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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Februar 2010, letzte Aktualisierung Februar 2017.

  

Abschnitt von Halsbrücke bis Großschirma (Kurprinzer Kanal)
Baugeschichte 
Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg (Christbescherunger Kanal)
Kahnhebehaus bei Christbescherung 
 

 

Verlauf der Churprinzer Bergwerkskanäle (rote Linie):

  1. Erzverladehaus auf dem Gelände des Halsbrücker Amalgamierwerkes. Die Kanalspeisung erfolgte hier mit „Betriebswasser“, aus den die Hütte versorgenden Gräben.

  2. Kanalverlauf im Bereich des 7. Lichtloches des Rothschönberger Stolln. Lange Zeit nach Einstellung der Erztransporte ist dieser Bereich noch als Zuführung für Aufschlagwasser bedeutend gewesen.

  3. Lage des bekannten Rothenfurter Hebehaus und die Stelle der ersten Muldenüberquerung.

  4. Rothenfurter Schleusenwehr für die zweite Überquerung der Freiberger Mulde.

  5. Kanalverlauf parallel zur Mulde erst als ebenerdiges Dammbauwerk und in der Ortslage von Rothenfurt als Hochbauwerk mit Böschungsmauer im Bereich des Muldenprallhanges. 

  6. Kanalrösche zwischen Muldental und Walterbachstal. Hier ist der Kanal wieder Wasser führend durch die Nachnutzung des Pappenwerkes in Großschirma.

  7. Verlauf in der bebauten Ortslage von Großschirma als Hochbauwerk mit Dammschüttung. 

  8. Schleusenanlage, Verladehaus und Aufbereitungsanlagen der Grube „Churprinz Friedrich August Erbstolln“ zu Großschirma. Heute befinden sich die Produktionsanlagen der Kurprinz Georg Keil GmbH als Nachnutzer auf dem ehemaligen Grubengelände.  Erhalten sind als bauliche Hüllen das obere und untere Pochwerk, das Huthaus mit Zubehörungen, der Untertage verlaufende Teil des Erzkanals mit einer Radstube und noch darin befindlichen Kunstrad. Die Objekte sind leider nicht für die Öffentlichkeit zugängig !

  9. Kurze Kanalrösche am „Friedrich Erbstolln“.

  10. Kanalführung als Hochbauwerk mit dem zweiten fertiggestellten Kahnhebehaus der Grube „Christbescherung“ zu Großvoigtsberg.

  

 

Verlauf der Kanäle
Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg (Christbescherunger Kanal)
Kahnhebehaus bei Christbescherung 
 

Entstehung und Bau der Kanäle 

Der Gedanke zur Fortführung des Churprinzer Bergwerkskanals bis zur Grube „Christbescherung“ ist unter anderem einem Umstand aus den Jahren 1786/87 zu verdanken. In dieser Zeit litt die „Christbescherung“ unter akutem Mangel an Aufschlagwasser. Der Neubau eines 3 km langen Kunstgraben vom unteren Pochwerk der Grube „Kurprinz“ löste das Problem. Der damals gebaute Kunstgraben stellte eine gute Voraussetzung für eine Erweiterung zu einem Schifffahrtskanal dar.

Die Projektierung des Kanals wurde dem Markscheider Johann Friedrich Freiesleben übertragen. Innerhalb von 4 Wochen erarbeitete er die nötigen Risse und Kostenvoranschläge mit Hilfe des Stipendiaten der Freiberger Bergakademie F. W. Wagner. Zum 12. Dezember 1790 genehmigte der Kurfürst dieses Projekt und stellte sofort 7000 Taler zur Verfügung. Der Kanalbau beinhaltete nicht nur den Bau bis zur „Christbescherung“ sondern auch die Weiterführung über bestehende Kunstgräben bis zur „Gesegneten Bergmannshoffnung“ von Obergruna, der größten Grube des Freiberger Nordreviers. Damit hätte der Kanal eine schiffbare Länge von 11 km erreicht. Die Umsetzung des Projektes erforderte wieder einige Kunstgriffe der Techniker um den Höhenunterschied des parallel neben der Mulde verlaufenden Kanals auszugleichen, dabei nutzten die Techniker auch schon recht spektakuläre Methoden um immer genügend Wasser im Kanal zu haben. 
 

