schließen |
Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de Erstellt August 2010, letzte Aktualisierung Juli 2015.
|
Geologie und Erzgänge Das Zechendorf Die Verträgliche Gesellschaft Fundgrube Die Neue Hoffnung Gottes Fundgrube Wanderung entlang der "Kleinen Grabentour" Unterer Kunstgraben und Erzaufbereitung Das Huthaus der Neuen Hoffnung Gottes Fundgrube
Ein Beitrag zur Fundgrube Siegfried bei Bräunsdorf
|
Das
Bräunsdorfer Bergbaugebiet |
Bräunsdorf liegt im Tal der Striegis etwa 10 km westlich von Freiberg. Entstanden ist es als Bauerndorf im Zuge der Besiedlung der Freiberger Region. Der 30jährige Krieg brachte mit seinen Auswirkungen auch dieses Dorf nahezu an den Untergang. Der Bergbau, der im 14.
Jahrhundert aufgekommen war, hatte bis zum Ende des 30jährigen Krieges für den
Ort keine wesentliche Bedeutung. Die Blütezeit des Bergbaus in anderen Orten im
16. Jahrhundert ging an Bräunsdorf spurlos
vorüber. Erst dem Gutsbesitzer des Bräunsdorfer Rittergutes, dem Leipziger
Juristen Dr. Romanus Teller, ist das Aufblühen des Ortes durch den
wiederaufkommenden Bergbau ab 1664 zu verdanken. |
|
Geologie
und Erzgänge |
Bräunsdorf
gehört geologisch betrachtet zum nordöstlichen Erzgebirge und zum
Freiberger Komplex hydrothermaler Gangerzlagerstätten. Es bildet den
westlichsten Zipfel einer den Erzbergbau begünstigenden, geologischen
Struktur, die maßgeblich durch das Auftreten der eq- Formation geprägt
ist und die sich von Bräunsdorf
über Oberschöna bis Oederan erstreckt.
Unweit von Bräunsdorf, bei Reichenbach, tritt das Zwischengebirge von Hainichen – Frankenberg hervor. In diesem Komplex ist u.a. auch Steinkohle bergmännisch gewonnen worden, das Auftreten von Erzen in den Schiefern des Zwischengebirges ist dagegen nur an wenigen Stellen der Fall. Im Bereich von Bräunsdorf wird der obere Freiberger Graugneis schon von Einschüben aus Glimmerschiefer und Zweiglimmergneisen gestört und bildet die westliche Grenze der Freiberger Gneiskuppel.
|
Im ausgehenden 17.
Jahrhundert waren in der Gegend von Bräunsdorf mehrere kleine Grubenanlagen in
Betrieb. Davon erlangte lediglich die „Neue Hoffnung Gottes Fundgrube“ größere
wirtschaftliche Bedeutung. Diese entstand aus dem Zusammenschluss einzelner
Bergwerke von mit mehr oder weniger Erfolg bauender kleinerer Grubengewerkschaften,
wie „Verträgliche Gesellschaft“, „Siegfried Fundgrube“ und das
Grubenfeld von „Schlammiger Frau“.
Am Anfang des 18. Jahrhundert erreichte der Grubenbetrieb eine beachtliche Größe. Die Lagerstätte ist dabei auf 290 m Teufe und einer Längenerstreckung von etwa 1300 m bebaut worden und zog sich mitten durch das Bauerndorf. Zeitweise fuhren bis zu 560 Bergleute auf der gesamten Grube an. Die Lagerstätte ist auch ein Teil des von NO nach SW streichenden komplexen Hauptgangzugs von Reinsberg / Kleinvoigtsberg / Bräunsdorf / Oederan. In der Hauptsache wird die lokale Erzlagerstätte von Bräunsdorf – Riechberg durch stehende Gänge gebildet. Diese werden wiederum von Morgengängen geschnitten und sind an den Störungszonen gut vererzt, ebenfalls auch die Scharkreuze der kreuzenden stehenden Gänge. Typisch für diese Lagerstätte ist ferner das tektonisch bedingte Ausfiedern der Gänge nach NO/SW. Vorherrschend sind auf fast allen Gängen die kb- oder eb- Formation. In Bräunsdorf gibt es aber auch einen speziellen Gangtyp, den von Freiesleben als “eq – Typ“ oder „Bräunsdorfer Formation“ bezeichnet hat. Im Randgebiet des Freiberger Lagerstättenkomplexes traten dabei verstärkt niederthermale Mineralbildungen auf (Antimon). In den bisher gesichteten Archivalien ist ferner vom „Neu Hoffnunger Stehenden“ und „Verloren Hoffnunger Stehenden“, sowie vom „Aaron Morgengang“ und „Felix Morgengang“ die Rede. Hier sind vorwiegend Weiß- und Rotgültigerze abgebaut worden, welche der Bi-Co-Ni-Ag- Formation und ebenfalls dem Lagerstättenrandbereich des Freiberger Reviers zuzuordnen sind.
