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Ein Beitrag von www.unbekannter-bergbau.de

Erstellt 2010, letzte Aktualisierung Juli 2015.
  

 

 

Übersicht zum Freiberger Lagerstättenbezirk

  An dieser Seite schrauben wir noch weiter ....
 

Regionale Übersicht  

  


 
Die naturräumliche Gliederung von Sachsen erfolgt in Flachland, Hügelland und Bergland, wobei das Flachland gerade 18% der Gesamtfläche beinhaltet. 

Das Erzgebirge stellt eine dieser drei Naturregionen, die den Freistaat Sachsen prägen, dar und bildet neben dem Vogtland im Südwesten, Sächsischer Schweiz und Oberlausitz im Osten den flächenmäßig größten Anteil des Berglandes. 

Die Oberfläche des Erzgebirges wird im Wesentlichen durch kristallines Grundgebirge gebildet. Dabei stellen Grau- und Rotgneise, verschiedene Schieferarten, Vulkanite und Sandsteine die prägenden Gesteine dar. 

Der Verlauf des Erzgebirgskammes von ONO – WSW bestimmt die morphologische Abstufung nach NNW und auch die Hauptfließrichtung der Flüsse. Neben dem Erzgebirge wird fast das gesamte Territorium Sachsen durch den größten Fluss des Freistaates, der Elbe, entwässert.

Der Freiberger Lagerstättenkomplex erstreckt sich über einen großen Teil des Osterzgebirges von Olbernhau und Altenberg im Süden bis Roßwein und Meißen im Norden und von den Weißeritz- Tälern im Osten bis zum Flöha- Tal im Westen. 

 

Dieser umfangreiche Lagerstättenkomplex umfaßt mehrere Teilbereiche. Über seine tatsächliche Umgrenzung gibt es je nach Herangehensweise - mehr geologisch oder mehr montanhistorisch - ganz unterschiedliche Angaben in der Literatur. Wir orientieren uns im Folgenden daran, welche Erzbergbaureviere zuletzt unter Verwaltung des Bergamtes Freiberg standen und fassen das Freiberger Revier dadurch etwas weiter als meist üblich ist. Den Steinkohlenbergbau ab der zweiten Hälfte 19.Jahrhunderts (Döhlener Becken) schließen wir dabei aus. Es ist ein anderes und schon sehr "modernes" Kapitel der Montangeschichte. 

  


Verwaltungsbezirk des Freiberger Bergamtes um 1860
 

Die umfangreichsten Zusammenlegungen vormals kursächsischer Bergamtsbezirke erfolgten im 19.Jahrhundert. Zwischen 1856 und 1869 bestanden nur noch das Bergamt Schwarzenberg im Westerzgebirge und das Bergamt Freiberg im Osterzgebirge. Im Verwaltungsbezirk des Bergamtes Altenberg waren bereits vorher die Bergämter Glashütte und Seiffen aufgegangen. 1856 wurde dann das Bergamt Altenberg dem Bergamt Freiberg zugeschlagen. 

 

Im Jahr 1869 wurde schließlich die gesamte Bergbauverwaltung im Königreich Sachsen im Zuge der Einführung des Sächsischen Berggesetzes im Landesbergamt Freiberg zusammengeführt. 

 

 

 

Kerngebiet des Freiberger Reviers

 

Kerngebiet und historischen Ausgangspunkt dieses Grubenreviers bildete natürlich der - im engeren Sinne - Freiberger Lagerstättenbezirk. Er umfaßte im Wesentlichen alle Bergwerke zwischen dem Halsbrücker Spat im Norden und Mönchenfrei südlich Brand-Erbisdorfs.

 


Übersichtskarte der wichtigsten Erzgänge im zentralen Freiberger Revier
 

Das sogenannte "Zentralrevier" umfaßte das Stadtgebiet von Freiberg von Tuttendorf im Norden bis zum Ortsteil Zug im Süden und wurde zuletzt hauptsächlich von den Schächten der "Himmelfahrt- Fundgrube" aus abgebaut. 

Brand-Erbisdorf - u.a. mit der "Himmelsfürst- Fundgrube" südlich von St. Michaelis und "Vereinigt Feld" im Südosten - bildete das sogenannte "Südfeld" und war untertage durch 
9 km lange Querschläge mit dem Zentralrevier verbunden. 

Im Norden bildete der Halsbrücker Spatgang mit seinen Nebentrümern ein eigenständiges Teilrevier, hier sind u.a. die Gruben "Beihilfe" in Halsbrücke sowie "Churprinz Friedrich August" bei Großschirma hervorhebenswert. 

 

 

 

Randgebiete des Freiberger Reviers

 

Im Freiberger Bergamtsbezirk waren aber von Beginn an auch entferntere Gruben - vorwiegend innerhalb der ursprünglich markmeißnischen Territorien - eingegliedert:

Diese umfaßten zum einen im Norden die Bergwerke entlang der Freiberger Mulde bis nach Siebenlehn. Der Bergbau nordwestlich bei Gersdorf (zwischen Nossen und Roßwein) hatte aufgrund der territorialen Zugehörigkeit zum Klosterbezirk Altzella zeitweise eine Sonderstellung inne. Der bereits ab 1294 urkundlich belegte Bergbau bei Scharfenberg (südlich von Meißen) lag territorial zunächst ebenfalls nicht in den Händen der Wettiner, sondern des Bistums Meißen. 

