schließen

 

Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Januar 2010, letzte Aktualisierung Februar 2017.

  

Roter Graben zwischen Halsbach und Halsbrücke
Baugeschichte und Betriebszeit
Abschnitt von Halsbrücke bis Rothenfurth
Kahnhebehaus Rothenfurth
Abschnitt von Rothenfurth bis Großschirma
Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg
 

Verlauf der Churprinzer Bergwerkskanäle (rote Linie):

  1. Erzverladehaus auf dem Gelände des Halsbrücker Amalgamierwerkes. Die Kanalspeisung erfolgte hier mit „Betriebswasser“, aus den die Hütte versorgenden Gräben.

  2. Kanalverlauf im Bereich des 7. Lichtloches des Rothschönberger Stolln. Lange Zeit nach Einstellung der Erztransporte ist dieser Bereich noch als Zuführung für Aufschlagwasser bedeutend gewesen.

  3. Lage des bekannten Rothenfurter Hebehaus und die Stelle der ersten Muldenüberquerung.

  4. Rothenfurter Schleusenwehr für die zweite Überquerung der Freiberger Mulde.

  5. Kanalverlauf parallel zur Mulde erst als ebenerdiges Dammbauwerk und in der Ortslage von Rothenfurt als Hochbauwerk mit Böschungsmauer im Bereich des Muldenprallhanges. 

  6. Kanalrösche zwischen Muldental und Walterbachstal. Hier ist der Kanal wieder Wasser führend durch die Nachnutzung des Pappenwerkes in Großschirma.

  7. Verlauf in der bebauten Ortslage von Großschirma als Hochbauwerk mit Dammschüttung. 

  8. Schleusenanlage, Verladehaus und Aufbereitungsanlagen der Grube „Churprinz Friedrich August Erbstolln“ zu Großschirma. Heute befinden sich die Produktionsanlagen der Kurprinz Georg Keil GmbH als Nachnutzer auf dem ehemaligen Grubengelände.  Erhalten sind als bauliche Hüllen das obere und untere Pochwerk, das Huthaus mit Zubehörungen, der Untertage verlaufende Teil des Erzkanals mit einer Radstube und noch darin befindlichen Kunstrad. Die Objekte sind leider nicht für die Öffentlichkeit zugängig !

  9. Kurze Kanalrösche am „Friedrich Erbstolln“.

  10. Kanalführung als Hochbauwerk mit dem zweiten fertiggestellten Kahnhebehaus der Grube „Christbescherung“ zu Großvoigtsberg.

  

 

Verlauf der Kanäle
Abschnitt von Halsbrücke bis Rothenfurth
Kahnhebehaus Rothenfurth
Abschnitt von Rothenfurth bis Großschirma
Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg
 

Entstehung und Bau der Kanäle 

Die Idee, das Erz mittels Kahn auf einem Kanal zu transportieren, wird dem Kunstmeister und Maschinendirektor Johann Friedrich Mende zugeschrieben. Anregung für solch ein Projekt mochte Mende dem englischen Bergbau entnommen haben. Dort wurde zur damaligen Zeit schon Steinkohle auf Kanälen von den Gruben zu den Manufakturen in die großen Städte transportiert. England verfügte in jener Zeit über ein beachtliches Kanalnetz.

Für die seit 1707 im Betrieb stehende, staatliche Grube „Churprinz Friedrich August“ zu Großschirma bot sich eine solch Lösung ebenfalls an:  Zum einen war sie weit von der Halsbrücker Hütte entfernt, zum anderen war der Erztransport schwierig und die Grube hatte ein ordentliches Erzausbringen, damit auch das nötige Kapital für den Kanalbau. Auf diesem Berggebäude fuhren immerhin 350 bis 450 Bergleute an. Das Silberausbringen lag bei jährlich etwa 630 Kg Silber für etwa 24.400 Taler. Im August 1788 stellte das Oberbergamt für den Bau 2000 Taler zum sofortigen Baubeginn bereit. 

Am längsten und bis zur Betriebseinstellung wurde der Abschnitt von Halsbrücke nach Großschirma für den Transport von Erzen genutzt. Der Abschnitt zwischen Großschirma und Großvoigtsberg dagegen nur wenige Jahre. 
 

Um einen schiffbaren Kanal zu erhalten und in beide Richtungen auch befahren zu können, mussten einige Besonderheiten beachtet werden. Als erstes muss die Fließgeschwindigkeit des Wassers sehr gering sein, um gegen die Strömung einen 2,0 bis 2,5 Tonnen schweren Erzkahn zu treideln. Erreichen lässt sich das nur mit einem äußerst geringen Gefälle, das etwa 1:10.000 betrug: Also 1 cm Gefälle auf 100 m Kanallänge !  Wie dieser Wert mit der damaligen Technik überhaupt erreicht wurde, ist sensationell. 

Geringes Gefälle bedeutete aber auch, das Niveauunterschiede zum Verlauf der Mulde entstehen und mit Schleusen überwunden werden mußten. Vor Porstmanns Hammer entstand damals das erste Kahnhebehaus des europäischen Raumes. Auch das Annaer Wehr mußte komplett neu mit Durchfahrtsschleusen errichtet werden. Desweiteren mußten Hochbauten gemauert werden, in denen der Kanal Flachstrecken an Seitentälern überwand. 

Als erstes Teilstück begann der Ausbau des Pochwerkgrabens talwärts ausgehend von Porstmanns Eisenhammer. Das Hammerwerk lag auf der linken Seite der Mulde in Rothenfurth an der Straßenbrücke der damaligen Meißner Landstraße. Neben dem Eisenhammer stand auch die „Isaaker  Wäsche“. Beide erhielten ihr Wasser aus einem Graben, der von der Halsbrücker Hütte kam. Diesen Graben verbreiterte man einfach auf  2,0 m bis  2,5 m und konnte auf diese Weise gut  2 km Kanal recht schnell herstellen. Aufwendige Hochbauwerke hat man - wenn es denn ging - durch eine geschickte Trassenführung des Kanals weitgehend vermieden. 

