Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de Erstellt November 2016. Wir bedanken uns für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrages beim Verein zur Bewahrung und Förderung des ländlichen Raumes Ostelbien e. V., insbesondere bei Herrn H. Bönisch für die sehr informative Führung im Ringbrandofen in Großtreben.
|
Der Hoffmann'sche Ringbrennofen in Großtreben
|
Wo ist denn Großtreben?
|
Mit
diesem kleinen Beitrag befinden wir uns wieder im „hohen Norden“ unseres
Freistaats,
unmittelbar
im Dreiländereck mit
Anhalt und
Brandenburg.
Hier befindet sich
der Ort Großtreben, der uns durch eine Publikation des Landesamtes für
Denkmalpflege (LfD, 2014) bekannt geworden ist.
|
|
Großtreben liegt am Ostufer der Elbe und mitten in der hier schon sehr breiten
Elbaue auf einer Höhe von nur noch etwa 75 m NN.
Östlich reichen die Moränen- und Sanderhügel der Annaburger Heide bereits in den Landkreis Elbe-Elster des Landes Brandenburg hinein. Unmittelbar nördlich des Ortes beginnt der Landkreis Wittenberg des Landes Sachsen-Anhalt. Eine Gierfähre erlaubt die Elbquerung von Dommitzsch nach Prettin, die nächste Brücke quert die Elbe in Torgau.
|
Zur Ortsgeschichte
|
Archäologische
Belege für Ansiedlungen von Menschen im Raum des heutigen Großtreben liegen
schon aus der mittleren Steinzeit vor.
Bei der Suche nach jüngeren historischen Quellen muß man beachten, daß es den Ortsnamen Treben mindestens zweimal gibt. Ein weiterer Ort dieses Namens befindet sich an der B 93 von Borna nach Altenburg unmittelbar südlich der heutigen sächsisch-thüringischen Landesgrenze. Um das Jahr 1100 entsteht im Zuge der Ostexpansion die deutsche Siedlung Treben neben einem wendischen Rundling, wobei die Besiedlung von Prettin aus erfolgte. Aus dieser Siedlung wuchs das Reihendorf Treben. Der ursprünglich militärische Charakter des befestigten Platzes Treben, der durch seinen Turm in Sichtverbindung mit den Burgwarden Prettin und Elsnig stand, trat immer mehr zurück, nachdem die Slawen unterworfen waren. In den ältesten Urkunden des Rittergutes wird ein Herr von Trebis oder Trebitz erwähnt. Eine Erklärung des Ortsnamens geht davon aus, daß der Name wendischen Ursprungs ist. Das altslawische Wort „trebiti“ bedeutet „roden“. Der Name „Trebni“ oder „Trebin“ würde also „Siedlung auf einer Rodung“ bedeuten. Die Endung „ni“ oder „in“ wurde später verdeutscht, so daß „Treben“ entstand. Diese Bezeichnung wurde bis zum Jahr 1715 verwendet. Erst danach nannte man den Ort „Groß-Treben“ (ostelbien.de, gemeindebeilrode.de). Mit der Untergliederung der Markgrafschaft in Amtsbezirke gelangte Großtreben zum Amt Schweinitz. Der aus dem 12. Jahrhundert stammende Burgward Schweinitz, welcher seinerseits aus dem Erbe der Grafen von Brehna stammt, bildete den Ursprung dieses Amtsbezirkes. 1182 ging die damalige Herrschaft Schweinitz an die Niederlausitz (Mark Lausitz) über. Ab 1261 gehörte er zunächst dem Domkapitel Meißen (12856, Nr. 074). Nach zwischenzeitlicher Lehnshoheit des Erzstifts Magdeburg fiel die Herrschaft im Jahr 1362 zunächst an das askanische Herzogtum Sachsen-Wittenberg. Nach dem Aussterben der Wittenberger Linie der Askanier fiel das Amt schließlich 1362 an die Wettiner. Als „Mannlehngut Großtreben“ wird der Ort 1465 genannt (LASA, A 35, Nr.1). Nach der Leipziger Teilung 1485 gehörte das Amt als Teil des Kurkreises der ernestinischen Linie der Wettiner. Als „Gemeinde Treben“ wird der Ort 1489 erwähnt (10024, Loc. 09917/07). Nach der Wittenberger Kapitulation der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg im Jahr 1547 fiel das Amt Schweinitz an die Albertiner. Das digitale Ortsverzeichnis von Sachsen weist für das Rittergut Großtreben im Jahr 1551 als Besitzer Moritz von Kauritz aus. Großtreben wird danach als Rittergut u. a. 1638 erneut erwähnt (10084, Nr. 13267).
