schließen

 

Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Zur Lage des Bergbaugebietes
Zur Geologie und Geschichte
Übertägige Zeugnisse
Der Tagesbruch an der S 236
Zum montanhistorischen Hintergrund

Zur Kalkgewinnung bei Erdmannsdorf
Zur Alaungewinnung bei Erdmannsdorf
Die Sanierung des Tagesbruches 2006
Weiterführende Quellen 

  

Zum Bergbau zwischen Augustusburg und Erdmannsdorf

Online seit Dezember 2020, letzte Ergänzungen im April 2022.

Für Ergänzungen und Hinweise auf Korrekturbedarf bedanken wir uns bei aufmerksamen Lesern.

  

Vorbemerkung

Der nachfolgende Beitrag basiert auf Text- und Bildbausteinen mehrerer regionaler Veröffentlichungen. Wir vom „u-b“ haben diese Teile aus den jeweiligen äußerst gut recherchierten Publikationen zitatweise übernommen und mit den Ausarbeitungen und besonders dem Bildmaterial des Bergbau- und Heimatfreundes Helmut Kroh aus Flöha vereinigt.

Weiterhin ist Recherchematerial aus dem Nachlaß von Manfred Wild (†), Bildmaterial von Reinhard Müller (†) und Dr. Lutz Baldauf verwendet worden.

Wir haben uns für diese Art Beitrag entschieden, da die Quellen einerseits exzellent recherchiert worden sind, andererseits aber vor fast einem Vierteljahrhundert nur als Druckmedium verlegt wurden und digital nicht verfügbar sind. Um „das Fahrrad nicht noch einmal zu erfinden“ greifen wir in Zitatform auf die Veröffentlichungen zurück, vorrangig beziehen wir uns dabei auf den Beitrag „800 Jahre Erdmannsdorf – 1196-1996 – Beiträge zur Ortsgeschichte“.

   

 

 

Zur Lage des Bergbaugebietes

 

Wie so oft in Sachsen macht sich der alte Bergbau an meist unerwarteten Stellen bemerkbar. So auch im Jahr 2006 an der S 236, der Verbindungsstraße zwischen Augustusburg und Erdmannsdorf. Im Bereich der Doppelkurve fiel neben der Straße ein Tagesbruch. Recht schnell stellte sich heraus, daß dieser Bruch auf alten Bergbau zurückzuführen ist!

Doch beginnen wir am Anfang… Der Ort Augustusburg östlich von Chemnitz ist Vielen sicher vor allem durch das gleichnamige Jagdschloß bekannt.

  


Augustusburg liegt östlich von Chemnitz und ist verkehrstechnisch recht gut angebunden.
Kartenquelle: geoportal.sachsen.de

 


Der mit 516 m Höhe den nördlichen Erzgebirgsabfall überragende Schellenberg mit der markanten Silhouette des 1568-1572 anstelle der älteren Burg noch im Renaissance- Stil errichteten Jagdschlosses Augustusburg in einer historischen Luftaufnahme eines nicht namentlich bekannten Fotographen. Bildquelle: Deutsche Fotothek.

Link zum Digitalisat: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/20461727

   


Eine der wohl ältesten kartografischen Darstellungen unserer sächsischen Heimat ist der sogenannte Ur-Öder, entstanden in der Zeit von 1586 bis 1634. Auf den Blättern 98, 98B und 120 (oben Ausschnitt) findet man die Region Augustusburg – Erdmannsdorf. IDer damalige Straßenverlauf der heutigen S 236 (Pfeil auf die charakteristische Doppelkurve) scheint nahezu identisch dargestellt zu sein, wie er noch heute verläuft. Tatsächlich aber folgt die heutige Staatsstraße dem Verlauf der 1844/1845 angelegten Chaussee und liegt weiter nördlich oberhalb. Sie führt heute vom nach der Entstehungszeit der Öder'schen Karten entstandenen Ortsteil Neustadt aus in Richtung Augustusburg.

Link zum Digitalisat: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90011272

 


Ausschnittsvergrößerung aus den Ur- Öder'schen Kartenblättern. Der Pfeil markiert unser Arbeitsgebiet, also das Abbaugebiet von Kalk und Alaun. Dort am Waldrand trifft die heutige S236 auch wieder auf den alten Straßenverlauf.

 


Derselbe Ausschnitt auf aktuellen Karten: Die Lage des mit Bergbau belegten Gebietes am Berggehänge der Augustusburg talwärts zur Zschopau hin ist mittels des roten Rechtecks gekennzeichnet. Im Bereich der markanten S-Kurve liegt das Areal...

   


...Vergrößerter Ausschnitt: So sind auch die Konturen des bergbaulich geprägten Geländes gut in der Kartendarstellung zu sehen. Kartenquelle: geoportal.sachsen.de

   


Ein Blick auf die Kleinstadt Augustusburg unterhalb des Schlosses. Vor dem Waldrand am rechten Bildrand sieht man hier einen Wagen der 1911 eröffneten und etwa 1,24 km langen Standseilbahn zwischen Erdmannsdorf im Zschopautal und Augustusburg. Sie überwindet auf dieser Strecke einen Höhenunterschied von 168 m. Foto: Postkartenverlag Brück & Sohn, 1930. Bildquelle: Deutsche Fotothek.

Link zum Digitalisat: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71846743

   

 
 
 

Zur Geologie und Geschichte

  

Von einem „Bergbaugebiet“ unterhalb vom Schloß Augustusburg am Gehänge zum Zschopautal gegenüber Erdmannsdorf kann man kaum sprechen. Hier lagen einige Steinbrüche, die auf den vorkommenden Phyllit und seinen Variationen bauten.

Dabei wurden wohl auch die Vorkommen von Kalk und Alaunschiefer entdeckt. In einer Zeit, in der alles auf dem Fuhrwerk transportiert werden mußte, haben unsere Vorfahren diese Vorkommen „vor ihrer Haustür“ natürlich gern genutzt und abgebaut.

Dieser Bergbau fand kaum Eingang in die Montangeschichtsschreibung, da er grundeigen und wirtschaftlich recht unbedeutend war. In der geologischen Beschreibung, wie auch der dazugehörigen Karte, ist zwar das Alaunschieferlager vermerkt, aber kein Hinweis auf den Abbau von Kalk und ebenso kein Hinweis auf ein Kalkschiefervorkommen in diesem Areal. Noch heute finden wir jedoch einige wenige Spuren dieser Abbautätigkeit auf Alaun und Kalkstein im Gelände. Letztendlich gab der Tagesbruch auf dem nicht vermerkten Kalkvorkommen den Anlaß für eine Beschäftigung mit diesem Thema.

  


Wir haben die gezeichnete Situations- Karte aus „800 Jahre Erdmannsdorf – 1196-1996 – Beiträge zur Ortsgeschichte“ als Vorlage für diese Skizze verwendet. Hier sind alle bergbaulich relevanten Punkte für den Kalkabbau und die Alaungewinnung verzeichnet. Infolge der Sanierungsarbeiten des Tagebruches im Jahre 2006 ist die Halde im Bereich der Doppelkurve allerdings heute eingeebnet.

   

Erste geologische Beschreibungen dieser Vorkommen entstammen der Zeit der geognostischen Landesuntersuchung Anfang des 19. Jahrhunderts.

Zuarbeiten zu dieser ersten, das ganze Land umfassenden geologischen Kartenausgabe lieferte hier in der Region unter anderem der damalige Bergstudent Johann Carl Heinrich Kaden. Er verfaßte Reminiscere 1810 eine Abhandlung „Kurze Geognostische Beschreibung der Augustusburger Gegend“ im Rahmen seiner Arbeit als Geologe für die damals laufende Landesuntersuchung. Die Ausführungen von Kaden sind recht aufschlußreich und verweisen außerdem noch auf eine andere Fundstelle von Alaunschiefer. Wir haben uns diese Abhandlung (40003, Nr. 26b) genauer angeschaut und folgenden Auszug aus dem Abschnitt zum Alaun bei Erdmannsdorf in Zitatform übernommen:

Dieses Lager, welches ebenso wie jene 3 Kalklager in dem Thonschiefer eingelagert ist, befindet sich gleich unterhalb der Augustusburger Porphyrkuppe gegen Abend ziemlich am Fuße des Gehänges am Zschopauthale in einer Art von flachen Schlucht. Es schießt daßelbe hora 11 – 12 unter einem Winkel von 30 Grad gegen Mitternacht Abend ein und scheint durch das Zschopautal durch und weiter gegen Abend fortzusetzen, denn ich fand bei Erdmannsdorf am abendlichen Gehänge des Zschopauthals einige 100 Schritt von dem eben diesen Thale ausgehenden Schwarzbachthal, eine ganze Halde von Alaunschiefer, welcher in neuerer Zeit, wie mir mehrere dort herumwohnende Leute erzählen, durch einen Stolln gewonnen worden wären.

Da nun dieser Stolln aber jetzt ganz verfallen ist, so konnte ich weiter keine Untersuchung in Hinsicht des Lagers unternehmen. Zugleich wurde hier ferner gesagt, daß man diesen Stolln nicht um Alaunschiefer zu gewinnen, indem zu derselben Zeit kein gangbares Alaunwerk in der Nähe war, betrieben hätte, sondern man hätte geglaubt, Steinkohlen zu finden. In den jetzigen Zeiten würde man wohl keine Steinkohlenlager hier im Thonschiefer suchen.

