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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Februar 2013, letzte Aktualisierung Juli 2015.

  

Der Werner Stolln

Diese wassertechnische Einrichtung des Sächsischen Bergbaus stand immer etwas im Schatten anderer großer bekannter Bauwerke. Auch ist von den Gruben, denen diese Einrichtung einen großen Nutzen brachte, zumindest übertägig nichts mehr in der Landschaft sichtbar; alles ist geschliffen oder unter einer riesigen Industriemüllkippe verschwunden. Der „Werner Stolln“ ist heute noch untertage im Bereich der so genannten „Neumorgensterner Rösche“ vollständig erhalten. Auch sind fast alle Röschenmundlöcher intakt und der Grabenverlauf von Muldenhütten bis zur Rösche am Rosinenwald ist noch gut erhalten. Ebenso das gemauerte Muldenwehr in Weissenborn. Aber dazu mehr an anderer Stelle. 

Für dieses Bauwerk kursieren heutzutage verschiedene Namen. Der richtige Namen lautet eigentlich „Werner Stolln“. Doch weil diese wassertechnische Einrichtung aus verschiedenen Komponenten besteht, wie Gräben und Röschen, ist der Name „Stolln“ eher unzutreffend. Deshalb auch die vielen Versionen wie „Wernerstolln- Wasserleitung“, „Wernerrösche“ usw. Wir haben uns daher entschlossen, dieses Bauwerk auch weiterhin in seiner Gesamtheit als „Werner Stolln“ zu bezeichnen. Einzig als „Stolln“ würde die „Neumorgensterner Rösche“ bestehen und deshalb haben wohl auch schon die „Alten“ diesen Komplex als „Werner Stolln“ bezeichnet, obwohl dies eben auch nur eine „Rösche“ ist. Dabei ist die Namensgebung eigentlich einer Person gewidmet, Abraham Gottlob Werner. 

Nachstehende Beschreibung der Wernerstolln- Wasserleitung ist im Jahrbuch für den „Berg- und Hütten-Mann“ auf das Jahr 1863 enthalten und soll hier - mit Anmerkungen und Erklärungen - vollständig wiedergegeben werden. Eine bessere Beschreibung dieser wassertechnischen Einrichtung des Freiberger Bergbaus können auch wir nicht abliefern und warum sollen wir das Fahrrad auch zweimal erfinden...

 

Beschreibung der Wernerstolln-Wasserleitung.

Von L. R. Förster, Bergwerks-Candidat. 1863

 

Geschichtliche Entstehung der Wernerstolln-Wasserleitung.

Zu den  in  den  neunziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  von dem  Bergrath Werner  ausgegangenen Vorschlägen zur Verbesserung der Aufschlagswasser-Oecconomie in dem Freiberger Bergamtsrevier, gehört  die  Ableitung  der  Muldenwasser  vom  Berthelsdorfer Mühlenwehre mittelst einer daselbst anzusetzenden und durch das Hohebirkner und obere Halsbrücker Revier circa 3.656 Lachter lang zu treibenden Rösche, um zwischen dieser und dem Mundloche des Alten tiefen Fürstenstollns 5 bis 6 Kunstradgefälle zu gewinnen.

 

Anmerkung der Redaktion: Kunstradgefälle ist ein nicht definiertes Maß für die Nutzung mehrerer Kunsträder übereinander oder die Mehrfachnutzung von Aufschlagwasser durch die entsprechende Fallhöhe.  Auch als „mehrfache Gefälleconcentrationen“ bezeichnet.
 

Es war hierbei insbesondere mit darauf abgesehen, einen Röschenflügel in der Nähe der am linken Gehänge des Muldenthales liegenden auflässigen Grube Johannes Erbst. wieder zu Tage aus zu treiben, um einen Theil der Muldenwasser zur höhern Beaufschlagung der zu Neuer Morgenstern Erbstolln und zu der Muldner Schmelzhütte gehörigen Räder zu benutzen. Bei den, über diesen Plan in den Jahren 1816, 1820, 1823 und 1826 gepflogenen Verhandlungen erkannte man aber, daß in trockenen Zeiten die Wasser in der Mulde nicht einmal zur Befriedigung des Bedürfnisses bei der Muldner Schmelzhütte und bei Neuer Morgenstern Erbst. zureichten, wonach, wenn auch der, zu wenigstens 300.000 Thalern veranschlagte Plan der Zuleitung der Muldenwasser vom Berthelsdorfer Mühlenwehre aus, in das Hohebirkner Revier ausgeführt worden wäre, letzterem dadurch doch nicht geholfen werden könnte, wenigstens bei trockenen Zeiten nicht; darum wurde, weil zwischen den Jahren 1793 und 1826 dem Stadt- und Hohebirkner Revier, durch die inmittelst ansehnlich erweiterte obere Wasserversorgung neue Wasserzugänge verschafft, auch mehrfache Gefälleconcentrationen durchgeführt worden waren, die Herbeiführung der Muldenwasser vom Berthelsdorfer Mühlenwehre in letztgenanntes Revier überflüssig, und man sah gänzlich davon ab. 

Dagegen kam, um der Grube Neuer Morgenstern Erbst. und Morgenstern Erbst., sowie wo möglich auch der Muldner Schmelzhütte genügende Aufschlagswasser zu verschaffen, in Vorschlag, entweder  

a)  den Morgensterner Kunstgraben zu erweitern und ihn, von nahe oberhalb der Morgensterner Wäsche aus, bis Neuer Morgenstern Erbst. höher zu führen, um die beim oberen Pulvermühlenwehre gefaßten Muldenwasser 6 Ellen 13 Zoll mehr Gefälle bei dem Neuen Morgensterner Abrahamer Röschenmundloch einbringen zu lassen;  

oder  

b)  die Muldenwasser durch ein Wehr bei der Weißenborner Brücke zu fassen, mittelst eines Grabens bis in die Gegend des Walkteiches zu führen, dann einzuröschen, bei der Kohlenstraße wieder zu Tage ausgehen zu lassen, mittelst einer Graben- oder abwechselnden Graben- und Röschen-Tour bis zum Hüttensteig am Stangenberge und von da in einer letzten Rösche nach Neuer Morgenstern Erbst. und nach Befinden auch nach Morgenstern Erbst. zu leiten, wodurch über der Morgensterner Kunstgraben-Sohle, beim Neuer Morgensterner Abrahmer Röschenmundloch 19 Ellen 17 Zoll Gefälle zu erzielen war.

