Bergstadt
Eibenstock ‒ Ein kurzer Überblick
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Wann Eibenstock als Radial-Hufendorf inmitten
des „Miriquidi“ entstanden ist,
ist nicht mehr genauer urkundlich zu belegen. Als Ursprung des Namens wird die
Bezeichnung für einen „Ort am Eibenstöckicht bzw. Eibenholz“ angenommen.
Aufgrund der Höhenlage von mehr als 600 m wird Eibenstock jedenfalls nicht zu
den allerersten Bauerndörfern im Erzgebirge gehört haben. Daher wird angenommen,
es sei als dauerhafte Ansiedlung frühestens im Laufe des 13. Jahrhunderts im
Bereich der Herrschaft Schwarzenberg entstanden (wikipedia.de). 1378 wird es als
„Stigero de Ibenstok“ bzw. „Ybinstok“ urkundlich erwähnt (hov.isgv.de).
1453 belehnte Kurfürst
Friedrich, II. von Sachsen, genannt der Sanftmütige, die Brüder Leonhart
und Nickel von Tannenberg auf Plohn unter anderem mit den Dörfern
Eibenstock, Sosa und Burkhardtsgrün. Diese konnten sich jedoch nur kurz an dem
neuen Besitz erfreuen, denn Wilhelm von Tannenberg mußte Eibenstock schon
im Jahre 1456 an den Erbmarschall von Sachsen, Hans Löser, abgeben. 1464
fiel Eibenstock wieder an die Herrschaft Schwarzenberg zurück (wikipedia.de).
Die Herrschaft Schwarzenberg,
an deren Nordwestrand Eibenstock lag, bildete ursprünglich ein böhmisches Lehen.
Mit der Herrschaft Schwarzenberg waren im Laufe der Zeit die Vögte von Gera und
Plauen, 1334 die Herren von Lobdeburg auf Elsterberg und schließlich die
Burggrafen von Leisnig belehnt. Von diesen hat 1488 Wilhelm von Tettau
die Herrschaft gekauft.
Seit der Leipziger Teilung 1485 gehörte Schwarzenberg zum
Besitz der ernestinischen Linie der Wettiner. Am 30. Mai 1533 erkaufte Kurfürst Johann
Friedrich, I. genannt der Großmütige, die Hälfte der Herrschaft Schwarzenberg von Georg von Tettau
für 10.700 Gulden. Am 17. September verkauften auch die Brüder Albrecht
und Christoph von Tettau für die Summe von 10.000
Rheinischen Gulden die andere Hälfte der Herrschaft an den Kurfürsten. Damit
zählte auch Eibenstock nun zum sächsischen Kreisamt Schwarzenberg. Schon 1532 wurde der Ort als „Marktflecken“ und 1555 als „Städtlein“
bezeichnet. Marktrecht und damit Stadtrecht erhielt Eibenstock aber erst 1639 (hov.isgv.de,
sowie 32925, Bestandserläuterungen).
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Geologisch befindet sich Eibenstock mitten im
westerzgebirgischen Granitkomplex. Den Untergrund bildet der Eibenstocker Granit.
Zwischen Eibenstock und Wildenthal liegt auf dem Granit noch eine Restscholle
des einstigen Deckgebirges.
Durch das ausgedehnte Granitmassiv ziehen sich
annähernd Nord- Süd- orientierte, große tektonische Störungszonen, welche oft
mit Eisenerzvorkommen verknüpft sind. Innerhalb des Granits öffneten sich
während seiner Abkühlung dagegen zumeist West- Ost- orientierte Spalten, an die pneumatolytische Zinnerz-Vorkommen gebunden sind. Da der Zinnstein relativ hart
und verwitterungsbeständig ist, reichern sich die schwarzen "Graupen" bei der
Abtragung der Granite in den Flußsedimenten an.
Bereits im Mittelalter müssen die rund um Eibenstock
vorhandene
Zinnseifenvorkommen den Ausgangspunkt des Bergbaus gebildet haben. In den
„Technischen Denkmalen...“ erwähnen die Autoren, daß bereits 1378 bei Eibenstock
eine „Alte Seife“ erneut verliehen wurde - die Seifnerei im Westerzgebirge ist
also schon der ersten Bergbauperiode zuzuordnen.
Um 1510 wird als erster Bergmeister zu
Eibenstock Jörg Unger namentlich erwähnt. Spätestens ab 1524 wurden auch in "der
Grün" - am Südhang des Gerstenbergs nördlich von Eibenstock - Zinnseifen gewaschen. Neben den Zinnseifen in den Flußauen wurde aber
auch schon im 15. Jahrhundert nach den Primärlagerstätten im Festgestein gesucht. Besonders nördlich von Eibenstock
wurden dabei zahlreiche Zwittergänge aufgetan.
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In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
fielen die
Hussiten auch in dieser Region ein und zerstörten 1429 die Burg Schwarzenberg.
Die Auswirkungen hielten sich jedoch in Grenzen und bald kam es wieder zu
einem Aufschwung. 1467 wird schon wieder von einem florierenden Zinnbergbau in
Eibenstock berichtet. Angeblich verlieh Kurfürst
Johann Friedrich I. dann Eibenstock den Titel einer „Churfürstlich
Sächsischen freyen Bergstadt“. Das ist allerdings sehr schwer vorstellbar,
denn er war seit Mitte 1545 mit Vorbereitungen zu dem 1546 dann ausgebrochenen
Schmalkaldischen Krieg beschäftigt. Im Übrigen fußte eine solche Benennung nur
auf dem Bergrecht, nicht aber auf dem Stadtrecht (Hinweise von Herrn U. Jaschik).