|
|
Das Gut Großtreben war im Zeitraum vom 15. Jahrhundert bis wenigstens Ende des 17. Jahrhunderts an die Familie von Canitz (oder auch Kanitz) verliehen (u. a. 10024, Loc. 09917/07). Die Familie von Canitz besaß das Gut Treben fast lückenlos über reichlich drei Jahrhunderte von 1400 bis 1642 sowie von 1693 bis 1738 (ostelbien.de). Über diese Besitzer haben wir noch nicht viel herausfinden können. Der Ort Canitz jedenfalls liegt westlich von Riesa auf der anderen Elbseite und im früheren Amt Oschatz; ab 1874 Amtshauptmannschaft Oschatz. Im 16. Jahrhundert gehörte die Gemeinde Canitz unter die Grundherrschaft des Ritterguts Strehla. Seit 1974 gehört Canitz zur Stadt Riesa. Bereits im Jahr 1691 war das Rittergut Canitz an die von Schleinitz verliehen und erlangte unter Andreas Dietrich von Schleinitz die Schriftsässigkeit. Als weitere Rittergutsbesitzer sind seit 1756 Peter Niclas Freiherr von Gartenberg und seit 1786 der Kaufmann Johann Wilhelm Wittmann belegt. Nach dessen Tod 1798 übernahm seine Witwe Johanna Sophie Wilhelmine Wittmann geb. Teutscher die Herrschaft. Dann folgte Christiane Sophie Starke geb. Klaubert, deren Sohn die Besitzung Canitz mit Leckwitz in eine Familienstiftung umwandelte (20356). Das Gut Großtreben hingegen gelangte von 1642 bis 1693 in den Besitz der Familie von Bergk, welche im Jahre 1693 das Gut wieder an die Familie Canitz veräußerte. Im Jahr 1693 sollte das Gut an Joachim von Plötz auf Röcknitz verkauft werden (10080, Nr. O 05026). 1715 wird die Familie von Canitz erneut „auf Großtreben“ genannt (10084, Nr. 09066). Die heutige Anlage des Wirtschaftshofes entstammt dem Jahr 1718, als er nach einem Brand wieder aufgebaut wurde (ostelbien.de). Zwischen 1719 und 1726 war das Gut an Wolf Erich von Bennigsen verkauft, von dem es Johann Gottfried von Canitz wieder zurückkaufte (LASA, A 35, 02.07.60). Friedrich August II., Sohn von August dem Starken und als August III. noch einmal König von Polen, verlieh schließlich im Jahre 1738 das Lehnsrecht am Rittergut Großtreben an Hermine von den Brincken, geb. Dießkau. Die von Brinckens waren ein ursprünglich aus Westfalen stammendes Adelsgeschlecht, das sich im 15. Jahrhundert in Kurland besitzlich machte. Im Jahr 1780 richtete der nunmehrige Kreishauptmann Otto Wilhelm von der Brincken ein Gesuch „um erbliche Überlassung der Gerichte über einige Untertanen des Amtes Schweinitz im Dorf Großtreben und die dem Amt Torgau zustehende Gerichtsbarkeit über die wüste Mark Böhla“ an die Staatsregierung (10025, Nr. 0975). Dem muß stattgegeben worden sein, denn Otto Wilhelm von den Brincken verkaufte das Rittergut Großtreben 1795 seinerseits weiter an Sophie von Wilcke auf Ammelshain (20008, Nr. 0823).
|
|
Im Verlauf der
Napoleonischen Kriege stand das Königreich Sachsen dann am Ende auf der Seite der
Verlierer. Infolge dieser Niederlage wurden auf dem Wiener Kongress im Jahr 1815
erhebliche Gebietsabtretungen an Preußen beschlossen, was u. a. den gesamten
Kurkreis Wittenberg mit seinen Ämtern betraf.
