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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Juli  2015, letzte Aktualisierung August 2016.

  

 
 

Zinnbergbau der Gruben „Gottes Geschick“ und „Gottes Glück“ an der Habichtsleithe unweit von Aue

 

Fährt man die B 283 von Aue aus in Richtung Bockau, tangiert man im Tal der Zwickauer Mulde ein recht interessantes Bergbaugebiet. Etwa ab dem Bereich „Auerhammer“ verläuft die Straße noch durch das bekannte Granitgebiet mit einigen Steinbrüchen. Doch schon nach wenigen hundert Metern beginnt das hochmetamorphe Schiefergebirge. Hier liegt der äußere Kontakthof des Auer Granits.

Interessant ist hier die Habichtsleithe, ein Bergrücken zwischen „Spanhübel“ und „Hohen Reith“ gelegen. Die Erstreckung des Bergbaugebietes zwischen benannten Lokalitäten beträgt gut 500 m und zieht sich vom Tal der Zwickauer Mulde das Berggehänge empor. Der tiefste Punkt liegt im Bereich der B 283, wo der Ausbiß des Flözlagers von „Gottes Geschick“ und „Gottes Glück“ mit gut 436 m NN ansteht und der Höchste Punkt im Bereich des benannten Lagers mit 514 m NN an der Schutzhütte am Erzengelweg.

 


 Vereinfachte topografische Darstellung zur Lage der „Habichtsleithe“ und des beschriebenen Berggebäudes.

      


Vereinfachte Darstellung zur Lage des Abbaugebietes und der Zinnlagerstätte.

   

Allgemeines zur Habichtsleithe in der Primärliteratur

Das Bergbaugebiet „Habichtsleithe“ selber war recht lange unbekannt. Im Gelände finden sich noch einige Spuren der langen Bergbautätigkeit unserer Vorfahren. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten interessierten sich wieder Bergbaufreunde für diesen doch „unbekannten Bergbau“ und lieferten bereits einzelne sehr umfassende Beschreibungen für dieses Gebiet. Dabei sind für das Gebiet um die 220 Gruben bekannt, wobei einige sicher nicht über das Stadium eines Schurfes hinaus kamen und es auch doppelte Belehnungen gab. Diese Gruben haben zahlreiche Halden, Pingen und Stollnmundlöcher hinterlassen, doch ist im heutigen Hochwald schon viel durch die Forstwirtschaft „bereinigt“ worden. Pochwerke oder andere zum Bergbau gehörige Gebäude sind in diesem Gebiet überhaupt nicht mehr erhalten. Das gesamte Waldgebiet ist auf jeden Fall ein Besuch wert.  

Zur Habichtsleithe und deren älteren Bergbau nebst Aufbereitung finden wir in „Alte und Neue Nachrichten von dem Bergflecken Bockau ...“ von Magister George Körner aus dem Jahr 1761 eine Beschreibung. In dieser Zeit fallen teilweise noch aktive Betriebszeiten der dortigen Gruben:

„ ….  An der Habichtsleithe, gegen der Aue, auf Zwitter und Zinn.  

Bey der Habichtsleite ist überhaupt und vorderst anzumerken, daß die Zwittergänge allhier sehr sein, Gänge seyn, bey 20 bis 23 Grad, also daß solche am Tage oft kaum 2 bis 4 Lachter tief unter dem Rasen liegen, und ihrer Donlege nach mit dem Gebirgesteigen und fallen; auch also eine gewölbte Donlege haben, dahero man solche Flöze nennet. Wenn aber diese sehr flachliegende Gänge ein saigeres oder donlegichtes Fallen annehmen und sich in die Teufe ziehen, hat es einige Mal anscheinen wollen, als ob die Zwitter den Zinngehalt verliehren und ärmer würden. Es setzet durch Gottes Glück, Gottes Geschick, Hoffnung zu Gott, Erzengel, Margaretha ein 4 bis 6 Zoll mächtiger quarziger, fast saigern fallender Gang, flach gangweise, so die rothe Klufft genennet wird. An diesem Gange, wo er durch die sehr flachfallende Zwittergänge setzet, haben die allerbesten, reichen oder sogenannten Frischen Zwitter gebrochen. Diese waren auf dem Gottes Geschicker und Margarether Flöze Graue Zwitter, so wenigstens die Hälfte bis zwei Drittel Zinnstein, und auch wohl drüber, gaben. Auf Margarethen Fgr sind 2 Flöze übereinander auf 1 halb bis 1 Lachter hoch. Das Oberste führete obige feste und graue Zwitter: das Untere oder das Glimmerflötz bestehet aus einer grünen glimmerichten mit Quarz durchflossenen Zwitterart, worinnen Granaten und graupigter Zinnstein gebrochen.

Wenn diese Zwitter gepocht geben selbige nicht wie insgemein einen schwarzen, sondern weißlich grauen Zinnstein. Dieweil aber diese Zwitter an der Habichtsleite kießicht sind, als welcher Kieß sichtlich darinnen einbricht und nicht zu scheiden ist, weil er unter dem Zinnsteine auf dem Heerde stehen bleibet; so ward der Zinnstein auf Gottes Glück, Gottesgeschick und St. Margaretha im Brennofen erstlich geröstet und so dann nochmals über den Heerd verwaschen, da denn der, durch Verliehrung  seines Schwefels, leichter gewordene Kieß im Wasser aufstand und fortging. ... “  

  

Im letzten Teil des Textes von Körner erfahren wir auch gleich eine Besonderheit der Lagerstätte, die auch einen Nachteil für die Aufbereitung darstellte. Dieser Umstand machte natürlich auch die Erzaufbereitung recht teuer. Die Überlieferung belegt, daß die Gruben „Gottes Geschick“ und „Gottes Glück“ kaum zur Ausbeutezahlung gelangten und vielmehr Zubußgruben blieben, trotz einer großen geförderten Mengen an Erz! Betrachtet man die großen Hohlräume der Weitungsbaue erwähnter Gruben und das Fehlen von Halden in deren Grubenfeldern, wird klar, was für Mengen Erz aufbereitet wurden. Aufgehaldetes, taubes Material entstand erst durch die Aufbereitung.  

Auch zu den einzelnen an der Habichtsleithe betriebenen Gruben gibt Körner in seinem Werk nähere Auskunft. Er nennt in diesem Teil aber auch andere Gruben, die wohl auf der „Hohen Reith“ liegen, in einem Atemzug mit der Habichtsleithe. Auch diesen Teil wollen wir hier nicht vorenthalten und werden eine Aufzählung und Kurzbeschreibung der einzelnen Gruben von Körner übernehmen. Jedoch nehmen wir Textkürzungen bei den Angaben zu Ausbeuthe, Zubuße, Abkürzungen und Schreibweisen zum besseren Verständnis vor, da diese nicht unbedingt als relevant für unsere Betrachtung erscheinen.

   

„1) Margaretha Fgr. insgemein die Hennichzeche, in die alte und junge Margaretha abgetheilet. Ao. 1662. ist dieselbe von Michael Enderlein, unter dem Namen der jungen Margarethaer erschürft und bis 1667 von ihm, als Eigenlöhner und Fundgrübner gebauet worden, da er hernach Bergmeister in Schwarzenberg worden ist. Die alte Margaretha muß also vorhero schon gebauet worden seyn, und hat vermuthlich von ihrem ersten Fundgrübner Hennich bis auf diese Zeit die Hennichszeche geheißen. Ao. 1662 gab sie 23. flgr, welche, wie Herr Adolph Beyer, Bergschreiber in Schneeberg, Ausbeuthe. Die junge Margaretha gab im selbigen Jahre 6 flgr a 1 Kux. 1664 8 fln ... Von 1713 wurde die Erzengel Fgr. mit der Margaretha Fgr. auf Zubuße, bis Anno 1724 gebauet. …“   

„2) Erzengel Fgr. wie die vorhergehende ein sehr altes Gebäude, so Anno 1662 auf 1 Kux, 3 flgr. oder Speciesthlr. Ausbeuthe gegeben. Ist nachhero mit der Margaretha Fgr. gebauet worden, bis Anno  1736. Im Jahre 1749  ward sie aufs Neue vergewerket. …“   

„3) Friedrich Gnade Gottes, ist ein altes Gebäude, welches Anno  1662  4 flgr, 1664  4 flgr, 1665  12 flgr, 1666  4 flgr. auf 1 Kux, Ausbeuthe hergegeben hat. Es ist hernach bis Ao. 1710 mit Zubuße gebauet und in demselben Jahre aufläßig worden. Anno 1715 wurde es wieder aufgenommen, und 1717 aufläßig. Anno 1721 aufgenommen, 1722 aufläßig.  Anno 1700 findet man nur den Namen der Gnade Gottes Fqr. …“   

„4) St. Michael in einer alten Binge auf der Habichtsleite, wird als eine belegte und bauhafte Zeche Ao. 1682 von Melzern in der schneeb. Chronik, B. 83. no. 128 angeführet. ….“   

„5) Bernhard Fgr. wird Anno 1709 im Bergregistern gefunden, so Anno 1711 aufläßig worden, von welchem aber die ältesten Nachrichten mangeln.“   

„6) Bartholomäus Fgr. auf der hohen Reit, ist vermuthlich ein sehr altes Gebäude gewesen, da dessen obere, niedere, und mittlere Maaßen Anno 1682 beym Melzer, Bl: 832. no. 154, gedacht werden. Von Anno 1720 bis 1726 ist es mit Zubuße, und seit der Zeit nicht weiter gebauet worden.“   

„7) Dorothea Fgr. ist von Anno 1726 bis 1735 mit Zubuße gebauet worden, wurde 1743 Quartal Trinitatis und Crucis gleich wieder ein Versuch gemacht von Eigenlöhnern: so blieb sie doch mit dem Quartal Lucia desselben Jahres wieder liegen.“  

