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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

  

Zur Entwicklung des Böhmischen Erzgebirges
Zur Stadt Kupferberg
Zum Bergbau in Kupferberg
Erhaltene Zeugnisse

Am Kupferhübel /
Mědník
Das Besucherbergwerk Mariahilf Stolln / Štola Marie Pomocné
Auf Hoffnung gebaut...
Der Fronleichnam Stolln, früher Grenmühlen Stolln
Die obere Sohle am Mariahilf Stolln/Štola M
arie Pomocné
Das Besucherbergwerk Gelobt Land Stolln / Štola Země zaslíbená

Weiterführende Quellen 

  

Zur Bergstadt Měděnec / Kupferberg
und dem Mědník / Kupferhübel

Vollständig überarbeitet im September 2019, letzte Ergänzung im November 2019.

Dieser Beitrag ersetzt unsere älteren Beiträge zum Mednik (2010) und zum Gelobt Land Stolln (2015).

  

 

 

Vorbemerkungen zur Entwicklung des Böhmischen Erzgebirges

 

Von der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert an erlebte der europäische Bergbau einen starken Aufschwung, der sich auch in Mitteleuropa, insbesondere im Erzgebirge zeigte. Wenn seine Ursprünge auf beiden Seiten der Landesgrenze auch identisch waren, begann sich die Entwicklung der sächsischen und böhmischen Seite mit Beginn des 16. Jahrhundert zu unterscheiden.

In Sachsen stieg der Silberbergbau nach der Entdeckung großer Lagerstätten in Schneeberg, Marienberg und Annaberg sehr stark an und in diesem Zusammenhang entstanden sehr viele neue Bergbausiedlungen und Bergstädte mit entsprechenden Rechten und Privilegien.

Die Entwicklung des Böhmischen Teils des Erzgebirges setzte sich ebenfalls unverändert fort. Die Menge der Fundstellen von Erzgängen stieg auch hier an und es entstanden neue Siedlungen und Städtchen, die sich auch auf die zuvor ohne dem Impuls des Bergbaus entstandenen Siedlungen und Städtchen positiv auswirkten. Das böhmische Erzgebirge entwickelte sich in dieser Hinsicht wohl etwas langsamer als im sächsischen Teil.

Ab 1516 soll dann das Berggeschrei im böhmischen Teil seine Wirkungen gezeigt haben. 16 neue Siedlungen und Städtchen entstanden durch das Berggeschrei zusätzlich zu den vorher bestehenden 8 Siedlungen und Städtchen. (Cader)

  

Wir haben in der nachstehenden Aufzählung die bisher überlieferten Stadtgründungen angegeben. Hinzugefügt sind in nachstehender Auflistung auch die vor 1450 datierten Siedlungs- und Stadtgründungen. Das heißt, dass mitunter eine Siedlung schon wesentlich früher vorhanden war.

Dabei soll es erste erhaltene schriftliche Hinweise auf Kupferberg für die Zeit von 1446-1449 geben.

1400 - 1450
  • Hroznětín/Lichtenstadt – 1273?

  • Luby/Schönbach 1319

  • Přísečnice/Preßnitz 1335

  • Kraslice/Graslitz 1373

  • Nejdek / Neudeck 1410

  • Jindřichovice7Heinrichsgrün  1434

1450 - 1550
  • Hrob/Klostergrab – 1458

  • Místo/Platz – 1459

  • Krupka/Graupen – 1478

  • Krajková/Gossengrün – 1484

  • Jáchymov/Joachimsthal – 1520

  • Měděnec/Kupferberg – 1520

  • Hora Sv. Kateřiny/Katharinaberg 1528

  • Boží Dar/Gottesgab – 1529

  • Loučná/Böhmisch Wiesenthal  1530

  • Pernink/Bärringen – 1532?

  • Horní Blatná/Platten 1532

1550 - 1600
  • Přebuz/Frühbuß  – 1553

  • Mikulov/Niklasberg – 1554

  • Oloví/Bleistadt – 1558

  • Hora Sv. Šebestiána/Sebastiansberg – 1563

  • Výsluní/Sonnenberg – 1565

  • Vejprty/Weipert – 1573?

  • Abertamy/Abertham – 1579

  


Wir haben einen Teil der Bergstädte in heutiges Kartenmaterial eingetragen. Nicht alle im Text erwähnten Städte oder besser Städtchen oder auch nur Siedlungen sind in dieser Kartengröße auch als solche sichtbar! Damit zeigt sich das bei einigen Gründungen dann die Stadtwerdung einfach stehen geblieben ist. Einige Gründe sind ja in der Ausarbeitung näher angesprochen, Bildquelle: geoportal.cuzk.cz

 

Wenn wir diese Auflistung betrachten, kommen wir zu der Feststellung, dass in einem Zeitraum von 50 Jahren (1520-1570) auf dem Böhmischen Teil des Erzgebirges in schneller Folge 11 Städtchen entstanden, die später auch als Bergstädte zumindest zeitlich begrenzt eine gewisse Bedeutung erlangten. Die neuen Bergstädte unterschieden sich wirtschaftlich nicht sehr voneinander, und sogar Ihr äußeres Erscheinungsbild hatte eine ähnliche Ansicht. Nach der Entdeckung der Erzlager war es notwendig, für jeden Bergmann, deren Familien sowie für die für den Bergbau wichtige Gewerken und Handwerker Häuser und Grundstücke zu schaffen und ihnen so eine Perspektive in die Zukunft zu geben.

Aus dem Grundriss der neuen städtischen Siedlungen kann man sehen, dass alles im Voraus richtig betrachtet und geplant wurde. Die Städte wurden in der Regel schachbrettartig nach dem Vorbild der 1521 gegründeten Bergstadt Marienberg angelegt. Der Grundriss entstammt einer Idee des sächsischen Bergmeisters Joachim Spanseil aus Schwarzenberg. Das Gelände wurde entwässert, dann schematisch Kirche, Schule und Rathaus errichtet. Um den quadratischen Marktplatz verliefen in alle Himmelsrichtungen Straßen, an denen die Häuser angelegt wurden. So entstand ein schachbrettartigen Grundriß, der eine Erweiterung ohne jeglichen Abriß von Gebäuden zuließ. (Cader)

  

 
 
 

Zur Stadt Kupferberg

  

Dieses interessante Bergbaurevier befindet sich in der Tschechischen Republik, im nordwestlichen Teil des Kreises Komotau (Chomutov), auf dem Kamm des Erzgebirges in durchschnittlich 900 m über NN. Kupferberg ist zwischen Joachimsthal (Jàchymov) und Komotau (Chomutov) zu finden. Am besten ist das Bergbaurevier über den ehemaligen Grenzübergang Oberwiesenthal, von Boží Dar/Gottesgab, weiter über den Keilberg auf der Staatsstraße 219 und dann ab Loučná pod Klínovcem (Böhmisch Wiesenthal) weiter auf der Staatsstraße 223 zu erreichen.

Um Kupferberg sind auch noch Übertage die Spuren des jahrhundertelangen Bergbaus sichtbar, der die Region nachhaltig geprägt hat. Der Niedergang des letzten Bergbaubetriebes (Dul Měděnec) bewirkte auch eine Verarmung der Region, da es keine Ersatzarbeitsplätze in der näheren Umgebung gab und Kupferberg touristisch doch etwas abgeschlagen von den übrigen Zentren dieser Branche liegt.

  


Die doch recht zentrale Lage der Bergstadt auf dem Kamm des Böhmischen Erzgebirges ist aus dieser topografischen Karte gut zu ersehen.

      


Die Bergstadt Měděnec/Kupferberg ist in ihrer Entwicklung nie groß über ein Städtchen oder besser Siedlung hinaus gekommen. Man erkennt deutlich das Grundkonzept für eine Stadt in Form der rechtwinkligen Anlegung sämtlicher Straßen um einen großen freien Platz, welcher seit 1803 auch der Standort der Kirche ist. Oberhalb der Stadt liegt der Mědník oder auch Kupferhübel genannt. Der Bergbau auf silberhaltige Kupfererze dort war auch der Grund für die Entstehung einer Stadt. Nur war die Ausbeute an Erz hier durch die geologisch-mineralogischen Verhältnisse gebremst und führte auch nicht zur Weiterentwicklung zu einer großen Bergstadt wie in Marienberg o. a.

  

Über Měděnec/Kupferberg erhebt sich der Hügel Mědník, auch Kupferhübel genannt, an dessen Berghängen noch viele sichtbare Reste, wie Pingen und Halden des einstigen Bergbaus auf Kupfererze, später auch auf die Skarne, zu sehen sind. Nicht eindeutig belegbaren Berichten zufolge sollen die ersten Bergleute hier bereits im 10. Jahrhundert nach Kupfererzen geschürft haben (Cader).

Erstmalig aber wird der Name Kupferberg 1449 in einem Verkauf als „Steingrún cum Kupferspergk“ erwähnt. Wilhelm von Schönburg verkaufte in diesem Jahr sein Schloß Neuschönburg/Nový Šumburk bei Klösterle (gemeint ist die Burg Schönberg/Šumburk, die als Burg Neuschönberg/Nový Šumburk 1435 erstmals erwähnt wurde – Anm. d. Red.) an Wilhelm d. ä. von Eulenburg/Ilenburg. Im Zubehör des Gutes Neuschönburg befindet sich eben dieses Dorf Steingrün, das eine kleine Siedlung unterhalb der Stadt Kupferberg ist. Dieser Name „Kupferpergk“ ist wohl auch auf die hier entstandene Bergbausiedlung übertragen worden. Anfangs waren die Silberhaltigen Kupfererze auf dem Mědník das Ziel der Bergleute.

Die zunächst reichen Erträge aus den Kupfergruben auf dem Mědník haben über die Zeit immer mehr Bergleute angezogen. Mit Beginn des 16. Jahrhundert war Kupferberg eine wohlhabende Bergbausiedlung. Die zaghafte Stadtwerdung vollzog sich parallel zur Entwicklung des Bergbaus in der Umgebung, wobei die Gewinnung von Silber und die Herstellung von Vitriol eine städtische Infrastruktur erforderten.

1520 erhielt Kupferberg die Rechte einer Stadt von den Gebrüdern Hanusch (Hans), Opel, Georg und Wolf Dietrich von Vitzhum, den Herrn auf Burg Schönburg/Šumburg, verbunden mit dem Privileg des freien Silberverkaufs.

Erst ab 1540 ist auch Chalkopyrit und Pyrit, viel später noch Eisenerze für die Vitriolhütte in Oberhals abgebaut worden. Das Kupfererz aber gab auch dem späterem Städtchen seinen Namen.

Die Entwicklung der Bergstadt vollzog sich in einem altbekannten und schon vielerorts im Erzgebirge gebräuchlichem Muster. Der Grundriss der Stadt glich einem Schachbrett. Von einem zentralen, rechteckigen Platz mit Kirche zweigten in alle vier Himmelsrichtungen die Straßen und Wege mit den daran errichteten Häusern ab. Nach diesem Muster war es möglich die Stadt immer weiter auszubauen, ohne einmal stehende Substanz abreißen zu müssen.

Diese Häuser hatten eine Besonderheit, die heute kaum noch zu sehen ist. Sie besaßen Hauseingänge zu ebener Erde und im Obergeschoss, geschuldet den gewaltigen Schneemengen im uns heute fast schon unbekannten Winter. Damit konnte man auch bei großer Schneehöhe die Häuser betreten!

1547 sind der Familie von Vitzthum die Bergrechte entzogen worden und das Bergbaugebiet ist dem Berggericht in Joachimsthal unterstellt worden. Über den weiteren Werdegang ist momentan nichts Näheres bekannt.

  

Aber die Jahre des Wohlstands waren gezählt. Der fallende Silberpreis aufgrund der Vielzahl von solchen Bergbaugebieten im Erzgebirge, die sinkende Erzausbeute durch die Verarmung der Gänge zur Tiefe hin sowie eine verteuerte Erzgewinnung durch die notwendig werdende Wasserhaltung waren wesentliche Gründe für den ersten Niedergang des Bergbaus um Měděnec/Kupferberg. Bergleute verließen zusammen mit ihren Familien das Städtchen und zogen zu aussichtsreicheren Bergorten des Erzgebirges.

Der Sohn des Stadtgründers, Kaspar von Vitzhum, versuchte diese Entwicklung aufzuhalten und unterstrich die Bedeutung von Kupferberg durch ein Privileg. Er beförderte das Städtchen Kupferberg 1588 zu einer Bergstadt mit den entsprechenden Rechten. Zusätzlich zu dieser Bergfreiheit erhielten die Bewohner diverse Rechte, wie das Recht, sich frei zu bewegen und Ihr Eigentum an andere Stelle zu übertragen.

Ein anderer Besitzer von Kupferberg, Christoph von Taubenreuther aus Taubenreuth (Ein Christof von Taubenreutter aus Taubenreut ist vom 15. Januar 1600 bis 30. August 1604 Münzmeister in St. Joachimsthal – Anm. d. Red.) bestätigte 1605 die Privilegien einer Bergstadt, versah diese jedoch mit einem Brauzwang. Die Kupferberger Einwohner durften nur siebenmal im Jahr selber Bier brauen und mussten auch den Malz vom Taubenreuther Malzhaus kaufen. Ward mehr Bier gebraucht, so musste dieses vom herrschaftlichen Taubenreuther Brauhaus gekauft werden.

Doch unter Taubenreuther gab es auch weitere Rechte und Privilegien für die Einwohner von Kupferberg. 1616 wurde Kupferberg durch die Befreiung von der Untertanenverpflichtung, eine Art Dienstverpflichtung gegenüber dem Grundherrn, befreit und ist somit eine „freie“ Stadt auf dem Kamm des Erzgebirges geworden.

