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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Juli 2015.

Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom Juli 2015 vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen.

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-78860

  

Was sie suchten... Hier gibt es einige sächsische Uranminerale zu sehen.
Gangtyp
Schwarzschiefertyp
Sandsteintyp
 
Lignittyp (Erzkohlen) 
Vulkanittyp (bisher nur erkundet)
Andere Lagerstätten in Deutschland und weitere Lagerstättentypen weltweit

 

Wo die "Sonnensucher" suchten:
Die sächsisch-thüringischen Uranerzlagerstätten
 

 

Sie war einer der größten Uranerzproduzenten der Welt und lieferte allein etwa ein Drittel des in der Zeit von 1945 bis 1990 im Einflußbereich der damaligen UdSSR insgesamt geförderten Urans: Die Wismut.

Die letzte Unternehmensbilanz der damaligen SDAG Wismut führte gelöschte (also abgebaute oder nicht mehr bauwürdige) Vorräte von 251.000 t Uran1) auf, daneben Bilanzvorräte von 57.922 t und prognostische Ressourcen von weiteren 74.079 t Uran. Die belegte Erzförderung betrug zirka 230.400 t Uran. Das waren im Zeitraum von 1946 bis 1990 zirka 13% der Gesamtweltproduktion !  Bei Elementgehalten im Fördererz zwischen 0,07% und 0,1% = 1.000 ppm (Angabe für das Ronneburger Erzfeld) kann man sich ausrechnen, welche ungeheuren Mengen Gestein dazu bewegt werden mußten. 

Wo kam diese gewaltige Menge Erz her ?

Ohne die dazu schon vorliegenden, umfangreichen Publikationen abschreiben zu wollen, wollen wir versuchen, im Folgenden eine kurze Darstellung der wesentlichen Uranerzreviere zu geben und uns dabei vor allem auf ihre geologischen Unterschiede konzentrieren. Immerhin baute die Wismut in vier unterschiedlichen Lagerstättentypen Uranerz ab.

Aber der Reihe nach. Zunächst also einmal: Wo. Dazu eine kleine Übersichtskarte unseres Freistaats. (Anmerkung: An dieser Stelle überschreiten wir ausnahmsweise einmal die Grenzen unseres Freistaats, denn rund die Hälfte der Uranerzproduktion kam nun mal aus Ostthühringen. Es gab in Thüringen weiter westlich noch mehrere, kleinere  Erkundungsobjekte, wie Dittrichshütte, Rudolstadt oder Schleusingen, aber die paßten auf die Karte von Sachsen nun wirklich nicht mehr drauf. Auch die zahlreichen Erkundungsobjekte im Erzgebirge stellen wir darin nicht alle dar. Im geologischen Archiv der Wismut sind allein über 60.000 Erkundungsbohrungen dokumentiert - das würde weiß Gott zu unübersichtlich...)

 

1) Obwohl in der DDR nie reines Uranmetall produziert wurde, beruhte die Klassierung und Aufbereitung der Erze gewöhnlich auf der Bestimmung ihres Element- (Uran-) Gehaltes. Der ließ sich anhand der Messung der natürlichen Gammastrahlung des Urans nämlich sehr einfach bestimmen.

  


Eine kurze Übersicht der wichtigsten Standorte der SAG/SDAG Wismut: Wo Schlägel und Eisen noch aufrecht stehen, wurde zumindest bis 1989 noch gefördert. Das umgekehrte Symbol weist auf die größeren "Altstandorte" - eingestellte Abbau- oder Erkundungsreviere bis Anfang der 1960er Jahre hin. Einzelne dieser Standorte wurden nach 1963 auch anderweitig nachgenutzt: Der Tagebau Culmitzsch z.B. als "Industrielle Absetzanlage" (IAA). Nicht ohne Grund ist auch Jachymov (Joachimsthal) auf böhmischer Seite des Erzgebirgskamms dargestellt.

    

 

 

Gangtyp (hydrothermale Ganglagerstätten des Erzgebirges)
 

Ihren Ausgangspunkt nahm der Uranerzbergbau in der sowjetischen Besatzungszone in den schon vor 1945 bekannten Erzbergbaurevieren des westlichen und mittleren Erzgebirges. Das "Gewinnungsobjekt 01" umfaßte Johanngeorgenstadt, Objekt 02 Oberschlema und 03 Schneeberg.

Auch bei Annaberg-Buchholz (Objekt 04), Niederschlag-Bärenstein (Objekt 07), Schwarzenberg-Langenberg (Objekt 08) und Marienberg (Objekt 22) und natürlich auch in Freiberg (Objekt 26) erfolgten bergmännische Revisions- und Untersuchungsarbeiten und Abbau von aufgefundenen Uranerzen. In diesen alten Bergrevieren konnte die Sowjetische Militäradministration wenigstens zum Teil auf die noch vorhandene bergbauliche Infrastruktur und auf noch vorhandenes Fachpersonal zurückgreifen.

Von Anfang an wurden aber auch umfangreiche Erkundungsprojekte aufgelegt, in deren Ergebnis u. a. bereits 1949 die Teillagerstätte Niederschlema-Alberoda oder die Lagerstätten Pöhla-Globenstein und Hämmerlein-Tellerhäuser (Objekt 08/103) entdeckt wurden. Andere Erkundungsobjekte erbrachten keine oder nur geringe wirtschaftliche Resultate und wurden sukzessive wieder eingestellt (Aue, Bärenstein, Bernsbach u. a.). In einigen dieser Erkundungsgebiete erfolgten später in den 1960er Jahren aber nochmals Untersuchungen durch den VEB Geologische Forschung und Erkundung (GFE) auf andere Buntmetallerze und Stahlveredler, wie Zinn- und Wolframerze (Aue) oder auf Spatvorkommen (Niederschlag).

Die wirtschaftlich bedeutsamen und bis 1990 in Abbau stehenden Gruben der SDAG Wismut (vor allem Schlema-Alberoda und Pöhla) waren zuletzt zum Bergbaubetrieb 09 mit Sitz in Aue zusammengelegt.

Alle diese Vorkommen und Lagerstätten gehören nach heutiger Klassifikation dem "Gang-Typ" - also (bei uns überwiegend hydrothermalen) Erzgängen - an. Die Varisziden Zentraleuropas gelten als die größte Lagerstättenprovinz dieses Typs weltweit, innerhalb der das Westerzgebirge die weltweit größten Lagerstätten dieser Art besaß. Inzwischen müssen wir an dieser Stelle das Präteritum verwenden, denn die westerzgebirgischen Lagerstätten gelten als weitgehend erschöpft.

