schließen

Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt ab Januar 2021.

Wir bedanken uns für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrages

  • beim Bauherrn, dem Projektträger Altstandorte der Wismut GmbH,

  • bei dem bauausführenden Unternehmen, der SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH, sowie

  • bei der Bauleitung durch das Ingenieurbüro TABERG-OST GmbH sowie

  • bei Herrn U. Jaschik, Dresden, für fachliche Beratung.

Sie können diesen Beitrag vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen.

https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-845609 (Ausgabe 2023)

  

Inhalt

Unser Beitrag zur Sanierung der Schadstellen am Gang 57

Zur Fortsetzung der Verwahrungsmaßnahmen am Gang 58 ab 2020
Geländezustand im Bereich der Wismut- Abbaue am Gang 58 im Jahr 2019
Schurf 58-1-1

Schurf 58-1-½
Schurf 58-1-2
Die Schürfe 58-1-⅓ und 58-1-3
Schurf 58-1-3/5 am nordwestlichen Ende des durchgebauten Blocks
Nun doch ein Schlußwort
Weiterführende Quellen

  

Noch einmal die Lagerstätte „August“...

  

Für alle, die diesen Beitrag von den zwei zusammengehörigen zum Thema zuerst lesen, rekapitulieren wir aus seinem Vorgänger in aller Kürze das Wichtigste aus der Einleitung:

Auch hier zwischen Raschau und Grünstädtel hat die damalige sowjetische AG und spätere SDAG Wismut nach Uranerz gesucht. Dieses Erkundungsgebiet wurde als „Lagerstätte August“ bezeichnet. Die Erkundung begann 1948 und nach positiven Resultaten begann 1949 die Ausrichtung. Die Hauptmenge des hier geförderten Uranerzes entstammte den beiden Gänge mit den Nummern 57 und 58.

1951 waren die bauwürdigen Teile der Lagerstätte bereits abgebaut. In den Jahren 1953 und 1957 erfolgte noch eine Nacherkundung. 1954 wurde die Gewinnung mangels weiterer Erfolgsaussichten eingestellt. Bereits vor 1963 waren die genutzten Flächen an die Gemeinden zurück übertragen. Daher gehört es zu den „Altstandorten“ der Wismut.

    


Ein Überblick über das ehemalige Erkundungrevier vom Sportplatz in Raschau aus im Vorfrühling 2023: Links am Talhang oberhalb der Häuser von Grünstädtel die bereits abgeflachte und begrünte Halde des Schachs 278 - in ein paar Jahren wird man sie gar nicht mehr als Halde erkennen. Rechts gegenüber am Waldrand die noch Halde des Schachts 257 - von Bäumen befreit und (wenn es das Wetter dann wieder zuläßt) weiter in der Sanierung begriffen.

Der Geländezustand im Jahr 2014.

  

Da die Großväter nun auf die Verwahrung ihrer Hinterlassenschaften wenig Zeit verschwendet haben (oder es aufgrund der Abkommandierung zum nächsten Schacht einfach auch nicht besser machen konnten), brachten sich auch nördlich von Grunstädtel die untertägigen Hinterlassenschaften des Bergbaus nach und nach wieder in Erinnerung, indem die Reste der Schurfschächte immer neue Pingen verursachten und der stellenweise sehr oberflächennahe Abbau beeindruckende Tagesbrüche auslöste.

Die Hauptschächte auf der Nordseite der Großen Mittweida, Schacht 257 und Schacht 319, sowie der Schacht 278 auf der Südseite des Tals wurden bereits in den 1970er Jahren verplombt. In die Stollen 1 bis 4 spülte danach die benachbarte Kartonagenfabrik die Asche ihrer Heizungsanlage ein. Auf der Halde des Schacht 257 legte die Gemeinde Raschau eine Hausmülldeponie an ‒ Anlaß der aufwendigen Haldensanierung ab 2020.

Im Zuge der Verlängerung des Verwaltungsabkommens zur Sanierung der Wismut-Altstandorte 2013 konnte dann zunächst mit der Sanierung der Tagesbrüche auf den Gängen 57, 57a, 59 begonnen werden. Die Sanierung der unmittelbar an der Schachthalde liegenden Tagesbrüche war Voraussetzung dafür, daß anschließend auch die Deponie und die Schachthalde saniert werden konnten.

Es dauerte noch einmal einige Jahre, bis dann auch die Tagesbrüche auf dem parallel streichenden Gängen 58 und 305 angegangen wurden: Der Planungsauftrag wurde Ende 2018 ausgelöst und nachdem alles „in Sack und Tüten“ gewesen ist, konnte im Sommer 2020 mit der Verwahrung der Schadstellen auf dem Gang 58 begonnen werden.

Parallel war auch die Planung abgeschlossen und die Mittel für die Sanierung der Deponie auf der Bergehalde des Schachtes 257 wurden bewilligt. Die zeitgleiche Ausführung dieser beiden Vorhaben brachte ein wenig Gerangel mit sich, aber am Ende wurde dann doch alles fertig.

 


Schematischer Lageplan zu den Grubenbauen der Wismut nordwestlich von Raschau. Auf dem südlichen Talhang setzten die Stolln 5 und 6 sowie der Schacht 278 an. Die Grubenbaue waren auf den tieferen Sohlen zur nördlichen Revierabteilung durchschlägig. Nordöstlich am Knochen haben auch die Alten schon gegraben und mit Stolln aus dem Tal heraus Wasserlösung angestrebt.

   

Der geologische Aufbau ändert sich gegenüber dem im Südwestteil der Lagerstätte in Nordostrichtung dahingehend etwas, daß in diese Richtung quarzitische Glimmerschiefer der kambro- ordovizischen „Raschauer Folge“ vorwalten. Der Anteil von Karbonaten und Sulfiden in der Gangausfüllung nahm stetig ab und umgekehrt die mylonitische Gangausbildung zu.

Zumindest im Südostabschnitt des Gangs 57 war eine „Fiederspaltenstruktur“ der Gangzone, die sich eigentlich aus den Gängen 57, 57a und 59 zusammensetzte, anhand des Verlaufs der ihr folgenden Auffahrungen und deren systematischer Abweichung aus der Richtung des Hauptstreichens deutlich erkennbar. Am Gang 58 ist diese Flexurbildung dagegen nicht deutlich ausgeprägt. Stattdessen streicht der unmittelbar südwestlich verlaufende Gang 305 nahezu parallel zum Gang 58 und schart sich nordwestlich vom Stolln 2 an den Gang 58 an.

