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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Zur Vorgeschichte
Das Schachtabteufen von 1796 bis 1799
Zum Grubenbetrieb von 1799 bis 1945
Zum Uranerzbergbau nach 1945
Sanierung und Verwahrung
Weiterführende Quellen 

  

Das Berggebäude Neu Leipziger Glück in Johanngeorgenstadt

Teil 1: Der Neu Leipziger Glück Treibeschacht
           bzw. Schacht 42 der AG Wismut

Autor: Enrico Mahlow, Grünstädtel, Recherchestand Juli 2022.

  


Abbildung 1: Signet am Gedenkstein

  

Gar nicht so unbekannt, doch reell in den vergangenen Jahrzehnten auch nicht mehr wesentlich im Blickfeld, wurde der Treibeschacht der ehemaligen Fundgrube Neu Leipziger Glück zwischen 2018 und 2022 aus seinem Dornröschenschlaf erweckt und nach erfolgter Sicherung bzw. Verwahrung zu einem bergbaulichen Schauobjekt umgestaltet.

Ziemlich zentral gelegen und unweit des Ensembles aus Riesenpyramide, dem größten freistehenden Schwibbogen der Welt und den lebensgroßen Skulpturen der Exulanten, lockt auch der Neu Leipziger Glück Treibeschacht zunehmend Besucher an. An der ehemaligen Hängebank des Treibeschachtes finden sie neben dem gemauerten Schachtkopf einen Monolithen, auf dem die wichtigsten Daten zu Teufe und Betriebszeit vermerkt sind.

Generell fügt sich alles relativ harmonisch ins Gesamtbild ein, doch wird auf die Bedeutung des Treibeschachtes für den Johanngeorgenstädter Bergbau nicht eingegangen und historische Abbildungen, wie man sie von alten Fotografien kennt, fehlen leider bisher. Speziell hier, an dieser touristisch exponierten Stelle, sollte analog zum Schaarschacht bzw. anderen bereits verwahrten Objekten der „Wismut-Altstandorte“, noch ein ergänzender Schaukasten mit weitergehenden Informationen angebracht werden.

Nach der erfolgter Sanierung und Verwahrung des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes ist es auch Zeit, sich näher mit dem bergbaulichen Geschehen an diesem Ort ab 1790 zu beschäftigen.

   


Abbildung 2: Der erneuerte Schachtkopf des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes im Jahr 2021 mit Blick Richtung Museumsgöpel.

 


Abbildung 3: Schachtkopf des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes mit Blick Richtung Platz des Bergmanns / Rathaus im Jahr 2021.

  


Abbildung 4: Blick auf den erhaltenen Garagenkomplex im Jahr 2021.

   


Abbildung 5: So erhaben sah er mal aus! Foto: Max Nowak, zwischen 1925 und 1935.
Bildquelle: Sammlung Teller. Ein Digitalisat gibt es auch bei der

Deutschen Foitothek: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70006316

 

 

 

Zur Vorgeschichte

 

Die gesamtheitliche montanhistorische Beschreibung des Berggebäudes Neu Leipziger Glück, besonders in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist aktuell noch nicht lückenlos recherchiert. Die Basis dieser Veröffentlichung bilden die derzeitig bekannten und zugänglichen Akten aus dem Bergarchiv Freiberg. Neue Erkenntnisse werden sukzessive in diese Veröffentlichung eingearbeitet.

Erste Erwähnungen der ursprünglichen Fundgrube finden sich im dritten Lehnbuch des Bergamtes Johanngeorgenstadt (40012, Nr.455). Am 12. Juni 1716 mutete Johann Gabriel Lorenz die Neue Leipziger Glück Fundgrube samt der oberen 1. und 2. Maas am Schwefelbächel. Der gemutete Gang wurde dem Streichen nach als der „Neu Leipziger Glücker Morgengang“ benannt. Diese Mutung wurde am 15. Juli 1716 bestätigt und damit der Gang endgültig verliehen.

In einer weiteren Mutung, ebenfalls am 12. Juni 1716, wurden noch die obere 3. bis 10. Maas sowie der Tiefe Erbstolln beantragt. Auch hier erfolgte die Bestätigung bzw. Verleihung am 15. Juli 1716. (Anm.: Die Bezeichnung Erbstolln mag in diesem Fall möglicherweise irritieren, dennoch findet sich in den zigtausenden Mutungen und Verleihungen des 17. und 18. Jahrhunderts im Bergamt Johanngeorgenstadt immer diese Benennung. Der Erbstolln ist dabei aber auf das jeweilige Bergwerk bezogen.)

Die bergmännischen Arbeiten erfolgten vorerst nur im Rahmen des Stollnvortriebs auf dem „Neu Leipziger Glück Morgengang“. Recht viel Freude machte dieser Gang nicht und zusätzlich querte man während der Auffahrung noch die sogenannte „Große Fäule“, eine der prägnanten Störungen, die dem Johanngeorgenstädter Bergbau etliche Schwierigkeiten bereiteten. Das einstige Mundloch des Tiefen Erbstollns befand sich an der Zufahrt zum heutigen Eisstadion, ist aber heute im Gelände nicht mehr erkennbar.

Im Jahr 1728 wurde mit dem Tiefen Erbstolln der Gang „Gott wird helfen Stehender“ erreicht, der ebenfalls der Fundgrube Neu Leipziger Glück verliehen wurde. Hier teufte man in den folgenden Jahren mit dem Neu Leipziger Glück Tageschacht den ersten Schacht. Im Bereich des Schachtes hatte der Erbstolln eine Überdeckung von ca. 18 Metern. Später, mit Beginn des Uranerzbergbaus, bekam dieser Schacht die Nr. 120.

   
Beim weiteren Vortrieb nach 1728 auf dem „Gott wird helfen Stehenden“ wurde 1739, zum großen Glück für die Gewerken, der sich ergiebig zeigende „Blühend Glück Spat“ angefahren und der Grube verliehen. Dieser Gang lieferte beständig etwas Silber und ab 1787 stieg das Silberausbringen sogar stark an. Dieser höffige Bereich ist auf dem Übersichtsriss von Neu Leipziger Glück (siehe Abbildung 6) ganz links, bei dem schwarz gezeichneten Bremmer Schacht, einem Blindschacht, zu verorten. Das Umfeld des Neu Leipziger Glück Tageschacht ist auf diesem Riss nicht zu finden.

Ab 1788 entwickelte sich der „Augustus Flache“ zum Hauptgang der Neu Leipziger Glück Fundgrube und dieser Erzgang bestimmte schlussendlich auch die Teufe des neuen Treibeschachtes mit Göpel. Diesem Neu Leipziger Glück Treibeschacht ist der nachfolgende Beitrag gewidmet.

Anzumerken sei hier, dass der „Augustus Flache“ seinem Streichen nach anfangs als Spatgang bezeichnet wurde, ab ca. 1805 in der Regel als Flacher Gang.

Das Grubenfeld von Neu Leipziger Glück war in seiner räumlichen Ausdehnung begrenzt. Im Norden lag das Grubenfeld Gotthelf Schaller und Silberkammer, westlich befand sich das Grubenfeld Gnade Gottes und Neu Jahrs Maaßen gemeinschaftliches Feld, südlich das Grubenfeld von Hohneujahr und im Osten befand sich auf dem bedeutenden „Hohneujahr Morgengang“ die Markscheide zwischen den Grubenfeldern Neu Leipziger Glück und Gnade Gottes und Neujahrs Maaßen.

Durch die Begrenzung des Grubenfeldes und den bereits erfolgten Aufschlüssen der Erzgänge im eigenen Grubenfeld, waren in den Jahren nach 1800 nur ein Nachlesebergbau auf den bereits bekannten Gängen sowie ein weiterer Aufschluss in die Teufe möglich. Doch schon bei früheren Auffahrungen auf dem Niveau des Gnade Gottes Stollns wurde festgestellt, dass in der Teufe nicht mehr viel Erz zu finden war. Die Hoffnung auf einen guten und ergiebigen Fortgang des Bergbaus im verliehenen Bereich von Neu Leipziger Glück schwand merklich.

Im Jahr 1838 ging dann das gesamte Berggebäude Neu Leipziger Glück in der im selben Jahr neugegründeten Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge auf (40169, Nr. 1716 ff).

  

Welche Bedeutung die Fundgrube Neu Leipziger Glück in der Zeit der Schachtabteufens des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes hatte, zeigt ein Blick auf die Belegschaftszahlen. Im Jahr 1796 bestand die anfahrende Mannschaft aus
  •   1 Obersteiger,
  •   2 Untersteigern,
  • 70 Doppelhäuern,
  •   7 Lehrhäuern,
  • 15 Knechten und
  • 14 Karrenläufern.

Die Größe der Mannschaft schwankte, so waren es beispielsweise im März 1797 schon 83 Doppelhäuer und 25 Karrenläufer. Im Mai 1797 kommen noch 30 Wäschejungen in den zum Bergwerk gehörigen Pochwerken dazu.

Nach Fertigstellung des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes samt Pferdegöpel arbeiteten im Frühjahr 1802 schon zwei Obersteiger, zwei Untersteiger, ein Treibemeister, vier Zimmerlinge, 100 Doppelhäuer, zehn Lehrhäuer, 19 Knechte und vier Karrenläufer. Die 42 Pochjungen wurden von drei Wäschsteigern in den Pochwerken beaufsichtigt.

Schon aus diesen Belegschaftszahlen wird die damalige Bedeutung des Bergwerks im Alltag der Einwohner und der sich daraus ergebende wirtschaftliche Einfluss auf Johanngeorgenstadt ersichtlich.

Nicht außer Betracht können die vielen Meter an getätigten Auffahrungen gelassen werden, die heutzutage und je nach Sichtweise entweder den Montanhistoriker erfreuen, dem Sächsischen Oberbergamt gelegentlich Sorgenfalten auf die Stirn treiben oder den Bergsicherungsunternehmen weitere Arbeit verschaffen.

Für einen allgemeinen Überblick zur Fundgrube Neu Leipziger Glück sollten diese Ausführungen ausreichen. Eine umfassende Beschreibung des gesamten Berggebäudes wird zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Der nachfolgende Text ist wieder dem Neu Leipziger Glück Treibeschacht und seiner Geschichte gewidmet.

     


Abbildung 6: Übersichtsriss von Neu Leipziger Glück, letztmalig im Februar 1839 nachgebracht. Der Schacht ganz links im Ausschnitt ist der Bremmerschacht, der den Bereich des 1. Erzfundes kennzeichnet; Rechts etwas außerhalb der Mitte der Neu Leipziger Glück Treibeschacht mit Göpel. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40040 (fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. B8059: Grund- und Saigerriß von dem im Johanngeorgenstädter Bergamts Revier und zwar am fordern Fastenberge gelegenen Berggebäude Neu Leipzigerglück, abgezogen im Monat März 1799 von Johann Christian Siegel, Markscheider, Rollriß 101 x 198 cm, Norden ist links oben, Ausschnitt.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

   

In einer Registratur vom 26. Juni 1794 über eine kommissarische Befahrung des Grubenfeldes durch Bergkommissionsrat von Oppel*), dem Bergmeister von Johanngeorgenstadt Techelmann, dem Markscheider Goldberg sowie den Grubenvorstehern von Neu Leipziger Glück, finden sich erste Überlegungen zur Teufe eines neuen Tageschachts. Der Schacht sollte nicht nur der Fundgrube Neu Leipziger Glück dienen, sondern auch den Gnade Gottes Stolln entlasten, da die Wege zwischen den zahlreichen Stollnörtern und dem Mundloch mittlerweile weit und teuer waren. Mit dem Förderschacht Hohneujahr samt Unverhofftglück (dies ist der Schacht im heutigen Museumsgöpel) gab es zwar im Umfeld einen bis auf die Sohle des Gnade Gottes Stolln geteuften Schacht, allerdings zeigte dieser Verbruchserscheinungen und die Nutzung wurde daher verworfen.

