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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt April 2012, letzte Aktualisierung Juli 2015.

Ein historischer Beitrag zum Revier Oberschöna
Der zweite historische Beitrag zum Revier Oberschöna

Ein Beitrag aus unserer Technik- Rubrik: Zur Funktionsweise der Radstube

  

Unverhoffter Segen Gottes Erbstolln in Oberschöna

 

Die Grube „Unverhoffter Segen Gottes“ ist wohl mit das bekannteste Berggebäude von Oberschöna, wenn man einmal von „Zenith“ absieht. Schon seit den frühen 1970er Jahren ist die Kunstradstube dieser Anlage als technisches Denkmal  für interessierte Besucher zugänglich gemacht worden. Entstanden ist dieses Besucherbergwerk während einer großen Grubenverwahrungsaktion, bei der leider auch Objekte, wie das Huthaus des „Paulschachts“, einfach geschliffen wurden.

Das Grubenfeld ist heute noch weithin durch die markanten Schachthalden sichtbar. Um 1728 erfolgte die Wiederaufnahme des Bergbaus in diesem Grubenfeld, das schon im Mittelalter Ziel der oberflächennahen Erzgewinnung war. Hauptsächlich wurden am Anfang zwei Stehende und zwei Spatgänge bis zum Grundwasserhorizont bebaut. Bis 1734 wurden 456 Zentner Erz von guter Qualität an die Hütte geliefert und mit nahezu 30.000 Taler verrechnet. Die Belegschaft war zu diesem Zeitpunkt bis auf 60 Bergleute angewachsen.

Bis etwa 1747 zahlten die Gewerken bei „USGE“ nur sehr wenig und unregelmäßig Zubußen, da die Grube weitestgehend im Freiverbau stand. 1747 – 49 waren sehr ertragreiche Jahre und bewirkten wieder eine Ausbeutezahlung an die Gewerken.

Große Probleme für den Grubenbetrieb brachte die Zeit um den Siebenjährigen Krieg und deren Auswirkungen danach bis in die 1770er Jahre hinein. Da zur Beseitigung der Kriegsschäden viel Kapital in Sachsen aufgewendet werden musste, Inflation und Hungersnot zu übermäßigen Teuerungen führten und auch das Bestehen von zwei Währungen in Sachsen die Lust am Bergbau verdarb. Kaum jemand hatte Geld übrig, um in bergbauliche Unternehmungen zu investieren wie vor dem Krieg.

Zwischen 1730 und 1770 wurde auf den folgenden Erzgängen hauptsächlich ein Gewinnungsbetrieb durchgeführt.

  • Anfänge des Glücks Spat

  • Alexander Stehender

  • Neu Glück Spat

  • Gott hilf aus der Not Spat

  • Gott gibt ferner Glück Morgengang

  • Gott hat geholfen Stehender

  • Gott beschert Oberschönaisches Glück Stehender

Außerdem kamen noch etliche unbenannte stehende, flache und Spatgänge im Revier vor, die durch Scharungen zum Erzreichtum beitrugen.

Der gesamte Grubenbetrieb bewegte sich hauptsächlich auf Niveau des etwa 1.100 m langen Erbstolln. Dieser Stolln stand an vielen Stellen in Ausbau, weil durch die großen Gangmächtigkeiten das Gebirge recht wandelbar war und erforderte viel Augenmerk bei der Grubenunterhaltung. Dort zeigten sich die Auswirkungen der negativen Unternehmermentalitäten am ehesten. Die Gewerken nahmen sehr gerne die Ausbeute, zahlten aber bei Erfordernis die Zubußen nur sehr zögerlich und widerwillig. Man war nur auf das schnelle Geld aus, welch sonderbare Parallelen in unsere Zeit sind hier sichtbar. Dadurch ging der Stolln an vielen Stellen in den 1770er Jahren zu Bruch. Die gesamte Grubenunterhaltung hing alleine an den Erzlieferungen und mit ihnen lebte somit der Zustand der Grube.

Wobei die Erzgewinnung  sich im Wesentlichen auf in Nestern anstehende Reicherze (!), die ohne große Aufbereitung an die Hütten als Scheideerz geliefert wurden, konzentrierte. Da keine funktionierende Wäsche vorhanden war, ist die Gewinnung von Pocherz überhaupt nicht in Umtrieb gekommen. Man hat diese Erze einfach stehen gelassen, trotz durchschnittlicher Mächtigkeiten von etwa 1 – 2 m.

Als Erze standen im Feld hauptsächlich Bleiglanz, Glaserz, Rotgültigerze, Kupfer, Nickel, Kobalt und „Gilbe“ - ein Zersetzungsprodukt mit sehr hohem Silbergehalten von bis zu 10% - an.