Die hier dennoch aufgetretenen und eher unsystematisch erscheinenden Richtungsabweichungen der noch vorhandenen Etagenstrecken aus der Richtung des Hauptstreichens der beiden Gänge sind daher nicht in gleicher Weise geologisch schlüssig zu erklären. Ob dafür schlicht Vermessungsfehler die Ursache gewesen sind oder ob die Strecken gelegentlich Apophysen und Nebentrümern zwischen den beiden Gängen gefolgt sind, können wir nicht mehr beurteilen, da unsere Großväter mit Erkundung und Gewinnung natürlich dort aufgegeben haben, wo es nichts mehr zu finden gab. Aufschlüsse der noch anstehenden Gänge waren daher im Sanierungszeitraum 2020 bis 2022 selten und wo es sie noch gab, waren es meist nur noch schmale, kaum vererzte Trümchen, die uns leider nichts mehr über die zugrundeliegende geologische Struktur der Gangzone verraten.

  


Ein Ausschnitt aus dem Saigerriß des Gangs 305 mit den auf diesem Gang bebauten fünf Blöcken oberhalb der Stollnsohle. Nur zwei davon waren offenkundig so gut vererzt, daß sie fast bis zur nächsten Sohle abgebaut wurden, während der Firstenstoßbau auf den anderen drei, nach der Erkundung mit Etagenstrecken, auf kaum halber Höhe aufgegeben wurde. Mindestens drei der hier dargestellten, von Überhauen auf dem Gang 305 aus getriebenen Etagenstrecken verfehlten (gewollt oder nicht) ihren Gegenüber im Gangstreichen und fuhren offenbar Baue auf dem nordöstlich dahinter verlaufenden Gang 58 an (Die Strecke 58-0-1 auf der 0.Sohle und drei Überhauen sind im Riß gestrichelt dargestellt). Quelle: Archiv des Sächsischen Oberbergamtes, Altrisswerk der SDAG Wismut, Schachtverwaltung 257, Blatt 960 (Saigerriß Gang 305), Ausschnitt.

   


Analog zu unserer Darstellung im vorangegangenen Beitra
g zum Thema wollen wir auch hier die Lage der Abbaublöcke entlang der fast parallel streichenden Gänge 58 und 305 anhand des Sohlengrundrisses der Stollnsohle und der Saigerschnitte zu diesen Gängen veranschaulichen. Die grau schraffierten Flächen markieren wieder die abgebauten Blöcke entlang der beiden genannten Gänge, die sich zwischen den Stolln 2 und 3 aneinander anscharen. Die meisten abgebauten Blöcke lagen im Südostabschnitt des Gangs 58 oberhalb der 1. Sohle, nur zwei Abbaublöcke lagen noch zwischen der halbersten und ersten Sohle. Auf dem Gang 305 lagen alle fünf abgebauten Blöcke oberhalb der 1. Sohle und nahe am Scharkreuz mit Gang 58. Von der zweiten Sohle gingen noch drei Überhauen aus und auf der halbzweiten Sohle war nur noch eine Gangstrecke auf dem Gang 58 aufgefahren, offenbar aber ohne bei deren Vortrieb nennenswerte Erzanbrüche aufzufinden.

Das Raumbild zum Gang 57/57a.

   


Auch in den Reliefbildern vom Geoportal.Sachsen ist das Bergbaugebiet deutlich zu erkennen. Diese Aufnahme entstand am Beginn der Sanierung der Bergschäden am Gang 58 im Jahr 2020: Die Pingen entlang des Gangs 57, welche die sowjetische AG/SDAG Wismut hinterlassen hatte, waren zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Landschaft verschwunden.

Das Reliefbild im Jahr 2014.

 


Der Baubereich am Gang 57 im Jahr 2019: Die 2015 gepflanzten Bäumchen sind inzwischen angewachsen...

  

     

 

Zur Fortsetzung der Verwahrungsmaßnahmen am Gang 58 ab 2020

  

Die Sanierung des zweiten Bauabschnittes auf dem Gangzug 57/57A währte von 2014 bis ins Jahr 2015. Danach erneuerte ein Bergsicherungsbetrieb einige der Einzäunungen an den Schadstellen entlang des Gangs 58. Sonst aber war erst einmal wieder Ruhe im Wald.

Nach der Erweiterung des Verwaltungsabkommens für die Sanierung der Wismut- Altstandorte wurde dann auch das Bergschadensgebiet entlang des Gangzuges 58 in Angriff genommen. Ende des Jahres 2018 wurde ein neuer Planungsauftrag ausgelöst, um auch die noch verbliebenen „Löcher“ auf dem annähernd parallel zum Gang 57 streichenden Gang 58 endgültig zu verwahren.

Der Baubeginn erfolgte schließlich im Sommer 2020. Auch hier handelte es sich nicht um einen Erzgang, sondern um eine Gangzone: Unweit südwestlich streicht hier der Gang 305 fast parallel, ohne daß jedoch auf diesem in vergleichbarem Umfang Abbau umgegangen ist ‒ die Erzführung konzentrierte sich offenbar auf den Gang mit der Nummer 58.

Was anfangs bergbaulich fast schon als „Routine“ erschien, barg auch hier wieder einige Überraschungen, die nicht zuletzt auch zusätzlichen Bauverkehr mitverursacht haben. Ab Frühjahr 2021 wurde dann zeitgleich außerdem noch durch ein anderes Unternehmen mit der Sanierung der Schachthalde 257 und der Kommunaldeponie begonnen. Der resultierende Verkehr mit Bau- und Transportfahrzeugen war für die unmittelbaren Anlieger gewiß nicht leicht zu ertragen... Auch aus diesem Grund wollen wir unseren bisherigen Beitrag zum Gang 57 um diesen Bericht zu dessen Pendant weiter nordöstlich ergänzen. Sicherlich wollen auch die Raschau'er und Grünstädtel'er Einwohner wissen, warum das Aufräumen“ unumgänglich gewesen ist und warum es so lange gedauert hat.

  

 

 

Geländezustand im Bereich der Wismut- Abbaue am Gang 58 im Jahr 2019

  

Die nördliche Abteilung des ehemaligen Erkundungsgebiets erstreckte sich bekanntlich über den Hang des Mittweidatals unterhalb des Knochens nordwestlich von Raschau. Der südliche Teil umfaßte Teile der Ortslage Grünstädtel. Von der Bundesstraße 101 aus fallen auf Höhe der Tankstelle am Ortseingang in Richtung Schwarzenberg noch immer die beiden Schachthalden südlich und nördlich am Talhang ins Auge.

Die Stollen, Halden und Schürfe des Nordteils befanden sich innerhalb eines Waldgebietes, das sich in Privatbesitz befindet. Der nordwestlichste Teil gehört bereits zur Gemarkung Wildenau und befindet sich im Eigentum der Stadt Schwarzenberg. Die Haldenfläche des Schachts 257 befindet sich im Eigentum der Gemeinde Raschau- Markersbach und wurde ‒ wie schon erwähnt ‒ vor der Wende als Hausmülldeponie nachgenutzt.

