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www.unbekannter-bergbau.de |
Das
"Geisterrad" der Thurmhofer Wäsche Erstellt Juli 2009, letzte Ergänzung Dezember 2015.
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Bis es vielleicht einmal soweit ist, daß man auch die Radstube am Bärschacht befahren kann, können sich Besucher schon jetzt - im Anschluß an die jeweils letzte Führung auf der "Alten Elisabeth" - eine ganz ähnliche Anlage anschauen: Das Kunstrad der Thurmhofer Erzwäsche. Auch hier haben einst insgesamt vier ( ! ) Wasserräder die Pochwäsche angetrieben. Da der Thurmhofschacht fast einen halben Kilometer weiter südlich vom Bärschacht liegt, kam hier das Antriebswasser zunächst noch direkt aus dem Himmelfahrter Kunstgraben. Nachdem es aber schon drei weitere Räder angetrieben hatte, floß es nun schon so weit unten ab, daß man das vierte Rad bereits ein paar Meter untertage einbauen mußte. Als man dann 1913 - dem Jahr der vorletzten Betriebseinstellung des Freiberger Bergbaus - die Anlagen stillegte, wurde dieses Rad "vergessen" und blieb so der Nachwelt erhalten. Die Legende berichtet davon, daß der letzte Kunstmeister - mit Absicht oder aus Vergeßlichkeit ? - die Radbremse nicht angezogen hätte. Immer dann, wenn ein wenig Wasser aus dem Himmelfahrter Kunstgraben in die Radkästen getropft war, begann es sich deshalb "wie von Geisterhand" ein paar mal mit gräßlichem Gequietsch zu drehen... und bekam so den Beinamen "Geisterrad". Nun, ganz so sei es denn wohl doch nicht gewesen, wird bei der Führung erklärt, aber die ständige Nässe in der Radstube und die konservierende Wirkung gelöster Mineralien haben tatsächlich dafür gesorgt, daß das Holz des Wasserrades nicht verfaulte und wir es noch heute bestaunen können. Und wenn
schon von der Wasserrad-Bremse die Rede ist, soll auch gezeigt werden,
wie sie funktioniert: |
Der
äußere Umfang des Rades wurde zwischen zwei - in dem Fall wirklich
baumhohe - "Bremsbäume" einfach "eingeklemmt". Für
die nötige Kraft sorgte man mit einem auf die Steuerwelle gesetzten
Kasten, dessen Gewicht mit einer Füllung mit Steinen austariert wurde.
Wird die Blockierung des Bedienhebels gelöst, werden die Seilzüge
gespannt und die
Reibungskraft zwischen Baum und Rad sorgt dann dafür, daß das Rad stehenbleibt. Zwei
Bäume braucht
man deshalb, damit die Radwelle nicht durch einseitigen Druck aus den
Lagern geschoben wird. Damit beide Bäume auch gleich stark auf den
Radumfang drücken, werden beide Seilzüge mit nur einer Steuerwelle
bedient. Diese Konstruktion wurde nicht nur bei
bergbaulichen Anlagen verwendet, sondern findet sich in gleicher Form auch
an anderen Wasserkraftanlagen ähnlicher Bauzeit. |
Der Damm des Kunstgrabens am Knappenweg in Freiberg ist der letzte, übertägige Rest des Himmelfahrter Wasserlaufs |
Das charakteristische Gebäude der Thurmhofer Wäsche: Unter dem breiten Dach ohne Obergeschoß fand die Maschinentechnik der Erzwäsche Platz.
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Die Turmhofer Wäsche auf einem Foto von Paul Schulz im Jahr 1908. Link zur Originaldatei http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70005540
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Historische Aufnahme des Thurmhof Schachts, Foto von A. Heinecke, um 1910. Link zur Originaldatei http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71288737
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Auch diese Aufnahme von P. Schulz stammt aus dem Jahr 1908. Link zur Originaldatei http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70002934
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Mit der
Thurmhofer Radstube hat man beim Fotografieren freilich dieselben
Schwierigkeiten, wie mit allen anderen Radstuben auch: Vorne kein Platz
und hinten kein Blitzlicht mehr... Die Reflexion aus dem Dunkeln
macht hier im Foto den Wasserspiegel in 10 m Tiefe unterhalb des Rades
sichtbar. |
Blick von der Besucherbühne seitlich am Rad hinunter auf die Sohle der Radkammer. |
Die Konstruktion der mächtigen Welle des Wasserrades können Besucher heute über eine Wendeltreppe im Gestängeschacht erreichen und die Handwerkskunst der Zimmerleute bestaunen. |
Eigentlich könnte man den Besucherweg sogar noch weiter verlängern: Auch von der Sohle der Radkammer aus ist das Rad imposant ! |
Blick aus der Abzugsrösche auf die Beschauflung des Wasserrades. |
Das Rad ist aus Lärchenholz gefertigt, hat einen Durchmesser von 9,20 m und funktioniert jetzt schon seit 1851 ! Die Schaufelblätter wurden allerdings schon aus Eisenblech angefertigt. Nicht erhalten geblieben sind hier dagegen die Schachtgestänge, mit denen die Antriebsenergie nach oben auf die Pochstempel und Stoßherde der Erzwäsche übertragen wurde.
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Die Abzugsrösche von der Radkammer zum Thurmhofschacht ließe sich mit wenig Aufwand wieder herrichten. |
Dann könnte man über diese Tagesstrecke mit schönem Natursteingewölbe... |
...unterhalb des Thurmhofschachtes wieder ausfahren. |
Die Übertageanlagen des Schachtes sind ebenfalls noch erhalten, sind aber aufgrund der Nachnutzung durch Gewerbebetriebe nicht zugänglich.
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Vom Thurmhofschacht aus führte der Himmelfahrter Wasserlauf - nun schon tief untertage - dann weiter bis zum Abrahamschacht und zum Bärschacht, wo das Wasser wieder die Maschinentechnik in Gang setzte. Erst auf dem Niveau der aus dem Tal der Freiberger Mulde heraus ansetzenden Hilfs- und Wasserlösestolln floß es schließlich wieder nach Übertage ab. Auch dann aber ließen die Vorfahren das mühsam herangeleitete Wasser nicht einfach in die Mulde ablaufen - der "Rote Graben" und weiter nordwestlich die "Churprinzer Bergwerkskanäle" sammelten das Grubenwaser wieder ein und leiteten es auf die Wasserräder der Halsbrücker Hütte, des Kahnhebehauses in Rothenfurth und schließlich zum Schreiberschacht und zum Churprinz Friedrich August Schacht in Großschirma weiter. Von dort aus schließlich führt eine weitere Stollenanlage unter dem Steinberg hindurch bis nach Siebenlehn. Dort wiederum kommt der Adolph- Stolln ein und leitete das Wasser noch einmal weiter bis in das Revier am Gersdorfer Wald bei Roßwein. Mehrfachnutzung ist keine Erfindung der Neuzeit - Das hatten unsere Vorfahren schon lange drauf ! |