„8) Einigkeit Fgr. wurde Anno 1726 gebauet und vermuthlich nur ein kleiner Versuch gethan.“   

„9) Aegidii Fgr. in einer alten Binge, nach Melzers Schneeberg. Chron. Bl. 828, no. 47, mit ihren Maaßen Bl. 832, no. 158, muß ein sehr altes Gebäude gewesen seyn, da es Anno 1682 in einer Binge gelegen ist. Die Nachrichten davon gehen bis 1709 da es nach der Zeit einige Jahr ungebauet blieben, bis es 1742 Quartal Crucis von Eigenlöhnern wieder aufgenommen worden ….  und ward 1749 aufläßig.“  

„12) Junge St. Georgen Fgr. Darauf nur ein Versuch geschehn, bis sie Anno 1740 unter einem Namen aufgenommen worden, anfänglich von Eigenlöhnern mit 3 gr. 4 pfe. a 1 Kux, Verlag, hernach 1741 Quartal Lucia vergewerkt, mit 12 gr. a 1 Kux Zubuße, …. 1743 12gr. Zubuße und Quartal Crucis aufläßig.“  

„13) Glück mit Freuden Fgr. mit dem 14) Erzengler Maaßen ist von 1725 bis 1727 inclusive, und von ao. 1728 mit den 15) Gottes Glücker Maaßen bis Anno 1733 mit Zubuße gebauet worden.“   

„16) Himmelfahrt Fgr. gieng Anno 1682. nach Melzers Chron. Bl. 829. no. 81. ist - an der Auer Straße gelegen. Anno 1717 mag man einen Versuch gethan haben, und von der Zeit findet man nichts mehr aufgezeichnet.“  

„17) Hoffnung zu Gott Fgr. gab nach Melz. Chron. Bl. 813. ao. 1708 36 fl 13 gr. 4 pf. wiedererstatteten Verlag, von dar bis 1711 inclusive mit Zubuße.“   

„18) Hoffnunger Maaßen von Anno 1712 blieb 17.3. mit 1073 fl. 14 gr. 4 pf. (Melzer Bl. 863) Receß. Quartal Crucis liegen. Anno 1756 Quartal Trinitatis bis 1759 wurde die Fqr. Sub no. 17 (Hoffnung zu Gott) bis 1759 von Eigenlöhnern gebauet, mit 5 thl. Zubuße innerhalb dieser 4 Jahre.“  

„19) Hülfe Gottes Fqr. ist nach Melzers Chronik Bl. 829. no. 76. Anno 1682 schon gebauet worden, welche nach der Zeit Anno 1711 wieder aufgenommen und bis 1714 mit Zubuße ist gebaut worden. Anno 1723 vom Neuen und 1724 mit der Erzengler Maaßen, 1725 aber aufläßig."  

„20) St. Michaelis Fgr in einer alten Pinge, war Anno 1682 nach Melzers Chronik Bl. 831 eine belegte und bauhaffte Zeche. Von Anno 1709 findet man nähere Nachrichten, da sie bis 1712 mit Zubuße ist gebauet worden, Anno 1713 wurde sie mit 21) Gottes Geschick Fgr vereiniget, und gaben beyde
Anno 1714  139fl.    4gr  2pf  Ausbeuthe-Verlag.

          1715  213fl. 15gr. 9pf.  ---------- „ ------------

          1716  432fl  12gr  1pf   ---------- „ ------------

          1717  429fl. 16gr  5pf  ---------- „ ------------

          1718  bis 1721  Zubuße,

          1722  11fl    11gr.         Ausbeuthe-Verlag.

          1723 bis 1725 Zubuße, da St. Michael liegenblieb.

Hierauf wurde Anno 1725 zur Gottes Geschicker Fgr. Die  

22) Gottes Glück Fgr.  geschlagen, und beyde bis 1735 da die Gottes Glücker Maaßen, unter no. 15. dazu aufgenommen worden, als denn weiter bis 1738 mit Zubuße gebauet; wurde Anno 1745 weiter mit dem Mariä- Reinigunsstolln, Quartal Lucia vereiniget.“  

„23) Gottes Geschicker Maaßen sind von Anno 1717 unverrückt bis 1729 mit Zubuße gebauet worden, und gaben nur Ao.1724 22fl 5gr wiedererstatteten Verlag.“  

24) Morgenstern Fgr. auf der hohen Reit, ist ein sehr altes Zwitter und Vitriolgebäude, und hat nach Melzer B.780. Anno 1676 2 flgr. oder Speciesthlr. a 1 Kur Ausbeuthe gegeben, 1678 ingl. 2 flgr. und 1679 1.flgr. ….  Die nähern Nachrichten aus dem Bergregister sind von 1709 da sie bis 1733 mit Zubuße gebauet, und im folgenden 1734 wieder aufgenommen worden. Von der Zeit an hat bald die hiesige Gemeinde, bald Eigenlöhner, bald eine Gewerkschaft sich hineingelegt, und dieselbe bis 1752 gebauet als denn aufläßig worden ist. … 1754 Qu Cr, machten Joh. George Schmidt und Johann Michael Brückner, als Eigenlöhner, einen Versuch, und ließen diese sonst bauwürdige Grube, wegen Unvermögen wieder liegen. Es ist hier anzumerken, daß aufm Morgenstern über dem Zwitterflötz auch ein Kießflöz von Vitriol liege. Er hat vor Zeiten das Vitriol zu sieden gehabt, Mittelvitriol war, indem die Kieße kupfericht und also blauligten Vitriol gaben, auch die Zwitter ausgelauget und so dann besser und reiner konnten aufbereitet werden. Einige Kieße davon wurden zwar an das Beyerfelder Werk verkauft; weil aber selbige vor dem Ablaugen zum Vitriolsieden nicht zum Schwefeltreiben gebrauchet werden mochten, wurden sie nicht sonderlich geachtet, und konnten auf die Kosten nicht, sondern nur zufälliger Weise genommen werden. Als Anno 1750 sich eine schöne Gewerkschaft in dieses Gebäude legte und 1751 wieder eine Vitriolpfanne und Siederey angerichtet wurde, zeigte sich zwar ein gar vortrefflicher Vitriol, weil aber dazumalen kein rechter Meister konnte ausfündig gemacht werden, dem man das Werk hätte anvertrauen mögen; und die Anstalten überhaupt fahrläßig genug waren, so blieb der gute Wunsch der sämmtlichen Gewerken unerfüllet, und mussten wider ihren Willen sogar aus dem Felde gehen.“   

„25) Rother Hirsch Fgr. an der hohen Reit, ist lange vorher gebaut worden und wird nur Anno 1709 in Registern gefunden, und weiter nicht.“   

„26) Osterlamms Fgr. Anno 1729.“   

„27) Maria Magdalena Fgr ist nach Melzers Chronik Bl. 831. Anno 1682 gebauet worden.“  

„28) Juliana Fgr ist vom Steiger Christian Brückner vor 100.Jahren, als Eigenlöhner gebauet worden. Steiger Johann Gabriel Lange, der sogenannte Mosauer, hat dieselbe 1 Jahr ohngefähr auch gebauet.“   

„29) Johannes Fgr ward Anno 1714 mit Zubuße gebauet und vermuthlich nur ein Versuch gemacht.“   

„30) Neuejahrs Fgr. mit Zubehör Anno 1711 und Anno 1712 mit der 33) Bescheerten Glücks Fgr  nur auf 1 Jahr gebaut.“  

„32) Theodorus Fgr. diese wurde mit der Neuenjahrs Fgr. no 30. Anno 1714 und 1715 mit Zubuße verbauet.“  

„33) Grüne Donnerstags Fgr findet man Anno 1738 daß sie mit Zubuße gebauet worden ist.“  

„34) Zacharias Fgr ward Anno 1734, 1735 rege und wieder auf. 1744 machten einige Eigenlöhner einen Versuch und hatte Quartal Reminiscere und Trinitatis 9. Loth, ...“   

„35) Regina Fgr ubern Klötzer Weg, war nach Melzer Chronik Bl. 832. Anno 1682 eine belegte und bauhaffte Zeche.“   

„36) Seegen Gottes Fgr und obere und unter 2 Maaßen ward Anno 1665 und 1666 alleine gebaut, und gab das erste Jahr 3 flg  oder Speciesthlr. das andere aber 2 flgr. Ausbeuthe. Melz. B. 773, 774. Ist Anno 1682 zum St. Georgen geschlagen worden, ...“   -

„37) Elisabeth Fgr ist Anno 1717. aufgenommen und nur 1. Jahr gebauet worden; wurde Anno 1742. Quartal  Crucis und Lucia mit St. Georgen Fgr, gebauet, …“  

„37) Funfzig Lachter Seifengebirge hat George Klötzer allhier getrieben, davon man Anno 1709 bis 1714 Nachricht hat, er hielt Anno 1713 20 fl. 7 gr. 4 pf, wiedererstatteten Verlag und hatte dasselbe Jahr Quartal Crucis noch 21 fl. 1 gr. 10 pf Receß.“   

„38) Funfzig Lachter Wäschwerk hatte Anno 1709 Michael Unger allhier im Lehn, welches Anno 1711 liegen geblieben; wie lange aber beyde letztern vorhero getrieben worden, ist wegen Mangel älterer Nachrichten, unbekannt.“   

„40) Breite Gang Fgr ist Anno 1741 zwey Quartale gebauet worden, und mit 19. gr. Zubuße a 1 Kux. wieder liegen blieben.“  

„41) Mariä Reinigungsstolln mit Gottes Glück Fgr wurde 1745 im Quartal Reminiscere aufgenommen.“   

„42) Frische Glück Fgr ist vor Alters von Eigenlohnern auf dieser Revier gebauet worden, ohne schriftl. Nachricht.“     

„43) Hoffnung zu Gott Fgr ist vor einem Jahre (1760?) aufgenommen und bisher mit guter Hoffnung gebaut worden. Die Zeche liegt in dem ehemaligen Gottesglückner Feld und obern Flötze.“   

„44) Auf der so genannten Kießzeche an der Silberheide hat vormals Silber, Fliegenstein, Arsenicum und Rauschgelb Kieße gebrochen, welche ordentlich auf die Auer Hütte an die Drechslerischen und Lindemannischen Erben, als Besitzer der damaligen Rauschgelbhütte daselbst, welche das privilegium und Hütte bei der Auer Schmelzhütte auf Rauchgelb gehabt haben, sind geliefert worden. Die Halde ist von den Venetianern, wie hier einigen Innwohnern noch bewußt ist, ausgesucht und ausgeklaubet worden.“   

  

 

 

Eine weitere Veröffentlichung zu dieser Region und aus einer „moderneren“ Sichtweise verfasst finden wir in den Jahrbüchern für den „Berg- und Hüttenmann“ von 1904. Dieser Text bringt uns dieses Areal zwar noch aus einer geologisch „älteren“ Sichtweise näher, hat aber immer noch Bestand. Prof. E. Beck schreibt in seiner Abhandlung: „Über die Erzlager von Schwarzenberg und Umgebung“: 

 

 Die Erzlager nordwestlich und nördlich von Schwarzenberg.  