Das Gebiet befindet sich in nur geringer Entfernung von den bebauten Ortslagen Raschau und Grünstädtel und war aufgrund der nur in größeren Zeitabständen kontrollierten und nötigenfalls reparierten Einzäunung der Schadstellen für Anwohner, Spaziergänger und Wanderer im Wesentlichen ungehindert zugänglich. In der 1977 erstellten Bergschadenkundlichen Analyse dieses Gebietes (40073, Nr. 39) kann man lesen, daß die Bearbeiter damals zu dem Schluß gekommen sind, man könne den Bereich des Gangs 58 gar nicht weiter bearbeiten, weil „das Bruchgeschehen noch nicht abgeschlossen“ und eine nähere Inaugenscheinnahme der Pingen viel zu gefährlich sei.

Kurz zusammengefaßt: Vielleicht nicht vordringlicher Sanierungsbedarf, aber kann man so nicht lassen.

     

Der Bereich des Gangzuges 58 umfaßte ebenfalls zahlreiche Tagesbrüche unterschiedlicher Dimension. Der Durchmesser der ‒ häufig im Streichen des Ganges elliptisch gestreckten oder entlang durchgebrochener Abbaue gänzlich unregelmäßig geformten ‒ Tagesbrüche schwankte zwischen 4 m und 20 m, die Tiefe lag zwischen 1 m und über 10 m. Zwischen den Tagesbrüchen bestanden Haldenreste und Schurfgräben, wodurch das Oberflächenrelief stark wellig ausgebildet war.

  


Am Gang 58 sah es 2019 noch genauso aus, wie acht Jahre zuvor, als mit der Sanierung der Tagesbrüche am Gang 57 begonnen worden ist: Reste von kleinen Halden und der Schurfgräben vom Aufsuchen der Gangausbißlinie.

 


Nur einige der Einzäunungen sind zwischendurch einmal erneuert worden.

  


Hinter den Absperrungen sah man die Tagesbrüche...

  


Hier sollte man besser nicht abstürzen...

  


...und auch dieses "Loch" gebietet größte Vorsicht.

   

     

 

Schurf 58-1-1

  

Der Zufall wollte es so: Wie schon am Gang 57, begannen auch hier die Arbeiten am Schurf mit der Nummer 1 auf dem Gang 58. Der bekam diese Nummer, weil er im Gangstreichen linkerhand neben dem Streckenkreuz der Gangstrecke 58-1-1 mit dem Stolln 1 untertage angelegt wurde. Von dort aus fuhr man ihm allerdings schon mit dem Überhaun Nr. 3 entgegen, nachdem man das Stollnort herangebracht und die beiden Gangstrecken im Streichen angeschlagen hatte. Zum System der Bezeichnungen und den Ursachen von Abweichungen in der Nummerierung schlage man in unserem ersten Beitrag nach.

Genauso, wie am Gang 57, lag zwischen den Tiefschürfen 58-1-1 und 58-1-2 südöstlich davon noch einer, der die Nummer 58-1-½ erhielt und auf der anderen Seite (nordwestlich) lag zwischen den Schürfen 1 und 3 ein Tiefschurf 58-1-⅓, zwischen Nummer 3 und 5 lag dann noch einer mit der Nummer 58-1-3/5 usw.

Wie es üblich war, erhielten nach Südosten (vom Mundloch des Stollns 1 aus gesehen, nach rechts) auf der Gangstrecke 58-1-2 auf der Stollnsohle, die Überhauen die geraden Nummern ‒ von denen es hier allerdings nur noch eines mit der Bezeichnung Ü.2 gegeben hat ‒ und nach Nordwesten (nach links) auf der Gangstrecke 58-1-1, ungerade Nummern, also die Nummer 3, 5, 7 usw. Wenn man´s weiß, war das durchschaubar und eigentlich ziemlich logisch.

Aber fangen wir nun unseren Bericht über das Baugeschehen an...

   

Weil wir hier außerhalb des Baubereiches der Deponiesanierung sind und ‒ abgesehen von einheimischen Pilzsammlern ‒ nur der Forstwirt hier im Wald zu tun hat, wurde hier schon planungsseitig festgelegt, daß die Aufwältigung 15 m Tiefe nicht überschreiten soll. Alles was flacher liegt und dadurch eine Gefahrenquelle für weitere Tagesbrüche darstellt, kann dabei aufgefunden werden. Die Stollnsohle dagegen liegt hier schon in mehr als 50 m Teufe ‒ selbst wenn dort unten noch etwas einbricht, schließen sich Hohlräume dort durch nachrutschendes Gestein von selbst und verursachen keine neuen Tagesbrüche an der Oberfläche mehr.

Aus diesem Grund haben auch die Bergleute der SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH, die diese Arbeiten ausführten, eine andere Technik, als ihre Kollegen vom anderen Unternehmen zuvor, gewählt: Statt dem vielfach üblichen Dreibock mit Haspel und Kübelförderung kam diesmal hier mobile Baggertechnik zum Einsatz.

  


Irgendwie müssen die Bergleute jetzt wieder dort hin: Es geht also auch hier los mit Wegebau.

  


Schließlich kann der erste der Tagesbrüche untersucht werden. Wir fangen wieder so an, wie im Jahr 2013: Im Foto der zuerst freigelegte Tagesbruch auf dem Schurf 58-1-1.

  


Dann geht es hinunter. Damit niemand von losem Gestein erschlagen wird, kommt Stahlrahmenverbau in die Teufe.

  


Damit es schneller geht und die Männer vor Ort es heute leichter haben, kommt diesmal auch der kleine Bruder (links) von dem großen gelben zum Einsatz...

  


...da unten zum Beispiel.

  


Und selbst der große bekommt noch eine Verlängerung.

  


Der Blick von unten.

  


Auf der Sohle der ersten Untersuchungsteufe. Außer etwas Brauneisen und Braunstein in dieser sehr flach einfallenden Störungszone ist von Erz - zumindest visuell - nichts zu sehen...

  


Eines der wenigen Fundstücke aus den Bruch- und Füllmassen im Schurf 58-1-1: Leider war dieser Schleifkorb - den unsere Großväter wohl aus einer Erzkiste und ein paar Winkeleisen zusammengebaut hatten - schon so verbeult und so stark rostig, daß ein Richten und Rekonstruieren aussichtslos war. Aber sie wußten sich halt zu helfen, als sie Ende der 1940er hier mit dem Aufschluß und der Untersuichung der Erzgänge begonnen haben - man sollte ja nicht vergessen, daß dieses Geschehen schließlich nur wenige Jahre nach dem Kriegsende lag. Auch wenn die Wismut AG Sonderzuteilungen von jedwedem nötigen Material erhielt, war Stahl natürlich knapp.

