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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Februar 2016.

  

 
 

Tagebaue der SAG / SDAG Wismut zur Urangewinnung:
Der Tagebau Lichtenberg

 

Es ist wohl heute vielen nicht mehr bewußt, daß sich die Gewinnung von Uranerzen bei der SAG/SDAG Wismut nicht nur im Tiefbaubetrieb vollzog. Im Bereich der Erkundung sind in den Anfangsjahren sogenannte Tiefschürfe von der Größe kleiner Tagebaue in sehr oberflächennahen Lagerstätten entstanden. Diese finden sich über das ganze Arbeitsgebiet der Wismut verstreut und stellten einen Übergang von der Prospektion zum eigentlichen Abbau eines Vorkommens oder Lagerstätte dar. Vielmals wurden aus solchen Tiefschürfen heraus Stolln und Strecken zur Erschließung aufgefahren und ein temporärer Abbau bewerkstelligt.

 


 
Ein großer Schurf im ehemaligen Erkundungsgebiet Sehmatal bei Bärenstein während der Sanierung 2014.

      

Besonders im Thüringer Abbaugebiet der Wismut waren in den frühen Jahren Tagebaue an der Tagesordnung. Dies ist vorallem den dortigen morphologischen und geologischen Verhältnissen geschuldet. Einerseits fehlten die „hohen“ Berge, wie im sächsischen Erzgebirge, wo von den Talsohlen her mittels Erkundungsstolln die Gangerzlagerstätten ausgerichtet wurden. Andererseits ist die Vererzung der Thüringer Uranvorkommen vorwiegend eine imprägnative und dies beförderte natürlich den Tagebau zur Gewinnung der bis zur Tagesoberfläche reichenden, mit Uranerz imprägnierten Gesteinsschichten.

Nur ist heute darüber für den „Ottonormalbürger“ nur noch wenig bekannt. Man muß sich schon sehr ausgiebig mit diesem Thema befassen, um hier einigermaßen einen Überblick zu bekommen. Umfassenden Überblick bietet die „Chronik der Wismut“, welche aber nicht gerade in jedem Haushalt zur „literarischen Ausstattung“ gehört und eher eine sehr spezielle Fachliteratur im PDF-Format darstellt. Wir wollen daher im Weiteren nur das wichtigste und bedeutendste Tagebauobjekt ausführlich darstellen.

Neben den Tagebauen für die Uranerzgewinnung sind auch noch solche für die Gewinnung von Sand, Lehm und Ton unterhalten und auch längerfristig betrieben worden. Diese Erdstoffe waren für untergeordnete Zwecke nötig, wie für Versatz- und Verdämmungsprozesse von abgeworfenen Strecken, der Haldenabdeckung und auch weiterführender Sanierungsmaßnahmen ehemaliger Bergbauflächen. Dies soll aber hier nicht der zentrale Gegenstand der Betrachtung werden.

Als besonderes Beispiel soll der Tagebau Lichtenberg, als größter Tagebau und wohl auch am längsten in Betrieb befindliches Tagebauobjekt, einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Zu diesem Beispiel, dessen sukzessive Verwahrung erst mit der Einstellung der Urangewinnung der Wismut begann, gibt es umfangreiches Bildmaterial. Bis Ende der 1990er Jahre gab es auch die Möglichkeit, von einer Besucherplattform – dem „Schmirchauer Balkon“ – selbst in den Tagebau zu schauen. Es ist wohl das bekannteste und bedeutendste Tagebauobjekt der SDAG Wismut. 

  


Lage der Tagebaue um Ronneburg. Quelle der Reproduktion: Chronik der Wismut

    


Geografische Lage von Ronneburg. Die Sanierungsgebiete der Wismut sind mittelgrau ausgelegt. Der Tagebau Lichtenberg lag im größten Sanierungsgebiet unmittelbar unterhalb und direkt an Ronneburg angrenzend.
Quelle:
www.Geoportal-th.de

   


Stark vereinfachte Darstellung der Lagerstättenverhältnisse in einer Schnittdarstellung. Auf die Details der Gesteinslagerungen in der hellgrauen Schicht wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet. Die Uranvererzung ist hier in der Regel an die vorkommenden Störungszonen gebunden. Darin dunkelgrau: Diabase und älteres Paläozoikum, mittelgrau silurische Lederschiefer, hellgrau: jüngere Schichten: Buntsandstein, Zechstein, Schwärzschiefer, Graptolithen-Schiefer, Ockerkalk, Quarzit. Rot: Uranvererzungen.

   

Das Thema Tagebaue ist in der „Chronik der Wismut“ umfassend abgehandelt und wir werden als Beispiel den Abschnitt „2.2.14.6 Tagebaue in der Lagerstätte Ronneburg“ in diese Ausarbeitung teilweise übernehmen und mit Bildmaterial – das in der Chronik nur sporadisch vertreten ist – ergänzen. Alle weiteren Tagebauprojekte der Wismut werden wir aufgrund Ermangelung an Bildmaterial vorerst nicht berücksichtigen.

Bemerkenswert ist immer wieder der immense technische und materielle Aufwand für die Förderung und Gewinnung von Uran zu sehen. Solch eine gewaltige bergbauliche Unternehmung wird es wohl nie wieder in Sachsen oder Thüringen geben!

  

 

 

Aus der Chronik der Wismut:
Kapitel 2.2.14.6:
TAGEBAUE IN DER LAGERSTÄTTE RONNEBURG

 

In der Lagerstätte Ronneburg wurden drei Erztagebaue, die Tagebaue Ronneburg, Stolzenberg und Lichtenberg sowie ein Sand- und zwei größere Lehmtagebaue (Gessen und Stolzenberg) neben kleineren Lehm- und Sandgruben aufgefahren. Während der Tagebau Ronneburg bereits im Zuge der geologischen Erkundung parallel zu den Schürfarbeiten (Schürfgräben und Flachschürfe bis ca. 30 m Teufe sowie Erkundungsbohrungen) angelegt wurde, erfolgte der Aufschluß des Tagebaus Stolzenberg erst nach weitgehend erfolgter Detaillerkundung der Lagerstätte.

Der Tagebau Lichtenberg hingegen entstand, um die tagesnahen Vorräte des Bergwerks Schmirchau zu gewinnen, die durch untertägige Brände blockiert waren. Zu den erstgenannten zwei Tagebauen liegen außer dem markscheiderischen Rißwerk nur fragmentarische Informationen vor. Auf eine detaillierte Beschreibung der Auffahrung und der speziellen Verhältnisse muß daher verzichtet werden. Bezüglich der angewandten Technologien und bergmännisch sicherheitstechnischen Belange gelten jedoch die Analoga der zeitgleich betriebenen Tagebaue der Wismut im Raum Trünzig-Culmitzsch.

  

Lehmtagebaue

Die Tagebaue zur Sand- und Lehmgewinnung dienten bei den untertägigen Verschlämmungs- und Versatzprozessen zur Bereitstellung der Zuschlagstoffe. Die anfangs geringen Umfänge wurden aus kleineren Vorkommen gewonnen:

  

Lehmgrube

Abbauzeit

Sandgehalt im Lehm

Brandabschnitt II,
Schmirchau

1956

ca 25 %

Reust

Januar – Juni 1957

ca 20 %

Trebnitz

1957 - 1958

ca 25 %

Schacht 369

1958 – April 1960

ca 30 %

Gessen I

Bis Mai 1962

30 – 35 %

 

Seit 1962 erfolgte die Lehmgewinnung aus dem ergiebigen Vorkommen Gessen in den Tagebauen Gessen-Ost, Gessen-West, Gessen-Nord und Gessen-Süd sowie nach dem Abriß der Reste des Dorfes Gessen auch aus den dort anstehenden Vorräten bis zum Abbauende. Im gesamten Vorkommen Gessen stand jungdiluvialer Lehm mit eingelagerten Kies- und Geröll-schichten in einer Mächtigkeit von 1–17 m an.

Der Sandgehalt im Anstehenden betrug 20–50 %. Die Gewinnung erfolgte in zwei Scheiben, Höhe der 1. Scheibe: 7 m Zur Erhöhung des Sandgehaltes im Lehm wurde bei Bedarf Sand aus dem Sandtagebau Lichtenberg bis zu 1,0 m Höhe auf die Strosse des Lehmtagebaus aufgekippt. Das diente gleichzeitig zur Stabilisierung der Baggerorte sowie der Fahrbahnen im Tagebau und bewährte sich besonders in Schlechtwetterperioden.

Zur Lehmgewinnung waren Löffelbagger mit 1 m3 Löffelinhalt und Elektro- oder Dieselantrieb eingesetzt. Planierraupen beseitigten die geringmächtige Mutterboden-überdeckung und dienten zur Unterhaltung der Baggerorte und Fahrbahnen. Der Transport erfolgte mit LKW - Kippern. Zum Einsatz kamen in der zeitlichen Reihenfolge die Typen SIS, H 6 und Kras. Als Fahrbahn wurden sogenannte "Rollbahnen" auf dem Feld oder auf der Halde angelegt sowie Schachtstraßen, aber auch öffentliche Straßen genutzt.

Für das Lehmwerk Paitzdorf wurde eine unmittelbar angrenzende kleine Grube kurzzeitig betrieben. Erkundungsarbeiten auf Lehm hatten in der Nähe der Ortschaften Beerwalde und Stolzenberg Erfolg. Der Lehmtagebau Stolzenberg konnte 1969 aufgeschlossen werden. Er war als Lieferant für das Lehmwerk Paitzdorf in Betrieb. Der bei Abraumarbeiten im Sandtagebau Lichtenberg anfallende Lehm konnte in den Lehmwerken der Brandschutzzeche (BSZ) verarbeitet werden.

  


Gegenüberstellung zweier Kartenmodelle. Links die Reliefdarstellung des vormaligen Sanierungsgeländes in einem ALS-Bild und rechts eine normale TK-Karte. Auf dem ALS-Bild ist gut der verfüllte Tagebaubereich anhand der zwei Hügel in etwa der Bildmitte zu sehen. Es handelt sich um eine derzeit aktuelle Aufnahme.
Quelle:
www.Geoportal-th.de

  

Sandtagebau Lichtenberg

An den Westkanten des Erztagebaues Lichtenberg wurde südwestlich des Schachtes 376 seit 1958 in einem bestehenden kleinen Aufschluß Sand als Zuschlagstoff für die Herstellung von Lehmpulpe und später von selbsterhärtendem Versatz gewonnen. Die Vorräte von Bausand waren im I. Quartal 1968 erschöpft. Bis 1970 wurden aus dem Sandtagebau Lichtenberg Kulturbodenvorräte (lehmige Sande) gewonnen, die ausschließlich für die Brandabdeckung auf der Absetzerhalde eingesetzt wurden. Nach 1970 wurde der Aufschluß mit Abraum aus dem Uranerztagebau verkippt. Das verkippte Volumen betrug ca. 5,0 Mio. m³.

Tagebau Ronneburg

In den Jahren 1952 bis 1956 wurde an der östlichen Stadtgrenze, nördlich der heutigen Bundesstraße 7, aus einem ca. 3 ha großen Tagesaufschluß (Länge ca. 350 m, Breite ca. 75 m und max. Teufe ca. 30 m) Uranerz abgebaut Der Umfang an geförderter Bergemasse betrug ca. 270 Tm³. Bei diesen Arbeiten wurden 4,66 t Uran gewonnen.

Der Tagebau und die Halde wurden in den Jahren 1974 bis 1976 wieder urbar gemacht. Der Erztagebau wurde teilweise verfüllt. Der Aufschlußbereich und die baulichen Anlagen wurden bis zum Jahre 1990 als Logistik- und Werkstattstützpunkt unter der Bezeichnung Garage 78 durch den Transportbetrieb der SDAG Wismut genutzt.

Die nördliche, wieder urbar gemachte Halde und zwei Drittel des verfüllten Tagebaus werden gegenwärtig als Waldfläche forstwirtschaftlich genutzt. Die südliche Halde zwischen der Bundesstraße B 7 und dem Raitzhainer Bach wurde 1993 abgetragen, die Aufstandsfläche für eine industrielle Nutzung saniert und der Stadt Ronneburg übergeben.

Tagebau Stolzenberg

Der Tagebau Stolzenberg wurde in den Jahren 1956 bis 1960 südlich der Bundesautobahn A 4 in Höhe der Ortslage Stolzenberg auf einer Fläche von 7,0 ha mit den Abmessungen 350 m x 140 m aufgefahren. Die maximale Teufe lag bei 264 m NN (ca. 30 m unter der Rasensohle). Das Volumen des Tagebaus wird mit 900 Tm3 angegeben. Die Urangewinnung betrug 92,0 t.