Das Amt Schweinitz wurde dem Regierungsbezirk Merseburg der neuen Preußischen Provinz Sachsen zugeschlagen. Der größte Teil des bisherigen Amtsgebiets fiel dabei an den neu gebildeten Landkreis Schweinitz. Zum weiteren Verlauf der Geschichte muß man daher Akten zum Ort auch in den Archiven des heutigen Landes Sachsen-Anhalt suchen. 1816 wurde der preußische Kreis Torgau gebildet. Beim Königreich Sachsen verblieben jedoch die Orte Collmen (Exklave), Röcknitz und Treben, welche dem Amt Wurzen angegliedert wurden, sowie eine Exklave mit den Orten Dornreichenbach, Heyda (bei Böhlen), Meltewitz und Stolpen, welche unter die Verwaltung des benachbarten Amts Oschatz kamen. 1802 wechselte das Gut Großtreben in den Besitz der Familie von Seydlitz. Als bisheriges „Mannlehnrittergut“ wird Großtreben erst nach 1840 allodifiziert (LASA, A 35, Nr. 8). Die Allodifikation des Rittergutes erfolgte durch König Friedrich Wilhelm von Preußen am 12. Juli 1847. Damit ist die sogenannte „Lehnsappropriation“, also die Übertragung der Rechte des Lehnsherrn auf den Vasallen gemeint, bei welcher der Lehnsherr das Lehnsgut dem Vasallen zum vollen Eigentum übergibt.
|
|
Nach 1840 schließlich übernahm der Bremer Kaufmann Henry Delius das Rittergut und modernisierte das Herrenhaus sowie die Landwirtschaft (ostelbien.de, LASA, C 50, Nr. 1032). Der älteste bekannte Vorfahre der Kaufmanns-Familie Delius war Johannes Delius, Pastor zu Kleinenbremen. Er lebte von etwa 1554 bis 1637. Sein Urenkel Johann Daniel Delius (* 1670; † 1707), Vogt zu Berenkämpen, gilt als Stammvater der westfälischen Linie der weitverzweigten Familie Delius (delius.de). Bislang konnten wir in den Internetdatenbanken aber nur einen einzigen Henry Delius finden. Dieser Herr Henry William Delius wurde aber erst am 16.04.1860 in Bremen geboren, kann folglich nicht schon 1840 Käufer des Rittergutes in Großtreben gewesen sein (online-ofb.de). Möglicherweise wurde aber – der internationalen Handelsbeziehungen der Familie wegen – eine französische Schreibweise des Namens Heinrich gewählt. Ein Familienmitglied mit passenden Lebensdaten wäre dann Anton Heinrich Delius (* 2. Mai 1807; † 2. Mai 1896) gewesen. Er war Sproß der Versmolder Linie der Familie Delius und wanderte im Sommer 1827 nach Mexiko aus. In Mexiko wurde er Teilhaber der englischen Firma Davis & Co., wo er so viel Geld verdiente, daß er bereits 1840 wieder nach Versmold zurückkehrte. Zu dieser Zeit könnte er also sein Geld auch in gerade günstig käuflichen Gütern an der Elbe angelegt haben. Von 1841 bis 1846 war er außerdem als Kompagnon seines Vetters Conrad Wilhelm Delius Teilhaber der Anton Heinrich Delius & Conrad Wilhelm Delius & Co., einer Leinen- und Segeltuchfabrik in Versmold. 1841 kaufte Anton Heinrich Delius den Caldenhof in Versmold und richtete auf dem Gelände, das bis zu dieser Zeit land- und forstwirtschaftlich genutzt worden war, einen privaten Park ein. Das Gelände wurde später von der Stadt gekauft und bildet heute den Stadtpark von Versmold. Eine Handelsfirma der Familie Delius in Bremen (Louis Delius & Co.) existiert noch heute, daneben der Delius Klasing Verlag in Bielefeld sowie Textilunternehmen in Bielefeld (C. A. Delius & Söhne) und in Aachen. H. Delius Tochter heiratete einen Oberst Krantz (ostelbien.de). Ein Träger dieses Namens und Dienstgrades, Oberst Rudolf Krantz (* 16.01.1874 in Bautzen, † 22.10.1941 in Dresden), war von 1923 bis 1927 Kommandeur des 11. Sächsischen Infanterie-Regimentes. Er kann aufgrund seiner Lebensdaten aber nicht dieser Ehegatte, vielleicht jedoch ein Nachkomme gewesen sein. Analog zur Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen fand auch fand im Kreis Torgau zum 30. September 1929 eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Dabei wurde auch der Gutsbezirk Großtreben aufgelöst (LASA, C 50, Nr. 314). In dieser Zeit wird auch ein Gutsbesitzer Meißner in Großtreben genannt (LASA, C 50, Nr. 399). Zum 1. Januar 1939 erhielt der Kreis Torgau dann entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis Torgau. Nach Auflösung der Provinz Sachsen mit Wirkung vom 1. Juli 1944 gehörte der Kreis zur Provinz Halle-Merseburg.
