Erstellt Februar 2010, letzte Aktualisierung Februar 2017.
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Verlauf der Churprinzer Bergwerkskanäle (rote Linie):
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Entstehung und Bau der Kanäle Der Gedanke zur Fortführung des Churprinzer Bergwerkskanals bis zur Grube „Christbescherung“ ist unter anderem einem Umstand aus den Jahren 1786/87 zu verdanken. In dieser Zeit litt die „Christbescherung“ unter akutem Mangel an Aufschlagwasser. Der Neubau eines 3 km langen Kunstgraben vom unteren Pochwerk der Grube „Kurprinz“ löste das Problem. Der damals gebaute Kunstgraben stellte eine gute Voraussetzung für eine Erweiterung zu einem Schifffahrtskanal dar. Die Projektierung des
Kanals wurde dem Markscheider Johann Friedrich Freiesleben übertragen.
Innerhalb von 4 Wochen erarbeitete er die nötigen Risse und
Kostenvoranschläge mit Hilfe des Stipendiaten der Freiberger
Bergakademie F. W. Wagner. Zum 12. Dezember 1790 genehmigte der Kurfürst
dieses Projekt und stellte sofort 7000 Taler zur Verfügung. Der
Kanalbau beinhaltete nicht nur den Bau bis zur „Christbescherung“
sondern auch die Weiterführung über bestehende Kunstgräben bis zur
„Gesegneten Bergmannshoffnung“ von Obergruna, der größten Grube
des Freiberger Nordreviers. Damit hätte der Kanal eine
schiffbare Länge von 11 km erreicht. Die Umsetzung des
Projektes erforderte wieder einige Kunstgriffe der Techniker um den Höhenunterschied
des parallel neben der Mulde verlaufenden Kanals auszugleichen, dabei
nutzten die Techniker auch schon recht spektakuläre Methoden um immer genügend
Wasser im Kanal zu haben. |
Der Kanal entstand aus der Erweiterung des Kunstgrabens und nahm wie dieser seinen Anfang am Ladehaus des unteren Kurprinzer Pochwerkes. Gespeist wurde dieser Graben nur mit dem Wasser des unteren Pochwerks, dieses erhielt es über einen Abzweig aus dem Kurprinzer Kanal. Zusätzlich floß noch das Wasser des oberen Pochwerkes, aus dem oberen Kurprinzer Kunstgraben hinzu. Vermutlich reichte das zufließende Wasser aber noch nicht aus, um den Kanal ausreichend mit einem für die Schiffbarkeit nötigen Wasserstand zu versorgen. Die Kunstmeister hatten jedoch eine Idee, diesen Umstand zu lindern. Etwa 400 m unterhalb der Pochwerke lag auf der gegenüberliegenden Seite der Mulde das Mundloch des „Anna Stollns“. Das Grubenwasser floß einfach in die Mulde ab. Da aber der Kanal geringfügig tiefer lag, als die Sohle der Stollnrösche, bestand die Nutzbarkeit des Wassers für den Kanal. Durch die Mulde wurde ein Düker gebaut. Über diesen floß dann das Wasser des „Anna Stolln“ direkt in den Kanal ! Der Kanalverlauf erforderte schon auf dem Gelände der Grube „Kurprinz“ aufwendige Hochbauten in Form von Grabenstützmauern, die zum Teil heute noch ersichtlich sind. Bevor die Wasser der Kurprinzer Kunstgezeuge (Kurprinzer Kanal und oberer Kunstgraben) in den Kanal mündeten, soll es noch eine Schleuse gegeben haben, von der außer dem Kanalverlauf aber nichts mehr zu sehen ist. Kurz nach dem „Friedrich Erbstolln“ mußte dann eine Felsformation durchörtert werden. Bis zum zweiten Lichloch des „Treue Sachsen Stolln“ verläuft der Kanal ebenerdig in Wiese und Wald. Dann wird er auf hohen Böschungsmauern geführt, bis er schließlich das Kahnhebehaus