Der Alaunschiefer aber selbst ist von dunkelbläulich- schwarzer Farbe, hat im Kleinen einen unebenen, im Großen aber einem ausgezeichneten schiefrigen Bruch, ist halbhart, matt, und mit kleinen Quarzadern nach allen Gegenden fein durchzogen, aus diesen angegebenen äußeren Kennzeichen deßelben, ersieht man, daß es gemeiner Alaunschiefer ist und seyn muß…“

Herr Kaden ist uns außerdem auch in Zusammenhang mit unseren Recherchen zum früheren Königlichen Alaunwerk in  Schwemsal bei Bad Düben schon an anderer Stelle begegnet.

 


Die von Johann Carl Heinrich Kaden angefertigte Übersichtskarte zu den groben geologischen Verhältnissen der Gegend um Augustusburg. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Geognostische Landesuntersuchung), Nr. 27, Aktenbeilage, Gesamtansicht.

Link zum Digitalisat: archiv.sachsen.de

  


Ausschnitt aus obiger Karte mit dem beschriebenen Alaunlager.

   

Im Heft 2 der Erläuterungen zur geognostischen Charte Sachsens, dem Blatt XV der Kartenausgabe gewidmet, hat dann Carl Friedrich Neumann 1845 die einzelnen Arbeiten zusammengestellt. Darin heißt es im Kapitel II.Thonschieferterrain, im Abschnitt B) Untergeordnete Bildungen im Bereiche des Thonschieferterrains gleich als erstes:

Kalkstein, Alaunschiefer, Kieselschiefer

Als dem Thonschiefer untergeordnete und regelmäßig eingelagerte Gesteine, treten an mehreren Orten Kalkstein und Alaunschiefer, letzterer fast stets in Verbindung mit Kieselschiefer auf.

Kalklager im Thonschiefer finden sich bei Falkenau, Plaue, Grünberg, Erdmannsdorf und Kunnersdorf. Körniger Kalkstein wechsellagert in mehr oder weniger mächtigen Schichten mit dem Thonschiefer, ja, er ist oft in ganz dünnen Lagen mit der Thonschiefermasse verwebt, so daß an der gleichzeitigen Entstehung beider gar nicht gezweifelt werden kann. Es sind daher nicht sowohl selbstständige und völlig rein ausgebildete Lager von Kalkstein, als vielmehr mit Kalksteinstreifen theils reichlich, theils spärlich durchzogene Partien des Thonschiefergebirges. Wo diese Kalksteinstreifen zu mächtigeren Schichten anwachsen, da erscheint ihr Gestein als ein weißer, körnigblättriger, reiner Kalkstein; wo sie dagegen sehr schmal sind und beständig mit Thonschieferlagen abwechseln, da ist das Gestein mehr als Kalkthonschiefer oder Kalkschiefer, denn als eigentlicher Kalkstein zu bezeichnen.

Die alaunhaltigen Kieselschiefer kommen ziemlich häufig vor und scheinen an ihren Gränzen in Thonschiefer überzugehen. Sie sind wohl eben so wie der Quarzschiefer, nur eine Modifikation des Thonschiefers, und also gleichzeitiger Entstehung mit demselben.

   


Ausschnitt aus den großformatigen Blättern der Geognostischen Charte des Königreichs Sachsens, hier aus dem Blatt XV. Im "Thonschieferterrain" - hier blaßgrün markiert - sind südlich von Kunnersdorf, bei Erdmannsdorf und östlich von Plaue dunkelblau "Urkalklager" eingetragen. Das uns interessierende Vorkommen bei Erdmannsdorf allerdings liegt gerade auf dem Gegenhang der Zschopau, unterhalb der Augustusburg (Hier steht noch der alte Ortsname Schellenberg).

   

Das Gebiet gehört jedenfalls noch mit zur Kalkschieferregion um Flöha. Der im Bereich an der S- Kurve der S 236 liegende Kalkaufschluß wird sich in seiner Beschaffenheit deshalb wohl kaum anders geben, als es in der geologischen Beschreibung zur Kalkschieferzone dargestellt ist. Schauen wir also in den Text zur Beschreibung der Kalkschiefer in den Erläuterungen zur Geologischen Karte von 1881:

Kalkschiefer.

„Trotz seiner sehr bedeutenden Verbreitung hauptsächlich im unteren Horizonte der Phyllitformation gelangt der krystallinische Kalkstein doch nirgends zur Bildung grösserer, selbständiger Lager. Selbst in der grossen Kalkschieferzone von Plaue übersteigt die Mächtigkeit der reineren Kalkflötze niemals einen Meter, während sie andererseits häufig zu verschwindend dünnen Lagen herabsinken. Das reinste Material dieser Flötze ist mittel- bis grobkörnig- krystallinisch und selten rein weiss, sondern gewöhnlich durch Beimengung von Magnesia-, Eisen- und Mangancarbonaten streifenweise bräunlich oder schwach fleischfarben gebändert (Plauberg), oder es zeigt eine feinkörnige bis dichte Structur (Oederan).

Unter den fremden Mineralbeimengungen spielen glimmerige Mineralien die wichtigste Rolle; dieselben sind vertreten durch Muscovit in silberglänzenden Schüppchen und Häuten, durch einen braunen, bis kirschrothbraunen, leicht ausbleichenden Glimmer (Phlogopit?), ferner durch einen fettglänzenden, ölgrünen, und endlich einen sericitähnlichen Glimmer, deren mehr oder minder starke Betheiligung zur Bildung verschiedener körnig- flaseriger, körnig- schuppiger oder schieferig- flaseriger Kalkglimmerschiefer und Kalkphyllite führt.

Zu obigen Beimengungen gesellen sich noch: Hornblende, Chlorit, Feldspath, Quarz, Graphit und amorpher Kohlenstoff. Die mit diesen Mineralien erzeugten Kalkschiefervarietäten sind als: Kalkhornblendeschiefer, Feldspathkalkphyllite oder als Graphitkalkschiefer zu bezeichnen.

Ausserdem sind alle die aufgeführten, mehr oder weniger kalkreichen Schiefer mit typischen grünlichgrauen oder schwärzlichblauen Phylliten, Lagen von normalem Hornblendeschiefer, mit Feldspathphyllit, Quarzitschiefern, Kiesel- und Alaunschiefern in vielfacher WechselIagerung verknüpft. Auf diese Weise entstehen sehr bunt zusammengesetzte Schichtencomplexe, welche jedoch wegen der vorherrschenden Kalkschiefer als Zone der Kalkschiefer auf der Karte bezeichnet wurden. Der wechselvolle Aufbau dieser Zone lässt sich am besten in dem Bahneinschnitte südlich von Falkenau studiren; jedoch bieten auch die auflässigen, und zwar besonders die westlich von der Falkenauer Strasse gelegenen Kalkbrüche am Plauberge Gelegenheit, die Vergesellschaftung des Kalkes mit den verschiedenen oben erwähnten Mineralien kennen zu lernen, sowie die Einlagerung über decimeterstarker Quarzlinsen im Kalke und die zahlreich wiederholten Stauchungen und Faltungen seiner Schichten zu beobachten.“

  


In der geologischen Karte des Königreichs Sachsen von 1879, Section 97, ist das Alaunlager als kaum sichtbare, schraffierte Fläche vermerkt. Zum Kalkbergbau, in dessen Bereich der von uns eingezeichnete Bruch liegt, ist dagegen nichts mehr vermerkt. Auch finden wir in der geologischen Beschreibung keine Erwähnung dieser Lokalität im Zusammenhang mit der Gewinnung von Kalkstein. Außer bei der Deutschen Fotothek findet man dieses geologische Kartenblatt auch im Bestand 40044 (Generalrisse) des Bergarchives unter der Archivaliennummer 1-K18763.

      

Wie in der geologischen Karte vermerkt, ist hier das Vorkommen von Alaun das bekanntere und ist ebenfalls noch recht umfassend in der geologischen Beschreibung erwähnt. Auch diesen Abschnitt wollen wir als Zitat übernehmen:

Kiesel- und Alaunschiefer.

„In den Gesteinen der Phyllitformation gehört Kohlenstoff sowohl in amorphem, wie auch in krystallisirtem Zustande (Graphit) zu den verbreitetsten untergeordneten Bestandtheilen. Die Graphit-, Kiesel- und Alaunschiefer sind als massenhafte locale Anreicherungen desselben anzusehen. Diese bilden, wie die Karte lehrt, entweder selbständige Lager oder sie treten in inniger Verknüpfung mit Hornblende-, Kalkschiefern und Feldspathphylliten auf. In letzteren Complexen ist der Kohlenstoff häufig als Graphit ausgebildet, während der schwarz färbende Bestandtheil der Kiesel- und Alaunschiefer vorwiegend durch amorphen Kohlenstoff vertreten zu sein scheint, worauf wenigstens dessen leichte Verbrennbarkeit in der einfachen Flamme des Bunsen'schen Brenners hindeutet.

