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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt September 2013, letzte Aktualisierung Januar 2021 .
  

Bergbaugebiet Hirtenwiesen
Heilig Geist Stollen

   

Das Glashütter Bergamtsrevier

Geographisches, Geologisches und Mineralogisches

Betrachtet man dieses Bergamtsrevier von der territorialen Seite, so fällt auf, dass sehr viele Gebiete dazu gehören in denen kaum oder überhaupt kein Bergbau umging. Es handelt sich hierbei um Landschaften wie die Lößnitz, Dresdner Heide, das Elbsandsteingebirge, der Plauensche Grund, das Bahratal, das Döhlener Becken und die Gegend um Neustadt und Stolpen; um nur einige wichtige zu nennen. Dabei muss die Gewinnung von Eisen, Steine und Erden sowie auch die Steinkohle außer Betracht bleiben, weil diese Rohstoffe anderen Rechtsgrundlagen unterstanden. Das Glashütter Bergamtsrevier war das territorial ausgedehnteste Grubenrevier in Sachsen.

Landschaftlich betrachtet ist der durch den Erzbergbau berührte Bereich des Glashütter Reviers durch den seichten Abfall des Erzgebirges in Richtung des Elbtals geprägt. Wobei sich durch die Verwitterung große, meist aus Gneis bestehende Rumpfflächen gebildet haben, die sich nicht unbedingt besonders hervorheben und im wesentlichen durch die recht tiefen Fluss- und Bachtäler markiert werden. Hierbei treten mehrere größere Gebirgsbäche hervor, die aus weiteren Nebentälern ihre Wasser beziehen und dem Elbtal zuleiten. Das wären die Wilde Weißeritz mit Höckenbach und Hennersdorfer Bach, die Rote Weißeritz mit Reichstädter Bach und Pöbelbach, die Müglitz mit Trebnitz und Prießnitz, die Bahra und der Lockwitzbach um nur die wichtigsten anzuführen. Weiter sehr markant heben sich die Flächen der mächtigen Porphyrmassive in der Landschaft ab, diese sind durch ausgedehnte Waldgebiete betont.

Die für den Erzbergbau wichtigen Voraussetzungen lieferte schon die Landschaft allein und deren Erschließung durch den Menschen. Umfangreiche Wälder lieferten  frühzeitig das Holz für den Bau, die Köhlerei und den Bergbau auf Zinn und Eisen. Vorkommen von Raseneisenstein, als Grundlage für die Herstellung metallischer Werkzeuge für Landwirtschaft, Handwerk und schließlich dem immer weiter aufkommenden Bergbau auf alle Metalle. Tiefe Täler mit wasserreichen Bächen und Flüssen lieferten die Antriebsenergie für Hütten und Aufbereitungsanlagen. Der auf den Gneishochflächen gerodete Wald barg guten Ackerboden für eine entstehende Landwirtschaft zur Versorgung des Lohnarbeiters Bergmann! 


Glashütte ist verkehrstechnisch relativ gut erreichbar, sowohl von Dresden wie auch von Chemnitz.
 

Das für den Bergbau bedeutende Territorium umfasst über 400 km² bei 25 km Ost – West Ausdehnung und 20 km in Nord – Süd- Richtung. Der Bahrabach bei Seidewitz grenzt mit dem Ölsengrund und Börnersdorf nach Osten hin, nach Süden die sächsisch-böhmische Grenze sowie die Orte Müglitz, Lauenstein, Bärenstein, Bärenburg und Ammelsdorf; nach Westen die Wilde Weißeritz und nach Norden die Orte Borna, Häselich, Oberhäselich, Rabenau und Hainsberg das Erzbergbaugebiet ab.

Im unmittelbaren Bergbaugebiet sind als Grundgebirge vorwiegend Gneise verschiedener Art zu finden. Dabei überwiegen die grauen Biotitgneise der unteren und oberen Stufe. Rotgneise oder Muskovitgneise sind eher selten und kommen nur in der Nähe von Sadisdorf, Bärenburg und dem Pöbeltal vor. Für den Bergbau auf Metallerze sind nur die Gneisgebiete interessant, denn nur hier haben sich  bauwürdige Erzgänge ausgebildet. Die Gneisgebiete grenzen im Süden und Osten an die Teplitzer Quarzporphyrdecke, im Westen an den Frauenstein – Dippoldiswalder Granitporphyrzug und zuletzt nördlich an dicke kreidezeitliche Sedimentablagerungen die den Gneis überdecken. Das Gneisgebiet wird überall von gering mächtigen bis stark hervortretenden Porphyrgängen gestört. Es handelt sich dabei um Granitporphyre und Quarzporphyre, wobei die letzteren immer am Granitporphyr abschneiden und somit wesentlich jünger sind. Auch sind zwei mächtige Basaltdurchbrüche in diesem Gebiet äußerst auffällig. Zum einen handelt es sich um den Luchberg in der Nähe von Dippoldiswalde und den Willisch bei Kreischa. Beide sind als Berge in der Landschaft unübersehbar.


Weiß umrandet sind die geologischen Bereiche, die teilweise oder dauerhaft zum Bergamtsrevier Glashütte gehört haben. 
Nach Auflösung der einzelnen Reviere kam dieses Gebiet mit allen anderen Regionen unter die Aufsicht des Oberbergamtes Freiberg und seiner untergebenen Bergbehörden.
 

Haben die Porphyrgänge für den Gangerzbergbau auf Silber und weitere Münzmetalle keine Bedeutung, so ist ihr Vorkommen für den Bergbau auf Zinn umso bedeutender. Im südlichen Teil des Glashütter Reviers und weiter im Altenberger Revier sind die Porphyre von unten durch größere und kleinere Granitmassen durchdrungen und gestört. Dabei erscheinen die Granitmassen an der Oberfläche als mächtige Stöcke. Die Granitmassen sind mit Zinn vererzt und haben für den Zinnbergbau in der Gegend von Sadisdorf und Bärenstein größte Bedeutung. Wobei hier nicht der Porphyr sondern die Gneisdecke in Nähe der Porphyrstörungen durchdrungen wurde.

Das Zinnerz tritt im Glashütter Revier zum einen in untergeordneter Form in den Granitstöcken oder in Zinnerzgängen auf. Dabei sind nur die Granitstöcke von Sadisdorf und Bärenstein bedeutend. In Sadisdorf steht als Grundgebirge Muskovitgneis an in diesem sich Gänge von einem Mischtypus ausgebildet haben. In der Nähe des Granitstockes streichen Gänge wo Zinn- und Silbererze vergesellschaftet sind. Weitere Zinnerzgänge sind bei Oberfrauendorf im Quarzporphyr und bei Bärenstein im Granitporphyr bekannt. Der Bärensteiner Stock ist von grauem Biotitgneis umgeben und führt nur in seinem äußerem Bereich Zinnerze und ist ebenfalls von mehr oder weniger ergiebigen Zinnerzgängen umgeben.

Bei der Betrachtung des Erzbergbaus im Glashütter Revier ist die unregelmäßige sehr zerstreute Verteilung der lokalen Lagerstätten auffällig. Diese konzentrieren sich auf gut 400 km² auf nur wenige Lokalitäten, wie Höckendorf, Dippoldiswalde, Glashütte, Bärenhecke und Lauenstein, um nur einige wichtige zu nennen. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede zu anderen Bergbaurevieren von Sachsen. An Stelle von kilometerlangen Stolln und weit verzweigten Gangsystemen ist für dieses Revier die recht kurze Erstreckung der Erzgänge und recht große Zerstreutheit der im Abbau gestandenen Lokalitäten typisch. Der größte Teil des bekannten Bergbaus konzentrierte sich zum einen um Glashütte und zum anderen um Dippoldiswalde. Hier waren auf relativ engen Raum kleinere Gangsysteme meist parallel streichender stehender Gänge vorhanden die einen konzentrierten Abbau zuließen.

Als bauwürdig für silberhaltige Erze erwiesen sich meist die Gänge der kb - , eb -  und fba – Formation. Meistens waren es stehende Gänge und die Schaarkreuze welche besonders reich vererzt waren. Die Morgengänge waren in der Regel taub und dienten für Auffahrungen von Wasserlösestolln wie im Bereich der Glashütter Hirtenwiese. Die vererzten und bauwürdigen Bereiche der Gänge waren recht kurz und absetzig und von kleiner Mächtigkeit, die jedoch an Schaarkreuzen auch mehrere Meter erreichen konnten.

