Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de
Erstellt Oktober 2011, letzte Aktualisierung
Juli 2015.
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Horní Blatná – Bergstadt Platten Horní Blatná
ist eine alte Bergstadt, die heute auf Tschechischem Staatsgebiet liegt. Der
frühere Name war nur Platten und erst ab 1918 hieß sie „Bergstadt Platten". Der Ort liegt am
Fuße des Plattenberges, einer etwa 1000 m hohen Erhebung des Erzgebirgskammes.
Angelegt ist der Ort auf einer „platten Hochfläche“ kurz unterhalb des
Erzgebirgskammes. Diese Fläche wurde deshalb auch die „Platt“ genannt. Die
Entstehung dieser Ansiedlung geht auf den intensiven Zinnbergbau der näheren
Umgebung zurück. Heute hat Platten gerade noch 600 Einwohner und kaum noch eine
städtische Infrastruktur. |
Platten (tschechisch Horni Blatna) liegt etwa 10 km westlich des Grenzübergangs Oberwiesenthal - Bozi Dar auf dem Erzgebirgskamm. |
Der Zinnbergbau soll schon um 1380 im Gange gewesen sein. In alten Urkunden soll dieses Jahr verbrieft sein. Der Ort Platten geht auf die Gründung von Schneeberger und Schwarzenberger Bergleuten zurück, die nicht ohne Grund ausgerechnet hier tätig waren. Diese schürften auf dem Plattenberg etwa seit dem 15. Jahrhundert nach Zinnstein. Die Entstehung des Ortes ist aber mit großen Problemen und Streitereien behaftet gewesen. Zum besseren Verständnis soll für die Leser diese Problematik näher gebracht werden. Der Herrschaftsbereich der Herren von Tettau auf Schwarzenberg umfasste auch die Gegend zwischen Platten und Gottesgab (Boźi Dar). Da Zinnerz schon seit dem 15. Jahrhundert hier gewonnen wurde, war die Entdeckung der Silbererze nur eine Formsache. Erste ergiebige Silbererzfunde sind für das Jahr 1520 verbürgt. Zur Festigung des gesamten Herrschaftsbereiches der Ernestiner, zu dem auch die Schwarzenberger Herrschaft zählte, war eine Stadtgründung die Voraussetzung der weiteren Erschließung des heutigen Sächsisch-böhmischen Grenzgebietes. 1529 erließ der Kurfürst Johann Friedrich 1. (der Großmütige) das erste „Bergprivileg“ zur Gründung einer Bergstadt in dieser Gegend. Das ungeheure Zinnvorkommen auf der „Platt“, wie der Plattenberg auch genannt wurde, war wohl ein Anlass zur Stadtgründung an genau dieser Stelle. Plattenberg versteht sich auch als eine Gegengründung zur herrschaftlich schönburgischen Stadtgründung von Neustadt am Wiesenthal, dem späteren Oberwiesenthal. Da sich der Einflussbereich dieser Herrschaft durch ihre Bergwerke auch bis in den Gottesgaber Bereich erstreckte. Schon hier lag die Saat für zukünftige Konflikte. Die erste Bergordnung bekam Platten 1534 durch Kurfürst Johann Friedrich 1. (den Großmütigen) zur Heraushebung seines Anspruches auf die Einnahmen und Steuern aus diesem Gebiet. Dieser hat die Herrschaft 1533 von den Brüdern Albrecht Christoph und Georg von Tettau abgekauft, wohl wegen der sich abzeichnenden Silbererzfunde. Durch die Überschneidungen der Interessen über die territorialen Gegebenheiten hinaus, seitens der Ernestiner und Albertiner, mussten entsprechende Vereinbarungen getroffen werden, die eine Teilung der Ansprüche auf den Zehnt, Silberverkauf, Erbkuxe und weitere Gebühren und Einnahmen regelte. Doch der Ausgang des Schmalkaldischen Krieges machte alle guten Vereinbarungen zunichte. Die nunmehr ehemalige Schwarzenberger Herrschaft wurde als „Kriegsbeute“ zwischen dem albertinischen Herzog Moritz von Sachsen und dem habsburgischen König Ferdinand von Böhmen laut dem Prager Vertrag vom 14. Oktober 1546 aufgeteilt. