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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Mai 2013, letzte Aktualisierung Juli 2015.

  

Der Ludwigschacht
zwischen Freiberg und Tuttendorf
 

  

Der Schacht wurde erst ab 1853 neu geteuft und erreichte 1874 nach 269 m Teufe, gerechnet ab dem „Ludwigstolln“ die 7. Gezeugstrecke. Anlass für diesen Schacht war die stetige Erschließung des Zentralreviers von „Himmelfahrt Fundgrube“. Dieser Teil des Zentralreviers wurde auch als „Ludwiger Revier“ bezeichnet. Hierzu gehörten als Hauptschacht der „Ludwigschacht“ mit Schmiede und Scheidebank, der „Reichezecher Schacht“, der „Kobschacht“ und der „Hoffnungschacht“, sowie die „Oberneugeschreier Wäsche“. 

Vorgesehen war von Anfang an auch der Einbau von Wasserhaltungsmaschinen und die Möglichkeit für eine Förderung. Diese Anlagen basierten wieder auf der Wasserkraft. Hierzu wurde von der „Davider Wäsche“ etwa auf Niveau des „Königlich Verträglich Gesellschaft Stolln“ eine 516 Lachter lange Rösche angelegt. Die offenen Grabenbereiche wurden trotz ihrer Nähe zur Tagesoberfläche verwölbt. Das Gefälle dieser Rösche beträgt 9 ¼ Ellen und erreicht die Radstuben des „Ludwigschachtes“ 44 Ellen unter der Tagesoberfläche. 

Ab 1858 erfolgte der Einbau eines Kunstgezeuges in den Schacht. Dieses war von Anfang an als doppeltes Gezeug ausgelegt. Zum Betrieb des Gezeuges ist in die Radstube ein 18 ¼ Ellen hohes Wasserrad eingebaut worden. Das Rad war über zwei gusseiserne Kreuze mit dem doppelten Gestänge verbunden. Am Kunstgestänge waren anfangs 5 12zöllige Saugsätze angebaut. Im Quartal Trinitatis 1858 wurde die Anlage angeschützt. 

Für die Förderung ist ab 1863 ein Wassergöpel aufgebaut worden. Für diese Einrichtung wurde eine separate Kehrradstube, sowie ein Seilkorbraum angelegt und teilweise in Mauerung gesetzt. Das Kehrrad war 17 ½ Ellen hoch und 3 ¾ Ellen breit und besaß eine Beschaufelung aus Gusseisen. Der Seilkorb war vollständig aus Gusseisen gefertigt.  

Um den Göpel auch nutzen zu können, war auch ein entsprechendes Treibehaus übertage erforderlich. Dieses ist 1863 parallel zum Schachtausbau aufgestellt worden. Hierzu ist der Schachtkopf 10 Ellen hoch aufgesetzt und ein 27 ¼ Ellen langes, 22 Ellen tiefes und 24 ½ Ellen hohes Gebäude errichtet worden. Die Konstruktion des Treibehauses hat man als Fachwerkbau mit Ziegelausfachung realisiert. Unmittelbar unter dem mit Steinpappe eingedeckten Dach war der Seilscheibenstuhl mit den Fangböcken aufgesetzt. Der Schacht selber wurde vorerst bis zur 2. Gezeugstrecke mittels 3 Füllörtern und Rollen hergerichtet. 

1874 erreichte die Verteufung des „Ludwigschachtes“ die 7. Gezeugstrecke, die hier als Ort im Quergestein angeschlagen wurde. Für die Wasserhaltung ist um 1879 kurz über benannter Gezeugstrecke ein Drucksatz mit 26 cm Kolbendurchmesser aufgestellt und an das westliche Kunstgestänge angeschlossen worden. Die Steigröhrentour reichte bis zur 5. Gezeugstrecke hinauf, eine Distanz von gut 73 m. Weiterhin wurden die Kunstgestänge  durch den Anbau diverser Tritte und Handhaben als Fahrkunst vorgerichtet. Nunmehr war es den Bergleuten möglich, auf einer Fahrkunst über eine Distanz von 269 m aus- oder einzufahren. 

1889 ist das Kunstrad des „Ludwigschachtes“ erneuert worden. Ebenso wurden die Kunstgestänge mit einer sicheren eisernen Fahrkunst versehen und am 4. Mai 1889 in Benutzung genommen. Die Anlage war bis zur teilweisen Betriebseinstellung 1907 in Betrieb. Die endgültige Betriebseinstellung und Verwahrung des „Ludwigschachtes“ geschah 1916 mittels einem 3 Ziegelsteine (ca. 75 cm) starken Gewölbebogens mit 0,5 m starker Betonschicht bei gut 50 m unter der Hängebank. Die übrige Schachtröhre bis zur Hängebank wurde mit tauben Bergen und Abbruch verstürzt.

  

Die Lage des „Ludwigschachtes“ im „Himmelfahrter Revier“. Erhalten ist heute nur noch die Halde und eine teilweise offene von der Rösche zugängige Radstube des Kunstrades. Sämtliche Gebäude der Schachtanlage sind abgerissen.
  

Heute ist die mächtige Halde des „Ludwigschachtes“ stark verwachsen. Der Haldensturz ist zwischen den Baumwipfeln sichtbar. Die Aufnahmen entstand im Herbst 2012 am Standort der „Hilliger Hütte“ im Muldental.
  

Die Tagesanlagen des „Ludwigschachtes“ in den 1920er Jahren in einer Aufnahme vom Freiberger Fotografen Reimann. Zu sehen sind ganz links im Hintergrund die Bergscmiede, in der Bildmitte die Scheidebank und rechts das Treibehaus des „Ludwigschachtes“.
  

Imposantes Ziegelgewölbe auf der Rösche zum Ludwigschacht.
  

Ein weiteres Ziegelgewölbe mit herabhängendem Wurzelwerk...
  

...kündet von der unmittelbaren Nähe der Tagesoberfläche.
 

Der unverbaute Röschenquerschnitt im festen Gebirge. Die Sohle der Rösche verläuft  nicht auf einheitlichen Niveau, sondern schwankt sehr stark...
 

...wie hier schön zu sehen ist.
  

Nach etwa 500 m haben wir den Abzweig zur Radstube erreicht. Das Profil der Rösche ist hier wieder sehr geräumig ausgebildet.
  

Der Wasseraufschlag in der Radstube ist als Gefluter in Ziegelmauerung hergestellt.
  

Blick in die gut zur Hälfte verfüllte Kunstradstube des „Ludwigschachtes“. Die Bergemasse in der Radstube erreicht die Höhe der Radwelle.
 

Rechter Kunstwinkelort...
 

...mit Blick zum verwahrten „Ludwigschacht“.
  

Am linken Kunstwinkelort gelangt man zu einer Treppe die wiederum zur Rösche führt.
  

Diese Treppe ist wieder unter Anwendung der Schlägel- und Eisenarbeit hergestellt und hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem anderen Zugang am „Morgensterner Abrahamschacht“!
  

Der „Ludwigschacht“ muss hier bis zur endgültigen Betriebseinstellung vom BHK (Bergbau und Hüttenkombinat) 1969 noch zugängig gewesen sein. Die hölzerne Schalung diente nur zum Einbringen von Beton zur Verwahrung.
 

Eine Inschrift am Stoß des linken Kunstwinkelortes belegt auch die Tätigkeit des BHK.
Hier steht: „16.6.69 Sch. 25.09.“ was wohl auf den Zeitraum der Schachtverwahrung zutreffen wird.