|
|
|
Das
Zechendorf Durch den aufblühenden Bergbau im 17. Jahrhundert entstand neben den wenigen bäuerlichen Hausstellen auch eine Bergarbeitersiedlung, die fortan den ganzen Ort prägte. Diese Siedlung trägt noch heute den Namen „Zechendorf“ und entstand entlang des rechten Ufers der Striegis. Durch das Zechendorf führten auch drei Kunstgräben Aufschlagwasser zu den Gruben. Die Häuslergrundstücke standen alle quer zum Tal relativ eng nebeneinander und waren generell in Fachwerkbauweise ausgeführt. Das aus Fachwerk bestehende Obergeschoß war auf einem in Massivbauweise, meist Bruchstein, ausgeführten Erdgeschoß aufgesetzt. Als Dacheindeckung fungierte zunächst meist Stroh, später Holzschindeleindeckung und heute die üblichen „modernen“ Dachbaustoffe. Leider ist in der heutigen Zeit vielmals auch das so schöne und typische Fachwerk wegen befürchteter „Baufälligkeit“ gegen massives Mauerwerk ausgetauscht worden mit teilweise riesigen unschönen Fensterlöchern. Dennoch sind einige Gebäude durch umsichtige Besitzer in ihrer ursprünglichen Art und Weise erhalten und prägen hoffentlich auch in Zukunft den Ortsteil Zechendorf als ehemalige Bergarbeitersiedlung. Die Bilder von modernisierten
oder besser „verschlimmbesserten“ Gebäuden des Zechendorfes ersparen wir
uns an dieser Stelle. Es ist ja schon schlimm genug, wenn mit Förderungen von
staatlichen Banken der Energiesparwahn auf Kosten der historischen Gebäudesubstanz
durchgesetzt wird. Meine allergrößte Hochachtung den Hauseigentümern, die
ihre Gebäude in der ursprünglichen Substanz erhalten haben ! |
|
|
|
|
Die
Grube „Verträgliche Gesellschaft“ inmitten des Dorfes Eine nahezu unbekannte Kunstschachtanlage, die zur vormals eigenständigen Grube „Verträgliche Gesellschaft“ gehörte, lag inmitten des Bauerndorfes. Über diese Bergwerksanlage ist leider nichts Näheres bekannt, lediglich zwei Halden und die Kunstteiche sind als Sachzeugen noch heute zu sehen. Bis zum Bau des Erzkanals der Grube „NHGF“ im Jahr 1790 muß die „VG“ noch eigenständig gewesen sein. Zur „VG“ gehörte auch eine eigene Erzaufbereitung, die im Bereich des heutigen sogenannten „Turbinenhauses“ gestanden hat. Die Erzaufbereitung erhielt ihr Wasser über einen 650 m langen Pochwerksgraben, der seinen Anfang in einem kleinen Teich in der Nähe des „Maschinenstollns“ nahm. Der Grabenverlauf ist heute noch in der Landschaft als „Bräunsdorfer Erzkanal“ zu sehen. Der Kunstgraben für diese Schachtanlage nahm seinen Anfang am schwarzen Teich unweit von Wegefarth und wurde in der sogenannten „Delle“ nochmals durch das Wasser der „Drei Teiche“ ergänzt, bis er die Schachtanlage „Verträgliche Gesellschaft“ im Ort erreichte. Zusätzlich stand noch Aufschlagwasser aus dem Oberen Gesellschafter Teich außerhalb von Bräunsdorf in Richtung Langhennersdorf zur Verfügung. Dieser Teich speiste auch den Kunstschacht- Kühschacht. Ob die „verbrauchten“ Aufschlagwasser aus dem „Kühschacht“ dann dem Gesellschafter Kunstschacht zugeführt wurden, ist nicht bekannt, wäre aber aus heutiger Sicht möglich. Da diese Anlage das Wasser vom Gesellschafter Kunstteich erhielt, liegt die Zugehörigkeit zur Grube „Verträgliche Gesellschaft“ sehr nahe. Leider hat sich noch niemand ausführlich mit der Bergbaugeschichte dieser Grubenanlagen befasst. Vom Verträglich Gesellschafter Kunstgraben ist heute bereits nichts mehr in der Landschaft zu sehen. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Die
