schließen

 

Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt April 2014, letzte Aktualisierung April 2017.
  

Zum Objekt
Zur Befahrung
 

Wirklich "unbekannt"... 

...und deshalb auch im Sinne unserer Internetseite war dieser "Uraltbergbau" wohl fast allen - abgesehen von wenigen Spezialisten und Heimatforschern. Und auch wenn manche Freiberger es vielleicht nicht wirklich gerne hören werden:
 


Faksimile Freie Presse vom 5.2.2011
 

In den letzten Monaten gab es schon eine ganze Reihe von Pressebeiträgen zum Thema. Die Entdeckungen haben seitdem einiges bewirkt, zum Beispiel einen Kooperationsvertrag zwischen Oberbergamt und Landesamt für Archäologie. Und nicht nur die Archäologen sind der Meinung:
 


Faksimile Freie Presse vom 20. September 2010
 

Klar: Wir auch. Deshalb haben wir die Chance genutzt und in eine der Sanierungsbaustellen einmal hineingeschaut. Im Folgenden geben wir ein paar allgemeine Informationen weiter und wollen allen, die diese Gelegenheit noch nicht hatten, auch einmal einen Einblick in die "Unterwelt" von Dippoldiswalde ermöglichen.

 

Besiedlung des Osterzgebirges und erster Bergbau

Das sächsisch-böhmische Erzgebirge war bis weit in das frühe Mittelalter hinein ein nur temporär begangenes oder höchstens sehr sehr dünn besiedeltes Gebiet. Dabei bezieht sich die Besiedlung die wir hier als temporär ansehen auf Lokalitäten die an den Fernhandelswegen oder anderen lokalen Wegen oder „Straßen“ lagen und eine frühe Form von Ausspanne oder Rastplatz darstellten. Verhandelt wurden über solche Fernverbindungen neben Salz auch edle Metalle und alles was zum Handel zwischen weit auseinander liegenden Völkern diente! Über diese temporären Siedlungsplätze konnte auch das Erzgebirge auf beiden Seiten erkundet werden und viele uns heute geläufigen Lagerstätten wurden damals schon weit vor der eigentlichen konstanten dauerhaften Besiedlung mit den uns heute bekannten Stadtgründungen entdeckt und gaben wohl den Anlass für die letzte große Besiedlungswelle des Mittelalters.

Zu diesem Thema befassen sich seit Jahrzehnten schon Altwegeforscher und Experimentalarchäologen mit bisher sehr grandiosen aber unveröffentlichten Ergebnissen. Der Grund für fehlende Veröffentlichungen ist auch durch die Inakzeptanz der unter Dogmen, wohl auch  politischen Dogmen stehenden Wissenschaftselite zu sehen. Dieser Umstand ist auch länderübergreifend zu beobachten steht daher sehr negativ diversen Forschungen entgegen! 

Waren es anfangs die Pelztierjäger und Honigsammler die nur zeitweise den auch als "Miriquidi" bezeichneten Wald betraten. Folgten schon sehr bald Kauf- und Handelsleute aus den entfernten Metropolen beidseitig des Erzgebirges den Pfaden und  auch die ersten Siedler aus dem schon recht eng werdenden Lebensraum im Altsiedelland. Dabei muss man wissen das dieser Wald wohl eher sehr gut passierbar war als wie bisher dargestellt mit „undurchdringlichem Unterholz“! Der „Miriquidi“ war zu Beginn der konstanten dauerhaften Besiedlung im Mittelalter ein Mischwald der vorwiegend aus Buchen, Eichen und Fichten bestand. Diese Laubbäume bilden sehr große Baumkronen und lieben das Licht und verbreiteten sich in diesem Gebiet seit Einsetzen der Klimaabkühlung. Das Unterholz bildete sich sehr weit zurück und macht den Wald „durchsichtig“. Nur an Stellen wo kleinflächig abgeholzt oder durch natürliche Ereignisse der Holzbestand verschwand oder ausgedünnt wurde, entstand zusammen mit Pionierpflanzen ein dichtes Unterholz, wie eben auch nach der Rodung zu Zeiten der letzten konstanten dauerhaften Besiedlung des Erzgebirges ab dem Mittelalter.

Schon bald mauserten sich die alten bekannten Handelspfade und Fernwege zu mit Fuhrwerken befahrbaren Wegen, die aus dem Elbtal, dem Leipziger Raum (Salzstraße) und dem Rochlitzer Gebiet (Böhmischer Steig) bis in den böhmischen Talkessel reichten, somit die schon sehr lange besiedelten Gebiete miteinander verbanden. Als Beispiel kann man da Misto zu deutsch „Platz“ nehmen. Ein Ort mit bronzezeitlichen Relikten und einer auffälligen Altstraßenlinie welche genau über diesen Ort verläuft und seinen Anfang in Bad Sulza (Salz und Salzhandel) über Camburg/Saale, über Jöhstadt dem legendären Pressnitzer Paß und weiter über Saaz bis nach Nesebar (Mesembria) mit Donauübergang Ruse bis nach Istanbul verfolgen lässt!

Die straßenähnlichen Wege mußten gesichert werden. In Feldzügen verdienstvolle Untertanen (einfaches Volk) wurden in den niederen Adelsstand erhoben und diese Ritter begründeten ab dem 13. Jahrhundert Ansiedlungen als Rittergüter, wie die uns heute bekannten Städte Dippoldiswalde, Tharandt, Pirna, Weesenstein oder Lauenstein im Osterzgebirge und diese Aufzählung lässt sich auch für das Mittel- und Westerzgebirge problemlos fortsetzen. Diese Burgen sind teilweise noch heute erhalten. Neben dem ritterlichen Dienstadel und ihrer zugehörigen Gefolgschaft in Form von Bauern, Leibeigenen und Handwerkern betrieben auch die Zisterziensermönche die Landnahme für den Ausbau ihres Einflussgebietes. Klöster gab es schon in Osek, Altzella und Marienthal. Die Landnahme der Klöster stieß nicht immer auf Verständnis und Wohlwollen der Fürsten, sondern gipfelte recht oft in Streitereien, die zur Beschneidung des klösterlichen Landbesitzes führte, besonders wenn es um Bodenschätze ging die das Kloster heben ließ und zu nicht zulässigen Reichtum des Klosters führten – zumindest aus Sicht der Fürsten!  Als Beispiel für das Freiberger Land ist der Gebietsaustausch von Altzella anzusehen.

