Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de
Überblick zur Geschichte der Grube Unser Beitrag zum Erkundungsrevier Sehmatal der SDAG Wismut
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Drei Epochen
Bergbaugeschichte: Erstellt Juli 2013, letzte Ergänzungen im Oktober 2023. Wir bedanken uns für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrages
Darüber hinaus bedanken wir uns für die Bereitstellung von Fotos aus den Stollnabschnitten, die bei der Verwahrung 2011 bis 2013 nicht angegriffen wurden, bei Herrn B. Tunger, Chemnitz. Für das Ermöglichen eines Nachtrages zu den Sanierungsarbeiten im Bereich des Stollnmundloches im Jahr 2020 bedanken wir uns bei dem Bauherrn dieser Maßnahme, dem Sächsischen Oberbergamt.
Sie können diesen Beitrag auf dem Recherchestand vom Juli 2013 vom Qucosa-Server der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden im PDF-Format herunterladen. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-78874
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Überblick zur Geschichte der Grube Der „St. Jacob Tag- und Kunstschacht“ befindet sich im historischen Annaberger Bergamtsbezirk im Grubenfeld nördlich von Niederschlag. Das Annaberger Bergamt war bereits ab 1767 mit den vormals Schönburgischen Bergämtern Scheibenberg, Hohenstein und Oberwiesenthal kombiniert. Im Zuge der Reform der Bergbauverwaltung in Sachsen wurde die Verwaltung 1847 mit dem Bergamt Marienberg zusammengelegt, wobei der Sitz des Bergamtes in Annaberg blieb. Bei der Neuordnung der westsächsischen Bergamtsbezirke im Jahre 1856 (Auflösung der Bergämter Johanngeorgenstadt und Schneeberg) wurde die Annaberger Westrevierhälfte mit den Unterrevieren Oberwiesenthal, Scheibenberg und Hohenstein dem neuerrichteten Bergamt Schwarzenberg zugeteilt und der Sitz des vereinigten Annaberger und Marienberger Bergreviers nach Marienberg verlegt (40007, Bestandserläuterungen). In diesem Gebiet verlaufen eine Reihe hydrothermaler Erzgänge, die durch das Tal des Pöhlbaches tagesnah angeschnitten sind. Auf diesen Gängen bauten in der Vergangenheit eine Vielzahl zunächst selbständiger Gruben, welche in späterer Zeit oft zu größeren Gewerkschaften konsolidierten. Südwestlich des St. Jacob Tag- und Kunstschacht befand sich bei Niederschlag das ausgedehnte Grubenfeld von Unverhofft Glück, westlich und nordwestlich des Schachtes setzten mit dem Neuen Johannis Stolln und der Feuerturm Zeche zwei kleinere Gruben an und nordöstlich baute im Bereich der Ortslage Stahlberg u.a. die St. Michaelis Fundgrube und der St. Johannes Stolln. Innerhalb des Bergbaureviers bildete die Grube St. Jakob aber stets ein isoliertes Grubengebäude. Die Grube „St. Jacob am Stahlberg“ wurde unter diesem Namen erstmals 1768 (40007, Nr. 210) in einem Vorschußantrag namentlich erwähnt und umfaßte zu diesem Zeitpunkt nur den Stollen. Der St. Jacob Stolln wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts angeschlagen, genaue Angaben zum Betriebsbeginn liegen aber nicht vor. Vorschüsse für den Vortrieb des Hauptstollnortes wurden auch nach 1828 mehrfach beantragt. Auch wurden die Gewerkschaften der südlicher bei Niederschlag liegenden Gruben Unverhofft Glück mit Freuden und Neu Unverhofft Glück zur Einbringung von Stollnflügeln in deren Gruben aufgerufen (40168, Nr. 553). Der Stolln setzte im Pöhlbachtal am Südrand der Ortslage Stahlberg in einem Höhenniveau von zirka +722 m an (mit Einschränkungen hinsichtlich der Genauigkeit der Altunterlagen) und wurde entlang des Gesellschafter Morgenganges südwestwärts, auf den älteren „Gesellschafter Fundschacht“ zu vorgetrieben. Eine Rückrechnung auf Grundlage der im Mittel erreichten Vortriebsleistung (anhand der Aktenangaben und unter Annahme ständiger Belegung des Stollns) führt auf einen Beginn der Stollnauffahrung um 1720. Das entspricht der Aussage eines Revisionsberichtes aus dem Jahr 1784, dass die Stollenauffahrung „…nicht vor Beginn dieses Jahrhunderts (also 1700) begonnen worden sei“. Der Gesellschafter Fundschacht, der spätere St. Jacob Tag- und Kunstschacht, war bereits vor dem Beginn der Auffahrung des St. Jacob Stollns, vermutlich schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts abgeteuft. Exakte Angaben darüber sind nicht aufzufinden, allerdings ist eine Gesellschaft Fundgrube zu Stahlberg in den Erzlieferungsextrakten des kombinierten Bergreviers Annaberg bereits in den Jahren von 1654 bis 1658 und nochmals in den Jahren 1673 und 1711, und zwar mit einem geringen Ausbringen von Zinn (zwischen 2 und 4 ½ Zentnern), aufgeführt (40166, Nr. 22, Blatt 101f). Die Anlage des Schachtes liegt zeitlich aber vermutlich eher nur geringfügig vor dem Beginn des Vortriebs des St. Jacob Stollns, da sich aus der hydrogeologischen Situation schlußfolgern läßt, daß von Beginn des Abteufens an bereits intensive Wasserzuläufe im Schacht Anlaß für die Anlage eines Wasserlösestollns waren. Spätestens 1782 war der Stolln dann am Schacht durchschlägig. Zwischen 1782 und 1804 wird die Grube noch als „Jacob Stolln samt Gesellschafter Fundgrube“ bezeichnet, danach war der Name St. Jakob auf das gesamte Berggebäude übergegangen (40168, Nr. 552 und 553). Das Abbaurecht erstreckte sich darüber hinaus auch auf zwei obere Maße auf dem Morgengang. In den Erzlieferungsextrakten ist die Grube St. Jakob am Stahlberg mit einem Ausbringen von 4 Mark, 1 Loth, 3 Quent Feinsilber aus 5 Zentnern, 8 Pfund Erz im Quartal Trinitatis 1784 und nochmals mit 14 Loth, 3 Quent Feinsilber aus 1 ¾ Erz im Quartal Luciae 1799 aufgeführt (40166, Nr. 25, Blatt 35).
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Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv
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Aus der Zeit von 1782 bis 1861 liegen dann recht umfangreiche Unterlagen zu dieser Grube, wie Fahrberichte, Revisionsberichte, Vorschußanträge, teilw. Ausbeutbögen u. a. m. vor. Der älteste, bislang recherchierte Grubenbericht stammt aus dem Jahr 1782 und aus der Feder von Carl Eugen Pabst von Ohain (40168, Nr. 553). Carl Eugen Pabst von Ohain (*1718, †1784) wurde 1769 zum Berghauptmann ernannt und blieb in dieser Funktion bis zu seinem Tod für die westerzgebirgischen Bergreviere zuständig. Nach dessen Angaben war der Stolln zu diesem Zeitpunkt nach 132¾ Lachter Länge (zirka 265 m) am Jacober Tag- & Kunstschacht eingekommen und über den Schacht hinaus noch weitere 26¾ Lachter aufgefahren. (In einem Bericht aus dem Jahr 1807 wird die Länge vom Mundloch bis Kunstschacht auf 104 Lachter (zirka 208 m) korrigiert.) Der Schacht war tonnlägig auf dem Gesellschafter Morgengang abgeteuft. In der Stollnkarte (40044-05, Nr. I80) von 1863 ist der Gesellschafter Morgengang mit einem Einfallen von 50° nach Nordwesten angegeben. Nach der Angabe Pabst von Ohains von 1782 über die Tiefenlage der Gezeugstrecke unter der Stollnsohle von 22 Lachtern kann aus den Altrissunterlagen eine Neigung des Schachtes von zirka 75° für den Schacht unterhalb des Stollens abgeschätzt werden. Nach den Altrissunterlagen ist zu vermuten, daß sich die angegebenen 22 Lachter (ca. 44 Meter) auf die Schachttiefe von Rasensohle bis Gezeugstrecke und nicht zwischen Stollnsohle und Gezeugstrecke beziehen. Im Fahrbericht von 1782 erwähnt Pabst von Ohain ferner, daß „etwa auf halber Höhe über dem Stolln am Tage- und Kunstschacht 1762 ein achtzehnelliges Kunstrad (unter Zugrundelegung einer Freiberger Bergelle also zirka 10,3 m Durchmesser) eingebaut worden sei, welches auch noch in brauchbarem Zustande sich befindet.“ Zum Auffahrungsstand dieser Zeit existiert der im Folgenden gezeigte Grund- & Saigerriss aus dem Jahr 1782. Über Abbau und Vortrieb auf der Gezeugstrecke sowie über den Betrieb des Kunstrades finden sich in keinem der nachfolgenden Berichte weitere Angaben. Offenbar hat man die Gezeugstrecke also nach 1784 nie wieder aufgenommen. Dieser älteste Riß weist die Radstube am Gesellschafter Schacht nicht aus. Erst der Saigerriss von 1789, nachgetragen bis 1838, weist, wie durch Pabst von Ohain beschrieben, am Jacober Tageschacht die Radstube zwischen Oberfläche und Stollnsohle aus. Aufgrund der Lage und der resultierenden, geringen Überdeckung kann der obere Teil der Radstube auch gemauert gewesen sein. Die elliptische Form und die Ausdehnung des Senkungstrichters in diesem Bereich wiesen darauf hin, daß die Radstube ebenfalls zu Bruch gegangen war.