Wir begannen im I. Teil unsere Untersuchung bei den Erzlagern im Nordosten der Stadt und reihten dann immer neue Beispiele von solchen an, die in Folge der die Gegend beherrschenden Tektonik des Schiefergebirges ungefähr kranzförmig um das Massiv des Kachelmann-Granites herum, sich gruppieren ließen. Zum Abschluß dieses Kranzes fehlen nur noch die Lager nordwestlich und nördlich von Schwarzenberg. Diese sind an sich nicht zahlreich und außerdem nur sehr wenig bekannt, die Gruben auf denselben jedenfalls zur Zeit gar nicht mehr zugänglich. Hoch interessant ist besonders das erste zu erwähnende Beispiel.

 

1. Zinnerzführende Lager zwischen Aue, Bockau und Lauter.  

In dem hochgradig kontaktmetamorphen Schiefergebirge zwischen den drei Granitmassiven von Aue, von Auerhammer und von Lauter, jener Gebirgsscholle, die flach unterteuft von Granit, bei der Intrusion des letzteren „wie auf dem Roste gebraten wurde", um uns eines mehr scherzhaft gebrauchten, aber recht bezeichnenden Ausdruckes von Herrn H. Credner zu bedienen, hat man im 17. und 18. Jahrhundert nach H. Müller (8. S. 202 ff.) nicht nur auf echten Zinnerzgängen, sondern auch auf Zinnerzlagern nebst Kieslagern gebaut. Noch heute erkennt man die zahlreichen Bingen jenes Bergbaues besonders auf dem Gebirgsrücken zwischen Aue und Bockau, am Geschlagenen Mann bei Aue, am Heidelberge und an der Habichtsleithe. Es blühten hier im 17. Jahrhundert die Gruben Himmelfahrt Christi, Trost Israel, Skt. Magdalena, Seegen Gottes und Gottes Geschick, im 18. Jahrhundert Vestenburg, Christianus, Auerhahn, Glücksburg und Irrgang, noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts Heidel Fdgr., Sieben Brüder, Trau und Bau auf Gott und Auer Hoffnung Stolln. … 

Alle diese Gruben bauten (wörtlich nach H. Müller S. 204—208) hauptsächlich auf einem Zuge lagerartiger Gesteinsschichten im Glimmerschiefer (d. i. schieferiger Andalusitglimmerfels), deren Mächtigkeit meist sehr gering (2 Zoll bis 1/4 Lachter, selten ein Lr.), deren Anzahl aber nicht unbeträchtlich gewesen sein mag. Der Beschreibung nach bestanden diese Lager aus einem mit dem gewöhnlichen reinen oder mehr gneis-artigen Glimmerschiefer sehr innig verwachsenen, grünlichgrau und schmutzig-violett gezeichneten, quarzartigen Glimmerschiefer oder glimmerigen Quarzschiefer, in welchem Zinnerz häufig, aber meist fein eingesprengt, selten in derben Massen, zuweilen auch etwas Arsenkies, Kupferkies und Schwefelkies eingewachsen vorkommen. Auch werden edler Granat und Hornblende von diesen Lagern erwähnt, welche vermutlich dem Nebengestein angehört haben. Das von diesen Lagern ausgebrachte Zinn soll von vorzüglicher Güte gewesen sein. Auch von der Hohenfahrt bei der Auer Hütte werden Zinn- und Kupfererze erwähnt, welche auf vielen übereinander liegenden schmalen Flözen brechen. Nach Bockau hin nehmen die Lager mehr den Charakter der pyritischen Silberformation an.  

Auf solchen Lagern bauten die Gruben an der Habichtsleithe und Hohenrieth: Friede Gottes Stolln, Morgenstern, Junge Margarethe auch Hennigszeche genannt. Diese Lager, deren Streichen Stde. 11 bis 12 und Fallen 30 bis 45° in W. angegeben wird, besitzen eine Mächtigkeit von 1/4 bis 1 Lachter und bestehen aus Glimmerschiefer, Quarz, Hornstein und Letten mit eingesprengtem Zinnerz, Arsenkies, Kupferkies, Schwefelkies, Kiesschwärze, Magneteisenerz und Spuren von Bleiglanz. Zinnerz und Kiese sind hier die häufigsten Erze, letztere brechen unter anderen über dem Morgensterner Zinnlager in solcher Menge, daß im Jahre 1751 daselbst ein Vitriolwerk errichtet wurde. Bei Friede Gottes Stolln samt Bernhardt Fundgrube sind vier solcher Lager bekannt. Das erste oder hangende setzt bei 45 Lachter vom Mundloche auf; es besteht 1/4 Lachter mächtig aus Glimmerschiefer und Quarz mit Spuren von Bleiglanz. Das zweite Lager — das Bernhardter Zwitterlager — setzt 54 Lachter weiter in SO. auf; es führt im 3/4 Lachter mächtigen Glimmerschiefer Quarz und Hornstein, Eisenbräunen, Magneteisenerz und Zinnerz. Von diesem 11 Lr. weiter in 0. trifft man das dritte Lager — das Skt. Georgener Zwitterlager — welches 3/8 Lachter mächtig und dem vorigen ähnlich zusammengesetzt ist; das vierte oder das Brückner Zwitterlager — weiches 24 Lachter von dem Georgener in 0. sich befindet — ist 3/4 bis 1 Lachter mächtig und enthält als Ausfüllung zerklüfteten Quarz, Glimmerschiefer, Arsenkies, Magneteisenerz und fein eingesprengtes Zinnerz.  

Auch kennt man auf dem Bär Stolln bei Bockau in 30 Lr. Entfernung vom Mundloche ein Lager von unbestimmter Mächtigkeit, welches aus Glimmerschiefer und Quarz mit fein eingesprengtem Arsenkies besteht.  

In der Nähe von Schneeberg endlich hat man auf dem Lämmermann Stolln bei Himmelfahrt Christi Fundgrube ein im Glimmerschiefer aufsetzendes, 0,2 bis 0,4 Lachter mächtiges Lager kennen gelernt, welches im Quarz- und Glimmerschiefer feinkörnigen Schwefelkies, Arsenkies und Blende führt und daher schon ganz den Charakter der Schwarzenberger Lagerformation offenbart. Soweit die H. Müller'sche Beschreibung: Die Genesis dieser Lagerstätten, ist wohl nicht zweifelhaft. Wir haben es mit lagerartigen Im- prägnationszonen der Zinnerzformation zu tun, die in einem Gebiete nicht auffallen, das außerdem noch von zahlreichen echten Zinnerzgängen durchschwärmt wird. Beide, Gänge und Lager, sind eine unmittelbare Nachwirkung der Granitintrusion.  

  


Der rote Punkt im Auszug der geologischen Karte des Königreichs Sachsen, Section 137 Schwarzenberg, markiert grob die Lage der Zinngruben „Gottes Geschick“ und „Gottes Glück“ in der Habichtsleithe.

  

Geologisch betrachtet gehört diese spezielle Lagerstätte mit zu den Typen der schicht- bzw. schieferungsgebundenen Anordnung (stratiform) die eine nachträgliche Entstehung (Epigenese) für die Herkunft des Zinns aufweisen. Diese zinnhaltigen Lager treten dabei in den 450 Mio. Jahre alten Schichten des Ordoviziums auf und sind auch an die hellen Quarzite gebunden.  

Entstanden sind diese wiederum durch Umwandlung aufgrund geänderter Temperatur- und/oder Druckbedingungen (Metamorphose). Diese hellen Qurazite sind dabei in der Folgezeit durch Diffusions- und Infiltrationsvorgänge heißer Lösungen mit Zinn und anderen Erzmineralien angereichert worden. Dabei entstanden noch Kupfer-, Schwefel- und Arsenkiese. Diese hatten jedoch nur eine untergeordnete Bedeutung für den damaligen Bergbau. Es handelte sich nicht um das Hauptfördererz der damaligen Gruben. Das Hauptfördererz war nun mal der Zinnstein.  

Weitere untergeordnete Bedeutung haben hier vorkommende, geringmächtige Hämatitgänge, auf denen Stolln und Feldstrecken durch die Lager getrieben wurden. Weiterhin sehr auffällig sind sogenannte Sand- oder Granitgänge die sich in einem Winkel von etwa 90° durch die heute abgebauten Zinnlager ziehen und aufgrund der scharfen Abgrenzung zum Umgebungsgestein sehr gut sichtbar sind. Markant und von sehr negativer Auswirkung auf die erhaltenen Grubenbaue sind auch parallel zu den Sand- und Granitgängen verlaufende Lettenklüfte von teilweise nur einer Mächtigkeit im cm-Bereich. Diese verursachen eine bedeutende Instabilität der Lagerstätte und führten und führen auch zukünftig noch an vielen Stellen zu sehr schweren Verbrüchen.  