In den Jahren 1974 bis 1977 wurde der Tagebau mit Haufwerk aus der Teufe der Schächte in Beerwalde verkippt und mit Kulturboden abgedeckt.

Die Halde Stolzenberg wurde im Rahmen der Wiederurbarmachung 1977 bis 1979 teilweise profiliert. Die Böschungen wurden auf 1:2,5 abgeflacht. Bis auf die neu angelegten Wege wurde die gesamte Halde mit Kulturboden (Lößlehm) aus dem Vorfeld der Lkw-Halde des Bergwerkes Beerwalde abgedeckt. Die Haldenabdeckung beträgt 1,0 m. Die ca. 16 ha große Halde (einschließlich Haldenvorfeld) wird forstwirtschaftlich genutzt.

 

 

 

Tagebau Lichtenberg  

  

Angaben zum Standort

Der Anschnitt des Tagebaus lag ca. 1,0 km südlich der Stadt Ronneburg. Im Verlaufe der Abbauentwicklung dehnte sich der Tagebau im Norden bis an die Stadtgrenze von Ronneburg aus, liquidierte im Osten einen Teil des Bergwerkes Schmirchau einschließlich des Schachtes 356 und bedeckte die Anlagen des Schachtes 352 Lichtenberg (alt) im Südwesten.

Sein Abraum wurde in den ersten Jahren der Tagebauentwicklung auf einer ca. 600 m nördlich des Tagebaus liegenden Außenhalde (Nordhalde „alt“) verstürzt. Dieser Haldenkomplex, der sich in den Jahren 1960 bis 1963 in nördlicher Richtung bis an die ehemalige Eisenbahnlinie Ronneburg – Gera ausdehnte, mußte bei der späteren Tagebauerweiterung auf die Etagen des heute als Nordhalde bekannten Komplexes an der Nordwestflanke des Tagebaus umgelagert werden. Nur die seit 1960 mit Abraummassen aus dem südöstlichen Teil des damaligen Tagebaus nördlich des Schachtes 369 angelegte Halde 4 blieb liegen.

Ab 1965 erfolgte die Ablagerung des Abraumes auf der sog. Absetzerhalde, die mit einer Förderbandanlage und einem Absetzer betrieben wurde. Mit ihr wurden die genannten Flächen des Schachtes 352 überdeckt, so daß zum Zeitpunkt der Beendigung der Tagebauarbeiten, alle Seiten des Tagebaues von Halden umgeben waren, bis auf den an Ronneburg grenzenden Nord- und Nordostrand.

  


Tagebausituation zu Betriebszeiten.

   


Blick in den Tagebau im Oktober 1993 in Richtung Lichtenberg. Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  


Gleiche Sicht nur im Sommer 1994. Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  


Blick über den Tagebau hinüber zu Schacht 367/368 BT Schmirchau und im Hintergrund die Kegelhalden von Reust.
Bildquelle: Sammlung H. A. W.
   


Gut sichtbar die Terassierung der Tagebauwände. Rechts ist eine ältere Haaldenrutschung sichtbar.
Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  


Im Tagebau in Richtung Lichtenberg... Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  


Blickrichtung Ronneburg. Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  


Mit Größenvergleichen wie hier – Mensch, Maschine und Tagbau – werden uns erst einmal die Dimensionen dieses „Loches“ bewußt. Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  


1994 waren die Verfüllarbeiten schon lange im Gange. Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  


Im einzubringenden Haldenmaterial liefen chemische Reaktionen in Form endogener Brände ab. Dies war auch an den imposanten Spitzkegelhalden zu beobachten. Bildquelle: Sammlung H. A. W.

  

Die Verwaltung des Tagebaubetriebes nutzte und erweiterte die für das Bergwerk Lichtenberg (Schacht 375) errichteten Gebäude und Anlagen.

  • 1958 Aufschlußarbeiten, begonnen unter Verantwortung des Bergwerkes Schmirchau. Der Anschnitt erfolgte am 2.5.1958 westlich des Schachtes 369, östlich der Verbindungsstraße zwischen den ehemaligen Dörfern Schmirchau und Lichtenberg. Mit dem Tagebau sollten jene Teile der SW-Flanke des Bergwerkes Schmirchau auf der 60-m- bis 120-m- Sohle abgebaut werden, die wegen des damaligen Brandgeschehens untertägig nicht gewonnen werden konnten. Der Tagebau war zunächst Betriebsteil des Bergwerkes Schmirchau, bis 1962 Revier des Bergwerkes Lichtenberg.

  • 1962 Bergbaubetrieb Lichtenberg als selbständiger (Tagebau-) Betrieb im Rahmen des damaligen Objektes 90, Anfertigung des Generalprojektes bis zur 210-m-Sohle (90 m NN) durch den Projektierungsbetrieb. Dieser Abschnitt wird im folgenden Tagebau „alt“ oder „alte Kontur“ genannt.

  • 1965 bis 1969 Einsatz der Band- und Absetzeranlage.

  • 1968 Bildung des Bereiches Laugung und Beginn des Aufbaus der Laugungsanlagen.

  • 1969 Aufschluß der Tagebauerweiterung (im folgenden Tagebau „neu“ oder „neue Kontur“ genannt) im NE des Tagebaus.

  • 1969 bis 1970 Beginn des Anlegens der Innenkippe im Süden des Tagebaus und Einstellung der Bandanlage.

  • 1969 bis 1973 arbeiteten alter und neuer Tagebau gleichzeitig.

  • 1973 Abschluß der Gewinnungsarbeiten im alten Tagebau.

  • 1976 Abschluß aller Gewinnungsarbeiten im Tagebau durch den Bergbaubetrieb Lichtenberg.

  • 1977 Zuordnung des Tagebaurestloches und der Halden zum Bergbaubetrieb Reust. Geringfügige Restarbeiten durch den Bergbaubetrieb Reust. Abdeckung des Tiefsten im Tagebau „neu“ mit einer 30 m mächtigen Schicht von inertem Material zur Sicherung der untertägigen Gewinnung im Tagebaunahbereich durch den Bergbaubetrieb Schmirchau.

  

Arbeiten nach der Einstellung der Gewinnung.

  • Von 1977 bis 1989 Verkippung der gesamten Berge aus den Schächten 367 und 368 des BB Schmirchau, mit einem Jahresumfang von 400 Tm3 auf dem sogenannten Schmirchauer Balkon im Tagebau. Einlagerungsniveau: 250 m bis 300 m NN.

  • Einlagerung der Rückstände aus der karbonatischen Laugung (S 2 und Og 3 ) in die obersten Etagen der Innenkippe (Niveau 317 m NN).

  • Verkippung von Kraftwerksaschen aus den Heizkraftwerken Gera auf dem Niveau 311–317 m NN der Innenkippe.

  • Bau einer Ascheentladeanlage auf der Innenkippe des Tagebaues und einer Waggonkippanlage mit Bandanlage und Schüttgerät im Jahre 1987 (die Bau- und Montagearbeiten an dieser Anlage wurden vor der Inbetriebnahme im Jahr 1989 eingestellt).

  • Verkippung der Umfänge aus den Restauffahrungen des Tagebaues nach 1977 unter Regie des Bergbaubetriebes Reust im Tagebautiefsten, Niveau 120–150 m NN.

  • 1977 bis 1990 Verkippung der Umfänge an beräumten Massen aus der Wiedernutzbarmachung ehemals bergbaulich in Anspruch genommener Flächen durch den BB Reust (Reust war Leitbetrieb für die Wiederurbarmachung aller Bergbaubetriebe im Thüringer Raum), Einlagerung auf den oberen Etagen der Innenkippe Niveau 317–260 m NN.

  • 1984 und 1985 Verkippung der Teufhalde des Schachtes 378 im Rahmen der Wiedernutzbarmachung des Betriebsgeländes des Schachtes 378 und Einlagerung des Materials auf der Innenkippe des Tagebaues, Etagen 280 m und 260 m NN.

  

 

 

Entwicklung der Tagebauauffahrung

Der Tagebau Lichtenberg „alt“ ging in der ehemaligen SW-Flanke des Bergbaubetriebes Schmirchau um, erfaßte Abbaukammern und Teile des Teilsohlenbruchbaus der 60-m- und 120-m-Sohle sowie endogene Brandgebiete. Es wurden auch Aus- und Vorrichtungsgrubenbaue (Strecken, Überhauen, Blindschächte) überbaggert.

Der Tagebau Lichtenberg „neu“ arbeitete im ehemaligen Abschnitt I und II des Bergbaubetriebes Schmirchau, erfaßte Kammern mit und ohne Versatz, Teilsohlenbruchbau sowie Teilsohlenabbau mit Versatz und endogene Brandgebiete bis zur 180-m-Sohle.

Die Gewinnungsarbeiten im Tagebau erfolgten auf der Basis eines eigens dafür angefertigten Überwachungsrißwerkes.

 

Stand

Ausdehnung

Verritzte Flächenbereiche

ha

Nord-Süd in m

Ost-West in m

1958

-

-

-

1959

500

350

18,0

1960

800

450

36

1962

1000

550

55,0

1964

1100

600

66,0

1966

1300

800

104,0

1968

1450

800

116,0


 


 


 

planimetrierte Fläche

1970

1550

800

121,0


 

mit Tagebau „neu“

geknickte Form


 

1972

2000

850

169,6

1974

2000

850

169,6

1976

2000

850

170,9

1977

2000

850

170,9

   Entwicklung Flächeninanspruchnahme des Tagebau Lichtenberg

 

Die Strossenhöhen betrugen bis zur Niveaufläche 210 m (13. Sohle) 7,5–10 m, ab 13. Sohle grundsätzlich 10 m im Abraum und 5 m in der Erzgewinnung. Die Unterteilung von 10 m Strossenhöhe im Abraum bzw. 5 m in der Erzgewinnung bezogen sich im wesentlichen nur noch auf die reinen Ladearbeiten.

Entsprechend der 1967 durchgeführten Versuchsarbeiten zum generellen Übergang im Bohr- und Sprengprozeß auf 10 m Strossenhöhe, wurde diese neue Technologie der Bergarbeiten ab dem Jahr 1968 angewendet (Methode nach Dr. Mosinez).

 

Jahr

Arbeitsniveau Teufe/m
Tagebau „neu“

Arbeitsniveau Teufe/m 
Tagebau „alt“

1958

 

0

1959

 

36

1960

 

55

1961

 

55

1962

 

65

1963

 

83

1964

 

100

1965

 

130

1966

 

140

1967

 

150

1968

 

165

1969

17

200

1970

36

220

1971

65

220

1972

100

230

1973

180

230

1974

140

 

1975

160

 

1976

180

 

Teufenentwicklung des Tagebaus Lichtenberg

  

Halden im Tagebaubereich

Die Nordhalde liegt am Rande des Tagebaus Lichtenberg zwischen ca. 270 m NN bis 290 m NN und fällt in Richtung Gessenbach und Badergraben auf eine Höhe von ca. 245 m NN ab. Sie besitzt in Nordost-Südwest-Richtung eine maximale Ausdehnung von 1.400 m und in Nordwest-Südost-Richtung von 700 m.

  • Auffahrungsbeginn: 1962,

  • Auffahrungsende: 1972,

  • Umfang: 27,2 Mio m³.

In die Halde wurde im wesentlichen der Abraum aus dem Deckgebirge des Tagebaus verkippt. Die Aufstandsfläche der Nordhalde besteht im tiefen Untergrund aus devonischen Tonschiefern sehr großer Mächtigkeit, die in einigen Bereichen kaum Verwitterungserscheinungen aufweisen, in anderen Bereichen oft tiefgehend verwittert sind.
 

Über diesen stark verwitterten Tonschiefern befindet sich in einer Stärke von etwa 1–3 m Ton bzw. Lehm, der von ca. 0,2 m Humusboden überlagert wird. Vermutlich wurde nur der Kulturboden der Aufstandsfläche des Erweiterungsteiles der Nordhalde abgetragen.

Ab 1958 wurde der Abraum des Tagebaus Lichtenberg ausschließlich ca. 600 m nördlich des Baggereinschnittes auf Außenhalden verkippt („alte“ Nord- und Nordosthalde).