Da durch die Einmündung des Münzbachs der Kanal aber nicht durchgehend hergestellt werden konnte, mußte an dieser Stelle zwangsläufig auf die Mulde selbst ausgewichen werden. Den Niveauunterschied von 6,8 m glich Mende mit einem Kahnhebehaus aus. Dieses Schiffshebewerk nebst den anderen in Großschirma und auf dem Grubengelände von „Kurprinz Friedrich August“ liegenden Kanalteilen wurde schon im Oktober 1789 fertig gestellt, das war eine wirklich sehr kurze Bauzeit für damalige Verhältnisse. Im Bereich des Kurprinzer Kanals sind als Hochbauten ferner die Querung des Dorfes Großschirma und der Verlauf auf dem Gelände der Grube „Kurprinz“ zu nennen. Der Hochbau erforderte insgesamt fast 5.000 Kubikmeter Mauerwerk.


Skizze des Aufbaus der Hochbautrassen des Kurprinzer Kanals, 
wie sie teilweise heute noch in der Landschaft zu sehen sind.
 

Der Kanal hatte noch eine weitere wichtige Aufgabe für die Grube „Churprinz Friedrich August“: Sämtliches Aufschlagwasser für den unteren Kunstschacht lieferte der Kanal und das war nicht wenig. In der Radstube des unteren Kunstschachtes hingen zwei 11,9 m im Durchmesser große, unterschlächtige Wasserräder. Der Kanal führte pro Minute 81,7 Kubikmeter Wasser zu den Rädern, damit konnte bei 2,9 m Fallhöhe des Wassers eine errechnete Leistung von etwa 18 PS erzeugt werden. Zusammen mit dem noch einmal 13,6 m messenden, oberschlächtigen Rad am Oberen Kunstschacht reichte die Wasserhebung der Grube bis zur Teufe der 6. Gezeugstrecke von 225 m untertage.
 

Betrieb und Probleme

Nachdem der Kanal seinen Betrieb aufgenommen hatte, stellte diese alternative Transportvariante im Sächsischen Bergbau ein Novum dar. Interessierte oder einfach nur Schaulustige konnten sogar an sogenannten „Lustfahrten“ teilnehmen und als Attraktion die Hebung des Kahnes im Rothenfurther Hebehaus im Kahn sitzend miterleben !

Die Churprinzer Pochwerke und Erzwäschen produzierten etwa 12 t bis 30 t Erzkonzentrat die Woche, das erforderte etwa 6 bis 15 Kahnfuhren. Desweiteren transportierten die Halsbrücker Gruben „König Gustavus“, „Radegrube“, „Alte Hoffnung Gottes“ und später auch die „Christbescherung“ ihr Erzkonzentrat auf dem „Seeweg“ zur Halsbrücker Hütte. Für die Benutzung des Kanals durch „Außenstehende“ mussten etwa Dreiviertel der an Fuhrlohn eingesparten Kosten an die Grube „Kurprinz“ gezahlt werden. Auf diese Weise kamen innerhalb eines Jahres  514 Taler für die Instandhaltung des Kanals zusammen. Diese Summe deckte aber in keiner Weise die recht hohen Betriebskosten der Anlage !

Die Probleme zeigten sich schon in den ersten Jahren: Da der Kanalbau im Freiberger Revier eine Pionierarbeit war, konnten viele Probleme nicht ohne weiteres schon im Planungsstadium berücksichtigt werden, da diese einfach nicht bekannt waren. 

Ein Problem stellten zum Beispiel die Amalgamationsschlämme dar, die das Wasser aus der Hütte nebst den normalen Sedimenten in einem offenen Gewässer im gesamten Kanal verteilte. Der Einbau verschiedener Flutschützen erleichterte die Reinigung des Kanals. 

Im Winter stellt zudem die Vereisung des sehr langsam fließenden Gewässer eine große Problematik dar. 

Die Kosten des Kanalbetriebes waren so hoch, daß die Grube Kurprinz in eine finanzielle Schieflage geriet und nur durch staatliche Hilfe wieder auf die Beine kam. Der Kanal ging in das Eigentum der Generalschmelzadministration über, eine staatliche, über der Hüttenverwaltung stehende Behörde. Von nun an war die Grube Kurprinz von den Instandhaltungskosten entbunden. Der bisherige Aufwand wurde der Grube Kurprinz sogar in Raten erstattet !
 

Umbau der Wasserstraße zur Energiegewinnung

Etwa nach 30 Betriebsjahren des Erzkanals, der ja auch das Aufschlagwasser für den Unteren Kurprinzer Kunstschacht lieferte, erwies sich die für die Wasserräder zu beziehende Wassermenge als nicht mehr ausreichend. Als Gründe hierfür sind zum einen die erreichte Tiefe und die Vergrößerung des gesamten Abbaufeldes bei „Kurprinz Friedrich August“ zu sehen. Die drei in Betrieb befindlichen Kunstgezeuge hoben maximal 500 Liter Wasser in der Minute. Zur weiteren Erschließung der Lagerstätte reichte aber diese Fördermenge nicht mehr aus. Zum anderen stieß auch die Kurprinzer Aufbereitungsanlage, bestehend aus oberem und unterem Pochhaus sowie einer Wäsche, an ihre Grenzen. 

Das Projekt für den neuen Kanal erstellte der Maschinendirektor Christian Friedrich Brendel. Er sah die Umlegung und Erhöhung des Kanals ab dem Annaer Wehr vor, das ebenfalls erhöht wurde. Der Energiezuwachs für die Kunsträder bei „Kurprinz Friedrich August“ sollte etwa 12 PS betragen, also eine Verdopplung der bisherigen Leistung. Nebenher fielen durch eine Kanalerhöhung auch einige Schleusen weg. Ferner konnten auch an der Großschirmaer Mühle, die ihr Wasser ebenfalls aus dem Kanal erhielt, größere Räder eingebaut werden, die mit weniger Wasser mehr Leistung brachten. 

Für den Bau mussten von der Generalschmelzadministration 42.306 Taler aufgebracht werden. Im August 1822 begann der Bau mit der Umleitung der Mulde für den Wehrbau. Zeitweise waren bis zu 625 Bergleute mit dem Kanalbau beschäftigt. Die Arbeiten wurden auch über den Winter fortgesetzt und nur bei allerstrengster Witterung unterbrochen. Schon im Oktober 1823 war das Werk vollbracht und ging in Betrieb. 