Die Zinnerzlager streichen immer mit dem Quarzitschiefer und sind dabei lokal begrenzt ausgebildet, also auch absetzig, was auf die früheren unterschiedlich starken Intrusionsvorgänge der Lösungen zurückführbar ist. Die Lager streichen in Nord-Süd-Richtung und fallen dabei zwischen 20° – 35°, seltener 45° ein. Die steileren Bereiche befinden sich im oberen Teil der Lagerstätte, wobei das Fallen zum Tal hin etwas flacher wird. Allerdings kann dies heute nur an den noch fahrbaren Bereichen beurteilt werden.  

Interessant ist auch die Zusammensetzung der Mineralisation. Hierzu hat Christoph Lang in den 1990er Jahren diverse Untersuchungen angestellt. Dabei sind Gesteinsproben aus dem Grubenfeld von „Gottes Geschick“ und „Gottes Glück“ spektroskopisch analysiert worden. Es handelt sich um 82 dokumentierte Proben aus den vorhandenen Sicherheitspfeilern der Abbaue und Randbereichen der einzelnen Kammerbaue. Markant war eine sehr schwankende Verteilung des Zinnoxides von 0,09 % bis hin zu 30,8 %. Untersuchungen am sogenannten „Frisches“ waren nicht möglich. Hierbei handelt es sich um Ausbildungen von Zinnstein in den Klüften des Lagers. Dieses Reicherz stand kristallisiert von honiggelber Farbe an, so lautet zumindest die Überlieferung der Altvorderen.

    


Beginn des Bergbaugebietes an der B 283. Der Gangausbiß, allerdings abgebaut, ist gut sichtbar, im weiter höher liegenden Geländebereich aber schwer zugänglich. 

   

Die Anfänge des Bergbaus liegen wohl in der Mitte des 16. Jahrhunderts oder sogar noch früher. Die schriftlichen Aufzeichnungen beziehen sich auf eine Urkunde aus dem Jahr 1663 und einer erfolgten Belehnung. Als Hauptbetriebszeit muss das 17. und 18. Jahrhundert angesehen werden.  

Bei der Befahrung von Grubenbauen auf „Gottes Geschick“ und „Gottes Glück“ sind zahlreiche Bohrpfeifen an Stößen und Pfeilern, sowie auch auf den Feld- und Förderstrecken sichtbar, was ein sicherer Beleg für diese Zeit ist. Die Wasserlösung erfolgte in der Hauptsache über Stolln in unterschiedlicher Lage am Berggehänge. Das Grubenfeld verfügt über mindestens zwei tiefe Stolln. Wobei befahrungstechnisch ca. 440 m NN – etwa das Niveau der S 283 am Beginn des Gangausbisses – als tiefstes erreicht wurde, wo auch das Grubenwasser ein Weiterkommen verhinderte. Da keine Kunstgezeuge für diesen Bergbau bekannt sind, muss die Hebung von Grubenwasser unterhalb der Stolln, Tagesstrecken und Gesenke händisch erfolgt sein, was für den erzgebirgischen Bergbau keinesfalls untypisch ist.  

Zur Erzaufbereitung und  Bergbaugeschichte des Areals hat Christoph Lang einen Beitrag in der Publikation „Der Berg ist frei“ Teil IV von Siegfried Woidtke veröffentlicht. Wir wollen einen Auszug aus diesem Beitrag nutzen und dem Leser über geschichtliche Fakten zu diesem Areal zu informieren:

  

„… Die Pochwerke selbst waren einfache Konstruktionen mit drei oder sechs Stempeln, die rundherum offen und durch ein flaches Dach von oben geschützt waren. Da als Antrieb nur die Wasserkraft zur Verfügung stand, kamen auch als Standorte nur die Nähe von Flüssen und Bächen in Frage. An der Habichtsleithe war das hauptsächlich die Mulde und der Bockauer Dorfbach.  

Ein alter Pochplatz aus den 1660er Jahren befand sich an der Mulde unterhalb der „Gottes Geschick“ Fundgrube. Zum Betreiben dieser Pochwerke war dort von den Alten ein Wehr und ein Graben gebaut worden. Um 1712 ist diese Anlage von der „Gottes Geschick“ Fundgrube wieder instand gesetzt und erweitert worden. Nun versorgte dieser Graben zeitweise 5 Pochwerke mit Aufschlagwasser. Heute gibt es davon keine Spuren mehr. Der Bau der Eisenbahnstrecke Aue – Bockau beseitigte alles restlos. Am Bockauer Dorfbach standen Pochwerke der „St. Margaretha“, „Morgenstern“, „St. Georg“, „Egidius“ und „Theodorus“ Fundgrube. Auch diese alten Pochplätze sind inzwischen alle überbaut.  

Da der Erzgehalt der Flöze um 1745 stark rückläufig war, tauchte ein großes Problem auf. Es lohnte sich wegen der langen Transportwege nicht, die relativ armen Zwitter in die Pochwerke zu schaffen. Deshalb beantragte die „St. Margaretha“ Fundgrube Ende 1747 bei der königlichen Schurfgeldkasse ein Darlehn von 200 Thaler. Mit diesem Geld wurde ein Pochwerksgraben vom Kapellenbächel bis zur Grube gebaut. Er war 1.360 Lachter lang, bei 6 ¼ Lachter Gefälle. Das Ziel war die Errichtung eines Pochwerks direkt bei der Grube. Das Wasser sollte danach zum Betrieb der Pochwerke der anderen noch gangbaren Zechen verwendet werden. Da diese alle unterhalb der „St. Margaretha“ lagen, konnten sie das Gefälle voll nutzen.  

Neben dem untertägigen Zwitterabbau gab es parallel dazu natürlich auch Zinnseifen. Die Seifen an der Habichtsleithe lagen am heutigen Rinnelbächel, Grunersbächel und hauptsächlich an der Mulde. Sie hatten insgesamt nur geringe Bedeutung. Schon am 8. August 1663 mutete Abraham Leichsenring die ersten 100 Lachter Seifengebirge am Grunersbächel. Von diesen Seifen ist heute jede Spur verschwunden. Sie wurden von der Landwirtschaft der nachfolgenden Jahrhunderte beseitigt.  

Die in dieser Bergbauperiode älteste nachweisbare Mutung einer Seife stammt vom 9. Juni 1669. Von ihr ist allerdings heute ebenfalls keine Spur mehr zu finden. Die Hochwasser der Vergangenheit haben da ganze Arbeit geleistet. Nur im Muldenbogen ist noch heute ein gut erhaltenes Seifengebiet mit schönen Reithalden vorhanden. Nach dem Abbau und Aufbereitung der Zwitter, musste das Erz natürlich auch geschmolzen werden. Das fand in der Regel in den Wintermonaten statt. Die ersten Schmelzen Lucia 1663 und Reminiscere 1664, sind in Eibenstock erfolgt. Mit Inbetriebnahme der Auer Zinnhütte, am 27. Juni 1664, ließen die Gruben ihr Erz dort schmelzen. Diese Hütte lag wesentlich näher am Revier und das sparte Transportkosten. Da die Angaben der Gruben über geschmolzenes Zinn, besonders vor 1700, nur sehr lückenhaft vorhanden sind, lassen sich Gesamtfördermengen nur schwer ermitteln. Ich gehe davon aus, daß im gesamten Revier mindestens 320 Tonnen Zinn ausgebracht worden sind...

  

   

 

Zur „Vitriol- Siederey“

  

Noch ein weiterer Aspekt zum Bergbau an der Habichtsleithe ist wohl die Herstellung von Vitriol. Dies geschah ausschließlich mit den vorhandenen Armerzen der Lagerstätte wie Pyrit, kupfer- und eisenhaltige Kiese. Wobei hier gesagt werden muss, dass es sich nur um einen „Nebenerwerb“ des Zinnbergbaus handelt. Der Name „Vitriol“ ist eigentlich nur ein zusammenfassender Begriff für verschiedene chemische Produkte in früheren Zeiten, die anhand ihrer Grundstoffe für die Herstellung unterschieden wurden. Hergestellt aus sulfidischen Metallerzen wie Kupfer und Eisen ergab sich ein Grundstoff für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke. Die tagesnahe Lage der Gruben im Bereich der Habichtsleithe und der hier vorhandene Mineralisation begünstigten auch die Gewinnung von Vitriol.

 

Anmerkung der Redaktion: „Vitriol“ ist ein früher gebräuchlicher Name für die kristallwasserhaltigen Sulfate von zweiwertigen Metallen. Bis zum Anfang der Neuzeit nannte man die Vitriole auf Lateinisch allgemein atramentum sutorium = „Schusterschwärze“, weil sie hauptsächlich zur Lederschwärzung genutzt wurden, oder chalcanthum (von altgr. χαλκός [chalkós] „Kupfer“ und ἄνθος [ánthos] „Blume, Blüte“‚ also „Kupferblume oder Kupferblüte“). Noch Georgius Agricola benutzte im Jahre 1546 in De natura fossilium die Bezeichnung atramentum mit dem Vermerk, dass sich vitriolum zu verbreiten beginne.

