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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Mai 2015, letzte Aktualisierung Juli 2015.

  

 
 

Der Bergbau von Zinnwald und Cínovec (Böhmisch Zinnwald)

 

Es handelt sich hierbei um eine hochinteressante grenzüberschreitende Komplexlagerstätte mit verschiedenen Erzvorkommen, besonders aber Zinn- und Wolframerzen, sowie großen Vorkommen an Zinnwaldit*,  die in neuerer Zeit wieder das Interesse der Industrie erweckten. Wobei diese Lagerstätte schon seit dem 15. Jahrhundert bis in die kurze Gegenwart das Interesse der Gesellschaft prägte und die hinsichtlich der Lithium-Vorräte mit zu den Großlagerstätten auf der Welt zu rechnen ist.

*) Unter der Bezeichnung „Zinnwaldit“ werden heute Mischkristalle der Minerale Siderophyllit KFe2Al(Al2Si2O10)(F,OH)2 und Polylithionit KLi2Al(Si4O10)(F,OH)2 mit der allgemeinen Formel KLiFeAl(AlSi3)O10)(F,OH)2  zusammengefasst. Es handelt sich dabei um Minerale der Hellglimmer-Gruppe.

  

Geografische Lage

Die Lagerstätte Zinnwald / Cínovec liegt naturräumlich betrachtet im Bereich der Kammlage des oberen Osterzgebirges und befindet sich in einer Höhenlage von 700 m bis 850 m ü. NN. Morphologisch gesehen ist diese Landschaft ein Formenbild von reliefarmen flachen Mulden und Rücken. Die höchsten Punkte auf deutschem Staatsgebiet bilden der an der Grenze zur Tschechischen Republik gelegene Große Lugstein mit 892,5 m ü. NN und der etwa 1,5 km entfernte Kahleberg mit 905 m ü. NN.

Die Lagerstätte liegt politisch betrachtet zu etwa 1/3 auf deutschem und zu 2/3 auf tschechischem Staatsgebiet.

Die Landschaft wird hier durch flachwellige, nach Norden sanft geneigte Gebirgshochflächen gebildet. Diese umfassen weite Wiesenflächen im Wechsel mit Waldgebieten, die diese Wiesenflächen auch einrahmen. Die Gebirgshochflächen werden durch das lokale Gewässernetz mit stark ausgeprägten Kerbsohlen- und Sohlentälern gegliedert und gehört zum Wassereinzugsgebiet der Elbe.

Das aus dem Zinnwalder Rosengrund abfließende Zinnwalder oder Petzoldwasser, sowie das aus dem Siedlungsteil Georgenfeld abfließende Häuerwasser, auch heimatkundlich als „Heerwasser“ bekannt, strukturieren das Gebiet lokal. Die beiden Gewässersysteme vereinigen sich am Nordrand der Lagerstätte Zinnwald / Cínovec im dortigen Geisinggrund. Es entsteht somit das sogenannte Heerwasser, welches wiederum in der Ortslage Geising in das Rote Wasser, einem Vorfluter der Müglitz einmündet.

Die lokale Wasserscheide bildet ungefähr die Linie vom Hotel „ Pomezi“ über den Schacht Cinovec II und die Höhe 873. Das tschechische Gebiet gibt das Oberflächenwasser zum Teil nach Süden in den Bach „Horské Bystřice“ ab, während die Hochmoore und Teiche nach Norden entwässern.

Ein weiterer Teil der Oberflächenwasser versickert sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite im Bergbaugebiet und wird über den „Tiefen Bünau Stolln“ und weiter über den „Hilfe Gottes Stolln“ in die Vorflut eingeleitet. Dieser Umstand erforderte auf deutscher Seite sehr hohe Investitionskosten zur geregelten Ableitung der Grubenwasser.

Aufgrund der Kammlage herrscht im Gebiet Zinnwald / Cínovec ein außerordentlich raues, kühles und nasses Mittelgebirgsklima. Dieses wird durch frühe und recht lang anhaltende Winter mit ausgeprägten Frostperioden gebildet. Im Umkehrschluss sind die Warmperioden recht kurz und reichen in der Regel von Mai bis Ende September. Durchschnittlich etwa ein Drittel der Niederschläge fällt als Schnee, die Schneedecke liegt etwa 130 Tage im Jahr. Wobei der Schneefall im Mai in Regen übergeht und im Oktober auch schon wieder den Beginn des Winters ankündigt!

Ebenso charakteristisch sind die vielen Nebeltage, welche das ganze Jahr über in dieser Region auftreten können und im Winter in Verbindung mit Frostperioden zu ausgeprägten und ansehnlichen Raueisbildungen führen.

Die Böden der Region bestehen aus geringmächtigen, kiesig-steinigen Frostschuttdecken, über denen nur wenig ertragreiche Bleich- oder Braunerde, ein an Nährstoffen verarmter Bodentyp – auch Podsolboden genannt – ausgebildet ist. Als NSG bekannt ist das Georgenfelder Hochmoor.

Das Umfeld und die lokale Bewirtschaftung der Landschaft werden deshalb nahezu ausschließlich von weidewirtschaftlicher Nutzung oder naturschutzgerechter Landschaftspflege und durch die Forstwirtschaft geprägt. Der tschechische Teil der Lagerstätte befindet sich inmitten des Schutzgebietes der Teplitzer Thermalquellen, die ihren Ursprung im Bereich des Quarzporphyrs haben.

  


 Skizze zur topographischen Lage des Bergbaugebietes im Osterzgebirge.
      


Der Ausschnitt des Bergbaugebietes aus der Skizze oben.

   

 

 

Geologische Situation

Die Lagerstätte Zinnwald / Cínovec ist regionalgeologisch der Altenberger Scholle zuzuordnen. Dieser Block bildet eine Untereinheit der Erzgebirgszentralzone und ist geologisch an die Granitkuppe des Zinnwalder Albitgranites sowie die angrenzenden Teile des Quarzporphyrs Typ Teplice gebunden.

Dabei wird die Kontaktzone zwischen Albitgranit und Teplitzer Quarzporphyr von einem mächtigen Feldspatstockscheider gebildet. Der erweiterte Lagerstättenbereich setzt sich aus Ganggraniten und Explosionsbrekzien im Quarzporphyr zusammen. Wobei diese Explosionsbrekzien konzentriert östlich des Albitgranites im Bereich des Fuchshübels nördlich der Lagerstätte auftreten.

Aus petrographischer Sicht setzt sich der Zinnwalder Albitgranit aus Quarz, Plagioklas, Kalifeldspat, Zinnwaldit und Serizit zusammen. Die Korngröße des Albitgranits wird als mittelkörnig eingestuft. Das Auftreten von feinkörnigen Albitgranit ist auf eine Zone im Südteil des Granitareals beschränkt. Der Albitgranit ist metasomatisch unterschiedlich stark verändert und führte zur Bildung von Feldspatiten in Form von Albititen und Kalifeldspatiten.

Das Osterzgebirge ist durch die variszische Bruchentwicklung geprägt und auch die Lagerstättenausbildung wurde dadurch stark beeinflusst, besonders durch die ausgeprägten Tiefenstörungen. Als großräumige Strukturzonen sind bekannt:

  • Nordböhmisches Lineament im Süden / NE-SW-streichend
  • Elbelineament im Westen / NW-SE-streichend

Als weitere regionale Störungen sind bekannt:

  • Niederbobritzsch – Schellerhau – Krupka / NW-SE
  • Meißen – Teplice / NNW-SSE
  • Frauenstein – Seiffen / NNE-SSW

Weitere Tiefenstörungen sind bekannt:

  • Mittelerzgebirgische Tiefenstörung / NE-SW
  • Süderzgebirgische Tiefenstörung / NE-SW
  • Erzgebirgsrand-Tiefenstörung / NE-SW

 


 Vereinfachte Karte der Vorkommen magmatischer Gesteine in der Kammregion des Osterzgebirges.
Braun: Teplicer Porphyr, rot: Granite von Flaje und Schellerhau sowie granitische Ganggesteine, magenta: Quarzreiche Porphyre und Gänge, dunkelbraun: Sedimente mit Vulkaniten von Schönfeld und Hermsfdorf. Die Quarzporphyre setzen sich unter den Sedimenten des Eger-Grabens noch fort und zeichnen eine gewaltige Vulkan-Caldera aus dem Oberkarbon nach, die von SO nach NW eine Ausdehnung von zirka 35 km und von SW nach NO von etwa 18 km besitzt! 
   


Ungefähr der oben markierte Ausschnitt in der Geologischen Karte des Königreiches Sachsen (Blatt No 119: Altenberg-Zinnwald in der Ausgabe von 1906).

  

 

 

Aufbau und Betrieb des Berggebäudes in der Lagerstätte Zinnwald / Cínovec

Der Aufbau des Berggebäudes dieser Lagerstätte ist den geologischen Verhältnissen geschuldet. Die Gesamterstreckung der Lagerstätte an der Oberfläche beträgt etwa 1.450 m in NW-SO-Richtung. Dabei liegen nur etwa 350 m auf deutschem Gebiet, der Rest von zirka 1.100 m in Tschechien. Die durchschnittliche Breite an der Oberfläche liegt beiderseits der Grenze bei gut 400 m. Auf deutscher Seite ist die Lagerstätte gut 150 m tief und auf tschechischer Seite über 250 m tief bebaut worden. Dabei ist die gesamte Erstreckung des Erzkörpers mit über 1.800 m anzunehmen.

Die Gewinnung von Zinn begann um 1378 und erfolgte von Graupen / Krupka aus.

1537 kam Graupen unter Königsbesitz und es entstand die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen. Dabei kristallisierte sich ein Bergbau, bestehend aus kleinen Grubenfeldern im Besitz einiger weniger adliger Familien heraus. Die Bewirtschaftung der Lagerstätte stand immer im Schatten der benachbarten Zinnlagerstätte von Altenberg, wo mittels starker Gewerkschaften gearbeitete wurde. Erst ab 1879 trat mit dem Aufkommen der Gewinnung von Wolframerzen eine Wende ein. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erreichte der Bergbau die III. Sohle im böhmischen Teil, was dem Niveau des „Tiefen Bünau Stolln“ auf sächsischer Seite entspricht.

Während auf der sächsischen Seite der Lagerstätte 1945/46 die Demontage der unter- und übertägigen Betriebsanlagen im Auftrag der sowjetischen Besatzungsmacht als Reparationsleistungen für die umfangreichen Kriegsschäden erfolgte, begann im tschechischen Teil der Lagerstätte die Wiederaufnahme des Bergbaus. Etwa 30 bereits ausgewiesene deutsche Ingenieure und spezialisierte Bergleute der früheren Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau unterstützten auf Wunsch der tschechischen Seite und mit Billigung der sowjetischen Militäradministration freiwillig die Einarbeitung der neuen tschechischen Grubenleitung in ‚Cinvald’ (1945/ 46).

Der sächsische Teil der Lagerstätte wurde von 1954 bis 1956 durch die „Staatliche Geologische Erkundung“ nochmals auf Lithiumerze prospektiert. Gut 10 Jahre später erfolgte der Beginn der bergmännischen Verwahrungsarbeiten im deutschen Teil der Zinnwalder Grube durch die Bergsicherung Freital (Beendigung 1994).

 

  
Stark vereinfachte Darstellung der Lagerstätte von Zinnwald/Cinovec im Schnitt. Als Beispiel sind auch nur zwei Flöze von etwa 12 auf der sächsischen Seite der Lagerstätte dargestellt. Hinzu kommen noch Quarzgänge und verschiedene Störungen.

