Oberflächenwasser des Kunstgrabens abgeschlagen.
 

Das Mundloch der unteren älteren Rösche am „Josephschacht“.
 

Blick in die vermauerte Rösche. Bis zum „Josephschacht“ sind es vom Mundloch gut 125 m.
 

Das Mundloch der Grabendurchführung unter dem Erzweg hindurch.
  

Das Röschenmundloch vom Weg aus gesehen.
 

 

 

  

Pingenfelder am Erzweg 

Links und rechts des Erzweges finden sich zahlreiche Pingen und Halden des umfangreichen Bergbaus dieser Lokalität. Der Name „Erzweg“ erhielt dieser Weg im Rahmen der Erztransporte im Gersdorfer Grubenrevier. Er war für die Befahrbarkeit mit schweren Fuhrwerken schon recht früh hergerichtet. Dieser Weg stellte somit eine wichtige Verbindung innerhalb der Infrastruktur des Bergbaugebietes dar.

 


Die Pingen markieren auch den Verlauf der einzelnen Erzgänge und lassen sich im Gelände gut verfolgen.
 

Man kann hier auch von einem Pingen- und Haldenfeld sprechen.
  

Wobei im Laubwaldgebiet die Geländestrukturen etwas undeutlicher ausgeprägt sind...
  

...als im Nadel- Hochwald.
 

 

 

  

Am Adamstolln 

Der Stolln ist schon im 17. Jahrhundert vorhanden war vermutlich als „Segen Gottes Stolln“ bekannt und wurde weiter aufgefahren. Der Name „Adamstolln“ geht auf einen Gutsherrn von Gersdorf zurück. Dieser Adam von Starschedel war auch Anhänger der Reformation und förderte den damals brachliegenden Bergbau durch die Auffahrung dieses Stolln zur Wasserlösung der älteren Grubenbaue. 

Das am Stolln austretende Wasser wurde zum Betrieb der Wäsche und ab 1833 durch Erweiterung des Grabens zum Kanal auch für die Erzförderung mittels Kahn genutzt. Für den Kahnbetrieb wurde der Abzugsgraben des Stolln auf etwa 3,5 m Breite und 1,5 m Tiefe vergrößert. Der Wasserstand im Graben lag etwa bei 1 m.

In späteren Zeiten hat man den Kanal mit einer Gleisanlage versehen und die Erzförderung auf gleisgebundene Hunte umgestellt.

 


Mit Hangschutt stark verrollter Verlauf des ehemaligen Kanals in Richtung Erzwäsche.
 

Blick in Richtung „Adamstolln“.
 

Bis fast vor das Stollnmundloch ist der Kanal noch als Negativ im Gelände erahnbar.
 

Mundloch des Adamstollns im Herbst 2012.
 

Noch einmal der Verlauf des Kanals in Richtung Wäsche.
 

 

 

  

Ehemalige Erzwäsche am Erzweg 

 


Folgt man den Erzweg weiter...
 

...in Richtung Roßwein...
  

...erreicht man schließlich auch die ehemalige Erzwäsche. Heute kaum als solche zu erkennen, aber durch ein entsprechendes Schild wird auf dieses Gebäude hingewiesen.
  

 

 

  

Aaron Morgengang 

Auf dem Rückweg in Richtung Gersdorf liegt rechts des Erzweges der äußerst markante Pingen- und Haldenzug des „Aaron Morgenganges“.

 


Blick von einer Schachthalde des „Aaronmorgenganges“ in Richtung Freiberger Mulde.
 

Pinge auf dem Gangzug...
 

...mit offenen Schacht !!
 