Auch der im eigenen Grubenfeld gelegene Bremmer Schacht, ein Blindschacht von der 30 Lachter- Strecke bis auf den Gnade Gottes Stolln, wurde geprüft. Dieser Schacht hätte nur noch mittels Überhauen bis zur Tagesoberfläche durchschlägig gemacht werden müssen, zumal über dem Schacht schon ein Überhauen von etwa neun Lachtern Höhe existierte. Doch auch dieser Vorschlag konnte nicht überzeugen. Der Bremmer Schacht, im oben abgebildeten Riss ganz links, befindet sich an die Tagesoberfläche projiziert im Bereich der Dachdeckerfirma an der Schwefelwerkstraße 5.

*) Anmerkung: Aufgrund des Zeitpunktes dieser Befahrung und der Lebensdaten handelte es sich bei diesem offenbar um einen Nachfahren des als Mitbegründers der Bergakademie in Freiberg sehr bekannt gewordenen sächsischen Oberberghauptmanns Friedrich Wilhelm von Oppel (*1720, †1769).

   

 
 
 

Das Schachtabteufen von 1796 bis 1799

  

In den Jahren nach 1790 richteten sich alle Hoffnungen der Gewerken der Fundgrube Neu Leipziger Glück auf den „Augustus Flachen“. Dieser übertägig ausstreichende und im unmittelbar tagesnahen Bereich taube Gang war vielversprechend und somit konnte eine etwaige Schachtteufe gleich der Erkundung des Ganges im Einfallen dienen. So ist in einem Eintrag der Betriebsakten vom 28. Juni 1796 zu lesen (40169, Nr. 1313ff):

Da nunmehr der Augustus Gang bei Neu Leipziger Glück auf den Punkt, welcher zur Niederbringung eines Treibeschachts angenommen wird, ordentlich ausgerichtet worden ist, so wurde heute angeordnet, daß mit Anfang des neuen Quartals dieser Schacht mit 8 Mann zu 6 Stunden im Gedinge betrieben werden soll, um bald möglichst den Durchschlag in das von der oberen Feldstrecke in die Höhe gehende Überhauen zu machen und dadurch die Förderung zu erleichtern...“

In den zitierten Betriebsakten ist die Bezeichnung „Obere Feldstrecke“ zu finden und zum besseren Verständnis der Auffahrungen im Grubenfeld von Neu Leipziger Glück sei erwähnt, dass der Aufschluss des Grubenfeldes nach der Teufe des Neu Leipziger Glück Tageschachtes (Nr. 120) vom Schacht aus mittels der sogenannten Oberen Feldstrecke in Richtung des „Augustus Flachen“ erfolgte. Noch vor der Teufe des Treibeschachtes Neu Leipziger Glück wurde in dessen Umfeld aus einem Gesenk die sogenannte Tiefe Feldstrecke aufgefahren. Beide Feldstrecken entwickelten sich zu Hauptsohlen im Grubenfeld von Neu Leipziger Glück.

Anmerkung: Die nachfolgenden Angaben zur Teufe aus den Fahrbögen oder sonstigen Akten bedeuten immer die tonnlägige (die flache, nicht die saigere) Teufe des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes bei seinem Einfallen von etwa 75 Grad.

  

Als eine informative Quelle zur Teufe des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes erwiesen sich die Fahrbögen des Markscheiders und Geschworenen Goldberg. Dieser berichtet in seinem Fahrbogen am 25. August 1796:

„…daß das von der oberen Feldstrecke auf dem Augustus Gang in die Höhe gebrachte Überhauen, welches mit dem vom Tage niederzubringenden neuen Treibeschachte durchschlägig gemacht werden soll, mit 3 Arbeitern belegt, denen das Lachter Höhe mit ⅞ Lachter Länge für 16 Thaler verdingt ist, in welchen sowohl als auch in den aus selbigen gegen Morgen betriebenen Förstenbau der 6 – 8 Zoll mächtige Gang aus Schiefer, Letten, Quarz, Hornstein, Kies, Beyglanz und Kobald mit inneliegenden Glas- und Rothgüldenerz bestehet...“

In Verlängerung des hier erwähnten Überhauens wurde zeitgleich von Übertage aus der Neu Leipziger Glück Treibeschacht sechs Lachter in die Teufe gebracht. Der Gang bestand hier aus mit Schiefer gefüllten Klüften mit einer Mächtigkeit von ein bis zwei Zoll.

Am 4. November 1796 berichtete Goldberg u. a. davon, dass das von der Oberen Feldstrecke aufgefahrene Überhauen schon sieben Lachter aufgefahren wurde und das Abteufen schon 8 ½ Lachter tief sei. Mitte Dezember 1796 war dieses Abteufen schon 10 ½ Lachter tief.

Dem Fahrbogen von Goldberg vom 6. März 1797 ist zu entnehmen, dass man mit dem Überhauen bei einer Höhe von 9 ½ Lachtern mit der von Übertage aufgefahrenen Teufe durchschlägig wurde. Neun Arbeiter wurden daraufhin mit der Nachführung des Hangenden, des Liegenden sowie des Morgenstoßes beschäftigt, da der vorhandene Querschnitt noch nicht für einen Treibeschacht ausreichte.

Im Bergamt Johanngeorgenstadt beschloss man am 28. Juni 1797, dass die restlichen 32 Lachter, ausgehend von der Tiefen Feldstrecke bis auf Gnade Gottes Stolln, von vier Punkten aus angegriffen werden sollten. In einer Teufe von 10 bzw. 22 Lachter unter der Tiefen Feldstrecke sollten zwei Örter bis zur verlängerten Schachtlinie vorgetrieben werden, um von dort aus mittels Überhauen und Abteufen den Fortschritt der Schachtteufe zu beschleunigen. Das Stollnort vom Gnade Gottes Stolln befand sich ja (angeblich) schon unter dem projektierten Durchschlagspunkt.

In dieser Sitzung vom 28. Juni 1797 „wünschte“ sich das Bergamt Johanngeorgenstadt, dass schon im Sommer 1797 die „Maschine“ (Anlage zum Treiben bzw. Fördern) selbst verbaut werden solle, um diese bei der weiteren Teufe einsetzen zu können.

Im Bereich zwischen der Oberen Feldstrecke und Tiefen Feldstrecke musste hingegen nur der durch einen früheren Abbau entstandene alte Pressbau nachgerissen werden. Dem Fahrbogen Goldberg's vom 24. August 1797 ist zu entnehmen, dass in fünf Lachter Teufe unter der Oberen Feldstrecke acht Mann mit diesem Nachriss beschäftigt waren.

In einem weiteren Fahrbogen des Markscheiders Goldberg vom 27. Oktober 1797 ist zu lesen, dass der neue Treibeschacht schon bis zwei Lachter über der Tiefen Feldstrecke mit gehöriger Länge und Weite hergerichtet war. Ununterbrochen hätten während dieser Zeit sechs Mann an dieser Zuführung gearbeitet.

Ebenso wurde laut diesem Fahrbogen zu dieser Zeit das Treibehaus schon errichtet und die Gezeugarbeiter waren mit Deckung des Daches und Verschlagung des Hauses beschäftigt. Hier war durch den aufziehenden Winter Eile geboten. Auch die Ausmauerung im oberen Bereich des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes wurde bereits begonnen.

Anzumerken ist, dass der Platz zum Bau eines Göpels und des Treibehauses erst um den 1. November 1797 verliehen und bestätigt wurde und demzufolge erst nach dem Baubeginn.

  

Das Protokoll einer Bauberatung vom 19. Dezember 1797 bestätigte u. a. die völlige Berichtigung der Stöße (= Nachriss ) bis zur Tiefen Feldstrecke. Ebenso ist das Aushauen des Füllortes auf dieser Sohle schon geschehen und es erfolgte das weitere Abteufen unterhalb der Tiefen Feldstrecke in Richtung Gnade Gottes Stolln.

Der Herr Bergrat von Oppel informierte sich am 15. Januar 1798 über den Bau des neuen Treibeschachtes. Ihm wurde mitgeteilt,

daß der Schacht 44 Lachter von Tage bis 6 Lachter unter der tiefen Feldstrecke abgesunken und vorgerichtet sei, sowie das Abteufen mit 6 Mann bewerkstelligt wird. Bis zum Gnade Gottes Stolln wären es noch 26 Lachter und man möchte zum anderen auch von dort mit einem Überhauen beginnen. Die Ausmauerung ist bisher bis 6 Lachter Teufe unter der Hängebank erfolgt, auch das Maschinenhaus sei fertig...“

Weitere Aktennotizen, u. a. vom 27. Januar 1798, berichten vom schwunghaft betriebenen Abteufen. Der Gang zeigte sich unter der Tiefen Feldstrecke mit edler Erzführung im östlichen Stoß.

  

Interessanterweise sollte der Markscheider und Geschworene Goldberg um den 24. Februar 1798 überprüfen, wie weit der Querschlag im Gnade Gottes Stolln noch aufzufahren ist, um den „Augustus Flachen“ zu erreichen und ob man bereits an dem Punkt des zu beginnenden Überhauens für den Treibeschacht stand. Dies war aber eigentlich der vom Bergamt schon zum 28. Juni 1797 angenommene Auffahrungsstand. Man war sich unsicher geworden, ob der angefahrene Gang wirklich der „Augustus Flache“ war, da der vorgefundene Gang zwar das Streichen dieses Gangs hatte, aber eben ein anderes Einfallen (Neigung). Nach Einschätzung von Goldberg sollte der gesuchte „Augustus Flache“ noch weiter in Auffahrungsrichtung liegen. Daraufhin trieb man das Ort im Querschlag weiter fort, traf aber keinen passenden Gang an. Es festigte sich die Annahme, dass ein dort verlaufender Granitgang den gesuchten „Augustus Flachen“ verworfen und „verzogen“ haben könnte.

Am 25. Oktober 1798 wurde wiederrum durch Goldberg berichtet, dass das Füllort des Treibeschachtes in der Oberen Feldstrecke im Liegenden des Ganges durch neun Mann ausgehauen wurde. Man war auch unterhalb der Tiefen Feldstrecke schon 12 Lachter mit acht Arbeitern niedergekommen. Der Bau des Göpels war beendet, man wartete nur noch auf die in Schneeberg angefertigten Treibetonnen. Diese trafen im November 1798 ein.