Für den Bergbau auf Eisenerze sind etliche Gänge der eba – Formation von unterschiedlicher Mächtigkeit und Ausdehnung belegbar. Wobei der Schlottwitzer Achatgang am bekanntesten ist. Der hier vorkommende Roteisenstein wurde schon recht frühzeitig abgebaut und in den lokalen Schmelzhütten und Eisenhämmern weiterverarbeitet. Weitere kleine bauwürdige Gänge sind in der Nähe von Liebstadt, Reichstädt und Johnsbach bewiesen. 


Verwaltungstechnisch umfasste das Glashütter Bergamtsrevier einen Teil der späteren östlichen Revierabteilung 
des 1865 bis 1869 bestehenden Freiberger Bergamtsrevieres.

 

Geschichtliches

Schon weit vor der Entdeckung der Silbererze in diesem Gebiet bestand Glashütte als kleine Siedlung mit einer namensgebenden „Glashütte“. Auch wurde schon sehr früh Raseneisenerz gewonnen und zu Schmiedeeisen weiterverarbeitet. Über die Existenz von zwei „wüsten Eisenhämmern“ um 1429 nach dem Hussitenkrieg wird in Überlieferungen berichtet. Raseneisenknollen fanden sich überall und waren während der frühen Besiedlung das erste Eisenerz zur Erzeugung von Schmiedeeisen zur Herstellung einfacher Gebrauchswerkzeuge. Die Entdeckung des „Silbers“ als Münzmetall resultierte mit großer Sicherheit als Beifund aus der Suche nach Eisenerzen.

Ab etwa 1490 ist der Bergbau auf Silber urkundlich nachweisbar und führte zur Expansion der alten Glashütten- Siedlung, die nun Formen einer frühen Bergstadt annahm, so wie uns heute die Reste vom Treppenhauer bei Frankenberg bekannt sind. Belegt ist diese Jahreszahl mit einer Schuldeintragung im Gelübdebuch des Gerichts zu Freiberg. Wobei hier noch angemerkt werden müsste, dass der Bergbau auf Münzmetalle hier wohl schon wesentlich früher begonnen haben mag. Neuerliche Belege aus dem Raum Dippoldiswalde bezeugen diese Vermutung. Bisher sind aber noch keine Belege für Glashütte selbst erbracht worden. Die Gründe dafür sind verschiedener Natur und wären ein Thema an ganz anderer Stelle.

1492 kommt Glashütte unter Herzog Georg in den Genuss der Münzfreiung. Das heißt im besonderen, daß der Glashütter Bergbau nicht mehr gezwungen war das geförderte Silber an die Freiberger Münze zu verkaufen, sondern „frei“ verkaufen zu können. Dieses Privileg sollte den Bergbau auf sogenannte Münzmetalle weiter forcieren, was in der Tat auch erfolgte.  Man bezahlte nur den Zehnten an den Landesherrn. Das Privileg war aber zeitlich befristet, um den Bergbau in Schwung zu bringen, besonders bei hoffnungsvollen auflässigen Gruben! Es handelt sich hierbei um eine Art „Subvention“ als Fakt frühen volkswirtschaftlichen Denkens.

Schon recht früh gab es Bestrebungen, dem Missbrauch, Spekulationen und anderen kriminellen Delikten Einhalt zu gewähren. Dazu sind vom Regalherrn (Kurfürst oder Lehnsherr) diverse Bergordnungen erlassen worden. Mit diesen Reglements, die ständig erweitert und verfeinert wurden, sollte jeglicher Missbrauch im Bergbau unterbunden werden. Die erste bekannte Bergordnung im Osterzgebirge wurde schon 1473 zu Bärenhecke erlassen. Diese Verordnungen fußten alle auf der Vorlage des Freiberger Bergrechts aus dem 14. Jahrhundert! Für Glashütte wurde die erste Bergordnung 1490 von Herzog Georg erlassen. Zu dieser Zeit war Glashütte noch von Dippoldiswalde abhängig, da diese Stadt ein Amtssitz war. Es dauerte lange Zeit, bis sich Glashütte von Dippoldiswalde „abnabeln“ konnte.

An dieser Stelle ist auch der Inhalt einer solchen Bergordnung Interessant. Immerhin sind hier die rechtlichen Voraussetzungen für den Bergbau generell hinterlegt und erklären auch viele Vorgänge und Verhaltensweisen, die uns heute als selbstverständlich erscheinen. War die Bergordnung anfangs nur ein einfaches überschaubares Rahmenwerk, so entwickelte sich die Bergordnung mit dem Fortschreiten des Bergbaus immer weiter fort, bis zu einer recht kompakten und teilweise für Laien unverständlichen Rechtsordnung. Hier mal ein Auszug mit den wichtigsten Punkten:

  • Zum Handel mit Bergteilen war die Genehmigung des Bergmeisters erforderlich. Dieser genehmigte erst  nach Inaugenscheinnahme des Schurfes oder der Grube diesen Vorgang um Spekulationen vorzubeugen. Er prüfte auch ob diese Bergteile nicht schon vergeben waren. 
  • Bergteile durften nur von Gruben in Umlauf gebracht, also verkauft werden, die ihre Bauwürdigkeit durch einen Gang nachgewiesen hatten. Dazu wurden von „Bergsachverständigen“, den frühen Berggeschworenen, zusammen mit dem Bergmeister und dem Schichtmeister der Schurf, Kluft oder Gang besichtigt, ob sich ein weiterer Aufschluss überhaupt lohnte und dazu Bergteile an „bergbaulustige“ Personen verkauft werden durften.
  • Der Bergmeister durfte erst Gruben belehnen, wenn die Grenzen der umliegenden älteren Gruben bekannt waren. Da das bergbauliche Vermessungswesen noch in den Kinderschuhen steckte, mussten die Grenzen der einzelnen Wehr'n, Lehn, Maaßen und Fundgruben sichtbar festgelegt werden. Übertage dienten dazu natürliche markante Punkte, wie Bäume, eingeschlagene Pfähle oder extra gesetzte Grenzsteine. Erst dann konnte eine neue Verleihung auf einem schon in Abbau stehenden Gang erfolgen. 
  • Eine schreibkundige Person sollte die Bücher und Register auf dem Amt führen. Die Nachweisführung über den Grubenbetrieb war unerlässlich um Spekulationen und Betrügereien vorzubeugen, ebenso zur Klärung von Streitfällen und führte später zur Entstehung des Amtes für den Bergschreiber.
  • Die Arbeitszeit war auf 9 Stunden angelegt. Der Lohnarbeiter Bergmann wurde nach den verfahrenen Schichten bezahlt und diese wurden auf dem "Kerbholz" (!) durch den Schichtmeister mit einem Ritz markiert.
  • Die Festlegung der Löhne für Bergleute, Steiger, Schichtmeister:
    Der Schichtmeister erhielt 2 ½  Groschen wöchentlich von jeder von ihm verwalteten Grube, wobei er bis zu 8 Gruben vorstehen konnte. Der einfache Bergmann erhielt 8 Groschen die Woche und eine Wasserknecht 7 Groschen. Es war faktisch die Entlohnung nach den entsprechenden Qualifikationen festgelegt.
  • Die Pflichten von Steiger und Huthmann wurden festgelegt. Die Steiger und Huthleute als direkte Vorgesetzte des einfachen Bergmanns waren verpflichtet auf fleißige Arbeit zu achten, das kein Erz veruntreut wurde und einen sicheren Grubenbau um unnötige Gefährdungen der Bergleute und daraus entstehender finanzieller Verluste der Bergbautreibenden zu verhindern, um nur einige grob ausgewählte Pflichten hier anzuführen. 
  • Die Festlegung der Schichtmeister- und Steigereide. Dieser Personenkreis wurde vom Bergmeister berufen und musste schon   umfangreiches bergbauliches Wissen  nachweisen. Die Fähigkeit des Lesens und Schreibens wird wohl damals auch in diesem Personenkreis nur bedingt ausgeprägt gewesen sein. Zum „Führen“ des Kerbholzes sind diese Kenntnisse nicht erforderlich. Die Ritze wurden an bestimmten, festgelegten Stellen gemacht und konnten später durch den Bergschreiber oder Bergmeister „ausgelesen“ werden.

Die Bergordnung umfasste noch weit aus mehr Punkte und definierte diese auch. Die vorherige Aufzählung soll nur einen kleinen Einblick in die weitaus umfassendere Bergordnung von Glashütte geben.  