Zu den alten, nördlich Freibergs liegenden Teilrevieren gehörte ferner das kleine Revier bei Munzig im Triebischtal, in dem spätestens seit dem 16.Jahrhundert Bergbau belegt ist. Das Triebischtal erlangte mit dem Bau des Rothschönberger Stollens nochmals ab 1844 große Bedeutung für den Freiberger Bergbau. 

Die östlich von Freiberg liegenden Erzgruben (z.B. Edle Krone) unterstanden ursprünglich dem Bergamt Glashütte und gelangten erst relativ spät unter die direkte Verwaltung durch das Freiberger Bergamt.

Analoges gilt für die Bergwerke im Bereich der vormaligen Bergämter Seiffen und Altenberg im Süden. Die Grenze des (alten) Freiberger Bergamtsbezirkes war hier im Bereich Lichtenberg, Clausnitz und Olbernhau zu ziehen. Bereits im 16.Jahrhundert kam es aber zu einer recht intensiven Verquickung aufgrund der umfangreichen Wasserbauwerke der Revierwasserlaufsanstalt zur Aufschlagwasserversorgung für die Freiberger Gruben, welche bis an den Oberlauf der Flöha östlich von Olbernhau (Neuwernsdorf) reichten. 

Kompliziert gestaltet sich die Umgrenzung des Bergamtsbezirkes aufgrund wechselnder Territorialherrschaften auch im Westen des Freiberger Reviers. Erst um die Mitte des 14.Jahrhunderts hatte das wettinische Fürstenhaus hier die Herrschaft über die teilweise reichsunmittelbaren Territorien, wie die Burggrafschaft Rochlitz und das Pleißenland endgültig gesichert. Dem westlichen Freiberger Revier ist von Anfang an der Bergbau entlang des Striegistals (Linda, Oberschöna, Bräunsdorf), aber auch im unteren Zschopautal (Frankenberg, Schönborn) und dazwischen (Frankenstein, Memmendorf, Oederan) zuzurechnen. Die Westgrenze zu den benachbarten Bergamtsbezirken bildete das Flöhatal.

  

 

 

Geologische Einführung 

 

Die langsamen Driftbewegungen der eurasischen und der afrikanischen Großplatte bewirkten mehrfach in der Erdgeschichte die Entstehung gigantischer Gebirgszüge. Für den Freiberger Lagerstättenbezirk - und das Erzgebirge insgesamt - war vor allem die variszische Faltung im Oberkarbon (vor zirka 300 Millionen Jahren) ausschlaggebend. Durch den enormen Druck der sich bewegenden Gesteinsplatten rissen immer neue Brüche, Spalten und Risse im Gestein auf oder ältere Brüche wurden wieder aktiviert. Über Millionen von Jahren bildete sich dadurch das heutige Kleinschollenmosaik Mitteleuropas. 

Eine dieser kleineren Lithosphären-Platten bildet das Erzgebirge am Nordrand der Böhmischen Masse. Es ist nach Süden durch den Eger-Graben, nach Osten durch das Elbe-Lineament, nach Norden durch das Erzgebirgische Becken und nach Westen durch die Gera- Jachymov- Störung begrenzt. Es beinhaltet in erster Linie regionalmetamorphe Gesteine, deren Edukte bis in das Präkambrium zurückreichen. Die "Gneiskuppeln" innerhalb der Scholle werden nach neuerer geologischer Forschung als Deckenüberschiebungen des Varistikums interpretiert. Von West nach Ost nimmt der Grad der Exhumierung dieser alten Gesteine zu. Am Rand der Scholle liegen die sogenannten "Zwischengebirge" (Frankenberg-Hainichen, Nossen-Wilsdruff) und die postvaristischen Sedimente des Döhlener und des Erzgebirgischen Beckens. Im Süden sind sie tief unter dem Eger-Graben versteckt. 

Die Gesteine, die durch den Zusammenprall der Platten in große Tiefe hinab gedrückt wurden, schmolzen auf und drangen als Magmen mit 600° bis 1000°C  wieder aufwärts in die darüberliegenden Gesteine ein. Bereits am Ende des Oberkarbons und im Perm brachen sie - u.a. im Elbtalgraben (Meißen, Tharandter Wald) sowie in Nordwestsachsen (u.a. Colditz, Rochlitz, Beucha, Petersberg) - bis zur Oberfläche durch und lagerten sich als vulkanische Porphyre und Schmelztuffe ab. Auch innerhalb der Erdkruste kühlten die Magmen langsam ab und bildeten Granite (Meißen, Vogtland, Altenberg) und verschiedene Ganggesteine. 

Während die Erosion an der Oberfläche die Gebirge bereits wieder abtrug, drangen im Verlauf der nachfolgenden Jahrmillionen tief im Fels die in den Magmen eingeschlossenen, noch fast 400°C heißen und unter gewaltigem Druck stehenden Gase, Säuren und Wasserdampf in mehreren Phasen in das umgebende Gestein ein. Dabei wurden auch in den Deckgesteinen enthaltene Mineralien chemisch verändert oder ganz aufgelöst und mitgeführt. Daher finden sich oft Zusammenhänge zwischen der Erzführung eines Ganges und seinem Nebengestein. 

