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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Juni 2010, vollständige Aktualisierung Juli 2018.

Der nachfolgende Beitrag entstand mit großer Unterstützung von Ivan Cáder, aus Kupferberg / Měděnec. An dieser Stelle möchten wir unserem Bergbaufreund für die Bereitstellung des historischen Bildmaterials unseren Dank aussprechen.

Im Jahr 2018 jährt sich die Inbetriebnahme des letzten tschechischen Eisenerzbergwerkes zum 50. Mal. Es ist aber ein recht trauriges Jubiläum: Die Grube Měděnec wurde 1998 aufgegeben und unkontrolliert geflutet. Der letzte Eigentümer ist nicht mehr auffindbar und das Gelände wurde sich selbst überlassen. Auf der Internetseite  montanregion-erzgebirge.de ist die Grube nicht einmal mehr erwähnt !

Für uns aber ein Anlass, sich noch einmal „richtig ins Zeug zu legen“, alle verfügbaren Quellen zusammenzufassen und unseren ersten Beitrag komplett zu überarbeiten.

    



 

Kupferberg / Měděnec ‒ 
Schon längst vergessen ?

  

Am 31.07.1992 endete die letzte Abbauperiode von Magnetit- Eisenerz im Preßnitz- Kupferberger- Erzrevier nach nur 24 Jahren und eine vorangegangene Bergbauperiode von etwa 430 Jahren. Damit endete nicht nur der jahrhundertlange Abbau von Eisenerzen im Erzgebirge, sondern es schloss auch das letzte typische neuzeitliche Erzbergwerk des Sächsisch- Böhmischen Erzgebirges ‒ wenn man die Gruben der SDAG Wismut nicht in diese Betrachtung einbezieht. Der Niedergang dieses letzten Bergbaubetriebes auf böhmischer Seite trug auch zur Verarmung der Region bei, da es keine Ersatzarbeitsplätze in der näheren Umgebung gab.

1992 übernahm das ehemalige staatliche Erzbergwerk ein privat operierender Eigentümer, die Firma s. r. o. Garmica, wollte mit neuem Portfolio und etwas Geotourismus die Grube weiter betreiben und weiterhin Arbeitsplätze für die strukturarme Region schaffen. Doch das Konzept ging nicht auf. 1998 war auch das letzte Geld aufgebraucht und man konnte nicht mal mehr die Stromrechnung bezahlen. Die Grube soff einfach unkontrolliert ab und wurde anschließend aus einem Insolvenzverfahren an neue Eigentümer verkauft.

Was diese neuen Eigentümer eigentlich genau vorhatten, weiß niemand so recht. Es sollte wohl eher eine „Resteverwertung“ werden und etwas schnelles Geld bringen. Bis etwa 2015 finanzierten diese Eigentümer noch einen privaten Wachschutz, der aus ehemaligen Mitarbeitern der Firma s. r. o. Carmica bestand und die das Gelände so gegen den Zutritt von Unbefugten sicherten. Doch dann wurde auch dafür kein Geld mehr bezahlt und die Eigentümer waren nicht mehr auffindbar. So blieb alles sich selbst überlassen mit dem negativen Nebeneffekt von Chaos, Zerstörung und Plünderung von allem, was man zu Geld machen konnte.

Wir haben ja über diesen Zustand schon  berichtet.

  



 

Doch beginnen wir am Anfang...

  

Dieses interessante Eisenerzrevier befindet sich in der Tschechischen Republik, im nordwestlichen Teil des Kreises Komotau / Chomutov auf dem Kamm des Erzgebirges in durchschnittlich 820 bis 910 m NN Höhe zwischen Joachimsthal / Jàchymov und Komotau / Chomutov gelegen. Am besten ist das Revier über die Grenzübergäange Oberwiesenthal oder Reitzenhain und dann weiter über eine Straße, die im Kammbereich des Erzgebirges verläuft, zu erreichen.

Die geografische Lage des Bergbaugebietes wird durch die Orte Preßnitz / Přisečnice – allerdings durch die Anlage des Stausees heute nicht mehr erhalten –, Kupferberg / Měděnec sowie Weipert / Vejprty im Kreis Komotau / Chomutov umrissen. Hier sind auch Übertage noch heute die Spuren des jahrhundertelangen Bergbaus sichtbar, der diese Region des Erzgebirges nachhaltig geprägt hat.

  


Die Lage der Bergstadt Kupferberg/Měděnec links unten am Bildrand, nördlich der Stausee und oben die Staatsgrenze. Rechts oben führt die Straße von Reitzenhain über St. Sebastiansberg / Hora Sv. Sebastiána nach Kaaden / Kadaň. Bildquelle: geoportal.cuzk.cz/geoprohlizec

 


Ansicht der Gube Kupferberg vom Kupferhübel / Mednik aus gesehen im Jahr der Schlieißung 1998. Links der Stahlbetonförderturm (Malakoff- Turm) mit den Aufbereitungsanlagen, dem Umspannwerk (oranges Gebäude) und dahinter ein zweiter, kleinerer Stahlförderturm. Im Bildhintergrund rechts ist die Sandhalde zu erkennen.

 


Ähnliche Ansicht der Grubenanlage im Jahr 2016 aus der Höhe mittels einer Drohne.
Foto: Martin Planitzer & Diana Lichtenthal

  


Lage der Grube Kupferberg / Měděnec. Bildquelle: geoportal.cuzk.cz/geoprohlizec

 

Die Eisenerzlagerstätten erstrecken sich über eine Länge von nahezu 4 km und werden vorwiegend von Skarnen gebildet, die abbauwürdige Konzentrationen von Magnetit enthalten. Aber auch Roteisenerzgänge und Gänge mit silberhaltigen Bleiglanz waren hier Gegenstand des Bergbaus. Dabei wurden hier zwei Grundtypen von Eisenerzlagerstätten bebaut: Zum einen waren dies Erzgänge und zum anderen Erzlager.

Die Erzgänge führten als Gangart Fluorit und Quarz. Als Erzminerale traten neben Hämatit auch oxydische Manganerze und Pyrit auf. 