Zinn- und Eisenerze gehörten zu den
grundeigenen Rohstoffen, deren Gewinnung den Grundherrschaften, zu diesem
Zeitpunkt hier also den Tettau’ern, nach 1533 dann den Ernestinern, unmittelbar
unterstand. Die Bergreviere Schwarzenberg und Eibenstock waren deshalb zunächst
Vasallenbergreviere der Herren von Tettau auf Schwarzenberg. Verleihungen auf
edle Metalle fielen dagegen in die Kompetenz der kurfürstlichen (ernestinischen)
Bergmeister in Schneeberg bzw. in Buchholz (40012, Bestandserläuterungen). Um
1510 wird als erster Bergmeister zu Eibenstock Jörg Unger namentlich
erwähnt, 1513 hatte diese Funktion ein Hans Mennel inne. Nach dem Erwerb
der Herrschaft Schwarzenberg 1533 erhielt der Bergmeister zu Schwarzenberg 1537
auch das Verleihungsrecht auf Silber und andere Metalle außerhalb der Bannmeile
um Schneeberg.
Bereits 1529 wurden das Bergrevier Gottesgab
und 1532 das Revier Platten aus dem südlichen Teil des Bergreviers Schwarzenberg
ausgegliedert (40012, Bestandserläuterungen). Nach der Niederlage der Ernestiner
im Schmalkaldischen Krieg teilten sich Herzog Moritz von Sachsen und
Ferdinand, I. (der jüngere Bruder Kaiser Karl’s, V., seit 1521 im
Besitz der österreichischen Erblande, damit auch König in Böhmen, und nach dem
Rücktritt seines Bruders 1556 selbst Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) die
Herrschaft Schwarzenberg gewissermaßen als "Kriegsbeute". Das Gebiet um Platten
und Gottesgab hatte – damals noch Herzog – Moritz schon zuvor im Prager
Vertrag vom 15. Oktober 1546 Kaiser Karl, V. zugesagt. Im Gegenzug sollte
er für seine militärische Neutralität im Schmalkaldischen Krieg Ländereien der
Ernestiner und die Kurwürde erhalten, was mit der Wittenberger Kapitulation vom
19. Mai 1547 auch umgesetzt wurde. So gelangte der südliche Teil der Herrschaft
Schwarzenberg wieder an die böhmische Krone, während deren nördlicher Teil von
nun an endgültig bei Sachsen verblieb.
Zwar bestätigte Kaiser Karl, V. dem
jetzigen Kurfürsten Moritz im jüngeren Prager Vertrag von 1549 die halbe
Bergwerksnutzung, jedoch gestaltete sich die Wahrnahme dieser Rechte sehr
strittig, weil die böhmische Seite aus dem Erlaß der Bergordnung für die
Zinnbergwerke Hengst, Platten und Gottesgab von 1548 durch Ferdinand I.
später eine alleinige Ausübung des Bergregals herzuleiten versuchte (40012,
Bestandserläuterungen).
Die Bergbauerträge wurden noch bis 1556 an die
sächsischen Kurfürsten abgeführt, danach teilten sich Sachsen und Böhmen den
Zehnten. Am 15. März 1534 erließ Kurfürst Johann Friedrich, I. auf Grundlage der Annaberger
Bergordnung von 1509 eine Zinnordnung für die Schwarzenberg'er Wälder, welche
auch für Eibenstock Gültigkeit besaß. Sie wurde am 21. Februar durch eine kleine
Zinnordnung für Eibenstock ergänzt; eine umfassende Zinnordnung wurde dann am 7.
Februar 1556 erlassen (Hinweise von
Herrn U. Jaschik).
1560 wurde Eibenstock Sitz eines eigenständigen
Bergamtes und nannte sich selbst fortan "freie Bergstadt" (wikipedia.de).
Nachdem 1662 in Johanngeorgenstadt ein neues Bergamt eingerichtet wurde, mußten
die Bergreviere Schwarzenberg und Eibenstock Gebiete an dieses abtreten. Das
Bergamt Eibenstock brachte die westlich des Schwarzwassers liegenden Gebiete
ein, also insbesondere die Bergwerke am Fastenberg und bei Jugel.
Nach dem Tod des letzten Eibenstock‘er
Bergmeisters, Gottfried Ficker, im Jahre 1768 wurde ein kombiniertes
Bergamt Eibenstock mit Voigtsberg eingerichtet; dieses hatte jedoch als solches
nur kurze Zeit Bestand (bis 1771). Abnehmende Vorkommen, vor allem aber der
Rückgang der Weißblechherstellung und damit der wichtigsten regionalen Abnehmer
der Zinnproduktion, bewirkten, daß schon 1772 Kurfürst Friedrich August, III.
die Zusammenlegung der Bergämter Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt mit
Hauptsitz in Johanngeorgenstadt verfügte. Diese ursprünglich nur übergangsweise
gedachte Lösung wurde jedoch von ihm sieben Jahre später bestätigt. Da der
Bergbau im Westerzgebirge weiter rückläufig blieb, wurde 1793 das Bergamt
Eibenstock ganz aufgelöst und das Revier als Unterrevier dem
Johanngeorgenstädter Revier zugeschlagen.
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Im 18. Jahrhundert und noch Anfang des 19.
Jahrhunderts betrieb die Stadt den Eibenstocker Kommunstolln weiter, um sich die
damit verknüpften Privilegien und Steuererlässe zu erhalten. 1798 brach man die
Kurfürstliche Zinnschmelzhütte in Eibenstock ab. Um 1814 endete die
Zinnseifnerei um Eibenstock.