Die gewonnene Energiesteigerung für die „Kurprinzer Kunstgezeuge“ war enorm. Die projektierte Mehrleistung von 12 PS wurde mit einem erzielten Wert von 30 PS weit übertroffen !  Nunmehr standen für die zwei 11,90 m hohen Räder 380 Liter Wasser je Sekunde und eine vergrößerte Fallhöhe von 8,39 m zur Verfügung, somit konnten die Räder mittelschlächtig betrieben werden !  

Die Gesamtkosten des Projektes erhöhten sich aber um fast 8.000 Taler. Auch damals schon wurden Bauprojekte meistens teurer, als vorher gedacht.... 
 

Verlauf der Bergwerkskanäle
Baugeschichte und Betrieb
Kahnhebehaus Rothenfurth
Abschnitt von Rothenfurth bis Großschirma
Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg
 

Wanderung entlang des Kurprinzer Kanals von der Halsbrücker Hütte bis zum Kahnhebehaus bei Rothenfurth

Der Kanal nahm seinen Anfang auf dem Gelände der heutigen Hütte von Halsbrücke. Noch bis in das Hüttengelände hinein ist der Kanalverlauf sichtbar durch den Bewuchs und an Hand der Bodenform. Von dem einstigen Ladehaus für die Erzkähne ist nichts mehr zu sehen. 
 


Auf dieser Postkarte aus den 1920er Jahren ist der ehemalige schiffbare Erzkanal neben der Freiberger Mulde noch gut zu erkennen. Rechts neben der Brücke befindet sich der Durchlaß für den Kanal. Auch ist der Verlauf bis in das Hüttengelände noch zu sehen.
 


Der Kanalverlauf ist heute auf dem Hüttengelände durch diese Baumreihe markiert.
  


Die Situation mal aus heutiger Sicht. Der Verlauf der Mulde hat sich nicht weiter verändert, nur die Uferbefestigung wurde nach dem Hochwasser von 2002 erneuert. Der Kanal ist am rechten Bildrand wieder durch die Bäume und Sträucher gut zu sehen.
 


Der Verlauf ist hier durch die spätere Bebauung des Geländes nicht mehr eindeutig nachvollziehbar.
 


Irgendwo in diesem Bereich des Hüttengeländes hat auch das Ladehaus gestanden. Hier konnten vor den Witterungsunbilden das Erz aus den Kähnen entladen werden.
 


Genau gegenüber der Hütte befindet sich auch das Wahrzeichen von Halsbrücke, der etwa 140 m hohe Ziegelschornstein des ehemaligen Amalgamierwerkes Halsbrücke, die "Hohe Esse".
 


Ab der Hammerbrücke ist der Kanalverlauf flussabwärts noch gut zu verfolgen. Auch hier ist wieder der markante Bewuchs vorhanden.
 


Schaut man von der Flussbiegung zurück in Richtung Hammerbrücke, so verläuft der Kanal hier hinter einem Damm, der durch eine Ufermauer von etwa 2 m Höhe die Mulde vom Kanal trennt.
 


Da es sich an dieser Stelle um den Prallhang des Flusses handelt, verlief der Erzkanal recht dicht am Gehänge.
 


 Spuren sind hier kaum noch zu erkennen.
 


Der links im Bild sichtbare Fahrweg zum abgerissenen Sportlerheim markiert den Verlauf des Kurprinzer Kanal gegenüber der Sandmühle (rechtes Ufer) am Ortsausgang in Richtung Rothenfurth. 
 


Im Bereich des ehemaligen Halsbrücker Sportplatzes verliert sich der Kanalverlauf im Gelände. Im Hintergrund ist schon die Sandhalde der Grube „Beihilfe“ zu sehen.
 


Durch die Aufschüttung der Sandhalde ist der Erzkanal in diesem Teil weitgehend verfüllt und regelrecht unter der Halde verschwunden. Im Bild der Muldenverlauf nach der Sandmühle in Richtung Rothenfurth.
 


Muldenverlauf im Bereich des Kreuzfelsens von der Sandhalde aus gesehen. Irgendwo unter etlichen Tonnen Waschsand verlief hier der Erzkanal.
 


An manchen Stellen ist der Kanal aber nicht vollständig überkippt worden und man sieht wenigstens noch die rechte Dammkante als markante Struktur in der Vegetation.
 


 Gegenüber der Sandhalde fuhr der „Isaak Erbstolln“ einem Paralleltrum des Halsbrücker Spats nach.
 


 Von einigen Stellen der Halde lässt sich nicht nur das Tal der Freiberger Mulde sondern auch der Kanalverlauf gut überschauen. Hier verlief der Kanal wieder auf einem Lehmdamm parallel zum Fluß.
 


Und weil die Aussicht so schön ist gleich noch ein Bild vom höchsten Punkt der Halde mit einem schicken Blick über das schon herbstliche Tal ! 
 


Nordwestlich der Sandhalde ist der Kanal noch vorhanden und als Fahrweg hergerichtet. Die Sandhalde endet einige Meter weiter links. Die Dammbefestigung ist wieder durch den Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern schön zu erkennen.

  

Ein technisches Highlight: 
Das Rothenfurther Kahnhebehaushaus 

  


  
Dach aufklappen...
   

Diese Aufnahme aus dem Jahr 1926 stammt aus dem Nachlaß von Paul Schulz und wird heute in der Deutschen Fotothek bewahrt.

Link zur Originaldatei
http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70040464

  

Das 1788 bis 1789 vom Kunstmeister J. F. Mende errichtete Kahnhebehaus zwischen dem oberen Teil der Churprinzer Bergwerkskanäle von Halsbrücke nach Rothenfurth und der Querung des Münzbachtals rechtsseitig der Mulde zum unteren Teil der Churprinzer Kanäle war das erste Schiffshebewerk der Welt. Zugegeben - gerade sehr groß erscheinen die noch erhalten gebliebenen Fundamente heute nicht mehr. Aber immerhin konnten hier - etwa in der Mitte des insgesamt 5,3 km langen Wasserweges - die 7,75 m langen, 1,35 m breiten, hölzernen und mit immerhin 2,5 Tonnen Erz beladenen Kähne aus einem Stichkanal von der Freiberger Mulde um 6,8 m hinauf in den Oberen Churprinzer Kanal befördert werden. Oder leer andersherum. 