In dem Steinbruche des Klein- Olbersdorfer Lagers an der westlichen Sectionsgrenze begegnet man einer höchst auffälligen Erscheinung, die sich darin äussert, dass zahlreiche Lagen des anstehenden Gesteines mit häufigen und zwar meist scharfeckigen, erbsen- bis centimetergrossen Bruchstücken einer schwarzen, kohligen, anthracitähnlichen Substanz, die beim Verbrennen ein starkes Kieselskelett hinterlässt, erfüllt sind. Jedes der Bruchstücke ist von einer Zone äusserst feinfaserigen, rein weissen Quarzes umgeben. Diese an klastischen Bestandtheilen reichen, 0,3-1,2 Centimeter starken Schichten wechsellagern in regelmässigster Weise und häufiger Wiederholung mit dem normalen Kiesel- und Alaunschiefer dieses Aufschlusses.

Die Kiesel- und Alaunschiefer sind mit kohliger Substanz imprägnirte Quarzitschiefer. Durch die lagenweise Vertheilung der ersteren erhält das Gestein eine bald gröber, bald feiner streifige, schwarz- weisse Zeichnung auf dem Querbruche. Die meist ebene, bisweilen jedoch auch stängelige Absonderung nach den Schichtflächen wird durch die Zwischenlagerung von dünnen Häuten staubartiger, kohliger Substanz hervorgebracht. Daher färben diese Gesteine auf den Schichtflüchen gewöhnlich stark ab.

Die Kieselschiefer werden häufig von weissen Quarztrümern durchsetzt, besonders z. B. in dem Aufschlusse östlich von Euba, wo sich zugleich auch Brauneisenerz in nierig-stalactitischen Aggregaten, nebst mulmiger kohliger Substanz in kleinen nesterförmigen Ausscheiduugen und gelblich weisse Anflüge wahrscheinlich eines Thonerdesulfates (Alumian?) gebildet haben. Die Kieselschiefer dienen als Beschotterungsmaterial.“

  

Während der weiter unten im Text noch beschriebenen Aufwältigung des Tagesbruches im Jahr 2006 wurden im befahrbaren Bereich überwiegend mit etwa 35° bis 40° Neigung in südöstliche Richtung einfallende, ebenschiefrige Phyllite vorgefunden. Stellenweise war die Schieferung auch deutlich wellig ausgebildet, nur selten dagegen fanden sich Kleinfältelungen im Dezimeter- Bereich. Die Schieferungsflächen waren mit eingeregelten Sericit- Schüppchen bedeckt.

Das tektonische Inventar war im Wesentlichen durch zwei Kluftsysteme gekennzeichnet, welche zum einen in Nordwest- Südost- Richtung und zum anderen in Nordnordost- Südsüdwest- Richtung orientiert sind. Beide Kluftebenen fallen mit 70° bis >85° (bis saiger) steil ein. Auf den Kluftflächen ‒ teils auch auf den Schieferungsflächen ‒ sind Beläge aus rostbraunen Eisenhydroxiden und schwarzen Manganoxiden vorzufinden, die auf Verwitterung von Eisenmineralen und deren Umlagerung durch Sickerwässer im tagesnahen Bereich zurückgehen.

Konkordant in die Phyllite sind ‒ lokal wohl bis zu 1 m mächtige ‒ bläulich bis dunkelgrau gefärbte Kalksteinlinsen eingeschaltet, welche insbesondere auf der unteren Sohle Gegenstand des Abbaus gewesen sind. Massive Kalksteinlinsen sind selten; es überwiegen nur bis zu Zentimeter- mächtige, meist weiße Kalkspat- Lagen.

Außerdem fanden sich teils unregelmäßig „wolkig“ ausgebildete, teils auch länger aushaltende und bis Dezimeter- mächtige Lagen eines fast schwarzen Schiefers. Für diese Lagen ist auch eine Rotverfärbung des Nebengesteins charakteristisch, die ebenfalls auf die Verwitterung von Eisenmineralen zurückgeht. Vermutlich sind geringe, feindispers verteilte Markasit- (Eisensulfid-) Gehalte in den schwarzen Schiefern für diese Prozesse ursächlich.

   

Als kurzen montangeschichtlichen Einstieg wollen wir schließlich noch aus der Veröffentlichung „Beiträge zur 800-jährigen Geschichte Schellenberg – Augustusburg mit Ortsteilen 2006“ einen Auszug aus dem Abschnitt zum Bergbau und Kalkbergbau übernehmen:

Herzog Georg der Bärtige (*1500, †1539) weist in einem Schreiben vom 7.5.1501 den Freiberger Bergmeister Hans Fischer an, „Ein Naw bergkwergk Vmb den Schellenberg zu erregen, … den Armen lewt(en) vf ir ansuchen, die lehen … zu bestettigen“.

Um den Burgberg ist viel geschürft worden, wie man heute noch im Forst sehen kann, allein dieses Gebiet führt kaum Erz. Petrus Albinus gibt in seiner Bergchronik 1590 an, dass „im Bächlein des nahen Waldes Gold gewaschen“. Das betrifft den Hennersdorfer Goldbach. Von den vor Zeiten abgewitterten Gebirgen sind in verschiedenen Erzgebirgsbächen Goldflitterchen zurückgeblieben.

1522 beteiligt sich die Kirchgemeinde am St. Moritz- Schacht und zahlt auf 2 Quartale Zubuße. Wahrscheinlich handelt es sich um den späteren „Moritzschacht“ nordwestlich von Erbisdorf.

Um 1600, auch hier fehlt das Lehnbuch, wird von der „Fundgrube St. Anna zum Burnuchen bey der Augustusburgk gelegen“, berichtet. Man will Wismut und Arsen für das Wolkensteiner „Arsenici Werck“ abbauen. Wegen fehlender genauer Angaben ist eine Lokalisierung nicht möglich. Die urkundlich nicht auffindbaren Pingen westlich des Gasthauses „Grüner Wald“ könnten darauf hindeuten.“

  

 
 
 

Übertägige Zeugnisse

  

Helmut Kroh hat sich vor mehr als einem Jahrzehnt aufgemacht und die oben benannte Lokalität aufgesucht. In den nachfolgenden Bildern sind die Reste dieses beschriebenen Bergbaus dokumentiert.

  


Diese Halden und Pingen könnten auf die um 1600 betriebene St. Anna Fundgrube zurückgehen.
Foto: H. Kroh

   


Der Zustand des Geländes im Jahr 2009. Foto: H. Kroh

     


Fundstücke aus diesem Gelände im Jahr 2007. Foto: H. Kroh

    


Foto: H. Kroh

 


Foto: H. Kroh

   

 
 
 

Der Tagesbruch an der S 236

  

Den folgenden Text entnehmen wir der Ausarbeitung von H. Kroh: „Der Tagesbruch auf Augustusburger Flur zwischen Augustusburg und Erdmannsdorf“:

Im April 2006 kam es nördlich der Stützmauer der Drahtseilbahn, 620 m nach dem Ortsausgang Erdmannsdorf, sechs Meter links von der Straße in Richtung Augustusburg, zu einem Tagesbruch von ca. drei Meter Durchmesser und etwa vier Meter Tiefe. Am Grund des Tagesbruches ist ein fast bis an die Erdoberfläche geführter untertägiger Abbau sichtbar.

Unmittelbar nördlich des Tagesbruches sind Tagebaurestlöcher oder Senkungen vorhanden. Südlich des Tagesbruches, 7,5 m rechts von der Straße in Richtung Augustusburg und 4 m unterhalb der Straßendecke, befindet sich ein verbrochenes Stollnmundloch.

Weiter südlich in Richtung der Drahtseilbahnstützmauer sind mehrere Halden und Tagebaurestlöcher, die auch Materialentnahmestellen für den Bau des Bahndammes der Drahtseilbahn gewesen sein könnten, sowie mögliche kleinere Senkungen vorhanden. Verbrochene Schächte mit Halde sind nicht sicher zu identifizieren.

Ca. 70 m östlich des Tagesbruches, rechts von der Straße in Richtung Augustusburg, befindet sich ein verbrochener Schacht mit Halde.

100 m westlich des Tagesbruches befindet sich ein begonnener Tagebau, Steinbruch oder Schacht von zwei mal zwei Metern und hangseitig bis drei Meter tief im schiefrigen Phyllit, ansonsten gibt es in diesem Bereich keine Anzeichen eines betriebenen Bergbaus.

Anhand der an der Erdoberfläche vorhandenen Bergbaumerkmale kann die Größe des Bergbauareals grob auf eine Ausdehnung von Südwest nach Nordost (ca. 35°) von 250 m bei einer Breite bis 100 m geschätzt werden. Das ergäbe eine Fläche von ca. 25 000 m².“

Die örtliche Presse berichtete ebenfalls über den Tagesbruch:

   


Faksimile des Zeitungsberichtes vom 12.04.2006, Quelle: Sammlung H. Kroh

 


Der Zustand des Tagesbruches am 13. April 2006. Foto: H. Kroh

   


Der Zustand des Tagesbruches am 13. April 2006. Wenn man genau hinschaut, erkennt man, daß sich der Hohlraum in die Tiefe fortsetzt... Foto: H. Kroh

   

 
 
 

Zum montanhistorischen Hintergrund

Zur Kalkgewinnung bei Erdmannsdorf

  

An dieser Stelle müssen wir eine „Teilung“ der Montangeschichte vornehmen. Das betrachtete Arbeitsgebiet gliedert sich nämlich auf in den Bergbau auf Kalk und die Gewinnung von Alaun.