Zum 1. Januar 1818 wurde auch das Bergamt
Voigtsberg ganz aufgehoben und sein Revier als 4. Abteilung dem Schneeberger
Revier zugeschlagen (40012, 40016, Bestandserläuterungen).
1856 wurde dann schließlich auch das Bergamt Johanngeorgenstadt aufgelöst
und zusammen mit dem Bergamt Schneeberg dem wiederbegründeten Bergamt
Schwarzenberg zugeordnet, welches noch bis zur Gründung des Landesbergamts 1869
bestand.
Bis 1870 wurden zwischen Oberwildenthal und
Johanngeorgenstadt (in der "Sauschwemme") noch Zinnseifen gewaschen und bis 1890
wurde in der Region auch noch Eisenerz gefördert (St. Johannes am Rehübel).
Die dieser Zeit entstammenden geologischen
Kartenwerke (Ausgabe 1899) geben einen Überblick über die Lage der Erzvorkommen
und den Verlauf des Grüner Grabens.
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Ausschnitt aus den Geologischen Karten Eibenstock-Asch und
Schneeberg-Schönheide. Hervorgehoben ist der Verlauf des Grüner Grabens und der
heutigen Staats- bzw. Bundesstraßen. An der Nordwestecke des Kartenausschnitts
liegt heute die Eibenstocker Trinkwassertalsperre.
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Zinnerzbergbau in
der Grün
Im Zusammenhang mit dem Bau der
Trinkwassertalsperre verlor Eibenstock nicht nur die steilste Bahnstrecke
Sachsens (zwischen Muldenhammer und Eibenstock), auch die (heutige
Bundes-)straße 283 zwischen Aue und Markneukirchen wurde auf dem Höhenrücken neu
gebaut. Zwischen dem Gerstenberg westlich Wolfsgrün und Schönheide schwingt sie
sich seitdem in großen Bögen um die Talsperre herum und führt mitten durch das
Altbergbaugebiet der "Grün" hindurch.
Hier gibt es einen Wanderparkplatz und seit
kurzem einen Bergbaulehrpfad - der hat uns neugierig gemacht.
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Übersichtskarte am Wanderparkplatz
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Ungefähr der gleiche Kartenausschnitt auf alten Militärkarten mit dem
Geländezustand um 1940. Rot markiert die einstige Stichbahn von Muldenhammer
nach Eibenstock, links oben die heutige Talsperre. Am "Bühl" stehen heute Hotel
und Badegärten, von der "Brendelzeche" ist nichts mehr zu sehen. Am unteren
Bildrand blau hervorgehoben das heutige Ende des Grüner Graben oberhalb des
Steinbachs.
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Hoppla - da ist er wieder: Modellhaft nachgestaltet ein Stückchen Grüner Graben.
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Im Hintergrund um diese Jahreszeit schön zu
sehen die typisch wellige, von Raithalden geprägte Seifenfläche.
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Einige der langgestreckten Pingen hat man zugänglich gemacht.
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Müssen wir uns anschauen...
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Nun, wir sind aus anderen Ecken vielleicht etwas verwöhnt - viel sieht man
nicht...
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Aber für "Bergbau-Neulinge" ist das sehr ansprechend gemacht.
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Die Nachbildung einer Einmännigen Haspel im Foto oben steht auf dem Bartholomäus
Zwitterzug. Wie der informativen und umfangreichen Beschilderung zu entnehmen ist, 1539
erstmals gemutet.
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Östlich des Haspel-Schächtchens zieht sich die Pinge weiter in den Wald und hier
verdeckt der Schnee den anstehenden Granit nicht ganz...
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Der Kübel ist gut gedacht, paßte aber wohl kaum durch diese Abbauschlitze... Man
fragt sich immer wieder, wie die Alten in diesen engen Klüften überhaupt
arbeiten konnten.
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Dieser Schlitz gehört zur "Schramm". Der Name ist wohl rein umgangssprachlich
vom "Ausschrämen" herzuleiten und ausnahmsweise dient hier kein Schutzheiliger
als Namenspatron. Als "Schrammer Erbstolln" ab 1528 urkundlich erfaßt, ab 1682
unter dem Namen "Schrammer Zug" wohl konsolidiert.
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Blick in die Gegenrichtung. Die meisten Zwittertrümer waren nur einige Zehner
Meter, manche ein paar Hundert Meter lang. Von Osten her wurde 1654 der Maria
Verkündigung Stolln gegen den Schramm angefahren.
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Die größte der Pingen nördlich der B 283.
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Das sind schon mal hundert Meter vom Hauptweg bis hierher...
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...und da geht´s weiter westwärts mit vielleicht 10...15 m Tiefe.
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Man sieht schon, daß hier die Winterstürme und der Schneebruch
immer für Arbeit sorgen...
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Dann geht der Lehrpfad einmal quer durch...
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Nachbau einer zweimännigen Schräg-Haspel.
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Wahrscheinlich hat man nicht bauwürdige Schweben immer mal stehengelassen
und dann mit kleinen Schächten und Lichtlöchern durchteuft.
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Von der Brücke aus hat man schon einen eindrucksvollen Blick.
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Auch noch nicht gesehen: Ein "Griebenherd".
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Eine haben wir noch: Wieder zurück zum Parkplatz...
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...und hinter der Straße bergauf: Der untere Teil der Pinge auf dem
Allerheiligen Zwitterzug. Wo wir stehen, fuhr einst die Stichbahn nach
Muldenhammer hinunter.
