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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt März 2013, letzte Aktualisierung Juli 2015.
  

Ein kurzer Bericht über die Eigenthümlichkeiten
der im Segen Gottes Stolln zu Niederwinkel eingeschlagenen Gedinge

  

Der Vorsatz

Das im Weiteren Beschriebene soll keineswegs vorher schon Bekanntes ersetzen oder verbessern, bestenfalls ergänzen.

So sei hinsichtlich des Ursprungs und der Geschichte des Wolkenburger Bergbaus auf die Publikationen der Arbeitsgemeinschaft Altbergbau & Geologie Westsachsen e.V., namentlich aber auf die dreißigjährige Archivforschung unseres verehrten Bergkameraden Heinz Krümmer verwiesen.  Zu den Ursprüngen der Gedingeleistungen im Bergbau und zu den zur Markierung untertage verwendeten Zeichen findet man beispielsweise bei der Grubenarchäologischen Gesellschaft eine hervorragende Materialsammlung von Herrn Dr. Th. Witzke. All dies soll hier nicht wiederholt, nur dort, wo es dem Verständnis nötig erscheint, kurz memoriert  werden.

Vielmehr ist unser Behuf, die in einem Grubenbau auf uns überkommenen Zeichen gesammelt und in ihrem montanhistorischen und bergtechnischen Zusammenhange näher zu beschreiben, wofür der Segen Gottes Erbstolln wohl geeignet erscheint, ist er doch seiner Erstreckung und Größe nach auch dem ortsunkundigen Leser ein überschaubares Berggebäude.

Und wem wir denn gar nichts Neues berichten können, dem, so hoffen wir, sei unser Bericht ganz amüsant zu lesen.

 

 

 

Das Berggebäude

Als anno 1738 die Ausbeute der St. Anna Fundgrube zu Herrnsdorf zurückging, erinnerte sich Steiger Raymund Gottlob Kunze einer anderen, einst ertragreichen Grube, welche in den Wirren der Religionskriege ins Bergfreie gefallen war und muthete die Vogelsang Fundgrube nebst sechs oberen Maßen unter dem Namen Segen Gottes Fundgrube neu, was das zuständige Bergambt Marienberg diesem am 18. März des Jahres 1739 auch attestierte. Die Absicht war, die alte Grube mit einem neuen Stolln zu unterfahren, Wasserlösung auf tieferer Sohle zu schaffen und den Gang dort zu erschürfen, wo die Alten des zudrängenden Wassers wegen einst aufzugeben gezwungen waren.

Dieser Segen Gottes Erbstolln wurde denn auch im Quartal Luciae 1740 angeschlagen und unter Schichtmeister Johann Georg Fuchß vorangebracht. Die erhalten gebliebenen Fahrbögen der nachfolgenden Jahre erlauben es uns, nachzuvollziehen, wie der Stolln vorgetrieben wurde, wobei verwunderlich erscheint, daß der Wechsel des Gesteins auf halber Länge den Vortrieb nur wenig verlangsamte.

Insonderheit berichtet der Fahrbogen vom 5. des Monats Februar 1744, daß: „das Stollnort zu drey Dritteln belegt in Quergestein getrieben (werde), so große Festung habe und auf 1 Lachter auf 20 Thaler verdinget (sei), so alles mit Spreng schießen gezwungen werden muß.“ Wie wir hier hören, war der Granulit wohl merklich härter, als der ihm aufliegende Glimmerschiefer, so daß man mit Schlägel und Eisen nicht mehr vorankam und Bohr- und Schießarbeit gefordert war. Wir lesen auch, daß der Vortrieb verdingt war (und zwar auf 20 Thaler je Lachter !), also als Gedingeleistung erbracht und von der Gewerkschaft mit den Häuern abgerechnet wurde.

  


Ausschnitt aus den Stollnkarten, welche im 19. Jahrhundert im Oberbergamt zu Freiberg zu Übersichtszwecken geführt wurden. Der Segen Gottes Stolln ist hier verzeichnet. Bildquelle: Sächsisches Staatsarchiv, Bergarchiv Freiberg, Bestand 40044-5 (Generalrisse, Stollnkarten), Nr. I2, Ausschnitt, Norden ist rechts oben.