  

Der erste neue Untersuchungsschacht folgte dem früheren Tiefschurf 58-1-1 nach unten, fand ihn aber vollständig von Bruchmassen ausgefüllt und nicht durchschlägig auf das Überhauen Ü.3, das ihm von der Stollnsohle aus nach oben eigentlich entgegen aufgefahren wurde, vor.

   

     

 

Schurf 58-1-½

  

Nachdem der erste Tagesbruch schnell verwahrt werden konnte, folgte wieder einmal eine Überraschung auf die andere... Die Bergleute legten den nächsten frei und zwar ‒ damit wir uns so bald wie möglich mit dem anderen Unternehmen und der Deponiesanierung nicht mehr ins Gehege kommen ‒ zunächst den südöstlich vom Schurf 58-1-1 liegenden Schurf 58-1-½.

   


Die Freilegung des nächsten Tagesbruchs: Wir stehen am früheren Tiefschurf 58-1-½, etwa 30 m südöstlich des ersten und sehen dort ganz deutlich ein Streckenauge... Daß unsere Großväter wie am Gang 57 auch am Gang 58 sogenannten "Etagenstrecken- Abbau" durchgeführt haben, um die höffigsten Bereiche zu finden und gezielt zu gewinnen, das wußten wir ja aus den vorangegangenen Arbeiten am Gang 57 und dem noch vorhandenen Risswerk schon.

  


Erstbefahrung der oberen Etagenstrecke. Seit 70 Jahren war hier niemand mehr untertage...

  


Der erste Eindruck: Steht eigentlich noch ganz gut. Man kann auch aufrecht fahren...
Aber wir sind hier auch kaum 5 m untertage !

  


Rund 30 m weiter nordwestlich: Ach nee...

  


Das Überhauen Ü.3, Gang 58. Bis auf ein paar faulige Holzstempel soweit man schauen kann völlig leer.

   

Aha: Der Tiefschurf 58-1-1 und das Überhauen Ü.3 haben sich also offenbar nicht getroffen. Im Gegenteil: Nach den Vermessungsergebnissen haben sie sich sogar ziemlich weit verfehlt !

Möglicherweise haben die Bergmänner der Objekte 23 (das für die Erkundung zuständig gewesen ist) und des Objekts 12 (das die Ausrichtung übernahm) die Tiefschürfe von übertage aus auf der liegenden Seite der Störungszone angesetzt, während ihnen die Kollegen des Gewinnungsobjekts 08 von der Stollnsohle aus dann auf der von Südwesten her natürlich zuerst angefahrenen, hangenden Seite entgegenkamen ? Vielleicht hatte aber auch einfach nur die Markscheiderei mal einen schlechten Tag... Aber südwestlich parallel verlief hier auch noch die Gangstrecke 305. Mindestens drei der Schürfe auf dem Gang 58 erwiesen sich jedenfalls als nicht auf die ihnen von unten her entgegen aufgefahrenen Überhauen durchschlägig. Irgend sowas hatten wir ja aus den Erfahrungen am Gang 57 heraus ja eigentlich auch hier erwartet.

Um den Zustand vernünftig aufzuklären und das Überhauen dann auch ordentlich und dauerhaft verwahren zu können, wurde der Tiefschurf jedenfalls noch etwa 5 m tiefer aufgewältigt.

   


So langsam kommt auch der ganz große Bagger jetzt aber an seine Grenzen...

  


Der Greifer an der Verlängerung unten steht jetzt auf rund 11 m Tiefe. Dabei braucht der Baggerfahrer sehr viel Fingerspitzengefühl.

  


In diesem Niveau verläuft die nächste Etagenstrecke...

    


...und zwar zunächst nach Nordwesten bis zu einem Streckenkreuz.

    


Einmal links und gleich wieder rechts...

  


Ein paar Pfosten und eine kurze Fahrt liegen hier noch herum...

  


Dann stehen wir wieder am Ü.3. Der Blick nach oben...

  


...und nach unten: Ein endlos wirkendes, finsteres "Loch". Die Stempel im Vordergrund fangen leider die Leistung des Blitzlichts weg... Bis zur Stollnsohle geht es von hier aus noch etwa 35 m weiter in die Tiefe.

  


Weißblaue Ausblühungen machen hier im Streckenstoß ein kleines Trümchen mit sich an der Luft zersetzendem Arsenkies sichtbar.

   


Auch hier haben unsere Großväter jede Menge Kontrollbohrungen in die Firste der Etagenstrecke hineingestoßen. Aber hier wird der Radiometrist festgestellt haben: Kein Uran vorhanden...

  

     

 

Schurf 58-1-2

  

Nun gut: Eines der Überhauen also steht leer. Das kann natürlich nicht so bleiben: In diesen ziemlich tiefen Hohlraum paßt sehr viel Gestein hinein. Wenn die Schwebe oben über der Firste eines Tages durchbricht, haben wir den nächsten neuen Tagesbruch ‒ das ist sicher nicht das Ziel der Übung.

Die Parallelstrecke führte übrigens nach Südosten am Tiefschurf 58-1-½ vorbei und noch etwa 20 m weiter. Dort endete sie blind. Eigentlich hätte in dieser Richtung doch aber das Überhauen Ü.1 liegen müssen ?

Das klärte sich bald: Es gab ja leider (oder in dieser Hinsicht glücklicherweise) genügend viele solcher Tagesbrüche und wir wechseln nun ganz nach Südosten zum Schurf 58-1-2, damit wir dort so schnell wie möglich fertig werden und den Kollegen vom anderen Unternehmen bei der Deponiesanierung möglichst nicht mehr in die Quere kommen...

   


Der südöstlichste Tagesbruch auf dem Schurf 58-1-2 wird in gleicher Weise aufgewältigt...

  


Okay - das haben wir jetzt fast schon erwartet: Auch hier stehen die Etagenstrecken noch offen. Diese oberste liegt wieder kaum 5 m unter der Oberfläche...

   


Es geht einigermaßen geradeaus ungefähr 30 m nach Nordwesten...

   


Aha: Diese Strecke führt uns nun zum Überhauen Ü.1.

   


Oje - auch das steht leer. Und es sieht irgendwie seltsam aus: Gar nicht wie ein Überhauen... Dieses "Loch" hier ist jedenfalls noch größer, als das erste.

  


Die Störungszone im Streckenstoß, der die Vorfahren hier gefolgt sind. Ein bißchen Braunstein und Brauneisen - mehr sieht man äußerlich nicht.

   


Nur die Bohrlöcher finden sich noch reichlich, in die die Radiometristen die Sonden des Unirad hineingeschoben haben, um zu sehen, ob sich noch ein Abschlag lohnen könnte.