   

Der hiesige Kalkbergbau ist durch Manfred Wild (†) in nachstehend genannter Veröffentlichung gründlich recherchiert und dokumentiert worden. Wir haben wieder einen Textbaustein in Zitatform aus der Veröffentlichung: „800 Jahre Erdmannsdorf – 1196-1996 – Beiträge zur Ortsgeschichte“ übernommen:

Wenn man nach Augustusburg fährt, liegen zu beiden Seiten der Straße zwischen dem  Wasserhochbehälter und dem Schieferberg verlassene Kalkbrüche. Sie waren Kommuneigentum der Stadt Schellenberg. Christian Gottlob Gündel, Markscheider zu Freiberg, nennt hier 1823 schon zwei alte verfallene Kalkbaue. Zur weiteren Untersuchung sei ein Stolln ,aus dem Alaunschieferbruch´ angesessen und bereits 21 m bis vor Ort auf dem Alaunschieferlager getrieben.

Im April 1824 verpachtet die Schellenberger Kommune einen Kalkbruch an das Erdmannsdorfer Rittergut, an Hanns Heinrich von Könneritz. Dabei wird jener verpflichtet, den Kalkbruch gehörig bergmännisch zu betreiben und insbesondere die erforderlichen Pfeiler stehenzulassen, damit Erdfälle vermieden werden. Es steht ihm aber frei, ob er Schacht- oder Stollenbetrieb wählt.

Doch ist auf dem 1822 gezeichneten Meilenblatt ein neuer Schacht am Schieferberg eingetragen. Überhaupt sind im Walde vielerorts noch Schürfe sichtbar. Sollte an die Fuhrleute oder Arbeiter Bier geschenkt werden, so soll es kein anderes, als im Städtchen Schellenberg gebrautes sein, schreibt der Pachtvertrag vor. Und der Pächter braute selbst!“

   


Kalkabbau und Alaungewinnung lagen auf ziemlich engen Raum zusammen. Dabei diente die Verlängerung des Alaunstollns von „Neu Jahr gevierte Fundgrube“ zugleich als Wasserlösung für den Kalkabbau.

   

„Noch im August 1824 gibt Hanns Heinrich von Könneritz wegen seiner Ortsabwesenheit dem Erdmannsdorfer Kalkbauern Johann Christoph Kempe den gesamten Bruchbetrieb in Unterpacht. Die Kalksteine wurden zum Brand abgefahren. In Erdmannsdorf standen schließlich zwei Brennöfen. 1845 pachtete Karl Friedrich Kempe, „Kalkbauer“ zu Erdmannsorf, den vom Kalkbrenner Carl Gottlieb Weinhold aus Grünberg angelegten Stolln von der Stadtgemeinde Augustusburg, um ihn fortzutreiben und daraus Kalk zu brechen.

Im gleichen Jahr wird auch mit Carl Gottlieb Weinhold ein Vertrag geschlossen, der gestattet, einen weiteren Stolln nach den Kommungrundstücken zu treiben.

1847 nennt man als Kalkbruchinhaber und Betreiber des Kalkwerkes Johann Gottlieb Ranft und Tischlermeister Carl Gottfried Weber, beide aus Flöha. Sie erhalten die Erlaubnis, im Kommunwald für ihren Kalkofen 20 bis 25 Ruthen Steine zu brechen. Im gleichen Jahr wird ein bestehender Brennofen erwähnt. Unterhalb der Kalkbrüche ist tatsächlich heute noch ein kleiner Steinbruch sichtbar.

1850 wird beklagt, daß der Kalkstein schlechte Qualität habe und größtenteils aus Schiefer bestehe. 1848 hatte auch ein zweites Brennen keinen Erfolg gebracht.

1854 legte Ranft mehrere kostspielige Versuchsbaue an und erhält 1855 die Genehmigung zur Senkung eines Schachtes.

1859 löst Karl Friedrich Kempe wegen Mangel an Kalkstein den Pachtvertrag. Im August des gleichen Jahres schreibt der Schellenberger Gemeinderat vom „aufgegebenen Betrieb des Kalkbaus“ und daß „Schächte, da der Betrieb aufgehört habe, noch offen“. Bei den Schächten dürfte es sich um den Kalkschacht am Schieferberg und um die noch gut sichtbare Teufe an der Augustusburger Straße, ca. 60 m nördlich des Wasserhochbehälters, handeln.

Es ist nicht auszuschließen, daß der Schacht am Schieferberg die Fortführung des Schurfschachtes der Augustusburger von 1710 ist, da er in Richtung des Alaunstolln liegt. Er dürfte parallel zu den Brüchen gangbar gewesen sein und besaß der heutigen Pingengröße entsprechend, nach fachmännischer Einschätzung, eine Teufe von 15 – 20 m.

Oberreit nennt ihn auf seiner Karte nach 1826 ausdrücklich ,Kalkschacht´.“

   


Bei den von Jakob Andreas Hermann Oberreit bearbeiteten Karten (hier Ausschnitt aus Blatt 15: Section Chemnitz aus der 1. Lieferung im Jahr 1836) handelt es sich um eine 1819 von König Friedrich August I. in Auftrag gegebene Reduktion der Meilenblätter „zum Behufe eines gemeinnützigen und öffentlichen Gebrauchs“. Die 22 Blätter erschienen in vier Lieferungen von 1836 bis 1860. Wir sehen, daß der Kalkschacht hier vermerkt ist. Jedoch ist der etwas andere Straßenverlauf recht auffällig. Auf älteren wie auch auf dieser Karte nachfolgenden Karten ist wieder der korrekte Straßenverlauf vermerkt!

   


Bei diesem Felsanschnitt unweit westlich des Tagesbruches im Jahr 2006 kann es sich um einen früheren Steinbruch gehandelt haben. Foto: H. Kroh

 


Östlich des Tagesbruches ist die Pinge des 1822-1859 betriebenen Schachtes noch gut zu sehen.
Foto: H. Kroh

  


Auch nördlich des Tagesbruches ist das Gelände noch immer erkennbar durch Bergbau beeinflußt.
Foto: H. Kroh

   


Der Rest eines verbrochenen Stollenmundloches südlich unterhalb der S 236. Foto: H. Kroh

   


Auch hier ist das Gelände erkennbar umgestaltet. Foto: H. Kroh, 2006.

   

 
 
 

Zur Alaungewinnung bei Erdmannsdorf

  

Wir haben dazu wieder einen Textbaustein in Zitatform aus der Veröffentlichung: „800 Jahre Erdmannsdorf – 1196-1996 – Beiträge zur Ortsgeschichte“ übernommen:

Alaun- Bergbau bei Erdmannsdorf (Augustusburger Flur)

1689 wird Magister Ernst Herrmann, Pfarrer in Augustusburg, Lehnträger des von Olbricht und Melzer 1630 angelegten Stollns. Er nannte ihn „Milde Hand Gottes“. Gleichzeitig verlieh man ihm „eine Fundgrube samt einen Erbstolln und deßen Gerechtigkeit unter der Augustusburgk im Churf. Ertzdorffer Wald unter dem Staudenfeld gelegen… Das Neu Jahr genannt“. In jenem Bereich tritt eine Linse kohlenstoffreichen Quarzitschiefers zu Tage. Er führt Schwefelkies. Herrmann hatte „alle Metall gemuthet“, fand aber rußige Alaunschiefer… Man konzentrierte sich anfangs auf den oberen Stolln, und fuhr ihn bis 1697 auf eine Länge von 160 m auf.

1693 betrieb man schon die Röststätte, um den Alaunschiefer zum Laugen aufzuschließen. Später wollte man dies durch zweijähriges Anwittern im Freien erreichen, weil die Brennholzkosten zu hoch waren.

1697 kann ein bergmännischer Bericht ein Pochwerk, eine bleierne Siedepfanne von 6 Zentnern und den Alaunmeister Joseph Schaarschmidt nennen.

  


Noch einmal die schon bekannte Skizze mit den bergbaulichen Spuren des Alaunabbaus. Infolge des Drahtseilbahnbaus und verschiedener Stabilisierungsmaßnahmen an dieser Strecke sind im tangierten Grubenfeld viele Spuren verschwunden. Erhalten ist bis auf zwei Halden nahezu nichts mehr!

   

„1699 gewinnt man den oberflächennahen Alaunschiefer im Tagebau und hat in der Hütte gesotten. 2.050 Gulden Zubuße hatten die Gewerken gezahlt, die Ausbeute fehlte.

1703 wird beklagt, dass „fast kein Arbeiter thun will was ihnen anbefohlen wird“ und dass die Kästen undicht sind, welche der Beierfelder Zimmermann gemacht hat, wofür er doch 30 bis 40 Jahre Garantie gab. Im gleichen Jahr vererbt der Dresdner Hof dem Alaunwerk das „wüste Schutz- Teichlein“ in der Mörbitz.

Bergner berichtet, dass von 1700 bis Crucis 1704 an Rezeß 8.519 Gulden 20 Groschen verbaut wurden. Dem standen 187 Zentner gesottener Alaun mit einem Erlös von 1.201 Gulden 1 Groschen gegenüber.

Im Jahre 1707 ließ der Gewerke Augustus Matthesius 36 Zentner Blei für 170 Gulden 13 Groschen zum Umgießen der Siedepfannen anschaffen. Über diese und andere Kosten nahm die Gewerkschaft eine Hypothek auf. Augustus Matthesius, Kaufmann und Bürgermeister zu Chemnitz, war kein geringerer als ein Nachfahre der 5. Generation des berühmten Magisters Johannes Matthesius, Pastor der Bergstadt Joachimsthal.

