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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Januar 2015, letzte Aktualisierung Juli 2015.

  

 
 

Der Verbindungsquerschlag von der Halsbrücker Grube „Beihilfe“ zur Grube „Kurprinz“ Großschirma

  

Ab 1874 erfolgte die Anlage eines neuen Stollnortes 56 m unter der Sohle des „Treuen Sachsenstolln“ im „Ferdinandschacht“ der Grube „Churprinz Friedrich August Erbstolln“ zu Großschirma. Dieses in Richtung SW angeschlagene Ort ist ein Teil des zu dieser Zeit im Bau befindlichen „Rothschönberger Stolln“. Hiermit sollte direkt eine Verbindung zwischen den Grubenfeldern von „Beihilfe“ und „Churprinz“ geschaffen werden. Vorrangig sollte dieser Querschlag die anfallenden Wasser auf Niveau „Rothschönberger Stolln“ abführen. Parallel dazu erfolgte der Vortrieb eines Gegenortes vom „Johannes Schacht“ der Grube „Beihilfe Erbstolln“ zu Halsbrücke. Zwischen „Ferdinandschacht“ und dem Hauptschacht der Grube „Beihilfe“ in Halsbrücke fehlten noch etwa 1720 m aufzufahrende Länge. Dieser Bau ist auch als „Rothschönberger Stollnort“ bezeichnet worden und wird in den Grubenakten als „Hilfsbau“ geführt.

Nach gut 10 Jahren Auffahrungsarbeit erreichte dieser Querschlag sein erstes Ziel. Im April 1885 erfolgte der Durchschlag zwischen den beiden Grubenabteilungen. Somit bestand eine direkte Verbindung und auch Wasserabführung für den gesamten Grubenkomplex zwischen „Ferdinandschacht“ und „Johannes Schacht“. Damit im Bereich des Ganges – Halsbrücker Spat – kein Wasser in die Tiefbaue verfällt, ist auf dem Querschlag ein Gerinne eingebaut worden. Dabei handelte es sich um gusseiserne halbelliptische Spundstücke von 370 mm Tiefe und 550 mm Breite. Für den Vortrieb des Querschlages sind auch erstmalig auf dieser Grube Bohrmaschinen eingesetzt worden. Um 1886 erfolgte auch die Zusammenlegung von „Beihilfe Erbstolln“ mit „Churprinz Friedrich August Erbstolln“ zum gemeinsamen Grubenkomplex „Beihilfe-Kurprinz“ zur Optimierung des gesamten Abbaubetriebes. Diese Maßnahme war erforderlich durch den zunehmenden Wertverfall der bergbaulichen Produkte und damit Verbunden eine steigend-schleichende Unrentabilität einzelner Grubenbetriebe.

1895 gelang dann die Herstellung der Verbindung zu den „Churprinzer Bauen“. Nunmehr war es möglich die Wasserableitung auf ein tieferes Niveau als bisher zu bewerkstelligen. Doch brachte dieser Bau nur wenig Nutzen. Der Grubenkomplex „Beihilfe-Churprinz“ wurde im Jahre 1900 aufgrund des starken Preisverfalls bei Silber auf Beschluss des Landtages geschlossen. Von den zuletzt hier beschäftigten 266 Bergleuten gingen gut 105 zur Grube „Himmelfahrt“ um noch einige Jahre in ihrem Beruf zu arbeiten. Der Rest schied durch Invalidität, Verrentung oder Übergang zu anderen Tätigkeiten aus. Der Zugang zum Querschlag wurde mittels Mauerung im Bereich des „Rothschönberger Stolln“ verwahrt.

Doch sollte diese Verwahrung nicht ewig dauern. Aufgrund der Pläne für eine gezielte Wiederinbetriebnahme der Freiberger Gruben aufgrund der Wiederaufrüstungs-bestrebungen des Dritten Reiches spielte das ehemalige „Beihilfe-Churprinzer Revier“ mit dem „Ferdinandschacht“ wieder eine wichtige Rolle. Die Vorarbeiten für eine Wiederaufnahme des Bergbaus im „Beihilfe-Churprinzer Revier“, nunmehr auch als „Halsbrücker Revier“ bezeichnet, begann im September 1935 mit 35 Arbeitskräften. Durch das Öffnen der Verspünden im „Beihilfer und Kurprinzer Querschlag“ am VII. Lichtloch wurden die über „Rothschönberger Stollnsohle“ gelegenen alten Grubenbaue zugänglich und bis zum „Ferdinandschacht“ wieder fahrbar hergestellt. Hierdurch wurde der Zutritt zu folgenden Teilen der Lagerstätten frei:
  