Weil aber mit der, nur unter Aufwendung bedeutender Kosten zu bewirkenden Höher- führung des Morgensterner Kunstgrabens, ein sehr niedriges, dagegen mit der einen verhältnißmäßig geringeren Aufwand beanspruchenden Herbeileitung der Muldenwasser von der Weißenborner Brücke aus, ein bedeutend höheres Gefälle concentrirt, und durch den Betrieb einer mit diesem Plane in Verbindung stehenden Rösche, die, zwischen der Lederwalke unterhalb des Rosinenhäuschen und der Kohlenstraße liegende Gebirgspartie aufgeschlossen werden konnte, ward durch höchstes Rescript vom 5. December 1826 dem Plane der Ableitung der Muldenwasser von der Weißenborner Brücke aus, der Vorzug gegeben und selbige beschlossen.

 

Somit war allerdings der Hauptzweck der projectirten neuen Wasserleitung:  

die Verstärkung der Wasserkraft bei Neuer Morgenstern Erbst., Morgenster Erbst. und bei der Muldner Schmelzhütte, sowie die Aufschließung eines noch unbekannten Gebirgstheiles. Doch außerdem kam im Herbst des Jahres 1826 noch ein Umstand hinzu, der dazu drängte das Unternehmen schleunigst in Angriff zu nehmen. Es waren nehmlich zu damaliger Zeit in Folge lang anhaltender Trockenheit die Aufschlagewasser der Freiberger Gruben so geschwächt, das durch das allseitige Aufgehen der Grundwasser Hunderte von Bergarbeitern feirig geworden waren.  

Diesen suchte man durch die Ausführung der projectirten Wasserleitung und namentlich durch den dazu gehörigen Betrieb von Röschenörtern, der eben nur von Bergarbeitern geschehen konnte, wenigstens theilweise Beschäftigung zu verschaffen.  

In Verfolgung dieser verschiedenen Zwecke wurde die Deckung der auf 71463 Thaler veranschlagten Kosten der Wasserleitung excl. des Stolluflügels nach Neuer Morgenstern, auf folgende Weise bestimmt:

 Es sollte

  • Neuer Morgenstern Erbstolln .. 1/13,
  • Morgenstern Erbstolln ... 1/13,
  • die Gnadengroschencasse ... 2/13,
  • die Generalschmelzadministrationskasse 9/13,

des ganzen Aufwandes tragen.  

Die Leitung des Betriebs wurde der Administration der Freiberger Königlichen allgemeinen Graben-, Röschen- und Teich - Wirthschaft übertragen. Die Dringlichkeit einer schleunigsten Arbeitsschaffung veranlaßte noch vor der Feststellung eines specielleren Betriebsplanes für den übrigen Theil der Wasserleitung, die Jnangriffnahme der Hauptrösche zwischen dem Walkteiche und der Kohlenstraße. Diese Rösche wurde unter dem Namen Werner Stolln gemuthet und bestätigt und Nr. 1. Woche des Quartals Reminiscere 1827 mit Ort und Gegenort angegriffen. Sie wurde mit 1 Zoll Gefälle auf 100 Lachter Länge, mit 0,75 Lachter Weite, 1,25 Lachter Höhe und genau in der Richtung des wahren Meridians getrieben. Die Belegung vor jedem Orte betrug 6 oder 8, zuweilen auch 12 Mann, der Gedingpreis pro Lachter 20 bis 50 Thaler, im Durchschnitt etwa 35 Thaler. Vor dem unteren, dem von der Kohlenstraße aus getriebenen Orte stand das Gedinge fast immer niedriger, als vor dem anderen, weil dort die unter etwa 40 bis 50 Grad in Nord einschießenden Schichtungsklüfte des Gneises und dessen geringere Festigkeit günstiger für den Ortsbetrieb waren. Im Jahre 1833 wurde die Wernerstolln-Wasserleitung von der Weißenborner Brücke bis zum Stangenberg (erst später auch die Rösche von hier bis zu Morgenstern Erbst.), also auch der Wernerstolln von der fiscalischen Stolln- und Röschen-Administration übernommen und als Königliche Rösche weiter betrieben. Der Betrieb nahm einen ziemlich ungestörten Fortgang, so daß in Nr. 10. Woche des Quartals

Crucis 1839, also nach 12 Jahren 36 Wochen, der Durchschlag der beiden Oerter bei einer Gesammtlänge von 454 Lachter erfolgte. Die anfänglich zu 7 3⁄4 Jahren veranschlagte Betriebszeit hatte sich deßhalb so sehr verlängert, weil man damals, als es hauptsächlich darauf ankam, möglichst viel Bergarbeiter zu beschäftigen, auf jedes Ort 12 bis 16 Mann Belegung gerechnet hatte.  

Nach der Durchbringung des Wernerstollns verschritt man sogleich Nr. 11. Woche des Quartals Crucis 1839 zum Angriffe des Röschenortes vom Hüttensteige am Stangenberge aus, nach dem Morgensterner Huthausschacht zu. Dasselbe wurde mit dem Hauptstreichen hora 4 1⁄2 ins Gebirge getrieben. Im Quartal Reminiscere 1840 wurde auch das Gegenort vom Morgensterner Huthausschachte aus angehauen. Beide Oerter waren in der Regel mit 8 Mann belegt und ihr Betrieb fand ohne besondere Schwierigkeiten und ohne längere Unterbrechungen statt. Das Gestein fand sich im Allgemeinen von gleicher Beschaffenheit wie beim Wernerstolln, so daß die Gedinge durchschnittlich auf etwa 32 bis 35 Thaler standen. Nur der Porphyrgang, welcher in der Nähe der Hüttenstraßenbrücke ausstreicht und mit dem vom Stangenberge ausgehenden Röschenorte 65,40 Lachter vom Mundloch auf 8 Lachter Länge durchörtert werden mußte, verursachte eine wesentliche Erhöhung des Gedingpreises.  