Von Vitriol leitet sich auch „Vitriolöl“ als Bezeichnung für Schwefelsäure ab, die früher aus Eisenvitriol hergestellt wurde. Das Verfahren entdeckte der deutsche Chemiker Rudolph Glauber (1604-1670) während des Dreißigjährigen Krieges. Glauber untersuchte die Schwefelsäure-Bildung genauer und stellte fest, dass bei der Destillation der verschiedenen Vitriole immer das Gleiche geschah: Es entwich ein weißer Rauch, der spiritus vitrioli (Geist des Vitriols); dieser gab mit etwas Wasser eine dickflüssige, ölartige Substanz, oleum vitrioli oder kurz Vitriol-Öl genannt (lat. oleum; Öl). Wie man heute weiß, entsteht bei der Destillation der Vitriole Schwefeltrioxid, das mit Wasser zu Schwefelsäure reagiert. Auch heute heißt eine bestimmte, hochkonzentrierte Form der Schwefelsäure noch Oleum.

Als Alaun (englisch: Alum, französisch: Alun, lateinisch: Alumen) wurde früher nur das kristallisierte wasserhaltige schwefelsaure Doppelsalz von Kalium und Aluminium (Kaliumaluminiumsulfat) bezeichnet. Neuerdings bezeichnet man so bisweilen auch das entsprechende Ammoniumaluminiumsalz, während der Name Alaune für alle schwefelsauren Doppelverbindungen gleichartiger chemischer Zusammensetzung verwendet wird, wobei dann das für Kalium bzw. Aluminium eintretende Metall der Bezeichnung vorgesetzt wird, zum Beispiel Chromalaun für das schwefelsaure Doppelsalz von Kalium und Chrom. Alaune haben immer die Zusammensetzung MIMIII(SO4)2 · 12 H2O – MI und MIII stehen darin für die ein- bzw. dreiwertigen Metallionen.

Vitriole kommen als natürliche Oxidationsprodukte in sulfidischen Buntmetall-Erzlagerstätten vor. Sie können durch Auffangen vitriolhaltiger Sickerwässer oder durch Auslaugen der verwitterten Buntmetallerze extrahiert werden. Buntmetall- Komplexerze, wie sie für die westerzgebirgischen Skarne typisch sind, konnten durch die damaligen Aufbereitungsverfahren häufig nicht hinreichend getrennt werden, um ihre Verhüttung zu ermöglichen. Die Alaun- und Vitriol- Herstellung aus solchen Erzen war daher eine durchaus wirtschaftliche Alternative, zumal sie Geduld und Erfahrung, aber nicht unbedingt teure Technik erforderte. Die Verfahren beschrieb zuerst Georgius Agricola in seinem 1556 erschienenen Hauptwerk De re metallica. Dort liest man im XII. Buch:

Nach dem vierten Verfahren wird Vitriol aus vitriolhaltigen Erden und Gesteinsarten gewonnen. Solche Stoffe werden zunächst zusammengefahren, aufgehäuft, fünf bis sechs Monate dem Frühjahrs- oder Herbstregen, der sommerlichen Wärme und dem Winterfrost ausgesetzt und öfters mit Schaufeln umgewendet, damit die Teile, die unten lagen, nach oben kommen. … Die Masse wird dann zugedeckt oder unter Dach gebracht und bleibt auch hier wieder sechs, sieben oder acht Monate liegen. Dann wird eine genügende Menge davon in einen großen Behälter gebracht, der zur Hälfte mit Wasser gefüllt …ist. … Die Gesteinsmassen werden also mit Wasser vermischt und mit Stangen verrührt und bleiben so lange in dem Behälter, bis ihre erdigen Teile sich auf dem Boden absetzen und ihre löslichen Teile vom Wasser aufgenommen worden sind. Man läßt dann die Lösung durch die Öffnungen aus dem Behälter auslaufen und in einen anderen, unterhalb aufgestellten Behälter fließen, … Die Lösung läßt man dann, sobald sie klar ist, durch Rinnen in viereckige Bleipfannen fließen, in denen man sie so lange einkocht, als noch Wasser verdampft. Dann wirft man Eisenblechschnitzel hinein, die sich darin lösen sollen, und zwar nur so viel, wie die Natur der Lösung es erfordert, und läßt weiter einkochen, bis die Lösung so reich geworden ist, daß sich nach dem Abkühlen der Vitriol ausscheidet. Wenn es soweit ist, bringt man die Lösung in Wannen, Kufen oder andere Gefäße, in denen im Laufe von zwei bis drei Tagen alles erstarrt, was überhaupt erstarren kann. … Der ausgeschiedene Vitriol wird ausgeschlagen, nochmals in die Pfanne geworfen und erhitzt, wobei er flüssig wird. Das Geschmolzene gießt man in Näpfe, damit sich kuchenförmige Stücke bilden.

Vitriolhaltige Kiese, die zu den gemischten Gesteinsarten gehören, werden wie alaunhaltige Kiese gebrannt und mit Wasser behandelt. Oft gewinnt man gleichzeitig Alaun und Vitriol aus diesen Mineralien…“ 

Was passiert dabei? Durch das Brennen und Löschen werden die natürlichen Verwitterungsprozesse beschleunigt, die an der Oberfläche im Kontakt mit Luft und Wasser über Monate abgewartet werden müssen oder im Erdreich Jahrmillionen dauern können. Im Wesentlichen laufen dabei drei chemische Reaktionen nacheinander ab:

 

1.      „Abrösten“ / Oxydation:

Kupferkies

CuFeS2 + 4 O2

CuO + FeO + 2 SO3 (Metalloxide und
Pyrit

2 FeS2 + 7 O2

  2 FeO + 4 SO3 Schwefeltrioxid)
Zinkblende

2 ZnS + 4 O2

  2 ZnO + 2 SO3  

2.      „Löschen“ / Hydratation:  

Schwefeltrioxid

SO3 + H2O

 H2SO4  (Schwefelsäure)
Metalloxide

CuO + H2O

 Cu(OH)2  (Kupfer-II-Hydroxid)
 

ZnO + H2O

 Zn(OH)2 (Zink-II-Hydroxid)
 

FeO + H2O

 Fe(OH)2  (Eisen-II-Hydroxid)
 

2 FeO + 2 H2O

 2 FeO(OH) + H2  (Limonit, bzw.
Eisen-III-Oxid-Hydrat)
 

2 FeO + 4 H2O

 2 Fe(OH)3 + H2 (Eisen-III-Hydroxid)

3.      Neutralisation:  

 

Cu(OH)2 + H2SO4

 Cu(SO4) + 2 H2 (Kupfersulfat)
 

Zn(OH)2 + H2SO4

 Zn(SO4) + 2 H2O (Zinksulfat)
 

Fe(OH)2 + H2SO4

 Fe(SO4) + 2 H2 (Eisen-II-Sulfat)
 

2 Fe(OH)3 + 3 H2SO4

 Fe2(SO4)3 + 6 H2 (Eisen-III-Sulfat)

   

Insbesondere die zweiwertigen Metallsulfate binden das bei der Neutralisation freigesetzte Wasser wieder im Kristallgitter, so daß die kristallwasserhaltigen Metallsulfat-Hydrate entstehen; zum Beispiel

  • der Zink- oder weiße Vitriol (Zinksulfat, ZnSO4 · 7 H2O, das natürlich vorkommende Mineral Goslarit),

  • der Eisen- oder grüne Vitriol (Eisen(II)-sulfat, FeSO4 · 7 H2O, das Mineral Melanterit) und

  • der Kupfer- oder blaue Vitriol (Kupfersulfat, CuSO4 · 5 H2O, das Mineral Chalkanthit).

Ein Gemisch aus Kupfervitriol und Eisenvitriol wird auch als „Adlervitriol“ bezeichnet. Eine weitere zeitgenössische Beschreibung des Prozesses haben wir in dieser Quelle gefunden: Dr. Johann Heinrich Jung, Professor zu Heidelberg: Versuch eines Lehrbuchs der Fabrikwissenschaft zum Gebrauch akademischer Vorlesungen, Nürnberg, 1785. Von Interesse sind auch die hierin als Beispiele benannten Herstellungsorte. Wir zitieren daraus das Kapitel...

    

Erster Theil. Chemische Bereitungen.

 Erste Classe. Nasser Weg.

Erster Abschnitt. Salzbereitungen.

 Erstes Hauptstück. Vom Alaunsieden.

§.46. Der Alaun ist ein halbdurchsichtiges crystallisirtes Salz, welches aus der Vitriolsäure 1) und einem sehr reinen weißen Thon zusammengesetzt ist; sein Geschmack ist herb, zusammenziehend und süsslich; wenn er höchst rein ist, so ist er weiß, sind aber metallische Theile in seiner Zusammensetzung, so weicht er mehr oder weniger von dieser Farbe ab. Der römische Alaun ist sehr fein, zugleich aber etwas röthlicht, weilen Kobolt in seiner Mischung seyn soll, auch der englische Alaun ist sehr fein, die teutschen und nordischen aber sind durchgehend nicht völlig eisenfrey.  

§.47. Der Gebrauch des Alauns ist mancherley, hauptsachlich aber bedient man sich seiner bey den Färbereyen, wo er unentbehrlich ist; hier werden die römischen und englischen Alaune vorgezogen, weilen sie in der Erfahrung bessere Eigenschaften als alle übrigen geäußert haben; welche ohne Zweifel daher entstehen, daß sie völlig von metallischen Zusätzen befreyt sind.  

§.48. Die zusammenziehende Natur des Alauns rührt von der Vitriolsäure her, denn diese besitzt sie in einem sehr hohen Grad. Daß die Seleniten nicht eben diese Kraft haben, ist natürlich, denn hier ist die Verbindung der Saure mit der alkalischen Erde viel inniger, und gesättigter; ebenso verhält sichs auch mit dem vitriolisirten Weinstein. Die Vitriole sind zwar zusammenziehend gnug, aber ihre Metallerden schmutzen die Farben, welche die Alaunerde erhöht, und ihnen zum Grund dient. Daher sind Seleniten, vitriolisirter Weinstein, Gypse und Vitriole zu den Farben nicht brauchbar, sondern nur der Alaun.  