Die Eisenerzlager (Skarne) bestehen hier hauptsächlich aus Pyroxenen, Granat (Almandin), Amphibolen (Aktinolith), Epidot, Karbonaten, Quarz, Chlorit und weiteren Mineralen. Das Erz trat in Form größerer Anreicherungen von Magnetit und Hämatit in Form unregelmäßig geformter Körper auf.

Ganz ähnliche Vorkommen gibt es auch rund um die Schwarzenberger Gneiskuppel auf sächsischer Seite (z. B. in Breitenbrunn). 

  


 Stark vereinfachte Darstellung der Lagerstätte Kupferberg – Preßnitz ohne die dort vorhandenen Erzgänge. Vorwiegend waren die Skarnlager mit Magnetit das Ziel des Bergbaus der letzten Betriebsperiode. Gänge sind nebenher mitgewonnen wurden, spielten aber nur im spätmittelalterlichen Kupfer- und Silbererzbergbau eine bedeutende Rolle, nicht mehr im neuzeitlichen Bergbau.

  


Körnig bis dicht ausgebildeter Magnetit mit wenig Quarz und Kalkspat 
aus der Lagerstätte Měděnec (Sammlung Boeck)
  


Silikat- Skarn aus der Lagerstätte Měděnec, Stufe hauptsächlich mit dicht- körnig ausgebildetem 
Granat (Almandin), flaschengrünem Aktinolith und etwas Kalkspat (Sammlung Boeck)

  

 

 

Die Entstehung des Bergwerkes Kupferberg / Měděnec

  

Das mittlere Erzgebirge nimmt in der Geschichte Böhmens zum Thema Eisenmetallurgie eine besondere Stellung ein.

Die Region um Preßnitz, also damit auch die Lagerstätte Kupferberg / Měděnec, stellt eines der bedeutendsten Gewinnungs- und Verarbeitungsgebiete dar, obwohl es flächenmäßig eigentlich sehr klein ist. Doch die hier angewandten Technologien waren wohl maßgebend für Böhmen. Schon allein der Hochofen von Schmiedeberg / Kovářská ist der zweitälteste Hochofen von Böhmen und entstand um 1597 / 1598. Infolge vieler auf Eisen arbeitender Bergwerke entstand regelrecht eine kleine Hüttenindustrie in dieser Region. Die heutigen uns noch bekannten, teilweise deutschen Orts- und Flurnamen belegen sehr eindrucksvoll diese Entwicklung. Maßgebend waren in früher Zeit im Preßnitzer Gebiet die Schmelzhütten in Pleil- Sorgental / Černý Potok und Christofhammer / Kryštofovy Hamry.

Die Region ist damit ein Beleg für die erzgebirgischen Eisenverarbeitung. Diese zog auch verschiedene geologische Erkundungen von Eisenerzvorkommen nach sich, die in der älteren Literatur gut dokumentiert sind.

Doch erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges beginnen wieder umfassende geologische Untersuchungen in dieser Region, die bis 1957 andauerten und sich anschließend mit Unterbrechungen bis 1966 mit speziellen magnetometrischen Vermessungen fortsetzten. Leitfaden waren dabei schon die bekannten und teilweise noch zugängigen Eisenerzgruben. Geleitet wurden diese Arbeiten vom „Institut für Rohstoffe“ in Prag.

Erste technische Erkundungsarbeiten mittels Erkundungsbohrungen für den Standort eines künftigen Bergwerkes sind ab 1956 unter der Leitung des „Nordböhmischen Erkundungsbetrieb“ in Teplice durch geführt worden. Die Aufgabe bestand darin abbauwürdige Skarnlager in dem alten Bergbaugebiet zwischen Preßnitz / Přisečnice, Kupferberg / Měděnec und Weipert / Vejprty unter der Anwendung magnetometrischer Vermessungen aufzuspüren. Festgestellt wurden 257 geomagnetische Anomalien im Arbeitsgebiet, das dabei umfassend kartiert wurde. Schwerpunkt der Erkundung ist auch das Vorkommen weiterer sulfidischer Erze sowie von Uran gewesen.

Die Nachweise von Magnetit sind nicht überall auf der Oberfläche sichtbar, sondern sie sind nur im alten schon bekannten Bergbaugelände, wo schon seit dem 16./17. Jhd. der Erzabbau umging in den Haldenmassen nachweisbar. Der Eisenerzabbau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert ist in der Nähe des Lagers Orpus und Příšečnice bis in eine Teufe von 70 m erfolgt und ermöglichte eine Prospektion des dort erschlossenen Lagerstättenteiles. Ein gut 2 Km langer Erbstolln entwässerte das Grubenfeld. Die alten bekannten Erzlager wurden mittels umfangreicher Bohrungen bestätigt und in seinen eigentlichen Ausdehnungen erkundet. Die hoffnungsreichsten Erzlager wie „Vaclav“ und „Fischer“ bei Schmiedeberg/Kovářská wurden wieder Zwecks Prospektion eröffnet und aufgewältigt. Bis 1964 erfolgte hier ein Versuchsabbau von Magnetitskarn. Dieser ist nach Žulová in Schlesien verbracht worden und dort im Betrieb „Erzbergwerke Jeseník“ für eine Schwereflüssigkeitstrennung von Steinkohle für einen Betrieb in Ostrava aufbereitet. Wegen Unrentabilität und zu geringer Vorräte ist der Abbau 1964 eingestellt und die Gruben am 31. Mai 1965 geflutet worden.

Generell brachten die Erkundungsarbeiten die eigentlichen Ausdehnungen der Altlager und mindestens 6 neue Skarnlager zum Vorschein. Dabei ist die Lagerstätte Schmiedeberg bis auf 544 m Teufe erkundet worden, aber der sozialistischen Planwirtschaft in der Hinsicht zum Opfer gefallen, das man die Erkundungsarbeiten auf Weisung der Planungskommission unvollendet beenden mußte.

Bedingung war, von dem neuen Bergwerksstandort auch die bisher bekannten klassischen Eisenerzlagerstätten der Region wie „Orpus“ und „Schmied“ mit abzubauen und eine Gesamtproduktion von jährlich 200 000 T Erz zu erreichen.

Der Bau der Bergwerksanlage begann im Jahr 1960 mit der Anlage zweier Schachtanlagen inmitten zweier alter Grubenfelder mit dem Namen „Werner“ und „Bertha“, sowie auf dem Teil eines weiteren 3. Feldes mit dem Namen „Geschieb“, alles nordöstlich des Kupferhübels / Mědník.

