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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Mai 2013, letzte Aktualisierung Juli 2015.

  

 
 

Die Grüner Zweig Fundgrube samt Gnade Gottes Stolln zu Schlettau 

Die nachstehende Bilddokumentation nebst Text entstand durch den Bergbaufreund Jens Rauch während einer Befahrung dieser Grube am 12. November 2005. Die Befahrung wurde durch den Bergbauverein „Hülfe des Herrn Alte Silberfundgrube Merzdorf/Biensdorf“ organisiert und zusammen mit Mitgliedern der „Schlettauer Knappschaft“ durchgeführt. Alle Bilddokumente sind noch mittels analoger Fotografie entstanden. 

 

Es war einmal vor langer Zeit ...

nein - kein Märchen sondern die Bergbaugeschichte vom „Grünen Zweig zu Schlettau“ soll hier kurz dargelegt werden. Seit wann sich in der Gegend von Schlettau Bergleute mit Schlägel und Eisen ins innere der Erde vorarbeiteten, um Erze wie Zinn, Silber und Kobalt zu tage zu fördern, ist nicht mehr genau nachvollziehbar. Vermutlich liegen die Anfänge des Bergbaus um 1400, da die älteste Urkunde aus dem Jahr 1394 vorliegt. In einer Tauschurkunde aus dem Jahr 1413, mit der das Kloster Grünhain von den Schönburgern die kleine böhmische (!) Herrschaft Schlettau erwarb, geht hervor, daß Bergwerke, Hämmer und Waldungen übergeben wurden.

Eine Urkunde vom 14.Mai 1477 über den Schlettauer Bergbau besagt, daß Caspar von Schönberg, Herr zu Purschenstein, mit seiner Gewerkschaft die Fundgrube zum „Reichen Spat“ erschlossen hatte, aber trotz jahrelangen Mühens nicht genügend Ausbeute einbrachte und daher erhebliche Zubuße gezahlt werden mußte. Daraufhin sahen sich die Purschensteiner gezwungen, sich beim Landesherren Kurfürst Ernst und Albrecht von Sachsen, für 10 Jahre von den üblichen Bergabgaben befreien zu lassen. Mit der Begnadigung für die erbetene Münzfreiheit sollte gleichzeitig anderen Anregung gegeben werden, Bergbau zu betreiben.

In der Tat regte die Münzfreiheit viele Leute an, hier in Schlettau nach Silber zu schürfen. Zum Ende des 15. Jahrhunderts bis hin zur Reformationszeit schossen Bergwerksanlagen wie Pilze aus dem Boden. Die Jahre von 1500 – 1525 kann man als erfolgreichste Jahre für den Schlettauer Bergbau bezeichnen. Es war die Blütezeit und gleichzeitig wirtschaftlichste Glanzzeit für die Stadt. Wieviele Gruben in Betrieb waren, es mögen über 100 gewesen sein, ist nicht mehr bekannt, denn bei den Stadtbränden von 1600 und 1604 im benachbarten Annaberg (Schlettau unterstand dem Bergamt Annaberg) gingen die Akten verloren. Von großer Bedeutung waren die Gruben „Reicher Spat“, „Grüner Zweig“ und „Fürst Michaelis“, die mit ihrem Ausbringen den Besitzern von Kuxen zu großem Reichtum verhalfen.

Im Jahre 1515 erhielt Schlettau die Rechte einer Bergstadt und 1521 eine eigene Bergordnung, woraus zu schließen ist, daß der Bergbau bereits damals eine beachtliche Ausdehnung angenommen hatte.  Wie in allen Bergrevieren kam auch in Schlettau zum Ende des 16. Jahrhunderts der Bergbau zum Erliegen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts besann man sich wieder auf den Bergbau und es wurden mit Unterstützung durch das Land Sachsen die Gruben wieder aufgewältigt, neue Gänge aufgeschlossen, Schächte abgeteuft und Wasserkünste zum Entwässern der Gruben eingebaut. Mit zunehmender Mechanisierung der Gruben erlebte auch das Handwerk wieder einen Aufschwung. So konnte durch die Einführung der Bohr- und Schießarbeit mit Schwarzpulver auf den Gängen gut 3 – 4 Lachter Vortrieb je Quartal erreicht werden.

