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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Wieder in Niklasberg / Mikulov:
Unterwegs zwischen Lehnschafter Stolln und Allerheiligen Stolln

Erstellt März 2018.

  

 

 

 
Für mich persönlich und auch für die anderen Mitstreiter vom „ub“ ist Mikulov / Niklasberg ein kleines Paradies in Sachen Montangeschichte und Befahrung. Deshalb sind wir fast jedes Jahr dort, machen wenigstens eine Tour und dokumentieren diesen hochinteressanten Bergbau, der kaum durch neuere Zeiten überprägt ist. Wenn aber Überprägungen vorhanden sind, sind diese sehr unauffällig und wenig störend. Die alte, vorhergehende Substanz ist meistens noch sichtbar. Auch sind in diesem Paradies noch etliche Bergbaurelikte an Ort und Stelle zu sehen und der Ausbau für die Zwecke des Besucherbetriebes ist kaum störend oder verfälschend zu bemerken. Wir hatten uns ja dort schon Steigbäume angeschaut die für das Sächsisch-Böhmische Erzgebirge mehr als nur selten sind!

  

Diesmal (2017) haben wir uns einen großen Abbau zwischen dem „Lehnschafter Stolln“ und dem „Allerheiligen Stolln“ angeschaut. Die Altvorderen haben hier zwischen diesen beiden Stollnsohlen und darüber hinaus einen Erzgang mit all seinen Trümern und weiteren kreuzenden Gängen in Abbau genommen, zumindest dort, wo einigermaßen verwendbares Erz anstand. Reste von erzführenden Bereichen haben wir nicht mehr wahrnehmen können. Man hat eben alles abgebaut, was zu gebrauchen war!

Auch ist die Gliederung eines solchen Abbaus nicht mit unseren deutschen Regularien des Bergbaus oder deutscher Ordnung vergleichbar. Es sieht alles sehr wild aus und dies ist sogar auf einem Grubenriß aus dem Jahr 1717 dokumentiert. Auf diesem Riß finden wir die Bemerkung „ … sowohl über als unter sich alles entzwey gehauen, und vermtl: auf gutem Ertze gebauet ... “. Dies bedeutet nichts anderes als das man alles genommen und nichts stehen gelassen hat. Man kann es auch mit unseren Worten schon in die Richtung von Raubbau deuten, zumal man sich über die Stabilität des Berggebäudes überhaupt keine Gedanken gemacht hat und überall einschlug, wo es „geblinkt“ hat!

Der durch die Abbautätigkeit der Altvorderen entstandene Abbau ist kein Einzelfall für Niklasberg, sondern Normalität und wiederholt sich etliche Male. Deshalb ist es auch für den Befahrer schwer zu sagen, auf welcher Stollnsohle man sich genau bewegt oder zu welchen Grubenbau der jeweilige Abbau gehört. Bei der Befahrung des dokumentierten Abbaus stellten wir noch etliche kleine Zwischensohlen fest, die entweder von einem Schacht oder Gesenk aus oder anderen Abbauen heraus von den Alten aufgefahren wurden. Zeitlich betrachtet haben wir uns im 16. - 18. Jahrhundert bewegt. Zumal auch Spuren der Bohr- und Schießarbeit, wenn auch selten, zu finden waren.

Dieser mächtige Abbau reicht teilweise von fast übertage oder besser den tagesnahen Grubenbauen über die Sohle des „Lehnschafter Stolln“ bis hinunter zum Allerheiligen Stolln – der „Alt- Allerheiligen Stolln“ verschwindet in diesem Abbau stellenweise – und setzt sich dann weiter in die Tiefe zum „Liebfrauenstolln“ und tiefer fort! Diese Bereiche sind aber heute nicht mehr fahrbar.

 

 
 
 


Von der Sohle des „Allerheiligen Stolln“ zeigt sich dieses Bild, wenn man nach oben schaut. Foto: D. Oehme.

 


Mit etwas mehr Licht haben wir diesen Anblick. Der Abbau ist auf den ersten Blick recht steil und eher unfahrbar. Doch es gibt einen sicheren Weg nach oben, der mit etwas Geschick realisierbar ist. Foto: D. Oehme.

 


Hier geht es hoch. Foto: D. Oehme.

 


Weiter oben wird es enger und wir erreichen eine weitere Sohle, oder besser eine Zwischensohle, da in diesem Niveau kein Stolln verläuft. Foto: D. Oehme.