 


Ausschnitt aus einer Grubenfeldkarte. Zur Orientierung können wir den Verlauf der Bahnstrecke Chomutov –Vejprty verwenden. Diese durchschneidet das alte Eisenerzbergbaugebiet von Kupferberg von West nach Ost. Der rote Strich markiert die Lage der Grube Kupferberg / Měděnec inmitten der alten Grubenfelder. Damit ist auch belegt, das die Grube nicht auf der „grünen Wiese“ entstand, sondern gezielt in einem alten Bergbaugebiet angelegt wurde. Bildquelle: Ing. Jiří Kouba, Most (slon.diamo.cz)

  

Vorausgegangen war ein Beschluss des Ministeriums für Hüttenindustrie und Erzbergbau vom 5. Dezember 1958. Das Kupferberger Bergwerk sollte eines von sechs Betrieben des Kombinates „Eisenerzbergwerke und Hüttenanlage Ejpovice – Pilsen“ werden. Der eigentliche Bau der Tagesanlagen begann im Mai 1964 und fand unter relativ schwierigen Bedingungen statt. Der Erzgebirgskamm war nur über eine schmale Straße oder über die Bahnlinie erreichbar. Die Witterungserscheinungen auf dem Erzgebirgskamm im Winter erschwerten die Bauarbeiten zunehmend. Besonders betroffen war der Transport größerer Ausstattungskomponenten wie Trafos für die Stromversorgung der Grube und Teile für die Aufbereitung.

 


Winter in Měděnec um 1964. Solche Schneemassen waren früher normal im Erzgebirge, heute eher sehr selten. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Haltepunkt Měděnec im Winter 1964. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Lieferung der ersten technischen Ausstattung für den Bau der Grube im Jahr 1964. Vermutlich handelt es sich um den Aufbau einer Betonmischanlage, deren einzelne Komponenten gerade in einem in Errichtung befindlichen Schuppen untergebracht werden. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 

Schon vor eigentlichen Baubeginn wurden die Anforderungen an eine künftige Produktion umfassend verändert. Durch einen Regierungsbeschluß vom 14.08.1963 ist das Volkseigene Kombinat „Eisenerzbergwerke und Hüttenanlage Ejpovice – Pilsen“ angewiesen worden die Herstellung von Magnetit für die Schwereflüssigkeitsaufbereitung in den Kohlebergwerken abzusichern. Entsprechend ist der Investitionsplan für die Grube Kupferberg überarbeitet und um die Herstellung von Schwereflüssigkeitsmitteln erweitert worden. Danach sollte Kupferberg 50.000 t Grobkonzentrat oder 45.000 t Superkonzentrat und 35.000 t Magnetit- Schwereflüssigkeitsmittel herstellen. Dies bedeutete eine Gesamtproduktion von etwa 240.000 t.

Diese bestand auch aus der Aufbereitung von 40.000 t Erz aus der Grube Vlastějovice im Böhmisch- Mährischen Hochland. Mit der Einstellung der Grube Vlastějovice und der schrittweisen Einstellung der alten Rennanlagen zwischen 1964 bis 1967 entfielen diese Ziele der „Regierungsplaner“.

 


Aufbau des Baustellen-Kranes für die Errichtung des Stahlbetonkörpers der späteren Förderschachtanlage.
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Der Blick vom Kranausleger auf die Baustelle. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Der Förderturm wächst langsam und auch der Kran kann diese Höhe noch bewältigen. Die Betonierarbeiten wurden noch händisch ausgeführt !  Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Ansicht des zukünftigen Förderturmes im Frühjahr 1964. Links daneben ist schon der Anfang vom Aufbereitungsgebäude zu sehen, wo später das Skip- Gefäß entleert wurde und die eigentliche mehrstufige Aufbereitung begann. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


eilansicht der Baustelle mit dem Kupferhübe l /Mednik im Hintergrund. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

   


Ansicht in Richtung Norden. Das Fördergerüst des kleinen zweitrümigen Schacht ist schon fertig gestellt.
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Armierungseisen werden auch heute noch von Hand verarbeitet. Aber in diesem Fall ist auch der Beton händisch verarbeitet worden… Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

   


…wie hier gut zu erkennen. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Teilansicht der Baustelle mit dem Haldensturz der schon geteuften Schächte. Heute ist diese Fläche um ein Mehrfaches größer. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Parallel zum Stahlbetonschacht wurde auch das Labor- und Sozialgebäude errichtet.
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Der Beton für die recht aufwendigen Arbeiten ist mittels Silo- Wagen per Bahn geliefert worden. In den Holzschuppen am zukünftigen Schacht stand sicher die Betonmischanlage. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Eine Ansicht der Baustelle aus größerer Entfernung. Die Gebäude des zukünftigen Bergwerkes wachsen schon nach oben. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Noch eine Aussicht aus größerer Perspektive zeigt uns schon den Rohbau des Labor- und Sozialgebäudes. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Der Aufbereitungs-Schacht wächst mittlerweile auch heran. Der „kleine“ Kran reichte bei weitem schon lange nicht mehr um Baumaterial auf den Stahlbetonschacht zu heben. Außerdem ist am Stahlbetonschacht ein Gerüst angebaut um den Bauarbeitern den Aufstieg zu ermöglichen. Vermutlich ist auch eine Windenanlage im Stahlbetonschacht eingebaut mit der man den riesigen DEMAG- Kran aufrichten kann…
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Der DEMAG- Kran ist mithilfe einer im Stahlbetonschacht befindlichen Winde aufgerichtet worden…
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Das Aufrichten des Kranes 1965. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Das Aufrichten des Kranes 1965. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Bauzustand um 1965/1966. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Im Vordergrund ein Skoda- Fronthauber. Den Kran benötigte man für den Aufbau der stählernen Plattform für das spätere Fördermaschinenhaus. Später konnte mit einer Hilfswinde die einzelnen Segmente der technischen Ausrüstung nach oben heben. Diese Winde gibt es heute noch im Förderturm. Leider haben wir von diesem Bauabschnitt derzeit noch kein Bildmaterial. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Leider ein etwas unscharfes Foto. Doch gut sichtbar der Fortgang der Bauarbeiten am Labor- und Sozialgebäude das nun die Phase eines Rohbaus erreicht hat. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 

 

 

Produktionsaufnahme und Produktionsmengen des Bergwerkes Kupferberg / Měděnec

  

Am 17. Mai 1968 nahm die Grube Kupferberg / Měděnec ihren regulären Betrieb auf, obwohl noch gar nicht alle Gebäude und technische Anlagen fertig gestellt waren. In diesem Jahr lieferte die Grube Kupferberg 19.865 t Erz, aus denen 4.536 t Konzentrat hergestellt wurden.