Mit den ersten Siedlungen traten auch die ersten Erzfunde auf die Tagesordnung und lösten ein  Berggeschrei aus. Wobei die Formulierung „erste Erzfunde“ wohl eher falsch ist. Vielmehr erfolgte die Besiedlung absichtlich in Nähe diverser Lagerstätten um diese auch zu erschließen. Die Siedlungszüge hat man wohl auch mit entsprechenden Personal zusammen gestellt und auch die Lokatoren (Leiter) solch einer Siedlungskampagne waren auf keinen Fall unwissend und zogen „in‘s Blaue“. Das sogenannte Bergeschrey war eher das Ergebnis einer solchen Siedlungskampagne und setzte erst im nach hinein ein, wenn die Kunde vom schnellen Reichtum im Altsiedelland die Runde machte!

Bergleute, als frühe Wanderarbeiter und Siedlungspioniere, gab es ja schon zur Genüge in den Grenzgebieten des Erzgebirges, so in Böhmen wie auch in der Mark Meissen. Woher die ersten Bergleute im Osterzgebirge kamen ist heute nicht mehr hundertprozentig feststellbar, doch kann man mit Sicherheit annehmen dass nicht nur von der Mark Meissen sondern auch von Böhmen her das Gebirge über die schon lange bekannten Fernwege und dessen Rastplätze bergmännisch erschlossen wurde.

Erste Urkunden bezeugen die Aufnahme des Bergbaus um Dippoldiswalde im Jahre 1266. Dabei ist durch die neueren Funde in diversen Bergsicherungsbaustellen (Elend, Dippoldiswalde) schon seit Anfang der 2000er Jahre der Zeitraum um gut 100 Jahre oder mehr durch archäologische Funde vordatiert worden, doch mehr dazu an anderer Stelle.

Die bergmännische Erschließung des heutigen Osterzgebirge aus der Mark Meissen vollzog sich entlang der Flusstäler von Weißeritz und Müglitz. Neben Zinngraupen in den dunklen Flusssanden entdeckte man auch kleinere Erzlager von Eisen und anderen Metallerzen, sowie Sande für die Glasherstellung in den Gehängen der Flusstäler, so in der Gegend von Berggießhübel, Schmiedeberg und Glashütte. In den Flussanden aufgefundene Gesteine mit Zwitterbändern wiesen den Weg zu den Lagerstätten des Primärerzes an den Quellgebieten der Flüsse.  Diese bergmännische Erschließung vollzog sich parallel auch im Mittel- und Westerzgebirge. Die Notwendigkeit einer Grenzziehung zwischen Böhmen und der Mark Meissen wurde erst mit der zunehmenden Siedlungstätigkeit verbunden mit der Sicherung von Vormachtstellungen der damals herrschenden adligen Elite und dem Abbau metallischer Bodenschätze erforderlich und erst im Vertrag von Eger im Jahre 1459 besiegelt. 

Das Altenberger Gebiet ist aber nachweislich von der Böhmischen Seite aus erschlossen wurden. Der Weg von Böhmen nach Graupen ist viel kürzer und schneller als über die Mark Meissen. Zumal zieht sich die Lagerstätte recht weit in das Egertal. Urkundlich ist seit etwa 1250 in Graupen Zinnstein gewonnen, verhüttet und über die altbekannten Fernhandelswege verhandelt worden. Gegründet und verwaltet wurde Graupen von Freiberger Patriziern und sächsischen Bergleuten und das sicher nicht zufällig, sondern eher zielgerichtet mit dem entsprechenden Hintergrundwissen über diese bedeutende Zinnlagerstätte. Die hier geförderten Erze sind in der Mark Meissen, im oberen Müglitztal aufbereitet wurden. Der Gehalt an oxidischem Eisen neben dem Zinnstein im Erz aus der Graupener Lagerstätte färbte den Fluss unterhalb der Seifenwerke in Rot und es entstand der Name "Rote Müglitz". Wobei die  Zinnlagerstätten in der Altenberger Region wohl schon viel eher bekannt waren und auch genutzt worden!

Der Bergbau im Osterzgebirge, wie im Mittel- und Westerzgebirge ist wie  in anderen Regionen Sachsens und auch Europa durch eine Bergordnung reglementiert worden. Doch gibt es hier eine Besonderheit. Es wurden sehr deutlich zwei Bergordnungen angewandt. Zum einen das Freiberger Bergrecht und eine weitere, "private" Bergordnung. Das Nutzungsrecht der im Erdboden vorhandenen Erze, speziell der Münzmetalle, unterstand dem Kurfürst der Mark Meissen in einem "hohen Bergregal". Kontrolliert wurden diese Gesetze durch eingesetzte Beamte, wie dem Bergmeister als höchste Amtsperson und beauftragten Beamten der niederen Dienstränge. Schon am Ende des 15. Jahrhundert kristallisierte sich das spätere Oberbergamt aus den vorhandenen Strukturen heraus. Im Osterzgebirge gab es mit der Gewinnung von Zinn und Eisen auch Erze die nicht zu Münzmetallen verarbeitet wurden und somit auch nicht dem hohen Bergregal unterstanden, sondern deren Abbau und Gewinnung im niederen Bergregal des Freiberger Bergrechts verankert war. Das niedere Bergregal unterstand dem Grundeigentümer, wie dem Dienstadel. Dieses "private" Amt wurde als Vasallenbergamt bezeichnet. Erst mit der Aufhebung der Feudalrechte in Sachsen, 1851, wurden diese Bergämter aufgelöst und deren Gebiete zum Bergamt Freiberg geschlagen.