 

Erzgewinnung und bekannte Fördermengen auf der Lagerstätte Zinnwald / Cínovec

Die vorherrschende Abbautechnologie des historischen Bergbaus war das Feuersetzen und wurde wohl schon seit dem 14. Jahrhundert auf dieser Lagerstätte praktiziert. Sie wurde in erster Linie auf den Greisenkörper angewandt, wobei die uns heute bekannten Weitungsbaue entstanden. Tagesnahe Bereiche wurden auch durch Strossenbau erschlossen. Dies trifft besonders auf die „Morgengänge“ zu, wobei mit zunehmender Teufe auch ein Übergang zum Firstenbau erfolgt ist.

Lässt man den historischen Bergbau außer Acht, kann der im deutschen Teil der Lagerstätte in jüngeren Zeiten erfolgte Abbau auch als Strebabbau bezeichnet werden. Hierzu wurden die sogenannten „Flöze“ im allgemeinen durch Steigorte vorgerichtet, so dass diese mit Aufhauen durch Streichstrecken, die eine Art Zwischensohle darstellten, verbunden waren. Dadurch entstanden in den größeren Flözflächen entsprechende Abbaublöcke, die für einen Strebabbau geeignet waren. Jedoch mussten auftretende Verwerfungen und Störungen der Flöze während des Gewinnungsbetriebes durch zusätzliche Vorrichtungsbaue ausgeglichen werden. Die in der Lagerstätte ebenfalls vorhandenen „Morgengänge“ konnten unter der Verwendung der Zwischensohlen und Grundstrecken aus dem Flözabbau heraus abgebaut werden.

Bei diesem Strebbau wurden keine Sicherheits- oder Stützpfeiler belassen. Diese so entstandenen großen zusammenhängenden Abbauflächen stellten eine Gefahr für die ganze Lagerstätte dar. Die Anwendung des Versatzes von Abbauhohlräumen machte sich dringend erforderlich und ist durch die Anwendung von Handvollversatz, Pfeilerversatz und Druckkästen gemindert worden. Ab 1920 wurde dann die Versatzgutzuführung von übertage aus über Sturzrollen angewandt. Zusätzlich wurde Spülversatz eingebracht oder auch Spülsand trocken von Hand in die Abbauflächen eingebracht.

Der Bergbau beschränkte sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst auf die Gewinnung von Zinnerzen. Dabei ist über Fördermengen weder zum deutschen noch zum tschechischen Teil der Lagerstätte nichts Genaues bekannt. Erst in der Neuzeit mit dem Aufkommen des Abbaus von Wolframerzen gibt es vermehrt einige Zahlen und folgende Produktionsmengen sind bekannt:

  Zinnerzkonzentrat Wolframitkonzentrat
1728: 35,0 t -
1750: 42,5 t -
1880 – 1890: 4,5 t 390,1 t
1891 – 1899: 8,8 t 367,6 t
1900 – 1924: 1.393,6 t 1.199,9 t

Die Gewinnung von Lithiumglimmer erfolgte von etwa 1890 bis zum Ende des 2. Weltkrieges und bezog sich ausschließlich auf die Aufbereitung der Sandhalden des Zinn- und Wolframbergbaus. Hier sind folgende Produktionsmengen bekannt: 

 

Glimmerkonzentrat

1900 – 1924: 594,0 t
1925 – 1933: 4.244,55 t

Zusätzlich sind noch von 1943 bis April 1945 etwa 7.700 t Glimmergreisen für die Lithiumgewinnung abgebaut worden.

Im tschechischen Teil der Lagerstätte lief die Erzgewinnung in der Lagerstätte Cinovec Süd bis etwa 1981 im Bereich ab der I. und bis zur VII. Sohle. Wegen der recht hohen Förder- und Aufbereitungskosten erhöhten sich mehrfach die Großhandelspreise des Zinn- und Wolframerzkonzentrates. Bis zum Jahre 1989 wurden die Gewinnungskosten durch staatliche Stützung künstlich kompensiert. Dadurch erschien die Förderung und Gewinnung von Zinn- und Wolframerz-Konzentrat für die tschechische Industrie noch günstiger als der Zukauf auf dem Weltmarkt.

Allerdings änderten sich die Bedingungen mit der politischen Wende nach 1989 und die Kosten für die Aufbereitung einer Tonne Zinn- und Wolframerzkonzentrates überstieg den Geldwert im Vergleich zum weltweiten Handelswert um das Fünffache. Bei der Gewinnung von 52.000 Tonnen Zinn- und Wolframerzkonzentrat im Jahr entstanden für die Grube ungefähr 25 Mio. Kčs Verlust !

Die Gewinnung je Tonne Zinn kostete 1990 14.971.000 Kronen. Dem stand ein Weltmarktpreis von 235.912 Kronen gegenüber. Für die Gewinnung einer Tonne Wolfram mussten 1.099.000 Kronen aufgebracht werden. Sie kostete 1990 auf dem Weltmarkt 286.255 Kronen. Aufgrund dieses katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnisses wurde der Bergbau auf tschechischer Seite nach ungefähr 612 Jahren endgültig eingestellt. Insgesamt wurde für diese lange Betriebszeit dieser Lagerstätte eine Förderung von etwa 53 Millionen Tonnen Zinn-Wolfram Erz abgeschätzt.

 

Mineralisation der Lagerstätte von Zinnwald/ Cínovec

In der benannten Lagerstätte sind mehrere Mineralisationszyklen erkennbar.

Quarzmineralisation – die Hauptphase der Gangbildung. Sie ist hauptsächlich durch massive Verquarzung ohne Sn - W – Li - Mineralisation gekennzeichnet.

Vergreisung – die zur Ausbildung der Hauptvererzungen führte. Diese Phase ist durch das Vorkommen von Quarz xx, Wolframit, Kassiterit, Zinnwaldit, Fluorit, Topas und Scheelit gekennzeichnet.

Kalium-Glimmer Mineralisation – bei dieser Ausbildung entstanden kurze enge Gänge mit pegmatitischem Charakter, mit Führung von Adular, sowie jüngerem Zinnwaldit.

Sulfidische Mineralisation – diese Mineralisationsphase ist geprägt durch Quarz xx in Form von Gängen und Nestern und führt an Erzmineralen Arsenopyrit, Stannin, Tennantit, Sphalerit, Bi-Minerale, Cu-Sulfide, Pyrit und Opal.

Die Lagerstätte weist drei strukturelle Formen auf, die so auch untertage sichtbar werden. Bekannt sind:

  • steil einfallende Gänge, meist als Morgengänge ausgebildet,
  • sehr flache Gänge, die auch als „Schwebende“ oder „Flöze“ bezeichnet werden und
  • massige Greisen, die die „Flöze“ begleiten.

  

Zu den Morgengängen

Die Morgengänge in der Lagerstätte Zinnwald/Cínovec fallen meist sehr steil ein und besitzen eine relativ geringe Mächtigkeit. Diese reicht von wenigen Zentimetern bis zu maximal 20 cm und beträgt im Mittel etwa 10 cm. Die Gangausfüllung ist in etwa gleich mit denen der „Flöze“.

Der Abbau der geringmächtigen Gangbereiche ist erst zusammen mit den „Flözen“ erfolgt. Die Gänge selber werden oft auch durch quer verlaufende Störungen tangiert, die auch als Querklüfte bezeichnet wurden, in der Regel aber taub sind.

Die Morgengänge treten im westlichen Teil der Lagerstätte am häufigsten auf und stehen auch im Zusammenhang mit den massiven Greisenkörpern. Deren Bildung und große vertikale Ausbildung ist an die Morgengänge als steile tektonische Elemente gebunden, die wiederum als Zufuhrkanäle für die hochkritischen bis katathermalen (< 374°C) Lösungen dienten und auch länger geöffnet waren.

Folgende Morgengänge sind namentlich bekannt:

  • Anton Mgg. - im Bereich des Tiefen Bünau Stollen auf dessen Niveau und nordwestlich des Hermann Mgg.

  • Hermann Mgg. - liegt westlich des Segen-Gottes-Schachtes und reicht aufwärts und abwärts der Tiefen-Bünau-Sohle

  • Frisch-Hoffnung-Mgg. - liegt östlich des Segen-Gottes-Schachtes und reicht dabei aufwärts und abwärts der Tiefen-Bünau-Sohle bis in die Firste des Tiefen-Hilfe-Gottes Stollens

  • Albert-Mgg. - das sind etliche mächtige Weitungen aufwärts der Tiefen-Bünau-Sohle

  • Daniel-Mgg. - liegt südöstlich des Obervereinigtfelder Schachtes bis dicht unter Flur und von übereinanderliegenden Flözabbauflächen und Greisenweitungen umschlossen

  • Neuschächter Mgg. - erlangt dabei mehr als 300 m zusammenhängende Erstreckung und ist bis dicht unter die Tagesoberfläche hochgebaut

  • Greiszechner Mgg. - beginnt ab Sockel „Sächsischer Reiter“ und erstreckt sich bis über den Wunderlich-Köpfner-Schacht hinaus mit mehren größeren Weitungen

  • Felix-(Mohrner-) Mgg. - liegt südwestlich der Försterzeche durch etliche oberflächennahe Hohlräume bekannt

  • Brandklüfter Mgg. - ist durch etliche namhafte Weitungen bekannt

  • Thomas Mgg. - im Tschechischen Teil der Lagerstätte

  • Glöckner Mgg. - im Tschechischen Teil der Lagerstätte

  • Margarethe Mgg. - im Tschechischen Teil der Lagerstätte

  • Mächtige Kluftgruppe Mgg.- im Tschechischen Teil der Lagerstätte

  • Querkluft Mgg. - im Tschechischen Teil der Lagerstätte

  

Zu den schwebenden Gängen oder Flözen

Die Bezeichnung „Flöze“ bezieht sich im eigentlichen Sinn auf die Form der Ausbildung die mehr einem Lager, als einem Gang gleicht. Sie weisen eine gewölbte oder glocken- bzw. „zwiebelschalige“ Form auf und sind von geringer Mächtigkeit. Ihr Einfallen beträgt in der Regel etwa 15° bis 30°, im Südteil der Lagerstätte auf tschechischer Seite liegen die Flöze nahezu horizontal.

Die Erstreckung der Flöze reicht über die Granitkuppel hinaus bis in den Quarzporphyr. Es handelt sich bei diesen Strukturen nicht um hydrothermale Gänge – als tektonische Spalten mit einer Ausfüllung auf Basis von erstarrten Lösungen – sondern um späte Differentiate des jüngsten magmatischen Zyklus der variszischen Gebirgsbildung.

Die mineralische Zusammensetzung der Flöze besteht in der Regel aus Quarz, Zinnwaldit, Topas und Flourit, was der Mineralisation der Greisen entspricht. Dabei ist auch das Auftreten dieser Flöze im Bereich der mächtigen Vergreisungszonen augenscheinlich. Die Konzentration der jeweiligen Mineralien ist stark vom umgebenden Nebengestein abhängig, also feldspatreichem Albitgranit oder Teplitzer Quarzporphyr.

Die laterale Ausdehnung der Flöze reicht in keinem Fall über die gesamte Lagerstätte (Granitkörper) hinweg. Verlauf und Lagerung eines Flözes wird durch Verwerfungen und Zwischenmittel bestimmt, die die laterale Ausdehnung begrenzen. Es entstehen so durch Greisen und Granit getrennte Trümer, die auskeilen oder auch wieder anscharen. Dabei schwankt die Mächtigkeit zwischen 1 m und bis zu 40 m.

Bisher sind im bergbaulich erschlossenen deutschen Teil der Lagerstätte 12 einzelne Flöze bekannt. Für den tschechischen Lagerstättenteil sind noch weitere Flöze aufgeführt, die aber bisher aufgrund der Sprachbarriere noch nicht aus der tschechischen Primärliteratur übertragen werden konnten.