Nebenher ging der weitere Ausbau der Infrastruktur des Bergwerksbetriebes weiter. Dabei sind auch Umbauten und Veränderungen vorgenommen worden, die aus den Erfahrungen bei der Erstproduktion aufgrund von Problemen, Mängel und Reparaturen herrührten. Das Jahr 1969 erbrachte dann bessere Werte, die aber auch nicht die vorgegebenen Dimensionen der Produktion erreichen konnten. Das waren 52.812 t Erz, aus denen eine Menge von 16.034 t Konzentrat resultierten.

Das ursprüngliche Konzept sah für die geplante Produktion drei Arten von Produkten vor:

  1. grobes Konzentrat mit einem durchschnittlichen Gehalt von 63% Eisengehalt als Hochofenaufgabegut,

  2. ein Superkonzentrat mit einem durchschnittlichen Gehalt von 69,7% Eisengehalt, für die Katalysatorherstellung, für die Ammoniumherstellung und zur Herstellung von Elektroden,

  3. eine kleine Menge von Zwischenprodukten auf Nachfrage mit dem Gehalt von 27% bis 30% Eisengehalt für die älteren Rennanlagen,

  4. Außerdem Splitt aus tauben Bergen und Aufbereitungsrückständen aus der trockenen Magnetscheidung von 25 mm Korngröße für das Baugewerbe als Zuschlagstoff oder Frostschutz.

  

Das Bergwerk Kupferberg/Měděnec hat in 24 Jahren Produktionszeitraum vom 17. Mai 1968 bis zum 31. Juli 1992 = 290 Monate und 16 Tage insgesamt 2.672.000 t Eisenerz mit einem Durchschnittsgehalt von 35,07% Eisen oder 937.000 t reines Eisen gefördert.

Die jährliche Höchstfördermenge ist im Jahr 1977 mit 141.000 t Erz erreicht worden, also einer Menge, die weitaus geringer ist als die ursprüngliche Planungsvorgabe aus dem Jahr des Baubeginns. Im Durchschnitt sind jährlich gut 110.000 t Erz gefördert worden.

Dabei stammen aber nur 85% wirklich aus der Lagerstätte Kupferberg. Die restlichen 15% stammen aus Preßnitz / Příšečnice. Weiterhin sind noch 15.000 t Erz aus dem ehemaligen Bergwerk Václav (Fischer) unweit Schmiedeberg / Kovářská bis 1981 auf Kundenwunsch für Roheisenherstellung oder als Schwereflüssigkeitsmittel mit aufbereitet worden.

  

1981 befasste man sich mit einer Erweiterung der Produktionspalette. Dies resultierte aus vorhanden sulfidischen Erzen mit recht guten Gehalten von Kupfer und Silber, sowie Magnetit für die Abschirmung von Kernreaktoren des Kraftwerkes Termelin.

Ab 1982 an wurde ein Cu- Konzentrat aus sulfidischen Erzen, die im Magnetit mit vorkamen, hergestellt. Die Produktion lief bis 1990. Es sind gut 1.720 t Cu- Konzentrat mit einem Gehalt von 18,78% Cu und 469 ppm Ag hergestellt worden. dies entspricht Mengen von 323 t Cu und 807 kg Ag.

Von Anfang 1981 bis Ende des Jahres 1991, oder nahezu elf Jahre lang, produzierte die Grube Kupferberg / Měděnec ein Erzkonzentrat in einer Menge von 16.100 t mit einem Gehalt von 31,0% Fe. Die durchschnittliche Jahresproduktion, die sich nach den Anforderungen der Kunden richtete, betrug rund 1.500 t.

In einem relativ kurzen Zeitabschnitt, nämlich in den letzten fünf Jahren des Betriebes der Grube – von 1988 bis Juli 1992 – ist ein besonderes Konzentrat von Magnetit in höchster Qualität produziert worden. Es diente zur Herstellung von Schwerbeton für das im Bau befindliche Kernkraftwerk Termelin. Es handelte sich dabei um eine Charge von 11.300 t mit einem durchschnittlichen Gehalt von 47,8% Fe.

Als Nebenprodukt aus der trockenen Aufbereitung des Erzes stammen 852.000 t Gestein als Schotter für Bauzwecke zur Gründung im Straßen- und Wegebau, sowie für Hochbauten und als Zuschlagstoff.

Insgesamt sind 975.000 t Konzentrat von Eisenerz in der durchschnittlichen Qualität von 66,7% Fe, das sind 650.000 t Metall hergestellt worden. Die größte jährliche Konzentration von 58.000 t Fe wurde 1979 produziert, seitdem wurde die Produktion im Jahr 1991 schrittweise auf 35.000 t und im letzten Jahr von 1992 auf noch 24.000 t marktbedingt gesenkt. Die höchste Durchschnittsqualität an Eisengehalt erreichte die Grube Kupferberg mit 68,79% im Jahr 1988.

Zur Erweiterung der Produktionspalette sind ab 1985 die verschiedensten Möglichkeiten erörtert worden. Umgesetzt hat man zum Beispiel die Aufbereitung von Niedertemperaturschlacken aus dem Stahl- und Walzwerk Komotau / Chomutov. Daraus entstand wieder ein Material, das zur Schwereflüssigkeitstrennung in den Aufbereitungsanlagen der tschechischen Kohleindustrie einsetzbar war. Weiterhin sind Versuche mit der Aufbereitung von Flugasche – Gewinnung der Eisenanteile – und Abfallprodukten aus der slowakischen Nickelhütte Sereď durchgeführt worden.