 

 

  

Feldgestängebahn zum Wolfgangschacht 

Der „Wolfgangschacht“ war mit einer besonderen bergbaulichen Einrichtung versehen. Um die Energie des Wassers zum Antrieb von Arbeitsmaschinen nutzen zu können, ohne das Wasser direkt an den Schacht heranführen zu können, gab es nur die Möglichkeit der Aufstellung der Wasserräder weitab des Schachtes. So standen die Wasserräder des Wolfgangschachtes im Uferbereich der Freiberger Mulde. Die Antriebskraft der Wasserräder wurde als lineare Bewegung über sogenannte Feldgestänge - die auf Böcken gelagert waren - zum eigentlichen Bestimmungsort am Schacht übertragen.

Dieser insgesamt 335 m langen Feldgestängebahn stand zwischen Mulde und Wolfgangschacht aber ein Felsmassiv im Weg, das kurzerhand mit einem Tunnel durchörtert wurde. Der Verlauf der Feldgestängebahn von der Mulde bis zum „Wolfgangschacht“ ist noch heute im Gelände nachvollziehbar.

 


Fast 4 m langes Modell eines Feldgestänges aus der Modellsammlung der Bergakademie Freiberg, zu sehen in der Dauerausstellung auf der Reichen Zeche. Im Vordergrund das Antriebsrad, im Bildhintergrund der Schacht, wo mit Kunstwinkeln die horizontale Bewegung der Kunstgestänge in den Schacht hinein umgelenkt wurde. In diesem Modell hat man die beiden gegenläufigen Gestänge übereinander angeordnet.
 

Das untere Mundloch des noch vollständig erhaltenen Gestängetunnels. Parallel verlief ein zweiter Tunnel für das daneben verlaufende zweite Gestänge. 
 

Unteres Mundloch des zweiten, bergseitigen Gestängetunnels.
 

Leider ist dieser Tunnel schon in früheren Zeiten verbrochen...
 

...und ist dementsprechend gesichert worden.
  

Blick talwärts im Verlauf der äußeren Gestängebahn. Heutzutage stehen natürlich Bäume im Bereich der Gestängebahnen und behindern die Sicht.
  

Blick bergwärts im Verlauf der äußeren Gestängebahn zum „Wolfgangschacht“. Hier kann man schon eher den Verlauf der Feldgestänge nachvollziehen.
 

Ansicht der oberen Mundlöcher der Gestängebahn. Links liegt das bergseitige, obere Mundloch und ist ebenfalls verbrochen...
 

...das äußere Mundloch dagegen vorzüglich saniert...
 

...und gewährt sogar einen gewissen Durchblick!
 

Die Feldgestängebahn kurz vor dem „Wolfgangschacht“.
  

 

 

  

Am Wolfgangschacht 

Der „Wolfgangschacht“ wurde nach den Hochwasserereignissen von 2002 wieder geöffnet und mit einem Notausstieg für den nachnutzenden Verein ausgestattet.  

Da der Wolfgangschacht aufgrund seiner Lage nicht direkt mit einem Kunstgraben für die erforderlichen Gezeuge erreicht werden konnte, hat man die Wasserräder direkt an der Mulde aufgestellt und die Kraft über ein 335 m langes Feldgestänge zum Schacht übertragen. Diese Anlage war von 1810 bis 1845 in Betrieb und ist später durch eine Turbine im Bereich des Stollns ersetzt wurden. Diese wiederum war bis etwa 1869 im Betrieb und wurde nach Inbetriebnahme der zweiten Wassersäulenmaschine im „Josephschacht“, die die Förderleistung an Grubenwasser nochmals erheblich vergrößerte, nicht mehr benötigt. 

Auf dem Wolfgangschacht war 1845 auch ein Pferdegöpel zur Förderung tauber Berge aufgestellt.

 


Die Kaue des Fluchtschachtes ist zwar zweckerfüllend und sicher, aber schon mehr als nur unschön anzusehen.
  

Haldenansicht talwärts am Wanderweg.
 

Ansicht der Halde bergwärts. Hier liegen sehr große Mengen tauber Berge und zeugen von einer sehr bedeutenden Bergbauperiode dieser Grube.
 

In diesem Bereich muss auch der Pferdegöpel für die Förderung gestanden haben.
 