 

Der ältere Bergbau von Dippoldiswalde

Als Stadt wird Dipps (in sächsischer Mundart wird nur "Dipps" zu Dippoldiswalde gesagt) erstmalig 1218 in einer Urkunde genannt. In erwähnter Urkunde tritt ein Pfarrer namens „Johannes de Dipoldiswalde“ als Zeuge auf. Daher einer ersten schriftlichen Erwähnung des späteren Stadtnamens.  

Als Stadt direkt wird Dipps erst 1266 als „cives“ erwähnt (was eine Ableitung des lateinischen Wortes „Civitas“ ist und für eine teilweise selbstständige Verwaltungseinheit in einer Herrschaft steht, die aus einem städtischen Zentrum mit Marktrechten bestand – Anm. d. Redaktion). 

Hintergrund war der Streit zwischen Freiberger und Dippoldiswalder Bürgern zwecks Belieferung der Bergwerke mit Bier unter Markgraf Heinrich dem Erlauchten. Dieser Streit, auch als „Bierstreit“ bekannt ist zugunsten Freibergs beigelegt worden. Wobei nicht erwähnt wurde um welche Bergwerke es genau ging. Auch lag dieser Streit schon einige Jahre zurück! Für die Bezeichnung „cives“ war in damaliger Zeit auch die entsprechende Infrastruktur und Wichtigkeit erforderlich die solch ein Privileg überhaupt rechtfertigte. Die Annahme das es sich hierbei um einen Zeitraum von hundert und mehr Jahren zwischen konstanter dauerhafter Erstbesiedlung und der Erteilung des Stadtrechtes handeln könnte wird durch Ausgrabungen von Keramik und das Datieren von Holzfunden getragen. So soll nach den bisher veröffentlichten dendrochronologischer Untersuchungen die konstante dauerhafte Besiedlung um 1155/1159 eingesetzt haben. Dafür beprobte man in den Bergwerken gefundene Hölzer und zog diesen Schluß. Das LfA geht davon aus das diese Hölzer „temporär“ verwendet worden. Also erst zu „anderen Zwecken“ und dann im Bergwerk eingesetzt worden. Erkennbar ist wohl nur der einzige Hintergrund dieses Denkens um die Gründung von Dipps als Waldhufendorf zu deklarieren und somit einem frühen Bergbaubeginn aufgrund von nicht näher definierten Vorgaben zu „vermeiden“! Es ist vollkommen unlogisch erst „anderweitig“ eingesetzte Hölzer dann im Bergbau zu verwenden. Es ist eher umgedreht das sich die Siedlung durch den Bergbau und von einer Bergbausiedlung hin zu einer Stadt entwickelte. Die im Südwesten der Stadt anhand eines Stadtplanes nachgewiesene Waldhufenflur kann parallel entstanden und sich bis weit in die Stadtentwicklung als solche erhalten haben, wie bei anderen sächsischen Städten auch!

Um 1289 erscheint wieder die Bezeichnung „opidum“ in einer Urkunde und bezeichnet was als „Stadt“ deutbar ist, aber nicht die Rechte einer Stadt besitzt. Der Bergbau zu Dippoldiswalde wird erst 1300 urkundlich erwähnt. Dafür steht ein „Diplom“ von Friedrich Klemm, dem „Markgrafen von Dresden“. 

Über den Bergbau von Dipps schweigen lange Zeit die Überlieferungen. Nachweislich durch die archäologischen Untersuchungen ist aber eine Bergbautätigkeit über einen langen Zeitraum nachweisbar. Selbst im Lehnbuch „Friedrichs des Strengen“ von 1349/50 ist nichts zu Dipps auffindbar. Erst 1366 erscheint der Name Dipps wieder in Zusammenhang mit dem dortigen Bergbau. Die Markgrafen verlehnten die Bergwerke von Dipps an Otto Heide von Dohna. Die sogenannte „Dohnaer Fete“ von 1401/02 brachte die Markgrafen von Meissen wieder in den Besitz von Dippoldiswalde und der dort betriebenen Bergwerke. Der Nachweis hierfür sind 3 Münzmeisterrechnungen von 1401 – 1405. Die Bergwerke von Dipps sind hier ausdrücklich erwähnt, als klein bezeichnet und erbrachten keine Ausbeute.

 


Dippoldiswalde liegt an der Bundesstraße 170 etwa auf halbem Weg zwischen der Landeshauptstadt und der böhmischen Grenze im Tal der Roten Weißeritz.
  

Dippoldiswalde gehörte bergbaulich-territorial zum Bergamt in Glashütte, doch finden sich im 16. Jahrhundert nur vereinzelte Nachrichten zu diesem Umstand. Die jeweiligen Eigentümer der kleinen Stadt verwehrten sich erfolgreich auf lange Zeit  der Einflussnahme des Bergamtes in Glashütte!  Dipps hat selbst als eine Art  "Bergstadt" fungiert, da ja aus heutiger Sicht die bergbaulichen Anfänge schon in die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert wurden.

Das Bergamt von Glashütte entwickelte sich nach 1490, war recht klein und auch nur teilweise selbstständig, eher eine Art "Unterbergamt" von Freiberg. Auch gehörte kein Zehntenamt wie bei anderen Bergstädten dazu. Dennoch behauptete sich das kleine Amt gegen die einflußreichen Behörden von Altenberg, Freiberg oder Berggießhübel.