Der Kanal entstand aus der Erweiterung des Kunstgrabens und nahm wie dieser seinen Anfang am Ladehaus des unteren Kurprinzer Pochwerkes. Gespeist wurde dieser Graben nur mit dem Wasser des unteren Pochwerks, dieses erhielt es über einen Abzweig aus dem Kurprinzer Kanal. Zusätzlich floß noch das Wasser des oberen Pochwerkes, aus dem oberen Kurprinzer Kunstgraben hinzu. Vermutlich reichte das zufließende Wasser aber noch nicht aus, um den Kanal ausreichend mit einem für die Schiffbarkeit nötigen Wasserstand zu versorgen. 

Die Kunstmeister hatten jedoch eine Idee, diesen Umstand zu lindern. Etwa 400 m unterhalb der Pochwerke lag auf der gegenüberliegenden Seite der Mulde das Mundloch des „Anna Stollns“. Das Grubenwasser floß einfach in die Mulde ab. Da aber der Kanal geringfügig tiefer lag, als die Sohle der Stollnrösche, bestand die Nutzbarkeit des Wassers für den Kanal. Durch die Mulde wurde ein Düker gebaut. Über diesen floß dann das Wasser des „Anna Stolln“ direkt in den Kanal ! 

Der Kanalverlauf erforderte schon auf dem Gelände der Grube „Kurprinz“ aufwendige Hochbauten in Form von Grabenstützmauern, die zum Teil heute noch ersichtlich sind. Bevor die Wasser der Kurprinzer Kunstgezeuge (Kurprinzer Kanal und oberer Kunstgraben) in den Kanal mündeten, soll es noch eine Schleuse gegeben haben, von der außer dem Kanalverlauf aber nichts mehr zu sehen ist. 

Kurz nach dem „Friedrich Erbstolln“ mußte dann eine Felsformation durchörtert werden. Bis zum zweiten Lichloch des „Treue Sachsen Stolln“ verläuft der Kanal ebenerdig in Wiese und Wald. Dann wird er auf  hohen Böschungsmauern geführt, bis er schließlich das Kahnhebehaus der Grube „Christbescherung“ erreichte. Das Kanalwasser stand von nun an den Bergwerksmaschinen dieser Grube zur Verfügung. 

Um den Höhenunterschied zwischen Kanal und Wehrteich der Hohentanner Mühle von 6 m auszugleichen, mußte ein weiteres Kahnhebehaus errichtet werden. Dieses gut 16 m lange, 5 m breite und 9 m hohe Hebehaus war nach gleichem Prinzip aufgebaut, wie das in Rothenfurth. Leider ist das Hebehaus der „Christbescherung“ schlechter erhalten, was auch auf die nur kurzzeitige und geringe Nutzung zurückzuführen ist.

Die Nutzung des Kanals für die Schifffahrt und den Transport von Erz ist nur von der Inbetriebnahme bis etwa 1808 belegbar. Die Gründe dafür sind noch nicht ganz klar. Bekannt ist, das viele Schäden den Betrieb beeinträchtigten oder zeitweise zum Erliegen brachten. Der Betrieb der Schleusen ist sicher auch wieder durch Sedimentablagerungen behindert worden. Auch eine zu hohe Strömungsgeschwindigkeit des Wassers kann ein Grund für die wenige Nutzung sein. Es sollen ja sonst immerhin noch 150 Tonnen Erz je Quartal durch die Bauern als Nebenerwerb zur Hütte gebracht worden sein. Hier könnte ein weiterer Grund liegen. Bauern im Nebenerwerb mit Fuhrleistungen waren sicher schon damals preiswerter, als reguläre Fuhrunternehmen und somit die Gewinnspanne beim Transport mit dem Kahn auch geringer. Dennoch stellte der Kanal mit seiner Wassermenge einen großen Nutzen für  die „Christbescherung“ dar. Viel Wasser bedeutete, viel Kraft für die Gezeuge. Ab 1835 wurde eine Wassersäulenmaschine zum Betrieb der Kunstgezeuge auf der „Christbescherung“ eingesetzt.