Im Quartal Crucis 1847, also nach einem achtjährigen Betrieb, wurden die beiden Gegenörter bei einer Gesamtlänge von 266,70 Lachter durchschlägig.  

Hiermit trat in dem ganzen Unternehmen ein vollständiger Stillstand ein, weil man vorläufig von der Wiederaufnshme der Tiefbaue bei Morgenstern Erbst. absah. Erst im Jahre 1850, nachdem im Jahre 1846 Neuer Morgenstern Erbst. mit Morgenstern Erbst. consolidirt worden war, gab das Königliche Oberbergamt Veranlassung zur Vollendung der Wernerstolln- Wasserleitung, und zwar behufs des ungestörten Betriebes der Neuer Morgensterner Tiefbaue.  

Nach der mit Beginn des Jahres 1852 durch das neue Berggesetz erfolgten Einreihung der Freiberger Wasserversorgungsanstalten, also auch der Wernerstolln-Wasserleitung, in die Revieranstalten, wurde denn auch endlich von der Rösche zwischen dem Stangenberge und dem Morgensterner Huthausschachte ein Röschenflügel nach den, auf dem Abraham Spatgange abgesunkenen beiden Neuer Morgensterner Kunstschächten getrieben. Dieser Röschenflügel wurde bei 89,40 Lachter Entfernung vom Mundloche genannter Hauptrösche angesetzt und so dirigirt, daß er von der Nordseite in den beiden Abraham- Schächten einkommen mußte.  

Zur Beschleunigung dieses Betriebes wurden nicht nur die Gegenörter von diesen beiden  ganz nacheinander gelegenen Schächten aus belegt, sondern man brachte auch zwei Lichtlöcher nieder, das erste 5,950 Lachter tief, bei 115,27 Lachter Entfernung von der Hauptrösche, das zweite 6,794 Lachter tief, bei 52,8 Lachter von derselben und bei 62,47 Lachter vom ersten Lichtloche. In beiden Lichtlochs-Abteufen waren gewöhnlich 8 Mann, vor jedem Röschenorte 2, 4 oder 6 Mann angelegt. Die Gedingpreise vor diesen Oertern standen durchschnittlich 16 bis 20 Thaler.  

Der Betrieb bot hier gar keine besonderen Schwierigkeiten, so daß im Quartal Trinitatis 1855 die letztern zwei Gegenörter bei 197 Lachter Gesamtlänge durchschlägig wurden.  

Fast gleichzeitig mit diesem Röschenflügel wurden im Jahre 1852 und 1853 auch die übrigen anzusehen, als eine Wasserstreitigkeit die Benutzung der Wasserleitung noch um einige Jahre hinausschob. Erst nach vorläufiger Beendigung dieser Streitigkeit durch ein Provisorium, nachdem die Vertheilung der Muldenwasser auf die Wernerstolln-Wasserleitung, den Morgensterner Kunstgraben, die Richter'sche Pulvermühle und die Muldner Schmelzhütte genau regulirt war, wurde noch, um den vertragsmäßig dem Aufschlagsgraben der Richter'schen Pulvermühle, aus dem Wehrteiche der Wernerstolln-Wasserleitung, mittels des obersten Grabenstückes und dessen unterem Weichfluthergraben zuzuführenden Aufschlag von 23,14 Rad stets reguliren zu können, an der Einmündung des unteren Weichfluthergrabens ein Wassertheiler und an des ersteren Ausmündung ein Wassermesser im Jahre 1859 ausgeführt. Hiermit war die Wernerstolln-Wasserleitung vollständig beendigt und im Jahre 1860 konnten die, in den zu Morgenstern Erbstolln gehörigen Abrahamer Kunstschächten zwischen der Sohle genannter Wasserleitung und der tiefen oder Hütten-Abzugsrösche hängenden beiden Kunsträder beaufschlagt werden.

 

Anmerkung der Redaktion: Rad = ein altes Maß, nach dem die erforderlichen Wasser für ein Kunstrad bezeichnet werden. 1 Rad = entspricht dem Wasser aus einer sechsböhrigen Röhre, auch als 100 Kubikfuss pro Minute definiert. Das sind etwa 2.270 Liter je Minute ! 

 

Beschreibung der Wernerstolln-Wasserleitung.

   

In Tabelle I. (auf die Wiedergabe dieser Tabelle wird aus Platzgründen verzichtet, die Zuammenfassung steht im Anschluss – Anm. d. Red.) folgt eine Zusammenstellung der einzelnen Theile der Wasserleitung in ihrer Aufeinanderfolge von unten nach oben. Er folgt aus den in dieser Tabelle gemachten Angaben, daß  

1)               die Gesammtlänge der combinirten Graben- und Röschen-Tour

         a)      vom Wehre bis zum Huthausschachte 2.110 Lachter.

         b)      vom Wehre bis zum östlichen Abrahamschachte 2.129,7 Lachter.

 2)               das Gefälle dieser Wasserleitung

         a)      von der Grabensohle beim Wehre bis zur Röschensohle beim Huthausschachte 
                  1,053 Lachter.

         b)      von der Grabensohle beim Wehre bis zur Röschensohle beim östlichen   
                   Abrahamschachte aber 0,916 Lachter beträgt.