Schon vor dem aufkommenden 30jährigen Kriege setzte der Niedergang des Bergrevieres ein. Immer weniger Gruben lieferten ausreichend viel Silbererze und konnten Ausbeute an die Gewerken zahlen. Damit verarmten auch die potentiellen Geldgeber in Form der Gewerken oder wanden sich ab und suchten ihr Glück in anderen erfolgreicheren Bergstätten des Erzgebirges, wie Marienberg, Annaberg und Schneeberg. 

Nach dem 30jährigen Krieg konnte sich das Revier nicht wieder erholen. Selbst Steuererlässe und andere Hilfen vermochten keine Besserung zu erwirken. Glashütte stand von nun an an letzter Stelle in den Auflistungen der sächsischen Bergorte. Auch Bergmeister Stephani (1716 – 1747) erreichte trotz intensiver Bemühungen keinen umfangreichen Grubenbetrieb mehr, dass die Existenz eines Bergamtes Glashütte rechtfertigte. 1710/11 war Glashütte schon versuchsweise mit dem Bergamt Altenberg zusammengelegt worden. Doch der weitere Verfall war nicht mehr aufzuhalten. 1768 erfolgte die Auflösung des Bergreviers Glashütte durch die Zusammenlegung mit den Ämtern von Altenberg und Berggießhübel. Allerdings blieben die Verwaltungsstrukturen weiterhin zum Teil  erhalten, nur die Eigenständigkeit als Amt wurde gestrichen. Über das Jahr 1768 hinaus sind deshalb nur noch Vicebergmeister verzeichnet, als eine eindeutige Abwertung. Die Zusammenlegung erforderte auch eine entsprechende Verwaltung, so dass in den ehemaligen Bergverwaltungsstandorten einzelne Funktionen erhalten blieben und auch unter dem alten Reviernamen die Bücher weitergeführt wurden.

Die nachfolgende Auflistung der bekannten Personen, verbunden mit ihrer Funktion in der Bergverwaltung, reicht demzufolge auch über das Jahr 1768, der Revierauflösung von Glashütte, hinaus.

Die Bergmeister des Glashütter Reviers  

  • 1502   Hieronymus Teufelsmaler  als alter Bergmeister „Gronimus Dewfelßmaler“
  • 1502   Hans Frühstück 
  • 1509   Enderlein Engelhard   fungiert auch als Bergmeister für Altenberg
  • 1516   Wenzel Andree 
  • 1516   Michel von Kreischaw 
  • 1520   Philipp Seidel
  • 1523   Martin Kriebel bis zu seinem Tode 1529
  • 1529   Philipp Seidel
  • 1533   Martin Rober
  • 1537   Mattheus Scherber  bis zu seinem Tode 1546
  • 1546   Caspar Richter
  • 1551   Joachim Knorr  bis zu seinem Tode 1561, war vorher seit 1542 Berggeschworener in Freiberg
  • 1561   Johannes Holtzschuh
  • 1561   Paul Hoffmann  bis zu seinem Tode im Quartal Luciae 1571, ebenso Bergmeister in Altenberg, war seit 1553 Berggeschworener in Freiberg
  • 1572   Martin Weydich, war  seit 1563 Berggeschworener in Glashütte
  • 1574   George Gentzsch (Jentsch)  bis zu seinem Tode im Quartal Trinitatis 1584, ab 1572 Berggeschworener in Glashütte
  • 1584   Balthasar Görner, war seit 1574 Berggeschworener in Glashütte
  • 1596   Paul Getter bis zu seinem Tode im Quartal Reminiscere 1604
  • 1605   Thomas Lippert  bis zu seinem Tode im Quartal Crucis 1611, war  seit 1584 Bergeschworener in Glashütte
  • 1612   Balthasar Görner jun.  bis zu seinem Tode in der Pestepidemie 1630, war  seit 1604 Berggeschworener in Glashütte

Die Vicebergmeister des Glashütter Reviers

  • 1634   Christoph Herrmann  bestellt und bald an der Pest verstorben, war seit 1612 Berggeschworener in Glashütte
  • 1635   George Voigt  bis zur Übergabe der Funktion Reminiscere 1645, war seit 1612 Bergschreiber selbigen Amtes
  • 1645   Martin Kuhnert ab Reminiscere bis zu seinem Tode 1658, war seit 1640 Vizeberggeschworener in Glashütte
  • 1658   George Freßer  bis zu seinem Tode 1673
  • 1673   Adam Schneider, ging danach als Markscheider und Stollnvorsteher nach Marienberg
  • 1675   Christoph Grummet  bis zu seinem Tode 1693, war zugleich Bergmeister für das Bergrevier Gießhübel
  • 1694   Johann Keßel ab Reminiscere, ging in Fürstliche Dienste nach Zeitz
  • 1697   Wolfgang Friedrich  Schlintzig bis zu seiner Absetzung 1709
  • 1709   Johann George Herrmann  bis zu seinem Tode am 25. April 1711, war parallel Bergmeister in Altenberg
  • 1711   Johann Meynel  bis zu seinem Tode Reminiscere 1716, war etliche Jahre Berggeschworener in Glashütte
  • 1716   Johann Emanuel Stephani, war ab 1709 Markscheider in Altenberg, wird 1739 Zehntner in Freiberg, schrieb viel zum Bergamt Glashütte auf.
  • 1748   Gottlieb Christian Otto
  • 1764   Gottfried Wilhelm Grellmann, zugleich Bergmeister in Altenberg
  • 1776   David Benjamin Gotthelf Schütze, zugleich Bergmeister in Altenberg
  • 1780   Johann Christian Techelmann, zugleich Bergmeister in Altenberg

     

Berggeschworene des Bergamtes Glashütte

  • 1526   Wolf Koller
  • n.b.      Martin und Jacob Rober
  • 1539   Mattheus Reichel
  • 1547   Mattheus Scherber (jun.?)
  • 1547   Valtin Ritzschel
  • 1549   George Reichel
  • 1555   Thomas Herrmann
  • 1557   Brosius Reichel
  • 1559   Caspar Seiffner
  • 1561   Martin Moller
  • 1563   Martin Weydich, ab Reminiscere 1572 Bergmeister
  • 1572   George Jentsch, ab Crucis 1574 Bergmeister
  • 1574   Balthasar Görner, ab Crucis 1584 Bergmeister
  • 1584   Thomas Lippert, ab Crucis 1605 Bergmeister
  • 1605   Balthasar Görner, ab Trinitatis 1612 Bergmeister
  • 1612   Christoph Herrmann
  • 1644   Martin Kuhnert, ab Reminiscere 1645 Bergmeister
  • 1710   Johann Meynel, ab Luciae 1711 Bergmeister
  • 1764   August Körner
  • 1780   Carl Gottlob Pirnbaum

Bergschreiber des Bergamtes Glashütte

  • 1524   Nickel Wagner auch Hüttenschreiber
  • 1528   Philipp Schyller
  • 1546   George Zschoppelt
  • 1551   George Thürknecht
  • 1561   George Jentsch , ab 1572 Berggeschworener, ab Crucis 1574 Bergmeister
  • 1572   Hanns Beseler
  • 1574   Thomas Seidel
  • 1581   Lucas Reichel 
  • 1591   Georg Wolf auch als Hüttenschreiber erwähnt
  • 1607   Hans Klepsch
  • 1610   George Voigt, ab 1635 auch Bergmeister. Ihm wird 1640 Martin Kuhnert als Bergschreiber zugeordnet.
  • 1630   Johann Voigt, auch Hüttenschreiber
  • 1634   Salomon Voigt, auch Hüttenschreiber
  • 1658   Christoph Braun, auch Hüttenschreiber
  • 1709   Carl Christian Hoffmann 
  • 1711   Christoph Friedrich Vogler
  • 1748   Christian Gottlieb Schmieder

   

Die Bergstadt Glashütte

Zum Werdegang der Entwicklung von Glashütte als Siedlung bis hin zur Stadt ist recht wenig in Erfahrung zu bringen. Schon um 1445 taucht der Name Glashütte in einem Steuerverzeichnis auf die an das Schloss Dohna zu entrichten waren. Dabei wird der Name des Dorfes in diesem Steuerverzeichnis als „dr Glaßehutte“ geschrieben und wohl auch so ausgesprochen. Zur dörflichen Siedlung sollen 3 Hufen und 2 Eisenhämmer gehört haben. Die Hufen selber werden noch 1499 genannt und lassen den Schluss zu, dass Glashütte noch lange, selbst nach Fündigwerdung der Silbererze, sich kaum entwickelt hat. Die Bergleute der Silbergruben haben sicher direkt an ihrer Arbeitsstätte gelebt, also auf den verliehenen Grubenfeldern neben den Schachtanlagen, so wie es vom Treppenhauer bei Frankenberg archäologisch belegt ist.