Christoph von Taubenreuther´s Witwe Ursula, später wieder verheiratet, wahrscheinlich Hackeová oder Hotková, verkaufte 1628 das Gut Kupferberg, zu dem auch die Stadt gehörte, an die Grafen von Schlick. Sie selbst verließ Kupferberg und ging nach Annaberg. Kupferberg gehörte damit nun der Familie Šlik/Schlick (auch Šlikové/Schlik – Anm. d. Red.) zu deren Besitzungen von Gut Hauenstein.

Der 30jährige Krieg zeigte aber auch schon die ersten Auswirkungen in der Bergstadt Kupferberg. Der Bergbau lag darnieder. Hungersnöte und die Vertreibung der hier lebenden Protestanten führte zur Entsiedlung der Region. Zu guter Letzt brannte Kupferberg 1640 völlig nieder und es blieb nur noch ein kleiner Rest der Siedlung übrig.

Nach dem Ende des Krieges 1648 erfolgte der Wiederaufbau der Stadt nur zögerlich. Denn viele Protestanten sind in Sachsen geblieben, wo Sie religiösen Schutz und bessere Lebensgrundlagen hatten.

Unter Karl von Šlik/Schlick hatte Kupferberg im Jahr 1646 durch den Kaiser Ferdinand II.  das Münzrecht erhalten. Damit rückte der Bergbau wieder ins Blickfeld. Doch die Schäden, die der 30jährige Krieg hinterließ, verhinderten eine neuerliche Blüte von Stadt und der gesamten Region. Die Kirche, die 1581 größtenteils aus Holz am Ende der Stadt an der Straße hinunter zum Egertal erbaut wurde, war bis 1651 evangelisch (!). Die harte Rekatholisierung setzte sich jedoch schließlich durch, und die Kirche wurde hier vom neuen katholischen Pfarrer von Straßburg verwaltet. 1654 umfasste Kupferberg nur 49 bewohnte Häuser, ein desolates Haus und 11 unbewohnte Häuser.

Ein anderer Eigentümer von Kupferberg, František Arnošt Šlik/Schlick (*1623, †1675), beschränkte die Rechte der Einwohner wieder, um die weitere Entvölkerung von Kupferberg zu verhindern. Neben dem Verbot, ihr eigenes Bier zu brauen, war der Handel und Verkauf von Salz nur dem Adel vorbehalten. Es gab aber noch andere Einschränkungen. Dies betraf vor allem den Fortzug und die Übertragung von Eigentum aus der Stadt, was ohne die Erlaubnis der Familie Schlick verboten war. Wer Kupferberg verlassen wollte, konnte dies nur unter der Bedingung tun, dass er vier Fässer Bier pro Jahr von dem herrschaftlichen Brauhaus für die Ewigkeit nehmen würde oder sich davon freikaufen! Diese Verpflichtung war zu Beginn des 20.Jahrhunderts immer noch in Kraft. Ob dies auch so durchgesetzt wurde, ist allerdings unbekannt.

  

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert verkaufte der Graf Šlik/Schlick das Gut Kupferberg und somit auch die Stadt an den Herzog von Sachsen-Lauenburg, der es mit seinem Gut Schlackenwert verband. Der Herzogssohn Julius Franz von Sachsen-Lauenburg hat als Dankeschön für die einst reiche Ausbeute der Kupfergruben die Kapelle auf dem Mědník errichten lassen. Diese noch heute bestehende Kapelle ist der „Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria“ geweiht. Über der Tür befand sich das steinerne, herzögliche Sachsen-Lauenburg'ische Wappen. Im Jahr 1718 wurden Teile des Baus durch Blitzschlag zerstört, jedoch wieder instandgesetzt.

Der Herzog von Sachsen-Lauenburg als Besitzer von Kupferberg, bestätigte sämtliche alte Privilegien, erlaubte den Einwohnern wieder die volle Nutzung des Bierbrauens und gewährte Ihnen zusätzliche noch weitere Vorteile. Nach seinem Tod im Jahr 1689 gehörte das Gut Kupferberg der Prinzessin Francis Sibyle Auguste von Sachsen-Lauenburg. Diese war verheiratet mit dem Markgrafen von Baden. Damit war nun erneut eine andere Familie im Besitz von Gut Kupferberg und der zugehörigen Bergstadt.

Im Jahre 1748 gab es nach dem Theresischen Kataster 74 Häusler und diese mussten 4 Tage im Jahr Dienste auf dem Gut Kupferberg verrichten. Weiterhin waren in Kupferberg als Einwohner 14 Handwerker, 5 Metzger, 1 Lehrer, 1 Geschäftsmann der mit Spitzenklöppelei handelte, 1 Organist, 1 Kupferschmied und Gelbgießer, 14 Kohlebergleute, 3 Fuhrleute, 2 Branntweinbrennmeister, 1 kaiserlicher Zollbeamter, 3 Tagelöhner und 1 Bettler aufgeführt. Zu dieser Zeit lag der Kupferbergbau wieder darnieder und die Vitriolhütte in Oberhals war auch nicht mehr in Betrieb. Als Grund wird der Mangel an Holz für den Grubenausbau und die Vitriolbrennerei angegeben.

Nach der Familie Sachsen-Lauenburg und der Markgrafen von Baden ging das Gut Kupferberg an die königliche und kaiserliche Kammer über. Sie verpachtete das Gut zunächst an Fürst Schwarzenberg/Schwarzenbergové und verkaufte das Gut Kupferberg schließlich 1839 an die Gräfin Gabriele Buquoy, Besitzerin des Guts Červený Hradek i Strysečnice (Jirkov/Rothenhaus). Bis 1945 blieb Kupferberg dann im Besitz der Familie Buquoy. (Cader)

  


Blick vom Kupferhübel auf die Stadt Kupferberg um 2010. Gut zu erkennen der Verlauf der Straßen im rechten Winkel zueinander, wie bei einem Schachbrett. Das schöne Wetter erlaubte an diesem Tag im Juni 2010 auch einen Blick in das Egertal.

  


Eine Postkarte aus alter Zeit mit einer ähnlichen Sicht auf die Stadt... (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


... und mit viel Schnee. (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


... und andersherum mit Blick auf den Kupferhübel. (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

   


Eine lithografische Darstellung von Stadt und Kupferhügel. (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


Um 1900 sah der zentrale Platz der Bergstadt wie ein Park aus. (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


Der zentrale Platz von Kupferberg um 2010, früher sicher der Marktplatz mit der nunmehr seit 1803 im Mittelpunkt gelegenen Kirche.

   


Die katholische Kirche hinterlässt heute von außen gesehen einen recht verlassenen und baufälligen Eindruck. Allzu viele Gläubige wird es in Kupferberg und Umgebung wohl nicht mehr geben.

  


Hier wieder in einer älteren Ansicht der Markt mit einem Teich davor. Es ist möglich, dass dieser Teich zur Trinkwasserversorgung der Stadt gehörte und sich das Überlaufwasser hier sammelte. Erst 1901/1902 erhielt Kupferberg eine zentrale Wasserversorgung über Leitungen! (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


Um 1912 bot der zentrale Platz diese Ansicht. (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


Noch eine Marktansicht von früher... (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

   


...und 2010! Egal wo man steht, ist immer das „Schachbrett“ als Vorlage für den Stadtgrundriß zu erkennen. Viele andere Städte entstanden nach gleichem Schnittmuster wie Marienberg.

   


Eine ältere Aufnahme des Hotels „Zur Sonne“... (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

 


...und einige Jahre später das Gasthaus „Zur Sonne“ vom Wirt Gustav Eberle. (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


Eine Aufnahme aus den 1920er Jahren vom Hotel Krone am Marktplatz. (Bildquelle: boehmisches-erzgebirge.cz)

  


Die vom Markt abzweigenden Straßen sind heute von ein- oder zweigeschossigen Häusern gesäumt, deren Entstehung im 18./19. Jahrhundert zu suchen ist. Vielmals sind die Gebäude heute aber stark verändert und für die Belange der heutigen Bewohner umgebaut. Damit sind auch für die Bebauung des Erzgebirgskammes typische Merkmale verloren gegangen.

  


Typisch für diese Häuser waren die Hauseingänge, von denen einer ebenerdig lag und der andere im Obergeschoß. So konnten auch bei sehr großen Schneehöhen, die in den vergangenen Jahrhunderten wohl sehr häufig waren, die Häuser betreten oder verlassen werden. Eines Tages wird leider wohl auch dieses Haus aus dem Stadtbild verschwunden sein, fast das letzte Haus am Markt mit dem zweiten Eingang im Obergeschoß.

  


Allerdings ist auch bei diesem Haus schon in früheren Zeiten der zweite Eingang im Obergeschoß mit Glasziegeln vermauert worden.

  


Das ehemalige Rathaus von Kupferberg ist im Rahmen eines Sanierungsprogramms für historische Gebäude sehr schön restauriert worden. Der direkte Vergleich mit dem Zustand vieler Gebäude in Kupferberg ist gleich rechts daneben im Bild zu sehen.

  


Das Wappen von Kupferberg auf einem Amtsschild in tschechischer und deutscher Sprache. Die Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm steht auf einem Halbmond und symbolisiert so den Reichtum an Silber in Kupferbergs Erde.

  

Eine sehr schöne zeitgenössische Beschreibung der Bergstadt Kupferberg gibt Johann Gottfried Sommer 1847 in „Das Königreich Böhmen; statistisch-topographisch dargestellt; Fünfzehnter Band. Elbogner Kreis.“ Diese wollen wir natürlich als Auszug aus seinem Werk nicht vorenthalten:

„ … Kupferberg, schutzunterthäniges Bergstädtchen, liegt 1 ½ M. nö. von Hauenstein auf dem Rücken des Erzgebirges, 440 W. Kl. (Wiener Klafter – Anm. d. Red.) über der Meeresfläche, hat 125 H. mit 935 E.

Hier ist 1 Pfarrkirche zu Maria Geburt, 1 Schule, beide unter herrschaftlichem Patronate, 1 herrschaftliches Forsthaus. Die Kirche wurde auf kaiserlichen Befehl und auf Kosten des Kameralrats, als damaligen Patronats, in den Zahlen von 1803 bis 1814 von Grund aus neu erbaut und hierauf die alte ganz baufällige, im J. 1581 großtentheils von Holz erbaute, abgetragen; sie hat einen Thurm mit einem harmonischen Geläute von 5 Glocken, welche noch von der alten Kirche herrühren. Die ersten Seelsorger an der Kirche hingen dem Protestantismus an, im J. 1642 wurde ein katholischer Pfarrer eingeführt.

Das Städtchen hat 1 Rathhaus, 1 Bräuhaus auf 12 ½ Faß; die Grundstücke betragen 234 J. 1.071 Kl. (Quadrat- Klafter - Anm. der Red.) Wiesengründe und 7 J. 1.332 Kl. Hutweide.

Die Einwohner nähren sich von etwas Viehzucht und von Gewerben. Es finden sich 8 Bäcker, 4 Binder, 2 Büchsenmacher, 8 Fleischer, 1 Glaser, 2 Hufschmiedte, 1 Kaminfeger, 2 Kammmacher, 1 Maurer, 1 Nagelschmiedt, 1 Schlosser, 6 Schneider, 12 Schuster, 6 Tischler, 1 Wagner, 1 Zimmermann; diese haben zusammen 17 Gesellen und 5 Lehrlinge. Außerdem sind hier 11 Posamentierer mit 38 Gehilfen, welche Seidenbänder und baumwollene Fransen verfertigen; 3 Spitzenfabrikanten; 600 Personen nähren sich als Spitzenklöppler und 80 als herumziehende Musikanten. Handel treiben 2 gemischte Waarenhändler, 1 Hausirer und 1 Markthändler. — Vom Kaiser Joseph II. erhielt das Städtchen das Privilegium auf 2 Jahrmärkte und auf Wochenmärkte; auf erste kommen gewöhnlich 73 Handelsleute mit Schuhmacher-, Schneider-, Hutmacherarbeiten, Schnittwaaren, Galanteriewaaren, Blechwaaren, Topfergeschirr, Lebzelter- und Nürnbergerwaaren, (gemeint sind Lebkuchenerzeugnisse – Anm. d. Red.) Spielwaaren und Holzuhren. Wochenmärkte werden nicht abgehalten.

Das Armen-Institut hatte im J. 1845 ein Vermögen von 1.503 fl. 40 kr., und eine Jahreseinnahme von 109 fl. 5 kr. — Kupferberg war früher ein eignes Gut, zu welchem die umliegenden Dörfer Köstelwald, Wenkau, Steingrün, Unter- und Oberhals gehörten; im J. 1520 war Hans von Vitzthum Herr auf Schönberg (bei Klösterle) Besitzer, unter welchem das Städtchen erbaut wurde, wozu der am Kupferhügel eröffnete Bergbau auf Kupfererze die Veranlassung war. Von diesem kam es an die Grafen Schlick, von welchen auf dem Rathhause Privilegiums-Urkunden und zwar von Heinrich Schlick vom J. 1544 und Franz Schlick vom J. 1556 aufbewahrt worden.

Im J. 1644 erscheint Julius Franz Herzog von Sachsen-Lauenburg als Eigenthümer, welcher es mit der Herrschaft Schlackenwerth vereinigte; von diesem wurde es im J. 1811 sammt der Herrschaft Hauenstein getrennt. Der Maierhof des ehemaligen Gutes ist emphyteutisirt.