 

Es ergiebt dieß bei jener Tour ein mittleres Gefälle von  0,050 Lachter auf 100 Lachter Länge, bei dieser aber 0,043 Lachter auf 100 Lachter Länge. Noch fehlenden Theile der Wasserleitung ganz energisch in Augriff genommen; so das Wehr 66 Lachter unterhalb der Weißenborner Brücke, ein 1130 Lachter langer Graben zwischen dem Wehre und dem oberen Wernerstolln-Mundloche, vom unteren Wernerstolln-Mundloche weg, ein 36 Lachter langer Graben, daran anschließend wieder eine 75 Lachter lange Rösche, hierauf folgend ein 93,9 Lachter langer Graben, eine 38,4 Lachter lange Rösche, und endlich bis zum letzten Röschenmundloche neben dem Hüttensteige am Stangenberge, ein 16,10 Lachter langer Graben, außerdem ein Weichfluther ohne Fluthgraben in dem untersten Wernergraben, zum Abführen der in der Stangenberg-Schlucht herabkommenden Fluthwasser, ein Weichfluther mit Fluthgraben am unteren Ende des obersten Grabens, zur Abgabe von Aasser nach dem Wehre der Richter'schen Pulvermühle, ein Weichfluther mit Fluthgraben unmittelbar unter dem Wehre der Wernerstolln-Wasserleitung, drei steinerne und fünf hölzerne Brücken, ein Schützenhaus bei dem Wehre, ein Schützenhaus am Stangenberg, für die projectirte Ableitung von 3 Rad Wasser durch fallende und steigende Röhren nach der Muldner Schmelzhütte und endlich noch sieben Fluthgerinne. Alle diese Ausführungen wurden in den Jahren 1852, 1853 und  1854 vorgenommen und schon war das große Werk für vollendet Die Röschen stehen größtentheils in festem Gestein, anderntheils in Mauerung. Sie sind nur mit Kähnen fahrbar. Die Gräben haben eine innere, beiderseitige krummstirnige Grabenmauer von 18 Zoll Stärke. Außerhalb dieser Mauer und auf der Grabensohle ist eine 18 Zoll starke Lehmrammlung; nur beim 4ten Graben beträgt die Stärke der Grabenmauer 1 Elle.

Das Wehr, welches, gegen die ursprüngliche Absicht, 66 Lachter unterhalb der Weißenborner Brücke eingebaut wurde, um die Räder der Weißenborner Mühle vor Stauwasser zu sichern, ist durchaus aus Stein. Es besteht aus einem zwischen zwei Eiskästen (Widerlagsmauern,) eingespannten Bogen von 42 Ellen Sehnenlänge, mit 12 Ellen Breite, 3 Ellen kleinster und 3 Ellen 12 Zoll größter Stärke. Dieser Bogen hat an seiner Oberfläche der Länge nach 12 Zoll Zirkel und zwar dergestalt, daß die Sattellinie an den Ufern 12 Zoll höher liegt, als in der Mitte des Wehrbogens. Er ist nach einem inneren Halbmesser von 75 Ellen construirt und rechtwinklig gegen die oberen Stromufer eingespannt.  

Auf diese Weise wirkt er nicht nur als Schutz gegen das Heben bei starkem Frost und Eisgang, sondern dient zugleich dazu, das Wasser in der Mitte des Wehres zusammen zuziehen, damit beim Flößen des Holzes dasselbe um so leichter über das Wehr herabgehen kann, was zumal dann nöthig ist, wenn das Wasser klein wird.  

Jeder der beiden Eiskästen hat 12 Ellen 14 Zoll Länge, 6 Ellen Stärke, der linke 6 Ellen 4 Zoll, der rechte 5 Ellen 4 Zoll, Höhe. An diese Eiskästen schließen flußauf- und abwärts als Schutz beider Ufer dienende Mauern von minderer Stärke und Höhe an.  

Die am rechten Ufer liegende Schutzmauer enthält oberhalb des Wehrbogens einen Einschnitt zur Aufnahme der aus den Weißenborner Wiesen kommenden Wässerungswasser, sowie zur Einführung derselben in den Wehrteich, während gegenüber in der linken Ufermauer vom Wehrteiche der Wernergraben abgeht.

Nahe unterhalb der Einmündung des Grabens ist ein mit Hebeladen verbundenes, durch einfachen Verschluß des Hebeladenhebels und durch ein Schützenhaus gesichertes Schützenzeug, behufs Einschlagung der Wasser in den Graben, dagegen an der Einmündung ein hölzerner Rechen angebracht, der durch Einsetzen von Zwischenpfählen so weit verengt werden kann, daß dadurch das Eindringen von Floßholz in den Grabe verhindert wird. Um die, durch die etwas zu engen Bogen der Weißenborner Brücke nicht durchgehenden, vielmehr über die Freiberg-Frauensteiner Chaussee da selbst mitunter herüber tretenden Hochfluthwasser, in das Flußbett, unmittelbar oberhalb des Wehrteichs zurückzuführen, dient ein zwischen dem Graben und der Chaussee, unterhalb der Brücke aufgeführter Schutzdamm, sowie, um überhaupt auch hier eine Ueberfluthung des Wernergrabens möglichst zu vermeiden, ein 7,7 Lachter unterhalb des Schützenzeuges aus dem Wernergraben, bis in die Mulde führender, 15 Lachter langer, gemauerter und an seiner Einmündung mit einem gußeisernen Verschluß nebst Einsetzpfosten versehener Fluthgraben von 5 Ellen Weite.