  


Ein paar Wochen später: Wir haben das nächste Etagenstreckenniveau erreicht.

   


Ach nee: Auch hier eine parallel verlaufende Strecke. Nur diesmal rund zwei Meter weiter oben.

  


Gehen wir erstmal unten geradeaus.

  


Wieder ein Streckenkreuz. Rechts ein blindes Ende, links geht es zur Parallelstrecke. Und geradeaus...

  


...zum Überhauen Ü.1, Gang 58. Irgendwo dort oben standen wir zuvor schon auf der oberen Etagenstecke.

  


Soweit war das von oben schon zu sehen: Das ist nicht nur ein Überhauen, dort geht es in den Abbaublock.
Und so weit man schauen kann: Der Block ist leer !  Von wegen "Teilsohlenabbau mit Versatz". Hier muß der Geigerzähler ausgeschlagen haben...

   

Damit meine Bemerkung nicht falsch verstanden wird: Die Wismut hat keinen Firstenbau, wie die Altvorderen, mehr betrieben, die die Gangfläche komplett herausgeschlagen haben und sich dann mühsam nach oben zimmern mußten, um an den noch anstehenden Gang wieder heranzukommen. Nein ‒ natürlich wurde der Teilsohlenabbau zunächst immer mit Versatz gefahren. Nur das Gute kam in die Rolle und vermeintlich Taubes zunächst einmal nach unten in den Block. Irgendwo drauf mußte der Hauer ja stehen können, um an die nächste Teilsohle heranzukommen. Gewöhnlich wurde dann erst im Rahmen der Nacherkundung festgestellt, daß die Masse im Block doch nicht gänzlich taub war und wenn noch Uranerz drin war, hat man die Blöcke nachträglich abgezogen (Hinweis von Herrn U. Jaschik).

Genau das muß auch hier passiert sein. Die Saigerrisse verraten allerdings nichts davon ‒ die sagen nur aus, daß der Block als abgebaut gilt.

  


Zurück zum Streckenkreuz und zweimal rechts herum...

   


Man muß kurz nach oben klettern und steht dann in der Parallelstrecke.

  


Diese Strecke umfährt das Überhauen 1 an dessen Südwestseite...

  


...und kommt dann etwa mittig im Abbaublock wieder heraus.
Bei diesem Anblick stockte uns allen erst einmal der Atem.

 


Was für ein riesiges Loch. Und außer den paar fauligen Stempeln völlig leer...

  

Mit Vielem hätte man vielleicht rechnen müssen ‒ das aber konnte niemand ahnen. Zwar geht aus den Unterlagen der Schachtverwaltung 257 hervor, daß man gelegentlich auch ohne Versatz gearbeitet und ganze Abbaublöcke abgezogen habe, doch gab es nie einen ähnlichen Fall bei der Erkundung und Sanierung am Gang 57.

Dieser Abbaublock lag zwischen den Überhaun Ü.1 und Ü.3 auf dem Gang 58, war etwa 30 m lang und von der Stollnsohle bis hierher rund 45 m hoch. Die Breite kann man im Mittel vielleicht auf 2 m schätzen; das „leere“ Volumen dieses Blockes, das hier wie eine Zeitbombe in etwa 10 m Tiefe unter dem Waldboden schlief, kann sich jeder selber schnell mal ausrechnen.

Der erste Satz des Projektleiters der Wismut GmbH bei dieser Befahrung und an diesem Punkt war übrigens: „Da geht aber viel rein. Ja ‒ wohl wahr und jetzt gab es nicht nur einen Nachtrag, jetzt dauerte es auch länger und jetzt wurde es auch teurer; nicht nur der Materialkosten für die Verfüllbaustoffe wegen ‒ der Baustoff muß ja auch hier ´rein und das ist mit Schaufel und Eimer natürlich nicht zu machen.

Und alle, die diese Fotos jetzt sehen, verstehen vielleicht, warum dieser Job getan und die Hinterlassenschaften unserer Vorväter aufgeräumt werden müssen...

   


Wir versuchen einmal, das eben befahrene "Wirrwarr" aus Schürfen, Überhauen und Etagenstrecken in drei verschiedenen Höhenniveaus mit Hilfe einer stark schematisierenden Skizze zu verdeutlichen. Auf die Darstellung der Stollnsohle unten drunter haben wir der Übersichtlichkeit halber verzichtet. Im südöstlichen Abschnitt des Gangs 58 war jedenfalls nur das Ü.2 - mit einem kleinen Schönheitsfehler - auf den Schurf 58-1-2 durchschlägig geworden. Die anderen beiden Paare haben sich nicht getroffen oder vielleicht wurden die Tiefschürfe auch vor dem Durchschlag aufgegeben. Zwischen dem mittleren Schurf und dem Ü.1 fehlten jedenfalls nur wenige Meter... Vielleicht ist die Existenz der Parallelstrecken neben den Etagenstrecken auch deshalb entstanden, weil man mit diesen schon den Gang 305 aufzuschließen suchte ? 

weiter zum Nordwestteil.

 


Es handelte sich dabei um diesen Block in unserer räumlichen Veranschaulichung
 oben.

   


Dieses Fundstück wurde übrigens bei der Erstbefahrung noch aus einem der Bohrlöcher gezogen. Der Sprengstoff hatte sich natürlich längst aufgelöst, aber auf der Papphülle war noch gut zu lesen, daß diese Patrone 1951 im Sprengstoffwerk Gnaschwitz hergestellt worden ist... Vielleicht wäre das der letzte Schuß gewesen, der den Pfeiler zwischen der Etagenstrecke und dem Tiefschurf durchbrochen hätte ?

  


Die hatte wohl der Hauer für die nächste Schicht gleich vor Ort gelassen: Ein Arzneifläschchen, das wohl als Behälter für Reserveöl für den Bohrhammer diente - jedenfalls war eine zähe, ölige Flüssigkeit noch drin...

   


Die Fundstücke noch einmal übertage auf der Baggerkette und mit besserem Licht.

   


So ging es weiter: Mit dem Bohrgerät werden die offenen Hohlräume von übertage aus nun angebohrt...

  


Dann kommt ein Trichter oben auf das Bohrloch drauf.

   


Und durch die Bohrungen wurde zunächst Schotter eingefüllt.

  


Eine Schaufel nach der anderen wanderte wieder in den Berg hinein...

  


An diesem Standort waren wir vorher schon einmal. Jetzt wird kontrolliert, ob der Hohlraum auch wirklich ganz verschlossen wird. Der Rest oberhalb des Schotterspiegels wurde dann mit Dämmer aufgefüllt und damit stabilisiert.