|
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet im Westen durch die alliierten Streitkräfte und im Osten durch die Rote Armee besetzt. Bei Torgau an der Elbe trafen beide Streitkräfte am 25. April 1945 erstmals aufeinander. Noch im Jahr 1945 erfolgte die Enteignung des Rittergutes. In den 1950er Jahren bildete es ein Volkseigenes Gut (VEG) (LASA, K 45, Nr. 524). Im Zuge der Gebietsreform in der DDR wurde 1952 der Kreis Torgau im Bezirk Leipzig gebildet. Bereits am 1. April 1974 wurde das Dorf Dautzschen nach Großtreben eingemeindet. Im Jahre 1992 kaufte Dr. phil. Hans-Georg Krantz, der Enkel des letzten Gutsbesitzers, das etwa 220 ha umfassende Rittergut zurück (ostelbien.de). Herr Dr. Krantz ist Vorstandsmitglied der Firma K&S, welche 1981 gegründet wurde und zu den führenden Anbietern beim Bau und Betrieb von Seniorenresidenzen in Deutschland zählt. Den Kern der Unternehmensgruppe stellt das Familienunternehmen K&S - Dr. Krantz Sozialbau und Betreuung SE & Co. KG mit Sitz in Sottrum (Niedersachsen) dar (ks-unternehmensgruppe.de). Am 1. Januar 1994 folgte der Zusammenschluß mit der Gemeinde Zwethau zur Gemeinde Großtreben-Zwethau innerhalb des nun zusammengelegten Landkreises Torgau-Oschatz. Der Gemeindeverband gehört heute zum 2008 gebildeten Landkreis Nordsachsen. Zum 1. Januar 2011 erfolgte noch die Eingemeindung nach Beilrode.
|
Der Ringofen
|
Im Bereich der Elbeaue fanden sich gewiß reichlich geeignete Lehmvorkommen, welche die Anlage und den wirtschaftlichen Betrieb von Ziegeleien ermöglicht hätten. Der Abbau von Lehm und Ton war grundeigener Bergbau; das Abbaurecht stand somit dem Grundeigentümer, gewöhnlich also den Gutsbesitzern zu. Über den Abbau schreib schon Friedrich Julius Otto anno 1840, daß darüber nur wenig gesagt zu werden brauche: „Der Lehm und der Thon finden sich gewöhnlich nicht tief unter der Oberfläche der Erde. Da, wo die Oberfläche einen lehmigen Sand zeigt, kann man mit ziemlicher Sicherheit tiefer eine Lehmschicht und Thonschicht erwarten. Der mehr oder weniger blaue fette Thon wird in den Niederungen angetroffen; man wird auf das Vorhandensein desselben durch die feuchte Beschaffenheit des Bodens aufmerksam gemacht, da der Thon die Feuchtigkeit der Erdoberfläche nicht hindurchsickern läßt. Auch aus dem Vorkommen gewisser Pflanzen kann man auf ein Thonlager schließen; so liebt namentlich der Huflattig den Boden, welcher Thon zum Untergründe hat. Nach Wegräumung der obern Erdschicht geht man in die Erde, da die unteren Schichten des Lehms und Thons gewöhnlich eine bessere Beschaffenheit zeigen, als die oberen, welche mit Dammerde gemengt sind und Pflanzenüberreste enthalten. Der Schacht wird dann in der Länge und Breite terrassenförmig erweitert und das Quellwasser und Tagwasser, welches sich im untern Theile ansammelt, durch Pumpen entfernt oder auf passende Weise abgeleitet. Gelingt es, die Thonschicht ganz zu durchgraben, so zieht sich das Wasser oft in die unter dem Thonlager befindliche Erdschicht. Bei dem Ausgraben des Thons muß fortwährend die oft sehr verschiedene Beschaffenheit der Schichten berücksichtigt werden. Da die oberen Schichten in der Regel zu mager, die unteren oft zu fett sind, so kann schon hier eine passende Vermischung der verschiedenen Schichten bewerkstelligt werden. Die Arbeiter schneiden die Ziegelerde mit scharfen eisernen Spaten in dünnen Scheiben ab, wobei sie Steine und Mergel sogleich wahrnehmen und entfernen können.“
|