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Blick in die Gegenrichtung.
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Auch hier gibt´s eine Schachtnachbildung.
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Die Unterhaltung des Weges kostet gewiß sehr viel Arbeit...
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Raufgestiegen und Blick zurück.
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Aus den kleinen Einhieben in der Granit-Wand hat man Proben gezogen und auf den
Zinngehalt untersucht - aber für nicht bauwürdig befunden.
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Diesen etwas größeren Einschlag hat man zugänglich gemacht.
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Das Querort aus der Pinge heraus führt aber nur rund 1,5 m in den Granit.
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Die Klüfte waren offensichtlich nicht vererzt.
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Der Einstieg in den oberen Teil der Allerheiligen Pinge.
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Resümee: Das kann man empfehlen.
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Weil mir diese Auffassung
immer wieder begegnet, hätte ich da noch eine Anmerkung:
Mein verehrter Lehrer Prof.
Wagenbreth (und die Koautoren) hat mit den Bänden über die Technischen Denkmale
des Erzbergbaus Grundlegendes geleistet und das Interesse vieler Heimatforscher
und letztlich auch der Archäologen auf die auf uns überkommenen Zeugnisse des
Bergbaus gelenkt. Nun ist es klar, das insbesondere über den frühen Bergbau die
Quellenlage äußerst dünn ist und deshalb Analogieschlüsse im Vergleich mit
anderen Regionen und älteren Bergbauverfahren unumgänglich waren.
Ich glaube aber, daß eine der
dort gezogenen Schlußfolgerungen zumindest kritisch zu hinterfragen ist.
Sicherlich hat der Bergbau immer an den Gangausbissen begonnen und jeder Schacht
setzt naturgemäß an der Erdoberfläche - also von Übertage aus - an. Das ist deswegen
aber noch lange kein "Tagebau", wie es immer wieder - selbst in
Fachvorträgen - erklärt wird.
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Eine der Darstellungen von Abbauverfahren aus den Bänden "Technische Denkmale
und Geschichte" des Freiberger bzw. des Erzgebirgischen Bergbaus von Wagenbreth
& Wächtler (Hrsgbr.)
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Unsere Vorfahren hatten hier im
Erzgebirge und erst recht im Vogtland, das heute ja als "Kältepol" Deutschlands
bekannt ist, nämlich ein grundsätzliches Problem: Wasser. Und das reichlich und
vor allem dort, wo man es nicht haben wollte.
Selbst während des
hochmittelalterlichen Klimaoptimums (das um 1344 ziemlich abrupt zu Ende ging)
hat das Erzgebirge quer zur Westwindströmung gelegen und deshalb immer Stauregen
verursacht. Wir befinden uns auf dem Erzgebirgskamm und im Vogtland also in einer Region mit
höchst humiden Klimabedingungen. Nun erkläre man bitte, wie man einen vielleicht
10 m, vielleicht aber auch 100 m langen Tagebau im Gangausbiß gegen
Niederschlags- und Tauwasser "abdichten" wollte. Schließlich hatte man schon
genug mit dem Wasser zu tun, das aus dem Berg zulief; wie wollte man dann auch
noch der Niederschlagswässer, die von oben kamen, Herr werden ?!
Da nirgendwo berichtet wird,
daß die Gruben jedes Frühjahr bei der Schneeschmelze aufgegeben werden mußten,
muß man wohl eher davon ausgehen, daß unsere Vorfahren vielleicht entsprechende
Tagebaue aus anderen - trockeneren - Regionen kannten, sicher solches auch, wo
es sich anbot
zunächst versucht, dabei aber ganz schnell gemerkt haben, daß es hier nicht
funktioniert.
Deshalb werden sie wohl seit
frühester Zeit von vornherein im Tiefbau vorgegangen sein, d. h. möglichst kleine
Tagesöffnungen (Schächte) abgesenkt und die Gänge von untertage aus abgebaut
haben. Einen Schacht kann man im Gegensatz zum offenen Tagebau mit einem wenig aufwendigem Schutzdach sehr
einfach vor zulaufendem Niederschlagswasser schützen. Das trifft natürlich nicht mehr
zu, wenn dichter oder tagesnah durchgebauter Tiefbau zubruchgeht und eine Pinge
im engeren Sinne des Wortes entsteht.
In seiner Meißnischen
Bergkchronica verweist Petrus Albinus im II. Titel auf diese "antiquiteten
des Freybergischen Bergkwergs": "Es ist aus etlichen Alten Bergkbüchlein zu
sehen / dass man vorzeiten viel eine andre Art die Bergkwerck zu bawen gehabt /
als itzt im brauch ist / denn die Zechen oder Gruben nicht also in gewissen
Maßen geteilet gewesen / und ihre Markscheiden im auslencken / des gleichen im
hangenden und liegenden gehabt / als itzo. Sondern man soll damals nur gerade in
die teiffe gesuncken haben / und daher soll es entstanden sein / das man itzo
dieselben Alten Gruben / oder auflässige Zechen / mit dem namen Pingen von den
Newen unterschieden..."
Die heutige Topographie der
Pingen in der Grün
läßt nun vermuten, daß die Alten hier "im Tagebauverfahren" vorgegangen wären.
Eine erst vor kurzem
erforderlich gewordene Sanierungsbaustelle mitten in Eibenstock vermittelte aber
einen anderen Eindruck
.
Über meine These kann man sich
sicher trefflich und ausgiebig streiten. Sicher hat es beide Verfahren parallel
gegeben und eine allgemeingültige Klärung wird man heute nicht mehr finden
können - oder nur in Einzelfällen mit genauen montanarchäologischen Belegen.