 

Verlauf der Kanäle
Baugeschichte
Kahnhebehaus bei Christbescherung 
 

Wanderung entlang des Kurprinzer Kanals von der Grube "Churprinz Friedrich August" in Großschirma bis zur Grube "Christbescherung" in Großvoigtsberg 

 


Der Fahrweg auf dem - von hier aus gesehen - rechten Muldenufer verbirgt den ursprünglichen Verlauf des Erzkanals. Heute ist der Wasserlauf verrohrt und nur noch an den Revisionschroten im Gelände verfolgbar.
  

Revisionschrot des verrohrten Kanals an der Muldenbrücke zum Holzplatz des Betriebes. Heute ist der ursprüngliche Kanalverlauf an Hand der Revisionsschrote im Gelände sichtbar.
 

Der Erzkanal verlief  ehemals an der Waldkante rechts im Bild. Schon Ende des 19.Jahrhunderts wurden Teile des Kanals im Bereich der Pappenfabrik verrohrt, da man Platz für die Aschehalde brauchte.
 

Revisionsschrot des Kanals am Rande der Aschehalde. Zu DDR- Zeiten ist der Kanal in Betonrohre verlegt worden, um über ihn die Zellulose-haltigen Abwässer der Pappenfabrik in die Klärteiche zu leiten.
 

Der ursprüngliche Verlauf des Erzkanal ist an einigen Stellen in diesem Waldstreifen neben der Aschehalde noch zu erahnen !  Seit der Umnutzung der ehemaligen Wäsche für die Pappenherstellung brauchte man den Kanal nur noch für die Abwässer der Pappenproduktion.
 

Dieses Mundloch stammt wohl noch aus der Zeit der ersten „Verrohrung“ des Kanals zur Abführung der Industrieabwässer.
 


Der Schlussstein über dem Mundloch nennt uns das genaue Jahr.
 


Kanalverlauf in Form eines normalen Abwassergrabens. Aber die ursprüngliche Breite ist an Hand der Konturen des Ufers noch sichtbar.
  


Wasserteiler aus neuerer Zeit. In der Regel sollten die Zellulose-haltigen Abwässer in den Klärteich gelangen, doch manchmal liefen sie auch in die andere Richtung, der Firma war das damals ziemlich egal...
 


Hier geht es in die Klärteich und dann in die Mulde.
 


Der weitere Kanalverlauf blieb von solchen Nachnutzungen verschont. Die Bäume zeigen in der Landschaft den genauen Verlauf des Bauwerkes.
 


Stark verwachsen, aber dennoch als ehemaliger Kanal zu erkennen - er wurde ja auch nur bis 1808 für den Erztransport genutzt.
 


Diese Verengung stammt aus der Zeit, als keine Erzkähne mehr diesen Kanalteil befuhren. Für das Aufschlagwasser reichte die lichte Weite dieser Brücke allemal.
 


Kaum jemand kennt heute noch die Bedeutung des „Loches“ in der Kanalböschung.
 


Es ist die Abzugsrösche von „Chruprinz Friedrich August Erbstolln“ zu Großschirma. Das eigentliche Röschenmundloch lag in Nähe des „Friedrich Erbstolln“. Vermutlich stand in diesem Teil nicht genug Wasser zur Verfügung, deshalb die Einbindung der Rösche gerade an dieser Stelle.
 


Aus heutiger Sicht ist nicht immer nachvollziehbar, warum der Erzkanal in diesem Bereich so oft seine Richtung wechselt. Betrachtet man sich den Bereich genauer, könnte man vermuten, daß die Alten sind mit dem Kanalverlauf zu tief gekommen sind, oder war das erste Lichtloch des „Treuen Sachsenstolln“ im Wege ?  Der erste Fall wäre auch plausibel, da noch eine Kanalschleuse eingebaut war, was einen Hinweis auf Probleme mit der Kanalhöhe gibt.
 


Die sogenannte „Schuhmann- Schleuse“ (nach dem Grundeigentümer benannt) lag vermutlich an der hier im Bild sichtbaren Stelle. Etwa ein Meter Höhenunterschied mußte hier überwunden werden.
 


Links von dem im Bild sichtbaren Damm verlief der Kanal. Die breitere Stelle im Vordergrund könnte die Lage der „Schuhmann- Schleuse“ gewesen sein.
 