Die Lagerstätte ist auf deutscher Seite in folgende Flöze aufgeteilt:

  • Flöz 1 – über Tage ausstreichend

  • Flöz 2 – Michaeliser Flözgruppe, über Tage ausstreichend

  • Flöz 3 – über Tage ausstreichend

  • Flöz 4 – über Tage ausstreichend

  • Flöz 5 – Tageflöz

  • Flöz 6 – Oberflöz

  • Flöz 7 – Orgelflöz

  • Flöz 8 – Mittelflöz

  • Flöz 9 – Oberes kiesiges Flöz

  • Flöz 10 – Niederes kiesiges Flöz

  • Flöz 11 – Artiges Flöz

  • Flöz 12 – Dickes Flöz, unter dem Niveau des Tiefen Bünau Stollens gelegen

 

Die Greisenmassen

Bei den Greisen handelt es sich um fein- bis mittelkörnige metasomatische Geteine, die im Wesentlichen aus Quarz und Zinnwaldit bestehen und akzessorisch Serizit, Topas und Flourit enthalten. Es handelt sich bei diesen Greisenkörpern um flach einfallende, selbstständige Strukturen die ab 50 m Teufe mit einer Mächtigkeit von etwa 5 m bis 20 m im Norden und etwa 180 m im Süden, im Mittel mit etwa 50 m Mächtigkeit auftreten.

In der Lagerstätte von Zinnwald / Cínovec ist die Hauptmetallmenge an solche Greisenkörper gebunden. Die Greisenzonen weisen jedoch eine sehr absetzige Führung von Nutzmineralien auf. Die Zinnerz-Gehalte schwanken bereits im cm-Bereich sehr stark. Dabei reicht im westlichen Lagerstättenteil die Vererzung der Greisen bis in ein höheres Niveau, als in den anderen Bereichen. Diese Unterschiede werden beim Vergleich der Daten über die Zinngehalte der bekannten Weitungen und Klüfte sehr deutlich.

Die Greisen sind im Wesentlichen in zwei Haupttypen einzuordnen. Der ältere Greisentyp stellt einen zusammenhängenden, großen Körper dar, der – geformt durch das Relief der Granitintrusion – weit verbreitet in großen Lagen ansteht. Darin kommen vorwiegend Lithiumvererzungen in Form von Zinnwaldit vor. Der jüngere Greisentyp ist hauptsächlich als Begleiter der Quarzgänge und gangumhüllend sichtbar. Das Einfallen dieser eher gangförmigen Greisenlager reicht von 5° bis 45°. An diese Greisen ist neben Lithiumvererzungen auch die Zinn- und Wolframvererzung gebunden. Von beiden Haupttypen gibt es in der Lagerstätte von Zinnwald / Cinovec zahlreiche verschiedene Vorkommen.

Für die Metallgehalte der Greisen liegen uns folgende Angaben vor:

 

Zinngehalt

Schwarzwänder Weitung

0,42 - 0,53 %

Reichtroster Weitung

0,21 - 0,32 %

Greisenmassen in Nähe der Schwarzwänder Kluft

0,63 - 1,05 %

Zum Vergleich sei angeführt, daß der Clarke-Wert (mittlerer Elementgehalt in der Erdkruste) für Zinn bei gerade einmal 2,3 ppm (2,3 Gramm pro Tonne oder 0,00023 %) liegt. Ein Metallgehalt von 1,05 % bedeutet folglich eine Anreicherung des Zinns gegenüber dem Mittelwert um den Faktor 4.565 !

 

In der Lagerstätte selbst sind mehrere Varietäten an metaalbitgranitischen Greisen bekannt. Diese sind auch durch ihre Gehalte der jeweiligen Mineralien charakterisiert. 

Varietät

Quarzgehalt

Glimmergehalt

Topasgehalt

Quarz-Greisen

95 % 3 % 2 %

Quarz-Topas-Greisen

85 % 5 % 10 %

Quarz-Glimmer-Greisen

75 % 23 % 2 %

Topas-Glimmer-Greisen

70 % 20 % 10 %

Glimmer-Greisen

54 % 44 % 2 %

Quarzarmer Glimmer-Greisen

20 % 78 % 2 %

 

Bekannte Mineralien aus der Lagerstätte Zinnwald/ Cínovec

Diese kommentierte Aufstellung stammt aus einer tschechischen Veröffentlichung und wurde sinngemäß übersetzt. Für den deutschen Teil der Lagerstätte gibt es nur eine unkommentierte Auflistung der aufgefundenen Mineralien. Diese Auflistung ist aber wesentlich umfangreicher. Leider fehlen uns zu den Mineralien noch die entsprechenden Bildbeispiele.

Philipsbornit
dünne sphärische Schichten bis hin zu Schalen von grau-grün-gelber Farbe mit erdigen Aggregaten

Pyrit
selten und dann zusammen mit anderen Sulfiden aber nie mit Bismut

Quarz
sämtliche bekannte Erscheinungsformen des Quarzes wobei auch Opal oder opalisiertes Gestein bekannt sind

Anglesit
einige Zehntel mm große Kristalle von weißer Farbe

Fluorit
als kleine lila farbene Kristalle in den Greisen

Roquesit
winzige Plättchen von bis zu 0,1 mm² Größe

Galenit
als kleine grobkörnige Aggregate in Gängen und auch Greisen

Russelit
kleine gelbe Aggregate als erdige Schicht in Quarz - Drusen

Arsenopyrit
kleine graue Aggregate zusammen mit Quarz und Zinnwaldit

Hämatit
als sehr häufiges Mineral im Nebengestein und Gängen in Form von ziegelroten erdigen Belag aber auch körnige Aggregate

Magnetit
als einige Zehntel mm große Körner in Zinnkonzentrat der Aufbereitungsanlagen auf tschechischer Seite festgestellt

Serizit
zusammen mit Kaolinit in Drusen und in Gängen

Baryt
in kleinen Gängen als Honiggelbe – rosafarbene Kristalle oder auch nur derb

Kaolinit
als gelbliche Ausfüllung in Klüften und porösen Gängen

Sphalerit
als graue – graubraune Körner und Kristallaggregate zusammen mit Chalkopyrit und Stannin

Kassiterit:
Als Haupterzbestandteil der Greisen in Form einer sehr feinkörnigen Ausbildung von 100 μm bis 2,5 mm Kristallgröße. Einzelne Kristalle sollen auf den Morgengängen auch als schöne dunkelbraune Kristalle mit einer Größe bis in den cm-Bereich, teilweise auch als verzwillingte Aggregate ausgebildet gewesen sein. Selten war ein Auftreten als hellbraune Nadeln zu beobachten.

Stannin
ausgebildet in Form von 2 Generationen

Kesterit
kleinste schwarze Aggregate von bis zu 2 mm Größe zusammen mit Opal

Beudantit
grünlich-gelber bis bräunlich gelber fester Belag auf Quarz

Linarit
nur als einige Zehntel mm große blaue Kristall in Gesellschaft mit Cerusit und Brochantit

Limonit
nur als Belag im Granit und Porphyr

Tennantit
als kleine Körner bis etwa 3 cm Größe

Bismut
nur mikroskopisch klein zusammen mit Bismuthinit, Galenit und Phalerit

Bismuthinit
in Drusen und kleinen Quarzgängen nachgewiseen

Löllingit
sehr winzige abgestufte Aggregate und mikroskopische Körner in sulfidisch geprägten Bereichen der Lagerstätte

Bornit
nur sehr selten und dann als einzigartige mikroskopische Körner

Topas
in der Form von Pyknit als gelbe säulenförmige Kristalle

Brochantit
blau-grüne bis 5 mm große Kristalle

Torbernit
als grüne bis 5 mm große Plättchen und auch tTäfelchen bis 55 mm

Calcit
kommt meist im Granit als grau-weise Körner vor

Cerussit
kleine gelbliche Kristalle bis zu 1 cm Größe zusammen mit Quarz

Zeunerit
als seltene Silberfarbene Kristallaggregate mit gelblich-weißen Streifen in Drusen von Quarz

Chalcedon
in Nestern und Drusen zusammen mit Galenit und Kassiterit

Mixit
in Hohlräumen zusammen mit Kieselsäure als faserige Aggregate von einigen mm bis zu mehreren cm Länge

Wittichenit
sehr seltene ovale Einschlüsse zusammen mit Bismut

Chalkopyrit
zusammen mit Galenit und Phalerit als winzige Kristalle oder mikroskopische Körner

Molybdänit
sehr selten im Granit, meist als unregelmäßige Imprägnation des Quarzporphyr und als eingesprengte Schuppen im Quarz von Gesteinen, teilweise auch auf Gängen

Wolframit
trat als bräunlich-schwarze bis rötlich-braune Kristalle in den Flözen auf. Dabei auch als Scheelit mit Gehalten an Wolfram von 0,05 – 0,08 %. Bekannt sind auch tafelige Aggregate.

Scheelit
ausgebildet als massige Füllung der Quarzgänge in Form von gelbbraunen – braunen Oktaedern.

Zinnwaldit
kommt in den Flözen vor und erreicht Konzentrationen von 3,5 % - 4,2 % Li2O und 0,2 % - 1,2 % Rb2O im Glimmer. Tritt auch in Gängen auf mit Kristallgrößen der silbergrauen Glimmer von mehreren Zentimetern.

Olivenit
bis zu 2 mm lange Calciumoxalat – Kristalle von olivgrüner Farbe in Quarzdrusen

Dickit
mikroskopische kleine Kristalle

Orthoklas
unregelmäßige rosa – weiße Körner bis zu einer Größe von 7 mm

 

   

 

Jüngere Bergbaugeschichte von Zinnwald/ Cínovec

Die nachfolgende Abhandlung ist weder vollständig, noch umfassend und stellt als Zusammenfassung unseren jetzigen Kenntnisstand in Form einer Aufarbeitung bekannter und wenig bekannter, primärer deutscher und tschechischer Quellen dar.

 

Ab 1852 – Ein Neuanfang unter modernen Gesichtspunkten

Durch den Zusammenschluss aller verbliebenen, acht Sächsisch-Zinnwalder Gruben im Jahre 1852 zur Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“ bestanden nunmehr neue Möglichkeiten für einen Grubenbetrieb auf wirtschaftlicherem Niveau. Robert Moritz Wengler fungierte als erster Betriebsschichtmeister bei „Vereinigt Zwitterfeld“ zu Zinnwald.

Wie lief bis zu diesem Zusammenschluss der Bergbau um Zinnwald ab? Der Zinnwalder Bergbau war von jeher anders aufgebaut, als der von Altenberg, trotz der unmittelbaren Nähe beider Grubenfelder. In Altenberg gab es die Konzentration des Bergbaus im Zwitterstock, in Zinnwald eine Zersplitterung in kleine Grubenbetriebe. In Altenberg hatte der Bergbau und seine Gewerken in einer starken Gewerkschaft Macht und Ansehen, während es in Zinnwald nur kümmerliche Zwergbetriebe gab, deren Namen damals wie heute kaum bekannt waren. Die Grenze zwischen diesen beiden Revieren bildete die „lange Gasse“ mit der dort bekannten Grube „Gnade Gottes“.

Als Grund für diese Verhältnisse im Zinnwalder Bergbau ist auf jeden Fall die private „Bergherrschaft“ dreier adliger Familien (von Bünau, von Lobkowitz und von Clary-Aldringen) zu sehen. Diese duldeten zur Erhaltung ihrer Macht und ihres Einkommens nur frühfeudale und schon lange nicht mehr zeitgemäße Verhältnisse im Bergbau. Das Ende der privaten Herrschaft ab 1851 bereitete den Weg für neue Entwicklungsmöglichkeiten des Zinnwalder Bergbaus.

Unter dem Betriebsschichtmeister Robert Moriz Wengler und mit dem nötigen, in die neue Gewerkschaft eingebrachten Kapital erfolgten die ersten Modernisierungen im Grubenbetrieb. Die schon bekannten Flöze und Zinn-führenden Greisen, welche bereits bis unter die gegenwärtige Stollnsohle des „Tiefen Hilfe Gottes Stolln“ in Abbau standen, bildeten vorerst die Hauptquelle für den Gewinnungsbetrieb. Dabei sollte auch der Fortbetrieb des Hauptstollnortes des „Tiefen Hilfe Gottes Stolln“, der gut 15 Lachter mehr Teufe als der „Bünau Stolln“ einbringt, neue Erzvorräte erschließen.