Das Heben der Kähne erfolgte über einen fünffachen Flaschenzug, der seinerseits an einer Laufkatze befestigt war. Nachdem man den Kahn eingehängt und reichlich 7 m hinauf gezurrt hatte, schob man die Laufkatze einmal längs durch das Gebäude und senkte den Kahn dann im Oberen Kanalabschnitt wieder ab. Hier hatte man eine Art "Parkbucht" angelegt, um die sperrigen Kähne drehen und in den weiteren Kanalverlauf "einfädeln" zu können oder auch um zwischendurch die leeren Kähne - gesichert bei Muldehochwasser - "abstellen" zu können. Wie das Rothenfurther Kahnhebehaus ausgesehen und funktioniert hat, zeigen Ihnen unsere zwei kleinen Raumbilder. 

Ein weiteres Kahnhebehaus existierte im dritten Abschnitt der Bergwerkskanäle: Mende ließ die Kanäle parallel zur Mulde bis zur Großvoigtsberger Grube Christbescherung Erbstolln verlängern. Dort konnten die Erzkähne vom Christbescherunger Bergwerkskanal in den Kunstgraben von Alte Hoffnung Gottes bei Kleinvoigtsberg - weiter muldeabwärts - umgesetzt werden. Die Gesamtlänge der Kanäle betrug bis zur Grube Christbescherung zirka 8,5 km, allerdings liegen über den Umfang der auf diesem dritten Teilstück erfolgten Schiffstransporte keine Archivunterlagen vor. 
 


  
Dach zuklappen...
   


Im Bereich des Hebehauses war der Kanal merklich verbreitert damit die 4 m langen Erzkähne drehen und in das quer zum Kanal stehende Hebehaus einfahren konnten.
 


Die Kanalverbreiterung reichte noch ein ganzes Stück bis hinter das Hebehaus. Hier war wohl eine Art „Parktasche" angelegt, um die Kähne vor der Einfahrt zu drehen und eine „Überholmöglichkeit“ für abwärts und aufwärts fahrende Erzkähne zu ermöglichen.
 


Auf der noch sichtbaren Mauerung verliefen die hölzernen Führungen für die Laufkatzen der Hebeeinrichtung. Diese bestand aus mehrfach übersetzten Kettenzügen.
 


Einfahrt in das Oberbecken des Hebehauses. Mit einem 4 m langen Kahn sicherlich eine ganz schönes Puzzelspiel !
 


Da das Bruchsteinmauerwerk nicht wasserdicht ist, war dieser Bereich mit Pfosten ausgedielt. Im Gegensatz zum Kanal erlaubte dieses Bauwerk aus Platzgründen keine Abdichtung mit Lehm. Die in der Mauerung sichtbare Nut war für ein Kantholz bestimmt, an dem die Pfosten der Dielung befestigt waren.
 


Die Aufnahme für das Kantholz noch mal im Detail. Der Stein mit dem markanten Loch diente für das Festmachen des Kahns. In diesem Loch war wohl ein eiserner Befestigungsring verankert.
 


Ansicht von Hebehaus mit „Parktasche“ für einen Kahn. Der heutige Erhaltungszustand ist der Initiative einer „Feierabendbrigade“ des einstigen VEB Bergsicherung Schneeberg zu verdanken.
 


Das sauber gesetzte Bruchsteinmauerwerk beeindruckt den Betrachter immer wieder und verlangte von den Maurern ein sehr geübtes Auge, um dieses Puzzle so zusammenzufügen !
 


Die Ein- oder Ausfahrt in das Unterbecken des Kahnhebehaus. Das Unterbecken lag im Wehrteich des Annaer Wehres. Nach dem Überqueren des Wehrteiches ging die Fahrt rechtseitig der Mulde in einem heute nicht mehr existierenden Teil des Erzkanals weiter.
 


Blick in das heute verfüllte Unterbecken des Hebehaus. Die Füllmassen stabilisierten natürlich auch das gesamte Bauwerk und wirken so dem Verfall entgegen. In regelmäßigen Abständen wird von Bergbaufreunden der angeflogene Bewuchs aus dem Mauerwerk entfernt.
  


Es ist immer wieder erstaunlich wie genau und sauber das Bruchsteinmauerwerk ausgeführt wurde. 
 


Die nachträglich eingebrachten Anker nehmen die Zugkräfte auf, die negativ auf das Mauerwerk wirken. Allerdings erzeugen die Metallteile im Mauerwerk durch die Korrosion auch eine Treibwirkung, die gücklicherweise bei diesem Bruchsteinmauerwerk weitestgehend absorbiert wird.
 


Ansicht des Hebewerkes vom Muldenufer. Die Hubhöhe betrug immerhin 6,8 m zwischen Ober- und Unterbecken.
 


Blick vom Oberbecken in das verfüllte Unterbecken. Denkt man sich die Verfüllung einmal weg sind 6,5 m doch eine ordentliche Höhe, die mit Hilfe von Kettenzügen bewältigt wurde.
 


Da das Bruchsteinmauerwerk nicht wasserdicht ist, mußten Möglichkeiten gefunden werden, dieses Problem zu lösen. Dieser Schlitz im Mauerwerk ist für eine Spundwand vorgesehen, die verhindert, daß das Wasser aus dem Oberbecken durch die Bruchsteinwand in das Unterbecken sickert und sich der Wasserspiegel im Kanal unkontrolliert absenkt.
 


Die Steinbogenbrücke der alten Meißner Landstraße unterhalb des Rothenfurther Hebehaus. Unmittelbar hinter der Brücke lag das so genannte Annaer Wehr. Bis dahin fuhren die Erzkähne auf der Mulde.
 


Die Reste des Annaer Wehres sind noch in der Mulde zu sehen. Vor dem Wehr auf der rechten Muldenufer führte der Erzkanal weiter, von dem heute hier überhaupt nichts mehr zu sehen ist. Nach Einstellung des Bergbaus gegen Ende des 19. Jahrhundert ist der Kanal in diesem Bereich zur Erzeugung von elektrischer Energie genutzt worden. Auch diese Anlage ist aber auch schon lange nicht mehr in Betrieb.
 