Link zum Digitalisat:  archiv.sachsen.de/archiv
Die Digitalisate des Sächsischen Staatsarchives stehen unter einer
Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz.

    

Tabelle 1: Vortrieb des Segen Gottes Erbstollns. Die Zahlen weisen unvermeidliche Ungenauigkeiten auf, da wir einerseits das Lachter einheitlich zu 2 Metern ansetzten, andererseits die Fahrbögen mal die aufgefahrene, mal die noch aufzufahrende Länge anführen, was wir gescheit aufzurechnen nur versucht haben.
 
Luciae 1740 Angeschlagen  
Reminiscere 1741 11 Ltr. ≈ 3,6 Ltr. / Q.
Trinitatis 1741 15 ½ Ltr. ≈ 4,5 Ltr. / Q.
Reminiscere 1742 28 Ltr. ≈ 4,2 Ltr. / Q.
Luciae 1742 35 Ltr. ≈ 2,3 Ltr. / Q.
Trinitatis 1744 56 Ltr. ≈ 2,6 Ltr. / Q.

Hier schlug man in den Granulit ein.

Luciae 1744 61 Ltr. ≈ 5,0 Ltr. / Q.
Trinitatis 1745 68 Ltr. ≈ 1,8 Ltr. / Q.
Luciae 1745 84 Ltr. ≈ 2,7 Ltr. / Q.
Luciae 1746 89 Ltr. ≈ 1,3 Ltr. / Q.
Crucis 1747 Bei 112 Ltr. ≈ 3,8 Ltr. / Q.
  überfuhr man den Viktor Sthdn.  

 

Nach alles in allem 29 Quartalen kam das Stollnort demnach bei 112 Lachter Länge vom Mundloche an gezählt in den Erzgang ein, woraus sich errechnet, daß man das Ort im Mittel knapp 4 Lachter pro Quartal voranbrachte. Was nun wiederum nichts anderes bedeutet – setzt man das Quartal zu zwölf Wochen, die Woche mit sechs Arbeitstagen ohne Feiertage an – dass eine verfahrene Schicht in heutigen Maßen ganze 3,7 cm Vortrieb einbrachte.

Bis etwa 60 Lachter Länge läuft der Stolln fast schnurgerade durch den Glimmerschiefer, hier auch in feinster Schlägelarbeit ausgeführt, dann aber im Granulit suchte man Partien mit der größten „Festung“ des Gebirges so gut es ging auszuweichen, so daß der Stolln – wie anderswo auch häufig festzustellen – sich seinem Ziele mehr entgegen windet.

Um sicherzugehen, daß man den rechten Gang getroffen habe, überfuhr man den Erzgang noch um drei Lachter, denn der Viktor Stehende ist dort, wo ihn der Stolln anfährt, eigentlich ein Flacher, kehrt aber nach Mittag hin tatsächlich auf stehendes Streichen um und besteht im Übrigen aus einer Trümerzone wechselnden Fallens mit zwei Hauptrümern im Liegenden und Hangenden, welche wiederum sich im Tiefsten des Tagesschachtes aneinander anscharen und dort bei 10 Zoll Mächtigkeit bis 15 Loth Silber in der Probe gehalten haben sollen. Vom Stolln aus untersuchte man den Gang auf rund 6 Lachter Länge nach Mitternacht hin, wandte sich dann  aber wieder dem Vortriebe gegen den Tageschacht gen Mittag zu.

Der Durchschlag auf den Tagesschacht kam trotz aller Mühe jedoch nicht zustande. Auch wurde der Gang, wo die Vorfahren nicht schon gewesen waren, für nicht bauwürdig befunden, so daß die Gewerkschaft schließlich 1751 aus dem Felde gehen mußte.