Ansicht der Halde in Richtung der bergseitigen Verkippung.
 

Da hier das Gehänge ein ordentliches Gefälle aufweist, sieht die Haldenschüttung schon sehr mächtig aus...
 

...und hätte noch für weitere Jahrzehnte Platz für taube Berge geboten.
 

 

 

  

Am Josephschacht 

Auf dem Weg zum „Josephschacht“ finden sich weitere bemerkenswerte Halden und Pingen als Zeugen des Bergbaus des 17. und 18. Jahrhunderts. Das hier schon wesentlich früher Bergbau umging, ist fast sicher. Denn nur einige Wegminuten entfernt liegt ein hochinteressantes, nunmehr wieder stark verwachsenes Pingen- und Haldenfeld des sehr frühen Bergbaus im Bereich der Bergstadt „Gerschberg“. Aber hierzu an anderer Stelle mehr...

Der „Josephschacht“ gehörte mit zu den wichtigsten Schächten des Gersdorfer Revieres. Der heute sichtbare Schachtkopf ist in Mauerung gesetzt und reicht bis unter das Niveau des „Adamstolln“. Hauptsächlich diente der Schacht der Wasserhaltung mittels der  Wassersäulenmaschinen. 1835 und 1868 sind jeweils eine Maschine dieser Bauart in Betrieb gegangen und bewerkstelligten den größten Teil des anfallenden Grubenwassers. Aber auch für die Förderung von Erz war dieser Schacht äußerst wichtig. Im Bereich des Schachtes übertage gehörte auch eine Scheidebank zur Aufbereitung der anfallenden Erze. Diese verfügte über eine 68 m tiefe Sturzrolle bis in einen Erzbunker auf dem „Adamastolln“ und somit konnte ein sehr effektiver Erztransport zur Wäsche organisiert werden.  

Die Förderung der Erze im „Josephschacht“ erfolgte früher mit dem Pferdegöpel. Doch war die Förderleistung einer solchen Einrichtung stark begrenzt und hinderte die Entwicklung zu einem industriell aufgestellten Bergbaubetrieb. Deshalb ist auf „SGE“ schon früh die Förderung auf den Einsatz der im sächsischen Bergbau etwas zögerlich sich durchsetzenden Dampfkraft umgestellt worden. Für die Wasserhaltung war ja schon 1849 eine nach dem „cornischen“ Prinzip arbeitende Dampfmaschine im Einsatz. 

Die erste Dampfmaschine für die Förderung ist 1854 in einem separaten Maschinenhaus neben dem Schachtkopf mit einer Leistung von 33 PS aufgestellt worden. Vermutlich reichte die vorhandene Leistung nicht gänzlich aus und man ersetzte diese schon 1858 durch eine 88 PS starke Maschine. Das Maschinenhaus befand sich direkt neben dem Schachtkopf und ist an den Gestängedurchführungen noch heute in Größe und Lage nachvollziehbar. Ebenfalls mit in diesem Maschinenhaus war die Wasserhaltungsdampfmaschine mit aufgestellt.  

Der Schachtkopf und die Gestängedurchführungen zum Maschinenhaus wurden zwischen 1983 – 85 durch die damals hier tätige Fachgruppe des Kulturbundes der DDR freigelegt und durch den heute tätigen nachgefolgten Bergbauverein in vorbildlicher Art und Weise zwischen 2003 – 2005 saniert.

 


Auf dem Weg zum Josephschacht: Eine weitere Schachthalde mit Pinge und auffälligem Schurfgraben.
 

Der Graben ist schon etwas älter, wie am Bewuchs zu erkennen ist. Es ist möglich, dass dieser Graben noch aus der Zeit der archäologischen Untersuchungen der 1980er Jahre stammt.
  

Diese Pinge hat aber beachtliche Ausmaße...
  