Das Städtchen ist regelmäßig angelegt, die Häuser fassen einen großen quadratischen Platz ein, auf welchem die Kirche steht. Es leidet bei trockener Sommerzeit und auch in strengem Winter oft Wassermangel, da kein fließendes Wasser in der Nähe ist und bloß Stollenwasser in einen Teich auf dem Markt-Platze geleitet ist. Der an der Nordseite des Städtchens sich erhebende Kupferhügel ist vom Bergbaue ganz unterwühlt, eine Menge Halden und Pingen an seinem Abhange und in seiner Umgebung sind die Reste der seit vielen Jahren erloschenen unterirdischen Thätigkeit

Auf dem Gipfel steht eine Kapelle zur Unbefleckten Empfängniß, welche Julius Franz Herzog zu Sachsen-Lauenburg im J. 1674 errichten ließ. Als der Bergbau im Flor war, wurde jeden Freitag Gottesdienst gehalten; später kam sie in Verfall und war dem Einstürze nahe. Der k. k. wirkliche Hofrath und Studienreferent, Herr Kassian Hallaschka, früher Professor der Physik an der Universität zu Prag, erwarb sich im J. 1821 das Verdienst ihrer Wiederherstellung in bauhaften Stand; sie wird von Einheimischen und Fremden häufig der Andacht und auch der herrlichen Aussicht wegen besucht, welche man hier genießt. Diese ist eine der merkwürdigsten und schönsten in Böhmen; gegen Nordwest, Nord und Nordost ist sie zwar durch die höhern bewaldeten Rücken und Kuppen des Gebirgs beschränkt, aber in andern Richtungen erstreckt sie sich in unbegränzte Ferne, besonders gegen Süd und Südosten. Man übersieht das ganze Flachland des Saazer, einen großen Theil des Leitmeritzer Kreises, den Rakonitzer bis in die Gegend von Prag, wo dann die Hochebene des mittlern Böhmens den Horizont bildet, ferner einen großen Theil des Elbogner Kreises bis an seine Glänzen mit dem Pilsner. Im J. 1807 wurden vom damaligen Astronomen Aloys David Ortsbestimmungen mittelst Blickfeuern auf dem Georgenberge bei Raudniß und auf der Burg Engelhaus bei Karlsbad, welche beide von hier sichtbar sind, veranstaltet. Die geographische Lage des Kupferhügels selbst wurde dadurch in 50°25'43" nördlicher Breite und 30°46'55" östlicher Länge, die von Kupferberg in 50°25'31" nördlicher Breite und 30°47'7" östlicher Länge von Ferro gefunden.

Die nachfolgenden Orte sind zur Kirche in Kupferberg eingefarrt:

11) Köstelwald, Dorf von 60 H. mit 453 E., liegt zerstreut ½ St. n. von Kupferberg, zum Theil an einem kleinen Bache, hat 1 Schule unter herrschaftlichem Patronate und 1 Mühle.

12) Oberhals, Dorf von 72 H. mit 515 E., liegt zerstreut am südlichen schroffen Rande des Gebirgsrückens in ebener Gegend, an der Straße nach Gottesgab, von Kupferberg ½ bis ¾ St. w. Hat 1 im J. 1824 neu erbaute Schule unter herrschaftlichem Patronate, 1 Wirthshaus. Dazu gehört das Hegerhaus im Langen Hau, sonst das Huthaus genannt, ½ St. w. von Oberhals, zur Herrschaft Hauenstein gehörig; hier war das Huthaus, ehemals eine Vitriolsiederei, sie ist seit dem Erlöschen des Bergbaues am Kupferhügel eingegangen, so auch die Vitriolhütte im Orte.

13) Wenkau, Dorf, liegt am südlichen Gebirgsabhange in einem Thale zwischen Waldung, ½ St. ö. von Kupferberg, hat 10 H. mit 68 E., 1 Mühle; im Walde findet man Überreste eines Schloßgebäudes.

14) Unterhals, Dorf, hat 18 H. mit 108 E., liegt s. von Oberhals, am obern Theile des steilen Gebirgsabhanges zerstreut in Thalschluchten und zwischen Gebüschen; hier sind 2 Mühlen und 1 Eisenerzgrube auf der hohen Wiese; ein Theil dieses Dorfes wird auch Gießelbach oder Kieselbach genannt.

15) Steingrün, Dorf von 37 H. mit 222 E., liegt ½ St. s. von Kupferberg an der Hauptstraße, größtentheils aber zerstreut an den Gehängen eines engen Thales, in welchem ein kleiner Bach nach Pürstein auf der Herrschaft Klösterle fließt; an diesem sind 2 Mühlen, von welchen die untere nahe bei dem Dorfe Kleinthal der Herrschaft Klösterle liegt und dazu conscribirt ist. …“

   

Etwa um die Mitte des 18. Jahrhunderts war ein drastischer Rückgang der Bergbautätigkeit aufgrund des akuten Mangels an Holz. Selbst die Hammerwerke welche recht zahlreich um Kupferberg verteilt lagen stellten den Betrieb ein.

Da der doch recht geringe Bergbau um Kupferberg kaum als Haupteinnahmequelle für die Bewohner bezeichnet werden kann, muß es noch andere Erwerbsquellen gegeben haben. Entweder verließen die Einwohner ihre angestammte Heimat und zogen in die benachbarten großen aufstrebenden Bergbaumetropolen oder sie begaben sich in die Braunkohlengruben des Egertales. Es musste also noch andere Erwerbsmöglichkeiten geben. Da die Land- und Viehwirtschaft hier aufgrund der klimatischen und morphologischen Verhältnisse nur in begrenzten Maße möglich ist, bestehen aber nicht sehr viel Möglichkeiten. Eine alternative Erwerbsquelle für Frauen und Kinder war das unter dem Oberbegriff Klöppeln bezeichnete Heimgewerke. Von 1817 bis 1822 gab es eine Spitzenschule in Kupferberg und die Herstellung von Spitze wurde weit verbreitet. Um 1840 begann auch die Produktion von Spielzeug und Holzwaren und 1844 wurde von Vejprty/Weipert eine Außenstelle der Posamentenfertigung in Kupferberg eingerichtet. Doch all dies war nie von langer Dauer. Das Leben auf dem Erzgebirgskamm hatte seine schweren Seiten. Wir wollen uns an dieser Stelle auf eine Arbeit von Siegfried Sieber beziehen und wesentliche Teile daraus zitieren:

„ … Es ist ja die Zeit des Merkantilismus, der versucht, im österreichischen Kaiserstaate Erwerbsquellen so auszubilden, daß sie durch Ausfuhr hochwertiger Waren „Gold" einbringen. Daher setzte auch Maria Theresia drei Preise zu 50, 75 und 100 fl für die Klöppelmeisterinnen aus, welche am meisten Mädchen im Klöppeln feinster und schönster Spitzen unterrichteten. Auch bekam, wer eine Klöppelschule einrichtete, Holz, Licht und Gerätschaften zugesichert. 1767 berief die Kaiserin aus den damals den Habsburgern gehörenden Niederlanden eine Meisterin für eine Spitzenschule in Prag, die außer erwähnten Zuschüssen 12.000 fl Vorschuß bekam. Dem Unternehmer wurden für jedes in die Lehre eingestellte Kind 2 kr täglicher Beitrag auf 2 Jahre, später auf 4 Jahre versprochen. Damit wollte der Staat die Manufaktur durch Anlernen von Zöglingen weiter verbreiten. Wirklich wurden 50 Mädchen ausgebildet. 1773 wurde die Zahl der Ausgebildeten mit 118 Personen beziffert. Sie fertigten Spitzen nach Brüssler Art im Wert bis zu 10 fl die Elle. Das Unternehmen wurde unter Aufsicht des Kanzleipersonals und dem Verlag durch Graf Clary betrieben, ging aber 1776 ein. Vor allem fehlte es an feinem Zwirn, obwohl man 1765 deshalb Spinnschulen eingerichtet hatte und 1770 einen Preis von 6 Dukaten für das Sortiment Zwirn, nach holländischem Muster gebleicht und zugerichtet, ausgesetzt hatte. Die sächsische Zwirnerzeugung überflügelte die böhmische. In St. Joachimsthal verwendete man 1774 schlesischen Zwirn.

Dort brachte Jungfer Pachmann, die an 900 Personen Arbeit gab, Klöppeln besonders zur Geltung. Die feinste Ware wurde aus gelbem und weißem Nesselgarn oder aus holländischem Zwirn verfertigt. Aber der Obereinnehmer Glaser aus Komotau gab bei Hofe an, dieser Erwerbszweig schade, weil dadurch das Paschen (Schmuggeln – Anm. d. Red.) von Spitzen aus Sachsen angeregt würde. Er wirkte einen Befehl aus, daß alle Klöppelsäcke in den Grenzorten versiegelt werden sollten. Natürlich mußte diese törichte Maßnahme, die gewiß viel Leid und Aufregung in den Kammorten hervorgerufen hat, bald wieder aufgehoben werden, und zur Linderung der dadurch entstandenen Not leistete der Hof auf Bericht des Staatsministers Grafen Zinzendorf, der das Gebirge bereiste, 6.000 fl Vorschuß. 1786 hatte der Kreis Elbogen die meisten Klöpplerinnen und 126 Händler. In der Herrschaft Rothenhaus ward ein Händler und 244 Klöpplerinnen festgestellt. In der Herrschaft Klösterle wohnten 140 Klöppelnde. Die Stadt Sonnenberg hatte 9 Händler, 340 Klöpplerinnen, die Stadt Preßnitz 13 Händler und 365 Klöpplerinnen. Für Sebastiansberg und die Herrschaft Preßnitz wurden 24 Händler und 1.428 Klöpplerinnen angegeben. Wichtige Klöppelorte waren, außer den genannten, Wiesenthal, Bärringen, Weipert, Bleistadt, Gottesgab, Neudek, Heinrichsgrün, Graslitz und Kupferberg. Der Gesamtwert der Klöppelware wurde damals auf 540.000 fl berechnet. 1793 wurden im Böhmischen Erzgebirge 14.000, im Jahre 1800 16.743 Klöppelnde erfaßt, 1819 im Kreise Elbogen 12.000, im Kreise Saaz 2 bis 3.000. Die österreichische Zollordnung von 1788 untersagte die Einfuhr fremder Spitzen, aber der Zolltarif von 1818 gestattete dies, wenn der Händler einen Paß vorwies und Zoll für seine Ware zahlte.

Als 1797 im Frieden von Campoformio die Habsburger ihre Niederlande an Frankreich verloren hatten, suchte man erneut Brüssler Spitzen in Österreich heimisch zu machen. 1806 wurde eine Äralspitzenmanufaktur gegründet, zu deren Leitung man aus Brüssel Frau Vandencruys mit vier Töchtern gewann. Diesmal wurde der Versuch nicht in Prag, sondern in Wien gemacht. Als Lehrerinnen hatte man 18 der besten Arbeiterinnen und 2 Aufseherinnen aus Brüssel auf sechs Jahre angeworben, und auf Staatskosten wurden 32 Mädchen aus den Kreisen Saaz und Elbogen nach Wien geschickt, dort unterrichtet und 1812 in ihre Gebirgsheimat entlassen, um im Erzgebirge ihre neue Kunst zu verbreiten. Da den leitenden Frauen aber kein Unternehmer zur Seite stand, scheiterte auch dieser Versuch. Immerhin entstanden 1813 fünf neue Spitzenschulen, darunter in Graslitz, Joachimsthal und Elbogen. Sie erhielten anfangs den Zwirn unentgeltlich, und die Lehrerinnen wurden mit 2 fl Tagegeld bezahlt. Dann legte man die Wiener Hauptanstalt nach Prag. Alle Ausrüstung der Wiener Schule und ein Vorschuß von 60.000 fl wurde den Schwestern Vandencruys übergeben. Sie sollten die Manufaktur auf eigene Rechnung weiterführen und die Lehranstalten im Erzgebirge betreuen. Man arbeitete Réseaux (zellartigen Spitzengrund), Plats (Blumen zum Aufsticken dazu) und geklöppelte „Points".

1817 übernahm das Ärar die Einlösung der Arbeiten. 1819 wurden zwei Lehrerinnen angestellt, die das Zusammensetzen der Spitzen lehren sollten. Um aber im Erzgebirge das Klöppeln neu zu beleben, wurden 1818 die dortigen Schulen neu eingerichtet und auf 15 vermehrt …

… Bis 1820 wurden 294 Mädchen auf ihnen ausgebildet. Von ihnen wirkten die Fortschritte in Technik und Musterung sich in die böhmischen Orte aus, aber auch nach Sachsen hinüber. Brüssler Spitzen wurden damals auf Polstern gefertigt in Graslitz, St. Joachimsthal, Bleistadt, Fribus, Platten, Abertham, Gottesgab, Kupferberg, Schmiedeberg, Preßnitz. Mit der Nadel wurden sogenannte Points in Gossengrün hergestellt. Um Rohstoff nach niederländischer Art im Lande zu beschaffen, wurde auch Flachsbau und Flachsappretur, Zwirnen und Bleichen neuartig betrieben, ein durchaus großgedachtes Vorhaben. Aber schon 1822 wurden die Anstalten aufgelöst, und 1860 fand Schebek in vielen Orten keine Spur mehr von diesen Schulen und ihren Erzeugnissen. Inzwischen war der Einfluß von Sachsen aus stärker geworden, wo der Dresdner Spitzenhändler und Hoflieferant Schreiber 1844 in Oberwiesenthal Lehrerinnen für Brüssler Spitzen ausbilden ließ ...