  


So sah für uns das erste „oben“ aus. Ein Sims, der den früheren Verlauf einer Feldstrecke im Streichen des Gangs darstellte, aber aufgrund der vorhanden Erze abgebaut wurde und nur noch als Sims im Abbau erhalten blieb. Die Fortsetzung der Feldstrecke im tauben Bereich des Gangverlaufs ist ja gut sichtbar. Foto: D. Oehme.

 


Blick in die Feldstrecke. Unmittelbar davor liegt der Auf- und Abstieg im Abbau. Foto: D. Oehme.

 

 
 
 


Hier oben mußte in früheren Zeiten auch Wasser gezielt abgeführt werden. Die Reste diverser Gerinne haben wir hier im Bereich der Feldstrecke (links im Bild) aufgefunden. Foto: D. Oehme.

  


Nochmal aus der Nähe... Foto: D. Oehme.

 


...und mehr von der Seite. Foto: D. Oehme.

 


Auch die kleineren Gangbereiche sind aus dem großen Abbau heraus durch Feldstrecken bergmännisch untersucht worden. Beim Fündigwerden entstanden Abbaue und diese sind wiederum in späteren Abbauperioden verfüllt oder mit tauben Bergen wieder verfüllt worden. Hier fanden sich auch nicht mehr gebrauchte Reste technischer Einrichtungen... Foto: D. Oehme.

 


...wie diese Reste einer Haspel. Foto: D. Oehme.

   


Vermutlich ein Pfuhlbaum mit aufgeblattetem Querholz und einer Aussparung für die Haspelstütze.
Foto: D. Oehme.

   

 
 
 


In der Gegenrichtung sah die Feldstrecke im Hauptstreichen des großen Ganges so aus: Bereiche, die kein Erz führten, sind eben als Feldstrecke erhalten geblieben. Auch ist anhand der Nachrisse sichtbar, daß wir hier mindestens drei verschiedene Abbauepochen vor uns haben. Foto: D. Oehme.

 


Die Stelle noch einmal mit mobilem Größenvergleich. Foto: D. Oehme.

 


Wir bewegen uns weiter entlang der Feldstrecke in einen anderen Bereich des großen Abbaus. Foto: D. Oehme.

 


Mittlerweile versinterte kleinere Abbaue im Bereich der befahrenen Feldstrecke… Foto: D. Oehme.

 


Weil´s so schick aussieht, noch mal aus der Nähe. Foto: D. Oehme.

   


Wir schauten uns jedes „Loch“ an, ob es da auch noch weiter geht, doch meistens sind diese alten Strecken und kleineren Abbaue zum „Einlagern“ der tauben Berge in späteren Abbauperioden benutzt worden. Foto: D. Oehme.

 


Diese Fortsetzung des großen Abbaus nach oben in Richtung Lehnschafter Stolln haben wir nur erkundet. Die Fotoausrüstung mußte hier leider auf halben Weg zurück bleiben. Aber wir werden noch einmal wieder kommen. Foto: D. Oehme.

 


Mal ein Blick von oben nach unten zum vorherigen Fotostandpunkt. Foto: D. Oehme.

 


Immer weiter hoch. Die Sohle des Lehnschafter Stolln wird wohl bald vor uns liegen... Foto: D. Oehme.

 


Nur der Weg dort hin ist nicht einfach. Foto: D. Oehme.

  


Weitere kleine Abbaue und kurze Feldstrecken lagen links und rechts des großen Abbaus. Teilweise waren diese Punkte auch schon ziemlich stark versintert, was auf ein gewisses Alter des Bergbaus an dieser Stelle schließen läßt. Der Abschnitt wurde bisher kaum von Befahrungen tangiert... Foto: D. Oehme.

 


...so finden sich hier auch mal spaghetti- dünne Stalaktiten. Foto: D. Oehme.

 


Auch ein paar alte Stempel halten sich noch aufrecht. Foto: D. Oehme.

 


Die Gegenstücke der „Spaghettis“ zeichnen sich durch prächtige Farben aus. Foto: D. Oehme.

     


Auch die schönste Bergtour hat ein Ende. Nach einer mehrstündigen Kletterei in diesem Abbau fahren wir wieder über die übliche Route in Richtung Mundloch Lehnschafter Stolln. Die Ausfahrt ist natürlich auch wieder mit „Kletterei“ über die verschiedenen Schächte und Abbaue verbunden. Foto: D. Oehme.

 

Bis zum nächsten Mal...

Glück Auf!

L. M.

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