Ein Wasserabschlag des Kanals in die Mulde, auch im Bereich der vermuteten Schleuse. 
 


Von hier ab verläuft der Erzkanal parallel zur Freiberger Mulde, nur durch einen Damm abgetrennt.
 


Unmittelbar am vermuteten Ort des einstigen Schleusenbauwerks ist auch dieser Grenzstein zu sehen. Das Bergbausymbol verweist eindeutig auf die vormalige Nutzung dieses Platzes hin.
 


 Rechts vom Kanal ist die Halde des 1. Lichtloches des „Treuen Sachsenstolln“ an der recht großen Halde erkennbar. Ob der Kanalverlauf wegen dem Lichtloch geändert wurde, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.
 


 Blick zurück in Richtung „Kurprinz“, die Baumgruppe in der Bildmitte markiert den Kanalverlauf quer zur Mulde.
 


Hier verläuft der Erzkanal direkt am Prallhang der Freiberger Mulde auf einem aus Bruchstein gesetzten Hochbauwerk.
 


Warum an dieser Stelle durch den Freiberger Gneis eine Rösche getrieben wurde, ist nicht eindeutig erklärbar. Denn der Kanal führt eigentlich vor dem Tunnel am Ufer entlang !  Vielleicht wollte man einer Zerstörung des Mauerdamms bei Hochwasservorbeugen und es durch eine Rösche ersetzen...
 


Fertig geworden ist er jedenfalls: Der Blick durch den Tunnel zum anderen Zugang. Platz für einen Erzkahn wäre unter Umständen, aber alles sehr eng.
 


Leicht eingetieft und durch einen Damm von der Mulde getrennt, verläuft der Kanal nun weiter in Richtung Großvoigtsberg zur Grube „Christbescherung Erbstolln“.
 


Das Mundloch des „Friedrich Erbstolln“ liegt direkt am Erzkanal und die von dort zusetzenden Grubenwasser speisen ebenfalls den Kanal.
 


Blick zurück zur Kanalrösche. Rechts davon setzt der „Friedrich Erbstolln“ an.
 


Dieser Kanalabschnitt, links der Mulde, ist noch recht gut erhalten. Es ist immer wieder schön, zu dieser Jahreszeit eine solche Exkursion zu machen, auch wenn das Vorankommen stellenweise eher beschwerlich ist !
 


Im Sommer ist der Kanalverlauf vollkommen verkrautet und verwachsen. Trotzdem, das hier bis vor wenigen Jahren noch ein Wanderweg verlief, ist nicht mehr viel vom Kanal zu sehen.
 


Das Mundloch des „Versuchs Stolln“ liegt direkt am Erzkanal. In diesem Bereich ist der Kanal durch die Hochwasser der vergangenen Jahrhunderte etwas schmäler geworden, Die Kanalmauer am Flußufer ist einfach weggespült worden.
 


Noch mal der „Versuchs Stolln“ vom Muldenufer aus gesehen.
 


Trotz der Verwilderung noch gut zu erkennen ist der fortgespülte Teil des Kanals.
 


An dieser Stelle fehlt ebenfalls die flußuferseitige Kanalmauer und die Lehm- und Tonpackung der Kanalabdichtung ist freigespült und gut zu erkennen.
 


In unzähligen Schichten ist fetter Lehm und Ton als Abdichtung eingestampft worden. Die Stärke der Dichtungsschicht an der Kanalsohle soll bei 0,80 m gelegen haben.
 


Hier wieder der "intakte" Kanal als Wanderweg durch den tiefen Schnee !
 

Dieser Grubenfeld-Grenzstein weißt mit den Initialen „C B“ auf den Betreiber des Kanals hin. Das „C B“ steht für „Christbescherung“ und nur noch wenige Grubenfeldsteine sind am originalen Ort erhalten.
 

Die Landwirtschaft nutzte jeden Quadratmeter und eines Tages war auch der Kanal Bestandteil der Weide, so wie hier. Nur die Baumreihen wachsen an der Kanalmauer und behindern die weitere Nutzung als Weideland.
 

Direkt an den Kanal grenzt das Grundstück des ehemaligen Huthauses vom 2.Lichtloch des „Treue Sachsen Stolln“.
 