Bergwerksanlage „Neue Hoffnung Gottes Fundgrube“ zu Bräunsdorf Die „NHGF“ erreichte ihre Grubenfeldgröße durch die Konsolidierung mit schon bestehenden Gruben und konnte so einen effektiveren Abbau der Lagerstätte gestalten. Dabei muss erst nach 1790 die Grube „Verträgliche Gesellschaft“ durch eine Konsolidierung zur „NHGF“ gekommen sein. Die Wasserrechte an den einzelnen Gräben fielen somit ebenfalls der „NHGF“ zu und machten einen konzentrierten Kunstschachtbetrieb möglich da ausreichend Wasser aus unterschiedlichsten Quellen zur Verfügung stand. Erschlossen war die Erzlagerstätte hauptsächlich durch einen Kunst- und Treibeschacht, der unmittelbar an der Striegis etwas abseits des Ortes lag. Dieser Schacht war tonnlägig angelegt, vermutlich im Einfallen eines Ganges und hatte acht Gezeugstrecken. Die Förderung ist mittels eines Kehrrades von 12 m Durchmesser bewerkstelligt worden. Zur Wasserhaltung kamen zwei übertägig aufgestellte Kunsträder zum Einsatz. Deren Durchmesser betrug 12 m und 10 m. Während das Kehrrad und ein Kunstrad direkt im Schachtgebäude aufgestellt waren, stand ein Kunstrad etwa 150 m entfernt vom Schachtgebäude und übertrug die Kraft über ein Feldgestänge. Dieses ist auch als „oberes Kunstrad“ bezeichnet und bezog das Wasser aus einem Kunstgraben (mittlerer Graben) der heute noch in Teilen erhalten ist. Um 1800 gebaut, nahm dieser Graben seinen Anfang an der Wegefarther Mühle und führte das Wasser der Striegis, damit sogar aus dem Oberen Großhartmannsdorfer Teich, durch etliche noch erhaltene Röschen durch das Striegistal bis zum Kunst- und Treibeschacht. Nach Nutzung der Wasserkraft floss der Energieträger in den unteren Kunstgraben und speiste das zweite Kunstrad und noch ein Kehrrad für die Förderung im Schacht. |
|
|
|
|
|
...und der Verlauf des Erzkanals ist mit viel Phantasie noch nachvollziehbar, wie die kleine grabenförmige Einsenkung am Waldsaum zeigt. |
Der Erzkanal verlief unmittelbar unterhalb des Berggehänges. Das frische grüne Gras ist auch ein deutlicher Hinweis auf feuchteren Boden und ein Indiz für den Grabenverlauf... |
...striegisabwärts zum unteren Poch- und Wäschewerk von „NHGF“ heute steht dort das Turbinenhaus. |
Der Erzkanal verlief mit großer Sicherheit parallel zum Berggehänge über den alten Bräunsdorfer Sportplatz. |
Das oberhalb des alten Sportplatzes liegende bewaldete Gehänge gehörte wohl mit zum Haldensturz der Bergwerksanlage. Ohne große Mühe lassen sich noch mineralische Belege des Bergbaus hier finden. Der Ausschlagplatz und die beiden Poch- und Wäschwerke (altes und neues) lagen genau im Bereich des Sportplatzes. |
Auch verraten noch Reste einer Böschungsmauer die „Aufgabe“ des Berggehänges und den eventuellen Verlauf des Erzkanals. |
Unmittelbar vor dem Huthaus befand sich der Kunst- und Treibeschacht der Bergwerksanlage. |
Die Einzäunung des Bergschadens gegenüber verrät uns heute noch die genaue Lage dieses Schachtes (siehe Skizze weiter oben). Oberhalb des Hauptschachtes befand sich auch die übertägige Kunstradstube und der Haldensturz. Außer dem eingezäunten Schacht ist von alldem heute nichts mehr zu sehen. |