Der am unteren Weichfluther des vierten oder obersten Wernergraben-Tractes angebrachte, seinem Zwecke nach schon früher erwähnte Wassertheiler enthält in dem rechtwinklig angestoßenen Weichfluthergraben einen gußeisernen Verschluß, in dessen Mitte eine rechtanguläre Oeffnung von 1 Fuß Höhe und 5 Fuß Breite so angebracht ist, daß ihre untere Kaute 6 Zoll über der Sohle des Wernergrabens liegt. Durch diese Oeffnung werden, bei 1 Fuß 10 Zoll Wasserstand über der oberen Kante desselben, jene 2314 Cubikfuß Wasser pro Minute abgeführt, die der Richter'schen Pulvermühle zu verbleiben haben, ehe für Morgenstern Erbst. Wasser abgeleitet werden kann. Unterhalb dieser rectangulären Seitenöffnung ist im Wernergraben ein aus gußeisernen Platten gebildeter Ueberfall eingebaut, dessen Oberkante in dem Niveau jenes Wasserstandes, nämlich 1 Fuß 10 Zoll über der Oberkante der vorgedachten Seitenöffnung, liegt Ueber diesen Ueberfall kann daher nicht eher Wasser gelangen, als bis der Wasserspiegel des dem Wernergraben zufließenden Wassers diesen Wasserstand überschreitet. Die durch besagt Seitenöffnung tretende Wassermenge wird durch diese Einrichtung allerdings um Etwas vermehrt, sobald das Niveau des Wassers über die Ueberfallskante zu stehen kommt, indeß läßt sich dieß nicht ändern, da jede andere Theilvorrichtung von vollkommener Art complicirter ist und sich für die hiesigen klimatischen Verhältnisse nicht practisch bewähren würde. Die 5 Quadratfuß Querschnitt enthaltende Seitenöffnung ist an de Seite, nach dem Wernergraben zu, mit einem 3/16 Zoll dicken Kupferbleche ringsum belegt, theils damit sie sich mit der Zeit nur sehr wenig verändern kann, theils um auf einem practischen Wege den der gedachten Wassermenge, für die Pulvermühle genau entsprechenden Querschnitt derselben ermitteln und feststellen zu können, wie es auch geschehen ist.

Der Wassermesser, welcher vertragsmäßig unterhalb des Fassungspunctes und Schützenzeugs des Pulvermühlen-Aufchlaggrabens am Ausgange des bis dahin verlängerten, den Pulvermühlen-Aufschlag ableitenden untern oder 1sten Weichfluthergrabens des Wernergrabens angebracht worden ist, besteht nur in einem Ueberfalle von 3 Fuß Höhe über der Sohle des unter 9 Fuß und oben 10 Fuß weiten Weichfluthergrabens. Derselbe trägt bei 1 Fuß Ueberfallshöhe, die mehrgedachte Wassermenge von 2314 Cubikfuß pro Minute nach dem Pulvermühlen - Aufschlagsgraben ab.  

Gegen 4 bis 5 Fuß hinter dem Ueberfalle ist ein Maaßstab angebracht, auf welchem besonders derjenige Wasserstand markirt ist, bei welchem jene Wassermenge überfällt.  

An dem vor dem Ueberfalle angebrachten Maaßstabe ist die Ueberfallskante bezeichnet, um danach sofort erkennen zu können, ob der Ueberfall ein vollkommener sei oder nicht.  

Der 4te oder oberste Wernergrabentract vermag bei 32⁄3 Fuß Wasserstand über seiner Sohle eine Wassermenge von 3500 Cubikfuß in der Minute abzuführen. Hiervon fließen durch die Seitenöffnung des Wassertheilers nach dem Pulvermühlen-Aufschlagsgraben gegen 2450 Cubikfuß, wogegen 1050 Cubikfuß nach Morgenstern überfallen können. Bei diesem Wasserstande im 4ten Wernergraben-Tract erhält somit die Richter'sche Pulvermühle aus dem Wernergraben 136 Cubikfuß, oder nahe 6 0/0 mehr Wasser als bei 31⁄2 Fuß Wasserstand im Wernergraben normal zuläuft.

  

Kosten der Wernerstolln-Wasserleitung.

 

Die Kosten der ganzen Wasserleitung mit ihrem Zubehör sind in Tabelle II. (auf die Wiedergabe dieser Tabelle wird aus Platzgründen verzichtet, die Zuammenfassung steht im  Anschluss – Anm. d. Red.) zusammengestellt. Diese Kosten wurden bis zum Jahre 1833 auf die anfänglich bestimmte Weise gedeckt, und es wurden daher  

12.858 Thlr. 20 Ngr. 5 Pf.

  • zu  1/13 vom Berggebäude Morgenstern Erbst.,
  • zu  1/13 vom Berggebäude Neuer Morgenstern Erbst.,
  • zu  2/13 von der Gnadengroschencasse,
  • zu  9/13 von der Generalschmelzadministrations-Casse

getragen.  

Von 1833 an, in welchem Jahre die Wernerstolln-Wasserleitung vollständig, als fiscalisches Eigenthum an die Freiberger Königliche Stolln- und Röschen-Administration überging, wurden auch die Kosten aus der fiscalischen Hauptstolln- und Röschen-Casse bezahlt. Mit dem Eintritte des jetzigen Berggesetzes, zu Anfange des Jahres 1852, wurde sie, als eine der Revierwasserlaufsanstalten vom Staate an die Freiberger Revier abgegeben, und seit dem sind die zu ihrer Vollendung nöthigen Betriebsmittel aus der Reviercasse geschafft worden. Nur der Röschenflügel nach den Abrahamer Kunstschächten ist ganz auf eigne Kosten der Grube Morgenstern Erbst. getrieben worden. Aus der in Tabelle II. (auf die Wiedergabe dieser Tabelle wird aus Platzgründen verzichtet, die Zuammenfassung steht im Anschluss – Anm. d. Red.) gemachten Kosten-Zusammenstellung ergiebt sich Folgendes:

1) Die Kosten der gesammten Wasserleitung betrugen durchschnittlich pro Lachter:  

         a) an Löhnen 28 Thlr. 21 Ngr. 7 Pf.

         b) überhaupt 47 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf.  

 2) Die Kosten der 1,25 Lachter hohen und in der Sohle 0,75 Lachter weiten Röschenörter, excl. des Abraham-Schachter Stollnflügels, also auch excl. der Lichtlochsabteufen, betrugen pro Lachter  

         a) an Löhnen 38 Thlr. 27 Ngr. 3 Pf.

         b) überhaupt 56 Thlr. 4 Ngr. 8 Pf.  