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Außer einigen Gesenken sind in keiner der vorhandenen Rissunterlagen Abbaue auf dem Jacob Stolln und seinen Flügelörtern eingetragen. Die Existenz tagesnaher Abbauhohlräume im Gangstreichen besonders aus der Zeit, als der Jacob Stolln noch nicht bis zum Schacht durchschlägig war, war jedoch anzunehmen. Als Steiger werden in den Akten Johann Samuel Lämmel, danach Johann Gottlieb Nestler und schließlich Friedrich August Ullrich angeführt (40168, Nr. 553). Nach Aktenlage war die Grube in der Zeit von 1782 bis zur Lossagung 1861 mehr oder weniger durchgehend und mit maximal fünf Mann belegt, aber immer eine Zubußzeche. Vor 1824 muß die Grube allerdings schon einmal zum Erliegen gekommen sein, denn der zu dieser Zeit im (bereits mit dem Bergamt Annaberg kombinierten, aber hier noch zuständigen) Bergamt Scheibenberg, dem auch das vormalige schönburgische Bergamt Oberwiesenthal zugeschlagen war, tätige Berggeschworene Johann August Karl Gebler notierte in einem seiner Fahrbögen aus dem Jahr 1824 (40014, Nr. 271, Film 0060): „Donnerstags, den 30ten September habe ich das Grubengebäude St. Jacob Stolln in Stahlberg befahren, belegt mit 1 Steiger, 1 Häuer, mit 2 Mann in Summa. Mit Aufgewältigung des Stollns auf dem Gesellschaft Morgengange gegen Mittag war man eben ganz fertig und völlig zu Stande gekommen. Es befand sich vom Tageschacht aus bis vor Ort alles in gutem Zustande und in der Nähe desselben in eine Zimmerung gesetzt. Der Gang vor dem Ort war über ¼ Ltr. mächtig, meistens aus aufgelöstem Gegirgsgestein und zum Theil etwas lettigem (?) bestehend und das Ort selbst stand in der Stunde 4,2 an.“ Man hatte den Stollen ,aufgewältigt', er muß demzufolge zuvor aufgegeben und verbrochen gewesen sein. Einen weiteren kurzen Fahrbericht aus diesem Jahr gibt es vom 22. November 1824, worin Herr Gebler in seinem Fahrbogen festhielt, daß das Stollnort mit 2 Mann belegt und der weitere Vortrieb mit Schlägel und Eisen zu 6 Thaler verdingt war. Außerdem schlug der Geschworene vor, den Stolln gleich bis unter die Gruben Unverhofft Glück mit Freuden und Neu Unverhofft Glück weiter vorzutreiben, um diesen ein tieferes Niedergehen zu ermöglichen.
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Am 26. April 1825 ist Herr Gebler wieder
auf dem Stolln angefahren und hat das Gedinge abgenommen, wonach der Lachter
Vortrieb bei 1¼ Lachter Höhe inklusive Pulver und Bergeförderung bis zu Tage mit
7 Thl. –
Gr. bezahlt worden ist. Zu diesem Zeitpunkt war das Stollnort über den
Tageschacht hinaus 45 Lachter ins Feld gebracht (40014, Nr. 273, Film 0027).
Über seine nächste Befahrung des Stollns am 23. August 1825 hielt Herr Gebler in seinem Fahrbogen fest (40014, Nr. 273, Film 0055): „Dienstags, den 23. August bin ich gefahren auf dem St. Jakob Stolln in Niederschlag. Belegt mit
Vor dem Stollnorte auf dem Gesellschafter Morgengang gegen Mittag Abend, welches mit den beyden vorstehenden belegt ist, habe ich 1 Ltr. Länge bey 1¼ Lachter Höhe zu 8 Thl. – Gr. inkl. Pulver und Bergförderung bis an den Tag verdingt. Der Gang vor dem Orte ist 8 bis 10 Zoll mächtig und bestehet aus aufgelöstem Gebirgsgestein, Flußspath, Schwerspath und etwas Letten. Zur Unterhaltung dieses Stollns ist, soweit derselbe in Oberwiesenthaler Revier liegt, die baldige Wiederherstellung des sehr schadhaften Tageschaches, ingleichen das Aus- und Einwechseln einiger doppelter Thürstöcke und Förstenkastengetriebe sehr erforderlich.“ Demzufolge wurde die Bezahlung für die anfahrende Mannschaft um einen Thaler besser. Am 20. Dezember des Jahres hatte Herr Gebler dann die beiden Gruben Neu Unverhofft Glück und Unverhofft Glück mit Freuden am Luxbach befahren. In seinem Fahrbericht schlug der Geschworene in einer „Bemerkung zu beyden Grubengebäuden“ erneut vor, die beiden Grubenvorstände sollten doch den Jakob Stolln herantreiben, um sich bessere Wasserlösung zu verschaffen. Beide Gruben sollten jeweils ein Viertel der Kosten übernehmen, die Herr Gebler auf etwa 20 bis 22 Thaler pro Quartal abschätzte, was von beiden Gruben aufgrund ihrer vorhandenen Einnahmen leicht getragen werden könne. Vielleicht sollten sie auch einige Kuxe erwerben, um dem Jakob Stolln einige Einnahmen zu verschaffen, was er dem Bergamt zur Entscheidung anheimstelle (40014, Nr. 273, Film 0082ff).
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Dieser Plan ist offenbar auch umgesetzt worden,
denn am 20. März 1826 heißt es in Herrn Gebler's Fahrbogen über die Grube
(40014, Nr. 275, Film 0025), sie sei wie zuvor mit 2 Mann belegt,
„welche das Stollnort auf dem Gesellschaft
Morgengang gegen Mittag treiben, wozu die Grubengebäude Neu Unverhofft Glück am
Luxbach und Unverhofft Glück mit Freuden den 4ten Pfennig entrichten.
Hier habe ich 1 Ltr Länge bey 1¼ Ltr Höhe zu 8 Thl. – Gr. incl. Förderung bis unter den Tageschacht verdingt und das Gedinge abgenommen. Der Gang ist 8 bis 10 Zoll mächtig und bestehet aus aufgelöstem Glimmerschiefer, Letten, Quarz, auch etwas Flußspat und hat ein hoffnungsvolles Ansehen. Sogleich nach Eintritt milder Witterung soll der hier befindliche, sehr schadhafte Tageschacht vom Tage nieder auf ohngefähr 3 Ltr Teufe in ganzer Zimmerung gesetzt und weiter niederzu wenigstens an den erforderlichen Stellen mit dergl. versehen werden.“ Im April 1826 befand der Geschworene das Stollnort 49 Lachter vom Tagschacht aus in das Feld gerückt (40014, Nr. 275, Film 0032). Zugleich verwandte sich Herr Gebler für einen Vorschuß von 200 bis 250 Thalern für den Forttrieb des Stollns, um den vorliegenden beiden Gruben schneller Wasserlösung auf tieferer Sohle zu verschaffen zu können. Von seiner Befahrung am 21. August 1826 berichtete der Geschworene (40014, Nr. 275, Film 0061f), der Stolln sei nun zusätzlich mit einem Doppelhäuer, respektive mit 3 Mann insgesamt, belegt. Der Lachter Vortrieb wurde neu zu 7 Thl. 12 Gr. verdingt. Vor dem Stollnort bestehe der Gang aus zwei Trümern und „führt schönen Flußspat und einbrechenden Kupferkies und macht die allergrößten Hoffnungen auf das baldige Erbrechen von Erz...“ Vom Mundloch aus auf 45 Lachter bis an den Tageschacht war der Stolln zuvor an mehreren Stellen von zusammen 9 Lachtern Länge zusammengebrochen und „übrigens durchgehend ganz schadhaft und ist jetzt vollkommen und sehr bergmännisch wieder hergestellt, auch die vom Mundloch aus verfallene Wassersaige in Stand gesetzt.“ Für die Leistung des erst seit 1½ Quartalen hier angestellten Steigers Hoffmann sprach Gebler sein Lob aus. Auch am 20. September des Jahres lobte der Geschworene den Steiger, unter dessen Anleitung die Stollnzimmerung auf 150 Lachter Länge wieder hergestellt worden ist. Wegen der wieder gestiegenen Gesteinsfestigkeit vor dem Stollnort wurde der Lachter Vortrieb nun zu 9 Thl. verdingt (40014, Nr. 275, Film 0073). Bei seiner Befahrung am 23. Oktober 1826 fand Herr Gebler 4 Mann auf dem Jacob Stolln angelegt und notierte im Fahrbogen, vor dem Stollnort „besteht der Gang aus drei Trümern und ist 8 bis 12 Zoll mächtig, hat ein freundliches Aussehen und führt Kupferkies und Spuren von Schwärze.“ Der Lachter Vortrieb wurde jetzt inkl. Pulver und Förderung zu Tag für 12 Thl. verdingt (40014, Nr. 275, Film 0082).