Schichtmeister Conrad Hertwig und Steiger Ehrenfried Franz berichten im bergmännischen Bericht Crucis 1707: „In Neu Jahr gevierten Fundgrube und zugehörigen Maaßen, dem Allaunwerck unter Augustiburgk gelegen, sind mit dem Siedemeister, und Steiger, benebenst den Zimmerleuthen, und 2 Handarbeitern, 12 biß 15 Neue Laugkästen verfertiget, wie auch 3 Pfannen umb gegoßen, und alles in der Allaunhütte zugerichtet, wie auch die Erze geröst, in die Kästen gelauffen, und No. 12 Woche zu sieden angefangen worden“. Im November gleichen Jahres berichtet der Berggeschworene Joachim Frantz, dass er 3 Häuer vor Ort verdingte: Gottfried Richtern zum Beispiel, hat auf 4 m Länge einen Querschnitt von 2 m Höhe und 1,5 m Breite für 4 ½ alte Schock, das sind 270 kleine Groschen auszuhauen.

Im Mai 1708 beschließen die Gewerken, den Alaunmeister Johann Rosenbergern aus Brüx u. a. wegen zu hohem Lohn zu entlassen. Er hatte bis zur 5. Woche des Bergquartals Luciae 1707 eine Menge 8 Zentner 34 Pfund Alaun verfertigt.

Im September 1708 wird zweischichtig im Abteufen gebaut und man hofft reichere Erze zu ersinken. Die zusitzenden Wasser werden mit Handpumpen gehalten. Der bergmännische Bericht vom 23.11.1708 gibt einen guten Einblick über die Gesamtlage. Erze werden untertage gewonnen. Beschäftigt sind der Siedemeister, 1 Steiger, 2 Häuer und 1 Karrenläufer.

„Auch hat man uff drey Lachter nieder abgesuncken, dadurch mildere auch reichere und ergiebigere Erzte zu ersincken … aber die Teuffe immer tieffer und die Waßer sich häuffen…“

Zum Inventar der dem Bergwerk allernächst erbauten Hütte gibt man an: 2 Siedepfannen, 1 Wachspfanne, 5 Kästen, 16 Bütten fürs Alaunmehl, 12 Laugenkästen, 2 Vorrats- Sümpfe wo einer in den anderen gezapft werden kann. Dazu Halden an gewonnenen Erz und 30 Klafter hartes Holz. Der Gesamtwert beträgt 2.000 Gulden. Die noch freien Kuxe der Gewerkschaft bietet man für die stattliche Summe von 20 Taler je Kux an. Im Mai des gleichen Jahres sollten auf einen Kux nur 16 Groschen angelegt werden.

1709 war eine Rösche zur Wasserführung in den Berg getrieben, welche etwa 7 m unter dem Alaunstolln lag.

1710 war die Hütte nicht gangbar. Man hatte keinen Siedemeister, baute aber weiter Alaunerz ab. Im Herbst 1712 wird immer noch Alaunerz auf die Halde gefördert, kein Sieden. Dabei war man wieder zum Tagebau übergegangen und räumte bis zu 6 m Abraum ab. Der Berggeschworene rät Pfeilerbau, damit die Abraumkosten entfallen.

Im Februar 1713 beklagt der Berggeschworene in seinem Fahrbericht, daß man die bergamtsseitigen Anweisungen ignoriert, inzwischen im Tagebau 8 m Abraum abfördert, worunter nur 4 m Alaunschiefer liegen, die schon mehrfach durchörtert sind, und dem Bergamt die zustehenden Fahrgebühren verweigert. Zudem wurde die Auszimmerung der Rösche nicht repariert, wodurch sie vom Tage nieder etwa 8 m zu Bruch ging und mit Haldenmaterial unter großem Aufwand ausgefüllt wurde.

Auch in der folgenden Zeit (1714) verfährt man im Abbau wie eben berichtet und hat „auch in 2 Jahren kein rechten Sod gethan.“

   

In der Hoffnung auf besseren Fortgang, setzten die Gewerken Mathesius und Herrmann jun., George Gottlieb Preißler, der gleichzeitig noch zwei Gruben am Chemnitzer Hüttenberg und die St. Georgen Grube in Kleinolbersdorf betreuen muß, 1715 ein. Aber auch 1716 „noch nichts von Sieden gedacht“. Aus dem Bericht der Generalbefahrung vom August 1717 geht hervor, daß der Alaunschiefer flötzweis liegt und meistenteils aus hartem schwarzen Schiefer besteht. 1 Häuer und 1 Knecht sind mit dem Abbau beschäftigt und fördern schon das 4. Jahr auf Halde. Mit einem neuen Laugversuch wollte man prüfen, ob die zwischengelagerten Erze ein besseres Ergebnis bringen als die gerösteten.

1718 schützte man die Erzhalden durch einen Schauer, damit sie der Regen nicht auslaugt. War der Bergbau auch unrentabel, suchte doch das „Städtchen Schellenberg“ 1717 und 1718 wegen des Bergbaus von Land-, Trank- und Quatembersteuer befreit zu werden, zumal der Versuch 1697 vermutlich erfolglos geblieben war.

Aber auch diesmal läßt sich kein positiver Bescheid finden. Umsomehr erregt sich die Augustusburger Bürgerschaft, daß plötzlich auf der schlechtgehenden Alaunhütte fremdes Bier ausgeschenkt wird. Von Erdmannsdorf aus war die Hütte schließlich leichter zu erreichen als von Augustusburg. Richter, Schöppen und brauende Bürgerschaft von Augustusburg schreiben deshalb am 28.06.1718 an das Bergamt Marienberg und sagen u. a., daß „Bierzeichen auf dem Huth Hause ausgestecket und ganze Tische voll Gäste gesezet und biß zu Tage ausgesoffen werde“. Außerdem entrichte der „Bierschenckende Bergmann und Steiger“ Martin Göthel keine Steuer. Dem Steiger wurden seine Aktivitäten unter Androhung von 10 Taler Strafe vom Bergamt untersagt.

1720 eröffnete George Gottlieb Preißler den Gewerken, „wie sie sich umb einen andern Schichtmeister bemühen sollen, damit ich auß diesen verdrüßlichen Wercke mich frey sehen möchte“. In einem Inserat an das Bergamt vermerkt er aber auch, daß aus der vorigen Alaunprobe „in die 20 Stein Alaun gemacht worden“.

Zur Generalbefahrung im Oktober 1720 wird vermerkt, „daß der uff Huthaus wohnende Huthmann Alaun Erzte gewinnet“ und nicht gesotten wird. Man wartet wieder auf einen Siedemeister. Im November 1721 bietet sich kein gutes Bild. Es ist kein Anfang zum Sieden gemacht, wobei doch viele tausend Fuhren Erz z. T. schon 5 bis 6 Jahre auf Halde liegen. „Auch geht die Hütten sehr zu grunde, das solche balt gahr einfallen dürffte … und ist die Tageröhsche von der … Waßerflut verschlemmet … gahr verbrochen“.

In der Nacht vom 14. zum 15. Mai, zwischen 1 und 2 Uhr, geht die Alaunhütte und das Wohnhaus des Hutmannes in Flammen auf. Übrig bleiben die zwei bleiernen Siedepfannen. Der Hutmann konnte mit den Seinigen kaum das Leben retten und verlor seine Habe im Wert von 50 Taler.

Die Gewerken hatte bis Luciae 1721 an Rezeß 12.169 Gulden 4 Groschen 5 Pfennige verbaut.

Schichtmeister Preißler versieht im Januar 1723 noch den nötigsten dienst. Wie aus einem Brief an das Bergamt hervorgeht, hat er abgerechnet und des Lehnträgers Hermann Einwilligung zu seinen Abgang bekommen. Weiter berichtet er, daß „die Herren Gewercken weder in gedachter Grube noch andere Arbeit verreichten lassen wollen“, das Werk aber in Frist zu verschreiben ist. Die Bergamtgebühren dazu zahlen sie nicht.

Nach Bergner (gemeint ist Johann August Bergnern: Etwas von den ehemaligen Alaunen = Werk… Annaberg erschienen um 1770 – Anm. d. Red.) sollen die Gewerken zum Wiederaufbau „höchsten Orts um Reichung einigen Gnadenholzes“ angesucht haben, was sich im August 1723 darin äußert, daß Dresden einen Bericht vom Amt Augustusburg abfordert. Offenbar war dies das Ende des Alaunwerkes.

1727 macht das Bergamt dem Sohn des Lehnträgers Hermann klar, daß die bei Mathesius aufgenommene Hypothek in Höhe von 387 Gulden 18 Groschen 7 Pfennigen weiterhin als Schuld steht und einschließlich der Zinsen zurückzuzahlen ist.

Christian Barth stirbt 1752 mit 73 Jahren in Augustusburg als ,letzter Bergmann beim Alaunwerk´.

Mit der Einäscherung der Alaunhütte war es am Mühlweg, nach Erdmannsdorf zu, still geworden. Trotzdem interessierte sich das Oberbergamt Freiberg immer wieder einmal für diese Lagerstätte. So wird 1810 zur geologischen Landesuntersuchung über Vorkommen und Hüttenbetrieb bemerkenswert berichtet.