Die Technologie der Herstellung gebrannter Ziegel als „normiertes“ Baumaterial kam mit den Römern vor etwa 2.000 Jahren zunächst bis an den Rhein. Die Germanen und die ihnen von Osten nachfolgenden Slawen bauten dagegen noch lange mit Holz und Lehm. Erst im Zuge der Ostexpansion unter den Ottonen gelangte die Ziegelbauweise mit den Siedlern und Mönchen auch in unsere Region. Vorallem dort, wo andere Werksteine als Baustoffe nicht in ausreichender Menge zur Verfügung standen, wie besonders in der norddeutschen Tiefebene, verdrängte sie seit dem 11. Jahrhundert langsam die Fachwerkbauweise. Einen ersten Höhepunkt erreichte sie mit der Backsteingotik der norddeutschen Hansestädte im 14. und 15. Jahrhundert. Periodische Ziegeleien gab es seit dieser Zeit fast in jedem Dorf. Gewöhnlich wurden einfache Feldöfen immer dann und dort angelegt, wo und wann man die Ziegel halt brauchte. Auch „Unter dem Amt Schweinitz“ muß es wenigstens schon vor 1725 eine – dazumal wüst liegende – „königliche Ziegelscheune“ gegeben haben, um deren Wiederaufbau und Vererbung sich in diesem Jahre ein Herr Christian Naucke bewarb (10036, Nr. 3130). Im Jahr 1742 stellten Johann Christian Müller und andere Einwohner von Großtreben im Amt Schweinitz das Gesuch „um freie Abholung von Abraum und Zackenholz aus der Annaburger Heide unter Benutzung von Äxten und Beilen“ (LASA, D 1, Nr. 644). Ob hier mit dem „Abraum“ eventuell Lehm für Bauzwecke gemeint war, muß noch geklärt werden.
|
Eine
„Ziegelei-Industrie“ mit einem „Export“ der Produkte in entfernte Orte
entstand dagegen erst mit dem Beginn der Industrialisierung und mit dem damit
verbundenen, enorm angewachsenen Bedarf an Baustoffen. Die Einführung der
Gewerbefreiheit (mit den
sogenannten Preußischen Reformen, die ab 1810 unter Federführung von Karl
Freiherr von Stein und Karl August Fürst von Hardenberg zunächst im Kgr. Preußen
initiiert wurden) schuf dafür die juristischen Voraussetzungen.
Just in dieser Zeit des Umbruchs hatte der Bremer Kaufmann Henry Delius das Rittergut Großtreben gepachtet. Er hatte von seinen Reisen – u. a. nach New York – nicht nur ökonomisches Wissen um die sich ausdehnende Industrie und das Wachstum der Städte, sondern auch Kenntnisse über die neuesten technischen Entwicklungen mitgebracht. Und nicht zuletzt amerikanischen Pioniergeist… H. Delius jedenfalls hatte die Zeichen der Zeit erkannt und 1865 den Ringbrandofen auf seinem Gut in Großtreben nach dem zuerst am 17. April 1858 in Österreich und am 9. Januar 1860 auch im Kgr. Sachsen gemeinsam an den Berliner Bauingenieur Friedrich Eduard Hoffmann und den Danziger Stadtbaurat Julius Albert Gottlieb Licht erteilten Patent errichten lassen. Die auf seinem Gut Großtreben ausgeführte Konstruktion kopiert interessanterweise die ersten Zeichnungen der Hoffmann’schen Öfen fast exakt. Einzelne Bauelemente, wie etwa die hölzernen Bänder um das Ofengewölbe, waren auf diesen Zeichnungen zwar dargestellt, wurden jedoch schon aufgrund der ersten Betriebserfahrungen später als unnötig erkannt und nie wieder ausgeführt. Die Vermutung ist daher begründet, daß dieser Ofenbau hier in der tiefsten preußischen Provinz möglicherweise ohne Lizenzerwerb erfolgte. H. Delius wird jedenfalls auch den Patentrechtsstreit um den Hoffmann’schen Brennofen verfolgt und deshalb keine Skrupel gekannt haben, den Ofen einfach anhand der Zeichnungen aus den Patentschriften nachbauen zu lassen. Eine wesentliche und schon von außen sichtbare Abweichung stellt demgegenüber der Schornstein dar. Abgesehen davon, daß er einen zu großen Querschnitt besaß, wurde er auch mit quadratischem Grundriß und senkrechten Außenmauern gebaut. Alle Zeichnungen Hoffmann‘s zeigen dagegen runde oder achteckige Schornsteine mit sich nach oben leicht verjüngendem Querschnitt.