Es gab nicht wenig Unternehmungslustige, die danach erneut versuchten, den Schacht weiter bis auf die Stollnsohle abzusenken, das Stollnort ihm entgegen fortzutreiben und schließlich beide zum Durchschlage zu bringen. Die nachstehende Tabelle sei aber vor allem dazu angeführt, die Namen der Gewerken mit den auf der Gangtafel eingeschlagenen Initialen und Jahreszahlen zu vergleichen.

 

Tabelle 2: Mutungen der Segen Gottes Fundgrube zwischen 1751 und 1834, spätere Mutungen werden hier nicht mehr angeführt.
 
anno gemutet von
1768 – 1770 Georg Christoph Siegel
1792 – 1794 Christian Friedrich Breitfeld
1794 – 1797 Friedrich Reinhardt Liebig
1799 Christian Friedrich Hermersdörfer
1800 Letzte belegte Erzlieferung an die Thurmhofer Hütte zu Freiberg
1801 In Fristen gesetzt
1803 Eintragung im Bergbuch, daß die Gewerkschaft aus dem Felde gegangen sei.
1834 – 1841 Traugott Friedrich Graff und Otto Eduard Kubitsch

 

 

 

Die Arten der Gedingezeichen

Schön anzuschauen sind erstens zwei Tafeln gleich am Mundloch links und rechts über Kopfhöhe in den Fels eingehauen und mit den Jahreszahlen 1740 und 1800 versehen.

  


Bild 1: Die Jahrestafel am linken Stoß am Mundloch, gleich gegenüber eine gleichartige mit der Jahreszahl 1740.

   

Anhand des oben Gesagten wäre dann zu vermuten, daß sich im Stolln auch 29 Quartalswinkel nebst Anfangs- und Endpunktmarkierungen finden ließen und – wie anderenorts üblich – feldwärts rechterhand im Stoße eingeschlagen. Trotz gründlicher Nachsuche fanden wir aber nur 12, wovon 11 zudem – in Vortriebsrichtung gesehen – im linken Stoße eingeschlagen sind und verkehrt herum, nämlich zum Mundloche des Stollens weisend. Die Umgrenzung dieses Gedinges ist durch Gedingezeichen gegeben, die ihrer Form nach dem Schneeberger Gedinge entsprechen und auf dem gleichen Stoße vorn und hinten doppelt eingeschlagen sind.

 

 
Bild 2: Ein Quartalswinkel sowie eine Gedingemarkierung vom Schneeberger Typus im linken Stoß.

 

Nur ganz undeutlich ist ein einziges Freiberger Gedinge zu sehen. Weitere Zeichen sind nicht wirklich klar zu deuten: So zum Beispiel ein kreisförmiges Zeichen, knapp handtellergroß, auf reichlich halber Stollnlänge gelegen und im Gegensatze zu den meisten anderen obendrein im rechten Stoße eingeschlagen.

 

 
Bild 3: Zwei unbekannte Zeichen: Der Kreis im rechten Stoß, die Vertikale im linken.

 

Leider schlecht erhalten, weil an der Ecke des Streckenkreuzes genau in der Firste am überfahrenen Gange eingeschlagen und dem hier ständig zulaufenden Wasser ungeschützt ausgesetzt ist schlußendlich eine Gangtafel mit Achtelung.

 

 
Bild 4: Die Gangtafel am Einschlag des Stollens in den hangenden Stoß des Viktor Stehenden.

 

Diese Tafel enthält ganz oben die Initialen B und H, darunter V und St, was recht sicher dem „Viktor Stehenden“ zugedacht ist; wobei die alte Grube den Namen „Vogelsang Fdgr.“ trug und in späteren Muthungen ferner auch der Name „Volle Hoffnung Sthdr.“ für den Gang auftaucht – alles aber ebenso mit einem „V“ am Anfange; in der dritten Teilung ist die Datierung Q C 1830 eingeschlagen und schlussendlich ganz unten die Initialen G und C, was dem Erhaltungszustande der Tafel geschuldet leider aber nicht mehr ganz sicher zu lesen ist.