Blick von der Brücke flußabwärts über das nur noch als Stromschnelle sichtbare ehemalige Annaer Wehr in Richtung der Altväterbrücke. Kurz davor liegt auch der Ausbiß des Halsbrücker Spates, der hier von der Mulde überquert wird und wasserdicht durch mehrere Gewölbe verbaut ist. In der Mulde ist an dieser Stelle ein Wasserbaupflaster der Hinweis auf die Lage des Gangausbisses.
 


Blick flußaufwärts in Richtung Sandhalde und 7. Lichtloch. Die hier sichtbare Vegetation wuchs zum größten Teil erst nach der Betriebseinstellung der Grube „Beihilfe“ 1969.
 


Auf dem linken Muldenufer unmittelbar an der Steinbogenbrücke standen zu Betriebszeiten des Kanals Porstmanns Eisenhammer und die Wäsche der Grube „Isaak“. Nur noch einige Halden sind davon zu sehen.
 


Heute ist am Standort der Isaaker Wäsche wieder ein Schachtprofil zu sehen. Der „Johannesschacht“ wurde durch das Hochwasser von 2002 frei gespült und anschließend als Zugang zum „Anna Stolln“ saniert.
 


Die alte Galvanik am Issak sorgte für eine ausgefallene Sekundärmineralisation auf dem „Anna Stolln“: Die Bäder des Betriebes wurden nie ordnungsgemäß entsorgt, sondern über einen verfüllten Schacht in den „Johannesbruch“ versickert. Nun gibt es in diesem Bereich einmalige und vollkommen untypische Sinterbildungen.
 

 

Verlauf der Bergwerkskanäle
Baugeschichte und Betriebszeit
Abschnitt von Halsbrücke bis Rothenfurth
Kahnhebehaus Rothenfurth
Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg
 

Noch ein Technisches Denkmal: 
Die Altväterbrücke

Die Grube „St. Anna samt Altväter“ litt im 17. Jahrhundert an akuten Aufschlagwassermangel für die Wasserhaltung beim Erzabbau auf ihren tiefen Sohlen. Bereits zwischen 1685 und 1715 wurde deshalb vom Münzbach ein Kunstgraben abgezweigt, der mittels eines 188 m langen und 24 m hohen Äquaduktes das Muldental überspannte und das Wasser der Grube auf dem Gegenhang zuleitete. Die dazu nötigen, zwölf steinernen Bögen hatten eine Spannweite zwischen 12 m und 14 m und standen auf den dicken talseitigen Pfeilern der noch erhaltenen Straßenbrücke.

Von hier bis Großschirma sind noch große Abschnitte der Churprinzer Bergwerkskanäle erhalten geblieben. 
 


Die Altväterbrücke ist der Unterteil des Äquaduktes des Kunstgrabens der Grube „St. Anna samt Altväter". Im Jahr 1893 wurde dieses Bauwerk wegen Baufälligkeit gesprengt und nur dieser untere Teil blieb als Straßenbrücke erhalten. Schon um 1500 existierte an dieser Stelle eine Steinbogenbrücke. 
 


Blick von der Altväterbrücke flußaufwärts. Auf dem linken (in Blickrichtung) Flussufer verlief der Erzkanal zur Rothenfurther Schleuse. Sein Verlauf ist durch die Nachnutzung durch eine Energieerzeugungsanlage erhalten. Da das Rothenfurter Wehr einen sehr großen Wehrteich erzeugte, mußte der Abflußgraben der Turbinenanlage bis zum Abschlag in die Mulde bis unterhalb des Wehres geführt werden.
 


Die Rothenfurther Kanalschleuse aus Richtung des Altväterberges gesehen. Der Verlauf des Kanals ist noch recht deutlich durch die Unterschiede in der Vegetation zu erkennen. Vielen Anwohnern ist der Zeck dieser Anlage überhaupt nicht mehr geläufig !
 


Nach dem Hochwasser 2002 wurde die Wehranlage im Muldenbereich wieder instandgesetzt. Teilweise hat man den Baumbestand entfernt und Anlagenteile freigelegt, sowie die Ufermauern an der Mulde im Rahmen des sächsischen Hochwasserschutzprogramms neu aufgesetzt.
 


Der ehemalige Erzkanal wird durch den Baumbestand auf dem Kanaldamm im Gelände markiert.
 


Der Kanaldamm mit der Altväterbrücke im Hintergrund. Der Kanal verlief recht hoch im Gelände und hatte einen Wasserstand im Niveau des Annaer Wehres. Um die Erzkähne auf das Niveau des Wehrteiches des Rothenfurter Wehres zu bringen, wurden diese in Schleusen herabgesenkt.
 

Skizze des Schleusenwehrs in Rothenfurth: Hier mußten die Erzkähne beladen oder unbeladen die Mulde auf dem Wehrteich des Schleusenwehres überqueren. Die Skizze spiegelt den heutigen Zustand der Anlage wider. Die etwaige Funktionsweise ist auch von diesem Zustand abgeleitet und könnte den damaligen Bedingungen entsprechen. Das Schleusenwehr ist nach Einstellung des Kahnbetriebes anderen Nutzungen, wie der Erzeugung von Elektroenergie, angepaßt worden.
 


Der Wasserstand im Kanal und den Schleusen wurde mit Schützen geregelt. Diese Einrichtungen sind nur noch teilweise erhalten und sind die letzten Bauwerke aus der Zeit, als die Reste des Kanals nur noch zur Energiegewinnung genutzt wurden.
 


Hölzerner Schütz mit eisernen Vorgelege. So ähnlich haben wohl sicher auch die Schützen zu Betriebszeiten des Erzkanals ausgesehen.
 


