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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt Oktober 2011, letzte Aktualisierung Juli 2015.
  


 

Die Grubenanlage „Freiberg - Dresdner Gesellschaft Stolln“  

Diese unbedeutende Bergwerksanlage befindet sich abseits der Ortslage Rothenfurth im Muldental und in der Nähe des Annastolln. Doch aus heutiger Sicht ist auch diese Grubenanlage recht interessant und weckte schon recht früh das Interesse der heimischen Montanforscher. Dieser Stolln ist mit Wathose leicht zugänglich, stellt demzufolge auch keine Gefährdung für die Öffentlichkeit dar und ist zu jeder Jahreszeit ein Fledermausquartier. 
  


Lage des Mundloches.
 

Wieder aufgefunden wurde das Stollnmundloch durch den Bau eines besonderen Stollns.

Anfang der Neunziger Jahre, der großen Zeit der westdeutschen Glücksritter und Geschäftemacher, entsann man sich der „großen Not“ der hiesigen Bewohner durch das Fehlen einer Kläranlage. Dazu wählte man den wohl ungünstigsten Standort mit den größten finanziellen Aufwendungen durch ein Übermaß an vorhandenen Fördermitteln aus.  Das investierte Geld kann man sich ja später zigfach  vom deutschen Michel,  in diesem Falle den Einheimischen, in Form der Entsorgungsbeiträge wieder zurückholen. Im Muldental unterhalb des Ortes Hohentanne baute man eine Kläranlage in einer Größe, wie sie eine Stadt benötigt. Doch eine Stadt lag nicht in der Nähe. Um die „Notdurft“ der Einheimischen in die Kläranlage zu bekommen, musste ein Tunnel für die Abwasserleitung durch das Hohentanner Gebirge getrieben werden. Da es aber keine Bergleute, kein bergmännisches Knowhow und vor allem keine Bergbaubetriebe mehr im neuen Staat gab, musste eine Fachfirma aus Österreich die Auffahrungsarbeiten durchführen. Im Vorfeld der Altbergbauerkundung wurde der „Freiberg Dresdner Gesellschaft Stolln“ (kurz „FDGS“) freigelegt und erkundet. Da von ihm keine Gefahr für das „Scheißetunnelprojekt“ ausging, wurde auf eine damals leider oft typische  „steuergeldlich finanzierte oberbergamtliche Betonorgie“ verzichtet. Den Verantwortlichen muß man für diese Weitsicht in ihrer Handlungsweise noch heute danken und auch die Fledermäuse tun das erst recht !

Bekannt und dominierend war in diesem Gebiet die Grube „Churprinz Friedrich August“ zu Großschirma, deren Tagesanlagen in Sichtweite des „FDGS“ lagen. Doch ist der Bergbau in diesem Gebäude nicht vom „Churprinz“ betrieben wurden. Viel mehr handelt es sich wohl um den typischen Bauernbergbau für den Kalk oder auch kleingewerkschaftlichen Communbergbau mit entsprechenden Steuervergünstigungen, wie er für das ausgehende 18. Jahrhundert markant war.

Der „FDGS“ ist in einem tektonisch stark beanspruchten Bereich aufgefahren, zumindest auf dem „Freiberger Spat“. Dieser Spat verläuft im Bereich der Gebirgsgrenze zwischen dem Biotitgneis und dem Quarzglimmerschiefer von Hohentanne. Wobei diese Grenze als

durch Wechsellagerung beider Gesteine, starke Verwitterung und des eingeschalteten Dolomitmarmors gezeichnet ist. In diesem Grenzbereich erstreckt sich auf etwa 300 m Länge eine sich nach oben auf weitende Linse von schwarzgrauen – hellgrauen kristallinen Dolomitmarmor mit Schlieren, Nestern und größeren gangförmigen Einlagerungen von grauweißen – weißen ebenfalls kristallinen Dolomitmarmor. Das Lager war außerdem noch mit anderen Beimengungen wie Biotit, Chlorit, Muskovit, Galenit und Pyrit imprägniert was den Kalkstein als Grundstoff für Bau- und Düngekalk stark einschränkte.