Absolut idyllisch und abgelegen !
 

Und weil es so schön hier ist, gleich noch ein Bild vom Huthaus. Heute wir dieses Gebäude wohl als Wochenendhaus genutzt, sogar ein richtiger Stromanschluss ist vorhanden !  Wer möchte hier nicht wohnen !
 

Der Kanalverlauf ist im Bereich des Huthaus weitestgehend verfüllt und nur noch in der Wiese zu erahnen.
 

An dieser Stelle überquert der Erzkanal den „Höllbach“ und ab hier verläuft er auf einem regelrechten Hochbauwerk !
 

Die äußerst sauber ausgeführte Maueung der Bachdurchführung ist noch im Originalzustand.
 

Während links der Gneis ansteht, wurde rechts eine hoch aufgesetzte Bruchsteinmauer für den Kanalverlauf errichtet. Im Laufe der Zeit wuchs hier ein dichter Wald und versteckte dieses imposante Bauwerk regelrecht.
  

Immer wieder idyllisch ist solch eine „Kanaltour“!
 

Gut 5 m hohe, mehrreihig in Trockenmauerung aufgesetzte Kanalmauer. Es sind keine großen Beschädigungen an dem Bauwerk sichtbar, obwohl die Nutzung als Aufschlagwasserzuführung bis zur Betriebseinstellung der „Christbescherung“ andauerte und seitdem mehrere schwere Hochwässer das Muldental heimsuchten...
 

Endlich ist dichte Wald verschwunden und man sieht das Tal wieder und den Kanalverlauf. Genau an dieser Stelle liegt noch eine kleine Grube.
 

Das Mundloch des „Dorotheer Stolln“ ist unterhalb der Kanalmauer noch zu erkennen. Durch den Ausbau des Fahrweges ist das Stollnmundloch bis auf das obere Drittel in der Straße verschwunden.
 

Hier in diesem Bereich wurde nach Einstellung der Erztransporte auf dem Kanal um 1808 das Wasser in eine untertägige Rösche geführt.
 

Der  Blick zurück lässt die Probleme erahnen. Der Kanal liegt hier an einem Prallhang der Freiberger Mulde und das gab wohl immer wieder Schäden am Kanalbauwerk. Auch werden Dichtheitsproblem immer wieder ein Thema gewesen sein, vor allem wenn nicht genügend Wasserzuführungen aus der Vorflut auf Grund des hohen Kanalverlaufs möglich waren, um die Verluste zu kompensieren.
 

Dieser freie Platz an dem markanten Felsen war der Standort eines großen unterschlächtigen Kunstrades. Es wurde vom Wasser des Kanals angetrieben, trieb ein Kunstgezeug an und mit diesem wurde ein Teil des Kanalwassers in einen oberhalb des Muldentales gelegenen Kunstteich gepumpt. Über die Funktionsweise dieser Anlage ist wenig bekannt. Der Kunstteich der Grube „Christbescherung“ wurde aber noch bis in die jüngste Vergangenheit als Badeteich unter dem Namen „Zilliabad“ genutzt.
 

Mauer des Kanalhochbauwerkes mit anschließenden Kahnhebehaus an der Grube „Christbescherung Erbstolln“.
 

Verlauf der Kanäle
Baugeschichte
weiter bis Alte Hoffnung Erbstolln 
 

Fast schon ein Typenbau: 
Das Kahnhebehaushaus bei Christbescherung

  


  
Dach aufklappen...
   

Das um 1789 ebenfalls vom Maschinenbaudirektor J. F. Mende konstruierte Kahnhebehaus an der Grube Christbescherung ähnelt in seiner Konstruktion sehr auffällig dem Vorgängerbau in Rothenfurth. Lediglich eine "Wendeschleife" und Parkbucht für die Erzkähne war hier nicht erforderlich, da man nicht die Freiberger Mulde queren mu0te, sondern "lediglich" vom Christbescherunger Bergwerkskanal in den Kunstgraben von "Alte Hoffnung Erbstolln" wechseln wollte. Beide verlaufen hier parallel zur Mulde - lediglich der Höhenunterschied mußte überwunden werden. 