§.49. Wenn man einen reinen weißen Thon mit der Vitriolsäure vermischt, oder in derselben auflöst, so erhält man einen wahren Alaun 2); so verfährt der Scheidekünstler, wenn er die Bestandtheile dieses Salzes untersuchen, und ihr Daseyn beweisen will; wer aber eine Alaunsiederey anzulegen Willens ist, der kann diesen Weg nicht einschlagen, sondern er muß mineralische Substanzen aufsuchen , welche die Bestandtheile des Alauns in sich enthalten.  

§.50. Der Schwefel besteht aus dem Feuerstoff und der Vitriolsäure; in Dünste aufgelöst, durchdringt er das Mineralreich, und mineralisirt in demselben mancherley Substanzen; wo er nun den Alaungrund antrifft, da vereinigt sich die Vitriolsäure mit demselben und giebt die Anlage zum Alaun. Dies geschieht besonders in den Schwefelkiesen, aus welchen auch fürnemlich, besonders in Schweden, Alaun gesotten wird. Zu Tolfa im Kirchenstaat, ist die Alaunminer einem Kalkstein ähnlich, sie besteht aus dem reinen Alaungrund, und der Schwefelsäure, vielleicht auch noch aus etwas Kobold, und einigen flüchtigen Cörpern; zu Solfatara am Fuß des Vesuvs, findet sich eine Erde die dem Mergel ähnlich ist, aber nicht aus Mergel, sondern aus Alaungrund und Vitriolsäure besteht, und im Hessischen giebts Torf, aus welchem Alaun bereitet wird.

§.51. Endlich findet man auch natürlichen Alaun in der Erden, dieser wird Steinalaun genannt, und kommt aus England, er ist weiß und durchsichtig wie ein Crystall und dient vortrefflich zum Färben, allein er läßt sich selten antreffen.  

§.52. Die gewöhnlichsten Alaunminern sind die Schwefelkiese; diese dienen aber auch nicht alle dazu. In Schweden sind die Alaunkiese schieferartig, mit einer Bergfettigkeit vermischt, und enthalten Eisen. Daher sind sie schwer auf Alaun zu benutzen, weilen jene fremde Theile übel davon zu scheiden sind. Die Bergfettigkett sowohl als das Eisen kommen mit in die Alauncrystallen und machen sie schmutzig. 

§.53. Die Alaunsiederey beruht auf folgenden Punkten, 1) daß man die Minern von allen flüchtigen Substanzen befreye und sie so aufschließe, damit das Wasser hineindringen und das Salz auslösen könne; 2) daß man sie alsdann gehörig auslauge und vermittelst des Feuers und des Wassers alles Salz herausziehe und 3) daß man endlich den Alaun anschießen, oder crystalisiren lasse, und ihn durch gewisse Handgriffe so viel möglich von allen fremden Zusätzen befreye.  

§.54. Die Schwefelkiese werden zuerst geröstet; dies muß gemäßigt und langsam geschehen, damit zwar die flüchtigen Theile aber nicht die Schwefelsäure versiege. Die römische Alaunminer ist härter, daher wird sie, statt dessen, in einem Kalkofen gebrannt; die Alaunerde zu Solfatara hat das Rösten gar nicht nöthig, sondern sie wird so wie sie ist ausgelaugt, und der Torf wird zuerst im offenen Feuer zu Asche verbrannt, aus welcher man hernach Alaun siedet, allein im offenen Feuer geht gar viele Vitriolsäure verlohren.  

§.55. Die gerösteten Kiese werden nun in großen Gefäßen mit Wasser begossen, oft umgerührt, und dann ausgekocht, bis alles Salz ausgezogen ist. Zu Tolfa wird die gebrannte Alaunminer in einem verschlossenen Hof, zwischen parallel laufende, und unter sich communizirende Wassergräben, auf lange Eselsrücken geschüttet, und täglich so lange mit dem Wasser begossen, bis alle Steine zu Brey zergangen sind, alsdann wird dieser Brey mit dem Wasser aus den Graben, in großen eingemauerten Kesseln gekocht, und alles was nicht zergeht, wird abgesondert, und wieder aufs neue gebrannt. Zu Solfatara laugt man die Alaunerde in bleyernen, in die Erde gegrabenen Kesseln aus, weilen da die Erde zu diesem Zweck heiß genug ist.

§.56. Die eingekochte Lauge wird endlich in hölzernen Gefäßen, an einen temperirten Ort zum Anschiessen gebracht; zu Tolfa geschieht dies in einem viereckigen, einer umgekehrten Pyramide ähnlichen bretternen Faß, dessen untere Oeffnung verstopft ist; wenn die Crystallen angeschossen sind, so läßt man durch diese Oeffnung die Mutterlauge ab und reinigt alsdann die Crystalle durch Abspülen mit reinem Wasser. Zu Solfatara müssen die ersten Crystalle noch einmal aufgelöst und also gereinigt werden.  

§.57. Die Eisenerde last sich durch ein Alkali nicht ganz aus der eingekochten Alaunlauge scheiden, und wenns auch geschähe, so wird doch der Alaun dadurch mit einem vitriolisirten Weinstein verfälscht; ebenso wenig nimmt das Alkali die Bergfettigkeit und andre Unreinigkeiten weg. Torbern Bergmann räth daher an, der Lauge einen reinen weißen Thon zuzusetzen, denn er glaubt, dieser würde die Eisenerde präzipitiren, sich mit der freyen Säure zum Alaun verbinden, und die Fettigkeit absondern. Der Alaun crystallisirt sich auch geschwinder als der Vitriol, wenn man also die erste Crystalle absondert, so werden diese reiner seyn und geben die erste Sorte. Endlich sollte man auch die Minern erst mit reinem Wasser auslaugen, diese Lauge besonders zum feinsten Alaun bestimmen; und dann die Mutterlauge zum fernern Auslaugen, um gemeinere Sorten zu erhalten, verwenden. …

  

Zweytes Hauptstück. Vom Vitriolsieden.

 §.59. Unter dem Wort Vitriol verstehe ich drey Metallsalze, welche durch Verbindung des Eisens, des Kupfers und des Zinks mit der Vitriolsaure entstehen. Wenn sich diese Säure mit dem Eisen verbindet, so wird grüner oder Eisenvitriol daraus, geschieht das mit dem Kupfer, so entsteht der blaue oder Cyprische Vitriol und endlich mit dem Zink, so wird weißer Vitriol daraus. Wenn der Scheidekünstler jene Metalle in der Vitriolsäure austöst, und sie kunstmäßig crystallisiren last, so erhält er die drey Salze, zum Beweiß, daß ihre Zusammensetzung so richtig sey, wie ich sie angegeben habe. 

§.60. Der Gebrauch des Vitriols ist abermals vielfältig, vorzüglich aber bedient man sich des Eisenvitriols zum Schwarzfärben häufig, und wenn er recht rein ist, so darf er auch nach vorhergegangenen Zubereitungen eingenommen werden. Ueberhaupt sind diese Salze gut abgehende Waaren, so daß es wohl der Mühe lohnt, wenn man ergiebige Vitriolminern hat, Siedereyen anzulegen.  

§.61. Wenn die Schwefelsäure die Oberfläche der Erden durchstreicht, die Erde obiger Metalle antrifft, durchdringt, auflöst, und sich mit ihnen vereinigt, so entstehen Vitriolminern. Die vornehmsten derselben sind die Schwefelkiese, aus welchen man erst den Schwefel ziehen, und dann noch den Vitriol auslaugen kann, enthalten die Kiese pures Eisen, so wird der Vitriol grün, je mehr aber Kupfer zugemischt ist desto mehr gehn die Crystallen ins blaue über. Aus dem Kupferrauch wird auch Vitriol gesotten, dieser ist eine aus kleinen Erzen, Schiefer, Kieß und dergleichen zusammengesetzte Erzart, welche von vitriolischen Wassern durchdrungen und angeschwängert ist.  

§.62. Wenn vitriolische Wasser durch Schwefelkiese, Kupfer- oder Bleyerze saigern, so setzen sie oft gediegenen, grünen oder blauen oder weißen Vitriol an, welcher auch Jöckel genannt wird. Der Atramentstein ist bald weiß, bald roth, bald qrün, gelb oder grau, er ist derb und fest, schmelzt aber in heißem Wasser, und giebt Vitriol. Der Mish ist gelb glänzend und vitriolisch, beyde Arten finden sich im Kupferrauch, und werden zum Vitriolsieden gebraucht.  

§.63. Zu Goslar am Harz wird sehr viel Vitriol gesotten, die Miner woraus es geschieht, ist obengemeldeter Kupferrauch; dieser wird in zwo großsen Treckbüdden, welche ungefehr 10 Fuß weit, und gegen 4 Fuß tief sind, mit siedendem Wasser 24, 30 bis 48 Stunden lang, unter öftern Umrühren ausgelaugt, und solchergestalt die wilde Lauge bereitet, welche nun in die Schierbüdden, deren 10 von ebender Größe wie die Treckbüdden vorräthig seyn, und mit wilder Lauge aus den Treckbüdden beständig voll erhalten werden müssen, übergefüllt wird.

§.64. Die Schierbüddeu haben von oben bis unten verschiedene Zapfen, damit das klare, so wie sich das schlammigte setzt, oben abgezapft werden könne; deswegen sind auch eben die viele Schierbüdden nöthig, damit die Lauge Zeit habe sich zu klären und zu setzen, so wie dies geschieht, so wird ein Zapfe nach dem andern gezogen, und die klare Lauge in die Sumpfbüdde gelassen. In dieser steht nun eine Pumpe, vermittelst welcher die Lauge, welche 20 bis 25 löthig seyn muß, nach der Pfanne gebracht wird.