 Mit der Grenzbereinigung von 1563 entstanden erstmals klare Verhältnisse über die Grenzen des Glashütter Bergamtes. Glashütte als Sitz eines "Bergamtes" stand immer mit der größeren und wirtschaftlich erfolgreicheren Stadt Dippoldiswalde in einer Art "Konkurrenzkampf". Immer, wenn von Dipps ein Bergwerk aufgegeben wurde - meist wegen der allzu armen Erze, die eine profitable Gewinnung und Aufbereitung zu verhüttbaren Konzentrat nicht zuließen - war Glashütte zur Stelle und versuchte seinen Einfluß geltend zu machen. Selbst Weisungen des Oberberghauptmanns aus dem Oberbergamt in Freiberg wurden von den Bergbautreibenden in Dipps nur unwillig befolgt. Zwischen 1559 und 1563 brach mehrfach Streit zwischen Glashütte und Dipps aus, der nur durch Befehle von "oben" geregelt werden konnte. Bei der Schlichtung der Streitereien ging aber nie (!) eine der beiden Städte als allein überlegen hervor, sondern es wurden die Rechte zu beiden Seiten verteilt und nicht zugunsten von Glashütte und seinem Bergamt!

Weitere urkundliche Nachrichten über den Bergbau in Dippoldiswalde liegen zum "mittleren Sonnenberg" vor, wo neuerliche archäologische Untersuchungen dessen frühe Existenz bestätigten. 1541 werden die Dippoldiswalder Gruben vom Bergmeister Scherber (Mattheus Scherber, Bergmeister in Glashütte von 1537 bis 1546) befahren und als "leer gehauen" vorgefunden, lediglich in der Strosse sei noch etwas Erz. Es folgt der Hinweis, "die Grube werde nur noch für Betrügereien verwendet". Weiterhin wird eine Zeche unter dem Namen "Heilige Drei Könige" 1545 zu Dipps gerechnet und 1548 noch die Zeche "vff der wege scheide zw Dipoldißwalde" erwähnt.

Erst durch die Aktivitäten der Familie von Siegmund von Maltitz (die im Übrigen auch am entgegengesetzten Ende des Freistaats in Wolkenburg erfolgreichen Bergbau betrieb ! ) erlangt Dipps größere Bedeutung. Im Juni 1503 kauft von Maltitz die Stadt und fördert diese und den zugehörigen Bergbau mit großem Eifer. Fast 66 Jahre bleibt Dipps im Besitz der Familie von Maltitz. In dieser Zeit investierten die Maltitzer gewaltige Geldsummen in den Bergbau von Dippoldiswalde. Die Familie, Siegmund von Maltitz nebst seinen Söhnen Siegmund und Heinrich, besaßen in und um Dippoldiswalde mehrfach als Alleininhaber (!)  verschiedene Bergwerke. Es sollen an die 3.500 Kuxe gewesen sein! Neben den Bergwerksanlagen besaß die Familie auch die dazugehörigen Scheidebänke, Pochwerke und auch Hütten in und außerhalb von Dipps, sowie in noch anderen Gegenden.

Siegmund von Maltitz hat sich besonders der Erzaufbereitung angenommen und die Aufbereitung von Armerzen, wie sie für  Dipps charakteristisch sind, wesentlich verbessert.  Maltitz ging von der damals einfach handzuhabenden trockenen Aufbereitung ab und führte um 1505/07 die ersten Naßpochwerke ein (auch in Wolkenburg)  - für die damalige Zeit ein Quantensprung in der technischen Entwicklung! Nun war es möglich, aus den Dippser Armerzen ein sehr sauberes und hoch metallhaltiges Konzentrat für die Verhüttung herzustellen, was sonst nur mit Reicherzen möglich war. Eine Technologie, die bald zum Standard in der sächsischen Erzaufbereitung wurde. Dabei wurden auch schon vorhandene Halden des älteren Bergbaus nochmals mit Gewinn aufbereitet. Die Familie von Maltitz konnte bei all ihren Unternehmungen immer wieder auch besondere Privilegien, wie zeitlich begrenzte Steuererlässe oder die Befreiung vom Zehnten erreichen. 

Um 1520 verstarb Siegmund von Maltitz und seine Söhne Heinrich und Siegmund traten sein Erbe an. Ab 1522 erscheinen keine Silberlieferungen mehr in den Zehntenrechnungen des Glashütter Bergamtes. Folglich müssen sämtliche Gruben von Dipps und Umgebung im Besitz der Maltitzer gewesen sein. Als 1569 Schloß und Stadt nebst Zubehörungen durch Heinrich von Maltitz an den Kurfürst August verkauft wurden, ist auch ein Hinweis auf die Erzaufbereitung und Verhüttung in der Stadt (!) zu finden. Die Schmelzhütte hatte drei Schmelzöfen, einen Treibeherd, vier Blasebälge, ein Wasserrad zum Antrieb der Hüttenmaschinen. Weiterhin werden ein Huthaus, ein Pochwerk mit vier Stoßherden und eine Zinnhütte genannt.

In der Zeit nach den Maltitzern erreichte Dipps nie wieder dieselbe Bedeutung. Außer bei gelegentlichen, guten Erzanbrüchen konnte nie wieder solch ein erfolgreicher Bergbau wie in den 66 Jahren der Familie Maltitz angeschoben werden.

Dennoch gab es in der Zeit von 1559 bis 1576 nochmals eine Blütezeit des Dippser Bergbaus. Überliefert sind Grubennahmen vom Lämmerberg in Dipps wie "Alte und neue Gottesgabe" 1573, "Jesus Sirach" 1559, "Reich Gottes" 1558 und „Osterlamm“ 1559, um nur einige zu nennen. Doch mangelnde Zubußzahlungen der Gewerken und das Treiben von Spekulanten sorgten für eine schnelle Verschuldung und den Niedergang der hoffnungsvollen Unternehmungen. Beim Niedergang der Gruben regte man sogar Gedanken an, die zu dieser Zeit ohne Nutzung dastehenden Tagesanlagen des Bergbaus umzunutzen: So sollte 1598 eine Erzwäsche in Nähe der Dippser  Schmelzhütte zu einer Mahlmühle umgebaut werden.