der Grube „Christbescherung“ erreichte. Das Kanalwasser stand von nun an den Bergwerksmaschinen dieser Grube zur Verfügung. Um den Höhenunterschied zwischen Kanal und Wehrteich der Hohentanner Mühle von 6 m auszugleichen, mußte ein weiteres Kahnhebehaus errichtet werden. Dieses gut 16 m lange, 5 m breite und 9 m hohe Hebehaus war nach gleichem Prinzip aufgebaut, wie das in Rothenfurth. Leider ist das Hebehaus der „Christbescherung“ schlechter erhalten, was auch auf die nur kurzzeitige und geringe Nutzung zurückzuführen ist. Die Nutzung des Kanals für die Schifffahrt und den Transport von Erz ist nur von der Inbetriebnahme bis etwa 1808 belegbar. Die Gründe dafür sind noch nicht ganz klar. Bekannt ist, das viele Schäden den Betrieb beeinträchtigten oder zeitweise zum Erliegen brachten. Der Betrieb der Schleusen ist sicher auch wieder durch Sedimentablagerungen behindert worden. Auch eine zu hohe Strömungsgeschwindigkeit des Wassers kann ein Grund für die wenige Nutzung sein. Es sollen ja sonst immerhin noch 150 Tonnen Erz je Quartal durch die Bauern als Nebenerwerb zur Hütte gebracht worden sein. Hier könnte ein weiterer Grund liegen. Bauern im Nebenerwerb mit Fuhrleistungen waren sicher schon damals preiswerter, als reguläre Fuhrunternehmen und somit die Gewinnspanne beim Transport mit dem Kahn auch geringer. Dennoch stellte der Kanal mit seiner Wassermenge einen großen Nutzen für die „Christbescherung“ dar. Viel Wasser bedeutete, viel Kraft für die Gezeuge. Ab 1835 wurde eine Wassersäulenmaschine zum Betrieb der Kunstgezeuge auf der „Christbescherung“ eingesetzt. |
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Wanderung entlang des Kurprinzer Kanals von der Grube "Churprinz Friedrich August" in Großschirma bis zur Grube "Christbescherung" in Großvoigtsberg
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Der Fahrweg auf dem - von hier aus gesehen - rechten Muldenufer verbirgt den ursprünglichen Verlauf des Erzkanals. Heute ist der Wasserlauf verrohrt und nur noch an den Revisionschroten im Gelände verfolgbar. |
Revisionschrot des verrohrten Kanals an der Muldenbrücke zum Holzplatz des Betriebes. Heute ist der ursprüngliche Kanalverlauf an Hand der Revisionsschrote im Gelände sichtbar. |
Der Erzkanal verlief ehemals an der Waldkante rechts im Bild. Schon Ende des 19.Jahrhunderts wurden Teile des Kanals im Bereich der Pappenfabrik verrohrt, da man Platz für die Aschehalde brauchte. |
Revisionsschrot des Kanals am Rande der Aschehalde. Zu DDR- Zeiten ist der Kanal in Betonrohre verlegt worden, um über ihn die Zellulose-haltigen Abwässer der Pappenfabrik in die Klärteiche zu leiten. |
Der ursprüngliche Verlauf des Erzkanal ist an einigen Stellen in diesem Waldstreifen neben der Aschehalde noch zu erahnen ! Seit der Umnutzung der ehemaligen Wäsche für die Pappenherstellung brauchte man den Kanal nur noch für die Abwässer der Pappenproduktion. |
Dieses Mundloch stammt wohl noch aus der Zeit der ersten „Verrohrung“ des Kanals zur Abführung der Industrieabwässer. |
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Hier wieder der "intakte" Kanal als Wanderweg durch den tiefen Schnee ! |
Dieser Grubenfeld-Grenzstein weißt mit den Initialen „C B“ auf den Betreiber des Kanals hin. Das „C B“ steht für „Christbescherung“ und nur noch wenige Grubenfeldsteine sind am originalen Ort erhalten. |