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Im nachfolgenden Zeitraum befuhr der
Geschworene die Grube regelmäßig. Viel neues gab es allerdings nicht zu
berichten ‒ man trieb halt bei der geringen Belegung nur allmählich ‒ das
Stollnort weiter vor und hielt den Ausbau in Ordnung. 1828 hatte der Gedingelohn
auf 14 Thaler, zeitweise auch auf 17 Thaler für den Lachter Vortrieb zugenommen
(40014, Nr. 280, Film 0014 und 0094). Außerdem hatte „der sehr ordentliche
Steiger“ auch die Reparaturen fortgesetzt und eine neue Hängebank auf dem
Tageschacht samt Haspelstützen errichtet (40014, Nr. 280, Film 0094).
Anfang 1829 waren drei Mann auf dem Stolln angelegt. Nach einer Generalbefahrung im März 1829 beschwerte sich Herr Gebler aber in seinem Fahrbericht, daß im Mai wieder nur noch der Steiger auf der „so wichtigen und hoffnungsvollen“ Grube angelegt sei, weil „höherer Entscheidung zu Folge nicht einmal der kleine Vorschuß von 100 Thalern auf dieses Jahr“ zugeteilt worden ist (40014, Nr. 280, Film 0140). Anfang 1830 waren wieder drei Mann auf dem Stolln angestellt. Im Fahrbogen vom 28. März 1830 heißt es, das Stollnort auf dem Gesellschaft Mgg. befinde sich anjetzt 75½ Lachter gegen Mittag Abend in das Feld gebracht und die Richtung des verfolgten Ganges wendet Std. 5,3 (40014, Nr. 280, Film 0213). Im August dieses Jahres waren es sogar fünf Mann, nämlich
Der Lachter Vortrieb wurde wieder zu 15 Thaler verdingt und der Stolln vom Schacht bis vor Ort war nach Meinung des Geschworenen „in gutem Stande.“ (40014, Nr. 280, Film 0252) Am 24. Januar 1831 war Herr Gebler erneut auf der Grube (40014, Nr. 281, Film 0007). Vor dem Stollnort lief der Betrieb eigentlich normal ab, wie schon zuvor. Außerdem aber notierte der Geschworene in seinem Fahrbogen: „Auf einem bei 7 Ltr Entfernung vom Tageschacht gegen Morgen auf einem flach gegen Mitternacht abgehenden Stollnflügel und auf diesem 3 Lachter gegen Mitternacht Abend hat der Steiger auf einigen daselbst hinaussetzenden Klüften einen Versuch zu Entdeckung von Erz mittels eines Örtchens angefangen… um sich über das Verhalten dieses Punktes einigermaßen zu belehren.“ Auf folgendem Riß findet man den Stollnverlauf und auch den flach gegen Norden abgehenden Flügel.
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Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de
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Auch in den folgenden Quartalen der Jahre ab 1831 ist der Geschworene regelmäßig auf dem Stolln angefahren. Die Beschreibungen in seinen Fahrbögen ändern sich natürlich ‒ der geringen Belegung halber ‒ auch nur wenig. Insbesondere aber wurde jedesmal der Gedingelohn überprüft und im zweiten Halbjahr wegen etwas weniger festen Gesteins auf 12 und 13 Thaler für den Lachter Vortrieb herabgesetzt, im August 1832 aber wieder auf 14 Thaler erhöht (40014, Nr. 281). 1833 waren 4 Mann auf dem Stolln angelegt. Am 10. Mai des Jahres heißt es im Fahrbogen des Berggeschworenen allerdings dann: „Spuren von Erz bemerkt man übrigens gegenwärtig nicht.“ Auch der Gedingelohn stieg wieder auf 14, dann auf 15 Thaler für den Lachter Vortrieb an. In seinem Fahrbericht vom 1. August 1833 notierte Herr Gebler: „Der bisher meist aus mehreren Trümern bestehende Gang hat sich zu einem zusammengezogen, 10 bis 12 Zoll mächtig graubrauner Hornstein mit Bräune und etwas Steinmark, worin ein wenig Schwärze einbricht.“ Auch waren wieder einige Reparaturen auf dem Stolln zwischen Tageschacht und Mundloch erforderlich geworden. Von einer weiteren Grubenbefahrung am 13. Februar 1834 berichtete der Geschworene Gebler dann in seinem Fahrbogen (40014, Nr. 289), das „in das stahlberger Gebirge getriebene Stollnort wendet Stunde 5,0 (…) und ist gegenwärtig 138¾ Lachter vom Tageschachte aus in das Feld getrieben.“ Und wegen der „Flüchtigkeit des Gesteins erfordert die Unterhaltung dieses Stollns viele Zimmerung…“ Von einer weiteren Befahrung am 23. Feburar 1836 berichtete der Geschworene, die Grube sei mit drei Mann belegt und das Stollnort wende sich noch weiter gegen Mittag Abend in die Richtung Std. 4,2. Der Gang sei von zahlreichen Klüften durchzogen, sonst aber fand er im Betrieb alles wie üblich vor. Der Lachter Stollnvortrieb wurde von ihm jetzt zu 17 Thaler verdingt (40014, Nr. 289). Ein weiterer Fahrbericht des Geschworenen Gebler vom September 1837 berichtet, daß vor dem Stollnort „gegenwärtig von einem Gange gar nichts, höchstens nur etwas von ein paar Klüften zu bemerken (ist und) insbesondere das Schießen wird durch erschrotene Wasser behindert.“ (40014, Nr. 294) Ab 1840 wurde dann Theodor Haupt mit der Funktion des Berggeschworenen in Scheibenberg betraut. In seinen Fahrbögen aus den Jahren 1840 bis 1843 findet man allerdings keine Erwähnung dieser Grube mehr, so daß man wohl vermuten muß, daß der Betrieb wieder sistiert worden ist (40014, Nr. 300 und 321).
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Anlaß der Öffnung des Schachtes: Sanierungsbaustelle 2011 Erste Verbrüche auf dem Jacob Stolln scheint es noch vor Betriebseinstellung gegeben zu haben. Probleme mit der Unterhaltung des Stollns gab es offenbar schon längere Zeit. Erstmals erwähnt der Fahrbogen 1811 eine erforderliche „Gewältigung des Stollns“. In den Grubenakten finden sich danach wiederholt Hinweise darauf, daß im Stollnverlauf zwischen Tagschacht und Mundloch Verbrüche eingetreten sind (im Jahr 1811 zwischen 34½ und 50½ Lachter ab Mundloch, in den Jahren 1848 bis 1850 zirka 6½ Lachter ab Mundloch). Auch die letzten, in der Grubenakte (40168, Nr. 545) enthaltenen Unterlagen betreffen wiederum die Meldung eines Tagebruches aus dem Jahr 1898 durch den Gemeinderat an das Landesbergamt. Zumindest wurde diese Meldung in diese Akte eingeordnet, die Zuordnung dieses Bruches zum Jacob Schacht oder Stolln ist aber nicht eindeutig gesichert. In einer Übersichtskarte zur Bergschadenkundlichen Analyse (40073-02, Nr. 1094) wurde jedenfalls ein Tagebruch auf der Stollnachse eingetragen und mit „1849“ datiert. In der Bergschadenkundlichen Analyse wird bezüglich dieser Schadstelle ausgeführt, daß bei Befahrungen im Mai 1973 eine „kleine Senke in der Wiese“ bestanden habe und: Durch die Witterungslage (Schnee) sei „eine visuelle Kontrolle nicht möglich gewesen“.