|
|
http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90100622
|
Der
Ofenkanal selbst besitzt eine Breite von zirka 2,5 m und eine
Scheitelhöhe des zylindrischen Tonnengewölbes von ebenfalls etwa 2,5 m.
Der Außenradius des Ofenkanals beträgt etwa 10 m. Er ist in 12 Abschnitte
von etwa 4,5 m Länge (gemessen an der äußeren Innenseite des Ofenkanals)
unterteilt, entspricht also ziemlich genau jenem kreisringförmigen Ofen,
den wir in unserem Beitrag über die Kalk- und Ziegeleiindustrie in Geithain
vorgestellt und für unsere Erläuterungen zur Funktionsweise verwendet
haben.
Die Überdachung besaß einen Außendurchmesser von knapp 13 m. Der überkragende Teil unmittelbar am Ofen wurde u. a. dafür genutzt, die letzten Chargen von Ziegelrohlingen unter Nutzung der Ofenwärme noch zu trocknen, bevor der Winter die Ziegelherstellung unmöglich machte. Da die Trockenschuppen nicht beheizt waren, mußte die Produktion während der Frostperiode unterbrochen werden, weil die feuchten Rohlinge sonst zerfrieren und spätestens beim Brennen reißen würden.
|
|
Als geschäftstüchtiger Kaufmann hatte Delius natürlich schon beim Bau des Ofens auf die Kosten geachtet. So wurde der hölzerne Oberbau in einer derartig einfachen Bauweise errichtet, daß es erstaunlich ist, daß er rund 110 Jahre Betriebszeit und die Vernachlässigung durch den Nachnutzer zu DDR-Zeiten überhaupt ohne Einsturz überstanden hat. Das Ständerwerk der Außenwand war beispielsweise gänzlich ohne Diagonalverstrebungen errichtet und wurde praktisch nur durch die Vernagelung der Bretterverschalung stabilisiert. Die äußeren Tragpfosten wiesen daher vor Beginn der Sanierung schon Schiefstellungen von bis zu 15° auf. Der Ringbrandofen in Großtreben war noch bis 1971 in Betrieb und produzierte zuletzt etwa 1,6 Millionen Stück Ziegel jährlich. Danach wurde der Ziegeleibetrieb eingestellt und das Gelände durch einen landwirtschaftlichen Betrieb (KIM) weiter genutzt. Die vorhandenen, zahlreichen Trockenschuppen für die Ziegelrohlinge boten sich als Geflügelställe ja an. Bereits seit 1984 besitzt der Ringbrandofen den Status eines Technischen Denkmals.
|
|
Zur
weiteren Geschichte dieses Ziegelei- Brennofens zitieren wir wörtlich aus (LfD,
2014) das darin Angeführte: „Jahrzehntelang fristete das markante
Bauwerk am Rande des nördlich von Torgau gelegenen Dorfes Großtreben ein
eher unscheinbares Dasein. Die Produktion war bereits zu DDR-Zeiten
eingestellt worden, und mit zahlreichen Stallungen hatte sich in den
letzten Jahren auf dem Gelände der früheren Ziegelei eine Putenfarm
etabliert.