 

 

 

Die Lage der Gedingezeichen

Die Lage der genannten Gedinge verdeutlichen wir wohl am besten mit nachstehender Zeichnung, welche von Herrn Dr. Faust anno 1996 angefertigt und von uns für diesen Zweck abgezogen und ergänzt worden ist.

 


Bild 5: Grundriß des Segen Gottes Erbstolln, angetragen die Fundorte und Arten der markscheiderischen Zeichen und Gedingemarkierungen, ergänzt mit Skizzen der verschiedenen Profile des Stollens.

 

Aufgrund ihres gegenüber den Übrigen übermäßig großen Abstandes ist anzunehmen, daß zwischen dem sechsten und siebenten wiedergefundenen Quartalswinkel ein solcher immer noch übersehen wurde oder durch ein Kreuz ersetzt ist oder aber durch späteren Nachriß gänzlich verloren gegangen ist. Auch ist dies der Bereich, in welchem der Stolln aus dem Glimmerschiefer heraus in den Granulit einschlug, welcher stellenweise schon in der Sohle ansteht, in mehreren Verwerfungen aber immer wieder absinkt, bevor er bei rund 56 Lachter Länge endgültig das ganze Stollnprofil erfüllt.

Im Regelfalle sind alle Gedinge in Brusthöhe eingeschlagen, meist eine halbe Spanne groß und deutlich tiefer als die Prunen, die die Eisen hinterlassen haben. Bei vollem Profil in Mundlochnähe erscheinen sie uns heute höher zu liegen, da kein Laufwerk mehr über der Wassersaige liegt; bei dem kleinen und unregelmäßigen Profil im harten Granulit dagegen sind sie leicht zu übersehen, fährt man selbst doch in sehr stark gebückter Haltung. Auch sind die Stöße hier kaum nachgerissen, so daß die Zeichen einfach in ebene Kluftflächen geschlagen wurden, welche dem Bruche des Felsens nach dem Schießen entsprechend, mal feldwärts und mal dem Mundloche zu weisen.

 

Tabelle 3: Auflistung der Gedingezeichen und ihrer Abstände

Vortriebsstand nach den Fahrbögen

Meter vom heutigen Mundloche an

Art des Zeichens
links      -     rechts

Distanz

1740

0,0

 

 

 

6,3

 

1741

23,8

9,4

 

24,8

 

27,7

 

33,2

 

38,9

8,0

 

41,2

1742

52,9

11,5

 

58,7

5,8

 

70,4

11,7

 

88,0

17,6

 

106,6

18,8

 
Einschlag in den Granulit
 

1744

117,7

11,1

 

119,5

1,8

 

125,9

11,7

 

131,2

1745

143,6

12,4

 

149,6

6,0

1746

163,7

4,1

 

181,3

3,8

 

185,1

 

 

186,2

18,8

 

205,6

1747

213,0

 

 

219,0

 

 

Wiederholen wir nun dieselbe Kalkulation wie oben für den Vortrieb, ergeben sich hier Zahlen von ≈10,6 Ltr. / Q. im Glimmerschiefer und ≈6,6 Ltr. / Q. im Granulit, was zum Einen deutlich mehr ist als die vorher errechneten, knapp vier Lachter im Quartal, zum Anderen auch einen deutlichen Unterschied untereinander ausmacht.

 

 

 

Die Deutung der Gedingezeichen

Im Weiteren wollen wir nun versuchen, die Zeichen zu lesen und zu entziffern, was die Vorfahren mit ihnen zu sagen beabsichtigten.

Von Bedeutung erscheint zuerst die Lage der meisten Gedingezeichen im linken Stoße und deren Weisung zum Mundloche hin, was dem anderenorts Üblichen genau entgegensteht. Es muß daraus gefolgert werden, daß diese Zeichen nicht dem Vortrieb des Stollnortes, vielmehr dem Nachriß der Form und seiner Gangbarmachung gegolten haben müssen, wofür ferner auch die viel schnellere Arbeit – nach den Quartalswinkeln berechnet – spricht.

Beim Nachriß der Kontur sind vielleicht vorher vorhandene, dem Vortrieb geltende Winkel und Gedinge sicherlich zerstört worden, wurden sie doch zu diesem Zeitpunkt auch schon nicht mehr benötigt.