Die Grundkonstruktion der Anlage bestand aus Holz, lediglich die Mechanik war aus Eisen. Nach dem Aufgeben der Wassernutzung der Freiberger Mulde für Energiezwecke wurden an verschiedenen Stellen in der Wehranlage Betonmauern eingebaut, um bei höheren Wasserständen der Freiberger Mulde unkontrollierte Wasserzuflüsse entgegen des Kanalgefälles zu vermeiden, damit entfiel der eigentliche Zweck der Anlage. Jahrzehntelang war die Rothefurther Schleuse dann dem Verfall preisgegeben, erst nach dem Hochwasser 2002 wurden einige Bereiche notdürftig erneuert.
 


Der „Mechanichtsnutz“ im Detail. Mittels eines Schneckengetriebes wurde der Schütz auf oder ab bewegt. Eine ähnliche Bauart hat sicher auch zu Betriebszeiten des Kanals an gleicher Stelle funktioniert. Das hölzerne Ständerwerk entsprach schon im 20. Jahrhundert nicht mehr den technischen Standards.
 


Das Wehr der Rothenfurther Schleuse wurde nach dem Hochwasser von 2002 wieder saniert. Unterhalb des Wehres ist ein Wasserabschlag des Kurprinzer Kanals zu sehen.
  


Die Mündung des Münzbaches oberhalb des Rothenfurther Wehres. Nur wegen diesem Zufluß musste der Kanal rechtsseitig der Mulde verlegt werden, danach verläuft der Kanal unterhalb des Wehres wieder auf dem linken Ufer.
 


Am Ende der rechten Schleusenmauer wird das Wasser des Erzkanals in die Mulde abgeschlagen.
 

Unmittelbar unterhalb des Schleusenwehres lag linksseitig der Mulde der erste Wasserabschlag des Erzkanals. Damit war es - z.B. auch bei Wartungsarbeiten -  möglich, die aus dem Wehrteich zusetzenden Wasser wieder in die Mulde zu leiten und den Kanal ganz trockenzulegen.
 

Hier an der Rothenfurther Schleuse nimmt der folgende Abschnitt des Kurprinzer Kanals - wieder auf dem linken Muldenufer seinen Anfang. Es war auch die letzte Schleusenanlage vor Erreichen der Grube „Kurprinz“. Es war sicher ein kleines Kunststück für die Treidler, den 4 m langen Kahn bei höherem Wasserstand auf dem Wehrteich quer zur Fließrichtung zu drehen und dann in den recht schmalen Kanal einzufahren. Die Strömung des Muldenwassers war vor 200 Jahren sicher nicht geringer als heute.
 

Blick flußabwärts über das Muldenwehr Richtung der Grube „St. Anna“.
 

Die Ausfahrt aus der Schleuse auf der rechten Seite der Mulde lag ziemlich genau gegenüber. Es ist uns heute unklar, wie die vollen oder leeren Erzkähne quer über die Mulde getreidelt wurden. Die Strömung des Wassers übt doch auf einen quer zur Fliessrichtung gedrehten Kahn eine ungeheure Gewalt aus !  Doch hier bietet sich eine einfache Lösung dieses Problems an. Ein über den Fluß gespanntes Seil mit einer losen Rolle, an der der Erzkahn ähnlich wie die Querseilfähren unter Ausnutzung der Strömung den Fluss überqueren kann !
 

Der Kanal wurde nach 2002 gegenüber der Schleuse, linksseitig der Mulde, als Fischtreppe saniert. Die im Bild sichtbaren Gesteinsbrocken wurden erst dann dort eingebaut.
 

Die im Bild sichtbaren Schütze kündigen den Wasserabschlag und die Fortsetzung des Kanals zur Grube „Kurprinz“ an.
 

Links verläuft der Kanal und rechts zweigt der Abschlag in die Mulde ab. Zu Betriebszeiten des Kanals war der Schütz natürlich geschlossen und wurde nur für Revisionsarbeiten geöffnet, um den Kanal wasserfrei zu halten. Die Verschlämmung durch Sande aus der Hütte und natürliche Sedimente bereiteten neben diversen „Undichtheiten“, sowie Hochwasserschäden die größten Probleme und Kosten.
 

Die „Wasserregelung“ in der Gesamtansicht. Der Kanalschütz ist schon seit vielen Jahrzehnten geschlossen. Die heutige Nutzung dieses Kanalteiles dient der Natur als Fischtreppe, seit einigen Jahren gibt es sogar wieder Forellen in der Freiberger Mulde !
 

Das Ständerwerk des Schützen stammt aus neueren Zeiten, als der Kanal als Brauchwasserzuleitung für die Pappenfabrik genutzt wurde. Die im Kanal eingebrachten „Spülsteine“ sollen den Sauerstoffgehalt des Wassers verbessern.
 

Es ist für uns heute erstaunlich, mit welch geringem Gefälle der Kanal überhaupt gebaut wurde. Heutzutage würden Lasernivelliergeräte dafür gebraucht, um solche Genauigkeiten zu erreichen. Das Kanalgefälle von durchgehend 1:10.000 erreichten unsere Vorfahren durch ganz simple Mittel und einem aktiven Baugeschehen: Neben der Peilstabmeßmethode wurde auch die uns heute bekannte Schlauchwaage angewandt, allerdings ohne Schlauch !  Dem eigentlichen Kanal wurde eine kleine Rinne voraus gebaut und dabei konnte an jeder Stelle der Wasserstand geprüft und somit das Gefälle ermittelt werden. Solche aktiven Baumethoden wären in unserer schnellebigen Hektikgesellschaft undenkbar.
 

Kurz nach diesen Schützen hat man den Kanal verfüllt, um eine Überfahrt für landwirtschaftliche Zwecke zu schaffen.
 

Trotz der teilweisen Verfüllung sickert immer noch Wasser in den Kanal und bietet als Feuchtbiotop zahlreichen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum.
 

Da die Kähne zur Hütte nach Halsbrücke getreidelt wurden, gab es neben dem Kanal auf der Dammkrone einen Fußweg für die Treidler. Die Wasserabschläge des Kanals für Revisionszwecke wurden dabei mit Gewölbebrücken überspannt. Dies ist wohl am Kurprinzer Kanal die letzte noch original erhaltene Brücke des „Treidlerweges“.
 

Am Wasserabschlag sind auch noch die Fragmente eines Schützen im hohen Gras erahnbar.
 