   


Teilansicht der Grube mit dem fast fertiggestellten Aufbereitungsgebäude neben dem Betonförderturm. Die Aufnahme entstand vermutlich vor 1968. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


So sah es zu Betriebszeiten dort aus… Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Wieder ist es Winter. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Die werkseigene Rangierlok an der Waage – wieder Winter… Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Ansicht des in Betrieb befindlichen Förderschachtes. Unter dem Seilfahrtgestell hängt das Skipgefäß. Dieses wird im Schacht in einen Vorratsbehälter entleert und über eine Förderbandanlage – die schräge Verbindung zwischen den beiden Türmen – in den kürzeren Turm mit der Vorselektion entleert.
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Noch einmal von der anderen Seite. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Der Werksverkehr mittels Triebwagen mit Anhänger am Haltepunkt Medenec.
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Bergleute der Grube Kupferberg / Měděnec. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Man beachte die Muschelhelme… Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Die „Herrn Genossen“ als Besucher in schicker neuer Gummijacke im Füllort des zweitrümigen Schachtes, vermutlich auf der 4. Sohle… Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Zum Schluss noch einmal die Muschelhelme und ihre Träger. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Die werkseigene Rangierlok in betriebsbereitem Zustand im Lokschuppen.
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Blick in die Kompressorstation… Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Steuerkarten für die Verdichteranlage – heute ist hier alles geplündert und der Rest zerkloppt !
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Revisionsarbeiten auf der 4. Sohle an der Sturzrolle zum Brecher auf der 5. Sohle.
Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  


Rolle auf der 4. Sohle. Hier wurden die Hunte entleert. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Impressionen aus den Abbaufeldern. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 


Impressionen aus den Abbaufeldern. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

 

 

 

Die „Zukunft“ des Bergwerks Kupferberg / Měděnec nach 1992 –
Leider nur ein Wunsch !

  

Damit die Grube Kupferberg / Měděnec eine weitere Zukunft besitzt, ist der geologischen Erkundung viel Augenmerk geschenkt worden. Mit einem Budget von gut 2 Mio. Kronen, zum einen Teil aus dem Staatshaushalt und zum anderen gestellt durch die „Erzbergwerke und Magnesitwerke Bratislava“ in den letzten 10 Jahren des Bestehens der Grube Kupferberg / Měděnec bis 1988 war eine umfassende Erkundung der Lagerstätte für die Zukunft möglich. Ziel sollte es sein, das Bergwerk bis weit über das Jahr 2000 in Betrieb zu halten.

Die geologisch- mineralogische Erkundung des Lagerstättenbezirkes brachte wirklich ein Novum hervor. Im Bereich der Magnetitlagerstätte Schmiedeberg / Kovářská konnte ein Skarnlager mit einem Erzgehalt von etwa 12 bis 15 Mio t Erz nachgewiesen werden. Es handelt sich um das größte Erzvorkommen dieser Art in Tschechien und natürlich der Region Preßnitz / Přisečnice, Kupferberg / Měděnec und Weipert / Vejprty !

Nach einer Modernisierung und Erweiterung des Bergbaubetriebes Kupferberg / Měděnec und der Erschließung dieser Skarnlagerstätte wäre der Betrieb bei einer Jahresfördermenge von 300.000 t bis 500.000 t oder einer Eisenkonzentratproduktion von gut 110.000 t bis 210.000 t bis etwa 2020 – 2030 gesichert gewesen.

Der Niedergang und andere Unfähigkeiten der sozialistischen Wirtschaft in der damaligen Tschechoslowakei und im gesamten RGW zogen einen sukszessiven wirtschaftlichen Verfall im sogenannten „Ostblock“ nach sich, der in der sogenannten „Wende“ mündete, die sich in fast allen Mitgliedsstaaten des RGW vollzog.

Der niedrige Rohstoffpreis für Eisenerze Anfang der 1990er Jahre auf dem Weltmarkt war eine schlechte Basis für solche Projekte. In Deutschland (Wismut, Kupferschiefer, Zinn, Eisenerzbergbau im Harz und teilweise Salzgruben), Polen und Tschechien schlossen reihenweise Bergwerke und Hüttenbetriebe ihre Pforten. Erze aus Südamerika und China waren auf dem Weltmarkt weit billiger zu haben. Erst nach 2010 steigen die Preise wieder und ein Umdenken setzte im „neuen“ Europa ein, was auch zu neuen Bergbauprojekten führte. Die EFS in Niederschlag wäre als Beispiel zu nennen oder auch die Bemühungen über die Gewinnung von Lithium in Zinnwald beiderseits der politischen Grenze.

  

Für den Bergbaubetrieb Kupferberg / Měděnec ist somit ein ganz anderes Portfolio entwickelt worden. Es sollten Zuschlagstoffe für die Bauindustrie und sogar für Kosmetikhersteller ( !! ) produziert werden. Dabei standen die granatführenden Muskovitglimmer und der Muskovit- Glimmerschiefer im Mittelpunkt der Überlegungen. Dieses Gestein enthält 40% bis 60% Muskovitglimmer, 30% bis 50% Quarz und 3% bis 13% Almandin (der Eisen- Aluminium- Granat).

Ein weiterer gewinnbarer Rohstoff ist bei Elhenitz / Lhenice (bei Budweis / České Budějovice) in Form von granatreichem Migmatit bekannt. Dieser enthält neben einem Gehalt von 10% bis 35% Almandin auch 30% bis 50% Quarz, daneben Feldspat, Biotit und das Aluminium- Silikat Sillimanit. Hier hätte die Gewinnung in kleinen Untertageanlagen wie auch in Steinbrüchen erfolgen können. Vorräte beider Gesteine sind für mehrere Jahrzehnte prognostiziert worden und dabei wären auch noch Erweiterungen durch andere Vorkommen möglich. Die Aufbereitung dieses Materials sollte in der alten umgebauten und erweiterten Kupferberger Aufbereitung geschehen, was zumindest für einen Testbetrieb sogar noch realisiert worden ist. Die Ablaufkette der Aufbereitung sollte folgendermaßen bewerkstelligt werden:

  • pneumatische Scheidung

  • Hochintensitätsmagnetscheidung

  • Schweretrennung auf Stoßherden

  • trockenes und nasses Mahlen

  • scharfe Siebung

  • Flotation

  • Wärmebehandlung des Granates

Die Projektausarbeitung der Aufbereitung und der Nebenanlagen ist von der Prager Firma „Keramoprojekt Prag“ umgesetzt worden.