Diese alte Auffahrt verrät auch wie die Haldenmasse auf das Gehänge kam. Der Haldensturz muss bei diesem in einem Flusstal gelegenen Berggebäude immer ein Problem gewesen sein. Da der Platz für den Haldensturz im engen Tal begrenzt war, mußten die umliegenden Berghänge genutzt werden und die tauben Berge aus Schacht und Aufbereitung kraftaufwendig zur Kippstelle bergan transportiert werden. Weitere Halden befanden sich noch im Bereich des Bräunsdorfer Kindergartens, die aber zum größten Teil für den Wegebau abgefahren wurden.
|
Wanderung
entlang des teilweise erhaltenen Kunstgrabens von Wegefahrt nach Bräunsdorf
Der Grabenverlauf ist heute
noch weitgehend in der Landschaft erhalten und als „kleine Grabentour“
in der einschlägigen Literatur bekannt. In der Skizze ist auch die bergmännische
Wasserwirtschaft gut ablesbar. Das aufwendigste Bauwerk ist der mittlere
Graben da dieser durch sehr schwieriges Terrain führt. |
|
An der Wegefarther Mühle nahm der längste Kunstgraben der Grube „Neue Hoffnung Gottes Fundgrube“ seinen Anfang. Durch gut eingezäunte Grundstücke ist es nicht möglich den Graben von seiner Fassung an im Gelände zu verfolgen. |
Schon des öfteren pochten die so genannten Anwohner auf ihre „Bürgerrechte“ und „Ihr Eigentum“ und verweigerten Wandersleuten das Wegerecht. |
Der Wanderweg folgt bis auf wenige Stellen dem Kunstgrabenverlauf, der sich hier links des alten Fahrweges befand. |
Die schon betagten Wegweiser erfüllen noch ihren Zweck. |
Während der Wanderweg am Waldrand verläuft verschwindet der Kunstgraben im Unterholz und ist dort noch sichtbar. |
In der Nähe eines kleinen Taleinschnittes verläuft der Wanderweg wieder mit dem Kunstgraben und hier mußten die ersten Felsen für den Grabenverlauf mittels Röschen durchquert werden. Hier das verfallene Mundloch einer Rösche. |
Das Mundloch auf der anderen Seite ist durch Bergbaufreunde teilweise freigelegt worden. Das Bruchsteingewölbe ist noch recht gut erhalten. |
Unter dem Kunstgraben befindet sich das Mundloch des „Gnade Gottes Stolln“. Dieses ist vor wenigen Jahren wieder hergerichtet worden und nun dient der Stolln Fledermäusen und anderem Getier als Winterschlafplatz. |
Erhaltenes Röschenmundloch im anstehenden Freiberger Graugneis. Bei den Felsquerungen standen die Röschen entweder im festen Gebirge oder waren als Tonnengewölbe in Bruchsteinmauerwerk ausgesetzt. |
Die noch offenen und befahrbaren Röschen sind mit Gittertüren abgesperrt. |
Schöner Aufschluss des Freiberger Graugneises direkt am Wanderweg mit Bank zum Verweilen. |
Stellenweise sind die Mundlöcher der Röschen vollkommen verfallen, nur der Verlauf des Grabens verrät noch die Lage der Mundlöcher. |
Die Wingendorfer Straße schneidet an dieser Stelle den Kunstgraben, der hier nur durch den Wanderweg markiert wird. Wie die Querung des Fahrweges zu Betriebszeiten des Kunstgrabens aussah, lässt sich nur noch vermuten. |
Hier können nur noch Insider die Lage des Stollnmundlochs erahnen. Es handelt sich um den „Goldene Rose Stolln“. |
Störung im Freiberger Rotgneis. |
Felsdurchstich einer geschlägelten Rösche... |
...in tonnenförmigen Profil. |
Gut zuerkennen: Der heutige Wanderweg bestand als Wirtschaftsweg wohl schon zu Betriebszeiten des Kunstgrabens und diente neben der Durchführung der Baumaßnahme auch der Grabeninstandhaltung. Wie sonst haben die Altvorderen das ganze Baumaterial durch den Wald transportiert ? |