   

Soweit man es loten konnte, stand dieser Block übrigens nicht bis hinunter zur Stollnsohle gänzlich leer. Wie sich im Nachgang auch anhand der eingebauten Mengen bestätigte, hatte die Wismut etwa die Hälfte seines Ausbruchvolumens aus diesem Block noch abgezogen und ausgefördert. Nichtsdestoweniger war ein ziemlich riesiger Hohlraum offen verblieben. Da sich kleinere Hohlräume, wie die Etagenstrecken, durch die Auflockerung der hereinkommenden Bruchmassen bei genügender Überdeckung quasi von selbst schließen und nicht mehr bis nach übertage durchbrechen (die Hochbrüche „laufen sich tot“), kann man diese Strecken in 20 m Tiefe mit gutem Gewissen stehen lassen. Anders natürlich hier: Das Gestein der nur rund 10 m mächtigen Schwebe über der Firste dieses Blocks hätte bei weitem nicht gereicht, um das offene Volumen auszufüllen. Ein Hochbruch in der Firste wäre deshalb früher oder später unweigerlich bis nach übertage durchgebrochen.

In früheren Zeiten haben die Bergsicherungsbetriebe an solchen Stellen, der großen, dafür notwendigen Mengen halber, oft sogenannten „Spülsand“ eingebaut ‒ das Material war einfach billiger und floß erstmal auch schön in alle Ecken hinein. Blöd ist es nur, wenn die Gänge über mehrere Sohlen abgebaut worden sind und darunter noch mehr leerer Platz ist. Dieses Material bleibt (besonders wenn noch Grundwasser hinzukommt) mobil und bewegt sich über die Jahre weiter nach unten oder auch in die Grundstrecken hinein und am Ende hat man nichts erreicht.

Beides war hier aber nicht der Fall. Sämtliche tagesnahen Grubenbaue waren erstaunlich trocken und auch die Stolln am Fuß der Blöcke waren ja schon (zumindest zum großen Teil) mit der Asche der Heizungsanlage der Kartonagenfabrik ausgefüllt. Das Füllmaterial kann hier also nicht auslaufen. Es verschließt aber den Hohlraum, so daß Hochbrüche verhindert werden, weil Bruchstücke aus dem Hangenden oder den Stößen ja nirgends mehr hineinfallen und darüber neuen Hohlraum auftun können. Heute nimmt man üblicherweise auch Schotter zum Verfüllen, dessen eckige Stücke sich untereinander und mit den unebenen Stößen besser verkeilen. Letzteres ist auch ein Grund dafür, daß die letzte Scheibe unter der Firste dann mit einem „fließfähigen“ Baustoff ‒ sprich Fertigbeton oder Dämmer ‒ ausgefüllt wird, denn der wird pumpfähig eingebaut und nivelliert sich dann im Hohlraum aus. Mit Entlüftungsleitungen oder Kontrollöffnungen in den Trenndämmen kann man gut überwachen, daß der Hohlraum auch bis zu seiner Firste voll geworden ist.

  


Einige Zeit später: Das Gelände ist wieder begradigt und alle technischen Einrichtungen zurückgebaut. Diese Flächen darf sich die Natur jetzt zurückerobern.

  

     

 

Die Schürfe 58-1-⅓ und 58-1-3

  

Schurf 58-1-⅓ sollte eigentlich mit dem Überhauen Ü.5 in Verbindung stehen ‒ aber dem war auch nicht so. An dieses Überhauen sind wir quasi „rückwärts“ vom nächsten Schurf aus erst herangekommen.

Der übernächste Schurf 58-1-3 weiter oben war vielleicht unter den hier in Angriff genommenen Schadstellen der komplizierteste. Erstens gab es von hier ab nach Nordwesten noch eine Zwischensohle, den 0. Horizont (Die Bezeichnung 1. Horizont war für die Stollnsohle vergeben und streng genommen hätte die Nullte auch die Halb- Nullte Sohle heißen müssen, denn es war nur eine Zwischensohle). Die hatte man deswegen eingeschoben, weil sonst der Abbaublock auf der Stollnsohle zwischen dem Überhaun Ü.7 und dem nächsten nach Nordwesten, dem Überhaun Ü.9, schon über 60 m hoch geworden wäre. Üblicherweise aber war schon bei 30 m Höhe Schluß und spätestens bei 60 m vertikalem Abstand folgte eine neue Hauptsohle.

Ihrem System folgend, hatten unsere Großväter der Gangstrecke auf der Zwischensohle nun die Bezeichnung 58-0-1 gegeben. Von dieser Zwischensohle aus haben sie die Überhaun Ü.58-0/0-7 und Ü.58-0/0-9 (die Nummerierung folgte derjenigen der Überhauen auf der Hauptsohle) weiter nach oben angesetzt und weil auch hier wohl der Geigerzähler ausgeschlagen hatte, haben unsere Vorgänger auf ihrer Suche nach dem Uranerz den dazwischenliegenden Block gleich mal bis nach Übertage durchgeschlagen ‒ jedenfalls sah es auf den alten Schnitten erstmal so aus.

Dementsprechend sah es hier auch an der Oberfläche aus: Eine an die 30 m lange und stellenweise bis zu 12 m tiefe Pinge hatte sich gebildet... Aber was hilft´s ‒ packen wir´s an. Schließlich sind wir dazu angetreten, hier aufzuräumen.

   


Nachdem das Gehölz beseitigt und der Blick frei wurde: Im Streichen des Gangs nach Nordwesten geschaut, sah es von Weitem noch "ganz normal" aus...

  


Der Blick vom Baggerstandort aus weiter nach Nordwesten aber zeigt nun - befreit vom Bewuchs - das ganze Dilemma: Das hier ist ein richtig "erwachsener" Tagesbruch. Gegenüber sieht man auch schon wieder ein "Loch" im Stoß, wo die nächste Etagenstrecke weiter dem Streichen des Ganges folgte.

   


Der Blick von der anderen Seite nach Südosten macht die Dimensionen dieser Bruchpinge im Vergleich zum großen Bagger (er steht am Schurf 58-1-3) wohl noch besser deutlich. Im hangenden Stoß rechts sieht man auch, daß dort der Frost des letzten Winters gerade wieder neues Gestein gelöst hat...

  


Okay - der Zugang zum Schurf 58-1-3 ist gesichert, der Lüfter bläst das Radon aus und wir können hinunter...

  


Unten ist schon der kleine Bagger fleißig.

   


Wir sind hier inzwischen auf etwa 15 m Teufe. Eigentlich hätte schon bei 8 m die oberste Etagenstrecke nach Südosten auftauchen müssen... Die war aber nicht zu finden.

  


Was wir stattdessen fanden, waren diese ungewöhnlich "riesig" erscheinenden Bühnenlöcher...