Im 17. Jahrhundert setzte ein allgemeiner Niedergang des Bergbaus im Osterzgebirge ein. Nicht immer waren nur Kriege schuld an diesem Umstand. Vielerorts fehlte es auch an der Infrastruktur und die Ergiebigkeit der Lagerstätten ließ weiter nach. Die probeweise Zusammenlegung der Vassallenbergämter von Altenberg und Glashütte 1710/11 erbrachten weder für Glashütte noch für das im Glashütter Revier gelegene Dippoldiswalde einen neuen Aufschwung des Bergbaus. Die Gruben am mittleren Sonnenberg gerieten derart in Vergessenheit, daß man sich schon im 18. Jahrhundert bei neuerlichen Aufnahmen alter Gruben, wie der „Alten Gottes Gabe“ 1795 - im Rahmen der Beförderung der Bergfreiheit durch den Sächsischen Staat - nicht mehr erinnerte. Erst einige Tagesbrüche in der Stadt Dippoldiswalde am Anfang des 21. Jahrhunderts holten eine längst vergessene uralte Bergbauepoche in die Gegenwart zurück!

 

 
Einleitung
Befahrung
 

Das Bergbaugebiet „mittleren Sonnenberg“ zu Dipps am Beispiel einer Sanierungsbaustelle
(Untersuchungsschacht 8 im Baufeld Göhler)

Das benannte Areal liegt historisch betrachtet außerhalb der Stadt Dippoldiswalde. Erst durch die weitere Ausbreitung der Stadt kam dieser Bereich des „mittleren Sonnenberg“ zum dichter bebauten Stadtgebiet. Heute verläuft mitten durch das ehemalige Bergbaugebiet außerdem die stark befahrene Trasse der B 170 von Dresden nach Altenberg und weiter über den Kamm in die Tschechische Republik. Eine außerordentlich ungünstige Situation, um Bergbauzeugnisse zu erhalten ! 

Zwar überwiegen dadurch an dieser konkreten Stelle die Interessen der öffentlichen Sicherheit zuungunsten der Erhaltung der Technischen Denkmale und die tagesnahen Grubenbaue müssen dauerhaft standsicher verwahrt - heißt also mit Beton verfüllt werden. Die überraschenden Entdeckungen bei der Aufwältigung der Grubenanlagen während der Sanierung bewirkten aber eine intensive Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesamt, eine sorgfältige Dokumentation, die Bergung und detaillierte Untersuchung der Fundstücke. Auch wir bedanken uns für die Ermöglichung einer Befahrung der aktuellen Baustelle. Bedauerlicherweise bildet die Bewahrung der eigenen Geschichte in unserer "Bildungsrepublik" heute noch allzu oft nur einen störenden "Kostenfaktor"...

Am „mittleren Sonnenberg“ selbst sind während der Sanierungsarbeiten keine unverritzt anstehenden Gänge mehr, sondern nur ausgeerzte Abbaue im verwitterten Graugneis vorgefunden worden. Wie immer, waren auch hier die Vorfahren gründlich. Die Haupterzänge streichen stehend in einem Abstand von 30 m bis 50 m nahezu parallel zueinander. Dazwischen liegen auch kleinere, meist ebenfalls stehend streichende kleine Gangstrukturen, die durch die Alten mit abgebaut wurden. Meistens haben diese Gänge ein steiles Einfallen von 60° bis 80°. Über die Mächtigkeit der Gänge kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekuliert werden, da es aktuell keinen aussagekräftigen Gangaufschluß gibt.

 


 
Die Skizze vom Bergschadensgebiet am mittleren Sonnenberg ist als schematisch zu betrachten. Das gesamte Gebiet ist in 5 Baufelder gegliedert wovon 4 hier dargestellt und näher bezeichnet sind. Die Grubenfelder mit dem festgestellten Verlauf der Grubenhohlräume sind hell dargestellt.

 

Die Gänge sind durch verschiedene und unterschiedlich lang aufgefahrene Querschläge durch das feste Gebirge miteinander verbunden. Die mehrheitlich in Form von Strossenbauen bebauten Gänge wurden im Mindestmaß von gerade einmal 30 cm (!) ausgehauen. Die anstehenden, von den Alten nicht weiter verritzten und im Gebirge auskeilenden Gänge zeigen Mächtigkeiten von bis zu 40 cm. Die Gangmasse ist jedoch vollkommen verwittert und zersetzt und vom Nebengestein durchsetzt, so das keine Aussage in Bezug auf die ursprünglich anstehende Gangformation getroffen werden kann.

Historisch überliefert sind für das Gebiet Dippoldiswalde drei verschiedene Formationssysteme, die kb - eb Formation, die eba - fba Formation und Ausbildungen der BiCoNiAg- Formation, diese aber wohl nur in Gangkreuzen. Da die Erzgänge durch eine nur geringe tektonische Intensität geprägt wurden, sind diese eher gering mächtig entwickelt. Die Erze waren sehr feinkörnig verteilt in der Gangmasse angereichert und führten bei der einfachen trockenen Aufbereitung als Scheide- und Pocherze zu großen Verlusten an Erz, teilweise bis zu 90%!

Die reichhaltigeren Schar- und Schleppkreuze stellten daher ein lohnenswerteres Ziel für die Alten dar. Hier waren die Gangformationen besser ausgebildet, mit größerer Mächtigkeit und Vorkommen von Reicherzen, sowie dem Auftreten der "edlen" BiCoNiAg- Formation. Als vorherrschendes Erz muß Chalkopyrit (Kupferkies) angesehen werden, erst danach folgen Galenit (Bleiglanz) und verschiedene Silbererze. Aussagekräftige übertägige Mineralaufschlüsse als Vergleichsmöglichkeit sind im Gebiet nicht mehr bekannt, wenn man das nahegelegene Sadisdorfer Bergbaugebiet außer Betracht lässt.