Die Ganglagerstätten des Urans werden in verschiedene Untertypen unterteilt:

  • intragranitische Gänge (z. B. bei Autun im französischen Zentralmassiv),

  • gangförmig vererzte Störungs- und Scherzonen (z. B. Přibram, böhmisches Massiv, Kongo) und

  • Gänge im Exokontakt von Granitkörpern, darunter:
    - Uran-Quarz-Karbonat-Gänge (Erzgebirge, böhmisches Massiv) und
    - uranführende polymetallische Gänge (Erzgebirge, Saskatchewan, Kanada)

Die hydrothermalen Gänge sind deutlich jünger als die Granite, die im Wesentlichen in der spätvaristischen Phase (Oberkarbon) intrudierten. Die Granite bildeten aber Quelle des Urans. Die hydrothermalen Gänge bildeten sich dagegen vor etwa 280 Millionen Jahren während einer Extensionsphase. Dabei öffneten sich Kluftsysteme und hydrothermale Lösungen mobilisierten das Uran aus dem Granit, das dadurch angereichert und an anderer Stelle wieder ausgefällt wurde.

Im Westerzgebirge folgten nach der Bildung der zunächst weitgehend monometallischen Uran-Quarz-Karbonat- Gänge weitere Vererzungsphasen, bei denen zuerst Magnesium metasomatisch das Calzium ersetzte (Bildung von Dolomit) und später Selen, Kobalt, Nickel, Wismut, Arsen und Silber in die Gänge eingetragen wurden (BiCoNi-Formation). Bei diesen Ereignissen wurde Uran im großen Maßstab aus den alten Gängen umgelagert, aber kein neues Uran mehr zugeführt.

In der folgenden Karte legen wir einmal die geologische Karte (ohne känozoische Bedeckung) unter unsere Lageskizze von oben. Der Blick auf die Karte zeigt uns sofort, daß sich die Mehrzahl der erzgebirgischen und vogtländischen Lagerstätten westlich und östlich des Eibenstocker und Bergener Granites aufreihen. Das Erkundungsobjekt Hauptmannsgrün-Neumark liegt nördlich des Kirchberger Granits in dessen äußerer Kontaktzone. Auch die kleinen Objekte Sadisdorf, Niederpöbel und Bärenhecke im Osterzgebirge ordnen sich um den Schellerhauer Granit herum an.

 


Wir legen mal die alte "Geologische Übersichtskarte der Bezirke Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt" unter unsere Karte der Wismut-Standorte. Ich weiß auch, daß sich die geologische Interpretation seit dieser Ausgabe von 1980 verändert hat, aber erstens bin ich die Karte noch gewohnt und zweitens verklagt uns die DDR nicht mehr, wenn wir die ungefragt verwenden. Und die wesentlichen Struktureinheiten bildet sie natürlich immer noch ab. Die Legende haben wir entsprechend ergänzt (Bildmitte unten) und einige Störungssysteme etwas hervorgehoben. Der kleine Geologenhammer verweist auf die Erkundungsobjekte aus der Karte oben.

  

Interessant an den Lagerstätten im Erzgebirge und böhmischen Massiv ist deren Bindung an überregionale Störungszonen. So ordnen sich die Lagerstätten Příbram und Jáchymov auf tschechischer Seite sowie Johanngeorgenstadt, Pöhla, Schneeberg-Schlema-Alberoda, Neumark-Hauptmannsgrün und Ronneburg auf deutscher Seite alle entlang der Gera-Jáchymov Störungszone an.

Die Lagerstätten Rožná-Olší, Stráž pod Ralskem in Böhmen, Königstein und Freital, sowie Delitzsch in Nordwest- Sachsen reihen sich dagegen entlang des ebenfalls herzynisch streichenden Elbe- Lineaments auf, allerdings ist hier nur erstgenannte Lagerstätte vom Gangtyp.

Eine kombinierte Lagerstätte stellte das Erzfeld Pöhla (Objekt 29) dar. Es erstreckte sich im westerzgebirgischen Abschnitt der Fichtelgebirgs-Erzgebirgs-Antiklinale von der südlichen Umrandung der Schwarzenberger Augengneiskuppel bis in die flache Mulde der "Brachysynklinale" bei Tellerhäuser. Dieses Gebiet wird größtenteils aus kristallinen Schiefern, vor allem Glimmerschiefern mit Einlagerungen von mehr oder weniger verskarnten Karbonatgesteinen, Quarziten, Gneisen und Amphiboliten aufgebaut. Durch die Intrusion der Granite sind die umgebenden Gesteine kontaktmetamorph und hydrothermalmetasomatisch verändert.

Außer einer hydrothermalen Uran- (Quarz-Karbonat-) Gangmineralisation tritt im Bereich der Skarnlager eine komplexe stratiforme Vererzung mit Zinn als Hauptkomponente auf. Die Skarnbildung wurde mit einer Amphibol-Magnetit-Mineralisation abgeschlossen. Hier treten gehäuft auch Buntmetall-Sulfide auf, in erster Linie Sphalerit. Daneben hat eine Vergreisenung innerhalb des Erzfeldes bereichsweise vor allem Skarne, verskarnte und biotitisierte Schiefer und teilweise auch Granite überprägt. Am intensivsten ist sie in den Skarnen ausgebildet, womit die Bildung einer Zinn- und Wolframvererzung verknüpft ist. Am deutlichsten sind Greisenbildungen in einer zirka 300 m bis 400 m breiten Zone um den Granitkontakt festzustellen. Sie äußern sich dabei vor allem in der Verdrängung von Pyroxen, Granat und Amphibolen durch Serizit und Fluorit. Mit diesen Greisenbildungen sind Gänge und Trümer mit Quarz, Muskowit, Topas, Siderophyllit, Fluorit, Chlorit, Albit, Sulfiden und Kassiterit und z. T. Scheelit verknüpft.

In den Skarnlagern von Pöhla-Globenstein wurde eine disperse Wolframvererzung angetroffen, die überwiegend (zu zirka 80 %) als Scheelit vorliegt. Sie war bereits Gegenstand einer neuen Aufsuchungsgenehmigung, eine Gewinnung ist jedoch bisher nicht erfolgt. Magnetitkörper, die bis über 1.000 m² Fläche und Mächtigkeiten von einigen Metern aufwiesen, wurden dagegen im Umfeld der Lagerstätte bereits in früherer Zeit (Breitenbrunn), in den 1960er Jahren versuchsweise auch in den Teillagerstätten Pöhla-Globenstein und in den 1980er Jahren in Tellerhäuser (Lager „D“) im Rahmen eines „Neben-Abbaus“ abgebaut. Ebenso erfolgten Versuche zur Zinnerzgewinnung. Die "Zinnkammern" Pöhla sind gegenwärtig als Besucherbergwerk noch befahrbar.