Jedenfalls sollten wir den Sachverstand unserer Vorfahren nie unterschätzen...
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Der Grüner Graben
Der Wasserbedarf der Zinnwäschen und
der ab 1520 vorherrschenden Naßpochwerke war natürlich enorm. Dies war der Grund für die
Anlage des ursprünglich rund 8 km langen "Grüner Grabens", welcher im Jahr 1555
fertiggestellt war und noch bis 1732
Antriebs- und Waschwasser vom Oberlauf der Großen Bockau bei Wildenthal nach
Eibenstock heranleitete. Der Name des Grabens wie der "Grüner Fundgrube" leitet
sich von der alten Flurbezeichnung "die Grün" ab.
Der Bau des Grabens wurde durch
das wettinische Fürstenhaus gefördert, u. a. durch Zahlung eines Ausgleichs an
die vom Bau betroffenen Grundstücksbesitzer in Höhe von 4 bis 10 Gulden. Der
Graben bildet eigentlich die Fortsetzung des Wildenthaler Hammergrabens, der
auf zirka 736 m Höhe in Wildenthal aus der Bockau abgezweigt wurde.
Hinter der einstigen
Hammermühle haben wir noch ein Höhenniveau von etwa 719 m (mit GPS) gemessen. An
der Alten Schneeberger Straße in Eibenstock liegt der Graben zirka 636 m hoch.
Auf diesen rund 6,5 km Länge hat der Graben ein mittleres Gefälle von 2,2%. Das
klingt vergleichsweise viel - aber bei den enormen Höhenunterschieden in
der Kammregion war ein geringeres Gefälle gar nicht vonnöten. Bei Eibenstock hat
sich die Große Bockau schließlich schon auf 569 m eingefräst (Höhendifferenz zur
Alten Schneeberger Straße also rund 67 m). Die Schwarze Pinge in der Grün liegt
zirka 567 m hoch - und dort sollte das Wasser hin.
Nach seiner Fertigstellung
versorgte der Graben zunächst die Kunstgezeuge der Gruben im Kessel und der
Grün, sowie 8 Pochwerke. Zwischen 1618 und 1648 versorgte er neben den Gruben 10
Seifen und 22 Pochwerke, im Jahr 1694 immer noch 13 Pochwerke. Zum Glück führt
die Große Bockau fast immer genug Wasser - die Aufteilung auf die zahlreichen
Gruben und Wäschen muß jedoch ein technisches wie finanzielles Kunststück
gewesen sein.
Nach 1732 wurde das Wasser noch
durch das Hammerwerk
Wolfsgrün und für die Wasserversorgung der Stadt genutzt. Wie der alten
topographischen Karte zu entnehmen ist, wurde das Grabenwasser vor dem Krieg
auch durch eine Fischzuchtanlage genutzt.
Bis heute erhalten geblieben
sind die etwa 6 km von Wildenthal bis Eibenstock. Am südlichen Stadtrand von
Eibenstock wird der Graben kanalisiert und taucht dann hinter dem Albertplatz
noch einmal auf rund 500 m Länge wieder auf. Danach wird sein Wasser heute über
Straßengräben dem Steinbach und - unten im Bockau-Tal - dem Toelleschen Graben
(einem Hammergraben zwischen Blauenthal und Wolfsgrün) zugeleitet.
Der Verlauf zwischen der Alten
Schneeberger Straße und der Grün wurde sicher schon beim Bau der Stichbahn von
Muldenhammer nach Eibenstock zerstört und mit neuzeitlichen Fabrikanlagen und
Gewerbegebieten überbaut.
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Höhenprofil und errechnetes Gefälle für den Grüner
Graben. Insbesondere im nördlichen Abschnitt wird das Gefälle deutlich höher und
erreicht bis zu 5%.
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Aha - da steht´s !
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Kurz vor dem Ende ist der Graben noch einmal hergerichtet, halbseitig in
Mauerung gesetzt und bei Tau- oder Regenwetter sogar voll Wasser...
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Hier liegt die Gartensparte "Grüner Graben" (das Tor oben in unserem
Beitrag).
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Leider endet aber auch die schön restaurierte Einfassung an dieser Stelle.
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Noch ein Stückchen als offener Graben.
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Da vorn biegt er in ein Gartengrundstück ab und fließt unterirdisch
weiter.
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Und dies ist sein heutiges Ende.
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Das letzte erhaltene Stück ist hier noch in Mauerung gesetzt und mit
Steinplatten abgedeckt.
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Gleich daneben steht jetzt eine Hinweistafel auf den Wanderweg durch`s "Wilde
Erzgebirge". Schade, das darin jeder Hinweis darauf fehlt, daß auch die Mühlen
das Wasser des Grüner Grabens genutzt haben...
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Zur Orientierung: Wir stehen jetzt am Punkt 1:
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Altbergbau in Eibenstock
Bevor wir die Wanderung entlang des Grüner
Grabens nach Wildenthal fortsetzen, bleiben wir noch kurz in der Stadt. Hier
machte sich nämlich Ende 2011 wieder einmal der "unbekannte Bergbau" bemerkbar
und in der Folge wurde eine Sanierungsbaustelle erforderlich, in die - so weit es möglich
und erlaubt war - auch viele neugierige Eibenstocker mal hineingeschaut haben.
Allen, die dazu keine Gelegenheit hatten, zeigen wir hier mal ganz kurz, wie es an
manchen Stellen unter der Stadt ausschaute oder vielleicht anderswo noch immer
aussieht.