Deren Besitzer zeigte an dem Bauwerk zunächst wenig Interesse. So verschlechterte sich der Zustand zusehends: Der mittig stehende Schornstein war an seinem Kopf geborsten und drohte auseinanderzubrechen. Auch die hölzernen Überbauten der Brennkammern, die zum Trocknen der Steine dienten, hatten ihren kraftschlüssigen Verbund verloren. Ihre Dächer waren bereits eingestürzt. In dieser Situation fanden 2007, organisiert durch einen ehrenamtlichen Denkmalpfleger aus Torgau, Interessierte aus dem Ort und seiner Umgebung zusammen. Sie erhielten Unterstützung durch einen regionalen Dachverein und bemühten sich um Verständnis beim Eigentümer. Bürgerschaftliches Engagement führte zu einer Bestandsaufnahme, Sicherungskonzepte wurden entworfen und Finanzierungsmöglichkeiten erkundet. Parallel dazu erfolgten Recherchen, die als Bauzeit für den Ringofen die Jahre 1861 bis 1865 ergaben und nach einiger Zeit auch die Gewißheit brachten, (u. a. durch dendrochronologische Untersuchungen), daß das Bauwerk in Deutschland der älteste noch vollständig erhaltene Ofen der Hoffmann‘schen Bauart ist, die 1859 patentiert wurde. (Kleiner Irrtum vom Amt: Das Patent wurde erstmals in Österreich am 17. April 1858, am 27. Mai 1858 in Preußen und schließlich am 9. Januar 1860 auch in Sachsen rechtskräftig erteilt; aufgrund des Patentstreites aber am 9. August 1872 in Preußen, danach auch in Braunschweig, Österreich und Sachsen wieder aufgehoben.) Mit diesem Alleinstellungsmerkmal als zusätzliche Motivation und der Unterstützung durch den Landkreis ging man schließlich ans Werk. Ab 2010 folgten Schritt für Schritt die nötigsten Sicherungen der gefährdeten Substanz und anschließend die systematischen Reparaturen. Mittel aus dem Sonderprogramm von Bund und Land wurden 2011 zugewendet und für die Rettung der Holzkonstruktionen in Anspruch genommen, nachdem der Schornsteinkopf erfolgreich gesichert war.“ Wie oben zu lesen ist, wurde der Ringofen von 2010 bis 2014 auf Initiative des Ostelbien-Vereins zur Förderung und Bewahrung des ländlichen Raumes e.V. in mehreren Bauabschnitten mit einem bisherigen Gesamtaufwand von mehr als 130.000 Euro saniert. Er ist der älteste, noch erhaltene Brennofen dieser Bauart; aber auch in Sachsen nicht der einzige: Um 1900 gab es in der Welt ungefähr 70.000 Ringbrandöfen, selbst in damaligen Kolonien in Afrika, Australien, Südamerika und Ostindien. Gegenwärtig existieren in Deutschland noch weitere Ringöfen u. a. in Zehdenik, in Westeregeln/Börde oder in Glindow bei Potsdam. Wir haben außerdem noch einen weiteren aus derselben Entstehungszeit (Betriebsaufnahme 1869) in Geithain entdeckt und in unserem Beitrag zu jenem auch deren Funktionsweise und Geschichte etwas ausführlicher beschrieben. Der Geithainer Ringofen wurde auf Initiative des Geithainer Heimatvereins ebenfalls gesichert und teilsaniert, der hölzerne Überbau der Schürebene dabei jedoch nicht rekonstruiert.
|
Ein Rundgang
|
Den
denkmalgerecht sanierten Ringbrandofen vom Hoffmann'schen Typ wollen wir uns
nun hier in Großtreben einmal selber anschauen…
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Hier speziell angefertigte und gebrannte Formteile... |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Damit hätten wir eigentlich auch schon das Wichtigste gesehen und wenden uns wieder dem Ausgang zu. Über eine schiefe Ebene hinter dem breiten Tor hat man früher auch den Brennstoff auf die Schürebene hinaufgeschafft. |
Noch eine Gesamtansicht zum Schluß und dann bleibt uns noch ein herzliches Dankeschön für die sehr informative Führung (die im Übrigen fast zwei Stunden gedauert hat!).
|
Es
sei am Rande noch erwähnt, daß sich – na klar doch – die damalige SDAG
Wismut auch für diese Region in der Fortsetzung der Mitteldeutschen
Kristallinzone nach Nordosten interessiert hat: Im Bereich des hier im
Untergrund liegenden Granodioritmassivs von Pretzsch- Prettin wurden
nämlich durch den Geologischen Betrieb (GB) der SDAG Wismut im Jahr 1973
Anzeichen von kontaktmetasomatischen und hydrothermalen, polymetallischen Vererzungen festgestellt.