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen für die Gegend um Platten und Gottesgab. Zwischen den Herrschaftshäusern entstanden erhebliche Differenzen über Inhalt und Auslegung des Vertrages. Die Streitereien gipfelten im Erlass einer Bergordnung durch König Ferdinand von Böhmen und somit die Einverleibung des Bergregals für Gottesgab, Platten und Hengstererben (Hrebecná). Immer wieder wurden Verhandlungen zwischen den verstrittenen Parteien aufgenommen, diese führten aber erst nach dem Tod von Kurfürst Moritz 1553 zu einem tragfähigen Kompromiss. Es sollten die Grenzen der Bergregale identisch mit den Grenzen der Herrschaftsbereiche verlaufen. Im Ergebnis dessen viel Platten und Gottesgab an die böhmische Krone. An der Grenzbereinigung waren auch namhafte Kartographen auf sächsischer Seite beteiligt, so Georg Oeder und Johann Humelius. Mit dieser Vereinbarung fielen auch andere ehemalige Herrschaftsrechte, zumindest zur Hälfte, wie Bergbaueinnahmen, Zehnt und Steuern an Böhmen. Im Gegenzug wurde die Besoldung der Beamten, Pfarrer und Witwen durch beide Parteien getragen. Die Verleihung der Bergwerke erfolgte gemäß dem jeweiligen Bergregal. Diese Vereinbarung sollte nur wenige Jahre funktionieren. Die böhmische Krone hegte wenig Interesse an einer ordentlichen Rechnungslegung und somit an einer ehrlichen Teilung aller Rechte und Pflichten. Die böhmischen Bergrechnungen waren für sächsische Beamte weder transparent noch korrekt und führten zu weiteren Unstimmigkeiten zwischen beiden Herrschaftshäusern. Als 1575 Sachsen seine Bergbaueinkünfte in der Herrschaft Schwarzenberg auch auf den Zinnbergbau ausdehnen wollte, wurde dies ihm mit dem Verweis auf bisherige Gepflogenheiten seitens der böhmischen Krone verwehrt. Der Ausgang des Dreißigjährigen Krieges beinhaltete für die Region Platten, Gottesgab, Hengstererben und weiteren Orten im Erzgebirgskammgebiet eine „religöse Säuberung“ durch die Vertreibung der protestantischen Bewohner. Dies beinhaltete auch einen Verlust und teilweisen Niedergang der Infrastrukturen der Bergstädte- und Siedlungen. Damit mussten Handwerker, Bergleute, Beamte und viele mehr ihre Heimat verlassen und eine gesellschaftliche Verarmung setzte den schon arg gebeutelten Gebieten zu. Der lukrative Bergbau auf Zinn wurde zum Verlustgeschäft über Jahrzehnte hin. Die Unterhaltungskosten für technische Einrichtungen, wie dem über 12 km langen Plattner Kunstgraben konnten kaum vom Bergbau gedeckt werden. Auf Sächsischer Seite gründeten die nunmehr „Exulanten“ genannten protestantischen Bürger aus dem böhmischen Gebieten Johanngeorgenstadt am Fastenberg als ihre neue Heimatstadt. Für Sachsen wie auch Böhmen war der Bergbau um Platten und Gottesgab nur noch ein Zuschussgeschäft. Immer wieder wurden Verhandlungen und Gespräche angesetzt, die immer wieder im Sande verliefen oder an der Sturheit eines Verhandlungspartners scheiterten. Die Problematik wurde immer komplizierter und undurchsichtiger. Erneute aussichtsreiche Gespräche wurden erst wieder 1829 aufgenommen, doch nie zum Abschluss gebracht. Erst die Einführung von moderneren grundlegenden Berggesetzen in Sachsen wie auch im Königreich Österreich-Ungarn, zu dem nunmehr Böhmen gehörte, schufen eine Grundlage zur Entflechtung einer gewaltigen Ansammlung undurchsichtigster Rechtsverordnungen und Gewohnheitsrechten, die ihren Ursprung zum Teil im Ausgang des Schmalkaldischen Krieges hatten. Beide Seiten verzichteten auf alle wechselseitigen Rechte und Gewohnheiten, die sich im Laufe der Zeit ergeben hatten. Damit endete ein mehrere hundert Jahre dauernder Konflikt im Sächsisch-böhmischen Grenzgebiet, der die Entwicklung einer hoffnungsvollen Region regelrecht ausgebremst hat.