Die in der Fläche des alten Tagebaus Lichtenberg befindliche „alte“ Nordhalde wurde bis 1969 mit einem Umfang von 6,33 Mio m3 (Haldenvolumen) auf den Standort der jetzigen Nordhalde umgelagert. Die auf der Fläche des neuen Tagebaus Lichtenberg befindliche Nordosthalde wurde von 1969 bis 1971 mit einem Umfang von 4,95 Mio m3 (Haldenvolumen) auf den Standort der jetzigen Nordhalde bzw. der Absetzerhalde und der Innenkippe umgelagert.

  


Übersicht der Transportwege im Tagbau Lichtenberg. Quelle der Reproduktion: Chronik der Wismut

  

Die Auffahrung der Nordhalde am derzeitigen Standort erfolgte in zwei Etappen ausschließlich im Lkw-Betrieb:

1. Etappe 1962 bis 1968:

Auffahrung der Nordhalde einschließlich der Umlagerung der „alten“ Nordhalde aus Abraum der 1. bis 5. Strosse des Tagebaus Lichtenberg „alt“.

2. Etappe 1969 bis 1972:

Erweiterung des Standortes in nordöstlicher Richtung (Ortsteil Friedrichshaide) nach Umlegung der Reichsbahnlinie Ronneburg - Kaimberg einschließlich der Umlagerung der Nordosthalde mit Abraum der 1. bis 17. Strosse des Tagebaus Lichtenberg „neu“. In der 1. Auffahrungsetappe wurde bis 1966 „brandfreudiges“ Material, aus der alten Nordhalde stammend, mit verkippt. In dieser Zeit bildeten sich zeitweise lokale Brandherde. Das Material der 2. Auffahrungsetappe stammte ausschließlich aus dem Aufschluß des Tagebaus Lichtenberg „neu“ (Deckgebirge) und beinhaltete kein „brandfreudiges“ Material, so daß sich die äußeren und oberen Teilabschnitte der Nordhalde aus kontaminiertem Material aufbauten.

Der vor 1966 gekippte Teil der Nordhalde wurde ohne Vorfeldberäumung und ohne Standsicherheitsberechnung südlich des Badergrabens und südlich der ehemaligen Reichsbahnstrecke Gera - Ronneburg angelegt. Die Haldenböschung fiel gleichsinnig mit dem Gelände ein, wobei sich im pleistozänen Untergrund Schwächezonen befanden.

Der vor 1966 gekippte Teil der Nordhalde wurde ohne Vorfeldberäumung und ohne Standsicherheitsberechnung südlich des Badergrabens und südlich der ehemaligen Reichsbahnstrecke Gera - Ronneburg angelegt. Die Haldenböschung fiel gleichsinnig mit dem Gelände ein, wobei sich im pleistozänen Untergrund Schwächezonen befanden.

Bei Kipparbeiten zur Sanierung der aufgetretenen Rutschung vom Oktober 1966 (siehe Berg- und sicherheitstechnische Betriebserschwernisse) am Nordwestfuß der sanierten Nordhalde kam es ab September 1969 jedoch zu örtlichen Aufpressungen im Vorfeld (Bereich des Gessenbach) bis zur Haldenetage 270. Diese Erscheinungen hatten lokale Ausdehnung. Durch Abflachen der Haldenböschung bis zur Etage 270 m NN und Entwässerung des Haldenfußes durch Anlagen von Drainagegräben wurde die Rutschung endgültig saniert. Seit 1970 waren keine Bewegungen mehr feststellbar.

Zum Zeitpunkt 1997 war die Nordhalde zu 95 % (ausgenommen Fahrtrassen zu bestehenden Versatzstellen) mit Kulturboden abgedeckt. Die Oberfläche der Halde ist zum Teil mit einem ca. 20jährigem Baum- und Strauchbestand durch planmäßiges Bepflanzen sowie durch Anflug bewachsen. Die im östlichen Bereich der Nordhalde aus der Tagebauerweiterung zwischengelagerten Umfänge (pleistozäne Deckschichten) wurden nach 1977 zur Brandabdeckung der Innenkippe eingesetzt.

Das Gebiet der Absetzerhalde liegt südlich des Tagebaus in dem Ortsdreieck Kauern im Nordwesten, Loitsch im Südwesten und Rußdorf im Südosten. Es beinhaltete 63,3 Mio m3 Haldenvolumen. Der tiefste Punkt der Haldenaufstandsfläche liegt südlich vom Schacht 352 bei ca. 268 m NN, der höchste Punkt befindet sich über dem mittleren Haldenplateau bei ca. 376 m NN (2. Hochschüttung der Absetzerhalde).

   

Die Halde setzt sich aus folgenden Haldenkörpern zusammen:

- Zentralhalde (Lkw-Halde, mit Kras-Kippern aufgefahren)

  • Umfang: 38,7 Mio m³,

  • Auffahrungsbeginn: 1959 mit den Vorkippen im Niveau 300 m NN und 315 m NN parallel zur Wipse aufgefahren,

  • Auffahrungsende: 1970.

- eigentliche Absetzerhalde (mit Bandanlage und Absetzer Typ AR SB 2500.50)

  • Umfang: ca. 27,1 Mio m³,

  • Auffahrungsbeginn: 1965,

  • Auffahrungsende: 1969.

Vier Auffahrungsetappen:

  1. Tiefschüttung 35 m (von Osten beginnend),

  2. Hochschüttung 12–16 m,

  3. Tiefschüttung 25 m,

  4. Hochschüttung 10 m.

 

Das Material der Absetzerhalde (Gesamthalde) stammt ausschließlich aus dem Bereich des alten Tagebaus und zu ca. 90 % aus einem Niveau von 260 m NN bis 70 m NN (Tagebautiefstes). Diese konkrete Zuordnung, die aus einer Analyse der Entstehungsgeschichte des Tagebau Lichtenberg und der umliegenden Halden abgeleitet werden kann, läßt auf die lithologische Zusammensetzung der Absetzerhalde schließen.

Die Absetzerhalde (Gesamthalde) wurde auf die anstehende Verwitterungsschicht des natürlichen Geländes ohne besondere Vorbereitung geschüttet. Der Aufgabebunker für die zentrale Bandanlage befand sich im Tagebau Lichtenberg auf Niveau 250 m NN.

Während der Haldenschüttung traten an Böschungen und auf Haldenplateaus Brände auf, die mit Lehmabdeckung bekämpft wurden. Besonders brandgefährdet waren größere Bereiche der Zentralhalde, westliche und südwestliche Böschungsbereiche sowie der Böschungsbereich der ehemaligen Seidemannschen Schlucht. Dort wurden brandgefährdete bzw. regelrecht brennende Massen aus dem Tagebau Lichtenberg gezielt abgekippt und durch Überdeckung mit Lehm bis zu 5 m Höhe hermetisiert.

Bei der Auffahrung der Innenkippe lassen sich drei Perioden unterscheiden:

I. Periode bis 1970:

  • Haldenvolumen 4,8 Mio m3, Sturzhöhen 15 m und 30 m.

Hierbei war der Fortschritt der Innenkippe abhängig und beschränkt vom Fortschritt der Arbeiten im alten Tagebau (Freilegung der Basisfläche von Süd nach Nord). Sobald die Projektteufe bzw. das Liegende des Tagebaus erreicht war, wurde die Innenkippe nachgezogen. Dies hatte nicht nur betriebswirtschaftliche Bedeutung für die Förderwege, sondern diente auch der Stabilisierung rutschungsgefährdeter Tagebauflanken. Mit der weiteren Entwicklung der Innenkippe hatte die Bandanlage ihren betrieblichen Nutzen verloren und wurde deshalb am 1.1.1970 eingestellt.

II. Periode 1971 bis 1974: Haldenvolumen 35,6 Mio m3, Sturzhöhen bis zu 110 m.

Die Restarbeiten im alten Tagebau konnten so geführt werden, daß eine zügige Verkippung möglich war. Wie aus den Umfängen ersichtlich, war diese Periode die Hauptvortriebsperiode der Innenkippe. Die bereits in der I. Periode angestrebten Ziele, wie Transportoptimierung und Böschungstabilisierung, wurden erreicht.

III. Periode ab 1975:

Haldenvolumen 19.5 Mio m3 (12.200 Mio m3 Berge des Bergwerkes Schmirchau), Sturzhöhen bis 50 m.

Zwischen 1970 und 1975 erfolgte die Einlagerung von Rückständen der sauren Laugung (S 1 und S 3 ) über alle Etagen der Innenkippe verteilt (ca. 1,25 Mio m3). Von 1975 bis 1980 konzentrierte sich die Verkippung des gelaugten sauren Haufwerkes auf die obersten Etagen der Innenkippe im östlichen Bereich (Niveau 317 m NN). Von 1964 bis 1977 erfolgte die Einlagerung dieser Berge an der Ostflanke des Tagebaus im Niveau 190 m NN bis 260 m NN; von 1978 bis 1989 im Niveau 250 m NN bis 300 m NN, wobei die Verkippung vom Niveau der Rasensohle (300 m NN) erfolgte. Die Einlagerung der Rückstände aus der karbonatischen Laugung (S 2 , Og 3 ) erfolgte von 1981 bis 1989 in die obersten Etagen des östlichen Teils der Innenkippe (Niveau 317 m NN).

Die gesamte Innenkippe wurde in der bergschadenkundlichen Analyse von 1977 als brandgefährdet eingeschätzt.

Auf der Innenkippe wurden verkippt:

1971 bis 1976:

  • 29,2 Mio m³ inertes Material,

  • 13,8 Mio m³ „brandfreudiges“ Material (hauptsächlich Kieselschiefer).

Seit 1971 wurde nach einer besonderen Instruktion gekippt, die die Erfassung von inertem und brandfreudigem Material vor schrieb (Angaben vor dem Jahre 1971 sind nicht vorhanden). Diese betriebliche Instruktion forderte die monatliche rißliche Einteilung der Innenkippe in zwei Kippabschnitte.

I. Kippabschnitt:

nur inertes Material, bis 30 m von der Tagebauböschung entfernt;

II. Kippabschnitt: gemischtes Material, bis maximal 50 %

„brandfreudig“; ab 30 m Abstand von der Tagebauböschung.

  

Entsprechend der Empfehlungen im Forschungsbericht Dr. Kohlschmidt wurden heiße Massen auf einer separaten „Brandhalde“ verkippt, die bis 1975 auf dem Niveau 280 m NN der Innenkippe angelegt wurde. Die Umstellung von saugender auf blasende Bewetterung der Grubenbaue in der SW-Flanke des Bergwerkes Schmirchau begünstigte die Brandentwicklung auf der Innenkippe, so daß 1975 besonders auf der Etage 250 m NN trotz ständiger Brandabdeckung mit inertem Material (Sand, Lehm) die Brände akut blieben bzw. an anderen Stellen erneut ausbrachen.

1975/76 wurde die Brandentwicklung weiterhin dadurch begünstigt, daß durch das Zurückgehen der Abraumumfänge die Haldenböschungen zu lange offen gehalten wurden, da nur ein verhältnismäßig geringer Haldenfortschritt zu verzeichnen war. Aus diesem Grunde sowie aus der Tatsache, daß die Brände zeitlich in Abhängigkeit vom Kippstand stark variierten, konnten rißlich keine Einzelbrände dargestellt werden.

Durch das Auffahren in Scheiben geringer Mächtigkeit (1 m) wurde eine hohe Verdichtung erreicht. 1976 wurde die Brandhalde mit gelaugten Haufwerk überzogen, da sie nicht mehr benötigt wurde. Weiterhin wurde die Sturzhöhe der Innenkippe, die gemäß der Standsicherheitsvorschriften 110 m betragen durfte, stark reduziert. Sie betrug Ende 1976 in einem Falle noch 50 m, alle anderen Etagenhöhen lagen wesentlich darunter.

Nach der Einstellung der Gewinnungsarbeiten im Tagebau Lichtenberg „neu“, erfolgte ab 1977 eine Reliefbegradigung durch Abdeckung mit inertem Material.