Da sich die abbauwürdigen Erze anfänglich auch in die Tiefe fortsetzten versuchte man den Abbbau über kleinere Gesenke auch in diese Bereiche zu treiben. Die Wasserzuläufe waren aber viel zu hoch um sie von Hand zu heben. Deshalb wurde der Bau einer Wasserkunst angedacht. Dafür wollte man den alten Kunstgraben der Grube „Junger Schönberg Erbstolln“, die inmitten Oberschönas liegt, instandsetzen und verlängern, doch dieses Projekt scheiterte an Streitereien mit den Anliegern.


Das Grubenfeld von „Unverhoffter Segen Gottes Erbstolln“ erstreckte sich vom rechten Ufer der Striegis in Richtung Kleinschirma. Heute sind die mächtigen Halden noch weithin sichtbar.
 

Die Grube „Junger Schönberg Erbstolln“ fiel um 1730 ins Freie. Der Kunstgraben war demzufolge schon längere Zeit, wohl einige Jahre ohne Nutzung und in einem desolaten Zustand. Die Anwohner waren über diesen Zustand wohl eher erfreut als traurig. Der Graben führte generell durch alle rechtsseitig der Striegis liegenden Grundstücke und „zerteilte“ diese regelrecht. Die Anwohner brauchten Brücken um sich innerhalb ihrer Flecken bewegen zu können. Die Wiederaufnahme des Kunstgrabens und dessen Verlängerung bis „USGE“ weckte daher verständlicherweise fürchterlichen Unmut bei den Anwohnern. Diese fürchteten um „Einschnitte“ in ihren Freiheiten und eine übermäßig starke Behinderung ihrer wirtschaftlichen und privaten Interessen. Die Anwohner stellten sich dabei „auf die Hinterbeine“ und boykottierten die Bestrebungen von Grube und Oberbergamt durch Forderungen und Bedingungen. Der ganze Bau verzögerte sich deshalb um Jahre und kostete eine erhebliche Geldsumme mehr.

1737 wurde im Hammergraben vor dem Stollnmundloch ein unterschlägiges Wasserrad angeschützt und die Kraft über ein 72 m langes Feldgestänge zum Tageschacht übertragen. Diese Anlage funktionierte bis zum Beginn des siebenjährigen Krieg 1759, hatte jedoch nur eine sehr geringe Leistungsfähigkeit. Durch die Kriegsauswirkungen und die damit verbundene schwierige Lage der Wirtschaft (zwei Währungen, eine wertvolle und eine minderwertige usw.) führten zur Einstellung des Bergbaus. 

Gut 10 Jahre nach dem siebenjährigen Krieg stieg die holländische Bergwerksgesellschaft „Concordia res parve crescunt“ mit einem Anteil von 79 ½  Kuxen bei „Unverhofft  Segen Gottes Erbstolln“ ein und revisierte das gesamte Grubengebäude. 1774/75 wurde im Auslaufgraben des Eisenhammers zwei Kunsträder an einer Welle eingebaut und zusätzlich Wasser aus dem Haselbach zum Betrieb herangeführt. Die Räder mit dem Durchmesser von 10,3 und 11,3 m funktionierten bis Winter 1789, wo durch starken Frost und Eis die Anlage irreparabel zerstört wurde. In der Folge soffen die Tiefbaue ab und sämtlicher Grubenbetrieb mußte eingestellt werden.  

Auf Geheiß von Karl Wilhelm von Oppel erfolgte eine komplette Neuausrichtung des Grubenbetriebes ab 1790. Diese Maßnahme beinhaltete den Aufkauf des Eisenhammers und Umbau zum Poch- und Wäschegebäude, die Errichtung einer neuen Kunstschachtanlage im bisherigen Tageschacht und die Heranführung des Kunstgrabens vom Grubenfeld „Junger Schönberg“. Oppel war der Meinung, daß mit einem ordentlichen Grubenbetrieb auch gute Ergebnisse erzielt werden und noch genügend Erzmittel für die Gewinnung in der Lagerstätte vorhanden sind. Dem Projekt stellten sich ungeahnte Probleme entgegen und führten zur Verdopplung der veranschlagten Kosten. Die Radstube ist komplett in Bruchsteinmauerwerk (Gneis) ausgeführt, da das gesamte Gebirge in diesem Bereich stark klüftig und hochgradig verwittert war. Die Radstube ist 13,5 m hoch; 12,5 m lang und 2,5 m breit, ausgemauert und heute ein Besucherbergwerk.  