Trotz ihrer historischen Bedeutung und einer Produktion von zirka 80.000 t (Schneeberg-Schlema-Alberoda) bzw. 45.000 t Uran (Příbram) spielt der Gang-Lagerstättentyp heute weltweit kaum noch eine wirtschaftliche Rolle. Dies liegt neben der Erschöpfung dieser Lagerstätten aber vor allem an den schwierigen technischen Bedingungen im Gangerzbergbau, da die schmalen Erzkörper kaum Platz für einen effizienten Abbau unter ökonomischen Aspekten lassen. Die Gänge der Lagerstätte Schneeberg-Schlema-Alberoda sind in der Regel nur zwischen 5 cm und 30 cm mächtig, nur selten wurden Mächtigkeiten von mehr als einem Meter beobachtet. Auch ist die Verteilung des Erzes sehr unregelmäßig: Reicherzzonen mit bis zu einigen Prozent Erzgehalt wechseln innerhalb der Gangfläche mit großen tauben, uranerzfreien Bereichen ab. In Schneeberg-Schlema-Alberoda waren uranführende Gänge im Mittel nur auf zirka 5% der Gangfläche mit Uran bauwürdig vererzt, in Jáchymov waren es 8% und in Přibram 12% der Gangflächen.

Es sei weiter auch darauf verwiesen, daß die Gruben in Alberoda und Přibram mit etwa 2.000 m Teufe zu den tiefsten Bergwerken der Welt zählten. Aufgrund der radioaktiven Wärmeproduktion der unweit benachbarten Granite werden hier auch etwas erhöhte geothermische Gradienten festgestellt. In Alberoda wurden daher auf der 1.800-m-Sohle Gebirgstemperaturen von bis zu +63°C gemessen. Der technische Aufwand (Bewetterung, Kühlung), um dort überhaupt arbeiten zu können, war gigantisch und im Nachhinein völlig unwirtschaftlich.

 

Lagerstätte bzw. Erkundungsobjekt Betriebszeit
 
gelöschte Vorräte
(t U)
Ressourcen
(t U)
Breitenbrunn (Margarethe) 1946 - 1951 7,0 0,0
Schneeberg 1946 - 1956 210,0 0,0
Johanngeorgenstadt 1946 - 1958 3.585,0 0,0
Oberschlema 1946 - 1960 7.099,0 0,0
Marienberg  1947 - 1954 121,0 0,0
Niederschlag-Bärenstein 1947 - 1954 133,0 0,0
Neuoberhaus 1947 - 1955 62,0 0,0
Seifenbach 1947 - 1955 230,0 0,0
Annaberg-Buchholz 1947 - 1958 450,0 0,0
Schwarzenberg-Langenberg 1947 - 1959 1.347,0 0,0
Freiberg  1948 - 1950 5,4 0,0
Niederpöbel 1948 - 1953 30,0 0,0
Erla-Crandorf  1948 - 1954 12,3 0,0
Rittersgrün (Segen Gottes) 1948 - 1954 20,4 0,0
Tannenbaum (Lagerst. September) 1948 - 1955 90,0 0,0
Bärenhecke 1949 - 1954 44,,2 0,0
Gottesberg 1949 - 1955 56,4 0,0
Lagerstätte Mai 1949 - 1955 50,0 0,0
Rabenberg (Lagerst. Juni) 1949 - 1955 32,0 0,0
Antonsthal (Weißer Hirsch) 1949 - 1959 748,0 0,0
Bergen 1949 - 1959 162,0 0,0
Schneckenstein 1949 - 1959 953,0 0,0
Zobes - Mechelgrün 1949 - 1963 4.673,0 0,0
Niederschlema-Alberoda 1949 - 1990 80.414,0 6.049,0
Bernsbach 1950 - 1951 0,0 4.000,0
Halbemeile (Unruhe) 1950 - 1953 47,0 0,0
Bermsgrün 1950 - 1953, 1956 2,1 0,0
Raschau (Lagerst. August) 1950 - 1954 22,0 0,0
Tellerhäuser (Stollngrube) 1950 - 1954 42,0 0,0
Globenstein 1957 - 1960 0,6 0,0
Pöhla 1957 - 1990 1.217,0 0,0
Pöhla-Hämmerlein 1980 - 1990 12,8 0,0
Pöhla, NW-Flanke 1980 - 1990 0,0 6.050,0
Pöhla-Tellerhäuser 1983 - 1990 1.204,0 5.343,0
       
sonstige prognostische Vorräte im Erzgebirge   0,0 16.350,0
Gesamt   103.082,2 37.793,0

Wie man sieht, entstammte also etwa die Hälfte der Gesamtproduktion von 230.400 t U den erzgebirgischen Ganglagerstätten, davon allein knapp 80% aus der Lagerstätte Niederschlema-Alberoda. Zieht man die prognostischen Vorräte von den verbliebenen Ressourcen noch ab, errechnet sich, daß im Erzgebirge rund 83% der Gesamtvorräte bereits abgebaut sind. (Die Zahlen entstammen Wikipedia - dort gibt es allerdings offenbar ein paar Übertragungsfehler, denn z. B. ist das "Erzfeld Niederschlema" zweimal mit abweichenden Zahlen aufgeführt.)

 

     

 

 

Schwarzschiefertyp (Erzfeld Ronneburg)
 

Der Blick auf unsere kleine geologische Übersichtskarte zeigt uns auch, daß die Gera-Jachymov-Störungszone natürlich nach Nordwesten aus dem Vogtländischen Schiefergebirge hinaus und bis in das östliche Thüringer Becken hinein greift. Hier befinden wir uns im Tafelstockwerk und weit und breit sind keine Granite zu sehen. Auch die Lagerstätte Königstein befindet sich mitten im Elbsandsteingebirge. Dies führt uns zu zwei anderen Lagerstättentypen.

Wirtschaftlich am bedeutendsten sind die Lagerstätten vom sogenannten "Schwarzschiefer-Typ". Diesem Typ gehörte die Lagerstätte Ronneburg mit den Schachtanlagen in Schmirchau, Reust, Paitzdorf, Beerwalde und Drosen sowie dem Großtagebau Lichtenberg bei Ronneburg an. Auch das erkundete Uranerzvorkommen Hauptmannsgrün-Neumark zwischen Zwickau und Reichenbach gehört diesem Typ an.