 

Die Halde 4 wurde 1959 bis 1964 im Bereich des Lehmtagebaus am Lehmwerk Reust aufgefahren (50 % der Aufstandsfläche war ehemaliger Lehmtagebau). Das Material der Halde stammt von den oberen Sohlen des südlichen Tagebaubereiches. Zwei Kegel-halden aus der Teufe des Schachtes 369 wurden dabei eingekippt. Die Halde wurde 1971 an den BB Schmirchau übergeben und bis 1975 als Altholzkippe genutzt. Der nördliche Teil der Halde 4 wurde 1975 im Umfang von ca. 0,4 Mio m³ abgetragen und als Abdeckmaterial zur Brandbekämpfung der Innenkippe sowie 1977 zur Abdeckung des Tagebautiefsten im Tagebau „neu“ eingesetzt.“

 

Anm. d. Redaktion: Die Problematik der endogenen Brände

Die bergmännischen Arbeiten im Ronneburger Revier begannen im 4. Quartal 1951 in den Gruben Lichtenberg und Schmirchau. Die hauptsächlichste Abbaumethoden waren Kammerbruchbau und Scheibenbruchbau. Die chemisch-minearalogische Zusammensetzung des Gebirges bewirkte bei Kontakt mit dem Sauerstoff der umgebenden Luft stark wärmeerzeugende Reaktionen. Durch Professer Sereda erfolgte 1956 der Nachweis der Selbstentzündung solcher Brände. Als auslösende Faktoren erkannte der Wissenschaftler die Oxydationsprozesse in den Bruchmassen der Gesteine des Ordoviciums, des Silurs und des Devons, welche stark kohlenstoffhaltige Tonschiefer, vermengt mit feindispersem Pyrit führten. Die Oxydation verläuft nach folgendem Schema:

2 FeS2 + 7 O2 + 2 H2O → 2 FeSO4 + 2 H2SO4 + 10,86 MJ/kg

Im Extremfall konnten stark glühende Massen entstehen. Endogene Brände von geringerem Ausmaß und Intensität konnte man bis zur Abtragung der Spitzkegelhalden beobachten. Über den Brandherden waren weißliche Rauchschwaden sichtbar. 

  


Der Pyrit bildet durch Rekristallisationsprozesse innerhalb des Schiefers oft kubische Kristalle, ist aber in den unter euxinischen Bedingungen abgelagerten, silurischen Schiefern auch feindispers - nur mikroskopisch erkennbar - enthalten.
Stufe von der Halde Paitzdorf, Sammlung Boeck, 1980er Jahre.

 


   Unter Mineralsammlern war der Tagebau besonders wegen der hier vorkommenden Aluminiumphosphate berühmt: Hier eine Kluftfüllung mit radialstrahligem und von strohgelb nach blaugrün changierendem Wavellit,
chemische Zusammensetzung: Al3 [ (PO4)2 (OH, F)3 ] · 5 H2O aus Lichtenberg
(Sammlung Boeck).

  


   Auch Variscit, chemische Formel Al [PO4] · 2 H2O, wurde schon in Vollstädt's "Einheimischen Mineralen" von Lichtenberg  beschrieben. Diese etwa 3 cm breite Stufe mit dichtem Variscit stammt allerdings aus dem Kieselschiefer- Steinbruch Horscha in der Lausitz (Sammlung Boeck).

    

Weiter in der Chronik: „ …Die Gessenhalde lag im Bereich des ehemaligen Lehmtagebaus Gessen, sie war eine Produktionshalde zur Laugung hauptsächlich silikatischer Erze. Vor der Aufhaldung der Gessenhalde wurde der Bereich des Lehmtagebaus mit einem Gefälle von Süd nach Nord profiliert. Vorausgehend wurden dafür im Südteil des ehemaligen Lehmtagebaus ca.10.000 m3 Bauschutt aus dem Abriß der Gebäude des Dorfes Gessen und parallel zur ehemaligen Straße von Gessen nach Kauern 18.000 m3 Haldenmaterial eingesetzt.

Eine 0,60 m mächtige, verdichtete Lehmschicht, die aus dem Bereich der Endkontur des Lehmtagebaus Gessen stammte, dichtete die Aufstandsfläche der Gessenhalde zum Untergrund hin ab. Diese Dichtschicht wurde mit einer 1 m mächtigen Schutzschicht (Armerz aus der ehemaligen Klassieranlage Lichtenberg, ∅ 0,1 bis 0,3 m) überdeckt, die als Drainageschicht für die spätere Haldenlaugung wirksam wurde. Von den insgesamt 28,7 ha Aufstandsfläche der Gessenhalde lagen 17 ha der Dichtschicht direkt auf anstehendem Lehm bzw. Bauschutt und ca. 8 ha auf Haldenmaterial.

Der anschließende Aufbau der Laugungshalde Gessen erfolgte in drei Scheiben:

  1. Scheibe (S 1 ) 2,7 Mio m³,

  2. Scheibe (S 1 ) 1,3 Mio m³,

  3. Scheibe (Og 3 ) 2,8 Mio m³.

Die Haldenlaugung wurde von 1971 bis 1978 durch Aufgabe von sauren Grubenwässern (pH-Wert 2,7 - 2,8) durchgeführt.

Der Schutzdamm Ronneburg war 1971 während des laufenden Betriebes des Tagebaus zum Schutz der Einwohner von Ronneburg (Ortsteil Friedrichshaide) vor Staub sowie Spreng- und Brandgasen geschüttet worden. Sein Haldenvolumen beträgt 105.000 m³ (Länge 560 m, Höhe 10 m).

Die Gesamtumfänge der Gewinnung betrugen für den Zeitraum der Tätigkeit im Tagebau „alt“ 97,6 m³ , im Tagebau „neu“ 52,5 Mio m³ und insgesamt 150,1 Mio m³ Bergemasse. Die Urangewinnung betrug für den Gesamtzeitraum 13.837,64 t, davon 1.163,8 t aus der Haufen-und Haldenlaugung.

  

Jahr

Tagebau „alt“

Tagebau „neu“

Tagebau gesamt

Mio m³

Mio m³

Mio m³

1958

1,6004

 

1,6004

1959

3,6222

 

3,6222

1960

4,5015

 

4,5015

1961

4,2794

 

4,2794

1962

5,9750

 

5,9750

1963

9,0859

 

9,0859

1964

11,7455

 

11,7455

1965

11,7395

 

11,7395

1966

11,1174

 

11,1174

1967

11,1175

 

11,1175

1968

10,0007

 

10,0007

1969

7,3670

2,9006

10,2676

1970

3,1162

6,3881

9,5043

1971

1,5341

8,5065

10,0406

1972

0,6844

9,3821

9,9665

1973

0,1644

9,3361

9,5005

1974

 

7,8012

7,8012

1975

 

4,5310

4,5310

1976

 

3,7006

3,7006

Ausbringen von Bergemasse im Verlauf der Betriebszeit.

  

 

 

Technische und technologische Angaben zum Tagebau

Herstellung der Endkonturen

Ab 1962 (nach Anfertigung des Generalprojektes) wurde die Herstellung der Endkonturen zu einem Problem und auch als solches erkannt. Das projektierte terrassierte Regelprofil, welches zur Erreichung der Endteufe des Tagebaus einzuhalten war, verlangte im Wechsel:

  • 10 m hohe Böschungen von 30° bis 60° Neigung,

  • 3 m bis 6 m breite Bermen.

Bezogen auf das Niveau der Rasensohle vom 300 m NN betrug die Teufe des Tagebaus 230 m. Für das Tagebauvolumen ergeben sich aus unterschiedlichen Unterlagen zwei Werte:

Die Berechnungen des Volumens des Tagebaus Lichtenberg von 150,1 Mio m³ basieren auf dem markscheiderischen Rißwerk. Das Relief der Rasensohle des Tagebauanschnittes hat unterschiedliche NN-Höhen:

  • 272 m NN im Norden (Nordeinfahrt),

  • 294 m NN im Osten,

  • 300 m NN im Süden und

  • 290 m NN im Westen.

Aus dem bereits (zum Zeitpunkt dieser Ausarbeitung) verkippten Teil des Tagebaus von

  • 64,0 Mio m³ Innenkippe,

  • 12,2 Mio m³ „Schmirchauer Balkon“,

  • 3,3 Mio m³ Fördertrasse und

  • dem berechneten Restvolumen von ca. 80,5 Mio m³

resultiert die Angabe des Tagebauvolumens von 160,0 Mio m³.

Ende 1976 wurde das Regelprofil durch folgende geometrische Daten geprägt:

 

Nr. der Sohle

NN Höhe

Breite der Berme

Neigung der Einzelböschung

Generalneigung 3 Sohlen

16

180 m

6 m

55°

48°

17

170 m

3 m

55°

48°

18

160 m

3 m

55°

48°

19

150 m

6 m

55°

48°

20

140 m

3 m

55°

48°

21

130 m

3 m

55°

48°

 

Die Generalneigung der Sohlen 5–15 war flacher und hatte auf die Arbeiten im Tagebautiefsten keinen Einfluß. Die schwierigste Aufgabe war die Herstellung der Einzelböschungen. Die meist schlechte Qualität bei Durchführung der Bohr- und Sprengarbeiten im Regelbetrieb veranlaßte ab 1962/63 folgende Maßnahmen:

  1. Erarbeitung besonderer Bohr- und Sprengverfahren, die aufgrund der gesammelten Erfahrungenständig weiterentwickelt wurden. Besondere Bedeutung kam dabei den abgesetzten („gestaffelten“) Bohrtiefen, der Anwendung von Schrägbohrungen sowie dem „Schirm“-Sprengen (Abschirmen der seismischen Sprengwirkung nach außen) zu.

  2. Monatliche Kontrolle der Endböschungen durch eine spezielle Kommission, bestehend aus Obersteiger bzw. Bereichsleiter, Hauptmarkscheider, Hydrogeologen oder Geologen.

Jährlich wurden 4.000–7.000 lfd. m an Endkonturen hergestellt. Gegen Ende des Tagebaubetriebes wurden auf Grundlage der Erfahrungen gute Ergebnisse erreicht. 1976 wurden z. B. die Endkonturen grundsätzlich mit Schrägschlitzbohrungen (70°) und nur in Ausnahmefällen an der Nordwestflanke, mittels Vertikalschlitzbohrung hergestellt. Im Gegensatz zu höher liegenden Endkonturen traten im Jahre 1976 bei der Auffahrung der Endkonturen der Sohlen 16–22 keine Schwierigkeiten durch sich einböschende lose Massen auf.

 

Technik und Technologie

Gewinnung

Die Kennziffern Abraum/Abbau waren nur in ökonomischer Hinsicht relevant. Technisch war der Umfang der Bergemasse und die Lage der Erzkörper im Gebirgsmassiv von Bedeutung.

Die Gewinnung erfolgte im wesentlichen durch Bohr- und Sprengarbeit bis auf sehr kleine Partien, die eine Hereingewinnung in Reißarbeit ermöglichten (Ostseite bis 5. Sohle, bzw. Nordflanke bis 7. Sohle) und milde Partien der tieferen Sohlen. Der Zeitraum des Arbeitens ohne Sprengungen lag zwischen 1958 und 1960.

Die großen Bohrumfänge bis 45.000 m/a (Sprengbohrungen und Sicherheitsbohrungen) wurden mit folgender Bohrtechnik ausgeführt:

1960 bis 1963:

  • Bohrmaschinen vom Typ BBS 110,

  • Bohrmaschinen vom Typ BBS 150,

1963 bis 1971:

  • Drehschlagbohrmaschine vom Typ DS 106,

1971 bis 1977:

  • Drehschlagbohrmaschine vom Typ DS 106 mit Weiterentwicklung als Schrägbohrmaschine und als ferngesteuerte Bohrmaschine,

  • Bohrmaschine auf Raupenfahrwerk Typ SBSch - 200.

  

Die Strossenhöhen betrugen bis zur Niveaufläche 210 m NN (13. Sohle) 7,5–10 m, ab 13. Sohle grundsätzlich 10 m im Abraum und 5 m in der Erzgewinnung. Die Unterteilung von 10 m Strossenhöhe im Abraum bzw. 5 m in der Erzgewinnung bezogen sich im wesentlichen nur noch auf die reinen Ladearbeiten. Entsprechend der 1967 durchgeführten Versuchsarbeiten zum generellen Übergang im Bohr-und Sprengprozeß auf 10-m-Strossenhöhe wurde diese Technologie ab dem Jahr 1968 angewendet (Methode nach Dr. Mosinez).

Das Sprengwesen umfaßte die Planung, Bestellung, den Umlauf und den Einsatz der Sprengmittel. Es war auf der Grundlage der geltenden gesetzlichen Bestimmung organisiert. Die Sprengmittelversorgung erfolgte aus dem Zentralen Sprengmittellager (ZSML) Rückersdorf bis unmittelbar an die Sprengfelder im Tagebau, zur Übergabe an die Sprengberechtigten. Gesprengt wurde in der Regel zweimal wöchentlich am Schichtende (mittwochs und sonnabends).