Die Landwirtschaft nutzte jeden Quadratmeter und eines Tages war auch der Kanal Bestandteil der Weide, so wie hier. Nur die Baumreihen wachsen an der Kanalmauer und behindern die weitere Nutzung als Weideland. |
Direkt an den Kanal grenzt das Grundstück des ehemaligen Huthauses vom 2.Lichtloch des „Treue Sachsen Stolln“. |
Absolut idyllisch und abgelegen ! |
Und weil es so schön hier ist, gleich noch ein Bild vom Huthaus. Heute wir dieses Gebäude wohl als Wochenendhaus genutzt, sogar ein richtiger Stromanschluss ist vorhanden ! Wer möchte hier nicht wohnen ! |
Der Kanalverlauf ist im Bereich des Huthaus weitestgehend verfüllt und nur noch in der Wiese zu erahnen. |
An dieser Stelle überquert der Erzkanal den „Höllbach“ und ab hier verläuft er auf einem regelrechten Hochbauwerk ! |
Die äußerst sauber ausgeführte Maueung der Bachdurchführung ist noch im Originalzustand. |
Während links der Gneis ansteht, wurde rechts eine hoch aufgesetzte Bruchsteinmauer für den Kanalverlauf errichtet. Im Laufe der Zeit wuchs hier ein dichter Wald und versteckte dieses imposante Bauwerk regelrecht. |
Immer wieder idyllisch ist solch eine „Kanaltour“! |
Gut 5 m hohe, mehrreihig in Trockenmauerung aufgesetzte Kanalmauer. Es sind keine großen Beschädigungen an dem Bauwerk sichtbar, obwohl die Nutzung als Aufschlagwasserzuführung bis zur Betriebseinstellung der „Christbescherung“ andauerte und seitdem mehrere schwere Hochwässer das Muldental heimsuchten... |
Endlich ist dichte Wald verschwunden und man sieht das Tal wieder und den Kanalverlauf. Genau an dieser Stelle liegt noch eine kleine Grube. |
Das Mundloch des „Dorotheer Stolln“ ist unterhalb der Kanalmauer noch zu erkennen. Durch den Ausbau des Fahrweges ist das Stollnmundloch bis auf das obere Drittel in der Straße verschwunden. |
Hier in diesem Bereich wurde nach Einstellung der Erztransporte auf dem Kanal um 1808 das Wasser in eine untertägige Rösche geführt. |
Der Blick zurück lässt die Probleme erahnen. Der Kanal liegt hier an einem Prallhang der Freiberger Mulde und das gab wohl immer wieder Schäden am Kanalbauwerk. Auch werden Dichtheitsproblem immer wieder ein Thema gewesen sein, vor allem wenn nicht genügend Wasserzuführungen aus der Vorflut auf Grund des hohen Kanalverlaufs möglich waren, um die Verluste zu kompensieren. |
Dieser freie Platz an dem markanten Felsen war der Standort eines großen unterschlächtigen Kunstrades. Es wurde vom Wasser des Kanals angetrieben, trieb ein Kunstgezeug an und mit diesem wurde ein Teil des Kanalwassers in einen oberhalb des Muldentales gelegenen Kunstteich gepumpt. Über die Funktionsweise dieser Anlage ist wenig bekannt. Der Kunstteich der Grube „Christbescherung“ wurde aber noch bis in die jüngste Vergangenheit als Badeteich unter dem Namen „Zilliabad“ genutzt. |
Mauer des Kanalhochbauwerkes mit anschließenden Kahnhebehaus an der Grube „Christbescherung Erbstolln“. |
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Fast schon ein Typenbau: |