1. Samuel Spat (hangendes, mittleres und liegendes Trum).

2. Halsbrücker Spat,

3. Gott mit uns Spat,

4. Ludwig Spat,

5. Erfreulich Glück Spat.

6. Papst Stehender,

7. Michaelis Stehender.

 

Damit erlangte das Bauwerk aus den Schlussjahren der letzten Bergbauperiode noch einmal eine kurze Bedeutung. Von hier aus erfolgte eine erste Bemusterung der in dieser Sohle aufgeschlossenen Gänge und noch fahrbaren Grubenbaue der „Alten“. Obwohl für den Querschlag keine wirtschaftliche Bedeutung oblag, ist dieser immer fahrbar gehalten worden. Dies ist noch heute an Sicherungsbauten und teilweise auch am Tragwerk erkennbar und kommt sogar der heutigen Montanforschung zugute. Diese Verbindung spielte bis zur Einstellung des Halsbrücker Bergbaus 1968 in diesem Grubenteil eine wichtige Rolle als Wasserwegsamkeit und Kontrollmöglichkeit für Gebirge und alte Abbaue. Im Rahmen des „18-Punkte-Hochwasserschutzprogramms“ wurden auf dem Halsbrücker Spat noch tönerne Halbschalen für einen gesicherten Grubenwasserabfluss verlegt und damit ein Verfallen von Wasser in die Tiefbaue weitestgehend unterbunden. 

 


Teildarstellung als unmaßstäbliche Skizze des vereinigten Berggebäudes „Beihlfe-Kurprinz“. Dunkelgrau ist der Bereich der Verbindungsauffahrung (Querschlag) auf Niveau des „Rothschönberger Stolln“ bis zum „Ferdinandschacht“ dargestellt. Die Darstellung der „Freiberger Mulde“ dient nur zur Orientierung.

  

Der Verbindungsquerschlag auf dem „Samuel Spat“

  

Der Querschlag beginnt an der Schnittstelle des „Rothschönberger Stollnflügel“ zum „Richtschacht“ der Grube „Beihilfe“ mit dem „Samuelspat“. Dabei ist für die Entwässerung ein weiteres Flügelort in direktem Weg zum „Rothschönberger Stolln“ als nordwestliche Umfahrung des 7. Lichtloches aufgefahren. Über beide Flügel gelangt man zum Querschlag. Ebenso verfällt noch heute das Wasser dieser Grube über diesen Querschlag zum „Rothschönberger Stolln“. Eine weitere Verbindung zum „Ferdinandschacht“ stellt die Auffahrung der „Sachsenerz AG“ auf dem „Samuel Spat“ dar.

  


An dieser Stelle kommt links auf direktem Weg das Flügelort des „Rothschönberger Stolln“ auf dem Verbindungsquerschlag ein.
  

Der Querschlag verläuft hier im Streichen des „Samuelspates“, ist mit „sparsamen“ Tragwerk aus der letzten Betriebsperiode (1945-68)  – maximal 1 bis 2 Pfosten – hergerichtet und befindet sich größtenteils unter Wasser!
  

Immer wieder imposant.
  

Sinterbildungen.
  

Im Samuelspat.
   

Weil´s so schön ist, noch mal.
  

Und noch eine Ansicht...
  

Das Tragwerk ist sehr schnell in der Schlammbrühe „verschwunden“ und macht die Befahrung für alle nachfolgenden Personen zu einem regelrechten „Blindflug“. Gut sichtbar auch die Marke des letzten Hochwassers vom Juni 2013.
 

Und immer wieder bietet der „Samuelspat“ solch schöne Motive...
 

Wieder Sinterbildungen...
  

Vielmals ist der „Samuelspat“ bebaut und mit verschiedenen Sicherungseinbauten versehen. Jedoch ist der Zustand mancher Abbausicherungen schon sehr wandelbar geworden.
  

Zwischen „Samuelspat“ und „Halsbrücker Spat“ verläuft der Querschlag im Nebengestein und ist eher unspektakulär in Hinsicht auf die Dokumentationsarbeit.