Bis 1806 ging die Erzförderung gänzlich auf Null zurück, da die Lagerstätte restlos abgebaut war und auch die Tiefbaue des 80 m tiefen Kunstschachtes keine Erzmittel mehr aufwiesen. 1807 wurde wegen der immens hohen Grubenschulden von fast 38.000 Taler und der Aussichtslosigkeit, weitere Erzmittel aufzufinden, in diesem Feld der Bergbau endgültig eingestellt.


Skizze vom Berggebäude „Unverhoffter Segen Gottes Erbstolln“ um 1730.
 

 


Das in Bruchstein gesetzte Mundloch liegt unterhalb der Dorfstraße nach Wegefarth und ist deshalb nicht von der Straße aus wahrnehmbar.
 

Die Mundlochrekonstruktion, sowie die Aufwältigung der Kunstradstube wurde vom VEB Bergsicherung Schneeberg zwischen 1975 – 77 durchgeführt.
 

Der Stahltürstockausbau ist erst Anfang der 1990er Jahre eingebracht worden, weil der Holzausbau wandelbar wurde und sich dieser Bereich unter der relativ viel befahrenen Dorfstraße befindet.
 

Der Kunstschacht ist unterhalb der Sohle des Erbstolln mit Beton verwahrt. Der Schacht ist mit etwa 60° Einfallen als tonnlägiger Schacht angelegt.
 

In diesem Bild ist der  elliptisch gemauerte Schachtkopf gut sichtbar, ebenfalls auch das Einfallen mit etwa 60°. Der Schacht ist im Bereich der Tagesoberfläche mit einer massiven Betonplombe versehen.
 

Der Erbstolln ist im Bereich der Füllörter mit starken Gewölben gesichert und bietet dem heutigen Besucher ein sehr schönes Fotomotiv. In Blickrichtung verläuft der Erbstolln weiter in das Grubenfeld, ist aber schon gut 15 m weiter verbrochen.
 

Kunstwinkelort und Wasserabfluss des Kunstrades im Bereich des Schachtes.
 

Die Gestängestrecken zum Kunstwinkelort sind links und rechts der Person erkennbar und lassen die etwaige Konstruktion erahnen.

Wie die Anlage funktioniert hat, illustrieren wir auch in unserer Rubrik "Technik".
 


Blick vom Kunstwinkelort hinunter in den tonnlägigen Schacht, wenn der Beton nicht den Blick versperren würde! Die im Bild sichtbare Haspel ist vom Heimatverein nur zu demonstrativen Zwecken aufgestellt worden.
 

Hier haben sich wohl zwei Mitarbeiter des Bergsischerungsbetreibes verewigt und das mit Recht und Stolz, man hat ja auch denkmalgerecht saniert und nicht nur zu betoniert!
 

Das rechte Wellenort mit Gestängetunnel. Dieses Motiv ist aufgrund der engen Räumlichkeiten schlecht abbildbar.
 

Der rechte Gestängetunnel und Blick zum Wellenort.
 

Der Ausblick vom Wellenort in die Radstube in Richtung Kunstschacht. Im oberen Teil der Radstube befanden sich im Streichen jeweils an den Enden zwei halb runde Tagesöffnungen. Diese dienten zur Bewetterung und zum Einbringen der langen Hölzer des Kunstrades.
 

Eine dieser Revisionsschächte dient heute als zweiter Fluchtweg.
 

Die Radstube mit der Besucherbühne auf Niveau Wellenort und dahinter der Firste von der Sohle des Aufschlagwasserabflusses aus gesehen....
 

...und weil es so schön ist, gleich nochmal, nur quer!
 

Auf dem Niveau des Aufschlagwasserabflusses ist eine kleine Strecke „in Hoffnung“ aufgefahren worden und kann heute auch von Besuchern angeschaut werden.
 

Die Strecke ist nach gut 25 m vor Ort.
 

Da der Erbstolln im Streichen des Ganges aufgefahren und auf diesem auch Firstenbaue angelegt wurden, ist der Erbstolln heute nicht mehr fahrbar. Es ist auch nicht absehbar, daß sich in Zukunft Interessenten für diese Arbeit finden werden.
 

Blick in die Grundstrecke eines Firstenbaus. Über dem Ziegelgewölbe ist der Abbauhohlraum mit Bergemassen versetzt.
 

Einen Beitrag zur Funktionsweise des Kunstrades in der Radstube Oberschöna und weitere Fotos gibt es auch unter unserer Rubrik "Technik" - "Wasserhaltung". Hier können Sie weiterlesen:

Unser erster Beitrag zum Revier Oberschöna
Der zweite Beitrag zum Revier Oberschöna
Ein Beitrag aus unserer Technik- Rubrik: Zur Funktionsweise der Radstube

L. M.