Als Sprengstoffe gelangten zur Anwendung:

  • Gelatine-Donarit 1,

  • Gelamon 2,

  • Trinitrotoluol (TNT),

  • ANO -Sprengstoff,

  • (Dekamon 1).

  

Die Patronierung der im Tagebau eingesetzten Sprengstoffe Gelatine-Donerit 1 und Gelamon erfolgte in den Durchmessern 80 mm, 60 mm, 42 mm und 28 mm. TNT wurde a’ 30 kg, granuliert bzw. gegossen in Papphülsen (80 - 90 mm, Länge 1000 mm) eingesetzt.TNT wurde überwiegend in heißen Berggebieten eingesetzt, z. T. auch in sehr hartem Gebirge. Bei Gesteinstemperaturen bis 100°C erfolgte der Einsatz granuliert, über 100°C bis 200°C in gegossenem Zustand.

Die Zündmittel waren:

  • Sprengschnur NPK 64-141 (deutsches Fabrikat, Gnaschwitz Werk II),

  • Millisekundenzünder, Verzögerungsintervall 23 ms im Gruppenbereich von 0–21(Typ DeM, CSSR-Fabrikat).

 

Zündmaschinen :

  • Type M 504,100 Schuß, Grenzwiderstand 510 Œ

  • Type M 514,200 Schuß, Grenzwiderstand 1010 Œ

  • Typ 920/Zündkondensator, Grenzwiderstand 2000, 3000 Œ

  • (Österreichisches Fabrikat, Fa. Schoffler & Co., Wien).

 

Als Besatzmaterial wurde das anfallende Bohrklein und in besonderen Fällen Sand verwendet.

Der Einsatz der losen ANO-Sprengstoffe ermöglichte die Mechanisierung des Ladens der Sprengbohrlöcher.

Mit einem Ladefahrzeug für ANO-Sprengstoffe wurde der Ladevorgang mechanisiert ausgeführt. Die Füllung des Aufnahmebehälters mit ANO-Sprengstoffen erfolgte entweder im Hauptlager oder in der Herstellungsstätte für ANO-Sprengstoff. Das Fahrzeug erreichte jedoch nicht die Effektivität des losen Einschüttens des Sprengstoffs in die Bohrlöcher über Trichter und wurde nach der Erprobung verworfen. Besondere Probleme entstanden beim Sprengen in den aufgeheizten Brandgebieten des Bergbaubetriebes Schmirchau, wo es anfangs zu Auskochern gekommen war. Durch Vorschreibung von Zeitnormativen für das Laden der Bohrlöcher, Kühlung der Bohrlöcher und Einsatz von Spezialsprengstoff (TNT, Dekamon 1W) konnten diese Probleme beherrscht werden. Die Sprengarbeiten im Tagebau wurden von Bohrfacharbeitern mit Sprengberechtigung ausgeführt. Als Aufsichtspersonal im Sprengdienst war Fachpersonal eingesetzt.

 

Laden und Fördern

Zur Gewinnung der Bergemasse kamen ausschließlich Löffelbagger vom Typ EKG 4 bzw. EKG 4.6 zur Anwendung. In reinen Abraumgebieten wurden Löffel mit einem Inhalt von 3 m3 eingesetzt, während in vererzten Partien vorwiegend Löffel mit 1,6 m3 Inhalt und eingebautem Radiometer zum Einsatz kamen. Es wurde ausschließlich gesprengtes Haufwerk gefördert bis auf kleine Partien, in denen eine Hereingewinnung in Reißarbeit möglich war (Ostseite 5. Sohle bzw. 7. Sohle Nord).

An Ladetechnik wurden folgende Seil-Bagger eingesetzt:

  • 1958 bis 1960 Bagger 1004, Löffelinhalt: 1 m³ (Elektro- oder Dieselantrieb),

  • 1960 bis 1977 EKG 4: Löffelinhalt 3 m³, EKG 4.6: Löffelinhalt 3,2 m³.

 

Das gewonnene Haufwerk setzte sich aus Erz und Abraum (taube Berge und Außerbilanzerz) zusammen. Erz und Außerbilanzerz wurden bis zur Verladung auf Halden zwischengelagert. Die tauben Berge wurden auf den Abraumhalden abgekippt. Die Transportmittel waren:

  • 1958 bis 1960 2,5-t-Kipper von Typ Sis,

  • 1960 bis 1971 6-t-Kipper von Typ H6,

  • 1963 bis 1971 12-t-Kipper vom Typ Kras 222,

  • 1971 bis 1977 12-t-Kipper vom Typ Kras 256.

  • 1965 bis 1969 Gurtbandförderer 800 mm mit Absetzeranlage ARSB 2500.50

 

Die Fahrbahnen bestanden zu 30 % aus Naturbahnen und zu 70 % aus Rollbahnen (einspurige Fahrbahnen aus Holzrahmen mit innenliegender Zwangsspur).

Die Bunkerstraße von der 9. Sohle bis zum Haldenfuß war eine Pflasterstraße. Die Haldenauffahrten waren zu 50 % als Naturbahnen und zu 50 % als Rollbahnen ausgebaut.

Auf den Naturbahnen und Kieselschieferdämmen waren die Fahrbahnen durch Leitpfähle, an den Spitzkehren durch Massedämme getrennt die Spitzkehren wurden stationär beleuchtet. Bremsberge (Rampen), die für den Kipperbetrieb nicht zugelassen waren, wurden entsprechend der StVO gesperrt. Desweiteren wurden entlang der Naturbahnen an Böschungen und steilen Stößen die Schutzwälle in Kurven von 1,0 auf 1,5 m erhöht. Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit auf den Natur- und Rollbahnen wurden entsprechend den Witterungsbedingungen Streu- und Wasserwagen eingesetzt.

Die Haldenbeschickung erfolgte unter dem Gesichtspunkt einer Förderwegoptimierung.

Lkw-Halden wurden im Regelfall mit einer Sturzhöhe bis 18 m verkippt (Standfestigkeitsanforderungen).

Die Absetzerhalden wurden mit einer maximalen Sturzhöhe von 35 m (1. Tiefschüttung) aufgefahren; lediglich im Innenkippbereich des Tagebaus erfolgte auf der Grundlage einer Sondergenehmigung eine Verkippung bis 100 m Sturzhöhe mittels Lkw.

Der Transport des Erzes zu den Aufbereitungsbetrieben Seelingstädt und Crossen erfolgte mit Bahntransport durch die Anschlußbahn der Wismut.

Entsprechend der technischen Bedingungen wurden 70 % der anfallenden Gewinnung direkt über den Eisenbahnbunker im umzäunten Gelände des Bergbaubetriebes Lichtenberg verladen. Der Umfang Alumosilikaterz (10 % von der Gesamtgewinnung) wurde aus technischen Gründen über die Eisenbahnverladerampe verladen.

Die Umfänge von Karbonat- und Kieselschiefererz von der Halde wurden ebenfalls über den Eisenbahnbunker verladen, ausnahmsweise auch Kieselschiefererze.

Die im Vertrag mit den Aufbereitungswerken festgelegte Korngröße des Erzes betrug für das Werk 101, Crossen, 300 mm und für das Werk 102, Seelingstädt, 200 mm. Die Verladung über die Rampe machte die Klassierung über eine Klassieranlage notwendig. Dabei wurden auch alle Fremdkörper aus dem Erz entfernt. Über die Klassieranlage wurde ein monatlicher Umfang von 30–35 Tt verladen.

Die Jahresumfänge der Förderung gesamt schwankten zwischen 1,6 Mio m³ (1958) und 11,7 Mio m³ (1964/65), wobei bis zu 15 Bagger und mehr als 150 LKW gleichzeitig im Einsatz waren.

  

 

1. Schicht

2. Schicht

3. Schicht

Gesamtzahl

485

400

345

Kipperfahrer

235

235

235

Bohrer

30

30

30

Arbeiter an Strossenbandanlage

40

40

40

Rollbahnarbeiter

35

30

-

Wasserhaltungsarbeiter

12

-

-

Sprenghelfer

40

 

-

Mechanisches Personal

40

20

10

Raupenfahrer

25

25

15

Baggerpersonal

-

-

-

Personal der Spezialfahrzeuge

28

20

15

Schichtaufteilung der Tagebaubelegschaft im Jahr 1968

 

Die Erreichung des Arbeitsortes im Tagebau erfolgte für die Gruppe Kipperfahrer, Bohrer, Raupenfahrer und Baggerpersonal mittels der zum Schichtbeginn einfahrenden Kras-Kipper. Der Schichtwechsel war als rollender Wechsel organisiert und erfolgte auf den für die einzelnen Brigaden festgelegten Kipperabstellplätzen. In den ab 1967 errichteten Übergabeständen stiegen auch die mitfahrenden Kollegen (Markscheider, Geologen, Rollbahnarbeiter) ein und verließen am Baggerort das Fahrzeug.

Das Bedienpersonal der Strossenbandanlage sowie die Sprenghelfer, die zweimal wöchentlich einfuhren, wurden mittels Sil-Bussen an ihre Arbeitsorte gefahren.

Die Rollbahnarbeiter, das mechanische Personal und die Fahrer der Spezialfahrzeuge erreichten ihre Arbeitsorte mittels der dazugehörenden Arbeitsmaschinen (Fahrzeuge und Kräne).

Die Hauptfahrwege (für Personen zu Fuß) im Tagebau waren als Laufwege mit Knie- und Handleiste ausgebaut. Die Überbrückung der Strossenbandanlage erfolgt über Treppenanlagen.

Die Laufstege waren parallel zum Hauptausfahrttranche Ost (ATO) und der Bunkerstraße bis zum oberen Erzhaldenkomplex ausgebaut. Sie wurden mit der weiteren Auffahrung des Tagebaus kontinuierlich vorgestreckt. Der Gesamtumfang der Laufstege im Tagebau betrug 1.340 m, der der Treppenanlagen 110 m.

Für die operative Kontrolltätigkeit stand dem Fördersteiger ein mit Funk ausgerüsteter LKW vom Typ S 4000 zur Verfügung. Die Fahrung im Bereich der sich laufend verändernden Arbeitsorte durch Kontrollpersonen und Aufsichtspersonen (Steiger, Markscheider, Wetterprüfer usw. ) erfolgte neben den Fahrbahnen. Die Fahrung auf Rollbahnen war grundsätzlich verboten.

 

 

 

Anmerkung der Redaktion:

Wir haben mal zur eingesetzten Transporttechnik etwas recherchiert und wollen mit Hilfe einiger Beispielbilder den damaligen Fuhrpark der Wismut etwas näher bringen.

  


Hier ein noch erhaltener Hochlöffelseilbagger vom Typ EKG 4,6 in einem Steinbruch in den 1980er Jahren. Diese sowjetischen Bagger sind noch bis in die 1980er Jahre gefertigt worden, auch in Lizenz in anderen Ländern des RGW.

   

  • Gewicht: ca. 190 t

  • Löffelinhalt: 4,6 m³

  • Antrieb: elektrisch (6000 V) 

  • Antriebsleistung: ca 200 kW 


Ein ZIS 150 (ЗИС-150) in der Ausführung mit Pritsche. Ist ein LKW des sowjetischen Herstellers „Sawod imeni Stalina“ - ZIS (Stalinwerk). Von 1947 – 57 wurde dieser LKW in großen Stückzahlen produziert und basierte auf einem Vorkriegsmodell ZIS 15. Nach dem Ende der Stalinära ist das Werk in ZIL - „Sawod imeni Lichatschowa“ - Lichatschowwerke umbenannt worden und existiert noch heute.
Bildquelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/ZIS-150#/media/File:Zis_150_museum.jpg

  

  • Antrieb: 6 Zylinder Ottomotor mit 95 PS bei 2800 U/min,
    5 Ganggetriebe

  • Verbrauch: ca. 40 Liter Benzin auf 100 km bei Straßenfahrt

  • Gewicht: 7,9 t

  • Nutzlast bis 4 t,
    mit Kippmulde 2,5 t

  


Kraz 222 mit Kippmulde für 12 t Nutzlast. Hergestellt in der Ukraine im „Krementschuker Automobilwerk“ (Кременчуцький автомобільний завод). Baut seit 1958 schwere LKW für alle Verwendungszwecke.

 

  • Antrieb: 6 Zylinder Zweitaktdieselmotor ( ! ),
    6,9 Liter Hubraum,
    132 kW

  • Verbrauch: 60 Liter Diesel je 100 km,
    Höchstgeschwindigkeit 50 km/h

  • Leergewicht: 11,3 t

  • Nutzmasse: 12 t

  • Gesamtmasse: 24,3 t

 


Kraz 256B in einer auch von der Wismut eingesetzten Version.

