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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Mai 2009, letzte Aktualisierung Juli 2015.
  

Die Schwungrad- Haspel
am Bartholomäus Schacht zu Brand-Erbisdorf

 


 

Ein Beispiel einer gleichermaßen simplen, wie effizienten Lösung mit einfachsten mechanischen Mitteln kann man am erstmals im Jahr 1529 in den Bergwerksakten erwähnten St.Bartholomäus- Schacht in Brand-Erbisdorf bestaunen.

Man muß dazu vorneweg aber ein wenig ausholen: 
Die älteste und bis in das 19.Jahrhundert in kleinen Gruben gebräuchliche Fördertechnik im Bergbau war die Handhaspel. Die hieß so, weil zwei Haspelknechte "von Hand" an den Kurbelgriffen drehten, das Haspelseil auf die Welle aufwickelten und dabei die volle Fördertonne nach oben zogen. Mit solchen Handhaspeln konnte man Tiefen von höchstens 40 Meter überwinden. Mehr nicht - deswegen sind viele mittelalterliche Schächte mehrfach abgesetzt ("gebrochen" sagt der Bergmann). Nach einem Weg von 40 m hinauf zum Tageslicht mußte erst mal umgeladen werden oder die Fördertonne an die nächste Haspel angehängt werden. 

Das hatte zwei einfache Gründe: Erstens hat ein ordentliches Hanfseil ein ganz schönes Eigengewicht und wenn es immer länger wird, wird das Tau irgendwann schwerer als die Tonne, die damit gezogen werden soll. Zweitens kann man das Tau auf der Haspelwelle nicht unendlich über- oder nebeneinander aufwickeln. Mit jeder Lage Tau steigt nämlich der Durchmesser der Welle und damit das Drehmoment - sprich, die Kraft - die der Haspelknecht zum Haspeln aufwenden mußte. Erst die maschinelle Fördertechnik - zuerst von "Pferde-Göpeln" oder "Kehrrädern", später von Dampfmaschinen angetrieben - machte tiefere, durchgehende Schächte möglich. 
Was also tun, wenn man am Bartholomäusschacht von der Sohle des Thelersberger Stollns aus etwa 80 Meter Tiefe Erz nach übertage holen oder Ausbauholz hinunter bringen wollte ?

Hier nun hat sich Maschinenbaudirektor J. F. Mende im Jahr 1783 etwas Besonders einfallen lassen:
Statt mehrere Haspeln übereinander einzubauen, hat man nur eine Haspel am Schachtkopf aufgestellt. Damit aber die Kraft der Haspelknechte  ausreichte, wurde sie erstens mit einem Schwungrad versehen und anstelle direkt an der Kurbel zu drehen, wurden an die Kurbelgriffe "Zugstangen" angesetzt. Damit mußte man nicht mehr "kurbeln", sondern nur noch hin und her ziehen und hatte man das Schwungrad einmal am Laufen, so sauste die Tonne fast von allein nach oben !  So konnten auch Bergjungen oder invalide Bergleute diese Haspel bedienen. 

Mit dieser absolut einzigartigen, anhand von Originalzeichnungen 1995 durch die Bergsicherung Schneeberg rekonstruierten und voll funktionstüchtigen Konstruktion konnten zwei Haspelknechte die gesamten 80 Meter Schachtteufe "in einem Zug" überbrücken. 
 

Wenn Sie diese Anlage auch einmal "erleben" wollen, müssen Sie sich im Museum "Huthaus Einigkeit" anmelden. Da diese kleine Schauanlage nicht so bekannt ist, wie die großen Schwestern im benachbarten Freiberg, lohnt es leider für den Verein noch nicht, sie jeden Tag zu öffnen. Auch den Schacht selbst kann man bis in etwa 25 m Tiefe befahren - dazu sollten Sie aber einigermaßen sportlich sein, denn das Fahrtentrum ist sehr eng. 
 

 

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