Kurz bevor der Kunstgraben den Ort Bräunsdorf erreicht, verlässt er letztmalig den Berg. Das wohl am besten erhaltene Stück gemauerter Graben und Röschenmundloch. Bergbaufreunde haben hier für den interessierten Wanderer einen montanhistorischen Aufschluss geschaffen.
|
Der
untere Kunstgraben der
„NHGF“
Der untere Kunstgraben war im entfernten Sinne die Fortsetzung des Kürenbachs. Dieser Bach mündete in die Große Striegis und etwas unterhalb dieser Einmündung ist auf der Bräunsdorfer Seite das Wasser für den unteren Kunstgraben entnommen wurden. Es liegt die Annahme nahe, daß nur so viel Wasser der Striegis entnommen werden durfte wie der Kürenbach einbrachte. Der Graben verlief bis zur Grube über eine Strecke von etwa 1000 m durch schwieriges Gelände und machte einige Grabenstützmauern erforderlich. Der Verlauf des unteren Kunstgraben ist im Vergleich zum mittleren
vollkommen aus dem Landschaftsbild verwischt. Im Zechendorf selber ist
durch die intensive Bebauung und häuslerische Nutzung des Geländes nicht
mal mehr der Verlauf zu erahnen. Teile des Grabens sind auch für die Mühle
verwendet worden und daher in Form und Verlauf vollkommen verändert. |
|
Erzaufbereitunganlagen
Zur „Neuen Hoffnung Gottes“ gehörten auch zwei kombinierte Aufbereitungsgebäude für die geförderten Erze. Die „Obere Wäsche“ bestand aus zwei Gebäuden, einer älteren Erzwäsche und der vermutlich um 1768 errichteten neuen Wäsche. In diesen Gebäuden war auch das Pochwerk untergebracht. Die Wasserkraft für die Aufbereitungsmaschinerie lieferte der untere Kunstgraben. 1824 mußte die „Neue Wäsche“ einem moderneren Neubau weichen. Dieses Gebäude hatte eine Größe von 18 ¾ Ellen in der Länge und 26 Ellen Breite. Darin waren 36 Nasspochstempel eingebaut und durch ein 10 Ellen hohes oberschlächtiges Wasserrad angetrieben. ( 1 sächsische Elle = 58 cm) Eine weitere Wäsche befand sich etwa 1,2 km abwärts der Striegis und wurde bis 1790 als „Verträglich Gesellschafter Wäsche“ bezeichnet. Wann diese Wäsche durch Konsolidierung der „VG“ zur „NHGF“ kam, ist noch unklar. Der Poch- und Wäschgraben ist aus einem Teich mit dem Wasser des „Maschinenstolln“ der „VG“ gespeist worden. Nachdem 1790 der Churprinzer Bergwerkskanal seinen Betrieb aufnahm, schlug der damalige Schichtmeister von „NHGF“, Markscheider August Jonas Oehlschlägel den Bau eines ebensolchen Kanals für Bräunsdorf vor. Das Projekt wurde von Johann Friedrich Mende erstellt und unter seiner Leitung auch ausgeführt. Es sollte ein schiffbarer Bergwerkskanal nach englischem Vorbild werden. Die „NHGF“ lieferte im Jahr 1790 etwa 5000 Mark Silber (=1170 kg) und hatte 400 Mann an anfahrender Mannschaft. Bei diesem Erzaufkommen hätte sich ein Kanalbau wirtschaftlich rentiert.Nachdem
der Kurfürst im Juli 1790 den Vorschuß von 5000 Talern für den Kanalbau
freigab, gingen die Arbeiten zügig voran. Da man schon bestehende Gräben
nutzen konnte, war der Kanal Ende August nahezu fertig, es fehlten nur
noch die technischen Einrichtungen. Weiteres
Geld ermöglichte den Bau von Kahnhebemaschinen und einer von zwei
Aufziehbrücken. Bei einer Breite von 2,27 m und einer Gesamtlänge von
1300 m war die Bauzeit für damalige Verhältnisse sehr rasant !
