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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Juli 2016. Letzte Aktualisierung August 2016.  

  

 
 

Wanderausstellung Silberrausch und Berggeschrey

 

Jeder, der auf der BAB 4 zwischen Chemnitz und Dresden unterwegs ist, kennt inzwischen das folgende Bild, denn schon seit einiger Zeit verweist nun auch eine braune Tafel an der Autobahn auf das ehemalige Kloster Altzella bei Nossen.

 


 
Der romanische Torbogen in der Klostermauer.

      

Anlaß für unseren Besuch sind aber heute nicht die verbliebenen Baudenkmale des von Markgraf Otto, dem Reichen, anno 1162 gestifteten Zisterzienserklosters.

Die Wanderausstellung „Silberrausch und Berggeschrey“ ist nämlich von Dippoldiswalde über Kamenz weiter -  und nun quasi vor unsere Haustür - gewandert und weil es bisher einfach an der Gelegenheit fehlte, haben wir die letztere nun endlich am Schopfe ergriffen und die Ausstellung auch selbst einmal besucht. Schließlich haben wir schon mehrfach aus Dippoldiswalde berichtet und wollten nun sehen, wie die Fundstücke am Ende präsentiert werden.

Im Folgenden nur einige wenige Impressionen, denn schließlich kann - im Gegensatz zu den laufenden Baustellen in Dippoldiswalde - diese Ausstellung ja jeder problemlos selbst besuchen und sich ein Bild machen.

  


Die Lokalität im Gewölbe des Konversenhauses macht auf den ersten Blick einen nüchternen Eindruck.

  


Aber diese Tafeln haben viele kleine "Schaufenster", die Einblicke in die Arbeit der Vorfahren wie auch der Archäologen heutzutage ermöglichen.

 


Das geborgene Original ist jetzt auch hier zu sehen.

Wir haben schon berichtet, wie dessen Bergung erfolgte.

  


Mittelpunkt der nächsten Abteilung ist...

 


...diese geborgene Fahrt, die wir natürlich in ihrer ganzen Länge aufrecht zeigen müssen.

 


Auch der dritte und leider schon letzte Abschnitt der Ausstellung besticht durch die Art und Weise der Präsentation der Fundstücke.

 


Steinerne Zeugnisse, wie diese Mahlsteine...

 


...oder auch keramische, wie diese tönernen Lampen, hat man vielleicht schon öfter gesehen.

  


Aber die eigentliche Sensation in Dippoldiswalde bildeten ja die über 800 Jahre im Schlamm konservierten, hölzernen Werkzeuge unserer Vorfahren, wie diese Kratzen...

 


...oder diese Schaufeln, die anderswo längst der Vergängnis anheim gefallen sind. Besonders gut gefällt mir die Präsentation dieser Funde mit den hinterlegten Fotos der Fundsituation. Im Übrigen auch recht fotofreundlich!

 


Natürlich dürfen am Ende auch die Silberpfennige nicht fehlen.

 


Obwohl die Funde aus Dippoldiswalde natürlich den Höhepunkt dieser Ausstellung bilden, verweist sie aber durch Funde aus anderen mittelalterlichen Bergbaustandorten auch darauf, daß wir eben in einer Montan-
Region leben und inselartige Leuchttürme vielleicht dem Konzept der UNESCO näher kommen, der Realität aber nicht. Diesen alten Bekannten zum Beispiel hat Dr. Schwabenicky auf dem Treppenhauer ausgegraben (Was, nur am Rande bemerkt, gar nicht in die Referenzgebiete des Archäomontan-Projektes fällt).

 

 

Ein kurzes Fazit:

Ein bißchen umfangreicher hätte ich´s vielleicht erwartet, aber das muß kein Nachteil sein: Bekanntlich ist oftmals weniger mehr und Konzentration auf Wesentliches ein Vorteil. Und obwohl die Grabungen schon ein paar Jahre laufen (und noch immer andauern), braucht natürlich auch die Konservierung der Fundstücke ihre Zeit, so daß man nicht erwarten sollte, daß eine Ausstellung in diesem Rahmen irgendwie „vollständig“ sein könne.

Obwohl auch diese Ausstellung wieder den Silberrausch in den Vordergrund stellt, wird doch der Blick etwas erweitert; nicht nur ins Nachbarland hinüber. Wir sollten dabei auch nicht immer wieder versuchen, alles zu „versilbern“. Unsere Vorfahren waren weit schlauer, als wir manchmal denken und haben von Anfang an weit mehr, als nur Silber; und über die Jahrhunderte immer wieder neue Rohstoffe aus unserem Gebirge gegraben.

Der aktuelle Standort in Altzella ist dem Thema angepaßt, aber hoffentlich wandert die Ausstellung noch weiter durch unser Land - vorallem auch in die größeren Städte - und macht dort noch ganz vielen anderen Besuchern erlebbar, daß unsere Geschichte eben nicht nur verstaubter Kram ist, sondern die Basis, auf der wir heute stehen.

Alles in Allem eine Ausstellung, die unter modernen museumspädagogischen Gesichtspunkten - meines Erachtens - in jedem Fall das Prädikat „Besonders Wertvoll“ verdient.

Mein einziger Kritikpunkt: Als leicht bejahrter Mann hatte ich die Lesebrille nicht in der Tasche und grade auch keine geladene Kopflampe dabei. Teilweise waren für mich die Beschriftungen an den Vitrinen deshalb schlecht zu lesen. Das ist der etwas „schummerigen“ Beleuchtung und Spiegelungen des Nebenlichts aus den großen Fenstern des Gewölbes geschuldet - andererseits aber paßt diese Art der Beleuchtung natürlich hervorragend zum Inhalt. Deshalb meine Empfehlung an alle, denen es ergeht wie mir: Lassen Sie sich einen Audio-Guide geben (selbstverständlich ist die Ausstellung multimedial ausgestattet!), dann kann man sich alles in aller Ruhe erzählen lassen.

Glück Auf!

J. B.