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Übertage war noch eine kleine, mit alten Bäumen bestandene Bergehalde unweit der Bundesstraße 95 nach Oberwiesenthal erhalten geblieben. Das auf den Altrissen eingezeichnete Huthaus existierte nicht mehr. Statt dessen ist die ehemalige Bergschmiede erhalten geblieben, welche ihrerseits wiederum auf keinem alten Riss eingezeichnet war, dafür aber bis heute bewohnt ist (Privatgelände !). Im Jahr 2009 neigten sich die Bäume auf der Halde - sowohl bedingt durch zunehmende Einsenkungen im Schachtbereich, als auch durch immer wiederkehrende Verstopfungen des Roten Bächels durch abrollendes Haldenmaterial - so bedrohlich in Richtung Wohnhaus, daß zunächst für das Oberbergamt Handlungsbedarf entstand. Wie weiter unten zu lesen, wurde der St. Jacob Kunst- und Tagesschacht aber nach 1947 durch die Wismut genutzt, so daß diese Schadstelle zurück an die Wismut verwiesen und deren Altstandorten zugeordnet wurde. Von Ende 2011 bis 2013 wurden danach Schacht und Teile des Stollens aufgewältigt, dabei so manche Überraschung gefunden, die anhand der Quellen nicht vorhersehbar war und schließlich alles wieder sicher verschlossen. Da das relativ kleine und eigentlich isolierte Grubengebäude dennoch jede Menge Wasser führte, war insbesondere dessen geordnete Ableitung wieder herzustellen. Dies hat auch zur Folge, daß der Abflußweg des Grubenwassers kontrollierbar bleiben muß und dadurch das Grubengebäude grundsätzlich erhalten bleibt - allerdings nicht fahrbar. Dazu müßte man den Wasserstand um wenigstens 4 m absenken. Da inzwischen die Baumaßnahme abgeschlossen und der Deckel wieder zu ist, wollen wir im Folgenden einige ‒ sicher so oder ähnlich auch anderswo zu findende, aber durchaus erwähnenswerte ‒ Details in Bild und Wort dokumentieren. |
Was unter den Pingen auf der Halde dann tatsächlich vorgefunden wurde, sah ungefähr so aus. Allerdings lag noch mehr Gerümpel im Schacht - siehe Fotos. Wie es mal ausgesehen haben könnte, zeigen wir hier .
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In der Schachtpinge legte der Bagger einen gemauerten Schachtkranz frei. Der war mit Schienen und ein paar Planken abgedeckt und einfach überkippt. Erste Überraschung: Das Ding steht randvoll mit Wasser.
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Beim Sümpfen und Ausräumen kam die feine Maurerarbeit der Vorfahren zum Vorschein: Bruchsteingewölbe auf den langen Schachtstößen mit Auflagern für die Einstriche.
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Hier wird der nach außen gewölbte (oblonge) Querschnitt der Schachtausmauerung sichtbar.
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Der Gewölbebogen am hangenden Stoß sitzt auf zwei Bögen über den kurzen Stößen auf.
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Hier die Gegenseite. Das Mauerwerk auf der Südseite ist auf den liegenden Stoß aufgesetzt.
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Detail der Schachtausmauerung: An den Ecken hat man die aneinandergrenzenden Bögen mit flachen Schieferscheibchen ausgesetzt.
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Immer wieder bewundernswert: Die präzise Arbeit der Maurer...
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Nachdem die Erkundungsarbeiten 1948 abgebrochen wurden, hat man den Schacht verlassen, wie er gerade war... Holzeinbauten sind natürlich zusammengebrochen.
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Eine Fahrt steht noch aufrecht.
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Für die Mineralienfreunde: Ist nur stark zersetzter Flußspat drin, der - wenn er nicht unterwegs schon auseinanderbröselt - mit der Bergfeuchte im Sammlungsschrank auch seine gelben und grünen Farben schnell verliert. Die EFS hat sich´s angeschaut (Wir sind im Bergwerksfeld !) - wollte ihn aber nicht haben...
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Wie könnte die Radstube 1782 ausgesehen haben ? Die Radstube ist in nur einem Fahrbogen (1782) erwähnt und auf nur einem alten Riss dargestellt. Nach dieser Rissdarstellung und der Beschreibung sowie nach der Anordnung der Pingen an der Oberfläche der Schachthalde war zu vermuten, daß die Radkammer unabhängig vom Schacht und vom Stolln im Nebengestein ausgehauen wurde. Allerdings fehlten in den Altunterlagen auch jegliche Hinweise auf die Lage der Aufschlagwasserzuführung und der Antriebswasserableitung zum Stolln. Übertage ist in den Rissen nur der Grundriss des Huthauses - welches dummerweise nicht mehr steht - sonst aber keinerlei Gebäude oder andere brauchbare Anhaltspunkte eingetragen. Kunstrad und Gezeugstrecke wurden nach 1782 offenbar nie wieder in Betrieb genommen. Was tatsächlich gefunden wurde, sieht man in den Bildern oben. Die Radkammer steht nicht nur im Streichen des Gesellschafter Morgenganges, sie wurde auch voll im Hangenden des mittelsteil (zwischen 50° und 75°) fallenden Ganges ausgehauen. Obendrein eines Ganges der fluorbatytischen (fba) Formation, was auch kein sonderlich hartes Gangmittel mit sich bringt. Der liegende Stoß ist hier stark hydrothermal zersetzt, stellenweise weißgrün ausgebleicht, lettig ausgebildet und zumeist dermaßen gebräch, daß bei der Aufwältigung des Stollens in diese Richtung der Druck des Anstehenden mit Stoßgetriebe abgefangen werden mußte. So wie die Kammer lag, war es also eigentlich eine rechte "Wahnsinnskonstruktion", die heute keine Bergbehörde mehr durchgehen lassen würde. Es ist auch keineswegs so, daß dieses Kunstgezeug von vornherein auf eine nur begrenzte Betriebszeit ausgelegt war, wie etwa das Kunstrad auf dem Elias Stolln in Johanngeorgenstadt. Zu gegebener Zeit ein tieferes Stollnort heranzubringen, wäre aufgrund der Geländetopographie hier kaum möglich gewesen. Was konnte den Alten da nur durch den Kopf gegangen sein ? Doch eigentlich nur eines: Der Hohlraum für das Rad war - zumindest weitgehend - schon vorhanden, als man beschloß, dem Gang in die Tiefe zu folgen. Es ist deshalb zu vermuten, daß neben dem Fundschacht ein breiter Firstenbau bereits bestand, den man an der Sohle in sein Liegendes und an der Firste in sein Hangendes hinein nur zu verbreitern brauchte, um Platz genug für ein Kunstrad zu schaffen. Dafür spricht auch die Aufschlußsituation im Schurf in den Bildern oben: Die hangende Seite der Radstubenkontur stand gerade im Fels, die liegende Seite hingegen scheint gar nicht vorhanden. Auf dieser Seite hat man den oberen Teil des einstigen Abbaus vermutlich nur mit Verzug gesichert und hinterfüllt. Vielleicht also hat es am Anfang mal so ausgesehen: |
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Auf dem alten Riß ist die Radstube mit Bergefeste eingetragen. Auch dies scheint im Nachhinein unwahrscheinlich. Vielleicht bestand an der Aufschlagwasserzuleitung ja noch ein Rest von natürlichem Gesteinsdach, der Rest wird wohl eher nach oben durchgebrochen und überwölbt gewesen sein. Schließlich liegt der Stolln kaum 15 tief und dazwischen soll ein achtzehnelliges Rad gepaßt haben. Besonders unklar ist auch die Lage der Kunstgestänge, denn seitlich zum Schacht hin hatten die Alten tatsächlich einen Pfeiler stehengelassen. Der einzige Zugang vom Schacht aus zur Radstube setzt winklig am Schacht an und ist so eng, daß kaum der Kunststeiger mit der Ölkanne hindurch gepaßt haben konnte. Dort Gestänge hindurchzuführen, hätte sehr aufwendige Mechanik erfordert, die sich zum einen eine Zubußzeche nicht leisten konnte und die zum anderen auch erhebliche Leistungsverluste bewirkt hätte. Daher haben wir folgende Idee: Um maximal rund vierzig Meter Schacht zu sumpfen, bedurfte es nur eines Pumpensatzes mit vier übereinander angeordneten Pumpen. Um diese anzutreiben, bedurfte es nicht einmal zweier Gestänge (und eines ganzen Kunstkreuzes). Man wird also eine einfache - und in dieser Zeit bereits durchaus gängige - technische Lösung gewählt und den Antrieb mit zwei Kunstwinkeln nach Übertage verlegt haben. Solche oben offenen Radstuben findet man u. a. noch an einigen Lichtlöchern des Rothschönberger Stollens. Eine gleichartige Mechanik (nur nach Untertage verlegt) gibt es aus derselben Zeit z. B. am Alten Kunstschacht von Gottes Geschick. Ganz genau wissen wir aber nicht - weil davon nichts mehr zu finden war - ob die Firste der Radstube noch im festen Fels stand, oder mit Gewölbe gesichert war. Ein Revisions- und Gestängeschacht muß jedenfalls existiert haben. Ziegelbruch war reichlich im Aushub zu finden, leider nichts davon mehr an seinem ursprünglichen Platz. Ein einziger Widerspruch bleibt: Der wunderschön - aber saiger - gemauerte und bestenfalls dreitrümige Schachtkopf. Da man nach 1782 die Gezeugstrecke aber nicht wieder aufgenommen hat, kann diese Mauerung durchaus erst Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sein. Vermutlich sah die technische Lösung Ende des 18. Jahrhunderts also so aus: |