Leider lässt sich mit den derzeit bekannten Akten das weitere Teufgeschehen im Neu Leipziger Glück Treibeschacht bis zum 5. Oktober 1799 nicht mehr genau rekonstruieren. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde berichtet, dass das Überhauen vom Gnade Gottes Stolln aus bei nur zwei Lachter Höhe eingestellt wurde, um den Durchschlag von oben niederzubringen. Dieser gelang im genannten Zeitraum mittels Durchschlagen eines Bohrlochs aus dem Schacht in dieses Überhauen. Daraufhin wies man die Vorsteher der Fundgrube Neu Leipziger Glück an, die letzten vier Lachter des Treibeschachtes bis Gnade Gottes Stolln gehörig zuzuführen.

Dass der Neu Leipziger Glück Treibeschacht nun endlich bis zum Gnade Gottes Stolln hergerichtet und auch das dortige Füllort herausgehauen war, ist dann einem am 10. Mai 1800 verfassten Haushaltsprotokoll des Bergamts Johanngeorgenstadt zu entnehmen.

  


Abbildung 7: Vergrößerte Darstellung des Streckennetzes am Neu Leipziger Glück Treibeschacht aus
obigen Riss.

   

 
 
 

Zum Grubenbetrieb von 1799 bis 1945

  

Während der Verwahrung des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes ab 2018 war man überrascht über die Ausdehnung der vorhandenen offenen Abbaue im Bereich des „Augustus Flachen“. Passend dazu findet sich in einer Befahrungsregistratur vom 21. November 1805 eine Beschreibung des Ganges, in welchem der Treibeschacht geteuft wurde (40169, Nr. 1313ff). Diese Beschreibung wird, mit einzelnen Hinweisen, hier nachfolgend eingefügt:

Der „Augustußer Spat“ (!), seit der Zeit seiner Aufnahme im Jahre 1788 der Hauptgang des Gebäudes, ist mit dem „Blühend Glücker Gang“ und der 40 Lachter Strecke in 24 Lachter morgentlicher Entfernung vom Bremmerschachte überfahren worden und mit 1 Fundgrube und 10 Maaßen in Lehn genommen worden. Sein Hauptstreichen ist St. 8.4 (126°), sein Hauptfallen 74 Grad in Mittag. Bey einer Mächtigkeit von 4 – 8 Zoll hat er an verschiedenen Punkten von 10 bis 45 Lachter Teufe unter Tage sich sehr edel erwiesen. In den obersten Bauen zeichnet er sich durch seinen Hornerzgehalt (Chlorargyrit) aus. Der auf ihm stehende Treibeschacht ist ziemlich auf den Hauptpunkte seiner Erzführung herein gebracht worden. Die mit solchen ausgerichteten Erzbaue haben sich bey 10 – 20 Lachter Teufe über 40 Lachter gegen Abend auf der oberen Feldstreckensohle mit einiger Unterbrechung eben soweit und gegen Morgen 20 Lachter mit 5 – 18 Lachter Höhe und endlich auf der tiefen Feldstreckensohle 35 Lachter in Abend und 10 Lachter in Morgen fortgezogen. Die reichsten Erze sind immer in der Nähe des „Friedrich Spats“ gehauen und das mit Erzgehalt imprägnierte Nebengestein vorzüglich zwischen 25 – 40 Lachter Teufe häufig gewesen. Unter die 45 Lachter Strecke hat man das Erz nicht bringen können, ohngeachtet das zwischen dieser und dem 23 Lachter tiefer liegenden Gnade Gottes Stollnsohle befindliche Stück Gange die kurzen Distanzen untereinander genau untersucht und durchfahren worden sind.

Bey einer Länge von ohngefähr 80 Lachter wurde er gegen Morgen von dem „Hohneujahr Morgengang“ begrenzt, in deßen Nähe er in Trümern auseinander geht. Jenseits dieses „Hohneujahr Morgengangs“, mit welchen das Gnade Gottes und Neu Jahrs Maaßen gemeinschaftlich die Markscheide hält, ist man bis jetzt noch nicht so glücklich gewesen, den wahren „Augustußer Gang“ auszurichten.

Gegen Abend scheint auf die selbe Art ihn der „Neu Hoffnunger Morgengang“ abzuschneiden. Noch ist die Erfahrung zu bemerken, daß der „Augustußer Gang“ vorzüglich dann ganz reiche Nieren gehabt hat, wenn saiger fallende Klüfte und Trümer sich auf ihm aufgesetzt haben.“

In dieser Befahrungsregistratur wird für den Neu Leipziger Glück Treibeschacht eine Teufe von 70 Lachtern bis Gnade Gottes Stolln und eine Tonnenlage von 74 Grad erwähnt. Die ersten sieben Lachter des Treibeschachtes ab Rasenhängebank waren ausgemauert. Der Durchmesser des Seilkorbs betrug 4 ½ Ellen (ca. 2,6 m) und die Fördertonnen fassten zehn Kübel. In einer Schicht konnten so bis zu 32 Fördertonnen vom Gnade Gottes Stolln getrieben werden.

  

Im unmittelbaren Umfeld des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes waren 1807 auf dem „Augustus Flachen“ folgende Abbaue in Betrieb:
  • Ein Strossenbau in 25 Lachter Teufe bei sechs Lachter Entfernung südöstlich vom Treibeschacht. Dieser Strossenbau war 12 Lachter lang und fünf Lachter tief. Die Erzführung des „Augustus Flachen“ bestand in diesem Bereich aus eingesprengtem Glaserz (Argentit), kristallisierten Rotgültigerz (Proustit) und teils derben Hornerz (Chlorargyrit).
  • Im selben Bereich oberhalb des Strossenbaus ein Firstenbau von 14 Lachter Länge und sechs Lachtern Höhe mit analogem Erzinhalt.

20 Lachter nordwestlich vom Neu Leipziger Glück Treibeschacht entfernt kreuzt der „Augustus Flache“ den „Übersetzend Glück Spat“. Hier waren folgende Abbaue in Betrieb:

  • Ein Firstenbau in 16 Lachter Teufe mit einer Länge zu diesem Zeitpunkt von 24 Lachtern bei sechs Lachter Höhe. Der „Augustus Flache“ führte hier ein wenig Bleiglanz, Schwefelkies, Glaserz und derbes Hornerz.
  • Ein Firstenbau in 18 Lachter Teufe bei 25 Lachter Entfernung vom Treibeschacht. Dieser Abbau hatte fünf Lachter Länge bei ca. zwei Lachter Höhe. Auch hier stand Glas- und Hornerz an.

Eine Besonderheit im Grubenfeld des Berggebäudes Neu Leipziger Glück war immer wieder das fein vererzte Nebengestein der Erzgänge, welches unter der Bezeichnung „Wäschwerk“ mitgewonnen wurde. Die Aufbereitung der Erze erfolgte zu dieser Zeit noch in den zwei eigenen Pochwerken am Jugelbach.

Um nochmals auf die tagesnahen Abbaue zurück zu kommen: Am 3. Oktober 1813 befuhr der Johanngeorgenstädter Bergmeister Böhme den Schachtbereich. Im dazugehörigen Befahrungsprotokoll wurde erwähnt, dass das Überhauen auf dem „Augustus Gang“ aus der 18 Lachter Strecke in 14 Lachter Entfernung vom Neu Leipziger Glück Treibeschacht bereits acht Lachter in die Höhe gebracht und dort ein Erzbau betrieben wurde. Diese Angabe weist auf eine Überdeckung von ca. 20 Metern bis zur Tagesoberfläche hin.

Diese Stelle erwähnte man auch im Betriebsgeschehen des Jahres 1817 mit einem Strossenbau zwischen 15 und 18 Lachter Teufe. Ebenso existiert eine 14 Lachter Strecke, welche im September 1817 schon 34 Lachter in östlicher Richtung gegen den „Hohneujahr Morgengang“ getrieben wurde.

Der nachfolgende Riss zeigt die Dimensionen der erwähnten Abbaue. Das Niveau der 14 Lachter Strecke markierte das Einsetzen der Erzführung in die Teufe.

  


Abbildung 8: Saigerriss zur Situation am Neu Leipziger Glück Treibeschacht, Vergrößerte Darstellung aus
obigen Riss.

 


Abbildung 9: Grundriss zur Situation am Neu Leipziger Glück Treibeschacht, Vergrößerte Darstellung aus
obigen Riss.

  

Das weitere bergbauliche Geschehen der Fundgrube Neu Leipziger Glück in den Jahren nach 1817 ist geprägt von Einsparungen und damit einhergehender Reduzierung der Arbeiten  (40169, Nr. 1313ff). Die Gewerkschaft der Fundgrube wird zusehends finanzschwächer, was sich auch in der mangelnden Unterhaltung des Göpels wiederspiegelt. Beispielsweise findet sich in einem Haushaltsprotokoll des Bergamtes Johanngeorgenstadt vom 12. August 1818 die Angabe, dass Teile des Pferdegöpels in Fäulnis übergehen und der Göpel sich schon gesenkt habe.

Bei den meist jährlich durchgeführten Generalbefahrungen der im Betrieb gestandenen Gruben, wurde der jeweilige Zustand des Bergwerks überprüft. Im Rahmen der Generalbefahrung am 1. Juli 1834 wurde festgestellt, dass im Pferdegöpel zwei Hauptsparren sehr schadhaft und bisher nur provisorisch abgespreizt waren. Die von den Bergbeamten nachdrücklich empfohlene Auswechselung der Hauptsparren war bisher nicht erfolgt. Auch wurde das Treibeseil aus Hanf angesprochen, welches zwar ohne erkennbare Mängel war, aber schon 30 Jahre auf dem Seilkorb hing.

  

Im Jahr 1838 ging das gesamte Berggebäude Neu Leipziger Glück aus wirtschaftlichen und finanziellen Gründen im neuen Bergwerksunternehmen Vereinigt Feld im Fastenberge  (40169, Nr. 1716ff) auf. Der alte Name blieb erhalten und man sprach vom Feldesteil Neu Leipziger Glück bzw. Neu Leipziger Glück Abteilung. Ebenso blieb die Bezeichnung des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes erhalten, auch wenn dessen Bedeutung durch das Verschieben der Arbeiten von Vereinigt Feld in andere Bereiche abnahm und die Strecken im Umfeld des Treibeschachtes in den ausführlichen Nachrichten über Vereinigt Feld im Fastenberge kaum noch erwähnt wurden. Dies hat sich sicherlich auch im baulichen Zustand des Göpels widergespiegelt.

Zwischen 1838 und 1841 beschränkten sich die Arbeiten in der Nähe des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes überwiegend auf die Untersuchung verschiedener Gänge, so vom „Markus Spat“ (bekannter als „Gottes Segen Spat“), dem „Christianus Morgengang“, dem „Übersetzend Glück Spat“ und dem „Friedrich Spat“. Obwohl diese Untersuchungen keinen großen Erfolg brachten, blieb der Zugang zu diesem Grubenfeld über den Neu Leipziger Glück Treibeschacht gewährleistet. Erwähnung finden soll hier auch der tödliche Unfall des Doppelhäuers Christian Gotthilf Großer, der am 19. April 1840 auf dem erwähnten „Friedrich Spat“ durch eine fehlerhafte Sprengung ums Leben kam.