Aufgeschlossen sind die Haupterzgänge mehrheitlich durch kleine Tagesschächte und Strossenbaue, die im Gangeinfallen geteuft wurden und durch die Bergsicherungsbaustellen bisher bis in eine Teufe von 26 m nachgewiesen wurden. Aufgrund der Abstufung der Schächte in einigen durch die Baustelle aufgeschlossenen Bereichen ist zu vermuten, daß die Vorfahren bereits viel tiefer in die Lagerstätte vorgedrungen waren. Hin und wieder entsteht der Eindruck, das Schacht und Strossenbau ineinander übergehen.

Betrachtet man die Abstände der Schächte zueinander auf einem dieser Hauptgänge - sofern das der recht enge Aufschluß einer Bergsicherungsbaustelle überhaupt zuläßt - kommt man zum Schluß, daß, wenn überhaupt eine Grubenfeldaufteilung des jeweiligen Ganges vorgenommen wurde, sehr unterschiedlich große Felder an die Bergleute verliehen wurden. Vermutlich erfolgte der Abbau hier als "Duckelbergbau" (Duckelbergbau, Duckelbau, Duckeln: Abbau von nahe unter der Erdoberfläche liegenden Lagerstätten mittels kleiner, in der Regel runder und nicht ausgezimmerter Schächte, welche bis auf die Lagerstätte abgeteuft werden und von denen aus man die letztere so weit wie möglich zu gewinnen sucht. Quelle: Heinrich Veith, Deutsches Bergwörterbuch, Breslau 1871) Zur Rekonstruktion eines Grubenfeldschemas müssen noch mehr Daten gesammelt werden.

Desweiteren fällt der sorgsame Umgang der „Alten“ mit anfallenden Gruben- und Sickerwasser auf. Penibel und mit höchstem Aufwand wurden „Wasserableitungssysteme“ angelegt, um die Grube möglichst wasserfrei zu halten. Dabei sind aufwendige Gequäle in die Stöße der sehr kleinen Strecken und Abbaue eingearbeitet wurden. Diese fanden ihre Endschaft in steinernen Sammelbecken mit verschließbaren Ablaß zur kontrollierten „Entsorgung“: Auf größeren Strecken und in Schachtfüllörtern wurde mit hölzernen - aus ganzen Stämmen(!) gebeilten - Gerinnen das Grubenwasser geführt und gesammelt. Auch zeichnet sich auf der Baustelle an der Pension Göhler ab, daß es möglicherweise eine durchgehende Stollnsohle gegeben haben könnte, auf dieser das Wasser gesammelt und über einen dafür hergerichteten Schacht zu Tage gefördert wurde. Hier liegt diese Strecke etwa 18 m unter der Rasensohle.

Seit Beginn der 2000er Jahre sind im Gebiet um Dippoldiswalde und im unmittelbarem Stadtgebiet Bergschäden aufgetreten, die eine Sanierung wegen der davon ausgehenden Gefährdung der öffentlichen Sicherheit erforderlich machten. Bei der Sanierung eines Bergschadens in Elend nahe Dipps zeigten sich bereits Hinweise auf ein sehr hohes Alter der bergbaulichen Befunde. Auch ein ganz besonderes Artefakt bereicherte die Fundpalette. Ein in den Gneis gemeißelte figürliche Reliefdarstellung mit einem darauf aufgesetzten, christlichen Kreuz schürte das Interesse von montanarchäologisch tätigen Bergbaufreunden aus dem Raum Freiberg und führte zu ersten dendrochronologischen Untersuchungen, die eine für dieses Gebiet äußerst frühe bergbauliche Epoche belegten.  

Aufgerüttelt durch diese Befunde in Elend bei Dipps begleitete das Archäologische Landesamt die Arbeiten auf den Sanierungsbaustellen mit besonderer Aufmerksamkeit und sicherte weitere, sehr beutende Funde. Die Beschaffenheit der Lokalitäten in Dipps barg besonders viel gut erhaltene Holzfunde, welche sich zur dendrochronologischen Datierung eigneten. Anhand der ermittelten Fälldaten der jeweiligen Hölzer konnte der Bergbaubeginn von Dipps bis in die Zeit um 1155/59 festgelegt werden und damit in ein Zeitfenster mit der parallel entstehenden Stadt Freiberg und einiger anderer Bergbausiedlungen. Auch gab es Holzfunde mit einem noch früheren Fälldatum aus dem Dippser Bergbau, welche aber nicht in der amtlichen Literatur erscheinen (dürfen?)! Außer den Hölzern des ehemaligen Grubenausbaus fanden sich etliche Kleinfunde wie Schalen, Seilreste, Keramik, Lederreste und ein großes Stück einer Sprossenfahrt von fast 3 m Länge. Aufgrund dieser Funde sind ab 2011 auf dem Obertorplatz im Vorfeld einer architektonischen Neugestaltung großflächige archäologische Untersuchungen durchgeführt worden. 

 
 
Einleitung
Zum Objekt
 
Bilddokumentation des Untersuchungsschachtes 8 im Baufeld Pension Göhler

 


Dieser Untersuchungsschacht lag im Bereich der Grundstückszufahrt, war der (vorerst) letzte Schacht in diesem Baufeld und ist nun schon seit längerer Zeit verwahrt.
  


Teilskizze der Baustellensituation nach einem Gedächtnisprotokoll. Dargestellt sind die wichtigsten Befunde, die auch in der nachfolgenden Bildersammlung angesprochen werden. Das Streichen der Gangstrukturen folgt in etwa dem Verlauf der Bundesstraße B170 im Bereich der Pension.
 