 


 
Situationsriß zur Befahrung. Die Fotostandorte sind mit Zahlen im Riß bemerkt und finden sich an den jeweiligen Bildern wieder, so daß man hier den Standort finden kann.
 
  

1759 war der Bergbau wieder so intensiv, daß Schlettau ein eigenes Oberzehntenamt besaß. Im „Grünen Zweig“, der im Jahr 1767 neu gemutet wurde, war man auch sehr fündig. 200 Zentner Erz holte man aus dem Stolln mit einer Länge von 250 Lachtern. Er besaß zwei Tagesschächte mit 35 Lachtern und 10 Lachtern Teufe sowie mit einem 19 Ellen hohen Kunstrad im Kunstschacht.  

Das vorerst letzte Berggeschrei erlebte die Grube 1971. Durch die geologische Erkundung der SDAG Wismut erfolgte eine weitere Untersuchung sowohl unter Tage als auch durch mehrere Bohrungen von über Tage aus. Die Jahrestafel (1971//W) am Auflager beim Kunstschacht stammt aus dieser Zeit. Danach verfiel das Mundloch völlig und außer der Stollnhalde erinnerte fast nichts mehr an die südwestlich von Schlettau am „Krummen Weg“. 

Anfang der 1990er Jahre interessierten sich Freiberger Bergbaufreunde für diese Grubenanlage. Da das Mundloch zwar teilweise freigelegt, aber die Grubenbaue wegen der verbrochenen Rösche abgesoffen waren, ist die Anlage mit Hilfe einer Benzinmotorpumpe gesümpft worden. Diese Zeremonie dauerte mehre Stunden und erst als der gesamte Benzinvorrat aufgebraucht war konnte wieder eine Erstbefahrung stattfinden. Dabei entstanden erste Bilddokumente und ein Befahrungsbericht. 

Der in Schlettau wohnende Bergingenieur Jürgen Ziller interessierte sich schon länger für die Grube, war ihm doch durch Recherchen im Bergarchiv Freiberg zur Projektierung und Planung des BBW „Markus Röhling“ die Grube bestens bekannt. Auch führten ihn zahlreiche Spaziergänge dahin. 1995 war es dann so weit, das Mundloch wurde aufgewältigt und die Grube war wieder befahrbar. Zum Vorschein kamen wunderbar geschlägelte Grubenbaue, mehrere Gesenke mit entsprechender Hornstatt, eine Radkammer mit dazugehörigen Kunstschacht, Gewölbemauern und Markscheidetafeln. Die Bergknappschaft Schlettau, erstmals 1504 erwähnt und 1999 wieder gegründet, erhielt 2001 die Nachnutzungsrechte als Vereinsbergwerk. Im Jahr 2002 wurde dann auf dem Einstiegschacht eine Kaue errichtet und die Stollnentwässerung auf das Niveau der „Roten Pfütze“ abgesenkt.  

2003 wurde dann ein alter Abbau, dessen Wurzeln sicherlich in die große Silberzeit um 1500 zurück reichen, aus Sicherheitsgründen verwahrt. Dabei erreichte man den 10 m über dem „Grün-Zweiger-Stolln“ liegenden „Röschenstolln“, der ehemals das Aufschlagwasser zum 19 Ellen hohen oberschlächtigen Wasserrad am Kunstschacht gebracht hat. In der Regel lief das Aufschlagwasser auf der Sohle des Röschestollns. Hier ist aber die Besonderheit, daß die Rösche einen Schacht und einen Abbau überqueren musste. Dafür wurden damals Auflagen für die Gefluter im Hangenden geschaffen. Allein die Exaktheit, mit der die Bergleute diese Auflagen aus dem festen Gneis heraus geschlägelt haben ist eine Meisterleistung.