Eher zufällig fand man im Jahr 1843 bei der Erneuerung der Zimmerung im östlichen Schachtstoß, knapp über der 50 Lachter Strecke, eine Niere Erz mit Bleiglanz, Glaserz und Rotgültigerz und konnte somit eine kleine Geldeinnahme verbuchen.

Im Jahr 1848 erfolgte ein kleiner Abbau auf dem „Augustus Flachen“ oberhalb der 45 Lachter Strecke, etwa 18 Lachter südöstlich vom Neu Leipziger Glück Treibeschacht.

Auch der Versuch des Fündigwerdens über das 30 Lachter Streckenort auf dem „Neutroster Spat“, welches im Jahr 1852 in Richtung des ehemals so ergiebigen „Gotthelf Schaller Flachen“ vorangetrieben wurde, brachte keinen Erfolg und der Vortrieb wurde 1853 schon wieder eingestellt.

 

Erst 1866 wurden in den Grubenbauen von Neu Leipziger Glück wieder Auffahrungen getätigt. Beginnend vom Gnade Gottes Stolln wurde ein Überhauen aufgefahren, um in die 50 Lachter Strecke durchschlägig zu werden und somit die Förderwege zu verkürzen. Der Durchschlag erfolgte 1869. Ob bei dieser Auffahrung auch der Neu Leipziger Glück Treibeschacht genutzt wurde, konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden.

Mit der Entscheidung, den „Hohneujahr Morgengang“ auf Wismut zu untersuchen, lag man, ohne es wirklich zu ahnen, völlig richtig. Allein dieser Erzgang hielt den Bergbau in Johanngeorgenstadt bis 1945 am Leben. Das Metall Wismut war mittlerweile wieder begehrt und der Bergbau darauf lohnenswert. Wismut fand u. a. ab etwa 1860 Verwendung in der Medizin als Bestandteil von Medikamenten.

Erste zögerliche Abbauversuche begannen im Jahresverlauf 1867 in der 18 Lachter Strecke am Gangkreuz zwischen „Augustus Flachen“ und „Hohneujahr Morgengang“ in südwestlicher Richtung (heute der übertägige Bereich des Garagenstandortes bis zum Museumsgöpel). Bis zum Jahr 1873 baute man vom genannten Gangkreuz in südwestlicher und nordöstlicher Richtung ab. (Anm.: Der „Augustus Flache“ wurde von der Fundgrube Neu Leipziger Glück nur bis zum Gangkreuz mit dem „Hohneujahr Morgengang“ aufgefahren. Nach dem Gangkreuz war der „Augustus Flache“ in südöstliche Richtung nicht mehr aufzufinden. Der „Hohneujahr Morgengang“ bildete auch während des Bestehens der Fundgrube Neu Leipziger Glück die Grubenfeldgrenze zu Gnade Gottes und Neu Jahrs Maaßen. Mit der Gründung von Vereinigt Feld im Fastenberge verloren die alten Grubenfelder dort ihre frühere Bedeutung.)

Durch den Preisverfall von Wismut im Jahr 1874 kam der Abbau dieses Erzes im Bereich des „Hohneujahr Morgengangs“ kurzzeitig zum Erliegen, bis sich der Preis auf niedrigem Preisniveau stabilisierte. Schon ab 1875 konnte im Bereich des „Hohneujahr Morgengangs“ wieder Abbau erfolgen. Zusätzlich begann auf der tiefer liegenden 30 Lachter Strecke die Vorrichtung des Abbaus auf dem „Hohneujahr Morgengang“.

  

Nachrichten zum Neu Leipziger Glück Treibeschacht und dem Göpel finden sich erst 1878 wieder, als Reparaturen der faul gewordener Einbauten und Zimmerungsarbeiten ausgeführt wurden, bei denen auch die alten Schachtstempel zwischen der 30 Lachter Strecke und der 40 Lachter Strecke ausgetauscht wurden.

Es ist erkennbar, dass man ab diesem Zeitpunkt mit mehr Nachdruck ans Werk ging. Es erfolgte die Verstärkung der Abbaue, des Vortriebs der 30 Lachter Strecke und der 40 Lachter Strecke vom Kreuz des „Augustus Flachen“ mit dem „Hohneujahr Morgengang“ (bei den Garagen) in nordöstlicher und südwestlicher Richtung. Diese Bereiche waren bisher nur über den Neu Leipziger Glück Treibeschacht erreichbar. Im Treibeschacht wurden 1880 die Fahrung bis zum Gnade Gottes Stolln und 1881 das Füllort auf der 40 Lachter Strecke komplett erneuert. Auch 1882 fanden weitere Erhaltungsarbeiten statt. Auf der 50 Lachter Strecke wurde 1883 ebenfalls mit dem Vortrieb auf dem „Hohneujahr Morgengang“ begonnen.

Einen für die Johanngeorgenstädter Bergbaugeschichte sehr bedeutenden Erzgang erreichte man im Jahr 1884 beim Vortrieb der 30 Lachter Strecke in südwestlicher Richtung (Richtung Museumsgöpel) auf dem „Hohneujahr Morgengang“. In ca. 122 m vom Kreuz des „Augustus Flachen“ mit dem „Hohneujahr Morgengang“ traf man auf den „Markus Spat“ (auch „Gottes Segen Spat“). Dieser Erzgang streicht durch den gesamten Fastenberg und verläuft im betrachteten Gebiet etwa längs des Parkplatzes der Gaststätte am Museumsgöpel weiter in Richtung Grundschule. Abweichend von der Namensgebung als „Gottes Segen Spat“ bei dessen Fundgrube und Stolln, trug dieser Gang in den verschiedenen Grubenfeldern in seinem Streichen unterschiedliche Bezeichnungen, so hieß er beispielsweise im betrachteten Gebiet „Markus Spat“.

Während des früheren Silberbergbaus war der „Markus Spat“ im Bereich Neu Leipziger Glück nicht sehr ergiebig und wurde deshalb auch nicht stark bebaut. Am Kreuz von „Markus Spat“ mit dem „Hohneujahr Morgengang“ fand man ein sogenanntes „Schleppkreuz“ vor, also einen deutlich größeren Gangkreuzbereich. Im erzgebirgischen Bergbau war es fast schon eine Gesetzmäßigkeit, dass Gangkreuze meist gut vererzt waren. Auch hier fanden sich deutliche Erzanreicherungen im Kreuzungsbereich beider Gänge, die nachfolgend abgebaut wurden.

Aufgrund des umgehenden Betriebes erneuerte man 1884 auch die Hängebank des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes, Teile der Zimmerung in den Grubenbauen und Teile des Göpeldaches.

  

Beim weiteren Vortrieb der 30 Lachter Strecke auf dem „Hohneujahr Morgengang“ in südwestlicher Richtung wurde man 1885 bei 151 m Entfernung vom Gangkreuz „Augustus Flacher“ und „Hohneujahr Morgengang“ in den alten Hohneujahrer Hängeschacht durchschlägig (nicht der heutige Schacht des Museumsgöpels).

Auch die Arbeiten auf dem „Markus Spat“ auf der 30 Lachter Strecke brachten durch dessen Erzführung weiterhin erfreuliche Ergebnisse. Auch die 40 Lachter Strecke und die 50 Lachter Strecke wurden weiter vorangetrieben. Ebenso wurde die alte Huntstrecke aufgewältigt, welche knapp über der 50 Lachter Strecke liegt. Die Huntstrecke war eine der wichtigen Sohlen im ehemals gemeinschaftlichen Grubenfeld von Hohneujahr und Unverhofftglück.

Im Gnade Gottes Stolln fand Vortrieb auf dem „Hohneujahr Morgengang“ statt. Zusätzlich wurden im Jahr 1855 viele Erhaltungsarbeiten im Grubenfeld durchgeführt.

Der Vortrieb in den genannten Strecken wurde auch 1886 fortgeführt. Man befand sich mittlerweile beim Streckenvortrieb in südwestliche Richtung im Bereich des Hohneujahr und Unverhofftglücker Treibeschachtes, dem heute sichtbaren Pferdegöpel. Der schlechte Zustand des Hohneujahr und Unverhofftglücker Treibeschachtes war bekannt, denn das Hangende kam trotz Mauerung in Bewegung. In welcher Tiefe dieser problematische Bereich war, ist aktuell nicht bekannt. Bisher scheute man die Aufwältigung und Wiedernutzbarmachung des Hohneujahr und Unverhofftglücker Treibeschachtes für den Grubenbetrieb, da diese Arbeiten ein erhebliches Risiko für die dort arbeitenden Bergleute bedeuteten. Man entschloss sich daher, einen Umbruch auf der 30 Lachter Strecke aufzufahren, um gefahrloser in den Treibeschacht durchschlagen zu können. Der Durchschlag erfolgte 1887.

Die 40 Lachter Strecke, die 50 Lachter Strecke sowie die Huntstrecke wurden ebenso in diese Richtung vorangetrieben, waren aber noch nicht so weit vorangebracht. Auch die Arbeiten auf dem „Markus Spat“ wurden verstärkt.

Durch den zunehmenden Vortrieb und dem Abbau im Bereich von Neu Leipziger Glück ergaben sich Platzprobleme mit dem Haldensturz am Schacht. Um diese Probleme zu lösen, wurde eine weitere Fläche für die anfallenden Bergemassen erworben.

Am 17. Dezember 1887 ereignete sich im Neu Leipziger Glück Treibeschacht ein Unfall, bei dem zwei Arbeiter verletzt wurden. Bei der Einfahrt zur Mittagsschicht stürzten die Förderleute Mildner und Arnold einige Meter bis auf eine Zwischenbühne. Wenige Meter über der 30 Lachter Strecke wurden sie „fahrtlos“. Mildner fiel dabei acht Meter und Arnold drei Meter. Wahrscheinlich ist Mildner von der Fahrt abgerutscht und hat Arnold mitgerissen. Der genaue Unfallhergang lässt sich aus den gesichteten Akten nicht rekonstruieren. Beide Bergleute konnten schon im Januar wieder ihre Arbeit aufnehmen.

Das Jahr 1888 war bestimmt von den Vortrieben auf dem „Hohneujahr Morgengang“ auf der 40 Lachter Strecke, der Huntstrecke und der 50 Lachter Strecke, der weiteren Untersuchung des „Markus Spates“ sowie diversen Erhaltungsarbeiten.

Hinter dem Hohneujahr und Unverhofftglücker Treibeschacht fand man beim weiteren Vortrieb auf dem Niveau der 30 Lachter Strecke eine Auffahrung aus dem früheren Bergbau. Bei dieser Strecke war zur Anpassung des benötigten Querschnittes nur noch die Strosse nachzureißen, was laut Jahresbericht im Jahr 1889 erfolgte. In diesem Bereich baute zwischen 1705 bis 1737 das gemeinschaftliche Grubenfeld Hohneujahr und Unverhofftglück in einem Erzfall etwa 11,6 Tonnen Silber ab. Der Abbau erfolgte dabei hauptsächlich auf dem „Hohneujahr Morgengang“.