Aber auch von Unglück blieb der Grubenbetrieb nicht verschont. Zum 18. Januar 1853 verunglückte der Grubenjunge Carl Wilhelm Querner tödlich durch eine im Schacht „Zu den wunderlichen Köpfen Tageschacht“ gelöste und anschließend hereingestürzte Wand. Der Grubenjunge war als Anschläger beschäftigt.

Im selben Jahr ist der „Tiefen Hilfe Gottes Stolln“ mit dem „Albert Schacht“ durchschlägig geworden. Der 49 Lachter tiefe Schacht wurde mit einem Vorgelegehaspel versehen, um Material- und auch Bergeförderung zu bewerkstelligen. Aus der „Reich-Troster-Weitung“ heraus ist mit einem fast 8 Lachter tiefen Abteufen die Sohle des „Tiefen Hilfe Gottes Stolln“ erreicht worden und ermöglichte nunmehr eine tiefe Abführung der Grubenwässer. Ebenso war noch der Umbau einer alten Dorfschmiede zum zukünftigen Huthaus der Gewerkschaft "Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald" zu finanzieren. Auch für die Aufbereitung der Erze musste einiges getan werden.

Ein Erzanbruch am „Obervereinigtfelder Schacht“ erhöhte das Erzausbringen von 1853 an auf gut 237 Zentner und ¾ Pfund Zinn (mit eingerechnet 88 Zentner und 57 Pfund Zinn von der „Pfützner Zeche“ aus Bömisch Zinnwald).

Diese Unternehmungen sind auch im folgenden Jahr 1854 mit vollem Schwung weitergeführt worden. Das „Tiefe Bünau Stollnort“ ist vom Neuschachter Stollnflügel aus gut 4,65 Lachter weiter nach Südwest fortgebracht worden, aber wegen der teuren Bergförderung wurde es vorerst eingestellt. Dafür wurde der „Niedervereinigt Felder Tageschacht“ bis 13,2 Lachter weiter unter die Sohle des „Tiefen Bünau Stollns“ geteuft und bis Jahresschluss auch der Durchschlag in den „Tiefen Hilfe Gottes Stolln“ fertiggestellt. Hierbei sind auch noch Zwitterflöze von 3 – 8 Zoll Mächtigkeit mit Quarz, Glimmer, Fluorit, Wolfram und eingesprengten Zinnstein führend verritzt worden.

Das „Tiefe Hilfe Gottes Stollnort“ wurde vom Albert Schacht 63,5 Lachter weiter nach Südwest, und das Gegenort desselben vom „Niedervereinigtfelder Schacht“ 5,1 Lachter weiter nach Nordost fortgebracht, so daß die zwischen beiden Örtern noch aufzufahrende Länge mit Jahresschluß gerade noch 26 Lachter betrug. Weiterhin wurde ein Gegenort aus dem Abteufen in der Reichtroster Weitung 27,9 Lachter weiter in Nordrichtung zu Felde gebracht.

Auch die Aufbereitungsmöglichkeiten wurden durch den Bau eines neuen Pochwerks- und Wäschegebäudes oberhalb des St. Michaelis'er Pochwerkes auf dem im Jahre 1852 zugekauften Brettmühlenplatze verbessert. Die Errichtung eines mit einem Kuppelgewölbe versehener 9 ¾ Ellen hohen Pulverturmes waren ebenfalls eine Voraussetzung für einen zügigen und wirtschaftlichen Bergbaubetrieb.

Das Jahr 1854 beschert der Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“ wieder relativ gute Betriebsergebnisse, die erstmals auch aus der Gewinnung von Wolframerzen aus der Durchkuttung der Halden des Altbergbaus aus Sächsisch und Böhmisch Zinnwald stammten. Das Ausbringen an Wolfram betrug 1.258 ½ Zentner und von Zinn 264 Zentner und 79 ½ Pfund. Wobei eine Steigerung des Zinnausbringens nicht weiter möglich war, da die Aufschlagwassermengen für die Aufbereitung nicht weiter gesteigert werden konnten.

Schließlich ist zwischen „Albert Schacht“ und „Niedervereinigtfelder Schacht“ der „Tiefe Hilfe Gottes Stolln“ durchschlägig hergestellt, was einer Auffahrungsdistanz von nahezu 26 Lachtern entspricht. Selbiges Stollnort wurde vom „Niedervereinigtfelder Schacht“ aus in Richtung Südwest noch 32,90 Lachter weiter verlängt, das Gegenort desselben aus dem Abteufen in der Reichtroster Weitung weiter nach Nordost gut 28 Lachter in das Grubenfeld eingebracht. Allerdings konnten mit den genannten Stollnörtern weder bauwürdige Greisen noch Zwitterflöze durchfahren werden. Dadurch bewegte sich der Gewinnungsbetrieb nur auf den schon bekannten und wohl auch bald ausgeerzten Bereichen.

    

1856 – Wegen Mangel an Finanzen aufgekauft

In diesem Jahr erfolgte der Aufkauf der Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald“ nebst sämtlicher Zinnwalder Grubenfelder und Vorkommen sowie der vorhandenen Aufbereitungsanlagen in Sachsen und Böhmen durch den Prager Bankier Josef Jakob. Dieser will für einen profitablen Bergbau hohe Geldsummen zum Ausbau der Anlagen investieren und somit wieder vielen Bergleuten der Region Arbeit verschaffen.

Doch wieder ereignete sich ein schwerer Arbeitsunfall, in dessen Folge der Doppelhäuer Emanuel Heinrich Langbein an einer Rückrat-Verletzung verstarb. Der Hergang dieser Verunfallung ist nicht bekannt.

Die um 1852 zugekaufte Brettmühle war 1859 wieder in Betrieb und ist von einem „Bretschneider“ unterhalten worden. Ebenso ist die Erzaufbereitung umfassend modernisiert worden. Dazu wurde in der zugehörigen Schneidemühle eine im Jahr zuvor angeschaffte 10 PS starke Dampfmaschine aufgestellt und zum Antrieb einer Erzwalze zum Quetschen der reicheren Wolframerze benutzt, um diese dann mit den Setzmaschinen weiter verarbeiten zu können. Die Kenntnis, dass sich Wolfram vorzüglich als Legierungsmetall und „Stahlhärter“ eignete, setzte sich allmählich in der Industrie durch und bescherte dem Zinnwalder Bergbau steigende Nachfrage.

Leider sind bis heute keine genauen Zahlen zu Förderung und Reingewinn an Zinn und Wolfram für diese Zeit bekannt geworden. Die Gewinnung von Wolfram bezog sich lediglich auf die Durchkuttung des Altbergbaus in Sächsisch und Böhmisch-Zinnwald. Diese Arbeit ist im Wesentlichen durch Tagelöhner ausgeführt worden. Dabei gibt es auch Hinweise auf die Anstellung von Frauen und Minderjährigen als „Tagelöhner“ ähnlich wie im Kalkbergbau.

Dennoch lief der Zinnwalder Bergbau eher schlecht als recht und 1862 ging Bankier Jakob in Konkurs. Dieses Verfahren zog sich bis 1869 hin und endete mit der Übernahme durch die Gewerkschaft "Metallbergbauverein Vereinigt Zwitterfeld" – zumindest für den sächsischen Teil dieser Lagerstätte.

Durch ein Geschäft kommt ganz Böhmisch-Zinnwald wieder in den Besitz der Familie des Fürsten Lobkowitz. Der Biliner Bürgermeister Josef Reichel kaufte zum Schein aus der umfangreichen Konkursmasse des Jakobschen Besitzes für 10.000 fl den Clary-Aldrischen Anteil auf und verkaufte diesen, für eine unbekannte Geldsumme, dann sofort weiter an den Fürsten Lobkowitz. Somit kam die Familie des Fürsten Lobkowitz wieder in Besitz des ganzen böhmischen Erzlagers in Hinter-Zinnwald mit Ausnahme der Grube im Seegrund.

Die Gewerkschaft "Metallbergbauverein Vereinigt Zwitterfeld"

Ab 1869 ist der Grubenbetrieb somit wieder durch eine heimische Unternehmung betrieben worden. Der Grubenbetrieb lag während der Konkursjahre darnieder und man begann nahezu vollständig von vorn. Ab 1872 standen wieder umfangreiche Modernisierungen an. Neben der Instandsetzung der Stolln und der Vorrichtung der Abbaue im noch verritzten Grubenfeld standen auch wieder an den Aufbereitungsanlagen Veränderungen an. Diese waren aber hauptsächlich der Nachfrage nach den Nebenprodukten des Zinnbergbaus geschuldet. Neben Wolframerzen war auch eine große Nachfrage an Quarz für die Glasherstellung vorhanden. Dieser Quarz, eigentlich ein Abfallprodukt bei der Erzaufbereitung, fand vorrangig in der Glasflaschenherstellung Verwendung. Ganz nebenbei sind in diesem Jahr auch erstmals Versuche zur Herstellung von Lithiumglimmer-Konzentraten unternommen worden.

Der erneute kurzzeitige Aufschwung des Bergbaus war durch die gesteigerte Wolframgewinnung geprägt. Die Gewinnung bewegte sich dabei auf die sommerliche Durchkuttung der Halden des Altbergbaus. Im Winter erfolgte der Abbau von Zinnerz und Quarz in der Grube. Gestoppt worden ist die gesamte Gewinnung durch den Wiener Börsenkrach 1873, in dessen Folge der Import billiger Erze aus Malaysia und Australien zur Betriebseinstellung führten.

Die nachfolgende tabellarische Übersicht basiert auf den spärlichen Angaben in der Primärliteratur und gibt etwas Auskunft über die Fördermengen des Zinnwalder Bergbaus. Dabei verliert die Gewinnung von Zinn in dieser Zeit vollkommen an Bedeutung.

 

Zinn

Erlös

Wolfram

Erlös
(Th. / Gr. / Pf.)

Quarz

Erlös
(Th. / Gr. / Pf.)

1854

237 ¾ Zentner

keine Angabe

 

 

 

 

1856

264 Zentner & 
79 ½ Pfund

keine Angabe

1.258 Zentner

keine Angabe

 

 

1872

 

 

117,4 Zentner

264 / 18 / 5

6.631 Zentner

1.985 / 29 / -

1873

Börsenkrach von Wien

1879

 

 

264 Zentner & 
55 Pfund

8 Mark je Zentner

 

 

  

Nach einem nochmaligen Besitzwechsel bei Vereinigt Zwitterfeld um 1876, nunmehr hieß die Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld Fundgrube“, beschränkte sich der Grubenbetrieb auf die sommerliche Haldenkutterei auf Wolframerze und den winterlichen Abbau von Zinnerzen und Quarz. Wobei das Zinn immer weiter an Bedeutung verlor.

Durch den weltweiten Siegeszug des Wolframs zur Härtung von Stahl ergaben sich vollkommen neue Verwendungsmöglichkeiten dieses Materials im Maschinenbau wie auch in der Rüstungsindustrie. Was bisher achtlos auf Halde gekippt wurde, entpuppte sich ohne größere Investitionen als ein einträgliches Geschäft, zumindest von Seiten der Gewinnung gesehen. Zinnwald wurde wieder als sächsischer Bergbaustandort interessant.