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Nach diesen "technischen" Überlegungen drehen wir aber nun die Marschrichtung um und schauen uns den (während der Bauphase) noch fahrbaren Rest des Grubengebäudes an:
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Wismut- Geschichten Die ehemalige SAG/SDAG Wismut hat nach 1945 auch im Gebiet Bärenstein / Niederschlag alle noch befahrbaren Grubenbaue systematisch auf Uranerzführung untersucht. Im August 1947 wurde dazu das Objekt 24 (1947 bis 1949) gebildet und mit Erkundungsarbeiten im Raum Oberwiesenthal / Bärenstein beauftragt. Im Schachtkatalog ist der ehemalige St. Jacob Tagesschacht unter der Bezeichnung „Schacht 99 (Jacob-alt)“ enthalten. Weitere Angaben, wie Koordinaten, Querschnitt, Anzahl Trümer usw. fehlen jedoch. In der Wismut Chronik sind Angaben zu den Schächten Jacob I, II und III (so wurden zu Beginn die Schächte 111, 133 und 133bis bezeichnet) enthalten. Auch in den Rissunterlagen zur BSA Bärenstein/Niederschlag ist in einer Anlage mit kyrillischen Buchstaben die Bezeichnung „шахта ЯКОБ“ eingetragen. Weitere Angaben zum Schacht 99 (Jacob alt) waren jedoch nicht zu finden. Im Rahmen der in der Lagerstätte Bärenstein / Niederschlag ab dem Jahr 1947 durchgeführten Erkundungsarbeiten ist auch der Jacobstolln in der Wismut Chronik namentlich erwähnt, in welchem im Jahr 1947 Erkundungsarbeiten stattfanden. Über das westlich angrenzende Erkundungsrevier „Sehmatal“ berichten wir inzwischen in einem weiteren Beitrag. Vor der Neuanlage von Schächten hat die SAG Wismut natürlich alle noch fahrbaren Zugänge in die Grubenfelder untersucht – so sicher auch hier. Die aufgefundenen Schachteinbauten und der teilweise noch gut erhaltene Holzausbau im Stolln stammten gewiß noch aus jener Zeit. Im Ergebnis der - allerdings in der Umgebung - auch erfolgreichen (besonders im Bereich des weiter südlich streichenden Neu Unverhofft Glück Flachen, für welchen historische Angaben über Pechblendevorkommen überliefert waren und dessen Schacht die Wismut-Registraturnummer 34 erhielt), durchgeführten Erkundungsarbeiten kam es im Jahr 1948 zur Neuanlage der Schächte 111 (Jacob I), 133 (Jacob II) und 169. Während für den St. Jacob Tage- und Kunstschacht die Bezeichnung „Jacob-alt“ vergeben wurde, erhielten die neu geteuften Schächte 111, 133 und 133bis zunächst die Bezeichnungen „Jacob I“, „Jacob II“ und „Jacob III“. Damit ist auch namentlich die Reihenfolge der von der SAG Wismut hier durchgeführten Arbeiten dokumentiert. In der weiteren Umgebung des Schachtes 99 (Jacob-alt), nur etwa 100 m südlich der Schadstelle, setzte außerdem der Stolln 111 der SAG Wismut in westlicher Richtung an (Höhenniveau ca. +734 m NN). Vom Schacht 111 ausgehend verläuft im Niveau +674 m – also zirka 70 m unter Gelände und zirka 18 m unter der Gezeugstrecke – außerdem noch der „Querschlag Ost 27“ bis in den Bereich des Schachtes 99 (Jacob-alt). Durchschläge in den oberhalb dieser Sohle am Jacob Schacht existierenden Altbergbau sind aber nicht risskundig. Auch Blockkarten oder sonstige, auf Abbau hinweisende Risse aus der Zeit nach 1945 wurden nicht aufgefunden.
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Der Schachtkopf des Schachtes 99 (Jakob alt) war mit Stahlschienen und Pfosten abgedeckt und mit Bergemassen lose überkippt. Diese Abdeckung lag dem gemauerten Schachtkranz direkt auf. Die Abdeckung der Schachtausmauerung mit Stahlschienen sowie die Reste der stählernen Förderseile und Druckluftrohre im Verbruch bestätigen, daß der Schacht tatsächlich nach 1945 noch einmal im Rahmen der Uranerzprospektion geöffnet und genutzt wurde. Auch der im Stolln vorgefundene Holzausbau (Stempel, Verzug, Laufwerk) weist einen solch guten Erhaltungszustand auf, daß dieser erst nach 1945 eingebracht oder erneuert sein kann. Aus dem Querschlag auf dem Gottbeschert Glücker Flachen heraus – nördlich des ursprünglichen Jakobstollnverlaufes und in Richtung Mundloch aufgefahren – existiert ein nicht risslich bekannter Abzweig. Dieser folgt keiner Gangstruktur (evtl. ein alter Hoffnungsbau), sondern ist im Quergestein und mittels Bohr- und Schießarbeit aufgefahren. Dies weist darauf hin, daß die SAG Wismut versucht hat, eine Umfahrung verbrochener Bereiche des Jacob Stollns (einen „Umbruch“) herzustellen. Im Stoß dieses nur zirka 15 m langen „Umbruches“ ist u. a. die Jahreszahl 1948 eingeritzt, was einen weiteren Hinweis auf die Auffahrungszeit gibt. Die Arbeiten wurden offensichtlich aber völlig abrupt eingestellt, denn die letzte Scheibe des Umbruchs ist bereits abgebohrt, der Abschlag jedoch nicht mehr erfolgt. Nach der Einstellung der untertägigen Arbeiten wurde der Ausbau des Schachtes nicht geraubt, bevor der Schacht mit Bergemassen lose verstürzt wurde. Innerhalb der Verfüllmasse wurden deshalb u. a. Druckluftrohre und Förderseile (Stahlseil) aufgefunden. Die Massen lagen deshalb auch zerschlagenem und verspriegeltem Holzausbau auf und füllten den Schacht nicht halbwegs aus - spätere Senkungen waren somit vorprogrammiert. Aufgrund ausbleibenden Erfolgs wurden die Arbeiten zur Uranerzerkundung im Bereich der Schächte Jacob I bis III bereits 1951 wieder eingestellt. Im Erkundungsgebiet Niederschlag insgesamt stellte die SAG Wismut die Prospektion 1954 ein.
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Auffahrungen in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Die Geschichte der Grube im 19. Jahrhundert ist anhand der Quellen recht genau belegt. Diese Betriebsperiode läßt sich auch anhand von Jahrestafeln auf den Gangstrecken nachvollziehen. Von 1783 bis 1801 hat man den Vortrieb auf das Niveau der Stollnsohle und auf einen kurz vor dem Jacober Tageschacht angefahrenen, flach streichenden Gang konzentriert. Er wird in späteren Berichten als „Gottbeschert Glücker Flacher“ bezeichnet, gehört wie der Gesellschafter Morgengang der fba-Formation an, führt jedoch deutlich mehr Schwerspat und wird vom Morgengang versetzt (ist also älter). Die weiter unten erwähnte Erzlieferung entstammt einem Gesenk auf diesem Flachgang. Im Jahr 1801 fuhr man auf diesem Stollnflügel 132 7/8 Lachter vom Gesellschafter Morgengang entfernt (zirka 266 m) einen weiteren stehenden Gang an, welcher zuerst als „Neufunden Gang“, später als „St. Johannes Neufunden Gang“ und dann als „Neuer St. Johannes Stehender“ bezeichnet wurde. Diesen Gang verfolgte man bis 1829 auf knapp 10 Lachter nach Nordosten und auf etwa 33 Lachter nach Südwesten (gesamt zirka 86 m). Die Förderung erfolgte nach einem Fahrbericht von 1807 „durch Karren und in dem Tagschacht mit dem Haspel“.
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Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de
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Weil auch die Wetterführung immer komplizierter
wurde, plante man im Jahr 1820, auf diesem Gang einen neuen, bis zur
Stollnsohle zirka 19 Lachter tiefen Tagesschacht abzusenken (Tabelle am Ende, Nr. 6). Aufgrund der
wirtschaftlichen Situation der Grubengesellschaft und des erstellten
Kostenanschlages von reichlich 2.300 Thalern wurde dieses Projekt aber nicht
ausgeführt.