Der Name „Glashütte“ ist mit großer Sicherheit auf den Standort einer frühen Glashütte zurückzuführen. Das Aufkommen einzelner Glashütten beruht vermutlich auf einem Technologietransfer aus dem Altsiedelland. Hier spielten auch die Zisterzienserklöster eine gewichtige Rolle. Die Glashütten benötigten nicht unbedeutende Mengen an Holz und wurden bei der Vergabe von Holzprivilegien und den ersten Holzordnungen aus dem Altsiedelland verdrängt, in eine unbewohnte und von großem Waldreichtum gezeichneter Gegend, dem Sächsisch-Böhmischen Erzgebirge. Mit der zunehmenden Besiedlung des Erzgebirges und dem Aufkommen von „Holzkonkurrenten“ wie dem Bergbau mit all seinen nachgeschalteten Aufbereitungsprozessen und dem Baugewerbe für die nötigen Siedlungen, vollzog sich eine neuerliche Verdrängung der Glashütten. Beim Erlass der Holzordnungen für die Waldnutzung wurde in der Frühzeit das Glasgewerbe nicht berücksichtigt. Der Bergbau auf Münzmetalle versprach für die Unternehmer in den „wilden Jahren“ wesentlich mehr Profit als eine Glashütte! Erst im 18. Jahrhundert setzte ein Umdenken ein.

Um 1501 ist Glashütte in einem Türkensteuerregister erfasst und gehört mit 15 ansässigen Leuten als zu Johnsdorf eingepfarrt. Wohl hat der aufkommende Silberbergbau nun auch neben den Bergleuten noch andere Gewerke mitgebracht, die sich nicht mit auf den Grubenfeldern ansiedelten und wohl von geschäftlichen Beziehungen mit den Bergwerken lebten. Neben den üblichen Spekulanten und Glücksritten kamen auch Handwerker, auf der Walz befindliche Gesellen, die eine erste Infrastruktur einer aufkommenden kleinen Bergbausiedlung stellten.

1506 erhielt die Bergbausiedlung Glashütte die Rechte einer Stadt. In der Begründung zur Verleihung wird ausdrücklich auf den florierenden Bergbau und dem zahlreichen zugezogenen Bergvolk hingewiesen, das sich auf den Fluren der Siedlung niederließ und Häuser erbaut hatte. Auch war zu dieser Zeit schon ein ordentliches Silberausbringen und damit nicht zu verachtende Einnahmen an Steuern für den Landesherrn. Die Erteilung des Stadtrechts beschleunigte nun noch die Entwicklung von Glashütte, dass seit 1490 als Sitz eines Amtes, dem Bergamt fungierte.

Der Ausbau der dörflichen Siedlung dürfte auch eine Herausforderung gewesen sein. Den Glashütte lag in einem recht engen Tal und  nicht auf einer weiten Hochfläche. Die ersten Höfe und Häuser wurden sicher willkürlich an den geeigneten Stellen errichtet, meistens am Fuße der Talhänge und streckte die Hufen der Höfe aufwärts der Talhänge. Die Anlage eines mit Häusern umfassten Marktes wie in Annaberg, Marienberg oder Katharinenberg war hier, in einem Tal,  gänzlich unmöglich. Ob es eine durch die Obrigkeit geordnete Bauplanung gab ist nicht bekannt. Überliefert ist in der Stadtgründung nur die Zusicherung von Bauholz für Häuser und natürlich für die Bergwerke aus den herzoglichen Waldungen. 

 


Blick auf auf Glashütte mit der St. Wolfgangs Kirche. 
  


Blick auf den Friedhof von Glashütte. Hier befindet sich noch ein Grabstein, oder besser Epitaph, des Obersteigers Heinrich Traugott Kirsten.
   


Der  Grabstein des Obersteiger Kirsten. Die Inschrift lautet:

 Heinrich Traugott Kirsten
Knappschaftsältester
und Obersteiger i.d.gl. Inhaber
der silbernen Verdienst Medaille
sowie Ehrenbürger hiesiger Stadt.
Geboren den 7. October 1800 zu Altgeising
starb den 14. December 1862 allhier.
Tief betrauert von seinen hinterlassenen
zwei Kindern. Seine treue Gattin war ihm
18 Jahre in die Ewigkeit vorangegangen.
Ruhe sanft
.
  


Blick auf Glashütte im Bereich der Luchauer Straße oberhalb vom Friedhof. Unweit vom Fotostandort liegt das verwahrte Mundloch des „Oberen Jacob Stolln“.
   


Glashütte ist in einem relativ engen Tal angelegt und später dann auf die Talhänge vergrößert worden. Die Bedingungen für eine Glashütte weit vor dem Bergbau auf Münzmetalle waren hier wohl ideal!
    


Das Mundloch des „Oberen Jacob Stolln“ liegt etwas abseits der Wanderwege, allerdings auf privaten Grund und Boden!
  


Die altehrwürdige St. Wolfgangs Kirche.
  


Ansicht des Kanzelbergmannes in der St. Wolfgangs Kirche (Bildarchiv: Th. Witzke)
  


Das ständige Stützen der Kanzel kann im Laufe der Jahrhunderte schon etwas stressig sein... (Bildarchiv: Th. Witzke)
   


…...und führt zum hölzernen Blick mit etwas vermehrten Bartwuchs (Bildarchiv: Th. Witzke)
 


Es handelt sich hierbei wohl um die eigentliche bergmännische Tracht der sächsischen Bergleute bevor eine staatlich verordnete Kleiderordnung die alte Tradition zerstörte. (Bildarchiv: Th. Witzke)
 


Eine Art Tscherpertasche hatten die „Alten“ auch schon und hat sich auch bei der neuen staatlich verordneten Kleiderordnung fast genauso erhalten geblieben. (Bildarchiv: Th. Witzke)
  


An der Luchauer Straße ist noch ein Bergmannshaus erhalten. Es handelt sich um ein um das Ende des 18. Jahrhundert errichtetes zweigeschossiges Gebäude mit einem markanten und auf die ursprüngliche Nutzung hinweisenden Schlussstein. Aufgrund der relativ großzügigen Bauweise ist das Gebäude wohl ursprünglich für einen entsprenden Amtssitz oder Beamtenwohnhaus konzipiert gewesen.
   

Die Sandsteingewände von Haustür und Fenstern unterstreichen ein für höhergestellte Zwecke genutztes Gebäude.
 

Der restaurierte Schlussstein ist immer ein Foto wert!
  

Die Bürger der neuen Stadt genossen die freien Rechte des schlachten, backen, brauen und schenken (Ausschank), sowie vom Ungeld für den Ausschank von Wein und Bier befreit. Neben dem wöchentlichen Markt der immer am Sonnabend abgehalten wurde und „frei“ war! Alle Waren und Güter die für Stadt und Bergwerk gebraucht wurden waren von Zoll und Geleitgeldern befreit! Darüber hinaus besaß die Bürgerschaft von Glashütte die niedere Jagd innerhalb der Grenzen des Stadtgerichts. Um 1510 beginnt der Kirchbau zu Glashütte die dem Bergbauheiligen St. Wolfgang geweiht wird. 1522 erhält die Stadt das Privileg des Vogelschießens.

Um 1587 lebten in Glashütte 144 an der Waffe verpflichtete Männer. Doch der Niedergang der Bergstadt war durch den rückläufigen Bergbau geprägt. Die von den Bergleuten lebenden Handwerker wie Bäcker, Fleischer, Schuster, Schneider, Stellmacher und Schmiede litten unter dem Weggang der Bergleute, ihrer einstigen Kunden, in andere lohnenswertere Reviere. Damit trat ein wirtschaftlicher Stillstand schon vor dem 30jährigen Kriege ein, der in allen Bereichen der sichtbar wurde. Das Wüten der Pest um 1630 setzte der Stadt erheblich zu. Die Kriegsauswirkungen um 1632/33 beschleunigten nochmals die Verarmung der einst relativ reichen Bergstadt.