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Platten ist wie viele Orte und Städte des Erzgebirges wie zum Beispiel Marienberg oder Kupferberg (Medenec) als eine schematische Stadtgründung zu verstehen. Der Grundriss der Ansiedlung geht auf ein Schema des sächsischen Bergbeamten Joachim Spansel zurück. Dabei sollten um einen zentralen rechteckigen Platz Schule, Rathaus, Bergamt und Bürgerhäuser erbaut werden. Die Kirche stand inmitten des zentralen Platzes, dem Markt. Die Straße führten nach allen Himmelsrichtungen als Verlängerungen der Häuserzeilen des Marktes aus der Stadt hinaus. Der zentrale Platz war immer am großzügigsten angelegt und sorgt bei manchen nicht fertig entwickelten Bergstädten wie Katarinenberg in heutiger Zeit zu etwas Verwunderung. Nach diesem Schema konnte die Stadt immer vergrößert werden ohne alte Bereiche abzureißen. Eine wahrhaft fortschrittliche stadtplanerische Denkweise! Die Entwicklung von Platten ging im 16. Jahrhundert recht rasant voran. Um 1535 soll es gut 300 Bergwerke in der gesamten Gegend gegeben haben. Da Platten die Rechte einer Stadt besaß und somit auch Marktrechte, war Platten auch der zentrale Markt- und Verwaltungsort für die umliegenden Bergbausiedlungen- und Orte wie Gottesgab, Abertham (Abertamy), Bärringen (Pernink) und Zwittermühl (Háje). Die Stadt erwirtschaftete einen gewissen Reichtum und baute die 1542 errichtet hölzerne St. Laurentius Kirche 1594 komplett als massives Bauwerk. Das jetzige Aussehen der Kirche erfolgt durch einen Umbau 1754. Die Kirche zählt heute neben einigen schicken Bürgerhäusern zu den Sehenswürdigkeiten der Bergstadt Platten. Der Niedergang des Bergbaus durch den Ausgang des Dreißigjährigen Krieges mit der anschließenden Vertreibung der protestantischen Bevölkerungsteile bewirkte auch einen Niedergang der Stadt Platten. Der Bergbau gewann zu keiner Zeit mehr eine größere Bedeutung. Stattdessen zog in Platten das typische erzgebirgische Manufakturwesen ein, zur Fertigung von Klöppelarbeiten, Spielzeug, Handschuhe, Handwebereiartikel und Löffel, sowie kleiner Blech- und Eisenwaren. Für die Bevölkerung war es eine Möglichkeit nach den langen Durststrecken wieder zu einem bescheidenen Vermögen zu kommen. Ab dem 20. Jahrhundert hielt auch der Wintersport aufgrund der relativ schneesicheren Lage Einzug und bescherte der alten Bergstadt Platten ein weiteres Standbein als Dienstleister in der sich stetig entwickelnden Tourismusbranche. Vor Beginn des 2. Weltkrieges lebten über 2200 Leute in Platten. Nach der Vertreibung aller Deutschen 1946 aus der Stadt blieben gerade noch 900 Tschechen übrig. Heute ist Platten ein beschauliches vom Nahtourismus lebendes Städtchen. Unter anderem geprägt durch die Abwanderung der „Jungen“ in die nahegelegenen Industriegebiete des Egertales, wie Most oder Komotau, da eine Stadt wie Platten ohne jegliche städtische Infrastruktur niemanden eine sichere Zukunft bieten kann!
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