Gewöhnlich nämlich ist die erste
bergmännische Besiedlung - wie man das an anderen, später wüst gefallenen frühen
Bergbauorten, wie bei Sachsenburg oder bei Wolkenburg oder am "Hohen Forst" noch
heute sehen kann - direkt neben den ersten Schächten und Stollen gewachsen und
genauso wird es auch hier in Eibenstock gewesen sein. Es ist deshalb nicht
verwunderlich, daß auch im heutigen Stadtgebiet Zeugnisse des frühen Bergbaus
auftauchen.
Und dieses war "früher" Bergbau !
Einige geborgene Ausbauhölzer wiesen noch genügende Dicke für eine Datierung auf
und die belegte Fälldaten der Bäume um 1470.
Der hier durchgebrochene Abbau war rund 80 m lang und besaß
zwei Schächte. Die "Hauptstrecke" war kaum mehr als 1 m breit, nur an
den beiden Schächten weitete sich der Abbau auf. Im Mittelteil zerschlug sich die
Zinnkluft in zwei parallel streichende Trümer; beiden sind die Vorfahren nachgegangen. Mit
einigen Querörtern haben sie auch die Umgebung des Gangs auf weitere, parallel
streichende Erzgänge untersucht, wurden dabei aber nicht fündig und gaben die
Örter nach kaum zehn Metern Vortrieb wieder auf. Wie tief der Abbau reichte, konnte während
der Sanierung der Tagebrüche (nachdem der erste geöffnet wurde, brach der
Altausbau noch mehrmals an anderen Stellen zusammen) nicht geklärt werden - im
mittleren Teil jedenfalls mehr als 9 m.
Inzwischen können die Eibenstocker nun wieder beruhigt
auf der Wiese spazieren gehen - ein Betonriegel verschließt den Abbau und
darüber kann wieder Gras wachsen oder das nächste Frühjahrsfeuer stattfinden...
Von montanhistorischen Interesse ist aber die
Anlageweise des Abbaus
(vgl. Anmerkung oben
):
Obwohl (zumindest der westliche Teil des
Abbauschlitzes) gerade einmal 8 m in die Tiefe reichte, war der Abbau durch
wenigstens zwei Schächte
aufgeschlossen. Mit - am westlichen Schacht - höchstens einmal 6 m Bergefeste
haben sich also die Alten von untertage aus durch die Zinnkluft gegraben und
keineswegs einen offenen Tagebau angelegt !
Wie die folgenden Bilder illustrieren,
durchfuhr der Abbau die Zinnkluft tatsächlich bis zur Festgesteinsoberkante.
Obendrüber lagen nur die schon durchgekutteten Waschsande, Hanglehme und Torf -
nicht gerade der haltbarste Untergrund.
Zutage kam der Altbergbau am Ende dadurch,
daß der verbliebene Holzausbau nach 540 Jahren ( !! ) Standzeit soweit
aufgeweicht und verfault war, daß er der Last des Deckgebirges nicht mehr
widerstehen konnte. Bricht der Abbau dann immer weiter durch und wird er nicht
verwahrt, dann entstehen genau solche "Schrammen", wie unten in der Grün.
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Huch - da ist er wieder: Der "unbekannte Bergbau" hat sich aufgetan.
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Bei der Sanierung dieses Bergschadens ergab sich die Möglichkeit, in diesen -
später wieder überdeckten - "Abbauschlitz" auf
einer Zinnkluft hineinzuschauen. Unterhalb der Lockergesteinsdecke in kaum zwei
Meter Tiefe unter der Oberfläche wird in diesem Bild die Kontur des Abbaus
sichtbar. Und der alte - teils zubruchgegangene - Holzausbau, den man in einem
"Tagebau" nicht benötigt hätte (Ein paar Spreizen hätten es auch getan) !
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Links und rechts steht Granit an, dazwischen haben die Vorfahren die
Zinnstein führenden Trümer herausgekratzt.Oben auf den alten Kappen liegt
Altversatz, von der Oberfläche hinein gespülter oder gerutschter Hanglehm und
durchgekuttete hellgraue Waschsande.
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Hier zerschlug sich das Trum und die Vorfahren haben zwischen beiden Abbauen
einen Pfeiler stehen gelassen.
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Links im Bild die "Hauptstrecke", rechts hinter der Fahrt die "Nebenstrecke".
Sieht hier - wo sich die Erde an dem östlichen Schacht aufgetan hatte, ganz geräumig aus
- tatsächlich ist die rechte Strecke kaum 60 cm breit...
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Wo die Alten ihre ausgeerzten und abgeworfenen Baue nicht versetzt hatten,
wurden mit der Zeit Schlamm und Bruchmassen hineingespült. Hier schaut aus feinkörnigem,
hellgrauem Waschsand der Rest eines hölzernen Wasserrohres heraus.
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Im "uralten" Bergbau häufig zu finden sind solche "verzapften" Ausbauhölzer.
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Man beachte die "Bergefeste" über dem Hohlraum ! Bricht
es unten zusammen, frißt sich der Bruch allmählich auch durch die
Lockergesteinsdecke hindurch...
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Noch eine Nahaufnahme des montanarchäologischen Befundes: Man kann den
Holzausbau im Abbauschlitz mit gleichem Recht auch als Versatzkasten in einer
vorher offenen Grube interpretieren. Die Durchmischung der durchgekutteten
Sedimente darüber macht es heute schwierig, eine Entscheidung zu treffen, ob
sich die Vorfahren hier erst aus dem Schürfgraben nach unten gegraben oder
gleich von untertage aus vorgegangen sind...
