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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt September 2012, letzte Aktualisierung Juli 2018.

  

 

Rund 15 Jahre her – die Schließung des ehemals tiefsten Besucherbergwerks in Deutschland: 
Schacht 371 der damaligen SDAG Wismut 

Es war schon eine Sensation, als man im Frühjahr 1991 in der „Freien Presse“ von der Befahrungsmöglichkeit für jedermann im einstigen Objekt 09 in Hartenstein auf dem Hauptschacht 371 der früheren SDAG Wismut las und nur so staunte. Was war geschehen. Die vollzogene politische Wende in der DDR ging auch nicht an der Wismut vorbei. Die Russen zogen sich zurück und überließen ihre damals gut 3 Mrd. DM schweren Aktienanteile dem jetzigen neuen Deutschland. Der einstige Staat im Staat mit eigenen Krankenhäusern, Handelseinrichtungen, eigener Polizei und noch vielem mehr öffnete sich für Außenstehende und bot Besichtigungsmöglichkeiten untertage an. Für 80 DM war es damals möglich, über Schacht 371 und weitere Blindschächte bis auf die 1530 m- Sohle hinunter einzufahren - der Rest war schon geflutet - und sich noch Resterzbestände, Abbaue und Technik vor Ort anzuschauen....

Ich ärgere mich noch heute über die verpasste Gelegenheit. Aber woher sollten dafür 80 DM bei einem in Kurzarbeit „Null“ befindlichen Jugendlichen mit völlig ungewisser Zukunft herkommen ! 

Die Wismut wollte sich zu dieser Zeit neu erfinden und durch diverse Umstrukturierungsmaßnahmen der neuen Zeit anpassen. Und da ja kein Uran mehr gebraucht wurde auch mit neuen Geschäftsideen als wirtschaftlicher Faktor in der Region präsent bleiben. Um 1991 hatte das Unternehmen immerhin noch rund 18.000 Mitarbeiter und zählte an ihren Standorten meist mit zu den größten Arbeitgebern.  Ihr Geschäftsführer Christoph Rudolph hatte weitreichende Ideen, die er auch in einem Interview der regionalen Presse bekannt gab.
 


Schlagzeile des Zeitungsartikels aus der Freien Presse vom Frühjahr 1991.
 

Daher wollte sich das Unternehmen mit gigantischem Knowhow auf dem Umweltsektor, Spezialmaschinenbau und natürlich mit einem riesigen und einzigartigen Besucherbergwerk etablieren. Das Grubenfeld in Hartenstein sollte nur bis zur 540 m Sohle geflutet  und alles darüber für Besucher zugänglich werden. Eine Irrsinnsidee, aber auch schade, daß dies am Ende doch nicht so realisiert wurde ! 

Der Wiederaufbau des durch den Wismutbergbau der frühen Jahrzehnte besonders geschundenen Ortes Schlema zum Kurort ist ja geglückt und auch die Sanierung der Wismut- Hinterlassenschaften durch das Unternehmen selber, auch wenn man Dank der Populärwissenschaft und der Horrormeldungen großauflagiger Bildjournale unendlich übertrieben hat und das zur Verfügung gestellte Steuergeld regelrecht in abgetragenen, umgesetzten und abgedeckten Halden vergraben hat.
 


So sahen sie aus, die Eintrittskarten in Deutschlands tiefstes Besucherbergwerk. Diese lag im Fotoalbum und blieb so zufällig erhalten...
 

Doch gut ein Jahr später war es so weit und die Möglichkeit für eine bezahlbare Einfahrt auf das nunmehr auf der 540 m Sohle befindliche Besucherbergwerk, dem ehemaligen Ausbildungsbereich für Lehrlinge, ging in Erfüllung. Man wurde komplett eingekleidet von Fußlappen und Unterhose bis zu Helm und Wattejacke (in den Hauptwetterstrecken war es wirklich zugig), alles wurde im Rahmen des Eintrittspreises gestellt. Die Einfahrt ging über die Seilfahrt von Schacht 371 bis zur 540 m Sohle und dank guter Beziehungen einige Leute unserer Gruppe auch noch mal kurz in das Füllort auf der 990 m Sohle. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, an das ich mich immer gerne erinnere und gleichzeitig über mein bescheidenes Bildmaterial maßlos ärgere.