Durch einfaches Schürfen und Klauben wurden innerhalb kurzer Zeit 3.300 kg Wolframerz gewonnen. Dabei ist der Gehalt des auf der Halde verkippten „Gesteins“ mit gut 1,5 % Wolframgehalt eingestuft worden. Nach einem sprunghaften Anstieg der Wolframpreise um 1880 erfolgte die völlige Umstellung des Grubenbetriebes auf Wolframerze. Hierbei zeigte sich ein Schwachpunkt in der Aufbereitung der Haldenmassen sowie der untertägig gewonnen Fabrikerze. Es war eine völlige Überarbeitung der gesamten Technologie vonnöten, um mit möglichst geringen Kosten verkaufsfertige Konzentrate oder auch Stückwolfram zu erzeugen.

  


Ansichten der alten Zinnwalder Wäsche in Aufnahmen vor 1910.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
 


Ansichten der alten Zinnwalder Wäsche in Aufnahmen vor 1910.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  


Ansichten der alten Zinnwalder Wäsche in Aufnahmen vor 1910.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  

Für diesen Zweck ist daher die „Reichtroster Wäsche“ vollständig für die Aufbereitung der Wolframerze umgebaut worden. Zu diesem Projekt findet sich im Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann 1893 eine vollständige Abhandlung von Berginspektor A. Fr. Wappier, die wir an dieser Stelle zumindest auszugsweise dem Leser nicht vorenthalten wollen:

  

Über die Grobkornsetzmaschine
mit selbstthätigen Austragschaufeln

bei

Vereinigt Zwitterfeld Fundgrube in Sächsisch-Zinnwald.

von

Berginspektor A. Fr. Wappier in Zwickau.

Der neue strebsame Betriebsleiter von Vereinigt Zwitterfeld Fundgrube zu Sächsisch-Zinnwald, der einzigen Wolframgrube Deutschlands, Herr Obersteiger C. A. Morgenstern, erkannte bei seiner Anstellung alsbald, daß das bis dahin gehandhabte Naßpochen und Herdverwaschen der Zinnwalder Kuttrnassen, welche aus schüttigcm Greisen, einem Gemenge von Quarz und Lithionglirnmer, und Wolframkörnern bestehen, ganz wesentlich eingeschränkt und für das Korn über l mm durch Setzarbeit ersetzt werden müsse, weil Wolfram-Grob- und -Mittelkorn einen wesentlich höheren Werth als Wolframschlich besitzt, die Naßpoch- und Stoßherdarbeit verlustreich und zu langwierig ist und mehr Löhne erfordert und für die abgehenden werthlosen Schlämme sich örtlicher Verhältnisse halber nur schwer größere Niederschlags- und Klärbecken und Schlammsturzplätze anlegen ließen, während die beim Setzen fallenden tauben Graupen und Sande leicht zurückzuhalten, wegen des Fehlens von Schwefel- und Arsenikerzen, ihrer weißen Farbe und ihrer Eckigkeit als Beton-, Garten- und Mörtelsand verwerthbar sein würden. Insbesondere lud auch der große Eigengewichtsunterschied des Wolframs gegenüber den Bergarten zur Einführung der Setzarbeit ein. Wegen der Wahl der besonderen Aufbereitungsvorrichtungen fragte mich Herr Obersteiger Morgenstern um Rath. Aus unseren Berathungen, die durch den im Bau von Bergwerksmaschinen bestbekannten Maschinenfabrikanten Herrn Franz Fröbel, Konstantinhütte bei Freiberg, besonders gefördert wurden, ging alsdann der im Jahre 1892 mit 3478 Mark Kosten bewirkte Umbau der Reichtroster Mühle, einer der Wäschen von Vereinigt Zwitterfeld Fundgrube, hervor.

Für die neue Setzwäsche wurde die Siebfolge l, 2 ¾ , 7 ½ und 20 mm gewählt. Zur Darstellung der Klassen dienen vier im unteren Dachgeschosse der Wäsche übereinander aufgehängte Stoßrätter, deren Zugstangen 60 mal in der Minute von den je 4 Daumen einer stehenden Welle ausgezogen werden. Unter den Rättern stehen die Setzmaschinen, und zwar eine zweisiebige Feinkornsetzmaschine mit Bettung aus Alteisenstücken, 4 mm Maschenweite, 14 mm Hub und und 200 Spielen in der Minute, deren Bauart genugsam bekannt ist, und zwei Grob- und Mittelkornsetzmaschinen für das 2 ¾ bis 7 ½ und das 7 ½ bis 20 Millimeterkorn. Hierfür wurde eine Bauart gewählt, welche allgemeinerer Beachtung empfohlen werden kann. Es ist eine von uns verbesserte Form der bei den Gruben Bergwerkswohlfahrt und Hülfe Gottes bei Grund im Harz angewandten Maschinen mit selbstthätigen Austragschaufeln oder, wie sie im Harze genannt werden, Auskratzern.

Das Setzen durch Bettung in Zinnwald nach oben auszudehnen, trugen wir Bedenken, weil das Hineingerathen abgeschliffener Eisenkörner " in das Wolframfaßerz der Marktfähigkeit des Produktes geschadet hätte, vor allem aber, weil man in Zinnwald nur über sehr wechselndes und oft sehr geringes Klarwasser zum Abschwemmen des überreichlichen tauben Sandes verfügt. Es mußte gerade eine wassersparende Setzmaschine gesucht werden. Daß wir bei der Wahl der Setzmaschine die Möglichkeit reinen Hebersetzens durch Schütze und Gegenschütze - Austragrohr und Schutzhut, Überfall und Kappe, Austragschlitz und Vorschieber - in der Hand behalten wollten, galt uns als selbstverständlich, wenn wir uns auch nicht verhehlten, daß es sich nicht empfehle, darin zu weit zu gehen, weil der Wolfram wegen seiner leichten Spaltbarkeit in Folge langen Verweilens der schwersten und reinsten Körner auf dem Setzsiebe, wie es dem strengen Hebersetzen eigen ist, einem starken Abriebe und also Metallverluste aus- gesetzt sein würde. Dagegen genügt die von uns gewählte Setzmaschine dem Grundsatze F. Wimmer's: Den Hauptbedingungen eines selbstregulirenden Austragens wird nur durch Austragen unter einem mit dem Wasserstande im Siebe gleichhohen Wasserstande Genüge geleistet; die ausgetragenen Graupen werden durch geeignete einfache Vorrichtungen unter Zurücklassung des Wassers ausgebracht.

Ich komme nun zur Beschreibung unserer Setzmaschine. Kolben- und Siebabtheilung haben die gebräuchlichen Abmessungen einsiebiger Erzsetzmaschinen. Als Kolben wird der Pfibramer angewendet, welcher aus einem Stück Kesselblech besteht; die Liderung gegen die Wandungen der Kolbenabtheilung wird durch, aufgeschraubte, je. nach ihrer Abnutzung verschiebbare Holzleisten erzielt. Die Kolbenbewegung erfolgt bei der Zinnwalder Ausführung durch ein verstellbares Excenterä; es kann aber ohne Schwierigkeit auch der Antrieb durch Kurbel mit Schleife oder durch Kniehebel angewandt werden. Herr Obersteiger Morgenstern hat gefunden, daß die Maschine mit 40 bis 45 mm Hub und 120 bis 130 Spielen in der Minute am besten arbeitet. Das Besondere sind die beiden selbstthätigen Austragschaufeln für den schweren und den leichten Austrag. Sie hängen an den Außenseiten der eisernen Wellenständer, also leicht zugänglich, und erhalten ihre Bewegung durch Zug- oder Schubstangen, deren Antriebskurbeln auf den Enden einer gleichfalls an den Wellenständern verlagerten Welle sitzen. Die Schaufelblätter bewegen sich in aus Blech genieteten, zu beiden Seiten des Setzfasses befestigten Becken aus der Senkrechten bis über den Wasserspiegel und zurück in die Senkrechte; beim Rückgange hebt sich das Schaufelblatt vom Schaufelstiele ab und schwebt durch das Wasser, ohne etwa die inzwischen ausgetragenen Körner mit zurückzunehmen. Dem bedeutenden Überwiegen des tauben Quarzsandes entsprechend — nach Herrn Obersteiger Morgenstern enthält das Haufwerk 0,45 % Stufferz, 0,1 bis 0,2 % Setzerz I, 0,35 % Setzerz II, 0,3 % Setzerz III und 0,45 bis 0,5 % Wascherz —ist das Blatt der Schaufel des leichten Austrages breiter als das der anderen Schaufel. Damit das Schaufelblatt bei der Aufwärtsbewegung das Wasser zurückläßt, ist es fein geschlitzt. Beide Austräge fallen in die Becken herab; die Schaufeln räumen es alsbald hinweg; jeder die Setzgutschichten nivellirende Setzwasserstoß findet den Austragschlitz und -Überfall frei; daraus entwickelt sich ein flottes Austragen, ein großes Aufbringen. Ob man nun den Austragschlitz für den schweren Austrag scharf auf dem Setzsiebe anbringt oder ob man unter Anstrebung des Hebersetzens die Unterkante des Schlitzes etwas erhöht, ist ebenso Sache des Ausprobirens, wie die Frage, ob man diesen Schlitz länger oder kürzer macht und wie man den Vorschieber einstellt. Der leichte Austrag fällt auf der ganzen Siebbreite in sein Becken über. Ganz wesentlich für die Güte der Produkte ist aber, wie schon oben berührt, daß das beiderseitige Austragen ohne abwärts gerichtete Wasserwirbel und ohne Bildung von Luftblasen erfolgt, Übelstände, wie sie vielen selbstthätigen Rohr- und Schlitzausträgen anhaften. Daß die Maschine wassersparsam, war, wie oben erwähnt, ein besonderer Grund ihrer Einführung; die von den Schaufelblättern herausgehobenen Körner gehen außerdem noch über kleine Entwässerungssiebe. Die Aufgabe kann durch Lutten von oben oder durch Eintragschuhe von vorn oder über den Setzkolben weg von hinten erfolgen. Die Wartung ist sehr einfach, da die beiden Schaufelblätter das Austraggut in geläutertem Zustande den Blicken förmlich darbieten. Sind leichte Körner im schweren Austrage zu sehen, so wirbelt man das Schaufelblatt an der Schaufelstange eine Weile fest oder stößt den Vorschieber nieder.

Vorbeschriebene Setzmaschine läßt unschwer noch die Anbringung eines Rohraustrages mit Schutzhut für Mittel gut zu; die Abziehung des letzteren würde vom Wärter mittels der beiden Schaufelausträge mit überwacht werden können. Auch zum Setzen von Klarkohlen empfiehlt sich, zumal wenn alle Maße größer genommen werden, diese Setzmaschine, damit man mit möglichst wenig Setzwasser und mit möglichst kleinen Klärbecken auskommt und weil die sonst zum Kohlensetzen gebräuchlichen Setzmaschinen eine umständlichere Überwachung der Güte ihrer Produkte mit sich bringen. Siebschäden, Verstopfungen und andere Störungen müssen übrigens bei einem so sich den Blicken darbietenden Austrage sehr bald entdeckt werden.

 


Zeichnerische Darstellung der Maschine im Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann von 1893.

  

Bei „Vereinigt Zwitterfeld Fundgrube“ zu Zinnwald ging 1893 in der „Reichtroster Wäsche“ die oben beschriebene Anlage auch in Betrieb. Damit war auch der Schritt zu absoluten Aufbereitung von Wolframerzen vollzogen. Zinnerze gerieten nunmehr zu Nebenprodukten. Die neue Aufbereitung benötigte nunmehr größere Mengen von Wolframhaltigen Erzes. Damit setzte neben der völligen Durchsuchung der alten Halden auch die Suche nach unverritzten Lagerstättenteilen wieder ein.