Beim weiteren Vortrieb auf der 40 Lachter Strecke erreichte man bei ca. 161 m Entfernung vom Gangkreuz des „Augustus Flachen“ mit dem „Hohneujahr Morgengang“ die alten Baue, welche in früheren Jahren den Gewerken des gemeinschaftlichen Feldes von Hohneujahr und Unverhofftglück die reiche Ausbeute brachten. Da der „Hohneujahr Morgengang“ in diesem Bereich bereits sehr stark abgebaut war, stellte man dort die Arbeiten ein und verlegte den weiteren Vortrieb auf der 40 Lachter Strecke vom Gangkreuz „Augustus Flachen“ mit „Hohneujahr Morgengang“ (Bereich Garagenkomplex) in nordöstliche Richtung. Auch die Huntstrecke stand weiter im Betrieb.

Erwähnt sei noch, dass 1889 der Durchschlag eines weiteren Überhauens von der Gnade Gottes Stollnsohle in die 50 Lachter Strecke auf dem „Hohneujahr Morgengang“ erfolgte. Dadurch wurde die Förderung der zu pochenden Armerze aus dem immer größer werdenden Grubenfeld erleichtert. (Anm.: Das Erz wurde bei Vereinigt Feld im Fastenberge überwiegend über den Gnade Gottes Stolln in Richtung Wittigsthal zur Gnade Gottesser Wäsche bzw. Gnade Gottesser Pochwerk abgefördert, während das taube Gestein über den Neu Leipziger Glück Treibeschacht ausgefördert wurde.)

Die Jahre zwischen 1890 und 1900 waren überwiegend von zielstrebigen Bergarbeiten auf dem „Hohneujahr Morgengang“ geprägt. Dabei erfolgte auf der 30 Lachter Strecke und der 40 Lachter Strecke der Vortrieb vom Gangkreuz in östliche Richtung (zur Altstadt hin), die 50 Lachter Strecke und die 60 Lachter Strecke vom Gangkreuz „Augustus Flachen“ mit „Hohneujahr Morgengang“ wurden in westliche und östliche Richtung vorangetrieben. Die sich daraus auf den verschiedenen Sohlen durchgeführten Abbaue auf Wismuterze, ermöglichten der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge ein gewisses Auskommen. Eine weitergehende Beschreibung der vielfältigen Arbeiten bleibt einer späteren Ausarbeitung zum „Hohneujahr Morgengang“ vorbehalten.

Auch der „Markus Spat“ wurde weiter untersucht, allerdings nicht so intensiv wie der „Hohneujahr Morgengang“.

Der Neu Leipziger Glück Treibeschacht samt Göpel wurde zwischen 1890 und 1900 gut unterhalten. In den Grubenakten sind alle Reparaturen und sogar ausgetauschte Bretter und Fahrten vermerkt. Zudem wurde der Göpel mit einem Blitzableiter ausgestattet und der Schachtdeckel feuerfest gemacht. In einem Erzfahrbericht (Betriebskontrolle) des Bergamtes Zwickau im Jahr 1899 wird der Neu Leipziger Glück Treibeschacht als „in gutem baulichen Zustand“ beschrieben.

  

Schon um die Jahrhundertwende kündigte sich im Betriebsgeschehen ein Wandel an. In den bisher bebauten Teufen bis auf das Niveau des Gnade Gottes Stolln war der „Hohneujahr Morgengang“ mehr oder weniger völlig abgebaut und die Abbaureserven schwanden. Es wurde daher entschieden, weiter in die Tiefe zu gehen. Bei diesem Vorhaben spielte der Neu Leipziger Glück Treibeschacht keine Rolle mehr, sondern es bot sich hierzu der Schaarschacht an. Der Schaarschacht hatte im Gegensatz zum Neu Leipziger Glück Treibeschacht bereits eine größere Teufe, lag näher am bisher bebauten Erzfall und ermöglichte dadurch einen wirtschaftlicheren Abbau.

Bergverwalter Schulze empfahl 1902 ganz deutlich, die „teure Pferdegöpelförderung“ am Neu Leipziger Glück Treibeschacht aufzugeben und nannte diese „nicht mehr zeitgemäß“. Nachdem 1904 im Schaarschacht die neue Förderturbine (eine Radial- Partial Turbine mit innerer Beaufschlagung) sowie der eiserne Seilscheibenstuhl in Betrieb genommen wurden, übernahm dieser Schacht die zentrale Rolle im Johanngeorgenstädter Wismuterz- Bergbau. Dennoch fanden weiterhin die nötigen Unterhaltungsarbeiten im Neu Leipziger Glück Treibeschacht und dessen unmittelbaren Umfeld statt.

Generell wurden ab 1904 der Neu Leipziger Glück Treibeschacht und der Pferdegöpel nur noch selten in den gesichteten Akten zum Betriebsgeschehen erwähnt. Eine der wenigen Nennungen in dieser Zeit stammt aus dem Jahr 1918 von der Überprüfung durch das Bergamt Zwickau. Bei dieser Überprüfung wurden das Schachtgebäude und der Pferdegöpel sicher verschlossen und unzugänglich vorgefunden. Obersteiger Rehwagen von Vereinigt Feld im Fastenberge erwähnte dabei, dass der Neu Leipziger Glück Treibeschacht wenig zur Fahrung genutzt werde, diese aber in Ordnung sei.

In dem vom Förderverein Pferdegöpel Johanngeorgenstadt e.V. herausgegebenen Heft zum Pferdegöpel (3. überarbeitete Auflage von 2018) findet sich die Angabe, dass der Pferdegöpel dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz am Herzen lag und durch von diesem Verein gesammelter Spenden im Jahre 1921 einige wichtige Reparaturen durchgeführt werden konnten. Im Jahr darauf schloss der Landesverein Sächsischer Heimatschutz mit der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge einen Vertrag zur Sicherung und Nutzung des Pferdegöpels. Die genaueren Vertragsdetails sind dem Autor aktuell nicht bekannt.

   

Die Jahre nach dem ersten Weltkrieg und nachfolgend die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise bis ca. 1933, waren für die Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge generell nicht die Besten und brachten die Gewerkschaft bis an den Rande ihrer Existenz. Dies wird sich sicherlich auch im Zustand der vorhandenen Objekte gezeigt haben. Auch, wenn ab 1934 aufgrund politischen Wandels und damit einhergehender Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches wieder verstärkt im Johanngeorgenstädter Bergbau gearbeitet wurde, hatten der Treibeschacht und der Pferdegöpel keine betriebstechnische Bedeutung mehr und wurden damals schon als „ideelles Denkmal“ angesehen.

Glücklicherweise existieren aus der Zeit zwischen 1925 bis 1935 aussagekräftige Fotos, die im Beitrag eingearbeitet und u. a. dankenswerterweise aus dem Archiv von Harald Teller (Johanngeorgenstadt) zur Verfügung gestellt wurden. Weitere Bilder finden sich Online in der Deutschen Fotothek sowie im Buch „Montanregion Erzgebirge – Eine Fotodokumentation von Markscheider Dr. Paul Schulz“, verfasst von Wolfgang Barsch und Dr. phil. Rainer Sennewald.

  


Abbildung 10: Aufnahme des Göpelgebäudes um 1925, Herkunft unbekannt, Bildquelle: Sammlung Teller.

   


Abbildung 11: Eine oft erhältliche Postkarte zum Thema, Bildquelle: Sammlung Teller.

  


Abbildung 12: Aufnahme des Göpelgebäudes um 1925, Herkunft unbekannt, Bildquelle: Sammlung Teller.

  


Abbildung 13: Aufnahme des Göpelgebäudes im Winter, Fotograf Johannes Mühler, wahrscheinlich um 1935, Bildquelle: Sammlung Teller.

  


Abbildung 14: Aufnahme vermutlich von Richard Herold, zwischen 1937 und 1945, Bildquelle: Sammlung Teller. Ein Digitalisat gibt es auch bei der

Deutschen Foitothek: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70060686

  


Abbildung 15: Aufnahme von Paul Schulz, 1926, Bildquelle: Sammlung Teller. Die Hochfläche des Fastenberges war damals noch gänzlich unbebaut. Ein Digitalisat gibt es auch bei der

Deutschen Foitothek: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002019

   


Abbildung 15a: Eine weitere Aufnahme von Paul Schulz, 1926, Bildquelle: Deutsche Fotothek,

Digitalisat: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70003005

  


Abbildung 16: Der Rundlauf des Göpels, Aufnahme von Max Nowak, zwischen 1925 und 1945, Bildquelle: Sammlung Teller. Ein Digitalisat gibt es auch bei der

Deutschen Foitothek: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70006317

  


Abbildung 17: Blick vom Rundlauf durch das Gebälk zum Schachtstuhl, Aufnahme von Max Nowak, zwischen 1925 und 1945, Bildquelle: Sammlung Teller. Ein Digitalisat gibt es auch bei der

Deutschen Foitothek: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70006314

  


Abbildung 17a: Der Schachtstuhl, eine weitere Aufnahme von Max Nowak, um 1930,
Bildquelle: Deutsche Fotothek,

Digitalisat: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70006315

  

In einer Niederschrift der Aufsichtsratssitzung der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge vom 8. August 1941 findet sich folgender Eintrag:

Der Aufsichtsrat vertritt die Auffassung, daß der Johanngeorgenstädter Pferdegöpel für alle Zeiten artgerecht zu erhalten ist...“

Dennoch setzte man im Aufsichtsrat eine genaue Beschlussfassung solange aus, bis über den Einspruch des Grubenvorstandes gegen die Eintragung des Pferdegöpels als Landesdenkmal entschieden sei. Man erwog auch, gegebenfalls im Wege eines Umlaufverfahrens, eine Stellungnahme des Aufsichtsrates herbeizuführen. Hier sind zur Sache deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Grubenvorstand und Aufsichtsrat zu erkennen.

Auch bei der nachfolgenden Aufsichtsratssitzung der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge am 29. Mai 1942 ergab sich in dieser Frage noch kein Fortschritt. Der Aufsichtsrat versuchte weiterhin dafür Sorge zu tragen, dass der Pferdegöpel im Eigentum der Gewerkschaft verbliebe und für die Zukunft „artgerecht“ (!!) erhalten würde.

In einem undatierten Schreiben aus dem Jahr 1943 beschrieb man den Zustand des Pferdegöpels als gut. Es waren lediglich einige Schäden am Dach auszubessern. Man meinte, dass 1944 die Ausbesserung von 50 qm Außenverschlag an der Westseite des Gebäudes erforderlich würde.

Auch in der Aufsichtsratssitzung der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge am 20. Juli 1943 erwähnte man den Pferdegöpel. Die Angelegenheit war wohl immer noch nicht vollständig geklärt. Gemäß eines noch aufzusetzenden Vertrages mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz, sollten die Kosten zur „artgerechten Unterhaltung“ vom Landesverein getragen werden. Der Aufsichtsrat ersucht deshalb, den bestehenden Vertrag mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz neu zu fassen, damit die Frage der weiterhin ungeklärten Unterhaltungskosten geregelt würde. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz sollte zukünftig diese Kosten komplett übernehmen, da sich die Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge nicht zur Übernahme der Unterhaltungskosten bereit erklärte.