 

 

 


 Blick vom „Krummen Weg“ am Abzweig des Häuersteiges zur Grube, zurück nach Schlettau.
   

  
Egal wo man hinschaut, in der Landschaft finden sich immer schöne Fotomotive.
 


Blick über das Tal der „Roten Pfütze“ auf Schlettau.
 


Blick über die „Rote Pfütze“ zum Einstiegsschacht.
  


Diese Kaue ist heute der einzige Zugang zur Grubenanlage...
  


...auch für Materialtransporte. Das eigentliche Mundloch ist nur mit einem Wasserdurchlass versehen durch einen Bergsicherungsbetrieb leider verwahrt worden.
  

 

 


Die Einfahrt hier ist etwas anders...
    


(1) Blick in den Einstiegsschacht.
 


 (1) Das Füllort des Einstiegsschachtes auf Niveau des Stollns.
 


(2) Der Hauptstolln, auch „Gnade Gottes Stolln“ genannt, ist auf dem „Freundlich Bergmänner Flachen“ aufgefahren. Der Gang streicht SSO – NNW  und wurde 520 m aufgefahren, wovon heute noch 350 m fahrbar sind.
   


(3) Die Grubenbereiche mit Spuren der Schlägel- und Eisenarbeit gehören mit zu den frühen Betriebsperioden.
   


(4) Die Gangmächtigkeit ist hier eher bescheiden.
 


(5) Die gerade Firste auf dem Hauptstolln zeugt ebenfalls von einer früheren Betriebsperiode. In späteren Zeiten ist die Strosse nachgerissen worden, um das anfallende Grubenwasser besser abzuführen.
 


(7) Hier ist ein weiteres Ort angeschlagen worden.
  


(6) Es verfolgt hier nur einen sehr schmalen Gang. Solche „Hoffnungsbaue“ sind typisch für das 18. Jahrhundert.
  


(8) Hauptstolln im Bereich eines leeren Abbaus.
 


(9) Vom Hauptstolln nach links abgehendes Nebenort zur Ganguntersuchung.
 


(10) Auffahrung im Gangeinfallen mit markanter Wassersaige.
 


(11) Normales Stollnprofil ohne Wassersaige. 
 


(12) Stollnverlauf im Bereich eines kleinen Untersuchungsgesenkes.
 


(13) Bei etwa 135 m vom Einstiegsschacht erreicht man ein gut 35 m tiefes Gesenk.
 


(13) Über dem Gesenk stand zu Betriebszeiten eine Haspel.
 


(13) Blick über das Gesenk zurück. Mit dem Gesenk folgte man den im Bereich der Firste bereits abgebauten Gangflächen in die Tiefe.
 


(14) Ortsbetrieb abseits des Hauptstollns in Richtung des verfüllten „Alten Tagesschachtes“.
 

   

 


(15) Hier befindet sich ein leerer etwa 8 m hoher Firstenbau der „Alten“.
 


(15) Der Abbau ist mit einer Kopfschutzbühne gegen Steinfall gesichert.
 


(16) Bei etwa 190 m vom Einstiegsschacht ist vom „Freundlich Bergmänner Flachen“ ein weiterer Gang überfahren und durch Ortsbetrieb von den „Alten“ in Augenschein genommen worden.
 


(16) Leider ist die Strecke nur noch ein kurzes Stück fahrbar...
 


(16) …und führte zum „Neuen Tagesschacht“, der ebenfalls verfüllt ist.
 


(17) Blick zu den Verfüllmassen des Tagesschachtes.
 


(17) ...hier mit einem mobilen Maßstab.
 


(18) An Stellen, wo der Stolln „Mannshoch“ ist, kann man seinen krummen Hals wieder aufrichten. Das Profilmaß des Hauptstollns entspricht in der Regel dem des klassischen Erbstolln von gut 1 Lachter Höhe...
 