Schon im 1. Quartal des Jahres 1791 ging der Kanal in Betrieb, nachdem
fast 9000 Taler investiert wurden. Bis zur Grubenstilllegung 1863 wurde in
Bräunsdorf dieser schiffbare Kanal genutzt. Heute sind die Reste dieses
Bauwerkes entlang des Wanderweges an der Striegis noch immer zu sehen. Im
20.Jahrhundert erfolgte eine Nutzung des ehemaligen Wäschestandortes zur
Erzeugung von elektrischem Strom. Auch diese Anlage ist schon längst
Geschichte, nur der Namen „Turbinenhaus“ erinnert noch daran. |
Ab der heutigen Brücke über die Striegis ist der ehemalige Erzkanal oder besser der spätere Mühlgraben des Turbinenhauses noch recht gut in der Landschaft erkennbar, vor allem an der Vegetation. |
Der Damm des Kanals ist besonders im Herbst gut sichtbar. |
Verlauf des Erzkanals links neben dem Wanderweg im Sommer 2009. |
Blick aus dem Graben in Richtung der Striegisbrücke. Die Breite von über 2 m lässt sich hier noch sehr gut nachvollziehen. |
Das Turbinenhaus wurde an der Stelle des neuen Poch- und Wäschewerkes der „NHGF“ errichtet. Das Wäschegebäude der Grube „Verträgliche Gesellschaft“ stand noch davor und wurde mit großer Sicherheit (Grubenriß) trotz der neuen Anlage noch weiter benutzt. |
Der Damm links vom Fahrweg unmittelbar vor dem Turbinenhaus des Erzkanals ist noch deutlich zu erkennen. |
Allerdings weißt das Grabenfragment hier nicht mehr die Breite des ursprünglichen Erzkanals auf. Anscheinend hat man beim Bau des Fahrweges einen Teil des Grabens verfüllt. |
Das heutige Turbinenhaus hat mit einem bergmännischen Tagegebäude nichts mehr gemeinsam. Die von der Grube errichteten Gebäude sind wohl mit der Umnutzung der Wasserkraft zur Erzeugung von elektrischem Strom geschliffen worden. Vergleicht man das Gelände heute mit dem Grubenriss, so tritt die Vermutung ein, daß das Turbinenhaus an Stelle der Wäsche von „NHGF“ steht. Die Grün- und Parkfläche unmittelbar davor war der Standort des Poch- und Wäschegebäudes von „Verträgliche Gesellschaft“. Der Wasserabzugsgraben vom Turbinenhaus entspricht nach dem Grubenriss in etwa dem alten Grabenverlauf der Aufbereitungsgebäude.