In einem allerdings nicht unterschriebenen Vertrag zwischen dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz und der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberge vom 26. September 1944 findet sich die Angabe, dass man den Pferdegöpel als Einzelperson für 0,50 Mark bzw. 0,25 Mark bei Gruppen ab 10 Personen besichtigen kann.

   

Zwei kleine Beiträge zur Funktionsweise der beiden erhaltenen   Pferdegöpel im Erzgebirge gibt es übrigens in der  Technik- Rubrik auf unserer Seite.

 

 
 
 

Zum Uranerzbergbau nach 1945

  

Ein neues Kapitel des Bergbaus im Erzgebirge beginnt kurz nach Ende des 2. Weltkrieges. Die Suche nach Uranerzen und deren Abbau in Johanngeorgenstadt durch die damalige AG WISMUT veränderte und zerstörte das Stadtbild auf dramatische Weise. Die sowjetische Seite stand zu dieser Zeit unter enormen Druck, schnell ein atomares Gleichgewicht herstellen zu müssen. In dieser jahrhundertealten Bergbauregion lag es deshalb auf der Hand, die bereits vorhandenen Schächte und Stolln für die Erkundung der Grubengebäude und des geologischen Aufbaus der Lagerstätte sowie für den zeitnahen Uranerzbergbau zu nutzen.

Durch den Neu Leipziger Glück Treibeschacht war bereits der Anschluss an den Gnade Gottes Stolln gegeben, auf dessen Niveau sich die zentrale 25 m-Sohle zu einer der Hauptsohlen unter Johanngeorgenstadt entwickelte. Neben dem Neu Leipziger Glück Treibeschacht gab es in diesem Lagerstättenbereich nur den Schaarschacht, der diese Teufe bereits erreicht hatte und auch nutzbar war. Der ganz in der Nähe liegende Hohneujahr und Unverhofft Glück Treibeschacht war zwar auch an den Gnade Gottes Stolln angeschlossen, aber in der Teufe verbrochen. Alle anderen der vorhandenen Schächte waren abgesetzt bzw. anderweitig nicht direkt mit dem Gnade Gottes Stolln durchschlägig.

Die Schächte in der Umgebung, so z. B. Brüder Lorenz (Schacht 60), der alte Neu Leipziger Glück Tageschacht (Schacht 120), Silberkammer, Gotthelf Schaller und Erzengel, waren aus unterschiedlichen Gründen nicht bis auf den Gnade Gottes Stolln geteuft. Oft lag es an der in diesen Bereichen nur tagesnah vorhandenen Silbervererzung.

Neben dem Abbau von Silber und Wismuterzen, fand in den vorherigen Bergbauperioden Johanngeorgenstadts auch ein geringfügiger Bergbau auf Kobalt, Eisenerz und Schwefelkiese statt. Ab 1819 lässt sich auch schon ein Interesse an Uranerzen nachweisen. Unter der Regie von Vereinigt Feld im Fastenberge suchte man immer mal wieder gezielt nach Uranerzen und baute diese in geringer Menge ab.

Für den Bereich des Neu Leipziger Glück Treibeschachtes gibt es zwar bisher keine schriftliche Erwähnung von Uranerzen bzw. deren Abbau, aber der uranerzführende „Markus Spat“ (Gottes Segen Spat) verläuft in nicht allzu weiteren Entfernung vom Treibeschacht.

Das detaillierte Betriebsgeschehen während des Uranbergbaus im Neu Leipziger Glück Treibeschacht kann hier leider noch nicht wiedergegeben werden, da dem Autor die dazu notwendigen Unterlagen nicht vorliegen. Dennoch ist es möglich, aus den vorhandenen und bekannten Quellen einen groben Überblick über diese Betriebsperiode zu geben.

  

Der Neu Leipziger Glück Treibeschacht bekam während des Uranerzbergbaus die Schachtnummer 42 und bildete mit dem ebenfalls wieder in Betrieb genommenen Neuleipziger Glück Tageschacht (Schacht 120) die Schachtverwaltung 42 der AG Wismut.

Für den „modernen“ Bergbau der AG Wismut war der Pferdegöpel nicht nutzbar und das gesamte Ensemble eher hinderlich. Bei F. Teller (2020) lässt sich nachlesen, dass am 1. Juni 1947 der offizielle Bergwerksbetrieb im Schacht 42 unter sowjetischer Leitung begann. Kurze Zeit später wurde das Treibehaus über dem Schacht abgerissen und ein Fördergerüst mit Holzverschlag errichtet. Die Zerstörung der Göpelpyramide erfolgte nach Juli 1948 und der altehrwürdige und eigentlich für alle Zeiten zu erhaltende Pferdegöpel war nun doch Geschichte.

Laut Anordnung 01369 der Hauptverwaltung der Wismut AG erfolgte die Übergabe aus der Vorrichtung des Schachtes zum Streckenvortrieb und Abbau der uranhaltigen Erzgänge am 2. November 1948. Dies deckt sich auch mit einem Luftbild vom 29. Juli 1948, welches die Schachthalde noch bewachsen und ohne frische Schüttungen zeigt.

Laut Anordnung 00321 der Hauptverwaltung wurde Schacht 42 am 29. März 1954 nasskonserviert, die Wismut- Chronik bezeichnet diesen Tag hingegen als Stilllegung dieses Schachtes.

Der Bereich des ehemaligen Grubenfeldes Neu Leipziger Glück wurde durch den Uranerzbergbau untertägig weitläufig aufgeschlossen. Im Umfeld von Schacht 42 entstanden zwei Hauptsohlen, so die 80 m- Sohle (altes Grubenfeld und unter der Mittel- und Neustadt) sowie die 25 m- Sohle unter dem ganzen Stadtbereich.

Die 25 m- Sohle, in der Mittelstadt auch als 140 m- Sohle bezeichnet, entspricht in etwa dem Höhenniveau des Gnade Gottes Stollns. Speziell hier, in der Nähe von Schacht 42, liegt diese 25 m- Sohle bei ca. 698 m NN, während die 80 m- Sohle auf 762 m NN liegt und dementsprechend eine Überdeckung von 67,5 m nach Übertage hat (Angaben sind Näherungswerte!).

Der Neu Leipziger Glück Treibeschacht / Schacht 42 wurde während des Uranerzbergbaus nicht weiter verteuft. Der weitere Aufschluss unterhalb des Niveaus vom Gnade Gottes Stolln erfolgte im Umfeld von Schacht 42 durch das Niederbringen kleinerer Gesenke oder Blindschächte bzw. durch die neuen und leistungsfähigeren Schächte 32 und 53.

Einen Anschluss an Schacht 42 mittels Füllort hatte vermutlich nur die 25 m- Sohle. Eine risslich bekannte Verbindung an die 80 m- Sohle aus dem Querschlag 6-2 scheint wahrscheinlich nur der Wetterführung gedient zu haben. Hier besteht aber weiterer Klärungsbedarf.

Das Vor- und Ausrichtungsschema der Lagerstätte bestand in der Auffahrung von Feldstrecken in südöstlicher bzw. nordwestlicher Richtung. Aus diesen Feldstrecken wurden im 90° Winkel Querschläge in südwestlicher bzw. nordöstlicher Richtung getrieben, mit denen man beim Vortrieb die Erzgänge kreuzte. Diese Erzgänge wurden dann über sogenannte Gangstrecken erschlossen. Zur Erkundung der Gänge wurden auf den Gangstrecken in gewissen Abständen Überhauen aufgefahren. Wurde Erz im Gang angetroffen, wurde über diese Überhauen der Abbau mittels Firstenstoßbau betrieben.

Eine weitere Art der Erkundung war die Auffahrung von Etagenstrecken. Zu Auffindungen von Restvererzungen in bereits abgeschriebenen Gängen wurden Karottage- Bohrungen genutzt. Etagenstrecken und Karottage- Bohrungen sind durch die absetzige Vererzung der Gangfläche begründet.

Auf der 80 m- Sohle existieren im Umfeld von Schacht 42 nur einzelne neu aufgefahrene Gangstrecken. Im Querschlag 6-2 der 80 m- Sohle befinden sich in unmittelbarer Schachtnähe die Gangstrecken 120-1 und 120-2. Diese Gangstrecken stehent (standen?) komplett leer und bei dem hier durchgebauten Gang handelt es sich, wegen der deutlichen Parallelen zum Streichen und Fallen, wahrscheinlich um den „Augustus Flachen“.

Bedeutung wegen seiner Uranvererzung erlangte u. a. auch der „Gang 51“, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um den schon vom Altbergbau bearbeiteten „Gotthelf Schaller Flachen“ handelt. Dieser Erzgang streicht unter dem Parkplatz an der neu errichteten Großpyramide in Richtung Pulverturm. Hier fanden in den Jahren 2006 und 2007 größere Verwahrungsmaßnahmen zur Sicherung tagesnaher Abbaue des Uranerzbergbaus statt. Bei diesen Arbeiten wurden zwei Gesenke ca. 45 m in die Abbaue bzw. auf die Gangstrecke der dort vorhandenen 60 m- Sohle niederbrachte. Eine der Teufen befand sich etwa im Bereich des heutigen Imbisses, die andere an der Kleingartenanlage „Sonnenblick e.V.“

Auch auf der 25 m- Sohle sind im unmittelbaren Umfeld von Schacht 42 nur wenige neu aufgefahrene Gangstrecken zu finden. Sehr stark bebaut war auch hier wieder der „Gang 51“ bzw. „Gotthelf Schaller Flache“.

  

Die aus dem Altbergbau vorhandenen Auffahrungen ermöglichten während des beginnenden Uranerzbergbaus zwar eine schnellere Erkundung der dort verlaufenden Gänge, aber man fand eben auch die bereits abgebauten Gangflächen vor. Der folgende Übersichtsriss zum Grubenfeld zeigt, dass ein nicht zu verachtendes Gangnetz vorhanden ist. Aber schon die Altvorderen beklagten sich, dass die Erzgänge im Niveau des Gnade Gottes Stollns vertauben und teils gar nicht mehr vorhanden wären. Gutes Ausbringen von Silber hatte man nur in den oberen Teufen.

Ähnliche negative Ergebnisse kann man abgesehen vom „Gang 51“, vermutlich auch für den Uranerzbergbau annehmen. Auch hier besteht noch Klärungsbedarf.

  

Abbildung 18: vereinfachte Darstellung der Wismutauffahrungen (ohne Gangstrecken) im Bereich der Neu Leipziger Glück Fundgrube; pink: 80 m Sohle, schwarz: 25 m Sohle.

  

Die Entfernung zwischen Schacht 42 und „Gang 51“ beträgt nur etwa 110 bis 120 m. Welche Rolle aber der Schacht 42 beim Abbau von „Gang 51“ genau spielte, kann wegen fehlender Daten aktuell nicht aufgeklärt werden.

Die beim Streckenvortrieb und Abbau anfallenden Gesteinsmassen wurden aus Platzgründen als Spitzkegelhalde im Bereich des heutigen Garagenkomplexes aufgeschüttet. Bei F. Teller (2020) findet man auf den Seiten 590, 740 und 755 einen Blick auf die Halde.