Hergestellt werden sollte Flockenglimmer in Korngrößen unter 1 mm, sowie gemahlener Glimmer bis maximal 10 Mikrometer Größe, delaminierter Glimmer und Glimmer mit Oberflächenveränderungen. Ebenso sollte mit dem Granat verfahren werden. Dieser ist unter der Handelsbezeichnung „Garnet Bohemia“ in denselben Korngrößen wie der Glimmer angeboten worden.

Nebenher sollten noch Abfallprodukte wie Quarz in der Korngröße unter 1 mm und ebenso Feldspat und Sand zum Produktionsumfang gehören. Die Grundidee war, eine fast abfalllose Produktion zu realisieren. Alles was nicht verwendbar oder verkäuflich war, sollte im Betonschlackenformziegel TERMI verwendet werden.

Doch gab es wohl große Probleme mit dem Absatz der angedachten Produkte. Realisiert sind lediglich die Herstellung von Granatzusätzen für Putze, Farben und Schleifmittel. Es ist leider nicht bekannt was aus den anderen Ideen geworden war. Aber vermutlich war überhaupt kein Geld vorhanden um die aufwendigen und teuren Maschinen für die Aufbereitung zu kaufen. Der Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt viel zu hart um als kleiner Bergbaubetrieb zu bestehen. Zumal dieser Markt der Glimmer und Granate aus Übersee ausreichend und billig gedeckt werden konnte. Mögen zwar die einheimischen Produkte auch in der Qualität gleichwertig oder sogar hochwertiger gegenüber dem importierten Material aus Übersee sein, im Endeffekt entscheidet das Geld und das war im Kupferberger Betrieb nicht vorhanden.

 

Es gab noch eine zweite Schiene. Dies war der Geotourismus.

Man konnte seit 1990 bis zur Grubenschließung ein solches aktives Bergwerk ohne große Probleme besichtigen, was unseres Wissens auch ganz gut genutzt wurde. Neben dem Aufbau einer Pension auf dem Gelände der Arbeitersiedlung vor dem Werkstor mit Gaststätte gehörte ein kleines Areal in Form eines Freilichtmuseums dazu. Auch gehörte eine schon geniale Mineraliensammlung in einer Ausstellung, die in einem Nebenraum des Mineralienladen untergebracht war, dazu. Diese enthielt über 600 Stücke, teilweise in Museumsqualität, aus der Lagerstätte Kupferberg / Měděnec, der näheren Umgebung und einigen sehr bekannten böhmischen Fundorten.

Angedacht war auch, den Bergbaubetrieb teilweise mit in das Museumsgelände zu integrieren und damit ein Projekt aus den 1970er Jahren umzusetzen. Damals war angedacht worden, bei Schließung der Grube den gesamten übertägigen Komplex in ein Museum umzuwandeln. Doch auch all diese zusätzlichen Einnahmen reichten in keiner Weise zum Erhalt des Bergbaubetriebes aus. Finanziell am Ende, kam im Spätsommer 1998 das endgültige Aus. Es war kein Geld mehr für die Bezahlung der Stromrechnung vorhanden und man mußte Insolvenz anmelden.

Was dann kam, haben wir ja schon eingangs erwähnt und dies zu wiederholen sparen wir uns hier…

  


Ausstellungs- und Verkaufsraum in der Pension an der Grube Měděnec/Kupferberg im Rahmen des Geotourismus um 1993. Foto: Sammlung Ivan Cáder, Měděnec

  

Noch ein Satz zum Schluß zu Kupferberg.

Der Bergmann „Toni“ aus Weipert sagte zu mir und meinem Bergbaufreund Gerd Uhlig (†) bei einer der letzten Befahrungen 1998: „Allein der zaghafte Abbau und Verkauf von Mineralien könnte die Grube noch für viele Jahre wasserfrei halten, bis in bessere Zeiten !“

  


Das Wahrzeichen von Měděnec ist der schon weithin sichtbare, 910 m hohe Kupferhübel (tschechisch Mednik) mit der Kapelle „Maria hilf“. Der böhmische Teil des Erzgebirges ist im Gegensatz zum wettinischen Sachsen nach den Konfessionskriegen des 16. und 17. Jahrhunderts katholisch geblieben.
 


Von der kleinen Rotunde (1674 erbaut) auf der Spitze des Kupferhübel bietet sich ein imposanter Rundblick über das Erzgebirge, aber nur wenn das Wetter mitspielt.
 


In der Kapelle: Seit Jahrhunderten ist die heilige Maria die Schutzpatronin der Kupferberger Bergleute.
 


Blick vom Kupferhübel auf die Stadt: Die Spuren des Bergbaus reichen bis an den heutigen Ort heran und der Abbau ging vermutlich in den kleinen tagesnahen Gruben bis in die Siedlung hinein - wie bei so vielen Orten im Erzgebirge - und bereitet heute durch diverse Bergschäden auch viele Sorgen.
 


Der Blick vom Kupferhübel über den Erzgebirgsabbruch in den Eger- Graben mit den Braunkohlengruben und Kraftwerken um Chomutov...
 


...und weiter nordostwärts entlang des Erzgebirgskammes. Am Horizont rechts kann man bereits die Vulkankegel des Böhmischen Mittelgebirges erahnen.
 


Kupferberg selbst ist eine winzige Bergstadt geblieben. Die planmäßige, rechtwinklige Anlage der Bergstadt ist aber noch zu erkennen! Die Kirche bildet den Mittelpunkt am großen Rechteck des zentralen - für eine weit größere Stadt vorgesehenen - Marktes und ist gerade einmal von zwei Häuserzeilen umgeben. Analog wurde auf sächsischer Site zum Beispiel die Stadt Marienberg angelegt. 
 


Nach Südwesten erkennt man gut die höchsten Erhebungen des Erzgebirges: Fichtelberg (auf sächsischer Seite mit Hotel und Wetterstation) und Keilberg (links, in Böhmen). Dazwischen liegt der Grenzübergang Oberwiesenthal - Bozi Dar. 
 