  

  • Antrieb: V8 Viertaktdieselmotor mit Direkteinspritzung,
    14,8 Liter Hubbraum,
    ab 158 kW

  • Verbrauch: 40 Liter auf 100 km,
    Vmax = 60 km/h

 


IFA H6 mit Kippmulde. Produziert wurde er von 1952 bis 1959 im im VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau, einem Werk des DDR Industrieverbandes Fahrzeugbau (IFA) von 1952 – 59 in verschiedensten Versionen.

  

  • Antrieb: 6 Zylinder Wirbelkammerdieselmotor EM 6-20,
    9,36 Liter Hubraum,
    120 PS,
    5-Ganggetriebe

  • Nutzlast: 6 t

  

Wasserhaltung

Das Einzugsgebiet des Tagebaus einschließlich der Haldenflächen betrug ca. 6,45 km2, davon entfielen auf den Tagebau (Auffahrung) 1,1 km². Die Vorflut bildeten im Westen des Tagebaus die Wipse und im Norden der Gessenbach. Sämtliche anfallenden Wässer aus dem Bereich des Tagebaus wurden über das Rußdorfer Klärbecken der Wipse zugeleitet.

Aus der durch die Wasserwirtschaftsdirektion Weiße Elster seinerzeit ermittelten Niederschlagsmenge (5jähriges Maximum = 276 l/s/km2) und des Einzugsgebietes von 1,85 km2 resultierte ein Oberflächenwasseranfall von 1.832 m3/h abzüglich eines Versickerungsanteiles von 30 %. Demzufolge kamen ca. 1.280 m3/h zum Abfluß, die gepumpt werden mußten.
 

Ständige Quellwasseraustritte waren an der Ostflanke des Tagebaus mit 1,5 m3/h und an der Westflanke mit 5,3 m3/h zu verzeichnen. Diese Quellaustritte wurden ständig kontrolliert und durch Messungen des hydrogeologischen Dienstes des Tagebaubetriebes nachgewiesen. 

Die Wasserableitung beschränkte sich nur auf die Erfassung, Hebung und Ableitung der Oberflächenwässer einschließlich der Quellwässer mittels eines 5.280 m langen ausgebauten Flutersystems. Darüber hinaus diente ein 1.470 m langes profilgerechtes Grabensystem der Haldenvorfeldentwässerung.

Das Heben der Wässer erfolgte durch fünf Pumpenstationen mit 2.650 m nachgeschalteten Druckrohrleitungen bei Durchmessern zwischen 6“ und 14“.

Die Standorte der Pumpenstationen befanden sich:

  • Station 1 am Schacht 369,

  • Station 2 in Höhe der Bandstation 5,

  • Station 3 am Einschnitt nördlich d. Bunkeranlage,

  • Station 4 am Brückenkreuz,

  • Station 5 auf der 8. Sohle Westseite

 

Die Wässer der Stationen 1, 2, 4 und 5 wurden dem Rußdorfer Klärbecken direkt, die der Station 3 der Hauptpumpenstation des Bergwerkes Schmirchau und von dort dem Rußdorfer Becken zugeleitet. Für den Fall, daß bei katastrophenartigen Niederschlägen die Pumpenstation 3 nicht in der Lage war, die anfallenden Wässer zu bewältigen, stand ein Fallrohrsystem an der Ostflanke des Tagebaus zur 180-m-Sohle des Bergwerkes Schmirchau zur Verfügung. Das Fluten über diese Leitung war von der Genehmigung des Hauptingenieurs des Betriebes (nach vorheriger Kenntnisnahme des BB Schmirchau) abhängig.

Die Zuführung von Brauchwasser zu den für die Staubbekämpfung erforderlichen Wasserentnahmestellen wurde fast ausschließlich über das Rußdorfer Klärbecken realisiert. Es handelte sich bei diesen Wässern um saure Rücklaufwässer der Tiefbaubetriebe mit pH-Werten zwischen 3 und 4, die jedoch mechanisch vorgeklärt waren.

Sehr beschränkte Umfänge an Brauchwasser standen dem Tagebau aus der Elster-Wasserleitung zur Verfügung (zwei Wasserentnahmestellen). Vorübergehend wurde der Brauchwasserbedarf mit ungeklärten Schachtabwässern des Bergwerkes Schmirchau gedeckt.

Ab 1967 wurde die Brauchwasserversorgung über das Rußdorfer Becken mittels einer Pumpstationund einer 600 m langen 10“ Stahlrohrleitung gelöst.

 

Bewetterung

Die Brandgase der Oxydationsherde in den Tagebauflanken und in der Innenkippe sowie die Abgase der dieselgetriebenen Fahrzeuge führten je nach Wettersituation zur Ansammlung schädlicher Gase. Zur Ermittlung des Auftretens möglicher Gaskonzentrationen im Tagebau waren in jeder Schicht zwei Wetterprüfer eingesetzt, die alle Betriebspunkte nach einem festgelegten Durchlaufplan kontrollierten. Arbeitsorte, an denen Gaskonzentrationen festgestellt wurden, mußten mehrmals in der Schicht kon-trolliert werden. Alle Baggerorte waren mit Analysetafeln ausgerüstet. Bei Überschreitung der Grenzwerte wurde das jeweilige Arbeitsort bis zur Ausrüstung der Belegschaft mit Atemschutzfiltern (P 2 -Filter) gesperrt.

An Schwerpunkten des Betriebes wurde zweimal in der Woche eine Vollanalyse zur Bestimmung der vorhandenen Konzentrationen entnommen.

Zur Sicherheit der Anlieger in der Tagebauumgebung wurden entsprechend der Notwendigkeit, unter Beachtung der jeweils herrschenden Windrichtung, Kontrollen auf vorhandene Gaskonzentrationen durchgeführt.

Da der Tagebau Lichtenberg einen kesselförmigen Aufschluß hatte, ergaben sich mit fortschreitender Tiefe (über 200 m) erhebliche Schwierigkeiten beim natürlichen Luftaustausch. Durch den Einsatz dieselgetriebener Fahrzeuge (Kipper und Planierraupen) entstanden bei Hochdruckwetterlagen Ansammlungen von Emmissionsgasen im Tagebautiefsten. Um diese Situation zu verbessern, wurde 1972 ein transportabler „Tagebauventilator“ versuchsweise eingesetzt. Die folgende Liste zeigt einige technische Daten:

- Flugzeugtriebwerk ( ! )

- Typenbezeichnung des Triebwerkes AW - 68 I (nur die Bezeichnung der Luftschraube)

- Bauart vierblättrige Zugschraube

- Leistung des Triebwerkes 2.880 PS

- Drehzahl des Triebwerkes 12.300 U/min

- Schubkraft (Düse und Luftschraube) 3.200 kp

- Brennstoff Kerosin T1, TS 1

- Brennstoffverbrauch 825 kg/h ( ! )

  

Anmerkung der Redaktion:

Die Angabe in der „Chronik“ zum verwendeten Flugzeugtriebwerk sind nicht korrekt und aus heutiger Sicht nicht so einfach nachvollziehbar. Ein Triebwerk AW 68-I gibt es nicht, es handelt sich hierbei um die Bezeichnung der Luftschraube. Bei unserer Recherche sind wir auf folgendes gestoßen. Die Luftschraube wurde zusammen mit einem Triebwerk vom Typ Iwtschenko AL – 20 verwendet. Dieses Triebwerk gibt es in verschiedenen Ausführungen und Leistungsklassen. Dies wurde durch einen Buchstaben hinter der „20“ näher bezeichnet. Es handelt sich um ein Turboprop-Triebwerk, also eine Luftstrahlturbine mit herkömmlicher Luftschraube. Die Leistungsangaben des Triebwerks in der „Chronik der Wismut“ passen allerdings nicht auf die uns bekannten Typen des AL – 20. Vermutlich handelte es sich um einen frühen Typ oder war aufgrund des „bodennahen“ Einsatzes im Tagbau gedrosselt. Verschiedenen Triebwerksversionen kamen im sowjetischen Flugzeugtyp Iljushin IL 18 zum Einsatz. Dieses Verkehrsflugzeug bildete viele Jahre das Rückgrat der Gesellschaft „Interflug“ der DDR.

 


Ein Iwtschenko AL – 20M mit einer AW 68 Luftschraube im „Flugplatzmuseum Cottbus“. Beim Anblick der Turbine samt Luftschraube kann man sich nur schwer eine „mobile Konstruktion“ im Tagbau Lichtenberg vorstellen.

  

1965/66 wurden Katalysatoren (!!!) in die Auspuffanlagen der Kraz-Kipper eingebaut, um den Schadstoffausstoß zu verringern.

Die Baggerbesatzungen waren mit Gasspürgeräten und den entsprechenden Gasprüfröhrchen ausgerüstet.

Ab 1967 erhielten die Fahrerkabinen der Kraz-Fahrzeuge Filteranlagen. Die Ausrüstung wurde bis 1968 beendet.

 

Beleuchtung

Im gesamten Tagebaubetrieb wurde an erforderlichen Stellen bei Dunkelheit mit künstlicher Beleuchtung gearbeitet. Zur Anwendung kamen Leuchtstoffröhren, Glühlampen, HQL- (Quecksilberdampflampen) und 5-kW-Lichtwurflampen (in Ausnahmefällen). Die Betriebsspannung betrug mit Ausnahme der Montagegruben 220 V -Wechselstrom.

Die Ein- und Ausschaltung erfolgte automatisch mit Dämmerungsschalter und/oder von Hand (je nach den Erfordernissen).

Die Beleuchtungsstärke wurde jeweils nach den Regelungen der ABAO 122/1, Technische Sicherheit im Bergbau übertage (TSB), ausgelegt.

Für die Haldenbeleuchtung wurden transportable Beleuchtungsmasten mit unterschiedlicher Scheinwerferbestückung eingesetzt. Unbeleuchtete Rollbahnauffahrten wurden durch Signallampen (Grubenlampen) gekennzeichnet. Für die Fahrung bei Dunkelheit standen Hand- und Taschenlampen zur Verfügung.

 

Berg- und sicherheitstechnische Betriebserschwernisse

Neben den Besonderheiten des Arbeitens in Brandgebieten und den damit verbundenen erhöhten Temperaturen und der Gasgefährdung war die Problematik der Haldenrutschungen immer wieder Gegenstand sicherheitstechnischer und bergbehördlicher Untersuchungen mit der entsprechenden Auswertung und Festlegung von Parametern.

 

Rutschungen

Sowohl an den Tagebauböschungen (Endkonturen) als auch auf Halden kam es im Verlaufe der Tagebauarbeiten zu Rutschungserscheinungen, die ihrer Bedeutung nach in zwei Kategorien eingeteilt werden konnten:

  1. Rutschungen mit nur zeitweiliger Bedeutung, die später ausgeladen, überkippt oder anderweitig endgültig saniert wurden,

  2. Rutschungen, die in Bewegung blieben, (z. B. Rutschung im Bereich der Störungen an der Ostseiteder Tagebauerweiterung).

Die wichtigsten Rutschungen waren:

  • Rutschung 10/1966 an der Nordhalde,

  • Rutschungen an der Ostflanke des Tagebaus,

  • Südrutschung im neuen Tagebau.

 

Rutschung im Oktober 1966 an der Nordhalde

Der vor 1966 gekippte Teil der Nordhalde wurde ohne Vorfeldberäumung und ohne Standsicherheitsberechnung südlich des Badergrabens und südlich der ehemaligen Reichsbahnstrecke Gera - Ronneburg angelegt. Die Haldenböschung fiel gleichsinnig mit dem Gelände ein, wobei sich im pleistozänen Untergrund Schwächezonen befanden.

Am 20.10.1966 geriet das gesamte nördliche und nordwestliche Böschungssystem in Bewegung. Auf einer streichenden Länge von 650 m bei einer Gesamthöhe von 70 m rutschten innerhalb von 20 Minuten über 3 Mio m³. Dabei wurden die Ortsverbindungsstraße Ronneburg - Gessen, mehrere Gebäude sowie der Friedhof in Gessen betroffen.

Der Eisenbahnverkehr Gera - Ronneburg konnte ohne Einschränkung aufrechterhalten werden. Diese Rutschung war die größte im Betriebsgelände des BB Lichtenberg.