Zugegebenermaßen waren die Alten höchst sparsam, dem Stolln auch im harten Granulit eine gut fahrbare Kontur zu geben – hier haben sie wohl eher die Form nur berissen, statt wirklich auf übliche Maße nachgerissen, was anhand der Profilskizzen in Abbildung 5 gut zu sehen ist. Dem unregelmäßigen Ausbruch des massigen Granulits folgend, ist die Kontur hier zwar meistens breiter als im Glimmerschiefer, jedoch wurde der Stolln mit gerade einmal 1,5 m bis 1,6 m Höhe aus dem Granulit herausgeschossen.

Im Glimmerschiefer hingegen wurde die Kontur höchst säuberlich ausgearbeitet und auf eine – auch bei eingebautem Laufwerk über der Sohle – bequem aufrecht zu fahrende Höhe um einen Lachter schwankend erweitert. Wir maßen zwischen 1,9 m und 2,3 m; nur in einem kurzen Abschnitt zieht die Firste auf 1,6 m Höhe ein.

 

 
Bild 6: Das Profil des Segen Gottes Erbstolln, links im Glimmerschiefer ausgeschlägelt, rechts im Granulit nach dem Schießen nur berissen.
 

 
Bild 7: Die seitlichen Aushiebe im Stollenprofil des Segen Gottes Erbstolln
 

Einer eindeutigen Zweckbestimmung entziehen sich uns die beiden, jeweils etwa 4 m langen und 0,2 bis 0,3 m tiefen Einschläge in der oberen Hälfte des Stollenprofils, einmal von 23,8 m bis 27,7 m linkerhand, zum anderen von 59,5 m bis 63,3 m rechterhand im Stoße. Einer ersten Deutung als „Gezähebänke“ widerspricht, daß es nirgends üblich war, sein Gezäh untertage aufzubewahren, zumal die Gewerkschaft eine wenngleich bescheidene Kaue am Tagesschacht besaß.

Vielleicht aber beabsichtigten die Vorfahren eine Verbreiterung des Stollnprofils, um mit Hunten Erz und Bergemassen nach übertage zu fördern, anstelle der einrädrigen Karren, welche in den Fahrbögen noch Erwähnung finden. Da gute Erzanbrüche aber ausblieben, verwarf man diesen Plan bald wieder. Von Interesse ist dabei, daß einige der uneindeutigen Zeichen genau im Bereich des ersten Aushiebs liegen.

Die beiden Jahrestafeln am Mundloche sind wohl folgendermaßen zu erklären. Ganz eindeutig weist die Angabe 1740 das Anschlagen des Stollens aus, auch steht sie bergwärts im rechten Stoß, wie für Vortriebsangaben üblich. Fährt man dann aus, hat man schließlich am Mundloch wieder rechterhand die Angabe 1800 eingeschlagen, das Jahr der letzten Erzlieferung an die Thurmhofer Hütte zu Freiberg. Tatsächlich und amtlich bestätigt fiel die Grube erst 1803 wieder ins Bergfreie, jedoch wurde sie schon 1801 in Fristen gesetzt, so daß die Vermutung nahe liegt, daß diese Gewerkschaft wohl schon in diesem Jahre aus dem Felde ging.

Große Schwierigkeiten macht uns die Deutung der Gangtafel im Viktor Stehenden, welcher ja nachrichtlich der Fahrbögen schon 1747 überfahren wurde, während die Tafel die Angabe (vermutlich Q. Crucis) 1830 enthält. Wie wir in Tabelle 2 aber zusammengestellt haben, war die Segen Gottes Fundgrube erst 1834 erneut verliehen. Auch finden wir keine passenden Initialen für die oberste (B H.) und die unterste Teilung (G. C.) der Gangtafel unter den Namen der Gewerken (Es könnte unten aber auch "G. G." heißen ?). Vielleicht ist deshalb diese Tafel auch eines ganz anderen Ursprunges und wohlmöglich während der in dieser Zeit auch begonnenen Geologischen Landesuntersuchung von uns unbekannt gebliebenen Markscheidern eingeschlagen worden.