Nach dem 30jährigen Krieg blieb Glashütte aufgrund des nicht mehr erfolgreich zu installierenden Bergbaus eine arme Stadt. Erst als im 19. Jahrhundert die Uhrenindustrie aufkam sollte eine Besserung einsetzen. Heute erinnert im Stadtbild nur die Kirche an den einstigen recht erfolgreichen Bergbau des Hochmittelalters.

Das Grubenfeld von Glashütte liegt heute nördlich der Stadt in Richtung Luchau, wenn man von den Siedlungspraktiken der frühen Bergleute, wohnten unmittelbar an der Grube, einmal absieht. Auch geben die Namen der Bergwerke schon einen Hinweis auf relativ alte Grubenstrukturen. Hier konzentrieren sich mehrere größere Gangsysteme auf engsten Raum aus dem sogenannten Hirtengrund bis  hinauf zur Kalkhöhe.  Die ältesten namentlichen Überlieferungen zum Glashütter Bergbau aus dem 15. Jahrhundert sind „ST. Wolfgang“, „St. Sebastian“ und „St. Jakob“ wobei heute nur der letztere Name noch geläufig ist und auch das dazugehörige Grubenfeld bekannt sind. Vermutlich sind die beiden erstgenannten mit in der Grube „St. Jakob“ aufgegangen.

Um zum Glashütter Bergbau überhaupt eine Kennung zu erlangen müssen die Bergakten studiert werden. Die dafür erhaltenen Recessbücher geben heute Auskünfte über den Werdegang des gesamten Bergreviers. Eine erste Blütezeit des Glashütter Bergbaus, natürlich mit den Höhen und Tiefen des Hochmittelalters, ist von der Gründung des Reviers um 1490 bis etwa 1561 festlegbar. Für diese Zeit existieren die oben schon angeführten Bergakten und geben neben den weiteren zum Revier gehörigen Gruben auch direkt Auskunft über den Bergbau nahe der Stadt. Die größten Silberfunde von Glashütte wurden in diesem Zeitraum gemacht und entsprechen beim Gesamtausbringen, mit allen andern Gruben des Reviers einem Würfel aus geschmolzenen Silber mit einer Kantenlänge von nahezu 70 cm!

Die ergiebigsten Gruben um Glashütte waren dabei die „Heilig Geist Fundgrube“, „Der Apostelstolln“ und die Grube „St. Jacob“. Doch auch weitere kleine Einzelzechen trugen zum positiven Silberertrag mit bei, doch ist von jenen Gruben nicht mal der Name bekannt, geschweige diese lassen sich lokalisieren. Viele dieser Gruben sind später bestimmt in den einzelnen Maßen der uns heute bekannten Hauptgruben aufgegangen. Unklar ist auch woher das Betriebskapitel für den Bergbau kam. Über die Gewerkschaften und deren Zusammensetzung ist fast nichts erhalten geblieben. Lediglich über die Beteiligung von Herzog Georg und Herzog Moritz ist einiges überliefert. So besaßen diese zwischen 10 und 40 Kuxem an den besten Gruben und zogen mit der Ausbeutezahlung auch ordentlich Kapital aus ihrer Beteiligung.

  


Am Friedhof stand auch ein Huthaus, es wurde in den 1920er Jahren abgerissen. (Bildarchiv: Th. Witzke)
 

Tafel zur Erinnerung an das Huthaus (Bildarchiv: Th. Witzke)
   

Stark vereinfachte Darstellung des Bergbaugebietes von Glashütte. Auf einem Areal von nur 5 ha Größe gab es 140 Fundgruben, 211 Maße und 69 Erbstolln!  Die ertragreichsten und mächtigsten Gänge waren der Heilig Geist Stehende mit 50 cm Mächtigkeit und 600 m bebauter Länge, der Israel Stehende mit 80 cm Mächtigkeit und 700 m bebauter Länge sowie der St. Jacob Stehende mit 100 cm Mächtigkeit und 600 m bebauter Länge.
  

Unmittelbar unterhalb des Marktes zweigt die Schulstraße ab. An deren Ende der mit Schild bezeichnete Bergbauwanderweg in Richtung der Hirtenwiesen seinen Anfang nimmt.
  

Im Keller der Bäckerei Lehmann befindet sich das verwahrte Mundloch des St. Erasmus Stolln. Der Stollen selbst wurde im Maß von 2 m Höhe und 1 m Breite auf dem St. Erasmus Stehenden, einem stark klüftigen und drusigem Gang der fluorbarytischem Bleierzformation aufgefahren.  Der Stollen ist durch ein  Flügelort mit sehr geringen Abmessungen von teilweise nur 1 m Höhe im 16. Jh. in die Neue Hoffnung Fundgrube vorgetrieben  wurden. Mit verschiedenen teilweise abgestuften Stollenschächten oder auch über Abbaue ist der St. Erasmus Stolln mit anderen horizontalen Auffahrungen wie  dem Oberen St. Jacob Stollen verbunden.
  

Der „St. Erasmus Stolln“ führt noch heute Wasser aus dem Bergbaugebiet von Glashütte in die Prießnitz ab. Das heutige Röschenmundloch ist schräg gegenüber der Bäckerei am Bachufer sichtbar.
  

Ab 1545 setzte der allmähliche Niedergang des Bergbaus um Glashütte ein. Die Gründe dafür könnten vielschichtig gewesen sein. Zum einen sind die ergiebigen Bereiche der Erzgänge in den tagesnahen Bereichen vollends abgebaut. Die weitere Erschließung erforderte bergbauliche Bauwerke die nur Geld verschlangen und in erster Linie keinen Gewinn abwarfen. Da sind tiefere Stollen und Schächte zu nennen. Auch lässt mit zunehmender Tiefe der Lagerstätte der Erzreichtum nach oder ist anders ausgebildet und erfordert eine aufwendige Aufbereitung die zusätzlich noch Geld kostet und somit den Profit der Unternehmer verringert. Außerdem hatten viele Gewerken nicht das nötige Kapital um über einen sehr langen Zeitraum zu investieren. Die etwas schwierige und teilweise mangelhafte Verwaltung des Bergreviers tat ihr übriges zur ersten Krise dazu.

Aus den genannten Gründen konnte sich der Bergbau von Glashütte nie wieder so aufrichten wie vor der Krise. 1563 wurde auf Weisung Wolf von Schönberg, dem Berghauptmann der Erzgebirge, ein geschworener Probierer im Amt Glashütte angestellt. Durch eine sorgfältigere Beurteilung der Erze und verbesserter Aufbereitung sollten mit reichhaltigeren Konzentraten bessere Schmelzergebnisse erzielt werden. Die Verhüttungsschwierigkeiten gab es nicht nur mit den Glashütter Erzen sondern war typisch für das gesamte sächsische Erzgebirge. Die durch von Maltitz eingeführte nasse Aufbereitung war besonders für Armerze geeignet die mit zunehmender Tiefe einer Lagerstätte und der damit verbundenen veränderten Zusammensetzung des Ganges betroffen war. 1563 und 1579 erfolgte auch die Berainung der Grenzen des Bergamtsreviers Glashütte. Bis dahin gab es keinen definierten Grenzverlauf zu den anderen Bergämtern, was immer wieder zu teuren Streitereien führte.

Der endgültige Niedergang des Glashütter Bergbaus setzte schon vor dem Dreißigjährigen Krieg ein. Die einstmals bedeutenden Gruben waren regelrecht ausgeerzt, in einigen Fällen konnte schon von Raubbau gesprochen werden. Von 1584 – 1598 gab es ein letztes Aufbäumen. Das Silberausbringen stieg in diesem Zeitraum nochmals in die Höhe ohne auch annähernd die Ergebnisse früherer Zeiten zu treffen. Die bekannten Glashütter Gruben „Israel“, „Erasmus“ und „Heilig Geist“ zahlten zum letzten Male Ausbeute.

Unter Bergmeister Stephani (1716 -1747) wurde erneut versucht den Bergbau wieder aufzunehmen. Trotz großer Investitionen für die Wasserhaltung der Tiefbaue auf einigen Gruben konnte kein annähernd wirtschaftlicher Grubenbetrieb in Umgang gebracht werden. Daran änderten auch keine Steuerbefreiungen oder andere Förderungen etwas. Glashütte als Bergbaustandort verschwand aus den Augen der Öffentlichkeit. Erst die Untersuchungen diverser Bergsicherungsbetriebe in den 1980ern und bis weit in die 1990er Jahre hinein zeigten dem bergbauinteressierten Bürger ein hochinteressantes mittelalterliches Grubenrevier, das in vielen Bereichen eine Befahrung des Altbergbaus zuließ.