Unsere Exkursion startete im Mai 1998 an der Kapelle, nur wenige Monate vor Grubenschließung.

 

 

 

Ein Besuch untertage in den 1990ern... 

  

Die nachfolgenden Bilder sind teilweise von sehr schlechter Qualität, dies liegt zum einem am verwendeten Filmmaterial, an noch fehlenden leistungsstarken Blitzgeräten und mangelnder Zeit innerhalb der regulären Führung einer großen Besuchergruppe !

Da zukünftig die Möglichkeit nicht wiederkehren wird, diese Grube noch einmal zu befahren, haben wir uns entschlossen, Ihnen diese Bilder dennoch so zu zeigen.

 


Eingefahren sind wir über den Malakoffturm bis auf die 2. Sohle, die damals schon bergrechtlich abgeworfen war. Für diese „Aktion“ wurde der Fahrtenschreiber an der Fördermaschine außer Betrieb gesetzt! Denn die 2. Sohle war mineralogisch hochinteressant, hier standen noch Minerale an, die über Jahre die Stromrechnung finanziert hätten! Nur hier habe ich einmal Silbererz bergfrisch gesehen!
 

Bis die Einfahrt komplett und Truppe vollzählig war, nutzten wir die Zeit für einige Bilder am Füllort.
 

Die Auffahrungsprofile erinnern etwas an die Normen der SDAG Wismut. 
Doch die halbrunde Firste ist typisch für das Kupferberger Revier.
 

Hier ging es in einen interessanten Abbau, wo auch noch Silber und viele andere schicke Mineralien anstanden. Die Bolzen sollten wohl eine „akute Gefährdung“ vortäuschen und Besucher verschrecken, aber sicher nicht uns...
 


Nun weiter Richtung Abstieg zur dritten Sohle.
 


Überall lagerte noch Material...
 

...und es stand noch Technik umher.
 

Bremsberg auf der 3. Sohle.
 

Abgeworfene Richtstrecke in Stahlrinnenprofilausbau mit Betonverzug! Auch ein Unterscheidungsmerkmal zum Bergbau der SDAG Wismut.
 

Schrapperwinde mit Schaufel in einem Magnetitabbau zwischen 3. und 4. Sohle.
 

Wasserstrecke zu einem abgeworfenen und gefluteten Grubenteil, hinter dem Damm am Ende der Strecke standen dauerhaft mehr als 90 m Wassersäule an! Traufdächer und Ausbau sahen hier schon sehr „wandelbar“ aus.
 

Der Durchstieg zur 4. Sohle erfolgte ausschließlich über solche Steigorte. Dies aus Holz hergestellten Treppen waren im Einfallen des Abbaus angelegt und eher für Kontrollzwecke der Steiger gedacht statt für Besuchertouren. Der Zustand war von „gerade so“ bis „völlig verfault“, aber als „Schwarzbefahrer" kannten wir diese Zustände aus anderen Gruben des Erzgebirges zur Genüge. Die Handläufe durfte man nicht berühren, geschweige ernsthaft benutzen. Das Gebirge war von zig Quadratmeter großen „Sargdeckeln“ gekennzeichnet und sorgte für unheimliche Ruhe in der Befahrergruppe!
 

Wasserhaltung auf der 4. Sohle für das ganze Bergebäude. Im Normalfall genügte eine Pumpe um das Grubenwasser zu entsorgen, bei starken Zuläufen schaltete sich eine zweite Pumpe zu.
 

Untertägige Sortier- und Brecheranlage für das erzhaltige Gestein.
 

Die 4. Sohle war als große Rundstrecke durch die Lagerstätte angelegt und man konnte sich deshalb nicht verlaufen. Unser Bergführer „Toni“ ließ uns mal 2 Stunden allein und machte mit einer weiteren Besuchergruppe mal eine „reguläre Führung“ (!). Einziger Sicherheitshinweis  von „Toni“: „Nicht an die Oberleitung kommen, da ist Strom drauf!“  Der Hinweis sollte uns noch von Nutzen sein!
 

Nun hatten wir Zeit um zu fotografieren, sofern unsere Technik in den großen Räumen ausreichte.
 

Imposant waren immer die Streckenkreuze der doch recht geräumigen Richtstrecken.
 

Da stand sogar eine Grubenlok. 
Was hatte „Toni“ gleich gesagt, da ist Saft auf der Oberleitung? 
Fein, da können wir Lok fahren!!!
 

Die Bedienung einer Lok ist doch „kindgerecht“ gelöst. Der Stromabnehmer wird durch eine Feder an die Fahrleitung gedrückt und stellt bei den Tschechen wohl auch den Hauptschalter dar. Alles andere ging wie von selbst...
 

...und nun wissen wir, warum jeder Junge Lokführer werden wollte!
 

Auf der 4. Sohle gab es auch noch einen gewaltigen Abbau. Dieser war für die normalen Besucher mit einem Gitter abgesperrt, aber dessen Tor stand offen und lud zu einer Begehung ein. Der Magnetitabbau hatte eine Einfallen von etwa 30° - 40°, war sichtbar etwa 70 - 100 m lang und gut 25 m hoch und vielleicht 30 – 40 m breit! Ein gewaltiger Halogenstrahler vermochte nicht diesen Abbau auszuleuchten!
 

Wir nutzten die Gelegenheit für ein paar Bilder bei Kunst- und Blitzlicht.
 

Die Kantenlänge mancher Brocken betrug weit mehr als 5 m!
 

Reguläre Besuchergruppen sind wohl nur an die „beleuchteten Stellen“ gekommen, wir hatten halt Zeit und Freiraum zum erkunden.
 

Unsere Fototechnik ist schon lange an ihre Grenzen gestoßen, doch das haben wir erst hinterher gesehen. Die digitale Fotografie war für uns noch nicht bezahlbar, geschweige technisch in der Lage bessere Bilder zu erstellen.
 

Füllort des zweitrümigen Schachtes mit dem kleinen Stahlfördergerüst. Der Schacht war noch in Holzzimmerung ausgebaut und die Gestelle waren ohne jegliche Sicherheitseinrichtungen, die Gestelltore ließen sich bei voller Seilfahrt öffenen und man konnte bei gut 5m/s Fahrgeschwindigkeit den Ausbau betrachten!
 