Letztlich kristallisierten die übersättigten Lösungen in Abhängigkeit von absinkender Temperatur und dem sich verändernden Lösungsgleichgewicht auf Rissen und Spalten nacheinander aus.  Es kam zur Bildung der uns heute bekannten Gangerzlagerstätten. Der Freiberger Lagerstättenbezirk stellt dabei im Kerngebiet eine mesothermale Ganglagerstätte der Blei-Zink-Silber-Formation dar. 

Im Laufe der rund 800 Jahre umfassenden Bergbaugeschichte wurden allein zwischen Großschirma im Norden und Mönchenfrei im Süden mehr als eintausend Erzgänge entdeckt, erkundet und abgebaut. Die größten erreichten 15 Kilometer lateraler Erstreckung, bis zu 6 m Mächtigkeit und erwiesen sich (bisher) bis in  700 m Tiefe unter der heutigen Oberfläche als bauwürdig.

Die Herausbildung der heutigen Morphologie des Erzgebirges hat Prof. Wagenbreth in den "Geologischen Streifzügen" mit Zeichnungen hervorragend illustriert, die wir hier koloriert und leicht ergänzt wiedergeben: 
 

Bereits am Ende des Varistikums ragten nur noch wenige Anhöhen aus der Erosionsfläche des Rotliegenden heraus. 
Am Ende des Mesozoikums hatten Ablagerungen der Kreidezeit und jüngerer Epochen den Rumpf des alten Gebirges überdeckt. 
Im Tertiär entstand das heutige Bruchschollenmosaik. 
Die Erosion formte mit ihren Werkzeugen Wind, Eis und Wasser die heutige Gestalt des Gebirges. 
 

 

 

Lagerstättenkundliche Einordnung 

 

Die Freiberger Lagerstätte ist der Gruppe der magmatischen Lagerstätten zuzuordnen, wenn auch die magmatischen Gesteine (Granite, Porphyre, Pegmatite) im Rahmen der Erzlagerstätte nicht weiter betrachtet werden sollen. Zu nennen sind hier in erster Linie die Granite von Altenberg und Schellerhau im Süden, Bobritzsch im Osten und Meißen im Norden, sowie die Porphyrgänge und Effusiva (Tharandt, Meißen). Tertiärer Basalt- Vulkanismus ist nicht von Bedeutung.

Der Lagerstättenbezirk weist von Süden nach Norden eine ausgeprägte Zonierung auf:
Ganz im Süden liegen im unmittelbaren Kontakt der Granite vorwiegend hochtemperierte,  pneumatolytische, stock- (Altenberg) und seltener flözförmige (Zinnwald) Greisenlagerstätten der Zinn- Wolfram- (Lithium-  Molybdän-) Paragenese.   

Nach Norden schließen sich dann - eingebettet in die "Freiberger Gneiskuppel" - überwiegend mitteltemperierte, hydrothermale, gangförmige Lagerstätten der Blei- Zink- Silber- Formation an. Dabei ist im Südteil (Clausnitz, Mortelgrund, Sadisdorf, Hilbersdorf) ein höherer Kupferanteil in der Paragenese zu verzeichnen, was auf Übergänge zu einer katathermalen Kupfer- Eisen- Arsen- Mineralisation hinweisen kann. Nach Nordwesten (Bräunsdorf) nehmen dagegen niederthermale Komponenten (Antimonfahlerze) zu. 

Die Mineralisation erfolgte im Wesentlichen in zwei Phasen (einer spätvariszischen und einer deutlich jüngeren, postvariszischen Phase): Zur ersten Phase gehören die vorwiegend auf den stehenden Gänge verbreitete, polymetallische Quarz- Sulfid- Abfolge (kb-Formation), die wenig verbreitete Uran- Quarz- Karbonat- Abfolge (uqk-Formation), sowie eine karbonatische Silber- Antimon- Abfolge (eb-Formation). Die jüngere Phase wird durch die vorwiegend auf den Spatgängen verbreitete, fluorbarytische Blei- Zink- Abfolge (fba-Formation), sowie durch die seltenere Quarz- Karbonat- Abfolge mit Kobalt-, Nickel- und Silbersulfiden und Arseniden ("Edle Geschicke" in Entsprechung zur westerzgebirgischen BiCoNi- Formation) repräsentiert. In Randgebieten (Halsbach, Frankenstein) tritt lokal auch eine eisenbarytische Abfolge (eba-Formation) auf. 
 