Wer besseres Bildmaterial hat und es den Machern der HP zur Verfügung stellen würde, bereitet uns und sicher auch allen Lesern eine große Freude ! 
 

 

 

Zur Geschichte des Schachtes 371

Der Schacht 371 entstand in Folge der weiteren Expansion des sowjetischen Bergbauunternehmens durch die Gründung des Objektes 09 im Herbst 1948. Da sich die Vererzungen in dem von diesem Objekt betreuten Gebiet als sehr höffig und zukunftsträchtig herausstellten, mußte die weitere Erschließung der Lagerstätte durch bessere Technologien und vor allem durch modernere, längerfristige technische Einrichtungen realisiert werden. Die bisherigen Holzfördertürme und eher primitiven Abbautechnologien eigneten sich kaum zur Erschließung einer gut 2000 m tiefreichenden Erzlagerstätte. 

Aus dieser Erkenntnis heraus wurde Anfang 1956 der Schacht 371 als Förder- und Seilfahrtschacht zu teufen begonnen. Die Arbeiten dauerten bis 1959 an. Parallel dazu wurden auch noch mehrere moderne Wetterschächte geteuft und vorgerichtet. Die oberen Sohlen bis zur 540 m-Sohle waren im Laufe der 1960er Jahre von Schneeberg und Schlema ausgehend ausgeerzt und hatten die Stilllegung einiger bis dato wichtiger Förderschächte wie Schacht 38, zur Folge. Damit verblieben die Schächte 371 und 366 als die Hauptförderschächte des Objektes 09 bis zur Einstellung des Bergbaus 1991. 

Die 371 war als Rundschacht in Schalbetonbauweise mit einem Durchmesser von 6,20 m aufgefahren. Zwei Hauptsohlen, die 540 m- und die 990 m- Sohle, bildeten den Zugang zur Lagerstätte, da der Schacht außerhalb dieser angelegt war. Die Endteufe lag noch gut 100 m tiefer. Zur technischen Ausstattung gehörten zwei parallele Koepefördermaschinen, eine für die Skipförderanlage und eine für die Gestellförderanlage. Die Geschwindigkeiten für Materialtransporte betrugen 16 m/s und bei Personenbeförderung maximal 12 m/s. Der Skip konnte 7,5 t Material aufnehmen und die Gestellförderung in vier Etagen jeweils zwei Förderwagen.
 


Verwaltungs- und Kauengebäude am Schacht 371 um 1995, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 


Winterpanorama 2004 mit der Lage der 371 recht versteckt im Hintergrund, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
  


Im malerischen Tal der Zwickauer Mulde eingebettet liegt der ehemals wichtigste Schachtkomplex der vormaligen SDAG Wismut, die Skipförderanlage zur Hochhalde ist bereits abgebaut, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 


Luftaufnahme des Komplexes noch mit dem Haldenaufzug Ende der 1990er Jahre, beiderseits der Skipanlage die durch natürliche Sukzession bewachsenen Halden, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 


Ebenfalls Ende der 1990er Jahre entstand diese Aufnahme des einst wichtigsten Hauptschachtes der Wismut, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 

Die nachfolgende Bildergalerie ist aus Material verschiedener Touren aus unterschiedlichen Jahren zusammengestellt. Ein großer Teil der Bilder wurde damals  in S/W aufgenommen. Der Rest ist Farbfotografie mit einer einfachen Kompaktkamera und Filmmaterial DIN 400 ASA, also lichtempfindlich aber  mit unendlich viel „Gries“ in den dunklen Bereichen eines Bildes. Dadurch ist die Bildqualität bescheiden bis unbrauchbar. 