 3) Die Kosten der 2 Ellen 9 Zoll tiefen, unter 3 Ellen 18 Zoll und ober 5 Ellen weiten, 1130 Lachter langen 4ten Grabentour und zweier Weichfluthergräben, von 108,50 Lachter und 15,00 Lachter Länge, betrugen durchschnittlich pro Lachter  

            a) an Löhnen 13 Thlr. 28 Ngr. 2 Pf. 

           b) überhaupt 22 Thlr. 18 Ngr. 9 Pf.  

4) Die Kosten der Abdeckung des 5 Ellen breiten 4ten Grabens betrugen pro Lachter

           1 Thlr. 2 Ngr. 7 Pf.

  

Nutzen der Wernerstolln-Wasserleitung.

 

Fragt man nun, wie weit mit der Wernerstolln-Wasserleitung die beim Entwurf ihres Planes vor Augen gehabten Zwecke erreicht worden sind, und in welchem Verhältnisse die darauf verwendeten Kosten zu ihrem Nutzen stehen, so kommt hier vor Allem in Betracht, welche Wasserkraft man durch sie erlangt hat. Durch 22jährige Beobachtungen hat sich herausgestellt, daß die 35 Rad oder 3500 Cubikfuß pro Minute, welche der 4te Wernergraben bei 32⁄3 Fuß Wasserstand abzuführen vermag, durchschnittlich auf 31 Wochen im Jahre bei der Weißenborner Brücke, als Minimalquantum, in der Mulde enthalten sind. Von diesem Betrage an fällt das Muldenwasser zunächst bis auf ein Quantum von 25 Rad innerhalb 9 Wochen, dann aber bis zu 10 Rad innerhalb der übrigen 12 Wochen des Jahres.  

Im Durchschnitt sind daher von diesem Wasserquantum zu benutzen

  17 1⁄2 Rad auf 12 Wochen,

  30       Rad auf   9 Wochen,  

und constant  

  35       Rad auf 31 Wochen, des Jahres.  

Von diesen Quanten müssen der Richter'schen Pulvermühle   

  17 1⁄2   Rad während 12 Wochen,

  24        Rad während   9 Wochen,

  24 1⁄2   Rad Während 31 Wochen, zugeführt werden.  

Diese Wasserquanten stehen daher der Wernerstolln-Wasserleitung nur zwischen dem Weißenborner Wehre und dem der Pulvermühle zu Gebote. Auf diese Entfernung, und zwar bei dem Wassertheiler am 1sten Weichgraben, beträgt das vom 4ten Wernergraben eingebrachte Gefälle 2,238 Lachter. Daher kann durch diesen das der Richter'schen Pulvermühle zukommende Aufschlagswasser zu

 17  1⁄2      ×       2,238         =  39,16   Lachterrad während 12 Wochen,

 24             ×       2,238         =  53,71   Lachterrad während 9 Wochen,

 24  1⁄2      ×       2,238         =  54,83   Lachterrad während 31 Wochen,

des Jahres nutzbar gemacht werden. Dieß giebt durchschnittlich  

12/52 × 39,16 + 9/52 × 53,71 + 31/52 × 54,83 = 51,02 Lachter Rad oder 35714 Cubikfuß.

Gutangelegte Umtriebsmaschinen können hiervon

0,8 × 35714 = 28571,2 Fußcubikfuß  

oder  

41,110 Pferdekräfte auf eine Arbeitsmaschine übertragen, angenommen, daß

695 Dresdner Cubikfuß = 1 Pferdekraft sind.  

Die von dem Pulvermühlen-Aufschlage übrig bleibenden Wasser betragen

17 1⁄2        – 17  1⁄2    =        0    Rad während 12 Wochen,

30              –  24          =       6    Rad während   9 Wochen,

35              – 24 1⁄2     =       101⁄2 Rad während 31 Wochen, des Jahres.  

Diese Wassermengen gehen die ganze Wasserleitung hinunter nach den Morgensterner- Abraham-Schächten und sind hier bis zur Sohle der Neuen Morgensterner Aufschlagsrösche, (Fortsetzung des Morgensterner Kunstgrabens,) auf ein Gefälle von 5,611 Lachter, bis zur Sohle der Abrahamer (Hütten-) Abzugsrösche ober 11,952 Lachter, zu benutzen. Da nun die letztgenannten Wassermengen Zwischen den letzten beiden Sohlen auch schon durch Herabführung im Morgensterner Kunstgraben nutzbar zu machen wären, so ist durch die Wernerstolln-Wasserleitung nur ein reines Gefälle von 5,611 Lachter erzeugt worden. Das entspricht einer Rohkraft von

6                  × 5,611     =       33,67 Lachterrad während 9 Wochen,

10  1⁄2       × 5,611     =       58,92 Lachterrad während 31 Wochen.

des Jahres, und giebt durchschnittlich  9/52 × 33,67 + 31/52 × 58,92 = 40,95 Lachterrad oder 28665 Cubikfuß.  

Hiervon können gut angelegte Umtriebsmaschinen

0,8 × 28658 = 22.932 Cubikfuß  

oder  

32,996 Pferdekräfte auf eine Arbeitmaschine übertragen. Es sind somit überhaupt 74,106 Pferdekräfte, an reiner Umtriebskraft durch die Wernerstolln-Wasserleitung gewonnen worden, und da auf die Anlage derselben 109.009 Thaler 11 Ngr. 5 Pf. verwendet worden sind, so kommt die Beschaffung einer solchen Pferdekraft 1.470 Thlr. 29 Ngr. 8 Pf.