   


...hier links noch besser zu sehen: Das waren wohl eher Probenahmeschlitze der Geologen. Rechts oben - da wo der Kollege gerade hinschaut - liegt hinter einer nur noch dünnen Schwebe der durchgebaute Block.

   


Zwischen den großblockigen Bruchmassen waren noch so einige größere Lücken vorhanden. Nun, das war nicht verwunderlich.

  


Aber unter der kleinen Schwebe zwischen Schurf und Block tut sich noch ein "schwarzes Loch" auf...

   


Der Blick nach Nordwesten: In eine Abbaugasse am oberen Ende des von der Stollnsohle aus ausgehauenen Blocks ?  Ein Stück Förderseil und ein paar Druckluftschläuche lagen hier noch rum.
Foto: SBN.

  


Oje. Das muß wohl das Ü.7 von der Gangstrecke 58-0-1 aus sein. Nur seltsam, daß es so "verbogen" und im Gangeinfallen quasi "vor" dem oberen Abbaublock einkommt. Das zeigt wieder, daß auch die 58 nicht nur ein Erzgang gewesen ist, dem man aus beliebiger Richtung kommend einfach nachfahren konnte, sondern eine Spaltenzone - und auch hier haben unsere Großväter wohl von oben und dann von unten kommend zwei verschiedene Trümer erwischt... Foto: SBN.

  


Noch ein Blick nach unten - und auch dieses Überhauen stand wieder völlig leer... Der eine schon fast weggefaulte Stempel wird die Stöße jedenfalls nicht mehr lange halten. Foto: SBN.

  


Am anderen Stoß der Teufe nach Südosten: Die zweite Etagenstrecke zumindest ist jetzt gefunden.

  


Wenige Meter neben dem Schurf nach Südosten haben wohl die Radiometristen gesagt: Hier gibt´s Uran. Und die Großväter haben diese Scheibe von rund fünf, sechs Metern Länge noch herausgeschossen...

   


Dahinter geht es erstmal im üblichen Profil weiter...

   


Dann stehen wir am Ü.5 und wundern uns schon wieder: Da oben ist doch auch die andere, eigentlich nach den Altrissen erwartete Etagenstrecke... Wo führt die hin? Und da oben sieht man auch deutlich die Überhauenfirste - auch dieses Überhaun hat den hier von übertage aus angesetzten Tiefschurf 58-1-⅓ also nicht getroffen !

   


Der Blick nach unten: Wieder nur noch ein paar faulige Stempel drin. Das braucht wieder viel Füllbaustoff...

  

Wie kommt man hier ´ran ?  Schließlich können wir weder Beton um die Ecke pumpen, noch Schotter als Füllbaustoff eimerweise durch die engen Gänge schleppen...

Die Lösung lag eigentlich nah: Nach der Vermessung war klar, daß über der Firste des ‒ noch von der Stollnsohle ausgehenden und damit hier rund 50 m hohen ‒ Überhauens Ü.5 der Gangstrecke 58-1-1 gerade einmal noch 5 m Gestein und Erdreich anstanden. Eigentlich sowieso eine tickende Zeitbombe. Diese Schwebe brechen wir durch.

   


Eine Teufe mehr: Wir stehen über dem Ü.5 und haben in der Sohle der Teufe die obere Etagenstrecke erwischt.

   


Der Blick aus der Etagestrecke zurück zur Teufe.

   


Nach Südosten fällt das Gelände ab und damit wird auch die Bergefeste immer weniger: Es war zu erwarten, daß die obere Etagenstrecke nach Südosten schon in sich zusammengebrochen ist...

  


In die andere Richtung aber ging es weiter. Die Strecke zielte den Tiefschurf 58-1-3 an, endete aber wenige Meter vor dem Durchhieb blind.

  


In der Sohle der zweiten Etagenstrecke hatten die Bergleute inzwischen eine Hilfsbühne über das leer stehende Überhauen gezimmert.

   


Nun erfahren wir auch, wohin diese Strecke führt. Sie knickt hinter dem Überhauen etwas nach Osten ab...

   


...und führt in südöstliche Richtung - nicht auf das Ü.3, sondern auf den Tiefschurf 58-1-1 zu. Auch diesen Schurf haben unsere Großväter mit der Streckenauffahrung aber verfehlt: Die Strecke endet blind, vielleicht 10 m östlich neben dem Tiefschurf. Über der Ortsbrust hier sind aber gerade einmal noch 4,5 m Fels und Erdreich.

  


Noch ein Rückblick von unten auf die obere Hilfsbühne. Er macht uns die Dimensionen dieser Hohlräume noch einmal besser anschaulich.

   


Um die offenen Räume im Untergrund wirklich kontrolliert zu verfüllen, werden Trenndämme eingebaut.

  


In der Zwischenzeit war die Bohrfirma wieder da und über mehrere Bohrlöcher und die offenen Teufen wurde anschließend alles endgültig verfüllt.

  

     

 

Schurf 58-1-3/5 am nordwestlichen Ende des durchgebauten Blocks

  

Am Nordwestende des bis übertage durchgefahren Abbaublocks...

Nach dem, was wir gerade schon gesehen haben, wurde er wahrscheinlich zwischen den Schürfen 58-1-3 und 58-1-3/5 noch durch die Objekte 12 oder 23 von übertage her abgebaut. In der Projektion im Saigerriß stößt er scheinbar mit dem Abbaublock „von unten“ zusammen – aber das auch hier wieder eben nicht ganz genau.

   


Wieder ein Stück weiter im Streichen: Der bis übertage durchgehauene Abbaublock ist schon mit Beton aufgefüllt und stabilisiert. Nun geht es in gleicher Weise an den letzten der Tiefschürfe.

  


In dem frisch berissenen Stoß der Bruchpinge sieht man hier direkt einmal eine Art "Erzgang" anstehen: eine mylonitische Trümerzone mit viel erdig- dichtem Brauneisenstein und hellen Letten, die wohl auch hier auf die Zersetzung von Arsenkies im Kontakt mit den Atmosphärilien zurückgehen.

  


Da wir mit dieser ja schon tiefer ansetzten, hat die Teufe auf dem Schurf 58-1-3/
5 schnell das Niveau der zweiten Etagenstrecke erreicht.

  


Beim ersten Blick aus der Teufe in die Etagenstrecke kratzen wir uns schon wieder am Kopf... Dasselbe Spiel wiederholt sich hier nochmal.

  


Mit mehr Licht: Rechts geht die letzte Etagenstrecke, die wohl noch die Männer des Objekts 23 oder des Objekts 12 von den übertage angesetzten Erkundungsschürfen aus aufgefahren haben, nach Nordwesten. Sie hat aber eine feste Firste über sich, der bis übertage durchgebaute Block ist folglich von übertage nieder abgebaut worden. Etwa in der Bildmitte sieht man einen nur noch ziemlich dünnen Pfeiler und links unten...