Am Josephschacht: Die Dimension der Halde des „Josephschachtes“ hält sich im Vergleich zu anderen Schachtanlage des hiesigen Reviers doch in Grenzen.
 

In der Haldenschüttung sichtbarer Teil des Schachtkopfes. Die Gründe für den hoch aufgesattelten Schachtkopf lassen sich hier gut sehen – die anwachsende Haldenschüttung.
 

Die Einzäunung des in den 1980er Jahren freigelegten Schachtkopfes.
 

Standort des Maschinenhauses für die Dampfmaschinen für Förderung und Wasserhaltung.
 

Mundloch des rechten Gestängetunnels am Schachtkopf des „Josephschachtes“.
 

Blick in den linken Gestängetunnel bis in den Schacht hinein.
 

 

 

  

Gelände der ehemaligen Bergstadt „Gerschberg“ 

Die Überlieferung des Namens „Gerschberg“ geht auf eine Sage zurück, die auf einem Schriftstück aus dem Jahre 1609 niedergeschrieben ist, das man im Turmknopf der Etzdorfer Kirche aufgefunden hat. Diese aufgeschriebene Erinnerung aus dem Jahre 1609 bezieht sich ausschließlich auf den frühen Bergbau in einer stadtartigen Ansiedlung mit dem Namen „Gerschberg“, welche aber wüst wurde und an dem das Kloster Altzella beteiligt war. Auch weitere heimatkundliche Überlieferungen erwähnen immer wieder eine solche Siedlung. Diese Überlieferungen konnten inzwischen naheliegenden Lokalitäten zugeordnet werden, die umfassende bergbauliche Spuren beinhalten.  

In benanntem Gebiet erfolgte in den 1980er Jahren nach umfassender Rodung des Waldes eine gezielte montanarchäologische Untersuchung unter der Leitung von Wolfgang Schwabenicky. Hierbei wurden Pingen- und Haldenfelder, Wohnstätten und Schlackenhalden in unmittelbarer, engster Nachbarschaft nachgewiesen. Die Datierung der aufgefundenen Artefakte belegte dabei das 13./14. Jahrhundert. Neben den Untersuchungen der Keramik oblag einzelnen Spezialisten ein besonderes Augenmerk den Schlackeplätzen. Die Untersuchungen hier wurden bis 1994 fortgesetzt.  

Heute ist das Arbeitsgebiet der Archäologen wieder durch die Natur zurückerobert, was den heutigen Interessenten die Sicht erschwert. Dennoch wollen wir an dieser Stelle einige Bilder anfügen und auch anregen, sich dieses Areal - natürlich unter strikter Beachtung des Schutzes der Natur- und Bergbaulandschaft einmal anzuschauen !

 


Die Pingen und Halden liegen inmitten einem früher als "Der alte Marktfleck“ bezeichneten Areal.
 

Dabei sind etliche Pingen und Halden auch auf den Bergbau des 17. Jahrhunderts zurückzuführen.
 

Die inmitten des Pingen- und Haldenfeldes liegenden Wohnstätten sind heute, im Gegensatz zu anderen Lokalitäten aus dieser Zeit wie dem Treppenhauer, nicht mehr als solche zu erkennen. Der Sekundärwald hier ist etwa wieder 25 - 28 Jahre alt.
  

Die Halden des hochmittelalterlichen Bergbaus sind auch nicht gerade winzig...
 

Auch die Lage der Schlackenplätze ist heute für den Außenstehenden nicht mehr lokalisierbar. Heutigen Besuchern sollte die Achtung vor der Natur- und Bergbaulandschaft vorrangig sein !
  
  

An dieser Stelle ist unser virtueller Rundgang durch das Bergbaugebiet von „Segen Gottes Erbstolln“ zu Ende. Es gibt sicher noch mehr zu entdecken, aber das werden wir uns für spätere Beiträge aufheben. Auch sind wir immer auf der Suche nach Bildmaterial aus dem untertägigen Bereich des Grubenrevieres...