Aus der vom jetzigen Herrn Oberkunstmeister Schwamkrug im „Kalender für den sächsischen Berg- und Hütten-Mann auf das Jahr 1851" veröffentlichen Zusammenstellung „der Kosten der Beschaffung von Wasserkräften", ergiebt sich, daß die dabei berücksichtigten Wasserleitungen, excl. der des Wernerstolln, eine Netto-Pferdekraft in der Umtriebsmaschine für durchschnittlich 1776 Thlr. 11 Ngr. 6 Pf. geliefert haben, woraus hervorgeht, daß im Vergleich damit das Verhältniß der durch die Wernerstolln-Wasserleitung gelieferten Wasserkraft zu den darauf verwendeten Kosten ein relativ günstiges ist. Freilich darf man einen Umstand nicht unbeachtet lassen, der dieses günstige Verhältniß allerdings um etwas herabzieht; daß nämlich die bei den Morgensterner-Abraham-Schächten erzeugte Wasserkraft sehr ungleichmäßig auf die verschiedenen Jahreszeiten vertheilt ist, so daß namentlich diese Ungleichmäßigkeit mit die Ursache war, zur Aufstellung einer 80pferdekräftigen Dampfmaschine ebendaselbst, welche in den Zeiten des Aufschlagswasser- Mangels als Reservemaschine, zum Hinaufdrücken von Aufschlagewasser aus der Hüttenabzugsrösche nach der Wernerrösche dient. Zwischen dieser und der unteren Morgensterner Aufschlagsrösche ist die neue Wasserkraft bereits benutzt, während die oberhalb der Pulvermühle gewonnenen 41,110 Pferdekräfte, obwohl vorläufig für den Betrieb von Aufbereitungsmaschinen bei Friedrich Erbst. bestimmt, vor der Hand noch keine Benutzung gefunden haben.  

Die anfangs beabsichtigte Maschinenkraft-Vermehrung bei der Muldner Schmelzhütte durch 3 Rad Wasser aus der Wernerstolln-Wasserleitung ist auf andere Weise erfolgt, so daß von hier aus zur Zeit kein Wasser dahin abgegeben wird.  

Eben so wenig geschieht dieß nach dem Morgensterner Huthansschacchte. Da man endlich bei Anlage der Wernerstolln-Wasserleitung auch darauf einen großen Werth gelegt hatte, daß man durch den Wernerstolln den in bergmännischer Beziehung noch unbekannten Gebirgsrücken zwischen dem Walkteiche und der Kohlenstraße aufschließen würde, so fragt es sich nun, welche Resultate der Stollnbetrieb in dieser Beziehung geliefert hat.  

Fragliches Gebirge besteht aus einem festen Gneus, dessen Schichtungsklüfte ein Streichen von hora 7. und ein Fallen von 40 bis 50° in N. haben. Er wird durchsetzt von einem Zuge von Kupfererz führenden Spatgängen, welche offenbar gleicher Formation wie die übrigen in dortiger Gegend, und namentlich im Rammelsberge auftretenden Kupfergänge angehören.

Man hat mit dem Wernerstolln etwa 9 Gänge überfahren, die, größtentheils nur bei 1⁄2 bis 3 Zoll Mächtigkeit, Gneus, Kalkspath, Quarz, Schwerspath, Zinkblende, Schwefelkies, Arsenkies, Bleiglanz, Kupferkies, Kupferschwärze und Fahlerz enthielten, so daß z. B. aus dem einen Erz von 27 bis 28 Pfund Kupfer- und 3 bis 3 1⁄2 Loth Silbergehalt geliefert wurde.  

Bei etwas näherer Untersuchung dieses Ganges durch ein Flügelort stellte sich jedoch heraus, daß diese günstige Erzführung nicht anhaltend war, so daß man sich zu noch weiteren Untersuchungen nicht veranlaßt gesehen hat.

  

    

 

Beschreibung von heutiger Lage und Verlauf

Die Wasser der Freiberger Mulde wurden unterhalb der Weissenborner Brücke durch ein gemauertes Wehr gefasst und in den Graben geleitet. Davon ist auf der linken Uferseite noch eine Mauer erkennbar. Der weitere Verlauf nach dem Wehr in Richtung Morgensterner Grubenfeld ist durch die Bebauung  höchstens noch erahnbar. Nur die Bezeichnung des Weges „Am Wernergraben“ gibt auf ein heute nicht mehr sichtbares Bauwerk einen Hinweis, den eigentlich nur heimatkundlich interessierte Personen zu deuten wissen. Entlang der S 184 ist der Graben als Geländerelief oder Negativ, oder auch nur an Resten der Bruchsteinmauer zwischen Staatsstraße und Weg bis zum letzten Haus am Ortsausgang in Richtung Freiberg zu verfolgen.  

 


Skizze zu Lage und etwaigem Verlauf des „Werner Stolln“ zwischen der Ortslage Weissenborn
und dem Grubenfeld von „Alter und Neuer Morgenstern Erbstolln“ nach der heutigen Situation.
  
  

Danach ist ein kleines Stück Graben fast ursprünglich erhalten, sogar noch einige Grenzsteine mit den chursächsischen Schwertern. Der sich anschließende Wiesenbereich bis zum Pulvermühlenteich bietet nur noch eine fade Geländestruktur die nur im Winter sichtbar wird. Parallel zum Pulvermühlenteich ist der Grabenverlauf zwar zugeschüttet, aber an noch erhaltenen Trockenmauerresten nachvollziehbar.

Der sich daran anschließende Wiesenbereich zeigt überhaupt keine Struktur eines Grabenverlaufes mehr. Jedoch ist am Waldsaum des Rosinenwaldes bis zum verbrochenen Röschenmundloch der Graben äußerst gut erhalten und bietet die Möglichkeit, den Graben in seiner ursprünglichen Ausführung in Augenschein zu nehmen.  

Das Röschenmundloch liegt direkt im Bereich eines Fahrweges und soll 1945 durch die Überquerung sowjetischer Panzer zu Bruch gegangen sein. Die Rösche selbst ist noch intakt und dient heute mit dem Mundloch gegenüber Muldenhütten als Fledermausquartier. Der weitere sich abwechselnde Graben- und Röschenverlauf ist im Gelände bis zum Mundloch der „Neumorgensterner Rösche“ gut zu verfolgen. Neben dem Graben befindet sich ein ehemaliger schmaler Fahrweg der wohl noch aus der Zeit des Grabenbaus stammt. Die weiteren Mundlöcher der folgenden Röschen sind gut erhalten, ebenso der offene Graben.  