(19) .....wie hier im Bild gut zu erkennen ist. Die Ursache für die „rote Brühe“ ist auch schnell gefunden.
 


(20) Bei gut 230 m vom Einstiegsschacht erreichen wir ein weiteres Gesenk. Dies hat mit der darunterliegenden Gezeugstrecke Verbindung und leitet ebenfalls noch das aufgestaute Standwasser hinter einem Bruch ab. 
   


(20) Blick vom Hauptstolln zum Gesenk.
 


(20) Das Entfernungsmaß wurde in großen Lettern von den Wismut-Geologen im Stolln verewigt.
  

   

 


(21) Angekommen in der Radstube, dem Höhepunkt unserer kleinen Befahrung.
  


(21) Für diese kleine Grube ist es eine ziemlich beeindruckende Radstube.
  


(21) Die Schlägel- und Eisenarbeit ist hier irgendwie beeindruckend.
  


(21) Blick aus dem Niveau der Wellenlager in die Radstube.
   


(21) Weil´s so schön ist, nochmal....
    


(21) ...und nochmal halb Wellenort und halb Radstube, irgendwie beeindruckend. 
   


(21) Die Räumlichkeit ist dabei mit unserer Fototechnik kaum zu erfassen... 
  


(21) ...wie hier die Aufnahme ohne den mobilen Maßstab zeigt.
  


(22)  Ein imposanter Gewölbebogen am Zugang zum Kunstschacht.
  


(22) Blick von oben zum gut 35 m tiefen Kunst- und Treibeschacht.  
  


(22) Im Bereich des Auflagers der Radwelle sind einige Jahrestafeln sichtbar.
   


(22) Diese hier belegt die Untersuchungszeit der Wismut. 
   


(23) Hoffnungsbau auf dem Gang. 
  


(24) Markscheide.
   


(24) Leider kann ich heute nicht sagen, für wen die Initialen "F. B." stehen.
  


Die Auffahrung nach dem Kunstschacht weiter in das Grubenfeld hinein.  
   


(26) Je nach Einfallen des Ganges verläuft der Hauptstolln auch mal so.
  


(27) Wir nähern uns nun der 300 m Entfernungsmarke. 
  


(29) Ein ziemlich ausgedehnter Abbau erregt hier unsere Aufmerksamkeit.
  


(30) In diesem Bereich haben die „Alten“ sicher wieder Erz gefunden, nur leider wir nicht mehr.
  


(30) Blick in den Abbau aus der bestmöglichsten Perspektive.
  


(31) Wir schauen auch in die kleineren Örter im Bereich des Abbaus...
  


(32) ...und finden sogar noch einen Beleg aus der Wismutzeit, zwar nur ein Zettel auf dem man nichts mehr lesen kann, doch verbleibt dieser Untertage.
 


(32) Untersuchungsort im Bereich des Abbaus. Der Hauptgang ist eben sehr stark absetzig und machte mit diesem Verhalten unseren „Alten“ das Leben schwer. So schnell wie die Erzführung auftauchte, war sie auch wieder zu Ende...
  


(33) Wir fahren weiter auf dem Hauptstolln der jetzigen Endschaft entgegen.
 


(34) Hier zeigt sich der Stolln mit einer großen Auffahrungshöhe, die allein dem benötigten Wetterzug geschuldet war.
 


(35) Wieder ein kleiner Abbau...
 


(36) ...Dann wieder nur Strecke...
 


(37) ….bis zum Ende unserer Tour an diesem Bruch. Er hat seine Ursache wohl in einem ausgelaufenen Abbau oder Schacht.
 

Deshalb endet nun auch unsere Befahrung nach 350 m und ob wir je die restlichen 170 m noch in Augenschein nehmen können, ist sehr fraglich. Aufgrund des fehlenden Mundloches oder einer anderen Möglichkeit für den Abtransport der Bruchmassen ist eine Aufwältigung nicht durchführbar.