In den 1960er Jahren wurde die Spitzkegelhalde planiert und dabei ein Teil der Haldenmassen auf die Halde von Schacht 58 beim Wilden Mann verbracht. Das eigentliche Volumen der Halde aus Betriebszeiten war also deutlich größer als jenes, welches in den vergangenen Jahren am Ort noch sichtbar gewesen ist.

  


Abbildung 19: Starker Wasserzutritt im Querschlag 8-1 aus darüber befindlichen Abbauen während der Schneeschmelze, Foto: Falk Meyer.

  


Abbildung 20: Standfester Querschlag im Bereich des Grubenfeldes.

 

 
 
 

Sanierung und Verwahrung

  

Die genauen Vorgänge direkt nach Einstellung des Uranerzbergbaus am Neu Leipziger Glück Treibeschacht bzw. Schacht 42 liegen weitestgehend noch im Dunkeln. Nach Angaben der Internetseite der Wismut GmbH wurde der Schacht 42 in den Jahren 1958/1959 nicht sicher verwahrt, sondern nur provisorisch mit Haldenmassen verfüllt sowie mit einer Betonplatte abgedeckt.

Im Frühjahr/Sommer 1988 wurde dann durch den VEB Bergsicherung Schneeberg eine erste Betonplombe eingebaut. Dazu wurde Schacht 42 etwa 16 m tief aufgewältigt und an einem Streckenabgang in dieser Teufe eine Füllortplombe mit einer Stärke von etwa 4 m eingebracht. Die Schachtröhre nach oben blieb offen, da man schon damals Pläne zur touristischen Nachnutzung als Schauobjekt ausgearbeitet hatte. Unterhalb der eingebrachten Plombe war der Schacht weiterhin mit Haldenmassen verfüllt.

Nach dieser ersten Verwahrung erinnerte nur noch ein kleiner, betonierter und abgedeckter Schachtkopf daran, dass dieser Ort nicht ohne Geschichte ist. In den darauffolgenden Jahren wuchs, sicherlich auch dem politischen Umbruch 1989 geschuldet, sprichwörtlich wieder Gras über die Sache und die Natur eroberte sich dieses Areal zurück.

  


Abbildung 21: Der Schachtkopf im April 2010.

 

Erst im Jahre 2005 wurde durch einen Spendenaufruf zum Bau eines Holzförderturmes wieder die Aufmerksamkeit auf das Areal gelenkt. In etwas kleineren Abmessungen sollte eines der beim Uranerzbergbau typischen, holzverkleideten Fördergerüste aufgebaut werden. Der in den Jahren 1992/1993 errichtete Nachbau des Pferdegöpels stand ja schon in Sichtweite auf dem Hohneujahr und Unverhofftglück Treibeschacht. Das holzverkleidete Fördergerüst wurde aber nie errichtet.

  


Abbildung 22: Textbeitrag zum Beginn der Sanierung aus der Freien Presse

  

Im Rahmen der Verwahrung der Wismut-Altstandorte rückte auch das Umfeld von Schacht 42 wieder in den Fokus, ebenso wie die Sanierung der Resthalde. Das Haldengelände war inzwischen in einigen Bereichen verwahrlost und die dortigen Gartengrundstücke oft dem Verfall überlassen. Zudem war die Halde stark bewachsen und ein großer Teil mit Garagen bebaut.

  


Abbildung 23: Luftbild der Baustelle; während diesem Zeitpunkt ist nur der Schacht in Bearbeitung, die Halde noch nicht gerodet, alle Garagen stehen noch, Foto: Torsten Koschel.

 


Abbildung 24: Blick auf die bewachsene Halde vom Parkplatz des Museumsgöpels im Jahr 2014; rechts befindet sich zu diesem Zeitpunkt eine Baustelle der Bergsicherung auf einem Tagesbruch.

  


Abbildung 25:  Ungefähr derselbe Blick im April 2006; in der vegetationslosen Zeit erkennt man die Haldenkonturen etwas besser.

  


Abbildung 26: Mittig ganz links zwischen den Bäumen befindet sich der Schacht; Zustand unmittelbar vor der Sanierung der Halde; Foto: Torsten Koschel.

 

Durch die Sanierung der Halde rückte auch der Schacht 42 wieder ins Sichtfeld der Verantwortlichen. Da die 1988 erfolgte Verwahrung nicht dem „heutigen Stand der Technik“ und den damit verbundenen Anforderungen an die Sicherheit entsprach, war eine neuerliche Verwahrung unausweichlich. Diese erfolgte nun mittels Betonscherpropfen (sich nach unten verjüngender Betonkörper).

Auf Basis der Planungen durch das „Ingenieurbüro Eckert“ aus Chemnitz begann im Sommer 2018 die dritte und damit vielleicht auch letzte Verwahrung von Schacht 42. Dazu wurde der übertägige Betonkranz abgerissen, der Schachtkopf freigelegt und die 1988 eingebaute Plombe entfernt. Bei der Verwahrung wurden in einer Teufe zwischen 15 m bis 25 m Teufe Streckenabgänge gefunden, an denen sich tagesnah größere und teilweise leergezogene Abbaue anschlossen, die im Verlauf des Erzganges 2 m bis 3 m breite und offene Spalten bildeten.

Wie schon im Text für das Jahr 1805 erwähnt, wurde der Schacht in dem Bereich des „Augustus Flachen“ geteuft, in dem der Gang auch das beste Erz brachte. Aus dieser Zeit könnten auch die vorgefundenen Abbaue stammen. Generell findet sich im unmittelbaren Bereich von Schacht 42 und auf dem „Augustus Flachen“ eine Vermischung aus den verschiedenen Bergbauperioden. Ob allerdings beim Uranerzbergbaus dort Abbau stattgefunden hat oder die Arbeiten nur Untersuchungscharakter hatten, ist aktuell nicht bekannt. Es lässt sich aber generell sagen, dass dieser Bereich arm an Uranerzen war.

Die Situation der hier behandelten Mittelstadt lässt nicht mit der Situation unter der ehemaligen Altstadt von Johanngeorgenstadt vergleichen. Aber auch die harmlosere Uranerz- Erkundung birgt für die Tagesoberfläche gewisse Risiken. Auszuschließen ist auch nicht der Abzug von versetzten Bergemassen aus den Abbauen des Altbergbaus während des Uranerzbergbaus, was offene Abbauräume erzeugte und damit auf lange Sicht zum Problem für die Tagesoberfläche werden kann.

In Johanngeorgenstadt, wie auch in Schneeberg, sollte man stark differenzieren, von welcher Bergbauära die Tagesbruchgefahr wirklich ausgeht. Hier und im weiteren Umfeld von Schacht 42 finden sich zahlreiche Auffahrungen aus dem Altbergbau, beispielhaft seien da nur die ehemaligen Berggebäude Silberkammer und Catharina genannt, welche zumeist auch sehr tagesnahe Auffahrungen aufweisen.

Die nachfolgenden Einblicke zur Verwahrung machen die Arbeiten in und um den Schacht 42 verständlicher. Dazu wurden vom „Projektteam Altstandorte“ der Wismut GmbH*) einige Unterlagen bereitgestellt, die hier Verwendung finden.

*) Anmerkung: Mit dieser Bezeichnung kürzen wir im weiteren Text die korrekterweise zutreffende, zugegebenermaßen aber auch recht „sperrige“ Bezeichnung „Projektträger des Freistaats Sachsen für die Sanierung der Wismut-  Altstandorte“ (kurz: „PT Alt“) ab und meinen damit die Mitarbeiter der dafür zuständigen Abteilung innerhalb der Wismut GmbH, bei denen wir uns an dieser Stelle für die Bereitstellung des Materials noch einmal herzlich bedanken wollen.

Die folgende Flurstückkarte zeigt die heutige Situation nach dem Teilabriss der Garagen. Ganz links unten findet sich zur Orientierung der Museumsgöpel, rechts oben als Quadrat erkennbar die Großpyramide.

  


Abbildung 27: Flurstückkarte mit der Übertagesituation, Quelle: Projektteam Altstandorte.

   


Abbildung 28 Gangstreichen im Baubereich, Quelle: Projektteam Altstandorte.

   

Die weiteren Aufnahmen zeigen den Baufortschritt beim Rückbau der 1988 eingebrachten Betonplombe. Beim Blick auf den Saigerriss (Abbildung 29) wird die Problematik beim Abriss der Betonplombe erkennbar. So wurde bei etwa 815 m NN, das heißt in 15 m Teufe, eine nach Südost abgehende Strecke erreicht ( Abbildung 37). In dieser kurzen Strecke war noch der alte Ausbau aus der Zeit des Uranerzbergbaus sichtbar, die dann folgenden Meter aber vollkommen verbrochen. Die Strecke wurde im Zuge der Verwahrarbeiten bis vor Ort aufgewältigt (Abbildung 37 und 38).

Lockermassen in der Firste der Strecke deuteten dabei auf ein vermutlich beim Uranerzbergbau aufgefahrenes Überhauen hin, durch das noch während dieser Sicherungsarbeiten ein Tagebruch erfolgte ( Abbildung 39). Der Tagebruch wurde freigelegt, wobei sich auch Reste ehemaliger Versorgungsleitungen zeigten (Abbildung 40). Im Tagebruch selbst waren in der Teufe die Konturen des Überhauens zu erkennen (Abbildung 41). Dieser Tagebruch wurde abschließend mit Beton verwahrt.

   


Abbildung 29: Saigerriss des Baubereichs, neben dem Schacht erkennt man den trichterförmigen Tagesbruch. Quelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 30: Der freigelegte Schachtkopf.

  


Abbildung 31: Der freigelegte Schachtkopf.

 


Abbildung 32: Blick von der Schwefelwerkstraße auf die Schachtbaustelle, die Rodung der Halde hat begonnen.

  


Abbildung 33: Zwischen den beiden Baucontainern befindet sich der Schacht, Aufnahme 2019.

  


Abbildung 34: Der Schacht während der Aufwältigung.

  


Abbildung 35: Vorbereitungen zum Abriss der alten Plombe; das linke Rohr dient der Bewetterung, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 36: Oberkante der alten Plombe, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 37: Ein erster Blick in die nach Südost abgehende Strecke, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   


Abbildung 38: Die oberste Strecke wird aufgewältigt, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 39: Der ausgelöste Tagebruch, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   


Abbildung 40: Arbeiten zur Freilegung des Tagebruchs, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 41: Im Tagebruch werden die Konturen des alten Überhauens sichtbar, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   

Nachdem die alte Plombe aus dem Schacht 42 völlig entfernt war, erreichte man bei ca. 805 m NN, das heißt in 25 m Teufe, jeweils zu beiden Seiten des Schachtes, weitere Streckenauffahrungen im Streichen des „Augustus Flachen“. Auch hier fanden sich wieder umfangreiche Abbaue. Zum besseren Verständnis sei dazu noch einmal ein Blick auf
die
Abbildung 29 weiter oben empfohlen.