Uranvorkommen in Schwarzschiefern stellen meist sehr große Urananreicherungen, jedoch mit niedrigeren Erzkonzentrationen dar. Die weltweit bekannten Vorkommen sind daher zumeist als "potentielle" zukünftige Uranressourcen zu sehen, da sich ihr Abbau nur bei hohen Rohstoffpreisen lohnt.

Diese Lagerstätten entstehen am Meeresboden unter euxinischen (sauerstofffreien) Bedingungen. Dort lagern sich tonige Sedimente mit hohen Gehalten an organischen Material ab, welches durch den fehlenden Sauerstoff nicht zu CO2 umgesetzt werden kann. Dieses kohlenstoffreiche Material reduziert im Meerwasser gelöstes Uran, wodurch es ausfällt und sich in den Sedimenten anreichert.

Die Lagerstätte Ronneburg in Thüringen wurde ab 1949 erkundet und stellte eine besondere Form dieses Vererzungstyps dar. Sie ist bis heute auch die einzige bedeutende, abgebaute Schwarzschiefer-Uranlagerstätte weltweit.

Regionalgeologisch gehört die Lagerstätte Ronneburg zum Thüringischen Schiefergebirge, welches durch die in Analogie zu Sachsen als sudetisch einzustufende Hauptfaltung in erzgebirgisch streichende Großfalten mit 15 km bis 25 km Breite gegliedert ist. Eines dieser Faltenelemente ist das Bergaer Antiklinorium, in dessen als "Ronneburger Horst" bezeichnetem Nordostbereich der Hauptteil der Lagerstätte liegt.

Wie die großen Ganglagerstätten des Westerzgebirges liegt sie gleichzeitig auf der Gera-Jáchymov-Störungszone. Hydrothermale Prozesse führten hier zu einer Umlagerung des Urans in den ohnehin uranreichen, ordovizischen und silurischen Kiesel-, Alaun- und Tonschiefern und reicherte diese weiter an. So ist das Uran nicht nur feindispers verteilt in den Schiefern zu finden, sondern auch in kleinen Gängchen sowie in brekziierten Zonen. Zusammen mit dem Uran wurden ferner auch Sulfide und Arsenide ausgefällt, die man als Markasit, Pyrit und Chalkopyrit sowie Löllingit im Gestein findet. Auch in die marinen Sedimentgesteine eingeschaltete Diabase sind vererzt.

Der teilweise hohe Sulfidgehalt führte in Ronneburg zu dem Problem, daß im Kontakt mit Luftsauerstoff Oxydationsprozesse in Gang kamen, welche ein stark saures Milieu und nicht unerhebliche Gesteinstemperaturen bewirkten. Durch die Umsetzung von Eisensulfiden in Hydroxide unter Freisetzung von Schwefelsäure waren besonders sulfidreiche Schichten braun verfärbt ("Lederschiefer") und teilweise stark zersetzt.

Die Produktion des gesamten Reviers lag zwischen 1950 und 1990 bei rund 113.000 t Uran mit durchschnittlichen Urangehalten der Fördererze zwischen 0,07% und 0,11%. Damit handelte es sich um eines der größten Uranvorkommen der Erde. Weitere rund 87.243 t Uran (zzgl. kleiner Vorkommen und Lagerstätten, wie Hauptmannsgrün-Neumark) mit Erzgehalten zwischen 0,02% und 0,09% wurden 1990 noch als erkundete oder vermutete Ressourcen ausgewiesen, zirka 43% der Gesamtvorräte wären also noch da.

 

Teillagerstätte gelöschte Vorräte (t U) Ressourcen (t U)
Schmirchau / Reust 65.264,9 8.144,7
Paitzdorf  22.562,5 6.186,5
Beerwalde / Korbußen  7.658,4 15.912,7
Drosen 3.137,7 26.858,4
Tagebau Stolzenberg 175,5 0,0
Tagebau Lichtenberg 14.115,3 0,0
Kauern / Lichtenberg Nord 0,0 683,0
Flankenbereiche Paitzdorf 0,0 367,0
Zeitz-Baldenhain 0,0 16.000,0
Prehna 0,0 8.531,0
Untitz 0,0 2.000,0
Crimmitzschauer Störungszone 0,0 2.560,0
Hauptmannsgrün-Neumark 0,0 2.270,0
Rudolstadt 0,0 1.300,0
Gesamt 112.914,3 90.813.3

       (Die Zahlenangaben in der Tabelle entstammen überwiegend der Wismut-Chronik.)

Kleinere Vorkommen dieses Lagerstättentyps wurden ferner im nordwestlichen Vogtland (Hauptmannsgrün-Neumark), im Thüringer Wald (Steinach, Dittrichshütte (1949 Objekt 27, ab 1952 Objekt 41), sowie Schleusingen, Ruhla u. a.) sowie in Randbereichen des Thüringer Beckens (Orlamünde und Rudolstadt von 1969 bis 1974) untersucht.

Darunter ist die Lagerstätte Hauptmannsgrün-Neumark noch eine der größeren und hinsichtlich ihrer geologischen, mineralogischen und tektonischen Stellung mit der Uranvererzung des Ronneburger Erzfeldes am besten vergleichbar. Sie unterscheidet sich von ihm jedoch durch eine geringere tektonische Beanspruchung der für die Erzbildung günstigen Gesteine.

Bereits seit 1951 wurden im Gebiet Hauptmannsgrün-Neumark periodisch Such- und Erkundungsarbeiten durchgeführt. Im Zeitraum 1968 bis 1973 erfolgten nochmals umfangreiche Such- und Erkundungsarbeiten. Die Lagerstätte liegt an der Südost-Flanke des Vogtländischen Synklinoriums mit unterpaläozoischen Gesteinen und wird durch Sattel- und Muldenstrukturen charakterisiert. Am geologischen Aufbau des Lagerstättengebietes sind schwach metamorphe sandig-tonige und karbonatische Gesteine des Ordoviziums, Silurs und Devons sowie magmatische Bildungen des Oberdevons beteiligt. Bei der Erkundung wurden zwei sich voneinander unterscheidende Typen der Uranvererzung festgestellt: Zum einen die seltener anzutreffende Uraninit-Karbonat- und zum anderen eine Uraninit-Pyrit- Vererzung. Die Verteilung der Vererzung mit bauwürdigen Urangehalten ist kompliziert und stark absetzig.