Der Kalkstein ist im Stollnbereich nur nordöstlich des „Freiberger Spates“ sichtbar, muss aber zur Tagesoberfläche hin sich auf weiten, belegt durch Bereiche des teilweise fahrbaren Kalklagers und ist wohl früher auch von der Tagesoberfläche her über Schürfe, Gruben oder ähnliches aufgeschlossen worden.

Bei dem Gneis handelt es sich um Biotitgneise, den sogenannten Graugneisen. Diese bestehen vorwiegend aus Orthoklas, Oglioklas, Biotit, sowie untergeordnet noch Muskovit, Turmalin und Granat zusammen. Der  Glimmerschiefer oder auch Quarzitglimmerschiefer ist eine dick – dünnbankige Gesteinsmasse, die farblich vom eingeschalteten dunklen Dolomitmarmor sich nur an der Struktur unterscheidet. Bereiche des Schiefers die durch Klüfte und Gänge gestört werden sind starke Zersetzung und Verwitterung stark auffällig, die stellenweise zu starken Ablösen und unfahrbaren Verbrüchen im Bereich des „Freiberger Spates“ führten. In diesen Bereichen ist der Glimmerschiefer auch mit Schwefelkies und Eisenoxyden imprägniert, die die oben erwähnte Zersetzung forcieren.

Geschichtlich ist über diesen Bergbau recht wenig in der Primärliteratur zu finden. Vermutlich ist das Auffinden des „Freiberger Spates“ nur dem Kalkbergbau zu verdanken. Da im Bereich des Kalklagers immer wieder Funde von Erz wie Pyrit und Bleiglanz gemacht wurden, lag die Vermutung nach einem vorhandenen bauwürdigen Erzgang im Streichen des Kalklagers recht nahe. Zumal auch der Freiberger Spat, zumindest im nordwestlichen Bereich in das Kalklager hineinreicht und womöglich auch dort zu tage ausstreicht.

Im übertägigen Bereich des Kalklagers sind außer einigen minder großen und kleinen verstreut liegenden Halden am Berggehänge und an einer leicht fallenden plateauartigen Fläche nicht viel zu sehen. Weder Reste eines Kalkofens oder der Standort von Gebäuden sind so richtig zu erkennen. Allerdings sind alte Kulturhölzer, Wiesenraine und verwischte Wege erkennbar. Erreichbar ist das Areal über einen alten passierbaren Wirtschaftsweg von Rothenfurth nach Hohentanne. Hinweise auf den Standort eines Kalkofens sind auf der Weinhold'schen Gangkarte zu sehen. In der geologischen Beschreibung der Sektion Freiberg – Langhennersdorf wird dieser Bergbau als schon lange erloschen benannt. Es kommt die Vermutung auf, das zu Zeiten der Auffahrung des „FDGS“ noch der Kalkabbau in Umgang war und die Stollnauffahrung auch eine Wasserrlöse für das Kalklager darstellte.


Nicht maßstäbliche Skizze der Grubenanlage und der groben geologischen Verhältnisse im Berggebäude.

 

Die älteste Jahreszahl im „FDGS“ ist die 1786 im Bereich der Fundtafel. Zu dieser Zeit ist die Grubenanlage noch mit Schlägel & Eisenarbeit aufgefahren wurden. Die Fundtafel des „Caspar Stehenden“ liegt 60 m vom Stollnmundloch entfernt. Bei 160 m Vom Mundloch tangiert der „C Sth“ den „Freiberger Spat“ und erreichte auch das Kalklager, was somit vom Grundwasser gelöst wurde. Auf dem „F Sp“ wurde der „FDGS“ gut 100 m zum einen in nordwestliche Richtung, also in das Kalklager hinein und nach Südosten gut 700 m weit aufgefahren. Dabei finden sich nach gut 300 m keine Hinweise mehr auf den Dolomitmarmor. Bei etwa 430 m ist der „FDGS“ aufgrund hereingebrochener Zersetzungsmassen des Glimmerschiefer nicht mehr fahrbar. Dieser Bereich ist zwischen 1792 und 1842 unter Anwendung der Bohr- und Schießarbeit in geräumigen Profil aufgefahren wurden. Eindeutige Erzabbaue sind auf dem „FDGS“ nicht zu sehen. 