Hier hat man eine „Schnellreparatur“ an der verfallenden Kanalmauer ausgeführt. Da auch für die Pappenfabrik Großschirma hohe Unterhaltungskosten durch die Kanalnutzung anfielen, wurden nur äußerst notwendige Reparaturen ausgeführt. Meistens entschied die Kostenfrage über die Art und Weise der Ausführung. Deshalb wurde der Kanalteil zwischen der Schleuse und der Einmündung des Waltersbachs  recht früh aufgegeben
 

Der Kanaldamm auf dem linken Ufer der Mulde ist von der Talstraße aus kaum erkennbar, man muss wissen, wo der Kanal verläuft.
 

Stellenweise ist die Kanaldammmauer aber auch als markanter bewachsener Streifen von der Talstraße gut sichtbar.
 

Das bewaldete Gehänge ist das Grubenfeld von „Altväter“.
 

Im Bildhintergrund noch zu erkennen das Rothenfurther Schleusenwehr des Kanals. Schon nach dieser kurzen Distanz erreicht der Kanal eine beachtliche Höhe über dem Muldeniveau.
 

Intakte Kanalmauerung auf der rechten Seite und überwucherte, teilweise verdrückte Mauer rechtsseitig.
 

Wasserabschlag aus der letzten Nutzungsperiode. Auch hier wird es früher einmal eine Bruchsteingewölbebrücke für den Treidlerweg gegeben haben. Bis in die 1960er Jahre wurde dieser Kanalteil von der Pappenfabrik noch genutzt. Das Wasser wurde in der Pappenherstellung und für Reinigungszwecke benutzt.
 

Durch den nun fehlenden Wasserstrom ist stellenweise auch hier bereits eine starke Verlandung zu beobachten.
 

Das zweite Haus von Rothenfurth stand sicher schon zu Zeiten des Kanalbaus. Dieser Felsen ist der natürliche Prallhang der Mulde. Heute ist es die Befestigung der Talstraße. An diesem Felsen ("Tafelfelsen") sind auch die beachtlichen Hochwasserstände seit 1827 in Form von Tafeln vermerkt.
 

In der Ortslage von Rothenfurth ist der Erzkanal wieder Wasser führend. Der Treidelweg verläuft noch immer auf der rechten Dammkrone des Kanals und ist stellenweise recht stark verwachsen...
 

...und erschwert an manchen Stellen das Vorankommen erheblich, wie hier durch umgestürzte Bäume !  Blick flußaufwärts in den Ortsteil, wo die Sonne auf Grund der Tallage nur selten scheint.
 

Dieses Verspünden im Kanal wurde durch die Pappenfabrik Großschirma eingebracht. Der Kanal wird nicht mehr wie früher durch die Rothenfurter Schleuse gespeist, sondern nur noch durch die Waltersbach, der auf der anderen Bergseite in den Kanal mündet.
 

Das geringe Gefälle des Kanal bewirkt ein weites Vordringen des Überlaufwassers entgegen der eigentlichen Fließrichtung.
 

Der Kanal durchquert hier das zwischen dem Muldental und Walterbachstal liegende Berggehänge. Der Vortrieb der 118 m langen, 3 m breiten und 4 m hohen Rösche begann im Oktober 1822. Schon im April 1823 wurde die Fertigstellung vermeldet. Durchschnittlich 20 bis24 Bergleute waren für den Vortrieb des Bauwerks nötig.
 

Durchblick, es ist immer Licht am anderen Ende. Der im Mundlochbereich befindliche Verbau ist äußerst desolat und mit der Gewichtslast der aufgeschlichtenen Bruchsteinmauer überfordert. Einer der Stahlträger knickt schon ab !
 

Schon seit den letzten Jahren kümmerte sich seitens der Pappenfabrik niemand mehr so richtig um den Kanal. Selbst bei Starkniederschlägen wurde der Schütz nicht mehr geöffnet. Man ließ das Wasser einfach über das Verspünden in den abgeworfenen Kanalteil laufen.
 

Blick von der Talstraße auf den Wasserabschlag. Dieser liegt kurz vor dem ehemaligen Sportplatz von Großschirma und ist auch weithin sichtbar.
 

Die Erneuerung des Schützen erfolgte noch Ende der 1990er Jahre durch Mitarbeiter der Pappenfabrik Kurprinz Georg Keil GmbH. Für den hölzernen Schieber wurde sibirische Lärche verwendet.
 

Zum Hochwasser 2002 war dieser Teil von Rothenfurth vollends geflutet, aber es wurde hier kein einziges Haus abgerissen.
 

Im Vordergrund ist der ehemalige Sportplatz von Großschirma zu sehen und im Hintergrund, erkennbar am Schornstein, die Pappenfabrik. Etwas oberhalb vom Sportplatz am Hang verlief der vom Kanal abzweigende Mühlgraben der Großschirmaer Mühle.
  

Der Mühlgraben ist stellenweise noch recht gut im Gelände zu sehen.
 

Das Mundloch der Kanalrösche im Waltersbachtal ist noch im Originalzustand erhalten.
 

Die Einmündung des Walterbaches in den Kurprinzer Kanal.
 

Und weil das Motiv an diesem Wintertag so schön ist, gleich noch mal die Einmündung.
 

Zu Zeiten der DDR befand sich auf der rechten Seite des Erzkanals eine Müllkippe die den Kanal fast zugeschüttet hätte. Heute ist dieses Areal mit Erdaushub abgedeckt.
 

Trotz der klirrenden Kälte ließ sich der Fotograf nicht von seiner Exkursion abhalten. Allerdings ist es hier nicht mehr möglich, dem Kanalverlauf als normaler Wanderer zu folgen, ohne im sumpfigen Gelände zu versinken. Die Sedimente haben im Verlauf der Zeit den Erzkanal verfüllt und somit dem Wasserstand viel Platz genommen, was sich in den sumpfigen Bereichen am Kanal bemerkbar macht.
 

Blick von der abgedeckten Müllkippe in das Waltersbachtal mit dem Kurprinzer Kanal.
 