… Aus Sachsen war herübergekommen die Kunst der Valenciennes-Spitze. Sie fand in Gottesgab, Abertham, St. Joachimsthal guten Boden, wo mehrere hundert Menschen in der Woche damit 1 fl 50 kr verdienten, z. T. besser, als bei einfacher Spitzenklöppelei. Tobisdi fand in Gottesgab 1874 Klöppeln und Blumennähen nebeneinander, ferner Spitzenkunst in Graslitz, Platten, Kupferberg, St. Joachimsthal, wie auch Elfried von Taura in Weipert neben Strumpf- und Posamentenindustrie noch Klöppeln erwähnt und die Spitzenfirma Wenzel Schmid nennt.

Aber der Klöppellohn sank unaufhaltsam, da der Verkauf der Spitzen den Erwartungen nicht entsprach. Pisling nennt 1861 als Erlös einer fleißigen Klöpplerin 8 bis10 Neukreuzer je Tag, wovon noch der Preis des Zwirns in Abzug gebracht werden muß und im Winter das Öl, obwohl 4 bis 5 Menschen bei einem „Tiezel" oder „Tazel" arbeiteten. In manchen Orten wurden 5, ja nur 4 Neukreuzer bezahlt, anderswo 20 bis 25 erzielt. In Sonnenberg, Schmiedeberg, Reischdorf, Kupferberg war der Lohn am niedrigsten. Pisling meint, die Arbeit und Mühe sei zu groß im Verhältnis zum Ertrag. Er möchte Klöppeln durch eine lohnende Industrie ersetzen. Aus seiner Aufstellung der Klöppelorte 1860 seien die wichtigsten angeführt samt Zahlen der Spitzenschaffenden: St. Joachimsthal 1.530, Gottesgab 370, Böhm.Wiesenthal 120, Seifen 130, Selzengrün 237, Bernau 50, Eibenberg 300,Hermesgrün 15, Hirschenstand 100, Hochofen 400, Hohenstollen 30, Kommersgrün 10, Neudek 300, Neuhammer 500, Sauersack 350, Schindelwald 200 Schönlind 400, Trinkseifen 800, im Plattener Bezirk 4.000. Als „Spitzenfabriken" (besser Manufakturen) zählt er auf: drei in Bärringen, zwei in Graslitz, je eine in Neudek, Weipert, Böhm. Wiesenthal, Michelsberg. Das Spitzengeschäft ruhte in den Händen von 84 Spitzenherren, von denen 7 in Bärringen (darunter Meinls Erben und Prokop Poppenberger), 8 in Abertham, nur einer in Platten, 5 in Preßnitz, ebenso viele je in Gottesgab und Weipert, 6 in St. Joachimsthal, einer in Böhm. Wiesenthal, nicht weniger als 21 in Schwaderbach, 9 in Graslitz, 2 in Bleistadt wohnten. In Hirschenstand hatte Anton Gottschald eine eigene Spitzenschule.

So bezogen sächsische Firmen 1879 für eine große amerikanische Bestellung vier Fünftel der weißen Torchon- und Bettspitzen aus böhmischen Orten, und 1880 erhielt eine große Schneeberger Firma zwei Drittel ihrer Spitzen aus Böhmen. Denn die Klöpplerinnen auf dem rauhen Gebirgskamm waren mit noch weniger Lohn zufrieden als ihre sächsischen Schwestern. Wiederholt bemerken Erzgebirgsschilderer, daß manches Stück Spitze im Busen seiner Schöpferin versteckt über die Grenze wandere. Sehr stark gepascht wurden Spitzen bei Satzung. Denn die zahlreichen Hausierer, die jahraus jahrein von Satzung weithin auf Handelsfahrten zogen, legten Wert auf wohlfeile Spitzen, die sie unter dörflicher Bevölkerung absetzen konnten. Böhmische Spitzenverkäufer kamen nach Ulmbach, dem böhmischen Nachbarort Satzungs, und dort im Wirtshause besichtigten Satzunger Händler die Vorräte, bestellten auch Ware nach böhmischen Mustern. Obendrein hatte in Ulmbach eine Spitzenhandlung ihren Sitz und verfügte über ein reichhaltiges Lager. Die böhmischen Spitzen wurden von den Satzungern bar bezahlt. Schlecht zu sprechen waren die Satzunger auf den anderen böhmischen Nachbarort Reischdorf, denn von dort gingen ebenfalls viele Hausierer, gewissermaßen die Konkurrenten der Satzunger, auf Reise, und ihnen sagte man nach, sie paschten ihre Spitzen nach Sachsen. Auch Händler aus dem Böhmerwald kauften im Böhmischen Erzgebirge ein, wie umgekehrt Neudeker Spitzenkaufleute im Böhmerwalde eigne Vorkäufer hatten. Als gegen 1900 die Spitzenausfuhr aus dem Erzgebirge nach den USA gewaltig anstieg, nahm auch der böhmische Gebirgshang an dieser guten Konjunktur teil, und sächsische Firmen verstärkten, um Zoll zu vermeiden, ihre Ankäufe und Sendungen aus Böhmen, wogegen böhmische Hausierer in sächsischen Sommerfrischen ihre Ware anboten. 1902 gründete Platten, das damals sonst vorwiegend Handschuhe machte, eine Spitzenschule, und 1907 begannen in Böhmisch Wiesenthal und Stolzenhain Spitzenkurse. In Heinrichsgrün erwähnt Beriet 1904 eine Spitzenschule. Die Spitzenschule in Tiefenbach im Böhmerwald wurde 1907 von einer Gottesgaber Lehrerin geleitet. Die große Gewerbeausstellung auf dem Keilberg 1908, die von Erzherzog Karl besucht wurde, gab einen Überblick über die Spitzenkunst auf der böhmischen Gebirgsseite. Kupferberg hatte noch 1900 neben Posamentenheimarbeit auch Klöppelei, wie Sonnenberg neben Kunstblumenindustrie Spitzen pflegte. Wilbrandt gibt um 1905 eine Schilderung der Zustände im Klöppelwesen und sagt, daß damals im böhmischen Anteil etwa 15.000, trotz erdrückenden Wettbewerbs mit der Maschinenspitze, an ihrer Handarbeit festhielten.

Klöppelschulen aus Staatsmitteln oder von gemeinnützigen Vereinen gegründet, hätten die Technik verfeinert und damit die Preise gehoben, da „diese kunstvolleren Muster der Konkurrenz der Maschine entzogen sind". Er berechnet den Durchschnittsverdienst einer ganzjährig arbeitenden Klöpplerin nach Abzug der Auslagen für Zwirn oder Seide auf 30 fl im Jahr, von denen, wie er sagt, die Wohnungsmiete einen großen Teil verschlingt, so daß, um einen Haushalt zu bestreiten, möglichst viele Personen der 10 bis 12 Köpfe umfassenden Familie klöppeln müssen. Die Mutter macht die Wirtschaft, die Mädchen fertigen Spitzen. Viele haben uneheliche Kinder, wohnen eng, nähren sich schlecht, sitzen fünfzehn Stunden lang fast unbeweglich vorgebeugt. Frühe und anhaltende Kinderarbeit trägt weiter dazu bei, die Bevölkerung gesundheitlich zu schädigen. Sobald die Marktlage für Posamenten günstiger ist, gehen sie zum Gorlnähen über. Blau beobachtete in Hengstererben Kinder, die während ihrer ganzen freien Zeit klöppelten, oft sogar die Nacht durch bis zum Morgengrauen am Klöppelsack zubrachten…“

  

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die teilweise in Holz errichtete Kirche von 1581 in einem äußerst schlechten Zustand und mußte abgerissen werden. Der Neubau der Kirche erfolgte auf dem Marktplatz von Kupferberg. Wegen akutem Geldmangel der Kirchgemeinde konnte das Bauwerk erst 1819 vollendet werden. Das alte Geläut aus der früheren Kirche ist wieder in den Neubau gekommen. Aus der Alten Pfarrei wurde eine Schule.

Am 3. Juli 1856 wurde Kupferberg von einer Katastrophe getroffen. Es gab ein riesiges Feuer, das größte seit dem Dreißigjährigen Krieg, das einen verheerenden Schaden in der Bergstadt anrichtete. Es brach beim Bäcker Schmiedl aus und verschlang innerhalb einer Viertelstunde die gesamte Straße. Es zerstörte dabei 19 Häuser mit Schuppen und Ställen, die Brauerei, die Kirche und das Rathaus, in dem viele wertvolle Dokumente ein Opfer der Flammen wurden.

Zum 1 .August 1872 ging die Eisenbahntrasse Chomutov – Vejprty in Betrieb. Kupferberg erhielt eine Haltestelle, wo ein Bahnhof noch im selben Jahr gebaut wurde. Etwas später, erst 1888, wurde ein Schulgebäude gebaut, das zunächst über zwei Klassenzimmer verfügte. Aber schon 1893 musste die Schule erweitert werden und hatte dann vier Klassenzimmer. Es gab wieder mehr Einwohner und somit auch mehr Kinder in der Stadt. Der Braunkohlenbergbau im Egertal hatte seine positiven Auswirkungen bis auf den Kamm des Erzgebirges. Somit verbesserte sich zum Ende des 19. Jahrhundert die wirtschaftliche Situation. Dem geschuldet wurde endlich in den Jahren 1901/1902 eine Wasserleitung nach Kupferberg gebaut und in Betrieb genommen. Bis dahin wurde Wasser auf verschiedene Weise durch ein System von Holzröhren und Rinnen in die Bergstadt geleitet und auf Wassertröge verteilt.

Die Gendarmeriestation wurde 1909 gegründet und war zunächst mit zwei Gendarmen besetzt. Im Jahr 1911 wurde auf sie für drei ständig anwesende Gendarmen erweitert.

Nunmehr gab es in der Bergstadt auch eine Strickfabrik, in der 24 Frauen und Mädchen eine Arbeit fanden. Sie stellten allerlei Strickerzeugnisse, Dekorationsartikel und Perlentaschen her. Seit 1923 liefen Verhandlungen mit der Fa. Elektroscopy Teplice über die Verlegung von Stromleitungen für die Elektrifizierung des Gewerbes und der Wohnhäuser nach Kupferberg. Die Kosten beliefen sich damals auf 248.000 CZK. Am 6. Dezember 1929 erhielt Kupferberg erstmals elektrischen Strom. Am 15. Mai 1930 fuhr der erste Bus der Buslinie Perštejn – Horní Halže – Kupferberg –Vejprty durch Kupferberg. Der Preis von Kupferberg in beide Richtungen betrug jeweils 11 CZK. (Cader)

  

Im ausgehenden 19. Jahrhundert entdeckten viele gut betuchte Städter, wie auch wohlhabendere Arbeiterfamilien die „Landluft“ und versuchten der Enge und Muffigkeit der immer mehr anwachsenden Industriemetropolen zu entfliehen, zumindest zeitweise über das Wochenende oder über die Feiertage. Organisiert war die Arbeiterschaft bis hinauf zu den Angestellten in Sport- und anderen Vereinen zu dieser Zeit. Das Vereinsleben war „inn“! Besonders die „Wandervögel“ in Form von Wandervereinen zogen die Jugend wie auch Familien an und organisierten Ausfahrten. Dies führte zur allmählichen Ausbildung des sogenannten Fremdenverkehrs, heute unter dem Begriff Tourismus besser bekannt. Der Ausbau von Straßen und auch der Bau von Bahnlinien in recht entlegene Gegenden, wie durch das sächsische Schmalspurbahnnetz gab den neuen Reisenden eine bis dahin nie dagewesene Möglichkeit, seinen Heimatort zu verlassen und für eine begrenzte Zeit – Wochenende oder Feiertage – an einem anderen erholsamen Ort zu verbringen.

Davon profitierte auch Měděnec/Kupferberg. Am 31. Juli 1910 wurde auf dem Mědník/Kupferhügel in Teilen des dort aufgefahrenen Mariahilf Stolln/Marie Pomocná ein Schaubergwerk eröffnet. Es wurde unter dem Namen „Malachithöhlen“ weit über die Grenzen Böhmens bis nach Sachsen hinein bekannt. Damit entstand ein erstes touristisches Ensemble in einer Form, wie es uns heute nicht unbekannt ist. Es soll bis in das Jahr 1944 in Betrieb gewesen sein.

  


Das Mundloch des Mariahilf Stolln/Marie Pomocná in einer Aufnahme von 1998.

  


So stellen wir uns heute kaum ein Schau- oder Besucherbergwerk vor ...
Quelle: Sammlung/Sbírka: Ivan Cader, Měděnec/Kupferberg

  


… ohne Helm und entsprechende Kleidung, dafür im feinen Sonntagsstaat ging es nach untertage!
Quelle: Sammlung/Sbírka: Ivan Cader, Měděnec/Kupferberg

  


Wenigstens eine Kopfbedeckung als Hut oder Schiebermütze.
Quelle: Sammlung/Sbírka: Ivan Cader, Měděnec/Kupferberg

  


Das Mundloch zu Betriebszeiten der Malachithöhlen.
Quelle: Sammlung/Sbírka: Ivan Cader, Měděnec/Kupferberg

  


Eine kleine Rarität die die Wirren des Krieges überstanden haben – Eintrittskarten zu den Malachithöhlen.
Quelle: Sammlung/Sbírka: Ivan Cader, Měděnec/Kupferberg

  


Werbung für die Gastwirtschaft und die Malachithöhlen von vor 1919. In diesem Jahr fand in der Bergwirtschaft ein Besitzerwechsel statt. Quelle: boehmisches-erzgebirge.cz

  


Das „alte“ 1873 errichtete Unterkunftshaus.
Quelle: Sammlung/Sbírka: Ivan Cader, Měděnec/Kupferberg

  

Schon 1873 entstand auf dem Mědník/Kupferhügel das erste Aussichtslokal mit Übernachtungsmöglichkeiten. Der Gastwirt Johann Berger ließ dort ein Gast- und Unterkunftshaus im Schweizer Baustil errichten. Das Anwesen wechselte mehrfach den Besitzer. So sind die Namen Fritzsch, Lenk, Schediwy (1919) und Raimund (1920) bekannt. Diese Wirtschaft wird sicher genug Profit abgeworfen haben, jedoch ist das Klima auf dem Gebirgskamm äußerst rau und nicht für jedermann geeignet. Mit Kaufvertrag vom 4. April 1922 verkauft Raimund die Wirtschaft schlieißlich an die Erzgebirgsvereine von Kaaden, Klösterle, Komotau, Kupferberg, Preßnitz, Pürstein und Schmiedeberg.