Die sich hier anschließende Bildergalerie belegt den eben beschrieben Zustand dieser wassertechnischen Anlage des Freiberger Bergbaus, beginnend vom Mundloch der „Neumorgensterner Rösche“ entgegen der Fließrichtung des Grabenwassers bis zum Wehr in Weißenborn.

 

Mundloch der „Neumorgensterner Rösche“ im Jahr 2013.
 

Das dem Mundloch der Neumorgensterner Rösche gegenüber liegende, untere Mundloch der 1. Rösche mit Wasserabschlag in Richtung Freiberger Mulde.
   

 Das zur 1. Rösche gehörige obere Mundloch in Richtung Weißenborn. Diese Rösche ist noch völlig intakt, gut zu sehen am „Durchblick“.
  

Der Kunstgraben aus Richtung Weißenborn ist recht gut erhalten...
  

...nur der Schneebruch auf dem ehemaligen Fahrweg neben dem Graben erschwert das Vorankommen.
  

Im Verlauf des Kunstgrabens finden sich überall kleine und große Steinbrüche. Sie stammen wohl noch von der Werksteingewinnung für das Wernerstolln-Projekt.
  

Gut erhaltenen Grabenmauer zwischen der 1. und 2. Rösche.
 

Weniger gut erhaltener Wasserabschlag / Striegel mit Brücke in Form einer Eisenplatte.
  

Das untere Mundloch der 2. Rösche an einer Wegüberführung zu einem größeren Steinbruch.
 

Steinbruch für die Gneisplatten der Graben- und Röschentouren unmittelbar in Nähe des „Wernergrabens“.
  

Im Verlauf des verröschten Wasserlaufs kündigt eine mächtige Halde schon das nächste untertägige Bauwerk des „Werner Stolln“ an.
 

Das obere Mundloch der 2. Rösche ist heute nur noch ein "Lichtloch" infolge einer Wegüberführung.
  

Ansicht des als Bergschaden eingezäunten Lichtlochs.
 

Das einzige erhaltene Mundloch der 3. Rösche...
 

 ...ist heute eine geschütztes Fledermausquartier.
  

Blick zurück zur Straßenquerung und dem Mundloch der Straßenrösche. Von hier an verläuft der „Werner Stolln“ durch den Rosinenwald in Richtung Weißenborn und tritt erst wieder am Waldsaum zutage.
  

Das verbrochene obere Mundloch der 3. Rösche am Rande des Rosinenwaldes in Richtung Weißenborn.
 

Der Graben ist hier in seiner ursprünglichen Größe erhalten.
  

Blick "flußab" in Richtung verbrochenes Röschenmundloch.
  

Nochmal entlang des Grabens.
  

Hier ist der Verlauf des „Wernergrabens“ erst mal überhaupt nicht sichtbar. Mann kann nur raten !  Erst nach Überquerung der Wiese kann man am parallel zum Teich verlaufenden Weg noch Strukturen eines früheren Grabenverlaufes erkennen.
 

Im Bild links ist eine Trockenmauer sichtbar. Auch lässt sich im Verlauf des Weges der Grabenverlauf erkennen.
  

Ein Rest der Grabenmauer am Gehänge zum Teich.
 

Nach dem Teich ist der ehemalige Grabenverlauf nur als schwache Kontur mit viel Phantasie zu erahnen. Ebenso schauen an einigen Stellen noch Bruchsteine aus der mit Schnee bedeckten Grasnarbe. Man musste aber richtig danach suchen...
 

Hin und wann ist auch eine lang gezogene schmale Einsenkung zu sehen und kündigt vom vormaligen Verlauf des „Wernergraben“. Erst am Ortseingang von Weißenborn, an den ersten Häusern links der Staatsstraße finden sich wieder sehr eindeutige Spuren.
  

Blick zurück. Hier wurde der Grabenverlauf im Wiesenbereich in neuerer Zeit verrohrt...
  

...und in Richtung Weißenborn auf einem Stück von etwa 100 m noch erhalten und als Wasserabschlag in Nutzung.
  

Auch finden sich noch die Grenzsteine mit den Meißner Schwertern. Der Graben war ja eine staatliche Einrichtung.
 

Auch Reste der Grabenmauern sind vorhanden.
 

Erhaltene Wegüberführung am „Wernergraben“ am Ortseingang von Weißenborn.
 

Blick zurück zum Ortseingang Weißenborn. Zwischen Staatsstraße und asphaltierten Fahrweg verlief der Graben und ist teilweise noch als Negativ erahnbar.
  

Je weiter man sich der Bebauung Weißenborns nähert, umso weniger Spuren vom „Wernergraben“ sind sichtbar.
 

...bis schließlich nichts mehr an einen Grabenverlauf erinnert, oder doch ?
 

Ein Straßenschild gibt einen eindeutigen Hinweis !
 

Aufgrund der dichten Bebauung und auch der Privatsphäre haben wir hier nicht weiter nach den Spuren des „Wernergraben“ gesucht. Da hier die Mulde sowieso in unmittelbarer Nähe ist und eben auch die Weißenborner Brücke haben wir hier die Tour beendet und sind auf einem anderen Weg zum Muldenwehr gelaufen: Entlang der Staatsstraße bis zur Brücke und dann entlang am rechten Ufer erreicht man das Wehr.
  

Die heute noch teilweise erhaltene Wehranlage.
  

Hier wurde das Grabenwasser aus dem Wehrteich entnommen, der Mauerrest unterhalb der Sitzgruppe gehört wohl schon mit zum Graben.
 

Muldenpartie am Wehr in Richtung Freiberg.
 

Bacheinlauf unterhalb des Wehres mit einer - der Fließrichtung geschuldet - gekrümmten Mauerung.
 

Blick vom Wehr zur Weißenborner Brücke. Hier endet auch unsere Werner-Graben-Tour...