Die Erkundungsobjekte im Thüringer Wald und am Südwestrand des Thüringer Beckens sind in unseren Karten nicht dargestellt. Ihre Erkundung erfolgte im Wesentlichen in zwei Etappen 1949 bis 1953 und ab 1962. In der auf größere Flächen und Teufen angelegten Erkundungsetappe 1962 bis 1967 konnten - vorwiegend im Bereich des Schwarzburger Sattels - jedoch nur kleine Uranvorkommen vom Ronneburger Typ nachgewiesen werden. Urananreicherungen im Bereich silurischer Alaun- und Kieselschiefer bestanden nur oberflächennah auf eng begrenztem Raum und mit großer Absetzigkeit. Die uranhöffigsten Schichten bildeten die Alaun- und Kieselschiefer des Silurs bei Rudolstadt. Die größten Urananreicherungen lagen dabei im Hangendteil des ordovizischen Lederschiefers und nur in unbedeutendem Umfang in den angrenzenden unterdevonischen Schichten. Auch die Sucharbeiten in der „Liparitformation" des Thüringer Waldes wurden im Jahr 1973 eingestellt, da keine Uranlagerstätten aufgefunden wurden.

Die hier aufgeführten Objekte stellen mit Vorräten < 3.000 t vergleichsweise kleine Uranerzvorkommen dar, die gegenwärtig nicht wirtschaftlich gewinnbar sind. Eine Erzförderung erfolgte an diesen Standorten nur in geringem Umfang, bei Wikipedia werden angegeben:

  • Steinach: 43,6 t U,
  • Schleusingen: 14,0 t U und
  • Dittrichshütte: 113,0 t U. 

Die größeren Vorkommen gehen in die prognostischen Vorräte mit ein.

 

 

 

 

Sandsteintyp (Königstein, Culmitzsch)
 
Ebenfalls sedimentären, jedoch terrestrischen Ursprungs sind die Lagerstätten des so genannten "Sandstein-Typs". In älterer Literatur werden diese Lagerstätten auch als "red-bed-Typ" oder "channel fillings" bezeichnet, da die höchsten Urankonzentrationen zumeist innerhalb von durch Eisenoxidgehalte rötlich gefärbten Sandsteinen und dort in ehemaligen Gewässerbereichen mit adsorptionsfähigen Tonanteilen und hohen Kohlenstoffgehalten gebunden sind (vgl. Baumann et alii, Einführung in die Geologie und Erkundung von Lagerstätten, 2. Auflage 1982, S.164f). Diesem Typ gehörten die Lagerstätte Königstein im Elbsandsteingebirge und die Tagebaue Culmitzsch, Trünzig / Sorge und Gauern in Südostthüringen an.

Die Lagerstätte Königstein wurde erst in den 1960er Jahren entdeckt und ab 1964 erschlossen. Am Ostrand des Pirnaer Beckens - einer Randmulde des Elbtalgrabens - wurden bauwürdige Uranerzanreicherungen innerhalb kreidezeitlicher (Cenoman, Turon) Sandsteine aufgefunden. Bereits ab 1966 wurden zunächst Reicherzzonen im ein- oder mehrscheibigen Kammerpfeilerbau-Verfahren gewonnen.

Die Uranvererzung war feindispers in den Sandsteinen verteilt und im Wesentlichen an die cenomane Sedimentation gebunden. Die Vererzungen traten sowohl stratiform als linsenförmige Körper als auch kluftgebunden auf. Mineralogisch wurden Uraninit (als Uranschwärze), Coffinit und zahlreiche Sekundärminerale nachgewiesen.

Die Mächtigkeit der Erzkörper betrug 0,5 m bis 1,0 m, stellenweise bis 2,5 m. Der Urangehalt schwankte in den Grenzen von 0,03% bis 0,08% und erreichte in einzelnen Gebieten  bis zu 3,0% U3O8. Relativ hohe Urangehalte wurden vor allem in der Nähe zum wasserführenden Horizont gefunden.

Aufgrund der überwiegend nur geringen Erzgehalte, des hohen Ausbauaufwandes und günstiger geologischer Bedingungen durch die meist permeablen Sandsteine führte man in Königstein nach dreijährigen Versuchsarbeiten 1972 die Untertagelaugung mit verdünnter Schwefelsäure ein. Wo die Permeabilität durch zu hohe Tonanteile nicht ausreichte, wurden die einzelnen Abbaublöcke durch Sprengungen aufgelockert ("magaziniert"). In den 1980er Jahren wandte man dieses Verfahren auch übertage auf Armerzhalden an.

Zeitraum
 
konventionelle Förderung
(t U)
Laugung
(t U)
1966 - 1970 1.594,2 21,5
1971 - 1975 4.943,5 664,6
1976 - 1980  4.176,7 996,6
1981 - 1985 1.343.8 1.859,8
1986 - 1990 0,0 2.209,2
1991 - 1995 (Sanierungsbergbau) 0,0 717,0
Gesamt 12.058,2 6.468,7
    18.526,9

Die noch vorhandenen Ressourcen in der Lagerstätte Königstein belaufen sich auf zirka 7.381,0 t Uran - etwa 25% der Gesamtvorräte. (Die Zahlenangaben n der Tabelle entstammen der Wismut-Chronik.)

Der Culmitzscher Lagerstättenkomplex liegt auf der Hochfläche des Ostthüringer Schiefergebirges und greift im Südosten auf das Gebiet des Freistaates Sachsen über. Uranfunde im Buntsandstein südwestlich des Thüringer Waldes in der Zeit bis 1950 gaben Anlaß für Sucharbeiten des Objektes 47 in analogen Gesteinen Ostthüringens. Zwischen Gera und Sorge wurden daraufhin innerhalb des "Culmitzscher Halbgrabens" abschnittsweise bauwürdige Uranvererzungen mit Gehalten zwischen 0,05% und 0,08% innerhalb paralischer, sandig-schluffiger Zechstein- und Rotliegendsedimente festgestellt.

Die Hauptmenge der Uranerze trat in dunkelgrauen, kohlenstoffreichen Tonsteinen, die mit Sandsteinen und Dolomiten wechsellagerten, in Form feindisperser Uranschwärze auf. Mit steigendem Sand- und Karbonatgehalt im Schichtpaket sank der Urangehalt schnell ab. Aufgrund der relativ geringen Tiefenlage wurden die Erzlager im Tagebau gewonnen. Die Teillagerstätte "Gera-Süd" wurde nicht vollständig abgebaut.

Teillagerstätte
 
gelöschte Vorräte
(t U)
Ressourcen
(t U)
Sorge / Trünzig 2.292,4 0,0
Culmitzsch 9.216,6 0,0
Gauern 427,7 0,0
Gera Süd 19,4 3.350,0
Gesamt 11.956,1 3.350,0

        (Die Zahlenangaben in der Tabelle entstammen der Wismut-Chronik.)