Gruppe Genese p-T- Bereich Paragenese- Typ lokale Formations- bezeichnung
         
Sedimentäre 
Lagerstätten
Metamorphe 
Lagerstätten
Magmatische
Lagerstätten
Liquid-
magmatisch
schmelzflüssig
(< 1200°C)
 Haupt-
kristallisation
schmelzflüssig
(> 600°C)
Pegmatitisch schmelzflüssig
(> 400°C)
Pneumatolytisch überkritisch *)
(> 400°C)
Sn- W- (Li, Mo)-  Formation Altenberg, 
Seiffen
Hydrothermal
Katathermal
(>300°C)
Quarz- Au, (Ag)- Formation
Fe- Ni- (Co, Cu)- Formation
Cu- Fe- As- Formation (tw. Sadisdorf)
Mesothermal
(>200°C)
U- Quarz, (Fe)- Formation (tw. Seifersdorf)
(uqk)
Pb- Zn- Ag-
Formation
kiesig- blendige F.
(kb)
Edle Braunspat- F.
(eb)
Epithermal
(>100°C)
Fe- Mn- (Ba, F)- Formation
fluorbaryt. F. 
(fba)
Eisen- baryt. F. 
(eba)
Bi-Co-Ni- (Ag, U)- Formation selten
("Edle Geschicke")
Telethermal
(<100°C)
Hg- Sb- (Se, Te)- Formation (tw. Bräunsdorf)
Effusiva und
Exhalativa
 
Normaldruck,
Normaltemperatur

 *) "überkritische" Lösungen besitzen eine Temperatur oberhalb des Tripelpunktes des Wassers (+374°C). In diesem Temperaturbereich werden die Dämpfe auch durch enormen Druck nicht mehr verflüssigt. Diese Lösungen sind extrem mobil, dringen in kleinste Zwickel ein und sind aufgrund ihrer Zusammensetzung (Chlorwasserstoff, Flußsäure u.a.) chemisch äußerst aggressiv. Dadurch sind sie in der Lage, ganze Gesteinskörper zu verändern (Greisenbildung aus Graniten u.ä.).

 

Dementsprechend markieren die auftretenden Gangtypenden auch die zonalen Unterschiede zwischen dem Zentralrevier und den umgebenden Randgebieten: 

A) Innerhalb des Zentralreviers ist auf den stehenden Gängen hauptsächlich die "kiesig-blendige Bleierzformation" (kb) mit Quarz als Gangart, Pyrit, Zinkblende (Freibergit) und silberhaltigem Bleiglanz als Erzmineralen vertreten.

 


 

Gangstück mit Nebengestein und Quarz, etwas Baryt und Arsenopyrit, 

Grube „Krieg und Frieden“ Freiberg 
um 2005.

Größe: 22 cm x 15 cm

Private Bergbausammlung, HB

 


 

Gangstück mit Nebengestein und Quarz, Sphalerit, Galenit und Pyrit

"Wilhelm Stehender", auf der 2.Sohle in der Grube Reiche Zeche

Größe: 10 x 5 cm

Lagerstättensammlung M. Schaling

 

Daneben ist - vor allem im Südfeld - die "Edle Braunspat- Formation" (eb) mit Calzit, Ankerit u.a. Karbonaten als Gangart, gediegen Silber, Argentit, Silberkomplexerzen (Proustit, Pyrargyrit, Stephanit, Polybasit, Argyrodit u.a.) sowie Fahlerz und Antimoniden als Erzmineralen ausgebildet.

Innerhalb der eb-Formation steigt nach Westen (Bräunsdorf) und Norden (Nossen, Roßwein) der Anteil eher telethermaler Komponenten (Arsen- Antimon- Sulfide, wie Fahlerz, Antimonit, Kermesit u.a.), spürbar an. 

 


 

Gangstück mit Sphalerit und Pyrit auf Ankerit, 

Grube „Himmelsfürst“ Brand-Erbisdorf. 

Private Bergbausammlung, MW

 


 

Gangstück mit Galenit, Pyrit, Sphalerit und Chalkopyrit, 

Grube „Himmelsfürst Fundgrube“ zu Brand-Erbisdorf, auf dem „Verborgen Flachen“.

Private Bergbausammlung, MW

 


 

Gangstück mit Galenit auf Rhodochrosit,

Grube „Beschert Glück“ bei Zug/Freiberg.

Private Bergbausammlung, MW

 


 
Gangstück mit Rhodochrosit, Kalkspat, gediegen Silber, Zinkblende, Galenit und Argentit

"Verborgen Flacher" in der Grube Himmelsfürst, Brand-Erbisdorf

Größe: 12 x 15 cm

Lagerstättensammlung M. Schaling

 

Eine seltene Sonderform der eb-Formation stellt auch die Mangan- und Strontium- reiche Mineralisation in Scharfenberg - bereits im Kontakt mit dem Meißner Magmatit-Komplex - mit Rhodochrosit und Coelestin als Gangarten dar. 

 


 
Gangstück  mit Fahlerz, Sphalerit, Galenit, Quarz und Rhodochrosit,

Grube "Güte Gottes", Scharfenberg bei Meißen. 

 


 
Handstück mit Quarz, braunem Coelestin und Hämatit,

Grube "Güte Gottes", Scharfenberg bei Meißen. 

 

Die jüngere "fluorbarytische Bleierzformation" (fba) mit den Gangarten Schwerspat, Flußspat, Kalkspat und silberhaltigem Bleiglanz als Haupterz ist auf den O-W-streichenden Spatgängen des Zentralreviers vorherrschend. 

Andere Formationen sind im Zentralrevier nur in untergeordneter Weise, in nicht vollkommener Ausbildung und meist nur auf den Gangkreuzen nachgewiesen. 