Foto: Th. Helm, Eibenstock.
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Schematische Darstellung des angetroffenen Abbaus. Vom Querort am Schacht 2 aus
wurde von den Alten auch das nördliche Nebentrum noch weiter untersucht. Da das
Hangende hier mächtiger und fester wurde, wurde aber die Aufwältigung an dieser
Stelle abgebrochen.
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Noch einen Blick in den westlichen Schacht während der Aufwältigung mit dem
"Streckenkreuz" im Niveau der Verbindungsstrecke zum östlichen Schacht. Foto:
Th. Helm, Eibenstock.
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Der Schacht führte noch weiter in die Tiefe, wurde aber während der
Sicherungsmaßnahmen nicht weiter erkundet.
Foto: Th. Helm, Eibenstock.
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Hier der Zugang vom Schacht in das Nebenort auf dem nördlichen Paralleltrum.
Foto: Th. Helm, Eibenstock.
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Nach Westen hatten die Vorfahren eine Schwebe
stehengelassen - vielleicht, um einen Wasserablauf in diesem Höhenniveau
sicherzustellen, vielleicht war es aber auch einfach nur ein tauber Bereich im
Gang. Darunter setzt sich der Strossenbau aber weiter fort, so daß es wie zwei
Abbaue übereinander erscheint. Foto: Th. Helm, Eibenstock.
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Winterwanderung entlang des Grüner Grabens bis Wildenthal
Es hat ein wenig gedauert, aber eines schönen
Wintertages haben wir uns auf den Weg gemacht und auch den südlichen Teil des
"Wasserwegs" einmal in Augenschein genommen.
Los geht´s jetzt am südlichen Stadtrand von
Eibenstock. Auch hier gibt´s einen Wanderparkplatz für alle, die es uns mal
nachmachen wollen.
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Startpunkt 2 der Wanderung:
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Hier verschwindet der Grüner Graben in der Kanalisation.
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Rechts im Bild führt die Karlsbader Straße (S 275) aus Eibenstock hinaus und
über Wildenthal bis Johanngeorgenstadt.
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Die Gegenrichtung: Vom Wasser sieht man zwar gerade nicht viel - aber wir laufen
ihm entgegen. Am Ende der Häuserreihe quert der Graben die Straße.
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Hier geht´s hinüber.
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Danach führt der Graben an dieser markanten Reihe alter Bäume entlang über die
Weideflächen südlich der Stadt.
(Achtung: Zufahrt zum Rinderzuchtbetrieb ! )
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Vom Osthang der Großen Bockau schaut jetzt schon der Auersberg mit seiner
Radarstation zu uns hinüber.
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Der Graben ist um die Jahreszeit hier unter Schneewehen fast verschwunden - wie
haben die Alten den im Winter bloß gängig gehalten ?
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Immerhin: Bissel Wasser ist drin.
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Wir wechseln die Seite und erreichen gleich den Waldrand...
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...und stehen jetzt ungefähr hier:
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Ein Blick zurück: Wäre die Baumreihe nicht und unsere Spuren im Schnee - man
könnte den Graben glatt übersehen.
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Der Graben ist bis hierhin - soweit sichtbar - auf der ganzen Länge ohne Ausbau
einfach in den flach geneigten Hang gebuddelt.
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Vor dem Waldrand eine alte Brücke und:
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Ah, ja - davon war schon die Rede...
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Vor der Brücke ist der Graben mit Granitblöcken (die gab´s hier reichlich) in
Trockenmauern gefaßt und die Überfahrt wurde aus dicken Steinplatten
hergestellt.
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Nun am Waldrand entlang.
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Auch hier ist er wieder einfach in den flachen Hang eingetieft.
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Durch die gleichmäßige Hangneigung mußten sich die Erbauer beim Halten des
Gefälles hier wenig Mühe geben - streckenweise läuft der Graben ziemlich
schnurgerade...
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Dann wieder schlängelt er sich um die Bäume herum.
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Kurz vor den Waldhäusern wird auch dieser kleine Bach in den Graben
"eingespeist".
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Ein Rückblick: Der Graben führt immer links am Waldrand entlang.
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Dahinten schauen die Häuser am Wiesenweg heraus - einst lebten hier sehr
einsam Kleinbauern, Köhler oder auch Seifner.
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Diese Stelle gab uns erstmal zu denken: Wie man sieht, ist die Mauereinfassung
an der linken Seite offen und dort parallel zum Hang wäre das passende
Höhenniveau des Grabens gewesen. Tatsächlich kommt er aber hier "von oben" und
verspringt um zirka 10 m (GPS) in seiner Höhenlage. Vielleicht gab es hier eine
einsame Mühle im Wasserlauf, vielleicht auch einen streitbaren Bauern, der sich
mit 10 Gulden nicht abspeisen ließ ...
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Ende 2016 haben wir Post aus Eibenstock erhalten und Aufklärung gefunden:
Tatsächlich stand hier einst ein Pochwerk. Der bekannte Kartograph Öder vermerkt
sie um 1620 als "Adam Lippolds Bretmühl und Buchwerk". 1698 wurde dann
noch die Mahlmühlengerechtigkeit verliehen. Der letzte Mahlmüller war August
Friedrich Schmidt. Der starb 1856 und die Gebäude brannten 1904 ab. Der kleine
Weiler da draußen hieß bis dahin Brethmühl, heute ist dieser Name in
Vergessenheit geraten. Das historische Foto zeigt die Mühle um 1900. Bildquelle:
Th. Helm.