Statt einer Schleusenanlage - deren Betrieb aufgrund des großen Höhenunterschiedes von rund 6 m sehr viel Wasser benötigt hätte - entschied sich Mende auch hier für die Errichtung eines Kahnhebehauses - und die Pläne dafür hatte er ja schon parat: Das Rothenfurther Kahnhebehaus wurde zur gleichen Zeit gebaut. Auch die Funktionsweise muß man sich ganz analog vorstellen: Zwischen unseren beiden Skizzen können Sie hin und her switchen und dabei das Dach aufklappen, um Laufkatze und Flaschenzüge zu sehen.

Während die Grube Christbescherung noch bis 1908 Erz in die Freiberger Hüttenwerke lieferte, wurde der Kanalbetrieb schon 1808 wieder eingestellt. Über die Gründe wurde weiter oben schon spekuliert... 

Das Aufschlagwasser aber wurde weiter genutzt: Zum einen über den von hier aus zur Alten Hoffnung weiter führenden übertägigen Kunstgraben, zum anderen durch die Grube Christbescherung selbst. 1835 erreichte der Treue Sachsen Stolln von der Alten Hoffnung her die Christbescherung, so daß man nun einen rund 33 m tieferen Abfluß für das Antriebswasser zur Verfügung hatte. Von 1825 bis 1835 trieb man dorthin eine neue, rund 450 m lange Aufschlagrösche vor und baute eine Wassersäulenmaschine ein, womit endlich auf längere Zeit die Probleme der Wasserhebung gelöst schienen. 1854 errichtete man dann auf dem rund 180 m tiefen Schacht noch eine Dampfförderanlage, deren charakteristisches Treibehaus auf dem Muldentalhang bis 1970 ein Wahrzeichen des Bergbaus in der Landschaft bildete.

Trotz der Skizzen unseres verehrten Lehrers Prof. Wagenbreth in den Technischen Denkmalen des Freiberger Bergbaus wird aber auch uns die Funktionsweise des "Wasserhebehauses" wenige Meter flußauf nicht richtig klar: Mende hätte eigentlich ein  perpetuum mobile  erfunden, wenn das Wasserrad, vom Kanalwasser angetrieben, sein eigenes Antriebswasser in den oberen Kunstteich gehoben hätte. Leider ist von dieser Anlage nichts mehr in der Landschaft sichtbar, obwohl diese - offenkundig technisch genial gebaute - Anlage großes Interesse verdient hätte... 
 


  
Dach zuklappen...
   


Da das Hebehaus zwar fertig gestellt, aber nie der eigentlichen Nutzung zugeführt wurde, sind wohl schon recht früh Umbauten für anderweitige Nutzung erfolgt.
  


Diese Aufnahme aus dem Nachlaß von Paul Schulz aus dem Jahr 1924 haben wir in der Deutschen Fotothek gefunden.

Link zur Originaldatei http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70059139

  


DStabilisierungsbogen in der Kanalmauer. Nach dem Hochwasser von 2002 sind Erhaltungsmaßnahmen an der Bausubstanz de Technischen Denkmals ausgeführt worden.
  


Blick in das Unterbecken des Erzkanals. Hier sollten die vollen Erzkähne von den weiter nördlich gelegenen Gruben aus- und einfahren. In neuerer Zeit war das die Einfahrt einer Garage !
  


Warum gibt es nur immer noch solche Idioten, die versuchen eine Hinweistafel als Brennmaterial zu nutzen ?  Schade um die Mühe der Heimatfreunde, die die Tafel aufgestellt haben...
  


Äußerst präzise gemauerter Gewölbebogen aus Freiberger Gneis.
  


Blick vom Oberbecken in das Unterbecken des Hebehauses.
 


Diese Einbauten weisen auch auf eine andere Nachnutzung hin. Das Hebehaus wurde ja als solches nie wirklich gebraucht !
 


Das Oberbecken ist heute verfüllt und bietet nur noch eine schöne Aussicht in das Muldental.
 


Das Wasser für den weiteren Kanal bzw. Kunstgraben bis zur „Alten Hoffnung Gottes Fundgrube“ in Kleinvoigtsberg wurde vom Wehr der Hohentanner Mühle abgefasst. Die Lage des Wehres ist noch in der Mulde zu erkennen. Um 1780 wurde unter der Leitung von Kunstmeister Johann Friedrich Mende das Wehr in hölzerner Bauweise errichtet. Im 19.Jahrhundert erfolgte der Bau eines steinernen Wehres, das bis in die 1970er Jahre bestand.
 