 


 

Gangstück aus Quarz mit Fluorit und eingelagerten gut ausgebildeten Galenitband, 

Grube „Alte Hoffnung Erbstolln“ 
(2. Gezeugstrecke) um 1950.

Größe: 10 cm x 6 cm

Private Bergbausammlung, HB

 


 

Gangstück aus Quarz mit sehr wenig Fluorit und Baryt, sowie eingelagerten Galenit- Bändchen, 

Grube „St. Anna samt Altväter“ 
(Gott mit uns Spat, Niveau „Anna Stolln“),
Rothenfurth um 2002.

Größe: 14 cm x 10 cm

Private Bergbausammlung, HB

 


 

aufgeschnittener Bohrkern mit Quarz, etwas Fluorit und Galenit, 

Grube „Rheinisch Wein“, Halsbrücker Spat in Halsbrücke um 2005.

Größe: 25 cm x 12 cm

Private Bergbausammlung, HB

 


 

Gangstück aus derben Quarz, wenig Baryt, sehr wenig Fluorit, Galenit und Sphalerit,

Grube „Dorotheer Stolln“ zu Großvoigtsberg um 1998.

Größe: 32 cm x 22 cm

Private Bergbausammlung, HB

 


 

Gangstück aus derben Fluorit (weiß, gelb, blau) mit einbrechenden Galenit, 

Grube „Komm sieg mit Freuden“ (Freudenstein Flacher) um 2009. 

Größe: 19 cm x 11 cm

Private Bergbausammlung, HB

 


Gangstück aus derben Baryt und Quarz mit Galenit, 

Grube „Krieg und Frieden“ Freiberg, „Hoffnung Spat“ um 2005

Größe: 36 cm x 15 cm

Private Bergbausammlung, HB

 

B) In den Randgebieten treten dagegen verstärkt andere Gangformationen hinzu. Zu erwähnen sind die Uran- Quarz- Karbonat- Paragnese (uqk) bei Seifersdorf oder die "Eisen- Baryt- Abfolge" (eba) mit Quarz, Hornstein, Achat, wenig Schwerspat, Hämatit und Limonit (Halsbach, Ruppendorf, Schlottwitz). 

 


 

Gangstück der eba- Formation mit Baryt als Gangmasse und braunen Glaskopf als Erzmineralisierung, 

Grube „Eleonore Erbstolln“ zu Langenstriegis, „Weiße Rose Spat“, 
um 2005. 

Größe: 15 cm x 12 cm

Private Bergbausammlung, HB

 


 

Gangstück mit Amethyst und Achat, Anschliff,

Hartmannsdorf bei Frauenstein,
2007

 

Auch die für das Westerzgebirge typische Bi-Co-Ni-Ag- Formation mit Quarz und Karbonaten als Gangart und Kobalt- und Nickelsulfiden, Argentit sowie Silberkomplexerzen (Proustit, Pyrargyrit) tritt in den Randgebieten deutlich häufiger auf ("Edle Geschicke"). 

Nach Süden hin nimmt dagegen der Anteil eher katathermaler Komponenten (insbesondere  Chalkopyrit u.a.) deutlich zu (Hilbersdorf, Clausnitz, Mortelgrund, Sadisdorf), worin sich wohl eine höhere Temperatur der Lösungen während der Entstehungszeit dieser Gänge oder Gangabschnitte widerspiegelt. 

C) Die Zinnbergbaureviere ganz im Süden (Altenberg, Zinnwald und Seiffen) mit ihrer Zinn- Wolfram- Lithium- Paragenese stellen schließlich einen komplett anderen Lagerstättentyp dar. Es handelt sich dabei um hochtemperierte, pneumatolytische Bildungen, welche unmittelbar mit den hier (heute) bis zutage ausstreichenden, jüngeren Graniten verknüpft sind. Demzufolge bilden sie auch keine Erzgänge i.e.S., sondern selten "Flöze" (Zinnwald) und meist irreguläre Anreicherungen innerhalb der Greisenstöcke (Altenberg, Seiffen). 

 

 

 

Montanhistorische Einführung 

 

Bergbaubeginn:

Wann genau der Bergbau um Freiberg nun wirklich begonnen hat, darüber streiten die Historiker noch immer. Auch die Stadtväter Freibergs legten den Termin der 800-Jahr-Feier ihrer Stadt etwas freizügig für 1986 fest. Wir wollen diese Diskussion aber den Fachleuten überlassen und hier nur einige interessante Fakten für unsere Leser der Reihe nach anführen. 

Fest steht, das 1165 die Wettiner das Kloster Marienzelle (heute Altzella) gründeten und es mit Ländereien muldeaufwärts ausstatteten. Die Lesart der erhalten gebliebenen Urkunden und Chroniken besagt, daß um 1168 das Silbererz entdeckt worden sei. Aufgeschrieben hat es damals aber keiner und wenn, sind diese Urkunden im Dunkel der Geschichte verschollen. Die Verhandlungen über den Rücktausch der Fluren von Christiansdorf, Tuttendorf und Berthelsdorf mit den Äbten von Marienzelle fanden jedenfalls 1169 und 1170 statt. Sie waren auch deshalb recht geheim, weil die Meißner Markgrafen zu dieser Zeit das Bergregal nicht innehatten und es ihrem Kaiser erst abluchsen mußten. 