Sofortmaßnahmen waren:

  • Räumung aller gefährdeten Gebäude von Gessen und Unterbringung der Einwohner;

  • Umlegung der Straße;

  • ständige Nivellements längs der Bahnlinie und im Vorfeld der Halde.

Die endgültige Sanierung erfolgte 1969 bis 1970, als mit Abraum aus dem neuen Tagebau die Etagen 270, 285 und 300 m NN im Gebiet der Rutschung erweitert wurden, wodurch eine annähernd horizontale Auflage der Halde sowie eine Reduzierung der Generalneigung erreicht wurde. Visuelle und markscheiderische Kontrollen ergaben keine Bewegungen mehr.

 

Rutschung an der Ostflanke des Tagebaus mit Verschüttung der Bandanlage

Der klüftige S 1 an der Ostflanke des alten Tagebaus zwischen der Rasensohle und der Bandanlage neigte zu Verbruch und gefährdete 1965 die Strossenbänder Nr. 7 und 8. Am 19.9.1965 sollte der zum Verbruch neigende Kieselschiefer durch Sprengung beseitigt werden. Durch diese Sprengung wurde eine Rutschung ausgelöst, dabei wurden Teile der Bandanlage zerstört und überschüttet.

 

Die Südrutschung im neuen Tagebau

Diese bis heute noch an der Bruchkante des Tagebauanschnittes aktive Rutschung erstreckt sich an der Südflanke des neuen Tagebaus zwischen den Vertikalschnitten 8 und 16 von übertage bis zum Tagebautiefsten. Sie fällt in nördlicher Richtung ein, ihre Achse tendiert etwas gegen Osten. Sie stabilisiert sich mit der zunehmenden Verfüllung des Tagebaus. Nach einer Sondersprengung der 7. Sohle im September 1972 wurden auf der 6. Sohle (285 ü. NN ) am Schnitt 10 lokale Verbrüche festgestellt, die sich rasch weiter ausdehnten.

  • Im November 1972 trat ein Haarriß auf der Fahrbahn (ehemaliges Tranche) auf.

  • Mai 1973: Die Verbreiterung dieses Haarrisses erforderte eine Sperrung des Ausfahrttranches Ost (ATO) für die Förderung.

  • Bis Ende 1973: Erweiterung der Risse bis übertage, Bewegungen auch außerhalb der Rißzonen durch Messungen nachgewiesen.

 

Mehrere Ursachen begünstigten das Entstehen und den Verlauf der Rutschung:

  1. Der Deformbereich lag in einem sehr komplizierten, tektonisch stark beanspruchten Gebiet. An der NE-SW-streichenden Oststörung mit einer Mächtigkeit bis 5 m liegen die Schichten des stark klüftigen und verwitterten devonischen Tonschiefers und des Tentakulithenkalks. Die Oststörung ist ein kleinstückiger wenig verfestigter Kohlekieselschiefer, der zum Ausbrechen neigt. In den darunterliegenden tieferen Sohlen sind die Schichten des Silurs vom S 1 bis S 3 aufgeschlossen, die durch großräumige Faltungen und Verwerfungen gestört sind. Der Bereich ist von Klüften und Störungen durchzogen. Durch Entspannung wurde die Deformation begünstigt.

  2. Das Oberflächenwasser konnte anfangs unkontrolliert in das Rutschungsgebiet eindringen und zwar aus östlicher Richtung vom Einzugsgebiet der Außenmischanlage Schmirchau über das vorhandene Tranche.

  3. Es lag eine tiefgehende Bewegung bis 30 m ins Gebirge vor, dafür sprach die nahe verlaufende Schichtgrenze. Durch Messungen wurden Bewegungen vor Eintritt der Rißbildung und des Bruchzustandes nachgewiesen.

  4. Die untertägigen Grubenbaue im unmittelbaren Böschungsbereich begünstigten den weiteren Verlauf der Rutschung, insbesondere der Bruchbau im Bereich der ehem. 90-m-Sohle.

Sowohl die Zufahrt zum Tagebautiefsten als auch die übertägige Schmirchauer Verladestraße waren gefährdet. Ihrem Schutz galten vordringlich alle eingeleiteten Maßnahmen, um den Schmirchauer Erz-und Versatztransport fortsetzen zu können. So wurde die weitere Zufahrt zum Tagebautiefsten ab Höhe der 90-m-Sohle neu projektiert. Die in der Nähe liegende Außenmischanlage des BB Schmirchau selbst war nicht gefährdet.

  

Absperrung des Tagebaus und der Halden

Die Tagebauoberkanten waren an senkrecht einfallenden Böschungsabschnitten mit Pfählen abgesperrt, die mit zwei Drähten verspannt waren. Für alle übrigen Böschungen waren in Abständen von 100 m und in einer Entfernung von 20 m zur Kante Hinweisschilder aufgestellt, welche das Betreten der Böschungen untersagten. Das galt nicht für den Nordostbereich des Tagebaus, da in diesem Bereich die Umzäunung des angrenzenden Bergwerkes Schmirchau parallel mit der Tagebauoberkante verlief.

Die Absperrung der Halden erfolgte vor den Haldenfüßen. Entlang der Rechtsträgergrenze waren in Abständen von 100 m Verbotsschilder gegen das Betreten der Haldenböschungen und der Halden aufgestellt. Straßen und Wege, die durch das Auffahren der Halden und durch die Tagebaukanten unterbrochen wurden, waren mit rot-weiß angestrichenen Barrieren (Schlagbäumen) abgesperrt. Vor diesen Barrieren wurde in einer Entfernung von 20 m das Verkehrsschild „Verkehrsverbot für Fahrzeuge aller Art“ aufgestellt.

 


Teilansicht Tagebau Lichtenberg um 1996/97…(Bildquelle: private Sammlung)
 


Teilansicht Tagebau Lichtenberg um 1996/97…(Bildquelle: private Sammlung)

 

 

 

Die nachfolgende Bildergalerie dokumentiert nur einige Zeitabschnitte der Tagebauverfüllung. Das Bildmaterial ist ursprünglich analoges Bildmaterial von recht unterschiedlicher Qualität welches digitalisiert und bearbeitet wurde.

1995 – Aufgenommen an einem trüben und farblosen Wintertag. Deshalb haben wir auch auf die Farbe verzichtet.

 


Blick vom Besucherbalkon in den Tagebau. Bildquelle: Sammlung H. A. W.
 

Gut 110 m Teufe müssen noch etwa verfüllt werden, im Hintergrund Schacht 367/368, die Halden von Reust sind im Nebel verschwunden. Bildquelle: Sammlung H. A. W.
  

Bildquelle: Sammlung H. A. W.
 

Bildquelle: Sammlung H. A. W.

 

 

 

1997 – wurde an verschiedenen Tagen im Winter aufgenommen.

 


Mal nicht vom Besucherbalkon aufgenommen. Die Verfüllung schreitet stetig voran und erfolgt aus Richtung Lichtenberg. Sammlung H. A. W.
   

Die Halden von Reust und Schacht 367/368 vom BT Schmirchau. Sammlung H. A. W.
   

Sammlung H. A. W.
   

Die Paitzdorfer Doppelkegel-Halden waren als eine Art Landmarke weithin sichtbar. Sammlung H. A. W.
   

Sammlung H. A. W.
   

Sammlung H. A. W.
   

Ansicht aus Richtung Lichtenberg vom schon verfüllten Bereich. Sammlung H. A. W.
    

Sammlung H. A. W.
   

Rechts ist wieder der Betriebsteil Schmirchau und im Hintergrund sind noch die Halden von Reust sichtbar. Sammlung H. A. W.
   

Sammlung H. A. W.
   

Sammlung H. A. W.

   

1998 - Fortgang der Verfüllung...

  


Sammlung H. A. W.
   

Links BT Schmirchau mit Schacht 367/368. Sammlung H. A. W.

   

 

 

1999 ...

 


Gut sichtbar die Trasse in den noch zu verfüllenden Tagebaubereich in Richtung Ronneburg. Sammlung H. A. W.
   


...und andersherum. Sammlung H. A. W.
   


Die Innenkippe. Sammlung H. A. W.
    

Auch Richtung Ronneburg füllt sich langsam der Tagebau. Sammlung H. A. W.
    

Sammlung H. A. W.
    

Sammlung H. A. W.

    

 

 

Zur Sanierung des Tagebaus Lichtenberg

Die politische Wende auf dem Gebiet der DDR und die daraus erfolgte Einstellung des Uranerzbergbaus führte zur Notwendigkeit von Konzepterarbeitungen für den Rückbau bergbaulicher Anlagen und einer Rekultivierung der von der Wismut bergbaulich beanspruchten Flächen. Auch spielte die ideologische Wende vom Sozialismus hin zum Kapitalismus eine große Rolle. Aus politischer Sicht sollte wohl alles schnell verschwinden was an die Wismut erinnerte! So könnte man seine Eindrücke als Außenstehender zu diesem Punkt zusammen fassen.

Die Sanierungsmaßnahmen des Tagebaus verliefen parallel zum Rückbau der umliegenden Bergbauanlagen und der Rekultivierung deren Flurstücke. Dabei spielte der Tagebau Lichtenberg eine zentrale Rolle als Endlager für Mio. m³ problematischen Haldenmaterials. Zumal dieses Tagebaurestloch kaum anderweitig gesichert werden konnte als durch eine komplette Verfüllung.

Die nachfolgende Zeittafel enthält wichtige Eckdaten zur Darstellung der Arbeitsaufgabe für eine vollständige Verfüllung:

 

Zeittafel

Erkundung, Uranerzgewinnung, Verfüllung und Sanierung des Tagebaus Lichtenberg

1950 Beginn der Erkundungsarbeiten durch die SAG Wismut

1958 Beginn der Aufschlussarbeiten des Tagebaus

1976 Abschluss der Gewinnungsarbeiten im Tagbau = Gesamtfördermenge: 160 Mio. m³

  • Urangewinnung : 12 670 t

  • Tagebautiefe : 240 m

  • Tagebaulänge : 2000 m

  • Tagebaubreite : 850 m

1977 Abdeckung des Tagebautiefsten mit inertem Material

1977 – 1989 Verkippung der Berge aus den Schächten 367 und 368 des BB Schmirchau

1990 Einstellung der Uranerzgewinnung im gesamten Ronneburger Revier

  • Tagebaurestloch tief: 160 m,

  • lang: 1.600 m

  • breit: 900 m

  • Volumen: 84 Mio. m³

1991 Beginn der ersten Sanierungsarbeiten durch die Aufschüttung einer Fahrstraße in den Tagebau

1993 Verfüllungsarbeiten durch den Einsatz von Caterpillar-Muldenkipper mit 50 t Nutzlast (kleine Flotte)

1995 Beginn von Verfüllungsarbeiten mit Caterpillar-Muldenkipper mit 136 t Nutzlast (große Flotte)
= 1991-1995: Umlagerung von 7,5 Mio. m³ Material der Gessenhalde in den Tagebau

1993-2005: Umlagerung von 69 Mio. m³ der Absetzterhalde in den Tagebau

1998-2003: Umlagerung von 31,3 Mio. m³ der Nordhalde sowie 1,4 Mio. m³ der Halde 370 in den Tagebau

2004-2007: Umlagerung

  • der Spitzkegelhalden Reust mit 6,3 Mio. m³,

  • Paitzdorf mit 8,2 Mio. m³,

  • der Halden 377 und 4 mit 1,4 Mio. m³ in den Tagebau

 

2005-2010 Abdeckung des Tagebaus mit inertem Material, Herstellung von Oberflächenwasserfassungssystemen, 16 300 m Wegebau, 19 900 m Wasserbau und Hochwasserschutz

2010-2012 Einweihung und Benennung des Aufschüttkörpers als „Schmirchauer Höhe“

Einweihung der begehbaren Landkarte und des Grubengeleucht (Aussichtsturm)

 

Eine Sanierung der Wismut-Hinterlassenschaften erforderte aufgrund der hohen Anforderungen seitens der Umweltverträglichkeit und der Landschaftsgestaltung eine wohl gut durchdachte Konzeption. Im Vorfeld sind verschiedene Konzeptionen zur Verfüllung und Renaturierung der Flächen untersucht worden. Dabei spielte die Zielsetzung eine große Rolle, denn folgende Punkte sollten durch eine gut durchdachte Tagebausanierung auch erreicht werden:

  • starke Verminderung der radiologischen und chemischen Exposition für die Bevölkerung auf niedriges und sicheres Niveau

  • eine geomechanisch sichere Verwahrung des Tagebaurestloches unter Berücksichtigung der Flutung des Tagebaus und sämtlicher umliegender Grubenanlagen des Ronneburger Reviers

  • Zusammenfassung des kontaminierten Abraums des naheliegenden Bergreviers an einem zentralen Punkt im Sinne einer möglichen Überwachung von zukünftigen Umweltauswirkungen

  • Wiedernutzbarmachung der durch den Bergbau in Anspruch genommenen Flächen für Haldensturz und Betriebsflächen

  • Schaffung einer sinnvollen und harmonischen Landschaft für zukünftige Generationen

Für diese derart komplexe Aufgabe waren unzählige Gutachten notwendig. Eine Sanierung würde gut 20 Jahre in Anspruch nehmen was in den 1990er Jahren als realistisch zu betrachten war. Dabei sind noch nicht alle Sanierungsarbeiten zum jetzigen Zeitpunkt (2015) vollständig abgeschlossen. Dabei schieden schon im Vorfeld zwei Varianten einer Sanierung aus. Zum einen die Erhaltung des offenen Tagebaus in seiner bisherigen Form und die teilweise Verfüllung mit anschließender Flutung des Restloches wie bei den Braunkohlentagebauen im Leipziger Raum oder der Lausitz. Letztendlich setzte sich die Variante der vollständigen Verfüllung mit dem anschließenden Aufbau eines Berges als neue Landmarke – Neue Landschaft Ronneburg - durch.