Derselbe Schacht, nur andere Seite des Füllortes.
 

Die Schlosserei auf der 4. Sohle war auch eine „Heimsuchung“ wert.
 

Bahnhof mit Zug neben der Schlosserei. Alles stand so wie es zur letzten Schicht stehen blieb, außer es fahren die Besucher selber mal mit der Grubenbahn.
 

Stahlrinnenprofilausbau mit hölzernen Druckkasten vor einem Streckenkreuz.
 

Toni macht unsere Ausfahrt mit dem Maschinisten klar, aber warum quatschen die so lange?
 

Zum Abschluss noch ein Gruppenbild und dann ist diese schöne Exkursion auch schon zu Ende ! 

   

Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis gab es noch für alle: Der Maschinist hatte nämlich wieder den Fahrtenschreiber deaktiviert, damit er bei Aufholen des Gestells mal die Notbremse benutzen kann. Bei 6 m/s Geschwindigkeit wurde bei der Ausfahrt die Notbremse vom Maschinisten betätigt, die Fördermaschine stand schlagartig still, das Gestell mit den Besuchern „flog“ noch etliche Meter nach oben, folgte anschließend der Schwerkraft wieder und fiel recht unsanft ins Seil zurück. Für einen Moment erlebten all die Schwerelosigkeit!!!!! Solche Aktionen sind in Deutschland wohl undenkbar, aber auch für die schon sehr in die Jahre gekommene Fördereinrichtung des Malakoffturmes nicht ganz ohne Risiko!

   


Die Fördermaschine befindet sich oben im Malakoffturm in einer recht großen Halle.
 

Die Bremseinrichtung der Maschine.
 

 Zum Abschluss trafen wir uns alle nochmal oben auf dem Förderturm beim Maschinisten.
 

Der Maschinistenarbeitsplatz.
 

Auch vom Förderturm hat man einen schönen Ausblick, hier zum Kupferhübel...
 

... oder über das Betriebsgelände und den Verlauf des Erzgebirges...
 

...oder auch zum Schlammabsetzer und der benachbarten Grube Preßnitz...
  
  

...sowie diesen Einblick in eine gewaltige Pinge, die durch die überdimensionalen Abbaue 
entstanden ist.

 

Die Pinge in der Größe von 120 m im Durchmesser und 45 m in der Tiefe ist durch den Zusammenbruch eines älteren Abbaus zu einer Zeit entstanden, als sich niemand in der Grube aufhielt. Am Anfang stand eine größere Sprengung in einer Abbaukammer, die mit mehr als den üblichen Mengen an Sprengstoff ausgeführt wurde. Es war ein Versuch, die Gewinnungsarbeit effizienter zu machen ‒ was allerdings gründlich fehl schlug und zu einem Bergschaden führte. Dabei ging im Bereich der 2. Sohle, gut 100 m unter der Tagesoberfläche eine ältere Abbaukammer zu Bruch.

Was möglicherweise aber nicht der einzige Grund war. Wie wir schon ausgeführt haben, lag die Grube Kupferberg / Měděnec in einem alten Bergbaugebiet mit Bergbau von unbekanntem Ausmaß. Der frühere Abbau ging jedoch relativ tagesnah um. Wahrscheinlicher ist daher, dass über der Abbaukammer der 2. Sohle schon ältere Baue aus früher Zeit lagen und schon eher zu Bruch gingen. Dies wird auch durch die Übersetzung eines tschechischen Berichtes bestätigt. Jedoch ist die Übersetzung solcher Berichte aus der tschechischen Sprache in die deutsche Sprache nicht gerade einfach und eben auch fehlerbehaftet.

Zu dieser Pinge erzählte uns „Toni“ die folgende Begebenheit:

Die durch den Bruch entstandene Druckwelle aus komprimierter Luft war so enorm, dass auf den Strecken in dieses Grubenfeld ganze Hunte nebst Lok aus den Gleisen geschleudert wurden und die blecherne Kaue des kleinen zweitrümigen Stahlfördergerüstes einfach davon flog !

Es war ein großes Glück, dass niemand zu schaden kam, nicht um sonst wacht die heilige Maria über den Kupferberg.

Im Jahr 2000 ist die nunmehr mit Wasser gefüllte Pinge mittels Beschilderung und Seilabgrenzung abgesperrt worden. Nicht umsonst war die 2. Sohle schon seit 1990 bergrechtlich abgeworfen und durfte mit der Seilfahrt nicht mehr angefahren werden.

Aufgrund des seit 1998 aufgegangenen Grundwasserstandes zeigten sich auch um den Pingenrand herum Rutschungen und ringförmige Bildungen von Setzungsrissen, die auf die Aufweichung von Sedimenten zurückzuführen waren. Diese Erscheinungen sind heute sichtbar und noch nicht abgeklungen.

L. M.

Der Zustand der Grubenanlagen im Jahr 2018.

 

Heute bietet nur der Mariahilf- Stolln (tschechisch Marie Pomocná) noch Besichtigungsmöglichkeiten für Besucher. Dieser Stolln ist ein kleines Besucherbergwerk, das im Mai 2007 eröffnet wurde. Hier wurde früher hauptsächlich das Kupfererz Malachit abgebaut. Der Stolln führt unterhalb des Kupferhübels in den Berg. Öffnungszeiten findet man unter der Seite des Museums Most:  

http://www.muzeum-most.cz/de/montanregion/index.php?kap=8a1b4c 

   


(Foto: Wikipedia)
 

 

 

Weiterführende Quellen

  

  1. von Sternberg, Kaspar: Umrisse einer Geschichte der böhmischen Bergwerke, 1. Band, Prag, 1836

  2. Altmann, Götz: Erzgebirgisches Eisen, Geschichte – Technik – Volkskultur; Sächsische Landesstelle für Volkskultur Schneeberg, 1999

  3. Michaela Balášová und Ivonne Burghardt: Eine unbekannte Urkunde aus dem Jahr 1339 als ältester schriftlicher Nachweis von Silberbergbau im böhmischen Erzgebirge; in: ArcheoMontan 2014, Ergebnisse und Perspektiven
     
     

  4. Internetlinks:

   


 

 

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