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Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de
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Daraufhin hat man von 1829 bis 1852 den Hauptstollnort auf dem Gesellschafter Morgengang nochmals etwa 157 Lachter (in Summe zirka 173 ab Tagesschacht, respektive rund 346 m) nach Südwesten vorgetrieben, ohne jedoch bauwürdige Erzanbrüche vorzufinden. Nur einmalig ist aus dem Jahr 1784 eine „Lieferung von 4 Mark, 1 Lot und 3 Quent (reichlich 1 kg) Silber an die Generalschmelzadministration zu Freiberg“ belegt. Bei einer im Jahr 1826 erwähnten Lieferung von 17½ Zentnern Kobalterz ist die Zuordnung zum Jacob Stolln aufgrund der zwischenzeitlich erfolgten Konsolidation mit der Grube Neu Unverhofft Glück nicht gesichert. Aus den erhaltenen Akten (Tabelle, Nr. 3 und 7) geht hervor, dass die Gesellschaft über ihre gesamte Betriebszeit eine Zubußzeche ohne nennenswertes Erzausbringen gewesen ist. In den Jahren 1828 bis 1840 werden die an die Grube gewährten Vorschüsse auch in den entsprechenden Abschnitten der Jahrbücher für das Berg- und Hüttenwesen aufgeführt. Im Jahr 1861 hat die Gewerkschaft die Grube endgültig losgesagt. Den Gewerken wurden daraufhin durch die Gewerkschaft des nordöstlich liegenden St. Johannes Stolln Mitbaurechte angeboten (40168, Nr. 545). Der Tagesschacht wurde nach dem damaligen Stand der Technik – vermutlich nur durch Überbühnung – verschlossen. Während die Stollnkarten aus den Jahren um 1863 den Jacob Stolln noch enthalten, ist er auf Karten nach 1909 nicht mehr eingetragen. Insgesamt ist also von einer Hauptbetriebsperiode von um 1700 (Gesellschafter Fundschacht) bis 1861 (Grube St. Jacob mit dem St. Jacober Tage- und Kunstschacht) auszugehen.
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Auffahrungen in
der Mitte des 19. Jahrhunderts: Damit unsere Leser bei den bisherigen historischen Angaben nicht völlig die Übersicht verlieren, wo wir denn eigentlich gerade sind, im Folgenden ein kleines Übersichtsbild zum Grubengebäude. Wie immer ist es hoffentlich anschaulich, aber nicht ganz perfekt. Die korrekten Größenverhältnisse lauten wie folgt: Der Stolln auf dem Gesellschafter Morgengang ist vom Stollnmundloch bis zum Schacht wenigstens 208 m lang gewesen und war vom Schacht bis Stollnort 1837 auf weitere 346 m Länge aufgefahren, in Summe also über 550 m. Der Flügel auf dem Gesellschafter Morgengang ist zirka 266 m lang, den Johannes Stehenden hat man nochmals auf zirka 20 m nach Nordosten und auf zirka 66 m Länge nach Südwesten, in Summe also 86 m untersucht. Der Jakober Tagesschacht war mit 22 Lachter Teufe (respektive 44 m) bis Gezeugstrecke angegeben, der Stolln kommt hier in zirka 15 m Tiefe ein. Der geplante Schacht auf dem Johannes Sthd. wäre bereits bis zur Sohle des Stollnflügels 19 Lachter (38 m) tief geworden. Nach den Angaben der gefundenen Jahrestafeln hat man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hier einen Vortrieb erzielt von:
Sowohl der Gesellschafter Morgengang, als auch der Johannes Sthd. versetzen den Flachgang, sind also jünger als dieser. Der Morgengang fällt mit etwa 50° (östlich des Schachtes) bis 75° (im Schacht) nach Norden, der Flachgang mit etwa 60° Neigung nach Osten ein. Der Johannes Sthd. fällt steil nach Süden. Zwischen den Gängen liegt hier also quasi eine dreieckige "Schüssel", in der natürlich auch reichlich Grundwasser zusammenläuft und sich entlang der Grubenbaue einen Weg nach draußen sucht. Hoffnungsbaue gibt es noch mehr, als der eine eingezeichnete "unbenannte Sthd." - dem auch erst im Laufe der Sanierung dieser "No-Name" verliehen wurde, weil kein anderer bekannt war, die Lokalität aber irgendwie bezeichnet werden mußte. Von einem Kunstteich sind heute nur noch höchst unscheinbare Reste eines Dammes zu erahnen. Da zumindest die Radstube aber existiert und das Rad - wie lange auch immer - gearbeitet haben muß (oder man hätte alles Wasser mit der Haspel heben müssen, was aber aufgrund der konstant zulaufenden, großen Menge kaum realisierbar erscheint), wird es mit ziemlicher Sicherheit solch einen kleinen Speicher im Tal oberhalb des Schachtes gegeben haben. |
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Etwas nachbearbeitet: Quartal Lucia mit einem Vortriebswinkel dazwischen, 119 O/2 (??) Lachter, 1796. Bei den rotbraunen Absätzen auf dem Gestein erkennt man es kaum: Die Tafeln waren mit Rötel nachgezogen.
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Die nächste. Foto B. Tunger
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Etwas nachbearbeitet: 123 1/8 Lachter, 1797. Der Vortriebswinkel diesmal untendrunter.
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Nummer drei. Wieder ein Jahr später. Foto B. Tunger
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Aus dem Jahr 1799. Stellenweise ist vor dem grauen Gestein der Rötel noch zu sehen. Foto B. Tunger
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Wieder etwas nachbearbeitet: 128 1/4 Lachter geschafft.
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Muß man nun nicht mehr erläutern. Auch die Farbe scheint noch ziemlich frisch.... Foto B. Tunger
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Wieder etwas nachbearbeitet: 130 7/8 Lachter geschafft. Und drunter der Vortriebswinkel.
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Der nächste angefahrene Gang schneidet erneut den Flachen ab; der flache Gang setzt sich hinter dem Stehenden Gang nicht fort. Hier stehen wir am Neufunden Gang oder Johannes Stehenden. Foto B. Tunger
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In der Achse des Flügels auf dem Gottbeschert Glücker Flachen hat der Markscheider sein Kreuz hinterlassen. Foto B. Tunger
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Im Schlamm stecken hier hölzerne Gerinne. Foto B. Tunger
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Ein kurzes Teilstück wurde geborgen: Zirka 20 cm breit und aus dem ganzen Stamm gebeilt.
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Das zirka 80 cm lange Teilstück ist schlecht erhalten und wird zur Zeit langsam im Freien getrocknet. Es wird bei der in der ehemaligen Bergschmiede gleich neben der Schachthalde wohnenden Familie bleiben...
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Erstmal nach links (Südwesten). Ein bißchen alter Verzug hält die Firste. Foto B. Tunger
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Vom "Neufunden Gang" ist aber nicht wirklich viel zu sehen: War wohl - wie so oft - die Hoffnung der Vater des Gedankens... Foto B. Tunger
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Ein alter Ausbaustempel - die Kappen liegen schon lange unten im Schlamm. Foto B. Tunger
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Dafür aber sind hier wieder Jahrestafeln zu finden. Foto B. Tunger
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Etwas vergrößert: 1810, 2 und irgendwas Lachter - da war den Hammer des Stufenschlägers zu groß für die feine Arbeit - und wieder der Vortriebswinkel unten.
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Die ist wieder schöner und so groß, daß man sie nicht vergrößern muß: Lucia 1818, 21 5/16 Lachter (wohl ab dem einkommenden Stollnflügel gemessen) und drunter der Vortriebswinkel. Auffällig auch wieder die rote Farbgebung. Foto B. Tunger
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Eine haben wir noch. Braucht man auch nicht vergrößern: Lucia 1819, 28 3/16 Lachter und - etwas kleiner geraten - darunter der Vortriebswinkel. Foto B. Tunger
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Hier ist nun Schluß: Endschaft des Stollnflügels auf dem Johannes Stehenden - hier sieht man auch mal etwas vom Gang in der Ortsbrust. Foto B. Tunger
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Wieder zurück zum Stolnflügel und dann in die Gegenrichtung. Foto B. Tunger
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Nach Nordosten hin hat man den Gang nicht weiter untersucht. Dafür steht hier noch das Sitzholz, auf dem es sich der letzte Hauer vor Ort etwas bequemer gemacht hat. Foto B. Tunger
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Nochmal von Nahem, dann geht es zurück. Der geplante neue Tagesschacht kam nie zur Ausführung, deshalb haben die Alten hier wohl aufgegeben und deshalb gibt´s hier auch heute keine frischen Wetter. Foto B. Tunger
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Die nächste Tafel nach Südosten hat man schon vorbereitet - die Fläche ist noch nicht ganz begradigt. Da man die Marschrichtung aber in Richtung Nordwesten umdrehte, blieb es bei diesem unfertigen Stück... Foto B. Tunger
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Eine Ergänzung zum Jakobstolln
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Die Arbeiten am Jakobschacht, über die wir
bisher
berichtet haben, währten von 2011 bis 2013. Einige Zeit später, im Sommer 2018,
kam es dann – just in dem Bereich, in dem schon auf den alten Karten ein
Tagesbruch mit der Jahreszahl „1849“ bezeichnet worden ist, nahe des Stollnmundloches – erneut zu einem Tagesbruch. Der sah auf den ersten Blick gar
nicht so dramatisch aus, aber weil aus den alten Karten ja auch bekannt war, daß
der Stolln den Verlauf der heutigen Bundesstraße B 95 von Annaberg zum
Grenzübergang in Oberwiesenthal unterquert haben muß, war natürlich mit einer
Gefährdung der Sicherheit der Straße zu rechnen. Deshalb veranlaßte nun das
Sächsische Oberbergamt neue Untersuchungen und in deren Ergebnis dann im Jahr
2020 die Sanierung und Verwahrung des Stollens.