In Zinnwald lieferte 1894 die Untersuchung des in einer Sandgrube an der sächsisch-böhmischen Landesgrenze offen gelegten Tagesflözes ein erfreuliches und gleichzeitig auch interessantes Resultat. Dieses Flöz lag gegen 6 m unter der Tagesoberfläche und bestand aus einem liegenden und einem hangenden Trum, beide von gut 40 cm bis 45 cm Mächtigkeit und nur durch ein keilförmiges Zwischenmittel von Granit getrennt. Im liegenden des Flözes gab es sehr ansehnliche Partien von Wolfram, wenig Zinnerz und selten etwas Glimmer. Hingegen brachen auf dem hangenden Trum weniger Wolfram, dagegen desto mehr reiche Zwitter ein. Wobei besonders in der Nähe einer übersetzenden Kluft handdicke Platten von Glimmer, vollkommen durchwachsen mit Zinnerz auftraten. Mit diesem wichtigen Aufschluss ist man gleichzeitig noch auf alte noch vollständig offene Brandbaue der „Alten“ gestoßen.Diese lagen ebenfalls auf dem Tageflöz. Dabei wurde vermutet, das der Richtung nach zu schließen, die „Alten“ die Baue vom Försterzecher Schacht aus im Ansteigen getrieben und dann nahe vor dem Ausstreichen des Flözes durch enge Schächte, deren Spuren man damals noch wahrnehmen konnte, bis zur Tagesoberfläche reichten. Die Vorfahren haben, soweit dies ersichtlich war, nur das hangende Trum abgebaut und entweder das liegende nicht gekannt oder absichtlich wegen seines Wolframgehaltes stehen gelassen. Jedenfalls handelte es sich um Baue aus der Anfangsperiode des Zinnwalder Bergbaues. Die Gewinnung des Flözes hielt bis Ende des Jahres 1895 an.

Einen weiteren bemerkenswerten Erzfund machte die Gewerkschaft „Vereinigt Zwitterfeld Fundgrube“ im August 1896 und dieser soll auch hier nicht vorenthalten werden. In der sogenannten alten „Lohhalde“ unweit der Landesgrenze entdeckte man zwei wohl bis jetzt einmalige Wolfram - Anhäufungen, eingelagert in den alten Bergemassen. Dieser erste Fund von etwa 33 Zentner bestand aus vollständig reinen Stücken Wolframerz von Erbsen- bis Pflaumengröße. Die ganze Masse bildete einen Hügel von etwa 70 cm Höhe mit einem unteren Durchmesser von 1,2 bis 1,5 m und war aufgestürzt in einer Bodenvertiefung und mit alten Bergemassen vollständig abgedeckt. Der zweite Fund wies gut 10 Zentner auf und war ebenso beschaffen. Als Eigenart wurde erwähnt, daß diese Wolframmassen genau das Aussehen des Setzerzes besaßen, nämlich abgerundete Ecken und Kanten ohne Glanz, Hieraus könnte man schließen, daß die „Alten“ ebenfalls ihre Erze setzten, vielleicht mit einem Handsetzsieb oder einem Setzfaß, das gesetzte Gut dann auf einer Tafel ausbreiteten, die wenigen Zinnerzkörner ausklaubten und dann das übrige, damals wertlose Material in Form von Wolframerz einfach über das Ende der Tafel hinaus schoben und somit die beiden Haufen entstanden und einfach mit Bergemasse überstürzt wurde. Ein wirklich bemerkenswerter Fund!

Weiterhin sind die alten Versatzmassen in den bisher schon von den „Alten“ ausgeerzten Flözen ebenfalls durchkuttet worden. Die Kuttung der Bergemassen Über- und Untertage war bis zum Beginn des 20.Jahrhundert eine der Hauptquellen für die Wolframgewinnung und hatte einen gewissen Vorzug gegenüber dem eigentlichen Abbau.

1901 erfolgte die weitere Aufschließung des westlichen Grubenfeldes an der böhmischen Grenze. Der hier in den 1840er Jahren aufgelassene „Neuschacht“ wurde wieder aufgewältigt, teilweise ausgemauert und für Fahrung und Förderung vorgerichtet. Bei etwa 70 m unter Tage ist in diesem Schacht ein hydraulischen „Widders“ eingebaut, der einen Wasseraufschlag von 30 Liter pro Minute vom oberen Bünau Stolln erhielt und hiervon in der Minute 15 Liter in den auf der Neuschachthalde erbauten 75 m³ fassenden Hochbehälter fördert, von wo aus dann das Wasser nach dem Huthause geleitet wird und auch noch einen Teil der Ortschaft von Zinnwald mit versorgt. Der Widder ist ein sogenannter Heureka-Widder, D. R. P. 44757, aus der Fabrik für Gas- und Wasseranlagen von Merkel jun. in Dresden. Mit dieser ersten Wasserversorgung konnte der sommer- und winterliche Wassermangel zumindest in diesem Teil von Zinnwald gemindert werden. Ebenso waren im Bereich des Huthauses noch 4 Hydranten für Löschzwecke im Falle eines Brandes aufgestellt.

   

Die Tätigkeit der Hamburger Metallhändler Pels in Zinnwald

Um 1904 mutete der Hamburger Metallhändler Pels das Grubenfeld von „Gnade Gottes an der Landesgrenze“ und ließen den sogenannten „Rosa-Pels-Schacht“ teufen, der später unter dem Namen „Grenzschacht“ bekannt wurde. Weiterhin ist der alte „Josef Stolln“ aus dem Rosengrund heraus in das Grubenfeld als Wasserlöse weiter verlängert, sowie eine nach damaligen Erkenntnissen äußerst moderne Aufbereitung errichtet worden. Diese ist noch heute als „Pelswäsche“ bekannt. Allerdings fielen in die Zeit der Firma nur wenige bedeutende Erzanbrüche. Schon 1909 kam deshalb die Tätigkeit der Metallhändler Pels in Zinnwald zum Erliegen.

  


Ansicht der „Pelswäsche“ während der Nutzung durch die „Stahlwerk Becker AG“.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  


Die ehemalige „Pelswäsche“ nach dem Umbau zum Beamtenwohnhaus der „Stahlwerk Becker AG“ ab 1920.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)

   

Die Gewerkschaft „Zinnwalder Bergbau“ zu Sächsisch Zinnwald  

Nach Aufgabe der Metallhändler Pels erwarb ein Wilhelm Seifer das Grubenfald samt Immobilien durch Kauf im Jahre 1910. Seifer ließ nochmals die Aufbereitung modernisieren und veranlasste die Einführung eines nach modernen Gesichtspunkten ausgerichteten Grubenbetriebes. Diese logistisch-technischen Arbeiten dauerten bis in das Kriegsjahr 1915 hinein. Aufgrund des hohen Kapitalbedarfes für die Modernisierung der Grube und des weiteren Lagerstättenaufschlusses gründete Seifer um 1912 die Gewerkschaft „Zinnwalder Bergbau“. Allerdings lagen noch etliche Rechte bei der englischen Finanzierungsgesellschaft „Saxon Tin and Wolfram Mining Co. Ltd. London“, also in England – dem derzeitigen Kriegsgegner. Seifer versuchte außerdem, Graf Lobkowitz zur Mitfinanzierung der Wasserhaltungskosten zu bewegen, doch dieser willigte nicht ein. Daraufhin ließ Seifer den „Tiefen-Bünau-Stolln“ an der Landesgrenze verdämmen und flutete somit den böhmischen Teil der Lagerstätte, was zu sehr ernsthaften wirtschaftliche Problemen dort führte. Seifer war durch sein Handeln und aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel in eine Sackgasse geraten, obwohl seine Pläne zum gesamten Grubenbetrieb äußerst fortschrittlich und durchdacht waren. Seifer musste um 1915 aufgeben.

Zur Tätigkeit der „Stahlwerk Becker AG“ ab 1915 auf dem sächsischen Lagerstättenteil

Während des 1. Weltkrieges übernahm die „Stahlwerk Becker AG“ die Gewerkschaft „Zinnwalder Bergbau“ am 09.07.1915. Dabei wurden die englischen Besitzanteile, also die des Kriegsgegners einfach enteignet. Weiterhin übernahm das Stahlwerk das Konzept des Vorbesitzers Seifer und konnte dieses aufgrund der vorhandenen Kapitalmasse problemlos umsetzen.

Als nächsten Schritt versuchte die Firma, Verhandlungen über Pacht oder Verkauf des böhmischen Grubenfeldes auf dem Weg zu bringen. Daraufhin gab das für den böhmischen Teil der Zinnwalder Lagerstätte zuständige Bergamt in Bilin zu verstehen, daß in den Halden noch ca. 647.000 t an Wolframit liegen und verlangte eine sofortige Zahlung von 300.000 Mark. Für die Übereignung des gesamten Grubenfeldes wurde ein Betrag von 1,5 Mill. Mark, in Schuldverschreibung zu 4,5 % Verzinsung verlangt. Die Fa. Becker nahm an und erhoffte einen kräftigen Nachlaß, weil die böhmischen Gruben noch unter Wasser standen und kein elektrischer Strom vorhanden gewesen sei. Die Vereinbarung zerschlug sich jedoch sehr rasch, weil Wien die Grube für Österreich-Ungarn beschlagnahmte und es von der Lobkowitzischen Bergsektion pachtete.

Um 1916 erfolgte die Pachtung der stillgelegten Pelswäsche im Rosengrund durch die „Kriegsmetall-AG Berlin“ und in Verbindung mit dem Ausbau zur modernen Aufbereitung zusammen mit der „Stahlwerk Becker AG“ für die Gewinnung von Wolframkonzentraten, die noch immer hauptsächlich aus der Haldenrückgewinnung stammten.

Im Jahr 1923 wird die „Zwitterstocksgewerkschaft Sächs. Zinnwald / Altenberg“ in eine Aktiengesellschaft umformiert. Hierbei wollte das „Stahlwerk-Becker" erneut das Grubenfeld in Böhmisch-Zinnwald pachten. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge und endeten mit dem Konkurs der Firma. 1924 stellte die Stahlwerk Becker AG, Betriebsabteilung Sächsisch-Zinnwald, den Grubenbetrieb ein und eröffnete anschließend ein Konkursverfahren. Im Jahr 1926 ging daraufhin das gesamte „Stahlwerk Becker“ einschließlich der Bergbaurechte und Grubenfelder in den Besitz der „Metallbank und Metallurgische Gesellschaft AG Frankfurt/Main“ (Metallgesellschaft) über. Grund war die Absicherung des großen Rohstoffbedarfs für die Lithiummetall- und Lithiumsalzfabrikation einer Tochtergesellschaft. Hier handelt es sich um die sogenannte „Hans-Heinrich-Hütte“ in Langelsheim am Harz. Dazu wurden die beiden großen Wäschesandhalden, welche die Kriegsproduktion angehäuft hatte und die noch große Anteile an Lithium-haltigem Glimmer aufwiesen, sukzessive durchkuttet.

 


Werksansicht in einer zeitgenössischen Darstellung.
(Sammlung S. Püschel)
  


Das Verwaltungsgebäude der „Stahlwerk Becker AG“
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  


Das Verwaltungsgebäude der „Stahlwerk Becker AG“
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  


Sitzungszimmer im Verwaltungsgebäude
(Foto: Sammlung S. Püschel)
   


Die Gangstufensammlung im Verwaltungsgebäude.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  


Das Wohnhaus von Direktor Röhling.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
   


Das Wohnhaus von Direktor Kunick.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
   


Das nach 1915 errichtetes Zechenhaus mit darin liegenden Mundloch des Tiefen Bünau Stollns („TBST“) und zugehöriger Bergschmiede.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
   


Die gegenüber des Zechenhauses gelegene untere Trafostation.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)

  

Was von diesen Anlagen heute noch existiert, haben wir nebenbei auf einer Wandertour entlang der bergmännischen Wasserwege zwischen Zinnwald und Altenberg entdeckt: 

Aschergraben.
 