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Das um 1789 ebenfalls vom Maschinenbaudirektor J. F. Mende konstruierte Kahnhebehaus an der Grube Christbescherung ähnelt in seiner Konstruktion sehr auffällig dem Vorgängerbau in Rothenfurth. Lediglich eine "Wendeschleife" und Parkbucht für die Erzkähne war hier nicht erforderlich, da man nicht die Freiberger Mulde queren mu0te, sondern "lediglich" vom Christbescherunger Bergwerkskanal in den Kunstgraben von "Alte Hoffnung Erbstolln" wechseln wollte. Beide verlaufen hier parallel zur Mulde - lediglich der Höhenunterschied mußte überwunden werden. Statt einer Schleusenanlage - deren Betrieb aufgrund des großen Höhenunterschiedes von rund 6 m sehr viel Wasser benötigt hätte - entschied sich Mende auch hier für die Errichtung eines Kahnhebehauses - und die Pläne dafür hatte er ja schon parat: Das Rothenfurther Kahnhebehaus wurde zur gleichen Zeit gebaut. Auch die Funktionsweise muß man sich ganz analog vorstellen: Zwischen unseren beiden Skizzen können Sie hin und her switchen und dabei das Dach aufklappen, um Laufkatze und Flaschenzüge zu sehen. Während die Grube Christbescherung noch bis 1908 Erz in die Freiberger Hüttenwerke lieferte, wurde der Kanalbetrieb schon 1808 wieder eingestellt. Über die Gründe wurde weiter oben schon spekuliert... Das Aufschlagwasser aber wurde weiter genutzt: Zum einen über den von hier aus zur Alten Hoffnung weiter führenden übertägigen Kunstgraben, zum anderen durch die Grube Christbescherung selbst. 1835 erreichte der Treue Sachsen Stolln von der Alten Hoffnung her die Christbescherung, so daß man nun einen rund 33 m tieferen Abfluß für das Antriebswasser zur Verfügung hatte. Von 1825 bis 1835 trieb man dorthin eine neue, rund 450 m lange Aufschlagrösche vor und baute eine Wassersäulenmaschine ein, womit endlich auf längere Zeit die Probleme der Wasserhebung gelöst schienen. 1854 errichtete man dann auf dem rund 180 m tiefen Schacht noch eine Dampfförderanlage, deren charakteristisches Treibehaus auf dem Muldentalhang bis 1970 ein Wahrzeichen des Bergbaus in der Landschaft bildete. Trotz der Skizzen unseres
verehrten Lehrers Prof. Wagenbreth in den Technischen Denkmalen des
Freiberger Bergbaus wird aber auch uns die Funktionsweise des
"Wasserhebehauses" wenige Meter flußauf nicht richtig klar:
Mende hätte eigentlich ein perpetuum mobile
erfunden, wenn das Wasserrad, vom Kanalwasser angetrieben, sein eigenes
Antriebswasser in den oberen Kunstteich gehoben hätte. Leider ist von
dieser Anlage nichts mehr in der Landschaft sichtbar, obwohl diese -
offenkundig technisch genial gebaute - Anlage großes Interesse verdient
hätte... |
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Link zur Originaldatei
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Übersicht über die Tagesanlagen der Grube „Christbescherung Erbstolln“ im 19.Jahrhundert: Heute sind nur noch das Verwaltungs- und Wäschegebäude neben dem Kahnhebehaus, sowie die Stollnmundlöcher erhalten. Einige Gebäude verschwanden erst in den 1950er Jahren. Zwischen 1745 und 1872 sind umfangreiche Veränderungen an den Tagesanlagen der Grube erfolgt, je nach Anforderungen der Produktion. Das über die Einzugsrösche
gefasste Wasser aus dem Wehrteich diente auch dem Antrieb der
Aufbereitungsmaschinen und wurde dann ebenfalls in den Kunstgraben
eingeleitet, wo es in Kleinvoigtsberg abermals zum Antrieb von
Bergwerksmaschinen genutzt wurde. |
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