Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de Erstellt Juni 2009, letzte Aktualisierung Juli 2015.
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Die Alte
Radstube
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Auch der Alte Kunstschacht auf der Anhöhe des Grauls besaß bereits im 18.Jahrhundert ein technisch sehr aufwendiges Kunstgezeug zur Wasserhebung, das von einem untertage installierten Wasserrad angetrieben wurde. Es hob das Wasser vom Niveau der 1/2 3. Gezeugstrecke bis auf das Niveau des Gottes Geschick Stollns. Die Radstube ist im Unterteil etwa 4 m breit und 12 m hoch und sie ist komplett geschlägelt !! Diese Radstube erscheint wie das Negativ einer Dorischen Säule und ist ein Wunderwerk der Ingenieurkunst und sehenswertes Zeugnis der Geduld und Ausdauer der Vorfahren... Während der untere Teil der Kammer nur die Breite des Wasserrades besitzt, wurde der obere Teil bis auf die Breite des Schachtes erweitert. Zwischen den Wellenlagern und dem oberen Teil verlaufen oval ausgeschlägelte Gestängeschächte. Selbst der Zulaufgraben von der Aufschlagrösche wurde penibel ausgeschlägelt. Blöderweise lag dieser Schacht fast ganz oben auf dem Graul. Das Antriebswasser erhielt dieses Rad daher in Ermanglung einfacherer Lösungen über eine mehrere hundert Meter lange Rösche aus dem Oswaldtal. Der Ablauf des genutzten Antriebswassers und des aus der Grube gehobenen Wassers erfolgte über eine Strecke im Streichen des Gottes Geschick Stehenden. Nachdem man im Schwarzbachtal den Neuen Kunstschacht angelegt hatte, verband man dessen Aufschlaggraben über einen Querschlag zusätzlich mit dem Ablauf, um auch dort stets genügend Antriebswasser für Pochwäsche und Kunstrad zur Verfügung zu haben. Abgesehen von der bemerkenswerten Kunstfertigkeit der Erbauer weicht diese Radstube auch konstruktiv wieder von den beiden anderen ab: Sie steht zwar - wie die Untere Radstube am Neuen Kunstschacht - aus dem Gangstreichen heraus versetzt und senkrecht zum Streichen, diesmal jedoch auf der Südostseite des tonnlägig abgeteuften Schachtes. Der Erzgang überkippt nämlich in seinem Verlauf von südöstlichem zu steil nordwestlichem Einfallen. Trotzdem hätte
man - wie in der Unteren Radstube am Neuen Kunstschacht - auch hier zwei
horizontale Gestängestrecken direkt zum Schacht anlegen können - die
Alten entschieden sich jedoch für eine kompliziertere Lösung: Die
beiden Gestänge saßen jeweils auf den Enden der Welle, die Kraftübertragung
erfolgte jedoch zunächst nach oben, dann mittels kurzer Streckengestänge
zum Schacht und dort über zwei weitere Kunstwinkel wieder nach unten.
Eine solche Konstruktion wählte man nur, wenn der Hub der Pumpen nicht
ausreichte und kurz unterhalb der Stollnsohle noch ein Pumpensatz
eingebaut werden mußte. |
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Während alle anderen
Einbauten vom Zahn der Zeit längst zernagt sind, ist die mächtige hölzerne
Welle des Kunstrades erhalten geblieben und liegt noch an ihrem Platz.
An beiden Enden sitzen noch die schmiedeeisernen Krummzapfen und die
eisernen Gelenke, an denen die hölzernen Streckengestänge befestigt
waren.
Auch die Aufschlagrösche wird vom Bergbauverein erhalten, ist jedoch
nur noch bis zum ersten Lichtloch und nicht mehr bis zur Radstube
befahrbar. |