 

 

 

 

Lignittyp (Erzkohle in Freital-Gittersee)
 

Einen haben wir noch: Wieder ganz anders geartet nämlich ist die Lagerstätte in Freital und Dresden-Gittersee. Hier ging bereits seit langer Zeit im Bereich des Döhlener Beckens am Westrand des Elbe-Lineaments Steinkohlenbergbau um. Wie schon mehrfach vernommen, kann der Kohlenstoff eine Änderung des geochemischen Milieus und damit eine Ausfällung von Schwermetallsulfiden und Uranoxid bewirken.

Sulfidgehalte in (Stein- und Braun-) Kohlen sind sehr verbreitet und u. a. Ursache für den "sauren Regen". Bei der Verbrennung der Kohle werden auch die enthaltenen Sulfide oxidiert und der Schwefel als SO2 mit den Rauchgasen abgegeben. In der Atmosphäre reagiert das Schwefeldioxid dann mit Wasserdampf zu Schwefliger Säure.

Innerhalb der Steinkohlenlagerstätte baute der Bergbaubetrieb "Willi Agatz" der Wismut über den Marienschacht und die Schächte 1, 2, 3 und 402 in den Baufeldern Bannewitz, Gittersee und Heidenschanze zwischen 1952 und 1989 uranhaltige Steinkohlen ab. Die Uranvererzungen der Lagerstätte Freital sind fast ausnahmslos an die Steinkohlen und kohligen Gesteine der Döhlener und eingeschränkt der Niederhäslich-Schweinsdorfer Schichten gebunden. Im ehemaligen Grubenfeld Bannewitz-Nord sind lokal Uranvererzungen in farbigen Arkosen unterhalb der Steinkohlenablagerungen  nachgewiesen worden. Die uranführenden Steinkohlengesteine in der Kohlsdorf-Pesterwitzer Nebenmulde und die des Schweinsdorfer Flözes wurden als nicht konditionsgerechte Vorräte nicht abgebaut. In dem nur mit einer Bohrung aufgeschlossenen Steinkohlengestein der Briesnitz-Altstädter Nebenmulde wurden ebenfalls erhöhte Urangehalte festgestellt. Die mittleren Gehalte der gewonnenen Erzkohlen lagen bei 0,124% = 1.240 ppm.

Die Herkunft des Urans wird mit uranführenden Lösungen in Verbindung gebracht, die aus den Bereichen der zur Zeit des Unterrotliegenden in Verwitterung stehenden Monzonite des Meißener Granitoidmassives in die Steinkohlenmoore eingetragen wurden. Für die Monzonite wurden Urangehalte zwischen 7,7 ppm und 11,6 ppm ermittelt.

Die Einstellung 1989 erfolgte aufgrund der vollständigen Erschöpfung der Vorräte. Bis 1989 wurden in Freital zirka 3.691 t Uran gefördert.

 

 

 

 

Vulkanittyp (Erkundungsgebiet Delitzscher Hochscholle)
 

Einen haben wir doch noch: Vermutlich 6.660 t Uran schlummern nämlich in Nordwestsachsen und im östlichen Anhalt zwischen Bitterfeld und Delitzsch in mehreren Vorkommen des so genannten "Vulkanit-Typs".

Ab 1971 erfolgte im Bereich der Mitteldeutschen Schwelle eine intensive Untersuchungstätigkeit und zwar zunächst im Bereich des aus oberproterozoischen und kambrischen Bildungen sowie aus dem variszischen Delitzscher Granodiorit aufgebauten Nordsächsischen Sattels. Grundlagen dafür bildeten die 1966 durch den VEB GFE Freiberg gewonnenen ersten Kenntnisse zu den lithologisch-stratigraphischen Verhältnissen im prätertiären Untergrund des Raumes Delitzsch und eine zusammenfassende, lagerstättenkundlich orientierte Kenntnisstandsanalyse mit Suchempfehlungen der Perspektivabteilung des Geologischen Betriebes der Wismut von 1970.

Im Bereich Delitzsch-Schenkenberg ging daraufhin in den Jahren 1973 bis 1985 eine rege Erkundungstätigkeit mit hohen Bohrumfängen um. Im Verlauf der Bohrarbeiten wurde auf dem Delitzscher Block im nordwestlichen Vorfeld des Delitzscher Granitoidmassivs eine für Mitteldeutschland gänzlich neue Erzregion entdeckt, die eine Vielzahl von Vorkommen unterschiedlicher Bodenschätze in durch mächtiges Känozoikum verdeckter Lagerung beinhaltet. Im Einzelnen wurden dabei die Vorkommen:

  • Kyhna-Schenkenberg (Uran),

  • Werben (Uran),

  • Serbitz (Uran),

  • Roitsch (Uran),

  • Bitterfeld (Uran),

  • Ramsin (Uran),

  • Quering (Uran), sowie

  • Delitzsch (Wolfram-Molybdän) und

  • Storkwitz (Seltene Erden, Niob, Tantal)

entdeckt. Die berechneten Uran-Vorräte verteilen sich wie folgt auf die Vorkommen:

Teillagerstätte
 
Ressourcen
(t U)
Kyhna-Schenkenberg 2.500,0
Serbitz (Anhalt) 1.000,0
Werben (Anhalt) 2.500,0
"südliches Vorkommen" 660,0
Gesamt 6.660,0

        (Die Zahlenangaben in der Tabelle entstammen Wikipedia.)  

Speziell im Bereich Schenkenberg ist mitunter auch ein erhöhter Thoriumanteil der Uranerze zu verzeichnen. Er ist auf die lokal intensive Überlagerung der variszischen Uranvererzung durch eine alpidische Seltene Erden-Niob-Mineralisation mit Uran-Thorium-Begleitung im Gefolge der Intrusion von ultramafischen Lamprophyren und Karbonatiten zurückzuführen.

Sowohl das wichtigste Uranerzvorkommen Kyhna-Schenkenberg, als auch alle anderen Lagerstätten von Wolfram, Molybdän, Seltenen Erden, Niob, Magnetit, Blei, Zink, Fluorit und anderen Bodenschätzen der Delitzscher Erzregion waren zu diesem Zeitpunkt aus unterschiedlichen Gründen aber als nicht bauwürdig einzuschätzen. Erste Vorstellungen einer weiteren untertägigen bergmännischen Erkundung der Lagerstätte Kyhna-Schenkenberg mit dem Absenken eines Schachtes von 520 m Teufe und der Auffahrung von Querschlägen und Strecken im Umfang von zirka 20.000 m Vortrieb wurden bereits 1980 formuliert. In der Folgezeit wurden auch Überlegungen der Mitarbeiter des damaligen ZGI hinsichtlich des gemeinsamen bergmännischen Aufschlusses der Lagerstätte Kyhna-Schenkenberg und der Seltene Erden-Niob-Lagerstätte Storkwitz in die weiteren Betrachtungen einbezogen.