|
Das
Huthaus von Neue Hoffnung Gottes Fundgrube
Durch stetiges Erzausbringen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert konnte um 1750 ein imposantes Huthaus errichtet werden. Dieses relativ große Gebäude ist als Fachwerkbau auf massiven Untergeschoß, wie auch die Gebäude im Zechendorf errichtet worden. 1830 erhielt das Huthaus einen Dachreiter mit Wetterfahne der auch heute noch vollständig erhalten ist. Überhaupt zählt dieses Gebäude zu den wenigen in Sachsen wo die äußerliche Originalsubstanz bewahrt blieb und weiterhin tadellos für die Nachwelt gepflegt wird. Der 2002 entstandene Hochwasserschaden ist durch eine aufwendige Sanierung nahezu vergessen gemacht worden! Das Huthaus ist heute auch das einzige noch erhaltene Tagesgebäude der gesamten Bergwerksanlage, wenn man das Zechendorf in diesen Gedanken nicht einbezieht! Neben dem verlandeten Bergwerkskanal, den Fragmenten des oberen Kunstgrabens, einiger Halden im Bauerndorf und der heute noch genutzten Teiche ist fast nichts vom Bergbau übriggeblieben. Selbst die Halden am Kunst- und Treibeschacht von der „Neuen Hoffnung Gottes“ sind im Laufe der Zeit verschwunden. |
Das Huthaus „Neuer Hoffnung Gottes Fundgrube“ von der Striegisbrücke gesehen. Es ist das letzte von drei Huthäusern, das noch weitestgehend im Originalzustand erhalten ist. |
Ansicht des dorfseitigen Giebels des um 1750 gebauten Gebäudes. |
Der talabwärts gerichtete Giebel des Gebäudes. |
Die Vorderseite des Gebäudes wirkt schon sehr imposant. Genau vor dem Huthaus befand sich auch der Hauptschacht der Grube und ist heute durch die Absperrung als Bergschaden für jedermann sichtbar. |
Der Dachreiter beherbergt noch immer die Schichtglocke der Grube. Sie rief zu Betriebszeiten die Bergleute zur Schicht. |
Die Eingangstür des Huthauses und zur Betstube der Grube. Hier begann und endete die Schicht der Bergleute mit Gebet und Gesang. Heute ist der Raum wieder hergerichtet und zu besonderen Anlässen auch der Öffentlichkeit zugänglich. |
Fotogene Details, die Jahreszahl im Türsturz und die historische Tafel über der Tür. Das ganze Gebäude stellt durch die sorgsame und denkmalpflegerische Sanierung auch nach der Flut von 2002 ein herausragendes Beispiel für die Erhaltung bergbaulicher Sachzeugen dar. |
Um
1814 wurde die „Neue Hoffnung Gottes Fundgrube“ als wirtschaftlich stärkster
Bergbaubetrieb zum eigenen Vorteil mit der Grube „Siegfried“ bei
Riechberg konsolidiert. Dieser bis dahin eigenständige Bergbaubetrieb lag
kaum einen Kilometer von der „Neuen Hoffnung Gottes Fundgrube“
entfernt. Damit war ein Bergbaubetrieb entstanden, der über ein
Grubenfeld von nahezu 2,5 km Längserstreckung verfügte. Die Hoffnung,
weitere lukrative Erzmittel aufzufinden und auch abbauen zu können, war
durch die Vereinigung zwar gegeben, stellte sich aber wie so oft nicht
ein.
Nach
1815 stellte sich dennoch eine Durststrecke ein, die bis zur
Betriebsstilllegung 1863 nicht mehr enden sollte. Die durch die
Konsolidierung der Berggebäude von Riechberg und Bräunsdorf erhofften
Vorteile traten nie ein. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten gingen natürlich
auch nicht an den Bergarbeitern und deren Familien vorbei. Bräunsdorf ist
durch die Armut der Bergleute in der Geschichte recht bekannt geworden.
Durch die ausbleibenden Lohnzahlungen der Grube wegen wirtschaftlicher und
technischer Schwierigkeiten verarmte das Bergvolk dermaßen, das Hunger
und Krankheiten besonders schlimm hervortraten. |
Die
„Neue Hoffnung Gottes Fundgrube“ zahlte von 1764 bis 1815 regelmäßig
Ausbeute an die Kuxinhaber. Während
der gesamten Betriebszeit der „Neuen Hoffnung Gottes Fundgrube“ von
1673 bis 1862 wurden hier etwa 112 Tonnen Silber im Geldwert von 5.119. 000 Talern gefördert. L.
M. |
|