Doch finden wir heute ein sehr seltenes Zeugnis der Bohr- und Schießarbeit unserer Altvorderen in dieser Grubenanlage. Ein recht gut erhaltenen, abgegangener Schuss mit Lehmwolker und noch vorhandenen Resten der „Zündschnur“. Dabei handelt es sich um ein kleines Schilfrohr oder auch Strohhalm der noch heute im Lehmwolker steckt. Es liegt an jedem Besucher, Befahrer oder auch Montanforscher selbst, das solche Artefakte der Nachwelt erhalten und somit den uns nachfolgenden Generationen erhalten bleiben, also nur ANSCHAUEN - nicht anfassen !

 


Vormaliges Gelände des Hohentanner Kalkwerkes. Foto: Lutz Baldauf
  


Die heute noch sichtbaren Haldenreste gehören zur Kalkgewinnung über die so gut wie nichts bekannt ist.  Foto: Lutz Baldauf
 


Neben zahlreichen haldenähnlichen Geländestrukturen sind auch Flächen sichtbar, an denen mit großer Sicherheit Gebäude standen. Der Standort des Kalkofens ist nicht mehr lokalisierbar. Foto: Lutz Baldauf
 


Unweit des Kalklagers, am Prallhang der Freiberger Mulde ist ein Stolln auf dem Caspar Stehenden angesetzt. Das Mundloch wurde im Rahmen des Abwassertunnelbaus aufgewältigt und als Fledermausquartier gesichert. Foto: Lutz Baldauf
 

 
Der Stolln auf dem Caspar Stehenden
 


Der Caspar Stehende wird als Gang der kb – Formation zugeordnet. Allerdings sind keine Erzfunde mehr möglich. Foto: Lutz Baldauf
   


Gut 60 m vom Mundloch befindet sich ein Gangkreuz mit Fundtafel für den Caspar Stehenden. Auch ist hier noch ein weiteres Gangtrum wenige Meter ohne Erfolg untersucht wurden.  Foto: Lutz Baldauf
  


Ein versetztes Streckenort.
 


Die Fundtafel für den Caspar Stehenden:

C – ST = Caspar Stehender
1786    = Jahr der Auffindung
B – G   = Initialen der Bergbeamten
  


Eine Jahrestafel, nur wenige Meter neben der Fundtafel.
 


Im Schacht neben dem Gangkreuz des Caspar Stehenden mit dem Freiberger Spat. Der Schacht gehörte mit großer Sicherheit zum Kalklager und ist sicher älter als die Stollnauffahrung.   Foto: Lutz Baldauf
  


Blick in den Schacht. Das Kalklager ist über diesen Schacht erschlossen, allerdings ist  übertage  kein Schacht zu sehen.  Foto: Lutz Baldauf
  


Blick aus dem Schachtfüllort in Richtung Kalklager auf Niveau des FDGS.
 

 

 

 

Das durch den Stolln angefahrene Kalklager

 


Der Stollnflügel in Richtung Kalklager.
  


Kleiner Kalkabbau auf Niveau des FDGS. Hier steht nur schwarzgrauer Dolomitmarmor neben einigen kleinen weißen Kalkschlieren an.
 


Nur sehr wenige und kleine Schmitzen von hellgrauen bis weißen Kalk sind noch zu sehen.
 


Das Kalklager muss in diesem Bereich auskeilen. Eine weitere Auffahrung in diese Richtung ist auf Niveau des „FDGS“ nicht vorhanden. Die Augen des Befahrers richten sich auf ein Bohrloch mit Resten des Lehmwolkers.
 


Ob sich der Kalkabbau hier wirklich so richtig gelohnt hat ist aus heutiger Sicht sehr fraglich.
 


Überhauen bzw. Steigort in den Kalklagerbereich über den „FDGS“. Die versetzte Fläche stellt in diesem Fall den Kalkabbau dar. Ob der bauwürdige Kalk  auch in dieser Mächtigkeit anstand, darf arg bezweifelt werden. Der Kalk ist hier nicht im typischen Kammerpfeilerbau, sondern durch Methoden des Erzbergbaus (im Firstenbau) hereingewonnen wurden. 
 

Der Freiberger Spat

 


Jahresvortiebstafel auf dem „FDGS“ in Richtung Südosten.
 


Der „FDGS“ ist stellenweise bis gut 3 m hoch aufgefahren.
  


  Jahresvortriebstafel 1830 im mittels Bohr- und Schießarbeit aufgefahrenen Stollntrakt.
 