 


Unterhalb des Marktes, am rechten Ufer der Müglitz liegt das noch erhaltene Mundloch des „Hilfe Gottes Stolln“. Er sollte der tiefste Stolln im Glashütter Bergrevier werden, wurde aber nie vollendet.
   
  
Einleitung
Heilig Geist Stollen
 

Das Bergbaugebiet Hirtenwiesen

Die Hirtenwiesen zu Glashütte waren der einstige Bergbaumittelpunkt der kleinen Stadt. Doch wer an blühende Wiesen denkt wird etwas enttäuscht sein. Der Name rührt nur noch aus einer Zeit, als die von Halden zerfurchte Gegend noch ohne Baumbestand war. Die recht steilen Hänge waren von Alters her nur zur Weidewirtschaft, also Viehhaltung und Grasmahd nutzbar. Erst in den 1920er Jahren wurden die heute sichtbaren Fichtenbestände in diesem Taleinschnitt und den steil ansteigenden Hängen gepflanzt. Bis zur Aufforstung stellte dieses Areal eine wertvolle Heimstatt für recht seltene Wiesenpflanzen dar. Hier gab es seltene Orchideenvorkommen, wie Holunder-Kuckucksblume, großes und kleines Knabenkraut, Händelwurz und viele mehr.

Die Hirtenwiese erreicht man über einen kleinen Fußweg hinter der Glashütter Schule und führt durch ein Areal typisch deutscher Kleingärten. Am Ende der Kleingartenanlage erreicht man eine gut ausgeprägte Halde mit zwei rekonstruierten Stollnmundlöchern. Es handelt sich dabei um das Domizil von einigen Glashütter Bergbaufreunden. Auf einem Areal von reichlich 5 Hektar, etwa 2 km x 2,5 km,  befinden sich etwa 20 Stolln und 60 Halden des historischen und neuzeitlichen (SAG Wismut) Bergbaus. Erschlossen ist das ganze Gebiet durch einen beschilderten Bergbauwanderpfad. Von Glashütte wie auch vom Ortsteil Cunnersdorf kann das Gebiet bewandert werden, wobei bei Cunnersdorf auf der dortigen Kalkhöhe auch ein kleiner Parkplatz zur Verfügung steht.

 

Um 1990 schlossen sich mehrere Bergbaufreunde, allen voran Thomas Witzke, zu einer Ortsgruppe des Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. Zusammen. Um 1995 löste sich die Ortsgruppe auf und bildete den „Förderverein für Bergbau im Osterzgebirge e. V.“ um bessere Voraussetzungen zur Pflege der Bergbautradition in ihrer Heimat zu haben. Im Vordergrund stand die Gestaltung einer Bergbaulandschaft des 15./16. Jahrhunderts. Dabei sollte dies keine Rekonstruktion, sondern eine beispielhafte museale Veranschaulichung des hochmittelalterlichen Bergbaus werden, was auch gelungen ist. Bewerkstelligt wurden die Arbeiten in unzähligen ABM – Einzelmaßnahmen, sowie ehrenamtlicher Vereinsarbeit.

Wichtigstes Objekt waren zwei Stolln, die unmittelbar an einer großen Halde liegen, welche zwischen 1991 und 1994 rekonstruiert wurden. Es handelt sich dabei um den „Apostelstolln“ und den „St. Blasiusstolln“. Der erstere Stolln ist einer der Hauptzugänge zum Glashütter Bergrevier. Von hier sind viele Gruben, wie „Heilig Geist“ und „St. Jacob“ zu erreichen. Allerdings ist hier ein mächtiges Hindernis in Form einer Betonplombe durch einen Bergbaubetrieb nicht ganz „offiziell“, als kleines „Dankeschön“, eingebaut worden! Der „St. Blasius Stolln“ ist eine gut 200 m lange Auffahrung und später nur noch unter dem Namen „Silberner Bergmanns Stolln“ bekannt gewesen, an deren Ende noch eine Verstufungstafel erhalten ist. Dieser Stolln ist ein Zeuge des Communbergbaus der Stadt Glashütte.

Zum Berggebäude „Silberner Bergmanns Stolln“ gehören noch weitere kleine Stolln, die eher Bergbauversuche aus der Zeit von 1600 - 1790 darstellen. Ein mittels Bruchsteinmauerung im Mundlochbereich rekonstruierter etwa 30 m langer  „Oberer Stolln“, eine Auffahrung in Schlägel- und Eisenarbeit. Weitere 3 Stolln gehören noch zu diesem Berggebäude die in unterschiedlichen Varianten hergerichtet wurden. Vom Erkundungsschurf bis zur Handhaspelschachtanlage ist hier alles vertreten.

Die Landschaft der Hirtenwiese wird auch von den großen Gangzügen der bekannten Grubenanlagen aus der Blütezeit des hochmittelalterlichen Glashütter Bergbaus geprägt. Dazu gehören die Pingen- und Haldenzüge der Fundgruben und Maaßen von „Heilig Geist “,  „St. Jacob“, „Israel “, „Erasmus“ und  „St. Valerius “. Diese Gruben befinden sich etwas westlich der Hirtenwiese im dortigen Höhenzug der sogenannten Kalkhöhe. Der Übergang von Hirtenwiese zum übrigen Bergbaugebiet wird eher fließend wahrgenommen.

Das Bergbaugebiet um Glashütte ist auch durch einen ringförmigen Wanderweg erschlossen. Auf diesem kann man zu fast jeder Jahreszeit das Areal durchstreifen. Diese Möglichkeit nahmen auch die Bergbaufreunde dreier Bergbauvereine aus dem Raum Freiberg – Frankenberg an einem wunderschönen milden Novembersonntag wahr. Die folgenden Bilder zeigen einige Stationen der Exkursion.

 


Die Hirtenwiesen liegen in einem Taleinschnitt der sich in Richtung Kalkhöhe zieht und allmählich in den dortigen Höhenzug übergeht. Von den Wiesen ist nicht mehr viel zu sehen, höchstens wie hier im Bild als Streuobstwiese.
  

Unzählige kleine und große Halden prägen die heutigen Hirtenwiesen und die nähere Umgebung.
   

Desöfteren stehen Wochenendhäuser auf den Halden, manchmal direkt auf dem Schacht!  Eine Einmaligkeit in der sächsischen Bergbaulandschaft zumindest in der Häufigkeit!
  

Der Weg zum Bergbaugebiet führt durch eine geräumige Kleingartenlandschaft...
  
 
...an deren Ende schon verfallene Mundlöcher...
    

...und die entsprechende Beschilderung auf den Bergbau vergangener Generationen hinweisen!
  

Das Mundloch des Apostel Stolln steht auf gut 30 m in Bruchsteinmauerung. Allerdings handelt es sich dabei um eine Rekonstruktion durch die Glashütter Bergbaufreunde.
  

Der Schlussstein des Gewölbes mit Inschrift.
  

Der St. Blasius Stolln, später als Silberner Bergmann Stolln bekannt. Ein Zeitzeuge des Communbergbaus der Stadt Glashütte im 18. Jahrhundert. Auch dieses Mundloch ist eine Rekonstruktion aus den 1990er Jahren.
Unsere Exkursion beginnt hier an der Halde mit den zwei Stollnmundlöchern und führt zu weiteren Objekten vom Silbernen Bergmann.
  

Handhaspelkaue über einem Schacht im Grubenfeld von „Silberner Bergmann“, dahinter das Mundloch eines oberen Stolln im selbigen Grubenfeld. Die Dacheindeckung der Kaue ist wie in alter Zeit aus von Hand gespaltenen Holzschindeln eingedeckt. Die Plane verhindert das Eindringen von Wasser ins Gebäude, da die Schindeln nur über eine begrenzte Zeit verwendbar sind.
  

Das
Mundloch des oberen Stolln wurde auch nachgestaltet.
  

Ein Blick durch die Fledermausöffnung in den Stolln.
  

Das Mundloch des Mittleren Stolln von Silberner Bergmann.
  

Das Mundloch des „Neue Erfindung" Stolln als ein angefangener Grubenbau dargestellt. Die Glashütter Bergbaufreunde stellen hier den Mundlochzustand zu Betriebszeiten der Grube dar.
   

Der Ausbau wird als deutscher Türstock gezeigt. In Georg Agricolas Werken ist zumeist diese Ausbauart für die Stollnmundlöcher dargestellt.
   