1816 fordert der Freiberger Berghauptmann einen Bericht über bauwürdige Alaunvorkommen unserer Gegend. Johann Carl Heinrich Kaden, mit dieser Aufgabe betraut, läßt einen Zentner Augustusburger Alaunschiefer „auf der Untermuldner Hütte“ rösten und will seinen Alaungehalt bestimmen. Weiter schreibt er, daß die Gewerkschaft nach dem Brand ,nicht im Stande war wieder aufzubauen, zumal sie dafür kein Holz aus den Churfürstl. Waldungen erhielt´.“

Herr Kaden ist uns auch schon aus der geologischen Einführung bekannt.

  


Im Kartenmaterial der „Geognostischen Landesuntersuchung“ aus dem Jahr 1800 ist der Alaunbergbau bei Augustusburg mit vermerkt. Ebenso ist Kalkbergbau in der Kalkschieferzone verzeichnet, jedoch nicht im benannten Arbeitsgebiet zwischen Erdmannsdorf und Augustusburg. Quelle der Karte: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40003 (Geognostische Landesuntersuchung), Nr. 8, Aktenbeilage, Gesamtansicht.

   


Ausschnitt aus obiger Karte. Wir haben darin den Vermerk des Alaunwerkes hervorgehoben.

   

Fahren wir mit dem Auszug aus der Chronik „800 Jahre Erdmannsdorf – 1196-1996 – Beiträge zur Ortsgeschichte“ fort:

1817 berichtet Johann Gottlieb Steger noch einmal darüber, 1830 beschreibt Johann Carl Freiesleben im Magazin für die Oryktographie von Sachsen kurz den Alaunschiefer „aus der Gegend von Augustusburg“. Zuletzt besichtigt v. Cotta 1833 die Alaunschieferhalden auf einer Revisionsreise.

Als am 31.08.1910 mit dem Bau der Drahtseilbahn von Erdmannsdorf nach Augustusburg begonnen wird, scheint man von den vergangenen Zeiten nichts mehr zu wissen. Man kennt nur eine „seinerzeit vorgefundene Halde“ und muß im Januar 1911 feststellen, daß in Stützmauernähe etwa 60 – 70 m³ Dammmassen eingesunken sind. Im April gleichen Jahres beginnen Bergleute aus Zauckerode bei Freital mit Scherungsarbeiten.

Aus dem Schreiben an die Königliche Forstrevierverwaltung Augustusburg geht hervor, daß ca. 200 m³ Verfüllmassen für Bergwerksstolln und Höhlen benötigt werden und daß man dazu die alten Bergwerkshalden im Alaunbächeltale vor der Stützmauer verwenden will.

Damit ist der größte Teil der noch vorhanden gewesenen Alaunschieferhalden verschwunden. Nur am Rande der Abraumhalde liegen noch Zeugen aus der Zeit um 1720.

Die Zauckeroder Bergleute teuften auf einem Abbau einen Schacht, wältigten den Einbruch auf und versetzten Stolln und Abbaue mit Gesteinsmassen. Zum Berg hin wurde abgemauert. Die Stützmauer erlitt 18 cm Setzung. In der Veröffentlichung von 1916 sind die markscheiderisch aufgenommenen verbauten Hohlräume aufgezeichnet. Im unteren Bereich sind deutlich vier Sitzorte zu erkennen, wie auch die nach Südwest abgehende Rösche. Die Gesamtanlage zeigt die gevierte Fundgrube. Der Alaunstolln muß im Süden nahe dem Alaunbächel sein Mundloch gehabt haben.“

   


2009 konnte man noch den anstehenden Alaunschiefer finden. Foto: H. Kroh 

    


Die Haldenlandschaft am Hang des Alaunbächels unterhalb der Standseilbahntrasse. Foto: H. Kroh

   


Die Haldenlandschaft am Hang des Alaunbächels unterhalb der Standseilbahntrasse. Foto: H. Kroh, 2009

   


Schurf an einer Halde zur Untersuchung des ausgeförderten Bergematerials. Foto: H. Kroh, 2008

  


Der hier vorgefundene schwarze Schiefer. Foto: H. Kroh

   


Handstück der kohligen Alaunschiefer mit starker Kleinfältelung. Foto: H. Kroh

   


Handstück der kohligen Alaunschiefer mit weißen Ausblühungen auf dem Querbruch. Foto: H. Kroh

   

Anmerkung: Die Beschriftung Kaolinalaun“ in der Bildsammlung von H. Kroh ist mineralogisch nicht korrekt. Gemeint ist Kali- Alaun, das kaliumhaltige, schwefelsaure Doppelsalz des Aluminiums, welches vormals für zahlreiche Zwecke verwendet wurde, heute aber ‒ vor allem aus Körperpflegemitteln und Deospraydosen ‒ verbannt wurde, da man dem Aluminium kanzerogene Wirkung nachsagt.

Das ähnlich aufgebaute, natürlich vorkommende Mineral Alunit, chemische Zusammensetzung K Al [(OH)6(SO4)2], kann hier aus geologischen Gründen eher nicht vorkommen.

Bei den weißen Ausblühungen auf dem Schiefer wird es sich wahrscheinlich um das wasserhaltige Aluminiumkaliumsulfat- Dodecahydrat: K Al [(SO4)2] 12 H2O handeln.

Mehr über die Herstellung und Verwendung von Alaun kann man auch in unserem Beitrag zum früheren Alaunwerk in  Schwemsal bei Bad Düben nachlesen.

  


Rösthalde am Gehänge des Schwarzbachs unweit der früheren Alaunhütte. Foto: H. Kroh

   


Die rote Verfärbung der an dieser Halde zu findenden Gesteinsbruchstücke deutet darauf hin, daß es sich dabei um zur Auslaugung der Sulfate gerösteten Schiefer handelt. Foto: H. Kroh

   


Hier etwa müßte die Alaunhütte einst gestanden haben... Foto: H. Kroh

   


Auch hier findet sich das typische, rotgefärbte Gesteinsmaterial. Foto: H. Kroh.

   


Nach der Laugung ist das Gestein meist gänzlich zu einem kleinstückigen bis erdig- krümeligen, schwarzen - weil ja ursprünglich kohlenstoffhaltigem - Material aufgelöst. Foto: H. Kroh

   

 
 
 

Die Sanierung des Tagesbruches

  

Weil der im Jahr 2006 gefallene Tagesbruch unmittelbar neben der Staatsstraße lag und damit eine erhebliche Gefährdung für die Straße zu befürchten war, wurde noch im selben Jahr die Sicherung und Verwahrung durchgeführt. Diese Arbeiten hat der Heimat- und Bergbaufreund Helmut Kroh als Rentner begleitet und die Arbeiten in kurzen Abständen – etwa alle 3 Tage – regelmäßig dokumentiert. Daraus entstand eine Art Baustellentagebuch. Dieses Material hat H. Kroh uns vom „u-b“ in dankenswerter Weise für diese Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

 


Quelle: Materialsammlung H. Kroh. Im Artikel steht "im Auftrag der Bergsicherung Schneeberg" - auf den folgenden Aufnahmen aber sieht man auf der Bautafel, daß der Sanierungsauftrag dann an die BST Bergbau, Stolln- und Tunnelbau GmbH & Co. KG mit Sitz in Freiberg gegangen ist.

  

Aus H. Kroh's Aufzeichnungen: „Nach einer Notiz in der Freien Presse vom 19.05.2006 baute wahrscheinlich die „Neu Jahr Gevierte Fundgrube“ im 17. Jahrhundert auch im nördlichen Bereich Alaunstein ab. Nach einer Skizze in der Erdmannsdorfer Chronik von 1996 unterfährt jedoch der sogenannte Alaunstolln vom Alaunbergwerk kommend ohne Abbaue die Straße Erdmannsdorf – Augustusburg bis zum Kalkabbau.

Ein Mitarbeiter des Sächsischen Oberbergamtes erläuterte am 24.05.2006, dass im Phyllit bis etwa 1840 Alaun- und Kalkstein im Weitungsbau ohne stehen gelassene Pfeiler abgebaut wurde. Da es grundherrschaftlicher und kein Regalbergbau war, existieren im Sächsischen Oberbergamt bzw. im Bergarchiv keine Unterlagen über diesen Abbau.“

  


So beginnt es immer.... Foto: H. Kroh

   


Foto: H. Kroh

   

Wir zitieren weiter aus H. Kroh's Aufzeichnungen:

Während der Bauarbeiten der Drahtseilbahn 1910-1911 verursachten die untertägigen Abbaue im unteren Streckenteil Senkungen des Bahndammes und machten den Bau der großen Quarzporphyrstützmauer erforderlich. Bergleute verbauten außerdem die untertägigen Hohlräume. Auch 1980/81 führten die untertägigen Abbaue erneut zu Einbrüchen innerhalb des Gleisbettes.

Die im Bereich der heutigen Drahtseilbahn ca. 170 m unterhalb der Ausweichstelle befindlichen Abbaue erstreckten sich von der großen Quarzporphyrstützmauer ausgehend ca. 50 m nach Südwesten. Auf den im südlichen Bereich am Alaunbächel vorhandenen Halden findet man mit Geduld und Glück noch etwas Alunit (Alaunstein) im Alaunschiefer.

In nordöstliche Richtung erstreckten sich die Abbaue auf ca. 250 m, dabei die Straße Erdmannsdorf – Augustusburg unterquerend.