 
Der Nachsatz

Was vorn gesagt wurde, gründet sich zwar auf drei Jahrzehnte Forschungstätigkeit der Arbeitsgemeinschaft in Wolkenburg, widerspiegelt aber nur den heutigen Stand unseres Wissens. Manches läßt sich vielleicht noch aufklären, anderes wird wohl für immer im Dunkel der Geschichte verschollen bleiben.

Wer denn mehr oder auch in Einzelheiten Besseres weiß, sei herzlich eingeladen, die Grube selbst in Augenschein zu nehmen. Dazu melde man sich bei der Arbeitsgemeinschaft an oder nutze die Möglichkeit, am Tag des Geotops den Stolln zu befahren.

 

Text von J.B.; aktuelle Bilder von Ralph,
Untertageaufnahmen unter Mitwirkung von Tilo, Jörg und Tochter.
 

 

 

Anhang

Im Folgenden eine Zusammenstellung aktueller Bilder der Gedinge und Zeichen im Segen Gottes Erbstolln. Die Zeichen werden vom Mundloch bergwärts angeführt, in der kleinen Karte zeigt der Pfeil den jeweiligen Standort. Alle Bilder sind relativ systematisch mit dem Mundloch im Rücken aufgenommen, so daß man gleich sieht, daß uns die Quartalswinkel "entgegen kommen".

Die Zusammenstellung wird bei nächster Gelegenheit noch einmal vervollständigt und erweitert.

 


Hier beginnt unsere Zusammenstellung: Das erste Gedingezeichen. Alle im linken Stoß.
 

Das erste Gedinge vom Schneeberger Typ.
 

Warum man es auf beiden Seiten doppelt eingeschlagen hat, ist völlig unklar.
 

Dieser schräge Strich ist ebenfalls in seiner Bedeutung unklar.
 

Dann folgen die Quartalswinkel, ziemlich systematisch und von gleichbleibender Art.
 

Da wir vermuten, daß sie einem rückschreitenden Nachriß galten, beginnen wir in unserer Karte mit Nummer 11.
 

Es folgt Nummer 10.
 

Nummer 9.
 

Nummer 8.
 

Nummer 7.
 

 Wir stehen jetzt in der Übergangszone zum Granulit.
 

Und hier ist ein Kreuz anstelle eines Quartalswinkels eingeschlagen.
 

Nummer 6.
 

Nummer 5.
 

Nummer 4.
 

Nummer 3.
 

 Nummer 2.
 

 Wir sind fast hinten und hier sind wieder in einigem Abstand zwei Schneeberger Gedinge eingeschlagen.
 

 Das erste.
 

 Dazwischen noch ein letzter Quartalswinkel, immer noch auf dem linken Stoß eingeschlagen.
 

Dann das zweite.
  

 Dieses Kreuz ist dagegen auf dem rechten Stoß eingeschlagen.
 

Da hätten wir noch eines gefunden - zusammen mit einem Winkel.
 

 Auch der letzte Quartalswinkel liegt im Gegensatz zu den anderen rechterhand und weist vorwärts !
 

Ein paar eingekratzte Inschriften belegen, daß der Stolln Anfang der 1960er Jahre noch fahrbar gewesen sein muß, bevor das Mundloch in sich zusammenstürzte.
  

R. K. hat sich 1963 keine große Mühe gegeben.
 

Noch jemand war in diesem Jahr hier.
 

Dann sind wir hinten am Streckenkreuz.
 

Und hier die Gangtafel auf dem Viktor Stehenden. Im Bild rechts unten sieht man das Blindort des Stollns in südöstlicher Richtung. Genau an der Ecke links darüber wurde die Gangtafel eingeschlagen. 
 

2012 haben wir im Viktor Stehenden rund 6 m südlich des Streckenkreuzes noch eines entdeckt (Nr. 13 im Grundriss oben im Text). Auch dieses weist am linken Stoß in Richtung Mundloch !