Das gesamte Projekt wurde in einem Rahmenbetriebsplan fixiert und in einem Planfeststellungsverfahren genehmigt. Wobei alle Einzelvorhaben extra durch bergrechtliche Verfahren geprüft und genehmigt worden. Die Umsetzung des Projektes erfolgte in zwei Stufen. Als erste Stufe ist die Schaffung eines Verfüllkörpers unterhalb der früheren Tagesoberfläche anzusehen. Die zweite Stufe umfasste die Herstellung eines Aufschüttkörpers oberhalb der früheren Tagesoberfläche in Form eines Berges der heute als „Schmirchauer Höhe“ bekannt ist.

Der Verfüllkörper besteht aus kontaminierten und problematischen Haldenmaterial, Materialien aus Abbruch und Demontage sowie Immobilisaten der Wasserbehandlungsanlage Ronneburg. Bei der Verfüllung mussten einige Besonderheiten des Haldenmaterials beachtet werden. Es erfolgte eine strenge Klassierung des Haldenmaterials nach dem speziellen Säurebildungspotientials um die Verunreinigung des Grundwassers zu verhindern. Deshalb ist das Haldenmaterial mit dem größten Säurebildungspotiential in die tiefsten Zonen unterhalb des Grundwasserspiegels eingelagert und mit säurekonsumierenden Gestein als obere Deckschicht überlagert eingebaut.

Der Aufschüttkörper besteht aus unbedenklichen Haldenmaterialien, dem Schutzdamm Ronneburg und Sanierungsmaterialien. Das entstandene Landschaftsbauwerk ist anschließend zweischichtig abgedeckt worden. Eine erste etwa 1,2 m dicke Schicht bestehend aus Mischboden und Materialien der Absetzer- und Nordhalde und eine zweite Schicht aus inertem Material von etwa 0,4 m Stärke. Hierzu kommen noch Einbauten zur Entwässerung und Entgasung und Hochwasserschutz. Alleine von 16300 m Wegenetz und 19900 m wasserbauliche Anlagen gehören mit zum Projekt. Der gesamte Aufschüttkörper hat eine Grundfläche von etwa 220 ha, 70 m Höhe und im Bereich der Plateaufläche von gut 1,7 ha. Die gesamte „Schmirchauer Höhe“ unterliegt ganzheitlicher Setzungserscheinungen von bis zu 1,5 m. Für die Überwachung der naturschutz-relevanten Arbeiten bediente sich die Wismut eines Biomonitoring.

  


Die umgelagerten Halden.

 

 

 

Die Abtragung der Reust'er Kegelhalden

 


Ansicht der Reuster Halden um 1996. Der Schachtkomplex von 374 und 374b war bis dahin auch noch weites gehend erhalten. Sammlung H. A. W.
    

Noch eine Aufnahme von 1998. Da waren die Abrißarbeiten schon im vollen Gange. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Die Halden im Sommer des Jahres 1997… Bild: Sammlung H.A.W.
 

...und aus der Ferne um 2000… Bild: Sammlung H.A.W.
  

... und eine andere Sichtweise um 2003 also kurz vor Beginn der Abtragung. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Beginn der Demontage des noch vorhandenen Terrakonikaufzuges im März 2004. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Bild: Sammlung H.A.W.
  

Der letzte Blick vom höchsten Punkt der Halde... Bild: Sammlung H.A.W.
  

...zum benachbartem Haldenkegel. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Im März 2004 nahm die Abtragung ihren Lauf. Bild: Sammlung H.A.W.
 

Hier der vorgelagerte Teil an den Halden ist schon für die Caterpillar-Kipper vorbereitet worden. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Sommer 2004... Bild: Sammlung H.A.W.
  

nd im Spätsommer 2004 so. Die Halden verschwinden langsam als Landmarke aus der Thüringer Landschaft. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Die Ansicht der Halden im Sommer 2004 mal von einer anderen Seite aus gesehen. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Bild: Sammlung H.A.W.
  

Bild: Sammlung H.A.W.

  

 

 

Die Abtragung der Paitzdorfer Kegelhalden

 


Um das Jahr 2005 waren die Paitzdorfer Halden noch nahezu komplett... Bild: Sammlung H.A.W.
   

Vor den Halden die Betriebsgebäude der Schachtanlage in Paitzdorf. Bild: Sammlung H.A.W.
    

Bild: Sammlung H.A.W.
   

Die Caterpillar-Autobahn wird schon vorgerichtet. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Im Frühjahr 2005 war die Haldenabtragung schon im vollen Gange… Bild: Sammlung H.A.W.
  

Das „Kappen“ der Kegelspitze... Bild: Sammlung H.A.W.
   

Bild: Sammlung H.A.W.
   

...noch eine Ansicht aus der Ferne, schon ohne Spitzen. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Ein 136 t Kipper vor der Haldenkulisse. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Auf der Caterpillar-Autobahn herrschte 2006 Hochbetrieb... Bild: Sammlung H.A.W.
 

Bild: Sammlung H.A.W.
 

Der Gelbe im Hintergrund, das ist einer von den "Kleinen" - nur mal als Größenvergleich...

  

Noch einige Anmerkungen zur Kfz-Technik der Tagebauverfüllung …

Die Zeit der sowjetischen Fahrzeugtechnik war mit Beginn der 1990er Jahre vorbei und es sind ausschließlich Fahrzeuge aus der Modellpalette des Herstellers „Caterpillar“ zum Einsatz gekommen.

Begonnen hat die Verfüllung des Tagebaus Lichtenberg schon im Oktober 1990. Hierzu wurden 7 Caterpillar-Muldenkipper a 50 t Nutzlast angeschafft. Mit dieser „kleinen Flotte“ sind täglich etwa 14.000 m³ Abraum aus der näheren Umgebung in den Tagebau bewegt worden. Doch damit waren die Ziele einer planmäßigen und „zeitnahen“ Verfüllung, ebenso eine Abtragung der Halden von Reust und Paitzdorf nicht zu erreichen. Ab 1995 bekam die Wismut ihre ersten Fahrzeuge für die „große Flotte“. Es handelte sich dabei ebenfalls um Caterpillar-Muldenkipper mit einer Nutzlast von 136 t und 1300 PS Motorleistung. Noch einmal 22 Fahrzeuge im Wert von 35 Mio DM folgten im selben Jahr. Durch die sukzessive Erweiterung der Kipperflotte auf beachtliche 65 Fahrzeuge konnten täglich gut 40.000 m³ Abbraum auch aus den weiter entfernt liegenden Halden über extra angelegte Trassen – Caterpillar-Autobahn - im Tagebau Lichtenberg eingelagert werden.

2005 sind noch zwei Caterpillar Radlader 992 Hi-Lift speziell für die Umlagerung der Paitzdorfer Halden angeschafft worden. Das Einsatzgewicht betrug 96 t und einer Antriebsleistung von 812 PS. Zum Jahr 2006 sind noch einmal 10 Muldenkipper SKW CAT 777 mit je 96 t Ladekapazität angemietet und mit dieser Verstärkung innerhalb von 12 Monaten die Paitzdorfer Halden umgelagert!

Über den genauen Technikeinsatz liegen uns momentan leider keine genaueren Angaben vor.

 


Caterpillar Dozer D11

  

  • 774 PS, 82 Liter Diesel je Bh,

  • Schiebekapazität 34 m³

  • 100 t Einsatzgewicht  

 


      

  

Aufstellung der Transporttechnik im verfüllten Tagebaubereich. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Noch ein Größenvergleich: Betankung. Bild: Sammlung H.A.W.
  

Bild: Sammlung H.A.W.
  

Da reicht ein Tankwagen nicht... Bild: Sammlung H.A.W.
  

Im Einsatz... Bild: Sammlung H.A.W.
  

Mit gebührendem Abstand... Bild: Sammlung H.A.W.
  

Ein sogenannter „Motorgrader“ - auch Straßenhobel genannt - zum Planieren der Oberfläche im Einsatz. Bild: Sammlung H.A.W.
 

Bild: Sammlung H.A.W.
  

Die Kipperflotte. Bild: Sammlung H.A.W.
   

Die CAT 785B- Flotte. Bild: Sammlung H.A.W.
   

Links der Radlader Caterpillar 994 mit 932 KW Antriebsleistung, 36 t Nutzlast und einem Leergewicht von 177 t. Allein ein Reifen dieses Fahrzeuges wog ohne Felge 5,6 t (!) und hatte ein Volumen von 7,75 m³ das mittels Stickstofffüllung von 6 bar ausgefüllt wurde. Bild: Sammlung H.A.W.
   

...als Erinnerung ist solch ein Reifen erhalten und in die „Neue Landschaft“ integriert.

  

 

 

Die „Neue Landschaft Ronneburg“

 

...entstand als Ergebnis der Rekultivierung der Ronneburger Bergbaulandschaft. Man kann zu diesem Ergebnis geteilter Meinung sein und es ist jedem überlassen sich ein Urteil darüber zu bilden. Wir wollen uns hier nicht näher dazu äußern, jedoch anmerken, das man den Eindruck bekommt es sollte nichts mehr in der Öffentlichkeit an die Wismut-Vergangenheit erinnern.

Die „Neue Landschaft Ronneburg“ kann sich jeder Interessierte selber bei einem Besuch anschauen. Aus diesem Grund werden wir hier auf eine umfangreiche Bildergalerie verzichten.

  


Der verfüllte Tagebaubereich heute. Im Hintergrund links der neu entstandene Berg mit einem Aussichtsturm.
  

Wäre das Relief flacher, würde es stark an die sanierten Landschaften ehemaliger Braunkohlen-Tagebaue erinnern... Die Dimensionen hier waren ja auch durchaus vergleichbar - nur mit dem Neu-Seen-Land wird es hier nicht klappen.
 

Diese Landschaft benötigt noch viele Jahre, um wieder eine Landschaft zu werden...
 

Diese Aussage hätte man sich bei Planung und Gestaltung durchaus etwas mehr zu Herzen nehmen können...
  

Der neu entstandene Berg die „Schmirchauer Höhe“...
  

...mit einem Aussichtsturm in Form einer Wetterlampe.

  

 

Man kann gut nachvollziehen, daß die Bewohner der Regionen, die vom intensiven Abbau der Uranerze betroffen waren, die Hinterlassenschaften des Bergbaus als Schandmale und schmutzige Narben empfanden. Sie sollten weg!

Vielleicht hätte man dabei aber auch - wie man es z. B. in Freital ja auch getan hat - eines der Fördergerüste in der neuen Landschaft lassen (oder an einen geeigneten Standort umsetzen) können, um ein authentischeres Zeugnis dieser 40 Jahre Bergbau zu erhalten. Die Nachfahren werden jedenfalls mit diesem buntbemalten Bauwerk nichts anzufangen wissen... 

Glück Auf!

L. M.

Letzte Aktualisierung Februar 2016.

  

Verwendete Quellen:

- Chronik der Wismut, Ausgabe 1995

- Internetpräsentation der Wismut GmbH

- diverse Pressemitteilungen und Veröffentlichungen in den Print-Medien

- private Bildersammlung H.A.W.

- Bild- und Texttafeln im Bereich der „Neuen Landschaft Ronneburg“