Im April 2006 kam es nördlich der Stützmauer der Drahtseilbahn, 620 m nach dem Ortsausgang Erdmannsdorf, sechs Meter links von der Straße in Richtung Augustusburg, zu einem Tagesbruch von ca. drei Meter Durchmesser und etwa vier Meter Tiefe. Am Grund des Tagesbruches war ein fast bis an die Erdoberfläche geführter untertägiger Abbau sichtbar.

Unmittelbar nördlich des Tagesbruches sind Tagebaurestlöcher oder Senkungen vorhanden. Südlich des Tagesbruches, 7,5 m rechts von der Straße in Richtung Augustusburg und 4 m unterhalb der Straßendecke, befindet sich ein verbrochenes Stollnmundloch.

Weiter südlich in Richtung der Drahtseilbahnstützmauer sind mehrere Halden und Tagebaurestlöcher, die auch Materialentnahmestellen für den Bau des Bahndammes der Drahtseilbahn gewesen sein könnten sowie mögliche kleinere Senkungen vorhanden. Verbrochene Schächte mit Halde sind nicht sicher zu identifizieren.

Ca. 70 m östlich des Tagesbruches, rechts von der Straße in Richtung Augustusburg, befindet sich ein verbrochener Schacht mit Halde. 100 m westlich des Tagesbruches befindet sich ein begonnener Tagebau, Steinbruch oder Schacht von zwei mal zwei Metern und hangseitig bis drei Meter tief im schiefrigen Phyllit, ansonsten gibt es in diesem Bereich keine Anzeichen eines betriebenen Bergbaues. Anhand der an der Erdoberfläche vorhandenen Bergbaumerkmale kann die Größe des Bergbauareals grob auf eine Ausdehnung von Südwest nach Nordost (ca. 35°) von 250 m bei einer Breite bis 100 m geschätzt werden. Das ergäbe eine Fläche von ca. 25.000 m².“

    


Um die Förderanlage aufsetzen zu können, erhält der Tagesbruch einen Betonkranz. Foto: H. Kroh

   


Die Bergleute legen ein Rundschacht an und sichern ihn mit Baustahlmatten und Spritzbeton. Foto: H. Kroh

   


Nur 5 m unterhalb der Oberfläche wird eine erste Abbaustrecke sichtbar. Foto: H. Kroh

   


Dann kommt eine Arbeitsbühne und das typische, dreibeinige Fördergerüst darauf. Foto: H. Kroh

   


Einsatzbereit. Nun geht es weiter in die Tiefe. Foto: H. Kroh

   


Baustelleneinrichtung mit Betonsilo für Spritzbetonarbeiten und rechts im Bild steht die typische Teufanlage. Foto: L. Baldauf

   


Während der Spritzarbeiten. Man sieht nichts, denn der Staub ist unvermeidlich. Foto: L. Baldauf

   


Während der Aufwältigung auf der Sohle des Erkundungsschachtes. Foto: L. Baldauf

   


Der Blick von unten: Das Fahrtentrum.... Foto: L. Baldauf

   


...und das Tageslicht im geöffneten Schachttisch unter dem Förderkübel.
Foto: L. Baldauf

    

Wir zitieren wieder aus H. Kroh's Aufzeichnungen:

Das Teufen des Schachtes führen drei Arbeiter aus, zwei im Schacht und einer an der Hängebank. Die Stöße werden zur Sicherung mit Stahlgeflecht und Spritzbeton ausgebaut.

Während des Teufens des Erkundungsschachtes stieß man im anstehenden Phyllit in ca. 8 m Tiefe auf Roten Ocker (erdiger Roteisenstein) und in ca. 10 m Tiefe auf Kalkstein.

Am 19.05.2006 vermaß eine Thüringer Firma die vom Erkundungsschacht angeschnittenen Abbaue.

Am 24.05.2006 erreichte der Erkundungsschacht 12 m Teufe. Ein Blick von der Hängebank in den Schacht mit mehreren angefahrenen Weitungsbauen ist faszinierend.

Am 01.06.2006 erreichte der Erkundungsschacht mit 13 m seine Endteufe und man begann mit dem Einbringen eines Stahlausbaues in einem alten Abbau in südliche Richtung unter der Straße.“

   


Das Niveau, in dem die Hohlräume liegen, die den Tagesbruch ausgelöst haben, ist nun erreicht und gesichert. Foto: H. Kroh

  


Die nächsten Abbauweitungen sind angefahren... Foto: H. Kroh

   


...und der Blick in den Schacht macht schon einmal die beeindruckenden Dimensionen dieser alten Abbaue deutlich. Foto: H. Kroh

 


Foto: H. Kroh

   


Im Füllort. Foto: H. Kroh

   


Von hier kann man die einst ausgehauenen Weitungen nun wieder befahren. Foto: H. Kroh

   


Hier ist vermutlich seit über 150 Jahren kein Bergmann mehr gewesen... Foto: H. Kroh

   


Auf der 1.Sohle haben die Alten einen Pfeiler stehengelassen, in dem wohl nur taubes Gestein ansteht.
Foto: H. Kroh

   


Foto: H. Kroh

  


Ein wenig von dem bläulich- schwarzen Alaunschiefer, den auch die alten Geologen schon beschrieben haben, scheint hier untertage in den Stößen der Weitungsbaue aber noch anzustehen. Foto: H. Kroh

   


Es ist immer wieder erstaunlich, daß diese breiten Weitungsbaue überhaupt so lange stehen, ohne einzustürzen. Foto: H. Kroh

   


Ein weiterer Blick in die flachen Weitungen. Foto: R. Müller (†)

   


Verbunden waren die Weitungen teilweise über solche Strecken mit elliptischer Firste.
Foto: R. Müller (†)

   


Das die Schiefer eigentlich ziemlich gebräch und durch die Verwitterung der Sulfide zu Schwefelsäure noch zusätzlich beansprucht sind, wird an diesen von der Firste abgeplatzten, teils schrankwandgroßen Lösern auf der Sohle sichtbar. Foto: R. Müller (†)

   


Der Blick zurück zum Füllort. Foto: L. Baldauf

   


Foto: H. Kroh

   


Foto: H. Kroh

   


Zum Schluß muß man nur noch wieder hoch... Foto: H. Kroh

   


Foto: H. Kroh

   

Die Notizen von H. Kroh zu dieser Befahrung:

Eine Befahrung des Erkundungsschachtes mit den angefahrenen Weitungsbauen des alten Alaunbergwerkes am 06.06.2006 von 13.00 bis 13.45 Uhr.

Die Sohle des 13 m tiefen Erkundungsschachtes erreicht man über drei hölzerne Fahrten zu je 4,5 m Länge mit drei Ruhebühnen und als letzte eine kürzere Metallleiter. Durch den Schacht sind drei Weitungsbaue auf drei Sohlen angefahren worden, die jeweils nach Osten, Norden und Süden gerichtet sind. Die bis 3 m breiten Weitungsbaue sind bis maximal 20 m befahrbar, dann sind sie versetzt, verbrochen oder vermauert. Die ursprüngliche Höhe der Baue ist durch den darin befindlichen Verbruch oder Versatz nicht mehr feststellbar. Bei der Befahrung betrug die Höhe maximal 2 m. In dem von der Schachtsohle nach Süden in Richtung Drahtseilbahn unter der Straße verlaufenden Abbau waren noch altes Ziegelmauerwerk und Reste von Holzausbau vorhanden. Dieser unter der Straße verlaufende Abbau wurde zum Zeitpunkt der Befahrung von der Firma Feldhaus* mit Stahl und Beton ausgebaut.“ 

*) Anmerkung: Die Feldhaus Bergbau GmbH & Co. KG ist eine Unternehmensgruppe aus dem nordwesthessischen Ort Schmallenberg. Einige der in Sachsen tätigen Bergbau- und Sanierungsunternehmen gehören seit mehreren Jahren dieser Unternehmensgruppe an, firmieren jedoch weiter ais selbstständige Unternehmen unter dem eigenen Firmennamen.

  

In den vollkommen trockenen Abbauen findet man keinerlei Sinterbildungen, Stöße und Firste sind jedoch stark, teilweise erdig verwittert. Der Phyllit mit Rötel oder Rotem Ocker (erdigem Roteisenstein) in meiner Mineraliensammlung (Nr. 437) vermittelt einen Eindruck vom Aussehen des Anstehenden in den Abbauen.“

  


Das oben im Text erwähnte Stück Nr. 437. Foto: H. Kroh

  


Dieser Calcit- Marmor stammt dagegen aus der unteren Sohle. Foto: H. Kroh

   


Dieses Stück des kristallinen Kalksteins weist die auch schon von denn alten Geologen erwähnte,
manchmal ins fleischrötliche gehende Färbung auf. Foto: H. Kroh

   


Solche alaunhaltigen Strukturen waren auch in den Kalkabbauen zu sehen. Foto: L. Baldauf

    


Weiße Ausblühungen auf den Schiefern zeigen, daß sich auch unter natürlichen Bedingungen die in den kohlenstoffreichen Schiefern akzessorisch enthaltenen Sulfide allmählich zu Sulfaten zersetzen. Foto: L. Baldauf

   


Foto: R. Müller (†)

    


Inzwischen sind Bohrungen in der Firste der Weitungsbaue gestoßen. Durch diese wird dann der Beton zum Verfüllen der Grubenbaue eingebracht. Foto: L. Baldauf

 


Ein letzter Blick aus den Abbauen zum Füllort. Foto: L. Baldauf

  


Ungefähr so kann man sich die Raumlage der Weitungsbaue vorstellen: Die irregulären Formen der Auffahrungen, die einfach nur der Verbreitung der Kalk- oder Alaunschiefer- Linsen im Gestein folgten, ist sicher anhand unserer Zeichnung gut zu erkennen. Hier blau die 1.Sohle, rot die 2.Sohle, violett abgesetzt die halbzweite Sohle im Südwesten, die über einen kurzen Blindschacht mit der 2.Sohle in Verbindung stand, und schließlich grün dargestellt die 3.Sohle. Die gleichfarbigen Zahlenangaben bezeichnen die gemessenen Sohlenhöhen. Nach den Bohrergebnissen stand die 1.Sohle über den tonnlägigen, damals aber schon längst verbrochenen Bereich im Südosten früher mit der 3.Sohle in Verbindung. Zum Teil waren die Weitungen auch schon von den Alten ausgesetzt und wurden dann 2006 nicht wieder aufgewältigt.