Dies gelang ihnen und in der Folge führten sie eine wichtige Neuerung ein: Jedem Freien wurde das Aufsuchen der Bodenschätze freigestellt - Bergleute gab es nämlich noch nicht in der Mark Meißen, also mußte man sie irgendwie herlocken. Zuhilfe kam den Wettinern dabei der Streit des Sachsenherzogs Heinrichs des Löwen mit Kaiser Friedrich Barbarossa um die Kaiserstadt Goslar. Den Belagerungen der Stadt entflohen auch die niedersächsischen Bergleute. Die erste Bergmannssiedlung in Freiberg wurde deshalb "Sächsstadt" genannt und lag westlich von Christiansdorf. 

Die erste (erhalten gebliebene) urkundliche Erwähnung als Stadt fand Freiberg dann im Jahr 1209 in einem Quedlinburger Güterverzeichnis. Gut recherchiert kann man viel über die frühe Zeit Freibergs übrigens in den Geschichten um die "Hebamme" nachlesen (unter unserer Rubrik "Informatives" gibt es auch Buchtipps !). Zu dieser Zeit bestand überliefertes Bergrecht - und zwar nur für die Bannmeile um Freiberg. Es wurde in den Fassungen des Sachsenspiegels von 1307 (Kodex A) und 1346 (Kodex B) aufgezeichnet. 

Andere Grundherren wurden auf den neuen Reichtum der Meißner Markgrafen schnell aufmerksam und versuchten, es ihnen mit dem Bergbau nachzutun. Auch wenn die Freiberger allesamt sehr stolz auf das Alter "ihres" Bergbaus sind - schon in dieser frühen Zeit waren es keineswegs mehr die einzigen. Jüngste Forschungen belegten für den Glashütter Bergbau einen Beginn zwischen 1175 und 1235, gleiches gilt für den Bergbau am Bleiberg bei Frankenberg (um 1220) und den Bergbau bei Scharfenberg (1294) südlich von Meißen. Spätestens im 14.Jahrhundert gruben sich auch in Wolkenburg, am "Hohen Forst" bei Wiesenburg oder in Schwarzenberg die Hauer in die Erde. 

Dieser ersten Blütezeit setzten jedoch Klimaverschlechterungen (Ende des hochmittelalterlichen Klimaoptimums), der Ausbruch der Pest 1348 und in deren Folge ein drastischer Bevölkerungsverlust ein vorläufiges Ende. In "ihrem" Freiberg versuchten die Wettiner mittels fiskalischer Unterstützung - z.B. beim Bau des Alten Tiefen Fürstenstollns ab 1348 - mit wechselndem Erfolg dem Niedergang gegenzusteuern. Andere Bergstädte - wie Bleiberg oder der Fürstenberg am Hohen Forst - gingen dagegen ganz ein und wurden wüst. 

 

Entwicklung des Bergamtsbezirkes vom 16. bis 19. Jahrhundert:

Am Ende des 15.Jahrhunderts begann dann mit den großen Silberfunden in Schneeberg (um 1470) ein neues "Berggeschrey" im obererzgebirgischen Kreis und eine zweite Blütezeit, deren zeitweise enorme Gewinne auch auf die anderen - älteren - Reviere ausstrahlten. 

Grundlegend für den Aufschwung war auch das inzwischen in den Händen reicher Kaufmannsfamilien angehäufte Kapital, das nach renditestarken Anlagemöglichkeiten suchte, diese im Handel mit den Kuxen fand - letztlich aber auch enorme technische Fortschritte ermöglichte. In Ehrenfriedersdorfer Revier wurde um 1525 das "Kunstgezeug" zur Wasserhebung erfunden, das das Vordringen in größere Tiefen erheblich erleichterte. 

In diese Zeit fallen aber auch bedeutende gesellschaftliche Umbrüche: Die Renaissance strahlte über die Alpen nach Norden aus; Ullrich Rülein von Calw und Adam Ries studierten und lehrten in dieser Zeit, der letzte Band der "Re Metallica" von Georgius Agricola erschien 1556. Nicht zu vergessen: Die Reformation. Luther predigte in Wittenberg und die Thüringer Bauern erhoben sich. Die sächsischen Landesherren lavierten in dieser komplizierten Zeit Anfang des 16.Jahrhunderts sehr geschickt - trotz der Querelen mit dem katholischen, habsburgischen Kaiserhaus gelangte 1531 die Kurwürde an die Albertinische Linie der Wettiner.  

Mit der sprunghaft steigenden Zahl von Revieren und Gruben, durch den Handel mit den Kuxen - aber auch aufgrund der Streitereien der Brüder Ernst und Albrecht um ihre Erbländereien (Leipziger Teilung 1485) wurde in dieser Zeit auch eine grundlegende Neuordnung des Bergwesens erforderlich. Ein einzelner Bergmeister - trotz der Beistellung von Richtern und Geschworenen - konnte ein ganzes Revier längst nicht mehr überblicken. Daher wurde das überlieferte Bergrecht mit der Annaberger Bergordnung (um 1500) neu gefaßt, an die veränderte Situation und die gesammelten Erfahrungen angepaßt, die einstige "Bannmeile" verworfen und die Bergamtsbezirke mit ihrem Beamtenapparat und einer regionalen Zuständigkeit geschaffen. Einer dieser Bergamtsbezirke wurde Freiberg. 

