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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de
  

Freibergs bekanntestes Bergbaudenkmal: Die "Alte Elli"

Erstellt Oktober 2009, letzte Aktualisierung Dezember 2015.

 


 
Dach abnehmen...
 

Muß man zu diesem Denkmal eigentlich viel schreiben ?  In wirklich jedem Reiseführer ist die "Alte Elli" - wie die Freiberger sie liebevoll nennen - erwähnt und ausführlich beschrieben. Wirklich jeder Freiberger war schon mal dort. Manche haben sogar in der original erhaltenen Betstube aus dem 19. Jahrhundert geheiratet... Wirklich alle Touristen, die ehrlich behaupten können, in Freiberg gewesen zu sein, waren auch hier. 

Die Alte Elisabeth Fundgrube ist aber eigentlich gar nicht die Fundgrube. Der Schacht und die Übertageanlagen sind schon ziemlich modern und ersetzten erst Anfang des 19. Jahrhunderts den ursprünglichen, mehrfach abgesetzten Fundschacht. Die Förderung über mehrere Handhaspeln wurde einfach zu teuer. So bekam die "Fundgrube" einen neuen Schacht und gleich noch eine Dampfmaschine dazu. Die steht hier seit 1848 und ist heute noch funktionstüchtig. 

Die Anlage ist aber noch aus einem anderen Grund bemerkenswert: Es ist nämlich Sachsens ältestes Bergbaumuseum. Als man das vorletzte Mal den Erzabbau in Freiberg einstellte - 1913 nämlich - übergab die Bergbaugesellschaft der Himmelfahrt Fundgrube die Schächte Reiche Zeche und Alte Elisabeth als Lehr- und Besucherbergwerk an die Bergakademie. Alles, was man heute hier anschauen kann, steht (fast) noch so da, wie es 1913 verlassen wurde. Nur die Dampfmaschine wird heute mit Druckluft vorgeführt. Das Schwarzenberg-Gebläse gehört eigentlich in die Halsbrücker Hütte, bekam aber in dieser Zeit hier auf der Halde hinter dem Huthaus einen kleinen Neubau als ständigen Ausstellungsort. Seitdem sind unzählige Besucher durch die Übertageanlagen spaziert.

Lange blieb der Schacht ausschließlich der Ausbildung für Geologen und Bergbautechniker vorbehalten. Seit Juni 2008 sind nun auch Befahrungen des Schachtes und Führungen auf der Fürstenstollnsohle für Neugierige möglich. Ein kleines Abenteuer ist besonders die Einfahrt, denn der Schacht ist mit zirka 45° ziemlich flach tonnlägig. Probieren Sie es doch auch einmal aus !  

( Öffnungszeiten findet man auf  www.besucherbergwerk-freiberg.de )

  


Diese historische Aufnahme der "Alten Elli" vom Fuchsmühlenweg aus haben wir bei der Deutschen Fotothek gefunden, ohne Angabe des Bildautors, um 1936.

Link zur Originaldatei http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70060746

 


Der Fuchsmühlenweg war dazumal noch nicht als Straße ausgebaut, wie eine Aufnahme von R. Peter sen. aus der Zeit um 1960 zeigt.

Link zur Originaldatei http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/88952825

    


Auf einem unbenannten Schacht neben der Auffahrt zur Halde steht der Nachbau einer kleinen Haspelkaue, wie sie auch auf dem Altelisabether Schacht gestanden haben könnte.
 

So ungefähr muß man sich dann die Förderung vorstellen: Handhaspel und Schubkarre... 
   

Aber nun die Alte Elisabeth: Das mittlere Gebäude mit den Dachreitern zur Lüftung ist das Treibehaus, darunter befindet sich der Schacht. Links davon die Scheidebank und ganz links die Betstube. Das gemauerte Gebäude rechts enthält die Dampfkessel und die Fördermaschine. 
 

Die Knappschaft leistete sich für ihre Betstube sogar eine kleine Orgel. 
     

Handwerkskunst oder Industriedesign ? Das Schwarzenberg-Gebläse stand zuerst in der Antonshütte bei Schwarzenberg, wurde dann an die Halsbrücker Hütte verkauft und tat dort bis 1913 seine Dienst. Danach wurde es hier aufgestellt. 
 

Noch mehr alte Technik: Die Balancier- Dampfmaschine von 1848. 
Und so ungefähr hat alles einmal zusammengewirkt: 
  


  
  Dach wieder aufsetzen...
  

