Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de
Erstellt Februar 2012, letzte Aktualisierung
Juli 2015.
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Eine Befahrung im
Vogtland: Stolln Brunndöbra (Autor: B. Tunger) |
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Brunndöbra ist heute ein Ortsteil von Klingenthal im Vogtland und vor allem durch die Vogtlandarena bekannt. Das Mineralganggebiet Brunndöbra-Schneckenstein mit der Schwerspatlagerstätte Brunndöbra liegt am Westrand des oberkarbonischen Eibenstocker Granitmassivs in kontaktmetamorph veränderten kambroordovizischen Phylliten. Dieser Gesteinskomplex wird von Bruchstörungen mit Auf- und Abschiebungscharakter in ein Schollenmosaik zerlegt, in dem linsenförmige Leistenschollen vorherrschen. Die NW-SO-streichende Lagerstättenstruktur (Hauptgangzone) Brunndöbra ist durch Bergbau und Bohrungen auf ca. 5 km Länge näher untersucht. Eine schöne Zusammenstellung zur Grube Brunndöbra in der Betriebsperiode ab 1945, sowie historische Aufnahmen vom Werk haben wir unter www.schwarzer2000.de gefunden. Der Band 5 (1998) der Bergbaumonographie des LfUG widmet sich ausführlich der Schwerpatlagerstätte Brunndöbra sowie dem Vorkommen in Schnarrtanne und steht inzwischen als Download zur Verfügung (vollständig mit Teil 2 bei uns unter der Rubrik "informatives" - "Downloads"). Der eigentliche "Stolln Brunndöbra" (Synonyme: Zinnzeche Unverhofft Glück, Lehnstolln) wurde 1788 gemutet. Weitere Angaben zu dieser ersten Betriebsperiode müssten noch recherchiert werden. Im Dezember 1910 wird der Stolln Brunndöbra von der Gemeinde Brunndöbra übernommen, diese gründet im April 1912 das Wasserleitungs-Konsortium als Eingetragene Genossenschaft. Die Gesellschaft nutzt die Stollnwässer aus dem Brunndöbraer Forstrevier, ab Dezember 1928 auch die der Grube Gertraude und Irene (Neue Christbescherung). Zwischen 1900 und 1945 gibt es im Gebiet des Forstamtsreviers Brunndöbra zahlreiche Bergbauversuche auf Zinn, Zinkblende und Vitriol durch Wideraufnahme oder Neumutung von Gruben. Folgende Gruben werden in den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen genannt:
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1927 wurden im Auftrag der Neuen
Sachs. Erzbergbau-Aktiengesellschaft in Aue in den betrieblich
vereinigten Grubenfeldern Tannenberg, Edler von Trützschler,
Schneckensteiner Zwitterzug und Gertraude und Irene am Kielberg,
Schneckenstein und Goldberg umfangreiche Untersuchungsarbeiten
vorgenommen, die sich auf die Untersuchung alter Bingen der
Hauptgängzüge, das Öffnen des Falkensteiner Kommun-, Friedrich-August-
und Drei-Brüder-Stollns sowie auf zwei Kerntiefbohrungen erstreckten. |
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Quelle der Grafik: Bergbaumonographie, Band 5, S. 13, LfULG 1998, leicht ergänzt. |
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Etwa gleicher Ausschnitt wie in der Karte oben. Luftbildquelle: Google Earth, 2012 |
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Der Stolln Brunndöbra wurde durch die SAG Wismut ab Januar 1950 vom Mundloch her aufgewältigt und unter Belassen des linken geschlägelten Stoßes für eingleisigen Querschnitt nachgerissen. Dabei wurden die unteren 60 cm des Altstollns als Wassersaige weitergenutzt. Laut Risswerk wurden drei Sohlen aufgefahren:
Vertikale Verbindungen bestanden vom Schacht 321 zur 615m- Sohle sowie über Gesenk 1 aus Strecke 5 auf Gang 3 zwischen der 675m- und der 645m-Sohle. Der Stolln wurde als Querschlag 1 bezeichnet. Die aufgefahrenen Gangstrecken sind vom Mundloch her fortlaufend nummeriert, jeweils beginnend mit rechts (SE). Auf der Stollnsohle wurden insgesamt 16 Gangstrecken (d.h. 8 Gänge) aufgefahren. Zur Uranerzgewinnung wurde aber nur ein Abbaublock im Gang Nr. 2 auf der Stollnsohle mit Abbaumächtigkeiten bis 1,5 m aufgefahren, weitere Blöcke
im Bereich der Gänge Nr. 2 und 3 wurden zum Abbau vorbereitet, dann aber
eingestellt. In der Strecke 5 wurde das 31,8 m tiefe Gesenk 1 geteuft
und die 645 m-Sohle aufgefahren, dabei wurden kleine Nester mit
Uranglimmerverzungen im Granit angetroffen, welche nicht bauwürdig
waren. |
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Sohlgrundriss Stolln Brunndöbra |
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Um 1960 wurde das Mundloch mit Holzbohlen verschlossen, 1963 eingeböscht, 1964 und 1974 nachgeböscht. Nach 1990 wurde festgestellt, dass durch Verstopfung der Entwässerungsleitung ein erheblicher Grubenwasser-Rückstau entstanden war. In der Folgezeit kam es zu unkontrollierten Wasseraustritten. Zur Wiederherstellung der geordneten
Entwässerung wurde der Stolln im Sommer 2011 geöffnet. Dadurch ergab
sich zweimal die Möglichkeit der Befahrung von Teilabschnitten des
Stollns. Bei dieser Gelegenheit entstanden die angeführten Notizen
und die nachfolgenden Bilder. |
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Stolln ca. 50m vom Mundloch, feldwärts |
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Stolln ca. 60m vom Mundloch |
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Stolln ca. 90m vom Mundloch, Ausweichstelle |