Unweit des „Neuen Erfindung Stollns“ befindet sich der in Rekonstruktion befindliche Kunstgraben. Das Wasser fließt hier fast ganzjährig und hätte als Antrieb eines kleinen Rades ausgereicht. Die Grabungsarbeiten nach der Radstube verliefen bisher ohne Erfolg.
  

Auf dem Areal Hirtenwiese sind unzählige Pingen wie diese sichtbar.
   

Idealer Rastplatz für Exkursionen im Bergbaugebiet, wie an diesem schönen Novembersonntag 2010.
  

Außer den Pingen sind auch viele markante Punkte im Gelände sichtbar, die auf verlassene Gruben verweisen. Einige davon konnten durch die Recherchen der Glashütter Bergbaufreunde auch wieder Namen zugeordnet werden.
  

Grubenfeld von „St. Blasius“, später „Silberner Bergmann“ im relativ dichten Nadelwald mit einzelnen Inseln von Laubbäumen. Vor gut 90 Jahren war dieses Gelände bis auf einige einzelne Bäume kahl und ließ sicher einen interessanten Blick auf die Hinterlassenschaften des Bergbaus im unteren Bereich der Hirtenwiesen zu.
    

Einzeln stehende Baumgruppen deuten hier immer alte Schachthalden an, wie hier weiter aufwärts im Bergbaugebiet Hirtenwiese.
  

Viele Bereiche mit Halden sind auch nur von Birken bewachsen.
   

Mächtige Pingen auf dem Wolfgang Stehenden, durch den oberen Jakob Stolln erschlossen, im Bereich des Handpumpenkunstschachtes.
  

Nahezu ein Vierteljahrhundert benötigte der Baum um sich dieses Verbotsschild einzuverleiben! Das Schild gehörte zu einer Einzäunung eines Schachtes aus der Zeit der SAG Wismut aus den 1950er Jahren. Über die Tätigkeit der Wismut in diesem Gebiet ist so gut wie nichts bekannt.
    

Unsere Exkursionsgruppe an einem geschichtsträchtigen Punkt der Neuzeit! Hier war bis vor einigen Jahren noch ein fahrbarer Schacht und der Zugang zum Glashütter Revier für Schwarzbefahrer, 1. untere Maß auf Heilig Geist.
  

Viele kleine Halden inmitten der Landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden an Kleingärtner vergeben. Diese bauten sich richtig schicke Wochenendhäuser auf die Halden und in einigen Fällen gleich auf die dazugehörigen Schächte. Schade das ich hier kein Wochenendgrundstück besitze...
   

Von der Kalkhöhe, einer der höchsten Erhebungen im Bergbaugebiet hat man eine geniale Aussicht, so lange das Wetter mitspielt. Hier der Blick in Richtung Altenberg zum Geisingberg.
   

Hier die Aussicht in Richtung  Cunnersdorf.
  

Der Luchberg (hinter den Bäumen) von der Kalkhöhe aus gesehen.
  

Standort von Israeler Huthaus, das erst in der Neuzeit geschliffen wurde und als Bauschutt auf den umliegenden Feldern verteilt wurde. Eine Bank lud zum Verweilen ein.
  

Die Maßschächte auf dem Israeler Zug werden durch Strauch- und Baumgruppen markiert. Sie sind zu steinig für die Bewirtschaftung und deshalb erhalten geblieben.
  

Lage des verfüllten Mundloches vom oberen Israel Stolln am Bergbauwanderweg. Ein Schild verweist auf diese Stelle.
   

Wieder angekommen am „Apostelstolln“ endet unsere Exkursion und der zweite Teil, eine kleine untertägige Tour beginnt!
  

Gut 30 m des Stolln sind in neues Bruchsteinmauerwerk gesetzt. Diese Arbeit ist größtenteils in einem offenen Graben von Übertage aus bewerkstelligt worden.
  

Der gleichnamige Stolln ist auf dem „Apostel Morgengang“ ins Grubenfeld getrieben worden. Dabei sind die Morgengänge hier mehrheitlich als taube Gänge ausgebildet und worden nur zum Vortrieb der Stolln aus den Tälern heraus aufgesucht.
   

An den Stellen ohne dem Tragwerk waren stellenweise artistische Ambitionen gefragt.
    

Befahrergruppe am ersten Gangkreuz, hier der Apostelmorgengang mit dem Kottner Stehenden.
  

Der Kottner Stehende ist ein recht drusiger Barytgang der wohl nur an wenigen Stellen Erz führte.
  

So zeigte sich der Barytgang in der Stollnsohle.
   

Der geschlägelte Stollnflügel mit dem Gang im rechten Stoß. Dieser Grubenteil ist mittels Wasser durch die Glashütter Bergbaufreunde regelrecht „gewaschen“ worden. Einigen Bergbaufreunden wird diese Initiative wohl missfallen, doch ist damit die Möglichkeit gegeben, Gebirge und Mineralisation bergfrisch wie die „Alten“ beim Vortrieb in Augenschein zunehmen.
  

Übergang von Stolln in einen kleinen Abbau. Wieder rot hervortretend, der Barytgang.
  

Über einen abgestuften Schacht, in diesem Falle der unterste Schacht, gelangt man auf die nächst höher gelegene Strecke. Diese führt dann zum verfüllten Tagesschacht.
  

Blick von oben nach unten, rechts und links als rotes Band ist der Gang sichtbar.
  

Hier geht niemand achtlos vorbei! Bänderung und kleine Drusen sind interessante Punkte wo man mal innehalten muß.
  

Versetztes Füllort des Tagesschachts auf der Verbindungsstrecke.
  

Blick zur Fahrung, nun ist auch der letzte mit oben angekommen.
  

Der Barytgang mit ausgebildeten Drusen im Bereich der Fahrung des unteren Schachtes...
    

...in denen sogar noch Barytkristalle sichtbar sind, wenn man ein besseres Objektiv für die Kamera mit hätte!
  

Vielerorts zeigte sich der Gang gut ausgebildet und weckte das Interesse der Befahrer ganz besonders.
  

Wie in einem Geologielehrbuch!
  

Nach dem kurzen Abstecher auf den Kottner Stehenden setzten wir unsere Tour auf dem Apostelstolln in Richtung „Bauwerk“ fort.
  

Schon mehrfach weckte die markante Wassersaige das Interesse, ebenso auch einige Quartalswinkel.
  

Wiederholt wird der Apostelmorgengang von stehend streichenden Barytgängen gequert. Diese sind des öfteren mit Hoffnungsbauen belegt worden.
  

In diesem Falle besteht der Gang aus einer Mineralisation in zwei Generationen. Der Baryt wurde später nochmals durch einen schwächer ausgebildeten Quarzgang durchsetzt.
  

Druse in schaligem Baryt mit Quarzrasen im Gangmittel.
   

Die exakte Schlägel & Eisen- Arbeit der Alten ist immer wieder ein Bild wert!
  

Schlägelort.
   

Beeindruckende Schlägelarbeit auch wieder bei der Wassersaige.
   

Das Hindernis aus Beton ist etwa 1,3 m mächtig und kann nur durch die Wassersaige „unterquert“ werden.
   

Blick durch die Wassersaige in den freien Stolln.
  

Stellenweise ist der Apostelstolln reichlich einen ¾ Lachter hoch und das Gebirge hinterlässt einen sehr festen Eindruck, der wohl auch die Alten zu einer geringfügigen Querschnittsveränderung veranlasste.
    

Hier stellt sich die Frage, wie die Alten diese Wassersaige hergestellt haben?
   

Langsam haben wir der Rückweg angetreten.
  

Nochmals turnen wir mit unseren Gummistiefeln am Rand der Wasserstrecke entlang.
  

Der Apostelmorgengang ist hier in der Firste gut zu erkennen. Die Mächtigkeit  kurz vorm Mundloch beträgt gut einen halben Meter.
    

Nebenher musste auch noch für den Fotografen posiert werden.
  

Übergang des gemauerten Mundlochbereichs in das standfeste Gebirge.
  

Zum Schluss noch einen Abstecher in den neben den Stolln gemauerten Mettenschichtraum der Glashütter Bergbaufreunde. Bemerkenswert ist die untertägige Ofenheizung des Raumes.
  