   


...geht schon wieder ein "Loch" auf. Das müßte jetzt das von der 0. Sohle ausgehende Überhauen Ü.58-0/
0-9 sein.

  


Hm. Da geht aber wieder viel rein...

   


Nachdem noch ein wenig Platz gemacht wurde, können wir von oben hineinschauen: Das Profil dieses Überhauens ist ziemlich flach und sehr breit.

   


Da unten liegen verbrochener Ausbau und verspriegelte Versatzmassen, die aus dem nordwestlich angrenzenden Block ausgelaufen sind.

  


Die Etagenstrecke dagegen endet wieder blind. In der Ortsbrust sieht man wieder den hier nur noch Limonit führenden Gang, dem unsere Großväter nachgefahren sind, schräg nach links unten (Südwesten) einfallen.

  


Oh - die war übrig. Ein Stück Sprengschnur und ein paar verfaulte Pfosten sind alles, was unsere Vorgänger hier hinterlassen haben.

    


Sehen Sie noch durch ?  Wir zeichnen es lieber wieder auf. Links die beiden zuletzt beschriebenen Tiefschürfe und Überhauen mit der Gangstrecke auf der Sohle 0 darunter. Die mittleren drei, von der Sohle 1 ausgehenden Überhauen haben die von übertage aus angesetzten Schürfe teils ziemlich weit verfehlt und auch die Etagenstrecken sind zum Teil völlig aus der Richtung gekommen... Vom Ü.2 ganz im Südosten (rechts) und auch vom Ü.5 in der Mitte aus sind noch weitere Etagenstrecken in tieferen Niveaus aufgefahren. Für die Sicherheit der Tagesoberfläche spielen die aber keine Rolle mehr. Auch die letzten Abbaugassen über den abgebauten Blöcken werden sich sukzessive durch hereinbrechende Massen selbst schließen.

zurück zur ersten Grafik.

  


Nun kann der Bagger wieder zur Seite gestellt werden und die Fahrmischer rücken an...

 


So langsam füllt sich nun auch dieses Loch. Damit der Beton auch überall hinläuft, wurden zuvor noch Entlüftungsschläuche eingebaut.

   


Am Ende wird der ganze Aushub wieder "in Form gebracht".

   


Während hinten noch die Oberfläche begradigt wird, begrünt sich die Fläche vorn schon wieder selbst...

  


Geschafft. In ein paar Jahren stehen auch hier wieder Bäume und nur ein paar kleine Haldenreste am Wegrand zeugen dann noch davon, daß hier einmal ein Tagesbruch neben dem anderen gewesen ist.

 

     

 

Nun doch ein Schlußwort...

  

Nach weiteren reichlich zwei Jahren Bauzeit waren im November 2022 auch die Narben, die der Raubbau der Anfangsjahre des Uranerzbergbaus entlang des Gangs 58 der Umwelt geschlagen hat, wieder beseitigt. Die Enkelkinder der Bergleute von damals können nun jedenfalls auch hier wieder bedenkenlos durch den Wald spazieren. Nur die zwei schon aus der Ferne gut sichtbaren, großen Bergehalden am Talhang (und die im Wald versteckte des Schachts 319) werden in Zukunft noch von diesem vielleicht auch nicht wirklich sehr rühmlichen Kapitel der sächsischen Montangeschichte zeugen.

Die bei den Arbeiten vorgefundenen, offen verbliebenen und nun verwahrten Grubenbaue im Untergrund illustrieren mit ihren doch beeindruckenden Dimensionen aber anschaulich, wie groß die Gefahren weiterer Tagesbrüche tatsächlich gewesen sind. Sie zeigen damit auch deutlich, warum diese Arbeiten gemacht wurden und auch zukünftig an anderen Standorten noch ausgeführt werden müssen.

Zusammen mit den hier geschilderten Arbeiten wurden übrigens auch noch zwei bis Übertage durchgeschlagene Überhauen im weiteren Verlauf des Gangs 58 nach Nordwesten, die tagesnahen Abschnitte der vier Stollen im Nordabhang des Knochens, sowie drei Erkundungsschürfe aus dem Zeitraum von 1953 bis 1957 endgültig verwahrt.

Insbesondere die drei Erkundungsschürfe leiten aber schon wieder zu einem anderen Kapitel über, das uns demnächst einen separaten Beitrag zur Montangeschichte des Knochens wert ist: Sie liegen nämlich im Streichen der Haldenzüge auf dem Allerheiligen Gangzug und der nördliche davon bereits im Landschaftsschutzgebiet „Oswaldtal“. Alle Bergbaufreunde wird es freuen, daß diese Halden und Pingenzüge ‒ so lange das Oberbergamt dort keine akuten Gefährdungen sieht auch weiterhin erhalten bleiben und die Wanderer, die den Emmlerweg entlang kommen und Aufmerksamkeit dafür mitbringen, an die Bergbaugeschichte der Region erinnern werden.

Glück Auf !

J. B.

         

      

 

Weiterführende Quellen:

  

          Allgemeine Quellen

  1. wikipedia.de

  2. mineralienatlas.de

  3. Geologische Karte, Blatt No 137: Section Schwarzenberg- Aue, 1. Auflage 1896

  4. Wismut GmbH: Chronik der Wismut, digitale Ausgabe, 2003
     
     
    Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg
     

  5. Bestand 40073 (Bergschadenkundliche Analysen), Nr. 1-39: BSA Raschau, VEB Baugrund Berlin, dat. 1977

  6. Ebenda, Nr. 2-945 bis 2-975: Anlagen zur BSA Raschau, darin insbesondere Blatt 24.4

  7. Ebenda, Nr. 1-76: BSA Schwarzenberg- Henneberg, Bergbehörde Karl- Marx- Stadt, dat. 1982

  8. Ebenda, Nr. 2-1806 bis 2-1857: Anlagen zur BSA Schwarzenberg- Henneberg, darin insbesondere Blatt 4.2
     
     
    Archiv des Sächsischen Oberbergamts
     

  9. Altrisswerk der AG/SDAG Wismut, ehemalige Schachtverwaltung 257 im Objekt 8, u. a.:
    - Archiv- Nr.
    930 (Sohlengrundriß „Horizont“ bzw. „Sohle 0“, zirka 486 m NN);
    - Archiv- Nr. 931 und 932 (Sohlengrundrisse „1. Horizont“ bzw. „Sohle 1“,
      zirka 447 m NN);

    - Archiv- Nr. 972 (Saigerriß Gg. 57);
    - Archiv- Nr. 984 (Saigerriß Gg. 57a);
    - Archiv- Nr. 987 (Saigerriß Gg. 58)
    - Archiv- Nr. 960 (Saigerriß Gang 305)

   

 

schließen