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Streckenkreuz Stolln mit Gang 1 (Strecke 1 und 2), Blick in Stolln feldwärts |
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Strecke 2, feldwärts |
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Sinter in Strecke 2 |
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Anschluss Strecke 3 an Stolln |
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Erste Rolle auf Strecke 3, Blick zum Stolln |
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Erste Rolle auf Strecke 4, dahinter Vollverbruch im Kreuz mit Stolln |
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Strecke 4, Vollverbruch im Kreuz mit Stolln |
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Drehscheiben-Untergestell am Anschluss Strecken 3 und 4 |
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Zugang Strecke 4 aus Stolln |
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Zugang Strecke 4 |
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Strecke 4, Rolle von Überhauen 4/1 (nicht risskundig, nur im Ansatz aufgefahren) und 4/2 (hinten) |
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Stolln am Kreuz mit Strecke 5, Vollverbruch im Stolln, Blick zum Mundloch |
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Vollverbruch in Strecke 5 |
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Drehscheibensockel am Kreuz Stolln mit Strecke 5 und 6 |
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Stolln feldwärts, hinten Kreuz mit Strecken 7 und 8 |
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Strecke 7 aus Querschlag 1 |
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Strecke 8 aus Querschlag 1 |
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Querschlag 1 nach Kreuz mit Str. 7/8, Ausweichstelle mit Podest, Blick feldwärts |
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Fortsetzung Querschlag 1 nach Profilverengung, Blick feldwärts |
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Abzweig aus Querschlag 1 in Strecke 10 |
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Querschlag 1 feldwärts, rechts Abzweig in Strecke 9, Umkehrpunkt |
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Wasseraustritte am Stollnmundloch vor der Verwahrung (Januar 2011) |
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Kompressorenfundamente südöstlich vom Mundloch |
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teilweise geöffnetes Mundloch (Mai 2011) |
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Alter Mauerdamm am Mundloch von innen |
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Mundloch während der Aufwältigung (August 2011) |
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Zur Befahrung und zum
heutigen Stollnzustand: |
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Die Befahrung erfolgte nach Absenkung des Standwassers und Freilegung des Mundlochbereiches. Etwa 5m hinter der Bruchkante befand sich eine Abmauerung (36er Ziegelmauer) mit einem Rohrdurchlass ca. 15cm in der Mitte der Sohle sowie zwei Öffnungen (ausgelassene Ziegel) kurz unter der Firste. Vom Mundloch bis Streckenkreuz Gang 1 durchschnittlich knietiefe Schlammablagerungen. Im Schlamm Reste von Altholz und Papplutten. Nur lokaler Altausbau (Wismut; dt. Türstock mit Firstverzug). Linker Stoß bis etwa halbe Höhe in Schlägel- und Eisen-Arbeit, Nachriss auf Profil 2m x 3m unter teilweiser Belassung des Altstollens als Wassersaige. Eine ca. 15m lange Ausweichbucht ca. 20m vor Kreuz mit Gang 1 (Strecke 1 und 2) wie im Risswerk, Streckenkreuz mit Gang 1 standfest. Am Kreuz Stolln/Gang 2 Vollverbruch des Stollns, Anschlussstrecken nach Strecke 3 und 4 fahrbar, Ausbau dt. Türstock mit First- und Seitenverzug. Befahrung auf Strecke 4 fortgesetzt. Erste Rolle leer, Rolle von Ü2 ausgelaufen, nach Überquerung weiter bis Abzweig Strecke 6, in Fortsetzung Strecke 4 weitere ausgelaufene Rolle; Strecke 4 nicht weiter befahren. Auf Strecke 6 ausgelaufene Rolle, nach Überwindung Stolln wieder erreicht. Strecke 5 nach ca. 10m voll verbrochen, Gesenk 1 daher nicht sichtbar. Weiter auf Stolln, Wasserstand meist über Knietiefe, alter Stoß weiterhin sichtbar. Auf Streckenkreuz mit Gang 4 (Strecken 7 und 8) erheblicher Hochbruch, überwindbar. Strecken 7 und 8 nach wenigen Metern voll verbrochen. Weiter auf Stolln (Qu1). Kurz nach Gang 4 erneut Aufweitung zur Ausweichstelle, diese etwa 30m lang, wie im Riss dargestellt. Wasser knietief. Rechts ein Holzpodest, wahrscheinlich zur Materialablage, darüber am Stoß eine Strichliste. Am Ende der Ausweichstelle endet linksseitig der geschlägelte Stoß. Gleichzeitig Profilverengung auf ca. 1,5m. Profil ohne Ausbau, sehr standfest, Gestein: quarzreicher Schiefer. Am rechten Stoß zahlreiche Drahtschlaufen zur Luttenbefestigung, Papplutten im Schlamm auf der Sohle. Am linken Stoß Stationierungen (vertikaler Strich mit Zahl 26, 27, bzw.28) mit schwarzer Farbe, darauf feiner roter Schlammbelag. Am Anschluss der Strecke 10 dreieckiges Holzpodest. Strecken 9, 10 und Stolln mit offenem Profil, kein Verbruch erkennbar. Anschlüsse der Strecken 11 und 12 sichtbar. Umkehr am Anschluss Strecke 10 wegen matter Wetter.
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