  

Der Querschlag auf dem „Halsbrücker Spat“

  


Kaum haben wir den „Halsbrücker Spat“ erreicht, schon geht es mit den Fotomotiven los...
   

Wieder andere Sinterbildungen... 
 

Der Ausbau und das imposante Gerinne taucht auch langsam aus dem Wasser auf. Doch zuvor befahren wir mal ein Nebenort...

  

Auf dem „Michaelis Stehenden“

  


Auch auf diesem Nebenort sind wieder prächtige Sinterbildungen vorhanden. 
  

Hier können wir gleich mal den mitgeführten LED-Handstrahler testen.
  

Sonst gibt es hier nicht viel zu sehen...
 

Wieder Sinterbildungen und ausgelaufene Abbaue...
  

...wieder auf dem Rückweg zum „Halsbrücker Spat“.

   

 

 

Weiter auf dem Verbindungsquerschlag...  

  


Hier gibt es noch einige kleine Aufschlüsse mit etwas Erz.
  

Und viele Fotomotive...
  

…. die auch mal zum probieren einladen. Gegenlicht mit LED-Strahler.
   

Immer wieder imposant ist das tönerne Gerinne. Die Tonhalbschalen sind im Rahmen des „18-Punkte- Hochwasserschutzprogrammes“ erst ab 1954 hier verlegt worden. Der Ø beträgt 900 mm.
  

Verschiedentlich sind Rollen eingebaut und verwahrt, was uns heute noch den Hinweis darauf gibt, dass hier der Spat bauwürdig war.
  

Unzählige Sinterbildungen finden wir auf unserem Weg zum „Ferdinandschacht“.
  

Muß man nicht beschreiben...
  

Das ist schön anzuschauen.
  

Das sollte man nicht tun - ist zuviel Vitamin A, B und C drin (Arsen, Blei und Cadmium)...
  

Diese Jahrestafel verweist auf den Auffahrungszeitraum.
  

Die „verbogenen“ Sinter verweisen auf den leichten Wetterzug.
 

Fast schon „Spaghetti“- Sinter...
 

Noch einmal von Nahem...
   

...und aus der Ferne.
  

Auch schick ! .
  

Verwölbter Abbau auf dem „Halsbrücker Spat“. Je weiter wir uns dem „Ferdinandschacht“ nähern, um so besser sind die Details des Gerinnes erkennbar.
  

Kann man nicht vorbeigehen...
   

Hier was Technisches: Das Gerinne wurde als Baukastensystem vorgefertigt und die einzelnen, etwa 100 cm langen tönernen Halbschalen vor Ort zusammengesetzt. Dabei besitzt jedes Element einen Bund zum Abdichten. Über das Gewicht eines solchen Elementes wollen wir mal nicht reden und vor allem nicht über die Schinderei beim Verlegen vor über 60 Jahren!
  

Weiter geht es durch abgewölbte Gangbereiche.
  

Wieder bleiben wir an diesen schönen, eigenwilligen Ausbildungen hängen... 
  

und halten Details fest, wie diese schiefen Spaghettis.
  

Hier noch mal eine Gesamtansicht.
  

Unser Naturwissenschaftler braucht hier immer viel Zeit...
 

...kann man ja verstehen.
 

Schon immer wieder schick, was die Natur so anstellt wenn der Mensch mal weg ist!!
  

Mitunter ist unser Fahrweg so zugesintert, dass wir im Gerinne fahren müssen, was aber recht rutschig ist.
  

Immer wieder Rollen und Verbau im Gangbereich. Dies trifft natürlich auch nach unten zu. Umsonst hat man die Gerinne nicht eingebaut. 
  

Kleine Lichtspielerei der Fotografen. Immer wieder beeindruckend ist dieses Farbenspiel.
  

D
ieses eingeschlagene Symbol steht für die Begradigung der Sohle in Vorbereitung für den Einbau der Gefluter. Vermutlich lagen hier bis zur Einstellung des Grubenbetriebes von „Beihilfe-Kurprinz“ die kleinen gusseisernen Gefluter.
 

Der Einbau der Gerinne muß eine Wahnsinnsarbeit gewesen sein, die unsere Altvorderen hier vor 60 Jahren geleistet haben.
 

Stellenweise ist der „Halsbrücker Spat“ nur gerade so wahrnehmbar...
 