Um ein etwas einheitliches Erscheinungsbild der Bildergalerie zu erreichen, wurden die Farbaufnahmen in S/W- Bilder mit leichtem Sepia Effekt umformatiert. Trotz der niederen Bildqualität halten wir diese Aufnahmen für würdig, hier gezeigt zu werden, weil nicht wiederholbar ! 
 

 

 


Hier an den Ausgabeschaltern erhielt man die Klamotten für die Befahrung. Die Aufnahme ist etwas späater entstanden, als hier schon kein Besucherbetrieb mehr herrschte. 
 

Im Fördermaschinenhaus der 371 mit einer der beiden Koepemaschinen.
 

Diese Aufnahme entstand während der Seilfahrt im Gestell.
 

Im Füllort der 540 m- Sohle. Hier erfolgten während des Besuches gerade Umbauarbeiten.
 

Dann ging es mit der Grubenbahn in einer 18minütigen Fahrt in Richtung Schacht 366, wo sich einst der Ausbildungsbereich der Lehrlinge befand und  das eigentliche Besucherbergwerk (wir kürzen im Weitern mal mit "BBW" ab) eingerichtet war.
 

Vier Personen paßten in einen Grubenbahnwagen hintereinander sitzend. Normalerweise auch noch mit diverser Ausrüstung... Im Bild ist vorn Wolfgang Riedl und dahinter sein Sohn Gerold, beide vom Bergbauverein „Alte Hoffnung Erbstolln e.V.“ zu Schönborn/Dreiwerden, zu sehen.
 

Steigerstube am BBW, hier wurde unsere Ankunft schon erwartet.
 

Blick in die Hauptstrecke des BBW- Bereiches.
 

Gleisgebundenes mobiles Kühlaggregat  zur Bewetterung von Überhauen.
 

Abgeworfene Strecke mit Betondamm.
 

Hauptstrecke des BBW ohne Ausbau.
 

Der sogenannte Kübelort für die ganz normalen Bedürfnisse der Bergleute. Ein umgebauter Grubenhunt mit vier Klobrillen, auch "Vierzylinder" genannt.
 

Der Einzylinder, eigentlich nur ein großer Eimer mit Deckel und spartanischer Klobrille. Hier mal eine Demonstration der Benutzung.
 

Der Vierzylinder in authentischer Vorführung.......?!
 

Mobile gleisgebundene Blasversatz- Anlage für Hochofenasche oder Zement zur Verfüllung von Hohlräumen wie Strecken oder Abbaue.
 

Dieselbe Anlage noch einmal aus anderer Perspektive, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 

Eingleisige Richtstrecke in Holztürstockausbau.
 

Streckengabelung in kombinierten Ausbau. Holztürstockausbau mit Verzügen aus Doppel T- Stahlträgern.
 

Für Vorführzwecke mit Plexiglasdeckel präparierte Erzkiste mit darin enthaltenen Uranerz. Das Szintillationsgerät vom Typ Unirad (ähnlich Geiger-Müller-Zählrohr) hängt am Stempel, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 

Die Vorführung der Strahlungsmessung an den Uranstufen rief bei den Besuchern sehr unterschiedliche Reaktionen hervor. Viele gingen aus Unwissenheit über die physikalischen Zusammenhänge gleich einen Schritt zurück und manche schauten nur aus „sicherer“ Entfernung, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 

Eine Handstufe Uranerz. Die schwarzen Partien auf dieser Stufe sind das begehrte zur Wismutzeit so begehrte Mineral.
 

Befahreinrichtung für Überhaun, ähnlich der Seilfahrt nur an einem Gerüst. Diente aber nur zur Beförderung von Material, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 

Dieselbe Einrichtung aus der Ferne gesehen. Der eigentliche Aufstellort wäre ein Überhauen gewesen. Aber da kommt noch ein weiteres Bild, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W.
 