Die Zuständigkeit des kursächsischen Freiberger Bergamtes umfaßte in dieser Zeit etwa den Bereich zwischen Frankenberg im Westen, Siebenlehn im Norden, Naundorf im Osten und Frauenstein im Süden. Südwestlich grenzte es an die Bergämter Wolkenstein und Marienberg (1521), westlich an Geyer und Ehrenfriedersdorf (1466), südlich an Seiffen und Altenberg und östlich an Glashütte. 

Der Ertrag und die Bedeutung der einzelnen Reviere schwankte natürlich erheblich und einige verloren sehr schnell wieder an Bedeutung. Bereits im 18.Jahrhundert wurden die ersten Bergämter zusammengelegt (u.a. erloschen 1761 die schönburgischen Bergämter Elterlein, Scheibenberg und Oberwiesenthal und fielen an Annaberg). Im 19.Jahrhundert verschob der Braun- und Steinkohlenbergbau der Industriealisierung den Schwerpunkt des Bergbaus dann auch regional erheblich und es kam zu weiteren Neuordnungen. In dieser Zeit wurden zuerst Glashütte, Altenberg und Seiffen zum Bergamt Altenberg zusammengelegt, 1856 kam dieser erweiterte Bergamtsbezirk insgesamt an Freiberg. 

Von Bedeutung für das Montanwesen waren ferner die Schaffung des Oberhüttenamtes und später der "General-Schmelzadministration" als metallurgische Verwaltungsbehörden mit Sitz in Freiberg. Die Münze dagegen wurde von Freiberg nach Dresden verlegt. Heute werden in Halsbrücke wieder Rohlinge für die Prägung der Euros bearbeitet...  

Die kursächsischen Bergämter bestanden noch bis 1869. Mit der Verabschiedung des ersten Berggesetzes für das damalige Königreich Sachsen in diesem Jahr wurde der veraltete  Verwaltungsapparat aufgehoben. Dem verbliebenen "Landesbergamt" in Freiberg war jetzt nur noch die Verwaltung der Bergbau- Rechtstitel sowie die technische Überwachung des Bergwerksbetriebes übertragen. Es bestand unter diesem Namen weiter bis 1923 und wurde dann wieder in "Oberbergamt" umbenannt.  

Mit der Verwaltungsreform in der DDR wurde es zunächst in bezirksgebundene Bergbehörden zerlegt und besteht als Sächsisches Oberbergamt erneut seit 1990. 

 

Betrieblich- technische Entwicklung

Aus eigenen Gesprächserfahrungen heraus halte ich einige Bemerkungen zur technischen und  "betriebswirtschaftlichen" Entwicklung des Freiberger (und allgemein) sächsischen Montanwesens an dieser Stelle auch für angebracht. 

Zum einen sei hier festgehalten, daß natürlich jeder Bergbau und jeder Schacht an der Oberfläche - also "übertage" - ansetzt. Es ist deswegen aber noch lange kein "Tagebau". Unter anderen Klimabedingungen, in anderen Regionen und in anderer (Früh-) Zeit haben natürlich die Ägypter, Griechen oder Römer zyprische oder toskanische Kupfererze; oder die Kelten und Slawen Raseneisenerze in "echten" Tagebauen gewonnen. 

Das aber war hier vom 12.Jahrhundert an nicht mehr der Fall. Alle montanarchäologischen Untersuchungen (vgl. z.B. die Forschungsberichte über den "Treppenhauer" bei Frankenberg) zeigen eindeutig, daß man sofort im Tiefbau begann. Ausnahmen an großen Gangausbissen (Lorenz Gegentrum), im Gold- oder Zinnseifenbergbau belegen bekanntlich die Regel. 

Das hatte einen höchst einfachen Grund: Wir befinden uns hier in einer Mittelgebirgsregion im Westwindanstrom mit einem ausgesprochen humiden Klima. Es war schon schwierig genug, das ohnehin zulaufende Grundwasser aus den Gruben zu heben - wie aber hätte man zu dieser Zeit auch noch das Regenwasser aus einer offenen Grube schöpfen sollen ?!  Eine möglichst kleine Tagesöffnung - die man leicht abdecken konnte - war daher die naheliegendste Lösung. 

Eine andere, immer wieder gestellte Frage ist die nach dem "Eigenlöhner- Bergbau". Obwohl der Bergmann im späten Mittelalter aufgrund der Bedeutung seiner technischen Kenntnisse ein gefragter und daher auch privilegierter Fachmann - ein im Rechtsverständnis dieser Zeit "freier Mann" war - war er durchaus kein Einzelkämpfer. Auch hier zeigen die Erkundungsergebnisse an alten Bergwerksgebäuden, daß kaum eines "isoliert" für sich bestand. Schon die ältesten Schächte waren durch Querschläge verbunden, um sich Wetterführung, Wasserhebung und Förderung gegenseitig zu erleichtern. Die Spezialisierung des Einzelnen unter der Leitung des Bergmeisters in einem straff organisierten, genossenschaftlich geführten "Unternehmen" war wohl überhaupt das herausragende Kennzeichen des Montanwesens dieser Zeit.  