   

Noch einmal zurück zu den Notizen H. Kroh's:

Das südlich des Tagesbruches, 7,5 m rechts von der Straße in Richtung Augustusburg befindliche Stollnmundloch wurde ab 08.06.2006 teilweise freigelegt. Der Stolln ist völlig verfüllt bzw. verbrochen und könnte zu dem nach Süden gerichteten Abbau der 1. Sohle im Erkundungsschacht führen.

Seit dem 15.06.2006 ruhten alle Arbeiten.

Am 12.07.2006 sind die untertägigen Arbeiten eingestellt, das Fördergestell ist abgebaut, Kompressor, Stromerzeuger und Grubenlüfter sind abgezogen. Die auf starken Doppel-T-Trägern liegende hölzerne Bühne über dem Schacht ist noch vorhanden, die Öffnung des Fördertrums ist mit Brettern zugenagelt.“ 

  


Die oben beschriebene Situation: Es ist alles erkundet... Foto: H. Kroh

  


Faksimile des Presse- Artikels vom 27. Juli 2006. Quelle: Materialsammlung H. Kroh

    


Jetzt werden die Versatzbohrungen niedergebracht. Foto: H. Kroh

   


Insgesamt waren 32 Bohrungen erforderlich. Foto: H. Kroh

  

Ab 25.07.2006 werden von der Firma Geobohrtechnik Lutz Grimm aus Hohenstein-Ernstthal 32 Bohrungen auf ca. 50 m Länge auf sowie links und rechts der Straße niedergebracht, mit denen vorhandene Hohlräume im Straßenbereich erkundet und falls erforderlich mit Beton verfüllt werden sollen. Wegen dieser Arbeiten und da lt. Oberbergamt die Straße wegen der vorhandenen untertägigen Abbaue einbruchgefährdet ist, erfolgte vom 27.07.2006 bis 21.08.2006 eine Vollsperrung der Straße zwischen Erdmannsdorf und Augustusburg.

Am 11.08.2006 sind die Bohrarbeiten beendet.“

  


Auch die Presse berichtete wieder über die Baustelle an der wichtigen Staatsstraße.
Quelle: Materialsammlung H. Kroh

   


Quelle: Materialsammlung H. Kroh

    


Jetzt kommt der Beton. Foto: H. Kroh

  


Foto: H. Kroh

   


Das Loch ist voll... Foto: H. Kroh

    


Auch unter der Schachtabdeckung... Foto: H. Kroh

   


...ist der Beton schon eingebaut. Foto: H. Kroh. In den Bildunterschriften (Originalmaterial) der letzten drei Aufnahmen hat sich möglicherweise ein Fehler eingeschlichen: Wahrscheinlich sind diese Aufnahmen am 18.08. und nicht am 28.08.2006 aufgenommen worden.

   


Jetzt kann die Arbeitsbühne wieder ´runter. Foto: H. Kroh

   


Foto: H. Kroh

  


Der Rest wird mit Aushub wieder aufgefüllt. Foto: H. Kroh

   

Ab 14.08.2006 wird von Betonmischfahrzeugen aus den Kreisen Chemnitz, Freiberg, Mittweida, Meißen und Erfurt in einen Teil der Bohrlöcher über einen in das jeweilige Bohrloch gesteckten Trichter ohne Druck zähflüssiger Beton gefüllt. Die Verfüllung begann man mit der tiefsten Sohle (13 m) direkt unter der Straße. Geplant wurde, die untertägigen Hohlräume mit zirka 400 m³ bis 500 m³ Flüssigbeton ohne Verpressung zu verfüllen.

Am 18.08.2006 werden die von der Firma Feldhaus betreuten Verfüllarbeiten abgeschlossen. 17 der 32 Bohrlöcher sind bis zur Oberkante mit Beton gefüllt. Der Erkundungsschacht ist bis 1,8 m unter der Rasensohle mit Beton gefüllt, das sind allein ca. 140 m³. Die 9 Bohrlöcher in der Straßendecke sind mit Bitumen abgeschlossen. Da aus dem Stollnmundloch unterhalb der Straße kein Beton austrat, gab es offenbar eine durchgängige Verbindung zum Schacht oder zu angebohrten Abbauen.

Am 21.08.2006 sind die Sicherungsarbeiten bis auf die 1,8 m-Restverfüllung des Schachtes beendet. Die Baustelleneinrichtungen, außer der Schachtbühne, sind abtransportiert und sämtliche Bauzaunabsperrungen weggeräumt.

Ab 22.08.2006 ist die Straße nach Augustusburg wieder freigegeben.

Am 24.08.2006 ist auch die Schachtbühne abgebaut und abtransportiert. Es erfolgen noch der Rückbau der Baustellenzufahrt, das Verbrechen der Spritzbeton- Schachtoberkante, das Auffüllen der restlichen 1,8 m des Schachtes mit Erdaushub bis zur Rasensohle und zuletzt das Planieren der gesamten Baustellenfläche. Am 25.08.2006 wurden die gesamten Arbeiten abgeschlossen.

Damit ist für mich leider ein hochinteressantes Kapitel regionalen Altbergbaues abgeschlossen. Seit April 2006 legte ich mindestens jeden dritten Tag zur „Baubetreuung“ am Tagesbruch je nach Witterung 8 km zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück.

Am 05.06.2007 stellte ich fest, dass am Mundloch des verbrochenen Stollns unterhalb der Straße versucht worden war, den Stolln aufzuwältigen, ein sinnloses Unternehmen, da die von hier aus erreichbaren Hohlräume mit Beton verfüllt sind.“

 


Foto: H. Kroh

   


Foto: H. Kroh

   


Ein Jahr später: Alles fertig, die Wiese wieder grün und die Straße ist wieder sicher. Foto: H. Kroh

  

Das Schlußwort zu diesem Beitrag hat Helmut Kroh in seinen Notizen oben ja schon formuliert: Es war unbekannter oder zumindest schon fast vergessener Bergbau und ein unerforschtes Kapitel der Montangeschichte, das mit der dauerhaften Verwahrung nun ein endgültiges Ende gefunden hat. Aber auch auf den Fotos in unserem Beitrag war ja zu sehen, daß dieser Altbergbau eine große Gefahrenquelle darstellte. Seine Lage unter der wichtigen Straße machte seine vollständige Verfüllung nun einmal unumgänglich.

Aber immerhin hat der Tagesbruch ja auch die Recherchen der Heimat- und Bergbaufreunde ausgelöst und dadurch ‒ und durch diese Dokumentation ‒ wissen unsere Nachfolger nun mehr über den einst hier umgegangenen Bergbau.

Glück Auf!

L. M.

   

 
 
 

Weiterführende Quellen

Hinweis: Die verwendeten Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
 Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

   

         Allgemeine Quellen

  1. wikipedia.de

  2. mineralienatlas.de

  3. dsb.vms.de (Website der Drahtseilbahn Erdmannsdorf- Augustusburg)

  4. C. F. Naumann: Geognostische Beschreibung des Königreiches Sachsen und der angränzenden Länderabtheilungen. Zweites Heft, Geognostische Skizze der Gegend zwischen Gößnitz, Oederan, Sebastiansberg und Auerbach. Dresden und Leipzig, in der Amoldischen Buchhandlung, 1845

  5. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB), Dresden: historisches Kartenmaterial

  6. A. Sauer, Th. Siegert, A. Rothpletz: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Section 97: Schellenberg- Flöha, 1. Auflage, Leipzig, 1881

  7. Gemeindeverwaltung Erdmannsdorf, heute OT Augustusburgs (Hrsg.): 800 Jahre Erdmannsdorf – 1196-1996 – Beiträge zur Ortsgeschichte, Eigenverlag, 1996
     
     
    Bergarchiv Freiberg
     

  8. Bestand 40003 (Geognostische Landesuntersuchungskommission beim Oberbergamt), Nr. 8: Mineralogisch-geographische Beschreibung des zwischen Rochlitz, Mittweida, Lichtenwalde, Chemnitz und Penig gelegenen Distrikts, dat. 1800

  9. Ebenda, Nr. 26b: Kaden, Johann Carl Heinrich: Kurze Geognostische Beschreibung der Augustusburger Gegend, dat. 1810

  10. Bestand 40044 (Generalrisse), Nr. 1-K18763: Geologische Spezialkarte des Königreichs Sachsen, Sektion 97: Schellenberg- Flöha