Technische Daten:
  • gebaut von Constantin Pfaff, Chemnitz 
  • Einzylinder-Balancier-Dampfmaschine 
  • Zylinder D: 436 mm, Hub: 993 mm 
  • Schwungrad D: 3400 mm, Drehzahl: 25 U/min 
  • Dampferzeuger (bis 1913): Zweiflammrohrkessel, l= 10750 mm, D= 1700 mm 
  • Dampfdruck: 3 bar 

Leistung:

  • 12 PS 
  • Teufe: 200 - 400 m, 
  • Fördergewicht: maximal 6 t 

Eine famose Datensammlung zu weiteren historischen Dampfmaschinen haben wir auf der Seite  www.albert-gieseler.de gefunden.
 


Blick in eins der Fördertrümer des Schachtes.
 

Und so steigt man hier ein...

Vier Personen passen - schräg übereinander - in den Förderkorb. Ist nicht gerad bequem, aber besser schlecht gefahren...
 

...als gut gelaufen: Die Alternative nämlich wäre diese hier. Das Fahrtentrum mit ein paar Umtrittbühnen ist nicht jedermanns Sache.
 

Und es wäre weit mehr als 90 Meter lang !  Hier auf der Stollnsohle nämlich sind wir schon 45 Lachter (also zirka 90 m) saiger untertage. Von hier führt auch ein Flügelort des Thurmhofer Hilfsstollns zurück ans Licht... Im Füllort außerdem eine Vermessungstafel von 1811. 
 

Vom Schacht entlang des Elisabeth Stehenden nach Norden gelangt man unter anderem zum Altelisabether Fundschacht. Die Schleifspuren der Fördertonnen sind noch sichtbar...
  

An anderen Schächten und Überhauen haben sich prächtige Sinter gebildet.
  

Weiter nördlich auf dem Elende Seelen Spat ist ein besonderes Ereignis dokumentiert: Hier wurde nämlich im Quartal Crucis 1707 das erste mal "aus dem Ganzen geschossen" - soll heißen, eine gesamte Scheibe wurde mit mehreren Ladungen besetzt und insgesamt herausgesprengt. Bis dahin wurde jedes Sprengbohrloch einzeln abgetan.
 

Dieses Ereignis war offenbar so unerhört, daß nicht nur eine hohe Revisions Commission darüber entscheiden und der Geschworene P. G. Klems und der Obersteiger J. L. S. Heinets das Ereignis überwachen mußten, nein: Der Sächsische Generalbergkommissar von Heynitz und der Sächsische Oberberghauptmann von Ohain bestätigen in einer zweiten Inschrift, das dies tatsächlich auch gelungen sei...
  

Noch ein paar Jahrestafeln aus dem Elisabeth Stehenden: Hier wurde 1781 die Strecke nachgerissen...
  

Und 1789 hat man diese Gangtafel eingeschlagen.
 

In diesem Jahr war man wieder etwas weiter....

Und im Jahr 1813 schließlich fuhr man einen Querschlag auf dem Geharnischt Männer Spat in Richtung Löffler Schacht auf. Wo wir jetzt sind, das kann man übertage nachvollziehen: 
  

Die Gebäude des Löffler Schachtes... 
  

... und des Tagesschachtes von Geharnischt Mann stehen nämlich noch und werden durch das Kreiskrankenhaus genutzt.
  

Also wieder unter die Erde: 1815 war der Querschlag durchgefahren.
  

Am Gangkreuz mit dem Maria Stehenden wieder eine prächtige Sinterterasse.
  

Auf dem Maria Stehenden gibt es dann als Highlight der Befahrung auch die Möglichkeit, einmal wie der Hauer zur Schicht in einen Abbaublock hinein zu krabbeln... Nämlich hier.
 

Sieht gefährlicher aus, als es ist. Nach ein paar Fahrten flutscht man hier oben heraus. 
  

Interessant ist dieser Erzgang, weil es zwar ein "Stehender" ist - aber eben nach der Streichrichtung. Nach dem Einfallen ist es eher ein "Schwebender" - wie man hier gut sieht, fällt er nämlich mit nur rund 20° Neigung nach Westen ein. 
 

Schließlich muß man am Ende des Blocks wieder ein paar Fahrten hinunter, zum Schacht zurück und dort auf das Förderkörbchen warten... Und hat ein paar Eindrücke davon mitgenommen, unter welchen Bedingungen hier gearbeitet wurde. Und da war der sächsische Erzbergbau noch relativ "geräumig" - krabbeln Sie mal im Mansfeldischen durch einen Streb ! 

  

Man könnte hier unten ganze Tage verbringen und immer wieder Interessantes entdecken. Lassen Sie sich von uns doch einmal anstecken und schauen Sie auch einmal hinein !
 

 

  

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