Ein Schild aus Zeiten der letzten Kanalnutzung !  Das Pappenwerk benutzte das Wasser des Waltersbachs und des Zechenteichs anfangs direkt über den Erzkanal  zur Herstellung der Bierdeckelpappe. Später wurde eine Wasserleitung vom Zechenteich zum Werk gebaut die teilweise direkt im Kanal verlegt wurde. 
 

Kanalverlauf im Walterbachstal...
 

...und bei Erreichen der ersten Häuser von Großschirma.
 

Leider kann man als normaler Wanderer hier nicht mehr entlang. Man läuft nun schon durch die Grundstücke der Anwohner, genau wie der Erzkanal.
 

Hier ist der Kanal schon als Hochbauwerk ausgeführt, zumindest einseitig. Die Mauern sind später mit Aushub überstürzt und begrünt wurden. 
 

Hier führt die Großschirmaer Dorfstraße über den Erzkanal. Die Brücke ist beim Kanalumbau 1823 errichtet worden und trotzt noch heute dem stark zugenommenen Verkehr. Der Treidelweg verlief hier auch wieder rechtsseitig des Kanals und wird durch den Treppenaufstieg auf der anderen Seite der Brücke fortgesetzt.
 

Diese flachen, weiten Bögen beherrschten unsere Altvorderen offenbar problemlos, so daß man heute noch sehr viele davon im Sächsischen Bergbau in beinahe tadellosem Zustand sieht. Heute werden solche flachen Bögen als zu wenig standsicher betrachtet und kaum noch errichtet.
 

Blick von der Straßenbrücke in das Waltersbachtal. Der Kanaldeich ist schon zu Betriebszeiten mit Pappeln bepflanzt gewesen um der großen Holznot des 18. und 19. Jahrhunderts vorzubeugen. Die letzte Pappel wurde hier in den 1990er Jahren gefällt.
 

Der Kanalverlauf im Grubengelände von „Churprinz Friedrich August Erbstolln“, wie das Berggebäude eigentlich richtig heißt. Neben der Brücke wurden die Versorgungsleitungen des Ortes über den Kanal verlegt.
 

Diese schöne Torfahrt war einstmals ein Zugang zum Werksgelände der Grube und später zur Pappenfabrik. Bei Straßenbaumaßnahmen in den 1990er Jahren wurde die Mauer samt Torfahrt um gut 1,5 m von der Straße weg versetzt. Ab- und Aufbau von Tor und Mauer führte ein kleiner Dreimannbetrieb aus Halsbrücke durch. Dabei wurde jeder Stein penibel gekennzeichnet, um das Objekt original wiederzuerrichten !  Eine beachtenswerte Leistung in der heutigen Zeit !
 

Der schmiedeeiserne Gruß der Bergleute als Relikt aus einer anderen Zeit !
 

Der Kanalverlauf im Werksgelände ist auch nicht mehr für den Wandersmann begehbar. Eine Sperre sorgt für die Umkehr.
 

Hier wird nicht nur das Privatgelände mit einem Tor versperrt, sondern auch das Betriebsgelände der im Dezember 2009 abgewickelten Bierdeckelfabrik.
 

 Das Werksgelände des Pappenwerkes war weithin sichtbar durch einen 70 m hohen Schornstein markiert. Wegen Baufälligkeit wurde dieser so weit abgetragen, wie der Bauschutt in die Esse paßte. Der Kanal verläuft von hier aus ohne weitere Kurve bis in die Erzverladestation im untertägigen Kanal.
 

Das heutige Ende dieses Teilstücks des Kurprinzer Kanals ist ein direkter Wasserabschlag in die Freiberger Mulde mit einer Fallhöhe von 7,50 m, was sicher auch zur Erzeugung von elektrischer Energie reichen müsste.
 

Ansicht des Werksgeländes von der KAP-Straße aus. Noch heute ist auch der gekürzte Schornstein weithin sichtbar.
 

Die Reste des ehemaligen imposanten Grubengeländes von „Churprinz Friedrich August Erbstolln“ mit (von links) restauriertem Wächterhaus für die unteren Kunsträder, dem noch erhaltenen, repräsentativen Huthaus und dem oberen Pochgebäude werden bereits von Wächtler & Wagenbreth als hervorragendes Technisches Denkmal angeführt. Heute befindet sich alles in Privatbesitz.
 

Blick in den untertägigen Teil des Kanals im Winter 1998/99. An dieser Stelle konnten die Kähne über Rollen aus den Pochgebäuden mit Erz befüllt werden. Der weitere Kanalverlauf diente als Zufluss für die Kunsträder.
 
 
Eine erhaltene Radstube der einst zwei nebeneinander liegenden. Das im Bild sichtbare eiserne, oberschlächtige Rad mit einer Leistung von 50 PS wurde um 1850 hier eingebaut.
 
 

Verlauf der Bergwerkskanäle
Baugeschichte und Betriebszeit 
Abschnitt von Halsbrücke bis Rothenfurth 
Kahnhebehaus Rothenfurth
Abschnitt von Rothenfurth bis Großschirma
 

Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg

 


Ansicht der Bierdeckelfabrik vom Muldenufer aus. Welche Gebäude schon zu Zeiten des Bergbaus standen kann man heute nicht mehr nachvollziehen.
  

Der Wasserabschlag unter dem Pförtnerhaus gehört zum Kurprinzer Kanal. Nach dem Hochwasser hat der damalige Betriebsbesitzer den verbliebenen Kanal nebst Zechenteich von jeglicher Nutzung durch seine Firma losgesagt. Dafür wurde auf dem Betriebsgelände beim Sanieren der Ufermauer gleich noch ein Brunnen eingebaut, der nun mit Muldenwasser den Betriebsbedarf an Brauchwasser deckte.
 

Die nach dem Hochwasser 2002 mit Betonelementen verschlossene, breite Öffnung in der Ufermauer war der Wasserabschlag des Kanals, als man das Wasser noch zur Energiegewinnung nutzte.
 

Auf der rechten Seite verlief der Erzkanal weiter zur Grube „Christbescherung“ in einem Hochbauwerk. An dieser Stelle setzen wir den Beitrag fort, wenn der Winter vorbei ist und die Wege wieder begehbar sind... 
 

nach oben...
weiter im Abschnitt von Großschirma bis Großvoigtsberg
  

   
schließen