Leider war das Glück auch den Erzgebirgsvereinen nicht hold. Am 26. April 1924 gegen 23.00 Uhr brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern ab. Aber noch im selben Jahr konnte ein Neubau errichtet und im darauffolgenden Jahr am 25. Juli 1925 eröffnet werden.

Das neue Unterkunftshaus entstand nach den Plänen des Komotauer Architekten Adolf Meerrettig und ist vom Baumeister Karl Jakob, ebenfalls aus Komotau errichtet worden. Der Bau schlug mit 361.964 Kronen zu Buche der Erzgebirgsvereine. Die Vereinsmitglieder mussten bei diesem Bauprojekt an allen Stellen mithelfen. Im Juli 1924 wurde durch die Bezirksverwaltungskommission Preßnitz- Weipert der Bau einer Straße auf den Mědník/Kupferhügel bis hinauf zur Kapelle beschlossen und erleichtert damit das anstehende Bauprojekt der Erzgebirgsvereine.

Am 11. März 1935 brannte das Anwesen abermals ab und wurde wieder aufgebaut und erst nach Ende des Krieges geschliffen, wie viele Ortschaften in der Region ebenfalls.

(Quelle: Erzgebirgs-Zeitung. Monatsschrift für Volkskunde und Heimatforschung, Wanderpflege und Fremdenverkehr. 12. Heft des 46. Jahrgangs. Teplitz- Schönau, Dezember 1925, ab S. 172)

   


Das 1925 in Betrieb gegangene „neue“ Unterkunftshaus der Erzgebirgsvereine.
Quelle: Sammlung/Sbírka: Ivan Cader, Měděnec/Kupferberg

  

Eine weitere Sehenswürdigkeit von Kupferberg lag genau auf der anderen Seite des Erzgebirges. Am Steilabbruch in Richtung des Egertales liegt die „Kupferberger Sphinx“. Es handelt sich um eine aus Augengneis bestehende Felsformation, die aufgrund der Erosion durch die Witterung, besonders durch den am Erzgebirgskamm regelmäßig herrschenden, winterlichen Frost, ein sehr eigentümliches Aussehen erlangte. Das Gestein selber enthält sogenannte „Orthoklas- Augen“, also Feldspateinschlüsse, die von Bändern aus Quarz, feinkörnigen Feldspaten und dunklen und hellen Glimmer umschlossen sind.

Diese Felsformation ist zur selben Zeit touristisch erschlossen worden, wie der Mědník/Kupferhübel. Auch hier wurde um 1870 ein Gasthaus unterhalb der Felsformation auf einem kleinem Plateau errichtet, 1927 umgebaut und fortan „Sphinxbaude“ genannt worden. Leider gab es nach 1945 keine Nutzung mehr dafür und das Gebäude verfiel zunehmend. 1968 wurde es gesprengt.

  


Schon eine sehr markante Felsklippe.

  


Eine gewisse Ähnlichkeit zur ägyptischen Figur Sphinx kann man finden...

   


Der Blick von der Klippe in Richtung Egertal am westlichen Gehänge des Erzgebirges.

  


Die „Kupferberger Sphinx“ von der Seite gesehen mit dem Kopf rechts.

  


Heute gibt e hier nur noch eine Möglichkeit zur Rast bei selbst mitgebrachten Speisen und Getränken. Unterhalb von dem Felsen lag das vormalige Gasthaus.

   

 
 
 

Zum Bergbau in Kupferberg

  

Der für Měděnec/Kupferberg wichtigste Bergbau ging am Mědník/Kupferhügel um. Bergmännisch ist der Hügel durch etliche Stolln erschlossen. Die bekanntesten Hauptstolln sind der Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné und der Gelobt Land Stolln/Štola Země zaslíbená, sowie als tiefste Auffahrung der Fronleichnam Stolln, früher auch Grenmühlen Stolln genannt, bekannt. Weitere Stolln sind zwar bekannt, aber nicht mehr auffindbar.

Weiterhin gab es in Richtung Steingrün/Kamenné sulfidische Vererzungen, die zwar auch bebaut worden sind, aber nie größere Bedeutung für die Bergstadt erlangten. In der Neuzeit sind diese Strukturen nochmals auf Uranvorkommen (!) vom Tschechoslowakischen Staat prospektiert worden.

Ferner lagen in Richtung Unterhals/Dolní Halže und Oberhals/Horní Halže noch einige Grubenfelder, wo Eisenerz in früheren Zeiten Ziel des Bergbaus war. Größere Bedeutung erlangten diese Skarnerze zwischen Kupferberg und Preßnitz erst ab 1969.

  


Außer dem Bergbau auf dem Mědník/Kupferhügel gab es in der Umgebung von Měděnec/Kupferberg noch weitere Grubenfelder des früheren Bergbaus die auch bis in das 20. Jahrhundert hinein Ziel von Prospektionen waren. Die bezeichneten Grubenfelder sind bis auf den Bergbau am Mědník/Kupferhügel größtenteils verwahrt. Lediglich einige wenige Halden, und verfüllte Stollnmundlöcher sind in der Landschaft noch sichtbar.

  

Die Nummerierung bedeutet:

  1. Der Mědník/Kupferhügel mit den zwei als Besucherbergwerk erschlossenen Stolln. Der Fronleichnam Stolln ist nirgends mehr in der Landschaft nachweisbar.

  2. Die Rote Suttelzeche bei Oberhals. Hier wurde bis zum Anfang des 20. Jahrhundert Eisenerze oberflächennah abgebaut. Heute ist dieses Abbaufeld noch sichtbar.

  3. Die Zeche Boží tělo/Gottes Körper (?) ist auf Eisenerze in den 1950er Jahren untersucht und auch in früheren Zeiten auf Silbererze bebaut worden über einen Stolln. Das Grubenfeld ist verwahrt.

  4. Schurffeld einer Erkundung auf Uranvererzung aus den 1950er Jahren. Das Grubenfeld ist verwahrt.

  5. Štola č.104/1 und Štola č.96 – Antonín stammen aus einer Erkundung auf Uran. Das Grubenfeld ist verwahrt.

  6. Altbergbau auf Eisenerze aus der Zeit bis zum Beginn des 20. Jahrhundert. Das Grubenfeld ist verwahrt.

  7. Altbergbau auf Eisenerze aus der Zeit bis zum Beginn des 20. Jahrhundert. Das Grubenfeld ist verwahrt.

  8. Šurf č.78 einer Erkundung auf Uranvererzung aus der jüngeren Vergangenheit. Das Grubenfeld ist verwahrt. 

  9. Štola u Alšovy chaty/Stolln Haus Ales (?) ist eine neuzeitliche Erkundung auf Eisenerz.

  

Der gesamte Lagerstättenbezirk von Kupferberg erstreckt sich über eine Länge von nahezu 4 km und wird vorwiegend durch Skarne gebildet, die abbauwürdige Konzentrationen von Magnetit enthalten, aber auch Roteisenerzgänge und Gänge mit silberhaltigen Bleiglanz waren Ziel des Bergbaus. Grundsätzlich sind zwei Lagerstättentypen von Eisenerzlagerstätten bebaut worden: Zum einen waren dies Erzgänge und zum anderen Erzlager.

Die Eisenerzlager bestehen aus metamorphen Gesteinen, die nach den zuerst in Skandinavien beschriebenen Gesteinstypen als Skarne bezeichnet werden. Sie bestehen hier hauptsächlich aus Pyroxenen, Granat (Pyrop), Amphibolen (Aktinolith), Epidot, Karbonaten, Quarz, Chlorit und weiteren Mineralen. Das Erz trat in Form unregelmäßig geformter Anreicherungen von Magnetit und/oder Hämatit auf. Ganz ähnliche Vorkommen gibt es rund um die Schwarzenberger Gneiskuppel auf sächsischer Seite (Breitenbrunn).

Die Eisenerzgänge führten als Gangart Fluorit und Quarz. Als Erzminerale traten neben Hämatit auch oxidische Manganerze und Pyrit auf. Diese Gänge waren meist von kurzer Ausdehnung und sehr geringmächtig sowie in ihrer Vererzung sehr unregelmäßig. Die Gänge hatten meist ein steiles Einfallen und durchschlugen die vorkommenden Nebengesteine wie Orthogneise, Gneise und Migmatite mitsamt den Skarnlinsen. Dieser Umstand führte auch zum Auffinden der eisenerzhaltigen Skarne.

Bedingt durch diesen Lagerstättentyp gibt es in der Landschaft keine langgestreckten Pingenzüge, vielmehr einzelne oder paarweise vorzufindende Pingen, scheinbar willkürlich im Gelände mit den zugehörigen Halden verteilt. Dies ist besonders gut auf dem Kupferhübel sichtbar, da die umgebenden Flächen durch die landwirtschaftliche Nutzung weitgehend renaturiert sind. Die auf diesen Gängen und Skarnen angelegten Gruben erreichten in der Regel Teufen zwischen 4 m und 40 m und bauten somit oberhalb des Grundwasserspiegels. Der Grundwasserspiegel im Bereich der Bergstadt Kupferberg und des Kupferhügels liegt sehr tief und hat kaum Einfluß auf den historischen Bergbau gehabt.

Wie schon in den voranstehenden Abschnitten zur Stadt Kupferberg erwähnt, handelt es sich bei diesem Bergbaugebiet um eine Zone mit etlichen recht tief liegenden Magnetitskarnen, die im Orthogneis und auch im Granat-Glimmerschiefer eingelagert sind. Der Mědník/Kupferhügel – also der Kupferberg an sich – besteht im wesentlichen aus Granat-Glimmerschiefer und dieser wird von vielen kurzen und absetzigen, aber auch größeren Gangstrukturen durchzogen. Dabei kommen vorwiegend Roteisenerzgänge neben polymetallischen Gangstrukturen vor. Auf den letzteren ging der Bergbau vorwiegend auf silberhaltigen Galenit seit etwa dem 14. Jahrhundert um. Aufgrund dieser wenig aushaltenden Lagerstättenstruktur lassen sich kaum über längere Strecken aufgereihte Pingen und Halden auf dem Mednik beobachten.

Nun lässt sich eben diese Situation sehr schön im untertägigen Bereich nachvollziehen. Der Mědník/Kupferhügel ist durch mehrere fahrbare Stolln erschlossen. Neben dem Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné ist auch der Gelobt Land Stolln/Štola Země zaslíbená für Bergbaufreunde etwas mehr und für Besucher etwas weniger – nur auf den Besucherrouten –befahrbar.

Im Mědník/Kupferhügel fehlen die typischen Abbaue eines Gangerzbergbaus, wie Strossen- oder Firstenbaue. Stattdessen haben die in den Stolln vorhandenen Abbaue eher eine Ähnlichkeit mit dem sogenannten Duckelbergbau oder Duckelbau, wohl aber nur im entfernteren Sinn. Aufgrund fehlender archäologischer Belege ist eine zeitliche Einordnung einzelner Grubenanlagen nicht genau möglich. Die Art und Weise der Abbaue und auch die recht engen und niedrigen Strecken lassen die Annahme einer frühen Bergbauperiode zu, wobei die ältesten Baue wohl eher in Nähe der Tagesoberfläche zu suchen sind und heutzutage aufgrund der späteren Haldenschüttungen nicht mehr sichtbar oder auffindbar sind.

Die in den aufgeschlossenen Besucherbergwerksbereichen zugänglichen Grubenbaue stammen allesamt aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts. Aufgrund anderer Berggebräuche und Regulative des Königreiches Böhmen innerhalb der k.u.k. Monarchie sind die Grubenbaue auch anhand ihrer Beschaffenheit kaum zeitlich einzuordnen: Ordentlich geführtes Rißmaterial oder untertägige Grubenzeichen, verbunden mit Jahrestafeln und Vortriebszeichen wie im sächsischen Bergbau, sind hier nicht vorhanden und waren wohl auch nie amtlicherseits gefordert!

   

Zur Geologie des Mědník/Kupferhügel finden wir natürlich auch in den „Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Blatt 148: Section Kupferberg (Hammer-Unterwiesenthal“ eine Beschreibung von A. Sauer. Obwohl neuere Literatur sicher noch mehr aktuelle Erkenntnisse enthält, zitieren wir immer wieder gern die anschaulichen Beschreibungen der „alten Geologen“:

 Der Kupferhübel.