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Jedenfalls stehen wir jetzt hier:
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Das Einlaufbauwerk für die "Falleitung" oberhalb des Wiesenwegs.
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In die "Schleife" wird gleich noch dieser kleine
Graben mit eingespeist. Dort oben vor dem Waldrand verläuft die S 275.
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Hinter dem kleinen Bogen um den Gästeparkplatz des Waldhauses herum geht es
wieder schnurgerade am Wiesenweg entlang.
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Hinter den Häusern wird der Hang schon steiler, aber noch liegen Wiesen ober-
und unterhalb.
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Noch eine Schutzhütte...
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.. dann schwenkt der Graben auch wieder nach Süden in den Hochwald ab.
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Das sieht noch ganz gemütlich aus - kommt aber besser...
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Die "Schneekante" im Hintergrund markiert wieder die Staatsstraße. Hier wird der
Hang schon steiler.
Und man fragt sich wiedermal: Wer zum Teufel schmeißt hier einen Einkaufswagen
in den Wald ?!
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Erst mal weiter. Wir sind noch auf dem Bogen in das obere Bockautal hinein.
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Von hier weg geht es fast schnurgerade nach Süden...
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Und hier existiert auch ein erster (oder in Fließrichtung ein vierter) Abschlag.
Er ist hangseitig beiderseits mit Granitmauern eingefaßt.
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Im Gegensatz zu den Weideflächen stört das gelegentlich abgelassene Wasser hier
keinen. So gräbt es sich tiefe Rinnen hinunter bis zur Bockau. Ach, so: Irgendwo
da unten hinter den Bäumen im Talgrund, an dieser Stelle rund 85 m (abgegriffen
bei Google Earth) tiefer, fließt die Große Bockau.
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Wir befinden uns jetzt hier:
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Wir bleiben schön hier oben.
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Beim Straßenausbau hat man an zwei Stellen mal den Hang zwischen Graben und
Staatsstraße mit Mauern stützen müssen.
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Der Steilhang schiebt natürlich und so muß man hier immer mal wieder ausbessern:
An dieser Stelle z.B. mit ein paar Stahlprofilen und Pfosten.
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Aber dann geht´s wieder geradeaus.
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In diesem Abschnitt wurde die Hangseite mal mit eingeschlagenen Hölzern und
Verzug abgedichtet.
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Ein Forstweg kommt mal von der Straße herab.
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Dann wieder ein Bogen nach rechts und wir haben wieder Sonne.
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Die Hangneigung täuscht nicht...
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Es ist hier verdammt steil !
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Jetzt kommt auch wieder ein Striegel. Sie haben so etwa 1.200 m Abstand und auch
hier läßt man überschüssiges Wasser einfach bergab laufen.
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Da unten glitzert das erste Mal die Bockau durch´s Gehölz. Bald geschafft !
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Jetzt merken wir auch langsam unsere Knochen...
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Aber die 6 km ziehen sich noch hin...
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Und hier wird´s wirklich ungemütlich: Die Stämme liegen vielleicht schon seit
Kyrill, vielleicht auch erst seit dem letzten Schneebruch kreuz und quer.
Kletterpartien auf dem verschneiten Hang sind nicht wirklich empfehlenswert.
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Geschafft. Hier geht´s wieder besser.
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Aber dieser Abschlag erfordert schon wieder Balance und Kletterkunst.
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Auch gepackt. Hier also der dritte Striegel (oder "flußab" gerechnet der
zweite).
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Im Hintergrund wird es lichter: Wir erreichen in Kürze Wildenthal.
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Solch ein kleiner "Querschläger" hält uns nicht mehr auf.
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Achtung: Wir sind inzwischen hier unten...
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Gleich da. aber hier wird es etwas unübersichtlich, deshalb untermalen wir das
Foto nochmal...
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Also: Von geradeaus kommt der untere Hammergraben mit einem Abschlag nach links
unten ins Bockau-Tal. Von rechts oben kommt hier der Abschlag des mittleren
Hammergrabens. Und nach rechts unten wird der Grüner Graben geführt. Man würde
es schneller begreifen, wenn das Hammerwerk noch zwischen den Grabenniveaus
stehen würde. Jedenfalls wird der Grüner Graben eigentlich gar nicht aus der
Bockau abgezweigt, sondern verlängert hier an dieser Stelle den unteren
Wildenthaler Hammergraben.
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Was hier jedenfalls aussieht, als wäre das der Grüner Graben, endet weiter vorn
"blind" in einer Wiese und hat wohl früher mal das Wasser unterhalb der Räder
des Hammerwerks eingesammelt.
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Was soll man dazu sagen. Die Vandalen werden nicht alle.
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Hier stehen wir jetzt oben an der S 275 und gucken in Richtung Graben hinunter:
Geradeaus sieht man von der Ecke des Fundamentes am rechten Bildrand ausgehend
den Abschlag des mittleren Hammergrabens.
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Hier irgendwo unterhalb müssen sich einst Mühlräder gedreht haben.
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Weiter bergauf Richtung Wildenthal läuft hier direkt unterhalb der Straße der
Hammergraben entlang.
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Unmittelbar hinter der Brücke unter der Staatsstraße hindurch hat der
Hammergraben eine Tür.
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Auf der anderen Seite verläuft der Hammergraben oberhalb der Straße.
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Dann quert die Straße auch die Große Bockau und den ersten Striegel sehen wir
dann gegenüber am anderen Ufer.
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Im Ort ist er sehr schön hergerichtet, in Granitmauern gefaßt und mit einem
Hammer-Modell geschmückt.
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