Die Bruchstelle liegt hinter der Pension Göhler, etwa 20 m vom Gebäude entfernt.
 


Blick von der Einfahrt Dresdner Straße in Richtung Baustelle und Pension.
 


Deutsche Ordnung muss sein! Eine Baustelle ohne Bautafel darf es in Deutschland nicht geben.
 


Die Baustellenausrüstung zur Förderung der Berge bestehend aus Dreibein, Fördermaschine, Schachttisch und Förderband zum Container.
 


Im Vordergrund der Schachttisch mit Kippeinrichtung der Fördertonne und Wetterschutz nebst Radio für den „Haspelknecht“. Die Baustelle der Bergsicherung Freital ist nur mit zwei Mann belegt.
 


Erster Blick durch den geöffneten Schachttisch in die Schachtröhre.
 


Die im Bild sichtbare Wetterlutte führt zur ersten Sohle bei etwa 12 m unter der Rasensohle.
 


Der Bereich der ersten Sohle liegt bei etwa 12 m unter Tage und ist nicht direkt vom Fahrtentrum des Schachtes aus erreichbar. Vom Schachttiefsten führt eine separate Fahrt bis zur Strecke hinauf.
 


Auf dieser Baustelle ist es die einzige Sohle in dieser Tiefe. Eine Fortsetzung in der Gegenrichtung war nicht feststellbar.
 


Das Streckenprofil ist für heutige Verhältnisse äußerst klein.
 


Zum besseren Verständnis mal farbig Umrissen. Der blau markierte Bereich gehört zum originalen Befund und rot ist der Nachriss dargestellt. Der vorhandene Hohlraum selber ist lediglich durch Bergemassen aus den Schächten und der Strossenbaue verrollt.
 


Auf der ersten Sohle angekommen erwartet uns schon eine Überraschung!
 


Der Befahrer, in diesem Fall mal der Autor, steht neben einem bemerkenswertem Gequäle, daß ich bisher in dieser Form hier weder erwartet noch vermutet habe. Es ist heute kaum nachvollziehbar, mit welchem Aufwand hier vor mehr als 800 Jahren sich dem zusetzenden Grubenwasser gewidmet wurde! (Bildquelle: Herr V. Scholz, Sächsisches Oberbergamt)
 


Dasselbe nochmal aus einer anderen Perspektive. Das Wasser ist aus dem Bereich des jetzigen Baustellenschachtes zur Fassungsstelle geleitet worden. Man muss vermuten, dass zu Betriebszeiten vor ungefähr 800 Jahren erheblich mehr Wasser anfiel als heutzutage. Dem Verfasser kam die gesamte Anlage als „trocken“ vor, da kaum Tropfwasser zu beobachten war!
 


Vom Abbau aus abgehende Strecke mit markanter Wassersaige. Profilhöhe ohne Wassersaige etwa 90 cm!
 


Die Strecke auf der anderen Seite des Abbaus. Hier endet auch die anfangs dokumentierte Wassersaige. Es handelt sich vermutlich um den Fassungspunkt der hier zusitzenden Grubenwässer.
 


Wie an dieser Stelle die Grubenwasser gefaßt wurden, wird wohl nur eine Hypothese bleiben!  Die weitere Sanierung wird leider auch hier durch den Nachriß der Strecke alle Befunde beseitigen, anschließend erfolgt die Verfüllung mit Beton.
 


Wir verlassen den Abbau über die bekannte Strecke...
 


...und fahren wieder zum Schachttiefsten, zum nächsten hochinteressanten Punkt auf dieser Baustelle.
 


Blick von der ersten Sohle zum Schachttiefsten. Die hier eingebaute Fahrung ist nur provisorisch und nicht für „normale“ Besucher geeignet.
 


Blick von der ersten Sohle in den mit Beton ausgespritzten Baustellenschacht. Gut sichtbar ist auch das Fahrtentrum.
 


Bei genauem Betrachten des Motivs muss man im schachttiefsten eine Art „Grundstrecke“ vermuten, doch bisher haben sich keine eindeutigen Beweise für diese Technologie gefunden.
 


Blick vom Baustellenschacht in die nördliche Richtung der „Grundstrecke“.
 


Blick aus dem nördlichen Teil der „Grundstrecke“ in Richtung Baustellenschacht. Die Breite der ausgeerzten Gänge beträgt nur selten mehr als 30 cm (!), vermutlich handelt es sich hierbei um Strossenbaue. Aufgrund der Dichte und Menge von Auffahrungen ist eine eindeutige Bestimmung kaum möglich.
 


Die nördliche Auffahrung der „Grundstrecke“ endet an zwei Schächten. Die linke Auffahrung des Ganges ist gerade 30 cm breit!
 


Vom Schacht aus geht noch eine Feldstrecke weiter, die aber zum Zeitpunkt der Befahrung noch nicht zugängig war.
 


Füllort mit zwei Schächten.
 

 
Im Füllortbereich sind die Schachtröhren mittels Vorpfändung gesichert. Ob die Schächte direkt als solche geteuft  oder als Strossenbaue angelegt wurden ist heute nicht eindeutig festlegbar.
 


Füllort des rechten Schachtes,  der in dieser Tiefe auch nicht endet.
 


Der Schacht selber ist zwischen zwei Gangstrukturen geteuft, die aber nur noch schemenhaft sichtbar waren.
 


Gangbereich mit stark verwitterter Matrix. Befunde von Primärerz konnten während dieser Befahrung nicht festgestellt werden.
 


Ein besonderer Fund. Aus ganzem Baum gebeiltes hölzernes Gerinne aus der Zeit um 1250!
 


Das ganze nochmal aus anderer Perspektive!
 