§.65. Die in den Treckbüdden, und Schierbüdden zurückbleibende Schlammlauge, wird in zwo Schlammbüdden von eben der Größe wie die Treckbüdden gebracht, worin sie sich wieder setzt, abklärt, und dann mit der wilden Lauge versotten wird. Der Schlamm welcher endlich zurückbleibt, wird in der etwas kleineren Waschbüdde gewaschen. Was noch vom Kupferrauch nicht völlig zergangen ist, das wird zum Auslaugen wieder zurückgeworfen, das zergangene aber wird durch Körbe gewaschen, was durchgeht heißt Vitriolklein, was im Korb bleibt, Vitriolkern, beydes ist Erz, und wird bey dem Rösten gebraucht. Die Lauge welche bey diesem Waschen entsteht, heißt Kernlauge, und wird in der Kernbüdde geklärt, alsdann zur wilden Lauge geschlagen, und versotten.

§.66. Das Sieden des Vitriols geschieht in bleyernen Pfannen, zu einer Siederey werden drey erfordert, nemlich die Siedpfanne, die Wasserpfanne, und die Kühlpfanne, alle drey sind von einerley Größe, oben 8 Schuh lang und 6 Schuh weit, unten aber 7 Schuh lang und 5 Schuh weit, eine jede erfordert 70 Centner Bley, die Sied-, und Wasserpfannen sind nebeneinander eingemauert, und werden von einem Feuer unterhalten, die Kühlpfanne ist mit Tannenbohlen umgeben, damit sie nicht ausweiche.  

§.67. Das Sieden geschieht in der Siedpfanne, sie wird ganz mit wilder und Kernlauge angefüllt und so oft 8 Zoll eingesotten sind, so wird sie aufs neue angefüllt, jedesmal aber eine Probe zum crystallisiren hingestellt, so bald man nun sieht, daß die Lauge über die Hälfte zu Crystallen anschießt, so ist sie genug eingesotten, man bringt sie alsdann in die Kühlpfanne, wo sie allmälig abkühlt, weilen sie jetzt noch nicht wegen allzu großer Hitze in die Fässer taugt, wenn sie nun gnugsam abgekühlt ist, so daß sie zum crysiallisiren fähig ist, so wird sie in die Setzfässer gebracht. 

§.68. Dieser Fässer muß man sehr viele haben, damit man zum crystallisiren Zeit gewinnen könne; oben werden durchlöcherte Deckel aufgelegt, in diese Schilfrohrstengel hineingesteckt, und mit Pfählchen fest gekeilt, an welche Stengel sich alsdann der Vitriol anlegt; wenn alles angeschossen ist, was anschießen will, so zapft man die Setzlauqe, welche noch über 40 löthig ist, ab, und versiedet sie aufs neue, den Vitriol aber packt man nun zum Verkauf in Fässer. In der Wasserpfanne wird das Wasser zum Auslaugen in den Treckbüdden gewärmt.  

§.69. Zu Schwarzenberq im Obersächsischen, gewinnt man aus den Schwefelkiesen erst den Schwefel, die zurückgebliebenen Kiese heißen alsdann Schwefelbrände. Diese werden in drey viereckigte tannene Kästen gebracht und Wasser darauf geschüttet, welches 6 Stunden steht. Unter diesen Kasten stehen wieder drey von eben der Größe, auch mit eben so viel Minern angefüllt, alsdann läßt man die Lauge aus den ersten drey Fässern m die untern drey, wo sie 12 Stunden steht, und also verdoppelt wird; von hier kommt sie in die Schwefelpfanne, welche von Bley und ungefehr von der Größe ist, wie die Goslarischen, aber lange nicht so schwer, hier wird sie zwo Stunden gesotten, und dann in den Setzkasten gebracht, wo sie einen gelben Schlamm absetzt und sich reinigt.  

§.70. Diese reine Lauge wird nun in einen Sumpf unter der Wachsbank gelassen, damit sich die Setzlauge welche vom crystallisiren übrig bleibt, dazu sammlen könne, von hier wird sie vermittelst einer Schwengelpumpe in die Siedpfanne gebracht, welche der Schwefelpfanne gleich ist, so wie nun die Lauge versiedet, so wird frische zugepumpt, bis sie stark gnug ist, welches man daran erkennt, wenn ein Tropfen auf ein Brett fällt, und gleich grün gerinnt. Aus der Siedpfanne kommt die gare Lauge in einen schmal langen starken hölzernen Kasten zum abkülen, welches 12 Stunden dauert, von hier bringt man sie in schmal lange Wachströge zum Anwachsen, hier dauert nun das crystallisiren eine Woche lang, als dann wird der Vitriol weggenommen, und die Setzlauge in den Sumpf gelassen. Die ausgelaugten Kiese werden in zwey Jahren wieder vitriolisch, und aufs neue ausgelaugt.

§.71. Zum Geyer in Obersachsen, werden die Schwefelkiese nicht auf Schwefel benuzt, sondern geröstet und ausgelaugt, die Methode ist überhaupt von der Schwarzenbergischen wenig verschieden. Zu Cremnitz in Ungarn wird der allerbeste grüne Vitriol aus einem milden Gestein und Letten ausgelaugt und ungefehr auf obige Art versotten. Zu Fölqebangen in Oberungarn wird ebenfalls sehr guter grüner Vitriol gewonnen, man bedient sich dazu kleiner Erze, welche bloß in Kästen ausgelaugt werden; mit der Lauge wird wiederum auf obige Art ungefähr verfahren.

§.72. Der blaue oder Cyprische Vitriol wird nicht so viel gebraucht als der grüne, und also auch nicht so häufig gemacht; man röstet ordentliche Kupfererde, laugt sie dann aus, und verfährt so wie bey dem grünen Vitriol. Die ausgelaugten Erze werden entweder zum Schmelzen, oder zum ferneren Vitriole machen, aufs neue geröstet.  

§.73. Der weiße Vitriol wird ebenfalls wenig gebraucht; auf dem Harz gewinnt man ihn aus den Rammelsbergischen Silber- und Bleyerzen, welche geröstet, ausgelaugt, und so versotten werden.  

1)  Vitriolsäure meint die Schwefelsäure H2SO4.

2) Mit wahrer Alaun wird hier der Kalium-Aluminium-Alaun, das Doppelsulfat KAl[SO4]2 bezeichnet.

 

Bockau war aufgrund des ansässigen Laborantenwesens mit einer der Hauptorte der Vitriolbrennerei im Erzgebirge. Wobei „Brennen“ eher irreführend ist. Wie oben zu lesen, wurden die gewonnenen Kupfer- oder Eisenkiese geröstet und danach längere Zeit in mit Wasser gefüllten, hölzernen Laugenkästen eingelegt. Die entstandene Lauge wurde anschließend in bleiernen Pfannen unter ständiger Zugabe weiterer Lauge über einen Zeitraum von 24 Stunden eingedampft. Damit wurde die Konzentration von Vitriol in der Lauge ständig erhöht.

Nach dem Absetzen der in der Lauge befindlichen Verunreinigungen wie dem Eisenoxid ist die verbliebene Lauge abgezogen und in hölzerne Tröge gefüllt worden. In diese hat man dann „Stangen“ eingehangen – das Material der in Bockau verwendeten Stangen ist nicht überliefert – an denen sich über den Verlauf einer Woche allmählich Vitriol in Kristallform ausbildete. Diese Kristalle waren dann das verkaufsfertige Endprodukt.

Mit diesem Verfahren konnten sowohl arme Kupfererze zu Kupfervitriol wie auch Erze mit geringem Anteil an Magnetkies und Pyrit zu Eisenvitriol verarbeitet werden. Selbst die in den Laugenkästen abgesetzten Eisenoxide sind noch als Grundstoff für braune Farbe oder Tinte verkauft worden.

Die gewonnenen Vitriolsalze dienten als Grundstoff zur Herstellung verschiedener Produkte wie Tinkturen für den medizinischen Bereich oder Mittel zum Schwarzfärben von Leder usw. Auch die Herstellung von Schwefelsäure erfolgte aus „Vitriol-Öl“. Um 1750 führte Johann Gottlieb Lorenz in Bockau das Vitriolölbrennen ein und schon um 1760 gab es in Bockau sieben Vitriolhütten, bis um 1830 dieser Zweig – verbunden mit dem Niedergang des Zinnbergbaus – wieder verschwand.

   

Zu einem Vitriolwerk im Bergbaugebiet bei  Preßnitz in Böhmen haben wir weitere historische Beschreibungen gefunden.

  

 

 

Zu dem befahrenen Grubenfeld von „Gottes Geschick“ und „Gottes Glück“

  

Wir können aus jetziger Sicht nicht mehr zuordnen, was welche Grube ist oder war. Es sind weder Jahrestafeln oder anderweitige weiterführende verwaltungstechnische bergbauliche Symbolik während der Befahrung aufgefunden worden. Aus den Angaben der vorher genannten Überlieferungen und den Ergebnissen der Tour handelte es sich aufgrund der Beschaffenheit der Erzlager (in Flözform) um ein zusammenhängendes, durchschlägiges Grubenfeld. Folgende Grubennamen sind für das Abbaugebiet aus historischen Überlieferungen bekannt:

  • „Gottes Geschick“

  • „Gottes Geschicker Maaßen“

  • „Gottes Geschick“ mit „St. Michael“

  • „Gottes Glück“, später mit  „Mariä Reinigungsstolln“

  • „Gottes Glücker Maaßen“

  • „Hoffnung zu Gott Fdgb“ im ehemaligen Feld von „Gottes Glück“

 

Die Zinnflöze ähneln dabei einer diagonal gekippten Fläche. Dies wird auch auf dem Bildmaterial der Befahrung gut sichtbar. Auch verfügen diese Flöze über einen Ausbiß an der Tagesoberfläche. Diesen Ausbiß kann man von der B 283 aus sehr gut sehen und  bis fast zum Erzengelweg hinauf verfolgen. Das Gelände ist aber sehr stark verwachsen und somit schwer zugänglich. Diese Deformfläche ähnelt einer Kluft mit sehr grobstückigen Gestein und etlichen Pingen in ihrem Verlauf. Vermutlich gab es zu den Flözen auch diverse Zugänge als Stolln oder Stollnschacht im Ausbiß, welche aber heute nicht mehr vorhanden sind. Am Beginn der Deformfläche unmittelbar an der B 283 lässt sich im Gelände auch ein verbrochenes Stollnmundloch vermuten, auch Wasseraustritte in dessen Nähe sind sichtbar. 