Blick von der unteren Sandhalde auf das Mundloch des „Tiefen Hilfe Gottes Stolln“ (Bildmitte) und dem Werk im Bildhintergrund.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
        


Blick vom Aschergraben auf das Werk.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
               

Ansicht der oberen Sandhalde mit dem rechts davor liegenden Wohnhaus von Direktor Röhling.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
          

Das Magazin des Werkes lag direkt unterhalb des Verwaltungsgebäudes.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
    

Ansicht von „Albertschacht“, Beamtenwohnhaus, Arbeiterwohnhaus und Sägeschuppen.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
   

Vor der Erzwäsche III stehendes Arbeiterwohnhaus.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
                

Beamtenwohnhaus von Ing.- Chemiker Weber.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  

Beamtenwohnhaus von Waschmeister Bauer. Dahinter die obere Trafostation und rechts vom Beamtenwohnhaus ein Arbeiterwohnhaus, sowie rechts davon noch die Kirche von Zinnwald.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
   

Das als Beamtenwohnhaus genutzte Huthaus.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
    

Die noch um 1915 erhaltene Betstube im Huthaus.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
         

Blick auf die obere Sandhalde und den Ort Zinnwald.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)
 

Ansicht der früheren Michaeliswäsche in der Nutzung als Ledigenwohnheim.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
 

Gesamtansicht von der Erzwäsche I und II.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
            

Ansicht der Straßenseite von Erzwäsche I – oben – und Erzwäsche II – unten.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
    

Die Waschherde in der unteren Etage von der Erzwäsche I.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
           

Die Klassieranlage von Erzwäsche I.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
            

Ansicht von Erzwäsche II.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)
  

Die Erzwäsche II mit der Verbindungsbrücke von Erzwäsche I.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  

Setzkästen in der Erzwäsche II.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)
    

Die elektromagnetische Scheidung.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
       

Ansicht vom Komplex „Pelswäsche“, auch Erzwäsche III genannt.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)
   

Haldenkuttung in Böhmisch-Zinnwald.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
     

Mundloch des „TBST“ noch vor der Aufwältigung um 1915...
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  

...nach der Aufwältigung um 1915 und vor Bau des Zechenhauses...
(Foto: Sammlung S. Püschel)
    

...und nach Bau des Zechenhauses mit Lokförderung.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)
   

Die „Reichtroster Weitung“ um 1915.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  

Die „Schröpfner Rolle“
(Foto: Sammlung S. Püschel)
          

Die heute noch teilweise erhaltene Kompressoranlage im „TBSt“.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
    

Hunteförderung auf dem „TBSt“.
 (Foto: Sammlung S. Püschel)
            

Abbautätigkeit auf dem Flöz 9 um 1915
(Foto: Sammlung S. Püschel)
                

Abbautätigkeit auf dem Flöz 9 um 1915
(Foto: Sammlung S. Püschel)
                

Die Kaue der Förster-Zeche mit Handhaspel und offenem Fahrtentrum.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
    

Der Lokschuppen der Haldenbahn.
(Foto: Sammlung S. Püschel)

             

Der Grubenbetrieb auf dem böhmischen Teil der Lagerstätte Zinnwald durch die k&k Militärverwaltung

Am 14. August 1915 ist das böhmische Grubenfeld von der k. & k. Militärverwaltung übernommen worden. Als erste wichtige Arbeit wurde der „Köppen-Schacht", der spätere „Militärschacht“, erweitert und mit einer mechanischen Fördereinrichtung versehen. Die Installation von Kompressoren ermöglichte den Einsatz der Bohr- und Sprengarbeit mittels Dynamit (Dynamon) oder mit flüssiger Luft (!). In der Aufbereitung wurden Fließbänder zum schnelleren Ausklauben installiert. Der Erztransport wurde vorerst mit Fuhrwerken, später dann mit Autos zum Eichwalder Bahnhof und von da nach Klingenthal oder Přibram und Schönfeld zur Verarbeitung transportiert.

Zur Elektrifizierung wurde ein elektrischer Stromanschluss aus Teplitz bis an das Berggebäude gelegt. Auch hat man die Belegschaft durch den Einsatz von Kriegsgefangenen verstärkt. Als neuer technischer Leiter des Betriebes wurde Prof. Dr. Bartholomäus Granigg (1883 – 1951) bestellt, welcher seit 1911 an der k. & k. Montan Hochschule in Leoben/Steiermark als Lehrer für Mineralogie und Petrographie wirkte. Unter seiner Leitung wurde die Magnetscheidung zur Verbesserung der Erzqualität in punkto Trennung von Zwittergestein eingeführt.

   


Der ehemalige „Köppen Schacht“ während der Umbauphase zum späteren „Militärschacht“ um 1915.
(Foto: Sammlung S. Püschel)
  

Der fertige Komplex des „Militärschacht“ in den 1930er Jahren.
(Foto: Sammlung S. Püschel)

              

Leben und Wirken von Prof. Dr. Bartholomäus Granigg

Mineraloge, Geologe, Bergmann, * 25.6.1883 Hüttenberg (Kärnten), † 18.1.1951 Wien (katholisch, später evangelisch Augsburger Bekenntnisses. 1903 schloß Granigg als Schüler H. Höfers von Heimhalt sein Studium an der Montanistischen Hochschule in Leoben als „Bergingenieur“ ab, erwarb 1905 in Genf den Dr. sc. phys. und 1909 als erster an der Leobner Hochschule den „Dr. mont.“ (Dissertation „Die stoffliche Zusammensetzung der Schneeberger Lagerstätten“). Ab 1906 erhielt er in einer Reihe von Erz- und Kohlenbergwerken im Bereich der österreichisch-ungarischen Monarchie praktische Kenntnisse vom Häuer über den Bergeleven bis zum Bergverwalter. 1910 trat er in den Hochschuldienst bei Höfer als Adjunkt ein, 1911 wurde er in Leoben außerordentlicher, 1917 ordentlicher Professor für Mineralogie-Petrographie, ab 1919 auch für Bergbaubetriebs- und Bergwirtschaftslehre. Ab 1934 war er ordentlicher Professor für Mineralogie und Geologie an der TH Graz. -Granigg hat als Geologe, Techniker und Experte der Bergwirtschaft zunächst durch wissenschaftliche, später mehr durch praktische Tätigkeit eine bedeutende Rolle gespielt. Als erster hat er die Zonenbeständigkeit der ostalpinen Lagerstätten erkannt. In der Anwendung der Auflichtmikroskopie bei Erzlagerstättenuntersuchungen hat er Pionierarbeit geleistet und frühzeitig die große Bedeutung metallographischer Methoden für dieses Gebiet hervorgehoben, nach seiner Art geniale Einfälle oft nur sprunghaft andeutend. Als Wirtschaftler widmete er sich Fragen der Energieversorgung (zum Beispiel Wasserkraftausnutzung) wie technischen Problemen. Besondere Erfolge hatte er mit dem Bau von neuen Aufbereitungsgeräten, insbesondere Magnetscheidern. Der vielseitige Fachmann wurde zu umfangreicher Gutachtertätigkeit und zu Gastvorlesungen ins Ausland gerufen (Türkei, Rußland, USA, Italien und andere). Ein staunenswertes Sprachtalent (Granigg beherrschte Französisch, Englisch, Italienisch, Spanisch, Türkisch, Russisch, Kroatisch) kam ihm zugute. Ein mitreißender akademischer Lehrer, wußte Granigg seine auf den Reisen gesammelten Erfahrungen, neue Forschungsrichtungen und Lehrmeinungen seinem Hörerkreis eindringlich mitzuteilen. In den beiden Weltkriegen hat Granigg seine Kenntnisse bei der Aufschließung wichtiger Lagerstätten (zum Beispiel Zinnwald und Prijedor) zur Geltung gebracht.

  

Der Grubenbetrieb kam mit dem Ende des 1. Weltkrieges erneut zum Erliegen. Wobei nach dem Abzug der Militärverwaltung buchstäblich alles stehen und liegen blieb. Der gesamte übertägige Grubenbereich auf böhmischer Seite war völlig verwüstet. Auch bekam Fürst von Lobkowitz seine Besitzungen samt dem böhmischen Teil der Lagerstätte zurück und begann auf dem technischen Stand der k. & k. Militärverwaltung den Grubenbetrieb wieder aufzunehmen. Dabei stellte nun der „Petri-Schacht“ einen zentralen Betriebspunkt dar.

 


Der „Petrischacht“ in Böhmisch-Zinnwald nach 1915.
(Foto: Sammlung S. Püschel)

   

Die Zeit vor und während des 2. Weltkrieges in Sächsisch-Zinnwald

Im Jahre 1934 erfolgte die Übernahme der Bergbaurechte durch das Land Sachsen und der Beginn von umfangreichen untertägigen Erkundungs-, Aus- und Vorrichtungsarbeiten für eine neuerliche Erzförderung. Schon am 4. April 1934 konnte die Wiederaufnahme der Zinnförderung in Altenberg und Sächsisch-Zinnwald als erster Schritt vermeldet werden. Um 1936 ist dann Gründung der Gewerkschaft „Zinnwalder Bergbau“ für Sächsisch-Zinnwald erfolgt. Auch im gleichen Jahr begann der Bau der Schwarzwasser-Aufbereitung in Form einer Flotationsanlage gemeinsam mit der „Zwitterstocks AG Altenberg“.

Weiterhin wurde der Ausbau und Modernisierung des Schachtkomplexes „Albert-Schacht“ mittels Seilbahn zur neuen Zentralaufbereitung realisiert. Ein Jahr später beginnt der reguläre Grubenbetrieb, der aber schon 1938 durch die Erschöpfung der bis dato vorhandenen Erzvorräte vorerst endete. Der umfangreiche Metallbedarf für die deutsche Rüstungsindustrie zog die direkte Eingliederung der Grube in einen Rüstungskomplex nach sich. Im Jahre 1941 wurde die neuerstellte, moderne Erzwäsche in Hinter-Zinnwald in Betrieb genommen. Der Betriebsleiter dieser Neuanlage war bis zum Kriegsende Bergingenieur Baumgartel. Es erfolgte aber auch eine große Rutschung der Schlammhalde ins Müglitztal. Etwa 150.000 m² der Schwarzwasser-Aufbereitungs-schlammhalde rutschten dabei ab! Ebenso begannen umfangreiche Erkundungsarbeiten im böhmischen Teil der Lagerstätte.

Ab 1942 unterstand der Zinnwalder Bergbau dem „Sachsenwerk Dresden-Niedersedlitz“. Aus einer Auflage des Reichswirtschaftsministeriums geht hervor, das der deutsche Bedarf an Lithiumrohstoffen für die Rüstungsindustrie zu decken sei und damit verbunden der Ausbau der Glimmergewinnungsanlage der Metallgesellschaft Frankfurt/ M. Zu forcieren war zusätzlich noch der Abbau Lithiumglimmer-reicher Greisen in Zinnwald. Hierzu ist ab 1943 der Grubenbetrieb im böhmischen Teil der Lagerstätte auf den nunmehr „Militärschacht“ genannten „Köppenschacht“ verlagert und die Errichtung einer modernen nassmechanischen Aufbereitung (Neuanlage) erfolgt. Auch wurden nun wieder Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt. Ein Jahr später kam der Zinnwalder Bergbau mitsamt allen Betriebspunkten unter die Aufsicht der „Sachsenerz-Bergwerks-AG Freiberg“ (Staatskonzern). Der Grubenbetrieb endete vorerst durch den Einmarsch sowjetischer Truppen aus Richtung Niklasberg (Mikulov) am 8. Mai 1945 – dem Ende des 2. Weltkrieges.

  

Cinovec – von 1945 bis heute

Der böhmische Teil der Lagerstätte, also der Bergbau in Hinter-Zinnwald, ist nach 1945 dem Přibramer Bergbau Kombinat angegliedert und als "narodni podnik" dem wieder neu ins Leben gerufenen Tschechoslowakischen Staat unterstellt worden. Noch 1945 begann der Aufbau einer rein nassmechanischen Aufbereitung, bei dem nunmehr „Rudne Doly Cinovec“ genannten Bergbaubetrieb. Sie war bis Ende 1990 mit verschiedenen Erweiterungen in Betrieb. Landschaftlich betrachtet befindet sich das ehemalige Bergbauareal heute innerhalb des großen einstweiligen Schutzgebietes der Thermalwässer von Teplice.