Das wurde mit der zunehmenden Technisierung ab dem 16.Jahrhundert noch viel mehr erforderlich. Tatsächlich tauchen - belegbare - Eigenlöhnergruben erst viel später auf: Besonders im 18. und 19.Jahrhundert versuchten zum einen die Stadträte, sich durch eigene Bergbauunternehmungen und Kommunzechen die Privilegien einer "Bergstadt" zu bewahren. Aber auch für viele einfache Leute war es schlicht erforderlich, sich mit einem "Nebenerwerbs- Bergbau" als Eigenlöhner in kleinen Gruben über das Winterhalbjahr ein Zubrot zu verschaffen. 

In größeren, ertragreichen Gruben dagegen verlief die Entwicklung andersherum und so, wie der Lauf der Geschichte allgemein erwartet wird: Aus den vielen kleinen Fund- und Maßgruben und Stollengewerkschaften konsolidierten nach und nach immer größere Gesellschaften. Im Freiberger Revier waren am Ende des 19.Jahrhunderts übriggeblieben:

  • Himmelfahrt Fundgrube (Zentralrevier Freiberg),
  • Himmelsfürst Fundgrube (Brand-Erbisdorf) und
  • Vereinigt Feld (Brand-Erbisdorf).

Diese "Fundgruben" trugen nur noch den Namen, waren aber im eigentlichen Sinne längst schon höchst "moderne" Aktien- und  Bergwerksgesellschaften. 

Das aber brachte bei allem Fortschritt auch ein neues Problem mit sich. Über Jahrhunderte wurde mit dem Freiberger Silber quasi "Geld" als Hauptprodukt gefördert. Dessen Wert als allgemeines Zahlungsmittel wurde natürlich so gut es ging stabil gehalten. Dafür sorgten auch Oberhüttenamt, später General-Schmelzadministration und nicht zuletzt die Prägeanstalten, die für den Metallgehalt der Münzen verantwortlich zeichneten. 

Bereits mit der zunehmend "kapitalistischen" Produktionsweise im ausgehenden Mittelalter tauchte aber auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage als Preiskriterium auf. Das schlug schon einmal um die Mitte des 14.Jahrhunderts zu, als aufgrund des Bevölkerungsschwunds infolge von Klimawandel und Epidemien die Nachfrage zusammenbrach. Es schlug erneut mit den Edelmetallimporten aus dem 1495 entdeckten Amerika zu und brach dem Silberpreis endgültig das Genick, als 1871 das Deutsche Reich gegründet wurde und man zur Reichsmark auf Goldbasis als Währungseinheit überging. Plötzlich war Silber nicht mehr "Geld", sondern nur noch "ein Metall"... In "Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte" von Wächtler/Wagenbreth (Hrsgb.) findet sich zur Entwicklung des Silberpreises die folgende Zusammenstellung.   

Daher wurde im Jahr 1913 der Freiberger Bergbau nach ungefähr 745 Jahren fast ununterbrochenen Betriebs das erste mal eingestellt. Bis auf die eine Grube "Alte Hoffnung" in Kleinvoigtsberg. 

Aber schon 1935 wurde die "Sachsenerz AG" gegründet, die zahlreiche alte Gruben wieder aufnahm. Auch in Freiberg, denn für die Akkus der U-Boote brauchte man jede Menge Blei. Als erste wurde die Beihilfe in Halsbrücke wiederaufgenommen, 1937 die Himmelfahrt Fundgrube. 

Nach dem Ende des Weltkrieges steckten zunächst die Offiziere der Wismutverwaltung ihre Geigerzähler in jedes offene Loch. Auch die Himmelfahrt wurde nur wenige Wochen nach Kriegsende wieder gesumpft. Man fand zwar hier kein Uran, nahm aber trotzdem bereits 1946 - zunächst unter Regie der damaligen SAG Wismut - den Erzabbau wieder auf. 1951 wurde dann der VEB Bleierzgruben gegründet und auch die Gruben Alte Hoffnung Gottes und Churprinz Friedrich August wurden wieder aufgenommen. 1961 wurde aus den erzgebirgischen  Hütten- und Bergbaubetrieben (Freiberg, Altenberg, Ehrenfriedersdorf) das VEB Bergbau- und Hüttenkombinat (BHK) "Albert Funk" gebildet. 

Noch bis 1969 wurde in Freiberg Blei- und Zinkerz gefördert und auf die Buntmetalle und zahlreiche Spurenelemente verhüttet, dann war wieder einmal Schluß. Das Kombinat leitete aber den Zinnbergbau der anderen Reviere und die Buntmetallverhüttung noch bis 1990. Mit der Wiedervereinigung schlug dann erneut der Weltmarktpreis über dem Autarkiestreben der DDR-Führung zusammen. 

Aus dem einstigen BHK ist in der Zwischenzeit auch die Saxonia- Stiftung hervorgegangen, die sich um die Bewahrung der bergmännischen Traditionen in der Region sehr verdient gemacht hat. Ob man nun aber demnächst die Freiberger Gruben wieder einmal anfährt - diesmal um die überall präsente Elektronik mit teuren Spurenmetallen, wie Indium und Germanium zu versorgen - das wird die Zukunft zeigen...