Blick aus dem Füllort durch die vermutete Grundstrecke in den südlichen Bereich der Auffahrung.
 


Zugang vom Baustellenschacht aus zur „Grundstrecke“ im südlichen Teil.
 


Weil es so schön ist, hier nochmal der Blick nach oben in durch den Baustellenschacht.
 


Der hier als „Grundstrecke“ bezeichnete Bereich ist nicht der tiefste Teil in dieser Lagerstätte. Die in diesem Bereich angetroffenen Schächte reichen noch tiefer unter die „Grundstrecke“.
 


Bergbaulicher „Wirrwarr“ unserer Altvorderen, typischer Duckelbergbau !
(Anmerkung zum Verständnis: Als
Duckelbergbau, Duckelbau, oder Duckeln bezeichnet das Deutsche Bergwörterbuch, Heinrich Veith, Breslau 1871, einen Abbau von nahe unter der Erdoberfläche liegenden Lagerstätten mittels kleiner, in der Regel runder und nicht ausgezimmerter Schächte, welche bis auf die Lagerstätte abgeteuft werden und von denen aus man die letztere so weit wie möglich zu gewinnen sucht.)
 


Zum besseren Verständnis mal ein Rekonstruktionsversuch an diesem Motiv! Für uns heute unvorstellbar wie die „Alten“ solche engen Grubenbaue überhaupt auffahren konnten! Es bleibt aber noch die Frage nach dem „Wie“, welche Auffahrungstechnologie ist auf diesem engen Raum anwendbar. Hier müsste mal ein „Auffahrungsversuch“ im Rahmen der experimentellen Archäologie erfolgen!
 

Vom Füllort des Schachtes geht eine weitere Strecke als Querschlag durch das feste Gestein zur benachbarten Grube...
 

...die aber schon im Rahmen der vorangegangenen Sanierung mit Beton verfüllt wurde. Der Querschlag ist söhlig mit der „Grundstrecke“, deshalb auch die Annahme, dass auf einem gleichen Niveau mehrere „Zechen“ mit einer „Grundstrecke“ verbunden waren. Ob diese „Grundstrecke“ auch der Abführung von Grubenwasser diente, ist bisher nicht klärbar.
 

Wie man auch hier am Beton erkennt, lag die nächste Teufe auf dem Gangzug gleich hier daneben.
 

Ein weiterer besonderer Punkt der „Wasserhaltung“ von vor 800 Jahren wartet auf uns. Ein steinernes Sammelbecken für Grubenwasser aus einem Querschlag auf der „Grundstrecke“.
 

Das Becken ist trichterförmig mit einem Fassungsvermögen von gut 20 Liter und einem „Bodenablass“ aus dem Gneis geschlägelt!
 

Zur besseren Erkennbarkeit ist das gleiche Motiv nachgezeichnet.
 

Der „Bodenablass“ des Beckens konnte offensichtlich durch einen flachen Pfropfen, vermutlich ein Stück Brett, verschlossen werden und bei Bedarf konnte das angesammelte Wasser in ein geeignetes Gefäss, vermutlich in einen ledernen Bulgen,  abgelassen werden!
 

Befahrung des gerade 100 cm hohen Querschlages.
 

In der Sohle gerade 30 cm weit, nicht sehr viel für einen Befahrer!  Aber wie hat man bei diesem Profil überhaupt die Auffahrung bewerkstelligt?
 

Blick aus dem Querschlag zur „Grundstrecke“.
 

Wieder auf der „Grundstrecke“ angekommen, Blick zum Baustellenschacht….
 

...und dem weiteren Verlauf in südlicher Richtung.
 

Die Auffahrung der „Grundstrecke“ endet in einem weiteren bergbaulichen „Wirrwarr“. Schacht und Abbau sind wiederum nicht eindeutig zuzuordnen.
 

Ein bemerkenswertes Artefakt. Grubenholz aus der Zeit zwischen 1200 – 1250...
 

….und hier nahezu vollständig erhalten! Das Alter der Hölzer konnte aufgrund des Erhaltungszustandes  dendrochronologisch ermittelt werden.
 

Das wohl interessanteste Artefakt gab es in einem größeren Hohlraum zwischen zwei Schachtbereichen, wohl das gemeinsame Füllort, zu sehen.
 

Es ist natürlich nicht das erste Mal, daß solch ein kleines Kunstwerk in einem Bergwerk auftaucht. Im Untersuchungsschacht 1 im Baufeld Göhler, oder besser unter dem Wohnhaus befand sich eine ähnliche, figurine Reliefdarstellung. Diese ist aber nunmehr im Verwahrungsbeton verschwunden.
 

Ist nur der Versuch einer Rekonstruktion anhand des vorliegenden Bildes.
 

Weiter auf der „Grundstrecke“ sind neben verwitterten Gangstrukturen....
 

...wiederholt Schächte oder Strossenbaue auffindbar. Überall haben die „Alten“ nach Erz geschürft und Hohlräume hinterlassen. Die Fahrt hinauf endet an einer kleinen versinterten Strecke.
 

Hier stand längere Zeit Wasser und führte zu diesen sekundären Ausbildungen.
 

Kurz vor Ende der wirklich hochinteressanten Tour noch ein Blick von der Grundstrecke hinauf in den Baustellenschacht.
 

Und noch ein Raumbild vom Baustellenschacht. Aus dieser Perspektive sind es etwa 15 m bis zum Tageslicht.
 

Während der Ausfahrt der Blick aus dem Fahrtentrum zurück in den Füllort am Baustellenschacht.
 

So werden wir nie wieder in den Schacht blicken können. Es wird alles mit Beton verfüllt!
 

Gleich geschafft! Das Fahrtensteigen kann mit der Fotoausrüstung schon mal nervend sein!
 

Und wie heißt es so schön: „Nach der Befahrung ist vor der Befahrung!“
 

Glück auf !

L. M.