 Jahresvortriebstafel von 1832.
 


  Und noch eine: Ein Jahr später...
 


  Die Stollnaufahrung musste wegen des fehlenden Schachtes im südöstlichen Flügel für eine brauchbare Wetterführung recht in geräumigen Maß aufgefahren werden.
 


  Wieder ein paar Jahre weiter. Schöne Arbeit mit eingetiefter und sauber geebneter Grundfläche, links der Quartalswinkel mit dem Loch für den Holzpflock, an dem das Hängezeug befestigt wurde.
 


Im Nordwestlichen Flügel ist der Stolln in nicht ganz so geräumigen Maß aufgefahren.
 


  Kleiner Nebenort im Südöstlichen Teil des „FDGS“ .
 


In diesem Ort waren wieder noch Spuren des dunkelgrauen Dolomitmarmors zu sehen.
 


Bereich mit stark zersetzten Glimmerschiefer. Diese Erscheinungen nehmen mit zunehmender Entfernung in südöstliche Richtung zu.
 


Auf gut 30 m Länge ist der anstehende Glimmerschiefer stark zersetzt und verwittert, dabei sind große Partien aus der Firste hereingebrochen. Die Bruchmassen führten zum Aufstauen des Wasser und machen den weiteren Teil des Stollens unbefahrbar.
 


Ein paar Meter gelangt man noch voran - dann ist Schluß.
  


Die Höhe des Wassers ist nicht mehr an die jahreszeitlichen Niederschlagsmengen gebunden. Vor vielen Jahren haben Bergbaufreunde die Bruchmassen soweit beräumt, das dass Stauwasser ablief und dieser Bereich fahrbar wurde.
 


Der Wasserstand in früheren Zeiten ist durch diese markante Wasserstandsmarke gut sichtbar.
 


Der Glimmerschiefer ist hier sehr stark mit Eisenoxiden imprägniert.
 

Auf dem Friedrich Flachen

 


Auch das Streckenort auf dem „Friedrich Flachen“ war lange Zeit durch aufgestautes Wasser hinter einem Bruch unfahrbar.
 


Endschaft nach gut 130 m Strecke auf dem „Friedrich Flachen“.
 


Hinter der Störung des Glimmerschiefers. Die Störung selber wird durch einen Gang begleitet, der den „Friedrich Flachen“ im spitzen Winkel schneidet. Dieser Bereich ist sehr stark verwittert und neigt zu größeren Ablösern, die nicht ungefährlich sind.
 


Im Bereich dieser Störung ist der Glimmerschiefer sehr stark zersetzt und neigt zu Ausbrüchen.
Foto: Lutz Baldauf
 


Sinterbildung aufgrund der Imprägnation durch Eisenoxide.
Foto: Lutz Baldauf
 


Eine kleine „bewohnte Druse“. Eine Fledermaus hat  einen ruhigen Schlafplatz in dieser Druse gefunden und fühlt sich sichtlich pudelwohl.
Foto: Lutz Baldauf
 


Nur durch Zufall entdeckten wir das Tier, oder besser das „Mineralienauge“ entdeckte die Druse.
Foto: Lutz Baldauf
  


Die Kristalle in der Druse sind hervorragende Haltepunkte für diesen kleinen „Penner“.
Foto: Lutz Baldauf
 


Stellenweise stehen noch Dolomit xx auf Quarzrasen in winzigen Drusen an.
Foto: Lutz Baldauf
 


Der westliche Flügel auf dem Friedrich Flachen ist nur wenige Meter lang, bietet aber dennoch eine Überraschung.
 


Ein sehr interessantes Bohrloch, wo neben dem Lehmwolker auch noch die Zündschnur in Form eines Stückes Schilfrohr oder Strohhalms vorhanden ist.
Foto: Lutz Baldauf
 


Detail von der Seite.
Foto: Lutz Baldauf
 


Das Bohrloch mit dem „Zündröhrchen“ von vorne. 
Foto: Lutz Baldauf
 


Mit Eisenoxiden überkrustete Calzit xx am Stoß.
Foto: Lutz Baldauf
 


Neben den Fledermäusen überwintern wohl auch Frösche wie dieser im Stolln !
 Foto: Lutz Baldauf
 


Nach der Befahrung ist vor der Befahrung.
Foto: Lutz Baldauf