„Der aussichtsberühmte Kupferhübel bei Kupferberg bildet das Ausgehende eines magneteisenerzführenden Granat- Strahlsteinlagers. Dem Vorwiegen des derben, also schwer verwitternden Granates verdankt der Kupferhübl seine dominierende Stellung über dem benachbarten, der Zerstörung durch die Atmosphärilien leichter unterliegenden Gesteinsterrain. Während nun in den oben beschriebenen, ganz analog zusammengesetzten Erzlagerstätten z. B. Denen von Orpus, vom Kremsiger Gebirge u. s. w. Das Magneteisenerz in abbauwürdigen Massen erscheint, tritt dasselbe am Kupferhübl mehr zurück, hingegen gewinnt ein sonst nur untergeordneter Bestandtheil, der Kupferkies, hier eine solche Bedeutung, dass zeitweilig (1774) mehrere Zechen darauf bauten. Doch schon 1804 (Die Einstellung erfolgte in den 1840er Jahren – Anm. d. Red.) wurde der Betrieb eingestellt. Spätere Versuche der Wiederaufnahme blieben erfolglos.

Die Hauptmasse des Lagers bildet, wie schon bemerkt, derber, rotbrauner Granat. Mit diesem ist kleinkrystallinischer oder grospäthiger Strahlstein, Magneteisenerz in Schnüren und Putzen, Augit, chloritischer grüner und schwarzer Glimmer aggregirt. Stellenweise ist der Magnetit nur mit feinkörnigem Augit in grobmaschiger Durchflechtung verwachsen. Aus derartigen Partien gelingt es, reines Augitmaterial zu gewinnen, dessen Zusammensetzung nach Dr. R. Sachse folgende ist:

 

53,15 % SiO2
2,50 % Al2O3
5,67 % FeO
24,11 % CaO
14,83 % MgO

 

Als sehr seltener Bestandtheil des Erzlagers vom Kupferhügel stellt sich Titanit in schönen, bis 2 mm grossen, glänzenden, jedoch unvollständig ausgebildeten Kryställchen ein.

Die dunkle, rotbraune Farbe der Oberfläche des Erzlagers ist auf die mehr oder minder tiefgreifende, in Folge der menschlichen Eingriffe wohl noch beschleunigte Oxydation der Eisenerze und eisenoxydulreichen Silikate wie Chlorit und Granat zurückzuführen. Ausserdem zeigt aber die Lagermasse noch mancherlei andere Umbildungen. Solche erfuhr hauptsächlich der Granat, welcher lokal chloritisirt, häufiger aber aufgelöst und in den zahlreichen Hohlräumen bald derb, bald krystallisirt wieder ausgeschieden wurde, wo er den derben Lagergranat und die Oberfläche von blättrigen Strahlsteinaggregaten überzieht oder auf den dieselben durchsetzenden Rissen wie ein ausheilender Kitt eindringt. Die Form des secundären Granates ist bald nur ∞ O, bald ∞ O,2O2, oder endlich nur 2O2, und seine Farbe zum Unterschiede von dem rotbraun gefärbten, primären Granat, gewöhnlich eine graugrüne.

Der Kupferkies ist häufig in Malachit und Kupferlasur übergegangen, wobei bisweilen die freigewordene Schwefelsäure zur Bildung von Gypsnädelchen verwendet wurde. An anderen Stellen durchziehen Trümer von Kalkspath, oft mit Malachit gemengt, die Lagergestein des Kupferhübels.“

  

Eine weitere Beschreibung des Mednik haben wir bei Reuss entnommen. Reuss hat die Gruben hier befahren und folgenden sehr guten „Augenzeugenbericht“ verfasst.

Die Kiesgrube am Kupferhügel bei Kupferberg.

Einen der höchsten Punkte des böhmischen Erzgebirges macht, wie schon in dem ersten Theile bemerkt worden, der Kupferhügel, der der Stadt Presnitz gegen Süden in der Entfernung einer kleinen Stunde, denn Städtchen Kupferberg, welches unmittelbar an dessen südlichem Fusse liegt, gegen Norden gelegen ist.

Dieser Hügel ist kegelförmig, an dem mit einer Kapelle versehenen Gipfel, abgestumpft, von allen Seiten ziemlich steil abfallend. Er ist auf dem, von Westen gegen Osten fortlaufenden Gebirgsrücken, der sich nordwärts sanft gegen die Stadt Presnitz zu verflächt, südwärts sehr steil gegen das Dorf Unterhals und Kleinthal hinab fällt, aufgesetzt. Er gewährt, da er isolirt dasteht, eine sehr weit verbreitete Aussicht über einen grossen Theil des Saatzer und einen kleinen des benachbarten Leutmeritzer und Ellbogener Kreises, vorzüglich gegen Morgen und Mittag; denn an der Abendseite ist sie wegen des naheliegenden, aber viel höhern kleinen Fichtelberges, an der Mitternachtseite wegen der gleichfalls höhern Basaltberge des Spitzberges und Hassberges, beschränkter.

Die den Hügel selbst constituirende Gebirgsart gehört eigentlich, so wie ein Theil des gegen Westen und Osten von ihm auslaufenden Rückens, zu dem Urtrappe, und ist nichts als ein sehr grosskörniges Gemenge von gemeiner Hornblende und gemeinem Granate, so zwar, dass parthienweise bald dieser, bald jener vorwaltend wird. Das ganze Gebirgslager, an dem keine deutliche Schichtung wahrgenommen werden kann, fällt ziemlich flach (unter dem Winkel von 24°) gegen Nordosten ein, und hat sein Streichen St. 8,3.

Der gemeine Granat

ist gewöhnlich von einer blassbräunlichrothen Farbe, seltener braun, und zwar röthlich- gelblich- und leberbraun; am seltensten grün, und zwar oliven- und lauchgrün.

Er ist meistens derb, zuweilen drusig, und dann auf den kleinern oder grössern Drusenlöchern, und den Klüften, welche die Gebirgsart sehr häufig nach verschiedenen Richtungen durchsetzen, krystallisirt. Man findet aber nur die niedrige sechsseitige Säule, an beiden Enden mit 3 Flächen flach zugespitzt, die Zuspitzungsflächen auf die abwechselnden Seitenkanten so aufgesetzt, dass auf diejenigen abwechselnden Seitenkanten, welche bei einer Zuspitzung frei geblieben sind, die Flächen der andern Zuspitzung aufgesetzt sind. Daher alle Flächen, an der Zahl 12, gleiche rautenförmige Vierecke vorstellen. Diese Krystalle sind drei bis vier Linien hoch, und fast eben so breit, doch nur sehr klein. Innwendig ist der Granat wenigglänzend, von einem, dem Fettglanze sich annähernden Glanze. Der Bruch ist uneben, und verläuft sich in den splittrichen. Die Bruchstücke sind unbestimmteckig, nicht sonderlich scharfkantig. Der derbe bräunlichrothe kömmt von dick- und ziemlich geradschaaligen, der braune und grüne von kleinkörnig abgesonderten Stücken vor. Er ist nur an den Kanten durchscheinend. Aeusserst selten kömmt dieser Granat schon etwas dem Edlen nahe, und dann ist seine Farbe lichte oder dunkel hyacinthroth, die sich wohl auch bis in die blutrothe verzieht. Die Krystallform ist dieselbe, und gewöhnlich sind die Säulen sehr, auch nur ganz klein. Der Glanz ist stärker. Der Bruch aus dem splittrichen in den muschlichen übergehend. Er ist durchscheinend, hier und da schon halbdurchsichtig.

Die gemeine Hornblende

ist von dunkel lauchgrüner Farbe, die sich durch alle Abstufungen bis in die dunkel schwärzlichgrüne verläuft; gewöhnlich derb, nur selten auf den Drusenlöchern und Klüften in sechsseitige Säulen mit 2, im Verhältnisse der übrigen 4 schmälern, sehr breiten Seitenflächen, an den Enden mit 2 Flächen, die auf die von den sehr schmalen Seitenflächen eingeschlossenen Seitenkanten aufgesetzt sind, zugeschärft, krystallisirt. Sie ist innwendig glänzend, von einem, dem Perlmutterglanze sich nähernden Glanze. Der Bruch des krystallisirten ist geradblättrich, mit doppeltem, schiefwinklichen Durchgange der Blätter, des derben bald breit, bald schmal und büschelförmig auseinanderlaufend strahlich. Die Bruchstücke sind unbestimmteckig, nicht sonderlich scharfkantig. Sie ist von gross- grob- und klein langkörnig abgesonderten Stücken, und nur wenig an den Kanten durchscheinend.

Gewöhnlich wechseln diese beiden Fossilien parthienweise mit einander ab, so dass Massen von mehreren Fussen im Durchmesser aus derbem Granate ohne alle Beimengung, oder nur mit geringer Beimengung der Hornblende bestehen: Von jenem findet man daher ganze Blöcke an dem Abhange des Kupferhügels zerstreut. Oft giebt es wieder grosse Parthien von gemeiner Hornblende, in welche nur sparsam derber gemeiner Granat eingesprengt ist. Zuweilen ist wieder die Hornblende innig mit Granat gemengt. In diese, aus Granat und Hornblende gemengte Gebirgsart, ist nicht selten ein graulichweisser derber Kalkspath eingesprengt, oder dieser durchsetzt sie wohl auch in schwachen Trümchen.

Diese Gebirgsart macht ein bis 20 Lachter mächtiges Lager, und in demselben brechen die verschiedenen Erze hier ein. Diese bestehen aus Schwefelkiese, Magnetkiese, Magneteisensteine, Kupferkiese und Arsenickkiese. Ich will das Eigenthümliche derselben in der möglichsten Kürze ausheben.

1. Schwefelkies.

Dieser hat eine speisgelbe Farbe, die von einer Seite in die gelblichweisse, von der andern in die goldgelbe fällt. Auf den Klüften und Ablösungen ist er, obgleich selten, bräunlich oder taubenhälsig bunt angelaufen.

Er bricht meistens derb ein, nur selten ist er auf den schmalen Klüften in sehr kleine vollkommene Würfel mit geraden und glatten Flächen krystallisirt. Er hat einen unebenen Bruch von kleinem und feinem Korne, nur selten, dass er in den muschlichen übergeht, und dann ist er glänzend, da er sonst nur wenigglänzend ist. Ebenso selten zeigt er feinkörnig abgesonderte Stücke.

2. Kupferkies

von messinggelber Farbe, die sich der goldgelben nähert; auf den Klüften braun, roth, oder taubenhälsig bunt angelaufen. Er bricht nur derb, wenigstens fand ich ihn nicht krystallisirt, und hat stets einen unebenen Bruch von kleinem und feinem Korne.

5. Magnetkies

von einer Mittelfarbe zwischen blass kupferroth und speisgelb, doch letzterer sich mehr annähernd; diese fällt wohl auch schon hier und da in das Weisse. Er ist gewöhnlich etwas bräunlich angelaufen. Er kömmt nur derb oder in den Kupfer- und Schwefelkiese eingesprengt vor, hat einen unebenen Bruch von kleinem Korne. Er beunruhigt die Magnetnadel, obgleich nur schwach; in kleinen Splittern wird er aber von dem Magnete mit Heftigkeit angezogen.

4. Gemein Arsenickkies

von silber- oder graulichweisser Farbe, in die vorhergehenden Kiesgattungen nicht zu häufig und nur parthienweise eingesprengt. Beim Zerklüften oder Reiben mit dem Stahle entwickelt er den ihm eigenthümlichen Knoblauchgeruch deutlich. Diese Kiesgattungen begleitet.

5. ochriger und dichter Brauneisenstein

letzterer durchsetzt dieselben auch hier und da in sehr schwachen Trümmchen;

6. gemeiner Magneteisenstein

von vollkommen eisenschwarzer Farbe, derb und eingesprengt, selten stark-, gewöhnlich wenig- und metallisch glänzend, von unebenem, und zwar kleinkörnigem Bruche, klein- und feinkörnig abgesonderten Stücken. Dieser Magneteisenstein wird von dem Magnete stark angezogen, und zwar nur von dem Nordpole; von dem Südpole wird er hingegen zurückgestossen. In der Grube selbst fand ich kein Exemplar, das selbst wieder das Eisen angezogen hätte; aber auf den Halden findet man zuweilen Stücke, welche von dem Magnete angezogen werden, selbst wieder Eisen anziehen, und zugleich deutlich Polarität zeigen. Auf den Halden fand ich endlich noch

7. Kupfergrün

von lichte spangrüner Farbe, theils als Ueberzug, theils, obgleich nur selten, kleintraubig und nierförmig, von vollkommen und kleinmuschlichem Bruche, an den Kanten schwach durchscheinend;

8. eisenschüssiges Kupfergrün,

und zwar erdiges und schlackiges: ersteres von hoch- und lichte olivengrüner Farbe, die sich zuweilen der zeisiggrünen nähert; letzteres von dunkel olivengrüner Farbe, die sich bis in die dunkel lauchgrüne verläuft.

Von diesen beschriebenen Erzgattungen kömmt der Schwefelkies am häufigsten vor, minder häufig der Kupferkies, sparsam der Magnetkies, am sparsamsten der Arsenickkies. Der Magneteisenstein scheint nur in tiefern Punkten mit einzubrechen, wenigstens nimmt dessen Menge zu, so wie man mit dem Baue tiefer niedergeht; in höhern Punkten wird er im Gegentheile fast ganz vermisst. Die Kiesgattungen sind parthienweise von einander abgesondert, und der Kupfer- Magnet- und Arsenickkies in dem gemeinen Schwefelkies am gewöhnlichsten nur grob, klein und fein eingesprengt; doch findet man auch alle diese Kiese oft in einer und derselben Handstuffe, nebst dem Magneteisensteine, so innig gemengt beisammen, dass es dem unbewaffneten Auge schwer wird, sie von einander zu sondern. Daraus lässt sich wohl auch die Erscheinung erklären, dass man Stücke von Kupferkies findet, die so wie der Magnetkies, ja wohl noch mehr die Boussole beunruhigen.