Übersicht über die Tagesanlagen der Grube „Christbescherung Erbstolln“ im 19.Jahrhundert: 

Heute sind nur noch das Verwaltungs- und Wäschegebäude neben dem Kahnhebehaus, sowie die Stollnmundlöcher erhalten. Einige Gebäude verschwanden erst in den 1950er Jahren. Zwischen 1745 und 1872 sind umfangreiche Veränderungen an den Tagesanlagen der Grube erfolgt, je nach Anforderungen der Produktion. 

Das über die Einzugsrösche gefasste Wasser aus dem Wehrteich diente auch dem Antrieb der Aufbereitungsmaschinen und wurde dann ebenfalls in den Kunstgraben eingeleitet, wo es in Kleinvoigtsberg abermals zum Antrieb von Bergwerksmaschinen genutzt wurde.

 


Blick zurück. Das Tal ist an so einem Winternachmittag immer wieder schön !
 


Einzugsrösche von Poch- und Wäschegebäude, sowie für den Kunstgraben nach Kleinvoigtsberg aus dem Wehrteich der Mulde. Das Mundloch ist durch das Hochwasser von 2002 freigelegt worden. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen hat man das Mundloch verwahrt.
  


Das Wäschegebäude der Grube „Christbescherung Erbstolln“ zählte zu den imposantesten Gebäuden hier im Muldental. Im Sommer wird es nur noch als alte, verwachsene Bude wahrgenommen - es sei man liest sich den Text auf dem Schild durch !
 


Das Gebäude ist von der Rückseite aus zugänglich gewesen, wie im Bild zu sehen. Doch heute muss wegen der akuten Baufälligkeit vom Betreten abgeraten werden !  Haustür und Türgewand wurden mittlerweile herausgerissen, es bleibt zu hoffen, aus Gründen der Erhaltung und nicht wegen Geschäftemacherei !
 


Das Türgewand mit originaler Haustür war um 1999 noch erhalten und in gutem Zustand! Über der Tür stand „Christbescherung Erbstolln 1872“.
 


Ansicht des Gebäudes im Januar 2010 von der Straße aus. Errichtet wurde es 1872 und beherbergte neben Bergmannswohnungen, ein Konferenzzimmer im 2.Obergeschoß. Die Betstube, Erzmengboden und verschiedene Verwaltungsräume lagen im 1.Obergeschoß. Im Erdgeschoß befanden sich 5 Stoßherde für die Aufbereitung der Erze.
  


Vor 11 Jahren war die Wäsche wenigstens noch nicht so verwachsen und teilweise noch von intakter Gebäudesubstanz - eigentlich schade um dieses schöne Haus in dieser Wohngegend und mit dieser Historie. Leider fehlen mir für ein Projekt in dieser Größe nach wie vor die finanziellen Möglichkeiten !
  


Das Mundloch des „Aaron Stolln“ heute. Die Mauerung stammt aus dem Jahr 1825, als dieser Stolln eigentlich als Rösche bis an den Kunst- und Treibeschacht aufgefahren wurde. Nebenher diente der Stolln auch für den Transport der gewonnenen Erze zur Aufbereitung. Über eine 800 m lange Eisenbahn wurde das Erz in Hunten transportiert. Befahren kann man die Grube natürlich auch, aber über ein anderes Mundloch. Dazu wird es an anderer Stelle auch einmal einen Beitrag geben !
 


Ab hier sollte der Erzkanal auf der linken Seite der Straße nach Kleinvoigtsberg verlaufen, aber es blieb nur beim Projekt des Ausbaus. Nur das Aufschlagwasser wurde am hiesigen Wehr gefaßt und über noch den erhalten gebliebenen Kunstgraben bis zur Grube „Alte Hoffnung Gottes Erbstolln“ nach Obergruna geleitet. Aber das ist dann schon Teil 3 unserer Beitragsreihe... 
 

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Kunstgraben bis Alte Hoffnung Erbstolln
 

     
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