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Eine Einzäunung auf der Wiese neben der Straße. Die Schilder verraten, daß die „Delle“ in der Wiese auf alten Bergbau zurückgeht.
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Upps – es geht ganz schön tief bergab. Das sieht man den „Löchern“ nicht immer gleich an.
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Für die Einheimischen im Erzgebirge sind solche
Baustellen nichts Besonderes – sie wissen schließlich, daß unsere Vorfahren auf
der Suche nach Brauchbarem das ganze Gebirge durchsucht haben, schon lange bevor
die SAG Wismut dann auch noch nach Uranerz suchte. Da die Baustelle aber direkt
an der Bundesstraße lag und sicher auch von einigen Touristen auf dem Weg zum
Fichtelberg bemerkt wurde, freuen wir uns darüber, daß wir unseren Beitrag mit
diesem kleinen Nachtrag versehen und Neugierigen und aufmerksamen Passanten
berichten dürfen, was hier geschehen ist.
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War schon die Aufwältigung des Jakobschachtes
mit einigen Überraschungen verbunden, so setzte sich dies auch an diesem Punkt
fort: Man kann sich bei der Planung einer solchen Sanierungsmaßnahme viele kluge
Gedanken machen, was man denn eigentlich vorfinden müßte – mit ziemlicher
Regelmäßigkeit kommt es aber anders. „Vor der Hacke ist es duster,“ sagt man ja
nicht umsonst und wenn auch glücklicherweise eine große Zahl historischer
Unterlagen in der Facharchiv- Abteilung des sächsischen Staatsarchives in
Freiberg bewahrt wurde: Sie sind nie vollständig… So auch hier. Eigentlich hätte man erwarten dürfen, daß dort, wo die Bergefeste zum Mundloch hin (hier also unter der Bundesstraße) immer mehr abnimmt und der Stolln die Zersatzdecke über dem Festgestein durchfährt, er verbrochen ist. In der Gegenrichtung, feldwärts, schlägt er dagegen mehr und mehr ins feste Gebirge ein und hätte eigentlich noch Halt haben sollen. Wir sagen es gleich vorweg: Was vorgefunden wurde, war genau andersherum. Auch in den Grubenakten wurde mehrfach über Verbrüche des Stollens und deren notwendige Gewältigung berichtet. Aber die Bergwerksakten schlossen ja auch mit der Aufgabe des Bergbaus in den 1860er Jahren. Was danach noch geschehen ist, enthalten sie nicht. Deshalb war vor der Aufwältigung des Bruchbereiches auch nicht bekannt, daß der Stollen auf den ersten rund 35 m Länge eine Ausmauerung erhalten hat. Der Teil, der unter der heutigen Bundesstraße verlief – und zwar genau dieser Teilabschnitt – stand also offen. Nanu ? Bei der Nachsuche haben wir dann herausgefunden, daß die „Straße nach Annaberg“ zwischen Hammerunterwiesenthal und Bärenstein (bis nach Weipert / Vejprty) ursprünglich auf dem anderen – dem böhmischen – Ufer des Grenzbaches verlaufen ist. Auf der sächsischen Seite ist z. B. auf den Meilenblättern von Sachsen nur ein Weg, der die Gehöfte zwischen Bärenstein und Niederschlag verband, dargestellt. Erst auf den Äquidistantenkarten von Sachsen aus dem Zeitraum vor dem 1. Weltkrieg – um 1914 – ist auch auf deutscher Seite eine „richtige“ Straße in den Kartenwerken verzeichnet. Unterlagen der Amtshauptmannschaft Annaberg weisen darauf hin, daß die Chaussee von Annaberg über Bärenstein nach Oberwiesenthal – speziell der heutige Verlauf der B 95 auf sächsischer Seite der Grenze zwischen Bärenstein und Hammerunterwiesenthal – erst ab 1889 errichtet wurde (30041, Nr. 5169 und 5268). Es steht also zu vermuten, daß die Ausmauerung dieses Abschnittes erst mit dem Bau der Chaussee auf deutscher Seite eingebracht worden ist und der Jakobstollen noch lange nach der Jahrhundertwende noch mehr oder weniger offen stand. Das würde nicht nur die Entstehungszeit der Ausmauerung eingrenzen, sondern auch erklären, warum genau der Abschnitt unter dem – in Ermanglung anderen Platzes im engen Tal bis heute gleich gebliebenen – Verlauf der Bundesstraße diesen Ausbau erhalten hat. Und der wäre damit immerhin auch schon über 100 Jahre alt, hat glücklicherweise dem stetig zunehmenden Verkehr getrotzt und noch immer standgehalten… |
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Ausschnitt aus der Bergamtskopie der Sächsischen Meilenblätter. Die „Straße nach Annaberg“ verlief damals noch auf der böhmischen Seite des Pöhlbaches. Der Jakobstolln ist hier allerdings gar nicht verzeichnet, nur nach Bärenstein hin sind zwei weitere Bergwerke und auf der Höhe ist die Feuerturmzeche eingetragen. Die rot verstärkte Linie im linken Bilddrittel ist die Gemarkungsgrenze zwischen Stahlberg und Niederschlag und verlief entlang des „Roten Bächels“. Quelle: Bestand 40044-04 (Generalrisse), Nr. I287, Norden ist rechts oben, datiert um 1830. Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de/archiv
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Auf dem Blatt No. 148: Section Unterwiesenthal- Kupferberg der ersten Ausgabe der Äquidistantenkarten aus dem Jahr 1875 ist zwar die Bahnlinie von Weipert nach Preßnitz hinzugekommen, jedoch noch immer keine „richtige“ Straße auf der deutschen Seite der Landesgrenze. Die Gemarkung heißt noch heute „Stahlberg“, die Gehöfte sind jedoch längst nach Bärenstein eingemeindet.
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Ausschnitt aus der Karte des Deutschen Reiches im Maßstab 1:100.000, entstanden ab 1907, Blatt 494: Wiesenthal, gedruckt 1914. Jetzt erst verläuft auf beiden Seiten des Tales zwischen Weipert und Unterwiesenthal eine ausgebaute Fernstraße.
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Noch ein etwas besserer Ausschnitt aus dem Meßtischblatt im Maßstab 1:25.000, Ausgabe von 1928. Inzwischen heißt auch der Ortsteil nicht mehr „Stahlberg“, sondern „Oberbärenstein“. Etwa dort, wo an der Einmündung des Thunweges in die Chaussee nach Unterwiesenthal die Höhenangabe 728,8 steht, hat das Mundloch des Jakobstollens gelegen.
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In der feldwärtigen Richtung – zum Jakobschacht
hin – standen die Bergleute des Sanierungsbetriebes dagegen vor einem
„Bruchschuppen“. Dieser Abschnitt war offenbar wirklich schon seit den 1850er
Jahren immer wieder von Verbrüchen betroffen und das machte sich im Jahr 2018
dann auch übertage erneut bemerkbar. Bei der Gewältigung dieses Abschnittes
stellte sich auch heraus, warum: Das liegende Salband des Gesellschafter
Morgenganges bestand aus hellen Letten, die sich bei Durchfeuchtung in
„Schmierseife“ verwandeln. Auch das Nebengestein auf der liegenden Seite des
Ganges war stark hydrothermal zersetzt und löste sich sehr leicht. Die Folge
war, daß sich das Liegende in den Stollen hineinschob, wodurch sich im Hangenden
neue Hohlräume bildeten. Irgendwann wurden sie zu groß und dann kommt es, wie es
kommen muß: Auch aus dem Hangenden lösen sich Gesteinsblöcke und Kluftkörper ab
und stürzen nach. Da wir hier gerade einmal knapp 10 m unter der Oberfläche
sind, senkt sich dann natürlich die Oberfläche und irgendwann bricht sie auch
durch. Wäre dies unter der Bundesstraße passiert, hätte das fatale Folgen haben
können. Dies zu verhindern, die Ursachen aufzuklären und die Gefahrenquellen zu beseitigen, war das Ziel der Arbeiten im Jahr 2020. Weil der Hohlraum nur wenige Meter unter der Bundesstraße nicht offen bleiben kann, deshalb verfüllt und damit aber auch gänzlich beseitigt worden ist, freuen wir uns, daß wir im Folgenden anhand einiger Bilder aus der Bauphase zeigen dürfen, was hier unter der Erde noch vorhanden gewesen ist.
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Die Baustelle von der Bundesstraße aus gesehen. Wir stehen jetzt etwa da, wo einst das Mundloch des Stollens gelegen hat.