Das Liegende des Erzlagers macht ein dunkel bräunlichschwarzer derber Glimmer von ziemlich grosskörnig abgesonderten Stücken, in welchem sehr viele, aber kleine und sehr kleine Körner eines hyacinthrothen, stark durchscheinenden oder halbdurchsichtigen Granates liegen, und in dem etwas Kupfer- und Schwefelkies eingesprengt ist. Stellenweise bemerkt man schon einen deutlichen Uebergang der Hornblende in diesen Glimmer, und dann übergeht die Farbe des letztern aus der bräunlichschwarzen durch die grünlichschwarze bis in die schwärzlich grüne, der Bruch verläuft sich aus dem blättrichen in den breit - und büschelförmig auseinander laufend strahlichen.

In tiefern Punkten ändert der Glimmer seine Farbe in die grünlich- rauch- oder gelblichgraue, und letztere zieht sich allmälig bis in die silberweiße hinüber; der Granat verschwindet ganz aus demselben, statt dessen findet sich zwischen den sehr dünnen Schichten, die er nun zeigt, etwas gelblichgrauer Quarz ein, der an Menge immer zunimmt, und mit dem Feldspathe vermehrt wird, und so den Uebergang durch den Glimmerschiefer in den Gneiss, die herrschende Gebirgsart der Gegend, macht.

Die Erze selbst kommen in der aus Granat und Hornblende gemengten Gebirgsart, dem Urtrappe, buzzenweise vor. Diese Buzzen haben oft nur einige Fusse, oft aber auch viele Lachter im Durchmesser; daher die vielen Weitungen, die man in der Grube ausgehauen findet, die 5, 6, auch mehrere Lachter hoch, und verhältnissmässig breit sind.

Der Bau ist aus dieser Ursache nicht der regelmässigste, da man nur diejenigen Punkte in dem Gebirge aufsucht, wo das Erz am mächtigsten ansteht, und diese Erzpunkte dann ganz weghauet, um in möglichst kurzer Zeit, mit den geringsten Kosten, das möglichst grösste Erzquantum zu erhalten; eine Folge der Einrichtung, dass hier, so wie bei Orpes, im Gedinge, und nicht im Schichtenlohne gearbeitet wird.

Der Bau besteht eigentlich aus einem Stollen, dem sogenannten Mariahülfestollen, der in einer nördlichen Richtung, oberhalb dem Städtchen Kupferberg, in den Kupferhügel getrieben worden ist, nicht um die Wasser zu lösen, da die Grube davon nicht beschwert wird, in dem sich alles Wasser in dem sehr klüftigen Urtrappgesteine verliehrt, sondern um die Förderung der Erze zu erleichtern. Die Länge dieses Stollens beträgt 90 Lachter, geht 40 Lachter in der St. 11,1 fort, steht 12 Lachter in Zimmerung, dann aber in dem zuletzt beschriebenen Gneisse, dessen ziemlich starke Schichten unter einem Winkel von 48° gegen Norden einfallen, und St. 6 streichen. In der 40sten Lachter ist ein Flügelort St. 9,2 getrieben, in der 50sten Lachter ein Gesenke 3 Klafter tief abgeteuft worden, mit dem man aber tiefer nieder niederzugehen aufhörte, da die Erze von dem Gneisse abgeschnitten wurden.

Vom Tage ist ein Schacht, der Mariahülferschacht, wahrscheinlich um den Wetterwechsel zu unterhalten, niedergebracht, der bis auf die Stollensohle 13 Lachter seigere Teufe einbringt, unter welche hier noch ein Gesenke 7 Lachter tief niedergeht. An den westlichen Fusse des Hügels ist noch ein zweiter Schacht befindlich, welcher bis auf den tiefern Grenmühlstollen (Frohnleichnamsstollen), der oberhalb der Grenmühle in nördlicher Richtung, aber sehr winklich, da er an dem Mundloche St. 2 zeigt, die Hauptrichtung aber St. 12 hat, in das Gneissgebirge getrieben ist, und 50 Lachter seigere Teufe einbringt, niedergebracht werden sollte, jetzt aber ersäuft ist.

Die vielen mehr und weniger tiefen Bingen und Halden, die man an allen Abhängen dieses Hügels sieht, zeugen von dem Alter des hiesigen Baues, der aber in jenen Zeiten bloss oberflächig verführt worden seyn musste. Die Erze werden hier geschossen, die Löcher mittelst achtzehnzölliger Meisselbohrer gebohrt, auf ein Loch wohl 15, 16, auch 20 Bohrer verschlagen, und 4, 6 bis 8 Loth grobes Pulver zu einem Schusse erfordert. Zu Tage werden sie auf Hunten durch den Stollen gefördert.

Es wird, wie schon gesagt worden, im Gedinge gearbeitet, und der Häuer erhält für einen Zentner des festern Erzes 11 Kr., für einen Zentner des mürbern (mürbe heissen hier diejenigen Kiese, welche mit vielen Trümmchen von ochrigem und dichtem Brauneisensteine durchsetzt sind, und sich daher leichter arbeiten lassen) 5 Kr.

Belegt ist jetzt die Grube mit 8 Mann und einem Steiger, der zugleich die Aufsicht über die nahegelegene Vitriolhütte hat. Das Gezähe giebt die Gewerkschaft, welche Se. Majestät der Kaiser sind; das Geleuchte und die Schmiedekosten muss der Häuer tragen. An Fuhrlohn wird bis an die Vitriolhütte (die Vitriolhütte in Oberhals – Anm. d. Red.) für den Zentner Erz 1 Kr. bezahlt.“

   

 
 
 

Erhaltene Zeugnisse

  

Am Mědník / Kupferhübel

  


Heute noch das Wahrzeichen für den Bergbau der vergangenen Jahrhunderte: Der Mednik oder deutsch der Kupferhübel.

 


Markant sind auf dem Kupferhübel die kaum von Vegetation überdeckten Haldenflächen. Hier sind gelegentlich auch noch Funde von Erzresten möglich.

  


Wohin man blickt, alles nur Halden des Bergbaus vergangener Jahrhunderte. Der Unterschied zur renaturierten Flächen sind deutlich zu sehen.

  


Verwachsene Pingen als Zeugen des Bergbaus.

   


Die Pingen sind in der Regel hier nicht als langgestreckte Züge angeordnet, höchstens zwei Pingen in Reihe als „Zug“ sind eher eine Ausnahme. Als Ursache ist hierfür der Vererzungstyp zu nennen.

  


Hier ein Beispiel für einen solchen „Pingenzug“ mit drei hintereinander liegenden, stark verwachsenen Pingen.

  


Ohne belaubten Bewuchs sind Form und Größe der Pingen besser sichtbar.

  


Vor dem Horizont erblickt man von hier aus auch ein anderes Zeugnis der jüngeren Bergbaugeschichte.

  


Die Landschaft hier oben ist schon sehr eindrucksvoll und aus gutem Grund „Welterbe“ geworden. Doch das Bergwerk Medenec im Hintergrund ist vom Verschwinden bedroht und vom „Welterbe“ ausgeklammert! Nach unserer Meinung ein trauriger Umgang mit der Bergbaugeschichte...

  


Der Blick von oben bietet auch einen atemberaubenden Blick auf diese Landschaft.
Foto: Martin Planitzer & Diana Lichtenthal

  


Die Drohne direkt darüber: Blick auf den Mědník/Kupferhübel mit Kapelle und Wasserwerk.
Foto: Martin Planitzer & Diana Lichtenthal

   


Der Berghang mit dem Pingenfeld.
Foto: Martin Planitzer & Diana Lichtenthal

  


Wenn man genau hinschaut, sieht man die „Piloten“ auf dem Wanderweg...
Foto: Martin Planitzer & Diana Lichtenthal

  


Zurück auf den Erdboden: Der ganze Berg sieht im Inneren wohl aus wie ein „Schweizer Käse“. Ob die Rotunde auf einer sicheren Bergfeste steht, ist nicht wirklich sicher bekannt.

  


In der Pinge unterhalb der Rotunde sind noch Anflüge von Erz zu sehen. Meistens handelt es sich um etwas Malachit.

  

Wir haben noch eine Runde über den Mědník/Kupferhügel gedreht. Es gibt ja hier auch noch genügend Aktivitäten der böhmischen Bergbaufreunde. Neben der Erhaltung des „Pferdschacht“ (Koňská jáma) und Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné gibt es auch wieder ein neues Objekt: Das Mundloch des „Felsschachtl“ (Skalní jáma) ist gerade erst von den Bergbaufreunden hergerichtet worden. Nebenbei gibt es bei diesem Objekt noch einen interessanten geologischen Aufschluss.

  


Ein schönes Beispiel für den Bergbau der Alten hier auf dem Mědník/Kupferhügel. Das Mundloch des „Felsschachtl“ (Skalní jáma) liegt direkt auf einem Erzgang. Hier wurde früher etwas Eisenerz abgebaut.

  


Oberhalb vom Mundloch ist der Gang noch gut zu sehen...

  


Von oben sieht mán´s noch besser...

 


Dieser geologische Aufschluss befindet sich vor dem „Felsschachtl“ (Skalní jáma) am anstehenden Gebirge.

  


Hier sieht man u. a. Hedenbergit, ein Silikatmineral, das auf solchen Lagerstätten recht häufig vorkommt...

  


...und auch einige Stücken mit Anflügen von Malachit waren hier im Geröll zu finden. Wen wundert es auch, wir sind ja in Kupferberg.

  


Ziel des späteren Bergbaus auf dem Mědník/Kupferhügel waren auch die komplexen Eisen- und Kupferverbindungen, die für die Herstellung von anfangs Kupfervitriol, im ausgehenden 18. Jahrhundert dann Eisenvitriol oder einem Gemisch aus beiden. Reste von Malachit sind an diesem Gangstück mit derben Kieserzen noch deutlich zu erkennen.

  


Ein Belegstück vom Granat-Amphibolit-Skarn mit wenig Calcit, Granat xx und etwas Malachit.

   


Und hier ein Granat-Chlorit-Skarn mit Hedenbergit.

 

 
 
 

Das Besucherbergwerk Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné

  


Zum Besucherbergwerk Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné führt ein Weg über den Kupferhübel vorbei an der Kapelle, durch die recht interessante Haldenlandschaft.

  


Vorbei an etlichen Pingen und Halden...

  


Hier werden auch die Spuren der Mineraliensammler sichtbar.

  

Auf dem „regulären“ Besucherweg

  

Wir hatten die Gelegenheit im Mai 2018, noch vor der offiziellen Wiedereröffnung der Grube, alles in Augenschein zu nehmen und für die Nachwelt digital zu dokumentieren. Dafür vielen Dank an Ivan Cader, dem Betreiber der dortigen beiden Besuchergruben.

 


Da wir nicht nur den Besucherweg befahren wollten haben wir uns wieder für die fast volle Ausrüstung entschieden...

  


… und vor der Einfahrt schnell noch Ivan‘s Frühstück dokumentiert.

  


Das Mundloch ist noch tadellos erhalten so wie es einst die Leute von GARMICA herrichteten.

  


Ohne Worte...

  


Die letzte Befahrung vor 20 Jahren haben wir noch mit dem vergleichsweise leistungsschwachen Geleucht der Wismut unternommen, heute sehen wir viel mehr mit den tschechischen Höfo- LED- Lampen! Zur Zeit läuft gerade die Ertüchtigung des Besucherweges. Vieles ist noch von 2007, teilweise noch gut intakt, doch vieles muss nach und nach in Ordnung gebracht werden. Daher steht überall das Ausbaumaterial umher. Die Elektroanlage von damals funktioniert aber immer noch!

  


Anstehende Gangstruktur im Mundlochbereich, dieser folgt die Auffahrung des
Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné.

 


Stollnverlauf in Richtung der „Malachitkammern“. Das Tragwerk ist an
notwendigen Stellen schon erneuert worden.

  


Am Schacht der zum oberen Stolln führt – den befahren wir später.

  


Der Hauptstolln ist mit Firstverzug versehen. Das Gebirge ist doch etwas wandelbar.

  


Etwas Malachit findet der aufmerksame Besucher immer noch, ist mittlerweile aber selten in diesem Grubenabschnitt.

  


Vom Haupttrakt führen viele kleine „Hoffnungsbaue“ in das Grubenfeld.

  


Überall sind auch auf den kleinsten Gangstrukturen Örter angelegt.

  


Weiter auf dem Hauptstolln in Richtung der früheren „Malachitkammern“.

  


Malachit ist nur noch an sehr wenigen Stellen sichtbar, so wie hier.

   


An den sogenannten „Malachitkammern“ angekommen: Hier im Bild der Aufstieg zur oberen Sohle.

 


Oben angekommen… noch alles wie früher, nur abgesperrt.

  


Ziemlich unregelmäßig erscheinende Weitungen...

  


...folgen den Erzlinsen in den sich kreuzenden Gängen.

  


Überall sind Durchhiebe.

  


Der Anblick ist verwirrend. Aber diese Ansicht kommt mir irgendwie bekannt vor…

  


Ja, die alte Fotografie von vor über 100 Jahren! Wir stehen an fast derselben Stelle, wie der Fotograf damals, verändert hat sich nicht all zu viel.