Im Rahmen der im Gebiet Pretzsch- Prettin daraufhin durchgeführten Such- und Rekognoszierungs-Arbeiten der I. Etappe mit einzelnen Kartierungs- und Tiefbohrungen wurde 1974 südlich des Prettiner Teilplutons im Einflußbereich der Wittenberger Störungszone das Uranerzvorkommen Prettin aufgefunden. Dieses in zwei Bohrungen fixierte Erzvorkommen weist Gehalte von 157 g/t bzw. 490 g/t Uran (nach Röntgenfluoreszenz-Analyse) über scheinbare Mächtigkeiten von 0,2 m bis 0,9 m in 451 m bis 455 m Tiefe auf. Es stellt eine infiltrative Anreicherung in der reduzierenden Fazies kohliger Schiefertone mit Brandschieferlagen innerhalb einer grauen Folge des Permokarbons dar. Die Uranvererzung besteht aus feindispersem Coffinit in Assoziation mit Sulfiden (Pyrit, Markasit, Chalkopyrit) und kohlig-bituminöser Substanz, wobei der Coffinit in feinsten Körnchen und krustenförmigen Abscheidungen dem Pyrit aufsitzt oder in Trümchen in der bituminösen Substanz enthalten ist. Der vererzte Horizont erwies sich nach Detaillierung durch benachbarte Bohrungen aber als lateral nicht aushaltend, so daß das Vorkommen als lokal und wirtschaftlich bedeutungslos zu betrachten war. Die Resultate stießen jedoch auf Grund von Ähnlichkeiten in ihrer geologischen Position auf Interesse im Zentralen Geologischen Institut (ZGI) in Berlin. Der GB wurde daraufhin mit der Durchführung von Such- und Einschätzungsarbeiten auf polymetallische Vererzungen in diesem Gebiet beauftragt, die in den Jahren 1978 bis 1979 realisiert wurden. Diese Such- und Erkundungsarbeiten auf Wolfram und Buntmetalle im südöstlichen und östlichen Kontakthof des Pretzsch- Prettiner Granodioritmassivs führten zur Auffindung des Uranerzvorkommens Herzberg, das in der nachfolgenden II. Erkundungsetappe des Gebietes Herzberg von 1978 bis 1980 eingehend eingeschätzt wurde. Hierbei wurden Urangehalte von 0,036% bis 0,175% über scheinbare Mächtigkeiten von 0,3 m bis 0,6 m in Tiefen zwischen 120 m und 460 m unter GOK nachgewiesen. Die erzführenden Horizonte sind auf einer Zone von zirka 6 km Längserstreckung im Kambrium des Torgau- Doberluger Synklinoriums östlich des Prettiner Teilmassivs angeordnet. Die im Norden und Süden durch tektonische Hauptelemente des Ost-West-orientierten Herzberger Störungssystems begrenzte Zone weist im westlichen Teil eine Breite von etwa 900 m, im östlichen Teil von 200 m bis 300 m auf. Auf dieser Fläche mit antiklinaler Aufsattelung des Kambriums sind drei Typen von Uranmineralisationen entwickelt:
Die Trägerminerale der Vererzungen sind Nasturan und Coffinit in Assoziation mit Quarz, Karbonaten, Fe- und Cu-Sulfiden und kohlig-bituminöser Substanz (Wismut-Chronik). |
Für die
Vereinbarung eines eigenen Besichtigungstermins für den Großtrebener Ringofen
kann man sich an den Ostelbien-Verein wenden (Kontaktmöglichkeiten findet man
leicht auf dessen Internetseite, siehe Allgemeine Quellen).
Außerdem kann man sich ja auch einmal die noch erhaltenen Brennöfen unterschiedlicher Typen in Geithain anschauen. Bleiben Sie neugierig! Glück Auf! J. B.
|
Weiterführende Quellen
|
Allgemeine Quellen
|
|