Bei der Ausfahrt war es schon Dunkel, aber das stört ja nicht weiter, zumindest gab es keinen Unterschied zu untertage! Die kleine Tour gewährte uns einen beachtlichen Einblick in das Bergbaugebiet Glashütte. Es handelt sich dabei mit um eines der interessantesten mittelalterlichen Bergbaugebiete Sachsens!
  
   
Einleitung
Bergbaugebiet Hirtenwiesen
 
Heilig Geist Stolln 

In den 1990er Jahren bestand mehrfach die Möglichkeit, das Bergbaugebiet nahe der Stadt Glashütte zu befahren. Als Zugang fungierte ein von der Bergsicherung Freital geöffneter Maßschacht (1. untere Maß). Der Schacht war als Flucht- und Wetterweg für den Bergsicherungsbetrieb gedacht. Deshalb ist der gut 80 m tiefe Schacht mit einer behelfsmäßigen Fahrung versehen worden und diente auch den damaligen „Schwarzbefahrern“ als ideale Zugangsmöglichkeit. Man musste nur die Schrauben der Schachtdeckelscharniere entfernen und konnte somit den Deckel trotz Vorhängeschloss öffnen, sogar das notwendige Werkzeug lag versteckt am Schacht parat!

Der Maßschacht selber war nicht als durchgängiger Schacht angelegt, sondern ist als fünffach abgestufter Schacht im Gangeinfallen mittels Schlägel und Eisen- Arbeit von den „Altvorderen“ im 15. Jahrhundert geteuft worden. An den Schacht waren der Heilig Geist Stolln wie auch der obere St. Jacob Stolln angeschlossen und somit das ganze Grubenfeld erreichbar! Leider haben wir diese Gelegenheit viel zu wenig genutzt.

Die nachfolgenden Bilder sind von ihrer Qualität nicht so berauschend, die Gründe dafür mögen vielschichtig sein. Dennoch sind es Fotodokumente, die so nicht wiederholbar und doch wert sind, gezeigt zu werden!

 


Die Lage des Maßschachtes heute. Es ist alles planiert und von der Natur wieder begrünt worden. Die Halde des Maßschachtes ist heute mit Bäumen bestanden.
  

Blick von der geöffneten Hängebank in den Schacht.
  

Es gab weder eine Vertonnung noch irgendwelche Absturzsicherungen!
  

Der Schacht wurde über eine Art „Himmelsleiter“ befahren, es fehlten eben die sonst üblichen Umsteigebühnen zwischen den einzelnen Fahrten.
   

Das Einfallen des  Schachtes schwankte stark. Es gab fast saigere Abschnitte mit über 80° und relativ flache Abschnitte mit gerade  60° Einfallen.
  

Auf dem „Heilig Geist Stolln“ gab es viel zu sehen, nur hatten einige Glashütter Bergbaufreunde verschiedene Zugänge einfach verfüllt! Man wollte eben den Schwarzbefahrern wie auch der Bergsicherung den Zutritt zu einigen Bereichen verwehren. Diese Praxis sollte aber eine Retourkutsche erfahren!
  

Etliche kleine Hoffnungsbaue waren im Bereich des „Heilig Geist Stolln“ zugängig.
  

Diese Strecke mit Hornstatt und Schacht war ein gefragtes Fotomotiv.
  

Der Schacht stand voll Wasser und hatte demnach keine Verbindung zu anderen Grubenbauen.
  

Typisch für dieses Revier waren die unzähligen Sekundärmineralbildungen wie hier in Form von Aragonit.
  

Aragonit wird in dieser exzentrischen
Form auch als "Eisenblüte" bezeichnet (jedoch von "Eis" - nicht vom Schwermetall abgeleitet).
  

Blaue Einfärbungen des Aragonit könnten von der Kupfermineralisation stammen.
  

Die Ähnlichkeit mit Korallen ist wohl unverkennbar! Die Schwerkraft hatte für diese (den Tropfsteinen ähnlichen) Sekundärmineralbildungen keine Bedeutung.
  

Etliche Gesenke und kleinere Abbaue befanden sich auf dem Stollnniveau.
  

Das wohl bekannteste Motiv von Glashütte. Ein Schlägelort mit noch vorhandenen Sitzholz.
  

Viele dieser Abbaue waren relativ leicht zugängig und demzufolge auch beliebte Fotomotive.
  

Geschlägelte Strecke auf einem Gang im typischen Profil des mittelalterlichen Bergbaus. Hier der Übergang von tonnenförmiger Firste in eine gerade Firste. Letztere resultiert aus einem Streckennachriss.
  

Wasserfreies Gesenk mit befahrbaren Streckenörtern.
  

Aufgrund enger Durchstiege und viel „Kriecherei“ waren gewisse Wartezeiten immer an der Tagesordnung.
  

Fast aus dem „Nichts“ tauchen manche Befahrer auf! Diese Stelle wurde übrigens auch von Glashütter Bergbaufreunden „verfüllt“. Dieser Kleinkrieg mit Befahrern und Bergsicherungsbetrieb endete mit einem schicken Dankeschön, einer  Betonplombe auf dem „Apostelstolln“ (siehe aktuelle Befahrung oben )!
  

Je näher wir uns dem „Oberen Jacob Stolln“ näherten, umso steiler fiel der Schacht ein. Die Durchstiege waren auch recht eng.
  

Die Sohlen zwischen den einzelnen Schächten boten gute Rastplätze.
  

Die an Querhölzern mit Fahrtenhaken befestigten Fahrten sollten doch einzeln befahren werden. Manche Stellen waren schon etwas „wandelbar“, um den Zustand mal mit einem alten bergmännischen Wort zu umschreiben.
  

An manchen Stellen sah der Fahrschacht schon recht wild aus - war eben alles nur „behelfsmäßig“.
  

Abbau auf dem Jacob Stehenden.
 

Der Handpumpenkunstschacht auf dem Jacob Stehenden.
  

Verstufungstafel mit der Jahreszahl 1789 in Nähe des Handpumpenkunstschachtes. Wir hatten die eingeschlagene Jahreszahl zunächst falsch als 1780 gedeutet...
  

...aber auf dieser Aufnahme erkennt man es im Schlagschatten besser: Es muß 1789 heißen.
Foto: A. Rüthrich.

   

Diese Gangfundtafel weicht von den im Freiberger Revier üblichen Tafeln dahingehend ab, daß sie ganz oben noch eine Zeile mehr hat. Die Freiberger Tafeln haben gewöhnlich nur drei Zeilen (und zwar von oben: Erzgang, Jahr, Geschworener). Gangfundtafeln waren eigentlich nur im Freiberger Revier häufig vertreten. Nur wenige Ausnahmen, wie diese in Glashütte, sind aus anderen Revieren bekannt (mir fällt zum Beispiel noch Hohenstein ein).

Die oberste Zeile „F M“ steht hier wahrscheinlich für die „Fundgruben- Mitte“ – der senkrechte Strich in der Tafel markiert die genaue Örtlichkeit. Tafeln mit einer solchen vierten Zeile („F M“) habe ich ansonsten noch in Berggießhübel gesehen.

Verliehen wurde im vorliegenden Fall: 1789 eine Fundgrube auf dem Jacob Stehenden Gang („J St“) mit zwei oberen Maßen an Gottlob Friedrich Kayser, den Schichtmeister der Hohe Birke Fundgrube zum Besten der letztgenannten Fundgrube.

Wäre die Tafel schon im Jahr 1780 geschlagen, hätte in der untersten Zeile der Gangfundtafel nicht „K G“, sondern „P G“ stehen müssen, da 1780 noch Carl Gottlob Pirnbaum der Geschworene in Glashütte (im vereinigten Altenberger Revier) war. So steht das „K G“ bereits für den Geschworenen Friedrich Wilhelm Klippgen, der ursprünglich aus Eibenstock stammte, ab 1782 an der Bergakademie Freiberg studierte, nach dem Studium Berggeschworener im Altenberger Revier wurde und bis zu seinem Tod 1813 blieb.

Für diesen Hinweis danken wir Herrn A. Rüthrich.

  


Nun geht es auf den Rückweg, wieder 80 m Schacht hinauf. Dafür gibt es unzählige schöne Motive des mittelalterlichen Bergbaus.
  

Der Blick zurück. So eine Himmelsleiter ist schon imposant, aber auch nicht ganz ungefährlich!
  

Die Ausfahrt am Tagesschacht. Wieder ist eine schöne Tour zu Ende und auch die letzte zugleich, denn der Schacht wurde einige Tage später wieder verwahrt.
  

 

Glück auf!
L. M.