  


In unmittelbarer Nähe befindet sich auch der Mariahilfer Tageschacht. Dieser dient nur der Bewetterung und im Notfall kann über diesen Schacht auch eine Personenbergung durchgeführt werden. Die tschechischen Hilfskräfte der verschiedensten Organisationen trainieren hier!

  

 
 
 

Auf Hoffnung gebaut...

  

Im Mariahilf Stolln gibt es unzählige Grubenbaue. Viele davon sind nur „in Hoffnung“ entstanden, ohne das dort jemals Erz gefunden wurde. Wir haben uns einige solcher Baue im Besucherbereich angeschaut.

 


Aus heutiger Sicht ist es manchmal schon rätselhaft, warum die „Alten“ hier eingeschlagen haben. Jedoch bildeten die z. T. heute noch sichtbaren Gangstrukturen für sie wohl eine Art Wegweiser.

  


Ein bißchen Hämatit - aber was sonst?

 


Die Richtstrecken sind fast immer in einem mannshohen Profil ausgeschlagen und folgen ebenfalls kleinen Klüften oder Gangstrukturen.

  


Mal mit Gegenlicht...

  


Wirkliche Gangstrukturen sind meistens kaum erkennbar.

 


Hier ein kleiner Abbau wo wohl ein Erzlager abgebaut wurde. Gut zu erkennen die Lage der einkommenden Richtstrecke.

  


Der Strecke folgen wir noch bis an einen Bruch oder verfüllten Schacht. Hier ist wieder Schluß für uns.

  

Alter Mann...

  

Auf dem Niveau des Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné gibt es natürlich auch viele Bereiche die nicht für den normalen Besucherverkehr frei gegeben sind. Warum dies so ist, kann man aus dem Bildmaterial gut ersehen.

Der Mědník/Kupferhügel ist nämlich auf keinem Fall so „stabil“, wie viele denken. Der Bergbau hier glich eher einem Raubbau. Die „Alten“ holten jegliches Erz heraus, Hauptsache Erz! Aufgrund der geologisch- mineralischen Beschaffenheit gibt es hier keine regelmäßige Vererzung, wie beim Gangerzbergbau an vielen anderen Stellen des Erzgebirges, demzufolge auch keine „Ordnung“ bei der Gewinnung. Man nahm alles mit und es kam ja sowieso in die Vitriolhütte nach Oberhals. Dort konnte jedes „Krümel“ verarbeitet werden...

  


Der Zugang zu solch einem Grubenbau.

 


Die Brocken hier liegen zwar schon länger – beruhigt aber nicht wirklich.

  


Ein ziemlicher Bruchschuppen...

  


Die „Alten“ müssen hier irgendwo brauchbares Erz gefunden haben...

  


Außer ein paar rot verfärbten Tropfstellen finden wir hier nichts mehr...

  


Hier kann man drüber, muss man aber nicht.

  


Der Verlauf der Gangstrukturen ist manchmakl noch zu erahnen. Die „Alten“ haben jedenfalls
alles mitgenommen, ohne Rücksicht!

  


Der Abbau lag genau im Verlauf einer Feldstrecke. Die großen Brocken auf der Sohle, die hier alles versperren, erweisen sich als taube Berge, die man einfach liegengelassen hat.

  


Diese Feld- oder Richtstrecke weist eine interessante Endschaft auf...

  


Ein kleines Steigort und alles mittels Schlägel und Eisen vorgetrieben.

  


Besonders ordentlich ist aber auch die Sohle nicht nachgerissen...

  


Die Feld- oder Richtstrecke verlief aber im Bereich des verbrochenen Abbaus
noch in eine andere Richtung.

 


Durch dieses „Loch“ gelangen wir in die andere Richtung. Die Strecke hier ist ebenfalls wieder auf einer Gangstruktur aufgefahren und hat eine größere Linse mit Erz erreicht.

  


Gleich hinter dem Zugang ist ein kleiner Durchschlag in einen Abbau sichtbar.

  


Der Blick in Richtung des verbrochenen Abbaus. Links im Bild der Durchschlag in einen weiteren Abbau.

  


Nach den Hohlräumen zu urteilen, muss dieser Abbau einiges Erz gebracht haben.

   


Hier steht ausnahmsweise auch mal Wasser drin...

  


Weiter der Strecke nach bis zu ihrer Endschaft.

   


Immer noch kein Ende in Sicht...

   


Hier ist Schluß!

 


Auf dem Rückweg müssen wir wieder über den Bergehaufen im ersten Abbau.

  


Jetzt von der anderen Seite...

  


Gleich sind wir zurück im Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné...

  

 
 
 

Der Fronleichnam Stolln, früher Grenmühlen Stolln

  

Dieser Stolln ist die tiefste Auffahrung unter dem Mědník/Kupferhügel und bringt nahezu 90 m Teufe unter der Kuppe ein. Es handelt sich wirklich um einen Wasserlösestolln, der früher die zusetzenden Wasser, meistens Regen- und Tauwasser abführte. Das Mundloch des Stolln lag unweit der Grenmühle, einer Meerrettichmühle und ist heute ebenso wie die Mühle nicht mehr erhalten.

Die Wasser des an mehreren Stellen verbrochenen Stolln werden dennoch wirtschaftlich genutzt. Wir haben Teile des Stolln schon vor über 20 Jahren befahren. Leider ist dies seit Sommer 2018 nicht mehr möglich. Damals ereignete sich ein Bruch im Bereich des Besucherbergwerkes und verschüttete den vorderen Teil des Stollns, der dadurch nicht mehr fahrbar ist und wohl auch bleiben wird.

 


Der Zugang zum Fronleichnam Stolln erfolgt über eine Feldstrecke vom
Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné aus.

  


Die endet an einem Abbau…

  


Und hier führt ein Gesprenge hinab auf den Stolln.

  


Markant auf dem Fronleichnam Stolln ist der zähe und recht hoch stehende, kittartige Schlamm.
Eine Befahrung mit Stiefeln ist schwierig, da diese ständig im Schlamm fest stecken bleiben und man
sie schnell unfreiwillig auszieht!

  


Hier ein Eindruck vom tiefen Stolln auf einem Dia von 1998.

  


Schlamm und Brüche behinderten schon damals ein Vorankommen, das dann sowieso
an einem weiteren Bruch zu Ende war!

  


Im Abbau zwischen dem Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné und Fronleichnam Stolln
gibt es auch noch diesen kleinen Einhieb.

  


Der Abbau mit dem Zugang zum Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné.

   

 
 
 

Die obere Sohle am Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné

  

Ein weiterer Teil des Besucherbergwerks Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné ist der obere Stolln. Dieser wird auch Pferd- Stolln- Sohle genannt. Ob dieser Teil des BBW den Besuchern noch zugänglich gemacht wird, wissen wir nicht. Erreichbar ist diese Sohle über einen Blindschacht vom Mariahilf Stolln/Štola Marie Pomocné aus.

  


Hier geht es hoch. Ordentlich augezimmert...

  


Ausstieg aus dem Blindschacht auf dem oberen Stolln. Der Ausbau ist schon etwas älter,
aber immer noch gut intakt. Der Blick in Richtung Mundloch.

  


Es handelt sich um einen reinen Hoffnungsbau ohne bedeutende Aufschlüsse.

  


Der Stolln ist sehr sauber in Schlägel und Eisen- Arbeit aufgefahren.

 


Er folgt wieder einem Trümchen...

   


...und den Abmessungen nach könnte er schon recht alt sein.

  


Ein paar Lichtspiele...

  


Ziemlich eng.

  


Endschaft mit mobilem Größenvergleich.

    


Die Endschaft läßt wieder etwas von der Auffahrungstechnologie erahnen.

 

 
 
 

Das Besucherbergwerk Gelobt Land Stolln / Štola Země zaslíbená

  

Über diesem Stoln haben wir 2015 erstmals berichtet und übernehmen unsere kleine Dokumentation aus dem dazu erstellten Beitrag an diese Stelle.

So klein wie die Grubenanlage derzeit auch ist, ein Besuch bei Ivan Cadár und seinen Bergbaufreunden lohnt sich auf jeden Fall.

  


 Der Mednik – Der Kupferberg von der Stadt aus gesehen.

  


Das Stollnmundloch befindet sich unweit des Parkplatzes.

  


...und direkt unterhalb der Andachtsstätte.

  


Das Mundloch des „Gelobt Land Stolln“ ist neu in Trockenmauerung gesetzt.

 


...und von innen mit Holzausbau versehen.

  


Die Aufwältigung erforderte doch einen recht großen Arbeits- und Materialaufwand und auch den Einsatz von schwerer Technik. Dies ist aber auf dem ersten Blick nicht sofort sichtbar, aber auf der Facebook-Seite des Vereins in diversen Alben dokumentiert.

  


Im vorderen Bereich des Stolln wird auch ein Druckkasten als Gebirgssicherung eingesetzt. Überhaupt wird hier noch viel mit Holz gearbeitet, was auch einen großen Instandhaltungsaufwand verursacht.

  


Hin und wieder sind auch Gangstrukturen sichtbar, aber ohne Erz.

  


Der Hauptstolln der recht weitläufigen Grube – man hat nur erst einen kleinen Teil gewältigt.

  


Das Stollnprofil ist zwar mitunter mannshoch aber von sehr unterschiedlicher Kontur.

  


So wie hier zum Beispiel.

  


Ein kleiner teilweise freigelegter Abbau im Einfallen des Erzganges.

  


Hier mit einer „Puppe“ als Bergmann.

  


Noch ein Abbau.

 


Wieder ein Streckenbild auf dem Stolln.

  


Blick aus einem Abbau in Richtung auf den Stolln. Die Abbaue haben hier Ähnlichkeit mit kleinen Weitungsbauen mit Sicherheitspfeilern, wohl bedingt durch die Struktur der Erzvorkommen.

  


Kleines Stillleben mit Karbidlampe.

  


Wir befahren einen über dem Stolln liegenden Abbau.

  


Unsere Befahrungsgruppe im Abbau. Hier gibt es eben genügend Platz für ein Gruppenbild.

  


Hier haben die alten mal ein bißchen Erz stehengelassen...

  


Da auch.

  


Mitunter sind die "Weitungsbaue" ziemlich eng geblieben.

  


Hier eher gangförmig.

  


So, wieder zurück auf der Hauptstrecke und noch ein paar Aufnahmen auf dem Stolln...

  


 So wie hier...

  


 An vielen Stellen haben die Bergbaufreunde mit diversen Gerätschaften kleine Stillleben eingerichtet - hier verschiedenes Gezähe... 

  


Laufkarren für den Transport auf dem Stolln...

  


...oder auch die Beleuchtung der Bergleute in früheren Zeiten dokumentiert. Neben dem „modernen“ Karbidgeleucht auch ein Kienspanhalter.

  


Ein letztes Streckenbild, bevor wir wieder ausfahren.

  


 Hier sind die Arbeiten vorerst eingestellt, sollen aber noch weiter geführt werden.

  


Aufschluss eines Störungsbereiches.

  


Wieder draußen!

  

Die gegenwärtigen Aufwältigungsarbeiten durch die tschechischen Bergbaufreunde sind noch lange nicht zu Ende. Inwieweit die Berggebäude dann für den Besucherbetrieb noch erweitert werden können, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden. Auf jeden Fall lohnt sich immer ein Besuch, vor allem für die Freunde des Altbergbaus!

Glück Auf!

L. M.

   

 
 
 

Weiterführende Quellen

         Allgemeine Quellen

  1. wikipedia.de

  2. archive.org (Digitalisate)

  3. SLUB Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (Digitalisate)

  4. geoportal.suzk.cz (Kartenmaterial)

  5. boehmisches-erzgebirge.de (historisches Bildmaterial)

  6. Ferber, Johann Jacob: Beiträge zur Mineralgeschichte von Böhmen, Berlin, 1774

  7. Reuß, Franz Ambrosius: Mineralogische und bergmännische Bemerkungen über Böhmen, Berlin 1801

  8. Siegfried Sieber: Geschichtliches von der Spitzenklöpplerei im Böhmischen Erzgebirge.

  9. Ponfikl, Joseph Eduard: Vollständiger Umriß einer statistischen Topographie des Königreichs Böhmen. 1828

  10. von Sternberg, Kaspar: Umrisse einer Geschichte der böhmischen Bergwerke, Prag, 1836; erster Band

  11. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen; statistisch-topographisch dargestellt; Fünfzehnter Band. Elbogner Kreis. 1847

  12. Jokely, Johann : Die geologische Beschaffenheit des Erzgebirges im Saazer Kreise in Böhmen. Von k. k. geologischen Reichsanstalt, 1856

  13. Neumann, Josef: Beschreibung der bekanntesten Kupfermünzen, 5. Band, im Verlag des Verfassers, Prag, 1868 (zu Christof von Taubenreuther)

  14. von Bergenhold, Johann Ferdinand Schmidt: Bergbau- Hüttenwesen im Königreiche Böhmen von den Ältesten bis auf die Neuesten … 1873

  15. Sauer, A.: Erläuterungen zur geologischen Specialkarte des Königreichs Sachsen, Blatt 148: Section Kupferberg - Hammer-Unterwiesenthal, Leipzig, 1882
     
     
    Zu Kupferberg
     

  16. https://stola-zeme-zaslibena-mednik-med.webnode.cz/

  17. http://www.kultura.cz/profile/2171-historicke-rudne-doly-mednik-medenec

    Anmerkung:

    Wir haben von den beiden oben stehenden Internetseiten die Texte aus der Hand von Ivan Cader frei übersetzt, eine deutsche Fassung erstellt und mit Ergänzungen versehen. Der Autor Ivan Cader hat leider keine Angaben zu den Quellen seiner beiden Texte gemacht.