Zur Realisierung dieser Vorstellungen ist es jedoch bis heute nicht gekommen, obwohl zwischenzeitlich Aufsuchungsgenehmigungen erteilt waren.

 

   

 

 

Andere Uranvorkommen in Deutschland:

Der nordöstliche Teil der Varisziden erstreckt sich bekanntlich in einem großen Bogen vom Schwarzwald im Süden bis zur Oberlausitz im Osten einmal quer durch Deutschland. Auch in anderen Bereichen dieses Faltengebirgsgürtels waren Uranerze vorhanden, nach denen vor dem Hintergrund des Uranbedarfs der westlichen Atomwaffenmächte auch in Westdeutschland gesucht wurde. In den drei Westzonen wurden aber nur kleinere Uranvorkommen im Schwarzwald, im Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge gefunden.

Erkundet wurden Vorkommen in der Oberpfalz:

  • Poppenreuth (Grube Höhenstein, Erkundung und Betrieb 1958 bis 1982, uranführende Granitgänge und vererztes System von Querstörungen),
  • Mähring (Grube Wäldel, Erkundung und Betrieb 1958 bis 1982, ein uranführender Quarzgang und polymetallische Vererzung auf einem weiteren Gang, Vorräte vermutlich zirka 50 t, beide Landkreis Tirschenreuth)

Untersucht wurden auch die im Flußspatrevier Wölsendorf (Landkreis Schwandorf / Oberpfalz) u. a. am Schirmberg bei Girnitz gelegenen Uranvorkommen. Sie gehören sämtlich dem Gang-Typ an. Weitere Uranerzvorkommen gibt es im nördlich angrenzenden Fichtelgebirge, u. a. in:

  • Großschloppen (Grube Christa, Erkundung 1980 bis 1989, Vererzung im Kontakt zwischen Porphyrgranit und metamorphen Schiefer, berechnete Vorräte zirka 1.500 t),
  • Rudolphstein ("Zinnerzgrube Werra", uranführende vergreiste Zinngranite mit kluftgebundener Sekundärmineralisation, Erkundung 1949 und 1957 bis 1968, alle im Landkreis Wunsiedel),

Ebenfalls dem Gang-Typ gehören Vorkommen im Südschwarzwald an:

  • Wittichen (Landkreis Rottweil, alter BiCoNi-Bergbau, Erkundung auf Uranerz 1948 und 1951)

Eine weitere Kleinlagerstätte vom Sandstein-Typ befindet sich im Nordschwarzwald:

  • Müllenbach (Kirchheimerstolln, bei Baden-Baden, Erkundung ab 1973, hydrothermale Imprägnation in oberkarbonischen Sandsteinen, Arkosen und Tonschiefern, berechnete Vorräte zirka 3.000 t),

 

Die einzige Lagerstätte, in der tatsächlich Uranerz gefördert wurde, war Menzenschwand im Schwarzwald.

Im Schwarzwald wurde bereits seit Ende der 1940er Jahre nach Uranerzen gesucht. Bereits 1951 hatten verschiedene Medien über Uranvorkommen im Schwarzwald berichtet. Eine Veröffentlichung des Geologischen Landesamtes von Baden-Württemberg listete 1957 elf vom Landesamt untersuchte Uranvorkommen auf.

Im Mai 1957 fanden zwei Geologiestudenten im Krunkelbachtal nordwestlich von Menzenschwand Uranglimmer. Sie verkauften ihr Wissen um die zuvor unbekannte Lagerstätte an die Gewerkschaft Finstergrund, die das gleichnamige Bergwerk im Schwarzwald betrieb. Die Gewerkschaft Finstergrund stellte im Oktober 1957 einen Konzessionsantrag, den sie Ende 1959 nach Streitigkeiten mit Landesbehörden zurückzog. Stattdessen wurde die Gewerkschaft Brunhilde aus Uetze in Niedersachsen aktiv, die Erfahrungen in der Uranprospektion hatte und seit 1957 über eine Versuchsanlage zur Uranerzaufbereitung in Ellweiler in Rheinland-Pfalz verfügte.

Ende August 1960 erteilte das baden-württembergische Wirtschaftsministerium dem Bergbauunternehmen die Erlaubnis, in einem 800 km² großen Teil des Südschwarzwaldes nach Uran zu suchen. Bei den im selben Monat gestarteten Schürfarbeiten wurden im Moränenschutt des Krunkelbachtals Pechblendenstücke gefunden, während zwei uranerzhaltige Gänge im anstehenden Gestein erst nach erheblichen Schwierigkeiten 1961 erschlossen werden konnten. Ab 1962 wurden zur Untersuchung der Lagerstätte zwei Stollen aufgefahren, die Mitte 1963 eine Gesamtlänge von 200 Metern erreichten.

1961 wurden bereits 300 t Uranerz mit einem Gehalt von 1,4% gefördert (Prozentangabe in Gewichtsanteilen Uran(V,VI)-oxid U3O8); im Jahr 1962 wurden 1.500 t mit einem U3O8-Gehalt von 1,0% ausgebracht. Das Uranerz wurde nach Ellweiler transportiert und dort zu Yellowcake aufgearbeitet. Im Krunkelbachtal arbeiteten im Sommer 1963 sechs Arbeiter und zwei Angestellte; weitere drei Mitarbeiter der Gewerkschaft Brunhilde führten Prospektionsarbeiten in der Umgebung durch.

Von Anfang an führten die Arbeiten der Gewerkschaft Brunhilde in Menzenschwand zu erheblichen Protesten, weil die Grube in einem Naturschutzgebiet liegt. In deren Folge wurden weitere Prospektionsarbeiten bereits im September 1963 untersagt.

Im Mai 1989 wurde bestätigt, dass die Gewerkschaft Brunhilde 1990 den Uranbergbau endgültig einstellen wolle. Als Gründe wurden wirtschaftliche Überlegungen, die langen Rechtsstreitigkeiten sowie die allgemeine Situation der Nuklearindustrie genannt. Bereits seit Mitte der 1970er Jahre war der Uranpreis stark gefallen; zudem drohte dem Unternehmen die Schließung der eigenen Aufarbeitungsanlage in Ellweiler. Im September 1990 übernahm das Landesbergamt im Zuge eines Insolvenzverfahrens die Grube Krunkelbachtal.