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Der erste Baggerschurf: Die Färbung des Bodens macht deutlich, wo über viele Jahrzehnte immer wieder Senkungen eingetreten und von den Anliegern aufgefüllt worden sind.
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Der Blick nach unten aber stimmte bedenklich: Hier steht doch kein Stein mehr auf dem anderen…
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Inzwischen hat die Vorteufe eine Bühne bekommen und einen Manitou als Fördereinrichtung.
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So geht es leichter und sicherer nach unten.
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Ein Blick von unten nach Übertage. So tief unter der Erde sind wir hier nicht !
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Das neue Füllort: Für die horizontale Förderung wurde eine kleine Schienenbahn eingebaut. Das macht´s den Kumpels heute wesentlich leichter.
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Der Moment der Überraschung: Mit der Teufe sind wir genau am Ende des ausgemauerten Stollenabschnittes angekommen.
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Solange die Sohle nicht freigeräumt war, war der Einstieg noch etwas mühselig…
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Aber dann der erste Blick hinein: Na, schau mal einer an: Der Stolln steht offen !
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Mit in Mörtel gesetztem Bruchsteingewölbe ist er ausgemauert.
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Mit einigem Staunen schauen wir uns das an…
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Das lichte Profil samt Wassersaige liegt bei knapp 2 m Höhe und etwa 80 cm Breite.
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Stellenweise liegt sogar noch Laufwerk darin – dann muß man sich freilich oben bücken und unten sehr aufmerksam sein: Der Pfostenbelag ist schon ziemlich wandelbar und nur wenige der Grundkappen, die auf Absätzen in den Stößen beiderseits der mittig angeordneten Wassersaige auflagen, sind noch einigermaßen erhalten.
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Hier sieht man die Laufwerksreste und die Auflager an den Seiten der Wassersaige besser. Ungefähr 25 m Länge sind noch mit diesem Ausbau versehen.
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Dann endet die Ausmauerung. Nachdem die Vermessungsergebnisse vorlagen, war klar: Die Alten haben genau das Stück des Stollens ausgemauert, das unter der Straße liegt.
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Am gegenüberliegenden Stoß sieht man den Gesellschafter Morgengang im Fels.
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Etwas näher betrachtet: Der Gang fällt mit etwa 60° nach Norden ein und ist hier an der breitesten Stelle ungefähr 25 cm mächtig. Von hier an weicht der Stollnverlauf nach Nordosten ab.
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Aber wir sind noch nicht am Ende: Wohl um Tiefe zu gewinnen, haben die Alten das Stollnmundloch etwas weiter talwärts angesetzt und sind das erste Teilstück in südwestlicher Richtung auf den Gang zu gefahren.
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Es geht also noch einmal um die Ecke…
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…und da ist dann Schluß.
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Im Gegensatz zum sauber aufgeführten Mauerwerk weiter hinten im Stolln verschließt ein ziemlich nachlässig eingebautes Gittertor das einstige Mundloch.
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Und hinter diesem war noch ein zweites: Das eigentliche Stollnmundloch. Der Abschnitt zwischen beiden Gittern ist wieder ausgemauert. Vor dem äußeren der beiden liegt großblockiger Handversatz.
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Die verschlammte Wassersaige in der Stollnsohle. Man sieht schön die Absätze beiderseits der Wassersaige an den Stößen, auf denen das Laufwerk aufgelegen hat. Der Ablauf nach Übertage war wohl mit Gneisplatten abgedeckt.
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Beim Beseitigen des Schlamms kam dies zum Vorschein....
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Genauer betrachtet: Eine Röhrwasserleitung, aus durchbohrten Stämmen gebaut.
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Das andere Ende des geborgenen Stückes: Sogar der Flansch ist noch da. Es war aber auch die einzige, noch vorhandene Holzröhre dieser Art...
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Auf dem Rückweg fallen uns noch ein paar recht frisch anmutende Prunen ins Auge, die eigentlich nicht aus der Zeit vor 1914 stammen können…
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Und auch diese etwas verschmierte und unleserliche Markierung am Stoß scheint jüngeren Datums zu sein.
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Schauen wir nun in die feldwärtige Richtung: Was in den vergangenen 160 Jahren seit der Einstellung der Grube übertage nachgebrochen ist, das liegt jetzt hier unten und verstopft das Stollnprofil.
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Für die Bergleute des Bergsicherungsbetriebes war es trotz aller heutigen Tecnik sehr mühselige Handarbeit, diesen Stollnabschnitt aufzuräumen.
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Links im Bild ist das Liegende des Gesellschafter Morgenganges gut zu sehen, auf das die kurzen Steher des Türstockausbaus aufgesetzt sind. Wir stehen dort vorn ziemlich genau unter dem Tagesbruch an der Oberfläche.
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Dann endlich ein Durchblick: Der Vollverbruch ist durchörtert.
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Blick über die Massen im Stollnprofil. Im linken Stoß der noch anstehende Erzgang. Hier ist er an die 40 cm mächtig und besteht hauptsächlich aus zersetztem Flußspat und Letten.
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Auch beim genauen Betrachten finden wir ein halbwegs bauwürdiges Gangmittel nicht.
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Hinter dem Verbruch steht der Stolln erst einmal auf einige Meter offen.
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So war das eigentlich gedacht.
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Weit geht es allerdings nicht mehr – dann kommt schon der nächste Verbruch.
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Das Foto ist nicht schief: Das Stollnprofil folgt natürlich dem Gangeinfallen, denn für die Alten war das Ganggestein leichter zu lösen und lockeres Gestein mußte sowieso berissen werden.
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Der Blick im Fallen des Ganges nach oben: Wieder ein kleiner Hochbruch – oder war es ein kleiner Firstenbau ? Man weiß es nicht mehr…
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Ein Stückchen ist dahinter wieder offen – aber es folgt der nächste Verbruch. Weil hier aber die Überdeckung groß genug ist und keine Tagesbrüche mehr zu befürchten sind, war an dieser Stelle Schluß.
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Auch der Gang verdrückt sich hier auf wenige Zentimeter Mächtigkeit.
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Im liegenden Streckenstoß ein ausgeschlägeltes Auflager für eine Grundkappe.
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In den Bruchmassen stecken hier auch noch einige halb verfaulte Reste des Holzausbaus…
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Von diesem Steher ist fast nur noch das Astholz da – der Rest ist wegegefault… Das dickste Stammstück, das gefunden wurde, wurde übrigens vom Institut in Tharandt dendrochronologisch auf ein Fälldatum um 1790 datiert. Dieser Holzausbau stammt also noch aus jener Zeit, als Pabst von Ohain seine Fahrberichte über diese Grube niedergeschrieben hat.
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Dieses Fundstück dagegen beweist ziemlich sicher, daß auch die SAG Wismut in den 1950er Jahren noch einmal hier gewesen ist: Karbidlampen hatten die Alten 1860 noch nicht.
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Auch solche Bauklammern fanden sich reichlich in den Bruchmassen – die können eigentlich nur aus der Nachkriegszeit stammen. Die Alten brauchten so etwas noch nicht, um ordentliche Zimmerung zu stellen…
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Ein Pärchen für die eigene Devotionalien- Sammlung. Sie sind äußerst einfach aus Vierkant- Eisen geschmiedet. |
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Zum Schluß noch einmal unsere Übersichtsskizze – ergänzt durch den etwaigen Verlauf der Bundesstraße. Unsere Zeichnung erweist sich nicht als perfekt, denn eigentlich steht die ehemalige Bergschmiede – heute das Wohnhaus Niederschlag 29 – bereits auf der Niederschlag'er Seite des Roten Bächels, welches direkt südlich hinter der Halde zu Tale fließt. Auch der Thunweg verläuft stärker gegen das eher südwestliche Stollnstreichen verdreht… Aber als Übersicht mag die Skizze ausreichen, um zu verdeutlichen, wo diese Baustelle in Bezug auf das übrige Grubengebäude gelegen hat: Ganz links am Bildrand nämlich war das Mundloch im Tal angesetzt.
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Damit sind wir am Ende unseres kleinen Berichtes angekommen. Inzwischen sind alle tagesbruchgefährdeten Hohlräume und auch der 2020 angelegte neue Untersuchungsschacht verfüllt und das Gelände übertage ist wieder aufgeräumt. Von diesem Relikt der Arbeit unserer Vorfahren, die voll Gottvertrauen und unendlicher Hoffnung auf bessere Anbrüche viele Jahre lang eher bedeutungslosen Gängen nachgefahren sind, bleiben nun bloß noch die Erinnerung, unsere Fotos und eine Verwahrakte im Archiv des Oberbergamtes. Aber es wird gewiß nicht die letzte Baustelle gewesen sein und so werden sich an anderen Stellen immer wieder neue Einblicke in die Bergbaugeschichte des Erzgebirges ergeben. Glück Auf ! J. B.
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Weiterführende Quellen
Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des
Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
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Staatsarchiv Chemnitz
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