  


Abbildung 42: Ein Hochbruch aus dem Streckenniveau 805 m NN mit Resten einer alten Fahrt, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  

Das folgende Bild zeigt die leergezogenen bzw. nur teilversetzten Abbaublöcke in der Gangfläche, jeweils zu beiden Seiten von Schacht 42 existent. Der Ausbau stammt vom Uranerzbergbau.

  


Abbildung 43: Blick nach West aus Niveau 805 m NN, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   

Die Vermischung aus Alt- und Wismutbergbau zeigte sich z. B. im Abbau in westliche Richtung. Die hier eingehauene Jahreszahl 1799 stammt noch aus der Zeit des Schachtteufens und den damals erfolgter Abbauarbeiten.

  


Abbildung 44: Aufgefundene Jahreszahl, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   

Natürlich stellen die bei ca. 805 m NN angetroffenen, offenen Gangflächen auf lange Sicht ein Risiko für die Tagesoberfläche dar, aber auch für die Standfestigkeit der Schachtröhre des Neu Leipziger Glücker Treibeschachtes / Schacht 42. So erfolgte hier im März 2019 deren Verwahrung. Dazu wurden die Hohlräume von Übertage aus angebohrt (Abbildung 45, links das Bohrgerät, mittig in blau die bereits getätigten Bohrungen; hier Blick Richtung Südost die Bohrpunkte B 11 bis B 14), Kies als Füllbaustoff eingebracht (Abbildung 46, Blickrichtung West) und letztendlich alles mit Beton verfestigt.

Auf der Abbildung 47 ist zu sehen, wie der untertägige Abbauhohlraum in südöstliche Richtung mit Kies verfüllt ist (Blick vom Schacht 42 auf den Versatzmassekegel in der auf 805 m NN abgehende Strecke). Analog erfolgte die Verwahrung in westliche Richtung.

 


Abbildung 45: Anbohren der Abbaue Südost, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 46: Verfüllen der Abbaue West mit Kies, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 47: Der rollige Kies füllt allmählich den leeren Abbauhohlraum,
Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   

Im April 2019 erfolgte mit dem Einbringen des Betonversatzes in die Abbauhohlräume beiderseits von Schacht 42 der Abschluss der Sicherung (Abbildung 48 Richtung West und Abbildung 49 Richtung Südost).

  


Abbildung 48: Einbringen von Betonversatz mittels Betonpumpe, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

  


Abbildung 49: Die Bohrungen für den Betonversatz, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   

Nach erfolgter Sicherung der Abbaue beiderseits von Schacht 42 wurde für die langzeitsichere Verwahrung der Schachtröhre der Betonscherpropfen eingebracht und dazu Widerlagerkonturen im Hangenden und Liegenden der Schachtröhre geschaffen.

  


Abbildung 50: Die sanierte Schachtröhre, ganz unten die Oberkante des Betonscherpropfens, Bildquelle: Projektteam Altstandorte.

   

Die folgenden Bilder zeigen die gerodete Halde und die längst aufgegebenen Gartengrundstücke.

 


Abbildungen 51 und 52: Das gerodete Haldenplateau mit Überresten der Gartengrundstücke und Garagen, Aufnahme im Mai 2019.

 


Abbildungen 53, 54 und 55: Ein ungewohnter Blick – vorher dicht bewachsen und nun kahl,
die Halde im Mai 2019.

   


Abbildung 56: Luftbild der Baustelle, Foto: Torsten Koschel.

  


Abbildungen 57, 58 und 59: Haldenmassen werden abgefahren, es wird abgeflacht und abgedeckt,
Aufnahmen im Mai 2019.

  

Anfang 2022 sind die Arbeiten im Großen und Ganzen beendet. Der Neu Leipziger Glück Treibeschacht bzw. Schacht 42 ist gesichert, die Halde abgeflacht, abgedeckt und begrünt. Es finden abschließend nur noch Arbeiten zur Renaturierung statt.

Durch Initiative der Stadt Johanngeorgenstadt und bergbaulich interessierter Bürger konnte erreicht werden, dass die Schachtröhre oberhalb der Plombe erhalten und damit sichtbar bleibt. Der Neu Leipziger Glück Treibeschacht bzw. Schacht 42 konnte dadurch mit ins Gesamtkonzept des Areals, bestehend aus Großpyramide, Riesenschwibbogen und Pferdegöpel, eingebunden werden. Im Rahmen der Verwahrung wurde mittels Natursteinmauerwerk der Schachtkopf neu gesetzt und zeugt damit als weiteres Puzzlestück von der intensiven Bergbaugeschichte Johanngeorgenstadts. Ein großer Stein mit entsprechender Erinnerungstafel komplettiert das Bild.

Ende November 2019 wurde die sanierte Halde und der verwahrte Schacht an die Stadt übergeben. Das ehemalige Erscheinungsbild, das Umfeld des Schachtes hatte sich komplett zum Positiven verändert.

  


Abbildung 60: Der Monolith mit einer Gedenktafel.

  


Abbildung 61: Der neugestaltete Schachtkopf.

  


Abbildung 62: Der Schacht ist fertig saniert, noch fehlt das Licht für den Blick in die Tiefe.

  


Abbildung 63: Das neu gestaltete Areal erlebt den 1. Winter, Foto: Torsten Koschel.

   


Abbildung 64: Artikel der Freien Presse.

  


Abbildung 65: Artikel der Freien Presse.

  

Erwähnt an dieser Stelle sei noch, dass im Jahr 2019 während der übertägigen Sanierungsarbeiten eine Kreuzdrehscheibe aus der Zeit des Uranerzbergbaus gefunden wurde. Diese Kreuzdrehscheibe hat der Förderverein Pferdegöpel restauriert und ist nun im Museumsbereich ausgestellt.

  


Abbildung 66: Das neue Ausstellungsstück im Museumsgöpel, Foto: Sammlung Teller.

 

Nochmals sei an das Vorhaben zur Errichtung eines Holzförderturms erinnert. Im Erzgebirge lassen sich ja mittlerweile einige sanierte Schachtröhren finden, die sich in ihrer Darstellung ähneln, so z. B. in Scheibenberg der Schacht 191, in Lauta der Schacht Vater Abraham (Nr.152) oder in Schneeberg die Schächte Siebenschlehen (Nr. 10) und Neujahr (Nr. 11). Als Alleinstellungsmerkmal möge man sich einfach nur mal einen Holzförderturm im Zusammenspiel mit dem Pferdegöpel, der Großpyramide und dem Riesenschwibbogen vorstellen - was wäre das für ein einzigartiges Ensemble! Vorerst nur eine Idee, Spinnerei, ein Traum, Spekulation, vielleicht...

Glück Auf!

   

 
 
 

Danksagung

Ein großes Dankeschön geht an Torsten Koschel, der mit seinen Luftbildern die Örtlichkeit viel besser darstellen kann.

Ebenso sei Harald Teller für die historischen Bilder des Pferdegöpels sehr gedankt.

Vielen Dank auch an die Mitarbeiter des Projektteams Altstandorte, durch deren Einblicke in die Verwahrung die Komplexität der Arbeiten verdeutlicht werden konnte.

Ein großes Dankeschön geht auch an die beiden Lektoren Uwe Jaschik und Norbert Schüttler für den sachlichen und inhaltlichen Input.

  

 
 
 

Weiterführende Quellen

   

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

  

  

         Bildquellen

  • Luftbilder: Torsten Koschel

  • Falk Meyer, Flöha

  • Projektteam Altstandorte

  • Harald Teller, Johanngeorgenstadt

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet Enrico Mahlow, Grünstädtel

             
  
         Literatur

  1. Wismut GmbH (Hrsg.): Chronik der Wismut, digitale Ausgabe, Chemnitz, 2003

  2. W. Barsch, R. Sennewald: Montanregion Erzgebirge, Bildverlag Böttger GbR, Witzschdorf. 2016

  3. F. Teller, Förderverein Pferdegöpel Johanngeorgenstadt e.V. (Hrsg.): Pferdegöpel Johanngeorgenstadt, Informationsbroschüre, Johanngeorgenstadt, 3. Auflage 2018

  4. F. Teller, Förderverein Pferdegöpel Johanngeorgenstadt e.V. (Hrsg.): Umbruch – Aufbruch – Abbruch: Johanngeorgenstadt 1945 – 1961, Johanngeorgenstadt, 3. Auflage 2020

  5. Medien Union GmbH Ludwigshafen (Hrsg.): Freie Presse, Ausgabe Schwarzenberg (Faksimiles im Text), Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG, Chemnitz
     
     
     
    Sächsisches Staatsarchiv,  Bergarchiv Freiberg
     

  6. Bestand 40012 (Bergamt Johanngeorgenstadt), Nr. 455: Lehnprotokolle des Bergamtes Johanngeorgenstadt , dat. 1716-1719

  7. Bestand 40040 (Fiskalische Risse zum Erzbergbau), Nr. B8059: Neu Leipziger Glück Fundgrube am Vorderen Fastenberg bei Johanngeorgenstadt, dat. 1799-1839

  8. Bestand 40105 (Sachsenerz Bergwerks GmbH/AG), Bestandserläuterungen

  9. Bestand 40169 (Grubenakten des Bergreviers Schwarzenberg), Nr. 1313: Neu Leipziger Glück Fundgrube am Schwefelbach auf dem Vorderen Fastenberg bei Johanngeorgenstadt, dat. 1735-1805

  10. Ebenda, Nr. 1314: Neu Leipziger Glück Fundgrube, ab 1737 samt Friedliche Nachbarschaft Fundgrube, am Schwefelbach auf dem Oberen Fastenberg bei Johanngeorgenstadt, dat. 1722-1759

  11. Ebenda, Nr. 1315: Neu Leipziger Glück Fundgrube am Schwefelbach auf dem Vorderen Fastenberg bei Johanngeorgenstadt, dat. 1805-1828

  12. Ebenda, Nr. 1316: Neu Leipziger Glück Fundgrube am Vorderen Fastenberg bei Johanngeorgenstadt, dat. 1828-1838

  13. Ebenda, Nr. 1716: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1838-1839

  14. Ebenda, Nr. 1717: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1839-1841

  15. Ebenda, Nr. 1718: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1841-1842

  16. Ebenda, Nr. 1719: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1843-1845

  17. Ebenda, Nr. 1720: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1845-1846

  18. Ebenda, Nr. 1721: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1849-1852

  19. Ebenda, Nr. 1722: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1842-1843

  20. Ebenda, Nr. 1723: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1856-1859

  21. Ebenda, Nr. 1724: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1847-1849

  22. Ebenda, Nr. 1725: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1859-1864

  23. Ebenda, Nr. 1726: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1852-1856

  24. Ebenda, Nr. 1727: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1864-1867

  25. Ebenda, Nr. 1728: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1919-1921

  26. Ebenda, Nr. 1729: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1868-1877

  27. Ebenda, Nr. 1730: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1877-1885

  28. Ebenda, Nr. 1731: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1885-1892

  29. Ebenda, Nr. 1732: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1893-1896

  30. Ebenda, Nr. 1733: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1896-1899

  31. Ebenda, Nr. 1734: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1899-1901

  32. Ebenda, Nr. 1735: Vereinigt Feld im Fastenberg bei Johanngeorgenstadt,
    dat. 1934-1938