Bestandteil der nachfolgenden Stillegungsarbeiten war die Förderung des losgeschossenen, aber noch in der Grube lagernden Uranerzes, das die Gewerkschaft Brunhilde zur Aufarbeitung nach Mydlovary in der Tschechoslowakei transportieren ließ. Zwischen Februar und Juli 1991 wurden unter der Regie des Landesbergamtes noch einmal knapp 5.500 t Uranerz gefördert und zur Aufarbeitung bei der französischen Firma Cogema nach Bessines-sur-Gartempe transportiert. Am 21. August 1991 wurde die letzte Pumpe der Grube abgestellt; die Flutung des Bergwerks wurde durch ein Radioaktivitäts-Messprogramm der Landesanstalt für Umweltschutz begleitet. 1992 wurde die Grube aus der Bergaufsicht entlassen.

Dem Land Baden-Württemberg entstanden bei der Stilllegung Kosten von 4,5 Millionen DM; dem standen Einnahmen von 2,5 Millionen DM durch den Verkauf des Uranerzes gegenüber.

Insgesamt wurden in der Grube Krunkelbach von 1961 bis 1991 zirka 100.000 Tonnen Uranerz mit einem mittleren Gehalt von 0,72 % U3O8 (= 720 t U3O8 ≈ 610 t Uran) gefördert. In ihrem Abschlussbericht bezifferte das Bergbauunternehmen die sicheren, in der Grube noch verbliebenen Vorräte auf 227 t U3O8, die wahrscheinlichen auf 2.000 t und die möglichen auf 4.000 t.

Im Oktober 2005 wurde unter Nutzung radonhaltiger Wässer das "Radon Revital Bad" als erstes Radonbad des Schwarzwaldes in der Nähe der ehemaligen Grube eröffnet.

  

Weitere Typen:

Die IAEA listet weltweit etwa 1.260 Uranvorkommen mit einem Uraninhalt von mehr als 300 t auf. Dazu gehören die folgenden Typen, die in Mitteldeutschland nicht vorkommen:

  • Diskordanzgebundene Lagerstätten stellen derzeit die wichtigste Quelle für Uran dar und bergen neben sandsteingebundenen Lagerstätten das größte Potential für wirtschaftlich bedeutende Neuentdeckungen. Derzeit sind zwei große Lagerstättenprovinzen für diesen Typ bekannt: das Athabasca-Becken in Saskatchewan (Kanada) und das Alligator River Becken im Northern Territory (Australien). In beiden Provinzen wird das metamorphe, archaische bis paläoproterozoische Grundgebirge von wenig beanspruchten meso- bis neoproterozoischen Sedimenten diskordant überlagert. Im Bereich dieser Diskordanz zwischen beiden Gesteinseinheiten haben sich unregelmäßig geformte, reiche Uranerzkörper in Störungs- und Scherzonen ausgebildet. Eine große Rolle für die Bildung der Lagerstätten spielten graphitreiche Zonen im Grundgebirge nahe dem Diskordanzbereich. Die Urangehalte sind anomal hoch und werden von keinem anderen Uranlagerstättentyp erreicht. Im Northern Territory sind dies zwischen 0,3% und 2,0% Uran, im Athabasca Becken zwischen 0,5% und 20% Uran, wobei aber auch Reicherzzonen mit bis zu 50% Uran bekannt sind.
     
  • Der von der IAEA als Brekzien-Typ bezeichnete Art von Vererzungen beinhaltet die unter Geologen als Iron-Oxide-Copper-Gold bezeichneten Lagerstätten. Hinsichtlich Uran gibt es nur ein wirtschaftliches Beispiel: Olympic Dam in Südaustralien. Daher gibt es auch die Bezeichnung Olympic-Dam-Typ.
     
  • Einige Arten von Intrusivkörpern (saure Plutonite, Karbonatite, Pegmatite) können Uran in gewinnbaren Mengen enthalten. Die bedeutendste Lagerstätte dieser Gruppe des Intrusiv-Typs ist Rössing in Namibia. Das Uran ist in einem Alaskitkörper gebunden, einem natriumreichen sauren Plutonit. Rössing ist entweder als hochdifferenzierter Teil eines Granitkörpers oder durch die Teilschmelze von uranreichen Sedimenten entstanden. Die Gehalte sind mit etwa 0,02% bis 0,03% Uran zwar gering, allerdings ist diese Lagerstätte sehr groß und oberflächennah, so daß sie im Tagebau gewonnen werden kann. Auch uranhaltige Pegmatite stellen lokal kleinere Uranvorkommen dieses Typs dar.
     
  • Uranlagerstätten, welche sich unter metamorphen Bedingungen bilden, sind relativ selten. Bedeutendstes Beispiel ist die Lagerstätte Mary Kathleen in Queensland, Australien. Sie befindet sich in einem etwa 1,7 Milliarden Jahre alten Skarn, welcher vor rund 1,5 Milliarden Jahren während einer Orogenese mit Uran, Thorium und Seltenen Erdelementen vererzt wurde. Mary Kathleen produzierte rund 8.500 t Uranoxid aus Erzen mit einem Gehalt von 0,1% bis 0,15% Uran. Europäisches Beispiel ist die Lagerstätte Forstau in Österreich.
     
  • Uranlagerstätten vom Typ der Quarzgeröll-Konglomerate (Quarz-Pebble-Conglomerate) stellen zwei der größten Uranressourcen der Erde, das Witwatersrand Gold-Uranfeld und die Lagerstätten um Elliot Lake in Ontario, Kanada. Sie bildeten sich ausschließlich im Archaikum und Paläoproterozoikum, da nur in diesem Zeitraum die Bildung solcher Lagerstätten möglich war. Uran wurde bei diesen Lagerstätten als Schwermineral in Flüssen transportiert und mit Quarzgeröll und im Witwatersrand zusammen mit gediegen Gold und Pyrit in flachen Becken abgelagert.
      
  • Auch Phosphatlagerstätten können wie Schwarzschiefer mit Uran angereichert sein. Die Lagerstätten entstanden im marinen Bereich auf flachen kontinentalen Schelfen in Bereichen begrenzter Wasserzirkulation. Uran aus dem Meerwasser wurde dabei vorallem in Apatit eingebaut. Die Urangehalte liegen zwischen 50 ppm und 100 ppm. Supergene Anreicherung kann teilweise auch zu höheren Gehalten führen, wie sie aus Brasilien bekannt ist. Durch die niedrigen Urangehalte wird Uran aus diesen Lagerstätten auch in Zukunft nur als Beiprodukt gewonnen werden können und die Uranproduktion aus ihnen wird daher neben dem Uranpreis vor allem vom Bedarf an Phosphatdünger abhängen.