Ein Stolln war im unteren Bereich des Flözlagers bemerkbar und auch teilweise fahrbar, zum Teil auch noch ein weiterer Stolln. Beide Stolln kreuzten sich miteinander. Wie weit diese Strukturen reichten, ist aber nicht bekannt. Eine sichere Erkundung war nicht mehr möglich. Aus dem obersten fahrbaren Weitungsbau konnte bis in den Bereich des Stolln eine Art Feldstrecke mit Steigörtern befahren werden. Diese Feldstrecke verlief größtenteils in einer Bergfeste zwischen den Weitungsbauen im Streichen der Flöze mit sehr starkem Gefälle in Richtung des Tals der Zwickauer Mulde und eines dortigen Stolln. An vielen Stellen waren aber die Bergfesten dieser Strecke verbrochen! Ebenso auch der Punkt wo die Feldstrecke auf den Stolln traf. Es ist wohl realistisch, daß über solche Feldstrecken sämtlicher Transport – der Erze und Ausbaumaterialien – erfolgte und auch die Bergleute anfuhren (ausgenommen der obere Bereich der Feldstrecke mit den beiden Steigörtern).  

Jeder Weitungsbau hatte einen oder mehrere Durchschläge zum darunter oder darüber liegenden Weitungsbau und Verbindung mit der oberen Feldstrecke über Durchschläge oder der durchgebauten Bergfeste. Somit war auch eine Bewetterung des ganzen Lagers gesichert. Ebenso eigneten sich diese Verbindungen als Fluchtweg für die anfahrenden Bergleute bei Gefahr. Dabei gab es an Stelle der sonst üblichen Tagesschächte – die hier völlig fehlen – Verbindungen zur Tagesoberfläche über Stolln oder Stollnschächte im Gangausbiß. Was an einigen Stellen zumindest als Verbruch noch sichtbar war.  

Die Weitungsbaue weisen dabei Dimensionen von gut 20 m Länge im Einfallen auf. Teilweise aber ebenso breit! Sicherheitspfeiler waren in weiten Abständen noch vorhanden oder es gab als aus Versatz aufgeschichtete Pfeiler. Beide Arten waren aber von sehr geringmächtiger Dimension wie das Bildmaterial belegt. Einige tagesnahe Weitungsbaue wurden als völlig zu Bruch gegangen wahrgenommen. Dieses Berggebäude stellt aufgrund der Art und Weise des Abbaus sowie der Flözlage und ebenso seines Erhaltungszustandes schon eine Einzigartigkeit für den sächsischen Zinnbergbau dar. Momentan sind kaum ebenbürtige fahrbare Anlagen bekannt.  

Besonderer Dank für die Organisation der Tour und diversen Informationen gilt den hier namentlich nicht genannten Bergbaufreunden aus Zwönitz und Schneeberg!

   


Blick vom Ausbiss des Zinnflözes in Richtung der B 283.
  


Hier ist der Ausbiss des Zinnflözes noch recht gut nachvollziehbar.
  


Pinge im Bereich des Flözverlaufes.
  


So wie hier zeigt sich der Gangausbiss des Flözes nahezu im gesamten Verlauf bis kurz unterhalb des Erzengelweges.

  

 

 

Die nachfolgende Bildergalerie beinhaltet einen unvollständigen Querschnitt durch die fahrbaren Bereiche der Zinngrube an der Habichtsleithe.

   


In einem der oberen Zinnabbaue…
  


…mit Blick in Richtung unseres Fahrweges...
   


…und nach oben. Die Ausdehnung dieser Abbaue ist schon recht gewaltig und sehenswert!

   

 

 

Von nun an können wir eine Art Feldstrecke zum Befahren der Lagerstätte benutzen. Diese Strecke verläuft zwischen den Abbauen im Streichen der Lagerstätte mit recht starkem Fallen. Eine Struktur, die auf einen Stolln hinweist, haben wir erst in den unteren Bereichen des Zinnlagers angetroffen und bis in den Bereich des verbrochenen Mundloches möglicherweise auch befahren. Wir bewegten uns auf einem Niveau von ungefähr 485 m – 445 m NN.

   


Erwähnte Feldstrecke erreichten wir über diesen kleinen Steigort...
   


…so wie hier aus etwas anderer Perspektive gesehen. (Foto: Martin Leske)  
  


Ein kleines Gesenk mit... (Foto: Martin Leske)
  


…schönem, grünem Wasser passierten wir.
  


Wieder ein Blick in einen imposanten Zinnabbau. Von unten nach oben betrachtet.
   


Zwischen den Abbauen verläuft in einer Art Bergfeste unser Fahrweg. Ob es sich dabei auch um eine Förderstrecke aus Betriebszeiten der Grube handelt, ist nicht bekannt, aber zu vermuten. Die Kamera war in diesem Fall waagerecht eingerichtet und die Feldstrecke liegt wirklich so im Zinnlager!!
   


Die Feldstrecke in die andere Richtung gesehen, also in Richtung Tagesoberfläche. (Foto: Martin Leske)
    


Hier steht schon Wasser. Es ist aber noch lange nicht das Tiefste des Zinnlagers erreicht.
   


Zinnabbau mit Größenvergleich … in Form einer mobilen Pfeilerstütze …
  


…und noch einmal „ohne“ Pfeilerstütze. (Foto: Martin Leske)
  


Weitungsbau mit angefangenem Verbindungsort zum darüber liegenden Abbau, aber nicht durchschlägig, von unten nach oben gesehen.
  


Ein sogenannter Sandgang im Zinnlager, etwa parallel mit unserer Feldstrecke streichend.
  


Direkt an unseren Fahrweg (Feldstrecke) liegt links im Bild ein leerer Abbau. Von dort führt ein Durchschlag zum darüber liegenden Weitungsbau. Wie zu sehen, ist dieser Weitungsbau völlig zu Bruch gegangen.
  


Rechts zwischen den großen Blöcken ist wieder unser Fahrweg sichtbar. Die Blöcke stammen von der zu Bruch gegangenen Bergfeste. (Foto: Martin Leske)
  


Wieder erreichen wir einen mit Wasser gefüllten Abbau. Diesmal aber handelt es sich um das zurzeit erreichbare „Tiefste“ der Lagerstätte. Es sind gut 20 m bis zum Wasser!!!
   


Irgendwo hier sind wir durch. (Foto: Martin Leske)
  


Unser Fahrweg sieht auf dem Bildmaterial viel schlimmer aus …
  


… Bruchmassen gab es hier überall.
  


Wir erreichen einen der tiefen Stolln. Hier ist etwa der Punkt, wo die Feldstrecke – der wir der ganzen Zeit durch das Zinnlager gefolgt sind – auf den Stolln trifft.
  


Blick in den Stolln, der von uns ein Stück befahren wurde...
  


…im Bereich eines Streckenkreuzes zeichnete sich ein weiterer Stolln ab... (Foto: Martin Leske)
   


…wir folgten aber der vermeintlich besseren Stollnstruktur wohl bis in den Mundlochbereich. Wo das aber genau die Tagesoberfläche erreicht, wissen wir noch nicht! (Foto: Martin Leske)

  

 

 

Auf dem tiefsten Abbau im Bereich der Stollnsohle...

 


Der tiefste Abbau befand sich an der Stelle, wo die Feldstrecke auf den Stolln traf. (Foto: Martin Leske)
   


Hier die Bergfeste mit mobilem Größenvergleich. (Foto: Martin Leske)
   


Blick in den mit Wasser gefülltem Abbau. Es ist durchaus möglich, daß die Altvorderen das Zinnlager bis in den Bereich der Talsohle bebaut haben. Demzufolge könnte es sich noch um gut 10 m – 12 m saigere Teufe handeln, bis das Niveau der Zwickauer Mulde erreicht wird.
  


Es ist schon recht selten, daß es mal ein Bild vom gesamten Befahrungsteam gibt, diesmal doch dank Fernauslöser!!  (Foto: Martin Leske)

  

 

Hier endet unsere absolut bemerkenswerte Tour durch ein sehr interessantes Stück erzgebirgischer Bergbaugeschichte und ein recht unbekanntes Grubenfeld. Ob es uns vergönnt ist, auch in Zukunft noch ähnliche solche Gruben zu befahren, wissen wir nicht, deshalb war dies ein sehr besonderes Erlebnis! 

Glück Auf!

L. M.

Letzte Aktualisierung Juli 2016.

   

Benutzte Quellen:  

  • www.bockau.de

  • Legler, C. (2022): Über Vitriolerze, Vitriollager, Vitriolschiefer, Vitriolwerke und ihre Beziehungen zur Vitriolhütte in Bockau, in: Schriftenreihe der Magister George Körner Gesellschaft e.V., Band 24, S. 20-35.

  • Woidtke, S. (2006): Der Berg ist frei. Bergbau im Erzgebirge, Bd.4, S.123-136.

  • Auswertung der Jahrbücher für den Berg- und Hüttenmann

  • Erläuterung zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section Schwarzenberg-Aue

  • Magister George Körner: „Alte und Neue Nachrichten von dem Bergflecken Bockau ...“ 1761