Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de
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Der Ringbrandofen der ehemaligen Ziegelei bei
Gelobt Land (Brand-Erbisdorf) Erstellt März 2017. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Erlaubnis für diesen Blick in das Bauwerk bei Herrn Listner sr., der uns auch noch einige Fakten aus der jüngsten Geschichte erzählen konnte.
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Fährt man über die B 101 von Freiberg in
Richtung Annaberg, muß man am Ortsausgang von Brand-Erbisdorf unweigerlich
direkt hier vorbei. Das
eher unscheinbare Baudenkmal direkt neben der Bundesstraße fällt trotzdem nur
Ortskundigen ins Auge.
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Über die Ursprünge und Betriebszeiten der
Ziegelei am südlichen Ortsrand von Brand-Erbisdorf haben wir noch nicht wirklich
viel herausbekommen können. Vielleicht liegen im Stadtarchiv noch Unterlagen
dazu - in den Datenbanken des Staatsarchives jedenfalls ist die Aktenlage
ziemlich dünn. Deshalb nutzen wir die Möglichkeiten des Geoportals und des Kartenforums der Deutschen Fotothek und schauen einmal nach, wann die Ziegelei denn auftaucht.
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Die folgende Ausgabe der Topographischen Karten des Königreichs Sachsen, hier nun Blatt 98 Oederan, datiert leider erst auf 1916. Jetzt ist die Ziegelei verzeichnet. Sie muß also zwischen 1874 und 1916 entstanden sein.
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Die nächste Ausgabe der TK aus dem Jahr 1936. Sie ist ganz offenkundig noch da...
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Die Geschichte und die Funktionsweise der Ringbrandöfen haben wir in unserem Beitrag zum Dolomitabbau bei Geithain schon ausführlich erläutert. Einen denkmalgerecht rekonstruierten Ringbrandofen kann man sich auch in Großtreben anschauen. Bei diesem hier in Brand-Erbisdorf handelte es sich um einen rechteckigen Brennofen mit umlaufendem Brennkanal. Die Grundfläche hat nach Schrittmaß eine Größe von etwa 10 m mal 25 m. Die Außenmauern sind pyramidenstumpfförmig gesetzt. Der Brennkanal besaß auf der Nord- und Südseite je sechs Abschnitte mit Einkarrtoren, an den beiden Stirnseiten jedoch nur schmale Kanäle ohne Zugangstore. Die Ofentore haben eine Höhe von etwa 1,6 m und knapp 0,8 m Breite. Gegenüber anderen, ähnlichen Brennöfen erscheint er relativ klein. Die einzelnen Abschnitte des Brennkanals sind etwa 3 m lang und knapp 2 m breit; bei einer Höhe des Gewölbescheitels von etwa 2,4 m. Die Kanäle an den Stirnseiten besitzen dagegen nur den Charakter schmaler Rauchgaskanäle und sind bestenfalls 0,8 m breit.
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Der Grundriß des Ofenbauwerks. Über den Aufbau des Rauchsammlers im Inneren können wir leider nichts mehr sagen, da die Schürebene mit einer Betonplatte abgedichtet und damit für Schüttgut tragfähiger gemacht wurde.
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Der eigentliche Brennofen hat etwa so ausgesehen. In der Mitte der Shürebene lagen die Öffnungen für die Bedienung der Rauchglocken, außen lagen die Schüröffnungen über dem Brennkanal.
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Noch eine letzte Zeichnung: Der Bauzustand des Ofenbauwerkes nach 1954. Den Zugang zum Schüttboden bildete eine Treppe an der Nordwestecke des früheren Brennofens. In dem Türmchen auf dem Ostgiebel war vermutlich ein Elevator untergebracht, mit dem man das Getreide auf den Schüttboden befördert hat.
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So ungefähr kann man sich den Ziegeleibetrieb an einem Ringofen auch in den 1950er Jahren noch vorstellen: Einfahren der Formlinge in den Ringofen, Ziegelei der Pfännerschaft Halle, Braunsbedra (?). Die Pfännerschaft war ursprünglich eine
Genossenschaft der Halle’schen Salzsieder, die zwischen 1907 und 1926 auch
als Braunkohlenbergbaugesellschaft im Geiseltal aktiv war. Sowohl das
Salzsieden, als auch der Ziegeleibetrieb erforderte naturgemäß viel
Brennstoff, so daß ein eigenes Engagement im Kohlenbergbau naheliegend war
(besucherzentrum-geiseltal.de). Foto: Stoedtner, Franz (Lichtbildverlag),
1900/1940, Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87114455
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Einsetzen der Formlinge in den Ringofen, Pfännerschaft Halle, Foto: Stoedtner, Franz (Lichtbildverlag), 1900/1940 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87114456
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Trockenboden auf der Schürebene mit den Schüröffnungen zur Feuerung des Ringofens, Pfännerschaft Halle. Solche hölzernen Hebezüge auf den Rauchglocken, wie hier am rechten Bildrand, haben wir bei unserem Besuch in Großtreben schon einmal gesehen. Foto: Stoedtner, Franz (Lichtbildverlag), 1900/1940 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87114452
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Auskarren der gebrannten Steine aus dem Ofen, Pfännerschaft Halle, Foto: Stoedtner, Franz (Lichtbildverlag), 1900/1940 Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/87114458
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Eine haben wir noch: In der Ausgabe dieses Blattes der TK für die Volkswirtschaft aus dem Jahr 1984 ist keine Ziegelei mehr verzeichnet - stattdessen eine Reparaturwerkstatt der LPG.
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Neben dem früheren Brennofen stand im „Stützpunkt der Schweren Technik“ der damaligen LPG Ernst Thälmann noch eine Siloanlage. Foto: J. Petřík, 1991. Link zur Originaldatei: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70050692
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Auf einem Übersichtsriß des VEB BHK
Albert Funk aus dem Jahr 1954 (Bestand 40095, Archivnr. 3-K1731: Blatt
Brand-Erbisdorf 3) ist die Ziegelei noch dargestellt.
Tatsächlich wurde der Ringbrandofen zuletzt als Ersatzteillager von der LPG genutzt. Die Schürebene erhielt eine Betondecke und wurde als Schütt- und Trockenboden für Getreide genutzt. Wahrscheinlich wurde zu diesem Zweck auch der hölzerne Oberbau letztmalig erneuert und dabei erhöht. Der nicht mehr benötigte Schornstein dagegen wurde abgerissen.
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Nur ein kurzer Halt an der B 101...
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Alles in allem befindet sich der Ringbrandofen in einem bedauernswerten Zustand, der eine dauerhafte Erhaltung des Bauwerks wohl unwahrscheinlich macht. Aus Sicht der Anlieger wäre ein Abriß sogar wünschenswert, um freie Flächen für eine gewerbliche Nutzung zu gewinnen. Unabhängig davon, wie eines Tages die Entscheidung der Treuhand und der Denkmalschutzbehörde über den Fortbestand aussehen wird, oder ob nicht doch einmal ein Blitzschlag dem Gebäude ein schnelles Ende macht, freuen wir uns jedenfalls, daß wir dieses technische Denkmal noch einmal besichtigen und hier vorstellen durften. Glück Auf! J. B.
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