An dieser Stelle dagegen war er wieder sehr mächtig.
  

Hier ist ein Abbau im „Halsbrücker Spat“ oberhalb des Querschlags komplett mit Gneis verwölbt...
 

In diesem Abshnitt hat der Gang (und der abgewölbte Abbau) mehrere Meter Mächtigkeit.
  

Solche Sicherungsmaßnahmen stammen noch aus der letzten Betriebsperiode 1945 bis 1968 und dienten der Erhaltung des Wasser- und Fahrweges für Kontrollzwecke und als Fluchtmöglichkeit. 
  

Nun wieder ein recht stark versinterter Streckenteil...
  

Mit imposanten Sinterterassen...
 

Ohne Kommentar...
  

Dieser wieder durchgebauter Gangbereich ist durch Gewölbemauerung und Schienenausbau gesichert.
 

Dieser Abschnitt ist wieder vollständig durch Gewölbemauerung verschlossen.
  

Noch einige Aufnahmen, bevor wir den Querschlags in Richtung „Ferdinandschacht“ verlassen.
  

Ein letztes Bild auf dem „Halsbrücker Spat“.
 

Dann geht es hier entlang zum „Ferdinandschacht“...
 

Auch hier schon wieder prächtige Sinterbildungen...
  

Da wären wir. Der Rest einer Wettertür markiert unser Ziel unmittelbar am Schacht.
  

Zur Orientierung: Rechts neben den beiden Hunten befindet sich die Absperrung zum Altbergbau (Querschlag) und dahinter liegt die Wettertür vom vorigen Bild.

 

   

 

Vom „Ferdinandschacht“ zur Grube „Churprinz“

  

Dieser Teil ist leider nur noch ein Stück fahrbar. Es gibt hier zwei Stellen, die sehr stark bruchgefährdet sind und im letzteren Fall auch um 2000 zu Bruch gegangen ist. Es handelt sich dabei um geologische Störungen. Diese waren schon zu Betriebszeiten der Grube mit ordentlichem Ausbau versehen. Nur der Zahn der Zeit tat nunmehr sein übriges!

Dieser Streckenbereich wurde durch die „Sachsenerz AG“ aufgefahren, um für die Lokförderung eine möglichst kurze Verbindung zum „Schreiberschacht“ zu bekommen. Der „Ferdinandschacht“ diente bis 1969 der Förderung tauber Berge und diese wurden vom Kurprinzer Grubenbereich über diese Strecke – Richtstrecke – hier hin gefördert.

Vor reichlich 20 Jahren soll dieser Streckenteil noch so weit intakt gewesen sein, dass eine Befahrung bis zum „Schreiberschacht“ möglich war. Leider nun nicht mehr.

 


Diese Tafel weist uns den Weg.
  

Hier geht es lang. Mal mit LED-Strahler aufgenommen, denn die Fotolampen waren schon ziemlich sauer.
  

Bis auf den hölzernen Ausbau hat man alles Brauchbare vor der Schließung der Grube 1969 geraubt.
   

Am ersten Bruch. Es handelt sich um einen mächtigen Einschub von Glimmerschiefer. Die Platten ragen wie Fallbeile aus dem Gebirge.
  

Eine weitere Befahrung bis zum nächsten Bruch wäre möglich, doch unterlassen wir das mal. Für uns ist hier Schluß!
  

Blick in den weiteren Verlauf der Strecke. Der 2.Bruch soll laut Berichten von Bergbaufreunden unpassierbar sein.

   

Vielleicht bekomme ich eines Tages mal Bilddokumente aus einer Zeit wo der Querschlag noch bis zum „Schreiberschacht“ fahrbar war und kann den Beitrag ergänzen …

Glück auf!
 

Ausgewählte Quellen:

- Auswertung der Jahrbücher für den Berg- und Hüttenmann von 1827 – 1941

- Jobst, Rentzsch, Schubert und Trachbrod: Bergwerke im Freiberger Land

- Wagenbreth / Wächtler: „Der Freiberger Bergbau – Technische Denkmale und Geschichte“

- Klanthe, Reinhold: Chronik von Halsbrücke (unveröff.)

 

Zu den übertägig erhaltenen Sachzeugen gibt es hier einen Bericht zu lesen...

Einen ersten Befahrungsbericht gab es hier zu lesen...