Gefördert wurden bis dahin jährlich etwa 52.000 Tonnen Zinn. Da die Weltmarktpreise durch billige Produktion aus Übersee immer weiter nachgaben, war der Grubenbetrieb bei weitem nicht mehr lukrativ oder wenigstens kostendeckend. Um die jährliche Jahresproduktion überhaupt zu realisieren, wurde der Grubenbetrieb jährlich mit bis zu 25 Mio. Kronen (1989) gestützt.

Nachdem durch den politischen Wandel im ehemaligen Gebiet des RGW auch der osteuropäische Markt zusammenbrach und eine Handelsverrechnung nicht mehr möglich erschien, ist durch den tschechischen Staat der Grubenbetrieb 1990 endgültig eingestellt worden. Die Aussicht, das Unternehmen privat oder in anderer Gesellschaftsform fortzuführen, scheiterte an den rund fünffachen Gestehungskosten gegenüber dem Verkaufspreis auf dem Weltmarkt und führten 1990 zum endgültigen Ende der Zinnförderung im böhmischen Teil der Lagerstätte Zinnwald nach gut 612 Jahren. Gefördert wurden in diesem Zeitraum insgesamt etwa 53 Mio. Tonnen Zinnerz.

Zum Ende des 2. Weltkrieges wurde noch die IV. Sohle im tschechischen Teil der Lagerstätte angeschlagen und der Militärschacht Ci-I war der Hauptförderschacht im tschechischen Revierteil. Zwischen 1945 und 1968 ist die Lagerstätte hier umfassend prospektiert und durch die Anlage der Sohlen V. – VII. für den Abbau vorgerichtet worden. Ab 1958 ist Cinovec dem Bergbaukombinat „Erzbergwerke Přibram“ (Rudná doly Příbram) unterstellt worden. Zwischen 1953 bis 1977 ist der Vorrat im Bereich von I. - VII. Sohle gelöscht worden und es begannen erste Stillegungsarbeiten auf diesem Niveau.

Seit 1960 wurden erneut umfangreiche Prospektionsarbeiten angefangen und deren Ergebnisse führten zur Entstehung eines neuen Grubenbetriebes im Südteil der Lagerstätte. Dabei ist die alte Ganglagerstätte durch sieben Hauptsohlen, mit der Bezeichnung I bis VII, umfassend nach Süden und in die Tiefe erweitert worden. Hinzu kamen noch zwei darunter liegende neue Hauptsohlen mit der Bezeichnung 1 und 2. Letztere beide Sohlen erschließen eben den Lagerstättenteil Cinovec-Süd. Weiterhin wurden als Hauptschächte der ehemalige „Militärschacht“ (Ci-I) tiefer geteuft und modernisiert, sowie ein weiterer Hauptschacht, der „Neuschacht“ (Ci-II) für die Seilfahrt und Förderung angelegt. Daneben sind die zwei Wetterschächte K20 225 und K 40 001 bis 1990 in Betrieb gewesen. Die III. und IV. Sohle wurde nur noch zur Entwässerung offen gehalten. Erstere entwässerte über den „Tiefen Bünau Stolln“ und auf der IV. Sohle stand eine Wasserhaltung für die Beschickung der Aufbereitungsanlagen. Die I. bis IV. Sohle ist durch Steigorte mit einer vertikalen Gesamtauffahrung von 1,1 km miteinander verbunden worden.

1977 wurde der Block 252 als Kammerbau angefangen und damit hatte die letzte Betriebsperiode begonnen. Insgesamt hinterließ die Gewinnung dort 6 einzelne Abbaukammern mit Abbauhöhen von 8 m bis 45 m, die heute mit Abraum verfüllt sind. Die Abbaumethode wurde hier auch als „Kammerbruchbau“ bezeichnet – im engeren Sinne handelt es sich um eine Art Teilsohlenabbau mit Versatz (TmV).

Die Gewinnungsarbeit wurde in den Kammern mit dem Bohrwagen „VS–1“ und auf kleinprofiligen Bereichen mit dem Bohrhammer „VK-22“ bewerkstelligt. Die Förderung erfolgte mittels gleisgebundener Hunte mit 0,6 m³ Fassungsvermögen. Außerdem kamen Bunkerlader vom Typ „NLP-15“ zum Einsatz. Zum Sprengen wurden „DEM-S“ und Gelamon, Danubit und Fels-Dynamit genutzt.

Die Erze aus Cinovec wurden hauptsächlich auf die Erzminerale Zinn und Wolfram aufbereitet. Hier kam die mehrstufige Nassaufbereitung zum Einsatz. Diese befand sich in Teplice, stammte aus den 1940er Jahren und arbeitete nach der Technologie der klassischen hydromechanischen Aufbereitung. Die Auftrennung der Erze erfolgte nass in mehreren Schritten. Zuerst wurde das Erz in einem Brecherwerk und anschließend in einer Kugelmühle zerkleinert und dann über eine zweistufige mechanische Absiebung mit Vibrationssieben geführt. Mittels Stoß- und Setzherden erreichte man eine weitere Abtrennung der unbrauchbaren Bestandteile. Dann wurden die Konzentrate noch mehrmals aufgemahlen und durch Magnetscheidung separiert, bis ein Wolfram- Zinnerz-Konzentrat entstand. Dieses Mischkonzentrat beinhaltete 28 % Zinn und 29 % Wolfram.

Sohle

Höhenlage NN

Teufe unter GOK

Auffahrungslängen

III. Sohle

755 m

83,1 m

 

IV.Sohle

728 m

113,7 m

 

1. Sohle

640 m

194,8 m

11,64 km

2. Sohle

550 m

284,0 m

9,41 km

 

Schachtanlage Höhenlage NN Teufe unter GOK Profil Aufgabe

Militärschacht

837,64 m

110,00 m ?

 

Hauptförderschacht

Neuschacht

868,10 m

140,00 m ?

Rundprofil

Wetterschacht mit Förderung

Wetterschacht K 20 225

850,71 m

 

Überhauen

Wetterschacht mit Materialförderung

Wetterschacht K 40 001

867,70 m

 

Rundprofil (gebohrt mit 180 cm Durchm.)

Bewetterung

Unvollständige Übersicht zu den Höhen von Sohle und Schächten und deren Aufgabe.

  

Für die Bewetterung der Grube stand auf Sohle von Wetterschacht K 20 225 der Hauptgrubenlüfter mit einer Leistung von 4.500 m³/min. Im Winter sind die Frischwetter mittels Heizgeräten erwärmt worden, um Vereisungen zu vermeiden. Für die Bewetterung sind der „Militärschacht“ (Ci-I) und Ci-II, sowie drei Wetterschächte in Benutzung gewesen. Dabei dienten Ci-I und Ci-II als Abwetterschächte.

 


Ansicht des „Militärschachtes“ während der Abrißarbeiten 2012
  

Ansicht des „Militärschachtes“ während der Abrißarbeiten 2012
  

Ansicht des „Militärschachtes“ während der Abrißarbeiten 2012

  

Zinnwald – von 1945 bis heute

Auf der sächsischen Seite der Lagerstätte erfolgte 1945/46 die Demontage der unter- und übertägigen Betriebsanlagen im Auftrag der sowjetischen Besatzungsmacht als Reparationsleistungen für die umfangreichen Kriegsschäden. Im selben Zeitraum nahm die Ausweisung der deutschstämmigen Bevölkerung aus den ehemals sudetendeutschen Gebieten auf der Grundlage der Beneš-Dekrete in der Tschechoslowakei ihren Anfang und war bis Ende 1948 abgeschlossen. Etwa 30 bereits ausgewiesene deutsche Ingenieure und spezialisierte Bergleute der früheren Gewerkschaft Zinnwalder Bergbau unterstützten aber auf Wunsch der tschechischen Seite und mit Billigung der sowjetischen Militäradministration freiwillig die Einarbeitung der neuen tschechischen Grubenleitung in ‚Cinvald’ (1945/ 46).

Der sächsische Teil der Lagerstätte ist von 1954 bis 56 durch die „Staatliche Geologische Erkundung“ nochmals auf Lithiumerze prospektiert worden. Gut 10 Jahre später erfolgte der Beginn der bergmännischen Verwahrungsarbeiten im deutschen Teil der Zinnwalder Grube durch die Bergsicherung Freital (Beendigung 1994).

Um 1978 stand parallel der Produktionsbeginn im tschechischen neuen Lagerstättenteil Cínovec-Jíh (Süd) an, wo die Gewinnung noch bis 1990 weitergeführt wurde. Um 1987/89 ist noch einmal eine Geologische Erkundung auf Zinnerze im sächsischen Lagerstättenteil erfolgt, deren Ergebnisse in einige publizierte Gutachten mit einfloß.

Die Erteilung der bergrechtlichen Erlaubnis zur Aufsuchung im Jahr 2007 an das kanadische Unternehmen TINCO Exploration Inc., Vancouver (27.11.2007) ist einer der jüngsten Versuche, auf Basis früherer Prospektionen und wegen der momentan sehr hohen Rohstoffpreise die Produktion noch einmal aufzunehmen Das erteilte Erlaubnisfeld beinhaltet große Teile der Lagerstätte auf deutscher Seite. Bergbauliche Arbeiten wurden in den Jahren 2008 bis 2011 für die Herstellung einer dauerhaften und sicheren Grubenwasserableitung aus der Lagerstätte durchgeführt, indem der „Tiefe Hilfe Gottes Stolln“ saniert wurde. Ein Jahr später erfolgte eine Beantragung der bergrechtlichen Erlaubnis zur Aufsuchung für alle nicht durch Rechte Dritter belegter Teile auf deutschem Staatsgebiet durch die Solar World AG, Bonn (24.11.2010).

  


Aufstellfläche für Bohrgerät nach Beendigung der Erkundung für die Solar World AG, Bonn, auf böhmischer Seite der Lagerstätte Zinnwald/Cinovec.
  

Versiegeltes Bohrloch.

     

kurze Auswahl der verwendeten Quellen:

  • Auswertung der Jahrbücher für den Berg- und Hüttenmann von 1827 – 1944

  • Rudolf Schumann: Manuskripte zur Bergbaugeschichte des Osterzgebirges

  • Sächsischer Rohstofftag 2010 Exkursion: Das Revier Altenberg - Historie, Gegenwart, Zukunft

  • Dipl.-Geol. Kersten Kühn und Dr. rer. nat. Dipl.-Geophys. Jürgen Hartsch: Lagerstätte Zinnwald/Cínovec, ARCADIS Deutschland GmbH

  • RNDr. Vladimír Šrein, Csc: Ložisko Cínovec, Česká geologická služba, Klárov 3, 118 21 Praha 1 - in einer Übersetzung von Dr. Lutz Baldauf

  • Erläuterungen zur Karte "Mineralische Rohstoffe

  • Erzgebirge-Vogtland/Krušné hory 1 :100000",Karte 2: Metalle, Fluorit/Baryt - Verbreitung und Auswirkungen auf die Umwelt von Günter Hösel, Gerhard Tischendorf, Jürgen Wasternack unter Mitarbeit von Karel Breiter, Ewald Kuschka, Werner Pälchen, Günter Rank und Miroslav Štemprok Freiberg, 1997

  • www.zinnwald.de,

  • http://de.wikipedia.org/wiki/Zinnwald-Georgenfeld

  • www.besucherbergwerk-zinnwald.de

  • Motok-Lithium-Bureau-of-Mines-Circular-1946

  • K.H. Wedepohl: The composition of the continental crust. Geochimica et Cosmoschimica Acta (1995) 59/7, S. 1217–1232 (Clarke-Werte)