Blick in die Richtstrecke mit sich ankündigender Gabelung. Hier mit Stahlprofilausbau, auch Pokalausbau genannt, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
 

Richtstrecke in Stahlprofilausbau von der Profilgröße als zweigleisige Richtstrecke. Links im Bild stehen die Sprengstoffkisten der verantwortlichen Sprenghäuer, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
 

Sprengstoff- Einblasgerät mit offenen Trichter, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
 

Stillleben mit Gezähe. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Bohrhammer BH 20 in der Besucherstrecke für Vorführzwecke. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

In der Besucherstrecke waren die unterschiedlichsten Gerätschaften präsent und wurden erklärt und teilweise auch vorgeführt. Die Preßluft kam von einem größeren elektrisch betriebenen gleisgebundenen Kompressor aus der Hauptstrecke. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

 Auf der Richtstrecke. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Bohrgerät für geologische Erkundung. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Bohrzubehör und Hydraulikaggregat im Bildhintergrund. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Selbes Gerät nur andere Perspektive, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Noch eine Ansicht von hinten. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Handbohrgezähe, wurde auch den Besuchern vorgeführt, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Rückblick in die Strecke mit der Technik – Ausstellung. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Hydraulischer Greifer zum Beräumen von Haufwerk aus Gesenken. Ähnliche Geräte werden auch bei Sanierungsarbeiten von den Bergsicherungsbetrieben verwendet. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Personenkübel zum Befahren von Schächten und Gesenken. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Technikvorführung
 

Bohrschlitten mit Hydraulikaggregat und einarmiger Bohrlafette.
 

Blick in die Richtstrecke mit einer Schrapperwinde rechts im Bild, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Vorführung des Schrappers. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Vorführung des Wurfschaufelladers. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Wurfschaufellader an einem Ort mit zu beräumenden Haufwerk. 
 

Gleisgebundener zweiarmiger Bohrwagen. 
 

Vorführung des Bohrwagens. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Letzter Blick in die Hauptstrecke. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Grundstrecke in Holztürstockausbau unter einem Abbaublock.
 

Rollenschnauze eines Überhauens, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Von der anderen Seite mit darunter stehenden Hunt, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

...und mit Materialfördereinrichtung, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Blick in das Fahrtentrum eines Überhauens.
 

 
Befahrung des Überhauen. Es geht im Bereich der Wetterlutte recht eng zu.
 

 
Die
Kopfstrecke in diesem Abbaublock wurde für Besucher vorgerichtet.
 

Mit unserer großen Gruppe war es in dem Abbau recht eng.
 

Ausgebauter und für Besucher vorbereiteter Arbeitsort mit Bohrgerät an einem Erzgang.
 

Aus der Perspektive des Bergmanns betrachtet.
 

Die Kopfstrecke im rückwärtigen Blick.
 

Kleiner Gang ohne sichtbare Vererzung im Abbaublock.
 

Ausbau der Strecke mit  halben Türstöcken.
 

Das Fahrtentrum des Überhauen von oben nach unten gesehen.
 

Nachstellung eines Überhauen- Bohrortes.
 

Gleicher Ort, andere Perspektive, Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Details des Bohrgeräts. 
 

Letzter Blick in die Hauptstrecke dieses Abbaublockes. Foto aus dem Bildarchiv H. A. W. 
  

Hier endet unsere kleine Bildergalerie zum BBW Schacht 371. Die Flutung der 540m- Sohle begann im Frühjahr 1997. Der Besucherbetrieb wurde im Spätherbst 1996 eingestellt. Damit endete auch ein hochinteressantes Kapitel für Besucher zugänglicher Bergbaugeschichte, die in Deutschland aufgrund der politischen Vergangenheit einmalig war.